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Ultraleicht Trekking

Die finnische Bärenrunde (Karhunkierros) oder Tipps für einen Anfänger


kamarl

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Hallo Leute,

 

ich bin was tatsächliches Trekking - damit mit meine ich keine Tagestouren, sondern "Wildniswandern" - noch nicht sehr erfahren, das heißt eine geführte Tour in Schweden im Glaskogen Nationalpark. Gewandert bin ich jedoch schon sehr viel, auch mit schwerem Trekkingrucksack auf dem Rücken. Kondition ist auch kein Problem, in den meisten Fällen kann ich mir bis zu 20 Km am Tag zumuten. Jedoch habe ich noch sehr ausgereifte Orientierungsfähigkeiten (war bisher noch nicht mit einem Kompass unterwegs und habe noch nie ein GPS in der Hand gehabt).

 

Jetzt also meine Frage:

Ein Freund von mir und ich überlegen uns im Sommer die Bärenrunde (Karhunkierros) in Finnland zu bewandern. Hat jemand Erfahrung mit der Strecke und ist es eine eingermaßen gute Route für "Semi-Anfänger" wie uns? Laut Website soll ja alles sehr gut ausgeschildert sein, im Sommer auch viel bewandert, so dass man sich im Notfall an Leute wenden könne und es gebe Zeltplätze, Windschutz- und Holzhütten auf dem Weg. Ich habe wie gesagt kein Ausdauerproblem und ausgeschilderte Strecken werde ich wohl navigieren können, deshalb wollte ich wissen: Ist das zumutbar?

 

Desweiteren, gibt es vielleicht ein paar Tipps, die alte "Häsinnen und Hasen" des Trekkings weitergeben können? Wie ich ein Zelt aufbaue, und dass ich Campingkocher, Verpflegung und Erste Hilfe dabei haben muss, weiß ich natürlich, aber gibt es sonst noch empfehlenswertes Equipment? Und: Was macht ihr in gefährlichen Situationen? Wenn es keinen Handyempfang gibt, gibt es irgendwelche Signalgeber, die man kaufen könnte oder Dinge mit denen man auf sich aufmerksam macht? Wie orientiert ihr euch, wenn vielleicht mal die Schilder am Wegesrand nicht mehr erkennbar sind?

 

Ich weiß, das sind viele Fragen und wenn ihr sie nicht alle beantworten könnt, in Ordnung. Ich hoffe nur, dass ihr einem Anfänger wie mir ein wenig weiterhelfen könnt und bedanke mich im Vorraus :)

 

Kamarl

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Hallo kamarl,

 

aufgrund der von dir geschilderten Aussagen, kann ich dir sagen, dass die Route eine sehr gute Wahl ist.

 

Das Gelände, oder besser gesagt die Beschaffenheit der Wege, ist zum allergrößtenteil sehr gut bzw. einfach. Da es tlw. aber auch ganz schön auf und ab geht würde ich an eurer Stelle Stöcke mitnehmen. Besonders dann, wenn ihr nicht ganz so UL unterwegs sein solltet. Die Tagesetappen sollten für euch kein Problem sein. Ich hab unterwegs Leute getroffen die die ca. 90 km in 3 Tagen gemacht haben. Geht natürlich. Ob ihr das auch versucht oder euch eher ca. 7 Tage Zeit lasst müsst ihr wissen. Es gibt auf jeden Fall viele schöne Hütten an tollen Orten. Die erste bzw.letzte Etappe Savilampi-Hütte - Hautajärvi zieht sich etwas. Die erste bzw. letzte Etappe von/nach Ruka ist sehr hügelig mit teils steilen Auf- und Abstiegen.

 

Orientierung: Der Weg ist mit orangen "Flecken" markiert. Oft ist es eben auch nur ein Weg dem ihr folgen müsst. 2-3 mal war es ein bisschen knifflig. Etwa von Ruka aus kommend Richtung Hautajärvi hatte ich kurz vor Hautajärvi etwas Mühe den richtigen Markierungen zu folgen, da entweder keine oder orange Markierungen in alle möglichen Richtungen gingen.

An einem anderen Ort ging der Weg direkt am Fluss weiter (links Hang, Flusskiesel/Wurzeln > "Weg", Fluss).

