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Ultraleicht Trekking

Israel National Trail (Shvil Israel) September - November 2022


Linkshaenderin

Empfohlene Beiträge

Fragen und Antworten rund um den Shvil

Ist der Israel National Trails für Anfänger:innen geeignet? 

Als ich hier als Einsteigerin in die UL-Thematik einen Thread eröffnete und von meinem Vorhaben schrieb, meldete sich Wanderlegende @German Tourist zu Wort und riet mir davon ab, als Person mit so wenig Wandererfahrung den Trail zu gehen. Ich verstehe, woher dieser Rat kommt, aber würde ihn anderen Interessierten nicht in dieser Deutlichkeit geben. Beim Wandern von Nord nach Süd hat man viele Vorteile, die sogenannte Anfängertrails auch bieten:
n den ersten Wochen hat man täglich (mehrfach) Wasser, regelmäßige Resupply-Möglichkeiten, nicht nur an Essen, sondern auch wenn man in einen Outdoor-Shop muss/will und was Gasnachschub betrifft. Es ist zivilisationsnah, man könnte, wenn man das will, jeden Tag bei trail angels übernachten oder auch in B&Bs. Auch im Norden hat der Trail ein paar herausfordernde Passagen, aber im Wesentlichen kann man auch als untrainierter Mensch, der ich zu Beginn war, bei einer gewissen Grundfitness den Weg gut meistern und dabei in Form kommen. Der Planungsaufwand ist bis Arad äußerst gering, ich habe immer nur bis zum nächsten Supermarkt (also maximal 3 Tage) vorausgedacht, trail angels in der Regel am Vortag kontaktiert und bin damit gut gefahren. Ich habe diese Flexibilität und Spontanität geliebt.

In meinen ersten Wochen auf dem Trail in zivilisationsnaher Gegend habe ich all die Fehler machen können, die ich machen musste - Missmanagement, was Wasser und Essen betrifft, am Kocher verbrannt, Ausrüstung optimiert... Wenn man dann den Härten der Wüste begegnet, hat man schon etwa 600km hinter sich und ist im Flow. Für die Wüste braucht es definitiv einen gut sitzenden Rucksack, der auch höhere Lasten bequem tragen kann. Natürlich ist auch mehr Planung nötig für den Wüstenteil, da man entweder Wasser cachen oder sehr gut planen muss, wann man woher Wasser bezieht. Ich habe für 5 Wassercaches bezahlt und fand es damit gut machbar. 
In der Wüste habe ich den Teil zwischen Ein Bokek und Nahal Mador Nightcamp sowie zwischen Shkoret Nightcamp und Eilat als wirklich schwer empfunden, der ganze Teil dazwischen war meiner Ansicht entspannt. Wenn man sich darauf im Vorhinein mental vorbereitet, kann man das aber auch als willensstarke Anfängerin bewältigen. (Ganz generell würde ich sogar sagen: Wenn selbst ich als untrainierte Kartoffel es geschafft habe, können das auch die meisten anderen.) Würde ich den Shvil nochmal gehen, würde ich allerdings irgendwie versuchen, organisiert zu bekommen, diesen genannten Anschnitt nicht mit Essen für 6 Tagen zu gehen, sondern irgendwie dazwischen Essen aufzutreiben und sei es, 20km vom Shvil weg nach Dimona zu trampen. 
Aber ich weise nochmal ausdrücklich darauf hin, was auch überall sonst zu lesen ist: NoBo, also ein Start im Süden, ist keinesfalls anfängergeeignet!

Ist es teuer, den INT zu wandern?
Ich würde sagen, ja. Israel ist ein teures Land; das einzige, was ich als billig empfunden habe ist Datenvolumen, öffentliche Verkehrsmittel und Obst&Gemüse. Essen ist teuer, Unterkünfte sind teuer, alle Art von Hygieneartikel sind teuer (eine Packung Compeed Blasenpflaster mit 6 Stück Inhalt sind etwa 14€), Campingartikel sind abartig teuer... 
Was ich hingegen nicht als übermäßig teuer empfunden habe, ist der water caching service. Der, den ich gewählt habe (Yanir Yagel von Negevtrails) nimmt pro Liter 11 Schekel, was ich angesichts der Garantie, die er gibt, super finde. Ich hatte 4×6 und 1x4 Liter (nur eine gerade Anzahl ist möglich), habe also 308 Schekel (etwa 86 Euro) bezahlt, was ich für die damit gewonnene Erleichterung mehr als fair finde. Einmal waren die 6 Liter viel zu viel, sodass ich eine geschlossene Zwei-Liter-Flasche für nachfolgende Wanderer dagelassen habe, das ließe sich mit besserer Planung vermeiden.

