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Ultraleicht Trekking

SouthWest

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  1. Gefällt mir!
    SouthWest reagierte auf mawi in Projekt "West"   
    22. Tag (auf dem Trail)
    Am Abend kam doch noch jemand an der Schutzhütte vorbei. Ich wollte mich gerade zum Hinlegen fertig machen, da kommt plötzlich ein Hase in die Hütte gehoppelt. Als er mich sieht verfällt er in Schockstarre und sitzt bestimmt eine Minute da. Als ich mich leicht bewege düst er mit einem Affenzahn davon.
    Die Nacht war okay, nur mit der Evamatte auf dem harten Untergrund war suboptimal. Na ja, irgendeinen Tod muss man ja immer sterben ...
    Am Morgen ist es arschkalt und feucht. Ich kann mich nur sehr schwer aus dem Quilt pellen. Beim verpacken des Quilts sticht mich plötzlich etwas in die Hand. Blut. Ich taste den Quilts ab. Ui, da hat meine Liebste eine Nadel am Kragen im inneren des Quilts vergessen rauszunehmen 
    Im Berg hängt seit gestern eine Regenwolke fest. Die Aussicht ist somit ziemlich trist.

    Frühstück mit Aussicht (es klart langsam auf):

    Eigentlich ist es voll tragisch, dass hier ganze Landstriche gerodet werden. Anderseits sieht man so etwas von der Umgebung


    Anfangs ist der Weg noch nett, aber dann verläuft er auf befestigten Forstwegen. Bei der Iburg machen die Schautafeln am Weg so viel Werbung für die Ruine und den Aussichtsturm, dass ich mich entscheide die 2 km Umweg in Kauf zu nehmen und mir es anzuschauen. Die Iburg, na ja, ne Ruine (und das schon seit dem 15Jh.) halt.  Die Aussicht vom Turm ist nett, aber später auf dem Weg gibt es einen Aussichtspunkt mit ähnlicher Sicht. Hat sich also alles in allem nicht gelohnt. 

    Das die Stadt (Bad Driburg) so schön sein soll nehm ich dem Tafeln nicht mehr ab. Anderseits bräuchte ich Wasser ... Aber zur Stadt geht es ordentlich runter. Ich spare mir den Umweg und hhoffeauf eine andere Gelegenheit.
    Später geht es neben der Straße im Zecken verseuchten und kopfhohem Dickicht entlang. Die Straße wäre glaube die bessere Wahl gewesen.

    Etwas später muss ich feststellen, das der Weg zur nächsten Ortschaft nicht mehr existiert. Alle anderen Wege bedeuten mindestens 3 bis 4 km bis zum Ort, also mindestens 7 km hin und zurück  zum Trail. Puh, was tun. Ich habe kein Wasser mehr. Sieben Kilometer sind mir aber zu viel. In rund 12 km muss ich nur 2 km vom Trail bis zur Ortschaft.
    Etwas dehydriert ziehen sich die letzten Kilometer. Die Stimmung wird aber durch Heidelbeeren am Wegesrand deutlich erhöht. Ich habe schon zu ganz dunkelblaue Finger. Yammi. 
    Auf den letzten Kilometern fängt es an zu regnen. Noch kurz Wasser holen. In einem Buchenwald finde ich dann noch ein nettes und geschütztes Plätzchen.
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    SouthWest reagierte auf mawi in Projekt "West"   
    Zurück auf dem Trail
    Obwohl der Abschied diemal nicht so schwer viel, macht sich während der Zugfahrt ein wenig Wehmut und Trennungsschmerz breit. In Horn angekommen stelle ich fest, dass nur noch ein Rufbus in einer Stunde nach Kempen fährt. Also entscheide ich mich zu laufen, ob wohl ich nicht so richtig Lust habe. Als ich durch Horn Laufe hebt sich jedoch die Stimmung schlagartig, da mir alles vertraut vorkommt (bin ja immerhin das vierte Mal hier). Das macht den Einstieg deutlich leichter und lässt die Gedanken an daheim vergessen.
    Es ist ziemlich kalt hier. Die letzten drei Wochen waren um die 30 Grad, die letzte Woche bis gestern sogar darüber. Hier sind es gefühlt gerade mal 20 Grad und dazu feiner Pinkelregen.

    Der Weg beginnt ganz nett.


    Allerdings wird es nach ein paar Metern wieder ordentlich matschig. Hilfe! Meine neuen Schuhe!

    Nach rund 45 Minuten bin ich bereits auf dem E1 und ich steige gleich an einem sehr schönen Abschnitt ein.

    Boa, es gibt schon Blaubeeren!!

    Mhmmmm, LECKER!!!? Jammi ... Ui, und da sind ja noch mehr!

    Ich halte aller fünf Meter umd fülle meine Hände mit Blaubeeren. Mhmm, die sind einfach zu lecker. Und da stehen auch noch Himbeeren *Sabber*, aber leider sind die noch nicht reif. Wenn ich so weiter mache, komme ich keine 5 km am Tag voran
    Nach weiteren rund 1,5 Stunden komme ich schon bei Kempen an. Verdammt, wenn ich gewusst hätte, dass ich so schnell hier bin, dann hätte ich in Horn einen Coronatest gemacht. Dann hätte ich zum Campingplatz gekonnt. Na ja, Wasser habe ich noch genug, also gehe ich weiter. Als ich letztens hier schlief war toll Sonnenuntergang, jetzt kämpft die Sonne gegen Regenwolken an.

    Es zieht ein gefühlt eisiger Wind auf, dazu Regen. Einerseits besser als 30 Grad plus, aber frieren ist auch nicht gerade nett. Ich habe bereits die dicke Fleecejacke und die Windjacke an, aber es fröstelt mir immer noch.

