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Ultraleicht Trekking

[IT] GTA 2018 vom Valle Maira bis Valle Gesso


sja

Empfohlene Beiträge

Ich komme gerade aus Italien zurück und möchte euch nach und nach ein bisschen was von meiner Tour auf der GTA berichten.
Für alle, die die GTA nicht kennen: Die GTA (Grande Traversata delle Alpi) ist quasi eine Art Pendant zum GR 5 in Frankreich und erstreckt sich über den gesamten Westalpenbogen grob von der Grenze Schweiz/Italien bis nach Ventimiglia am Meer. Die Etappen enden meist in Taldörfern (manchmal auch in der Höhe in Refugios), wo die Einnahmen der Unterkünfte, Restaurants, Tante-Emma-Läden oder Käsereien direkt den Einheimischen zugute kommt und die Alpentäler, die stark von Abwanderung betroffen sind, unterstützt werden soll.
 
Vor 4 Jahren habe ich mit dem Wandern angefangen (eine Mehrtagestour im Valle Maira). Mittlerweile sind schon mehr als eine Hand voll Touren zusammen gekommen, aber nur bei dem GTA-Teilstück vor 2 Jahren ging es in den Alpen über Pässe um die 2500/2600m. Insofern würde ich mich noch als "Anfängerin" bezeichnen ;-). Ich habe in Rifugios und Posto Tappas geschlafen, war also ohne Zelt unterwegs.
 
Bei der GTA-Tour vor 2 Jahren ging es von Usseaux (grob Nähe Susa) am Monte Viso vorbei bis Castello (Valle Varaita) - 7 Etappen.
 
Etappen für dieses Jahr (Vom Valle Maira bis ins Valle Gesso):
  • Ponte Maira - Chialvetta (von Campo Base 810/970 Hm)
  • Chialvetta - Pontebernardo (1160/1340 Hm)
  • Pontebernardo - Sambuco (350/480 Hm)
  • Sambuco - Rifugio Miglioriero (1730/810 Hm)
  • Rifugio Miglioriero - Strepeis (400/1220 Hm)
  • Strepeis - Sant Anna di Vinadio (1180/430 Hm)
  • Sant Anna - Rifugio Malinvern (810/1000 Hm)
  • Rifugio Malinvern - Terme di Valdieri (780/1250 Hm)
  • Terme - Rifugio Genova Figari (1290/640 Hm)
  • Rifugio Genova - Entracque (490/1500 Hm)
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Sonntg, 15.07.2018
Anreise nach Mailand

Um 5:00 klingelt der Wecker, beste Tiefschlaf-Phase, aber was solls, schönen Tage stehen bevor. Zum Frühstück schaue ich mir noch ein YouTube Video von Sacki an, der super erklärt, wie ich mich bei Gewittern in den Bergen verhalten soll und beschließe: Es gibt kein Gewitter. Ich habe nämlich ziemlich Schiss vor Gewittern in den Bergen - na ja ähnlich geht es mir mit "wilden" Hunden.

Dann auf zum Flughafen. Die Dame am Check-in schaut mich fragend an: Was, das wollen sie als Gepäck aufgeben? Ich hatte vorher schon auf die Waage gelinst und mich gefreut, dass ich tatsächlich leichter geworden bin. 4,1 kg zeigt sie an. Vielleicht geht noch mehr, aber ich bin ganz zufrieden.
"Ja", antworte ich, "muss ja, wegen der Trekking-Stöcke". Nachdenklich nickt sie, "is wohl besser"und packt meinen Rucksack in eine graue Wanne. Yeah, Ich muss diesmal nicht zum Sperrgepäck.
Über Düsseldorf geht es dann nach Mailand. 16:15h komme ich an.

Die letzten Minuten des WM-Endspiels sehe ich in einer Bar, bevor ich Einchecken kann. In selbiger hab ich dann später - nahe am Verhungern - eine Pizza verdrückt.

Der Blick von meinem kleinen Balkon gefällt mir und die lauschigen gefühlten 25 Grad ebenso.
Bearbeitet von sja
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Montag, 16.7.2018
Ins Maira-Tal nach Ponte Maira.

Wieder früh aufstehen. Ich will den Zug um 7:18h nach Cuneo kriegen. Der Wetterbericht sagt für nachmittags Gewitter voraus und tatsächlich sieht man trübe Wolken am Himmel. Zum Frühstück gibt es einen halben Biscotti mit etwas Frühstücksbrei und heißem Wasser verrührt. Dazu etwas löslichen Kaffee. Für einen leckeren Cappuccino ist erst später Zeit. Angesichts der mächtigen Pizza gestern Abend brauche Gott sei dank nicht viel.