Wie viel ist los auf dem Trail, wie viele thru-hiker trifft man? 
Ich habe zusammengezählt, an die ich mich erinnern kann, 11 Gespanne (Einzelpersonen, Gruppen oder Paar) getroffen, bestehend aus 17 Individuen, die auf einem Thru-hike unterwegs waren. Einer hat abgebrochen nach zwei Wochen. Dazu noch 4 Menschen, die für mindestens einen Monat auf dem Shvil unterwegs waren. Kurz vor Eilat sind mir zwei Mal Shvilistim NoBo entgegengekommen. Von den Wandernden habe ich von einer Handvoll weiterer Shvilistim gehört, aber alles in allem waren es nicht viele. Das liegt aber wohl auch daran, dass ich zeitig in der Saison unterwegs war, bei mehreren trail angels war ich die erste in dieser Saison; die meisten Israelis starten erst in Richtung Mitte Oktober. In der Hochsaison kann es dann, wenn zu den Shvilistim noch Tageswanderer oder Pfadfindergruppen o.Ä. kommen, auch mal eng in den Nightcamps in der Wüste werden, habe ich gehört; das ist mir nie passiert. Trotzdem war ich nicht einsam auf dem Trail; man ist einigen Shvilistim immer wieder begegnet, dazu kamen auch nette Begegnungen mit Tages- oder Wochenendswanderern. An vielen Tagen bin ich aber auch keinen Wanderern begegnet. Alles in allem im Vergleich zu den populären Trails definitiv ein ruhigerer Trail, aber keinesfalls einsam. 

Wie ist die Netzabdeckung in der Wüste?
Ein Thema, über das ich mir völlig zu Unrecht vorher den Kopf zerbrochen habe. Mit dem Anbieter Pelephone hatte ich an jedem Tag mindestens zwei Mal eine Internetverbindung, immer dann nämlich, wenn man auf einem Berg oder irgendeiner Anhöhe war.

Wie ist die Camping-Situation?

In Israel ist Wildcampen außerhalb von nature reserves und national parks gestattet. Innerhalb der Naturschutzgebiete gibt es ausgewiesene Nightcamps, an denen nördlich der Wüste auch überall ein Wasserhahn war, (in der Wüste erst ab Paran). Ich habe es im Norden vermieden, dort zu übernachten, da viele dieser Orte Treffpunkte für Jugendliche sind, die spätnachts kommen, den ganzen Campingplatz mit Autoscheinwerfern ausleuchten und laut Musik abspielen. Zudem waren viele auch dreckig und voll Müll. Ich habe daher die Unbequemlichkeit, nicht bei einer Wasserquelle in Kauf genommen und mir immer genug Wasser für die Nacht mitgenommen und dann in der Natur geschlafen. Es hat auch mein persönliches Sicherheitsempfinden erhöht, nicht irgendwo zu schlafen, wo man mich leicht sehen kann. An den Campsites gibt es immer Feuerstellen und die wanderbegeisterten Israelis kommen dort manchmal auch einfach nur für ein kleines BBQ hin. 
In der Wüste gibt es in den Nightcamps auch Feuerstellen, dazu kniehohe Steinmauern, die in großen Halbkreisen stehen und den Wind abhalten sollen, hier sieht man sie von Ferne:

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So hoch sind sie:

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Im nördlichen Teil der Wüste sind die Mauern viel instabiler und aus schlicht gestapelten, teils wackeligen Steinen bestehend. Ab dem Nahal Barak Nightcamp, ab dem es auch die Wassertanks gibt, waren die Mauern wie in den Bildern stabil und oftmals gab es auch Komposttoiletten. 

Warum gibt es hier so stark negative Berichte über den Shvil?

