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Ultraleicht Trekking

[AL, MNE] Peaks of the Balkans Trail 2019


sja

Empfohlene Beiträge

Der Peaks of the Balkans Trail ist ein Rundweg durch Albanien, Kosovo und Montenegro. Ungefähr 185 km lang erstreckt er sich über 11500 HM. Der Trail wurde von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Kooperation mit lokalen Nichtregierungsorganisationen und dem Deutschen Alpenverein entwickelt und 2011 mehr oder weniger markiert. Ziel ist es u.a, die wirtschaftliche Situation der Grenzregionen zu unterstützen und zur Versöhnung der Bevölkerungsgruppen beizutragen. 

Man wandert auf bis zu 2200 Metern Höhe im wilden, schroffen Prokleitje-Gebirge, auch als die “verfluchten Berge” bezeichnet. Der Weg ist in 10 Etappen mit unterschiedlichem Charakter aufgeteilt. Es können natürlich auch Varianten eingebaut werden oder die “Peaks” bestiegen werden. Auch sind Abkürzungen auf beispielsweise 1 Woche möglich.

 

Der Einstieg erfolgt wahlweise in Albanien, Montenegro oder dem Kosovo und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.

 

Eine Freundin ist den Trail schon vor vielen Jahren gegangen und war sehr begeistert. So stand er lange auf meiner Liste, damals war er aber noch recht schlecht markiert, bzw. die Orientierung nicht ganz einfach… Die Markierung wurde mittlerweile verbessert (wobei es immer noch zu Verwirrungen kommen kann und es im Kosovo etwas schlechter aussieht, wie man mir sagte). Dieses Jahr war er also dran.

 

Es gibt meines Wissens 3 Guidebooks. Das erste erschien im Conrad-Stein Verlag,, dann gibt es mittlerweile eines von Rother mit GPS-Track (+ Varianten und Tagestouren) und einen englischsprachigen von Cicerone (auch als e-Book).

 

Mein Plan war, eine Woche mit einer Freundin unterwegs zu sein und knapp eine Woche alleine. Wir sind in Theth (Albanien) gestartet, haben den Kosovo ausgelassen, damit meine Freundin nach knapp einer Woche in Plav (Montenegro) aussteigen und gut wieder zum Flughafen kommen konnte. Ich hatte dann noch ein paar Tage Zeit für die letzten beiden Etappen zurück nach Theth, Varianten oder Tagestouren.

In den Etappenzielen, kleinen Dörfern, Almen kann man in Guesthouses und Home Stays übernachten und bekommt dadurch einen netten Konakt zu den Leuten und einen Einblick, wie sie so leben. Sie bieten Abendessen und Lunchpakete an (durchschnittlich kann man für den Schlafplatz und Essen so ca. 25 Euro pro Nase einplanen, in Theth oder den Städtchen abseits des Trails evtl. etwas mehr). Häufig kann man auch auf der Wiese hinterm Haus zelten.

Einkaufsmöglichkeiten gibt es eigentlich nur in Plav (MNE) und Gusinje (MNE), in Theth (AL) gibt es nur einen kleinen Mini-Markt, allerdings hab ich da kein Brot und Käse gesehen. In Vusanje (MNE) gibt es noch einen Kiosk, den habe ich allerdings nicht begutachtet.
Auf manchen Etappen gibt es von Einheimischen betriebene kleine Waldbars, wer unterwegs zelten will, kann wohl auch bei den Hirten Käse o.ä. kaufen.
Verständigen kann man sich in den Gästehäusern auf englisch, wenn irgendwo kein englisch gesprochen wird, werden die Kinder hinzugezogen. Im Kosovo gibt es wohl auch immer mal wieder Leute, die auch deutsch sprechen.

 

So genug der praktischen Dinge. Nach und nach will ich von dieser Tour berichten und ein paar Bilder zeigen. Es hat mir sehr gut gefallen. Ich würde gerne nochmal hin fahren und den Kosovo nachholen. Bis auf die trubelige Etappe (Theth - Valbona) war nicht viel los in den Bergen, ich habe tolle Bergpanoramen, die schönsten, unberührtesten Bergwiesen gesehen, bin sehr netten Menschen begegnet und sehr zufrieden wirkende, frei in der Gegend rumlaufende Tiere der Einheimischen (Kühe, Schafe, Ziegen, Pferde, Hühner…).

 

-- alle Bilder meiner Beiträge in diesem Faden sind von mir --

 

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Bearbeitet von sja
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vor 1 Stunde schrieb ThomasK:

Ist das die Tour?

Ja, ohne den Track jetzt im Detail verglichen zu haben, sieht so aus. Hier sieht man auch eine Skizze mit den Etappenorten: https://www.cicerone.co.uk/the-peaks-of-the-balkans-trail
Hier ist auch schon die sehr zu empfehlende Variante über den Prosllopit-Pass drin (die gestrichelte Linie wäre die reguläre Route).

