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Ultraleicht Trekking

Selbstbau „Rucksack-Faltboot“ genannt Chili


Barbarix

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Nachdem mein neues Rucksack-Faltboot nun schon seit dem Frühsommer fertig ist, komme ich nun endlich dazu das Ergebnis hier zu posten :oops:

Warnung vor dem Weiterlesen: Das Chili erfüllt nicht für alle Forumsteilnehmer die Definition von UL! ;-)

Natürlich gibt es Packrafts und ich finde die Idee von Packrafts genial. Allerdings fahre ich neben dem Trekking auch Kayak. Und ein Packraft ist halt ein Luftboot und treibt auf dem Wasser. Ein Kayak fährt durch das Wasser und hat durch den Kiel eine gewisse Richtungsstabilität. Außerdem sind Packrafts aufgrund der geringen Länge und der Rumpfform relativ langsam. Also für weite Strecken für mich nicht wirklich geeignet. Dafür ist das Gewicht und das Packmaß von Packrafts unschlagbar (<5kg) und es sind die einzigen Boote, die ich als Rucksack-Boot bezeichnen würde.

Also galt es das beste aus 2 Welten zu vereinen:

Ein extrem leichtes (<5kg) und kompaktes Faltboot, das tatsächlich in einem Rucksack transportiert werden kann. Damit kann ich ziemlich unkompliziert und ohne Bootswagen per S-Bahn zur Einsatzstelle fahren und nach Hause paddeln. Inzwischen bin ich mir aber auch sicher, dass das Boot nun in jedem Urlaub dabei sein wird, auch bei den Flugurlauben. Bei 20kg Fluggepäck bleibt außer dem Boot noch genug für den anderen Urlaubskram übrig.

Inspiriert hat mich bei Konstruktion und Bau Tom Yost und Wolfgang Bions Gecco.

Wichtig war mir eine kleine und gut abzudichtende Luke, sollte mal eine Welle über den Süll gucken.

Ein paar Daten zum Boot:

Name: Chili (Prototyp war rot und sah aus wie eine Chilischote)

Länge 325cm

Breite 65cm

Gewicht 4830 g

Spritzdecke 72g

Materialien:

Gestänge: Alu und Hartschaum

Unterschiff: PU-beschichtetes Nylon

Oberschiff: X-Pac

Luftschlauchtaschen: unbeschichtetes Polyestergewebe

Zusatzgewicht Ausrüstung: 1700g (Luftpumpe, Paddel, Schwimmweste)

Das macht ein Gesamtgewicht inkl. Paddel und aller notwendiger Ausrüstung von 6,6kg. Beim Paddel mit seinen 1090g könnte ich evtl. noch ein paar Gramm einsparen.

Mit dem Boot zu fahren macht unglaublich Spaß, es ist extrem wendig und beschleunigt sehr leicht. Geradeauslauf ist, verglichen mit einem normalen Kayak bei 325cm natürlich nicht seine Stärke aber ausreichend. Außerdem ist es eigentlich nicht für Mehrtagesfahrten gemacht, obwohl ich das im Frühjahr mit UL-Gepäck mal testen möchte. Mit seinen 5kg braucht man logischerweise auch keinen Bootswagen, man klemmt es einfach unter den Arm.

Gut dass ich für alle Teile Schablonen gebaut habe, ich muss nämlich noch in diesem Winter paar Chilies für Freunde bauen...

Grüße

Erik

Und hier ein paar Fotos:

IMGP7378.JPG

IMGP7392-2.JPG

IMGP7393-2.JPG

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Hey, das ist ja genial!

Sehr schön gemacht!

Kannst Du vielleicht ein paar Fotos vom Gestänge und vom "Innenleben" hier einstellen?

Und das Packmaß zusammengepackt wär auch spannend, vielleicht mit nem Vergleichsfoto?

Und vielleicht auch mal (evtl PN?) den Preis, den Du von Deinen Freunden nimmst... ;-))

Wirklich ein schönes Werk, und Du scheinst tatsächlich die Packraft-Nachteile gut in den Griff bekommen zu haben....! Cool! Großes Lob!

