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Ultraleicht Trekking

Die Radikalität von UL vs Mehrheitsfähigkeit


German Tourist

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Das Thema UL scheint nun in der Mitte der Outdoor-Gesellschaft angekommen zu sein. Selbst Globetrotter vermarktet mittlerweile UL-Zelte und das Thema UL wird sogar schon im großen Nachbar-Forum heiß diskutiert. Dort lese ich nun mit Erstaunen von "elitären und ausgrenzungswütigen Idioten", die sich gut zur Karikatur eignen, die nun aber glücklicherweise durch die "selbstreinigenden Kräfte in der UL-Szene" verstummt sind. Wenn dem tatsächlich so wäre - wäre das denn wirklich gut für die Sache "UL"?

Ich habe in den letzten Jahren eine Vielzahl von hoffnungsfrohen Langstreckenwanderern beraten, die mir alle hoch und heilig versicherten, sie wollten UL unterwegs sein - mit einem Base Weight von 10 kg ... UL scheint mir immer mehr zum Modebegriff ohne rechten Inhalt zu verkommen und die o.g. Beobachtungen verstärken meinen Eindruck. Opfert da nicht gerade die UL-Szene im Kampf um die Akzeptanz des "Otto-Normal-", sprich "Heavy-"Outdoorers nicht einen der wichtigsten Aspekte des UL-Konzepts, nämlich die Radikalität?

UL bedeutet für mich vor allem eines: immer einen Schritt weiter gehen, das Gewicht radikal und gnadenlos konsequent reduzieren - und eben nicht immer eine Entschuldigung hier und eine Befindlichkeit da akzeptieren. Auch ich als wahrscheinlich weitgewandertstes Forumsmitglied muss mich vor jeder Tour immer wieder an die eigene Nase fassen und meine Packliste neu überdenken. Und ja: Dabei liebe ich die heiß diskutierte Gewichtsgrenze von 5 kg - denn egal, ob ich sie packe oder nicht (ich liege meist ein paar Hundert Gramm drüber) - ich bin froh, dass es sie gibt. Sie ist meine Messlatte, an der ich mich immer wieder reiben kann.

Für dezidierte Langstreckenwanderer ist UL "state of the art", aber die sind sicherlich eine absolute Minderheit im Outdoorbereich. Und auch wenn einige "Hobby-Wanderer" die Vorzüge von UL genießen, ist die Radikalität von UL sicherlich nichts für jedermann. Das liegt aber in der Natur der Sache, denn der Weg zu UL ist anstrengend. Aber wenn UL nun deshalb von Normal-Outdoorern als elitär und damit negativ betrachtet wird, muss sich die UL-Szene dafür schämen? Muss UL wirklich mehrheitsfähig sein? Müssen sich ULer quasi "anbiedern", sich für Titanheringe und Hüftgold entschuldigen?

UL ist ein radikaler Ansatz und wird daher nie mehrheitsfähig sein. Muss er auch nicht, denn die breite Outdoor-Mehrheit hat einfach ganz andere Bedürfnisse und Wünsche, die UL nicht oder nur wenig befriedigt. Also würde ich auch nicht versuchen, UL durch Zugeständnisse und Begriffsaufweichungen den anderen "schmackhaft" machen zu wollen.

Auch wenn UL-Hardliner manchmal nerven - ich fände es schade, wenn der UL-Begriff aufgeweicht wird und wir nun alle "ein bisschen UL" sind ....

 

 

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Ich denke, vieles kommt auch auf die Gewichtung (ha,ha Wortwitz) des Themas "Trekking" an sich an.Für mich persönlich ist es einfach ein schönes Hobby,dass ich nur an wenigen Wochen im Jahr ausübe.Da finde ich es müßig,mich mit Streitereien und Spitzfindigkeiten aufzuhalten noch dazu mit Leuten,denen ich im realen Leben zum größten Teil nie begegnen werde.

Was mich am "wahren UL" interessiert,sind einzelne Gesichtspunkte und Denkansätze,die für mich und meine Tourenplanung umsetzbar erscheinen und die mir helfen,eine Tour entspannter (Schließlich habe ich ERHOLUNGSurlaub)  und lockerer zu machen.Was für mich da nicht passt,nehme ich schlichtweg nicht an.Deshalb lehne ich für mich hierin das Wort "Radikalität" ab (ich verachte es ja z.B. in Hinsicht Politik und Religion).Mir sind Touren wichtiger als Konzepte.

