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Ultraleicht Trekking

Mein erstes DCF Tarp - Trailosophy I


BitPoet

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Mit dem ganzen hin und her bei der diesjährigen Tourenplanung hat sich irgendwann herauskristallisiert, dass ein Tarp wohl die sinnvollere Lösung ist, wenn es darum geht, hier in D eine Bedachung in der freien Natur aufzustellen. Besonders, da es letztendlich auf den Westweg geht, wo ich ich meinen Insektenschutz auch in den Schutzhütten verwenden will. Aus Gewichtsgründen kam eigentlich nur DCF in Frage, und ExTex hatte gerade 18g/m² in olivgrün (soweit man bei so transparenter Folie von Farbe sprechen kann) im Vorrat.

Meine Erfahrungen mit DCF hatten sich bisher auf das Aufbauen meines Duplex und ein paar Stausäcke beschränkt, dementsprechend war ich lange hin- und hergerissen ob ich mich selbst daran versuche oder etwas fertiges kaufe. Die momentanen Lieferzeiten haben mir die Entscheidung dann abgenommen :-)

Erst einmal war natürlich viel Basteln mit dem DIN A3 Block angesagt, um irgendwie eine Vorstellung für die nötigen Abmessungen und die Aufbauvarianten zu bekommen.

Dann wanderten 6m DCF, eine mikro-verzahnte Schere, ein Satz D-Ringe und ClamCleats in den Einkaufswagen. Eine Rolle Transferband (20mm) hatte ich schon mal als Schnäppchen in einem Onlineshop gefunden und präventiv für eventuelle Reparaturen am Duplex bestellt. Dann hieß es die Anleitungen und Berichte hier im Forum zu studieren (danke an alle, die ihre Erfahrungen geteilt haben!) und die überschaubare Anzahl an YouTube-Videos zum Thema genau anzuschauen.

Der Plan war ein Tarp mit ca. 230cm auf 274cm, ein Kompromiss aus ausreichender Grundfläche, überschaubaren Abmessungen und Reduzierung auf eine Verklebung der Bahnen. Um es vorweg zu nehmen, die Maße habe ich nicht ganz hinbekommen. Zum einen war der nicht nutzbare Rand breiter als gedacht, zum anderen habe ich mich in einem Moment der Unkonzentriertheit ein wenig "verschnitten", so dass die kurze Seite noch etwas kürzer wurde. You live, you learn, oder so. Die Abspannpunkte habe jeweils an die Ecken und Mitten gesetzt, sowie auf einer Seite noch auf ein Viertel der Breite für den Aufbau als Hexagon.

Für die Verstärkungen habe ich einen gebraucht erstandenen Stausack aus 43g/m² zerschnippelt und doppelt verklebt. Die Abspannungen habe ich mit (würde ich nicht mehr machen) 20mm Gurtband gemacht, das ich schon daheim hatte.

Verwendete Werkzeuge:

  • Schneideunterlage 90x60cm
  • Schneiderlineal 60x15cm
  • Mikro-Verzahnte Schere
  • Cuttermesser (das gute mit Wechselklingen)
  • Meterstab und Maßband
  • Krepp-Klebeband gegen Wegrutschen
  • Nudelholz zum Festdrücken der Verklebung der beiden Bahnen
  • Geschirrtuch um Klebestellen fettfrei fest zu drücken

Ein guter Teil der gesamten Arbeitszeit von geschätzt 10 Stunden ging dafür drauf, die Verstärkungen zu präparieren, d.h. ausschneiden, mit Klebeband überziehen, Überstand abschneiden, 2 Stück miteinander Verkleben und nach dem Aufnähen der Bänder mit den D-Ringen noch mal mit einer Lage 18er überkleben und dann auf der Unterseite noch mal mit Klebeband versehen.

