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Ultraleicht Trekking

24 Stunden Albsteig und viele erste Male


Pip

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OT: Diesen Tourenbericht habe ich aus meiner Anfänger-Perspektive verfasst und all meine Gedanken und Erfahrungen zum Trekking im Allgemeinen und zum Ultraleicht-Trekking im Besonderen hinein gepackt. Die Profis unter euch wird das wahrscheinlich eher langweilen - aber vielleicht findet sich doch jemand, den es interessiert?

 

08:00 VERSCHLAFEN! Mist. Eigentlich wollte ich jetzt gerade das Haus verlassen und zum Bahnhof düsen. Naja, nehmen wir halt den Zug eine Stunde später :sad: Als ich dann tatsächlich abmarschbereit bin, noch schnell ein Foto von mir mit Rucksack und auf zur Bushaltestelle.

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09:30 Ich stehe am Hauptbahnhof und ziehe erst mal die Windjacke drüber. Ganz schön frisch heute morgen, der Herbstnebel hängt noch in der Luft und von der Sonne ist nichts zu sehen. Soll sich aber ändern bis zum Mittag, sagt der Wetter-Heini im Radio.

Jedenfalls freue ich mich auf die Tour und ganz besonders darüber, nicht nach München zu müssen wie die geschätzten 183.829 Leute, die sich am Bahnsteig gegenüber tummeln: Es ist Wiesn-Zeit…

 

09:58 Endlich kommt der Zug! Ich hab extra einen Bus früher genommen, um noch genug Zeit zum Geld Abheben und Fahrkarte Kaufen zu haben, aber ne Viertel Stunde später loszufahren wär auch locker möglich gewesen.

Langsam schwindet die Morgenmüdigkeit und die Aufregung nimmt überhand: Dies hier ist nicht nur die erste Testtour für meinen MYOG-Rucksack, sondern auch für meinen neuen Schlafsack, die neue Therm-A-Rest, den neuen Biwacksack, den neuen Catstove… Und es wird das erste Mal sein, dass ich im Wald biwakiere. Mutterseelenallein! Hui - Klein Pip auf großer Abenteuerfahrt!

 

10:34 Bahnhof Donauwörth - endlich! Ganz schön spät geworden. Also nix wie los! Ich folge den Wegmarkierungen in die entgegengesetzte Richtung bis zum offiziellen „nullten Kilometer“. Also bin ich auf den ersten Kilometern tatsächlich auf dem Süd- statt auf dem Nordrandweg unterwegs. Fast verlaufe ich mich gleich am Anfang einmal - gut, dass ich aus den Augenwinkeln noch den roten Pfeil am gegenüberliegenden Straßenrand gesehen habe! Am Rathaus das obligatorische Startfoto

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und dann bin ich tatsächlich unterwegs auf dem Albsteig! Die erste halbe Stunde geht es auf asphaltierten Spazierwegen durch einen Park, einen ehemaligen Eisenbahntunnel und an einem Supermarkt vorbei bis zu einer Pferdekoppel, auf der ein falsches Zebra steht.

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Danach geht es weiter auf einem ebenen Schotterweg in Sichtweite der Wörnitz zusammen mit etlichen Feiertags-Spaziergängern und auch einigen Radfahrern. Niemand hat einen Wanderrucksack dabei. Okay, es ist schon Anfang Oktober, aber angesichts der schier unfassbaren Anzahl an Fernwanderwegen, die sich diese Strecke teilen (Nordrandweg, Main-Donau-Weg, Romantische Straße, Bayerisch-Schwäbischer Jakobuspilgerweg, Frankenweg), hätte ich doch den einen oder anderen Kollegen erwartet. Wahrscheinlich bin ich einfach zu spät dran. Egal, ich freue mich jedenfalls, endlich wieder zu Fuß unterwegs zu sein. Seit dem Jakobsweg vor einem Jahr hab ich kaum noch Bewegung gehabt.

