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Ultraleicht Trekking

J_P

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Reputationsaktivitäten

  1. Gefällt mir!
    J_P reagierte auf MarcG in Mein erster (kurzer) Thru Hike: Neckarsteig 2016   
    Fazit:
    Schöner Steig, hat Spass gemacht. Die Strecke gefällt, doch einiges an naturbelassenen Wegen, natürlich auch viel Forstwege - so ist das in Deutschland nunmal. Aber es gibt an sich keine Etappe die doof war. Anfang vor allem auch ne Menge Höhenmeter. Die Streckenführung in den Ortschaften könnte glaube ich manchmal etwas eleganter sein. Aber das war nicht entscheidend. Wer mehr Zeit hat, kann bestimmt auch noch schön die ganzen Burgen, Museen und Städte besichtigen. 
    Ausrüstung hat alles gut geklappt. Hätte auch noch ein paar Dinge weglassen können. Etwas unzufrieden bin ich mit der Kamera, aber das ist einfach ne alte Kompaktkamera. Mal sehen ob ich nächstes Mal mehr mitnehme. 
    Wetter war super! Einen halben Tag Regen, sonst überwiegend schönes Wetter mit gemäßigten Temperaturen. Und leer war es! Man erwartet ja grade bei etablierten Wegen einiges an Publikum - ich war oft alleine unterwegs. Stealth-Camping wäre bestimmt auch möglich gewesen. Aber ich habe die Campingplätze nicht bereut. So ne Dusche ist ja schon was angenehmes.
    Was ich verbessern muss ist auf meine Füße zu hören. Der Einbruch an Tag 3 ist mir irgendwie immernoch rätselhaft, kann ich aber mit leben. Das mit den Blasen hinterher war aber bestimmt vermeidbar. 
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    J_P reagierte auf MarcG in Mein erster (kurzer) Thru Hike: Neckarsteig 2016   
    Tag 8 Fortsetzung
    Es geht über den Fluß nach Gundelsheim. Hier wird die historische Altstadt voll mitgenommen. Am Weg liegt ein Cafe mit Schokoladenmanufaktur. Das einzige was dem Wetter angemessen ist war allerdings ein Schokoladeneis (sehr sehr lecker!). Vorbei am örtlichen Schloß (die Dinger stehen hier echt überall) geht es wieder aufwärts auf die Hochebene, diesmal auf der anderen Seite. Auch hier gibt es wieder alte Kirchen und Gehöfte bevor man durch Felder weitergeht. Auch mal längere Zeit auf Asphalt, aber das fällt nicht weiter auf. Die offene Landschaft bietet immer etwas zu sehen. Anschließend führt der Weg wieder abwärts und näher am Fluß entlang. 



    Vor Neckarzimmern liegt noch die Burg Hornberg. Am Fuß des Berges biegt der Weg auf einmal nach rechts ab und man macht eine weite Schleife landeinwärts. Grund dafür ist eine Anlage der Bundeswehr. Hier gibt es unterirdische Stollen und es wundert einen schon auf einmal ein Schild "militärisches Sperrgebiet" zu sehen. Der offizielle Steig führt außen an der Burg vorbei, aber ich nehme die Route die mich durch die Vorburg und die darunter liegenden Weinberge direkt zum Bahnhof führt. Damit ist der ganze Steig gelaufen und mein Abenteuer beendet. 


    Naja. Die Bahn verlängert das Abenteuer noch dadurch dass der erste Zug ausfällt, was doof ist, wenn in einem so kleinen Ort nur einmal pro Stunde überhaupt einer fährt. Später darf ich dafür dann den ICE ohne Aufpreis nehmen und so komme ich nur mit 40 Minuten Verspätung zu Hause an. Immerhin. 
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    J_P reagierte auf MarcG in Mein erster (kurzer) Thru Hike: Neckarsteig 2016   
    Tag 8 Bad Wimpfen - Neckarzimmern (20 Km)
    Zwei Tage Pause in Heilbronn haben den Füßen gut getan. Mit der Bahn braucht man nicht lange nach Bad Wimpfen - dem südlichen Start/Endpunkt des Neckarsteigs. Im auffallenden Kontrast zum anderen Ende in Heidelberg finde ich hier sofort das Hinweisschild, ist es doch unübersehbar am Bahnhof angebracht. Der Steig führt nun für eine relativ lange Zeit parallel zum Fluß, zunächst auf einem Trail der etwas oberhalb liegt und sich ein wenig wie ein Tunnel anfühlt, ist er doch vom Vegetation umschlossen. Irgendwann wird das Gelände offen und der Weg liegt mehr oder weniger direkt am Ufer. Weg ist für diesen Abschnitt aber ehrlich gesagt das falsche Wort. Es ist ein Stück abgemähte Wiese. An meinen Schuhen schleppe ich Unmengen nasses Gras mit, es lässt sich nicht gut laufen. 50 Meter weiter läuft auch ein ausgebauter Radweg, irgendwie wirkt die Streckenführung etwas erzwungen. Seltsam ist auch dass die Karte und Streckenbeschreibung von der historischen Altstadt von Bad Wimpfen schwärmen - der Weg aber vom Bahnhof direkt an den Fluß und geradewegs aus der Stadt führt. Nur im Rückblick kann ich erahnen was ich verpasse.




    Nach ein paar Kilometern am Fluß biegt man links ab, durchquert das Örtchen Heinsheim und steigt auf zu einer alten kleinen Kirche und dann weiter über eine offene Hochebene. Die Sonne scheint und man ist wirklich lange auf freier Strecke unterwegs. Das ist der einzige Tag an dem ich wirklich Sonnencreme aufgetragen habe. Zwischendurch ist der Steig nicht durchgehend gekennzeichnet, sondern man findet nur ein Schild auf dem steht "In 650m rechts" - ahja. Ich folge dem Weg und biege am als es geradeaus nur noch einen Golfplatz gibt. So läuft man einige Kilometer über Felder. Das nächste Highlight ist der jüdische Friedhof den man passiert. Kurz danach geht es wieder in den Wald und zur Burg Guttenberg. Hier habe ich einen schönen Blick über das Tal und kann den Rest der Etappe fast vollständig sehen. 

