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Ultraleicht Trekking

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  1. JanF

    Sierra High Route 2018

    Bei mir kam in den letzten Tagen das Bedürfnis auf, meine diesjährige Tour in der Sierra Nevada, über die Sierra High Route in Südrichtung und die Southern Sierra High Route, doch noch irgendwie schriftlich festzuhalten. Ich habe heute damit begonnen und werde die Ergebnisse hier einstellen. Auch wenn der Bericht eher eine Dokumentation ist und außerdem mangels Fotos vielleicht nicht ganz so packend sein wird, mag es dennoch für den einen oder anderen von Interesse sein. Fragen zu dem Weg hätten dann auch einen vernünftigen Platz. Die Skurka-Karten, die ich benutzt habe, werde ich wohl nicht einstellen dürfen, dafür hänge ich aber Google-Earth-Dateien an. Diese stellen den Weg eher schematisch da, sind also keine Logs meiner tatsächlich gelaufenen Route. Ich hatte sie aber so auch auf der Tour dabei und sie haben zur Orientierung gereicht. Ich persönlich finde es immer sehr schön, wenn man Berichte irgendwie nachverfolgen kann. Meine Packliste: https://www.geargrams.com/list?id=45894 GE-Datei des ersten Kapitels: 01TwinLks-Tuolomne.kmz Tag 0 (8. August 2018): Reno-Horse Creek Ich übernachte in einem Hotel am Reno Airport. Am nächsten Morgen vertreibe ich mir am Airport die Zeit, frühstücke Nachos mit Käsesoße und suche die Haltestelle des Busses, die nirgendwo ausgeschildert ist. Irgendwann treffen andere Wanderer ein und wir stehen tatsächlich richtig. Beim Gepäckeinladen sind einige HMG- und ULA-Rucksäcke vertreten. Ich frage den Busfahrer, ob er mich etwas südlich von Bridgeport am Ranger’s Office rauslassen kann, was er bejaht. Obwohl wir in Bridgeport länger Pause machen, da ein Betrunkener, der sich im Bus entblößt hat, von der Polizei abgeholt wird, erreiche ich rechtzeitig vor Ladenschluss das Ranger’s Office. Dort händigt man mir mein Permit aus, ich werde nichts gefragt, über nichts instruiert und muss auch meinen Bärenkanister nicht vorzeigen. Ich latsche zur Abzweigung Richtung Twin Lakes, halte den Daumen raus und werde schnell mitgenommen. Am Campground Twin Lakes ziehe ich meine Wanderklamotten an, sortiere Müll aus und finde recht schnell den richtigen Weg den Horse Creek entlang. Der Weg ist gut ausgebaut, ich komme trotz der Steigung zügig voran. Als es langsam anfängt zu dämmern, bin ich aber in recht unwegsamem Gelände, außerdem ist mir die ganze Bärensituation noch nicht geheuer. Da ich auf der anderen Seite des Baches einen großen, flachen Felsblock sehe, der sich als Nachtlager eignet, furte ich den Horse Creek, was sich aufgrund der Strömung, von Felsen und des Uferbewuchses als gar nicht so leicht herausstellt, deponiere meinen Bärenkanister und breite meine Isomatte aus. Da ich vermutet habe, hin und wieder auf Stein campieren zu müssen, habe ich extra auf EVA-Matten gesetzt. Die Nacht verläuft an sich ruhig, nur hin und wieder höre ich mir unheimliche Geräusche, die gelegentlich einen „Hey, Bär“-Ruf meinerseits provozieren. Tag 1: bis Shepherd Lake Ich bin früh auf den Beinen, quere den Horse Creek wieder und steige weiter Richtung Horse Creek Pass. Gelegentlich sieht man Steinmännchen, denen ich erst folge, bald schere ich mich aber nicht mehr darum, wenn ich sie verliere. Von oben sehe ich ein Zeltlager ganz in der Nähe meines Übernachtungsplatzes, das dürfte die nächtlichen Geräusche erklären. Ich gehe davon aus, dass sie den Matterhorn Peak besteigen, dafür dürften auch die Steinmännchen sein. Kurz vor dem Pass treffe ich ein Paar, die gerade in den letzten Zügen ihrer SHR-Thruhikes sind, und euphorisch sind, mich zu sehen. Ich bin der einzige SHRler, den sie getroffen haben, und sie haben wohl seit 3 Tagen niemanden mehr gesehen. Da sie Gossamer-Gear-Rucksäcke tragen, folgt heftiger Geartalk und wir tauschen E-Mail-Adressen aus. Dann geht es weiter, der Horse Creek Pass ist schnell erklommen, dahinter breitet sich ein herrlich üppiges Tal aus, das so auch in Lappland sein könnte. Ich steige es weglos hinab, bis es links zum Anstieg auf den Stanton Pass geht. Ich nutze die Skurka-Karte und habe mit Kugelschreiber vermerkt, dass man sich laut Roper-Buch hier eher rechts halten soll. Als ich in der Nähe der Passhöhe bin, entscheide ich mich dennoch dafür, links hochzusteigen, das sieht schlicht einfacher aus, und selbst da ist es schon Kletterei. Oben angekommen, bin ich dann natürlich deutlich zu weit links, hier ist es sehr steil und ich muss erst mal nach rechts queren, um runterzukommen. Das geht dann einigermaßen, auch dank Büschen, an denen ich mich festhalten kann. Unten angekommen, sieht man sehr klar, wo man von hier langgemusst hätte: An den Punkt des Passes, an dem ich rauskam, würde man von hier im Leben nicht aufsteigen. Ich habe ziemliche Kopfschmerzen, das passiert bei mir öfter am ersten Tag einer Wanderung, zudem habe ich wenig getrunken. Ich setze mich erst mal an einen Bach und trinke anderthalb Liter Wasser, dabei bemerke ich, dass ich eine blutige Kruste in meiner Nase habe. Unschön. Ich fürchte, dass das an der Höhe liegt, nehme erst mal eine Ibuprofen und mache mir keine Sorgen. Der Weg zum Soldier Lake ist leicht zu finden und hübsch, und der Abstieg in den Virginia Canyon schnell geschafft. Der ist leider extrem dicht bewachsen und die Querung desselben stellt sich als recht schwer heraus, weshalb ich das GPS zu Hilfe nehme. Von der anderen Seite kommend, hätte man einen markanten Gipfel als Orientierungspunkt, das fehlt mir hier. Ich denke sowieso öfter auf der Tour, dass die markanten Landmarken in Süd-Nord-Richtung oft besser zu finden sind, das mag aber auch Einbildung sein. Um ca. fünf Uhr bin ich am Shepherd Lake, die Kopfschmerzen sind nicht besser geworden, und ich denke, dass es Sinn macht, den Tag hier zu beenden, um eine eventuelle Höhenkrankheit ein wenig auszukurieren. Ich finde eine einigermaßen gute Campstelle mit Schatten (es war den ganzen Tag über sehr heiß), und döse ein wenig vor dem Zelt und höre ein Hörbuch, bis es dunkel wird und ich mich ins Zelt verkrieche. Tag 2: bis Rafferty Creek (1 h nördlich von Tuolomne Pass) Ich bin am nächsten Morgen wie immer früh wach und gehe zum Bach, um Wasser zu holen. Da steht ein Mensch! Wir kommen natürlich ins Gespräch, er und sein Freund laufen die Sierra High Route von Red’s Meadow bis zum Ende und werden das in insgesamt 8 Tagen schaffen. Ich erzähle von meinem Unwohlsein und kriege 4 Aspirin und irgendwas gegen Höhenkrankheit. Dann mache ich mich an den Aufstieg zum Sky Pilot Col. Der ist nicht gerade direkt, da der Weg immer wieder von Moränenhügeln versperrt wird, ansonsten aber technisch nicht allzu schwierig. Auf der anderen Seite geht es durch Sand rutschend direkt bergab. Bald folgt der Aufstieg auf den Ostgrat des Mount Conness, der, zumindest auf meiner Route, einige Kletterstellen bereithält, ohne dass man genau weiß, ob man am Ende auch da auskommt, wo man hinwill. Die Kopfschmerzen sind zwar besser, aber lauern immer noch im Hinterkopf, was das Ganze auch nicht unstressiger macht. Die Nase ist immer noch voller trockenem Blut. Als ich oben angelangt bin, ist der Abstieg auch nicht gerade einfach und verlangt wieder volle Konzentration. Auch der folgende Anstieg zum Spuller Lake ist kein Kinderspiel, aber doch deutlich leichter als der Mount-Conness-Ostgrat. Insgesamt laufe ich seit Stunden durch Gelände, das an sich nicht überfordernd ist, aber ohne Unterlass Konzentration verlangt, was mich ein wenig schlaucht. Die Querung vom Spuller Lake zur Great Sierra Mine ist – in meine Richtung – nicht einfach von der Navigation, ich will gar nicht lange rumprobieren und folge meinem GPS (also einer schwarzen Linie auf grauem Grund und meiner Position in Relation dazu). Der Weg von hier nach Tuolomne Meadows ist dann größtenteils auf einem Weg und einfach. An TM angekommen will ich Aspirin kaufen und zu Hause anrufen, am Campingplatz ist beides nicht möglich. Ich trampe zum Post Office, auch dort gibt es weder Empfang noch Aspirin (ich selbst habe nur Ibuprofen dabei und hatte das Gefühl, dass Aspirin etwas besser wirkt). Gut, also wieder zurück auf den Trail, und ich laufe noch ca. 3 Stunden in Richtung Tuolomne Pass. Es gibt nirgendwo Wasser, alle Bachläufe sind ausgetrocknet. Irgendwann entdecke ich ein kleines Rinnsal, dessen Wasser trinkbar aussieht, fülle meine Flaschen auf und errichte das Zelt. Die folgende Nacht war die schlimmste der Tour, ich hatte teilweise richtige Atemnot. Langsam glaube ich, dass das nichts mit der Höhe zu tun hat: Ich bin hier deutlich unter der Baumgrenze, dafür ist es offensichtlich sehr trocken und ich bin sehr nah am großen Feuer weiter westlich und dessen Rauch.
    4 Punkte
  2. Mordrag61