Wenn jemand für sich entscheidet,ein Konzept radikal zu verfolgen,liegt das in seinem/ihrem Ermessen und das sollen die besagten Personen auch gerne machen,so lange sie das für sich machen und daraus keine Universalwahrheit basteln bzw. anderen aufzwingen.Was dann daraus wird,kann man beim großen Bruder nachlesen,wo mittlerweile 1400 Posts Stellungskrieg mit ein paar vernünftigen Zwischentönen unnötig viel Serverplatz verbrauchen.

HIKE YOUR OWN HIKE! Dann braucht man sich auch nicht in irgendeiner Form radikalisieren.

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Als jemand der sich erst seit kurzem mit dem Thema UL beschäftigt, finde ich, dass ich durchaus von einem radikalen Verständnis des Begriffs UL profitieren kann. Ich habe über die Zeit auf meinen Touren immer mehr festgestellt, dass ein großes Gewicht, das ich mit mir rumschleppe, mich in manchen - und vor allem wichtigen - Bereichen  einschränkt. Ich habe mein Gewicht dann zwar im Laufe der Zeit schon um einiges reduzieren können, allerdings hat mir die Beschäftigung und Auseinandersetzung mit dem Thema UL extrem dabei geholfen, dass sich das Gewicht deutlich veringert hat. Eben weil es sich einen engeren Rahmen setzt, habe ich die Möglichkeit meine Ausrüstung daran zu messen. Ob ich dann im Endefekt UL unterwegs bin oder mich im Laufe der weiteren gemachten Erfahrungen wieder ein Stück weit davon entferne, wird sich zeigen. Die bisherigen Erfahrungen mit dem geringeren Gewicht, lassen mich aber gerade ganz froh sein, auf das Thema UL gestossen zu sein.

Ich finde dabei ist es auch gar nicht wichtig, ob ich UL für mich im engeren, sprich radikalen Verständnis, umsetzen möchte oder es als eine theoretisches Konstrukt ansehe, mit dem ich mich beschäftige und dem ich mich bestmöglich annähern will. Dabei darf man glaube ich ein radikales Verständnis nicht mit einem vehementen vertreten davon gleichsetzen. Ich kann, denke ich, ein radikales Verständnis von UL haben (5kg BW), muss das aber nicht gleichzeitig als das Maß aller Dinge und die absolute Wahrheit in Bezug auf Trekking ansehen. Das sollte man nicht miteinander vertauschen.

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Ich verstehe nicht wirklich warum Du meinst etwas zu opfern (in diesem Fall die Radikalität des UL-Konzepts), weil irgendwer mit 10kg auf Tour geht und das UL nennt.

Dir wird dadurch doch nichts genommen, Du kannst weiterhin radikal auf alles mögliche verzichten, egal wie andere ihre Touren nennen.

Im Gegenteil bringt es doch Vorteile, wenn z.B. Hersteller und Verkäufer versuchen UL Gear in ihr Programm aufzunehmen. Die Auswahl an leichten Sachen wird größer, und nicht jedem ist die Fähigkeit gegeben, alles Mögliche selbst herzustellen, weshalb sich sicher auch manch wahre ULler daran erfreuen kann.

vor 4 Stunden schrieb German Tourist:

ich fände es schade, wenn der UL-Begriff aufgeweicht wird und wir nun alle "ein bisschen UL" sind ....

Durch die Definition des Begriffs (wie auch immer sie lauten mag) bist Du doch nicht mehr oder weniger UL, als vorher auch, oder?

vor 4 Stunden schrieb German Tourist:

Dabei liebe ich die heiß diskutierte Gewichtsgrenze von 5 kg - denn egal, ob ich sie packe oder nicht (ich liege meist ein paar Hundert Gramm drüber) - ich bin froh, dass es sie gibt. Sie ist meine Messlatte, an der ich mich immer wieder reiben kann.

..... und da liegt doch der Knackpunkt. Anscheinend warst Du noch nie UL unterwegs, wenn Du immer ein paar hundert Gramm darüber lagst :-) bzw. wo ist die Grenze am darüberliegen (nein will ich gar nicht wirklich wissen, aber ....)

Was Du für Dich in Anspruch nimmst, nämlich darüber zu liegen, sollten doch auch andere in Anspruch nehmen dürfen, ohne dass Du Dich als Opfer siehst.