    (wird fortgesetzt)
     
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    J_P reagierte auf MarcG in Mein erster (kurzer) Thru Hike: Neckarsteig 2016   
    Tag 6 - Neckarzimmern - Neckarzimmern Bahnhof.
    An sich steht die letzte Etappe heute an. Es sind so 20 Kilometer bis zum Ende des Trails und dann wenn ich will noch weiter bis Heilbronn. Auf dem Weg in den Ort komme ich an einem Schild vorbei. Es sagt Bahnhof 0,5 Kilometer und Heilbronn 30 Kilometer. Was soll es werden? Mir tut der Fuß immernoch genau so weh wie tags zuvor. Ich steht vor der Entscheidung: Zusammenraffen und weiterlaufen oder abbrechen? Ich bin ziemlich sicher dass ich das schaffen kann, aber ich bin auch sicher dass ich den ganzen Tag keinen Spaß haben würde. Und sogar der langsame Einheimische mit Hund geht schneller als ich. Das hier ist Urlaub und es fühlt sich gerade gar nicht danach an. Ich entscheide mich zum Bahnhof zu gehen und den Zug nach Heilbronn zu nehmen. 
    Dort nimmt mich ne Freundin in Empfang und so verbringe ich die nächsten Tage in der Stadt und gebe meinem Fuß die nötige Pause. Außerdem finde ich noch eine Zecke die sich bei mir eingeschlichen hat. Es wird kurzer Prozess gemacht. 
    Da ich den Trail aber beenden möchte, nehme ich mir vor die fehlende Strecke auf dem Heimweg zu laufen. 
    (wird fortgesetzt) 
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    J_P reagierte auf MarcG in Mein erster (kurzer) Thru Hike: Neckarsteig 2016   
    Tag 5 Neckargerach / Neckarzimmern (ca. 20 Km)
    Von innen betrachte ich die Mengen an Ameisen die über das Zelt laufen und habe einen unverständlichen Spass daran sie mit einem Fingerschnipp gegen das Zelt durch die Luft fliegen zu lassen. Man fragt sich fast, um die Tiere zurückkommen um noch einen gratis Flug zu genießen. Daneben wundere ich mich darüber dass es im Zelt auf der einen Seite einen ganz leichten Hauch von Kondensation gibt, auf der anderen aber nicht. Sorgsam packe ich meinen Rucksack, sortiere schon einige unnötige Kleinigkeiten aus und mache mich auf den Weg Richtung Ortsmitte.
    Ich komme nicht weit. Ich komme kaum vom Campingplatz runter als mich Schmerzen an der rechten Ferse stoppen. Auf einer Bank mache ich die Entdeckung dass es nicht die Blase von gestern ist. Vielmehr hat sich irgendwie direkt daneben eine weitere Blase gebildet. Unter dem Blasenpflaster! Sie ist groß und sitzt auch so dass es immer weh tut. Uff. Ich versorge das ganze nochmal und muss mir im Folgenden angewöhnen anders aufzutreten. Der Tag geht schonmal nicht gut los. 
    Supermarkt und Bäcker versorgen mich mit Frühstück und ich gehe zum Bahnhof, an dem die Strecke ganz offiziell vorbei führt. Vor der Überführung der Gleise entdecke ich auf einmal eine Markierung für den Katzensteig. Die hatte ich an Tag 3 ja vergelblich gesucht. Irgendwie komme ich mir jetzt schon verarscht vor.

    Der Frust ist aber auszuhalten, liegt doch mit der Margarethenschlucht ein absolutes Highlight vor mir. Etwas hinter dem Ort hat sich ein Bach einen steilen Weg in Richtung Neckar gesucht. Der Trail führt immer wieder über das Flußbett, das man gefühlt ein Dutzend Mal quert. Dann muss man an den Seiten immer wieder steil aufsteigen. Der ganze Weg ist mit einem Seil gesichert. Klettern würd ich es nicht nennen, aber ein paar Mal habe ich mich schon am Seil hochziehen müssen. Schöne Strecke! 

    Oben angekommen geht es erstmal durch Wald und Felder. Relativ unspektakulär. Vom Ausblick aufs alte Kernkraftwerk mal abgesehen. 

    Ich überhole eine andere Wanderin kurz bevor ich mich an einer Hütte zu einer Pause hinsetze. Hier sind auch Grillplätze, es gibt sogar Toiletten! Die Dame trifft ebenfalls hier ein und wir kommen ins Gespräch. Sie schaut sich die Route an, denn sie will mit einer Gruppe ein paar Tage später hier entlang. Sie kennt sogar die Stelle an der ich mich am ersten Tag verlaufen habe! Sie zieht vor mir weiter.
    Nach meiner Pause geht es weiter durch den Wald, irgendwann aber auch wieder steil bergauf. Ich ertappe mich schon wieder dabei dass man einen Aufstieg quasi geradeaus berghoch hat. Die zivilisatorische Errungenschaft der Serpentine ist hier wirklich unbekannt. Erstaunlich ist, dass es den Leuten hier schon klar ist, wie anstrengend das ist. Es stehen mindestens 3 Bänke an dem kurzen Aufstieg für Leute die pausieren müssen. Immerhin hat man von oben einen schönen Blick über das Neckartal. Der Weg führt oben über eine Ebene, auch mal wieder an Feldern entlang. Es lässt sich ganz gut laufen, aber mein Fuß macht schon die ganze Zeit Ärger. Es geht wieder in den Wald und ich schaffe es mal wieder eine Abzweigung nicht zu finden. So steige ich in den nächsten Ort ab, wo ich mich dank Google orientieren kann. So finde ich einen schmalen Pfad der mehr oder weniger parallel zur Strecke verläuft. Er ist ziemlich zugewachsen, eng, führt am Abhang entlang. Und ich muss hoffen in keine Sackgasse zu laufen. Aber ich habe Glück: Am Ende treffe ich wieder auf den Neckarsteig, der nun nach Mosbach absteigt. Die Strecke führt zwar nochmal hoch, aber ich gehe einfach geradeaus ins Ortszentrum. Ich brauche eine Pause.
    Hier ist die Streckenführung endlich mal gelungen! Man landet direkt in der Fußgängerzone, und so finde ich einen Rastplatz unter einem großen Baum am Kirchplatz. Ein Eis fürs Gemüt und eine Pause für den Fuß. Ich sitze eine ganze Zeit hier bis ich mich wieder zusammenreißen kann und weiter laufe. Es sind noch circa 8 Kilometer bis zum nächsten Campingplatz. Durchhalten. 
    Aus dem Ort geht es zuerst an einem Brunnen entlang, dann wieder bergauf. Mit kurzen Ausnahmen geht es nur durch Wald. Einzige Besonderheit an dem Abschnitt ist die Gedenkstätte für die Badener Juden die sich auf dem Gelände einer Kirchenfortbildungseinrichtung befindet. Anschließend geht es fast nur bergab bis Neckarzimmern. 

