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Ultraleicht Trekking

Catenary Cut - Workshop


HAL23562

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Nachdem meine anderen Workshops doch auf recht reges Interesse gestoßen sind, hat mich dies motiviert, auch mal meine Erkenntnisse zum Thema Cat-Cut hier zusammenzufassen. Nicht mathematisch sondern mehr handwerklich pragmatisch. Das Thema ist nicht ganz neu aber vielleicht helfen meine Erkenntnisse und Methoden ja den Zelt- und Tarpnähern ein wenig.

 

HAL

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Vielen Dank auch von mir.

Die "Tiefe des Bauches" hängt natürlich vom verarbeiteten Stoff ab, insbesondere von Gewicht und Steife.

Allerdings scheint mir ein Punkt bei dir noch etwas unklar zu sein (jedenfalls nach meinem Verständnis des Kettenlinienschnitts): Die zu bearbeitende Naht muss für das Anzeichnen immer genau so an der Wand ausgerichtet werden, wie sie nachher auch beim fertigen Tarp/Zelt ausgerichtet sein soll. Am Beispiel eines einfachen A-Frame-Tarps: Werden beide Seiten gleich hoch abgespannt, muss auch die zu bearbeitende Stoffkante an der Wand waagerecht ausgerichtet sein. Ist dagegen geplant, dass Fußende des A-Frames tiefer als das Kopfende abzuspannen, so muss sich dieses Verhältnis auch bei der Ausrichtung der Stoffkante an der Wand wiederspiegeln. Und für den perfekten Aufbau ist man dann natürlich auch immer auf genau dieses Verhältnis festgelegt. Insbesondere bei weniger vielfältig aufbaubaren Behausungen, wie zB Tipi-Zeltformen, dürfte das freilich keine größere Einschränkung bedeuten.

Das war jetzt hoffentlich nicht zu wirr...

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Nö, ist gar nicht wirr! :-P

Wie Du aber selbst sagst, führen Optimierungen in Richtung bestimmter Aufbauformen zur Einschränkung der Universalität. Die ist aus meiner Sicht ja gerade bei einem Tarp der große Vorteil. Deshalb liebe ich die simplen Rechtecktarps. Ergo: Ich würde für mich eher den "normalen" Cat-Cut wählen - aber jeder halt nach seinem Geschmack und seinen Anforderungen.

Bezüglich extrem steifer oder schwerer Stoffe (sind ja auch nicht sooo UL-korrekt :mrgreen: ) habe ich keine Erfahrungen.

 

HAL

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Nicht mathematisch sondern mehr handwerklich pragmatisch.

Wieder eine schöne verständliche Anleitung von dir.

Ich habe auch zum ersten mal einen Cat-Cut angewendet, diesen aber mithilfe einer 2,20 m langen Holzleiste ermittelt. Der Vorteil ist, dass ich den Bogen sofort anzeichnen kann. Der Nachteil ist, dass ich bei den langen Seiten eine zweite Person zum festhalten brauche.

 

Grüße,

Magic

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Letzteres ist aber, aus Tragwerksplaner-Sicht gesprochen, die Biegelinie eines Trägers unter Einzellast, und die ist nicht identisch mit der Biegelinie unter Gleichlast. Bildlicher gesprochen: stell dir vor, dein Brett wäre ein Seil und du hängst eine Last in der Mitte an, da kriegst du keine Kettenlinie, sondern zwei gerade Linien (ganz korrekt: zwei kurze Kettenlinie mit minimalem Durchhang).

Anders gesagt: das Ergebnis der Kettenlinie bei der Brett-Methode hängt von der Last und der Dicke und den Materialeigenschaften des Bretts ab.

Aber zugegeben, als erste Näherung könnte es funktionieren, ich finde aber die Gardinenschnur-Lösung besser.

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So, jetzt habe ich doch noch eine Frage... die Schnur nimmst du nur zum einzeichnen des Bogens, den Punkt der Tiefsten Auslenkung bestimmst du aber per Faustformel? Weil sonst der Verlauf der Linie ja von der Spannung der Schnur abhinge :o

(Ich bin bei der Thematik völlig unbefleckt, entschuldige wenn das eine Triviale Frage ist...^^)

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Letzteres ist aber, aus Tragwerksplaner-Sicht gesprochen, die Biegelinie eines Trägers unter Einzellast, und die ist nicht identisch mit der Biegelinie unter Gleichlast. Bildlicher gesprochen: stell dir vor, dein Brett wäre ein Seil und du hängst eine Last in der Mitte an, da kriegst du keine Kettenlinie, sondern zwei gerade Linien (ganz korrekt: zwei kurze Kettenlinie mit minimalem Durchhang).

Anders gesagt: das Ergebnis der Kettenlinie bei der Brett-Methode hängt von der Last und der Dicke und den Materialeigenschaften des Bretts ab.