Dann geht es mit dem Zug über Turin nach Cuneo. Dort steige ich in den Bus, der sich über das hübsche Dronero nach Acceglio hoch schraubt. Acceglio ist das letzte Dörfchen, das der Bus im Mairatal erreicht. Eine Handvoll älterer Herrschaften fahren mit. Drei oder vier ältere Italienerinnen, die mit ihren kleinen Rollköfferchen nach und nach aussteigen , ein Herr mit vollen Obst- und Gemüsetüten, deren Inhalt prompt beim Aussteigen durch den Bus kullern. - Bemerkenswert ist der gutgelaunte Busfahrer, dem sein Job anscheinend wirklich Spaß macht. Zumindest hält er immer mal wieder ein Schwätzchen mit den Reisenden. Solch ein selbstverständlicher Kontakt unter Fremden findet bei uns in der vornehmen nordischen Grossstadt nicht so oft statt, denke ich.

Von Acceglio werde ich zu Fuß noch ein 1 - 2 Stunden das Tal hoch nach Ponte Maira gehen, wo ich in der schönen Locanda Mistral übernachte. Die Locanda kenne ich von meiner Tour 2014. Sie bietet auch ein Posto Tappa (Etappenunterkunft) für Wanderer an, das Essen ist unglaublich lecker. Da man auf der GTA meist von Tal zu Tal wandert, gibt es, auch wenn man nicht weit oben in einer Hütte übernachtet, diese Posto Tappas. Das sind dann Albergos, die für Wanderer günstigere Mehrbettzimmer anbieten.
Es hängen schwarze Wolken über dem Tal. In den Bergen regnet es sicher.

Ja es regnet. Als ich in Acceglio ankomme, schüttet es. Aber muss ja nicht so weit. Ne Stunde nach Ankunft in Ponte Maira ist es auch wieder trocken und wir (ich, 2 Lüneburger und 2 Hamburger) können wunderbar im Garten sitzen, der Maira lauschen und aufs Abendessen warten.

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Dienstag 17.07.2018

Ponte Maira - Chialvetta (von Campo Base 810/970 Hm)

Heute geht es über den Colle Ciarbonet (2206m) nach Chialvetta. Es gibt auch eine alpinere Variante über den Colle d'Enchausia (2740m) - aber da es meine erste Etappe ist, entscheide ich mich für die einfachere Variante. Über die Sorgenti del Maira (Maira-Quellen) steige ich durch auf einem Waldweg auf. Am Pass hat man einen schönen Blick ins Vallone d'Unerzio. Der schöne Ausblick begleitet mich, während ich auf der Militärpiste mit bequemen Gefälle absteige. Ich komme an zwei schönen Weilern vorbei und erreiche auf einer sehr schönen blumengesäumten Mulatteria Chialvetta. Mein Posto Tappa ist die Osteria Gardetta von Rolando Combo. Ein witziger Typ, der hier recht bekannt zu sein scheint.

Die Lüneburger sind die alpinere Variante gegangen und berichten von Schneefeldern. Sie kommen etwas später, aber sehr beeindruckt von der Etappe an.

Nun heißt es wieder aufs Abendessen warten, während am Ortsrand vor der Kirche zwei kleine Eselchen stehen und immer mal wieder ihre Esellaute von sich geben.

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Bearbeitet von sja
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vor 4 Stunden schrieb sja:
Ich hatte vorher schon auf die Waage gelinst und mich gefreut, dass ich tatsächlich leichter geworden bin. 4,1 kg zeigt sie an. Vielleicht geht noch mehr, aber ich bin ganz zufrieden.

Nur so der Interesse halber, hast du irgendwie eine Packliste ?

Bearbeitet von SouthWest
Zitat gekürzt
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@Dean

Ja hier: https://lighterpack.com/r/bbre58

An der ein oder anderen Stelle, könnte man sicher reduzieren, z.B. hatte ich sehr viele Ersatzbatterien mit für s GPS und Stirnlampe. Das GPS hatte ich zur Kontrolle meist an (kommt auch vor, dass ichs mal vergesse auszumachen ;-). Bzgl.Stirnlampe hab ich dann meine halbleeren Batterien rel. schnell verschenkt, an jemanden, dem sie ausgegangen sind und meine vollen rein gemacht.
Solarpanel hätt ich nicht gebraucht, war mehr ne Spielerei. Insektenschutz braucht man sicher auch nicht unbedingt, aber an mich gehen die Mücken wie sonstwas... 2. PET statt Nalgene-Flasche... - war mir aber unsicher, wie lang die halten.

Ist auch nicht alles aufs Gramm exakt, evtl. bzgl. 1. Hilfe und Hygiene...

Dazu kamen noch ein paar Riegel. Ansonsten habe ich mir in den Unterkünften in der Regel ein Lunchpaket für mittags mitgeben lassen. Den Luxus hab ich mir gegönnt, statt Essen schleppen. Einmal konnte ich einkaufen und hatte für 2 Tage Brot und Käse.