    Während der Steig nach links abbiegt, kann ich in der Entfernung rechts den Campingplatz sehen. Endlich! Der Checkin ist einfach, es gibt kalte Limonade und sogar Wlan. Das ist der einzige Platz wo tatsächlich eine größere Anzahl Gäste zu sehen ist. Eine Gruppe sitzt an einem langen Tisch, ein paar Biker, ein Franzose der bei starken Wind alles versucht um seinen Kocher ans laufen zu bekommen. Ich dusche, ruhe, nutze das Web und nutze das Restaurant fürs Abendessen. Wieder einmal geht es früh ins Bett. 
    (Wird fortgesetzt)
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    J_P reagierte auf MarcG in Mein erster (kurzer) Thru Hike: Neckarsteig 2016   
    Tag 4 Neckargerach / Lindach / Neckargerach (28km)
    Mal wieder eine erstaunlich ruhige Nacht. Auf dem Campingplatz war glaube ich nur ein Ehepaar Dauercamper. Sonst war da niemand! Ich wache sehr früh auf und muss zugeben dass die ersten Schritte morgens noch etwas holperig sind. Der Neckarsteig mache bei Neckargerach eine große Schleife, die wieder an den Ort zurückführt. Das sind so circa 10 Kilometer und ich nehme mir vor erst einmal diese Schleife zu laufen als Test. Wenn es schief geht, dann komme ich wenigstens zum Campingplatz zurück. Zelt und Co bleiben hier, ich nehme nur das nötigste im Daypack mit. Endlich mal richtig Ultraleicht! Ich gehe bereits gegen 7 Uhr los! 
    Man quert den Fluß und im weiteren folgt der Weg einer großen ehemaligen Flußschleife. Davon gibt es mehrere hier in der Gegend, aber hier kann man das besonders gut sehen. In der Mitte eine Hügel, dann niedrigeres Land drumherum, außen dann wieder Hügel. Die Landschaft ist offen, es ist das erste Mal, dass ich für längere Zeit an landwirtschaftlich genutzten Flächen entlang laufe. Ich scheuche ein Reh im Maisfeld auf, und begegne ein paar Kühen auf einer Weide. Das ist auf dem ganzen Trip das einzige Weidevieh was ich sehen werde. Ansonsten sind es hauptsächlich geschotterte Feldwege. Ich bin nicht der schnellste, aber komme an sich gut voran. Die Beine machen wieder was sie sollen! Der Einbruch und die Schmerzen am Vortag kommt mir immer rätselhafter vor. 
    Am Ende geht es wieder bergauf und in den Wald. Gegenüber von Neckargerach ist mal wieder eine Burgruine (welch Überraschung). Ich bin von der Größe der Anlage überrascht, vom höchsten Fenster aus hat man eine gute Aussicht auf den Ort. Es gibt auch zwei Grillplätze, auf einem Tisch liegt eine Klopapierrolle einsam herum. Trail-Magic? Anschließend gehts über einen steilen Pfad wieder herunter zum Neckar, wo ich mich dann wieder Richtung Campingplatz aufmache. Erst noch einen Abstecher zum Supermarkt und gegen 11:30 sitze ich wieder am Zelt und habe ein ausgiebiges Mahl.

    (wird fortgesetzt) 
     
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    J_P reagierte auf MarcG in Mein erster (kurzer) Thru Hike: Neckarsteig 2016   
    Tag 2 Neckarsteinach / Eberbach (circa 30 Km)
    Es ist schon irgendwie angenehm aufzuwachen wenn die Sonne aufgeht. Zu Hause habe ich damit Probleme, hier klappt es erstaunlich gut. Obwohl die Matratze neu ist, und ich eine neue Kopfkissen-Kombination ausprobiere habe ich gut geschlafen. Beine und Füße meckern auch nicht. Sehr gut. Gegen halb 9 habe ich alles gepackt, die Übernachtung bezahlt und bin auf dem Weg. Mein erstes Ziel ist der lokale Supermarkt. Dummerweise liegt der in der anderen Richtung und so muss ich erst ein Stück gehen. Zu allem Überfluß gibts die Getränke im Getränkemarkt nebenan. Wie unnötig kompliziert. Dann gehe ich wieder durch Neckarsteinach. Anfangs wirkt der Ort nicht schön - erst Recht nicht hier an der Hauptstraße - aber der alte Teil mit Fachwerk ist echt ansehnlich.

    Im Dorfzentrum setze ich mich an einen Brunnen und frühstücke in aller Ruhe. Brötchen, Käse, dazu ne Cola. So kann der Tag beginnen. Anschließend laufe ich an den ersten Burgen vorbei. Die Stadt ist berühmt, weil sie nicht eine, zwei oder drei Burgen hat, sondern gleich vier davon. Und auf der anderen Flußseite ist auf dem Dillsberg ja auch noch eine. Vorder- und Mittelburg sind bewohnt und nicht zugängelich, und so laufe ich an der Mittelburg nur vorbei.
     
    Vor der Hinterburg erreiche ich wieder den Trail und kletter dann die Ruine hinauf. Durch einen schmalen Turm, der so dunkel ist dass ich die Lampe des Telefons brauche geht es auf den Bergfried. Eine tolle Aussicht hat man von hier. 
     

    Danach geht es in den Wald und hier kommt der Regen. Morgens erreichte mich schon eine Nachricht von einer Freundin aus Heilbronn, dort hätte es die ganze Nacht geregnet - aber diese Front hat mich verfehlt. Diese hier aber nicht. Nachdem der erste Starkregen sich abgeschwächt hat komme ich unter meinem Unterstand (auch nur ein Baum) hervor, und nun geht es im Regen weiter. Es folgt erneut ein steiler Aufstieg durch ein Wohngebiet und dann weiter im Wald. Auch hier endet das Wohngebiet in Stufen! Auf den nächsten Kilometern begegnen mir die ersten richtigen Wanderer. Eine Gruppe mit Ponchos und Schirmen kommt mir entgegen. Später passiert mich eine weitere als ich grade meine Sachen in einer Schutzhütte sortiere. Muss daran liegen dass es Samstag ist, da ist mehr los. 
    Der Aufstieg geht zu einem Aussichtspunkt der sich Goethe Blick nennt. Ehrlich gesagt ist der Ausblick hier enttäuschen. Viel sieht man nicht. Überhaupt ist das hier oft so. Man ist zwar in den Bergen unterwegs, aber die sind oft sehr abgerundet und bewaldet. Gute Aussichtspunkte sind eher selten. Das kenne ich von Rhein und Ahrtal anders. Hat wohl einen Grund warum die Gegend OdenWALD heißt. 
    Dann geht es für lange Zeit auf breiten Wegen weiter. Viel passiert nicht. Es regnet einfach vor sich hin. Zum Glück ist es aber nur naß und nicht kalt. In kurzer Hose und Regenjacke kann man recht angenehm laufen. Irgendwann sorgt eine Wiese dafür dass meine relativ trockenen Füße nun auch richtig feucht werden. Mist. Ich komme nicht gut voran und im Regen macht es auch keinen besonders großen Spaß. Mich überholt eine wanderende Familie, die ich wieder passiere als sie eine Pause einlegen. Dort pausiert auch die andere Gruppe die mich früher oberholt hatte. Nach einiger Zeit hat mich die Familie dann aber wieder eingeholt. Es beginnt der Abstieg nach Hirschorn, er ist nicht schön, immer diese breiten Schotterwege. Meine Motivation ist ganz schön angeknackst und für einige Zeit überlege ich die Etappe in Hirschhorn zu beenden. 
    Als ich dann in den Ort komme und durch die Altstadt wandere spricht mich keines der Gasthäuser an, auch finde ich keinen guten Rastplatz. So folge ich erstmal weiter dem Trail. Immerhin hat der Regen aufgehört. Und wie könnte es anders sein - es folgt ein steiler Aufstieg zum Schloß Hirschorn. Mit ausreichend Stufen! Und auf den Schloßturm sind es noch mehr Stufen. Teilweise ist der Gang so eng, dass mein Rucksack auf beiden Seiten an der Wand streift. Immerhin ist die Aussicht gut.

