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Ultraleicht Trekking

Briloner Kammweg - 2 Tage Sauerland-Abenteuer


FlowerHiker

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Briloner Kammweg - ein kleines Abenteuer im Sauerland

Hinweis: Gelaufen bin ich die Tour Ende August 2021. Daher kann der Zustand des Weges mittlerweile anders aussehen. 

Tag 1

2 Tage Überstunden abbauen. Was macht man da? Sucht sich selbst einen Weg in der Gegend raus und startet das Abenteuer. Knapp 50 km und ca. 1500 hm sollten es werden. Die Wahl fiel spontan auf den Briloner Kammweg, versprach er doch als Qualitätsweg eine schöne aussichtsreiche Runde im Sauerland um Brilon. Doch seht selbst was mich erwartete...

Angereist bin ich mit dem eigenen PKW und konnte ihn gut auf dem Parkplatz am Kreishaus parken. So hatte ich zwar den offiziellen Trail-Head in der Briloner City und die ersten paar hundert Meter verpasst, aber das war mit lieber als noch mit dem Auto hin und her zu hampeln oder die Strecke zweimal zu gehen.

Ab dem Parkplatz am Kreishaus sind es jedenfalls nur ca. 100 Meter um auf den Trail zu kommen. Es geht direkt bergauf und ab ins Grüne, denn man startet direkt im Naturschutzgebiet Drübel. Am Ende des Gebiets startet die eigentliche Runde. So heißt es aufpassen in die "richtige" Richtung zu laufen. Ich laufe den Weg im Uhrzeigersinn, so wie er auf den offiziellen Seiten auch vorgeschlagen wird.

Nach dem Naturschutzgebiet wechselt der Untergrund, erst zu Asphalt, dann mal kleine Pfade und dann breite Forstwege. Man entfernt sich aber sehr schnell von der Zivilisation und taucht in die sauerländische Berglandschaft ein. Der Weg ist gut markiert, man muss allerdings aufpassen und darf ihn nicht mit den weiteren unzähligen Wegen in der Gegend verwechseln. Hier hat der sauerländische Gebirgsverein ganze Arbeit bei der Ausschilderung geleistet! Nach ein paar Kilometern tauchen erste Schutzhütten, Lagerplätze und Rastplätze auf. Alle in ansprechendem Design.

 

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Die Temperaturen liegen im sehr wanderfreundlichen Bereich, Sonnenschutz benötige ich auch nicht. Allerdings hat das Sauerland in der letzten Zeit wohl sehr sehr viel Regen gesehen. Erst erfreute ich mich am mystischen Nebel und den nicht vorhandenen Aussichten, doch dann beginnt das Große Schlammtreten :eek: - ich wollte Abenteuer und so beginnt es.

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Das Schlammtreten beginnt mit ein paar Pfützen. Gut, da denkt man sich ja noch nichts bei. Es wurde und wurde aber immer schlimmer. So schlimm, dass es mir dreimal bald die Schuhe ausgezogen hat, da ich im Schlamm stecken blieb! Nur mit viel Geschick gelingt es mir nicht auszurutschen. Stellenweise muss ich mich durch den Wald schlagen. Die Folge: Total verschlammte und nasse Trailrunner. Immerhin beginnt man an einer Stelle schon, den Schlamm wieder grade zu ziehen. :-D

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Nach dem Schlamm geht es nochmals steil bergauf zur Hochebene Hoher Eimberg auf knapp über 800 m üNN. Eine traumhaft schöne Gegend, wo auch brauchbare Schutzhütten und Rastplätze angelegt sind. Einen dieser Plätze hatte ich mir eigentlich als Tagesziel nach ca. 18 km ausgesucht. Aber ein Blick auf die Uhr brachte mich ins Grübeln: 14:20 Uhr? Sonnenuntergang ca. 20:30 Uhr? Soll ich 6 Stunden hier oben sitzen und dem Nebel zusehen oder in Pfützen starren, um mich dann hier aufzubauen? Dadurch, dass alle bisherigen Bänke klatschnass waren, hatte ich so gut wie keine Pausen gemacht und war verdammt gut unterwegs. Die nächste brauchbare Hütte soll erst bei km 29 oder der Campingplatz in Bruchhausen bei km 31 sein... puh... schwere Entscheidung. Also erstmal weiter...

