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Ultraleicht Trekking

Tschechien: Stezka Českem, Etappe Šumava (Böhmerwald), 6 Tage (in 4-5 gut machbar)


Kemma

Empfohlene Beiträge

Wie in der Vorstellung schon erwähnt wohne ich in Süd-Tschechien. Daher habe ich mir als Einstieg die Böhmerwald-Sektion des Stezka Českem, des Rundwanderwegs um die gesamte Tschechische Republik ausgesucht.

Der Abschnitt ist vermutlich der schönste der ganzen Route, und da direkt an der deutschen Grenze für manche hier vielleicht auch interessant gerade für die nächsten Wochen wo der Herbst am schönsten ist.

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Da ich überhaupt keine Erfahrungen hatte wie weit ich am Tag laufen kann, habe ich mir erst mal nur Strecken bis ca. 20 km pro Tag festgelegt. Das passt auch gut, weil die Biwak-Plätze im Böhmerwald ungefähr diesen Abstand haben.

Man kann auf dieser Strecke jede Nacht auf einem offiziellen Biwak-Platz verbringen, bis auf den ersten Abschnitt gibt es aber auch jedes Mal eine Hotel-Alternative (siehe später).

Da eine der Strecken jedoch nur 17 km lang war und der Abschnitt im Nirgendwo endete (und man die Biwakplätze erst nach 18 Uhr aufsuchen darf), habe ich mir für diesen Tag das Hotel rausgesucht, um den Nachmittag in der Sauna zu verbringen -  perfekter Cut direkt in der Mitte der Wanderung, ich konnte Socken und T-Shirt (und mich) waschen, Powerbank laden und (was gar nicht nötig war, aber das weiß man ja ohne Erfahrung nicht) entspannen.

Da ich mir nicht zugetraut habe, am Anfang mit dem „hohen“ Berg zu beginnen, bin ich Tag 1 in umgekehrter Reihenfolge gelaufen (und nach Hause gefahren, bin einen Tag ins Büro gegangen) und dann am nächsten Tag bei Nové Údolí wieder eingestiegen. Man kann aber korrekterweise in Nová Pec / am Biwakplatz Plešné jezero starten und dann alles am Stück durchgehen.

 

 

Tag 0: Anfahrt mit dem Auto an die deutsche Grenze (ja, auch aus Tschechien kommend – nach Nové Údolí darf man nicht mit dem Auto) auf den Parkplatz Haidmühle – nach mehreren Jahren Erstkontakt mit dem deutschen Digitalisierungskonzept: Der Parkplatz ist gebührenpflichtig, 5€ pro Tag; der Automat nimmt nur Münzen (zwar Euro und Kronen, aber 10 € in Münzgeld habe ich zufällig nicht dabei). Man kann auch mit der App Parkster zahlen, aber: Auf dem Handy kann man (sowohl Android als auch iphone) keinen Account anlegen, gibt nur Fehlermeldung. Also: Einsatzzentrale Basislager angerufen (=Freund auf dem Sofa); über den Browser kann man sich dann doch bei Parkster anmelden und somit die Gebühr zahlen. Erste Hürde geschafft, ich parke legal.image.thumb.jpeg.24a785cbb0550214050b01cc4ed1e560.jpeg

Vom Parkplatz schlappt man 1 km über die Grenze nach Nové Údolí (dortin kann man auch mit dem Regionalzug fahren, siehe Tag „2“). Der Imbiss-Wagen hat noch auf, ich brauche aber nichts. Ein Brunnen führt frisches Wasser, hab ich aber auch alles dabei, daher marschiere ich schnurstracks auf den ersten „Nouzové nocoviště“ (=Not-Nachtplatz /  Biwakplatz) zu. Zwei kleine Zelte stehen schon, ich stelle meines dazu. Auf dem Schild steht „Feuer verboten“, auch Gaskocher. Also Cracker zum Abendessen.  Ein Paar kommt noch an und baut auf, also vier Zelte.

Die Nacht ist ganz schön frisch; 6° waren zwar angekündigt für die Gegend, aber wir sind schon auf 800m Höhe, und es ist klarer als erwartet. In der Nähe hört man Hirsche röhren (ich kannte das Geräusch nicht und hatte zunächst seltsame Kühe vermutet...).