 

Gruß

Langhals

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Ein Rucksack, der ein Basisgewicht von 8Kilogramm hat ist schlichtweg ein gut gepackter Wanderrucksack mit klassischem Material. Sowas als ultraleicht zu bezeichnen halte ich für einen Witz.

Was soll denn daran bitte ultra sein?

Natürlich ist  "ultraleicht" ein radikaler Ansatz, bei dem die Grenzen des möglichen ausgelotet werden.

Es ist eben nicht ultraleicht zwei Ersatzunterhosen in den Rucksack zu stopfen, selbst wenn die fast nichts wiegen. Das ist ja nicht mal klassisch gut gepackt.

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Für mich hat es den Beigeschmack einer Bestandssicherung. Prozesse verändern sich und auch die Radikalität hat irgendwann ihr Ende erreicht bzw spielt dann nur noch im Promillebereich ihre Berechtigung.

Ein Mitbewohner von mir nötigte uns immer mit Bands, die keiner kannte. Als diese dann von einer breiteren Masse goutiert wurden, tat er diese als Mainstream ab. Es ging ihm offensichtlich nicht um die Bands/Musik. 

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vor 10 Stunden schrieb German Tourist:

Aber wenn UL nun deshalb von Normal-Outdoorern als elitär und damit negativ betrachtet wird, muss sich die UL-Szene dafür schämen?

problematisch find ich die Verwendung der Begrifflichkeit "normal". Mit UL ist eine weitere Spielart längst etabliert, die genauso viel oder wenig "normal" ist, wie schwerer unterwegs zu sein oder eben ohne an die UL-Spielart irgendeinen Gedanken zu verschwenden. "Elitär" usw. sind Projektionen derjenigen, die sich als "andere bessere Seite" verstehen wollen oder die etablierte UL-Spielart eingemeinden wollen, d.h. für und als "ULer" auftreten wollen.  Beides ist getragen von Hierarchisierungen an beliebigen Punkten; diese Bewertungen (Abwertungen) sind exkludierender Nonsense.

Muss UL wirklich mehrheitsfähig sein?  Natürlich nicht :-)Müssen sich ULer quasi "anbiedern", sich für Titanheringe und Hüftgold entschuldigen? Das wäre ja noch schöner! Die Herren Abwerter haben ein Problem, nicht "die ULer" und besonders nicht diejenigen, die seit Jahren als einzelne pars pro toto für die Entwicklung einer naturwissenschaftlich stringent und auf repräsentativer empirischer Basis begründeten "Hüftgoldtheorie" nebst genauester "UL-Defintion" herhalten dürfen. Das Narrativ, "Extremisten auf beiden Seiten" kommt nicht hin und die Schlussfolgerung, alles werde besser, wenn man nur die "Extremisten" auf beiden Seiten zum Verstummen bringe, auch nicht. Mir fehlt hier neuerdings was und das sind nicht die Troll-Beiträge von als "Normaltrekkern" oder fortgeschrittenen "Alpinisten" ansonsten kompetenten Personen.

UL ist ein radikaler Ansatz und wird daher nie mehrheitsfähig sein.

Radikal vielleicht noch, aber so was von undogmatisch in der Praxis :-). "Ultraleicht" ist in den letzten Jahren am Markt schon mehrheitsfähig geworden. Neuere Zeltmodelle heissen alle "ultraleicht" und schwere Bergstiefel sind ausserhalb des deutschsprachigen und skandinavischen Raums ihrer (Konsum- und Massenpraxis-)"Normalität" verlustig gegangen. Im Unterschied zur Benennung von Produkten am Markt meint die Spielart UL halt mehr als nur ein Produktetikett. Daher der defintionslose Spass in Theorie und Praxis der Spielart, die eine individualistische ist.

@German Tourist danke für den Beitrag! die auf-personen-rumhacker ausm anderen forum sollten sich was schämen.

@Dingo: ist schon mehr als Promillebereich, nämlich der "Sprung" von acht auf fünfirgendwas, den man irgendwann macht, auch wenns (wie bei mir) Jahre dauern kann (und auf Tour nicht unbedingt wichtig ist). Freude am Handwerk.

Bearbeitet von Gast
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Ich habe in letzter Zeit den Eindruck gewonnen, das radikales UL in unserem Forum, aber auch bei den Herstellern, nicht mehr so stark forciert wird.