Als ich meinen Vorbereitungsthread eröffnet habe vor einem Jahr, hat @Mars einen ausführlichen Beitrag (klick) geschrieben mit Tipps und Hinweisen basiert auf seiner Wanderung, zu der es auch einen Thread gibt. Und auch irgendwo anders hier im Forum habe ich gelesen, dass der Norden ziemlich langweilig und öde gewesen sei und nur die Wüste spektakulär war. Ich habe mir die Kommentare ziemlich zu Herzen genommen und habe eine anstrengende Durststrecke bis zur Wüste erwartet, aber so war es überhaupt nicht!
Auch im Norden gab es wunderschöne und atemberaubende Landschaften, immer wieder single trail und spannende Wege. Ja, an den Campsites war Müll und an Dorfrändern auch, manchmal auch ziemlich viel (besonders um Nazareth herum, dem mMn hässlichsten Teil des Trails), aber dazwischen kaum bis gar nicht. Mars scheint einen komplett zugemüllten Trail erlebt zu haben, das war bei mir nicht der Fall. Auch meine Erfahrungen mit Dornen war wesentlich weniger tragisch, zugewuchert war der Weg nur einmal. Ich vermute aber stark, dass das mit der Jahreszeit zusammenhängt. An einigen Wegen konnte ich sehen, dass sie frisch freigeschnitten worden waren und ich vermute, dass man am Ende des Winters ein ganz anderes Bild sieht. Weder brauchte ich eine LKW-Plane als Unterlage (hatte ein ganz normales Tyvek Groundsheet, das ein einziges Löchlein bekommen hat, welches ich mit Panzertape geflickt habe), noch habe ich die stichfesten Handschuhe, die ich wegen seines Rats mitgenommen habe, ein einziges Mal angezogen. Ich brauchte keinen Baustellen-Gehörschutz, aber ja, an den Wochenenden hatte ich im Norden fast immer Oropax drinn, weil man von irgendwoher selbst beim Wildcampen Musik hörte. An den offiziellen Campsites schlief man, laut anderen Shvilistim, deswegen oft schlecht. Das ist ein Problem, wenn man darauf angewiesen ist, dort zu übernachten, aber mit minimal Flexibilität kann man das in der Regel vermeiden.
Das Wasser zu filtern habe ich auch ganz schnell sein lassen, weil es in allen Wassertanks und Rastplatz-Wasserhähnen Trinkqualität hatte.

Zusammengefasst finde ich es wirklich schade, dass er so eine unangenehme Zeit auf dem Trail hatte und frage mich, woran es liegt, dass unsere Berichte so unterschiedlich aufgefallen sind.

Ist es sicher, allein als Frau den Shvil zu wandern?

Ja. Ich habe mich immer sicher gefühlt und hatte keinerlei schlechte Erlebnisse. Das ist natürlich anekdotische Evidenz, aber ich wurde auch nur zwei Mal von Israelis auf Sicherheitsbedenken angesprochen (und da handelte es sich im Grunde um als Sorge um mich getarnte Araberfeindlichkeit), alle anderen fanden es zwar teils bewundernswert, dass ich allein unterwegs bin, aber nicht, weil sie es als unsicher einstufen. Ihnen wäre es allein einfach zu langweilig und tatsächlich beobachtet man Israelis fast ausschließlich in Gesellschaft wandern. 
Das einzige, was mir in meinem Sicherheitsinteresse wichtig war, war ein geschützter Schlafplatz, der von keinem Weg einsehbar ist und dass niemand mich dabei beobachtet, wie ich mein Lager aufschlage. 

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Vielen Dank fürs Teilen deines wundervollen Berichts! Es war ein Hochgenuss ihn zu lesen, insbesondere der Wüstenabschnitt. Deine Landschaftsaufnahmen sind der Hammer! Aber auch der Abschnitt nördlich von Arad ist interessant und spannend berichtet. 

Die Geschichte mit deiner Hilfe bei der Suchaktion nach der Frau, die sich verlaufen hat, ist etwas ganz besonderes. Auch die Gastfreundschaft der Israelis (z.B. als der Imbiss nichts vegetarisches für dich hatte) finde ich außergewöhnlich. Wie hast du eigentlich die trail angels gefunden? Sind die in der App vom Israel National Trail aufgelistet?

Ich habe noch eine andere Frage:

Du hast im letzten Abschnitt der Wüste (Paran - Eilat) von dem abenteuerlichen Abstieg berichtet. Diesen habe ich auch in einem Youtube-Video erkannt. Kannst du dazu mehr berichten? Ich kann auf dem ersten Foto leider nicht erkennen, wo oben und unten ist. Gerade eine lose Strickleiter stelle ich mir mit einem 15kg-Rucksack schon fast unmöglich zu bewältigen vor. Aber ich kenne solche Strickleitern auch nur aus dem Klettergarten. Freischwingende Strickleitern neigen meiner Erfahrung nach dazu in einen Überhang zu kommen, sobald man sie besteigt. Das schaffe ich schon ohne Rucksack aufgrund geringer Armkraft kaum. Wie war dies auf dem Shvil?

