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Ultraleicht Trekking

"Hell's Island" - Teneriffa


Lightlix

Empfohlene Beiträge

Auf Inseln bin ich schon immer gerne gewandert. Meistens tolles Klima, tolle Landschaft und vielleicht auch mal die Gelegenheit, mal schnell ins Meer zu springen. Nach Kreta und Mallorca letztes Jahr habe ich mir jetzt für Ende März/Anfang April "Hell's Island" Teneriffa ausgesucht, hauptsächlich wegen der tollen Fotos aus dem Reisebericht von Southwest im ODS!

Der Name geht auf eine Info Tafel im Nationalpark zurück, nach der die Insel im Mittelalter von Seglern aufgrund der immensen Aktivität des Teide tunlichst gemieden wurde und auf den Namen "Isla del Infierno" getauft wurde. Ganz passend eigentlich, zumindest für den wüstenartigen Nationalpark.

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Wüstenartige Vulkanlandschaft auf "Hell's Island"

Ziel war, zwischen einer und zwei Wochen ohne Unterbrechung laufen zu können, also am besten, ohne zwischendurch das Gebiet zu wechseln, Hotels zu benötigen o.Ä. Das Ganze natürlich mit Übernachtung im Freien. Hat mit Teneriffa auch ganz gut geklappt! Und da es hier im Forum bisher wenig zu Teneriffa gibt, aber schon mehrere Leute da waren, dachte ich mir, schreibe ich jetzt auch mal was, vor allem zur Route und zur Planung.

 

Planung

Generell habe ich, als ich irgendwann im Januar den Flug gebucht habe, nur kurz den Reisebericht von Southwest überflogen, und mal schnell Teneriffa auf Google Earth angeguckt, um zu checken, ob das zeitmäßig hinhaut. In den Touri - Hochburgen wollte ich nämlich lieber keine Zeit verbringen...

Als ich kurz vorher im März dann Zeit hatte, nochmal richtig zu planen, habe ich hauptsächlich folgendes genutzt:

Es kristallisierte sich bei der genauen Routenplanung am Ende folgende Strecke heraus: GR131 Start in La Esperanza, von dort bis hoch in den Nationalpark nach El Portillo, dann über Fortaleza wieder ein Stück runter, zum Campingplatzt Las Hayas, über den Chinyero Rundweg nach Chio, von da auf den Pico Viejo und runter zum Parador Nacional, dann den Cañadas Höhenweg wieder nach El Portillo, und als letztes über die Montaña Blanca zum Parador Nacional und nach Vilaflor. Das hatte ich in 8 Tagesetappen aufgeteilt. Spätestens mit der exakten Routenplanung war leider auch klar, dass es wenig bis keine Resupply Möglichkeiten geben würde, und um Geld zu sparen, wollte ich es möglichst vermeiden, irgendwo groß essen zu gehen.

Also habe ich tatsächlich für 9 Tage Essen mitgenommen. mit ~12kg war der Rucksack gerade noch bequem tragbar. Das Kalthydrieren hat wunderbar geklappt. Wen es interessiert, hier noch was ich so dabei hatte (kleine Anmerkung dazu: nie wieder Dr. Bronners als Zahnpasta. Ekelhaft! :D).

Tatsächlich bin ich aber wesentlich schneller als geplant gelaufen, sodass ich am Ende dieser Tour noch 3 Tage hatte, die ich für eine weitere kleine Tour im Teno Gebirge genutzt habe. Da hat sich der Rother Wanderführer, oder eher dessen GPS Tracks, doch noch bezahlt gemacht!

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Tag 1 und 2: La Esperanza -> ... -> La Caldera

Dauer: Tag 1 ca. 2h, Tag 2 ca. 9h

(Die Laufzeiten verstehen sich inkl. aller Pausen. Ich habe aber meist sehr kurz und wenige Pausen gemacht, mittags meistens 15min um eine Kleinigkeit zu essen. Ansonsten höchstens 5min um was zu trinken, Fleece ausziehen, usw.)

Geflogen bin ich mit Condor nach Teneriffa Süd, das war am günstigsten. Weil ich mich entschlossen habe, die Tour im Norden anzufangen und dann schließlich im Süden in Vilaflor zu beenden, geht es erstmal mit der 111 vom Flughafen nach Santa Cruz. Von da nehme ich die 101 nach La Laguna und gelange mit dem Taxi für 10€ zum Startpunkt nach La Esperanza. Dort kaufe ich nochmal etwas 3,5l Wasser ein und starte gegen 16h auf dem GR131 in Richtung La Caldera!

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Der 1. und 2. Tag: Übernachtung kurz hinter La Esperanza im Wald, dann in La Caldera. Der Weg entspricht dem markierten auf der Karte.

Das Wetter sieht leider etwas nach Regen aus, vom Norden her ziehen dunkle Wolken über die Insel.

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Blick in Richtung Norden. Am Anfang muss man erstmal ein gutes Stück Dorf passieren, bevor man auf Wald-/Forstwege kommt.

Ich laufe noch ein Stück, bis ich La Esperanza komplett hinter mir gelassen habe, und suche mir schon um 18h eine nette Stelle zum campen. Inzwischen hat es zu nieseln angefangen, ich bin ziemlich geschafft vom Flug und habe Hunger. Also ab in den Schlafsack, ich hoffe auf besseres Wetter für Tag 2!

 

Am nächsten Morgen erwartet mich leider nichts besseres: kurz nach dem Frühstück fängt es wieder an zu nieseln, und im Laufe des Tages wird daraus mal mehr mal weniger starker Regen. Ich bin froh, dass ich meinen Schirm dabei habe, und zum Glück weht auf dieser Höhe noch kein allzu kräftiger Wind.

 

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Regen, Regen, Regen...

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Die Wege sind eher unspektakulär auf diesem Stück, es geht auf breiten Wegen durch den Wald. Generell gibt es kaum Probleme mit der Wegfindungen, gerade der GR131 ist super markiert.

Je höher man kommt, desto mehr ändert sich auch die Vegetation hin zu schönem Nadelwald, wo ich kurze regenfreie Pausen für ein paar Fotos nutze:

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Als ich vormittags einen kurzen Blick auf die Karte werfe, bemerke ich einen weiteren groben Planungsfehler: unter der Annahme, dass ich erst am Tag nach dem Flug den ersten Teil zu laufen beginne, habe ich alle geplanten Campingplätze nun, da ich gestern ja schon ein kleines Stück Richtung La Caldera gemacht habe, exakt einen Tag zu spät gebucht! Schlauer wäre es wohl gewesen, einfach alle Campingplätze für ca. 3 Tage zu buchen, aber wer denkt schon dran, dass sich die Zeitplanung mal ändern kann :-D Kurzerhand beschließe ich, auf meine Planung zu pfeifen, und einfach weiterzulaufen. Vor allem, weil es konstant weiterregnet und es immer nebliger wird, daher habe ich wenig Lust bereits ab 16h unterm Tarp zu hocken, und entscheide mich dafür, einfach bis La Caldera durchzulaufen.

Der Weg führt den Rest des Tages hauptsächlich durch Nadelwald, mal mehr, mal weniger steil. Zu sehen bekomme ich leider wegen der dichten Wolken und des Nebels nichts.

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Eigentlich sollte man hier wohl eine recht nette Aussicht haben...

Zwischendurch gibt es immer mal wieder ein paar überdachte Raststellen, an einer gibt es auch einen funktionierenden Wasserhahn. An den Namen kann ich mich leider nicht mehr erinnern.