Beispiel Tarps/ Zelte: Es gibt kaum Leute die nur mit Tarp und Groundsheet unterwegs sind. Ich lese meist von (nicht wasserdichten) Bivaksäcken, Innenzelten oder Tarptents. Symbolhaft dafür ist wohl der Erfolg des ZPack Duplex Tent als Solozelt. Es gibt quasi keine Berichte über das Duplex Tarp. Voller Komfort bei geringem Gewicht- das ist scheinbar das Zeichen unserer Zeit. Erkauft wird der aus dem UH Bereich bekannte Komfort mit neuen extrem teuren Materialen.

Ein weiteres Problem sehe ich darin, das alte Weisheiten runter gebetet werden. Ein Quilt ist nicht immer leichter als eine Daunentüte, wenn man die Verbindung mit der Matte einrechnet. Kommt noch eine Bivy wegen der Drafts dazu schonmal gar nicht. Und es fühlen sich auch nicht alle Leute wohler in einem Quilt.

Mein großes Problem (Gewichtstechnisch) liegt derzeit allerdings nicht bei den "Essentials", sondern bei der verdammten Technik. Hier scheint nur UL Basics zu fruchten- was man zuhause lässt, muss man nicht tragen.

 

 

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vor 10 Stunden schrieb Chris2901:

Ich denke, vieles kommt auch auf die Gewichtung (ha,ha Wortwitz) des Themas "Trekking" an sich an.Für mich persönlich ist es einfach ein schönes Hobby,dass ich nur an wenigen Wochen im Jahr ausübe.Da finde ich es müßig,mich mit Streitereien und Spitzfindigkeiten aufzuhalten noch dazu mit Leuten,denen ich im realen Leben zum größten Teil nie begegnen werde.

Was mich am "wahren UL" interessiert,sind einzelne Gesichtspunkte und Denkansätze,die für mich und meine Tourenplanung umsetzbar erscheinen und die mir helfen,eine Tour entspannter (Schließlich habe ich ERHOLUNGSurlaub)  und lockerer zu machen.Was für mich da nicht passt,nehme ich schlichtweg nicht an.Deshalb lehne ich für mich hierin das Wort "Radikalität" ab (ich verachte es ja z.B. in Hinsicht Politik und Religion).Mir sind Touren wichtiger als Konzepte.[....]

Zumindest was Foren angeht hab ich mittlerweile genau die gleiche Einstellung, getreu nach der hessischen Leitlinie "Bevor isch misch uffrege isses mir lieber egal" :-D.

Auch wenn ich mir nach einigem Nachdenken immer mal einiges von den "Radikalen" abschaue, mache ich mich bei den letzten Details einfach nicht verrückt, wen geht es letzten Endes an, ob ich ein 60 Gramm Kissen dabei hab oder nicht. Es hilft ungemein das ganze Thema mal ganz emotionslos zu betrachten "ich will von A nach B in der Zeit C latschen, juckt es dabei wirklich ob ich 4.5 oder 5.5 Kilo auf dem Buckel hab?".

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@German Tourist @wanderrentner

Man kann keinen Begriff für alle Zeiten und alle Menschen auf eine bestimmte Definition festlegen. Sprachliche Konzepte machen das einfach nicht mit.

Aber natürlich kann man für sich selbst eine unbeugsame Definition pflegen. Daran ist auch absolut nichts Schlimmes. 

Der springende Punkt ist für mich die Frage, ob man die eigene Definition dann ausgrenzend anzuwenden versucht (wir alle wissen, welcher Stil damit gemeint ist). Ob man also den persönlichen und individuellen Charakter dieser Definition erkennt - oder die Verallgemeinerung erzwingen will. 

Insofern könnte man zwischen 'radikal' und 'puristisch' (besser vielleicht: 'militant') unterscheiden. SUL als persönliches Prinzip ist bspw. besonders radikal - muss aber nicht im Mindesten militant sein. Die militante Komponente wäre der Verallgemeinerungsversuch, nicht der Inhalt. 

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"Radikal" kann ja positiv oder sehr negativ sein.

Radikale Umsetzung der bekannten Konzepte zur Minimierung des Gewichts gehören natürlich zur Essenz der UL Szene und dieses Forums wie das "Ultra" im Namen. Die UL Zelte bei Globi oder die Meinungen mancher Diskussionsteilnehmer im ODS Faden haben damit nicht viel zu tun.

Der negative Aspekt des Wortes (wie bei politischen oder religiösen Radikalen) schwingt aber auch sehr oft mit wenn es um UL geht. Stichwort "Missionierungsdrang", "Sekte" oder "UL bedeutet Verzicht auf grundsätzliche Sicherheitsaspekte". Das ist schade und vollkommen unnötig.

