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Ultraleicht Trekking

Vergleich verschiedener Nahttapes


moritz

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Hallo zusammen,

nachdem ich vor einer Weile mal auf der Suche nach einer Alternative zum Nahttape von Extremtextil war, habe ich ein einfaches PU-Tape ausprobiert. Dies erfordert beim Bügeln zwar eine Zwischenlage (z.B. Backpapier oder das beigefügte Bügelpapier), aber dafür gibt es das Tape auch in schmaleren Breiten und ist in vielen Längen-/Breitenkombinationen erhältlich.

Genau dieses Hantieren mit der Zwischenlage wird dann aber gerade bei Kurven und komplexeren Formen (z.B. an Kapuzen) doch etwas umständlich, und ein dritte, vierte, oder gar fünfte Hand wäre oftmals hilfreich. Die Tapes mit Stoffauflage sind da schon praktischer, weil man die im ersten Durchgang einmal direkt fixieren kann und dann in Ruhe nochmal über die ganze Breite festbügeln kann. Zurück zu den breiten Tapes wollte ich aber auch nicht, sodass ich einfach mal beim Anbieter des oben erwähnten Tapes nachgefragt habe (Firmensitz im Vogtland; Bestellungen aus Fernost sind daher nicht nötig) – schließlich hat dieser auch Tape mit Stoffauflage im Angebot. Ein schmales Tape mit Stoffauflage hätten sie nicht, aber es folgte ein freundlicher Austausch über mögliche Alternativen und wenige Tage später bekam ich eine Auswahl unterschiedlicher Tapes, deren Vergleich sicher auch den einen oder anderen Bastler hier an Bord interessieren könnte. Die Tapes sind z.T. nicht offiziell erhältlich, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass man bei freundlicher Nachfrage nicht enttäuscht wird und sich die Verfügbarkeit bei entsprechender Nachfrage auch ändern könnte.

In der Übersicht von links nach rechts:

1)      Seamtape für 2-lagige Gewebe von Extremtextil 22mm

2)      Seamtape für 3-lagige Gewebe von Extremtextil, 22 mm

3)      Seamtape für 3-lagige Gewebe von Extremtextil, elastisch, 20 mm

4)      Seamtape für 3-lagige Gewebe von Extremtextil, elastisch, 22 mm (mit transparentem Klebefilm; ist aktuell wohl nicht mehr im Sortiment)

5)      Saxony Tape mit Deckfolie, 14 mm, 80µm: Ähnlich wie #9, allerdings geringfügig dünner und rollt sich nicht so stark auf

6)      Saxony Tape Klebeband, 22 mm: Kein Tape zum Bügeln, aber leider nicht waschbar. Das Tape liegt zwischen einer Papierschicht und einer transparenten Deckfolie. Das Tape müsste von den Eigenschaften diesem hier entsprechen.

7)      Saxony Tape mit Stoffauflage, auf ca. 10 mm geschnitten, 320 µm, weiß. Die Tapes #7 und #8 sind normalerweise nur in einer breiteren Variante erhältlich; die Produktion eines schmaleren Tapes lohne sich nur bei größerer Nachfrage. Man hatte mir zum Testen daher ein paar Meter zugeschnitten.

8)      Saxony Tape mit Stoffauflage, auf ca. 10 mm geschnitten, 340 µm, schwarz.

9)      Saxony Tape ohne Deckfolie, 14mm, 90µm: Das ist das anfangs erwähnte Tape. Rollt sich leider teilweise stark auf.

IMGP2405.thumb.jpg.d276f6aa637f056ff2d6b31ca4fab91a.jpgIMGP2426.thumb.jpg.5c40b5d7e034f22d2682c57d719540a6.jpg

Ich hatte die Tapes mit einem Folienbügeleisen aufgebügelt und mit einer Andrückrolle festgerollt. Die Temperatur lässt sich damit nur bedingt steuern, man bekommt aber mit der Zeit ein ganz gutes Gefühl für die passenden Parameter (Temperatur vs. Geschwindigkeit), damit das Tape vernünftig hält. Die Tapes halten auf dem getesteten Stoffstück alle einwandfrei – natürlich kann ich keine Aussagen über die langfristige Haltbarkeit machen, aber erfahrungsgemäß lösen sich Tapes mit der Zeit eher aufgrund mangelhafter Verarbeitung, als dass es am Tape selber läge.

Die Tapes 1, 5 und 9 haben (für mich) den Nachteil, dass sie mit einer Zwischenlage aufgebügelt werden müssen. Ansonsten sind die Tapes erfreulich (und spürbar) dünn. Das Extremtextil-Tape (#1) ist mittlerweile günstiger zu bekommen, aber dafür auch breiter (meines Erachtens reicht das 14 mm Tape vollkommen, wenn man die Nahtzugaben entsprechend schmal hält oder zurückschneidet). Im direkten Vergleich liegt das Extremtextil-Tape - vielleicht auch gerade durch die Breite oder das Gewicht (?) – relativ plan auf und lässt sich daher trotz Zwischenlage etwas einfacher bearbeiten als Tape #9, welches sich teilweise stark aufrollt und man daher gut aufpassen muss, dass sich unter dem Bügeleisen nichts verschiebt. Tape #5 vereint für mich beide Vorteile (kein Aufrollen, schmalere Breite) ideal und scheint dazu auch das dünnste der getesteten Tapes zu sein. Die Verarbeitung in Kurven habe ich hier noch nicht getestet, aber da das Tape etwas flexibel ist, sehe ich hier keine großen Probleme.