 

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Tag 1 – Nové Údolí bis Nová Pec

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Am nächsten Morgen kommt eine Parkrangerin vorbei und fragt kurz ob alles ok ist. Neben mir ist nur noch das Paar von gestern Abend da, ich bin wohl ein Langschläfer...

Also mache ich mich endlich auch auf, als erstes auf den Tristolicnik (Dreisesselberg). Ich teile mir den Pfad mit einem kleinen Rinnsal das mir entgegenkommt. Trotz Versuchen nicht direkt reinzutappen sind die Schuhe natürlich nass. Der Weg ist steinig, mittelsteil. Die Landschaft wird karger; in Tschechien hatte man dem Borkenkäfer zugesehen und beschlossen dass sich das Problem irgendwann von selbst erledigt, daher gibt es auf vielen Landstrichen eine gute Aussicht...

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Oben angekommen gibt es Nebel, Nebel und Nebel. Und Wind. Und Steine. Im Wirtshaus (schon auf der deutschen Seite) futtere ich mich durch die Karte, ohne Frühstück wird man ziemlich hungrig nach so einer Bergerklimmung. Wasser kann ich wider Erwarten nicht auffüllen, es ist ausgewiesen als nicht trinkbar und stinkt unangenehm, da will ich auch nicht den Filter nehmen. Aber es gibt noch mehrere Quellen auf dem heutigen Weg.

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Danach geht es weiter in Richtung Plechý (Plöckenstein). Der Weg führt auf dem Bergkamm entlang und ist trotz Nebel eine absolute Offenbarung. Hier wohnen die Trolle.

Am Dreiländereck gibt es noch mehr Nebel, viele Fotos. Ich muss immer dem roten Pfad folgen – wer schon mal in Tschechien gewandert ist wie idiotensicher und gut ausgebaut das dortige Wegnetz ist.

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Auf dem Gipfel des Plechý weht’s mich fast um, ich kann gerade noch ein Selfie schießen und ans Basislager senden.

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Dann geht es an den Abstieg. Ich habe beschlossen, dafür den Stezka Ceskem zu verlassen und den westlichen Weg um den See Plešné jezero zu nehmen, zum einen weil der als Naturlehrpfad ausgeschrieben ist, zum anderen geht ir der gelbe Weg zu steil bergab. Ich hab’s in den Knien. Ziel fúr heute ist eigentlich der Biwak-Platz hinter dem Plešné jezero, das soll sich aber dann doch spontan ändern...

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Beim Abstieg fängt es dann an zu regnen. Unten angekommen, sind es noch 2 km bis zum Biwakplatz, aber es regnet in Strömen. Da muss man durch, denk ich, und marschiere weiter. Irgendwas rinnt mir innen die Arme lang. Und sowieso...

Glückwunsch. Die Jacke, die ich als „Regenjacke“ deklariert eingepackt habe, stellt sich als nicht wasserdicht heraus. Hm, ich hab die doch erst seit 12 Jahren (und noch nie die Imprägnierung erneuert...). K L U K. Am Biwakplatz zücke ich erst mal das Handy und studiere den Wetterbericht für den nächsten Tag – 9 Stunden Regen, fröhliche 15mm. Es ist 15 Uhr, in drei Stunden darf ich mein Zelt aufbauen.

Der peinlichste Teil meines Berichts kommt jetzt: Ich beschließe dass das erst mal eine wertvolle Erfahrung war, rufe die Basisstation an und lasse mich in Nová Pec abholen. (ich hätte dort auch in den Zug steigen und nach Nove Udoli fahren können. Aber wenn schon aufgeben, dann richtig. ).

Am nächsten Tag dann ein schneller Besuch bei Decathlon mit dem Erstehen einer neuen Regenjacke, kurzer Zwischenstopp im Büro, und nächsten Morgen gehts dann weiter mit dem offiziellen...