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@German Tourist Du sprichst mir hier doch ein wenig aus dem Herzen :D Das Problem nervt mich ehrlich gesagt schon seit Jahren, die Outdoorindustrie hat "UL" als Marktkonzept entdeckt und versucht (leider erfolgreich) mit der Bezeichnung Geld zu scheffeln - ohne irgendwas für UL zu tun. Zelte sind jetzt eben UL, weil sie 1.2kg wiegen statt 2kg, 500g Goretex Jacken für hunderte Euronen etc pp. Die Industrie macht den Begriff bekannt und marktfähig ohne sich je mit dem eigentlich Konzept auseinanderzusetzen, zumindest nicht öffentlich (wäre auch kommerziell keine gute Idee den Kunden zu erklären, dass sie weniger kaufen sollen um den Rucksack leicht zu machen).

Das ganze sorgt für eine breite Masse an Leuten, die eben nur Kommerz-"UL" kennen und nicht wirklich irgendwas über Gründe, Ursprünge und Umsetzung wissen, wo ich verstehen kann, dass das einigen Leuten sauer aufstößt. Wenn jemand daher kommt sich mit seinem 10kg Rucksack als UL betitelt, den er eben bei Globetrottel gekauft hat, lässt das die eigene "Leistung" sein BW über Jahre auf 3kg zu kratzen irgendwie schlechter dastehen. Das Prinzip ist das selbe wie die (stetig wachsenden) Gruppe von Leuten, die auf den Ami-Trails hier und da mal eine Sektion laufen, viel trampen und sich eher besaufen, aber hinterher als Thruhiker darstellen - die eigene Leistung derer, die es tatsächlich gemacht haben wird dadurch gefühlt geschmälert.

Dennoch muss ich sagen, dass ich inzwischen auch an einem Punkt bin, an dem es mir einfach egal geworden ist, was andere Leute machen und wie sie sich mit so etwas zu profilieren versuchen (ist das schon Altersmilde?). Auf meiner ersten Tour war UL noch neu und spannen und ich hatte das Gefühl jedem davon erzählen zu müssen (und bin mit Sicherheit dem ein oder anderen ordentlich damit auf den Keks gegangen). Inzwischen versuche ich das Thema sogar aktiv zu vermeiden, wenn ich nicht direkt nach meiner Ausrüstung gefragt werde um mir die ewig selben Diskussionen zu sparen. (klappt auch ganz gut, da ich inzwischen selten noch als Trekker erkannt werde und idR als Tageswanderer durchgehe 8-))

Inhaltlich finde ich es für das Forum schade, dass die Extreme hier inzwischen tatsächlich aufweichen, aber ich werde mit Sicherheit niemanden versuchen zu etwas zu bekehren, dass er/sie nicht will, wenn eine Person mit vollem Herzen dahinter steht benötigt es auch keine Bekehrung mehr.

Radikale Ansätze sind immer wichtig um Grenzen auszuloten und eine Richtung zu weisen. Erst wenn eine Grenze erreicht ist, weiß man wo sie liegt und kann daraus Schlüsse ziehen und lernen.

 

schöne Grüße
Micha

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Das ist bei weitem nicht die erste Bewegung, der es "an den Kragen" geht, weil sich gewisse Aspekte und ein Image vermarkten lassen.

Wenn man das reflektieren kann- so what. Dann wird man halt ab und an anders falsch verstanden, und hat anders falschen Paradiesvogelstatus...

Dennoch ein Indiz für die Relevanz der Bewegung, die findet ja nicht im Ladenregal statt.

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vor 59 Minuten schrieb martinfarrent:

Man kann keinen Begriff für alle Zeiten und alle Menschen auf eine bestimmte Definition festlegen. ja, klar. selbstverständlich. Sprachliche Konzepte machen das einfach nicht mit.