Gegen 18h komme ich recht durchnässt und durchfroren in La Caldera an, wo es zu meiner Freude einen kleinen Imbiss gibt, in dem noch ein Feuer brennt und mich bei einem Tee erstmal aufheize. Als die Wirtin dicht macht, bietet sie mir freundlicherweise an, unter ihrem Vordach zu übernachten. Das Angebot ist nicht auszuschlagen, platzmäßig doch deutlich angenehmer als unterm Tarp. Ich bekomme sogar einen alten Teppich als Polsterung!

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Luxuriöser Schlafplatz in La Caldera. Einen Campingpermit hatte ich ja sowieso nicht mehr für die Nacht :D

Als es gerade dämmert kommt noch eine Spanierin mit 2 Rucksäcken und ohne jegliche Regensachen komplett durchnässt vorbeigelaufen und fragt mich, wo denn der Campingplatz sei. Nach 10 Minuten ist sie wieder da und möchte auch gerne auf meinem luxuriösen Teppich übernachten anstatt ihr nasses Quechua Zelt aufzubauen. So habe ich am Abend wenigstens ein bisschen Gesellschaft!

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Superleckeres Abendessen nach einem doch recht langen Tag...

Ich schlafe mit der Hoffnung ein, dass es laut der Wirtin ab einer gewissen Höhe definitiv wolkenfrei und sonnig sein soll, und morgen geht es schließlich endlich rauf in den Nationalpark!

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vor 7 Minuten schrieb mawi:

Wie viele Leute waren denn da so unterwegs?

Also ich habe ein deutsches Pärchen getroffen, die auch im Nationalpark und im Anaga Gebirge mit dem Zelt unterwegs waren. Außerhalb vom Nationalpark, wo echt viele Tageswanderer unterwegs sind, trifft man aber kaum andere Wanderer. Ich glaube ich habe einen Spanier auf dem Weg zum Chinyero und dann im Teno Gebirge vereinzelt mal welche getroffen.

Um sowas wie die Seilbahnstation sollte man zu der Jahreszeit aber tunlichst einen Bogen machen, da ist es wirklich grauenvoll überfüllt. Ich bin per Anhalter mit dem Auto dran vorbei, und das staute sich bestimmt 2km zurück! Mit dem Altavista Refuge ist es sicherlich ähnlich, aber da war ich (vielleicht zum Glück) nicht.

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Tag 3: La Caldera -> El Portillo -> Fortaleza -> Montaña Negra

Dauer: ca. 8h

Wasserversorgung: in La Caldera und El Portillo, dann nicht mehr.

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Hier die Karte vom Nationalpark, die man in El Portillo und am Parador Nacional in die Hand gedrückt bekommt.

Gegen 7:30 stehe ich gut erholt auf und freue mich auf den Tag. Endlich geht's hoch in den Nationalpark, den Teide habe ich bis jetzt nämlich nur vom Flugzeug zu Gesicht bekommen. Außerdem hat es in der Nacht zu regnen aufgehört und man kann blauen Himmel sehen!

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Morgens um 8 in La Caldera. Vom Norden kommt weiterhin ein riesiger Wolkenblock, aber zum Glück laufe ich ja in die andere Richtung!

Gegen 9:30 laufe ich los, nachdem ich mich der örtlichen Sanitäranlagen der Area Recreativa (diese werden übrigens abends abgeschlossen und morgens wieder geöffnet) erfreut und meine Wasserflaschen betankt habe. Von La Caldera geht es zu meinem Unmut erstmal weiter runter, bis ich auf kleinen Feldwegen vorbei an Dörfern und Äckern laufe. Nicht besonders schön, aber ich komme zum Glück schon bald wieder in den Nadelwald, durch den ich auch gestern schon gelaufen bin. Damit leider aber auch wieder mitten in die Wolkenschicht, sodass sich die Sicht wieder auf 30m beschränkt und ich immer mal wieder nass werde. Egal, ich hab Bock auf den Nationalpark! Also zackig die teilweise steilen Waldhänge hinauf!

Kurz vor El Portillo verliere ich im Wald einmal den Weg, da die Markierungen und die Pfade manchmal nicht so ganz ersichtlich sind. Ich bediene mich zum ersten Mal der GPS Funktion meines Handys, und bin nach 10 Minuten Umweg wieder auf dem GR131. Nach ungefähr 4h erreiche ich gegen Mittag El Portillo, wo ich aus dem Dunst heraussteige und zum ersten Mal den Teide sehen kann!

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Ein letztes Stück oberhalb der Baumgrenze in Richtung El Portillo. Noch sieht man nichts...

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Endlich freie Sicht auf den Teide! Links im Bild Bar und Restaurant in El Portillo, wo man seine Wasserflaschen nach nettem Fragen kostenlos aufgefüllt bekommt.

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Von da unten komme ich. Die Wolken scheinen die Grenze zum Nationalpark nicht überwinden zu können...

In El Portillo mache ich eine kurze Mittagspause und orientiere mich. Eigentlich war ja geplant, hier in der Nähe zu übernachten, aber das kommt nicht in Frage, schließlich habe ich ja noch einiges an Zeit, bis es dunkel wird. Und meine Planung ist ja eh hinfällig. Also beschließe ich, weiter in Richtung Fortaleza zu gehen, und die geplante morgige Tagesetappe bis zum Campingplatz Las Hayas auch gleich noch zu laufen. Vorher statte ich der Information einen Besuch ab, wo man mir erklärt, dass ich einen kleinen Umweg nach Fortaleza gehen muss, weil irgendwas irgendwo gebaut wird. Außerdem erfahre ich, dass der Cañadas Höhenweg "El Filo", Sendero Nr. 8, den ich später im Programm habe, schon seit Jahren Militärgebiet sei und wohl nicht passierbar...

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Da oben läuft der Cañadas Höhenweg, auf dem ich 3 Tage später noch laufen werde.

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Von El Portillo folge ich erst Sendero Nr. 4, dann biege ich ab über 4.1, und nehme Nr. 24 in Richtung Fortaleza. Von da komme auf Nr. 1, der nach Fortaleza führt.

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Blick auf Fortaleza. Da will ich erstmal hoch!

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Auf dem Weg zum "Gipfel" von La Fortaleza...

Der Weg von El Portillo nach La Fortaleza macht gute Laune und ist endlich etwas Abwechslung, schließlich gibt es jetzt jede Menge zu sehen! Weil ich genug Zeit habe, beschließe ich, Fortaleza zu besteigen und einmal zu umrunden.

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Blick auf den Teide von Fortaleza. Leider ist der Teide zu dieser Zeit schon fast schneefrei. Rechts kommt ein dichtes Wolkenmeer, was es aber nicht höher schafft.

Auf dem "Gipfel" von Fortaleza mache ich eine kleine Trink- und Snackpause. Hier treffe ich ein älteres deutsches Pärchen, welches mich auch meine Laufshorts anspricht und ob das denn nicht zu kalt sei. Nach kurzem Gespräch empfehlen mir die beiden Teneriffa-Erfahrenen das Teno Gebirge sehr. Kommt mir gelegen, schließlich habe ich ja noch Zeit am Ende über und wenig Lust die in Los Cristianos usw. neben massenweise Touris abzusitzen, und die Rother GPS Tracks der Touren habe ich zum Glück alle dabei.

Von Fortaleza steige ich auf einem nicht auf der Karte markierten Weg wieder ab, so wie im Rother beschrieben. Der Abstieg ist mehr ein Gekraxel als ein Weg und ziemlich steil, deswegen wohl auch nicht auf der offiziellen Karte der Senderos eingezeichnet. Ist aber gut machbar mit allen Vieren.

Es ist später Nachmittag und von Rechts bedrängen mich die dichten Wolken. Da möchte ich eigentlich nicht so gerne für die Nacht rein, deswegen entscheide ich, nicht bis nach Las Hayas zu gehen, sondern stattdessen Sendero Nr. 33 in Richtung Montaña Negra zu folgen. Eine gute Entscheidung!