 

 

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In der App vom INT sind ein paar eingetragen, aber die einzig zuverlässige Quelle von Trail Angels ist diese Website. Es ist die einzige, die kontinuierlich upgedatet wird und gibt sehr detailliert an, was die jeweiligen Trail Angels anbieten (z.B. pick up/drop off vom/zum Trail). 

Am 1.12.2022 um 22:04 schrieb Mia im Zelt:

Du hast im letzten Abschnitt der Wüste (Paran - Eilat) von dem abenteuerlichen Abstieg berichtet. [...] Kannst du dazu mehr berichten? Ich kann auf dem ersten Foto leider nicht erkennen, wo oben und unten ist. Gerade eine lose Strickleiter stelle ich mir mit einem 15kg-Rucksack schon fast unmöglich zu bewältigen vor. 

Das Foto mit dem Seil ist nach unten fotografiert, nachdem ich am Seil raufgeklettert bin. Das war allerdings nicht allzu schwierig, nur ein bisschen eng mit dem Rucksack, aber den hätte man zur Not auch absetzen und hinaufheben (bzw. nobo runterwerfen) können. Die Leiter, die ich nicht fotografiert habe, hat mir mehr zitternde Knie beschwert. Dass sie richtig freischwingend war, wäre übertrieben zu sagen, denn im Boden unten war sie fest verankert, aber zwischen der Bodenbefestigung und der Befestigung am oberen Ende war sie stellenweise nicht fixiert, da aus dem Fels herausgerissen, sodass es über einige Meter hinweg "schwingend" war. Ein Überhang kann dabei nicht entstehen, denke ich, aber es ist auf jeden Fall beängstigend mit schwerem Rucksack und ich bin froh, nicht habe hinaufklettern zu müssen. Die Länge der Leiter würde ich auf 10m schätzen. 

Da der Shvil aber recht gut gepflegt wird, kann ich mir gut vorstellen, dass die Sache bis zur nächsten Saison repariert wurde. Im letzten Abschnitt vor Eilat gab es auch so eine Stelle, wo die Leiter aus dem Fels herausgebrochen war, daneben war aber ein stabile Leiter angebracht worden. 

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  • 2 Wochen später...

Danke für deine ausführliche Antwort. Das wirft noch ein anderes Licht auf diese heiklen Passagen. :) So klingt es für mich schon eher machbar. Dann nehme ich an, dass die Leiter an sich an der Felswand befestigt war? Dann sollte schon dadurch ja ein gewisser Halt entstehen. Die von mir beschriebenen Strickleitern aus dem Kletterwald waren komplett freischwingend, da sie nur oben und unten fixiert waren und quasi komplett in der Luft hingen. 

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  • 2 Wochen später...

Hallo Lolaine,

ich freue mich, dass du meinen Bericht nützlich findest. 

Da ich so viele Jahre vom Shvil geträumt habe, habe ich in der Zeit alle deutschsprachigen Bücher, die es über ihn gibt, gelesen, allerdings lange vor der konkreten Vorbereitungszeit. Beim Vorbereiten war mir primär das Preface des Guidebooks, das im INT Forum immer wieder geupdatet wird, die größte Hilfe. Es beinhaltet sehr viele Infos, über das Klima, Gasnachkaufmöglichkeiten, usw. Nicht alles davon hat sich als hundertprozentig korrekt herausgestellt, aber es war eine große Hilfe. 

Ich habe auch zahlreiche Blogs gelesen, die über den Shvil schreiben, aber kann nicht genau sagen, welche Infos ich davon verwertet habe. Primär dienten mir die Packlisten als Inspiration, denke ich. 