    Ich finde eine Bank und mache eine lange Pause. Anscheinend findet eine Hochzeit statt, eine Fotografin läuft mit dem Brautpaar umher. Dummerweise hat die Gastronomie hier komische Öffnungszeiten und so bleibe ich bei meinen Bananen und Keksen. 
    Nach der Pause geht es besser, die Sonne kommt heraus. Ich entschließe mich dazu doch wie geplant Eberbach als Etappenziel anzusteuern. Belohnt wird diese Entscheidung durch eines der schönsten Teilstücke. Nach dem Schloß geht es weiter bergauf, aber über einen sehr schönen Trail.

    Oben angekommen wird der Trail aber durch einen breiten befestigten Weg ersetzt der mich den ganzen Rest der Etappe begleitet. Es passiert nichts, gibt nichts zu sehen. Hinter dem Schloß treffe ich keine einzige Person bis nach Eberbach. Der Trail steigt herab zum Neckar und läuft dann parallel bis in den Ort. Als der Weg nochmal den Berg aufsteigen möchte gehe ich einfach gradeaus weiter. Kurze Zeit später kommt der Steig auch wieder herab. Durch den Ort und über die Brücke geht es zum Campingplatz. Das Restaurant hat auch noch geöffnet! Es wird gegessen, aufgebaut, geduscht. Dann finde ich eine Kneipe wo in einem Außenzelt das Fußballspiel übertragen wird. 90 Minuten hätten mir zwar gereicht, aber es braucht Verlängerung und Elfmeterschießen. Und hinterher dann Autokorso und feiernde Menschen. Man denkt eine kleine Stadt sei da vielleicht etwas ruhiger - weit gefehlt. Es dauert bis Mitternacht bis ich im Zelt liege. 
    (wird fortgesetzt)
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    J_P reagierte auf MarcG in Mein erster (kurzer) Thru Hike: Neckarsteig 2016   
    Wie hier schon angekündigt habe ich diese Woche den Neckarsteig durchwandert. Ich bin noch relativer Einsteiger beim Thema Wandern. Die längste Tour waren drei Tage im Grand Canyon vergangenes Jahr. Das hier sollte die erste Tour eines Fernwanderwegs werden. Rucksackgewicht so um die 5-6 Kilo + Wasser/Essen. 
    Tag 1. Anreise / Heidelberg / Neckarsteinach (circa 24 Km)
    Nach einer zu kurzen Nacht mache ich mich morgens mit dem Zug nach Heidelberg auf. Dort bin ich mit einem alten Kumpel verabredet. Wir haben uns lange nicht gesehen und so freue ich mich drauf Jan mal wieder zu treffen. Er holt mich am Bahnhof ab und wir schlendern durch die Stadt, verzehren leckere Croissants bei einem französischen Bäcker und quatschen im Hof irgendeines Uni Gebäudes. Dort fülle ich auch meine Trinkblase mit Wasser bevor wir uns zum Heidelberger Schloß aufmachen.
    Das Schloß ist der offizielle Startpunkt des Trails. Doch irgendwie kommt mir das geschummelt vor. Liegt das Schloß doch über der Stadt und so muss man schon zuvor eine ganz ordentliche Zahl an Höhenmetern überwinden, die im Streckenprofil nicht auftauchen. Zwischen Bahnhof und Schloß liegen bestimmt 3 Kilometer und 100 Höhenmeter. Wir machen noch ein Foto am Tor - dem offiziellen Startpunkt und ich mache mich auf den Weg. Es ist ungefähr 12:30Uhr. 

    Seltsamerweise ist der Startpunkt hier an gar keiner Stelle ausgeschrieben oder erwähnt. Man findet zwar die Markierungen, aber das wars auch. Zuerst laufe ich sogar in die falsche Richtung, denn es gibt neben dem Neckarsteig auch den Neckarweg - der ist die Verlängerung - und dessen Zeichen sieht fast identisch aus. Wer hat sich das denn ausgedacht?

    Der Weg führt mich zunächst oberhalb des Schloßes vorbei, was einen tollen Blick bietet und anschließend geht es weiter bergauf. Nach ein paar Minuten erreiche ich einen Wanderparkplatz - und siehe da: Hier steht auf einmal das Start/Ziel Schild des Steigs. Was soll das denn? Naja, immerhin gibt es doch eins.


    Das hier ist nicht nur der Start des Trails, hier erwartet mich auch sofort die höchste Erhebung der ganzen Strecke, man läuft auf den Königsstuhl hinauf. Das besondere dabei? Man nimmt die sogenannte Himmelsleiter. Der Weg führt einfach grade den Berg hinauf, über mehr als Tausend grobe Steinstufen. Puh! Schnell wird mir warm und ich wechsele von der Hose in die Shorts. Da weit und breit niemand zu sehen ist, einfach mitten auf dem Trail. Der Aufstieg hat es ganz schön in sich, wie gesagt es geht einfach grade bergauf. Erschwerend kommt hinzu, dass ich ja gerade erst starte und noch gar keinen Laufrhythmus gefunden habe. Die unebenen Stufen helfen nicht wirklich dabei. Und es geht immer weiter aufwärts. "Himmels"-Leiter? Ich denke nur "Hölle Hölle Hölle" - Erinnerungen an den Grand Canyon werden wach, es fehlen nur die Ausscheidungen der Maultiere. Oben angekommen wird man aber mit einem schönen Ausblick auf Heidelberg belohnt. Und von jetzt an gehts bergab!