    Einerseits könnt ich noch laufen, anderseits ist das Wetter so Scheiße, dass ich keine Lust mehr habe. Ich bin mittlerweile auch schon leicht durch. Anderseits ist es gerade mal kurz nach sieben. Ich halte nach einem Schlafplatz Ausschau, kann aber nichts geeignetes finden. Nach einiger Zeit treffe ich auf eine Schutzhütte. Hmm, eigentlich meide ich die wegen der Nager. Aber die sieht gut aus, weit und breit kein Müll. Ist windgeschützt, trocken und es gibt ne breite Bank zum drauf schlafen. Tja, hmmm ... Liegt allerdings mit der öffnen Seite direkt am Weg. Anderseits ist es durch den Regen schon relativ dunkel (obwohl ja heute die kürzeste Nacht ist). Bei dem Wetter wird ja wohl keiner kommen. Und schon höre ich einen Jäger rumballern... Hmm, ich mache eine Liegeprobe. Passt. Ich ziehe mir die lange Unterhose an und setzte mir die Mütze auf. Ich froh sie eingesteckt zu haben, der frisch geschorrene Kopf dankt es. Werde noch bis neun warten und mich dann hier lang machen  
    Tja, der Trail setzt quasi wieder da ein, wo bzw wie er aufhörte. Nass, frisch, schlammig und dreckige Schuhe und Beine.
    Ach ja, den ersten Defekt gibt es auch schon zu beklagen. Der Trinkbeutel hat oben ein kleines Löchlein. Zum Glück nicht problematisch (noch nicht ).
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    SouthWest reagierte auf mawi in Projekt "West"   
    Pausenzeit und Flashback
    Verschlafen starre ich nach vorn. Hmm was ist das für eine Tür? Hmm, ich lege mich hin und drehe mich zur Seite. Hmm, wo bin ich?!? Ich schaue wieder auf. Hmm, sieht aus wie ein Weg, Gras, links und rechts geht es steil nach oben.  Hmm, das passt aber nicht zu der Tür da vorn. Ein Heustall? Nee, irgendwie passt das nicht. Und warum zur Hölle sollte ich in einem Heustall übernachten? Ich lege mich wieder hin und versuche zu schlafen. Ich kann nicht. Das Gehirn rattert. Ich versuche krampfhaft mich zu erinnern, bis wohin ich gestern Abend gelaufen bin und wohin ich mich schlafen gelegt habe. *Seufz* Ich kann mich nicht erinnern. Der Wecker zeigt vier Uhr irgendwas. Träume ich? Nee, dazu bin ich zu wach. Hmm, ich versuche erneut zu schlafen. MOMENT!!!! Ich drehe mich schreckhaft zur Seite. Wo zur Hölle kommt der Wecker her?!?!?!?!?!! Wer hat mir hier einen Wecker hingestellt?!?!? Ich bin völlig verwirrt. Ich muss doch in einer Scheune oder ähnliches Schlafen. Ich versuche erneut krampfhaft mich zu erinnern wie ich hier komme. SCHOCKSTARRE!!!!! DA LIEGT JEMAND ZU MEINER RECHTEN SEITE!!!! Ich bin ganz steif und bewege mich keinen Millimeter. WER IST DAS?!??! Die Frau vom Bauern?!? Hat sie mir auch den Wecker gebracht? Ich vergewissere mich, ja, da liegt definitiv jemand neben mir. Ich blicke auch immer wieder nach vorn zu der Tür bzw. Licht/Dämmung, um herauszufinden wo ich bin. Ich leg mich hin. Ich bin hell wach. Das kann doch nicht sein. Ich richtig mich etwas verunsichert auf und versuche die Umgebung deutlich zu erkennen. Plötzlich legt sich der Schleier und ich kann Umrisse eines Schrankes sehen und das da vorn ist keine offene Tür sondern ein Fenster mit Vorgang. Im selben Moment realisiere ich, dass ich gar nicht draußen im Gras oder einer Scheune bin und schon gar nicht auf dem Trail, sondern zu Hause im Bett. Puuhhhhh, Erleichterung macht sich breit ....
    Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich drei Wochen weg war, manchmal gar länger. Aber so einen Flashback hatte ich noch nie. Es war glaube am Tag drei zu Hause.
    Die Genesung verlief nicht so schnell wie erwartet. Nach zwei Wochen war die Entzündung noch deutlich zu spüren, obwohl ich die meiste Zeit auf der Coach verbrachte. Nach zwei Wochen machte ich eine Testrunde von rund 20km. Die Sehne war noch deutlich zu spüren, aber es war kein Stechen mehr. Es war anders, wie ein Knoten. Am Abend war das Bein wieder dick. Ich war etwas geknickt. Am nächsten Tag waren aber die Beschwerden plötzlich fast weg. Ich glaube, das Bein musste nur etwas eingelaufen werden.
    Ich überlege, wie ich unterwegs das Bein etwas entlasten kann. Kinesio-Tape habe ich schon drauf. Des Weiteren entscheide ich mich neue Schuhe mit Sprengung und Dämpfung zu kaufen (ich hatte nur Barfußschuhe). Also bestellte ich mir verschiedene Paare in unterschiedlichen Größen. Leider dauerte es bis zu 4 Tage, bis alle Modelle da waren. Nach einigen Testkilometern in der Wohnung habe ich mich für ein Paar entschieden.
    Am darauf folgenden Tag haben wir eine kleine Tour zu einem See gemacht, um das Bein zu checken, die Schuhe zu testen, draußen zu schlafen und zu baden. Aufgrund der Wärme war es keine mega Tour, aber das Bein und die Schuhe haben sich gut geschlagen. Auf der Tour habe ich dann auch noch bemerkt, dass das GPS von meinem Telefon nicht mehr geht. Na toll!! Ich habe den Großteil der Zeit am See damit verbracht nach einem neuen Telefon zu recherchieren, was auch im Laden in Berlin verfügbar ist. Echt ätzend!!! Wegen Corona schließen die Geschäfte schon 18 bzw 19 Uhr. Wir hetzen Schweiß gebadet nach Hause, ich schwinge mich  aufs Rad und düse zum nächsten Elektronikmarkt. Kurz vor der Schließung verlasse ich mit einem neuen Telefon in der Tasche wieder den Markt. Puh, was für ein Stress... Den Rest vom Tag und fast den halben Sonntag verbrachte ich dann mit der Einrichtung des neuen Telefons. Da es ein wenig größer als das alte ist, musste meine Freundin erneut eine neue Tasche für das Smartphone nähen.
    Die letzten drei, vier Tage waren super stressig (auch weil ich noch ein paar andere Sachen schnell erledigen musste), ich wollte aber auch keinen weiteren Tag verlieren und zurück zum Trail.
    Jetzt sitze ich im Zug Richtung Kempen. Diesmal scheint alles glatt zu laufen. Bei der letzten Fahrt von Kempen nach Berlin hatte ich ja vier Stunden Verspätung ...
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    SouthWest reagierte auf mawi in Projekt "West"   
    Ich habe noch den Poncho etwas modifiziert. Einmal die Kapuze wie es @Thomas vorgeschlagen hatte:

    Funktionierte die 5min. in der Wohnung super. Mal schauen wie es sich in der Praxis sschlägt
    Was mich immer tierisch genervt hat, war dass ich immer alle sieben Abspannleinen morgens sorgfältig einwickeln müsste, so dass sie beim Laufen im Regen nicht aufgehen. Und dann abends wieder abwickeln ... Ich habe mal Tankas eingefädelt. Hoffe, dass es dadurch schneller und unkomplizierter geht:


    Rucksack mit "neuer" Isomatte:

    Die Matte kann ich auch wieder unten befestigen, wenn es am Rücken zu warm wird.
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    SouthWest reagierte auf Julia mit Hund in Projekt "West"   
    Überleg dir in der Pause am besten, wie es danach schmerzfrei weiter gehen kann. Warum läufst du so viel? Musst du was beweisen oder macht es einfach Spaß? Was kannst du machen, wenn du keine 40-50km läufst und daher viel Zeit übrig ist? Musst du nicht beantworten, aber vielleicht hilft es ja beim Sortieren. 
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    SouthWest reagierte auf mawi in Projekt "West"   
    21. Tag
    Am Morgen sind die Beine noch ziemlich steif. Auch wenn sie gerade nicht schmerzen, ein weitergehen erscheint mir ausgeschlossen. Hmmm, was tun .... Ich checke mal das Wetter für die kommenden Tage ... Joa, durchwachsen, aber okay. Vor allem Wärme Nächte. Um 2 Tage verlängern? Oder besser drei, vier? Nach Hause fahren? Mit leerem Magen denkt es sich nicht gut, deshalb gibt's erst einmal Frühstück. Mhmm, diesmal u.a. verfeinert mit selbstgemachter Sesam-Karamell-Schokolade von meiner Freundin. Lecker!!!

    Beim Gang zur Toilette beginnt es wieder zu stechen. Hmmm .... Ich checke die Zugverbindung nach Hause. Die ist von Horn aus eigentlich ganz gut, mit dem RE nach Bielefeld und von da aus mit dem ICE nach Berlin. In vier Stunden und 30min könnte ich daheim im Bett liegen.  Anderseits könnte ich für den Ticketpreis (hin und zurück) locker 14 Tage auf dem Campingplatz bleiben .... Was tun? ... Ein bisschen Probelaufen ... Ach komm, ich habe keinen Bock darauf, dass daraus was chronisches wird. Das hat bereits meine Freundin seit letztem Herbst und kann selbst heute kaum länger als eine Stunde laufen. Darauf habe ich keinen Bock. Es fällt mir echt schwer, aber ich buche ein Bahnticket nach Berlin für morgen früh. Es ist wohl vernünftig so. Hier komme ich womöglich zu früh in die Versuchung loszulaufen.
    Ich fahre mit dem Bus nach Horn um mir ein paar Sachen in der Apotheke zu holen. Dann verbringe ich den restlichen Mittag noch in der Stadt. Hänge bei Pizza, Kaffee, Croissant und Eis ab. Das laufen geht eigentlich ganz passabel. Hmm doch zu früh das Ticket gebucht? - Ach ja, ich hatte, bevor ich los bin, noch eine Ibu eingeworfen. Sie scheint gerade zu wirken.
    Zurück auf dem Campingplatz merke ich das Stechen wieder deutlich. Es war doch eine gute Entscheidung, dass ich morgen nach Hause fahre. Die Sehne ist aktuell noch nicht ganz durch bzw. ruiniert und mit ein wenig Pause zu Hause kann ich hoffentlich wieder in ein bis zwei Wochen auf dem Trail sein. Ich ärgere mich, dass ich mich die letzten Tage nicht gezügelt hatte und so schnell und viel gelaufen bin ...
    Ich verbringe die Zeit mit dem stöbern im Internet und vor allem mit dem Lesen von @cozy
    seinem Reisebericht. Da fällt mir ein, dass ich ja noch schauen muss, wann der Bus morgen abfährt. Das hatte ich zwar schon heute morgen gemacht, aber ich habe es schon wieder vergessen. Okay, das passt. Ich laufe zurück zu dem Baum, unter dem ich lag. Verdammt, wann fuhr er gleich noch einmal? Acht Uhr irgendwas - hmmm. Ich wieder hin zur Haltestelle, schreibe mir diesmal aber die Zeit auf Oh Mann, der Kopf braucht glaub auch mal ne Pause
     