 

Hinter Felsheim bietet ein Maisfeld den perfekten Sichtschutz „für kleine Ultraleichttrekker“ und ich muss auch meine kleine 0,5l-Flasche schon aus dem großen Wasserbeutel im Rucksack nachfüllen, nach gerade mal 6km. Immerhin ist die Sonne mittlerweile herausgekommen und ich setze gleich mal das Visor-Buff auf: Will mir nicht die vorderen Dreadlock-Ansätze verbrennen, das gibt immer so ein doofes rotes Schachbrettmuster auf der Kopfhaut.

Der Rucksack sitzt übrigens sehr bequem und ich komme sogar, ohne ihn abzusetzen mit einer Hand an die seitlichen Netztaschen, in denen die Karte bzw. die Flasche stecken, ein Umstand, den ich bei gekauften Rucksäcken bisher immer vermisst habe.

 

Hinter Wörnitzstein beobachte ich vier Milane, die die Thermik über dem sonnenbeschienen Hang genießen, und dann beginnt die Alb: Die erste Strecke im Wald und auch der erste nennenswerte Anstieg. Doch bevor man so richtig ins Schnaufen kommt, ist man auch schon oben. Alle paar Meter steht hier ein Hochsitz, einmal komme ich sogar direkt an einer Anfütterungsstelle vorbei. Scheint, als würde der Weg tatsächlich nicht sehr viel begangen, sonst müsste man die wohl etwas weiter abseits aufbauen? Die goldene Oktobersonne malt tolle Effekte auf die Waldkulisse.

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Auf dem Eichbühl haben die hiesigen Wanderfreunde einen tollen Rastplatz installiert: Es gibt Getränke zum Selbstbedienen, ein Wanderbuch, in das ich mich natürlich gleich eintrage - bei der Gelegenheit stelle ich fest, dass heute genau eine Person vor mir hier vorbei gekommen ist, die auch auf dem HW1 Nordrandweg unterwegs ist - etliche Rastbänke, einen Mülleimer (ich leere meine Taschen und freue mich, dass ich die rotzigen Tempos und leeren Müsliriegelpapierl nicht heute Abend in den mitgenommenen Müllsack stopfen muss) und eine Mahnung an alle Wanderer.

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Belustigt über diesen drolligen Rastplatz marschiere ich weiter und mampfe unterwegs immer wieder aus meiner Snacktüte. Die ist schon ganz schön geschrumpft seit dem Start. Ich glaube, ich hätte mehr frühstücken sollen. Die eine Apfeltasche hat leider nicht sehr lange vorgehalten, sonst wären noch mehr M&Ms und Studentenfutter in der Tüte :sad:

Irgendwann führt der Weg aus dem Wald raus, auf Asphalt durch einen kleinen Weiler hindurch und dann wieder durch einen Wald, wo man den Weg auf keinen Fall verlassen darf, sagt ein Warnschild, um nicht von den Steinbrucharbeiten erschlagen zu werden. Dann geht es auf einem Wiesenweg am Waldrand entlang. Genauer gesagt ist das einfach nur ein breiter Streifen Gras, auf dem man läuft, was das Gehen ganz schön anstrengend macht. Vor allem die Trekkingstöcke verheddern sich dauernd in den Halmen. Also klemme ich sie mir unter den Arm und marschiere ungestützt weiter. Bisschen mühsam, das.

 

Anschließend geht es auf einem breiten Schotterweg über sanfte Grashügel in Richtung Harburg. Laut Karte müsste ich demnächst an einem kleinen Bachlauf vorbei kommen, der ganz in der Nähe entspringt. Ich halte angestrengt danach Ausschau, da meine Wasservorräte langsam aufgebraucht sind und ich außerdem den Sawyer Wasserfilter testen möchte. Aber Fehlanzeige: kein Bach weit und breit. Entweder ist der zu dieser Jahreszeit ausgetrocknet oder so von Pflanzen zugewuchert, dass man ihn nicht findet. Plätschern höre ich es jedenfalls nirgends. Also laufe ich weiter bis zum Rand des Harburger Ortsteils Stadelhof, wo ich eine nette Dame, die auf ihrer Terrasse die Sonne genießt, ganz lieb frage, ob sie mir wohl meine Flaschen auffüllen könnte. Das macht sie tatsächlich gerne und erzählt mir von einem Aussichtspunkt kurz hinter Harburg, von dem man einen tollen Blick über das Ries haben soll. Ich bedanke mich und bin gespannt, ob ich die Stelle finde.