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Tag 2 – Nové Údolí bis Stražný

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Fahrt nach Nové Údolí (ja, schon wieder) – diesmal mit dem Zug (und Schienenersatzverkehr). Der fährt einen beschaulich von Budweis über Krumau an den Lipno-Stausee, und von dort über Nova Pec (ja, das kennen wir jetzt auch schon) nach Nové Údolí. Gegen 1 komme ich dort an, und marschiere los Richtung Westen, für die nächsten zwei Tage immer auf rot.

 

Durch die typischen böhmischen Wälder, hier regnet es so viel dass das Moos schon die Wege erobert. Alles ist voller Pilze. Die Wege sind durch den vielen Regen und die Forstarbeiten aber reine Schlammlöcher, entweder durchwaten oder sich durch den Wald schlagen.

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Der Biwakplatz sieht auch aus wie eben erst plattgemacht. In den Ort Stražný möchte ich nicht gehen, das ist ein Grenzort der nur aus Casinos und Bordellen besteht. Der einzige Ort, der mir auf der Reise ein bisschen zu „fishy“ ist. Eigentlich gibt es dort einen sehr guten Imbiss (einer Forellenzucht); leider ist Dienstag und da hat die zu. Also lungere ich in der Nähe des Biwakplatzes rum bis es 18 Uhr ist – die Sonne scheint, ich kann mein Buch lesen und die Füße lüften.

Ein Wanderer kommt, pausiert und zieht weiter. Heute Nacht bin ich alleine.

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Bis auf die Hirsche scheinbar, es hört sich an als würden sie jetzt direkt neben meinem Zelt röhren. Und Forstmaschinen fahren vorbei. Ich schlafe nur leicht, weil ich mich immer noch ein wenig unwohl in der Gegend fühle und immer wieder aufschrecke – und weil es echt saukalt ist.

Am nächsten Morgen koche ich mir einen Kaffee. Bei dem Matsch brennt hier kein Wald. Bis ich realisiere, warum mein Kocher so seltsame Abdrücke auf dem Tisch macht – Reif überall – ist es zu spät, die Hose ist nass. Das Zelt bekomme ich eh nicht trocken, also packe ich ein und laufe weiter. 

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Tag 3 – Strážný bis Bučina

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Heute ist der „kurze Tag“. Auf die kalte Nacht folgt ein strahlend schöner Morgen. Der Weg führt auf freie Felder, Hochmoore – mein liebstes! Diese Bohlenwege…

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Kurz vor meinem Ziel durchquere ich die verschwunde Siedlung Knížecí pláně (Fürstenhut) – die gesamte Strecke entlang der Grenze ist voll mit verschwundenen Siedlungen, die vornehmlich von der Holzwirtschaft oder dem Steinbruch gelebt hatten. An vielen dieser Orte wird mittels Tafeln in Buchform vom Projekt „Historické album Šumavy“ in Texten und Bildern die Geschichte der Dörfer und ihrer vertriebenen deutschsprachigen Bewohner erzählt.

In Knížecí pláně gibt es jedoch seit kurzem eine Gaststätte (auch Pension), die deftige böhmische Küche und (Geheimtipp: ) das meiner Meinung nach beste tschechische Bier aus der Mikrobrauerei „Březí koza“ (=schwangere Ziege, ein tpyisch tschechisches Wortspiel – der Ort der Brauerei heißt auch Březí. Außerdem bedeutet koza neben „Ziege“ auch „Brüste“, aber das führt im Rahmen dieses Berichts wohl zu weit. ) serviert. Da muss man doch pausieren.

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Gegen drei bin ich schon in Bučina, gut dass ich das Hotel gebucht habe. Das kleine Info-Zentrum hat sich auch schnell ausstudiert, also checke ich ein.

Die Dame an der Rezeption schaut ein bisschen schief als ich sage, dass sie sofort die Sauna anschalten soll – aber so what.

Vor dem Vergnügen kommt noch kurz die Arbeit – ich wasche meinen Satz Kleidung im Waschbecken und hänge ihn auf den Balkon. Die nächsten Stunde gedenke ich – wenn überhaupt bekleidet – im Bademantel zu verbringen.

Ich relaxe den Frühabend also schwitzend und dampfend als einziger Gast im Wellnessbereich so dass ich trotz spätem Mittagessen wieder ein ordentliches Hüngerchen bekomme.