Gegen 18h finde ich 100m vom Weg entfernt eine schöne, ebene Fläche, wo ich mein Tarp aufbaue und den herrlichen Sonnenuntergang mit schön würzigen Magginudeln genießen kann!

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Blick auf den Teide von meiner Campstelle.

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Schmeckt besser als die Bulgurmischung von gestern...

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Ein wunderbarer Platz zum Übernachten!

Die Nacht ist ziemlich kalt, aber sternenklar. Für Morgen hoffe ich, fix nach Las Hayas zu kommen, um erstmal meine Wasservorräte aufzufüllen, die sind nach dem Tag nämlich ziemlich aufgebraucht!

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Irgendwo da unten geht's morgen lang zum Chinyero und hoffentlich zu Frischwasserquellen unterwegs!

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Tag 4: Montaña Negra -> Chinyero -> Chio

Dauer: 9h

Wasser: kurz nachdem man aus dem Nationalpark abgestiegen ist an einem kleinen Häuschen, außerdem in Chio

 

Nachdem ich gestern aufgrund der dichten Wolken lieber oben im Nationalpark übernachtet habe, inzwischen aber schon fest einplane, dass ich am Ende noch 3 Tage Zeit fürs Teno Gebirge habe, will ich heute die Etappe von Las Hayas über den Chinyero bis nach Chio zum Campingplatz komplett laufen. Dafür muss ich natürlich erstmal bis nach Las Hayas...

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Der heutige Tag, markiert mit Paint in rot. (Die übrigen Markierungen sind bei der Planung entstanden.)

In der Nacht war es arschkalt! Zwischendurch bin ein paar Mal wach gewesen und habe mir zusätzliche Kleidung um den Hals und den Kopf gewickelt, dabei erschrocken festgestellt, dass doch tatsächlich der Quilt nass ist. Zum Glück nur die Außenschicht, die Daunen tun weiterhin ihren Dienst und loften schön. Für sowas wäre dann wohl VBL tatsächlich nützlich gewesen?!

Ich schlafe erstmal ohne Bedenken weiter und werde ganz entspannt von einem herrlichen Sonnenaufgang gemächlich geweckt.DSC00560-min.thumb.JPG.5f5ec1c31f462826361d2f52428d268b.JPG

Der Quilt ist inzwischen oberflächlich gefroren. Sobald die Sonne rauskommt lege ich ihn schnell raus, soll ja noch ein paar Tage schön trocken bleiben...

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Frost am Morgen.

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Ein toller Sonnenaufgang! Langsam wird's wärmer.

Ich lasse mir Zeit beim Frühstücken, trockne schön den Schlafsack und laufe erst so gegen 9:30 los. Zunächst vervollständige ich die gestern angefangene Runde um die Montaña Negra, also weiter auf Sendero Nr. 33 zurück nach La Fortaleza. Von da beginnt der Abstieg in Richtung Norden, und leider steht die Wolkenfront unverändert weiter kurz hinter der Baumgrenze. Schweren Herzens steige ich in den Nebel ab...

Auf einer relativ breiten Waldstraße geht es bergab. Schon kurz nachdem ich aus dem Nationalpark raus bin, komme ich an eine Kreuzung, an der ein kleines Häuschen mit einem Wassertank und einem Turm steht. Hier gibt es zum Glück schon Wasser, denn davon hatte ich seit dem Frühstück exakt nichts mehr. Ich fülle also erstmal auf und trinke gut was.

An der Kreuzung gehe ich links in Richtung Chio. Nach meiner Offlinekarte müsste nach ein paar Kreuzungen mit anderen Pfaden ein Weg kommen, der durchgängig über Las Hayas bis nach Arenas Negras führt, den wollte ich eigentlich nehmen. Weil ich aber schon Wasser habe und ja eh nicht mehr dort übernachten will, nehme ich einfach den erstbesten, der ebenfalls zum Chinyero führt. Dadurch muss ich nicht ganz so weit wieder absteigen.

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Der Weg Richtung Chinyero/Arenas Negras.

Die Sicht ist wieder recht bescheiden, weil ich mitten in den Wolken laufe. Ab und an lichtet sich der Nebel ein wenig, sodass sich der Wald ein bisschen präsentiert. Mir gefällt dieser Nadelwald noch immer ziemlich und bei schönerem Wetter ist der Weg bestimmt toll!

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Nach zwei Stunden, ungefähr gegen 13h, treffe ich einen spanischen Wanderer, der mir entgegenkommt. Auf die Frage, wie lange ich denn zum Chinyero bräuchte, entgegnet er, dass ich das auf garkeinen Fall mehr im Hellen schaffen würde und ob ich denn eine Stirnlampe hätte. Auch er empfiehlt mir wieder sehr das Teno Gebirge für meine restlichen 3 Tage.

Zum Glück bewahrheitet sich das so nicht. Auf dem breiten Weg mache ich mit dem Schirm in der Hand ganz gut Tempo, denn ich ich will ja noch bis nach Chio. So komme ich gegen 16h pünktlich am Chinyero an, wo sich die Wolken etwas lichten und ich die halbe Rundtour laufe. Der Mix aus dem schwarzen Vulkanboden und den leuchtend grünen Tannen ist traumhaft!

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Ich nehme nur die eine Hälfte der Rundtour mit, schließlich geht's danach ja noch ein Stück an langweiliger Straße lang.

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Ein letzter Blick auf den Chinyero.

Weil die Sonne mal wieder durchkommt, genehmige ich mir zwischendurch ein paar Kekse und werfe ne Schicht Kleidung runter. Dann weiter.

Der Chinyero ist leider nur ein kurzes Vergnügen, nach ungefähr einer halben Stunde komme ich bereits, nachdem ich kurz durch dichten Wald abgestiegen bin, zur Straße von Chio rauf in den Nationalpark. Hier muss ich wohl oder übel stumpf an der Straße langgehen, bis irgendwenn der Campingplatz von Chio in Sicht kommt.

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Blick von der Straße Richtung Campingplatz. In dem Wäldchen da unten liegt er.

Als ich im Campingplatz ankomme, werde ich erstmal davon überrascht, dass es total voll ist. Ich habe ganz vergessen, dass heute Samstag ist, und zahlreiche Grüppchen sind am grillen und feiern. Eine sehr betrunkene Gruppe Spanier möchte mich auf eine Runde Schnaps einladen, was ich dankend ablehne. Im Moment habe ich nur mein Abendessen im Kopf!

Ich laufe also erstmal ein Stück, der Campingplatz ist ziemlich groß. 500m weiter findet sich eine sehr nette, ruhige Zone, wo ein paar Wohnmobile und Zelte stehen. Ich platziere mein Tarp möglichst etwas abseits der Zelte und etwas sichtgeschützt, schließlich fehlt mir der Permit für diese Nacht. Die Spanierin in La Caldera hatte mir aber verraten, dass die Kontrolleure durchaus nicht sehr streng seien, sofern man nur eine Nacht bleibt.

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Super Campingplatz: viel Platz, sauber, es gibt Wasser und Toiletten (...nicht sauber :-D)

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Nachdem ich also mein Hab und Gut aufgebaut habe, hole ich meine schön hydrierten Nudeln raus und freue mich aufs Essen. In dem Moment kommen die 9 Zeltbewohnerinnen vorbei, eine Gruppe von Russinnen, die ebenfalls teils wandernd, teils mit dem Bus über die Insel reisen. Mit etwas gebrochenem Englisch/Spanisch - Mix laden sie mich auf einen Tee am Feuer ein, gekocht mit soliden 10l Eisentöpfen :D

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Die Russinnen sind sehr energisch, was ihre Einladung angeht, und so esse ich gemütlich am Feuer zu Abend während die Gruppe sich über meine kalthydrierten Nudeln amüsiert. Russisch kann ich leider nicht, aber etwas Konversation bekommen wir mit primitiver Verständigung trotzdem hin :D

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Tag 5: Chio -> Pico Viejo -> Parador Nacional

Dauer: 8h

Wasser: Chio und am Parador Nacional im Restaurant

 

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Wieder in rot markiert die heutige Tagesetappe.