Viele Grüße

Pico

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hi gleitschirmpaddler.

mit das geilste was ich hier bisher gesehen hab!

paar fragen: Du schreibst was von luftschlauchtaschen, sind das gleichzeitig die luftschläuche oder kommen die noch zusätzlich in die taschen? brauchts die luftschläuche auch um die endspannung herzustellen (s. Aerius) oder sind das reine auftriebskörper?

hochachtungsvolle grüsse, paddelpaul

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Hey, das ist ja genial!

Sehr schön gemacht!

Kannst Du vielleicht ein paar Fotos vom Gestänge und vom "Innenleben" hier einstellen?

Und das Packmaß zusammengepackt wär auch spannend, vielleicht mit nem Vergleichsfoto?

Und vielleicht auch mal (evtl PN?) den Preis, den Du von Deinen Freunden nimmst... ;-))

Wirklich ein schönes Werk, und Du scheinst tatsächlich die Packraft-Nachteile gut in den Griff bekommen zu haben....! Cool! Großes Lob!

Viele Grüße

Pico

Hallo Pico,

du hast eine PN.

So, hat ein wenig gedauert. Das Packmaß (komplett, also mit Gerüst) ist ca. 18x32x63cm:

Chili%2520gepackt%25201-klein.JPG

Chili%2520gepackt%25202-klein.JPG

Das Gerüst besteht aus einem Kielrohr, den seitlichen Luftschläuchen 1 Sitzbrett und 2 Spanten (auf dem Foto sieht man nur 1 Spant).

Der Rosa-Schaum wird noch gegen grün oder blau ersetzt, so will man sich ja nicht aus Wasser trauen ;)

Gest%25C3%25A4nge%2520Chili.JPG

Grüße

Erik

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Hallo Paddelpaul,

danke für die Blumen!

In die beiden Schlauchtaschen werden fertige Luftschläuche eingeschoben, so kann man sie leicht auswechseln, wenn die mal kaputt sind. Bin gerade dabei auszutüfteln, ob man auf die Taschen verzichten kann, wenn man die Schläuche selbst passend baut. Das ist aber gar nicht so einfach :? . Da das Boot in Längsrichtung nur das Kielrohr hat, sind die Luftschläche eine tragende Struktur. Der Aerius hat ein vollständiges Gerüst und benötigt die Luftschläuche nur um die Haut zu spannen.

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Hallo Paddelpaul,

nunja: Paddelbrücke und dann Bauch einziehen und Luft anhalten... duck und wech :lol:

So klein ist die Luke nicht. Sie ist 56cm lang und 46cm breit. Das reicht mir locker und ist einfacher abzudichten, was mir wichtig ist. Natürlich könnte man die Luke größer, vor allem länger machen. Das wäre kein Problem, war für mich aber nicht nötig.

Grüße

Erik

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hatte ich mir ungefähr so vorgestellt, meine frage zielte quasi auch darauf ab ob das boot die paddelbrücke gut verkraftet, da kommt ja ordentlich gewicht drauf; aber scheint ja demnach kein problem zu sein.

wie gross bist Du? ich hab schon mit den keyholes z.b. von den prijon-ww-kajaks so meine probleme, das einsteigen wirkt da schon etwas "bemüht", bei 196 cm und 99cm "schritt"länge.

Gruss...

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  • 7 Monate später...

Hallo Gleitschirmpilot,

das schaut einfach genial aus, und dann noch das Gewicht. Ich würde meinen beiden Jungs (>=9) gerne solche Boote bauen. Als Ich auf Deinen Bericht gestossen bin, war ich ne MInute später im Forum angemeldet und frage jetzt einfach geraderaus, ob Du weitere Informationen/Details zur Verfügung stellen könntest.

Oder gibt es gar schon ein Serienproduktion?

Herzliche Grüße

Peter

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Hallo Peter,

zu den Booten habe ich leider keine weiteren Infos, das komplette Know How und die komplette Entwicklungsarbeit steckt in den Schablonen für die Zuschnitte.