Um die Etappen in der Wüste zu planen, habe ich auch das sogenannte "Rote Buch" herangezogen, den englischsprachigen Guide mit viel Kartenmaterial und Beschreibungen der Tagesetappen. Damit und mithilfe der INT App (die absolut unverzichtbar ist auf dem Trail!) habe ich mir dann meine Etappen überlegt und Wassercaches bestellt. Ich hatte das Rote Buch übrigens nicht dabei aus Gewichtsgründen und habe es auch nicht vermisst. Es galt lange Zeit als INT-Bibel, aber das war, bevor es im Internet so viel Material gab und auch vor der App, die einem alle Wasserquellen anzeigt. Daher würde ich nicht sagen, dass man das Geld dafür ausgeben muss, es sei denn, man möchte als Backup physisches Kartenmaterial mitnehmen. (Halte ich aber persönlich für nicht nötig, da der Shvil besonders in der Wüste sehr gut markiert ist. Im Norden gab es manchmal Zweifel über die richtige Routenführung, aber wenn einem dort das Handy abschmiert, ist man jederzeit schnell in der Zivilisation und kann Ersatz besorgen.

Wie viel ich insgesamt ausgegeben habe, weiß ich ehrlich gesagt nicht, da ich bewusst kein Ausgabenbuch geführt habe in der Zeit. Ich könnte es mir natürlich ausrechnen anhand meines Kontoauszuges, will es aber nicht wissen. Ich hielte so eine Gesamtsumme auch nicht für sehr aussagekräftig, kommt es doch sehr auf die individuellen Bedürfnisse an. Im Shvil-Forum heißt es, man solle mit etwa 15-20 Dollar pro Tag für Essen rechnen und ich denke, wenn man sich immer Mal was gönnt, haut das hin. Wenn man fast ausschließlich von Hiker-Nahrung lebt, braucht man weniger. Man könnte auch sehr günstig essen, wenn man bereit ist, mehr zu tragen, denn Obst und Gemüse kostet sehr wenig in Israel. Falafel in einem Imbiss kosten etwa 6-9€, ein Hauptgericht in einem Restaurant schätzungsweise 18-30€. Meine Übernachtungen in Hostels oder Ähnliches haben zwischen 30-45€ pro Nacht gekostet, das waren Mehrbettzimmer bzw. einmal ein Campingplatz. Theoretisch könnte man aber auch immer bei Trail angels übernachten, es gibt wirklich so viele. Wofür ich mehr Geld ausgegeben habe, als gedacht, waren für Drogerieartikel. Ich habe einige Packungen Blasenpflaster gekauft, die pro Stück etwa 14€ gekostet haben, also habe ich, vermutlich, an die 100€ allein dafür ausgegeben. Ich hatte auch die Notwendigkeit, einige Ausrüstungsartikel zu kaufen, sodass auch dafür schätzungsweise 300€ ausgegeben wurden + zwei Mal 40€ für Einlegesohlen. Das sind Ausgaben, die man definitiv vermeiden kann. Dazu kam noch eine Auslandskrankenversicherung, die Israel haben wollte für die Einreise, die auch COVID-Behandlungen einschließt, das waren für meine zwei Monate etwa 90€. 

Also, zusammengefasst: Jetzt hast du ein paar Anhaltspunkte, but calculate yourself. 

 

edit: Ein Thema habe ich vergessen: ÖPNV. Ist sehr günstig in Israel. Für Tickets in der Stadt bzw. auch zwischen Städten bis zu 30km habe ich nicht mehr als 3€ bezahlt. Von Tel Aviv mit dem Bus in den Norden zum Trail head waren es (wenn ich mich recht erinnere) etwa 6€. Das teuerste war das Busticket von Eilat nach Haifa, also einmal durchs gesamte Land, am Vortag gekauft (im Gegensatz zu allen anderen Verbindungen, Zug wie Bus, muss man Bustickets von und nach Eilat vorab reservieren/kaufen, warum, weiß ich nicht), waren 18€. Kurzum: Man reist mit den Öffis sehr günstig durch Israel. 

Bearbeitet von Linkshaenderin
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  • 1 Monat später...
Am 18.11.2022 um 11:45 schrieb Linkshaenderin:



Exped Airmat HL M in Kombination mit Friluft Canisp Faltmatte: Exped-Matte großartig, gerade in Kombination mit dem Schnozzel Pumpsack genial. D Friluft war nicht mehr dir Neuste zu Beginn der Tour und war bei der Hälfte so platt und voller Löcher, dass ich sie ausgetauscht habe gegen eine neue Falt-Eierkarton-Matte.
 