Der neue Attila ist nicht wasserdicht. Dachte der Dry Sack reicht. Was nicht reinpasste war in Ziplocks. Außer Fleece.
Würde aber doch noch n Liner mitnehmen das nächste mal. Ziplocks können schon auch mal kaputtgehen. Fleece passte nicht mehr in den Dry Sack... Ging aber schon.

 

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Mittwoch 18.07.2018 

Chialvetta - Pontebernardo (1160/1340 Hm)

Heute wirds anstrengend: 1200 Höhenmeter rauf und 1300 runter. Rother sagt 6:15 und Bätzing (war ich mit Schrecken erst kurz vor dem Frühstück...) 7:30h!

Was solls, Abendessen gibt es nicht vor 19h. Werde ich schon schaffen. Bis auf den Gardetta Pass kenne ich den Weg von 2015, den kann ich gut gehen.

Dort angekommen mache ich noch einen Abstecher ins gleichnamige Refugio, um den grandiosen Blick auf die Hochebene zu genießen und mir ein Mittagessen zu gönnen. Irgendwie traue ich dem Braten (im wahrsten Sinne des Wortes) nicht, sprich, ob ich in der Hütte am Abend tatsächlich was zu essen kriege. Laut Wanderbuch gibt es dort keine Verpflegung und laut Internet ist die einzige Osteria im Weiler seit Ostern zu. Bei der Reservierung wurde mir dann ein Abendessen zugesagt... Aufgrund meiner notorischen Verhungerungsängste spare ich mir also mein Brötchen doch lieber noch auf. 

Letztendlich sitze ich dann aber im Rifugio viel zu lange, weil ich das Mittagessen mit 5 Schweizer Mountainbikern einnehme...

Bevor es abwärts ins Stura-Tal geht, bleibe ich erst mal auf der Höhe, dann noch ein paar Höhenmeter rauf auf den Passo di Rocca Branca (2620 m).

Der Abstieg, u.a. vorbei an dem türkisfarbenen Lago Oserot, ist schier endlos und auf der ganzen Strecke keinen Schatten. Ich merke, wie meine Konzentration schwer nachlässt und reiße mich immer wieder mächtig zusammen, bewusst die Schritte zu setzen und weder zu stolpern, noch umzuknicken. Habe mich lange nicht mehr so nach einem Baum gesehnt, den die Sonne bruzelt ganz schön. Will mich aber nicht beschweren, bin froh, wenn es nicht regnet.

Schließlich komme ich gegen 17:45 an. Das Posto Tappa ist offen, weder ein Bett scheint belegt zu sein, noch ein Wirt in Sicht. Ich zweifle schon wieder an meinem mir versprochenen Abendessen.

Ich gehe erschöpft durch den Ort, um jemanden zu fragen, wie ich den Hüttenwirt finden kann. Finde dann auch einen Jugendlichen in Fahrradklamotten, der mir erklärt, sein Vater wäre in der Bar... Aha, da habe ich also den Richtigen gefragt.

In der Bar erwartet mich auch schon Walter, wie er sich mir vorstellt, und es duftet nach Sugo du Pompdori mit einem Hauch Knoblauch. Yeah!

Walter erklärt mir, das Posto Tappa sei "vouoto", also leer oder nicht belegt und ich könne mir ein Bett aussuchen. Im ersten Moment finde ich es seltsam so allein in dem offen stehenden Posto Tappa. Aber klar ist, diese 10-Häuser-Ort ist sicher nicht gefährlicher als die heimatliche Grosstadt ;-).

Aus Pontebernardo kommt übrigens eine bekannte Skiläuferin aus den 70er oder 80er? Überall hängen Schautafeln (konnte den Namen aber nicht mehr recherchieren...)

Beim Abendessen bin ich doch nicht der einzige Gast, wie zuerst vermutet, nein ein Pärchen ist noch anwesend. Der Kleidung nach sind es auch Wanderer. Ich frage sie natürlich und es stellt sich raus, dass sie die GTA schon komplett durch haben und jetzt ein paar Varianten gehen wollen. Ich habe mal wieder "mezzo" und "quarto" beim Bestellen meines Weins verwechselt, und so fachsimpeln wir etwas länger über Routen und erzählen Geschichten, bis die Nonna sich bemerkbar macht und sagt, dass jetzt mal "chiuso" ist. Feierabend.

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Bearbeitet von sja
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Donnerstag 19.07.2018

Pontebernardo - Sambuco (350/480 Hm)

Heute steht nur eine kurze Etappe an. Etwas oberhalb des Stura-Tal soll es in 3:30h nach Sambuco gehen. 

Sambuco ist ein Dorf mit immerhin 85 Einwohnern. (Mitte des 19. Jahrhunderts waren es noch 1000). Die Familie Bruna ist hier sehr präsent. Bartolo Bruna ist Chef der Osteria della Pace (Hotel und Posto Tappa), Sohn und Tante betreiben Bar und Lebensmittelladen (man muss klingeln, wenn man was kaufen will...).

