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Ultraleicht Trekking

Rund um die Schorfheide Juni/Juli 2022


FuchsVomWalde

Empfohlene Beiträge

Hallo wertes Forum,

da mich deucht, die regionalen Wanderwege tauchen gern mal etwas unter, und ich hier doch öfters "Den hatte ich nie auf dem Schirm" gelesen habe, wage ich einen ersten Reisebericht mit dem erst 2021 eröffneten Wanderweg "Rund um die Schorfheide". Achtung, packt Stullen ein, es geht nach Brandenburg!

Der Weg bietet auf 135 km bei offziell veranschlagten 7 Etappen Brandenburg pur und zeigt trotz deutlich weniger Kilometern als der "66-Seen-Weg" (einmal rund um Berlin) schon viel von der immer wieder überraschenden Vielfalt Brandenburgs. Auch wenn Brandenburg sicher nicht die Alpen, das Elbsandsteingebirge oder Sylt ist, hat es doch immer wieder seinen eigenen Reiz. Und irgendwo muss man schließlich das Geraffel testen.

Die namensgebende Schorfheide ist ein uraltes Jagdgebiet der preußischen Könige und auch späterer Staatshäupter gewesen, sodass es heut ein "überwiegend geschlossenes Waldgebiet" darstellt. Zum Wald gesellen sich wundervolle Wiesen, Felder und jede Menge Seen. An Einsamkeit und Höhepunkten wie dem Kloster Chorin, dem Ökodorf Brodowin, dem UNESCO-Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin, dem Schiffshebewerk Niederfinow und allerlei mehr ist der Weg nicht arm. Trotz mal kleinerer und mal größerer Perlen steht trotzdem die Natur an sich auf dem Weg eindeutig im Vordergrund. Genau richtig für meditatives oder Gewalt-Wandern - je nach dem, wonach einem der Sinn steht.

Der Weg ist mit dem "blauen Baum" markiert. Vermutlich ist das aus Not entstanden, denn ich kann schwören, es gibt keine blauen Bäume in der Schorfheide. Vielmehr haben lange Rundwanderwege den blauen Punkt in BB und das würde sich mit besagtem 66-Seen-Weg beißen, mit dem er sich ein gutes Stück vor Biesenthal teilt. Ein Strich unterm Punkt ergibt den blauen Baum.

Leider konnte ich wegen Corona und Hitze nicht wie geplant thru-hiken, sondern bin erst 3, 1, und dann 2 Etappen gelaufen, also am Ende in 6 statt 7 Etappen. Der Weg ist von Berlin aus einigermaßen gut zu erreichen (von Bernau noch besser), sodass ich bis auf eine Übernachtung immer mit Öffis heim bin. Deswegen und weil ich eh paar Sachen getestet habe, spare ich die Ausrüstung aus.
Die genaue Etappenbeschreibung ist sicher ebenfalls kaum spannend, daher gebe ich ein paar Bilder mit Impressionen und Anekdötchen zum Besten. Wer was will, kann gerne fragen.:)

Für die Spannung gibt es erst die Bilder und am Ende ein paar Tipps und das Fazit! ;) Hoffe, das haut mit den Bilder so hin und erschlägt nicht beim Lesen, es ist doch alles so neu für mich.

Etappe 1 - Eberswalde bis Biesenthal (24 km):


Start Eberswalde - auch wenn das nicht direkt auf dem Weg ist, kommt man kaum umhin nicht den Weg vom Bahnhof zu nehmen und dann sieht man ein bisschen hübsche Altstadt.
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Eine wunderschöne Ecke kurz vor Wehrmühle, das wiederum kurz vor dem Etappenziel Biesenthal liegt. Ein Haufen Pferde und meine Hündin im erquicklichen Schatten. Nur der märkische Sand ließ blöd laufen.
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Da sind wir schon in Wehrmühle mit dem wunderschönen ehemaligen Verwaltungsgebäude der Mühle - von dem nur noch die Fassade steht. Dahinter ist alles modern und irgendwas mit Kunst. Kultur gab es also auch auf dem Weg.
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Etappe 2 - Biesenthal bis Eichhorst (23 km)