    Am Abend kommt noch @derray
    und seine Freundin mit Hund vorbei. Sie bringen mir das Päckchen mit den alten Sachen, was sie netterweise für mich nach Hause schicken wollten, und Erdbeeren vorbei. Wir drehen eine kleine Runde mit dem Hund, aber schon nach ca. 200m macht das Bein schlapp.
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    SouthWest reagierte auf mawi in Projekt "West"   
    21. Tag
    Ich schlafe heute lange, ich hatte mir mit Absicht keinen Wecker gestellt. Ich werde erst durch Holzfallarbeiten im Tal gegen 9 Uhr geweckt. Ich hätte aber locker noch ein paar Stunden liegen können... Die Sehne am Schienbein ist noch ziemlich steif. Ich dehne mich und will es heute ruhig angehen lassen. Da ich gestern vor lauter essen das Trinken vergessen hatte (bzw. ich wollte den Bauch nicht unnötigerweise mit Wasser füllen, wenn es andere Leckereien gibt ), trank ich am Abend und heute Morgen ziemlich viel. Deshalb steige ich beim nächsten Dorf ab. Da gibt es einen kleinen Campingplatz, wo ich mein Wasser auffüllen will. Dort angekommen habe ich bereits wieder ein sehr unangenehmes Stechen im Schienbein und fühl mich im Kopf noch ziemlich knorke. Kurzer Hand beschließe ich hier einen Pausentag einzulegen.
    Die Chefin düst gerade mit dem Rasenmähtraktor über den Campingplatz. Ich frage sie ob sie ein schnuckliges Plätzchen für mich hat. Sie deutet auf eine schöne Ecke und meint, dass sie die Ecke schnell noch mäht, dann könne ich da aufbauen. Super! Ich drehe mich um und gehe zur nächsten Bank. Da ruft sie plötzlich hinterher "Ach ja, haben sie einen negativen Coronatest?" Ach shit, stimmt, da war ja noch was - Corona ....
    Oki, dann halt nicht, ich kann ja auch so Pause machen und irgendwo abgammeln, dazu brauche ich ja den Campingplatz nicht. Anderseits hatte ich es gestern nicht geschafft alle meine mails und Telefonate abzuarbeiten. Hier hätte ich Strom. Na ja, ich frühstücke erst einmal den leckeren Kuchen.

    Ich ziehe durchs Dorf und komme an einer Bushaltestelle vorbei. Hmm, wo der wohl hin fährt? H-B-M Busbahnhof - Hmm, was ist H-B-M? Im Wartehäuschen ist eine kleine Karte. Äh Horn irgendwas. Hmm, sieht nach einer Kleinstadt aus. Da gibt's bestimmt ein Testzentrum. Wann geht der nächste Bus? In einer Stunde. Ich rufe noch schnell an der Nummer auf dem Fahrplan an, um sicher zu gehen, dass Nachmittag bzw am Abend auch wieder ein Bus zurück fährt. Ja tut es.
    Eine Stunde fünfzehn später bin ich in Horn Dings. Dort spüre ich das Testzentrum auf. Es hat gerade Mittagspause bis 15 Uhr Ich mache einen Termin für 15Uhr. In der Zwischenzeit hole ich etwas Bargeld und ne kleine Pizza als Snack. Joa, ist mir zu Deutsch, sprich zu dick belegt und zu viel Käse. Immerhin Mozzarella und der Teig ist auch okay.

    Danach noch ein Eis und schon ist es 15 Uhr. 15:15Uhr habe ich mein Ergebnis und 15:30 Uhr sitze ich schon wieder im Bus.
    Das bisschen hin und her in Horn hatte meine Beine ziemlich gefordert. Ich kann vor Schmerzen kaum noch laufen. Es war glaub eine gute Entscheidung auf dem Campingplatz zu bleiben und ne Pause einzulegen. Ich wollte erst für eine Nacht buchen, aber die Chefin meinte so mütterlich mit ihrem osteuropäischen Akzent "zwei sind besser für deine Beine", so dass ich dem nicht widersprach. Sie besorgte mir noch ein paar Stöcke (für's Tarp) und wollte mir sogar noch ein Klappbett aufschwatzen ("Mit kranken Beinen liegt man nicht auf dem Boden ..."). Letzteres konnte ich ihr gerade so noch ausreden.

    Ich werfe noch einmal einen Blick auf meine Beine. Hmm, die Fussgelenke sind geschwollen und gerötet. Das hatte ich schon Mal. Auch dieses Jucken und die Pusteln sind wieder da. Immer wenn ich was mit der Sehne habe. Ich recherchiere ein wenig und komme auf die Lösung: es ist eine allergische Reaktion auf die Arnika Salbe. Verdammt, denn die hatte ganz gut gewirkt. Es wird geraten in dem Fall die Salbe nicht mehr zu nehmen. Stattdessen werfe ich eine Ibu ein, die wirkt ja auch entzündungshemmend.
    Da es in dem Dorf keinen Empfang gibt, muss ich ca.  einen Kilometer laufen, bis ich ein paar Balken habe. Ich rufe daheim an. Auf dem Rückweg fühlt es sich an, als würde bei jedem auftreten jemand mit dem Messer ins Schienbein stechen. Das andere tut mittlerweile auch weh. Ich hoffe, dass morgen ein Wunder geschieht und ich am Mittwoch wieder auf dem Trail bin ...
  8. Witzig!
    SouthWest reagierte auf derray in Projekt "West"   
    derrays Projekt "West" Spinn Off
    20.Tag
    Schnaufschnauf, Grunzgrunz! 
    Ich mache die Augen auf. Alles schwarz! Ich schiebe die Mütze vom Gesicht. Erste Sonnenstrahlen? Nein, der Mond.
    Schnaufschnauf, Grunzgrunz!
    Doch nicht geträumt! mawi ist es nicht. Der regt sich nicht. Na dann sind wohl Wildschweine im Gebüsch direkt neben uns. Zum Glück habe ich gut aufgepasst. mawi hat doch vor kurzem Wildschweine durch Klatschen verschickt. 
    Klatschklatsch. Grunzgrunz.
    Klatschklatsch. Grunzgrunz.
    Hm... 
    Dann dreht mawi sich um und die Schweine sprinten davon. 
    Hm... 
    Wir schlafen noch ein wenig und stehen zum Sonnenaufgang auf. 

    Für diesen Tag haben meine Freundin und ich schon einen genauen Plan ausgetüftelt:
    Frühstück: 3 frische Vollkornbrötchen mit je zwei Finger breit Bionella und Erdnussbutter.
    Mittag: Gebackene Süßkartoffel mit gebackenen Kichererbsen, Tomaten, Paprika und Tahin-Joghurt-Dressing.
    Kaffee: Russischer Zupfkuchen.
    Abendessen: Lasagnesuppe mit Salat.
    Natürlich alles in Hikerhunger-üblichen Portionen!
    Zwischendurch habe ich mawi noch den Schädel rasiert. 5g gespart! WOOHOO!!! 

    Die restliche Zeit tippt mawi kräftig am Reisebericht. Am Handy statt am PC. Ein wahrer ULer! 
    Mit mächtig frischer Tinte aufm Füller bringe ich mawi zurück zum Trail. 
    Gute Reise! Und pass auf dein Schienbein auf!
    mfg
    der Ray 
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    SouthWest reagierte auf mawi in Projekt "West"   
    20. Tag
     

    Woohoo! Ich freu mich wie Bolle. Heute gibt es Trail Magic im Doppelpack. Zusammen mit @derraygehen wir zu ihm nach Hause. Zuvor hole ich aber noch mein zweites Trail Magic ab:

    Was wird wohl drin sein? Neugieriges unboxing:


    Neue eingetragene Schuhe, eine selbst genähte Smartphone-Tasche von meiner Freundin, eine nette Nachricht, unsere letzten Dörrbananen, Schokolade, meine Wanderhose (bin schon gespannt, ob ich jetzt endlich rein passen) und ein paar weitere Kleinigkeiten.
    Die Alten Schuhe haben es echt hinter sich. Die erste Tour damit war damals mit @questor ins Val Grande.

    Die Schuhe und die alte Hose landen im Müll. Der alte Poncho und der e-reader gehen wieder mit dem Päckchen zurück nach Hause. Damit sinkt mein Basisgewicht auf 2,8kg Wohoo!
    Als nächstes Dusche ich gefühlt eine halbe Stunde. Ich habe echt Mühe meine Füsse sauber zu bekommen.
    Anschließend gibt es lecker Frühstück, was ins reichliche Mittag mit anschließendem Kuchen und reichlichem Abendbrot fließend überging. Ich weiß nicht, ob ich jemals schon so viel gegessen habe. Wenn ich es nicht genau wüsste, dass die beiden Veganer sind, würde ich denken, dass sie mich mästen und schlachten wollen.
    Am Vormittag passte ich noch gut in die Wanderhose, aber Abend war sie am Bauch schon wieder zu klein
    Davon habe ich zwei verdrückt und zwei weitere habe ich im Rucksack fürs Frühstück morgen. Mhmmmmm.

    Während ich mich wie ein Fürst bedienen lasse, wird auch noch meine Kleidung gewaschen. Und als Krönung wird mir sogar die Trailmähne abrasiert
    Hier lässt es sich aushalten! Um sicher zu gehen, dass ich auch wirklich endlich verschwinde, werde ich noch zurück zum Trail gefahren.
    Nach kurzem Aufstieg bin ich in 5 min wieder auf dem Trail. Bei der kurzen Strecke bemerke ich sofort wieder, was mich eigentlich alles an den Schuhen stört In erster Linie gerade dass sie mir die Socken ausziehen. Da ich heute eh bemerkt habe, dass sie bereits durchgelaufen sind (neue Darn Tough socks, allerdings dünne quasi Füßlinge und nicht die normalen meist grauen dicken Socken), schaue ich mal, dass ich demnächst neue kaufe.