 

Einen Kompass würde ich mitnehmen. Allerdings reicht ein Tropfen-/Uhrkompass für kleines Geld. Ob du dir vor der Tour noch ein GPS besorgen und den Umgang damit lernen UND üben willst (idealerweise mit der passenden Karte für die Tour), musst du wissen. Mit so einem Teil richtig umgehen zu können, ist aber (in Abhängigkeit der Tour) vllt. besser und sinnvoller als iwelche Leuchtraketen mitzuführen. Zudem benötigt man für die Teile soweit ich weiß einen kleinen Waffenschein.

Ja, und auch die eben angesprochene Karte würde ich mitnehmen. Macht natürlich nur Sinn, wenn ihr sie auch lesen könnt. Ich finde, gerade bei den ersten Touren gibt das doch noch ein wenig Sicherheit. Zumindest gefühlt :)

Als Buchempfehlungen: Orientieren mit Karte, Kompass, GPS (W. Linke) und GPS auf Outdoor-Touren (Benker).

Falls du dir ein GPS zulegen willst, da reicht auch ein einfaches, günstiges (gebrautes) oder neben den klassischen z.B. auch ein Foretrex von Garmin.

 

Wie du schon geschrieben hast, ist dort ziemlich "viel" los. Ich hab jeden Tag mindestens 3 Leute getroffen. Die Hütten waren auch meistens mehr frei als belegt. Allerdings kann ein leichtes Tarp als Back-Up nicht schaden. Tlw. gibt es auch Gaskocher (und Feuerstellen) an den Hütten. Trotzdem würde ich eine eigene Küche mitnehmen. Dann könnt ihr evtl. auch die Schutzdächer nutzen (an drei Seiten geschlossene, überdachte, niedrige Unterkunft mit Holzboden). Ebenso wie Wasserentkeimer (AquaVenture oder z.B. einen Sawyer). Auch wenn das Wasser von Natur aus sehr sauber ist, gibt es Leute die ihre Essensreste direkt an den Entnahmenstellen im Wasser entsorgen oder sonst was machen. Dort vor Ort tatsächlich so erlebt. Wenn ihr in den Hütten schlafen wollt, entsprechend bequeme Isomatte mitnehmen, da ihr dann auf Holzböden/-brettern schlaft.

 

Mücken: Ich war zweimal dort. Beim zweitenmal gab es praktisch keinen Unterschied zu Deutschland. Beim ersten Mal war es ganz schön heftig. Ich hab ein Moskitonetz vermisst. Auch an den Händen war es sehr unangenehm. Das Mittel der Wahl heisst für viele "Off" (finn. Anti-Insektenzeugs). Dummerweise hatte ich beim ersten Mal noch kein Trinksystem. Die klassische UH-Prozedur war also immer: Anhalten, Mücken kommen, was trinken, wild umherwedeln, weiterlaufen.

 

Zum Handyempfang kann ich dir leider nichts genaues sagen. Ausser, das es an einigen/vielen Stellen Empfang gab.

 

Anreise: Ruka ist vllt. etwas besser an den ÖPNV (Busse) angeschlossen als Hautajärvi. Würde deswegen eher von HaJ aus starten um dann am Ende der Tour besser weg zukommen. Hängt aber auch mit euren weiteren Reiseplänen zusammen. Die günstigste Unterkunft in Kuusamo ist nicht das Hostel, welches auch weit ausserhalb liegt, sondern ein kleines Hotel im Ort (Hotelli Kuusanka). War zumindest 2009 so.

 

Essen: Kann unterwegs nicht nachgekauft werden. Auch wenn das tlw. in dem CSV-Büchlein so rüberkommt. In einem Cafe das man unterwegs passiert gibts keine Lebensmittel für Wanderer.

 

Das ist alles was mir jetzt so auf die Schnelle eingefallen ist. Wenn du noch Fragen hast, meld dich einfach. Bei Bedarf auch per PN.

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Vielen Dank für die Antwort! War extrem hilfreich. Karte werde ich mir auf jeden Fall mitnehmen, es gibt ja auch ein Buch über die Bärenrunde, welches ich mir anschaffe. Über ein GPS denke ich noch mal nach. Vielleicht schicke ich dir tatsächlich noch mal eine PN, wenn mir noch was einfällt. Auf jeden Fall super, dass so früh geantwortet wurde.

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Hier ist mein Trip Report inkl. Fotos von der Bärenrunde:

 

Teil 1

 

Teil 2

 

Teil 3

 

Das (Deutsche) Buch kannst Du Dir mMn sparen, das hat keinen Mehrwert. Auch das Finnisch/ Englische Buch bringt kaum etwas nützliches zu Tage. GPS wirst Du auch nicht brauchen, den der Weg ist ne Autobahn und super markiert. Karte & Kompass gehören aber schon ins Gepäck. 