Mit der Verklebung der beiden Bahnen habe ich ein wenig gekämpft. Anzeichnen soll man ja nicht, um durch das Lösungsmittel im Stift das DCF nicht zu schwächen, und das Knicken habe ich zum einen als eher grobmotorisch veranlagte Person nicht immer hundert Prozent gerade hinbekommen, zum anderen war die Knicklinie nicht immer gut zu sehen. Insgesamt bin ich aber zufrieden. Die Verbindungsstelle habe ich dann noch mit einem 40mm-Streifen aus 18er überzogen. Zwischen den größeren Klebeaktionen habe ich immer einen Tag vergehen lassen damit der Kleber abbinden kann bevor das Tarp wieder intensiver bewegt wird.

Das Umnähen des Saums ging erstaunlich gut, die doppelt umgeschlagenen Ränder sind brav in Position geblieben so dass der Teil, vor dem ich zweit-meisten Angst hatte der unspektakulärste war. Donnerstag Abend war das Tarp dann fertig.

Die tatsächlichen Ausmaße des Tarps sind 2.10m x 2.68m. Das ist etwas knapp aber für mich als Seitenschläfer noch okay, die nutzbare Liegefläche ist in Schlechtwetter-Abspannung etwas über 2m lang. Das nächste wird etwas länger und breiter.

Aus diversen Gründen hatte ich dann erst gestern nach Mittag kurz Zeit für einen ersten Aufbau. Schatten war leider keiner zu finden und eine halbe Stunde später musste ich mich auf den Weg zu einer Geburtstagsfeier machen, weshalb sich die Aktion auf ein schnelles Aufspannen in den beiden Standard-Varianten beschränkte.

Ein paar Bilder gibt es natürlich auch. Auch wenn das erste Bild als A-Frame etwas anderes vermittelt: mit korrekter Justierung der Stockhöhe und Abspannungleinen habe ich auch eine gespannte Firstlinie hinbekommen, allerdings kein brauchbares Foto davon. Das war das erste Mal dass ich ein Tarp aufgebaut habe, dementsprechend hatte ich durchaus eine kleine Lernkurve...

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Als Hexgaon war das ganze für mich erstaunlich einfach aufzubauen, obwohl gerade spürbarer Wind blies.

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Zusätzlich habe ich natürlich auch noch einen Sack für das Tarp und ein Täschchen für die Heringe (Groundhog Mini) gebastelt. Beim Herings-Täschchen wird das offene Ende doppelt umgeschlagen und mit Klett verschlossen. Das Transferklebeband und der Kleber auf dem Klett sind sofort eine innige Beziehung eingegangen.

Ein Größenvergleich des verpackten Tarps mit der X-Lite small:

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Und ausgepackt mit den Groundhog Minis in ihrer Tasche:

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Mehr Bilder im zweiten Posting, da die Forumsoftware gerade den Upload verweigert...

 

 

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Natürlich hat das ganze auch ein Gewicht. Mit Tasche und allen Leinen (inkl. der zwei Verlängerungen für das Abspannen der Stöcke) finde ich 203g ganz okay. In der nächsten Version werde ich das Gurtband ganz durch DCF ersetzen und überwiegend die klassischen LineLocs statt der Kombi aus D-Ringen und ClamCleats verwenden, das sollte auch noch ein paar Gramm sparen.

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Hier noch exemplarisch ein Abspannpunkt. Die Saumnaht habe ich mit 5mm Geradestich genäht. Da über die Ecken ja die Verstärkungen geklebt wurden habe ich Anfang und Ende nicht extra vernäht.

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Eine wichtige Lehre: mit dem Nähen auf geklebtem DCF sollte man immer warten, bis der Kleber ganz abgebunden hat. Sonst hat man klebrige Schmiere an der Nadel und einen gerissenen Faden :o

Ab 16.8. geht es dann auf den Westweg, dann darf sich das Tarp in der Praxis bewähren. Eine kleine Reserve an Abspannern und Reparaturflicken habe ich allerdings schon vorbereitet.

Mein Fazit mit überwiegend gar nicht so sehr überraschenden Erkenntnissen:

  • Je dicker das DCF, desto einfacher ist es zu verarbeiten.
  • Das "Kleinzeug" dauert am längsten.
  • Man muss kein gelernter Schneider sein, um mit DCF zu arbeiten.
  • Zweimal messen ist manchmal noch einmal zu wenig.
  • Fixieren, fixieren, fixieren. Auch wenn es nervig ist. Das Zeug rutscht einfach viel zu leicht.
  • Traut euch!