    Vorstellungsthread

    Ich wohne auch in Erlangen und arbeite auch als Wissenschaftler da
    2 Punkte
  3. JanF

    Sierra High Route 2018

    GE-Datei des zweiten Teils: 02Tuolomne-Devils.kmz Tag 3: bis Bench-Canyon Weiter geht es auf gutem Weg hoch zum Tuolomne Pass, am Vogelsang-Camp vorbei, wo es endlich wieder üppig Wasser gibt. Dann geht es stundenlang am Lewis Creek entlang, auf einem netten Pfad. Hier treffe ich zwei junge ULer, die einen Teil der SHR gehen, aber nur als Stück einer viel größeren Route, auf der sie jede Menge (ich glaube, 72) weglose Pässe überqueren wollen. Selbst die JMT-Pässe, über die auch die SHR geht, haben sie ausgelassen und sind stattdessen weglose Alternativen gegangen. Die beiden erkennen meinen Rucksack, da sie die erste PCT-Yoyo-Frau, die auch mit nem Laufburschen unterwegs war, bei ihrer damaligen Tour getroffen hatten. Die beiden sind zügig unterwegs, machen aber viele Stops in Städten, um ausgiebig Bier zu trinken. Jedenfalls versichern sie mir, dass ich es bei meinem Tempo am nächsten Tag bis nach Red’s Meadows schaffen würde. Weiter geht’s auf dem Pfad, bis man ihn nach links aufsteigend verlassen muss. Wieder ein eher unübersichtliches Stück, auf dem ich für eine halbe Stunde das GPS zur Hand nehme, bis der Blue Lake Pass zu erkennen ist. Der ist recht schnell erklommen, auf der anderenen Seite liegt ein schöner Canyon, dem ich noch ca. 2 Stunden nach unten folge, bis ich mein Zelt an einer herrlichen und einsamen Stelle aufschlage. Tag 4: bis Red’s Meadows Nachdem mir die beiden Herren gestern erzählt haben, dass ich es heute bis Red’s Meadows schaffen würde, geht das nicht mehr so recht aus meinem Kopf. Auf der einen Seite ist es mir ziemlich egal, ob ich am Abend des 4. oder am Morgen des 5. Tages da ankomme. Auf der anderen Seite würde es das Ganze etwas entspannter machen, da heute Abend anzukommen: Ich hatte vorher festgelegt, dass ich am 5. Tag ankommen müsste, um im Gesamtzeitplan zu bleiben, das um einen Tag zu unterbieten, hätte was Beruhigendes. Auch könnte ich meinen Resupply etwas entspannter angehen, und ich würde ein Abendessen aus meinem Proviant einsparen können (ich hatte am Anfang Essen für 12 Tage dabei und wollte bei Red’s wieder auf 12 aufstocken, um damit dann bis zum Ende zu kommen). Das Stück hinter Red’s Meadow, das das längste ohne Wasser der ganzen Route sein soll, könnte ich zudem in den kühleren Morgenstunden angehen. Den Rest des Tages motiviere ich mich dann außerdem damit, dass es in dem „Resort“ Fast Food und ein günstiges Bett geben dürfte … Gut, ich starte jedenfalls früh und quere den Hang hoch. Bald merke ich, dass ich nicht richtig bin, auf Zurücklaufen habe ich keine Lust, also gehe ich den direkten Weg zu dem nächsten Routenpunkt auf meinem GPS, was sich natürlich als recht abenteuerlich erweist. Irgendwann bin ich dann aber doch an den Twin Island Lakes, ich habe aber gut Zeit verloren. Das nächste Stück bezeichnet Skurka als „tricky“, was er sonst nie macht, ich überlege gar nicht lange und benutze das GPS. Am Ende gibt es aber teilweise einen sich immer wieder verlierenden Trampelpfad und die Navigation ist gar nicht so schwierig. Der Aufstieg ist dennoch recht lang, und ich bin froh, als ich am Lake Catherine ankomme. Ich mache eine Pause (meine „langen“ Pausen auf dieser Tour dauern so 10 Minuten und sind dadurch charakterisiert, dass ich den Rucksack absetze), dann geht’s runter Richtung Thousand Island Lakes. Hier sieht man wieder den einen oder anderen Menschen, es gibt einen klaren Trampelpfad und ich habe irgendwie das Gefühl, dass der Rest des Tages ein Kinderspiel wird. In der Nähe des Lake Ediza verbringe ich aber relativ lange Zeit mit der Navigation, der kleine Hubbel in der Karte sieht in der Realität deutlich höher und steiler aus, und ich weiß nicht wirklich, ob ich hier richtig bin. Ich sehe den Lake Ediza und könnte da hinlaufen und dem Pfad in meine Richtung folgen, aber irgendwie will ich auf der „echten“ Route bleiben. Als ich dann endlich am Iceberg Lake bin, bin ich jedenfalls genervt, das sollte hier doch alles einfacher sein! Wenigstens führt ein klarer Pfad Richtung Iceberg Lake Pass … der dann aber zwischen zwei Schneefeldern verschwindet. Auf die in der Karte eingezeichneten Wege kann man sich offensichtlich nicht verlassen. Ich quere den Hang also weglos, bis ich 2 Meter über mir etwas sehe, das ein Pfad zu sein scheint, und versuche, in dem losen Geröll dorthin zu gelangen. Ich stemme die Trekkingstöcke über mir tief in das Geröll, ziehe mich hoch und – rutsche ab. Den rechten Stock bricht es sauber durch. Ich komme auf den Pfad und ärgere mich erst einmal tierisch. Ich merke recht schnell, dass das halb so tragisch ist, ich bin kurz vor Red’s Meadows, entweder kriege ich dort einen neuen oder im nahe gelegenen Mammoth Lakes, aber dass das passiert ist, regt mich dennoch auf. Ich bin mir übrigens sicher, dass der Stock ganz geblieben wäre, wenn ich den Pass wie einen weglosen angegangen wäre … Gut, es geht dennoch weiter, um den Cecile Lake gibt es einen klaren Trampelpfad, auf dem ich zügig vorankomme. Der stoppt leider kurz vor dem Abstieg zu den Minaret Lakes. Dort stehe ich recht bald vor einem ca. 3 m tiefen Absatz. Das kann hier unmöglich der Weg sein, diese Schwierigkeit hätte Roper sicher beschrieben! Ich habe aber jetzt wirklich keine Lust mehr, hier groß rumzusuchen, werfe meinen Stock runter und kletter hinterher. Das war jetzt nicht lebensgefährlich, aber dass ich mir bei nem Absturz was gebrochen hätte, halte ich für nicht ganz unwahrscheinlich. Nunja, war auf jeden Fall recht heikel, und mein Rucksack hat eine kleine Schramme am (verstärkten) Boden abbekommen, aber wenigstens hat sich der Besuch der teuren Boulderhalle in der letzten Zeit gelohnt. Und irgendwie war ich mir halt doch sicher, dass ich da heil runterkomme. An den Minaret Lakes weiche ich das einzige Mal von der „Normalroute“ ab: Der Becks’s Lakes Trail ist wegen eines sehr nahen Feuers gesperrt. Ich hatte das schon vor der Abreise gelesen, und auch Leute gefragt, ob das noch aktuell ist. Von meiner Idee, den einfach trotzdem zu gehen, rieten mir die Wanderer gestern ab: Auf dumm zu machen, würde ihrer Meinung nach nicht funktionieren. Da die Feuersituation momentan sehr angespannt ist und ich immer mal wieder Gespräche gehört habe, in denen von „Apokalypse“ und so zu hören war, gehe ich auch nicht davon aus, auf allzu viel Toleranz zu stoßen, wenn man die Löscharbeiten irgendwie stören könnte, zumal der gesperrte Weg direkt am Ranger’s Office endet. Am Ende fürchte ich, dass man mir mein Permit abnimmt, wenn ich entdeckt werde, und entscheide mich also, den Pfad von Minaret Lakes nach Red’s zu nehmen und damit einen weglosen Pass auszulassen. Ich habe noch 3 Stunden, bis es dunkel wird, und gehe sehr zügig. Zwischendurch verliere ich noch meine Uhr, das ist jetzt aber auch egal. Ich komme zur Dämmerung in Red’s Meadows an, die Hütten, in denen man schlafen könnte, sind geschlossen, der Laden natürlich auch. Der Zeltplatz ist ein staubiges Stück plattgetretener Erde, nicht mal waschen kann man sich, da der Wasserhahn in der Toilette nur läuft, wenn man ihn mit einer Hand festhält. Nun, ich baue mein Zelt auf, was bei dem harten Boden, in der Dunkelheit und mit nur einem Stock nicht so einfach ist, und setze mich zu zwei Wanderern an ihr Lagerfeuer. Die weisen mich auf eine prall gefüllte Hiker’s Box hin. Außerdem haben sie zwei Leute getroffen, deren dritter Mann nicht aufgetaucht ist, und von denen jede Menge Proviant erhalten, den sie mir geben. Unter anderem ca. 20 Clif-Bars. Meine Laune hebt sich schlagartig, ich mach mir noch ein Reisgericht aus der Box warm, unterhalte mich ein bisschen und gehe dann schlafen.
    2 Punkte
  4. Auch ich war Anfang Oktober 2018 auf dem Rheinsteig unterwegs und wollte für drei Tage eine kleine Tour von Kestert über St. Goarshausen und Kaub nach Lorch unternehmen. An- und Abreise erfolgten mit der Bahn und verliefen problemlos (ein großer Vorteil des Rheinsteigs). Direkt am ersten Tag übertrieb ich es etwas mit der Geschwindigkeit und Strecke (Etappe 1 + etwa ein Drittel von Etappe 2 mit den zwei stärksten Anstiegen). Mein linkes Knie tat abends ziemlich weh und auch an ruhigen Schlaf war nicht zu denken aufgrund der Knieschmerzen. Also entschied ich mich, spontan die Tourlänge anzupassen, je nachdem wie es mir am zweiten Tag gehen würde. Ich merkte das Knie am folgenden Morgen nicht mehr so stark, jedoch war es auch noch nicht ganz fit und somit teilte ich die zweite Etappe noch einmal in zwei entspannte Teiletappen ein und beendete die Tour bereits in Kaub. Im Nachhinein hat sich die Entscheidung als gut herausgestellt, denn das Knie ist schon wieder fit. Habe schon häufiger von bleibenden Problemen wegen solchen Schmerzen und dem Ignorieren eben dieser gehört. Deshalb bin ich da lieber vorsichtig. Und da das Wetter einfach nur klasse war (Sonne pur) konnte ich die Zeit auch so sehr gut an den diversen schönen Aussichten, bei einem Glas Federweißer mit Zwiebelkuchen sowie in der Hängematte genießen. Super war, dass mir beim ersten Wasser für das Frühstück kochen auffiel, dass ich meinen Topfständer nicht dabei hatte. Also hieß es: Topf über die Flamme halten. Ging auch irgendwie... Leider habe ich den Topfständer bisher nicht wieder gefunden... Da ich mich noch in der UL-Transformation befinde und z. B. noch keinen leichten Rucksack besitze und zusätzlich sicherheitshalber mein Winterequipment mitgenommen habe (tauglich bis ca. -6 Grad Celsius), lag mein Basisgewicht bei etwa 6,2 Kg. Das Winterequipment (entsprechend warmes Top- und Underquilt) haben sich definitiv bewährt. Insbesondere bei dem starken Frühnebel war es doch um die Morgenstunden sehr frisch und so lag ich immer schön warm. Das Tarp hätte ich mir komplett sparen können. Ich habe es kein Mal aufgehängt und es hat auch keinen Tropfen geregnet. Ich merkte schnell, dass mir das Basisgewicht zusammen mit den 2 Litern Wasser und etwa 1,5 Kg Snacks und Frühstück etwas zu viel war um wirklich entspannt die zahlreichen Anstiege zu erklimmen. Umso schöner war es, je leerer der Rucksack wurde - aber das kennt ihr sicher auch. Das Wasser habe ich am Abend des ersten Tages bei meinem Restaurantbesuch aufgefüllt und dann noch einmal am dritten Tag ebenfalls in einem Restaurant für die Heimfahrt. Das hat super geklappt und die lokale Tourismuswirtschaft habe ich mit meinem Restaurantbesuch auch unterstützt. Toll fand ich, dass teilweise neben den regulären Wegen auch "gefährlichere" Wege mit erforderlicher Trittsicherheit als Alternativen ausgeschildert waren. Es gab sogar einige Klettersteige, die man anstelle des normalen Weges nutzen konnte. Allgemein finde ich das milde, mediterrane Klima dort genial und auch die daran angepasste Flora und Fauna (viele Eichen, Weinreben, die Schieferformationen, diverse noch jetzt sommerlich zirpende Grillenarten, Fledermäuse die Nachts auch unter meiner Hängematte her flatterten, Echsen etc.). Der nächtliche Zug- und Autolärm war für mich nicht so störend. Anbei noch ein paar Impressionen von der Tour: Am zweiten Tag war viel Zeit, um das linke Knie auszuruhen und die Sonne zu genießen. Genialer Frühnebel, der über dem gesamten Rheintal lag. Ein faszinierender Anblick, insbesondere wenn er sich dann gegen 10 Uhr langsam auflöste.
    1 Punkt
  5. DonCamino