Track gibts sonst auch mit dem Rother (auch für die Varianten, Gipfelabstecher).

vor 1 Stunde schrieb ThomasK:

Geht das ganz ohne Zelt, nur mit Guesthouses?

Ja, kein Problem.

Es gibt in jedem Etappenziel mehrere und bei den abgelegenen Orten nehmen sonst wohl auch Familien Wanderer auf. Wir wurden auch mal von einer Hirtenfamilie gefragt, ob wir dort schlafen wollten.

Man muss auch nichts reservieren. Ich hatte zwar in dem Cicerone-Guidebook gelesen in der Hochsaison könnte es voll werden, aber wir hatten nie Probleme, einfach vor Ort zu fragen. Habe auch gelesen, dass die Leute sich immer kümmern würden und einen irgendwo unterbringen.

vor 1 Stunde schrieb ThomasK:

Und kann man sich da auch verpflegen lassen oder muss man alles mitnehmen/mittragen?

 
Wenn du in den Gästehäusern schläfst oder dort zeltet, kannst du dich dort verpflegen lassen (Abendessen + Lunchpaket für den nächsten Tag), da muss du nichts mitschleppen.
 
Denke, man könnte auch in den Gästehäusern essen, wenn man dort nicht schläft. Sind halt häufig weiter unten. Oder evtl. dort auch Brot und Käse kaufen. Manchmal kommt man auch an Hirtensiedlungen vorbei, auch dort kann man wohl, wie ich gelesen hab, fragen und den Leuten was abkaufen. Würde sogar denken, dass die da ganz froh drüber sind. Wir haben aber nur einmal nen Kaffee bei einer Familien getrunken, insofern keine eigenen Erfahrungswerte.

Ich hatte für die zweite Woche ein Zelt mit, aber mehr, weil ich mich damit noch ausprobieren wollte. Gerade was das frei campieren angeht, bin ich da noch Novizin ;-). Hab aber letztendlich in der Woche nur 2x bei Gästehäusern gezeltet und einmal frei. Dafür konnte ich am Vortag was einkaufen, da da es da praktischerweise ein kleines Städtchen (Plav) gab.

 
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Vielen Dank für Deine umfangreiche Antworten. 

Der Treck kommt bei mir und meiner Frau unbedingt auf die Merkliste für 2020.

Dürfen wir uns dann nochmals bei Dir melden für Details?

 

Grüße

P.S.: Soll auch ein ganz tolles, einsames und ruhiges Skitourengebiet sein.

 

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@sja (1) vielen Dank, ich freue mich, (2) bitte schreibe auch ein paar Worte über den Circerone Guide. War der hilfreich, besser/schlechter als der von Rother oder Conrad-Stein Verlag? (3) von Österreich aus sollte man ja recht gut mit Zug/Bus anreisen können. Wunderbar!

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@ThomasK Na klar, melde dich gerne. Freue mich, wenn ich was weitergeben kann und wenn die Gegend auf Interesse stösst.

@roli
(2) Zu den Guides. Hatte alle 3 in der Hand. Wie das so ist, haben alle Vor- und Nachteile.

Conrad Stein: von 2015, bin mir nicht sicher, ob ich nen älteren in der Hand hatte (Leihbücherei), daher hatte ich mich eher auf die anderen konzentriert (sind aktueller). Infos zu Anreise, Unterkünften etc. fand ich aber auch gut, zu Wegbeschreibung kann ich nix sagen.

Rother: von 2018, Hier gibts noch zusätzlich Varianten und Tagestouren, außerdem für alles nen GPS-Track. Das war mir wichtig. Für eine Variante über einen Peak fand ich das sehr hilfreich (hier waren nämlich teilweise Wege nicht mehr sichtbar, bzw. sowieso nur Abschnitte markiert - aber ich bin auch nicht so der Profi ;-)). Die Wegbeschreibungen waren so ok, bin aber eh mehr nach Markierung und GPS gelaufen, hin und wieder nachgeguckt. Viele praktische Infos nach Rother-Style zu Unterkünften, Einkehr, Verpflegung etc.

Cicerone: von 2017, War sehr angetan, wie der aufbereitet und strukturiert ist, auch dass ich den komplett auf dem Handy hatte, fand ich sehr angenehm. Lese zwischendurch auch gern mal was zu Geschichte etc. Kartenausschnitte sind aussagekräftiger als bei Rother (1:50 000 ?). Englische Wegbeschreibung machten einen guten Eindruck, hab ich aber nicht so genutzt, daher weiß ich nicht, wie stimmig die sind.

Die Papierkarte von der GIZ kann man sich wohl sparen, hab ich von verschiedenen Seiten gehört. Sehr ungenau und fehlerhaft (hatte ich mir nicht gekauft).

(3) Ja super, ist bestimmt schöner, als die Fliegerei...