    Es geht erstmal überwiegend flach weiter, meist über breite Wege, gelegentlich unterbrochen von kleineren Pfaden, so beim ersten Abstieg. Man läuft nur durch den Wald, so dass man das warme Wetter gut ertragen kann. Ich treffe nur vereinzelt andere Menschen und habe den Wald überwiegend für mich allein. 
    An einer Stelle geht es wieder bergauf und nach einiger Zeit merke ich, dass gar keine Markierungen mehr zu sehen sind. Hätte ich etwa abbiegen müssen? Aber da war doch gar keine Abzweigung? Nur dieser breite Weg?! Ich gehe zunächst weiter, aber als an der folgenden Kreuzung keine Markierungen zu sehen sind bin ich wohl das erste Mal vom Weg abgekommen. Naja, gehen wir mal in die Richtung, in der ich den Trail erwarte. Ich finde ihn auch tatsächlich nach einiger Zeit wieder. Dazwischen war noch eine tolle Schutzhütte mit Grillplatz und viel Fläche, leider habe ich keinen Grund hier zu pausieren oder übernachten. 
    An sich sollte ich mich ärgern über den Umweg (noch dazu bergauf!), aber der Trail ist hier sehr schön und so geht es gut gelaunt weiter. Unterwegs begenet mir ein Reh. Das Wetter wird immer wärmer und so plane ich eine Pause in Neckargemünd ein, dem ersten Ort der an der Strecke liegt. 
    Doch leider ist das enttäsuchend, schafft es der Weg doch die Altstadt zu verpassen. An einer Stelle habe ich den Eindruck hier könnte man doch gleich einen Platz finden, vielleicht ein Lokal um einzukehren - aber dann biegt man in die andere Richtung ab. Ich komme zum Bahnhof und plötzlich ist man auch schon wieder aus dem Ort raus. Es geht recht steil bergauf durch ein Wohngebiet, und am Ende geht es schon wieder Stufen hoch! Davon hatte ich doch schon genug heute. Nach einiger Zeit komme ich aber an einen schönen Aussichtspunkt, von dem aus man einen tollen Blick über den Ort und in Richtung Dillsberg hat. Es gibt auch eine schöne Hütte und so wird die Pause hier nachgeholt. 

    Es geht weiter durch den Wald und so langsam merke ich wie ich müde werde. An einer Stelle gibt es einen Wegweiser in das Dorf unten. Nach einem kurzen Blick auf die Karte entscheide ich mich dazu den Trail zu verlassen und abzusteigen. Das spart mir den nächsten Berg und führt mich direkt zum Campingplatz in Neckarsteinach. Der Weg führt mich in einem großen Bogen am Neckar entlang. Dabei sehe ich einige der Burgen (dazu morgen mehr) und passiere ein Denkmal für Eichendorff, der hier wohl auch schon gewandert ist. Der Empfang des Campingplatzes ist nicht mehr besetzt, so trage ich mich nur ein und stelle dann mein Zelt auf der Wiese auf. Die Dusche ist doof kontruiert und macht alles nass in der Kabine, gut dass ich meinen Kram im Drybag trage. Leider gibt es auch nichts mehr zu essen oder trinken, nur einen Automaten der Würstchen und Eier enthält - und vom lokalen Metzger betrieben wird?! Also mache ich abends noch einen Abstecher in den Ort, der auf der anderen Seite des Neckar liegt. Ich finde einen Imbiss und einen Biergarten. Dort sehe ich noch einen Teil des Fußballspieles, aber gehe nach der Halbzeit wieder. Später im Zelt bekomme ich noch ein Gespräch der anderen Gäste mit die mir das Endergebnis mitteilen. Gegen 22:30 Uhr gehe ich schlafen.


    (wird fortgesetzt)
  9. Witzig!
    J_P reagierte auf martinfarrent in Bahnnahe Trails   
    Dann machen wir es mal etwas abgemildert so, wenn kein Widerspruch der anderen Teilnehmer kommt. Höchstens alle 5 - 7  Trailkilometer dürfen Bus/Bahn nicht mehr als 2 - 3 km entfernt sein - wobei Busse natürlich brauchbar auch zu Bahnhöfen führen sollten. Wer nach dieser Definition seinen Beitrag zurückziehen möchte, kann mich ja per PN erreichen, damit ich ihn als Mod ausblende.
    Wenn Trails eine weniger gut angebundene Teilstrecke enthalten, kann der jeweilige Autor dies ja dazu schreiben... sofern die Ausnahmepassage auch wirklich eine ist (und nicht eher die Regel). 
  10. Gefällt mir!
    J_P hat eine Reaktion von martinfarrent erhalten in Bahnnahe Trails   
    Lahnwanderweg
  11. Gefällt mir!
    J_P reagierte auf Joe_McEntire in Bahnnahe Trails   
    Schwarzwald-Nordrandweg
  12. Gefällt mir!
    J_P reagierte auf Kay in Bahnnahe Trails   
    Maximiliansweg: nicht parallel zur Bahn aber durch den Verlauf am nördlichen Alpenrand kommt man alle paar Tage an einen Bahnhof, der einen in 1-3 Stunden Fahrtzeit nach München bringt. Man kann quasi jederzeit nach nordwärts ausbrechen und kommt per ÖPNV nach München zurück.
  13. Gefällt mir!
    J_P reagierte auf Ultralight82 in Bahnnahe Trails   
    Ich füge  mal einen kleinen hinzu 
    Deutschland :
    Neanderland Steig 
  14. Gefällt mir!
    J_P reagierte auf martinfarrent in Bahnnahe Trails   
    Besonders für kürzere Trips mit engem Zeitfenster sind ja solche Trails günstig, die halbwegs parallel zu einer Bahnlinie verlaufen. Vielleicht lohnt sich eine Sammlung. Ich fange mal an:

    Deutschland
    Rheinsteig (Ausnahme: Neuwieder Becken) Rheinhöhenweg Natursteig Sieg Moselcamino (teilweise)
    Frankreich
    Küstentrail Côte Bleue (Marseille bis Carro) diverse Küstentrails an der Côte d'Azure Schweiz
    Jura Bike (MTB Tour - die meisten Etappen enden in Bahnhofsnähe)
     
  15. Gefällt mir!
    J_P reagierte auf Miss X in Forststeig Elbsandsteingebirge   
    Das Moskitonetz ist frei nach dem Vorbild von @micha90 (Link zum passenden Post) entworfen - nur vom Umfang her nicht so groß, dass es über einen Schirm passen würde. Ich ziehe es mir beim Schlafen einfach immer über den Kopf und Oberkörper (mittlerweile auch ohne Basecap, wie noch hier auf dem Foto). Der obere Teil des Quilts kommt dann mit ins Netz, so dass kein Viechzeug eindringen kann. Positiver Nebeneffekt in kalten Nächten ist, dass das Moskitonetz auch nochmal gut wärmt...