 

Doch zunächst verlaufe ich mich erst mal: Laut meiner Karte - die mich bis dahin wirklich sehr gut gelotst hat - muss ich am Fuße der Burg entlang den Hügel hinunter bis zur Hauptstraße. Unten angekommen ist aber  nirgendwo mehr eine Wegmarkierung zu sehen und die Wegbeschreibung, die ich mir heute morgen noch schnell ausgedruckt habe, verrät mir, dass die Streckenführung vor kurzem geändert wurde. Also den Hügel wieder rauf. Bei der Gelegenheit biege ich schnell noch in den Burghof ab und benutze das dortige Besucherklo. Hier hätte ich auch eine Möglichkeit zum Flaschenauffüllen gehabt - zu spät :wink:

 

Auf einem asphaltierten Wiesenweg geht es den nächsten Hügel hinauf, wo sich unter einem Kastanienbaum eine Bank befindet. Ich beschließe, hier etwas zu essen zu kochen. Immerhin ist es schon kurz vor 18 Uhr und mein Snackbeutel schon eine ganze Weile leer, weswegen ich im Moment in einem kleinen Energieloch stecke. Und dann des Umweges, den mir die nicht mehr aktuelle Karte beschert hat, auch in einem Motivationsloch. Also Catstove ausgepackt, befüllt angefeuert und den Topf mit Wasser aufgesetzt. Leider ist es hier auf dem Hügel ganz schön windig, sodass die Flamme gleich mal erlischt und ich mich nach dem erneuten Anzünden in den Wind setze, um meinem Kocher als zusätzlicher, lebender Windschutz zu dienen. Danach funktioniert alles super: Als das Wasser kocht, rühre ich es in den Beutel, in den ich die beiden 5-Minuten-Terrinen umgefüllt habe und genieße kurz darauf Kartoffelbrei mit Erbsen und Möhren.

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Kein Gourmet-Menü, aber wenn man Hunger hat, gar nicht so schlecht. Von der Bank aus habe ich nicht nur einen tollen Blick zurück auf die Harburg, die in der Abendsonne regelrecht leuchtet,

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sondern kann auch eine Schafsherde beobachten, die gemächlich daran vorüber zieht. Outdoor-Fernsehen vom Feinsten :smile:

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Nach dem Essen packe ich meine sieben Sachen wieder in den Rucksack zurück und marschiere über die nächste Hügelkuppe - das Energietief habe ich hinter mir gelassen! - und erhasche einen ersten Blick auf das Gipfelkreuz des Bockbergs. Naja, die Bezeichnung „Berg“ ist bei 570m ü.N.N. ein bisschen übertrieben, aber er ist immerhin die höchste Erhebung hier in der Gegend und man hat eine tolle Aussicht über das Ries. Ob das die Stelle ist, von der die Dame vorhin gesprochen hat?

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Die Sonne ist mittlerweile hinterm Horizont verschwunden und es wird nicht nur merklich kühler, sondern auch sehr schnell dunkler. Obwohl es erst kurz nach Sieben ist, beschließe ich, mich auf die Suche nach einem Lagerplatz zu machen und finde ihn, als ich den Bocks“hügel" zu etwa einem Drittel umrundet habe in einem kleinen Wäldchen außer Sichtweite vom Weg. Ich packe den Bivi, die Them-A-Rest und den Schlafsack aus, ziehe Fleecepulli und Mütze über, wechsle von meiner Wanderhose, die unten an den Beinen etwas schmuddelig geworden ist, in die Unterzieh-Leggins und tausche die schwitzigen Wandersocken gegen Omas handgestrickte. Das alles geschieht nahezu ohne Licht. Irgendwie traue ich mich nicht, die Stirnlampe anzuschalten aus Angst vom Jäger oder sonst wem entdeckt zu werden. Zwar sind nirgendwo Hochstände oder ähnliches zu sehen, aber man weiß ja nie… Ich bilde mir ein, von irgendwo her leise Stimmen zu hören und einmal fährt oben auf dem Waldweg sogar ein Auto vorbei. Aber wahrscheinlich spielen mir meine Nerven einen Streich und es kann mich hier überhaupt niemand sehen oder hören. 