 

Tips:

- Moskitonetz und evtl. Schutzmittel mitnehmen 

- Ohrstöpsel mitnehmen wenn Ihr plant in den Hütten/ Laavvus zu schlafen

- Feueranzünder (Esbit tabletten) mitnehmen wenn Ihr Abends ein Feuer machen wollt und das noch nicht sehr gut könnt. Feuerholz, Säge & Axt sind vor Ort. 

- Telefon empfang gibt es zu 90% auf der Strecke, SPOT oder ähnlich sind nicht nötig

- Die Markierungen werden immer wieder erneuert und man kann sich eigentlich kaum verlaufen auf dem Trail. Im Notfall mal 100 m auf dem "ungewissen" Trail weiterlaufen bis man wieder ein Zeichen sieht 

 

Ich würde den Karhunkierros versuchen echt gegen Ende des Sommers zu laufen, also Ende August, da gibt es weniger Mücken & Leute. Den Trail kann man auch gemütlich in drei oder vier Tagen laufen, ich würde also nicht zu viel Zeit für Ihn einplanen. Lieber danach noch mal für drei Tage eine kleine Runde im Urho Kekkonen NP drehen, der ist nämlich auch wunderschön und nicht so überrannt. Ich habe auch im Spätherbst auf dem Karhunkierros immer noch komplett belegte Hütten vorgefunden, würde also auf jeden Fall ein Tarp mitnehmen damit Ihr nicht auf die angewiesen sind. Die Laavus sind mMn auch schöner, besser gelegen und häufiger leer. Im Café in der Mitte der STrecke kannst Du ein Mittagessen zu Dir nehmen und Schokoriegel nachkaufen, das war es aber auch schon. Wie Daune würde ich Hautajärvi - Ruka laufen, ist mit den Öffentlichen am Ende dann einfacher, aber Ihr kommt bestimmt auch per Anhalter von Hautajärvi wieder weg wenn keine Busse mehr gehen. 

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Eigentlich haben die anderen schon alles geschrieben.

Die Route sehr einfach und äußerst gut markiert. Einen Kompass kann man zwar zum üben mitnehmen, brauchen wird man ihn aber nicht ernsthaft. Wenn ihr im Sommer unterwegs seid, werdet ihr immer wieder auf andere Wanderer treffen und außerdem gibt es diverse Ausstiegsoptionen (teilweise finden sich bei Straßenüberquerungen sogar eine Telefonnummer fürs Taxi). Zudem ist die Handynetzabdeckung sehr gut. Besondere Vorsichtmaßnahmen halte ich daher nicht für nötig. Allerdings dürften zumindest einige der Hütten gut belegt sein, so dass ich auch zu einem Tarp oder Zelt raten würde. Ich schlafe im Zelt meist deutlich besser als in einer auch nur einigermaßen belegten Hütte - trotz Ohropax. Es ist ruhiger, die Luft ist besser und außerdem kann man die Mückeninvasion besser steuern. Einige der Hütten und Laavus waren schon sehr mückenverseucht, wobei dass natürlich immer sehr vom Wetter in den 2-3 Wochen vor der Tour abhängt. Da ein Großteil der Tour durch den Oulanka-Nationalpark führt, ist das Zelten und Campen insoweit nur auf den ausgewiesenen Zeltflächen (sprich: bei den Hütten) gestattet.

Die Hütten verfügen nach meiner Erinnerung alle über einen Gasherd (und häufig auch über ein wenig Kochgeschirr), so dass man sich, zumal wenn man auch die Feuerstellen der Laavus zum Kochen nutzen mag, einen Kocher sparen kann. Auf den Campingplätzen kann man (während der Saison, also vor allem im Juli/August, ggf. Öffnungszeiten telefonisch vorab erfragen) nur ein wenig Süßkrams kaufen, aber im Besucherzentrum gab es (jedenfalls 2012 noch) neben Kaffee, Zimtschnecken etc. auch die Möglichkeit, gefriergetrocknete Trekkingnahrung (ich meine von Travellunch) zu den landestypisch eher gesalzenen Preisen zu erwerben.