    Ansonsten sieht mein Setup wie auf diesem Foto hier aus, nix besonderes, Michas Quick&Dirty Tarp und dann alles reinwerfen

    PS: die Bezeichnung "groß" in meiner Packliste resultiert daher, dass ich noch ein kleineres Moskitonetz habe, dass nur den Kopf und Hals abdeckt...das wäre dann für unterwegs zum Laufen etwas...
  16. Gefällt mir!
    J_P reagierte auf ptrsns in Impressionen aus meinem Schlafzimmer   
    an einem meiner homespots vor den toren der stadt. ende januar war hier bei uns nochmal ein bischen schnee und minusgrade. das ham wir hier nicht soo häufig im flachland^^ das hab ich gleich genutzt, um den underquilt auszuprobieren. speicherkarte für die dslr hab ich zuhause vergessen, wie ich am nächsten morgen dann merkte. daher nur son schlechtes handyfoto. aber war ne geile stimmung da... 3x3tarp, hängematte, winterschlafsack und underquilt.
  17. Gefällt mir!
    J_P reagierte auf Ranger in Impressionen aus meinem Schlafzimmer   
    War auf einer kurzen dreitages Tour
    Schlafzimmer: Naturehike cloud up 2 (upgrade)



     


  18. Gefällt mir!
    J_P reagierte auf questor in Impressionen aus meinem Schlafzimmer   
    Weserbalkon.
    Und auch hier wird Pizza auf den Trail geliefert, @cafeconleche
     

  19. Gefällt mir!
    J_P reagierte auf questor in Impressionen aus meinem Schlafzimmer   
    Verdientes abhängen mit Aussicht nach 30k

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    J_P hat eine Reaktion von schwyzi erhalten in - Rothaarsteig 26.06. - 30.06. -   
    Hallo Zusammen,
    Vom 26.06. - 30.06. bin ich mit @runnindom den Rothaarsteig gelaufen. Da Anfang Juli das Sabbatical von runnindom endete bot sich hier noch eine Gelegenheit eine kleine Wanderung zusammen zu starten. Section II des Westwegs wurde dafür auf den September verlegt.
    Nach einer zweieinhalbstündigen Bimmelbahnfahrt von Marburg nach Brilon im Hochsauerland starteten wir den Rothaarsteig am späten Nachmittag des 26.06. um 17 Uhr am Rathaus in
    Brilon:


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    J_P reagierte auf Miss X in Forststeig Elbsandsteingebirge   
    und weiter gehts mit Fotos

     
     








  22. Gefällt mir!
    J_P reagierte auf Miss X in Forststeig Elbsandsteingebirge   
    hier noch ein paar weitere Fotos von der Tour







  23. Gefällt mir!
    J_P reagierte auf Miss X in Forststeig Elbsandsteingebirge   
    09.07.19 Nikolsdorf Biwak - Bad Schandau, 21 km
    In der Nacht regnet es wieder ausgiebig. Ich habe mein Tarp aber dieses Mal so sorgsam aufgebaut, dass innen alles komplett trocken bleibt und ich mich pudelwohl fühle. Nur das laute Prasseln der Wassertropfen auf dem Tarp lässt mich immer wieder wach werden. Die Temperaturen bleiben angenehm, auch wenn ich mir kurz vor Sonnenaufgang die Dauenjacke anziehe, dafür muss ich dann aber den Quilt öffnen, beides zusammen wäre doch etwas warm.
    Um fünf Uhr klingelt der Wecker und es regnet gerade nicht, weshalb ich trotz anhaltender Müdigkeit aufstehe und mich um dreiviertel sechs auf die letzte Etappe mache.
    Gerade als ich mich nach den ersten Kilometern wieder über die Forststraßen ärgern möchte, beginnt der langsame Anstieg zum Quirl, der auf kleinen, manchmal fast zugewachsenen Pfaden direkt durch den Wald verläuft. Nach dem Regen ist natürlich alles nass, was zu pitsschenassen Schuhen und Hosen führt, aber mich nicht stört, trocknet auch wieder. Plötzlich raschelt neben mir am Hang etwas und ein Tier läuft weg - ich kann es gerade noch erkennen - das erste Wildschein, welches mir im Wald begegnet! Klasse
     
    Die An- und Abstiege zu den einzelnen Sandsteinfelsen bestehen immer aus sehr schönen, abwechslungsreichen und teilweise anspruchsvollen Wegführungen. Nur dazwischen gehts dann leider doch immer wieder auf breiten Waldstraßen oder sogar Schotterwegen entlang, was mich schnell langweilt. Aber vielleicht ist meine Erwartungshaltung durch die neuseeländischen Wanderwege auch einfach zu sehr verdorben worden.
    Nach mehreren weiteren Kilometern auf Forststraßen beginnt der Aufstieg zum Gohrischstein, woran sich direkt der Aufstieg zum Papststein anschließt. Obwohl sich diese letzte Etappe regional stark mit dem Malerweg gleicht, wurde durch eine unterschiedliche Routenführung vermieden, dass es wirklich die gleiche Strecke ist. So komme ich dieses Mal von der anderen Seite auf die beiden Felsen, was auch mal schön ist.
    Das Restaurant auf dem Papststein hat zwar eine sehr interessante Speisekarte, macht aber erst um elf Uhr auf. Ich treffe um halb elf ein. Da es heute allerdings wieder kalt ist und zwischendrin sogar kurz regnet, habe ich keine Lust zu warten und laufe weiter - kann ja in Bad Schandau noch was essen.
    Also rauf auf den Kleinhennersdorfer Stein, den letzten Sandsteinfelsen auf dem Forststeig. Hier genieße ich nochmal eine fantastische Aussicht auf das gleichnamige Dorf und die umliegenden Felder, bevor es über eine schöne Strecke runter nach Bad Schandau geht.
     
    Ich hatte oben nach einer Zugverbindung geguckt und die um 14:18 Uhr angepeilt. Allerdings stehe ich schon um zwölf Uhr am Endpunkt des Forststeig.
    Als ich an einer großen Straße entlang zum Bahnhof laufe, sehe ich in der App, dass um 12:18 Uhr ein Zug fahren würde, der auch ein paar Minuten Verspätung hat. Also gehe ich etwas zügiger und nehme diese Verbindung - ganze zwei Stunden in Bad Schandau zu verbringen, nur um jetzt noch etwas Essen zu können, ist bei dem Wetter und meinem Körpergeruch jetzt nicht die favorisierte Alternative.
    Der Zug ist wieder sehr voll, aber ich finde trotzdem einen Platz, der erst ab Berlin reserviert ist. Dort treffe ich gegen 15:00 Uhr ein und halte mich bis dahin mit meinem letzten Eiweißriegel über Wasser.
     