 

Jedenfalls ist es wirklich stockdunkel, als ich um 20:11 eine Sms nach Hause schicke, dass es mir gut geht, und so krieche ich vollständig in den Biwaksack, schließe das Moskitonetz und lausche in die Dunkelheit. Es dauert über zwei Stunden, bis ich einschlafen kann, was zum einen daran liegt, dass ich mir immer wieder einbilde, menschliche Geräusche in der Nähe zu hören - vor Tieren habe ich im Moment irgendwie gar keine Angst - und zum anderen daran, dass ich bald dringend auf’s Klo muss. Also Stirnlampe nun doch angeschaltet, aus dem warmen Schlafsack gekrochen und ein paar Meter weiter ein stilles Örtchen gesucht. Ganz schön kalt mittlerweile! Merkt man gar nicht, wenn man unter 300g Daunen liegt. Anschließend lausche ich wieder in die Nacht.

 

Ich glaube, meine Einschlafprobleme rühren vor allem daher, dass nach über zwei Monaten Semesterferien mein Schlafrhythmus ein wenig durcheinander geraten ist, und für meinen Kopf noch überhaupt keine Schlafenszeit ist. Mein Körper könnte die Ruhe übrigens ganz gut gebrauchen, ich spüre die Tageskilometer ziemlich in den Beinen, auch wenn es gar nicht soooo viele waren, jedenfalls nicht, wenn man sie mit den anderen Tourenberichten hier im Forum vergleicht. Wie viele es genau waren, kann ich gar nicht sagen: Die Wanderkarte behauptet, es wären etwa 18, das GPS (das ich allerdings zuhause gelassen habe) hat mir für die Route 23 angezeigt. 23 klingt besser :wink: Für mich ist das aber mehr als genug, bin ich doch von Natur aus etwas kurz geraten und habe entsprechend eine kürzere Schrittlänge, außerdem bin ich ziemlich unsportlich und hab mich schon länger nicht mehr ausreichend bewegt… Irgendwann schlafe ich dann doch ein.

 

Um kurz nach Eins schrecke ich hoch: Vom gegenüberliegenden Waldrand, etwa 200m entfernt, höre ich immer wieder etwas knacken und rascheln. Schleicht da ein Tier entlang? Irgendwie scheint das immer näher zu kommen. Eine Weile ist es wieder still, dann, plötzlich, knackt es ziemlich laut ganz bei mir in der Nähe. Ich fahre wie von der Tarantel gestochen in die Höhe und schalte meine Stirnlampe an. Nichts zu sehen, aber anscheinend habe ich irgend etwas genau so erschreckt wie es mich, denn ich höre ein lautes Fauchen, nur einen Steinwurf von mir entfernt und etwas trappelt davon. Aus einiger Entfernung kann ich kurz darauf das gleiche Fauchen noch einmal hören, dann ist wieder Ruhe. War das ein Fuchs? Kann sein. Vielleicht wollte der nachsehen, was sich da so einfach in seinem Revier einquartiert hat? Jedenfalls stehe ich so unter Adrenalin, dass an Einschlafen erst einmal nicht zu denken ist. Über eine Stunde liege ich hellwach im Schlafsack, lausche auf jedes noch so kleine Geräusch und versuche, mein Herzklopfen wieder etwas unter Kontrolle zu bringen. Stell dich nicht so an, Mensch, Füchse fressen Mäuse, keine Pips! Irgendwann traue ich mich, mein Lager zu verlassen, da ich noch mal pieseln muss, und als mein Hintern anschließend wieder einigermaßen aufgewärmt ist, schaffe ich es tatsächlich, wieder einzuschlummern. Einmal wache ich noch auf in dieser Nacht, entdecke eine Nacktschnecke unmittelbar neben dem Kopfteil des Biwaksacks (igitt!), schnippe sie mit einem Stöckchen weg und schlafe schnell wieder ein.