    @derray Ich danke euch herzlichst für die fürstliche Bewirtung!!!
     
    Da heute ja quasi 3 Wochen rum sind hier ein paar Statistiken:
    In 19 Tagen rund 625km vom geplanten Track gelaufen Dabei ca. 6 Höhenkilometer hoch und runter, dabei das meist ab Hitzacker (davor war es komplett flach) 5 Gläser Erdnusmus 7 Eis
  10. Witzig!
    SouthWest reagierte auf derray in Projekt "West"   
    derrays Projekt "West" Spinn Off
    19.Tag
    Ich will mawi überraschen. Packe meinen Rucksack und zwei Portionen des köstlichen neuen Nudelgerichtes, schreibe ihm "wo bist du?" und rolle mit dem Fahrrad los. Ich weiß, wo er in etwa pennen will und fahre in die Richtung aus der er kommen müsste. Nix. Ich fahre weiter. Nix. Sackgasse. Zurück. Nix. Andere Richtung. Nix. Inzwischen ist es 20.00Uhr und ich hab mächtig Kohldampf. Beschließe zu einer nahegelegenen Bank mit schönem Ausblick zu fahren um zu essen.
    Nicht weit entfernt mampft auch ein Hase vor sich hin. 

    Gott sei Dank hab ich mawi nicht gefunden!  ... Dieses vielversprechende neue Rezept schmeckt ja schäußlich! 
    Naja, der Hunger treibts' rein. Beim letzten Löffel klingelt mein Handy und mawi steht hinter mir. 

    Wir sehen in den Sonnenuntergang, plaudern und schlagen ein paar Meter weiter unter einer mächtigen Buche unser Lager auf.
    mfg
    der Ray 
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    SouthWest reagierte auf mawi in Projekt "West"   
    19. Tag
    Am morgen gehe ich nach Detmold. Bin etwas spät dran. Suche die Touriinfo, die hat aber am Wochenende geschlossen. Really?!?! Etwas planlos irre ich durch die Stadt auf der Suche nach Einkaufsmöglichkeit, Frühstücksmöglichkeit und Steckdose (brauche dringend Strom). Bei einem Bäcker darf ich meine Geräte aufladen. Ich warte 30min vor dem Geschäft. Dann ziehe ich mit Käsebrötchen, Schokocroissant und Kaffee in einen Park und frühstücke da. Detmold ist nett, scheinbar nicht so versnobt wie Hameln. Die Fußgängerzone ist schon Rappel voll und ich breche auf. Ich habe zu viel Zeit hier vertrödelt. Ich lege einen ordentlichen Schritt zu.

    Es geht zum Hermannsdenkmal, mein erstes Highlight dieser Tour. Das steht schon so lange auf meiner Todo Liste. Dementsprechend ist die Vorfreude groß. Oben angekommen gönn ich mir ein Eis und gehe zur Statur:

    Joa, nett. Den Aufstieg schenke ich mir, da ich 30 min hätte warten müssen. Insgesamt finde ich es etwas öde. Ich hatte mir auch viel mehr Infotafeln vorgestellt, aber es gab sogut wie nix. Also musste Wikipedia herhalten. Ich bin trotzdem Happy, endlich wieder eine Sache von meiner Liste weg.

    Es geht weiter auf dem Höhenweg, der ist aber so na ja. Vor allem wieder sehr viel Matsch.  An meinem Pausenplatz finde ich diese geile Tafel:

    Rätsel: "dschjürähkickkick" Na, welcher Vogel ist das?
    Bei den Externsteinen:



    Ein kurzes Stück hinter den Steinen sehen ich schon von weitem zwei auffällige Mädels mit fettem Rucksack, mehreren Beuteln und Taschen und Schlafsack. Bildlich sind sie ein Ebenbild von Ghettomädels, Zentimeterlange aufgeklebte Wimpern, Nägel wie Waffen, entsprechender Slang usw. Die eine kommt plötzlich auf mich zugestürmt und sagt, "ejh, du siehst so aus als du dich auskennst und auch draußen schläfst." "Äh, ja." "Du sag mal, wie ist denn das mit dem Zelten und Campingplätzen hier?" "Campingplätze keine Ahnung ..." "Wo schläfst du denn?" "Da bis wohin mich meine Beine tragen." "haste ein paar Tipps für uns" Ich gebe ihnen ein paar Tipps zur Lagerplatzwahl und d Verhalten beim wild campen. "Und alle habe und gesagt, dass wir die ganze Nacht über ein Feuer wegen der Tiere machen sollen ..." Ich fassungslos. Ich rede ihnen das mit dem Feuer aus (hoffentlich), erkläre die Gefahren und Konsequenzen. Beruhige sie aber auch hinsichtlich der Tiere und gebe ihnen einige Tipps. Sie schnappen sich freudig ihre Sachen und stürmen ins Dickicht. Hmmm, haben die mir nicht zugehört? Erst wenn der Leute weg sind und es dämmert ...  Ich ziehe weiter und frage mich noch lange, ob das eben real war oder nicht.
    Nach den Existenzsteinen wird der Weg wunderschön. Umgestürzte Bäume zum drüber klettern und verblockte Wege:


    Oben gibt einen Aussichtsturm:

    Ich bin überrascht, wie wenig Leute heute unterwegs waren. Insbesondere in Anbetracht, dass heute Samstag und schönes Wetter ist.
    Es liegen noch gut 17km vor mir. Ich lege wieder los. Ca  12 km vor dem Ziel schmerzt die Sehne am Schienbein. Ich kann kaum noch laufen. Ich humple zu meinem anvisierten Schlafplatz. Da angekommen Sitz schon jemand auf meinem Platz. Ach Scheisse! Ich laufe verärgert weiter. Moment mal, kanntest du den nicht? Ich zücke mein Telefon "Hey @derray
    sitzt du da auf meiner Bank?!" "Kann sein." Ich zurück. Tatsächlich, @derray
    wartet hier mit leckeren Nudeln zum Abendessen auf mich.

    Unweit der Bank schlagen wir unser Nachtlager auf. Ich hatte ihn gar nicht erwartet, freue mich umso mehr dass er auch hier schläft. In der Nacht vertreibt er sogar todesmutig eine Horde Wildschweine, damit ich eine ruhige Nacht habe (habe von der Aktion in der Tat wenig mitbekommen).
  12. Gefällt mir!
    SouthWest reagierte auf mawi in Projekt "West"   
    18. Tag 
    Ich war  letzte Nacht noch nicht ganz eingeschlafen, da hörte ich Knacken und Krachen im Wald. Für ein Reh war es zu unbeholfen. Ein Menschen? *Grunz* *Grunz* Wohoo, mein erstes Wildschwein, dass mich jemals beim übernachten besucht. Ich klaptsche zweimal in die Hände und rufe ihn zu, dass ich hier heute schlafe es sich nen anderen Platz suchen soll. Und schon sauste es wie auf Kommando krachend davon. 
    Die Nacht war wieder eisig. Ich musste die Isomatte halbieren und die Füsse anwinkeln, damit sie mit auf der oberen Hälfte lagen. Ich hoffe, dass es bald etwas wärmer wird.
    Tolle Landschaft liegt vor mir:


    Im nächsten Dorf will ich am Friedhof Wasser holen, aber da gibt es nur Regenwasser. Als ich den Friedhof verlasse, kommt der örtliche Jäger vorgefahren. Wir unterhalten uns eine ganze Weile ganz nett. Er meint noch, ich solle im Dorf einfach irgendwo an der Tür klopfen wegen Wasser.

    Am ersten Haus höre ich stimmen und gehe auf den Hof. Es unterhalten sich zwei Männer, einer sitzt im Auto, der andere steht daneben. Als ich mich nähere höre ich bereits einen merkwürdigen Akzent. Der Hausbewohner spricht normal, ich bin erleichtert. Er holt mir bereitwillig wasserrund sagt zum Autofahrer "Pass auf dass er nicht wegrennt" Daraufhin der Autofahrer "nighejridsndjsjssjf djdjdbhdshhfjfdj Hammer dhhfhjd 6kg shdjjb rjrjebdn Chef djdjdjdkdnnda der große Hammer fjdjfjdj 10 kg hdjdjf djfjsjjd djjdhffjnbjfdjfj fjfj djffjj haha fjfjfjkdnffn schlag zu djfksjdjdnd djsj Kajak hahahahahah djfjdjffjsjsjs Schienbein dhdhhhddhh alle Nationalfarben djdjdfbs hahahaha fjdjfjdj feneocnd ...." Ehrlich ich habe nicht verstanden was er von mir wollte. Da er hin und wieder Mal was von Hammer erzählte, denke ich mir, dass er mir eins überhaut wenn ich abhaue und er seinem Chef schon Mal mit nem 10kg das Schienbein kaputt gehauen hat oder so ähnlich. Ich bin erleichtert als mein Wasser kommt. Frisch gezapftes Grundwasser. Ich bedanke mich herzlich und suche mir ein schönes Pausenplätzchen:

    Nach der Pause komme ich an einem Aussichtsturm vorbei und er ist sogar offen. Ein Blick in beide Richtungen:


    Auf dem Einhornhof Hölle ich mir Einhornwasser:

    Es geht weiter zum Steinberg, wo Mal eine Raketenabschussbasis stand. Der Weg dahin ist traurig. So weit das Auge reichen kann abgeholzte Wälder. Das Ausmaß ist auf dem Foto leider nicht im geringsten erkennbar (da hinten wurden dutzende Fussballfelder grosse Flächen weggemacht).