    Jakobsweg

    Hallo Bea1967, ich wünsche Dir schon heute den besten Weg und die beste Erfahrung Deines Lebens! Ich liebe Jakobswege. Ich würde kein Zelt mitnehmen. Weil ich neben meinem Meditativen Gehen auch die Pilgergemeinschaft erleben will. Wege gibt es so viele. Meine Vorredner haben ja schon durch Fragen und Kommentare viele Möglichkeiten umrissen. Easy going ist jeder Weg bei Nutzung der Unterkünfte. Vielleicht etwas platt: Sportliche Menschen gehen den Norte, sehr gesellige den Frances, welche mit sehr wenig Zeit den Portugues ab Porto oder andere Kurzetappen, Weitgeher, die Ruhe suchen, die Via de la Plata. Ich würde nirgendwo zelten. Schau, dass Du für Deinen allerersten großen Weg? erst mal unter 6 oder 5 kg bleibst und keine Schrankwand auf dem Rücken mit Dir rumschleppst. Brauchst ja noch etwas zu Essen und Wasser. Weniger Startgewicht ist besser. Alle Fragen, die hier https://www.caminodesantiago.me/ bezüglich Ausrüstung https://www.caminodesantiago.me/community/forums/equipment-questions.30/ diskutiert werden, bekommst Du hier im Forum extrem viel professioneller beantwortet. Schau jedoch das Pilgerforum für tausend super und viele aktuelle Tipps zu den einzelnen Wegen durch. Sehr hilfreich. Lass Dir keinen (meist viel zu schweren) Massenmarkt-Rucksack im nächsten Sportgeschäft ohne oder mit schlechter Beratung andrehen, der Dir dann auch noch nicht passt! Und wie jeder hier rät: der Rucksack steht am Ende, wenn Du weißt, was Du alles mitnimmst. Dann weißt Du, wie groß und mit welcher Tragkraft der sein sollte. Bon Camino / Bom Caminho 2019, Bea! DonCamino Meine Packliste ist nicht extrem abgespeckt und professionell, vielleicht kann sie Dir trotzdem eine erste Orientierung von einem Nicht-Profi sein (siehe Einsteiger / Vorstellungsthread). Unzählige Leute hier könne Dir eine optimiertere und erprobte Packliste mit 2,5 oder 3 kg raten. Ob das für Dich aus dem Stand geht...?
    1 Punkt
  6. Konradsky

    Jakobsweg

    Ich bin den Camino Frances in drei Stücken gelaufen. Zweimal im Herbst und einmal im Frühjahr. Frühjahr würde nie nie wieder laufen. Wenn du in den Herbergen übernachtest, laufen die teilweise schon im vier Uhr morgens los um in der entsprechenden nächsten Herberge noch einen Platz zu ergattern. Von einer ruhigen Nacht kann man da nicht sprechen. Im Herbst finde ich es viel entspannter, da nicht soviel Leute unterwegs sind, die Temperaturen moderater, so dass man ab 10 Uhr mit kurzer Hose und Tshirt laufen kann. Desweiteren sind sehr viele Früchte reif, so dass man überall ein wenig naschen kann, was auch erlaubt ist. Regen hatte ich in den 32 Tagen im Herbst an zwei Nachmittagen. Gruss Konrad
    1 Punkt
  7. Andreas K.

    Vorstellungsthread

    Aus dem Erlanger Umland treiben sich hier einige rum
    1 Punkt
  8. Maik_F.

    PCT 2019

    @zeank Okay, mit der Planung macht das natürlich Sinn mit dem Quilt. Dann werde ich wohl ab Oregon mal öfter in den Rückspiegel schauen... @SouthWest So werd ich es angehen.
    1 Punkt
  9. SouthWest

    PCT 2019

    Na klar. Fang mit dem vorhandenen Quilt an. Im Notfall ist ja dort schnell ein anderer Quilt bestellt und angeliefert. Fleece ist nachts tatsächlich angenehmer. Also vielleicht langes schlafmerino plus Fleece plus uU Windjacke oder Regenjacke?
    1 Punkt
  10. zeank

    PCT 2019

    Zu Bedenken: Ich starte spät und will früh fertig sein (Anfang Mai bis Ende August). Ich rechne nicht mit zu vielen Nächten um den Gefrierpunkt. Und ich hab schon Nächte um den Gefrierpunkt in dem Quilt verbracht. Es geht so ... klar gibt es angenehmeres, aber ich schätze das ja so ein dass die Temperaturen rasant fallen und wieder steigen, die Situation sich also nicht so gestaltet, dass man durchgängig am frieren ist. Unrealistisch? Zum Thema Fleece vs Daune: Fleece ist halt viel angenehmer als eine Daunenjacke und auch als active layer nutzbar. Allerdings - auch wieder wahr - denke ich nicht, dass ich das wirklich brauchen werde. In der Daunenjacke schlafen finde ich jedenfalls sehr unangenehm schwitzig. Dass es kein APEX braucht auf dem PCT weiss ich schon, aber ich hab halt nix anderes. Ich werde jetzt auch nicht meine komplette Ausrüstung nur nach dem PCT ausrichten, ich geh ja auch noch woanders wandern...
    1 Punkt
  11. Maik_F.

    PCT 2019

    @zeank Puh, also n 133 selbst mit Dauenjacke oder Fleece halte ich für sehr kritisch (auch mit mehr Füllung am Bein). In Wales war das bei Temperaturen um den Gefrierpunkt schon mit Isojacke, Fleece und langer Merino Schlafkleidung stark an der Grenze. Bei sehr kalten Nächten in der Wüste oder den Sierras wäre mir das zu brutal. Hab daher auch mitm Cumulus Quilt 450 aufgerüstet. Das sollte mit Base Layer und Fleece passen und ich spare mir die Isojacke. Wäre allerdings ne Überlegung für den NoCal und Oregon zu meinem 133er zu wechseln.
    1 Punkt
  12. zeank

    PCT 2019

    Jupiter hikes gear setup von diesem Jahr: Fand ich recht hilfreich indem es mich doch noch in manch meinen Annahmen bestätigt. Krass find ich dass er gar nix gegen Moskitos dabei hatte (comments lesen). Wie er in der Wüste Äste zum Aufstellen seines Tarps findet, bleibt auch sein Geheimnis. Electronics, denk ich, geht leichter. Muss ich noch recherchieren, ein Single Port Charger würde mir aber reichen. Ne power bank mit charge through und man kann gleichzeitig laden. Aber muss man das überhaupt? Dann reicht auch ein Kabel. Und eben wohl auch ne kleinere power bank. Ich höre unterwegs keine Podcasts oder Musik. Also auch keine Ohrhörer.
    1 Punkt
  13. zeank

    Vorstellungsthread

    Da hast Du grad unsere Brauereitour verpasst!
    1 Punkt
  14. Maik_F.