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Sa 13.07.2019

Los geht's. Flug über Warschau nach Podgorica. Soweit alles gut. Weiter sollte es mit dem local bus vom Flughafen in die Stadt gehen, aber den gibt es wohl nicht mehr. Also Taxi. Für 8 Euro fährt uns ein Typ, der wohl kein offizieller Taxifahrer ist, zum Busbahnhof von Podgorica (die offiziellen vor dem Flughafen fahren zum Festpreis für 12 Euro). Er würde uns auch gerne noch weiter fahren, aber über die Grenze nach Albanien wollen wir lieber mit dem Bus (Busfahrplan: https://busticket4.me/EN. Fahrt ca. 1,5 - 2h plus Zeit für Grenzübertritt.). Später stellte sich raus, er hätte uns auch nur bis zur Grenze fahren können. Falls man mit dem Taxi direkt vom Flughafen bis Shkodra fahren will, sollte man darauf achten, dass der Fahrer eine Lizens für den Grenzübertritt hat.
 
In Shkodra checken wir im Hotel Kaduku ein, welches ich wärmstens empfehlen kann. 2min von der Bushaltestelle und nah bei der Fußgängerzone, will man noch einen Bummel machen. Einfache Unterkunft, aber extrem nettes und hilfsbereites Personal.
Wir buchen über das Hotel den Minibus für den nächsten Tag in die Berge nach Theth (es gibt keinen "normalen Linienbus", man bucht den Minibus über Hotel oder Gästehaus, wird dann abgeholt). 10 Euro. Abfahrt 7:30h, Dauer 3 - 4 Stunden. Theoretisch kann man auch einen Jeep buchen, geht etwas schneller, zu viert wäre er wenig teurer als der Bus..., aber die Dame im Hotel weiß nur was vom Minibus. Da wir nach Ankunft in Theth gleich noch die erste Etappe machen wollen, es evtl. dann spät werden könnte, lassen wir in unserem präferierten Guesthouse (Kelmend Selimaj Guesthouse & Jezerces Restaurant) in Valbona anrufen und ein Zimmer reservieren. Die Gästehäuser in Valbona liegen recht verstreut ausseinander und nach dem langen Tag wollen wir im Zweifel nicht noch hin- und herlatschen müssen. Außerdem liegt das Guesthouse am Einstieg der zweiten Etappe. Noch ein Dinner im Shkodra City auf der Flaniermeile. Shkodra ist ein etwas touristischeres, aber ganz nettes Städtchen mit italienischen Einflüssen, dann ab ins Bettchen.
Bearbeitet von sja
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So, 14.07.2019 - Shkodra - Thethi - Valbona

6h aufstehen. Minibus soll um 7:30h kommen. Fettes Lunchpaket für kleines Geld vom Hotel: Je 2 Eier, Joghurt, kleine PET-Flasche mit frischgepresstem O-Saft, belegtes Baguette (oder sowas ähnliches). Um 7:30h kommt ein Fahrer im Jeep. Ich wundere mich etwas, hätte eher einen kleinen Van erwartet, aber um so besser. Jeep is schneller. Wir fahren noch ein anderes Hotel an und dann ist der Fahrer weg... Zuvor sagte er uns noch per Zeichensprache, dass 3 weitere Personen zusteigen werden. Irgendwann fängt meine Kollegin an, die Cafés auf der Suche nach ihm abzuklappern, nach 45min werden wir echt nervös. 6-8h hike vor uns. Im Hotel weiß niemand was. Irgendwann kriege ich sie dazu, dass sie im Kaduka anrufen, die rufen dann den Driver an, der erscheint dann endlich wieder, es stellt sich raus, dass es erst um 8:30h losgehen soll. Wahrscheinlich haben die anderen (Grossvater + Enkelkind und deren Guide) den Jeep für 8:30h gebucht und wir sind irgendwie dazugepackt worden. So what, wir fahren. Mit dem Jeep machen wir unseren ersten aussichtsreichen Pass, samt Pause. Auch später gibt es nochmal ne Cafépause. Das kapiere ich erst  nach der Rückreise, dass das hier einfach dazugehört. Päuschen machen..., außerdem wird so gut wie immer abgebremst, wenn ein Jeep entgegenkommt und man hält ein kurzes Schwäzchen.

Die letzte Stunde Fahrt hat es in sich. Ich werde total müde, aber Einschlafen is nich, mein Kopf donnert in schöner Regelmäßigkeit gegen das Fenster. Bukkelpiste vom Feinsten. Immer schön die Serpentinen scharf am Abhang entlang. Der Driver ist aber Profi. 11:30h kommen wir an. Geht doch.

Bevor wir in Theth loslaufen, wird der Rucksack um einen Teil des riesigen Lunchpaketes erleichtert. Jogurt, frisch gepressten O-Saft sowie je eins der Eier verdrücken wir gleich.