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    08.07.19 Kamphütte - Nikolsdorf Biwak, 38 km
    Ich werde eine Minute vor dem Weckerklingeln wach und da es draußen schon hell ist, stehe ich auch gleich auf. Obwohl ich heute das Tarp nicht abbauen muss, brauche ich wieder eine halbe Stunde, bevor ich starten kann.
    Die Nacht in der Hütte war natürlich angenehm, allerdings hat sich eine Mücke an mir gütlich getan und meinen gesamten Oberarm angepikst (etwas später muss ich dann zugeben, dass das keine Mücke, sondern eine Bettwanze war, über 18 „Stiche“ bekommt eine Mücke nicht hin).
    Auf dem Weg runter ins Bielatal verpasse ich zum ersten Mal einen Abzweig und muss etwas suchen bzw. aufs GPS gucken, um wieder den gelben Strich zu finden. Dann verläuft die Wanderung durchs Bielatal aber ohne weitere Zwischenfälle und die Strecke ist schön und abwechslungsreich. Insbesondere gibt es wieder jede Menge Wasserquellen, im Gegensatz zu gestern. Da es aber nicht so warm ist, habe ich immer noch Wasser aus Ostrov dabei.
     
    Plötzlich kommt mir das Mädel entgegen, welches ich am Start des Forststeig getroffen hatte. Ich habe sie natürlich nicht erkannt (sie hatte den Rucksack auch gerade nicht auf) aber sie mich. Wir wussten in dem Moment beide nicht, ob wir richtig waren, weil ich gerade einer Umleitung gefolgt bin und an der letzten Kreuzung keine Markierung war und sie eine Abkürzung nehmen wollte. Wir waren in der Nähe von Ostrov, wo sie heute gestartet ist und hier kommt die Forststeig tatsächlich zweimal entlang. Einmal südlich und einmal nördlich der Ortschaft.
    Wenn man ganz bequem sein möchte, könnte man sogar zwei Nächte in Ostrov bleiben, seinen Kram dort lassen und die Runde über die Kamphütte bis zurück nach Ostrov in einem Tag laufen...
    Die ersten Kilometer nach Ostrov kenne ich dann wieder, weil ich da letztes Jahr zurück zum Auto gelaufen bin. Es geht wieder am Tschechisch-Deutschen Grenzstreifen entlang.
    Dann nochmal kurz an der Biela vorbei, bevor es wieder hoch in die Berge geht. Leider vergesse ich an der Biela Wasser aufzufüllen, aber da ich heute erst sehr wenig getrunken habe und es wieder bewölkt und teilweise sogar sehr kalt ist, bin ich guter Dinge, dass das Wasser bis Abends reichen wird.
    Die Strecke besteht nach dem Bielatal leider wieder überwiegend aus breiten Forstwegen, was die Wanderfreude etwas trübt. Aber ganz so ungelegen kommt es mir heute bei der langen Tagesstrecke auch nicht, so komme ich wenigstens gut voran.
    An der Rotsteinhütte mache ich Mittagspause, die allerdings nur aus einem Eiweißriegel besteht und dann geht es auch schon weiter. Die Forststraßen enden nicht etwa, sondern sind jetzt mehr und mehr durch riesige LKW-Reifen aufgewühlt und umgegraben. Hier wird aktiv der Wald bewirtschaftet und die Attraktivität des Weges sinkt weiter...außerdem führt das dazu, dass ein Großteil der Wegmarkierungen gemeinsam mit den Bäumen gefällt wurde und ich mehr und mehr das GPS zurate ziehen muss, um überhaupt weiterzukommen. Bis zur Rotsteinhütte ist der Forststeig echt gut ausgeschildert, danach leider nur noch sehr dürftig.
    An dem Nachmittag gibt es kein wirkliches Highlight mehr, kurz hinter dem sogenannten Labyrinth, einer Ansammlung von Sandsteinfelsen, muss ich eine Zwangspause einlegen, weil weiter vorne ein Baum gefällt wird - für irgendeine Fernsehserie oder einen Film namens Ranger...sagt mir nichts, kostet mich aber eine gute halbe Stunde
    Danach verlaufe ich mich nochmal kurz und dann bin ich 18:40 Uhr endlich an dem Biwakplatz Nikolsdorf. Der Platz befindet sich direkt an dem Walderlebniszentrum und wurde dieses Jahr erst eröffnet. Deswegen ist er auf den Karten gar nicht eingezeichnet, nur im Internet findet man Infos dazu. Ich bin wieder alleine und finde ein wunderbar gepolstertes Plätzchen für mein Tarp. Den Trinkwasseranschluss vom Walderlebniszentrum dürfen wir Wanderer mitbenutzen, was zu einer ausgiebigen Katzenwäsche führt.
    Abends kommt noch ein Spaziergänger vorbei, der von meinem Tarp ganz begeistert ist und ich erläutere ihm die Grundzüge des Ultraleicht-Wanderns. Er baut selbst Messer und ist deswegen insbesondere von dem MYOG-Tarp und der Selbstmach-Idee angetan. Außerdem schürft er Gold...in der Elbe...zumindest erzählt er glaubhaft, dass man dort bei niedrigem Wasserstand durchaus kleine Flocken von relativ reinem Gold finden kann. Habe ich zwar noch nie vorher von gehört, aber ich nehme es ihm trotzdem ab.
    Durch den Trinkwasseranschluss erübrigt sich für mich der Umweg zum Zeltplatz in Nikolsdorf, was einerseits natürlich toll ist, andererseits wollte ich dort gegebenenfalls auch noch eine Kleinigkeit essen. Aber so richtigen Hunger habe ich gar nicht und wahrscheinlich wäre da jetzt auch schon alles zu.
    Meine Verpflegungsstrategie war dieses Mal etwas puristisch angelegt. Ich habe nur sechs gekochte Eier, Proteinriegel und so komische Jelly Energie Bars vom Decathlon mit, die ich mal ausprobieren wollte. Mir schmecken sie nicht (super süß) und wirklich sättigen tun sie auch nicht. Ansonsten wollte ich einfach unterwegs immer was direkt vor Ort essen. Hat gestern ja auch geklappt und wäre heute evt. auch einzurichten gewesen, wenn ich noch zum Zeltplatz gelaufen wäre. Aber mir reichen die Eiweißriegel. Und morgen gibts am Papststein ein Ausflugslokal - wenn mich meine Erinnerung nicht wieder täuscht.