    Impressionen von Touren

    GR53 von Wissembourg nach Urmatt in der ersten Oktoberwoche.
    1 Punkt
  15. Tag 8: "Ohne Regen in die Traufe" Eckpunkte Guli -> Guli Pass -> mestia -> Ruine hinter Mestia 21km, 1380hm up, 1685hm down, höchster Punkt 2933m Die Aufwachmanöver starten gegen 6. Da kann ich kann die Slowaken schon beim Packen und Schnacken hören. Ich genieße noch etwas die Hängematte, gegen halb 7 gewinnt das schlechte Gewissen und ich stehe endlich auf. Das Übliche, packen, Wasser filtern. Das Unübliche: Musli löffeln. Dann geht es kurz nach 8 los. Da sind die Slowaken schon eine Weile unterwegs. Sie wollten an den koruldi lakes zelten, der Spot wird überall empfohlen, mangels Stöcken und der eher windigen Nacht am toba lake werde ich aber wohl eh weiter absteigen müssen, laufe aber anscheinend eh deutlich längere Tage als sie. Die Dresdner vor ein paar Tagen hatten mir ein eco guesthouse hinter Mestia empfohlen, dass nach dem Resupply eine Option wäre. Für den folgenden Tag war die Woche über Regen angesagt, ich bin mir noch immer nicht sicher, wie tief die Wunde am Schienbein eigentlich ist und ob da nicht doch noch mehr Stein rausgeholt werden muss und überlege, in Mestia einen Pausentag einzulegen und einen Arzt aufzusuchen. Auch heute ist tagsüber ist leichter Regen möglich sagt der Wetterbericht, dafür sieht morgen schon wieder etwas besser aus - davon war gestern Abend noch nichts zu lesen, na mal schauen. Die Sonne ist noch hinter dem Pass, leichte Wolken, äußerst angenehme Bedingungen, um Höhenmeter zu machen. Der Weg ist zumeist für erkennbar und so verbringe ich die Zeit beim Serpentinen schinden mit dem memoartigen Festhalten des gestrigen Tages auf dem Smartphone. (An dieser Stelle bin ich bereits kurz unterhalb des passes, die Zeit vergeht super beim Schreiben :)) Unten ist Mazeri und Guli zu sehen - immer wieder rewarding, so ein Blick in die Richtung, wo man herkommt. Noch immer beäugt mich der Ushba, diesmal von der Rückseite, noch immer bekommt er den Mittelfinger, aber ich trolle mich ja, gebe mich eindeutig geschlagen! Der letzte Anstieg ist noch mal Steiler, der Weg teilt sich in zahlreiche kleine mal bessere, mal schlechtere Wahloptionen vorausgegangener Wanderer. Es geht auf fast 2900m die Ohren knacken. Dann ist der Guli Pass geschafft. Hinter dem Pass sind die Slowaken am Pausieren, sichtlich geschafft, aber ich staune, wie tough sich vor allem die zierlichen Mädels mit ihren mächtigen Rucksäcken schlagen. Es geht ein Stück weit auf einem Grat weiter, tolle Ausblicke in alle Richtungen, wenn auch etwas wolkig in der Ferne. Danach geht es langsam, aber stetig bergab, schöne Blicke in's Tal inklusive, ansonsten relativ ereignislos bis auf ein paar Rinsaale, die tatsächlich noch Eisschicht tragen. Ich schließe zu zwei Tschechen auf, wirklich nette Typen, wir laufen eine Weile zusammen, plaudern - angenehm, mal etwas mehr Austausch über das Hände-und-Füße mit den Einheimischen und den Smaltalk mit den meisten anderen Wanderern hinaus. Eine erste Hütte kündigt an, dass die Zivilisation nicht mehr allzu weit sein kann. Wir kommen parlierend über eine Anhöhe, da trifft es uns plötzlich wie ein Schlag. Wir stehen inmitten einem Zirkus aus Autos, Trauben an Tagestouristen, Paraglidern, Aussichtsplattform, volles Programm. Während der Weg bis hier aus Mazeri ein schmaler Pfad in völliger Natur ist, frisst sich aus Mestia eine dirt road Richtung der Koruldi lakes, was für ein Zivilisationsschock! Mein Bedarf, die Koruldi Lakes zu sehen oder gar dort zu nächtigen sinkt gen null - oder gar in den negativen Bereich. Wir rasten kurz, sehen uns das Spektakel der Paraglider an, die mit Touristen gen Tal starten. Da kommt ein Deutscher Millennial ohne T-Shirt und wohlgebräunt mit einem wahrlich ernsten first world problem auf uns zu mit Akzent, der dem Gehörgang geradezu physische Schmerzen zufügt. Er braucht ganz, ganz dringend Sonnencreme, damit er sich keinen Sonnenbrand zufügt. Hat doch seine Freundin die Sonnencreme mit nach unten genommen, als sie nach diesem hoch strapaziösen Anstieg mit dem Taxi nach unten gefahren ist Drama! Ich sitze mit dem Rücken zu Ihm, hadere mit einer Antwort, um mich nicht als Tschörman buddy zu outen und auch noch Smaltalk halten zu müssen. Die Tschechen sind einfach zu nett und hilfsbereit, irgendwo im relativ großen Rucksack muss die Sonnencreme sein. Unser Sonnenbrandgefährdeter Freund wartet seelenruhig minutenlang, wie der Tscheche seinen ganzen Rucksack nach der Sonnencreme umgräbt, um sie sich aushändigen zu lassen. Er cremt sich genüsslich und mehr als reichlich ein, macht ja nichts, dass der Besitzer damit vielleicht noch Tage unterwegs sein wollte. Bedankt sich knapp, verschwindet. Wir sind kurz davor, unsere Verstörtheit Auszutauschen, da kommt er tatsächlich noch mal zurück - denn: Er hat das Gesicht vergessen - herrje! Schon wieder ein Drama in der beängstigend kleinen Egowelt. Er lässt sich also ernsthaft noch mal die Creme herausgraben, um dann endlich und endgültig zu verschwinden. OH-MY-GOD, da bin ich ja schon auf Mestia, das größte Touristenmolloch der Gegend gespannt. Die Tschechen haben einen alternativen Pfad zur Dirt Road gen Mestia entdeckt, er entpuppt sich jedoch nach einer ganzen Weile als einzige steinig-sandig-staubige Rutschpartie. Die Schuhe voll Sand geht es meist an zum Glück fest verwurzelten Bäumchen und Ästen greifend und der Steile halber eher rückwärts bergab. Den Beiden ist das Ganze irgendwann nicht mehr geheuer, sie entscheiden sich, wieder zurück aufzusteigen und doch die Dirt Road zu nehmen, da sind wir schon fast auf der Hälfte. Ich bin zu faul, also weiter bergab. Wie fängt man Steigung im Bild ein? Gelungen ist mir das auch diesmal nicht. Weiter unten werde ich mit einem Schönen Panorama auf Mestia belohnt - denn zumindest optisch hat das Städtchen durch die Türme schon etwas zu bieten. Der weg ist langsam wieder als Weg zu bezeichnen, flacher, etwas ausgebaut, da kommen mir ein Paar eher in nordic walking Anmutung und hoch roten Köpfen entgegen. Wie weit es denn noch zu diesen Koruldi Seen ist, wollen sie wissen. Ich probiere ihnen klar zu machen, dass sie im Leben nicht diesen Weg bergauf irgendwo ankommen werden, der bergab schon kaum machbar war (zumal sie der Spaziergang aus dem