Die Nacht in Chio ist tatsächlich wieder ziemlich frisch, und das obwohl ein gutes Stück niedriger als bisher. Irgendwann zwischendurch wickel ich mir meine Laufshorts um den Hals, um den Quilt besser abzudichten. Am Morgen begrüßt mich ein herrlich klarer blauer Himmel, perfekte Bedingungen also um heute auf den Pico Viejo zu steigen! Erstmal stelle ich aber erschrocken fest, dass ich ein kleines bisschen verschlafen habe, es ist schon 8:30 als ich aufstehe. Solange habe ich bis jetzt noch nie geschlafen.

Weil ich aufgrund der späten Planung ja keinen Permit für den Teide und keinen Platz im Altavista Refuge habe, ist also heute der Aufstieg auf den zweithöchsten Berg, den Pico Viejo mit 3135m geplant. Ein gutes Stück hoch vom Campingplatz, der vielleicht auf 1500m Höhe liegt. Und ich muss leider auch noch eine Weile an der Straße entlang bis zum Beginn von Sendero Nr. 32.

Also erstmal zackig Tarp und Schlafsack in den Rucksack stopfen, denn eigentlich wollte ich früh aufbrechen, um einer möglichen Kontrolle zu entgehen. Das mit dem früh aufstehen hat sich zwar erledigt, aber bisher ist noch kein Kontrolleur aufgeschlagen. Dann noch schnell ein bisschen Müsli reinschaufeln und los.

Klappt dann so leider nicht, denn zeitgleich mit mir steht auch die Hälfte der russichen Truppe auf und fängt an, Feuerholz für Reis zum Frühstück zu sammeln. Wieder bestehen sie darauf, dass ich für einen heißen Kaffee bleibe und so sitze ich also noch bis halb 10 gemütlich Kaffee trinkend vor dem Feuer. Auch mal ganz nett.

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Inzwischen ist es schon 9:30, aber der Kaffee schmeckt!

Als ich mich dann endlich mit voll gefüllten Wasserflaschen auf den Weg machen kann, erscheint doch jemand vom Medio Ambiente. Er sammelt aber nur Müll statt irgendwas zu kontrollieren und fragt, wie kalt denn die Nacht gewesen sei.

Los geht's: erstmal muss ich eine ganze Weile an der Straße lang, das ließ sich leider nicht so recht vermeiden. Immer mal wieder fährt vereinzelt ein Auto an und ich versuche mein Glück, aber erst nachdem ich eine halbe Stunde gelaufen bin, nimmt mich eine litauische Seniorengruppe in ihrem Mietwagen mit. Glück gehabt, denn es wäre noch ein ganzes Stück zu Fuß gewesen und es ist ja schon recht spät. Die Gruppe möchte heute mit der Seilbahn auf den Teide, etwas, was ich lieber nicht machen möche, denn da ist es wirklich überfüllt mit Touristen!

Sie lassen mich an einem kleinen Parkplatz raus, wo Sendero Nr. 32 beginnt. Man könnte von hier auch gut noch die Rundtour Nr. 13 machen, aber wegen der fortgeschrittenen Stunde lasse ich das und gehe in Richtung Sendero Nr. 9.

 

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Wieder, wie gestern am Chinyero, eine traumhafte Landschaft! Oben sieht man rechts neben dem Teide Gipfel den Krater des Pico Viejo.

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Der Weg ist super und leicht zu laufen. Noch geht es nicht besonders steil ein wenig hinauf. Inzwischen brennt die Sonne durchaus ein wenig, aber hier oben weht schon ein frischeres Lüftchen, was für etwas Abkühlung sorgt.

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An der Kreuzung wechsele ich auf Nr. 9, der am Mirador de las Narices del Teide beginnt. Hier hätte man heute auch beginnen können, aber ich wollte gerne noch das Stückchen auf Nr. 32 laufen. Hat sich gelohnt!

Von hier wird es zügig zunehmend steiler, und folge ca. 2h der Nr. 9. Andere Wanderer treffe ich auf dem Weg nach oben keine, lediglich ungefähr einen Kilometer vor mir kann ich zwei Tageswanderer erahnen, die sich langsam den Weg nach oben bahnen. Mit der Höhe kommen immer wieder traumhafte Aussichten zurück auf die Nachbarinseln und die Westküste:

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Noch ist der Weg nicht besonders steil.

Es wird jetzt aber doch immer steiler, irgendwie müssen ja die Höhenmeter zustande kommen. Ich komme an eine Wegkreuzung, an der die linke Abzweigung mit Steinen "zugelegt" ist. Auf der Nr. 9 geht's also rechts weiter. Nach einem Blick auf die Karte entscheide ich mich aber trotzdem für die "gesperrte" Alternative, denn laut Karte läuft man oben einen Halbkreis am Krater bis man den höchsten Punkt erreicht.

Auf dem Alternativweg, der nicht auf der Karte der Senderos eingezeichnet ist, aber gut zu finden ist, geht es erstmal gleich viel steiler nach oben. Zwischendurch sind ein paar Steinmännchen an fraglichen Stellen positioniert, die einen weiter Richtung Gipfel führen. Zeitweise führt der Weg über recht lose Schotterfelder ziemlich steil nach oben, sodass ich froh bin, meine Stöcker dabei zu haben. Ich habe den Eindruck, fast mehr wieder runterzurutschen, als mit jedem Schritt nach oben zu gelangen. Der Weg endet in einem kleinen Gekraxel über ein Steinfeld, nach dem man auf einer kleinen Ebene am Rand des Kraters ankommt. DSC00864-min.thumb.JPG.cc9f556ef273df597c647e2837737248.JPG

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Blick auf den Krater des Pico Viejo. Links sieht man das kleine Plateau, auf das man auf dem Alternativweg gelangt.

Hier oben weht ein ziemlich starker, kalter Wind. Das Shirt ist nach dem Aufstieg eh vollkommen nassgeschwitzt und ich bin froh über meine Windjacke. Oben mache ich eine kleine Mittagspause und gönne mir den Rest meiner Schokoladen- und Keksvorräte. Hier treffe ich jetzt auch ein paar mehr Wanderer, die entweder vom Parador Nacional oder von der Seilbahnstation gekommen sind. Es werden fleißig Fotos geknipst.

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Blick auf den Teide vom Krater aus. Von da kommen die Seilbahnfahrer runter.

An der Information in El Portillo hat man mir zwar vorgeschlagen, dass ich ohne den Permit ja durchaus vom Pico Viejo noch einen Abstecher zur Seilbahnstation machen könne. Da ich dort aber eine recht große Menschenmenge erwarte, begnüge ich mich mit der fantastischen Aussicht vom Pico Viejo aus.

Von hier will ich zum Parador Nacional absteigen und unterwegs noch die Roques de Garcia anschauen. Also folge ich Sendero Nr. 23 nach unten. Leider zieht immer mehr Dunst auf, der den vorher schön blauen Himmel bedeckt.

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Die Roques de Garcia. Etwa 10 Minuten von dort liegt der Parador Nacional, wo es eine Bar und ein Restaurant/Hotel gibt.