 

Als ich das nächste Mal aufwache, ist es bereits 06:45 Uhr und das Morgengrauen hat längst eingesetzt. Offizieller Sonnenaufgang ist laut meinem Kalender um 07:20, also krabble ich aus meinem Lager, ziehe die Wanderhose wieder an, außerdem noch die Handschuhe, denn es ist verdammt kalt heute morgen. Ich denke dran, noch ein Erinnerungsfoto vom Lager zu schießen,

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bevor ich alles einpacke und mich auf den Rückweg mache. Bei Tageslicht ist der Trampelpfad auf den Gipfel des Bocksberg, über den auch der Albsteig führt, sehr einfach zu finden. Oben angekommen gibt es das obligatorische Gipfel-Beweisfoto mit Rucksack und Wanderstöcken drauf,

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dann suche ich mir ein windgeschütztes Plätzchen, mache Wasser heiß und frühstücke erst mal: Porridge mit Äpfeln, Rosinen und Zimt. Jummy! Die Stimmung hier oben ist wirklich magisch: Auf der einen Seite die Morgensonne, die sich mühsam einen Weg durch den Nebel bahnt,

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auf der anderen ein dicker Nebelteppich im Ries, aus dem nur die Hügel und eine einsame Kirchturmspitze herausragen (letztere ist auf dem Foto leider nicht zu sehen).

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Außer mir ist noch niemand zu sehen. Erst als ich mich weit nach acht Uhr auf den Rückweg zur Harburg bzw. zum Bahnhof mache, kommen mir die ersten Gassigeher entgegen. Beim Abstieg vom Burgberg in den Ort hinunter zickt mein linkes Knie etwas herum. Letztes Jahr hatte ich dort eine Verletzung - so wie es aussieht, ist das Knie seither eine Schwachstelle in meinem Körper. Eine von vielen. Was soll’s: immer schön weiter gehen. Gut, dass es mir nicht pressiert.

 

Der Harburger Bahnhof liegt zwischen den Gebäuden der Merker-Werke, die u.a. den steinbruch betreiben, an dem ich gestern vorbei gekommen bin. Das Bahnhofsgebäude ist mindestens genauso hässlich wie die Umgebung, in der es liegt, sodass es mir kein Foto wert ist. Ich löse eine Fahrkarte, setze mich etwas abseits auf einen gefällten Baumstamm und telefoniere mit meinen Eltern: Ja, es geht mir gut, ich habe einigermaßen schlafen können und hatte nur ein ganz, ganz kleines bisschen Angst in der Nacht.

 

Um 10:34 kommt dann endlich der Zug (der leider nicht nur nach Augsburg, sondern noch weiter Richtung München fährt), ich zwänge mich zwischen die ganzen feierwütigen Wiesn-Fahrer und stopfe mir meinen Ipod in die Ohren. Am liebsten hätte ich mir auch noch irgendwas in die Nase gestopft, denn manch einer hat bereits eine ordentliche Bierfahne. Ich hoffe, mein durchgeschwitztes T-Shirt stinkt ebenbürtig zurück!

 

In Gedanken bin ich immer noch auf dem Weg, in all den magischen Momenten, die ich erleben durfte. Mir fällt auf, dass zwischen meiner Ankunft in Donauwörth und meiner Abfahrt in Harburg ziemlich exakt 24 Stunden liegen. Was man in dieser Zeit nicht alles erleben kann!

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Sehr schön beschrieben von Deinem "ersten Mal" ;-)

 

Auf dem ersten Bild fällt mir auf, dass der Hüftgurt des Rucksacks sehr hoch eher um die Taille liegt, nicht wirklich "auf den Hüften". War das so gut zu tragen? Wie wäre das so bei mehr Gepäck für mehrere Tage?