Aber zugegeben, als erste Näherung könnte es funktionieren, ich finde aber die Gardinenschnur-Lösung besser.

Mag sein, dass das aus der Sicht eines Konstrukteurs nicht korrekt ist, aber es funktioniert ;)

Und einfacher geht es nicht...

Btw, ich bin von einem Katenoiden abgekommen und arbeite nur noch mit perfekten Bögen. Die Ergebnisse dadurch sind in Verbindung mit Chikara besser

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Hallo HAL,

 

ich habe auch noch eine Verständnisfrage zu Deiner sehr anschaulichen Anleitung. Und zwar betrifft es die Nahtzugabe. Verstehe ich es richtig, dass diese am Ende wieder eingezeichnet wird, wenn die Linie für den Cat-Cut gezeichnet und der Stoff entsprechend abgeschnitten wurde? Die tatsächlichen Maße des Teils werden dann also etwas kleiner als ursprünglich geplant?

 

Wenn man dann an allen drei Seiten Deines Beispiels den Cat-Cut anwendet - wie stoßen die Ecken zwischen den Seitennähten und dem Saum zusammen? Passt das dann mit einer Nahtzugabe noch? Kommt mir sehr eng vor...vielleicht hast Du das Packpapier ja noch und kannst wenigstens den Cat-Cut am Saum und die finalen Nahtzugaben nochmal einzeichnen?

 

Würde mir als Nähanfänger sehr helfen :mrgreen:

 

Katrin

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Hallo Katrin,

 

wenn ich meine Schnittmuster fertige, dann zeichne ich die Nahtzugaben eigentlich nur mit ein, damit ich sofort sehen kann, dass ich sie auch nicht vergessen habe. Die endgültigen Maße der Schnittmuster habe ich vorher schon im Kopf. Insofern gehe ich etwas anders vor als nachfolgend beschrieben.

 

Da der Cat-Cut am Anfangs- und am Endpunkt genau auf der Kante des Schnittmusters liegt, ändert sich auch genau an diesen Punkten  bezüglich der Nahtzugabe überhaupt nichts.

Zwischen diesen Punkten wird allerdings die vorher noch gerade Kante inklusive der Nahtzugabe mittels Cat-Cut sozusagen "eingebeult". Würdest Du die Nahtzugabe entlang des Bogens auf dem Foto wieder einzeichnen wird sie bei Anfangs- und Endpunkt genau auf die ursprüngliche Nahtzugabe treffen.

Die Länge der Strecke zwischen Anfangs- und Endpunkt ist also gleich geblieben. Auf dem Bogen gemessen ist sie natürlich länger. Die Fläche ist allerdings um die durch den Bogen abgschnittene Fläche kleiner.

 

Das Packpapier habe ich leider nicht mehr. Derartige Schnittmuster zu fertigen ist aber relativ einfach.

Beispiel Segment fürs Pyramidenzelt: Du zeichnest das gleichschenkelige Dreieck entsprechend der geplanten Maße, fügst an den Schenkeln die Nahtzugabe hinzu und an der Basis die Zugabe für den Saum. Das Schnittmuster für des Segment ohne Cat-Cut ist damit fertig. Sofern kein Cat-Cut vorgesehen ist, kann es ausgeschnitten werden.

Für den Cat-Cut werden als erstes Anfangs- und Endpunkt festgelegt. Bei den Schenkeln wird dazu an der Spitze links und rechts das Lot zur Kante der jeweiligen Nahtzugabe gefällt, An den Basisecken links und rechts analog.

Auch beim Saum erfolgt dies analog links und rechts zur Kante der Saumzugabe. Dann noch die gewünschten Bogentiefen bei den Mitten einzeichnen (schau Die noch mal die Detailfotos im Workshop an, die zeigen dies alles recht genau). Der Rest wie im Workshop beschrieben.

 

Ich hoffe, dass hilft Dir ein wenig weiter. Es ist zwar alles ganz einfach anzuwenden aber leider etwas kniffelig zu beschreiben.

 

Hal

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  • 11 Monate später...

Da ich mich wieder damit beschäftige, kommt eine neue Frage auf:

Die meisten hier zeichnen die Kettenlinien auf den flach ausgebreiteten Elementen ein, ganz wie in HALs Anleitung. Später stehen diese Elemente aber in einem irgendwie gearteten Winkel im Raum (bsp. eine Tarpwand im 45° Winkel im A-Frame) und die Kräfte wirken auf die Kanten auch in einem Entsprechenden Winkel. Heißt, "korrekt" wäre die Katenoide nur wenn das Tarpelement anschließend genau senkrecht stünde, statt angewinkelt. Oder spielt das in der Praxis keine Rolle?

Mal eine kurze Zeichnung:56d32055e757d_Bildschirmfoto2016-02-28um

 

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  • 10 Monate später...