Auf dem Weg wieder runter treffe ich auch zunehmend mehr Leute. Spätestens ab Sendero Nr. 3, dem Rundweg um die Roques de Garcia, ist es schließlich richtig voll. Ich laufe rechts um die Roques, der linke Weg ist gesperrt wegen Bauarbeiten und komme ungefähr um 17h am Parador Nacional an. Ein riesiges Chaos herrscht hier, überall Busse, Autos und Touris.

Ich setze mich in die Bar und gönne mir erstmal was kühles zu trinken. Wie befürchtet, habe ich einen knackigen Sonnenbrand vom heutigen Tag, da ich in einem Anflug von stupid light - Denken die Sonnencreme weggelassen und ganz auf meinen Schirm vertraut habe. Funktioniert auch, nur halt nicht wenn oben auf dem Berg ein kräftiger Wind pfeift oder man auf allen Vieren hochkraxelt :D. Zumindest hat mich der Buff vor einem Sonnenstich bewahrt.

Gegen 18h fange ich an, nach einer Übernachtunsmöglichkeit zu suchen, denn eine Nacht im Hotel möchte ich mir lieber sparen. Nicht ganz einfach, denn rund um den Parador Nacional ist es ziemlich voll und die Flächen sind gut von überall einzusehen. Also laufe ich wohl oder übel zunächst ein Stückchen der morgigen Etappe, bis es etwas leerer wird. Etwa 20 Minuten später auf Sendero Nr. 4, der vom Parador in Richtung El Portillo führt, finde ich zwischen zwei großen Felsen eine super sicht- und windgeschützte kleine Fläche.

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Doch noch was gutes gefunden!

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Man sieht recht eindrücklich die Grenze des Shirts :D

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Am Abend: Sicht in Richtung Guajara vom Camp aus.

Heute gibt's wieder Bulgur. Ziemlich geschafft von der ungewohnt hohen Dosis Sonne und dem Aufstieg mach ich's mir schnell im Quilt bequem und bin ratzfatz weg.

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Tag 5: Parador Nacional -> Cañadas Höhenweg "El Filo" -> El Portillo

Dauer: 7h

Wasser: Parador Nacional und in diversen Bars in El Portillo

 

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Sendero Nr. 8 ist der Cañadas Höhenweg, der auf dem Kamm entlang des Nationalparks verläuft und offiziell gesperrt ist.

In der Nacht höre ich einen ganz schön kräftigen Wind durch den Park pfeifen. Zum Glück habe ich ja eine geschützte Stelle finden können, sodass ich mich von der Strecke gestern gut erholen kann. Irgendwann als die Sonne rauskommt stehe ich auf, Zeit genug habe ich eh, denn die heutige Etappe schätze ich nicht allzu lang ein. Der kräftige Dunst von gestern hat sich verzogen und es bieten sich wieder beste Bedingungen für die geplante Strecke!

Nachdem ich mir meine fast letzten Müslivorräte einverleibt habe, geht's los auf Sendero Nr. 4 "Siete Cañadas". Das ist der Weg, den die allermeisten Tageswanderer von El Portillo zum Parador Nacional nehmen. Er führt direkt unterhalb des Cañadas Kamm auf einer breiten Fahrstraße einmal quer durch den Nationalpark und ist für mich eher uninteressant, ich möchte heute lieber oben rauf und hoffe auf bessere Aussichten auf Nr. 8 "El Filo"!

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Kurz vor der Abzweigung von Sendero Nr. 5, der hoch zum Cañadas Höhenweg und zurück zum GR131 Richtung Vilaflor führt.

Noch ziemlich geschafft von den letzten beiden Tagen laufe ich los. Vor allem der kräftige Sonnenbrand hat mich doch etwas geschlaucht. Deswegen bleiben heute von Anfang an die Stöcker im Rucksack und der Schirm schützt die schon gut verbrannte Haut. Nur leider die Waden nicht...

Bis zur Abzweigung folge ich dem eher langweiligen Siete Cañadas Weg. Noch ist hier niemand unterwegs, die meisten starten erst gegen Mittag, denn für diesen Weg braucht man vielleicht 5h.

Nach 30 Minuten Aufstieg auf Nr. 5 gelange ich zur Abzweigung des Cañadas Höhenweges. Rechts ginge es nach Vilaflor auf dem GR131 weiter, aber da will ich erst morgen runter. Also los auf Nr. 8. Noch ist kein einziges Militärschild in Sicht, und auch auf den Informationstafeln steht kein Wort über eine Sperrung.

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Oben auf "El Filo", Blick auf Gran Canaria.

Der Weg wechselt immer mal wieder die Seite, sodass man sowohl Ausblicke auf den Nationalpark, als auch auf die Südküste und Gran Canaria bekommt. Die Südseite ist für mich erstmal spektakulärer, das habe ich bisher ja nur aus dem Busfenster ansatzweise zu sehen bekommen. Wie man sieht, gibt es auch noch etwas Wald, bevor man tiefer kommt und in die doch recht hässlichen und dicht besiedelten Gebiete gelangt.

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Keine großen Steigungen mehr sobald man erstmal auf dem Weg ist.

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Das erste Militärschild von zahlreichen.

Dieses Schild befindet sich etwa auf halber Strecke wenn man von Süden den Weg startet. Ich wusste ja, dass das kommen würde, aber selbst wenn nicht, haben die meisten hier wohl wenig Lust, wieder umzudrehen, zumal vom Militär nichts zu sehen ist.

Mehr und mehr verläuft der Weg auf der Seite des Nationalparks, immer an der Grenze entlang, und man bekommt schöne Ausblicke über die Cañadas del Teide.

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Auf der linken Bergkette verläuft der Weg, von dort komme ich. Ganz klein kann man am Fuß des Kamms den Sendero Nr. 4 erkennen, der aus einer breiten Fahrstraße besteht und parallel zum Höhenweg verläuft.

Die Sonne brutzelt inzwischen wieder richtig, sodass ich den Schirm nicht mehr aus der Hand gebe. Jetzt ist er definitiv seine 200gr. wert!

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Ziemlich trocken, der ganze Nationalpark...

Irgendwann wird es wieder zunehmend flacher und ich komme in die Nähe von El Portillo. Die Wetterstation von Izaña, die man schon am ersten Tag im Nationalpark in der Ferne sehen konnte, ist jetzt ziemlich dicht. Da möchte ich aber nicht hinlaufen, stattdessen folge ich Sendero Nr. 37 bis ich an einer Kreuzung komme. Von hier hat man wieder Sicht auf das Waldgebiet kurz vor El Portillo, durch das der GR131 einen hinaufführt.

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Im Norden immer noch alles voller Wolken...

Es ist erst 16h und ich möchte noch ein bisschen laufen. Also mache ich noch den kleinen Umweg nach El Portillo und folge Nr. 2, der macht einen kleinen Schlenker durch eine kleine "Schlucht" und verbindet sich dann mit dem Siete Cañadas Weg und führt so nach El Portillo.

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Das letzte Wegstück auf Nr. 2 gegen 16:30. Hunger kommt auf!

Als ich um 17h schon in El Portillo ankomme, begebe ich mich auf direktem Weg in das Restaurant El Portillon und futtere erstmal zwei Teller Pommes und ne Cola. War wohl doch etwas zu knapp berechnet, das Essen der letzten Tage :D. Als ich die zweite Portion bestelle, legt die Kellnerin mir in einer Tüte unauffällig ein trockenes Stück Brot dazu. Man sieht mir den Hunger wohl an :D!

Gemütlich speisend genieße ich die Nachmittagssonne und beobachte das Treiben der mit dem Bus ankommenden und abfahrenden Touristen. Schade, denke ich mir, dass die meisten das Meiste dessen, was es hier alles zu sehen gibt, nie zu Gesicht bekommen!