Kommt vielleich nicht so gewaltig rüber, aber hier wandert man ein paar Km nur durch diese Wiesenlandschaft, so traumhaft. Dort habe ich mir in der knallen Sonne ne Pause gegönnt in Vermeidung von Mücken-Kannibalismus an meiner Person.
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Das 1. von 2 Malen auf der gesamten Tour wird der Oder-Havel-Kanal gekreuzt. Neben diesem begegnet man auch anderen Kanälen wie dem 1606 begonnenen Finwokanal, "die älteste künstliche Wasserstraße in Deutschland, die noch in Betrieb ist". Auch ein Stück Berliner Geschichte, denn über die Kanäle sind aus den umliegenden jungen Industriestandorten des 19. Jhs. neben anderen Baumaterialen vor allem Ziegel in das um 1900 aufstrebende Berlin transportiert worden.
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Hier der Werbellinkanal, der seine Ursprünge auch schon 1609 hatte. Hat eine ganz eigene beschauliche Stimmung.
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Die über 700-jährige Eiche von Eichhorst. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, ich liebe ja Baum-Veteranen, hab mich aber ans Verbotsschild gehalten und den Baum nicht umarmt. So traurig.
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Etappe 3 - Eichhorst bis Joachimsthal (23 km)

Der Askanierturm, der noch zu Eichhorst gehört. Das Geschlecht der Askanier hat BB im Mittelalter geprägt und zu dem gemacht, was es heute ist (da darf man jetzt ruhig lachen). Und da man hier sonst nicht viel hat, beruft man sich gern und oft auf die Askanier. In diesem Falle handelt es sich um einem Burgstall (also Burgplatz ohne Burg), auf den 1879 ein Aussichtstum gesetzt wurde. Für mich als Burgen-Fan ist das in BB schon fast das höchste der Gefühle und man darf nicht undankbar sein. Immerhin ist da noch ein Hügel zu sehen. :rolleyes: Schaut Euch also diesen Hügel an!
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Der Werbellinsee, bei dem auch die Umrundung vor allem im Süden lohnt. Offenbar hat er den Abfluss rechts - oder die Schieflage lag am Sonnenlicht. Man kann nur spekulieren.
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Für mich völlig neu, war diese Wiesenlandschaft vor Joachimsthal ein richtiges Kleinod. Da ich mich völlig entkräftet dahinschleppte, konnte ich es nur wenig genießen. Zuhause dann die Diagnose Corona.:evil:

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Etappe 4 - Joachimsthal - Chorin (27 km)

Um Joachimsthal wandert man im Geopark "Eiszeitland". Man begegnet neben erzogenen Hunden auch Mammuts und passiert unterwegs immer wieder Stationen, die Näheres zu der eiszeitlichen Entstehung der Landschaft erzählen. Sehr liebevoll gemacht und definitiv unterhaltsam wie bildend.

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Irgendwie kann man das Ding auch buchen. Für Interessierte, das ist in Ziethen. Vielleicht hat das auch nur ein Glamper vergessen.dsc00156-min_optimized.thumb.jpg.607b503b90ad246144c62895af150b40.jpg
 

Gibt nix zu sagen, außer "Aaaaaah, schön", finde ich.
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Apropos Natur, der kommt man auf dem Weg nahe bzw. bisweilen kommt sie auch einem nahe. Das ist noch ein harmloses Beispiel für die Mückenschwärme, die teilweise zu Dutzenden kilometerweise hinterherfliegen. Zum Glück konnten sie meine 6 km/h im Schnitt nur mithalten und nicht aufholen. Mein Schnitt war definitiv höher als sonst dank Mückenboost. Die Mückenhose war jedenfalls wieder einmal ein Segen, auch wenn das Bild täuscht. Mücken landen, schnell Foto, dann sind sie schon weg. Sonst wären es mindestens 40 - pro Bein. Man pinkelt übrigens auch deutlich seltener.
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Etappe 5 - Chorin bis Oderberg (20 km)

Eine der vielen pittoresken Dorfkirchen - hier die Choriner. Der Eingang ist so knuffig.
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Das sehr sehenswerte Kloster Chorin kannte ich bereits, deswegen beglücke ich Euch nur mit einer amateurhaften Möchtegern-Kunstablichtung. Es soll aber seinen gerechtfertigten Platz im Bericht erhalten.
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Mein persönliches Lieblingsbild vom Wanderweg. Ich mag Wiesen, hab ich das schon erwähnt? Das ist kurz nach dem Ökodorf Brodowin, das ich schon lange mal besuchen wollte, daher hab ich mich sehr gefreut, es zu erwandern.

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Hier ein Eindruck vom Binnerschifffahrtsmuseum offensichtlich in Oderberg. Ich war nicht drin, aber ich finde es toll, wenn die Geschichte der Region sichtbar gemacht wird. Da sind auch größere alte Ausflusgdampfer zu sehen.