Interessiert Euch vielleicht: Herstellung einer 1a cc Schablone.

Ich hatte noch ein 250cm Richtscheit aka Alulatte herumliegen, die gibt es im Baumarkt. Dazu habe ich ein 15mmx15mm Alu Vierkantprofil der selben Länge erworben. Man legt beides nebeneinander, und klebt die Enden mit tape zusammen, ich habe Paketband genommen. Jetzt kann man ein kleines Objekt (Würfel, Stiftkappe, Snickers...), welches die Größe der gewünschen cc Tiefe auf 250cm hochgeschätzt hat (3cm cc auf 125cm = ca.6cm auf 250cm) zwischen die Teile klemmen.

Das Richtscheit bleibt gerade, das Vierkantprofil biegt sich schön schmusi, und man kann wie mit einem normalen Lineal damit hantieren.

Wenn man den Abstandhalter nicht in die Mitte klemmt, kann man auch unregelmäßige wassauchimmers damit anzeichnen. Sind ja weder Kettenlinien noch Bögen, funzt aber trotzdem super.

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Die Anleitung von Dir, HAL und der Aluprofil-Tip von Dir, Florian, macht es wirklich easy...
Bin ja nach den ganzen Si-Nylon-Tarps usw mit Einem aus Cuben am liebaeugeln und da muss man ja wirklich damit arbeiten im Gegensatz zum Si-Nylon...

Wobei ich bei der Alulatte mir lieber schnell 2 Gurtbandschlaufen naehen wuerde, um Diese verschieben zu koennen.

@Freierfall
Vielleicht mache ich ja einen Denkfehler, aber der Cat-Cut wirkt doch sozusagen in Richtung der Flaeche, um Diese plan zu ziehen, die Kraft wirkt doch ueber die First, evtl Seitennaehte und die Bodenheringe, das wirkt doch alles sozusagen horizontal auf der Flaeche, die Gravitation hat doch damit nix zu tun. Du ziehst doch sozusagen mit hoeherer Kraft die Flaeche plan, damit der Stoff nicht im Wind flattern kann.

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Ich hab mal einen Kettenlinien-PDF-Generator gemacht (für meine Bridge-Hammock). Vielleicht ist das ja was für den einen oder die andere:

http://wunderwuzi.net/catenary

Man gibt die Distanz und den Sag ein, außerdem auf welches Papierformat gedruckt werden soll und bekommt ein PDF, welches, ausgedruckt und genau an den Papierkanten verklebt, die gewünschte Schablone ergibt. Je nach Drucker muss man halt an den Rändern etwas mit der Hand nachzeichnen.

 /erik

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  • 3 Wochen später...

Mal eine Frage, wie handhabt ihr das denn am Reißverschluss? Genau so? Also an beiden Seiten eine Kurve rein? Habe da irgendwie eine große Belastung auf den Reißverschluss in Querbelastung vor Augen?

Und noch was, wie würdet ihr das zum Beispiel in dem Fall hier (nicht mein Bild)machen, wenn die Naht zu einem Teil aus Reißer besteht? Die Mühe machen und quasi als ganzes betrachten oder einfach für beide Teilabschnitte die Kurve berechnen?

Grüße

Bearbeitet von nassersand
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Ja, genau so! An beiden Seiten CatCut. Die Querbelastung verteilt sich idealerweise über die Reißverschlusslänge. Ich habe bisher nie Probleme damit gehabt.

Bei Deinem Beispiel scheint auf dem Saum gut Zug zu liegen. Da würde ich am Saum eine kleine Zugentlastung mittels Haken/Schlaufe anbringen und die vor dem Schließen des RV zuhaken, bzw. nach dem Öffnen des RV aufhaken. Ansonsten sehe ich kein Problem mit dem RV.

HAL

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Danke dir. Dann starte ich bald mal mein nächstes Projekt.

Ich glaube, man kann das auf dem Bild nicht erkennen. Das ist das Tramplite-Shelter von Colin Ibbotson. Die "Zuglinie" ist im oberen Teil vernäht und dann per Reißverschluss verbunden. Hier ist ein hoffentlich besseres Bild. Meine Frage ist jetzt, ob man an beiden Teilen (unterer Reißverschluss-Teil und obere Kappnaht) einen einzigen CatCut zieht, also eine Kurve für beide Teile oder für beide Teile jeweils einen?

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Ich habe vor einigen Tagen eine Software namens Valentina gefunden. Die Webseite verspricht etwas viel aber in den neueren Versionen kann man darin wirklich gut Schnittmuster mahlen und CatCuts sind damit in etwa 5 Klicks fertig.

Ein Problem ist sicherlich, das man einen Plotter braucht aber den hat zur Not auch jeder bessere Copyshop.

 

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  • 2 Wochen später...

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