Im Stura-Tal hat die Wanderschafhaltung Tradition. Spezialität ist das Fleisch der Schafrasse "Razza Sambucana". Die Schafrasse ist durch die starke Abwanderung der Bauern vom Aussterben bedroht und erlebt durch die "Slow Food Bewegung" einen Aufschwung.

Der Weg durch das Tal ist damit einhergehend auch mit einem schwarzen Schaf auf weißem Grund markiert.

Sambuco ist also auch bekannt für gutes Essen und die Zubereitung dieses Fleisches. Hm, ich habe vegetarisch vorbestellt..., letztendlich esse ich aber doch Fleisch.

An diesem Abend werde ich nicht allein im Posto Tappa sein. Ein älterer Mann aus München, der beeindruckend fit und 4 Wochen unterwegs ist, hier und da noch einen Gipfel mitnimmt und eine Frau leisten mir bei einem mehrgängigen leckeren Abendessen Gesellschaft. Die beiden beenden in Sambuco ihre Tour.

 

Bearbeitet von sja
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Freitag 20.07.2018

Sambuco - Rif Migliorero (1720/810 Hm)

Recht nervös stehe ich heute auf. Meine beiden GTA-Bekanntschaften von gestern, ein hatten sagen wir mal Respekt vor meiner heutigen Etappe. 1700 HM rauf, 800 runter. Respekt hab ich auch. Aber die Alternative hat mich auch nicht überzeugt. Um noch genug Zeit im Valle Gesso zu haben, hätte ich statt dem gestrigen kurzen, entspannten Tag 1000 HM machen müssen und heute trotzdem 1500 in angegebenen 7h und 3 Pässe. Als ich mir das morgens nochmal ansehe, denke ich, vielleicht wäre das doch besser gewesen? Was solls, du packst das schon.

So bin ich pünktlich um 7h beim Frühstück und um 8h unterwegs. Es geht steil durch den Wald aufwärts und noch steiler durch einen Wiesen- und Heidelberghang. Um 11:45h stehe ich auf einem Wiesenplateau, der Caserma, dem höchsten Punkt der Etappe (2241 m) und bin wirklich beeindruckt von dem Panorama und den Blick in die tief eingeschnittenen Täler rundherum.

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Eine halbe Stunde später mache mich an den ebenfalls als steil prophezeiten Abstieg. Die Variante über den Grat würde die Aussicht verlängern, ist mir aber zu doll, zumal es sich etwas zuzieht.

Ich bin froh, als der Abstieg geschafft ist, und nicht unglücklich, dass der Gegenanstieg zunächst "nur" eine Schotterpiste ist, die sich in Serpentinen hochzieht. Nur einmal versuche ich mich an einem "Abschneider", fühle mich für konzentrierte Schritte auf steilen Wegen nicht mehr so fit und will einfach nur ohne denken zu müssen die letzten 400 Hm machen. Der Weg führt bald durch eine sehr schöne saftig grüne Landschaft gesäumt von hohen, schroffen Bergen durch das Vallone dell'Ischiator.

Ziel ist das Rifugio Migliorero, ein altes Rifugio, das in seiner Zeit einmal was sehr besonderes war. Im Rother steht, es wäre eine der schönsten Hütten der Alpen. Hm, es gibt sicher sehr viele sehr schöne Hütten... Das besondere hier ist, dass es aussieht, wie ein schottisches Schlösschen, das einzeln, erhöht in einer mystischen Landschaft steht, dahinter der Lago Ischiator.

Dies kann ich bei meiner Ankunft, die sich schier endlos hinzieht, bestätigen. Auf den letzen Kilometern fühlen sich meine Wanderstöcke eher wie Krücken an. Gut, das der Weg jetzt so einfach ist. 

Das Rifugio liegt wirklich sehr schön und sieht von außen auch sehr schön aus. Von innen hat es schon bessere Tage gesehen, aber ich brauche heute nur noch ein Bett und ein großes Abendessen. Beides soll ich bekommen. Na ja, da ich die einzige Weitwandererin bin, die Essen bekommt, fällt es einfach aus, werde aber satt. 

Ich darf sogar eine der Schlafzellen alleine bewohnen, denn es sind heute wohl nur "poco" Leute da - genau genommen ich und ein Deutsch-italienisches Pärchen aus Turin, die einen Wochenendauslug machen (müssen sich selbst verköstigen).

Ich bin so fertig wie lange nicht mehr und muss mir sehr viel Mühe geben, gerade Sätze herauszubekommen, als ich mich mit der Frau beim Abendessen unterhalte. Aber es ist sehr unterhaltsam, erfahre z.B. das die Turiner grad ziemlich aus dem Häuschen sind, weil Ronaldo da jetzt Fußball spielt, außerdem gibt es in einer Kirche "das Grabtuch Jesu". Was ebenfalls zu "Extase" bei Turinern und Menschen aus aller Welt führt...

