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Ultraleicht Trekking

Längere Solo-Tour | Vorteile, Nachteile, Hürden etc.


Esteban290

Empfohlene Beiträge

Hallo zusammen,

ich plane für kommendes Frühjahr eine längere Bikepacking-Tour (2.500 - 3.000 Kilometer) - mit einigen Zwischenstops in verschiedenen Städten. 

Die gesamte Tour wird 40-60 Tage dauern.

Ich war habe schon Bikepacking Touren von einer Woche alleine gemacht, war allerdings noch nicht über einen so langen Zeitraum alleine unterwegs.

Da ich es allerdings nur alleine verwirklicht bekomme, will ich nicht von der Idee abrücken. Denn die Alternative wäre nur, es gar nicht zu machen.

Ich freue mich über Erfahrungsberichte von Leuten, die schon häufiger alleine unterwegs waren. Vor allem vom "ersten Mal" - gab es Momente, in denen euch die Einsamkeit überkommen hat? Wann besonders?

Wenn ich auf dem Rad sitze zum Beispiel, habe ich überhaupt kein Problem damit, alleine zu fahren. Eher ist es dann an den freien Abenden / Tagen, dass man die Momente gerne teilen möchte.

 

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Der erste Gedanke war bei mir als ich das gelesen habe, schreib doch jeden Tag einen kurzen Bericht über deine Tour. Das ist zwar nicht wie eine "richtige" Unterhaltung, aber wenigstens so ähnlich. Vielleicht macht es Sinn zwischenzeitlich auf einen Campingplatz oder Jugendherberge zu gehen. Da trifft man Leute. Ich habe zwar keine Bikepacking Tour gemacht, aber bei meiner letzten Tour habe ich mit Freunden per Telefon und whatsapp kommuniziert.

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Am 22.11.2021 um 15:59 schrieb Esteban290:

Vor allem vom "ersten Mal" - gab es Momente, in denen euch die Einsamkeit überkommen hat?

nein. da hatte ich mir überhaupt keine gedanken drüber gemacht und es wurde auch kein problem.

ich war allein mit dem rad von nrw nach england gefahren (zum ersten mal im leben in london..., schulenglisch knapp ausreichend und in der 11 abgewählt) und hab dann england, wales und irland umrundet. keine besonders originelle strecke aber schön. leute kennenlernen für nen netten abend hat sich ergeben. zum teil hatten mich andere radfahrer, die nur mal ihre feierabendrunde drehten, zu sich nach hause eingeladen. da sass ich dann in eher frisch gegründeten kleinfamilienkreisen und wir stellten fest, gar nicht viel miteinander anfangen zu können. ich war aber noch sehr jung und die anderen nach meinem empfinden schon sehr alt. mit ein paar weiteren reisen seitdem lässt es sich dann verallgemeinern:

a) ausserhalb von dland ist das alles einfacher in der regel

b) an abgelegeneren orten trifft man leute für nen guten abend einfacher als in der stadt oder an hotspots (und es lebt sich mit weniger geld)

c) affinitäten verbinden

das war 1983 und ich blieb doppelt so lange weg wie ich meinen eltern gesagt hatte (insgeheim hatte ich was finden wollen für noch viel länger). ich verpasste die zurückstellungfrist von der wehrpflicht (war als kriegsdienstverweigerer durchgefallen) und die einschreibefrist für die uni, es gab also einigen ärger zu bewältigen; ausserdem hatte meine freundin einen neuen freund, als ich zurückkam. die traveller checks waren natürlich auch irgendwann verbraucht und ich lernte ziemlich schnell, mich durchzuschnorren bzw. mich hier und da einzubringen gegen übernachtung und getränke. wichtig war mir damals, dass auf meinem rad ein schweizer kreuz war. ich wollte nicht für noch einen deutschen gehalten werden. ende der tour war also, dass ich mir eine neue stadt suchte (die fakten drängten schon vor der tour in diese richtung), weit weg, und aus dem neuen leben weiter reiste. so viel zu sehr ollen kamellen sehr lange her. man soll reisen, bevor man sich allzu viele sachzwänge aufgebaut hat und den spirit keepen und damit die möglichkeiten.:rolleyes:

heute...hatte ich einen beruflichen ausflug ins sächsische hochinzidenzgebiet und bin froh, hoffentlich uninfiziert zurück zu sein. hab mir aber einen reiseführer über die stiege der sächsischen schweiz mitgebracht.

Bearbeitet von hans im glueck
statt steige: stiege. Stiegen-Wanderfuehrer Saechs Schweiz, Berg- und Naturverlag Roelke. Nice.
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Alleine reisen ist meiner Meinung nach die bessere Art zu Reisen. Man kann machen was man will, wann man will und auch kurzfristig seine Pläne ändern ohne dass es Ärger mit den Mitreisenden gibt. Man sollte aber schon gut mit sich alleine zurecht kommen. Das kann man aber auch lernen, denke ich. Grundsätzlich ist es ja aber so, dass alleine sein nicht zwangsläufig einsam sein bedeutet. 

