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Ultraleicht Trekking

Radtour von Karlsruhe nach Hamburg - Im Reich der Nacktschnecken


el zoido

Empfohlene Beiträge

Hier wird in Etappen ein Bericht zu meiner Fahrradtour von Karlsruhe auftauchen.

Tatsächliche Wegpunkte sind im Textfluss in Grün geschrieben
Rezepte folgen noch an anderer Stelle.

Rahmeninfos zum Material

  • Lenkertasche und Satteltaschen
  • PonchoTarp und Fahrrad plus Stock zum Aufbau
  • Mysa Gräs Quilt
  • Tyvekbivi
  • Holzvergaser
  • Luxuskochset (Topf, Pfanne, Schüssel, Schneidbrett, Kleinkram)
  • Kleidung zweifach: Aldi-Merino-Shirt, Socken, Unterhose
  • Kleidung einfach: Radlerhose, Schuhe, Windshirt
  • Satz ordentliche Klamotten für den anschließenden Hamburg-Aufenthalt

Tag 1: Karlsruhe - Langen bei Frankfurt a. M.

Abfahrt war in Karlsruhe gegen 10:30, bis Graben-Neudorf kannte ich die Strecke auch schon. Dort gab es dann um 11:30 die erste Stärkung, einen Döner.

Bis Waghäusel gab es dann keine Besonderheiten, der Weg verläuft über Felder und ist asphaltiert.
Von Waghäusel nach Hockenheim verlief auf der alten B36, also auf einer Straße ohne Autos – ein Traum, da purzeln die Kilometer.

In Schwetzingen hat mich dann das schöne Schloss überrascht. Der Weg führte mich überraschend nah an der Brauerei Welde (Plankstadt) vorbei und so landeten zwei Dosen Radler aus dem Werksverkauf als Mitbringsel für die Gastgeber in Hamburg in den Satteltaschen.

Den Neckar hab ich dann in Ladenburg überquert, auch ein schönen, beschauliches Örtchen.

Die Wegführung von Google über Viernheim statt über Weinheim war wahrscheinlich besser (weniger Höhenmeter). Noch dazu war den Nieselregen in Weinheim dann so stark geworden, dass ich das Windshirt angezogen hab.

Über Heppenheim und Bensheim landete ich dann gegen 19:30 in Darmstadt. Auf dem Heiner-Fest hab ich mich noch mit einer Kommilitonin getroffen und eine Käselaugenstange gemampft (fürchterlich altbacken). Ein Dönerladenbesitzer war dann so freundlich mich an sein Waschbecken zu lassen um mein Wasser aufzufüllen.

Dann ging es noch weiter Richtung Norden. Das Nachtlager hab ich kurz hinter Langen um etwa 21:30 zwischen etlichen Glühwürmchen aufgeschlagen.

Tag 2: Langen bei Frankfurt a. M. - Wetter bei Marburg

In der Nacht hab ich dann eine tolle Entdeckung gemacht: Für die Heringe hatte ich Blätter beiseite geschoben, um sie morgens besser wiederzufinden. An so einer Stelle schaute eine Wurzel oder Totholz aus dem Boden, und das ganze leuchtete Schwach im Dunkeln. Das war ein leuchtender Pilz! Die nachträgliche Recherche hat dann ergeben, dass es tatsächlich in unseren Breiten leuchtende Pilze gibt!

Die Nacht war dann gegen 06:45 vorbei. Ziel war es in Frankfurt am Mainufer zu Frühstücken, und zwar Müsli.

Großstädte sind meistens für Fahrradfahrer eine Katastrophe, das gilt auch für Frankfurt. Hier war es eine Mühe, den richtigen Weg zu finden und ich hab das auch nicht geschaft. Es gab allerdings schon die ersten Vorzeichen von etwas, was mich später viel Hirnschmalz kosten würde: In der Innenstadt waren der Start/Ziel-Bereich vom Ironman, der an dem Tag in Frankfurt stattfand. Bevor ich davon mehr mitbekommen sollte, war aber noch ein Motivationsschokocroissant in Frankfurt-Dornbusch fällig.