Das Frühstück bestelle ich wieder auf 7h, denn es ist für nachmittags des nächsten Tages ein Gewitter angesagt. Muss aber angeblich nur 4h. Sollte doch wohl klappen. Ob das mit 5:30h am übernächsten Tag auch klappt... entscheide ich morgen.

Wer weiß, ob ich morgen überhaupt noch in der Lage bin, einen Fuß vor den anderen zu setzen....

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Samstag 21.07.2018

Rif Migliorero - Strepeis (400/1220 Hm)

Heute sollte nur ein "Spatziergang" anstehen, meint der Custode (Hüttenwirt). Dennoch sollte es heute nicht ganz so gut laufen, wie ich leider und ehrlicherweise zugeben muss.

In der Nacht gab es ein heftiges Gewitter, aber morgens klärte es auf und die Landschaft sieht wunderschön aus.

Der Spatziergang sollte über den 2400m hohen Laroussa-Pass vorbei an dem schönen Weiler San Bernolfo führen. Der Weg geht über Blockgestein, gut markiert. Erst klappt es ganz gut, ich merke zwar die Etappe gestern noch in den Knochen, aber es geht schon. Der Hüttenwirt macht morgens Trailrunning und kommt mir zwischendurch entgegen.

Nach einer Stunde circa sehe ich ein kleines Schneefeld. Nicht steil und auch begehbar. Aber ich kann seit der letzten Markierung nicht mehr sehen, wo es weitergeht. 

Hinter dem Schneefeld müsste es eigentlich weiter über Blockgestein hoch gehen - denke ich zumindest! Aber ich kann keinen Weg bzw. keine Markierungen erkennen, nur Blockgestein. Nach einer halben Stunde auf dem Schneefeld gebe ich entnervt auf.

Vielleicht auch, weil ich weiß, dass ich das Tal, so wie ich gekommen bin zurückgehen und dann "unten rum" nach Strepeis komme. Nach der Anstrengung gestern habe ich keine Lust auf Stress. Und will auch kein Risiko eingehendes irgendwie in der Gegend rumklettern.

Leider hinterlässt es ein echt blödes Gefühl angesichts der kommenden Etappen. Nicht immer kann man so einfach umkehren. Aber vielleicht hätte ich den Einstieg wieder gefunden, hätte ich nicht die Alternative im Kopf gehabt. Ich schaue später noch mal auf die Papierkarte und ahne, was ich falsch gemacht habe. Ich hätte mich vielleicht am Rande des Schneefeldes halten sollen. Hätte es gar nicht überqueren müssen. Der blöde Schnee hat mich abgelenkt und hab zu sehr auf das Navi gesetzt. Die Karte völlig vergessen.

Beschließe doch häufiger die Karte in die Hand zu nehmen und nicht nur das GPS.

Die Sache wird mich noch bis nach der Tour beschäftigen. Aber nun, jeder fängt klein an ;-)

Auf dem Weg nach Strepeis sehe ich zu meiner Freude die beiden Rheinländer aus Pontebernardo wieder. Auch die beiden haben ungeplant. Die 3 Pässe-Etappe war ihnen zu alpin (Schnee?), zumal mit Rückenschmerzen geplagt. Auch der Mann hatte auf der letzten Etappe eine Stelle, die ihn mental forderte. Tja geht wohl doch auch andern so.

In Strepeis habe ich wieder Netz und checke das Wetter. Nicht so doll. Morgen Nachmittag wieder Gewitter und Mittwoch den ganzen Tag... Naja mal abwarten.

Erstmal zum Alimentari, habe unglaublichen Hunger, in die Bar und dann Abendessen... Dann entscheide ich, welche Variante ich morgen wähle. Es gibt auch eine minimal leichtere, aber womöglich nicht ganz so schöne. 

Mittlerweile ist es kühl und dunkel am Himmel, bald wirds auch Regen geben.

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Sonntag, 22.07.2018

Strepeis - Sant' Anna di Vinadio (1180/430Hm)

Gestern Abend habe ich mich wohl bei der Hüttenwirtin vom Albergo Strepeis unbeliebt gemacht. Ich habe Frühstück für 7h erbeten, das fand sie gar nicht gut. Immerhin auf 7:30h hat sie sich eingelassen. Hätte es ja auch ausfallen lassen, aber das wollte sie auch nicht. Letztendlich saßen noch 2 italienische Mountainbiker um 7:30h beim Frühstück...

8:15h gehts dann los. Heute nehme ich nicht die "Original GTA-Etappe", die durch das Insciauda-Seitental führt, sondern gehe durch das Tessina-Tal und über den Passo Tessina (2400m). Ich gehe die San Bernolfo-Straße talaufwärts. Nach 45min gehts links zur Grange Marina ab, einem schönen Wasserfall. Der Weg durch den Wald ist hier nicht sonderlich ausgeprägt, aber ich kriege es hin. Lange gehts dann am Bach entlang. Ich stapfe durch den Weg der dicht bewachsen ist, bevor sich das enge Tal weitet und eine sehr schöne Bergkulisse bietet.