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Nach dem Abstieg vom Hohen Eimberg und beim Blick auf Willingen entscheide ich mich dazu den Campingplatz in Bruchhausen anzurufen und zu fragen, ob deren Zeltwiese nicht unter Wasser steht. Die 31 km so aus dem Stand scheinen mir machbar und realistisch. Ich habe allerdings nicht mit einer nirgends vermerkten Wegsperrung wegen Holzfällarbeiten auf dem Briloner Kammweg und Uplandsteig gerechnet. Eigentlich sollte man nicht weitergehen, aber die Karte zeigt mir nur große Umwege an. Vor Ort ist nichts ausgewiesen!

Also weiter, wird schon nicht so schlimm. Oh doch, die Bäume machen den Weg nicht passierbar, rechts eine Schlucht, links der Steilhang. Also mit vollem Gepäck den Steilhang gewählt. Das sind Momente, wo man wirklich Flucht und die Macher dieser Wege gerne mal dort herschicken möchte!

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Trotzdem erreichte ich gegen 19 Uhr den Campingplatz Bruchhauser Steine  und kann mein Lanshan auf der feuchten Zeltwiese untern den neugierigen Blicken einiger Wohnwagen-Camper aufstellen.

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Erster Tag: 31,4 km - 1096 hm

 

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Tag 2

Die Nacht auf dem Campingplatz in Bruchhausen war, sagen wir mal, okay. Über den Campingplatz verläuft ein recht lauter Bach, der sich die ganze Nacht so anhörte, als wäre es mega windig und von der einen Ecke hörte sich eine Staustufe so an, als würden sich zwei Personen unterhalten. Es war aber der Bach. :x Dazu noch eine dauerhaft leuchtende Lampe in ein paar Metern Entfernung. Also war die Anzahl der Tiefschlaf Stunden recht gering. :-P

Hinzu kam auch noch, dass mein 2. Versuch mit der Z-Lite auch als Seitenschläfer zurecht zu kommen gescheitert ist. Das macht keinen Spaß. Immerhin konnte mich der günstige Decathlon Daunenschlafsack gut warm halten und die angegeben 10 Grad Komforttemperatur entsprachen genau meinem Empfinden. In der Nacht ging es so bis 8 Grad runter und es war auch für mich noch nicht am Limit. Das "Upgrade" und der Wechsel vom Apex Quilt haben sich schon mal gelohnt. Trotz der starken Bodenfeuchte war es innen im Lanshan erstaunlich trocken. Nun ja, es war ja auch wieder eine Equipment Test-Tour. Man lernt immer dazu.

Ich breche gegen 9 Uhr in Bruchhausen bei bedecktem Wetter und angenehmen Temperaturen auf und schraube mich dann irgendwann mit dem nun parallel zum Rothaarsteig verlaufenden Weg in Richtung Brilon. Erstes Highlight ist die Feuereiche.

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Was bin ich froh, dass der Weg am zweiten Tag meist auf dem Rothaarsteig verläuft! Denn endlich gab es nicht nur fast 100% Schotter und Schlamm, sondern auch mal ein paar schöne Naturpfade und dazu auch endlich mal Aussichten über die Hügel des Sauerlands. So wie man eigentlich den Briloner Kammweg auch bewirbt und wie man ihn sich auch vorstellt. Das gefiel mir doch schon besser und konnte die ersten 30 km am ersten Tag echt in den Schatten stellen.

 

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Der Endspurt nach Brilon führt mich dann noch über einige Höhen auf und ab, aber es gibt immer wieder schöne Rastplätze, Ruheliegen und hier und da etwas zu bestaunen. So wie man sich auch einen Wanderweg wünscht. Der Knaller ist allerdings der Softeis-Automat an der Hiebammen-Hütte.