 

Bearbeitet von BitPoet
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Cooles Projekt @BitPoet und danke für die detaillierte Beschreibung der Fertigung - da kann man noch was lernen. Das mit dem Anzeichen wusste ich zbsp gar nicht. 

 

Bei dem letzten Bild des Beitrags (Die Verstärkung der Ecke) sieht der Oberfaden sehr locker aus. Da ich noch nie mit Dcf gearbeitet habe, frage ich Mal ob das so muss oder die Fadenspannung nicht so gut eingestellt ist? 

Bearbeitet von hmpf
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vor 2 Minuten schrieb hmpf:

frage ich Mal ob das so muss oder die Fadenspannung nicht so gut eingestellt ist? 

Das ist die Fadenspannung, die hätte einen Ticken straffer sein können. Evtl. ist auch das Garn nicht ganz optimal gewesen (Ackermann Universal 120), da werde ich mal ein paar Experimente mit Corespun und Co. in verschiedenen Stärken starten. Ich habe überlegt, ob ich gleich noch mal drüber nähe, aber nach dem Aufbau jetzt denke ich, dass das erst mal keine echte Schwachstelle ist sondern eher ein optisches Thema. Es kann aber natürlich sein, dass ich nach dem ersten Sturm anders denke.

Zum Anzeichnen werde ich mir noch Schneiderkreide besorgen, damit sollte das auch guten Gewissens möglich sein.

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  • 3 Wochen später...

So, die ersten Praxiseinsätze waren erfolgreich - oder fast. Eine Abspannöse aus DCF ist rausgegangen, konnte ich aber mit einem Reparaturflicken wieder befestigen. Ansonsten habe ich gleich inder ersten Nacht ein Gewitter unterm A-Frame Setup trocken überstanden. Ein paar Bilder vom Westweg. Morgen gehe ich die letzte Etappe, dann geht es weiter auf den Mittelweg.

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Vor dem Gewitter.

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Auf dem Brend.

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Am Titisee, direkt am Strand :-D

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vor einer Stunde schrieb noodles:

Was hat denn jetzt der ganze Spaß gekostet?

Das waren rund 230€. 175€ für 4,5m DCF, 26€ fürs Transferklebeband, 3€ für die Kordeln, ungefähr das selbe für D-Ringe,  4€ für die LineLocs und der DCF-Stausack, den ich für die Verstärkungen zerschnitten habe hat mich 20€ gekostet.

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Danke für die ganzen Infos und Erfahrungen, cooles Projekt! 

Auf dem Foto vom Abspannpunkt sieht es so aus, als ob du das Gurtband nochmal mit DCF ummantelt hättest oder täuscht das? 

Wie würdest du die die Abspannpunkte jetzt ganz aus DCF konstruieren? 

Was hat genau "versagt" bei der Abspannöse aus DCF, die rausgegangen ist? 

Fragen über Fragen... ;-)

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vor 12 Stunden schrieb gregoreasy:

Wann genau hat dir mehr Breite gefehlt? Bin gerade selber am Rätseln, was die passenden Maße für mich sein könnten. Vielleicht hast du ja ein paar Tipps von Tarpneuling zu Tarpneuling.

Die Breite hat mir sowohl beim A-Frame-Aufbau als auch bei der Halbpyramide für die Kopffreiheit gefehlt. 2,40m wären da für mich ein gutes Maß.

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vor 11 Stunden schrieb Jeha:

Auf dem Foto vom Abspannpunkt sieht es so aus, als ob du das Gurtband nochmal mit DCF ummantelt hättest oder täuscht das? 

Wie würdest du die die Abspannpunkte jetzt ganz aus DCF konstruieren? 

Was hat genau "versagt" bei der Abspannöse aus DCF, die rausgegangen ist?

Ja, teilweise habe ich das Gurtband noch mal überklebt. Muß aber wie es aussieht nicht unbedingt sein.

Die DCF-Punkte würde ich als mehrlagige Schlaufen machen, die auch genäht und geklebt werden.

Der Fail war, dass ich diese Abspannung nicht vernäht hatte.

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