Beim Blick aus dem Balkonfenster auf die Terrasse unten kommt aber doch etwas Wehmut auf: Ich sehe ich ein Mädchen mit großem Rucksack dort sitzen, mit ihrem Husky, und teilt mit ihm die Reste auf ihrem Teller. Sie steht auf, zieht weiter – in Richtung Biwakplatz, ganz sicher. Am Himmel zeichnet sich ein wunderschöner Sonnenuntergang ab. Jetzt würde ich auch gerne draußen schlafen.

Aber gut, einmal Hotel – da muss ich wohl durch.

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Tag 4 – Bučina – Modrava

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Am nächsten Morgen frühstücke ich (entgegen meiner Gewohnheit) was reinpasst, fülle alle Flaschen auf – heute komme ich an keiner Quelle vorbei - und mache mich auf den Weg. Der Sonnenaufgang übertrifft den Sonnenuntergang vom Vorabend noch.

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Mein erster Weg führt mich zur Quelle der Moldau, der Mutter aller Flüsse – hier in Tschechien ist das fast schon ein Pilgerort.

Die Quelle ist überraschend unauffällig. Ein toter Fisch und ein angebissener Apfel dümpeln in dem Loch herum. Daneben pinkelt gerade ein Radfahrer. Ich verzichte – entgegen meines Vorsatzes – einen Schluck aus der Quelle der Moldau zu nehmen und laufe weiter.

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Jetzt wird es gigantisch. Ich mache einen Umweg in die Einöde Březník. Für mich wunderschön, die Weite, die sanften Hügel, der Himmel. Nur ein bisschen viele Radfahrer unterwegs.

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Das Bistro dort hat leider wider Erwarten geschlossen, also gibt es eine Fruchtschnitte zu Mittag. Immerhin scheint das Wasser aus der Quelle frisch zu sein. Ich filtere trotzdem zur Sicherheit, dadurch kann ich noch ein bisschen länger in der Sonne sitzen.

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Gegen drei komme ich schon wieder an meinem Ziel an – Modrava, das Touristenzentrum (neben den Skiorten). Verdammt, ich hab das in der Planung echt falsch eingeschätzt. Schon wieder so viel Zeit zu verplempern…

Aber in Modrava ist das einfach. Zunächst suche ich den Lebensmittelladen auf (den einzigen auf meiner Route). Der hat zu, die Besitzerin lässt mich aber aus Mitleid trotzdem rein. Brot ist allerdings von vorgestern, auf dem Obst tummeln sich die Fruchtfliegen – also greife ich mir zwei Müsliriegel und verschwinde schnell wieder.

Seit Mittag verfolgt mich das Bild einer Sahnetorte, also steuer ich das nächste Cafe an und inhaliere eine sagenhaft gute Himbeertorte und drei Espresso.

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Danach schlendere ich zum Biwakplatz, schon einer da – der wartet aber auch auf den Abend… Der Platz liegt wunderschön direkt am Fluss.

Also zurück nach Modrava, am Hügel gibt es noch ein wenig Sonne – ich lege mich auf meine frisch erstandene Regenjacke und lese ZWEI STUNDEN mein Buch. Herrlich. Sonnenbrand inklusive.

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Danach steuere ich die Brauereigaststätte Lyer an und ordere einen Grillkäse auf Salat und ein kleines Bier. Immerhin muss ich ja noch mein Zelt aufbauen.

Fünf Minuten später steht ein Birnenschnaps vor meiner Nase, die beiden Mädels am Nachbartisch haben sichtbar gute Laune seit längerem, und „wir Frauen müssen ja zusammenhalten“. Hätte ich doch mein Zelt schon vorher aufgebaut.

Die Nacht verbringe ich trotzdem wohlbehütet im irgendwie akzeptabel aufgebauten Zelt. Am nächsten Morgen will ich die Zeltplane beiseite rollen – und falte sie. Steinhart gefroren.

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Tag 5 – Modrava bis Prášily

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Heute ist die längste Etappe, also das Zelt kurz ausschütteln, einpacken und weiter.