Mit vollem Magen und zufrieden verlasse ich das Restaurant wieder, nachdem mir die Kellnerin nach netter Nachfrage meine Flaschen mit Leitungswasser vollgemacht hat. Ich laufe in Richtung Norden auf der Straße von der Häuseransammlung in El Portillo weg und halte Ausschau nach einem geeigneten Schlafplatz. Das Wetter ist so gut, dass ich mich kurzerhand 5 Minuten entfernt hinter einer Mauer direkt an der Straße schön sichtgeschützt niederlasse. Morgen ist schon der letzte Tag hier oben!

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Gemütliches Plätzchen unter einem Baum, wenn auch direkt hinter der Straße. Ich schlafe trotzdem gut!

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Tag 6: El Portillo -> Montaña Blanca -> Parador Nacional -> Vilaflor

Dauer: 8h

Wasser: El Portillo, Parador Nacional, Vilaflor

 

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Die heutige Etappe beinhaltet wieder zwei geplante Tagesetappen: einmal von El Portillo quer durch den Nationalpark zum Parador Nacional, und dann noch die vorletzte Etappe des GR131 nach Vilaflor.

Auch heute schlafe ich wieder ein bisschen länger. Gegen 8h ist zunehmend mehr Verkehr auf der Straße direkt hinter mir, sodass ich endgültig geweckt werde. Mit dem Frühstück gehen jetzt auch meine letzten Müslivorräte zur Neige, sodass es mir ganz gut passt, dass ich bis nach Vilaflor möchte, denn dort erhoffe ich mir, einen kleinen Laden zu finden.

Um 9h sind Schlafsack und Isomatte brav verstaut und ich laufe los. Heute mal auch beim Laufen noch mit Lauftights an, denn ich möchte meinen arg verbrannten Waden nicht noch eine Tagesdosis pralle Sonne zumuten. Die schützt der Schirm ja leider nicht.

Erstmal geht's zurück nach El Portillo. Weil ich noch neues Wasser brauche, begebe ich mich wieder in das Restaurant von gestern, trinke einen Americano und lasse mir wieder die Flaschen mit Leitungswasser füllen. Eine halbe Stunde später nehme ich von dort den Sendero Nr. 24, den ich auch schon am ersten Tag hier oben in Richtung Fortaleza gelaufen bin. Allerdings zweige ich heute schon nach kurzer Zeit auf die Nr. 6 ab und laufe in Richtung Montaña Blanca. Neben dem Teide ist dieses Bergchen nämlich auch ein Vulkan, obwohl es auf den ersten Blick ganz und gar nicht danach aussieht. Der Chinyero übrigens auch, und wie man mir noch in El Portillo erzählt, ist das auch der letzte, der aktiv war, und zwar 1909.

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Links ganz klein neben dem Teide ist die Montaña Blanca.

Der Weg Nr. 6 führt gemächlich bergauf. Die wieder ordentlich brutzelnde Sonne bringt mich aber trotz Schirm ganz gut zum Schwitzen. Um diese Uhrzeit treffe ich hier noch niemanden, das ändert sich aber ganz schnell, als ich die Wegkreuzung mit Nr. 7 erreiche, denn hier laufen all die hinab, die die Nacht im Altavista Refugio verbracht haben, andersrum sind genauso viele unterwegs.

Man hat von dieser Kreuzung eine nette Aussicht über den nördlichen Teil des Nationalparks. Kurz spiele ich mit dem Gedanken, spontan doch noch zum Refugio zu laufen, und zu gucken, ob nicht kurzfristig doch ein Platz frei ist. Den Gedanken verwerfe ich aber schnell wieder, denn das Teno Gebirge für die letzten 3 Tage ist mittlerweile ein fixer Plan. Außerdem habe ich langsam das Gefühl, genug von dieser Vulkanlandschaft gesehen zu haben...

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Hier führt der Sendero Nr. 7 hoch zum Altavista Refugio.

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Viele Leute unterwegs nach oben auf Sendero Nr. 7.

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Blick Richtung Norden: inzwischen ist es wolkenfrei und der Blick reicht weit. Ganz links ist Fortaleza.

Gerade als ich meinen Weg nach unten antreten will, sehe ich im Süden über dem Cañadas Rand, also über dem Höhenweg, für etwa 5 Minuten einen Helikopter kreisen. Vielleicht doch etwas Militär dort unterwegs? Kann aber natürlich auch sonstwas sein.

Ich folge jetzt Nr. 7 nach unten Richtung Straße. Der Weg ist recht breit und bringt mich schnell zurück nach unten. Dort komme ich an einen kleinen, vollgeparkten Parkplatz. Von hier sollte ich also recht einfach wegkommen, denke ich mir. Fehlanzeige! Weil ich eigentlich wenig Lust habe, bis zum Parador Nacional zu laufen, da ich ja noch bis nach Vilaflor kommen will heute, stelle ich mich also an die Straße und warte erstmal recht lange. Zwischendurch überlege ich, ob ich zu Fuß nicht doch schneller wäre. Jedenfalls scheinen die Touris in ihren Mietwägen nicht viel übrig zu haben für dezent dreckige Wanderer :D

Endlich hält doch jemand an, ein Deutscher, der hier als Tauchlehrer arbeitet und mit Besuch auf Deutschland durch den Nationalpark fährt. Er will nach Playa de las Americanas und nimmt mich gerne mit. Vorher kommen wir, als wir die grauenhaft überfüllte Seilbahnstation mit ordentlich Stau passieren wollen, aber erstmal in eine Polizeikontrolle. Gar nicht so einfach für meinen Fahrer, denn Spanisch kann er nicht und der Polizist versteht nichts anderes. Ich helfe kurz aus, denn zum Glück verstehe ich etwas Spanisch und so lässt uns der Polizist schnell passieren. Hat wohl im Moment hier auch genug zu tun...

Der deutsche Tauchlehrer lässt mich netterweise am Parador Nacional wie gewünscht raus und zeigt seiner Begleitung gleich die Roques de Garcia. Ich mache mich zügig auf den Weg in Richtung GR131 nach Vilaflor. Leider muss ich dafür erst ein Teilstück von vorgestern nochmal laufen, nämlich bis zum Beginn von Sendero Nr. 8. Dafür ist der darauffolgende Weg nach Vilaflor wieder eine willkommene Abwechslung zur inzwischen hinreichend bekannten Vulkanlandschaft, von der ich inzwischen langsam genug habe.

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Wieder auf dem GR131...

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Endlich mal wieder etwas Vegetation: über die Montaña de Arenas Negras, also Berg des schwarzen Sandes, geht es hinab in einen Nadelwald in Richtung Paisaje Lunar und Vilaflor.

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Keine Wegfindungsschwierigkeiten...

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Ich erreiche nach kurzer Zeit den Wald, in dem es noch ca. 1h bergab geht, bevor man den Rundweg durchs Paisaje Lunar, die Mondlandschaft, erreicht. Ich nehme hier nur den linken Weg und besichtige die weiße Mondlandschaft. So wirklich viel davon bekommt man nicht zu sehen, aber der Weg ist trotzdem schön und der Gedanke an eine kleine Belohnung im etwaigen Supermarkt in Vilaflor beflügelt meine Schritte!

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Eigentlich wollte ich ja nach Las Vegas, aber Vilaflor ist nunmal dichter dran, und langsam bekomme ich wieder Hunger :D

Leider geht aber mein Wunsch nicht in Erfüllung und der Weg zieht sich doch länger, als ich vorher geschätzt hatte. Um nicht erst spät im dichter besiedelten Gebiet rund um Vilaflor aufzulaufen, schlage ich ein Stückchen vorher mein Nachtlager auf. Das Wetter ist wieder top und ich bin zu faul, das Tarp aufzustellen. Platz gäbe es hier aber genug.