12h Abmarsch. Rother sagt 6:30, Cicerone 8h. Bzgl Höhenmeter mutet Rother etwas mehr zu als der Brite. 1220 rauf 1040 runter. Ist aber gut markiert und die meistbegangene Etappe. Der Pass wurde seit jeher zum Austausch von Waren genutzt. Ich nehme aber an, es liegt eher daran, dass die Tour möglicherweise als "must do" im Lonely Planet drin ist, es begnen uns nämlich alle möglichen Menschen mit dem unterschiedlichsten Schuhwerk, fit, unfit mit Säugling im Tragetuch und Trailrunner mit Ghettoblaster... Das ist aber wirklich nur bei dieser Etappe so.

Wir sollten nicht trödeln. Einkehr in der wunderschönen Waldbar unterwegs zum Pass is also nich. Um 15:30h überschreiten wir den Pass (1797m) und ich muss sagen, ich bin auch echt froh, als wir oben sind. Ich finde, am ersten Tag geht's gleich ordentlich zur Sache. Schließlich liegt meine Wahlheimat auf 6 m über Normalhöhennull. Runter müssen wir uns auch gut konzentrieren, ist etwas geröllig. Auch die nächste Bar lassen wir rechts liegen, die Leute sind eh mit Zaunarbeiten beschäftigt.

Ankunft 19:30h im Guesthouse in Valbona. Ein junger, sehr freundlicher bärtiger Typ läuft uns entgegen. Zimmer top, Dusche eiskalt. Für mich daher nur Katzenwäsche. Vielleicht is morgen früh mehr drin.

Abendessen: mega Hunger, die gegrillte Forelle war ausgezeichnet. Backkartoffeln und Salat sorgen für Sättigung. Hätte nicht gedacht, dass das bei mir heute klappt, ich meine mit der Sättigung.

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Mo, 15.07.2019, Valbona - Ceremi
 
Weiter gehts heute statt mit der regulären 2. Etappe  mit einer Variante über den Prosllopit-Pass (2027 m). Wir überqueren damit den Hauptkamm des Prokletije. 1300m up, 1040 down, 6:45 - 7h soll es dauern. Man kann vom Pass den Zla Kolata besteigen, wir lassen das aber aus. Mit 2534 m ist er die höchste Erhebung Montenegros, gilt aber nicht als höchster Berg des Landes, weil sich der Großteil des Massivs in Albanien befindet... Wir werden noch über einen weiteren Pass kommen, dem Qafa e Borit (1659 m), und dazwischen befinden wir uns kurz auf montenegrischem Terrain.
 
Hatte ich eigentlich erwähnt, dass wir in Shkodra City gestern bei Sonnenaufgang von einem krähenden Hahn geweckt wurden? Heute kein Hahn, dafür rumpeln aber die Mädels vom Nachbarzimmer in aller Frühe.

Zum Wachwerden gibt es eine eiskalte Dusche, Frühstück, 9h Aufbruch. Die Etappe ist großartig, wow... Lange Zeit ging es oberhalb der Baumgrenze über steinige Wiesen. Der Abstieg ist jedoch ziemlich anstrengend und lang, man muss sich echt konzentrieren, es gibt ziemlich steile  Stufen für ein paar Schritte. Ich gebe zu, bei solchen exquisiten Stellen, werde ich zur Bergschnecke. Gottseidank schnell vorbei.

Irgendwann kommen wir zu einer Hirtensiedlung. Hühner mit Küken, Hahn, Pferde, Kühe mit äußert hübschen Kälbchen laufen alle fröhlich in der Abendsonne durcheinander. Ich hoffe, den Abend ebenfalls vor einer Hütte in der Sonne verbringen zu können.

Wir steigen weiter ab und queren Wasserläufe, an einem Bach ist der Weg nicht eindeutig. Wir gehen nach Markierung leider den unattraktiveren Weg (Schlammpiste), wie es sich später rausstellt. Der Rother-Track wäre besser gewesen. Wir kommen an. Zwar nach netto 8:45h statt 7h, aber was solls.

Wir kriegen ein zauberhaftes Hüttchen in unserem Zielort, Ceremi. Das Guesthouse Kujtim Gocaj's besteht aus lauter solchen  unterschiedlichen Hexenhäuschen. Wir sehen ein paar Wanderer an einem zentralen Platz zwischen den Häuschen draußen sitzen. Bier kann man sich einfach selbst aus dem Wassereimer nehmen. Die Dresdner, die wir gestern Abend kennenlernten sind da, eine lustige, kleine englische Wandertruppe und ein Berliner, der leider heute auf dem Weg nach Doberdol (nächste Etappe) umgeknickt und sich mit dem Pferd wieder zurück hat bringen lassen müssen.

Abendessen wird gemeinsam in der entsprechend dafür gedachten Hütte eingenommen und da es wieder ordentlich kalt ist, gehen wir früh in unser Schlafgemach. Die Oberschenkel brennen, es war aber ein wunderschöner Tag.
 