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Was für ein Tag! Die Gegend um Modrava ist zu Recht eine der meistfrequentierten. Jetzt habe ich die carexbewachsene Hochebene um den Rolandský potok für mich alleine.

 

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Den Sonnenaufgang im Rücken mache ich einen kurzen Abstecher zum Tříjezerní slať - dem Dreiseen-Moor. Der Morgennebel hängt tief über dem Moorseen, Spinnennetze voller Tau glitzern in der tiefstehenden Sonne, und alles ist still.

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Bei Kilometer 8 lasse ich mich zu einer gediegenen Frühstückspause nieder. Die Asphaltstraße ist von der Sonne aufgewärmt so dass ich darauf sitzen kann, im kleinen Bach kann ich Wasser schöpfen und Kaffee kochen, und die Schranke dient als hervorragendes Zelt-Trockengestell. Damit kommt man ins Gespräch mit dem älteren Pärchen, das vorbeiwandert.

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Danach geht aues auf den Poledník – der Aussichtsturm mit dem gewöhnungsbedürftigen Erscheinungsbild (und militärischer Vergangenheit) ist zwar im Herbst nur am Wochenende für Besucher geöffnet, aber wenigstens gibt es im Kiosk Wurst, Kuchen und kalte Getränke. Verleibe ich mir in der Reihenfolge ein. Hier gibt es auch eien Biwakplatz, aber ich bin erst seit 12 Kilometern unterwegs.

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Der Sturm Kyril hat das Werk der Borkenkäfer vollendet und es präsentiert sich eine fast surreal erscheindende Ödnis.

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Da das Wetter so schön ist hier oben faulenze ich noch ein wenig auf dem Gipfel, lese, stretche und hole mir einen sagenhaften Sonnenbrand.

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Der Abstieg ist tough für mich, immer nur bergab auf Asphalt und Schotter, erst streiken die Knie, dann die Wade und am Schluss die Hüfte. Ich bin erleichtert als ich den befestigten Weg endlich verlasse und über einen steinigen Pfad zum Prasilske jezero aufsteigen kann. Der Himmel ist klar, der Bergsee liegt still und strahlend umgeben von sich färbenden Bäumen.

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Danach folgt nur noch der Abstieg nach Prášily – zunächst über steinige Waldpfade, am Schluss leider wieder Asphalt. Ich schleppe mich auf den Campingplatz in Prášily – diesmal ein echter Lagerplatz (tsch. taboriště), mit Dusche! Einfach, aber sogar eine Steckdose ist vorhanden. Im Ort gibt es Gaststätten, eine Konditorei und sogar ein kleines Lebensmittelgeschäft, das ich am nächsten Morgen aufsuchen will.

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Tag 6 – Prášily bis Železná Ruda

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Heute ist Schluss mit dem schönen Wetter – es ist trüb, neblig und hin und wieder nieselt es leicht. Nichts, was einem die Laune verdirbt – und immerhin bin ich jetzt im Besitz einer Regenjacke.

Die Landschaft ändert sich merklich, es gibt vermehrt Buchenwälder, Weideland. Ich passiere die ehemalige Siedlung Hůrka – die Ruinen der ehemaligen Schule sind noch sichtbar, gegeüber steht eine kleine Kirche, die bis heute in Betrieb ist.

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Genau hier ist auch ein Biwakplatz, den ich anstelle des Campings hätte ansteuern können.

Das nächste Ziel ist der Moorsee Laka – die neblige Stimmung steht ihm gut, hier wohnt bestimmt der Erlkönig.

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Es soll das letzte erhaltenswerte Foto auf dieser Wanderung werden. Der Bohlenpfad um den See und das kleine Stück Waldweg sind noch schön, danach geht es zehn Kilometer auf Asphalt langsam bergab Richtung Zelezna Ruda. Ich zähle die Kilometer, am Schluss die Meter. Angeblich gibt es hier Auerhähne, am Anfang kann ich mich noch ein wenig ablenken mit Ausschau halten, dann sind die Beine so müde dass ich aufpassen muss nicht zu stolpern. Das letzte Stück kann man sich meiner Meinung nach sparen. Železná Ruda inkl. Umland ist keine Augenweide, mein Bus fährt erst in zweieinhalb Stunden, ich bin müde, mir ist kalt, und – das Schlimmste – im ganzen Ort gibt es nur Edge! :shock:

Ich entdecke ein Cafe – Free WiFi, heißer Ingwertee, fettiges Croque Monsieur und gepolsterte Sessel. Der Tag ist gerettet.