Kurz nach Frankfurt hab ich dann einen Navigationsfehler gemacht, der mich 2 Stunden gekostet hat: Der Gedankengang:
„Oh, hier auf der Karte sehe ich ja – die Nidder fließt von Ost nach West. Ich will ja nicht nach Osten, sondern nach Norden. Also verlasse ich wohl besser das Tal der Nidda nach links“ Gedacht, getan, und der schöne Nidda-Radweg war erstmal für zwei Stunden nicht mehr unter meinen Reifen. Dass Nidder und Nidda zwei verschiedene Flüsse sind wusste ich da noch nicht. Die folgende Irrfahrt wurde dann einige Male von der Routenführung der Ironman-Radler unterbrochen.
An einer Straßensperre hatte ich dann auch ein schönes Erlebnis: Die Antwort des Polizisten, den ich nach dem Weg fragte: „Nach Rosbach vor der Höhe? Das ist aber eine ganz schön große Scheiße!“ er hat mich dann ins Nidda-Tal geschickt und über Karben kam ich dann nach Friedberg. Dort wurde dann direkt neben der Ironmanradrennstrecke der Holzvergaser angeworfen und Spätzle, Linsen und Wienerle gekocht.

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Küche und Zutaten

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Flammenbild

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Fertiges Essen

Details zum Kochen landen noch im Unterforum „Küche“

Auf dem Weg nach Obermörlen kam ich dann noch an einem Freizeit-Flugplatz vorbei. In der Hoffnung ein Segelflugzeug starten zu sehen hielt ich an. Der Seilwindenbediener meinte dann, ich solle ein paar Minuten warten, denn gleich würde etwas spannendes passieren. Das war allerdings kein Segelflugzeugstart, sondern ein Flugmanöver von zwei historischen Propellermaschinen. Es ist krass, wie spät man die Flugzeuge beim näherkommen erst hört (in 100 m Entfernung?), aber was für einen Bass sie haben, wenn Sie erstmal vorbei sind.

Über Butzbach und Länggöns näherte ich mich dann dem nächsten Zwischenziel, Gießen. Dort gönnte ich mir dann noch eine ausgiebige Pause und einen Schoko-Spezial-Eisbecher mit sehr leckerem Mandeleis.

Davon erquickt lief die Strecke nach Marburg, durch das Lahntal dann ohne größere Schwierigkeiten, auch die Durchquerung von Marburg ging zügig vonstatten.
Nach einer kurzen Irrfahrt durch Cölbe konnten mir Passanten den Weg nach Wetter erklären. Dort dann das erste erste Erfolgserlebnis: Ich war bereits in Norddeutschland angekommen, wie unschwer am Aldi zu erkennen war: ALDI NORD !

Gegen 21:30 war die Nachtlagersuche vermeintlich abgeschlossen. Eine Gruppe Jugendlicher (die hatten wohl nicht nur Tabak im Glimmstängel ;) ) hatte mir zugesichert, dass es wohl niemanden störe, wenn ich an diesem Platz mein Schlafnest aufbaue. In Erwartung einer trockenen Nacht und eines schönen Sonnenaufgang begann ich dann auf der Bergspitze zu frickeln, wie ich denn das Mückennetz vom Biwaksack abgespannt bekomme. Dabei kam es aber überraschend noch zum Gewitter. Gewitter ist doof. Noch viel doofer ist es, wenn man unter dem Baum liegt, der der höchste Punkt der Umgebung ist.

Also musste ich schnell umplanen und umziehen. Dabei hab ich dann den Stock, der neben dem Fahrrad zum Tarpaufbau dienen könnte, nicht mitgenommen, weil Pyramide ist ja viel windfester als A-Frame.
Der Ausweichplatz war nur mäßig geeignet, der Boden war ziemlich schräg. Im einsetzenden Regen kam dann schnell durch die Kapuzenöffnung Wasser. Resultat: Nachdem Blitz und Donner weg waren, bin ich dann mitten in der Nacht die 200 m zum ursprünglichen Schlafplatz gelaufen, um den Stock zu holen und den Umbau zum A-Frame durchführen zu können.