    Und es wird noch mehr:

    Auf dem Steinberg treffe ich eine pensionierte Journalistin, die gerade ein Buch über ihre Familiengeschichte schreibt. Wir gehen Stück zusammen. Sie legt einen ordentlichen Schritt vor. Ich komme kaum hinterher, will es mir aber nicht anmerken lassen. Langsam glaube ich, dass sie nur wegen mir so schnell geht, sie scheint langsam außer Atem zu kommen. Ich mache mir langsam Sorgen um sie, immerhin ist sie schon 75. Ich lasse mich langsam allmählich etwas zurückfallen um das Tempo zu drosseln. Sie erzählt mir u.a. dass sie für ihr Leben gern  Berufswanderin geworden wäre. Aber soziale und gesellschaftliche "Verpflichtungen" "hinderten" sie damals daran (sprich sie hatte nie die Gelegenheit genutzt und es gemacht, stattdessen nur gearbeitet und für andere Sagewesen). Leidig sagt sie, dass sie jetzt wo sie Zeit hätte es nicht könne, da sie ihren Mann und ihre Mutter pflegen muss. Nach einiger Zeit trennen sich unsere Wege.
    Hier noch der Blick vom Steinberg:


    Mein Weg führt mich nach Legmo. Lemgo, klingt irgendwie italienisch. Italienisch - mhmm Eis... Der Weg führt durch den Wildpark. Wildpark, em ja, ... Es waren Ziegen. Bevor ich es checke grast der Weg jede Ecke des Parks ab Angesichts des tollen Waldes vor Dr Tür Legmos empfinde ich den Park als sinnlos...
    Es liegen noch 300 bis 400 Höhenmeter vor mir, also nehm ich noch ein Eis zur Stärkung mit. Ich gehe meines Weges, als plötzlich ein Auto aus einer Supermarktausfahrt geschossen kommt und mir wirklich nur um wenige Zentimeter verfehlt. Ich noch geschockt weiterlaufend rast einer auf den Parkplatz und fährt mir beinah über die Füße. Alter, es los mit euch hier!?! Braucht man hier keinen Führerschein?
    Kurz hinter Legmo fängt es an zu regnen. Ich gehe weiter, sehe eine Schutzhütte, überlege ob ich rein gehe oder weiter laufe. Ich gehe rein. In dem Moment öffnen sich die Pforten und es schüttet wie aus Kübeln. Das nenne ich Timing!
    Nach dem Regen ist das Licht so schön.



    Im Wald ist auch tolles Licht:

    Das war ein anstrengender Tag heute. Wieder super viel Matsch, 1500 akkumulieren Höhenmeter und 45 km. Aber die Beine waren heute gut drauf.
    Mein Nachtlager ist mangels Alternativen nicht sehr geschützt Nähe des Weges aufgebaut. Als ich bereits im Quilt bin, nähern sich schnaufend zwei Jugendliche. Oh nein, hoffentlich machen die jetzt hier keine Party oder sehen mich. Der eine meint dann " lass Mal eine rauchen und einem trinken nach diesem Anstieg". Das war der einzige sinnvolle Satz, den sie von sich gegeben hatte. Danach gröhlten sie sich nur zusammenhangsloses dummes Zeugs zu. Wie kann man nur so fertig sein. Sie stehen bistmmt eine halbe Stunde da, dann ziehen sie endlich ohne mich bemerkt zu habe weiter.
     
     
     
     
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    17. Tag
    Die Nacht war ziemlich bescheiden, da die Kälte durch die Isomatte drückte. Dennoch fühle ich mich fit.



    Als ich losziehen beginnt es zu regnen und die Wege verwandeln sich in reinste Schlammpisten. Da das Profil meiner Schuhe runter ist (die waren nicht neu zu Beginn der Tour und die neuen kamen in Celle nicht an) rutsche ich wie aus Glatteis hin und her. Bergauf geht es eine Schritt hoch und zwei rutsche ich wieder runter. Ich sehe aus wie ein Schwein und muss höllisch aufpassen daß ich mich nicht in den Matsch packe.

    Nach zwei Stunden finde ich in einem Dorf endlich einen trockenen Unterschlupf in einer Bushaltestelle zum Frühstücken. Jammy, Porridge mit Erdnusmus und Apfelsaft. Der Hammer! Aus dem Apfelsaftkarton falte ich mir eine neue Schüssel.
    Völlig verschmutzt komme ich in Hameln an. Ich fühle mich wie der Ratenfänger und habe das Gefühl, dass alle nach mir gucken. Joa, Hameln is nett, aber für meinen Geschmack zu kitschig und versnobt:

    Die Stadt ist ziemlich voll, teilweise sind sogar die Außenbereiche der Restaurants sehr gut belegt, trotz Kälte und Regen. Die Touriinfo ist bereits zu. Da es Arsch-kalt ist, geht's zügig mit nem Snickers statt Eis in der Hand aus der Stadt.
    Die Weser:

     

    Es geht bergauf zu einem Aussichtsturm. Es darf immer nur eine Person/Gruppe hoch. Ich beschließe zu warten. Nach 20min bin ich dran. Als ich oben mich auf das Brusthohe Geländer lehne, steigen mir die Tränen in die Augen, als der stechende Achselgeruch aufsteigt. Und ich dachte es darf wegen Corona nur ein Haushalt/Person da hoch, derweil ist es wegen mir ...


    Unter einer großen Eiche mit schützendem Blätterdach und Bank drunter lasse ich eine Regenfront passieren und mache Pause:

    Oh Mann, die Beine sehen ja aus ...

    Die Aussicht ist sehr schön:

    Der Weg geht ziemlich doll Zick-zack durch Felder und Wohnsiedlungen. Viel zu spät bemerke ich, dass ich mir den Hin und Her Schmarn hätte sparen können. Ich hätte einfach über ein Stück Straße abkürzen können. Na ja ... Der Weg führt durch einen Golfplatz. Ich habe manchmal Mühe den Weg zu finden. Bald wird mir klar warum. Die Golfspieler mögen wohl keine Wanderer auf ihrem Platz (obwohl der Weg offensichtlich zu sein scheint, da der Golfplatz links und rechts vom Weg eingezäunt ist), da die Wegmarkierungen entfernt wurden:

    Man musste nur nach abgekratzten und abgeschliffenen Stellen Ausschau halten und schon war man auf dem richtigen Weg.
    Das schöne Abendlicht, die orangene Schnecke und das saftige grün der Blätter ergaben einen sehr schönen Kontrast, nur leider hat die Kamera es nicht so richtig einfangen können:

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    Der berühmte Kalimandscharo am Steinhuder Meer... Überbleibsel des dortigen Salzbergwerks. 
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    16. Tag
    Komme heute viel zu spät los. Wohoo, die Hügel komme immer näher:

    Bräuchte eigentlich Strom, aber zum Laden in Bad Nenndorf ist keine Zeit mehr. Es geht hinauf zum Deister:

    Alle Aussichtstürme sind gesperrt und ansonsten ist der Weg auch nur mittelmäßig und teilweise ziemlich schlecht markiert. Zudem sind die Wege eine einzige Schlammpampe:


    Ich sehe aus wie ein Schwein.
    In Bad Münder gibt es drei Friedhöfe, die ersten beiden sind aber mittlerweile Parks und der dritte (und vermutlich richtige) liegt am anderen Ende der Stadt. Also hole ich Wasser bei Aldi, dazu noch Apfelsaft (brauche eine neue Faltschschüssel) und ein Eis.

    Als ich unterm Tarp liege und kurz vor dem Einschlafen bin, beginnt vielleicht 10m von mir entfernt ein Reh anzubellen. Es hört und hört einfach auf. Nach einer gefühlten Ewigkeit verschwindet es endlich.
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    15. Tag
    Es geht weiter auf überwiegend Straße.