Aber natürlich kann man für sich selbst eine unbeugsame Definition pflegen. für mich ist da wenig Unbeugsames. Daran ist auch absolut nichts Schlimmes. kommt drauf an

Der springende Punkt ist für mich die Frage, ob man die eigene Definition dann ausgrenzend anzuwenden versucht (wir alle wissen, welcher Stil damit gemeint ist) nein, weiss ich nicht. Du hast die virtuellen Begegnungen nur gegen Ende hin mitgekriegt. Ob der eine sagt "hüftgolde hüftgold!" (und sich Gegenargumenten immer wieder entzieht) oder der andere "das gehört in UL in anderen Sportarten" ist ein Unterschied. . Ob man also den persönlichen und individuellen Charakter dieser Definition erkennt - oder die Verallgemeinerung erzwingen will. Nur der eine wollte eine Verallgemeinerung erzwingen, weils ja auch für seine individuelle (empirisch hier wohl minoritäre Praxis) gelten sollte. Ohne den Verallgemeinerungswillen und die Hierarchisierung der Praxen eigentlich kein Problem und es gibt ja auch cracks, die sone Praxis ohne UL-Kopfschmerzen und ultraleicht pflegen.

Insofern könnte man zwischen 'radikal' und 'puristisch' (besser vielleicht: 'militant') unterscheiden nö. radikal = an die Wurzeln gehend, "hinterfrage alles", find ich besser. "militant" versteh ich irgendwie nicht, vielleicht in Kombination mit "patriarchal", aber das tirfft nur auf die Seite zu, die immer die verschiedenen Praxen hierarchisieren muss.. SUL als persönliches Prinzip ist bspw. besonders radikal - muss aber nicht im Mindesten militant sein. klar. Die militante Komponente wäre der Verallgemeinerungsversuch, nicht der Inhalt. "5 kg" (egal wieviel die nun wiegen) sind eine etablierte Spielmarke (das wengste an "Marke", was so geht), die für vieles funzt, deshalb unterhalten wir uns drüber und brauchen keine "strenge" Definition oder Regeln oder gar eine UL-"Identität". das werfen einem dann leute vor, die genausowenig irgendwie "identisch" sind.

 

Bearbeitet von Gast
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Nach dem Lesen des Threads stellt sich mir die Frage, als was denn UL hier gesehen wird: Als Mittel oder als Zweck oder irgendwo dazwischen? Oder gar als Selbstzweck bei einigen wenigen? Darauf dürfte es keine eindeutige Antwort geben, denn die Forumsteilnehmer hier eint zwar ein mehr oder weniger ausgeprägtes gemeinsames Interesse für Leichtigkeit, ansonsten blühen sie jedoch in den bunten Farben ausgeprägter Heterogenität und Individualität.

Brauche ich Radikale hier, die selbst die Grenzen des für sie Machbaren ausloten, ihre Erkenntnisse vor- und zur Diskussion stellen? Mit neuen Denkansätzen ganz neue Sichtweisen und Möglichkeiten eröffnen? Eindeutig: Ja!

Brauche ich Radikale hier, die ihre Erkenntnisse als Dogmen zu postulieren und aus ihrer individuellen Erkenntnis eine Allgemeingültigkeit herleiten, die Deutungshoheit für sich beanspruchen? Die Diskussion ihrer Sicht als Angriff betrachten? Eindeutig: Nein!  Einen Einstein des UL habe ich bisher noch nicht erkannt und daher dürfte es auch keine UL-Entsprechung zu E=mc² geben.

Erstere Radikale gibts hier m.E. immer noch reichlich, wenn auch mehr in Sparten vertreten als universell, und ich durfte viel von ihnen lernen. Sie sind das wahre Kapital des Forums!
Zweitere Radikale tauchen hier m.E. selten auf und triggern bei mir zwei Reflexe: Ignorieren oder - wenn sie mir zutiefst widerstreben - konsequent hartnäckig hinterfragen und so entlarven! Solchen Typen findet man in Religion, Politik, Gesellschaft und wo noch und ich mag sie nicht. Ich mag nicht, wenn andere versuchen, mir ihre Sichtweisen überzustülpen! Diskussion ja, Missionierung nein!

Was braucht GT Radikale? Sie testet doch selbst permanent ihre Grenzen des Machbaren aus.
Und ehrlich gesagt, mir ist es ziemlich egal, welche Meinung jemand dazu hat, wie ich was mache, mit welchem Equipment und welchem BW! Für mich muss es passen! Und wenn ich hier abschauen kann, wie es für mich besser geht, dann mach ich das. Ständige Verbesserung ist angesagt.

HAL

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vor 11 Minuten schrieb wanderrentner:

... deshalb unterhalten wir uns drüber und brauchen keine "strenge" Definition oder Regeln oder gar eine UL-"Identität".

Völlig d'accord... scheint aber ein Knackpunkt zu sein. Der Drang, einer diffusen Internet-Community eine gemeinsame Identität abzuverlangen, ist weit verbreitet. Dabei hat schon ein Dorfverein große Probleme, eine solche zu stiften. 