Das hat dann immerhin geklappt und ich hab noch ein paar Stunden Schlaf abbekommen.

Tag 3: Wetter bei Marburg - Paderborn

Um 06:30 ging es dann los. In Münchhausen gab es zum Frühstück ein Schokocroissant.

In Frankenberg erreichte ich das Edertal. Dort ist der Fahrradweg nur mittelmäßig, er führt viel an den Hängen entlang, also geht es öfters mal ein paar Meter hoch, nur dass der Weg direkt wieder nach unten führen kann.

Auf einem geraden Stück habe ich dann ausprobiert, ob man ein Windshirt auch während der Fahrt anziehen kann - das klappt tatsächlich :D

In Herzhausen stand ich beim Verlassen des Edertals ich dann vor der Wahl: Die Schilder nach Korbach: Straße (12 km) oder Fahrradweg (20 km). Die Wahl viel auf Straße, und das war die richtige Entscheidung. Der Streckenabschnitt war fast ein Selbstläufer: Gemäßigte Steigung auf einem breiten Seitenstreifen, nur eine Abzweigung, die den Fahrfluss störte.

In Korbach gab es zum Mittagessen dann Frikadellenbrötchen vom Metzger. In der Touristeninformation hab ich mich dann Informiert, wie ich am besten nach Marsberg komme. Das war nicht ganz trivial, ich hätte wohl besser das Angebot einer Kartenkopie angenommen. Zum Glück konnte ich in einem Dorf noch eine Karte abfotografieren.

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Über einige Käffer (Helmscheid, Mühlhausen, Gembeck, Vasbeck, Heddinghausen) hab ich es dann doch noch geschafft. Dabei ging es auf und ab. In der Mittagshitze brausten die Autos wie zum Hohn an mir vorbei, Hoch ging es immer in der prallen Sonne, runter dann auf der kühlen sonnenabgwandten Talseite.

In Marsberg gab es dann noch mal etwas selbstgekochtes: Couscous Bolognese. Der Hintergrund: Beim UL-Stammtisch zwei Tage vor Beginn der Tour kam es zu einer Diskussion, ob es möglich sei unterwegs Bolognese zu kochen. Ätsch – es geht – ich hatte recht :-P

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Küche und Zutaten

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Fertiges Essen

Details gibt es, wie gesagt, später im Küchenforum

Die übertriebene Steigung von Westheim hoch nach Oesdorf hab ich geschoben. Vorbei am Kloster Dalheim ging es über Husen, Atteln und Borchen dann in Richtung Paderborn. Um etwa 21:30 kam ich am Campingplatz am Lippesee an, so konnte ich dann auch endlich nochmal duschen. Auf dem Campingplatz hab ich dann noch einen Radfahrer getroffen, der auf dem Weg von Köln nach Sankt Petersburg war. Im Vergleich dazu mache ich ja nur einen kleinen Tagesausflug.

Fortsetzung folgt

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Tag 4: Paderborn - Drakenburg (Weser)

 

Wegen eines dummen Fehlers beim Tarpaufbau (Groundsheet hat unter dem Tarp rausgeguckt) bin ich um 05:10 davon wach geworden, dass Wasser auf dem Groundsheet stand. An weiteres Schlafen war so nicht mehr zu denken und ich hab zügig abgebaut, Abfahrt war dann gegen 05:40. In der Zwischenzeit war ich dann schon so nass geworden, dass mir auch in Bewegung einfach nur saukalt war. Um mich etwas aufzuwärmen kam ich dann (vor der ersten Brötchenlieferung um 06:00) gegen 05:55 in einer Bäckerei an und hab erstmal eine heiße Schokolade, ein Schokocroissant und eine Marzipanschleife bestellt.

Die Verkäuferin hat mir ein Handtuch angeboten. Ich war im Begriff aus Höflichkeit abzulehnen, aber da ist sie schon nach hinten geeilt um eins zu holen.