Ich persönlich kann sehr gut und auch sehr lange alleine sein und das war eigentlich auch schon immer so. An Tagen an denen so ziemlich alles schief läuft hätte ich manchmal aber trotzdem gerne jemanden dabei, weil man alleine natürlich auch die komplette Verantwortung für seine Entscheidungen trägt.

So einen Tag hatte ich gleich in der ersten Woche während meiner allerersten Reise alleine. Früh morgens hab ich mir in BKK das Visum für Kambodscha abgeholt und musste aus irgendeinem Grund gleich mal doppelt soviel bezahlen wie abgemacht. Bin dann direkt zur Busstation und in den falschen Bus, der nicht direkt zur Grenze, sondern durch die Dörfer an der Küste getingelt ist. Dadurch bin ich sehr spät über die Grenze gekommen und hab einen der letzten Pickup Trucks nach Siem Reap erwischt. Der Fahrer hat mir dann allerdings $12 berechnet, weil man so spät einen Teil der Strecke im Dunkeln fahren muss und dann die Khmer Rouge aktiv werden. Nach 2 Stunden Fahrt hat er mich aber an einer Kreuzung rausgeschmissen, weil er hier wohnt und nicht so lebensmüde ist im Dunkeln nach SR zu fahren ;) Als ich mich beschwert hab und mein Geld zurück wollte hat er eine Pistole ausm Handschuhfach geholt und in meine Nähe geschossen. Bin dann auch schnell los und hab im nächsten Dorf ein Guesthouse gefunden. An dem Abend war ich dann kurz davor alles hinzuschmeißen. Etwas später hats aber an meiner Tür geklopft und der Besitzer vom Guesthouse stand da mit seinem Schwiegersohn. Der war Pickup-Fahrer und hatte für den nächsten Tag noch einen Platz auf der Ladefläche frei für $2. Außerdem war ich sein erster ausländischer Gast, also haben sie mich zum Essen und Whiskey eingeladen ;) Die 130km am nächsten Tag haben dann über 10 sehr staubige Stunden gedauert in denen unser Pickup 2x beschossen wurde, aber das ist ne andere Geschichte.

Solltest Du einsam werden oder mal einen Scheiß-Tag haben, dann wird das nicht allzu lange anhalten. Du hast am nächsten Tag ja schon wieder was vor, erlebst neue Sachen und gewinnst neue Eindrücke. Ich würd mir da keinen Kopf machen ;)

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vor 21 Stunden schrieb BorisG:

hat er eine Pistole ausm Handschuhfach geholt und in meine Nähe geschossen.

bis zu diesem erlebnis habe ich dann noch fast 15 jahre gebraucht. aber da stand nicht das reisen im vordergrund, sondern politisch motivierte neugier. und es hat dann auch gar nicht lange gedauert, bis ich (unter absurden vorwürfen) im knast landete und zeit in einer chain-gang verbrachte. das war aber aus dem interesse an sozio-kultureller = politischer teilhabe motiviert, mit dem man sich beim reisen ja schon aus gründen des selbstschutzes zurückhält. in den konkreten situationen war ich, gelockert durchs reisen, bewusst und tatsächlich auch noch sehenden auges risiken eingegangen, die ich "zuhause" sofort verworfen hätte (und gar nicht hätte eingehen können, einziger weisser z.b.; aus dem knast raus half auch wieder die touristenrolle). also: ist eine möglichkeit, mit holidays in other peoples miseries umzugehen. grundsätzlich ist diese ethisch sehr zweifelhafte sonderrolle als tourist aber zunächst ein vorteil beim reisen, für den touristen, man kann sich als reisender zurückhalten (und kann sich hinterher gedanken machen, die aufschreiben, ansätze für sich verändern). bei mir ist es bei zweinmal schiesserei und einmal knast geblieben, wahl des rahmens.

nb: schiesserei war nicht schlimm, ging viel zu schnell und an mir vorbei. unangenehm am knast war der anwalt, der mir erklärte, dass seitens der strafverfolgungsorgane an "life" gebastelt werde und dass mein ausweis und mein geld als "coloured paper" aufgeschrieben worden waren. 

wenn ich mich in späteren jahren mal einsam fühlte (ja, kam vor), hab ich die distanzen gesteigert oder die nächsten ziele geändert. an orten, wo reisende sich treffen, nebenher immer checken, ob der haussegen aggressiv schief hängt (sind die "regulars" ne knallig-gewaltaffine drogenusergang oder ist der umgang unter denen ok?), man hat ja ein sensorium für die psychogeografie (und entwickelt es weiter). eine nacht an einem "öffentlichen" ort geht immer. ich war beim reisen viel jeweils mehrere tage in irgendwelchen hostels. wandern ist unkomplizierter als radfahren (in autogesellschaften).

ja, einfach machen (einfache länder als rahmen).

probleme und mindsets, die man schon "zuhause" hatte, schleppt man mit, verändert aber möglicherweise die perspektive oder vergisst sie.