Fünf Kilo als Baseweight für die eigentliche Trekking-Ausrüstung sind für mich auf einem Mountainbike schon ziemlich viel - da ja Werkzeug/ Ersatzteile hinzu kommen und Gewicht auch das Fahrverhalten sehr negativ beeinflusst. Ich bewege mich also oft bei knapp über 4,5 Kilo (ohne Fahrradspezifisches). Das klingt hier vielleicht OT, dient aber als Einstieg zu meinem eigentlichen Kern: Die Gewichtsgrenze war für mich (aufgrund des geringen Spielraums) immer nur geringfügig verschiebbar - aber der Weg dahin hat sich über die Jahre sehr stark verändert. Komfortverzicht und Minimalismus standen tatsächlich früher an vielen Stellen im Fokus, heute deutlich weniger. Was Tarptents und NeoAir, 40g-Gaskocher usw. hier bewegt haben, ist schon ziemlich enorm. 

Viele der diesbezüglichen Veränderungen kommen von recht kleinen Firmen - aber auch das ist Kommerz (erst recht, wenn sich herausstellt, dass mein vermeintlicher Cottage-Kocher eigentlich umetikettierte Massenware aus China ist). Das Herumhacken auf die Kommerzialisierung der ganzen Chose ist mir also stellenweise zu undifferenziert.  

Aber darüber hinaus: Mit der abnehmbaren Bedeutung des Komfortverzichts hat sich auch meine 'ganz persönliche UL-Identität' recht grundlegend verändert. Wie wollte ich auf dieser Basis eine gemeinschaftliche verlangen? 
 

vor 45 Minuten schrieb wanderrentner:

"5 kg" (egal wieviel die nun wiegen) sind eine etablierte Spielmarke (das wenigste an "Marke", was so geht), die für vieles funzt... 

Ja... okay. Statt echter Identität einfach ein kleinster gemeinsamer Nenner - das funktioniert sicherlich halbwegs. Aber selbst diese Formel geht in der Praxis schon mächtig in Richtung Lippenbekenntnis. Beliebt ist hier ja 'das Ziel', das (teilweise über Jahre) nie ganz erreicht wird. Und da frage ich mich schon, wie ernst ich ein solches Ziel nehmen muss. Wenn es nur darum geht, sich dieses eigentlich sehr machbare Ziel auf eine Fahne zu schreiben und es womöglich nie zu realisieren, dann bleibt ein Schmunzeln der Zuschauer irgendwie verständlich, oder? Die Wahrheit lautet aus meiner Sicht für viele unter uns: Dieses Ziel ist gar kein Ziel, sondern ein mentales Mittel der Selbstdisziplinierung. Das ist auch in Ordnung. Aber das muss man dann auch einräumen. Und wenn man es einräumt, bleibt für meine Begriffe nur noch wenig Platz für strenge Attitüden. 

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@HAL23562 "Ständige Verbesserung ist angesagt" - darin sehe ich den Schlüssel.

Ständige Verbesserung ist immer ein Weg und so verstehe ich UL auch. OK, hier gibt es sogar ein erreichbares Ziel - nackt von zuHause aus loszuziehen, ULter gehts nicht mehr ;-).

Eine feste Grenze als BW (für was und welchen Zweck denn eigentlich??) anzunehmen ist, nun ja, hinterfragbar, freundlichst gesagt. Wenn sich das jemand selber für eine lange Tour sich vornimmt - meinen Respekt hat er. Wenn er das für den Weg zur nächsten Bushaltestelle, 5km weiter benötigt .... ob das noch UL leicht ist?

Deswegen verstehe ich die Stänkereien (8kg ist bestenfalls ein... usw) nicht - wer mit 8Kg auf eine  2000Km Wanderung durch mehrere Klimazonen und schlechte Infrastruktur aufbricht - mein Respekt! Und ob ich das Gewicht durch Weglassen oder besondere Ausrüstung erreiche, sorry, das ist die Sache des Jeweiligen.

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Ich habe da ein aktuelles Beispiel:

Zitat

Hier werden Leute bewusst verarscht und hinters Licht geführt. Das Teil ist sauteuer und wiegt aber über ein halbes Kilo. Ohne Gas. Das Ding mag sicher seinen Anwendungsbereich haben. Aber UL ist es eben sicher auch nicht.