Die Extremtextil-Tapes mit Stoffauflage (2, 3, 4) lassen sich einfach anbügeln, eine Zwischenlage bietet sich aber zum vollständigen Anbügeln dennoch an, damit der an den Seiten austretende Kleber keine Sauerei macht. Tape #3 ist gefühlt etwas dünner als die anderen und dazu auch noch minimal schmaler, dafür aber auch teurer.

Bei den Stofftapes von Saxony Tape (7, 8) zeigten sich Unterschiede obwohl, diese bis auf die Farbe identisch sein sollten: Das weiße Tape ließ sich genauso gut wie die Extremtextil-Tapes (2, 3, 4) verarbeiten und liegt in der gefühlten Dicke mit #3 gleichauf. Das schwarze Tape hingegen wirkt etwas steifer (evtl. kommt hier die nochmals größere Dicke zum tragen) und beim Anbügeln schmolz der Kleber teilweise auch nach oben durch die Stoffauflage (ist ja i.d.R. auch eher ein Mesh). Ich kann zwar nicht ausschließen, dass die Temperatur zu hoch war, allerdings funktionierte es beim weißen Tape ja problemlos. Auch nah dem Aufbügeln wirkt das schwarze Tape relativ fest und wenn man die Stoffprobe von der Außenseite betrachtet, fällt das Tape hier auch am deutlichsten auf, weil es denn Stoff teilweise zusammenzieht. Aufgrund der Eigenschaften wird das schwarze Tape bei mir wohl weniger Verwendung finden, könnte mir aber vorstellen, dass die beschriebenen Eigenschaften je nach Einsatz (z.B. bei Gamaschen oder an stark beanspruchten Stellen) durchaus Vorteile bieten könnten.

Bleibt noch Tape #6: Kein Bügeltape, sondern Klebeband. Das ist daher auch am bequemsten aufzubringen und hält sehr gut. Man bekommt die Ränder zwar abgeknibbelt, aber es braucht schon etwas Mühe, wenn das Tape sorgfältig aufgebracht wurde. Da das Tape aber laut Beschreibung nicht waschbar ist, ist der Einsatz auf Bekleidungsstoffen wohl ohnehin nicht ideal. Daher ist der Einsatz für Ausrüstung wohl deutlich naheliegender, und ich habe einen kleinen Test auf einem Stück DCF (ich glaube 26 oder 34 g/m²) gemacht:

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Für die doppelseitigen Tapes hatte ja @wilbo bereits Alternativen aufgezeigt, aber einseitige Tapes scheinen ja nach wie vor rar bzw. sehr teuer zu sein. Das Tape hält auf dem DCF ähnlich gut wie auf dem 3L-Stoff. Man kann das Tape an den Rändern also mit etwas Aufwand wieder lösen, aber insgesamt hält es recht gut. Auch wenn der Vergleich etwas hinkt: Ich hatte an der unteren Kante einen einfachen Saum mit dem 3M Transfer-Tape geklebt, der sich evtl. sogar etwas leichter lösen ließ (jeweils nach einem Tag Ruhezeit getestet). Einen direkten Vergleich zwischen den beiden Tapes kann ich leider nicht liefern, aber verglichen mit dem DCF-Reparaturklebeband dürfte es deutlich günstiger sein (ausgehend von dem Preis für das breitere Tape). Kleiner Wermutstropfen: das Tape hat einen leicht gelblichen Schimmer, sodass neue MYOG-DCF-Behausungen schon leicht angegilbt wirken dürften. Vielleicht fällt das bei den anderen DCF-Farben (grün, blau, schwarz) aber auch nicht mehr so stark auf :wink:

Wenn ihr Fragen habt nur her damit; gerne könnt ihr das hier sonst auch mit weiteren Erfahrungen ergänzen.

Bearbeitet von moritz
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  • 4 Monate später...
  • 3 Wochen später...
Am 14.4.2021 um 08:10 schrieb derray:

Hallo moritz!

Hast du schon Tape #6 auf PU-beschichtetem Stoff getestet?

mfg
der Ray

So, vorhin hatte ich die richtige Kiste in der Hand und habe das einmal getestet: Das Tape klebt auf der PU-Seite erstmal ganz ordentlich, lässt sich aber (auch nach Andrücken mit der Rolle) an den Ecken und Kanten noch abpulen. Mit DCF lief das ja ähnlich, wo es aber nach einer gewissen Ruhezeit für mein Empfinden dann doch sehr gut hielt. Ich werde also die Tage mal schauen, ob sich da auf dem PU4000 noch was tut..

Wenn ich mich recht entsinne, ist der 65g-PU-Zeltboden von Extex aber noch etwas griffiger auf der PU-Seite; da werde ich nochmal tiefer in der Kiste kramen müssen, ob ich da noch ein Schnipsel von habe und dann mal den Vergleich machen.  

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vor 9 Minuten schrieb moritz:

Tape #6 hält auf PU4000 leider nicht zufriedenstellend

Schade!

Eine Idee, die ich letztens hatte: Hat schon einmal jemand Tyvek-Klebeband zum Abdichten von Nähten ausprobiert? Gibt es für Fassaden- und Unterspannbahnen. Ist Wasserdicht, langlebig, günstig und Patagonia empfiehlt es auch zur Reperatur

mfg
der Ray

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