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Blick vom Schlafplatz nach oben, von dort komme ich.

Ich bin recht froh, den Nationalpark jetzt nach einer ausgiebigen Tour dort hinter mir zu lassen. Im Grunde bin ich fast jeden Sendero abgelaufen, nur der Teide Gipfel fehlt mir offensichtlich. Ein andern Mal vielleicht.

Morgen will ich von Vilaflor mit dem Bus nach Los Cristianos und von dort nach Buenavista del Norte, um noch 2 Tage im Teno Gebirge zu wandern. Ich bin gespannt!

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soll ja noch weitergehen hier...

Tag 7: Santiago del Teide -> Teno Alto

Dauer: 3h

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Eine relativ kurze Tagesetappe, und doch länger als ursprünglich gedacht, weil sich einfach keine Schlafmöglichkeit ergeben hat.

 

Kurz vor Vilaflor stehe ich seeehr gemütlich um 8:30 auf. Von meinem Schlafplatz laufe ich noch etwa 15 Minuten, bis ich Vilaflor erreiche und mich direkt in den kleinen Supermarkt begebe. Schließlich ist gestern morgen der Rest Müsli gekillt worden! Danach frühstücke ich gemütlich auf einem kleinen Platz mit Brunnen. In Vilaflor ist an diesem Mittwoch Vormittag nur sehr wenig los, ein paar Tageswanderer sind in Richtung Paisaje Lunar unterwegs. Sehr gemächlich alles hier.

Weil ich zunächst nach Los Cristianos möchte, da es, wie schon vorher gedacht, von Vilaflor aus keinen Bus in Richtung Santiago del Teide oder Buenavista del Norte gibt, schaue ich kurz mal in der Touristeninformation vorbei, die ist direkt an dem zentralen Plätzchen. Die nette Dame hinter dem Tresen versorgt mich prompt mit falschen Informationen was die Busse und die Lokalisation der Haltestelle angeht, sodass ich erstmal eine kleine Runde hastig durchs Städtchen drehe, um dann festzustellen, dass es nur am Wochenende einen Bus von Vilaflor nach Los Cristianos gibt. Also stehe ich gut eine Stunde mit erhobenem Daumen am Ortsausgang und hoffe, dass das heute noch was wird. So richtig Hitchhiker - freundlich scheinen die Leute hier nicht zu sein... Nach einer Stunde habe ich Glück, und ein älteres belgisches Paar nimmt mich mit direkt zur Bushaltestelle in Los Cristianos. Die beiden sind auf Golfurlaub hier.

Von Los Cristianos muss man zunächst nach Costa Adeje einen Bus nehmen, dazu einfach jeden, der eine 4 vorne dran hat, z.B. 470. Das kostet mich etwa 20 Minuten, aber von Costa Adeje fährt der nächste Bus nach Icod de los Vinos, Nr. 460, erst um 14h. Bis ich also in Santiago del Teide bin, brauche ich noch 2h.

Gegen 16h, viel später als erhofft, steige ich in dem kleinen Städtchen Santiago del Teide aus, fülle mein Wasser auf und laufe los. Ich möchte gerne über das Teno Alto zur Punta del Teno, also zur nordwestlichen Spitze Teneriffas, laufen, und dann über Buenavista del Norte wieder zurück nach Buenavista del Norte, um von hier am Freitag einen Bus zurück zum Flughafen TFS zu bekommen.

Sobald ich Santiago del Teide verlassen habe, geht es recht zügig hinauf. Hier verliere ich mich einmal im dichten Gestrüpp und laufe etwas querfeldein, bis ich den Weg wieder habe. Man bemerkt sofort den drastischen Kontrast zum Nationalpark Teide: alles ist viel grüner, viel lebendiger. Nach 4 Tagen da oben macht mir die Abwechslung richtig Spaß.

Die Wege sind auch hier im Teno Gebirge, genau wie im Nationalpark und auf dem GR131, super ausgeschildert. Verlaufen kann man sich fast nicht.

Relativ schnell erreiche ich das Ende des kleinen Aufstiegs und es bietet sich mir ein traumhafter Blick aufs Meer:

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Blick in Richtung Westen, alles ist grün! Irgendwo da unten müsste die Masca Schlucht sein. Links kann man noch einen kurzen Abstecher auf den "Gipfel" des Pico Verde machen, das habe ich mir gespart.

Die Sonne brutzelt schon wieder anständig, sodass der Schirm nicht mehr aus der Hand wandert. Nicht nochmal so einen Sonnenbrand wie nach dem Pico Viejo :D

Und immer wieder der Teide im Blick:

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Obwohl ich eigentlich nicht so viel von der Strecke laufen wollte, beschließe ich, noch ein Stückchen weiterzugehen. Es ist erst 17h und ich habe noch keine Lust, mich niederzulassen. Der Weg führt entlang eines kleinen Kammes Richtung Norden, mal mehr, mal weniger im dichten Wald.

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Fantastische Aussichten entlang des ganzen Weges!

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Als ich kurz vor dem Tal bin, in dem El Palmar und Las Lagunetas liegen, sehe ich eine ganze Menge Wolken von Norden her ins Tal schwemmen und denke mir, dass ich heute Nacht vielleicht doch mal wieder mein Tarp aufbaue. Allerdings ist hier weit und breit kein Fleck ebene Erde zu sehen, die nicht dicht bewachsen ist. Also geht's erstmal weiter. DSC01169-min.thumb.JPG.5c0a9a1c9a11d177abe1f499b9a19927.JPG

Von Norden her jagt der Wind die Wolken über die Kämme.

Gegen 18h erreiche ich die Kreuzung, an der ich ursprünglich nach rechts ins Tal abbiegen wollte, d.h. nach El Palmar. Das sieht mir aber von oben wenig attraktiv aus, dicht besiedelt und außerdem wolkenverhangen. Spontan nehme ich den Weg geradeaus, der direkt nach oben zum Teno Alto führt. Ich hoffe, so langsam mal die eine oder andere mögliche Campstelle zu finden...

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Hoch aufs Teno Alto.

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Immer wieder kommen Nebelschwaden über die Bergkette, auf der ich mal links, mal rechts laufe, rübergeweht.

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Blick zurück, auf dem Weg nach oben. Eigentlich bin ich jetzt schon viel weiter als geplant, aber es findet sich absolut nichts zum übernachten!

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Immer wieder der Teide.

So um 19h rum, als ich längst ziemlich weit oben bin, kommt langsam eine ebene Fläche in Blick! Was für eine Erleichterung. Ich hatte schon gedacht, mitten auf dem Pfad schlafen zu müssen!

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Hier bot sich um 19h die erste mögliche Campstelle. Nicht besonders guter Spot, aber immerhin.

Ich lasse den Rucksack hier liegen und freue mich schon auf mein Abendessen. War doch ne Ecke anstrengender als ich gedacht hatte. Eigentlich war ja nur angedacht, vielleicht 2h ein kleines Stückchen zu laufen. Als ich ein bisschen rumlaufe um ein paar Fotos zu machen, finde ich doch glatt eine noch viel schönere Stelle. Zwar maximal windexponiert, aber dafür mit tollem Ausblick auf das Meer und den Sonnenuntergang! Und an eine bessere Stelle glaube ich sowieso nicht mehr.

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Ein kleines Plateau auf dem Teno Alto. Wie sich am nächsten Tag herausstellen wird, tatsächlich eine der letzten Möglichkeiten, bevor man wieder Dörfer erreicht.

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Ganz klein mein Tarp zu sehen. Wahnsinnsaussicht von hier oben!

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Der kräftige Wind pustet immer wieder Wolken rüber, sodass alle paar Minuten mal wieder gar nichts zu sehen ist.

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Toller Sonnenuntergang von hier!