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Unsere Unterkunft in Ceremi:
 
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Bearbeitet von sja
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Di, 16.07.2019 Ceremi - Doberdol

Heute gehts in das großartige Trogtal Doberdol auf 1797m, das schönste Etappenziel, wie ich finde, da so schön abgelegen. Es geht 1290m rauf, 680m runter, 6h sind veranschlagt.

Wir sind wieder die letzten beim Frühstück, in der Nacht hatte es ordentlich geregnet. Auf einem Tisch im Freien liegen selbstgebackenes Brot, Feta, hartgekochte Eier, Tomaten und Gurken, die typischen Zutaten für ein Lunchpaket hier, man kann man sich selbst bedienen.

Die Wanderung führt uns bald auf einen kleinen Pass 1633m), das sollte aber nicht der einzige Anstieg an diesem Tag sein. Es geht weiter durch Wald und auf den Höhenwege.

Wir kommen an der Hirtensiedlung Balqin vorbei und eine junge Frau mit Kind bietet uns Kaffee und Tee in ihrer Hütte an. Sie spricht kaum ein Wort englisch, strahlt uns aber die ganze Zeit an. Mit Händen und Füßen kommunizieren wird trotzdem ein wenig. Bei 13 Grad tagsüber - es ist der kälteste Tag der eh schon eher kühlen ersten Woche, tut ein bisschen Wärme am Ofen gut... Die Hütte ist sehr einfach und klein. Es passen gerade 3 Betten und ein Herd zum Kochen rein. Aber die Hirten sind nur ein paar Monate im Jahr hier oben. Man hat uns auch angeboten, dass wir hier schlafen könnten und frage mich, ob das dann in einer anderen Hütte gewesen wäre?

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Der Kaffee (Mokka) gibt ein wenig Schub, wir gehen weiter. Bis Doberdol geht es auf und ab. Wir laufen in voller Montur, da es nicht viel wärmer wird und auch gut windig ist.

Ich bin ziemlich begeistert, von dem Hochtal, den saftigen grünen Wiesen und natürlich gibt's hier auch jede Menge Tiere. 

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Als wir ankommen, läuft uns die Tochter des gewünschten Guesthouse Leonard entgegen, wie tüchtig und praktisch für uns. Später nehmen wir wahr, dass das junge, coole Mädel, vielleicht 14 oder 15 Jahre, den Service hier voll im Griff hat. Ihr Vater hat unglaublich große Hände. Sowas habbich noch nie gesehen... Auch sie ist hier wohl nur in den Sommermonaten oben, wenn Ferien sind. Wir bekommen eine schöne Hütte, die Dusche verspricht heiß zu werden (es wird analog mit Feuer geheizt), und es gibt einen Ess-/Aufenthaltsraum ebenfalls mit Feuer geheizt, juhu.

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Zwischen den Brettern dieser Hütte, kann man zwar den Finger durchstecken, genauso wie im "Bad", aber egal. Wir setzen uns dicht vor den Ofen. Ich mache leider wieder den Fehler, dass ich erst am nächsten Morgen duschen will, abends nur Katzenwäsche - und morgens gibts natürlich wieder kein warmes Wasser mehr, um das mal vorneweg zu nehmen. Es wird natürlich nur am Abend Duschwasser geheitzt, logo. Also bei 5 Grad quasi draussen duschen, die kälteste Dusche meines Lebens. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich lieber drauf verzichtet...

Tja und dann soll es noch ein weiteres Ereignis an dem Tag geben: Das Schlachten eines Lammes...

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Ein Berliner Pärchen, das mit Guide und Packpferd unterwegs ist, will das wohl mal erleben, so richtig verstehe ich nicht, wieso und weshalb. Das Lamm soll es jedenfalls zum Abendessen geben. Wer davon isst, muss 10 Euro extra für das Tier bezahlen. Ich schaue zu, allerdings nur so lange, bis der Kopf ab is, was relativ fix geht. Dann habe ich genug. Rettungsversuche waren erfolglos.  ;-). Später wird es wenigstens noch ein wenig heller an Himmel. Die Nacht wird trotzdem kalt.

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vor 3 Minuten schrieb gerritoliver:

Sag mal, wie ist es denn mit Hütehunden, war das gar kein Problem?

Nee, tatsächlich und glücklicherweise bin ich keinem Hütehund begegnet. Hatte da vorher auch Bedenken...

Einmal von anderen so halb gehört, dass oben Hunde waren, aber weiß nicht, ob das schwierig war.

Und einmal ne Herde sehr sehr weit entfernt mit Hund gesehen, aber da war ein Hirte dabei.

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Mi, 17.07.2019  Doberdol - Babino Polje

In Doberdol wird in der Sonne gefrühstückt, zwar in den Quilt eingemummelt, aber ab heute geht's wettertechnisch bergauf.

Es werden Gerüchte verbreitet, dass auf dem Pass ein alter Typ mit Axt ("the evil") rumlungert, der Wegegeld will (überqueren wir mal wieder eine Grenze?), dazu noch ein paar Hütehund...? Hm :/.