Super Bericht über den INT, danke dafür. Ich gehe ihn dieses Jahr ab 8.10. bis Anfang Dezember. Ist die Kombi Isomatte (Canisp) plus Luftmatratze (Exped Airmat) wirklich nötig, oder kann man eines der beiden items weglassen? Die zwei Isomatten plus Schlafsack scheint mir recht gewichtig. Ideal wäre die leichte Friluft Canisp (271g) plus Schlafsack (max. 500g), oder?

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Hallo Hans, ich habe schon in anderen Threads gelesen, dass du den INT wanderst dieses Jahr. Ich hoffe, du hast eine ebenso gute Zeit wie ich. :)

Beim Schlafsystem kann man nicht einfach sagen, ob etwas nötig ist oder nicht. Ich würde davon abraten, eine Luftmatte ohne Schaummatte als Unterlage zu nehmen, denn ich habe zu viele Shvilistim getroffen, deren Luftmatratze Löcher bekommen hat. Andersherum jedoch, so wie du es fragst, kann man es natürlich machen. Ich habe Menschen getroffen, die nur auf einer dünnen Isomatte geschlafen haben, für mich wäre das jedoch nichts. Die Böden in Israel sind sehr hart und sehr steinig und noch dazu hat gefühlt alles, was wächst, Dornen oder Stacheln. Wirklich eben war es zudem selten, auch in den Nightcamps, wo man sozusagen keine freie Platzwahl hat. Ich persönlich hätte es daher keine zwei Monate mit so wenig Schlafkomfort ausgehalten, aber da du offenbar härter im nehmen bist, spricht da nichts dagegen. ;) 

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  • 2 Wochen später...

Der nervige Anlass mit den Bild bzw Kartenrechten, wo Du nun vorbildlich die entsprechenden Beitraege gemeldet hast und ich ja leider die Karten entfernen musste, hat aber dazu gefuehrt, dass ich Deinen Reisebericht gelesen habe, nachdem ich an einer Stelle reingelese habe, konnte ich es nicht mehr lassen 8-)

Ein toller Bericht, super Mischung zwischen vielen Bildern, Infos und persoenlichem Erleben, super...

Wahrscheinlich bist Du nun verantwortlich dafuer, dass so einige User in den naechsten Jahren den INT wandern :mrgreen:

Gerade der suedliche Teil haette mich schon gereizt, bin ja schon haeufiger in Wuesten / Steppen, entsprechenden Gebirgen unterwegs gewesen, OT: aber nachts in den Camps (fast) immer Leute um mich zu haben, ist echt nicht meine Baustelle, Ohropax besitze ich nicht und will auch ncht irgendwo hin, wo ich sie brauchen wuerde, ich finde es klasse, wenn ich auch mal laenger alleine in der Natur bin, OT: dann freue ich mich auch, wenn ich mich nach etlichen Tagen/Naechten mal wieder mit einem Menschen unterhalten kann, aber die Meisten bevorzugen ja eine Mischung aus alleine und mit Anderen unterwegs zu sein und ich glaube, dann ist der INT einer der tollsten Trails, die man Laufen kann und da hast Du nun fuer die einen tollen, antoernenden Bericht geliefert...

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@Linkshaenderin und alle die etwas beisteuern können:

OT: Ich hänge meine paar Fragen mal hier im Faden an, ich bin mir nicht im Klaren ob es besser wäre einen neuen Faden in der Rubrik "Reisevorbereitungen" zu eröffnen.

So denn alles glatt läuft geht es für mich am 2. März nach Israel auf den INT. Ich möchte von Süd (Eilat) nach Nord laufen mit Ziel Jerusalem (oder etwas weiter). Ich habe einfach die ein oder andere Frage offen.

Ich plane gerade meine Wasser-Caches und will den Service von "Negev-Trails" nutzen.

@Linkshaenderin, hast du noch die Informationen parat welche 5 Orte/Camps du fürs caching ausgesucht hattest. Warst du mit deiner Wahl zufrieden, bzw würdest du rückblickend etwas ändern (Wassermenge hast du ja erwähnt)? Ich selbst würde gerne eine Mischung machen aus gut geplanten Cachings und den Rest selber organisieren, also informiert nehmen was der trail hergibt an freien Wasseroptionen. Ich würde es vermeiden wollen für mehr als 2 Tage Wasser zu schleppen.

