Schuhe Kaufberatung

[Louise]

Hallo zusammen,

ich bin neu im Forum und hier eher zufällig gelandet. Mir geht es eigentlich nicht um UL Trekking in dem Sinne, eine bestimmte Gewichtsmarke zu unterschreiten, sondern ich möchte einfach kein unnötiges Gewicht herumtragen. So bin ich bei euch gelandet.

Jetzt suche ich Schuhe und habe dabei so circa 3000 Fragen im Kopf. Würde mich über ein paar Tipps freuen! Zu den Eckdaten:

Einsatzgebiet: Ich habe jetzt 2 Wochen Wanderurlaub in den Alpen vor mir. Es werden entspannte Tagestouren mit wenig Gepäck auf dem Rücken sein. Keine Gletscher o. ä., sondern befestigte Wanderwege. Ein Paar schwere Wanderstiefel mit Schaft habe ich schon, zusätzlich möchte ich eine leichte Alternative mitnehmen. Wenn ich sie dann hinterher bei kleinen Wanderungen vor der Haustür (Flachland bis Mittelgebirge) auch noch gebrauchen könnte, um so besser. Es gibt also keine großen Herausforderungen, aber ich hätte gern etwas Profil.

Ich: 55 kg, einigermaßen fit, aber nicht speziell trainiert. Im Beruf/Alltag gehe ich recht viel (10-15 km am Tag, oft auch mehr). Bei Wanderungen hier vor der Tür trage ich einfach Turnschuhe. Mein Budget ist eher klein, aber bevor ich zweimal billig kaufe, nehm ich gern auch etwas mehr Geld in die Hand.

Ich finde Minimalschuhe ganz sympathisch, habe aber noch keine praktische Erfahrung damit. Ist es sinnlos, sie gleich unter diesen Bedingungen auszuprobieren? Ich hätte jetzt noch 3 Wochen Zeit, sie auszuprobieren.

Hier lese ich oft von Trailrunnern. Tragt ihr die auch zum normalen Wandern, oder eher zum tatsächlichen trail running?

Stichwort Damen-/Herrenschuhe: Was sind da die Unterschiede (außer der Farbe  ), sind Herrenschuhe generell breiter, gibt es noch andere Unterschiede, die man beachten sollte? 

Ein paar konkrete Modelle, die ich jetzt im Blick hatte: 

Quechua NH 100 - die sprechen mich hauptsächlich wegen des Preises an, haben ja aber auch ganz gute Bewertungen.

Salomon XA Enduro Running - habe ich hier in der Schnäppchen-Ecke entdeckt.  

LAUFSCHUHE TRAIL ASICS GEL KANAKU 3 - genau wie die Salomon gerade günstig zu haben.

Merrell Trail Glove  oder ähnliches - Minimalschuhe mit Profil? 

Mir ist bewusst, dass das sehr unterschiedliche Schuhe sind, auch preislich (die Merrell sind auch eigentlich preislich nicht drin). Das liegt daran, dass ich mir noch ziemlich unklar bin, welche Schuhe meinen Anforderungen entsprechen. Vielleicht könnt ihr mir Einschätzungen zu diesen Modellen geben oder auch Tipps zu anderen Schuhen?

Viele Grüße

Louise

[JanF]

Du möchtest kein unnötiges Gewicht rumtragen, ein zweites Paar Schuhe aber schon? Paradox ...

 

Edit: Ich nutze die hier und habe den Vorgänger auch schon in den Alpen getragen. Lass doch den Stiefel dann einfach zu Hause.

Bearbeitet 30. Juni 2018 von Dr. Seltsam

[micha90]

Hallo erst mal!

Deine Bestrebungen gehen ja prinzipiell in die richtige Richtung, auch wenn Schuhe immer ein sehr heikles Thema sind, da das komplett von eigenen Präferenzen abhängt. Ein paar Dinge kann man dazu aber schon sagen:

vor 12 Minuten schrieb Louise:

Ein Paar schwere Wanderstiefel mit Schaft habe ich schon, zusätzlich möchte ich eine leichte Alternative mitnehmen.

Wie @Dr. Seltsam schon sagt macht das am wenigsten Sinn, wenn du dein Gewicht reduzieren möchtest. Die normalen "touristischen" Wege in den Alpen sind super ausgetreten und erfordern idR absolut keine Stiefel.

vor 12 Minuten schrieb Louise:

Bei Wanderungen hier vor der Tür trage ich einfach Turnschuhe.

So machen wir das auch. Die Alpen sind ja genau genommen auch vor der Tür, oder jedes andere Gebirge, dass nicht im Wohnzimmer steht

vor 13 Minuten schrieb Louise:

Hier lese ich oft von Trailrunnern. Tragt ihr die auch zum normalen Wandern, oder eher zum tatsächlichen trail running?

Trail runner sind letzten Endes nichts als Turnschuhe mit Profilsohle und daher genau das, was du auch zu suchen scheinst. Die meisten hier nutzen Trail runner in irgendeiner Form. Das hat viele Vorteile (die hier schon duzende Male diskutiert wurden) und ist schlicht weg bequemer.