Sowas macht mich einfach wütend. Und so lange es so etwas gibt, braucht es auch die Radikaltät zu sagen: UL ist ganz was anderes! Mein System wiegt nur ein Fünftel von deinem!

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OT & sorry, dass ich wieder dazwischenschreib ich schaff mehrfachzitate grad nicht.

 

vor 33 Minuten schrieb martinfarrent:

sondern ein mentales Mittel der Selbstdisziplinierung. das verstehe ich nicht. ich bin da total undiszipliniert und find das gut so, macht den unterschied freizeit - arbeit, den ich zugeben muss. Das ist auch in Ordnung. Aber das muss man dann auch einräumen. mindestens ziemlich viele der impressionen von touren zeigen das und sind trotzdem nicht OT oder zum vorwerfen :-) Und wenn man es einräumt, bleibt für meine Begriffe nur noch wenig Platz für strenge Attitüden. ja. aber 5 und nicht 8 (bei 8 müsste man ding für ding gucken wollen), 8 schaff ich mühelos, bei 8 interessiert mich allerallermeistens nur der reisebericht. dafür wäre disziplinierung das falsche wort. (und disziplinierung ist subjekthafter als selbstreinigung).

muss ich beizeiten mal drüber nachdenken aber bin grad aufm sprung fürn paar tage.

ich fühl mich undiszipliniert mühelos kurz vor 5 :-)

(skinout)

 

Bearbeitet von Gast
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vor 52 Minuten schrieb HAL23562:

Brauche ich Radikale hier, die ihre Erkenntnisse als Dogmen zu postulieren und aus ihrer individuellen Erkenntnis eine Allgemeingültigkeit herleiten, die Deutungshoheit für sich beanspruchen? Die Diskussion ihrer Sicht als Angriff betrachten? Eindeutig: Nein!  Einen Einstein des UL habe ich bisher noch nicht erkannt und daher dürfte es auch keine UL-Entsprechung zu E=mc² geben.

Also diejenigen, die mit ultraleicht Angel, ultraleicht Machete und ultraleicht DVD Player ultraleicht wandern gehen? ;-)

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Für mich tritt in diesem (wiederholten) Thema als Konsens heraus, dass der Begriff „radikal“ ein Beitrag zu Missverständnissen und unnötigen Auseinandersetzungen leistet – durch seine zwei Bedeutungen (umsetzungsradikal in eigener Sache versus bekehrungsradikal bzw. missionarisch/sektiererisch/militant).

Ich schlage daher vor, dass wir den mehrdeutigen Begriff „radikales UL“ zugunsten zweier treffenderer Begriffe vermeiden:

  • „konsequentes UL“ für die umsetzungsradikale (Ziel-)Orientierung am California baseweight (10 lb, von mir aus auch 5 kg europäisches Baseweight)
  • „missionarisches UL“, für die Sachverhalte, in denen einem User die Deutungshoheit wichtiger erscheint als die eigene Entwicklung.

Der Vorschlag ist sicher nicht ausgereift, aber wenn letztere Variante hier im Forum nicht gepflegt wird, macht mich das nicht traurig. Dass dies teilweise mit dem Exodus von Kompetenzträgern verbunden ist, schon.

Hingegen fände ich es schade, wenn die Teilnehmer an diesem Forum die Fragen nicht mit der Perspektive auf „konsequentes UL“ beantworten würden, weil sie niemand ausgrenzen wollen. Denn wer im UL-Forum nach Empfehlungen fragt, darf UL-Empfehlungen erwarten. Das grenzt niemand aus, der aus solchen Empfehlungen „schwerere“ Schlüsse zieht.

Insofern stimme ich @German Tourist zu: Konsequent zu sein ist im Sinne dieses Forums.

Bearbeitet von Stromfahrer
Vorletzten Absatz klarer gefasst.
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vor 2 Minuten schrieb kra:

@zeank, sei mir nicht böse, aber da fällst du auf eine WEB-Seite mit Bild-Niveau rein.

Darum geht’s doch gerade, dass selbst solcher Mainstream-Scheiss den Begriff UL schon kennt und für seine Belange verheizt. Grenzt man sich da dagegen nicht ab, verschwindet der Begriff über kurz oder lang tatsächlich in der Bedeutungslosigkeit. 

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immer radikal, niemals konsequent.

= umsetzungsradikale orientierung, viel besser :-), orientierung ist haltung.

Dass das hier kein Missionierungsverein ist, ist Netikette.

Bearbeitet von Gast
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