Endlich kommt mein Bus Richtung Sušice. Ich zahle umgerechnet 1€ und setze mich vor die Heizung. Nach zwanzig Minuten Fahrt durch überraschend vertraute Gebiete halten wir – genau vor dem Campingplatz, an dem ich heute morgen gestartet bin! Mein Tipp: den letzten Abschnitt skippen (auch wenn der See Laka hübsch ist). Mein Rückweg führt mich über Sušice mit der Regionalbahn nach Budweis.

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Im Nachhinein erweckt diese Zusammenstellung den Eindruck, dass ich mich diese sechs Tage hauptsächlich mit Essen beschäftigt habe :D aber ich kann die Route landschaftlich wirklich nur empfehlen. Best of Böhmerwald – mit gut machbaren Etappen, teilweise wirklich tollen Wald- Matsch- Felswegen, schönen tschechischen Gasthäusern auf dem Weg, ÖPNV Möglichkeit.

Würde ich nochmal laufen, würde ich die Etappen Nové Údolí – Strážný – Bučina zusammenfassen; das sind zwar 30km, aber dafür freut man sich am Abend in Bučina um so mehr auf Svíčkova – das südböhmische Nationalgericht aus geschmorter Rinderlende in leicht saurer Rahmsoße, garniert mit Preiselbeeren und – obligatorisch – der Spalte Zitrone.

Starten kann man alternativ am Hochficht (erreichbar aus Österreich) oder am Biwakplatz Plešné jezero, den man am Vorabend von Nová Pec oder auch von der österreichischen Seite ansteuern kann.

Wer möchte, kann meine Route hier haben: https://de.mapy.cz/s/lugukatade

 

 

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Danke für den interessanten Bericht.
Es war mir bisher leider nicht möglich eine Strecke zu finden, bei der ich mit den Öffis zum Auto zurück fahre. Von daher bin ich über mehrtägige Rundtouren in dem Gebiet nicht hinaus gekommen.

Die Biwakplätze in Tschechien sind in jedem Fall eine Bereicherung. Auch wenn es dort manchmal voller wird, als auf der Münchner Einkaufsstraße.

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Am 19.10.2022 um 23:26 schrieb Carsten K.:

Ich kann nur sagen, richtig Sommer wird in der Gegend scheinbar eher nicht. Am 05. August bereits 5 Grad nachts. Nächstes Jahr soll es weiter gehen. Ich freue mich drauf. 

 

Willkommen im Karpatenbogen! Da kommt kein Mittelmeerfön an, sondern feuchte Nordseeluft aus NW. Die dann abregnet. Das Klima ist rauher, Ausnahmen sind die Tiefebenen, die quasi „hinter“ den Bergen liegen.

vor 18 Stunden schrieb TopperHarley:

Bisher habe ich nichts gutes über die Wegführung tschechischer Wanderwege gehört.

Da haben wir wieder das TULF Hörensagen.

Ich wandere seit 30+ Jahren in Tschechien. Es gibt keine pauschale Aussagen darüber.

Tatsächlich enden und beginnen viele Wanderwege an Haltestellen des ÖV und nicht am Wanderparkplatz mitten in den Bergen. Da hat man zwangsläufig im Zulauf befestigte Straßen.

Genauso gibt es Wanderwege, die einen extrem hohen Trailanteil haben.

Insgesamt ist CZ für mich das Wanderparadies schlechthin.

 

Fun Fact: Ich vergleiche inzwischen andere Länder hinsichtlich des Wanderwegemanagements mit TSCHECHIEN und nicht mit Deutschland.

Genauso könnte ich fragen, wie sind in D die Wanderwege so? Sehr bergig? 

@Kemma

Super genialer Reisebericht und grandioser Einstieg hier! Ja, das ist das Tschechien, was ich auch kenne, mit allem Licht und Schatten.