 

OT: Hier ein kleiner Einschub: Neben dieser Hilfsbereitschaft gab es auch noch viele kleinere Hilfen von Leuten. Man glaubt nicht, wie schnell man von Passanten gefragt wird, ob sie einem weiterhelfen können, wenn man nur auf eine Landkarte schaut. Das führt einem vor Augen, wie einfach man manchmal Leuten was gutes Tun kann. Das war vielleicht die wertvollste Lehre aus dieser Tour

 

Gestärkt und etwas angewärmt konnte ich dann weiterfahren. In Lage kam ich an einer Zuckerfabrik vorbei. Dabei sind mir die fünf riesigen, zylinderförmigen Gebäude aufgefallen und ich hab mir gedacht „so was großes kann doch kein Silo sein, dass müssen irgendwelche Trockentürme oder so sein.“ Ganz sicher war ich mir aber nicht, deswegen hab ich an der Pforte angehalten und da kam mir schon ein Mann entgegen und ich hab ihn dann gefragt, was das für Türme seien. Und, es waren doch fünf Silos, die Fabrik hat darin 70 000 Tonnen Lagerkapazität für Zucker. Und der Mann hat dann noch erzählt, dass es je nach Untergrund noch größere Silos gibt, teilweise sogar dass in nur einem Silo 90 000 Tonnen Zucker gelagert werden können. Das ist doch mal was!

Gegen 11:30 war ich dann in Bad Salzuflen, hier musste ich dann warten bis um 12:00 die Restaurants öffnen. Beim Abstellen des Fahrrads kam der Kellner dann naserümpfend auf mich zu (nach 3 Tagen unterwegs sah ich schon nicht mehr so gepflegt aus  ;)), ob er mir denn weiterhelfen könne? „Ja, ich würde gerne bei ihnen etwas essen!“ So weit, so gut, es gab Cannelloni. Der schöne Teil war dann, als es ans Zahlen ging. Mit 15% Trinkgeld von einem Penner hat der Kellner wohl nicht gerechnet :mrgreen:

 

Über Porta Westfalica ging es dann nach Minden: Bei einem Stück Kuchen gegen 17:00 hab ich E-Mails gecheckt und da war die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch eine Woche später im Posteingang, inklusive der Bitte, einen 30 minütigen Vortrag vorzubereiten. Zum Gedanken sortieren und zur Planung desweiteren Vorgehens hab ich dann mit meinen Eltern telefoniert. Abbrechen kam für mich nicht in Frage, der Plan war dann die Tour bis Hamburg durchzuziehen, von Hamburg dann zeitnah nach Karlsruhe zurückfahren (der Rückweg sollte sowieso mit der Bahn erfolgen) und nach dem Vorstellungsgespräch meinen Hamburg/Nordseeurlaub zu machen.

So war aber jetzt auch klar, dass sechs Tage brauchen keine Option mehr war, ich hatte also noch etwa 25 Stunden um nach Hamburg zu kommen. Von da an war Tempo machen angesagt.

 

Gegen 19:00 hab ich zwei Radfahrer getroffen mit Speichenbruch getroffen. Die Speichen waren im Hinterrad auf der Seite der Kassette kaputt, deswegen mussten sie zum Ersetzen die Kassette abnehmen. Da ich auch kein passendes Werkzeug dabei hatte (ich besitze es nicht, die hatten es aus Gewichtsgründen nicht dabei ;)) konnte ich ihnen nur mein Handy leihen, allerdings war der Fahrradladen im Nachbardorf schon zu, deswegen hat ihnen das auch nichts gebracht. Nach 20 min haben sich unsere Wege dann wieder getrennt.

 

Irgendwann im Laufe des Tages hab ich aus meinen Satteltasche, aus der Tüte mit für Hamburg reservierten Klamotten, meine Softshelljacke rausgenommen, denn im Windshirt war es bei dem nassen Wetter zu kalt.