Städtchen, das unmittelbar vor uns liegt scheinbar bereits an den Rand der Machbarkeit gebracht hat). Aber sie bedanken sich und stöckeln weiter - das Spektakel am Hang hätte ich dann doch zu gerne mit angesehen. Es geht durch ein paar kleinere Sträßchen, noch dörflich und mit den bekannt-kreativen Wegen, Stromleitungen zu legen. Dann stolpere ich in mit offensichtlichen Touristen stark bevölkerte, breite, Asphaltierte Straßen, gesäumt mit Cafes, Bars, Restaurants und Souvenirläden. Sogar einen Busterminal und eine raumschiffartige Polizeistation gibt es - Uff! Zuerst besorge ich mir in der Apotheke größere Pflaster um das Schienbein die kommenden Tage versorgen zu können. Dann klappere ich ein paar Läden ab, bis ich ein Gefühl für das Angebot bekomme. Auch hier ist leichte Nahrung in kleinen Portionen nicht gerade ein Standard. Aber dennoch kann ich ein paar russische Instantnudeln ergattern, dazu das übliche moodfood aus Snickers und Oreos für zwischendurch. Nach den eher mäßigen Erfahrungen mit hiesigen Keksen und Saft setze ich auf die bekannten Evil-Marken. Dann noch die ein- oder andere Limo gezischt - unter Anderem Geschmack Sahne - verbuchen wir mal unter "interessant". Zuguterletzt noch ein Puri, das georgische Brot. Am ehesten wohl vergleichbar mit dem Rand einer wirklich guten neapolitanischen Pizza. Außen kross, innen hefig-weich. Liegt wohl an der ähnlichen Zubereitung im 400° heißen Erdofen. Die Zipfel isst man traditionell nicht mit - denn das waren die Griffe, um das Brot zu transportieren - in Zeiten, als noch nicht überall Plastiktüten herumflogen. Noch ein bisschen Urban Legend: Schon oben auf dem Berg fielen mir Minivans auf. Allesamt japanische Fabrikate, rechtsgelenkt - und weeesentlich neuer als alles andere, was ich bisher auf vier Rädern in Georgien gesehen habe. Die Tschechen meinten, sie hätten irgendwo gelesen, dass die Vehikel hier direkt nach Fukushima gelandet seien - ouch wäre das zynisch! Ich versuche, hierfür später Anhaltspunkte im Netz zu finden - zumindest englischsprachig zunächst Fehlanzeige. Eigentlich hatte ich mich mit den Tschechen auf ein Bier verabredet, da ich ja überlegte, in Mestia morgen einen Ruhetag einzulegen. Die 1,5 Stunden, die ich zum Resupply und Erholen dort verbracht habe, schrecken mich jedoch bereits derart ab, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, hier noch den morgigen Tag zu fristen. Die Tschechen kleben auch noch irgendwo am Berg und werden wohl noch eine ganze Weile brauchen - und die Wetterprognose für morgen hat sich auch noch weiter verbessert. Noch ein kurzer Blick unter's Pflaster, sieht auch ganz vertretbar aus, also ab dafür. Ich laufe über Mestia hinaus Richtung Chkuti Ridge. Ein toller Abschnitt, aber auf Caucasus Trekking nur als round trip getrackt. In der Routenbeschreibung ist von einem seitlichen, weglosen Abstieg die Rede, der Ideal wäre, um das Wegstück ohne Rückweg in meine Tour einzubauen, aber Hinweise und Karte geben nicht viele Anhaltspunkte, der Abschnitt ist steil. Na mal abwarten. Außerhalb des Städtchens gibt es in der Steigung ein paar schöne Blicke auf zurück auf die Türme in der Abendsonne. Ich komme an einer Großbaustelle vorbei - was hier wohl wieder tolles entsteht - eieiei. Das schlechte Wetter hat sich wohl vom morgigen Tag auf die heutige Nacht verlagert, Wolken nehmen zu. In der Karte sind kurz vor dem größeren Anstieg Ruinen verzeichnet, die ich mir für die Nacht genauer anschauen möchte. Kurz davor fällt mir auf, dass ein Stück hinter mir noch jemand ohne Wandergepäck läuft. Dubios, geht es hier doch nirgendwo so recht hin. Und mein Nachtquartier wollte ich auch nicht direkt preisgeben, also werde etwas langsamer. Als ich noch mal kurz abzweige, um eine markierte, aber nicht vorhandene Quelle zu suchen, hat der sich als halbstarker Teeniegangster entpuppende hinter mir aufgeschlossen. Ich quatsche ihn an, was ihn hier her treibt. Er versteht und spricht kein englisch, was er sich abringt ist "Marihuana?" Ich vermiese ihm sein Abendgeschäft und lehne dankend kopfschüttelnd ab. Das kann hier in der Gegend ja heiter werden, wenn die Altersgruppe der 15-18 jährigen ohne weitere Bildung mit Grasticken für Touristen mehr Geld verdient als die Generationen davor zusammen mit harter körperlicher Arbeit auf den Bergwiesen. Aber gut, weiter zu den Ruinen. Ich kann meinen Augen kaum glauben. Vor mir tut sich eine breit überdachte Aussichtsplattform auf, sollte wahrscheinlich mal ein Cafe oder Restaurant werden, offentichtlich nie fertig gestellt. Die Säulen, die die Konstruktion halten, haben ideale Hängemattenabstände. Der Boden ist allerdings ziemlich mit Kuhfladen übersäht, ich muss erst mal etwas Frühjahrsputz betreiben. Dann wieder die übliche Routine - Aufbau, kochen, essen - diesmal stippen mit den Resten des Puri - die Dinger sind einfach riesig, Kosten übrigens 1Lari, 25ct. Dabei genieße ich den Ausblick auf Mestia im Sonnenuntergang, später die Lichter der Stadt. Die Powerbank hat auch heute nicht sonderlich viel geladen, obwohl es eigentlich ziemlich sonnig war. Ich beginne, später zu zweifeln, werde mich wohl doch weiter einschränken müssen. Ich recherchiere trotzdem noch ein wenig rum, ob sich der Chkuti Grat nicht doch ohne Hin- und Rückweg in die Tour integrieren lässt, frage bei Jozef, dem Caucasus-Trekking Machen an, ob er weitere Anhaltspunkte für mich hat. Dann entschlummere ich. Nachts werde ich hin und wieder von aufziehenden Winden und ein wenig Gewitter wach, es bleibt jedoch trocken.
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  16. Es ist immer wieder schön, welche Rezeptideen von euch vorgestellt werden. Ich habe in den letzten Jahren immer ein Grießrezept dabei, da es extrem schnell fertig ist und mich ein wenig an meine Kindheit erinnert. Durch das Hafermehl erhält man eine Art Hafermilch. Ich mische alles zusammen und vor Ort wird nur Wasser gekocht und anschließend die Masse untergerührt. Ich lasse es dann abgedeckt und im Fleece eingepackt noch ein paar Minuten ziehen und schon gibt es schon mein Abendessen. Zutaten. 80g Dinkelgrieß 20g Mandel- oder Haselnusspulver 30g Hafermehl 20g getrocknete Mango (oder was intensive schmeckt) 10g Vanillezucker Zimt (nach Geschmack) eine kleine Prise Salz