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    J_P reagierte auf Miss X in Forststeig Elbsandsteingebirge   
    07.07.19 Taubenteich-Biwak - Kamphütte, ca. 25 km
    Ich werde kurz nach fünf Uhr wach, es ist schon einigermaßen hell und ich überlege, aufzustehen. Dann rechne ich aber nochmal nach, heute stehen 25km auf dem Plan. Wenn ich jetzt schon aufstehe und losgehe, bin ich viel zu früh da und hänge den ganzen Nachmittag an der Hütte rum. Da es gerade so gemütlich in meinem Quilt ist, drehe ich mich um und schlafe weiter. Fast zeitgleich mit der Entscheidung fängt es wieder an zu regnen. Es hatte schon Nachts zweimal kurz geregnet und ich habe mich gefragt, wie die Familie reagiert hat, die sich einfach nur mit den Schlafsäcken auf die Wiese gelegt hatte. Sollte für die Kinder wahrscheinlich die erste Nacht unter freiem Himmel werden - war es auch, nur ein bisschen nass und ein bisschen kurz, morgens waren sie jedenfalls nicht mehr da. Eventuell ins Auto geflüchtet? Von den Temperaturen her war es allerdings sehr angenehm, ich schätze, dass es nicht kälter als zehn Grad Celsius gewesen ist, in meinem Cumulus Liteline 150 Quilt war es jedenfalls immer sehr angenehm.
    Es war auch irgendwie nicht abzusehen, dass das Wetter zu umschlagen würde, nachdem es jetzt tage- bis wochenlang unglaublich heiß und trocken gewesen ist (es sei denn die Wettervorhersage hatte es auf dem Schirm, die habe ich mir aber nicht angesehen und die Familie offensichtlich auch nicht), jedenfalls regnet es sich jetzt richtig schön ein und es gibt immer nur ein paar regenfreie Minuten, die ich dann um sieben Uhr auch zum Abbauen und Einpacken nutze.
    Eine halbe Stunde später bin ich wieder auf dem Trail und rechne immer noch mit einer Ankunftszeit zwischen 17:00 und 18:00 Uhr, trotz des Ausschlafens.
    Damit ist aber auch klar, dass ich meine entschleunigte Tourplanung nicht beibehalten kann! Sie ist dann doch etwas sehr entspannt geworden. Für morgen sind eigentlich nur 20 km geplant, aber selbst mit ausschlafen wäre das ja nur ein halber Tag - und was soll ich dann den restlichen Tag über tun? Das Problem auf dem Forststeig ist die Etappenplanung - durch den Hütten- bzw. Biwakzwang kann man die Etappen nicht vernünftig aufteilen und sie sind entweder sehr kurz oder sehr lang...ich entscheide mich für die lange Variante und plane morgen zwei Etappen zusammenzulegen, was dann auf 38 km hinausläuft. Das ist jetzt nicht mehr so ganz entschleunigt, aber besser als Halbtageswanderungen...
    Die heutige Strecke bis Ostrov kenne ich ja schon, es regnet zunächst noch leicht, später bleibt es aber immerhin trocken, wenn auch bewölkt. Bis zum Fuß des Schneeberg geht es wieder fast nur Straße entlang, aber jetzt am Sonntagmorgen ist nur ein Auto unterwegs.
    Auf dem Schneeberg frühstücke ich zwei gekochte Eier und versuche den Quilt etwas zu trocknen, aber der Wind reicht nicht, es fehlt die Sonne.
    Ich halte mich auch gar nicht so lange auf und mache mich an den Abstieg. Dieses Mal finde ich auch den richtigen Weg und muss nicht wieder über die Straße zurück, auf die der Wanderweg dann kurz danach aber auch führt.
    Für die ca. zehn Kilometer vom Biwak bis nach Ostrov brauche ich überraschend lange, ganze vier Stunden...keine Ahnung, wo die Zeit hängen geblieben ist.
    Das Restaurant am Campingplatz hat bis elf Uhr Frühstück und ab zwölf Uhr Mittagstisch. Ich treffe um halb zwölf ein...
    Aber ich nutze die Zeit, um schon mal den Quilt und das Tarp zu trocknen, mittlerweile lässt sich die Sonne immer mal wieder blicken.
    Nach einer ausgiebigen, anderthalbstündigen Pause mit Chili sin Carne laufe ich mit trockener Ausrüstung weiter und bin gespannt, beginnt doch jetzt der mir unbekannte Teil des Forststeig.
    Nach einem vielversprechenden Aufstieg an Sandsteinfelsen vorbei, geht es erstmal lange auf breiten Forstwegen entlang und in mir kommen ungute Erinnerungen an den Malerweg hoch. Habe ich den Forststeig etwa zu früh als „lohnenswert“ eingestuft und er ist auch so eine Wanderautobahn wie der Malerweg?
    Nein, so schlimm ist es zum Glück nicht. Es gibt zwar einige Forststraßenabschnitte, aber sie halten sich in Grenzen und wo immer möglich wandert man auf kleinen Pfaden im Wald oder durch Blaubeerfelder hindurch. Auf einem Gipfel sind sogar fast reife Beeren dran und leuchten blau. Aber sie sind noch nicht süß und können auch noch ein wenig wachsen, also lasse ich sie dran und genieße lieber den Ausblick vom Zeisigstein. Es führt eine massive, stabile Stahltreppe auf diesen Sandsteinfelsen, was meiner Höhenangst sehr entgegen kommt. Die Aussicht ist jetzt deutlich besser als vormittags vom Schneeberg und auch meine Füße zeigen erfreulich wenige Ermüdungserscheinungen.
    Danach geht es noch zum Hartenstein, wo es relativ windig ist, weshalb ich meinen Energieriegel neben der Aussichtsplattform im Wald genieße, und dann geht es auch schon auf die letzten, einfach zu laufenden Kilometer in Richtung Tagesziel.
    Insgesamt eine schöne Etappe, die leicht zu laufen ist, allerdings gibt es ab Ostrov keine Wasserquelle mehr. Das heißt man braucht sowohl für die Strecke, als auch die Hüttenübernachtung ausreichend Wasser. Bei dem heutigen Wetter komme ich mit den vier Litern gut bis morgen hin, wenn es heiß ist, wird das aber ganz schön knapp.
    Die Kamphütte ist leer, als ich gegen 17:00 Uhr dort ankomme und bleibt es auch. Ich habe sie ganz für mich alleine. Da sie erst letztes Jahr errichtet wurde, duftet innen noch alles nach frischem Holz. Es gibt zwei Schlafräume mit Etagenbetten ( für insgesamt ca. 8 - 10 Personen) und einen großen Aufenthaltsraum mit Kaminofen.
    Ich belege ein Bett in dem kleinen Schlafraum und lasse den Abend unter anderem damit ausklingen, dass ich die Hütte ausfege, das haben die letzten Besucher anscheinend nicht getan.
    Morgen werde ich wieder zu einer normalen Zeit losgehen, ich will um fünf Uhr aufstehen und dann los. Vor den 38km habe ich schon Respekt, die heutigen 25 waren zumindest für meine Beine und Schultern nicht zu wenig...




     
     
     



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