Gegen 21:00 habe ich dann nach einer Fahrt durch übelstes _____ Wetter Nienburg erreicht. Das war der Abend des WM-Halbfinales Deutschland - Brasilien. Die Suche nach einem Schlafplatz hat sich zuerst noch hingezogen. Als ich mir dann aber eingestanden hab, dass ich nicht nach einem Aufbauplatz fürs Tarp, sondern nach einer Schutzhütte suche (nach zwei nassen Nächten war es dann doch genug), ging es dann doch wieder besser und ich bin zum nächsten Ort (Drakenburg) gefahren. Dort habe ich mich auf dem Dorf-/Feuerwehrplatz gegen 21:50 in eine Grillhütte gelegt.

 

Als ich während der Halbzeitpause die Eltern angerufen habe um zu sagen, dass es mir gut geht, hab ich auch erstmal gedacht meine Mutter versucht mich zu veräppeln („5-0 gegen Brasilien?!?“ als ob)

 

Fortsetzung folgt

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Tag 5: Drakenburg (Weser) - Hamburg

 

Nachdem die beiden früheren Nächte morgens immer recht nass endeten, verlief diese Nacht recht ruhig und erholsam, sodass ich erst gegen 07:45 losgefahren bin.

 

Im weiteren Wegverlauf kam ich dann durch Bücken. Wie ich hinterher erfahren habe, leben dort die Eltern von einem Kommilitonen. Hätte ich das gewusst, wäre ich da zumindest mal am Haus vorbeigefahren. In meiner Unwissenheit bin ich allerdings weiter nach Hoya, dort gab es dann zum Frühstück - ihr ahnt es schon - Schokocroissant.

 

In Verden hab ich mich dann mal meinen eingeweichten und mittlerweile schmerzenden Füßen zugewandt, die Füße waren bereits für mindestens 24 Stunden nass. Beim Inspizieren ist mir aufgefallen, dass das Fußaua davon kam, dass einige der schrumpeligen Falten schon Falzen geworden waren. In einer Apotheke hab ich mich dann beraten lassen und bekam Zinkoxidsalbe verkauft, die die Haut strafft. So konnte immerin ein Resultat der nassen Füße gemildert werden. Dazu im Fazit mehr.

 

In Rotenburg (Wümme) gab es zum Mittagessen einen Döner. Die Besonderheit: Neben der Knoblauchsoße war auch Cocktailsoße drin. Das ist richtig lecker, ich kann es nur empfehlen.

 

In Tostedt hatte ich dann den Eindruck, dass das Spritzwasser Tribut von der Kette gefordert hat. Allerdings ging es auch nach dem Nachölen in einem Fahrradladen (kostenlos!) immer noch nicht so viel leichter vorwärts. Also haben die Kilometer nicht nur von der Kette, sondern auch von mir Tribut gefordert.

 

Auf dem Weg nach Buchholz (Nordheide) hab ich dann meine Hamburger Gastgeberin getroffen, die mir mit dem Rad entgegen kam. Das war etwa um 15:45. Auf dem Weg rein in die Großstadt kamen wir dann in ein heftiges Gewitter mit zwei Unterstellpausen. Die Harburger Berge sind nochmal erstaunlich hügelig, das erwartet man so weit im Norden gar nicht mehr.

Wenn man erstmal so richtig komplett nass ist, macht es auch richtig Spaß durch die Pfützen zu heizen. Das kann ich nur empfehlen ;)

 

In Hamburg-Harburg gab es dann nochmal ein Highlight: Durch den heftigen Regen gab es die Gelegenheit in der Stadt zu furten: Durch eine übeschwemmte Straße wurde eine Fußgängerampel zur Furt mit ca. 0.4 m Wassertiefe.

 

Fazit

 

Unterm Strich war es eine tolle Tour. Die zweite Hälfte war zwar etwas nass, aber mit den passenden Skills und angepasster Ausrüstung ist das kein so großes Problem. Mich hat vor allem die Hilfsbereitschaft der Leute auf dem Weg überrascht. Da man mit dem Rad viel schneller unterwegs ist als zu Fuß, kommt man öfter zu Einkaufsmöglichkeiten.