    Die arme Stadt Neustadt, keiner möchte ihr Partner sein  

    In der ersten Ortschaft Versuche ich mein Kissen zu reklamieren. Ich hänge ewig in der Warteschleife. Das Gespräch ist unbefriedigend, ich werde an ein Online-Formular verwiesen Dieses auszufüllen kostet mich auch wieder einiges an Zeit. Letztlich hat es mir fast eine Stunde gekostet und ziemlich viel Akku.
    Die Ortschaften ändern sich zunehmend. Auch die Aufschriften auf den Fachwerkhäusern sind nicht mehr Segen, sondern belanglose Sprüche. Hier passend zum Gasthaus irgendein  Bierspruch:

    In Steinhude gebe ich mein Telefon an der Touriinfo ab, die nur noch eine Stunde geöffnet ist. In der Zwischenzeit kaufe ich ein, unter anderem Magnesium Kombi Power Tabletten. Ich haue mir eine Handvoll davon rein und hoffe, dass es bei meinem Waden hilft, denn die machen langsam schon wieder zu.
    Am Hafen merke ich, warum das Steinhuder Meer Meer heißt. Es weht hier eine steife Briese wie an der Nordsee:

    Mit einem Eis auf der Hand geht es weiter. Das kleine Unwetter zieht Gott sei Dank an mir vorbei.
    Was zur Hölle ist das da hinten? Es sieht so künstlich aus.

    Wohoo, endlich erste Hügel am Horizont, ich freu mich!

    WTF? Scheint eher aufgeschüttet zu sein. Weiß jemand was das ist?


    Kurz vor dem Ziel für heute geht es über einen Elbekanal:

    Am Schlafplatz angekommen beginnt es plötzlich zu regnen. Ich breite schnell das Tarp aus. WTF?!? Jede, wirklich jede einzelne der sieben Abspannleinen verknotet sich beim öffnen. Das ist zu vor noch nie passiert. Zudem bin ich nicht mal hektisch. Grummel, jetzt verknoten sich die Schnüre der Heringe! Herr Sack nochmal! Was ist heute los! Während dessen gießt es bereits durch das Dichte Blätterdach. Durchnässt schlüpfe ich unters Tarp. Beim Ausräumen des Rucksacks bemerke ich ziemlich viel Blut an der Hand. Na toll, ein kleiner Schnitt im Zeigefinger. Wie und wann ist das denn passiert?! Die halbe Ausrüstung ist jetzt blutverschmiert, na toll was für ein Tagesabschluss.
     
  17. Witzig!
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    Hab ihn! 

    Der Rest vom Körper wird gerade entkeimt! 
    mfg
    der Ray 
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    13. Tag
    Der Tag beginnt sonnig:

    Es sind viele Leute mit ihren Hunden unterwegs. Diese lösen sich später mit den Tagestouristen ab. Die Parkplätze füllen sich rasch. Oh Mann, wird das heute voll hier. Aber letztlich war das Gegenteil der Fall. Ich traf glaube keinen Wanderer, nur einige Mountainbiker und vor allem SUVs die im Schritttempo die Wege entlang schlichen (besser als zu schnell) und deren Fahrer sich tierisch freuen, dass sich das 60000 Euro Geländewagenupgrade dafür gelohnt hat ...
    Whoo, hier treffe ich das erste Mal auf den E1:

    Und hier gibt's Eis um die Ecke. Mhmm, Eiiiis. Leider fand ich aber nix

    Ich freue mich heute den ganzen Tag, denn ich will mir in Celle ein Zimmerchen mieten und eins, zwei Tage Pause machen. Die Beine schreien förmlich danach. Nach unzähligen Telefonaten die Enttäuschung. Die günstigsten Zimmer sind alle weg oder wegen Corona geschlossen und 75 Euro plus pro Nacht ist mir viel zu teuer. Und dabei hatte ich mir die ganze Zeit ausgemalt, wie schön es sein wird 2 Tage nur im Bett zu liegen ...
    Na ja, dann halt nicht. Kurz vor Celle gehe ich den Heidschnuckenweg weiter, da ich mir an dessen Route ein Päckchen schicken lassen hab. In Celle Hehlen schaue ich in der App wo die Packstation ist. FUCK!!! Die ist am E1 in Celle! Ich hatte mich vertan Die Beine sind bereits völlig im Arsch, die letzten Tag überwiegend Straße gelaufen, öde Heide, scheiß kalt, Regen, kein Zimmer, keine Pause, mein Trail-Paket von zu Hause kam nicht in Celle an - und ich denk nur *Klick*
    Okay, erstmal Pause und was essen. Ich resete mich und nehme die Situation wie sie ist. Für heute heißt das noch weitere 15 km und dabei haben die Füsse heute schon 35 km auf dem Tacho Ich gehe nach Celle und hole mein Päckchen ab. Nicht die erwartete Trail Magic von zu Hause, aber auch nicht schlecht:

    Es ist ein neues Ponchotarp! Diesmal von STS:

    Die Tarpfunktion ist schon mal superumd vor allem ist die Kapuze dicht, nicht wie bei dem anderen. Allerdings ist das alte rund 10cm länger, scheinen wohl 275cm zu sein. Und das die beim STS fehlen bemerkt man deutlich. Allerdings ist die Länge noch völlig ausreichend für mich.
    Die Farbe ist - na ja. Vermutlich lief das so bei der Besprechung ungefähr so ab:
    Designer: "Lass uns ne knallige Farbe nehmen. Wie wäre es mit blau und pink? Für Mann und Frau." Entwickler erschrocken:" Nee , das ist ja viel zu auffällig" Designer: "Ist doch super!" Entwickler: " Aber im Wald ..." Designer erschrocken: "Wer legt sich denn mit ner Plane in den Wald? Wenn die Bären kommen ..." ... Designer irgendwann: "Ich hab's: Lemon Grün!" Marketingtyp:" Find ich super! Lemon ist so fresh und fesch wie unsere Marke und unsere jungen Kunden." Schlipsträger applaudiert ...
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    12. Tag
    Weiter geht es auf dem Schöpfungsweg. Cool, ist bestimmt sowas wie in Kyritz, diese Tafel über Evolution. Schnell bemerkte ich meinen Fehler: Schöpfungsleere != Evolutionstheorie.

    Schützenvereine scheinen ja hier hoch im Kurs zu stehen, in allen Dörfern werden stolz die GGewinnerscheiben mit Jahreszahl ans Haus geheftet. Es gibt aber auch Scheiben für Weinkönigin, dies und das.

    Ab Vormittag beginnt es zu regnen und es soll erst wieder am Abend aufhören. Dementsprechend frisch ist es. Der Weg ist na ja, hauptsächlich Straße oder geteerte Forstwege.
    Als ich Richtung Dübelheide gehe sehe ich am Wald schon viele Schilder stehen und einen Zaun. Oje, hoffentlich ist ist hier nicht gesperrt. Die Schilder weisen daraufhin, dass man einen Schießplatz betritt und nicht die markierten Wege verlassen soll. Etwas verunsichert ziehe ich los. In der Ferne wird kräftig geballert. Na hoffentlich hat keiner vergessen das Tor zu schließen ... Nach einigen Kilometern komme ich zu einer Freifläche. Halleluja, da hat ja der örtliche Schützenverein ordentlich Spaß gehabt (man sieht es auf dem Foto schlecht, die ganze Fläche ist völlig übersät mit Kratern und zudem abgebrannt):

    Am anderen Ende der zerbombten Freifläche sehe ich schon von weitem jemanden sitzen. Es sieht wie ein Soldat aus, der in einem getarnten Unterstand sitzt. Ach Scheiße, hoffentlich ist da hinten nicht gesperrt und ich muss die 4 km wieder zurück Als ich den Soldaten erreiche, sehe ich dass, es zwei Vogelbeobachter sind :D. Ich bin erleichtert. Auch die geschlossene Schranke weiter vorn gilt nicht mir, sondern einem anderen Weg. Ich bin ein wenig erleichtert, als ich nach 6km das Ende des Schießplatzes erreiche.
    Auf der anderen Seite befindet sich die Südheide beim Faßberg. Trotz des schlechten Wetters sind relativ viele Menschen hier unterwegs. Der Parkplatz ist voll mit Campern.
    Hier treffe ich auf den Heidschnuckenweg, halte mich aber nicht immer an ihn.

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    11. Tag
    Blick aus dem Tarp:

    Der Wald scheint riesig zu sein. Zudem ist er durchzogen mit unzähligen Wegen, wovon nur die Hälfte auf der Karte sind. Es ist ein reinsten Labyrinth. Trotz GPS vertue ich mich regelmäßig. Bei so viel Verlauferei gibt's erst mal Frühstück. Hab sogar noch ne Banane, mhmm:

    Oki, ich hätte es auch Instagram-freundlich präsentieren können (mit den Bananenscheiben und Nüssen hübsch dekoriert). Nein, stattdessen habe ich alles bereits Berserker-mäßig vermengt. Auch wenn's vielleicht nicht so aussieht: Lecker!!