Die Informationen die ich für mich zusammengetragen habe bezüglich Wasser (INT-App, Foren, Negev-Trails-Manual, etc.) gehen in die Richtung, dass es mitlerweile doch recht viele zugängliche Wasserressourcen gibt (freie Tanks, Wasserhähne, Ortschaften ...). Liege ich da grundsätzlich richtig?

 

Welcher Teilabschnitt von Eilat bis Arad (oder umgekehrt) ist der forderndste bzw. längste was Essen-Schleppen angeht? Das es auf den Sabbat zu achten gilt ist klar was Einkaufsmöglichkeiten angeht. Gibt es sonst noch defenitive Stolpersteine?

 

Ich habe Lust unter freiem Himmel zu schlafen, cowboy-camping im leichten Bivaksack. Trotzdem will ich zur Sicherheit ein Tarp mitnehmen. Ich dachte ans minimalistische Pocket-Tarp ohne Türen von Zpacks. Ich frage mich aber abgesehen von Regen, inwieweit starker Wind ein störendes Thema sein kann in den Camps. Mit schlafen im offenen Wind habe ich eher unangenehmere Erlebnisse gahabt. Wie sind da die Erfahrungen? Alternativ könnte ich auch ein größeres geschlossenes Mid-Tarp mitnehmen (mehr Gewicht und Packmaß).

 

Vielen Dank und liebe Grüße.

 

p.s. Auch mein Dank für den tollen umfangreichen Reisebericht!

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Hallo @Lugovoi!

Ich bin definitiv nicht die beste Ansprechpartnerin für eine Wüstendurchquerung ohne Caches, da gibt es aber (dir sicher bekannte) Quellen dazu, die hilfreicher sind. Ich kann aber gerne meine Erfahrungen weitergeben, allerdings für Nord-Süd-Richtung; den Denkaufwand für die Gegenrichtung kannst du ruhig selber machen. ;)

Hier mal meine Wüstenetappen mit Infos zu Wasser:
Ein Bokek - Mishor Amiaz Campground (23,5km) -> Wasser gecachet
Mishor Amiaz Campground - Peres River (Kreuzung mit Rd. 25) (19,5km) -> ehrlich gesagt würde ich, wenn ich es nochmal machen würde, hier ggf. das Risiko eingehen und Wasser "schnorren". D.h., an der Straße warten, bis Autos anhalten - was sie in Israel sehr zuverlässig tun, wenn sie Wanderer sehen - und nach Wasser fragen. Israelis sind sehr freigiebig, was das betrifft und ungemein hilfsbereit. Ob man das mit sich vereinbaren kann, andere "anzuschnorren", muss man mit sich selbst ausmachen. Die darauffolgende Etappe bis zum Nahal Akrabim Nightcamp (am Rande des Small Crater) ist aber so anstrengend und herausfordernd, dass ich während dieser auf keinen Fall Wasser für zwei Tage tragen würde

Peres River - Nahal Akrabim Campground (28,4km, aber nur, weil ich wegen gesperrtem Trail aufgrund eines Steinschlags einen Umweg gehen musste) -> Wassertank 
Nahal Akrabim Nightcamp - Oron (21km) -> Wasser und Steckdosen vorhanden, aber man sollte während des Ladens auf seine Geräte aufpassen, weil es direkt neben der Fabrik ist, wo ständig Leute Pause machen.
Oron - Mador Nightcamp (20,4km) -> das war das Nightcamp, wo ich eine Wasserflasche des dort gecacheten zurückgelassen habe, da die nächste Etappe bis Midreshet Ben Gurion kurz und ohne nennenswerte Höhenmeter ist. Ich würde allerdings davon abraten, sie mit der Etappe vom Vortag am Big Crater entlang zu kombinieren, da sie technisch sehr anspruchsvoll ist 
Mador Nightcamp - Midreshet Ben Gurion (22,3km) -> Trail Angel
Midreshet Ben Gurion - Hava Stream Nightcamp (27km) -> Wasser gecachet
Hava Stream - Mitzpe Ramon (27km) -> Trail Angel
Mitzpe Ramon - Gvanim Nightcamp (26,8km) -> Öffentliche Wasserquelle etwa drei Kilometer vor dem Nightcamp
Gvanim Nightcamp - Gev Holit (18,5km) -> Wasser gecachet
Gev Holit - Sapir (20,3km) -> Trail Angel
Sapir - Nahal Barak (31,6km) -> Wassertank
Nahal Barak - Zihor Junction (31,7km) -> Wasserhahn
(Hier habe ich dann den Abschnitt bis Neot Smadar durch Trampen übersprungen)
Neot Smadar - Shaharut Nightcamp (22,2km) -> Wasserhahn
Shaharut Nightcamp - Mangan Stream Nightcamp (27km) -> Wasser habe ich etwa 10km vorher dem Nightcamp im dazwischenliegenden Nightcamp, dessen Namen ich gerade nicht parat habe, aufgefüllt und am nächsten Tag waren es dann (wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht) nur etwa 4km bis zum Eingang des Timna Parks, wo ich Wasser für den Tag aufgefüllt habe. Man kann auch dort übernachten, dort war mir aber zu viel Zivilisation, deshalb habe ich im Mangan Nightcamp übernachtet. Allerdings kann man beim Nightcamp am Timna Park seine Geräte aufladen
Mangan Stream Nightcamp - Rehem Stream (17km) -> Wassertank
Rehem Stream - Yehoram Nightcamp (23,2km) -> Wassertank
Yehoram Nightcamp - Eilat (13km)
 