 

Durch das definierte Ziel ist es mir nicht schwer gefallen, auch alleine durchzuhalten. Bei Wandertouren ohne festes Ziel schaffe ich meistens gerade so 24 Stunden Einsamkeit. Zum Vergleich muss ich auch mal noch eine Wandertour mit festem Ziel machen, aber zu jetztigen Zeitpunkt würde ich eine Fahrradtour einer Wandertour vorziehen.

 

Nun aber eine etwas differenzierte Reflexion zu Material und Skills, von der auch andere etwas haben:

 

Worked

  • MYOG Mysa Gräs Quilt – hat mich positiv überrascht. Teilweise sogar zu warm, sehr guter Widerstand gegen Feuchtigkeit, auch Nass isoliert er noch gut. Bisher hat er nur eine Fußbox, keine Schnüre. Damit erweitert gibt es nochmal einen Isolationsgewinn. Mit dem Tyvek-Bivi zusammen gehen nach meiner Einschätzung sicherlich 12°C. Nachteil ist allerdings das Packmaß.
  • Sawyer Mini – muss ich nicht viel zu sagen. Aussagekraft ist allerdings nicht hoch, da ich Wasser kein Wasser aus der Natur genommen habe.
  • Wasser an Friedhöfen – das hat gut geklappt, mit dem Rad kommt man ja oft durch Ortschaften durch. Frühling, Sommer und Herbst würde ich mich sogar in D darauf verlassen. Allerdings hab ich Friedhofswasser immer gefiltert.
  • Windshirt-Unikat von Laufbursche – genau richtig für leichten Nieselregen. Nicht zu warm und nicht zu kalt
  • MYOG Softshell-Jacke – hat jetzt leider Flecken von Nacktschneckenpürree. Ich musse es ein zweites Mal mit Gallseife probieren. Wäre schade wenn Sie nach der Fahrradtour nicht mehr alltagstauglich aussieht. Gerade im heftigen Regen hat die Jacke mir vielleicht die Tour gerettet.
  • Schokocroissant – das ultimaltive Essen zum Motivation pushen. Leider auf Wandertouren nicht unbedingt so oft verfügbar.

Didn't work

  • Lenkertasche – da hatte ich die Karte und Wasser drin. Durch das Gewicht am Lenker kippt dieser beim Abstellen immer zur Seite. Gerade wenn man den Fahrradständer nicht benutzen kann, weil zu viel Gepäck am Fahrrad ist, und man das Fahrrad immer irgendwo anlehnen muss, ist das richtig nervig. Für die nächste längere Tour würde ich stattdessen einen Tourenlenker/Triatlonlenker (nennt man das so?) anbauen und den mit einer Kartenhalterung ausstatten. Dann passt auch das Anstecklicht auch noch an den Lenker.
  • Platypus – das das Gewinde anscheinend nicht der Norm entspricht, finde ich richtig nervig. Über alternativen muss ich mal nachdenken.
  • Satteltaschen (NoName) – sind jetzt hinüber. Ich hab sie wohl etwas zu voll gepackt leider hab ich wohl meine Nähnadel verloren, deswegen konnte ich sie nicht flicken und musste dann beim packen darauf achten, das nur große Sachen unten bei den Löchern liegen.
  • Ponchotarp statt Trailstar ist vielleicht am falschen Ende gespart

 

Differenzierte Meinung

 

  • MYOG Holzvergaser – hier bin ich geteilter Meinung: Ein Kocher, bei dem man nicht auf Brennstoff achten muss ist auf jeden Fall ein Luxus. Allerdings macht mein Modell nach etwa 40 min Brennzeit Probleme, da die Asche die Luftzufuhr behindert. Vielleicht kann ich mir ja irgendwann mal einen Bushbuddy ausleihen und einen Vergleich starten, ob das da auch passiert.