Und, welchen Biwaksack hast Du denn da?

 

Achja, immer dran denken, außer Insekten haben bei uns alle Tiere mehr Angst vor Dir als Du vor denen, naja, außer Wildschweine ... :mrgreen:

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Sehr schön beschrieben von Deinem "ersten Mal" :wink:

Danke! *freu*

 

 

Auf dem ersten Bild fällt mir auf, dass der Hüftgurt des Rucksacks sehr hoch eher um die Taille liegt, nicht wirklich "auf den Hüften". War das so gut zu tragen? Wie wäre das so bei mehr Gepäck für mehrere Tage?

Ich hab also Schnittmuster-Vorlage meinen alten, schweren Rucksack verwendet, das ist ein "Damenmodell", d.h. der Hüftgurt ist nicht nur breiter sondern  wird - ich hoffe, das ist jetzt verständlich -  nicht gerade am Rucksack angenäht, sondern so, dass die Flossen oben enger bei einander stehen als unten, sie kippen gewissermaßen nach innen. Dadurch liegen sie nicht außen um die Hüftknochen herum sondern eher oben drauf, was wohl der weiblichen Anatomie eher entgegen kommt. Ich bin jedenfalls sehr zufrieden damit.

 

 

Und, welchen Biwaksack hast Du denn da?

den Helium Bivi von Outdoor Research

 

 

Achja, immer dran denken, außer Insekten haben bei uns alle Tiere mehr Angst vor Dir als Du vor denen, naja, außer Wildschweine ... :mrgreen:

 

Mein Kopf hat das gleiche gesagt - mein Adrenalinspiegel hat aber heftig widersprochen...  :o Nächstes Mal bin ich, was das anbelangt, hoffentlich schon etwas mutiger.

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Sehr schön beschrieben. Ein Traum von mir - der Albsteig oder HW 1.

Ich beneide dich echt.

 

Im Frühsommer wollte ich den HW 1 von Donauwörth nach Tuttlingen gehen, hatte schon den "Urlaubsschein" für die 16 Tage von meiner Frau in der Tasche und durfte 3 Tage vor der Abreise, auf telefonischen Geheiß meines Chefs, wieder ins Geschäft (hmpf).

 

Ich greife im Juni oder Juli 2015 auf jeden Fall noch Mal an.

 

Kleiner Tipp gegen neugierige Viecher in der Nacht:

 

Ein schriller Pfiff und 1 x laut fluchen schlägt jedes Wildschweinrudel und jeden Fuchs in die Flucht. :)

 

Viele Grüße

 

Jürgen

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Tssss... Chefs werden vollkommen überbewertet! (sagt die Studentin, ich weiß... :-D )

Freu dich auf die Tour, das wird großartig!

 

Ich glaub, ich häng mir beim nächsten Mal die Signalpfeife um den Hals, denn durch die Finger pfeifen kann ich nicht. Oder erwürg ich mich dann im Schlaf? Mal ausprobieren.

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....Ich glaub, ich häng mir beim nächsten Mal die Signalpfeife um den Hals, denn durch die Finger pfeifen kann ich nicht. Oder erwürg ich mich dann im Schlaf? Mal ausprobieren.

 

Es reicht vollkommen, ein Pfiff mit gespitztem Mund ... :)

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Schleicht da ein Tier entlang? 

 

Oder gar die buckelige Verwandtschaft des hessischen Nebelgeistes?!

 

Merke: In der dunklen Jahreshälfte gehören neben der Trillerpfeife unbedingt auch Knoblauch, Weihwasser, Silbermunition und Pentagramm ums Zelt zum notwendigen Wander-Zubehör. Es gibt für ULer auch Knoblauchgranulat und Weihwasser in Parfüm-Testfläschchen.

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coole sonnenaufgangstour! welcome to the club!