 

vor 13 Minuten schrieb Louise:

Ich finde Minimalschuhe ganz sympathisch, habe aber noch keine praktische Erfahrung damit. Ist es sinnlos, sie gleich unter diesen Bedingungen auszuprobieren?

Knapp: Ja das ist eine schlechte Idee. Wenn du noch nie mit Minimalschuhen unterwegs warst, besorge dir welche und fang gaaaaaanz langsam an dich dran zu gewöhnen. Erstmal so im Alltag tragen, dann kurze Touren (ein Tag, vielleicht mal zwei..). Ohne es gewohnt zu sein direkt zwei Wochen durch die Alpen zu gehen wird vermutlich in ziemlich heftigen Schmerzen in den Füßen enden (Muskelkater und überlastete Bänder und Sehnen - macht kein Spaß!).

 

Welcher von den Schuhen dir passt kannst du nur selbst wissen, da musst du leider anprobieren!

schöne Grüße
Micha

[Louise]

Hallo und danke für eure Antworten!

Also Trailrunner ja, Minimal eher nein. Anprobieren werde ich die Schuhe natürlich sowieso alle, aber ich möchte mich gern vorab ein wenig schlau machen, worauf ich achten sollte bzw. ob z. B. 10-Euro-Schuhe von Decathlon etwas taugen.

Bei den Minimalschuhen gibt es ja große Bandbreiten, wenn ich bspw. die Merrell Trail Gloves mit klassischen Leguanos vergleiche. Gilt deine Einschätzung trotzdem für alles, was als Minimal- oder Barfußschuh gelabelt ist @micha90?

Alternativ hatte ich bei Decathlon auch noch diese gesehen: Merrell MQM Boa, die scheinen ja leicht zu sein, aber keine Minimalschuhe.

Zum zweiten Paar Schuhe: Richtig, ich möchte kein unnötiges Gewicht rumtragen. Da ich aber wie gesagt nur Tagestouren mache, leiste ich mir den Luxus eines zweiten Paars Schuhe in der Unterkunft.  Bisher war ich im Gebirge nur mit Wanderstiefeln unterwegs. Da ist es mir ganz lieb, bei meinem ersten leichtbeschuhten Versuch eine bewährte Alternative dabei zu haben, falls ich mit den neuen Schuhe doch nicht klarkomme oder spontan auf die Idee komme, eine anspruchsvollere Tour zu machen. 

Viele Grüße

Louise

[Nevermind]

Zum Thema Trailrunner: Die meisten sind sehr ähnlich zu Laufschuhen mit mehr Grip und oft Steinschutz. Wenn sie eine "Rockplate" haben sind sie natürlich etwas schwerer das Laufschuhpendant. So lange das Gelände nicht so heftig wird, wobei die Leute ja auch CDT etc. mit Trailrunnern laufen, sind Trailrunner gut geeignet. Außerdem darf man nicht vergessen, dass sie weniger Schutz gegen umknicken bieten.

Bei deiner Suche solltest du auf Sachen wie... achten.

- Fußform

- Untergrund

- Wasserabweisend ja/nein

- Preis

- Distanz 

Ob man Schutz gegen Feuchtigkeit möchte ist sicher eine Philosophie frage, ich hab lieber nasse Füße die schneller Trocknen, aber jeder wie es mag. Außerdem musst du gucken, ob du die Schuhe für dich sicher genug tragen und schnüren kannst. Manche mögen es gerne fest umschlossen wie im Stiefel, andere eher locker. 

Persönlich mag ich die Nike Wildhorse 4 (gibs auch als Damen Version) ,wobei sie für mich nach langer Suche am besten Stimmen.

Gibt genug Alternativen.

[micha90]

vor 7 Stunden schrieb Louise:

Gilt deine Einschätzung trotzdem für alles, was als Minimal- oder Barfußschuh gelabelt ist

Vorweg: der Begriff "Barfuß-Schuhe" hat sich zwar leider inzwischen im Sprachgebrauch eingebürgert, aber streng genommen macht es keinen Sinn; entweder bist du barfuß , oder trägst Schuhe.
Ansonsten: prinzipiell ja. Wenn du lange Zeit "normale" Schuhe bzw gar feste Stiefel getragen hast, kannst du davon ausgehen, dass Muskulatur, Sehnen und Bänder es nicht gewohnt sind stark belastet zu werden und entsprechend schwach sind. Klar sind Leguanos noch ein gutes Stück weicher als Trail Gloves, aber beides hat deutlich weiger Steifheit als traditionelle Stiefel und erfordert entsprechende Mitarbeit der Fusmuskulatur. Dich langfristig mit Minimalschuhen auseinanderzusetzen, viel Barfuß zu gehen und die Fußmuskulatur aufzubauen kann ich sehr empfehlen, aber das braucht viel Zeit (mindestens mehrere Monate) und lässt sich nicht in ein paar Wochen aufbauen.