Bearbeitet von hans im glueck
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vor 21 Stunden schrieb BorisG:

Alleine reisen ist meiner Meinung nach die bessere Art zu Reisen. Man kann machen was man will, wann man will und auch kurzfristig seine Pläne ändern ohne dass es Ärger mit den Mitreisenden gibt. Man sollte aber schon gut mit sich alleine zurecht kommen. Das kann man aber auch lernen, denke ich. Grundsätzlich ist es ja aber so, dass alleine sein nicht zwangsläufig einsam sein bedeutet. 

Ich persönlich kann sehr gut und auch sehr lange alleine sein und das war eigentlich auch schon immer so. An Tagen an denen so ziemlich alles schief läuft hätte ich manchmal aber trotzdem gerne jemanden dabei, weil man alleine natürlich auch die komplette Verantwortung für seine Entscheidungen trägt.

Voellige Zustimmung (auch wenn ich auch gerne fuer eine begrenzte Zeit mit Anderen reise), ausser letzter Satz, gerade wenn viel schief laeuft, ist es mir lieber, ich muss nicht lange mit Anderen rumdiskutieren, sondern kann fix handeln.

@Esteban290 mach Dir keinen Kopf, Du wirst unterwegs Leute treffen, auch welche, mit denen Du eine Zeit gemeinsam unterwegs bist und Spass hast und genauso froh wirst Du dann sein, wenn Du wieder alleine weiterreist und Deinem eigenen Strom folgen, deine Gedanken nachhaengen  kannst...
Laengere Soloreisen sind auch immer eine Reise zu sich selbst...

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Mach's einfach. :)

Meine erste Solotour war ungeplant weil mich die Reisebegleitung unterwegs verlassen hat. Ich war 7 Wochen unterwegs, die letzten 5 alleine. Ich habe sehr viele lange und kurze Reisen alleine gemacht, einfach weil man selten jemand findet, der mitkommt. Ich bin den Leuten 'zu extrem' oder zu verrückt. Draußen schlafen, wie gefährlich...

Ich wünsche mir für manche Ziele Begleitung, weil's dann einfacher ist - je nachdem was man so vorhat. Und weil man die Erlebnisse teilen kann.

Trekking mache ich zu 95% solo, das ist ok. Ich genieße es wenn wirklich mal jemand mitkommt.

Du hast nichts zu verlieren. Du musst es nicht durchziehen sollte es wider Erwarten schrecklich sein. Du kannst jederzeit abbrechen. Daher: Mach's einfach :)

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vor 7 Stunden schrieb khyal:

gerade wenn viel schief laeuft, ist es mir lieber, ich muss nicht lange mit Anderen rumdiskutieren, sondern kann fix handeln

In den allermeisten Umständen kann ich ja nicht selber was durch mein Handeln ändern. Mein Beispiel oben war schon ein Extremfall und meistens geht es eher um banale Dinge, wie einen Zug verpassen, etwas verlieren, abgezockt zu werden, usw. Außerdem bin ich meistens jahrelang alleine unterwegs, wenn ich da mal kurzfristig mit jemandem zusammen reise, dem ich vertraue, dann geb ich auch mal gerne etwas Verantwortung ab.

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Hallo Esteban!

Ich hab noch keine längere Bikepackingtour gemacht, aber längere Wanderungen. Alleine Reisen hat definitiv Vorteile: man kann alleine spontan Entscheidungen fällen, man muss Risiken nur für sich selbst einschätzen, man kommt besser in Kontakt mit Fremden, ...
Beim reisen mit anderen kann man sich dafür jederzeit austauschen und man ist nicht alleine.
Ob man besser mit Einsamkeit umgehen kann, oder mit dauernden Absprachen mit anderen, kann, glaube ich, nur jeder für sich beantworten. Und das hängt natürlich auch vom Reisepartner ab und wie gut man ihn/sie kennt.
Ich hab mich bisher nur ein einziges Mal so richtig einsam gefühlt. Nach etwa 6 Monaten wandern hab ich realisiert, dass ich zwar fast täglich neue Leute kennenlerne (andere Reisende, wie auch Einheimische), aber mit allen nur oberflächlichen Smalltalk betreibe. "Echte" Gespräche mit Freunden und Familie haben mir da plötzlich sehr gefehlt. Ansonsten genieße ich die Freiheit alleine zu reisen.
Bei 40 bis 60 Tagen würde ich mir aber noch keine großen Gedanken darum machen.

mfg
der Ray

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