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Aber erstmal 400m die wunderschönen, aber steilen Wiesenhänge hoch auf den Grenzkamm und dann der ersten Pass auf 2228m. Oben kein "evil" der uns Geld abnehmen will, hatte schon den 5-Euro-Schein bereit gesteckt... Vom Kamm aus kann wieder was bestiegen werden, der Trekufir, 2365m, hier treffen die 3 Ländergrenzen aufeinander. Das mit den Grenzen ist aber auch ständig Thema hier...

Von nun an geht es auf montenegrischer Seite über tolle baumlose Landschaft über einen wunderschönen Höhenweg.

Nach dem Roshkodoli-Pass (2248m) - wir sind kurz im Kosovo - soll es eigentlich wieder auf den Grenzkamm gehen und über einen Verbindungsweg nach Montenegro zum Zedlo Zavoj, einem Kreuzungspunkt verschiednerer Bergpfade. Wir verpassen aber die Abzweigung und steigen einer anderen Gruppe hinterher eine steile Wiese ab. Schnell merken wir, das runter nicht korrekt ist. Puh, den Hang wieder hoch. Die Rother-Beschreibung hilft nicht wirklich gut, aber mit Hilfe des GPS finden wir den Verbindungsweg zur 7. Etappe nach Bobino Polje.

Mit diesem Verbindungsweg kürzen wir also den Rundweg ab, lassen den Kosovo aus.

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Dort angekommen, gehen wir am Fluss entlang, zum schönen Triangl Woodhouse. Diese ist zum ersten Mal nach unserer Ankunft ausgebucht, wir haben Glück, dass wir vor dem anderen Pärchen ankommen, es gibt aber noch Ausweichquartiere. Erste heiße Dusche seit Tagen und wieder Strom.

Das Abendessen ist sehr nett. Wir sitzen zusammen mit mehreren Holländern. Ein Alleinreisender Mann, Hans und eine lustige Familie mit Kindern im Pubertätsalter. Es war eine sehr gesellige, schöne Runde.

Es steht aber noch die Entscheidung aus, wie wir den nächsten Tag verbringen würden. Die Etappe soll recht lang sein, 7:30h und meine Freundin muss den Bus nach Podgorica um 17:00h kriegen. Der Flieger geht am darauffolgenden Morgen. Eigentlich ist es unrealistisch, das entspannt zu schaffen, zumal die langen Abstiege bei ihr zu Knieproblemen führten. Wir entscheiden uns, den kürzeren Weg untenrum zu nehmen. 

 

Bearbeitet von sja
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Do 18.07.2019, Babino Pole - Plav

Heute also nicht die reguläre Etappe über den Bergsee Hridsko. Dieser wurde der Legende nach von den Göttern erschaffen, damit die Waldelfen geschützt vor den Blicken der Männer baden können. Das hat aber wohl nicht ganz hingehauen und schwups haben sie die schönen Berge verflucht. Und weiter sagt die Legende, ein Bad im kristallklaren Wasser verleihe Glück, Schönheit und Liebe. Ok, je länger ich hier meine Erinnerungen und Bilder durchforste, desto mehr stelle ich fest, wie schön das alles war und dass ich nochmal wiederkommen und den Kosovo nachholen will. Bei der Gelegenheit kann ich dann auch nochmal am See vorbeischauen und hineinhüpfen.

Nach Plav geht es  also teilweise ein bissl der Straße entlang und wir lassen uns von dem ein oder anderen Traktor zustinken.  Kurz bevor wir in den Wald gehen, um noch ein Stückchen "reguläre" Etappe zu gehen, will ein Typ am Strassenrand nen Euro Eintrittsgeld für den Nationalpark. Wir kriegen auch schön ein Ticket, ich wundere mich jedoch etwas, dass sich die Warterei am Straßenrand lohnt, denn die wenigsten Wanderer werden über die Straße hier vorbeikommen. Als wir in Plav eintreffen und weil es eh auf dem Weg liegt, machen wir gleich einen Stopp bei der "Border Police", nicht zu verwechseln mit der normalen Polizeistation, um da unseren Permit für den Grenzübertritt über die grüne Grenze vorzuzeigen. Ja man muss vorher Permits für die Grenzübertritt beantragen. Wir haben das über die Agentur Zbulu.org  gemacht. Kostet pro Pernit kleines Geld, funktioniert extrem unproblematisch. Außerdem hatte ich gelesen, dass man die 15 Euro, (Montenegro will dieses Geld als einziges Land extra haben who knows why) sonst vor Ort am nächsten Morgen bei der Bank einzahlen muss. Diesen Heckmeck will man nicht. So war alles vorher erledigt. Außerdem habe ich die "offiziellen Formulare" irgendwie nicht gecheckt. In der Regel will keiner die Permits sehen, aber naja, bleibt jedem selbst überlassen. Die Border Police war jedenfalls extrem freundlich und händigen mir ein Dokument auf montenegrisch mit Stempel und Unterschrift aus, nettes Souvenir. Meine Mit-Wandererin meinte wahrgenommen zu haben, dass die Polizisten sowas nicht jeden Tag machen. Tja, vielleicht. Wir erkunden noch ein wenig das Städtchen, heute ist es richtig heiß geworden. Plav ist ein Hiker-Knotenpunkt. In diesem Städtchen starten viele, steigen ein oder kommen durch. Viele- naja im Gegensatz zu den vorherigen Tagen fallen sie mit den Klamotten halt etwas auf.