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  17. Tag 7: "Waterloo!" Eckpunkte hinter Mazeri Richtung Ushba -> Ushba Gletscher -> Mazeri -> Guli 33,3km, 1982hm up, 1448hm down, höchster Punkt 2780m Rekord - ich komme tatsächlich kurz vor 8 los. Dass ich dafür den Wecker um 6 gestellt habe - und um 6:30 endlich die Augen aufbekomme - geschenkt. Fast 8 Stunden Schlaf haben unglaublich gut getan. Ich bin scheinbar tatsächlich als erster am georgischen Grenzposten vor dem Gletscher, von dem ich bereits gelesen hatte. Ein Köter, neben dem ein ausgewachsener Bär niedlich wirken würde, und mich ohne seine Kette am liebsten in einem Stück fressen würde macht das Empfangskomitee. Ein Grenzer wäscht sich gerade müde das Gesicht, stoppt mich dann aber doch noch mit ein wenig Aktionismus. Woher? Wohin? Alleine? Auch wieder zurück? Der Blick auf meinen augenscheinlichen Tagesrucksack verschafft scheinbar Glaubwürdigkeit und so darf ich ohne weitere Prüfung, ob ich mich nicht doch über die 4000er nach Russland absetzen will passieren. Es geht direkt bergauf, ständige Spinnweben im Gesicht bestätigen, dass ich wohl tatsächlich der erste heute morgen bin - sehr schön - die zu erwartende Ruhe auf der Strecke und am Gletscher - nicht die Spinnweben *ugh Bis zum Wasserfall bleibt die Steigung entspannt. Die Blicke in's Tal, das mehr und mehr von der Sonne erfasst wird belohnen. Nach dem Wasserfall gen Gletscher wird es ordentlich steil, dazu staubig-geröllig-rutschig, 'freue' mich schon auf Rückweg - NOT. Erstaunlich - derart anspruchsvolles Terrain hatte ich bei der Popularität als Ausflugsziel gar nicht erwartet. Aber wahrscheinlich strecken wirklich die meisten schon beim Wasserfall die Waffen und gehen gar nicht weiter. Es folgt die Querung des Gletscherausflusses, so früh mit einem lässigen Satz zu überbrücken. Dann, etwas weiter oben stehe ich plötzlich vor einem großen Brocken - behangen mit allerlei Bergsteigergedöns - und übersäht mit Plaketten derjenigen, die das Zeug weiter oben wohl eher weniger erfolgreich eingesetzt haben - huiui! Etwas mulmig wird mir ja beim Anblick - gepaart mit einem Blick die eigenen Beine runter - in Shorts und Trailrunnern endend. Unter dem Brocken befindet sich noch allerlei vermeintlich für andere zurück gelassenes - Gas en Masse, Essen - und natürlich Müll. Ein paar russische Instantnudeln sehen noch ok aus, das Haltbarkeitsdatum ist das Einzige, was ich entziffern kann. Also eingepackt, die Versorgung mit dererlei erscheint mir ja hier weiterhin zweifelhaft, kann nicht schaden. Es geht hinauf, ab in's Geröllfeld. Am Punkt, auf dem der Beginn der Gletscherzunge auf meiner Karte verzeichnet ist, ist noch weit und breit nichts zu sehen, muss die Jahreszeit sein. Also weiter rein - und weiter - und weiter. Ich begegne Gruppe auf dem Abstieg, die weiter oben kampiert hat. Volle Gletscherausrüctung, merklich kurz angebunden und reserviert. Hat da jemand einen Egoknick in Anbetracht des vermeintlichen Spaziergängers in Shorts und Turnschuhen, der da einfach so rein latscht? Ich laufe weiter und weiter. Die Umgebung wird immer abweisender, geradezu bedrückend, ja beklemmend. Nichts lebendes, graue Felsbrocken, in der Ferne braungraues Eis, immer mal ein knacken, rutschen, rollen. Dazu Gluckern und Rauschen. Ich balanciere weiter auf den Steinbrocken das Geröllfeld nach oben, mal mehr, mal weniger fest verkeilt. Es wird mehr und mehr Eis unter dem Geröll sichtbar und irgendwann bekomme ich den Gletscher zu sehen, Mehr grau als weiß, ein trauriger Anblick. So gar nicht weiß, prächtig und majestätisch, wie ich ihn mir ausgemalt habe. Ich entscheide mich dagegen, noch weiter zu gehen. So ganz wohl fühle ich mich in der Umgebung nicht, zumal mich der lange und länger werdende Weg zurück und bisher mäßig spannende Blick auf den Gletscher wenig motiviert. Also balanciere ich die Felsbrocken zurück nach unten. Ich ärgere mich etwas, hierfür unter'm Strich fast einen Tag drauf gegeben zu haben. Irgendwann, ich kann gar nicht sagen, wie, ich meine beim nachziehen des Beins, detsche ich mit dem Schienbein etwas gegen einen Stein, etwas dumpfer Schmerz, angestoßen halt. Als ich schaue, klafft da ernsthaft ein Löchlein im Schienbein, die dickflüssige, rote Suppe läuft herunter - wtf? Es tut nicht einmal groß weh, aber der Stein muss herrlich scharfkantig gewesen sein. Ich halte inne, hole das medikit heraus, der Brennstoff aus der Apotheke kommt auch gelegen. Sogar ein paar Steinsplitter muss ich noch heraus pulen - traumhaft, irgendwo mitten im Geröllfeld. Ich pappe ein Pflaster gegen Schmutz drauf, dann kann ich wenigstens auch sehen, wenn es stärker weiter suppt. Ein bisschen baff mäandere ich weiter hinab, gefühlt hat mir die Hexe Ushba einen kleinen Achtungshieb verpasst. Heraus aus dem Gletscherfeld, in den rutschigen Abstieg, der schon beim Anstieg keine Freude war. Immer wieder rutsche ich leicht weg fange mich, muss Gewicht unangenehm auf den geschundenen Knöchel, der eigentlich langsam besser wurde verlagern. Dann passiert es - ich rutsche schwungvoll rückwärts weg, die Stöcker landen wie ein Hebel über einem Stein, ich merke direkt, wie der Linke nachgibt - fuck! Noch beim Fallen bin ich Gedanklich bei den Konsequenzen. Hier ohne Stöcker bergab rutschen - OK, noch einer für den dicken Knöchel - Halbpyramide geht damit auch noch - Dackelgarage vielleicht mit dem Stumpf. Da sammele ich mich auf dem Boden, schaue zum zweiten, rechten Stock - auch halbiert! Nee, ne? Beide Mittelsegment, direkt unterhalb der Klemmung. Scharfkantig und zu kurz, um das gebrochene Stück ohne Weiteres aus der Klemmung gedreht zu bekommen. Ein Unterteil kann ich noch auflesen, das Zweite ist nicht mal mehr auffindbar, muss in's Dickicht wegkatapultiert worden sein. Ich schnalle die Überreste an den Rucksack und rutsche langsam weiter bergab. Irgendwann begegnen mir die ersten Tagestouristen. Ich komme mir vor, wie ein gerupftes Huhn, das gebeutelt und mitgenommen bergab zieht Bei den wenigen Begegnungen der letzten Tage war doch zumindest immer ein bisschen Austausch angesagt, sobald man mal auf jemanden traf. Aber in der eher touristischen Gegend scheint das eh auszufallen, mir nur recht Ich bin wenig in Gesprächslaune. Auf das georgische Hallo, das ich zumindest anstandshalber hervorbringe reagiert eh keiner, zwei Mal ernte ich ein lautstarkes "HÄÄH?". Die große Mehrzahl ist Deutsch - und macht daraus schon beim Gruß keinen Hehl. In Gedanken kopfschüttelnd geht es weiter runter. Auch der 10er Truppe, die die Russen gestern kurz vor mir getroffen hatten, begegne ich vermutlich - traumhaft. Dann der Fluss vom Gletscher, über den ich morgens noch mit einem leichten Hüpfer gekommen bin, mittlerweile mächtig angeschwollen. Beidseitig Menschentrauben, die sich nicht sicher sind, ob oder wie sie es wagen sollen. Einige furten, das Wasser hat ordentlich Kraft. Ich laufe etwas auf und ab, studiere die Lage, verspüre wenig Lust, in's Wasser zu steigen - mit den kauputten Stöckern am Rucksack. Eine stelle erscheint mir geeignet, wenn auch knapp. Aber kann's heute noch schlimmer werden? Fuck it! Rucksack strammer angezogen, Kurzer Anlauf, Absprung - Tap auf leicht überflossenem Stein in der Flussmitte - Satz - Landung - Auslaufschritte - drüben. Wenigstens ein Fünkchen Badass bewahrt und ab durch die Mitte aus der Masse der Leute raus. Ab hier wird es wieder leichter aber ich spüre, dass die Rutschpartie bei feuchtem Schuhklima den Fußsohlen nicht gut getan hat, am nächsten Morgen werde ich eine 20ct große Blase entdecken - traumhaft! Am Kontrollposten sitze ich etwas, lasse Luft an die Füße. Ich bin etwas wie bekommen ob dieser unerwarteten Tour, die ich vorab unter Ausflug verbucht hatte, nehme mien Umfeld nicht wirklich wahr. Irgendwann geht es weiter. Auch jetzt zieht sich das Gelatsche auf wenig spannendem Forstweg bis ins Dorf, in diesem Fall Mazeri ,wieder ewig. Noch immer kommen mir Touristen entgegen, je später, desto weniger für den Anstieg geeignet oder ausgerüstet. Wahnsinn, was hier rauf gelassen wird ohne Warnung! Ich schaue immer wieder zurück, wie ein gehässiges Meme blickt mit der Ushba nach, ich recke den Mittelfinger entgegen. In Mazeri fülle ich Wasser auf, entdecke einen neuen Shop, von dem bisher noch nichts zu hören war und den ich bei der Planung nicht auf dem Radar hatte. Essen habe ich genug, aber für eine Limo bin ich zu haben. Ostblocklimo ist einfach grandios. Hier werden auch die Fizans in die Tonne gekloppt. Die Mittelsegmente hätte man sicher erneuern können, aber mir fehlte ja auch ein Unterteil. Und beim Gedanken, die scharfkantigen Reste als ständigen Reminder Dieser Fail-Episode noch gut eine Woche mit mir rumzuschleppen werde ich sie mit Freuden los. Ein Problem weniger mit dem Handgepäck denke ich mir und muss erstmals etwas schmunzeln. Zu Hause wird mir auffallen, dass ich ja noch zwei fast neuwertige Mittelsegmente auf Halde zu liegen hatte - schon blöd, wenn man zu viel Scheiß hat und den Überblick verliert. Nach der Limo und dem Befreiungsakt von den Fizans habe ich mich wieder etwas Gefangen, verbuche das ganze als Learning: Gletscher sind optisch eher langweilig, hochalpines Umfeld reizt mich nicht allzu sehr. In den unerwartetsten Momenten kann es plötzlich dicke kommen und den selben Weg wieder zurück zu gehen hasse ich doch tatsächlich noch mehr als ich so schon in Erinnerung hatte. Es kann nur besser werden. Also raus aus dem Dorf, etwas weiter Richtung Pass soll ein verlassenes Dorf liegen, ich spekuliere auf alte Kulturbäume zum Hängen. Der Weg ist wie immer ausgeschlagen, staubig, steinig, es latscht sich zäh und zieht sich. Auch hier lukt der Ushba über die nähergelegenen Hügel, verfolgt mich auf Schritt und Tritt. Im Guli Dorf angekommen treffe ich auf die sieben Slowaken von vor ein paar Tagen, die die selbe Route liefen aber direkt aus Iskari kommen. Über einen ganzen Tag hatte ich also raus gelaufen, wieder Balsam für das geschundene Ego. Dann zwei traumhafte alte Bäume mit einem Bänckchen davor und Fernblick in's Tal und mit voller Abendsonne bestrahlt - was für eine Versöhnung für diesem verkorksten aber lehrreichen Tag. Ich baue auf, wasche mich ausgiebig an einer quelle, lasse die schwitzigen Sachen in der Restsonne mal gut durchtrocknen. Irgendwann kommt die georgische Variante des alte John Wayne zu Pferd vorbei. er landet erst bei den Slowaken, ich höre etwas Gelächter. Ich denke an einen alten, neugierigen Mann, der sich etwas für die Fremden interessiert und Unterhaltung sucht wie die Tage zuvor, wenn ich in den abgelegenen Dörfern ma auf Bewohner stieß. Dann kommt er in meine Richtung. Ich werfe ihm ein freundliches gamarjoba entgegen. Er macht ziemlich direkt klar, was ihn hertreibt - Geld. Mit Händen und Füßen deutet er Besitz an der Umgebung an, fordert 20 Lari. Ich pruste los. Ja klar, der Dorfbesitzer - und 20 Lari - das ist ein durchschnittliches Hotelbett in den größeren Städten hier! Er geht direkt runter auf zehn. Wenn ich irgendetwas heute so gar nicht bin, dann in der Stimmung, mich für dumm verkaufen zu lassen. Ich schaue kurz bei den Slowaken vorbei, die hinter einer Ruine Lager bezogen haben. Sie sind ebenso eher etwas belustigt säuerlich, haben ihm auch zehn gegeben - für alle sieben! Ich komme etwas angepisst zurück, John ist offenbar klar, dass die Karten schlecht steht und schon sind wir bei fünf Lari. Ich habe noch zwei in Münzen, die ich eh nicht tragen möchte, wir handeln etwas hin und her, ich deute an, dass ich gerne auch noch weiter ziehe und er sich die fünf Lari an den Hut stecken kann. Nichts liegt mir im Moment ferner, aber offensichtlich habe ich heute ein anständiges Pokerface. Er lenkt missmutig ein und transportiert mein Hartgeld widerwillig ab. Eine etwas unangenehme Begegnung, ein etwas durchaus unangenehmer Zeitgenosse. Alleine hier oben wäre ich wohl nicht so brüsk aufgetreten, aber die Genugtuung, hier nicht übers Ohr gehauen worden zu sein tut gut. Dann noch Mal unters Pflaster geschaut, wie erwartet etwas suppig. Reinigen, mit der UL-Machete aka Swisscard Brieföffner noch ein paar Steinreste raus geholt und frisches Pflaster - für den Rambo für Arme fehlt nur noch der Angelhaken zum Nähen, aber der ist natürlich aus Gewichtsgründen nicht im Gepäck. Dann kochen, Blick genießen, den nächsten Tag planen. Irgendwann fällt mir der Sternenhimmel auf - und was für einer! Milchstraße inklusive, wow! Ich sinniere noch etwas auf meiner Bank und genieße den Himmel, setze das Ganze irgendwann mit Blick aus Hängematte fort und schlafe einigermaßen versöhnt mit dem Tag ein.
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  18. Ledertramp