Zur Schwierigkeit der einzelnen Etappen habe ich ja schon mal was hier im Faden geschrieben. Meines Erachtens ist (immer SoBo gedacht, also bei dir umgekehrt) die letzte Etappe vor Eilat und der Teil zwischen Peres River Nightcamp und Mador Nightcamp wirklich schwer. Ich würde in der Planung berücksichtigen, in diesen Teilen wirklich nicht zu viel Wasser zu schleppen. Auch ist das Verkürzen dieser Etappen nur bedingt möglich, bei sehr großer körperlicher Fitness und wenn man bereit ist, mitunter im Dunklen zu wandern (wobei du im März natürlich den Vorteil längerer Tage hast, als ich sie im November hatte). Den Rest der Wüste kann man auf jeden Fall komprimieren und effizienter gestalten. Da du deine Reise NoBo planst, gehe ich davon aus, dass du ziemlich fit bist, da kommst du sicherlich mit wesentlich weniger Caches aus als ich. Ich finde auch die Frage schwierig, was ich anders machen würde hinsichtlich der Caches, da ich vermutlich die Etappen anders gestalten würde, wenn ich heute nochmal losziehen würde. 

Hinsichtlich Essensversorgung ist der Abschnitt zwischen Midreshet Ben Gurion und Ein Bokek der längste ohne Resupply. Ich habe dafür 6 Tage gebraucht und empfand die Last (zusammen mit den 5-6 Liter Wasser, die ich täglich getragen habe) als zu viel. Verkürzen könnte man das lediglich, indem man vom Peres River Nightcamp, das ja an der Road 25 liegt, in die Zivilisation trampt (nach Dimona bietet sich an), und dort einkauft. Dabei verliert man aber sicherlich einen halben Tag, also so richtig praktikabel ist es nicht, aber eine andere Möglichkeit gibt es meines Wissens nicht. Den Rest fand ich nicht so problematisch in Sachen Versorgung. In Midreshet Ben Gurion, Mitzpe Ramon, Sapir und Be'er Ora konnte man mit kleinen Abstechern vom Weg einkaufen, dazu habe ich noch einen Ruhetag bei Paran eingelegt und dort Nachschub besorgt. 

Thema Wind: Es windet schon oft nachts, aber sicherlich nicht wie in den Bergen. Das zugigste Nightcamp ist - das ist allen Israelis bekannt - das kurz vor/nach Eilat, also das erste bzw. letzte. Es ist auch relativ weit oben und trotz der Windschutz-Steinkreise hat es sehr gewindet. 
Insgesamt war es aber nicht so tragisch; ich habe fast ausschließlich ohne mein Gatewood Cape nur im Net-Inner gezeltet, d.h. der Wind hat mich nicht am Schlafen gehindert (außer in der genannten Ausnahme, dort habe ich es aber auch nicht geschafft, das Tarp aufzubauen, so schlimm war der Wind). Wie sensibel du gegenüber Wind bist, kann ich aber natürlich nicht beurteilen. 

So viel erstmal, ich hoffe, ich konnte irgendwie weiterhelfen. Wie immer gilt: Hike your own hike. Außerdem, pro-tip: Immer die INT-App zur Wasserplanung konsultieren, weil dort in den Kommentaren zeitnah berichtet wird, wenn mal eine Wasserquelle ausfällt. 

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