Das Kulinarische gehört dazu! 

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vor 23 Stunden schrieb Gibbon:

Danke für den tollen Bericht! Wenn ich das auf den Bildern richtig gesehen habe, warst du mit einem cloud up Zelt von naturehike unterwegs, oder? Wie zufrieden warst du denn mit deinem Zelt?

Nein, das war ein älteres Big Agnes Fly Creek das ich mir geliehen habe. Daher hilft es dir vermutlich nicht wenn ich sage dass ich zwar solo den Einstieg vorne sehr mag, da ich so gut die Luftmatratze aufpumpen und später auch alles wieder im Zelt zusammen packen kann, aber es jedes Mal auf mein Kopfkissen tropft wenn ich die Plane auf- und wieder zumache. Zu schwer war’s mir auch, vor allem in nassem Zustand. 

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vor 21 Stunden schrieb pinguu:


Es war mir bisher leider nicht möglich eine Strecke zu finden, bei der ich mit den Öffis zum Auto zurück fahre. Von daher bin ich über mehrtägige Rundtouren in dem Gebiet nicht hinaus gekommen.

Du kannst sogar von Vyšší Brod bis Nýrsko laufen und mit Öffis zurück. Dann nimmst du die südliche Lipno- Gegend mit und den Hochficht; und im nördlichen Teil den schwarzen See. Oder noch länger, wenn du in Budweis oder Krumau startest und an der Moldau entlang zum Lipno gehst. 
 

Hier in Südböhmen kenne ich mich halt recht gut aus, aber ich bin sicher dass das im Norden auch geht. Öffi-Verbindungen suche ich in Tschechien über Jízdní řády, da gibt’s sogar ein Plugin für Mapy.cz.

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vor 21 Stunden schrieb icefreak:

Ich wandere seit 30+ Jahren in Tschechien. Es gibt keine pauschale Aussagen darüber.

Tatsächlich enden und beginnen viele Wanderwege an Haltestellen des ÖV und nicht am Wanderparkplatz mitten in den Bergen. Da hat man zwangsläufig im Zulauf befestigte Straßen.

Genauso gibt es Wanderwege, die einen extrem hohen Trailanteil haben.

Mir fiel es jetzt auch schwer da eine Quantifizierung zu finden oder mit anderen Ländern zu vergleichen, daher konnte ich @TopperHarleyauch nicht direkt antworten  
Im Wald gibt es viele Forstwege, was aber für mich auch keine sonderliche Überraschung ist, und auf den Berggipfeln eher weniger Asphalt, auch nicht die Erleuchtung schlechthin. 
Was ich aber vielleicht – rein subjektiv – berichten kann, ist dass ich hier oft  Pfade gelaufen bin, die zwar gut ausgeschildert waren, aber trotzdem wunderschön wild, unwegsam und ursprünglich waren – das kannte ich so aus Deutschland nicht, aber da wiederum fehlt mir auch die Erfahrung. Bei allem was ich aus DE als offizielle Wege kenne kann man entweder einen Kinderwagen durchschieben :grin: oder es wird mit vielen Schildern darauf hingewiesen dass doch bitte festes Schuhwerk zu tragen ist. Man merkt, hier bin ich etwas biased. 

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Am 21.10.2022 um 15:26 schrieb icefreak:

Da haben wir wieder das TULF Hörensagen.

Ich wandere seit 30+ Jahren in Tschechien. Es gibt keine pauschale Aussagen darüber.

Tatsächlich enden und beginnen viele Wanderwege an Haltestellen des ÖV und nicht am Wanderparkplatz mitten in den Bergen. Da hat man zwangsläufig im Zulauf befestigte Straßen.

Genauso gibt es Wanderwege, die einen extrem hohen Trailanteil haben.

Insgesamt ist CZ für mich das Wanderparadies schlechthin.

Danke für deine Erweiterung des "Hörensagens" durch deinen Beitrag. ;-) Wenn man selbst nicht vor Ort war, ist man ja quasi immer auf Hörensagen angewiesen. Und das kommt am besten von Menschen, die sich vor Ort besser auskennen als man selbst.

 

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