Nach einem kurzen Steilstück erreicht man eine Hochterasse mit Moorbiotop und See. Hoch gehts zum Passo Tessina. Von dort ist es nicht mehr weit zum Kloster Sant' Anna, zu dem auch eine Straße führt..

Das - und die Tatsache, dass Sonntag ist, führen dazu, dass es da oben vorbei ist mit der Ruhe. Italienische Großfamilien tummeln sich lautstark am Pass, auf der nachfolgenden Militärpiste und an den beiden Bergseen. Noch krasser wird es beim Kloster selbst. Absoluter Ausflugsrummel. Picknick auf dem Parkplatz, Schlangen an der Bar.

Ich trinke in der Bar trotzdem eine heisse Schockolade. Tatsächlich enthält die so viel Schockolade, dass der Löffel fast stecken bleibt. Ich verschwinde aber wenig später in meine Zelle, da mir der Lautstärkepegel eindeutig zu stressig wird.

Einen kurzen Besuch statte  ich noch der Kapelle ab. Interessant finde ich, dass die Wände voller kleiner selbstgemalter oder selbstgezeichneter, fotografierter Bilder hängen. Ganz häufig ist ein Auto drauf zu sehen, das einen Unfall nicht gut überstanden hat oder Babies, bzw. andere Alltagssituationen. Es scheinen irgendwie Bilder zu sein, die eine Art Danksagung ausdrücken. Sie sind mit den Worten "Grazie Santuario" unterschrieben.

Das Abendessen findet in einem nüchternen Speisesaal statt. Es wird immer wieder von einem unangenehmen Ton unterbrochen. Ich denke, es sind Rückkopplungen der Lautsprecheranlage... Beim dritten Mal schaue ich den Kellner fragend an und deute auf meine Ohren, er fragt mich tatsächlich, ob ich Ohrenschmerzen hätte. Als ich ihn auf das unangenehme Pfeifen aufmerksam mache, erklärt er mir, das sei das Zeichen, dass im Backofen irgendwas fertig sei. Nun gut.

Kurz darauf zieht er mir mein noch nicht ganz leeres Weinglas unter der Nase weg. Tja wieder mal Feierabend. Aber - der Pfarrer hat uns noch nett begrüßt und gefragt, woher wir Schäfchen denn kommen. Ich würde sagen, da hatten wir noch Glück, habe von anderen Wanderern gehört, die intensivst nach ihrem Glauben befragt wurden...

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@SouthWest  Freut mich.

Ja, die Etappe war wirklich sehr schön. Eigentlich finde ich den italienischen Ausflugsrummel auch ganz lustig. Aber an dem Tag war ich etwas kopfschmerzgeplagt.

Über die Kellner beim Abendessen konnte ich allerdings durchaus schmunzeln. Und der Pfarrer war eigentlich auch ganz nett.

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Montag, 23.07.2018

Sant' Anna du Vinadio - Rifugio Malinvern (810/1000 Hm)

Zum  Montagmorgen gehört eigentlich noch der Sonntagabend. Der Grund, weshalb ich schlecht aus den Federn komme ist, dass ich am vorabend viel zu lange im Internet rumdaddle und mich etwas verrückt mache. Ich lese in einem Reisebericht von 2014, dass da auf der morgigen Etappe mehrere Schneefelder waren. Das letzte musste sogar umklettert werden - auch Ende Juli. Da ich gehört habe, dass es im Mon Viso Gebiet dieses Jahr im Juli (?) auch Schneefelder gab, bin ich leicht panisch. Ich habe noch nie ein Schneefeld überquert, naja bis auf vorgestern, was semi erfolgreich war. Schneefeld umklettern? Never ever.
Lieber lasse ich die Etappe ausfallen, denke ich. Das hieße aber auch, dass ich morgen nicht nach Malinvern laufen kann/muss. Denn von dort geht es nur weiter oder zurück. Dann kann ich gleich von hier den Bus nach Terme di Valdieri nehmen. Aber das will ich ja aber eigentlich auch nicht.

Ich erinnere mich, dass bei "Outdoorseiten.de" ein Typ geschrieben hat, dass er kurz vor mir, eine ähnliche Strecke geht. Ich schreibe ihm schnell (und sicherheitshalber gleich auch noch der Hüttenwirtin von Malinvern) und frage nach.

Zu meiner großen Freude und Erleichterung habe ich nach dem Aufwachen eine Antwort im digitalen Briefkasten. Er schreibt, es kein Problem, ich solle mir die Etappe nicht entgehen lassen. Schnee gibt es, ist aber er ist nicht schwer zu begehen und auch gespurt. Puh. Auch Katy von der Hütte schreibt, kein Problem. Das beruhigt mich wirklich.