    Als ich den Waldrand erreiche und das nächste Dorf erblicke atme ich tief durch und bin erleichtert das Labyrinth endlich hinter mir gelassen zu haben.
    Irgendein Elbekanal:

    Ein Gewitter zieht auf. Ich erreiche gerade rechtzeitig noch ein Schutzhütte, wo bereits ein Radfahrer und ein Wanderpärchen abwettern. Das Pärchen fragt mich nach einer Weile, ob ich Fernwanderer sei. Ich bin überrascht, sehe ich schon abgeranzt aus? Ich fühle mich irgendwie geehrt, obwohl ich ja noch gar nicht so richtig fern gewandert bin. Angehender Fernwanderer währe wohl der richtige Titel ...
    Ich habe noch keine richtige Strategie gefunden, wie man den Leuten die Route/das Projekt richtig erklärt. Habe ich vor der Reise jemand gesagt, dass ich zuerst Richtung Hamburg gehe, dann haben an dieser Stelle die meisten schon abgeschaltet, weil es wahrscheinlich für sie unvorstellbar ist das zu laufen. Unterwegs hatte ich es auch Mal mit "Berlin!" als Antwort auf die Frage nach meinem Weg geantwortet. Da hat man es aber immer gleich rattern sehen. Zum einen wie kommt man von hier aus nach Berlin und hey, kommt er nicht aus der Berliner Richtung? Ich ergänzte dann dass es eine große Runde über die Alpen sei, aber das war ihnen dann alles zu konfus. Zuletzt klappte immer gut die nächst größere Station zu nennen und wenn es sich ergab dann noch den Teil mit den Alpen. Wobei hier manche schon nicht drauf klar gekommen sind, dass ich aus Berlin gelaufen bin.
    Das erinnert mich an einen Reisebericht über eine Weltumrundung mit dem Rad. Der Typ wurde, als er noch in Deutschland unterwegs war, auch ein paar Mal quasi ausgelacht unter dem Motto "Haha, ja klar Weltumrundung. Da biste aber noch nicht weit gekommen ..." Während das Gewitter noch tobt, gibt es erstmal Mittag. Hab sogar noch ne Dose Bohnen im Rucksack gefunden, die schleppe ich schon seit Wittenberge mit mir rum ...

    Danach geht's weiter durch Wälder und über Wiesen. Das Glück scheint auf meiner Seite zu sein. Zweimal, als ich ein Waldstück betrat fing es an zu schütten und als ich raus war, war es bereits wieder vorbei. So kann es immer bleiben.
    Ach ja, hätte ja beinah vergessen mein größtes Abenteuer von heute zu erzählen. Es stand mir eine Bundesstraßenüberquerung (zweispurig mit beidseitigem Standstreifen) bevor. Schon von weitem hatte ich die lückenlosen Kolonnen an Fahrzeugen gesehen und mich gefragt, wie ich da rüber kommen soll. An der Übergangsstelle habe ich locker 10 min auf eine Gelegenheit gewartet, aber es kam nix. Auto an Auto. Ich beschließe die Blechkarawane zu fotografieren. Kaum das Telefon gezückt beginnt ein Hupkonzert. Ich erschrocken das Telefon wieder runter und verpasse bei dieser Aktion meine Chance die Straße zu queren. Mist! Nach etwa weiteren 5 min die Chance. Von links ein Lkw und von rechts ein Lkw. Das schaffe ich setze zu spurt an, bin auf der Straße, sehe das jeweils beim Linken als auch beim rechten Lkw ein Auto zum überholen. Und ich mittendrin. Ich Hupkonzert ertönt, die LKWs weichen auf die Standstreifen aus, was meinen weg verlängert. Ich renne  mein Leben, die Fanfare des rechten Lkws dröhnt im Ohr und ein schneidender Luftzug zieht mir durch den Nacken. Puh, ich glaube ich hab's überlebt .... Aber was zur Hölle war das??? Sind die irre!?!?? Und da fragen die Leute einen immer, huhu so alleine  Wald, was da so alles passieren kann ... Was machste wenn ein Bär kommt ... Echt, ein Bär wäre ein Witz gegen diese Straßenquerung gewesen. Die größten Gefahren sind immer noch die in der Zivilisation  Ich brauche noch einige Kilometer mich von diesem Schrecken zu erholen.
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    10. Tag
    On Hitzacker gebe ich wieder mein Telefon an der Touriinfo ab und drehe eine Runde in der Stadt. Die Altstadt ist voll hübsch mit schönen Fachwerkhäusern aus dem 16. Jh. Klasse finde ich auch die vielen Infotafeln. Ich bin der Typ, der an fast jeder stehen bleiben muss. In Kyritz sagte eine Frau beim Vorbeiradeln, als ich die sehr interessanten Infotafeln zur Evolution studierte, "Na endlich schaut sich die einer mal an! ..." Klasse fand ich in Hitzacker auch die kostenlosen Toiletten mit Dusche (!), letztere waren aber wegen Corona geschlossen. Noch Vorräte im Bioladen (man haben die Preise, mindestens 25% über denen bei mir zu Hause) aufgefüllt, kurz was gefuttert und schon waren 2 Stunden wieder rum. Mit einem Eis in der Hand geht es weiter (Ups, jetzt erst gesehen, eigentlich sollte die schöne Altstadt im Fokus sein...)

    Das hier fand ich ganz lustig. Das Ding ist in der Altstadt zw. den alten Häusern aus dem 16. Jh. fehlplatziert, dass sich viele wohl schon fragten "Was ist das?!?", so dass es eine Erklärtafel bedurfte. Fand ich lustig:

    Der letzte Blick auf die Elbe vom Weinberg:

    Und jetzt verlasse ich die Elbe Richtung Celle. Okay, weil sie so schön ist noch ein allerletztes Bild von der Elbe:

    Ab jetzt geht es überwiegend durch Wälder, Mal schöner, Mal weniger:

    Das hatte ich bisher so noch nie gesehen, dass sehr viele Fachwerkhäuser einen Gottessegen auf dem Holz geschrieben haben. Es gab zuvor schönere, aber falls keins mehr kommt muss das hier herhalten:

    Später lief ich einen Schnur-geraden Weg, auf dem aller paar Meter ein Hochstand stand (man war immer von vorn und hinten in der Schussweite von min. 2 Ständen). Ich kam mir vor, als wäre ich auf einem Grenzstreifen unterwegs. Ich fühlte mich zumindest etwas unwohl. Leider sieht man auf dem Foto die anderen Hochstände weiter vorn nicht so gut

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    9. Tag
    Die Nacht war mäßig. Ein etwas dickerer Quilt wäre nicht schlecht gewesen. Na ja, is nun ma so. Zudem ist das Kopfkissen kaputt gegangen. Ein Verarbeitungsfehler an einer Schweißnaht. Ich schaue mal ob ich es getauscht bekomme.
    Ich passiere Gorleben und bin schon sehr gespannt wie es hier aussieht. Bin aber voll enttäuscht, ich hatte mir Gorleben irgendwie mehr "Hippie" oder protestmäßiger vorgestellt. Es war wohl nur ein Schnipsel Restklischee aus den 80igern in meinem Kopf.
    Kurz hinter Gorleben ist ein Aussichtsturm. Ich hoch und wieder enttäuscht. Das mit den Aussichtstürmen haben die hier irgendwie nicht so drauf. Der ist so klein, dass man nicht mal über die angrenzenden Bäume schauen kann. Es gibt nur eine kleine Lücke in den Kronen, man die Elbe erspähen kann:

    Das Hinterland ist nur Wald und Feld. Da bei dem Turm da hinten ist Gorleben:

    Ein Düsenjäger donnert über mich hinweg. Boa, ein Flugzeug. Das habe ich ja seit Corona und der Tegelschließung schon lang nicht mehr gesehen. Da freut man sich ja fast. Ich bin hier einige Stunden oben und ziehe irgendwann weiter. Es geht ziemlich öde an ner Straße entlang. Ich habe das Gefühl schon ewig unterwegs zu sein. Beim Waser auffüllen und Planung des nächsten Auffüllstopps bemerke ich, dass ich ja noch 18km vor mir habe und es ist schon 16:30Uhr. Ich düse los ...
    Alte zerstörte Eisenbahnbrücke:


    Die Elbauen werden weitläufiger:

    Oahhhhh, wie süüüüüß! Eine Lämmchenfarm!!!!

    So viele Babies und gucke mal, das eine da unten hat sogar einen blauen Pulli an, wie süüüß ...

    Ein Bieber kreuzt hinter mir den Weg und bemerkt mich nicht:

    Ich Frage mich, ob die übertrieben farbigen Sonnenuntergänge hier was mit der Asse zu tun haben

     
     
     
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    8. Tag
    Es geht weiter entlang der Elbe, die gut Wasser führt:

    Nach einer Woche bereits mein erstes trail skipping

    Auf der anderen Seite ist Schnackenburg in Niedersachsen. Da steht ein Aussichtsturm, den ich erklimme. Die Aussicht ist etwas enttäuschend, es sah von unten höher aus. Ich halte kurz Ausschau nach @einar46
     kann ihn aber noch nicht sehen (ich weiß, bist noch nicht los) und mache schnell zwei Schnappschüsse in beide Richtungen:


    Am Turm unten treffe ich eine Pärchen aus ursprünglich Thüringen, das seit längerem im Camper wohnt und durch die Welt zieht. Wir haben uns sehr nett unterhalten und waren uns bezgl. der Themen Arbeit, Gesundheit und dem Leben allgemeinen voll auf einer Wellenlänge ...
    Die Elbauen hier sind wunderschön:

    Auf der anderen Seite ist ein alter DDR-Grenzturm:

    An diesem idyllischen Plätzchen mache ich Rast:

    Die Gegend ist echt ein Ort voller Idylle und Ruhe. Wenn jemand Mal richtig abschalten muss und Ruhe braucht, der sollte hier her kommen. Anderseits, keine Ahnung wie es hier ohne Corona und in den Sommerferien aussieht. Man findet ja manchmal im Winter ein super schönes Plätzchen und denkt voll den Geheimtipp gefunden zu haben. Kommt man dann z.B. im Sommer hin, ist da voll Halligalli
    ....
    An der Höhenböcke, was aus eine sehr schöne Ecke ist:

    Joa is schoa wieda Almabtrieb?