Eine einfache Möglichkeit wäre: Unter- und Oberschiff aus LKW-Plane zu fertigen und verkleben. Dazu baust du das „Gerüst“ mit Hilfsspanten auf einer Helling auf und verarbeitest die Plane direkt auf dem Gerüst. Damit wird zwar das Boot ca. 9-10kg schwer aber wenn das kein Problem ist, ist das die schnellste Bauweise.

Alles weitere per PN.

Grüße

Erik

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  • 2 Wochen später...
  • 1 Monat später...

So Leute,

jetzt wird es mal höchste Zeit ein Update zu liefern.

Im letzten Winter habe ich dann ein paar Chilis gebaut. Die Boote habe ich allerdings etwas abgewandelt und das Feedback einiger Tester berücksichtigt.

Geänderte Maße:

Chili 1:

Breite außen: 60cm

Breite innen: 22cm

Breite Luke: 41cm

Länge Luke: 56cm

Chili 2:

Breite außen: 68cm

Breite innen: 36cm

Breite Luke: 43cm

Länge Luke: 66cm

Die Luke hat jetzt eine Standardform und ist nicht mehr aus einer Fahrradfelge gebaut ;-)

Außerdem hat das Boot jetzt richtig Stauraum unter Deck.

Gewicht Chili 2 in rot:

Haut komplett 3160g

Spanten und Sitz 210g

Gestänge 967g

Summe 4337g

Anfang Mai (ja ja ich weiß, ist schon ein paar Tage her...) habe ich meine erste größere Tour mit dem Chili 2 gemacht.

Das Konzept geht für meine Zwecke voll auf. Ich bin in 4 Tagen 80km gepaddelt und knapp 10 km gewandert. Das ist auch so die Verteilung die ich angepeilt habe. Bei Touren mit dem Chili sollte das Verhältnis Paddeln zu Wandern deutlich beim Paddeln liegen. Ansonsten ist ein Packraft besser geeignet.

Hier ein paar Fotos:

IMGP7722.JPG

IMGP7738.JPG

IMGP7762.JPG

Meine grobe Packliste:

Chili 2 inkl. Spritzdecke 4400g

Paddel ca. 1100g

Schwimmweste ca. 700g

Ausrüstung ca. 7000g

Verpflegung ca. 2500g

Summe: 15700g

Das ganze ist noch nicht UL aber für mich schon OK. In Zukunft will ich ungefähr dahin:

Chili 3 inkl. Spritzdecke 3800g

Paddel MYOG ca. 500g

Schwimmweste MYOG ca. 250g

Ausrüstung ca. 4000g

Verpflegung ca. 2500g

Summe: 11050g

Fazit:

- Solche Touren machen Spaß weil man einen neuen Freiheitsgrad bei der Tourenwahl gewinnt. Längere Portagen sind kein Hinderniss mehr.

- Das Chili 2 hat ausreichend Stauraum unter Deck. Ich musste nur am 1. Tag mit Decklast fahren.

- Der Sitz ist immer noch ein Schwachpunkt. Der Sitz aus Styrodur bricht gerne mal. Wenn da mal jemand einen Tipp hat, wie man eine 4cm dicke Platte mit 60 x 25cm UL realisieren kann, wäre ich echt dankbar.

- Bei einem Boot macht sich die positive Gewichtsspirale extrem bemerkbar: Leichtes tragbares Boot → ermöglicht leichtere und dünnere Packsäcke → kein Bootswagen erforderlich. Alleine der fehlende Bootswagen und die leichten Packsäcke sparen bestimmt 3-5kg.

Also Leute -> Schnappt euch eure Packrafts, Gekkos, Paschas, MYOGs oder was auch immer und dann raus aufs Wasser!

Grüße

Erik

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  • 4 Wochen später...

Glückwunsch zum Chili 2!

Da mein Bootsbau immer näher rückt (Ende November wird die Werft frei - Keller der Eltern :D , da ich selbst keinen besitze), die Planung konkreter wird, merke ich erst, was für eine tolle Leistung Dein Boot überhaupt ist.