Also gehe ich an dem Tag los, wegen dem gemaile etwas später als sonst, aber das Wetter soll ja gut sein.

Die heutige Etappe ist zum einen geprägt durch den Weg auf dem Grenzkamm. Linker Hand Italien, rechter Hand Frankreich, permanent ein unglaubliches Bergpanorama. Später lese ich bei Bätzing von einem "Grat"auf 2300m. Wenn ich das so vorher gelesen hätte, hätte ich mich sicher wieder angestellt. "Grenzkamm" klingt irgendwie nicht so schlimm. War total easy und der Ausblick wunderschön.

Dann komme ich zum Colle della Lombarda (2350m). Hier treffe ich auf viele Rennradfahrer, die auf den Pass schnaufen. Ich laufe ein Stück auf der Straße, die so wirkt, als wäre sie nur für die "cicliste" gebaut worden. Schmal, kaum Autoverkehr.
Ich steige rechts in Serpentinen einen relativ steilen, steinigen Berg hinauf.

Ziel ist der Passo d'Orgials (2600m).
Beim Abstieg gibt es eine kurze, aber steile, rutschige Stelle, als es um die Kurve geht - und das sage nicht nur ich hinterher...! Auch vor dem Pass finde ich es schon ganz schön alpin, was gleichzusetzen ist, mit "mental etwas angespannt", aber alles durchaus noch im Rahmen.

Auf der anderen Seite dieses hübschen Steinhaufens kommt man an den Laghi della Vallettta vorbei. Die Aussicht bleibt toll.

Durch einen Lärchenwald gehe ich zum wunderschön gelegenen Rifugio Malinvern. Die Kinder, die hier ein Zeltcamp machen, läuten die Glocke, die vor dem Rifugio hängt. Dies soll vermutlich die Ankunft neuer Gäste ankündigen. Zu bemerken bleibt noch, dass das Rifugio von Katy, einer sehr netten Wirtin betrieben wird. Katy zaubert uns zum Abendessen ein vorzügliches Polenta mit Gorgonzolasauce.
Außerdem kommen 4 neue GTAler aus Brenen an. Sie waren auch schon mehrmals auf der GTA unterwegs und werden am nächsten Tag auf einer anderen Hütte übernachten, aber vielleicht sehe ich sie noch mal wieder?

Bearbeitet von sja
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Mittwoch 25.07.2018
Pausentag in Terme di Valdieri

Heute wandere ich nur vom Posto Tappa in das Albergo Tourismo und mache einen Pausentag. Ich hatte zwar ein unglaublich leckeres 4-Gänge-Dinner im Posto Tappa, aber ich war der einzige Gast. Das Albergo sah sehr nett aus und ich wohne gerne in so kleinen, etwas altmodischen Familienbetrieben.

Der Wirt ist total nett, ich kann auch schon um 9h das Zimmer beziehen. Ich vertiefe mich eine Weile in eine Mappe mit sehr vielen  interessanten Informationen über das Hotel, Geschichte, der Gegend, Fauna und Flora.

Die Familie, die das Albergo betreibt, kommt 1930 nach Terme, wegen eines Jobs als Aufseher in dem alten Thermalbad "Royal Terme Reali di Valdieri". Nachdem es im Krieg zerstört wurde, musste was neues her, erst in Kooperation mit dem Alpenverein, dann eine eigene Pension.

Ich mache mich auf, zu einem in der Mappe beschriebenen Spatziergang in ein Seitental. Ich merke, dass ich heute wirklich keine Lust auf Höhenmeter habe, aber ich kann ja auch nicht den ganzen Tag lesen.

Nach einem Café in der Bar gehe ich noch in den Botanischen Garten "Valderia", betrieben vom Naturpark Seealpen, auf dem Gelände des "Englischen Gartens" aus dem 19. Jahrhundert. Darin befindet sich eine Sammlung vieler für die Region repräsentativen Pflanzenarten, aber so ganz ohne Infos zu den Pflanzen bin ich schnell durch. Ich frage noch nach einer Pflanze (The ancient king, "Saxifraga florulenta"), von der ich im Albergo gelesen habe. Sie wächst extrem langsam und blüht mit einer einzigen Blüte nur einmal in ihrem Leben, und das erst nach 30 oder 40 Jahren.
Die Rangerin zeigt sie mir und erzählt noch ein bissl was dazu. Sie sieht recht unspektakulär aus, die Blüte ist recht groß, an einen langen Stiel im Verhältnis zur Pflanze, denn in den Bergen stehen die Blumen in starker Konkurenz zueinander und müssen sehr attraktiv für die Insekten sein. Ich hoffe, ich habe das alles richtig verstanden..,

Dann widme ich mich auf der Terrasse des Albergos meinem Buch und warte aufs Essen. Ich bin der erste Gast im Speisesaal und es ist herrlich, die nach und nach eintrudelnden Gäste zu beobachten. Keine Weitwanderer, zwei ältere alleinreisende Damen, zwei oder drei Paae und ein größere Familie Alles ItalienerInnen glaub ich.