 

vor 7 Stunden schrieb Louise:

eines zweiten Paars Schuhe in der Unterkunft

Dann nimm die Trailrunner an den Füßen mit uns pack dir zB leichte Flipflops oder Hüttenschuhe ein. Mit Turnschuhen läuft man auch in der Unterkunft nicht herum!

vor 7 Stunden schrieb Louise:

spontan auf die Idee komme, eine anspruchsvollere Tour zu machen

vor 6 Stunden schrieb Nevermind:

So lange das Gelände nicht so heftig wird

Prinzipiell ist man mit leichtem Schuhwerk (und natürlich entsprechend leichtem Gepäck) deutlich flexibler, so dass auch "anspruchsvollere" Touren leichter möglich sind. In angenehmen Schuhen hüpft man deutlich leichtfüßiger mal noch einen zusätzlichen Gipfel hoch oder entscheidet sich für die Grat-Variante statt der Tal-Variante, als wenn die Beine vom Stiefel-Stampfen schon müde sind und die Füße vor lauter Blasen weh tun

 

vor 6 Stunden schrieb Nevermind:

Außerdem darf man nicht vergessen, dass sie weniger Schutz gegen umknicken bieten. 

Jein, mit starker Tendenz zu Nein: Wer sein Leben lang nur Stiefel mit hohem Schaft getragen hat, hat vermutlich derart verkümmerte Sehnen um das Knöchelgelenk, dass ein spontaner Umstieg auf Halbschuhe tatsächlich zur Verletzung führen könnte. Wer keine besonders Schwachen Sehnen hat und im Alltag nicht ständig umknickt sollte auch beim Wandern (mit leichtem Gepäck) auf normalen Wegen keine Probleme damit haben.
Deshalb kann ich nur oft genug betonen langsam auf leichteres Schuhwerk umzusteigen!
Langfristig bauen sich Muskulatur und Sehnen auf und werden stärker, so dass umknicken bzw daraus resultierende Verletzungen kaum noch vorkommen.
Nicht vergessen, dass ein Umknicken nicht mit einer Verletzung (Zerrung, Verstauchen) gleichzusetzen ist. Knöchel sind gut in der Lage laterale Kräfte aufzunehmen und durch Muskeln und Sehnen abzufangen. Fixiert man allerdings den Knöchel weitgehend, werden solche seitlichen Kräfte auf die Knie übertragen, welche damit wesentlich schlechter umgehen können. (Einfach mal probieren: der Fuß lässt sich in alle Richtungen rotieren, das Kniegelenk sollte außer bei Vorwärts-/ Rückwärtsbewegungen starr bleiben)

 

vor 6 Stunden schrieb Nevermind:

Ob man Schutz gegen Feuchtigkeit möchte ist sicher eine Philosophie frage, ich hab lieber nasse Füße die schneller Trocknen, aber jeder wie es mag.

Das würde ich auf das Klima beziehen in dem man unterwegs ist.

Membranen benötigen ein Druckgefälle um Feuchtigkeit hindurch zu lassen, sprich es muss innen deutlich Wärmer sein als Außen. Als Daumenregel kann man davon ausgehen, dass eine Membran ab ca 10-15°C Außentemperatur quasi keinerlei Feuchtigkeit mehr nach Außen transportieren kann und man somit in seinem eigenen Saft steht.

In Mitteleuropa ist es zu den Sommermonaten warm und trocken, so dass die meiste Zeit eine Belüftung der Schuhe wünschenswert ist. Regnet es doch einmal, so werden die Füße nur kurz nass und trocknen (ohne Membran im Schuh) innerhalb kürzester Zeit wieder. Mit Membran bleiben die Füße idR langfristiger feucht (durch eigenen Schweiß) und sie werden spürbar heißer.
Geht man im Herbst nach Skandinavien, wo es kalt und nass ist, kann eine Membran deutlich mehr Sinn machen, da die Füße darin deutlich wärmer bleiben und evtl auch trockener. Wird der Schuh mal nass bleibt das Wasser zwar drin stehen, aber es wird wenigstens warm.

 

beste Grüße
Micha

[effwee]

hey, 

wenn du beruflich/alltäglich viel läufst (du läufst ja durchaus einen Marathon in einer Woche) sollte eigentlich das mit dem umknicken nicht das Problem sein - weil im Grundsatz genügend stützmuskulatur vorhanden ist (es sei denn du machst deinen wochenmarathon in knöchelstabilisierenden hohen schuhen). deshalb würde ich sagen dass du schon gute Grundvoraussetzungen für den umstieg auf Trailrunner o.ä. mitbringst. (zumindest ist das meine Erfahrung als jmd. der 6 jahre seine beruflichen Kilometer in der gastro geschrubbt hat)

Das erste mal mit "flachen" schuhen im Gebirge hat bei mir eh erstma die ersten tage gemacht, dass ich beim laufen besonders aufgepasst habe - weil ich mich von der Ideologie des bergstiefels in den bergen ersteinmal im kopf frei machen musste - dann hab ich die unglaubliche fussfreiheit genossen

viel spass beim suchen

ps. Ich hab The North Face Endurance Ultra (ohne GTX) und die new balance minimus 10 v 4 (für Weekender, Tagestouren)