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Am Nachmittag erreiche ich wieder Brilon und stehe auf dem schönen Markplatz vor dem Rathaus. Auf den letzten Kilometern stellt sich der Wunsch nach einem Spagettieis am Ziel ein und treibt mich förmlich dem Ziel entgegen. :mrgreen: Zum Glück ist in der Eisdiele in der Fußgängerzone noch ein Platz frei, den ich sofort in Beschlag nehmen kann. Wobei ich mit meiner total schlammigen Hose und den wirklich bestialisch stinkenden Trailrunnern sicher sofort mehrere Tische Platz bekommen hätte. :twisted:

 

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Zweiter Tag: 18,4 km - 637 hm

 

 

 

 

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Fazit

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2 Tage, 49,8 km - 1733 hm 

Zwei Urlaubstage für diese Tour, die ich irgendwie seit einem Campingwochenende auf einem Campingplatz in Brilon auf meiner gedanklichen Liste hatte. Aber kann man diesen zertifizierten Qualitätsweg wirklich guten Gewissens weiterempfehlen? Für mich ein ganz klares nein. Zumindest nicht im aktuellen Zustand (2021) und sicher auch nicht, wenn der Schlamm und Matsch auf den ca. 70% der Wegstrecke weggeräumt sind. Für meinen Geschmack ist der Anteil mit großem Schotter versehenen Wegen einfach zu hoch. Da gibt es deutlich schönere Wege, die man erwandern sollte. Klar, es gibt sie, die schönen Aussichten und auch Highlights am Wegesrand, doch diese liegen meist auf den 18 km von Bruchhausen nach Brilon. Am ersten Tag von Brilon nach Bruchhausen, ist es nur der Hohe Eimberg mit seiner tollen Hochebene, der im Gedächtnis bleibt.

Aktuell haben wir neben den vielen geschotterten Forstwegen im Sauerland auch das Problem der massiven Waldschäden und den damit verbundenen kahlen "Mondlandschaften". Daher sieht der eine oder andere Wanderweg mittlerweile deutlich anders aus als in den "Hochglanz"-Prospekten der Touristiker, die diese vor Jahren erstellt haben.

Immerhin: Diese zwei Wandertage haben mir wieder viele Erkenntnisse in Sachen Equipment, eigener körperlicher Leistungsfähigkeit und Motivation gebracht. Daher hat sich die Tour trotz der Widrigkeiten gelohnt und bleibt in Erinnerung.

Hier gibt es Infos zum Weg:

https://www.sauerland.com/Media/Touren/Briloner-Kammweg#/article/6199325d-fafc-4f41-906a-0225d9ca28da

 

 

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Sehr schöner Bericht.
Die Fotos rufen Erinnerungen wach.... Danke dir dafür.
Ca 2/3 des Weges kenne ich. Ich bin vom Diemelsee bis Brilon gelaufen und hab diesen Sommer den Rothaarsteig beendet.
Auch Schlammerlebnisse waren dabei und Umleitungen wegen Baumfällarbeiten und Hürdenlauf von den noch nicht weg geräumten umgefallenen oder gefällten Bäumen.

Versuch mal den Bestwiger Panoramaweg. Den hab ich vor ein paar Wochen beendet und fand ihn toll.
Weniger Waldautobahnen als im Sauerland üblich.
Ein paar km entlang am Gewässer und sonst meist auf Höhenzügen mit viel Aussicht.
Lustig fand ich den Abschnitt in der Nähe vom Freizeitpark Fort Fun. Da läuft man unter der Sommerrodelbahn durch und auf dem Stück davor taucht plötzlich aus dem grünen Wald, wo man so was nicht vermutet, ein Riesenrad auf.

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Je nach Touristikführer und Version (Wegführung wurde die letzten Jahre öfters mal geändert im Süden der Strecke) ist der Weg zwischen 55 und 64 km lang. Hier 56km.

Die Plästerlegge war trocken, als kein Wasserfall...
Die Plästerlegge ist der höchste natürliche Wasserfall des Sauerlandes und Nordrhein-Westfalens.

Bearbeitet von Firehawk
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