 

die erste nacht draussen ist auch für mich immer wieder die schwierigste. höre auf jedes geräusch. brauche ewig um einzuschlafen. nur um nach ein paar stunden wieder auf zu wachen usw. usf. legt sich aber normalerweise in der zweiten, spätestens dritten nacht draussen.

 

frage: gabs kondens im helium bivi oder ist die atmungsaktivität des materials tatsächlich so gut, wie in der werbung behauptet?

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frage: gabs kondens im helium bivi oder ist die atmungsaktivität des materials tatsächlich so gut, wie in der werbung behauptet?

minimal. Mein Schlafsack war trocken, die Prolite Short war unten auf Kniehöhe am einen Rand ein kleines bisschen feucht und dort, wo ich beim Schlafen draufgeatmet hab, klar. Okay, vielleicht hab ich auch einfach gesabbert... ich nenne es mal "Atemfeuchtigkeit".

 

Ich muss dazu sagen, der Waldboden war schon abends sehr feucht und am Morgen war alles neblig, also hohe Luftfeuchtigkeit. Mag sein, dass das seinen Beitrag dazu geleistet hat.

 

Edit: Ist übrigens sehr geräumig, das Ding. Ich hatte neben der Matte noch den Bivi-Packsack mit meinen Schuhen drin (bei Größe 35 geht das), damit die draußen nicht feucht werden und der Schafsack trotzdem sauber bleibt, meine Trinkflasche und meine Bauchtasche mit den Wertsachen. Theoretisch hätte ich auch noch den Fressbeutel und den Kochbeutel unten reinstopfen können und den leeren Rucksack gleich mit, dann wären nur noch die Stöcke draußen gelegen. Bei Regenwetter vielleicht gar keine doofe Idee. Ich muss allerdings sagen ich bin recht klein und auch eher zierlich, ein 100kg-Mann bräuchte den Platz möglicherweise für sich selbst.

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Hi Pip,

 

schön dein Bericht vom HW 1! Ein echter Klassiker, der irgendwie erstaunlich wenig begangen wird. Undbedingt fortsetzen! (toller Abschnitt von Bad Urach nach Süden)

 

Übrigens Respekt, du bist ja ein ganz schön mutiges Mädel!

(alleine draussen im Biwaksack würde ich kaum ein Auge zutun. Auch nach hunderten Nächten alleine draußen, fühl' ich mich nur im geschlossenen Zelt einigermassen wohl...)

 

Gruß!

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Cool, was Du machst, machst Du aber auch gleich richtig ;-)

Mal eben alle großen, relevanten Ausrüstungsgegenstände auf einmal ausgetauscht und getestet und sich dann im Oktober allein in'n Wald gelegt, Chapeau! 

 

Diese HW x Wege des Schwäbische Alb-Vereins scheinen mir sehr schön zu sein. Ich bin mal – im Rahmen einer ansonsten selbst gesuchten Strecke – einen Tag auf dem Frankenweg (HW 8?) gegangen und habe dabei auch gedacht: "Den könnte ich auch mal ganz gehen …"

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Naja, "ausgetauscht" trifft es nicht ganz: Ich hatte lediglich schon einen Rucksack und einen Schlafsack, weder einen Biwaksack, noch eine Isomatte, noch ein Kochset... Klotzen, statt kleckern heißt die Devise  :cool:

 

Ich kenne bisher ja nur die erste Etappe von Donauwörth bis Harburg, die ist am Anfang etwas öde, aber sobald es tatsächlich auf die Alb geht, sehr hübsch. Kann ich nur empfehlen.

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Hey Pip,

 

ich komme aus der Gegend. Ich bin aufgewachsen bei Nördlingen, mit dem Zug eine paar Stationen von Donauwörth entfernt und war auch schon in der Gegend um Harburg unterwegs. Sehr lustig zu wissen ist, dass die Harburg eigentlich Michel Jackson kaufen wollte um sie zu seiner Traumburg um zu bauen. Die Stadt Harburg konnte dies aber abwenden und hat sie selbst gekauft, wer will schon eine rosafarbene Mittelalterliche Burg.