    PCT 2019

    Moin Planer, ich geb als PCT Veteran mal meinen Senf dazu. Weiter vorne im Thread gabs mal das Thema Sandalen. Ich hatte den ganzen Weg lang trailrunner an. Sandalen wegen der stacheligen Wüste dort nicht zu tragen ist aber imho Quatsch. Der trail ist gerade auf der Wüste so breit dass man quasi nie mit irgendwas stacheligen in Kontakt kommt. Ich würde dann aber auf jeden Fall Socken empfehlen wegender Sonne. So hat es zb auch joe von zpacks gehalten. Was die restliche Kleidung angeht. Regenhose braucht man schon mal nicht. Obwohl ich ein nasses Jahr erwischt hatte, habe ich mir nur ein einziges mal eine regenhose gewünscht. Im Zweifelsfall einfach groundsheet umwickeln. Ansonsten lange Hose und Shirt für tagsüber. Im Rucksack zusätzlich ne Isojacke, Regenjacke, lange Unterhose ODER Windhose, Handschuhe und mütze. Das wars. Mehr braucht man eigentlich nicht. Mehr wäre dann Komfort. In der Regel ist es jeden Tag mindestens einmal so warm und trocken dass man alles was nass ist trocknen kann. Die Hitze in der Wüste ist durchaus knackig. Hier lautet die Devise morgens laufen, siesta, abends laufen. Dann kommt man auch auf seine Meilen. Gerade in der Wüste kommt man sehr schnell voran. Thema poles: ich würde sie nicht missen wollen. Ist natürlich Geschmackssache, aber man sollte im Kopf behalten dass über 4000 km nicht spurlos an den Knien vorbei gehen und man gerade in der Steigung durch poles eine deutliche Entlastung hat. Thema Küche: cold soaking habe ich den ganzen Weg lang gemacht und würde es wieder tun. Spart einem den Stress mit dem nachkauf von Gas. Thema resupply: http://asthecrowflies.org/pctpacific-crest-trail-town-guide/ Thema Karten und Apps: Halfmile reicht vollkommen aus. Das wäre erstmal. Hoffe ich konnte helfen Gruß Micha
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  19. ... wenn Dich das Video an die ständigen Erklärungsversuche, Rechtfertigungen und Ausreden bei gear list shakedowns erinnert... http://www.collegehumor.com/video/40003086/do-you-really-need-everything-in-that-backpack OT: Einbettung will nicht.
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  20. ... wenn Du dich zwingen musst nicht fassungslos den Kopf zu schütteln, nur weil der Verkäufer im "Outdoor-Fachgeschäft" die 800g Isomatte als "leicht" bezeichnet - und du wiederum ein wissendes Lächeln nicht unterdrücken kannst, wenn Du demselben Verkäufer erklärst, dass deine 9mm Isomatte nur 85g wiegt.
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  21. ... Wenn Du den Wettstreit 'wer hat den Größten' belustigt aus der Ferne betrachtest.
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  22. cafeconleche

    Stupid light Momente

    Und ich durfte mir vor einigen Jahren eine neue Bahnfahrkarte kaufen, weil ich die (vermeintliche) Hinfahrkarte natürlich vorm Loswandern weggeworfen hatte. Dummerweise war es eine Hin- und Rückfahrkarte gewesen.
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