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An welchem Kanal auch immer - jeder mag Schwäne auf Wasser. Um wieder was Geschichtliches zu bringen, sei erwähnt, aber nicht gezeigt, dass Oderberg nicht nur mit dem o. g. Schifffahrtsmuseum aufwarten kann, sondern auch mit einer der wenigen Burgruinen in Brandenburg, der Festung Bärenkasten. Der Name ist kein Witz. Als die Festung schon ruinös war, wurden darin Bären gehalten und die Festung ist tatsächlich kastenförmig. Solch pragmatische Namensgebung ist uns leider heutzutage abhanden gekommen. Heute würde sie vielleicht Festungsforum oder i-square heißen. Aber ich schweife ab. Die Festung besteht heute nur aus 4 Wänden in erbärmlichen Zustand, aber war früher durchaus mal imposant und spielte im 30-jährigen Krieg eine gewisse Rolle. Sie wurde von den Schweden vergeblich belagert, sonst würde sie vielleicht heut (Knäcke-)Brotkasten heißen, wer weiß. Verzeiht mir den Calauer, ich kann nicht anders.
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Etappe 6 - Oderberg bis Eberswalde (32 km)

Das Schiffshebewerk Niederfinow und Niederfinow Nord. Einfach beeindruckend. Links aus 1934 "das älteste noch arbeitende Schiffshebewerk Deutschlands", rechts das neue Nord, das aktuell noch nur "im Probeberieb" ist. Fun Fact ist, dass das alte Hebewerk in 7 Jahren erbaut worden ist, das neue 2009 begonnen und noch nicht eingeweiht ist. So viel zum Thema Fortschritt. Auch in Sachen Optik und Performance geht der Sieg eindeutig an das alte Stahl-Kunstwerk. Man sieht, wie es arbeitet, und man staunt Bauklötzer. Dahingegen wirkt das neue nur wie ein zwischen 2 Mega-Mammuts geratenes Zweitliga-Fußball-Stadion. Hooray für Nostalgie und große Ingenieurskunst alter Tage!
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Dorf (in dem Fall Niederfinow), Kanal und Grün - fast schon langweilig, wenn es nicht so schön wäre.
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Panorama über Eberswalde. Man darf sich wundern und ich tat es auch: es gibt Tatsache Erhebungen in Brandenburg, von denen man über Städte schauen kann. Nimm das, bergiges Süd-Deutschland, und auch Berlin, das Du dafür einen Turm brauchst! Hah!!
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Ein paar Tipps:


- Anbindung: an den meisten offiziellen Tageszielen gibt es einen Regio-Bahnhof. Nur Eichhorst und Oderberg sind lediglich per Bus angebunden und empfehlen sich für die wenigen Unterkünfte. Dazwischen gibt es in der Regel nüscht
- Übernachtungen: man könnte mit bisschen Vorlauf Unterkünfte durchplanen. Außerhalb der 3 angenehmen Jahreszeiten traditionell sicher schwieriger. Macht es besser rechtzeitig. Zeltplätze helfen leider nur wenig (Werbellinsee, Althüttendorf & Niederfinow mit Umweg)
- Sommer: Sonnen- und Mückenschutz ist angeraten! Man läuft einerseits viel im Wald (Horden von Mücken) - und andererseits oft ohne jeden Schatten
- Etappenplanung: eher wenig flexibel. Im Sommer wird man wegen der Waldbrandgefahr und der Horden an Mücken die Etappen kaum anders planen können und höchstens wie ich Etappen zusammenziehen
- Hund: es gibt meist genügend Wasser unterwegs. Nur vereinzelt ist die Trinkversorgung kritisch. Den Napf hab ich nur einmal eingesetzt. Die Zeltplätze am Werbellinsee West und in Althüttendorf gehen nicht mit Hund

Fazit:
Ich kannte manches von dem Weg schon, aber "Rund um die Schorfheide" verbindet sinnvoll viele schöne Sachen. Es gibt imho wenig dröge Stellen. Nur die Wegführung auf der 3. Etappe (Eichhorst - Joachimsthal) läuft der Weg nördlich vom Werbellinsee durch die üblichen Kiefernwälder, was mir unverständlich ist. Die Südseite des Sees ist so wunderschön und wäre die deutlch bessere Alternative gewesen, auch wenn am WE potenziell stark frequentiert. Die Strecke von Chorin bis Niederfinow ist mit viel altem Kopfsteinpflaster etwas zehrend, aber dafür auch wunderschön. Zudem ist der doppelte Weg nach Oderberg blöd. Man läuft erst rein und dann auf selbem Weg wieder zurück, um dann auf neuer Strecke abzuzweigen. Vermutlich gibt es keine schöne Möglichkeit am Kanal lang und immerhin lohnt sich Oderberg zweifellos. Kritik auf hohem Niveau also.

Unterm Strich ein lohnenswerter Wanderweg, den man wunderbar kontemplativ, weil viel allein in der Natur, wandern kann. Kann mich gar nicht erinnern außer Hundehaltern oder Radlern jemanden gesehen zu haben. Vom Gesamtpaket her bisher meine Nummer 1 der brandenburgischen Fernwege.

Bearbeitet von FuchsVomWalde
Fehlerteufel
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