Die Nacht wird unterbrochen von einem ungewöhnlichen Besuch. Ich wache von einem Rascheln auf und erschrecke mich als ich sehe, dass ein Eichhörnchen durch meine Zimmer flitzt, genauer gesagt, durch meine Ziplocks. Ich nehme an, es ist auf der Suche nach etwas Essbarem.

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OT: Zwischendurch ein Rezept meiner unglaublich leckeren, selbstgemachten Riegel. Nicht pappsüss, liefern aber trotzdem Energie:

  • 90 g Datteln (gut sind etwas subschige, sehr klein schneiden - evtl. geht das auch mit einer sehr guten Küchenmaschine?)
  • 50 g gehackte geröstete Mandeln)
  • 20 g gemahlene Mandeln oder Erdmandelflocken
  • 10 g Amaranthpops
  • 5 g Sesam
  • 25 g Kokosraspel 
  • 1 EL Kokosöl

Alles zu einem Teig verkneten. Das dauert recht lang. Man denkt erstmal, das hält nie zusammen, aber irgendwann dann doch! Zu einem Quader formen und in den Kühlschrank legen. Dort wird er dann fest. Anschließend kann man den Quader in mehrere Riegel schneiden.

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Donnerstag 26.07.2018

Terme du Valdieri - Rifugio Genova Figari (1290/640 Hm)

Heute ist viel passiert.

Komme erst spät los. Um 9h bin ich beim Etappeneinstieg.

Anfangs geht es gemütlich durch einen Buchenwald nach oben, irgendwann öffnet sich das Tal. Man hat Sicht auf die beiden Argentera Gipfel. Es geht später durch Blockgestein. An einer Stelle weiß ich nicht sofort, wo es weitergeht. Da hinter mir zwei Schweizer sind, die ich eh überholen lassen will, kann ich denen hinterher gehen.

Später kurz vor dem Pass passiert mir das nochmal, da kommt von oben ein älterer super fitter Italiener vom Pass gehüpft, und zeigt mir, wo es lang geht. Aber es war eigentlich ein gut markierter Weg.

Ich bin froh, als ich am Rifugio Morelli Buzzi ankomme und Pause machen kann. Das Rifugio, liegt kurz vor dem Pass sehr schön am Berg. Bislang war das Wetter super, ziemlich heiß sogar auf 2300m. Ich freue mich auf mein Panino und ein Kaltgetränk.

Ich halte noch einen kurzen Schnack mit den 4 Norddeutschen, die grade aufbrechen. Nach meiner Pause breche ich glücklich und bestens gelaunt wieder auf. Ich sehe weiße Wölkchen kommen und will möglichst am Pass noch eine gute Aussicht haben.

Am Colle del Chiapous (2526m) angekommen, sehe ich, dass dunkle Wolken am Himmel aufziehen. Hatte ich diese Woche schon mal, ohne dass was passiert ist, aber will trotzdem nach paar Minuten absteigen. Und ich werde nach kurzem immer schneller. Die dunklen Wolken werden so schwarz, dass mir langsam Bange wird und ich nicht mehr an den Himmel gucken mag. Im Laufschritt, so schnell es geht, springe ich den Berg hinunter. Die Wege sind ganz gut, aber ich weiß, ich muss trotzdem aufpassen. Mittlerweile grollt und donnert es auch mal, aber kein Blitz. Jetzt wird mir doch echt anders. Ich weiß, der Abstieg sollte nicht zu lang sein. 1-2h? Irgendwann fängt es an zu schütten und zu hageln, aber noch keine Blitze und kaum Donner. Ich laufe weiter. Über mir kreist immer wieder ein Heli. Irgendwann stoße ich auf die vier Norddeutschen, die unter einem Schirm stehen und warten. 

Sie haben die Ruhe weg. Wollen aber auch gerade wieder los. Verstehe nicht, warum sie gewartet haben, würde jeden Meter mitnehmen, um weiter unten zu sein - weg vom offenen vegetationslosen Berg. Unten muss ich über die Staumauer. Wieder ein Blitz, unter mir der Stausee. Fange an zu rennen, denke aber die Straßenlaternen, die wären sicher ein Blitzableiter. Auf der anderen Seite steht einer der Bremer, der auch nicht warten wollte. Es gibt da vom Wasserkradtwerk einen sicheren Unterstand.

Wir warten eine Weile, denn Richtung Hütte, die schon zu sehen ist, sieht es nicht gut aus am Himmel. Aber so mit nassen Füßen habe ich ein ausgeprägtes Bedürfnis weiterzugehen.

In dem sehr schönen Rifugio, das am Lago di Chiotas auf 2010m liegt, ist ordentlich was los. Nach einer heißen Dusche verbringe ich mit sehr netten Leuten einen sehr schönen Abend auf dieser Hütte.

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