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Ich bewundere noch bis 20h das Spektakel und verkrieche mich dann zügig in den Schlafsack. 30m weiter oben auf dem Weg ist schon seit ich hier ankomme niemand mehr unterwegs, sodass ich die Ruhe ganz für mich allein genießen kann. Morgen ist dann die Strecke bis zur Punta del Teno geplant, die auch schon dauernd auf den Schildern ausgewiesen ist. Abgesehen davon ist meine Planung eher spartanisch, das entscheide ich morgen spontan. Bis Freitag muss ich wieder in Santiago del Teide sein!

 

 

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Tag 8: Teno Alto -> Punta del Teno -> Buenavista del Norte -> Camino del Risco -> Santiago del Teide

Dauer: 8h

Wasser: in diversen kleinen Dörfern hinter dem Teno Alto, in Buenavista del Norte und Los Bailaderos, Santiago del Teide

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Der letzte Tag: vom Teno Alto geht es zur Punta del Teno, nach Buenavista del Norte und von da über den Camino del Risco auf den Rückweg nach Santiago del Teide, von wo aus ich am nächsten Tag zurück zum Flughafen möchte.

Die Nacht mitten auf dem Teno Alto ist recht stürmisch, sodass ich doch ab und an von ungemütlichen Böen, die das Chikara zum Flattern bringen, mal geweckt werde. Wieder schlafe ich sehr gemütlich bis kurz vor 9 und werde, nach dem traumhaften Sonnenuntergang gestern, von einem ebenso schönen Sonnenaufgang geweckt.

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Noch ist etwas Zeit um weiterzuschlafen...

Gegen 10h laufe ich nach ausgiebigem Frühstück los in Richtung Punta del Teno. Nach meiner Schätzung und den GPS Daten vom Rother war eigentlich geplant, über das Teno Alto und die Punta del Teno nach Buenavista del Norte zu gelangen und von dort den Bus in Richtung Flughafen zu nehmen. Allerdings hat sich herausgestellt, dass die Planung auch deutlich zu knapp bemessen war von der Distanzt her, sodass ich doch ganz bis Santiago del Teide zurücklaufe. Ein weiterer Grund hierfür ist die bessere Busanbindung in Santiago del Teide, sodass ich unkomplizierter zum Flughafen kommen kann.

Relativ rasch geht es wieder bergab, und ich komme in ein paar kleinere Dörfer. Gleich im ersten (relativ verschlafenen und einsamen) Dörfchen kommen mir zwei winzige Hunde bellend aus einem Haus entgegengerannt. Ich denke mir aufgrund deren bescheidener Größe nichts dabei und ignoriere sie einfach. Da beißt mich doch glatt einer der beiden frechen Köter von hinten in die rechte Ferse! Die Wunde ist zum Glück nicht sehr tief, aber die Socke ist kaputt, was mich viel mehr ärgert. Ich reinige das ganze erstmal mit fließendem Wasser und hoffe, dass sich das nicht infiziert. Zumindest bluten tut es kaum...

Nach kurzer Zeit komme durch die zahlreichen Dörferchen zum Abstieg zur Punta del Teno. Von hier oben hat man eine schöne Aussicht nach unten, die ich mir allerdings ganz anders vorgestellt hätte.

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Dort unten erwarten einen hauptsächlich Windkraftanlagen und irgendeine kleine Plantage. Der Abstieg kostet mich ungefähr eine halbe Stunde, nach der ich an die asphaltierte Straße ziemlich genau vor den Windkraftanlagen gelange. In den Rother GPS Daten ist das ganze Wegstück entlang der Straße mit unter der Tour "Camino del Risco" aufgeführt, sodass ich etwas enttäuscht bin, einfach entlang der Straße laufen zu müssen. Zumindest bieten sich tolle Aussichten auf das Meer, das in ordentlichen Wellen gegen die Küste brandet. Zumindest einmal wollte ich ursprünglich gerne auf Teneriffa baden gehen, aber hier lieber nicht. Wird wohl doch nichts draus.

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Auf dem Weg nach Buenavista del Norte. Recht karge Landschaft an der Punta del Teno, ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte.

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Es geht stumpf entlang der recht schmalen und eng gewundenen Straße...

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Nach einiger Zeit entlang der Straße (mit zwei recht gefährlichen Tunneldurchquerungen, hier sollte man unbedingt eine Lampe dabei haben oder gar nicht erst entlang dieser Straße laufen) bietet sich der Blick auf Buenavista del Norte:

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Das sieht recht eng besiedelt aus, sodass ich hier ganz sicher nicht übernachten will. Weil es auch erst 13h ist, beschließe ich, noch den historischen Camino del Risco zu laufen, der wieder hoch ins Teno Gebirge zum Dörfchen Los Bailaderos führt.

Der ist ziemlich steil und bringt mich über 30 Minuten  ganz schön ins Schwitzen. Macht aber wieder richtig Spaß, denn je höher man kommt, desto mehr kann man wieder sehen!

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Fast wieder auf der Hochebene des Teno Alto, auf dem Camino del Risco. Und natürlich wieder der Teide...

Ungefähr um 14h erreiche ich das kleine Dörfchen Los Bailaderos, das ich heute vormittag auf dem Weg zur Punta del Teno auch schon durchwandert habe. Dieses Mal hat eine kleine Bar auf, in der ich mir erstmal eine Cola und eine Portion Pommes gönne. Inzwischen ist hier auch deutlich mehr Betrieb, es sind ziemlich viele Tageswanderer unterwegs. Von hier will ich jetzt noch zurück nach Santiago del Teide, denn es ist immer noch viel Zeit, und morgen möchte ich ganz gerne schnell zum Flughafen. Dieses Mal nehme ich aber einen anderen Weg als gestern auf dem Weg von Santiago del Teide ins Teno Alto, nämlich über El Palmar. Wie sich herausstellt ist dies der unspektakulärere Weg, aber den anderen kenne ich ja inzwischen schon.

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Blick aufs Tal von El Palmar, ganz hinten dürfte Buenavista del Norte in Sicht sein.

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Auf dem Weg nach Santiago del Teide bieten sich wieder fantastische Ausblicke bei perfektem Wetter!

Erste gegen 18h erreiche ich schließlich Santiago del Teide, wo zu meinem Glück der Supermarkt noch offen hat. Hier gönne ich mir erstmal ein paar Leckereien und verziehe mich anschließend in ein kleines Waldstückchen kurz vor dem Dorf. Dort kann ich ungestört übernachten.

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Luxuriöser Waldboden 5min vor Santiago del Teide.

Am nächsten Morgen begebe ich mich erstmal zum örtlichen Arzt, der mir nach 30min Bürokratie versichert, dass mein kleiner Hundebiss keine Probleme machen wird. Trotzdem darf ich mir für 1,36€ in der örtlichen Apotheke eine Portion Amoxicillin für 10 Tage gönnen. Glück gehabt! Anschließend komme ich ziemlich bequem mit dem regelmäßig fahrenden Bus zuerst zurück zur Costa Adeje, und von dort zum Flughafen TFS.

 

Fazit

Teneriffa ist eine tolle Insel zum Wandern! Nachteilig ist sicherlich, dass es oben im Nationalpark nur sehr wenige Resupply Möglichkeiten gibt und dass man, wenn man etwas länger unterwegs sein will, zwischendurch mal per Bus das Gebiet wechseln muss.

Die tolle und vielseitige Landschaft macht das aber mehr als wett, sodass ich jederzeit wieder dorthin fahren würde, wenn ich es nicht jetzt schon kennen würde. Das nächste (Insel-)Ziel wird für mich wohl Kreta oder Korfu sein, aber das dauert leider noch eine ganze Weile.

Bearbeitet von Lightlix
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