Missing Skills

 

  • Fußbekleidung (NoName-Socken und Merrel Trail Glove 2) – Hier muss ich mich auf jeden Fall auch auf schlechtes Wetter einstellen. Deswegen kommen beim nächsten Mal Tüten und Hirschtalg mit, es kann ja eigentlich nur besser werden. Damit muss ich auf jeden Fall mal experimentieren.
  • Tarp – hier haben mich grobe Fehler beim Aufbau einige Stunden erholsamen Schlaf gekostet. Ich werde nicht mehr aus Gewichtsgründen den Trekkingstock daheim lassen. Alternativ natürlich eine Spezielle Stange die das Fahrrad ergänzt. Oder ich Nähe ein Tarp, das aufs Fahrrad zugeschnitten ist.


 

„Im Reich der Nacktschnecken? Was hat es denn damit auf sich? Er hat doch noch gar kein Wort darüber verloren?“

 

Ja, die Frage kläre ich jetzt auch noch:

Unterwegs waren Unmengen von Nacktschnecken auf den Wegen. Da das fast durchgehend der Fall war, bin ich vorher nicht wirklich darauf eingegangen. Es wäre interessant zu wissen, wie viel kg Nacktschnecken unter meinen Reifen ihr Ende gefunden haben. Rekord waren an einer Stelle geschätzt 200 Schnecken pro m2, da sah es aus wie unter einen Kirschbaum, nur dass es statt Kirschen Schnecken auf dem Boden waren.

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Auf dem Heiner-Fest hab ich mich noch mit einer Kommilitonin getroffen

Bücken. Wie ich hinterher erfahren habe, leben dort die Eltern von einem Kommilitonen.

[...]

Hamburger Gastgeberin

Schön zu lesen. Bist mit Paderborn fast durch den Vorgarten geradelt. Lippesee ist bestens bekannt.

Gruß

P.

Vielen Dank für den schönen Bericht. Bist ja auf Deinem Weg durch die Wetterau durch meine Heimat gefahren.

Das ist ja echt verrückt, bei wie vielen Leuten man auf so einer Fahrradtour vorbeifährt^^

Das nächste mal muss ich mich definitiv besser informieren :D

 

Danke für den tollen Bericht, erinnert mich an meine 1. 14Tägige Radtour vor 4 Jahren. Damals wurde noch mit ausgiebig mit dem Großen Trangia set gekocht. Gruß, Volker

 

Wie weit bist du in 14 Tagen gekommen? In der Zeit geht ja schon so einiges...

 

Wieviel km bist du ungefähr pro Tag gefahren? Klingt auf jeden Fall sehr interessant. Besonders die Schokohörnchen ... :wink:

 

Nach Google-Wegführung waren es insgesamt 618 km. Mit Umwegen und Verfahren schätze ich, dass es so 130-140 km am Tag waren. Ganz genau weiß ich es aber auch nicht, ich hab keinen Tacho :oops:

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Ziel war die Strecke Wuppertal-Freiburg Hin und zurück. Mußte schon früher Umkehren da ich mich 4Tage statt 2Tage bei Verwandten in Mannheim aufgehalten habe. So bin ich dann in den Genuß gekommen jeweils 1 Tag im Schwetzinger Schloß (Sehr Empfehlenswert) und Heidelberg zu verbringen.

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  • 11 Monate später...

Grüße Euch!

 

Lang nicht mehr hier reingeschaut, aber jetzt brauch ich ein paar Anregungen für die UL Trekkingküche. Bin etwas abgeschweift, und hier gelandet und möchte meine Senf zum Büchsenkumpel/Holzvergaser machen. Habe ebenfalls seit 3 Jahren eine self made Holzvergaser im Einsatz, (500ml aussen, 400(?)ml innen, siebeinsatz, lüftungslöcher...)

 

Deine differenzierte Einschätzung teile ich. Aber auch bei mir wird der der Hobo nach 40 Minuten zum Smoker. Abhilfe schafft man indem man den Brenner kurz umstellt, dann hat man eine halbe std Ruhe. Anfangs habe ich gerne (Winter) Risotto gekocht, aber 2h Rühren auf dem Hobo macht keinen Spass, das mache ich dann auf offenem Feuer.

 

Wie ist Deine Einschätzung zum Hobo jetzt, nachdem ein Jahr vergangen ist?

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