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Ultraleicht Trekking

UL-Hose, 1. Nähprojekt


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Hallo,
was mir schon länger ein Dorn im Auge war, dass ich keine gute, leichte, günstige Hose fürs Wandern gefunden habe. Was bleibt einem da übrig als ein klassisches MYOG-Nähprojekt??
Meine jetzige Hose habe ich vom Decathlon, 350g schwer für 50 Euro. Eigentlich eine super Hose, aber bei näherem Betrachten fallen mir doch einige Sachen auf die ich verbessern möchte, wie:

-Man braucht einen Gürtel, der mitgelieferte wiegt ca 30g
- Verstärkter Hosenboden und Knie, die ich noch nie gebraucht habe
- Zu viele Taschen, bzw. auch schlecht eingesetzte, die oberen Hosentaschen sind gefühlt zu locker und die unteren am Schenkel sind zu groß.

Nun in meinen Augen sind das Punkte die man alle verbessern könnte, daher meine Wünsche:
- So leicht wie möglich (ca. 150g)
- Eine Tasche für Messer, Feuerzeug und Stirnlampe
- Keine Gürtelschlaufen sondern einen Gummizug im Bund
- Möglichst eng, damit sich nichts im Gestrüpp verfangen kann
- Kosten ca 20€

Nun der erste Schritt war dann hier im Forum und im ODS MYOG zu suchen, wenn andere schon das Rad erfunden habe, muss ich es ja nicht auch noch. Leider habe ich nichts Verwertbares gefunden. Nach einer kurzen Googlerecherche bin ich auf diesen Link gestoßen:

http://www.funfabric.com/kast.php?cont=project&kap=1&art=072

Die Hose habe ich dann gleich einmal Probe genäht mit einem günstigen Futterstoff für 1,50€ den Meter. Dabei ist mir gleich aufgefallen, dass die Oberschenkel und Waden viel zu weit geschnitten sind. Daher habe ich Stück für Stück die Beinlinge enger gemacht. Anschließend habe ich die Hose aufgeschnitten um ein perfektes Schnittmuster zu erhalten. Daher nur ein Bild von den abgeschnittenen Beinen.

 

post-782-0-60172600-1406062916_thumb.jpg

Gut, Schnittmuster habe ich nun, nun zum Stoff, gab es von Extremtextil:
http://www.extremtextil.de/catalog/Supplex-Nylon-crashed-elastisch-125g-qm::1899.html
Ich hab den Stoff in Nachtblau, und 0,6lfm geholt. Knapp 16€ und im Kaufland noch einen Gummizug geholt für 3 Euro.

Richtige Probleme hat mir dann aber die Elastizitätsrichtung gemacht, der Stoff ist nur Quer zur Laufrichtung elastisch, in Laufrichtung ist alles steif. Da Ich nur 0,6lfm bestellt habe blieb mir also gar nichts anderes übrig. Aus Interesse habe ich mir dann aber doch noch eine Hose angesehen, die ich bei meinem letzten Umzug geschrottet habe. Als Werkstoffwissenschaftler der sich etwas in Bruchmechanik auskennt, eigentlich erst im höheren Semester, habe ich aber sofort erkannt, dass Risse immer quer zur maximalen Belastungsrichtung verlaufen, also die Richtung der Elastizität vom Bund zum Knie gehen sollte.

Dann habe ich auch schon angefangen alles mal auszuschneiden, um zu wissen was an Stoff übrig bleibt.

 

post-782-0-45043300-1406063000_thumb.jpg

Angezeichnet habe ich zu Beginn alles mit Schneiderkreide, irgendwie hat das aber nicht funktioniert und ich habe mir normale Kreide besorgt, geht super, muss ich später nur alles mit Wasser auswaschen.
Anschließend kam der komplizierte Teil der echt Zeit und Nerven gefressen hat. Ich wollte eine Tasche ähnlich einer meiner Arbeitshosen nähen. Bilder gibt’s dazu keine, bzw. nur in meinem Kopf, ich denke aber man kann die Idee dann nachvollziehen.

Vorab mein Problem war wohl einfach die Erfahrung, ich hatte davor die Probehose und ne Probejacke genäht um den Schnitt zu überprüfen und einen Packsack, da mich das ganze aber ziemlich Interessiert hat wollte ich auch einfach mal anfangen und mit learning-by-doing punkten, zu lange Planen bei etwas, dass ich eh noch nicht gut kann, hielt ich dann doch für übertrieben.
Nun erst einmal zur Tasche:

Ich hab hierfür ein rechteckiges Stück ausgeschnitten, mit ca 20x 15cm. Dann gab es die Markierungen für die Falten, die Abstände sind 5cm, 2cm, 6cm, 2 cm, 5cm.
Das Ganze wurde dann erstmal versäumt und dann auch schon mal gebügelt und die Überlappungen unten angenäht.

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Anschließend habe ich mit den Resten einen Deckel genäht, leider sehen die Ziernähte aufgrund meinen momentanen Skills noch nicht so schön aus wie gewünscht, aber ich wollte es erst einmal so lassen. Erstaunlicherweise musste ich dann aufhören, weil mir so der Rücken vom Sitzen und nähen weh tat, dass ich erst einmal eine Runde geschlafen habe.