Nachdem ich S. zum Bus gebracht habe, Hans von gestern Abend fährt auch nach Podgorica, checke ich im Lake View ein. Das Gästehaus liegt am Ortsausgang und hat eine Campingwiese direkt am See. Zum ersten Mal stelle ich mein Zelt auf und freue mich, denn es ist jetzt rech warm, gewittert etwas, bleibt aber trocken. Ich verbringe den Abend mit den Dresdnern, die gegenüber eingecheckt haben und gehe viel zu spät in mein shelter.

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Bearbeitet von sja
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Fr 19.07.2019, Plav - Visitor

Als ich heute aufwache, ist alles in tiefen Nebel gehüllt. Davon war nicht die Rede. Mein Plan ist heute eigentlich, wieder nicht die reguläre Etappe von Plav nach Vusanje zu gehen (man läuft wohl zu Anfang lange Piste, später soll es aber sehr schön sein), sondern in 2 Tagen eine Variante über einen Gipfel, den Visitor (2220m), weiter nördlich. 1560m rauf, 1590m runter. Man braucht angeblich 8:30h, da ich eh immer langsamer bin könnte ich sie gemütlich auf 2 Tage aufteilen und am 2. Tag noch weiter ins Grbaja-Tal bis Skala gehen. Dort kann man eine wohl sehr schöne Tagestour auf den Toljanka machen. Habe insofern heute nur 3:30h netto laut Rother, dann gibt es ne Zeltmöglichkeit unterhalb des Anstiegs. Das müsste auch bei nicht so dollem Wetter machbar sein. Kann ja noch etwas abwarten, wie sich das Wetter entwickelt. Am nächsten Tag (Gipfel) sind Wetteraussichten wie sie sein sollen. Und tatsächlich, es klärt auf.

Als ich gegen 10 Uhr aufbreche, scheint die Sonne und der Nebel verzieht sich. Diese Tour ist nicht besonders gut markiert und ich verfranze mich - insbesondere, als eine Felswand umgangen werden soll. Die Wiese, die ich überqueren soll, ist dermaßen zugewachsen, spätestens als unüberwindbare Brenesseln vor mir auftauchen, gebe ich auf und gehe zurück. Hätte ich vielleicht anders gehen sollen? Laut Markierung eher geradeaus? Aber auch da geht es nicht mehr weiter. Nach längerem hin und her, gebe ich auf und gehe ich mit Hilfe meines GPS quer durch einen steilen Wald und umgehe diese Wiese... Ziemlich mühsam, aber es klappt. Kostet viel Zeit und Kraft. Später komme ich jedoch durch ein wunderschönes kleines Hochtal. Es wirkt wie ein angelegter Park. So üppig das Grün.

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Ich soll nicht den Bach queren, sondern zum Ende der Wiese gehen. Wieder weglos durch die Macchia... Der nicht leicht zu findende Einstieg durch den anschließenden Wald gelingt mir, aber wieder nicht ohne Kratzer. Ich steige an und als ich mich kurz vor der Quelle befinde, an der ich meine Wasservorräte auffüllen will, grummelt es zum ersten Mal. Ich bleibe im Wald und versuche das Gewitter etwas abzuwarten, erstmal ist es aber mehr ein schlimmer Regen. Es fängt immer mal wieder an zu regnen, aber ich gehe weiter und sehe irgendwann die Ankündigung des Visitors.