    Zum Zeltaufbau ist zu früh, also gehe ich runter zur Elbaue und finde ein nettes Plätzchen an der Elbe. Kurze Zeit später kommt ein junges Fräulein mit dem Rad die Wiese entlang geradelt und hält unweit von mir. Hmm, ob sie mich gesehen hat? Sie verschwindet in einem Wäldchen und kommt da etwas später wieder laut singend und tanzend raus. Äh nein, sie hatte mich vorhin offensichtlich nicht gesehen Als sie zurück fährt kommt sie direkt vorbei , sieht mich, grüßt und lacht ...



     
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    7 . Tag
     
    Moin! Blick aus dem Tarp:

    Eine Woche ist jetzt schon rum! Die Zeit rennt. Heute geht's zur Elbe! Aber bereits nach 30 min schmerzt schon wieder der Fuß, ich kann kaum gehen. Und da kommt der ICE nach Berlin vorbei. Hhmm 30 min und ich wäre wieder in der Stadt... Ich probiere ein wenig die Stellung des Fuss beim Gehen zu variieren und siehe da ich finde eine Gangart, die den Vorderfuß entlastet und die schmerzen lassen promt nach.
    In Wittenberge gebe ich an der Touriinfo mein Telefon zum Laden ab und lasse mir die Hotspots der Stadt auf der Karte zeigen. Ich drehe ne Runde und fülle nebenbei meine Vorräte auf. Dabei irre ich stundenlang im Supermarkt rum. Packe Sachen in den Korb, lege Sachen wieder zurück - hach, ich kann mich einfach nicht entscheiden. Und als ich anfange die Zutatenlisten zu studieren dreht mir der Kopf und stehe wieder mit leerem Waagen da
    Ich breite meine Beute auf dem dem Parkplatz vorm Supermarkt neben dem Rucksack aus. Hmmm, wie um Himmels Willen soll ich das alles in den Rucksack bekommen. Is wohl en bißl viel ... Ich schultere den Rucksack und stöhne laut. Die Schulterriemen reißen sich tief in die Schultern hinein. Ufff! Was habe ich nur getan?!?! Mir wird schnell bewusst, dass ich die falschen Sachen gekauft habe, indem ich wie zu Hause eingekauft habe, nämlich vor allem Gemüse und Bananen ( ja, BANANEN!!!). Das nächste Mal gibt's keine Kohlrabi, Tomaten usw. mehr.
    Danach versuche ich etwas von dem Einkauf wegzufuttern und hole im Anschluss mir noch ein kleines Döschen Eiweißpulver und Arnikacreme für meinen Fuß. Am Ende war ich über 3 Stunden unterwegs.
    Ich hole meine Telefon ab, nehm noch ein Eis auf die Hand und ziehe durch die Altstadt zur Elbepromenade. Die ist aber Baustelle, das hätte die Touritante mir aber auch sagen können. Jetzt muss ich gut 1,5 km Umweg laufen.
    Nach 4 Stunden bin ich endlich raus aus Wittenberge und sehe das erste Mal (auf dieser Tour) die Elbe. Da hinten ist sie:

    Und hier in voller breite mit Wittenberge im Hintergrund:

    Nach einer Weile bemerke ich, dass der Fuß nicht mehr schmerzt. Ich überlege was anders ist und es fällt mir wie Schuppen von den Augen. Der zu leichte Rucksack der letzten Tage war Schuld! Verdammtes UL, UH rules!!! Die letzten Tage trug ich quasi nur das Basisgewicht, wodurch ich im Vorderfußgang war und damit den Vorderfuß überlastet habe. Durch den schweren Rucksack werde ich auf die Hacken gezogen und laufe weniger auf dem Vorderfuß oder so ähnlich. Na ja, sehen wir der Tatsache in die Augen: Ich bin einfach fett und unfit geworden
    Umleitung wegen Schafdemo auf dem Weg:

    Oh, wie süß! Babyschafe!!!! Stopp, lauft nicht weg:

    Hat die Kamera leider nicht gut eingefangen, sehr schönes Dorf im Abendlicht:

    Der Garten ist putzig, die Bette sind mit kleinen Heckchen umrandet:

    Naaaa, wer sieht es noch? "Schnipp, schnapp, Schnappi das kleine Krokodil":

    Es ist schon spät als ich an meinem Ziel ankomme und ich bin völlig platt. Da sehe ich genau an der Stelle wo ich nächtigen wollte einen Angler. Na toll! Also zieh ich weiter. Und da ist auch schon wieder das Auto, was mich zu beobachten scheint ... Ich laufe noch eine ganze Ecke, bis ich an eine Baumgruppe komme. Sieht nicht optimal aus, aber besser als nix. Vorort bietet sich mir aber ein herzliches geschütztes Plätzchen. Wie gemacht für mich.
    PS: Habt ihr noch Ideen für Wrapzutaten?
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    5. Tag
    Wohoooooo! Sonne!

    Ich nutze am Morgen erstmal die Sonne um alle Körperstellen durchzulüften, nen ausführlichen Zeckencheck zu machen und mich ausgiebig zu dehnen. Hoffentlich gab's da keine Wildkameras
    Lecker riechende Blümchen:

    Der Weg ist ganz schön:

    Apropos Weg, seit Hennigsdorf (gleich hinter Berlin, ab zweite Tag) Laufe ich auf dem Pilgerweg Berlin Bad Wilsnack. Der Weg ist sehr gut markiert. Entweder mit den drei leuchtenden Punkten (siehe Bild oben) oder/und mit dem Zeichen hier:

    Man braucht so gut wie nie eine Karte, nur manchmal wie hier, da fehlte der Pfeil nach rechts. Ich bin aber geradeaus weiter. Da die Markierungen so oft erscheinen, bemerkt man ihr fehlen recht schnell. Finde auch die Dörfer entlang des Weges hübsch. Viele Gehöfte sind aus dem 19 Jh. und wurden meistens wieder sehr hübsch restauriert. Die Wegempfehlung gilt natürlich nur für Berliner. Aus Hamburg oder Stuttgart würde ich dafür nicht anreisen. Is halt Brandenburg, wa.
    Nach so viel Jammern gestern hatte Zeus wohl Mitleid und gnade mit mir. Wie angekündigt ziehenab Mittag bis in den Abend hinein immer wieder Gewitter auf. Aber jedes mal zog es knapp an mir vorbei und bekam max. einen paar Tropfen für eins, zwei Minuten ab. Diese Wolke entwickelte sich in wenigen Minuten aus dem nichts. Zog aber haarscharf an mir vorbei und entlud sich hinter mir als heftiges Gewitter.

    Überwiegend ziehe ich heute die Sonne an. So machen die Pausen Spass, denn von denen muss ich bei einem 25 km Tagesdurchschnitt sehr viele und lange machen. Ich habe aber immer noch täglich wechselnde Bein und Fussbeschwerden und muss somit die Etappen noch klein halten.
    Als ich in das letzte Dorf für heute passiere, höre ich schon am Dorfeingang Laute Musik und gegröhle.Die Orts(feuer)wwehrgruppe schmeißt ne Party. Ich werde freundlichst auf ein Bier eingeladen, aber beim Anblick der T-Shirts lehne ich dankend ab. Die Ablehnung ihres deutschen Biers ließ bei zwei, drei Leuten die Stimmung kippen, so dass ich mich schnell verabschiedete.
    Etwas weiter treffe ich auf diesen Insta-Jüngertraum:

    Möge das Bild auf Insta geteilt werden und tausende Busse voll mit asiatischen Touristen in das Dorf einfallen.
    Ach Scheiß!!!! Ich muß doch noch Wasser holen. War nicht der Friedhof direkt bei der Kirche? Ich seh nix. Ich checke die Karte ... Och neeee. Der ist natürlich genau gegenüber der Feuerwehr und nirgends ist jemand im Garten, den ich Mal nach Wasser fragen könnte. Puh. Ich hardere sehr lange mit mir, kann mich aber nicht durchringen ihr Wasser anzunehmen. Etwas abseits des Weges ist ein weiterer Friedhof, es sind nur 3km Umweg. Ich entschlieẞe mich für die 3 km mehr  ...
     
     
     
     
     
     
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