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Am Nächsten Tag ging es dann weiter mit der Positionsfindung der Tasche, dafür habe ich den Beinling mit Nadeln fixiert und angezogen, mit Kreide gab es dann einen Kreis für die Kniescheibe, einen Strich für die Kniekehle und einen Bereich in dem die Hose sein sollte. Momentan finde ich den Bereich etwas zu tief, ich würde ihn beim nächsten Versuch, der sicherlich noch kommen wird, so nahe wie möglich ans Hüftgelenkt setzen, damit beim Laufen der Inhalt weniger beschleunigt wird.

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Die Tasche wurde dann mit Deckel angenäht und anschließend habe ich mich an die Nähanleitung auf Funfabrics gehalten. Es ging dann alles ziemlich schnell nach dem vernähen der Beinenden und des Gummizugs. Ich hab beides erst am Ende vernäht, da ich bemerkt habe, dass ich nicht alles ganz gerade genäht habe und etwas Stoff noch abschneiden musste.

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Nun bin ich auch eigentlich schon fertig mit dem Nähen. Nach einer kurzen Anprobe, Kniebeugen und ein bissen Bewegung wie laufen auf einen Stuhlsteigen etc. kann ich nur sagen, die Hose sitzt eng, aber ich kann mich noch gut Bewegen, die Überlegungen zur Elastizitätsrichtung waren also richtig.

Hier gibt’s noch ein Bild wie die Hose an mir aussieht, leider etwas verwackelt, bzw. die Kamera konnte nicht richtig fokussieren, weil es im Gang dunkel war hinter mir aber die Sonne gescheint hat.

 

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Die Hose sieht leider auf dem Bild so aus wie eine Reiterhose von vor 70 Jahren, in echt sind die Beine aber annähend gerade und nicht oben ausgebeult.

Nachdem ich nun aber den ersten Eindruck bekommen habe von meinem Projekt, hat mich doch das wichtigste Interessiert.

Wie schwer???

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Ich denke spätestens bei dieser Angabe, kann ich sagen, für mich ein voller Erfolg. Eine einfache Hose mit allen Features die ich brauche, für knapp 19Euro und ein bisschen Zeitaufwand.

Da dies nicht meine letzte Hose sein wird, hier die Punkte die ich beim 2. Modell verbessern werde:
- Die Hose muss am Bund höher werden, ca 6cm.
- Die Tasche am Oberschenkel muss mehr in Richtung Hüfte gehen.
- Der Stoff sollte doch bielastisch sein, ich kann mit der Hose keinen Spagat machen, nicht das ich es könnte, aber wenn ich die Beine weit auseinander bewege spannen die Nähte schon extrem, die könnte man wohl durch bielastischen Stoff etwas kompensieren.

Beim nächsten Modell werde ich wahrscheinlich, dass ganze noch besser Dokumentieren und eine genauere Anleitung zusammenstellen, evtl. könnte mir jemand mit mehr Erfahrung helfen, da ich sicherlich die Fachwörter richtig verwenden kann mit rechts oder links nähen und auch allgemein dass ein besserer Schnitt zur Verfügung gestellt werden kann.

Abschließend möchte ich den Beitrag mit der Frage meiner Freundin beendigen:
„Wie machst du denn das mit dem Toilette gehen???“
Naja es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und es ist ja nicht so, dass es keine Möglichkeit gibt.
In diesem Sinne viel Spaß beim begutachten und vielleicht gibt’s ja noch ein paar weitere Hosen.

Viele Grüße
Mathias

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Sehr schön gemacht und wie von Nitro gesagt, ab ins Magazin !

OT: Ich kann nicht nähen und werde mir auch nicht anstrengen dies zu lernen, aber ich werde es meine schwester zeigen, die näht gut und gerne.Meine lieblingshose, die von Raidlight dies es leider nicht mehr gibt, die ist am hinterbein mit ein netzgewebe gemacht, und hat sonst fast nichts, 2taschen, kein riem....So könntest du vielleicht noch etwas gewicht sparen?

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Freut mich, dass es euch gefällt.

Leider ist die Qualität der Bilder und die Anleitung an sich noch verbesserbar, ich spreche mal mit den Mods.

Sehr schön gemacht und wie von Nitro gesagt, ab ins Magazin !

OT: Ich kann nicht nähen und werde mir auch nicht anstrengen dies zu lernen, aber ich werde es meine schwester zeigen, die näht gut und gerne.Meine lieblingshose, die von Raidlight dies es leider nicht mehr gibt, die ist am hinterbein mit ein netzgewebe gemacht, und hat sonst fast nichts, 2taschen, kein riem....So könntest du vielleicht noch etwas gewicht sparen?

Die Gedanken bei der Hose waren schon dass jedes gramm zählt, mit 125g/qm ist das Material schon ziemlich leicht, Netztstoffe, vorallem stabilere sind meines erachtens um einiges schwerer, dazu kommt noch, dass der Schnitt komplexer wird, was wiederrum mehr Skills und Erfahrung erfordert.

Ich hab schon auch mit komplexeren Schnitten geplant, vorallem fehlt der Hose direkt über dem Po ein kleiner Schnitt der positiv der Passform gegenüber wäre, aber zu kompliziert wird eben zu kompliziert :mrgreen:

zumindest für mich und darum wurde das ganze so einfach wie möglich gemacht. Ob der Schnitt wichtig ist wird sich in den nächsten Tagen/ Wochen ergeben und allgemein ob man am Schnitt was ändern muss.

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