OT: Jetzt zum leidigen Thema: Mir drängen sich noch ein paar Fragen auf. :oops:

Frage 1:

Gestänge 967g

:shock:

Darf ich Fragen, was für ein Alu-Rohr Du genommen hast? Das müsste bei Deinem angegebenen Gewicht (und meiner vermuteten einzelnen Querspante) 16/1.5mm Alu sein. Ich bin momentan bei einem errechneten Gestängegewicht von 1300g (20/2mm Theaterrohr inkl. Muffenverbindung [Kielrohr] + PVC-Gestänge zwischen den Luftschläuchen). Zwecks einfacher Verarbeitung hatte ich schon an einen Komplettrahmen aus PVC-Rohr gedacht. Selbst der wäre schwerer als Deiner.

Frage 2: Hast Du Deine Rohre selbst über einer Schablone gebogen? Da nur ein geringer Winkel nötig wird (max. 45°), denke ich, es wäre theoretisch möglich.

Frage 3: Welchen Kleber hast Du verwendet?

Wenn Du Dein Wissen für Dich behalten möchtest (insbesondere Frage 1), verstehe ich das auch! ;)

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Hallo fettewalze,

es freut mich, wenn sich jemand an einen Nachbau wagt. Zu deinen Fragen:

1. Ich habe, wie bei meinen anderen Faltbooten auch, Alurohr 18x1mm verwendet. Das bekommt man zwar nicht im Baumarkt aber eigentlich bei jedem Metallwarenhändler. Die Steckhülsen sind aus 16x1,5mm gedreht. Ohne Drehmaschine geht das praktisch nicht. Die Rohre sind für mich ausreichend stabil und lassen sich im Falle des Falles auch mal wieder vorsichtig geradebiegen.

2. Über eine Schablone zu biegen ist kein Problem. Ich habe mir eine kleine Biegevorrichtung gebaut, in die ich das Rohr einspannen kann. Aber eigentlich reicht eine Schablone aus Sperrholz, Biegeradius ca. 10cm

3. Das Chili ist komplett genäht, bis auf die kurzen Kielstreifen am Bug und Heck. Geklebt habe ich mit Pattex Transparent 1:1 mit Aceton vermischt. LKW Plane (PVC) lässt sich deutlich einfacher kleben als TPU!

Poste doch mal das Ergebnis, würde mich echt freuen!

Grüße

Erik

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OT: LKW Plane, Schläuche sind schon vorhanden. Werkzeug und Werft sind organisiert. Die Planung ist eigentlich schon abgeschlossen. Ich feile nur noch ein bisschen am theoretischen Gewicht.

Ein Bericht wird hoffentlich Anfang Dezember folgen. Der einzige Stolperstein: Mit Kleber habe ich bisher eher schlechten Erfahrungen gemacht. Mal sehen, wie es läuft. :D
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  • 10 Monate später...
  • 11 Monate später...
  • 2 Jahre später...

@Barbarix, ein wirklich tolles MYOG Boot, wo ich mit meinem 10kg-Scubi nur neidisch sein kann.

Fährst du die Chillis noch oder bist du mittlerweile zu was anderem weitergezogen? Gerade im Vergleich zum Scubi interessiert mich, wie du locker 50% Gewicht einsparen kannst. Dünnere Allurohre und nur zwei Spanten kann ich dem Thread entnehmen, aber sonst? Das Scubi gilt ja schon etwas empfindlich am Boden...

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Hallo Ziz,

das Chili ist nach wie vor mein Lieblingsboot, meine anderen Faltboote nutze ich kaum noch. Ich bin im Moment am tüfteln für eine noch leichtere Bauweise. Zielgewicht 3,5kg. Ich werde berichten...

Wie und wo ich das Gewicht eingespart habe kann ich nicht sagen, weil ich das Scubi nicht im Detail kenne. Die Gewichte der Einzelkomponenten findest du allerdings weiter oben in der Beschreibung der Version 2. Der Boden ist jedenfalls wirklich dünn und musste auch schon geflickt werden, was aber selbst auf Tour kein Problem ist.

Grüße
Erik

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