 

Zur Einordnung, westlich von Harburg ist das Nördlinger Ries oder auch Donau-Ries genannt, ein Meteorietenkrater der die Schwäbische und Fränkische Alb von einander trennen. Jeder Geologe kennt diese Region, denn es gibt ein sehr besonderes Sandgestein, dass durch die hohen Temperaturen beim Einschlag entstanden ist, zusätzlich gehört Nördlingen neben Rotenburg mit zu den schönsten historischen Altstädten, ist aber die einzigste Stadt in Deutschland mit einer geschlossenen Stadtmauer und daher auch Vorlage für die Welt von Benjamin Blümchen und Bibi Bloxberg. Um weitere Sehenswürdigkeiten auf zu listen, es gibt Mondgestein im Museum zum Meteoritenkrater als Geschenk fürs Training einer Apollomission, in der Nähe wurden Schädel von Neandertaler gefunden, angeblich die ältesten in Deutschland und wir besitzen eine große Kirche die eigentlich nicht zu einer so kleinen Stadt passt (25.000 Einwohner mit umliegenden Gemeinden), mehr lässt sich zu meiner Heimat aber auch schon nicht mehr sagen, ist halt nicht Berlin oder Hamburg.

 

Ich persönlich finde die Region im Südwesten am schönsten, bin dort aber auch aufgewachsen. Es gibt viel Wald und bei meinen Großeltern 2 alte Burgruinen, in einer habe ich schon übernachtet. In Richtung Baden-Würtemberg ist es wieder doch sehr bergig-hügelig und man findet doch sehr viele Wege und Strecken auf denen man kaum Wanderer findet. German-Tourist meinte sie wäre dort auch schon unterwegs gewesen und ich meine ich habe auch mal einen Bericht von ihr zu der Tour gelesen. 

 

Für dich sehr interessant ist es wohl, dass du mit dem Zug von Augsburg nach Donauwörth oder Nördlingen fahren könntest dann in Richtung Aalen wandern könntest und von dort mit dem Zug wieder zurück. Die Zugverbindung ist ganz gut und fährt jede Stunde, mit weiteren öffentlichen Verkehrsmittel wird es aber schwierig, so musst du z.B. wenn du den Bus nutzen willst einen Tag vorher anrufen, da außer Schüler eigentlich jeder ein Auto besitzt und der Bus so immer leer ist, total hinterwäldlerisch, aber auch irgendwie schön. Vom Nördlingen Bahnhof bist du in ca. 20 min auf dem Land und musst dir darüber auch keine Sorgen machen, zur Not kannst du aber auch immer ein Taxi holen die sind sehr zuverlässig und können dich z.B. auch im Wald abholen wenn du den Namen der Häuseransiedling kennst, so genannte Weiler, alte Bauernhöfe oder Mühlen mit ca. 2-5 Häusern.

 

Hier mal zwei Bilder so als kleiner Appetizer: 

 

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Viele Grüße

Mathias

 

P.S. Wenn du Fragen zur Region hast, dann frag einfach.

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  • 4 Wochen später...
  • 3 Monate später...

Ups, igendwie hab ich deinen Post verpennt, AWA, sorry!

Die Packliste von damals ist mittlerweile gefühlte tausend Mal überarbeitet worden und inzwischen etwas utopisch (jedenfalls für's Studentenbudget, eher eine "Wunschliste" halt), aber ich kann in den nächsten Tagen mal versuchen, sie einigermaßen zu rekonstruieren...

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Ein sehr spannender anschaulicher Artikel. Du bist wirklich mutig nur im bivy allein. Ohne Tarp, ohne Zelt. Ohne Hund. Klasse!

Ich kenne dieses Rascheln in der Nacht.

Aber das mit der Pfeife ist eine gute Idee für den Notfall.

Auch für den Fall eines wirklichen Notfalls ist eine Pfeife ein Hilfsmittel um schneller gefunden zu werden.

Weiter so und hält uns auf dem laufenden. Du schreibst gut

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