Trekkingstöcke sind jedenfalls auf der (von Hautajärvi kommend) letzten Etappe nach Ruka ganz hilfreich, da es dort die Abfahrtshügel hinaufgeht. In den Blockfeldern am Fluß sind sie dagegen manchmal wohl eher hinderlich.

Insgesamt eine von Strecke und Logistik sehr einfache Tour von maximal 5-6 Tagen. Landschaftlich passabel, aber eher arm an großen Highlights. Am schönsten ist sie wohl im September zur Zeit der Laubfärbung, wenn man dann mal Zeit und Urlaub hat.

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Erfahrung ehrlich gesagt nicht, aber deine Idee klingt verdammt spannend. Bin bisher auch njur auf Tagestouren unterwegs und will mich 2015 ebenfalls an solchen Mehrtagestouren probieren, ist bei mir aber leider auch eine Zeitfrage. Freu mich jedenfalls auf ein paar Bilder deiner Bärentour. Und Kompass ist eigentlich gar nicht schwer, wie man den handhabt, findet du im Netz. GPD hab ich ebenfalls keine Peilung (sprichwörtlich), ist im Harz aber auch kaum nötig. In Schweden wäre son Ding aber wohl nicht verkehrt.

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Wir waren 2013 mit einer Gruppe von 15 Leuten unterwegs (sicherlich ein Albtraum für alle, die den gleichen Übernachtungsplatz wie wir ausgesucht hatten). WIr haben überwiegend gezeltet. Eine Karte hatten wir dabei, keinen Kompass, dafür aber ein gps Gerät, war alles aber für diese Strecke nicht notwendig. 

Übernachtungsplätze sind mehr als ausreichend vorhanden, so das man die Tagestourenlänge dann nach den eigenen Bedürfnissen gestalten kann. 

Die Wege waren zum Teil recht ausgetreten, so das sowohl Felsen, als auch Wurzeln auf dem Weg verlaufen, man sollte da immer sehr darauf achten wo man hintritt. 

 

Zum Kochen haben wir immer die Feuerstellen genutzt. Das dort liegende Feuerholz ist alles Nadelholz, leider verrußen dadurch die Töpfe stark. Wasser zum kochen und trinken haben wir immer aus den Flüssen und Seen genommen, ohne abkochen oder sonstige Vorbehandlungen. Also auch nicht abschrecken lassen, wenn es ein wenig "gelb" aussehen sollte ;)

Morgens und Mittags gab es bei uns dann immer Müsli mit (Voll-)Milchpulver und Traubenzucker zum süßen. Abends wurde dann "richtig" gekocht. Geeignet als Fleischeinlage eignet sich neben Salami übrigens auch Kabanossis und Vakumierter schwarzwälder Schinken am Stück, alles auch im Sommer sehr lange haltbar. Getrocknetes Gemüse, Pilze, Zwiebeln, Knoblauch, Vollei, Sahne und Tomatenpulver haben wir dazu auch genutzt. Neben Nudeln und Reis waren auch Linsen (die roten, die haben einen leicht nussigen Geschmack, sehr lecker) mit dabei. Wir konnten somit Lebensmittel für 6 Tage mitnehmen. Gewürze nicht vergessen. 

 

Wir hatten auf der Tour kein Zelt, sondern nur Mückenschutznetzte dabei. Der Sommer war unglaublicher Weise sehr trocken und auch die Mückenplage war kaum zu spüren. 

 

Ich würde die Tour jederzeit wieder machen. 

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@Koka Immer locker, ich kenn den Weg doch nicht und bin bisher nur in meinem heimischen Harz unterwegs - da triffst permanent auf Leute, Straßen und gasthöfe. Ich denk mir halt, dass der Harz kaum mit Schweden zu vergleich ist. Klar schön sind se beide, aber Schweden dürfte doch deutlich mehr Wildnis sein? Und ehrlich gesagt setz ich eher auf einen simplen Kompass als auf Technik. Man weiss ja nie. Vor allem, wenn man in der Fremde ist :-)

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OT: @harzkasten, ich denke Kokanee wollte Dich damit nur darauf hinweisen das der Karhunkierros in Finnland ist, und nicht in Schweden.

 

Der Karhunkierros ist bis spät in den Oktober meiner Erfahrung nach sehr gut besucht und man trifft täglich Leute, spätestens Abends an den Hütten. Die Laavus sind im Herbst weniger gut besucht = besser für Leute die es ruhig mögen. Kompass & Karte gehören als Back-up immer in den Rucksack, vor allem in der Grenzregion dort.

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