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Auch regnet es, als ich auf meiner Campwiese unterhalb des Visitors  stehe. Ich baue im Regen auf, Hauptsache endlich ein Dach über dem Kopf. Die Füße stehen mittlerweile in Pfüzen. Als ich im Zelt bin - unnötigerweise tummeln sich auch noch Mückenschwärme vor dem Zelt, geht's richtig los. Es wächst sich zu einem schönen Gewitter aus. Der Rege prasselt wie sonst was auf mein armes Lunar, das Regen bisher noch nicht kannte. Und ich sowieso noch ziemlich unerfahren im zelten in freier Wildbahn und noch dazu bei Gewitter... Wer mich kennt, weiß, dass das immer meine größte Sorge war... Gewitter, oh nein. Also jetzt die Feuertaufe, naja Feuer lieber nicht… Irgendwann merke ich, dass von oben ein leichter nebelartiger ganz feiner Sprühregen in meinem Zelt für Feuchtigkeit sorgt und meinen Quilt ganz zart benetzt. Ich habe wirklich jede Naht abgedichtet, hätte ich hier noch von innen abdichten sollen? Oder handelt es sich um versprühtes Kondenswasser durch das Regengetrommele? Hoffentlich dauert das Schauspiel nicht zu lang, weiß nicht, was mir mehr Angst macht, vom Blitz getroffen zu werden und als Häufchen Asche auf der Wiese übrig zu bleiben oder dass mein Quilt im Laufe der Nacht zum Klumpen wird und ich erfriere. Nachdem ich Donner und Blitz überlebt habe, versuche ich einzuschlafen, um von dem Feuchtigkeit versprühenden Drama nicht zu viel mitzubekommen. Klappt aber nicht ganz. Der Quilt ist Gottseidank nur ganz leicht feucht an der Oberfläche. Alles noch ok. Erst als Stille eingekehrt, schlafe ich ein.

Als ich nachts aufwache, sehe ich den Vollmond über dem Lunar und freue mich über die klare Nacht genauer gesagt, Sonne am Morgen. Der Plan geht auf.

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Sa 19.07.2019 Visitor - Gusinje

Sonnenaufgang, nice. Schuhe noch nass, nicht nice. Mücken leider auch noch vor den Zelt, also erstmal alles von innen managen. Frühstücken, Sachen sortieren. Dinge zum Trocknen rauslegen (dafür RV--Schlitz vorsichtig öffnen). Irgendwann packen.

Aufstieg zu meinem ersten Gipfel (wenn man von irgendwelchen Seilbahnfahrten aus der Kindheit absieht): erst mal alles klippo, blauer Himmel, recht warm. Anstieg klappt relativ problemlos. Gipfel ist großartig (mein erster, sagte ich schon, ok), dann folgt eine Kammwanderung. 

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Nicht markiert, Orientierung einfach (laut Rother), naja nicht für mich. Wobei, im Nachhinein kann es eigentlich nur problemlos sein, denn am Kamm entlang... Hm, komme immer wieder vom Weg ab. Würde sagen Weg gibts meistens, oft nicht? Stehe teilweise ziemlich blöd im Hang, wenn es plötzlich heikel wird oder ich nicht mehr weiter komme, weiß ich, ich bin falsch und gehe zurück. Naja egal. Dann Abstieg an einem steilen Wiesenhang, wieder weglos. Ich soll auf irgend einen anderen Weg absteigen, den man unten sehen soll, naja geht so. So geht das heute den ganzen Tag.

Später soll ein Abstieg durch den Wald folgen. Es liegen jede Menge umgestürzter Bäume am Wegesrand. Ich vermute, dass der Weg nicht mehr begehbar ist. Ich suche gar nicht lange (Fehler?), ich nehme stattdessen einfach die breite Piste, die auch nach unten führt. Laut Karte kann man damit den steilen Abstieg umgehen. Doch so einfach ist es nicht. Ich muss irgendwann links abbiegen und auch hier muss ich suchen, nach etwas hin und hier bin ich auf Spur, nur leider verflüchtigt sich dieser Weg an einem Bach schon wieder und ich stapfe ziemlich fies durch das Unterholz. Ich muss immer wieder zurück, da mir Brennnesseln im Weg stehen. Irgendwann nach längerer Zeit treffe ich wieder auf den Trail und geh wieder über eine Wiese, überquere den Bach und komme endlich wieder auf einen vernünftigen Weg. Es zieht sich noch ganz schön lang, bis ich in Gusinje bin. Mücken gibt es heute übrigens überall im Wald, auf den Wiesen auch andere fiese Stech-Insekten, einfach überall. Ziemlich müde treffe ich im Hotel Rosie in Gusinje ein. Angeblich gibt es nur noch ein vier Bettzimmer und ich soll statt 15 Euro 30 bezahlen. Wir einigen uns auf 25 und ich nehme das Zimmer, ich kann einfach nicht mehr weiter. Nach Skala im Grbaja-Tal, wie der ursprüngliche Plan war, schon gar nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Hotel so voll ist, aber was soll's. Es hat einen gewissen osteuropäischen Charme, ganz witzig. Personal supernett. 

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Oben angekommen geht's erst mal unter die Dusche und Klamotten waschen und trocknen alles stinkt erbärmlich. Dann noch ein kurzer Einkauf im Supermarkt unten und Abendessen im Restaurant bzw. auf dem Balkon des Hotels natürlich wieder mit Blick auf die Berge. Pläne habe ich nur grob für morgen, ich glaube ich gönne mir einen Pausentag d.h. ich gehe ein paar Kilometer über die Ali-Pasha-Quellen weiter ins Nachbardorf Vusanje dort soll es ein sympathisches Gästehaus mit einer schönen Campingwiese geben dann lass ich es mir morgen gut gehen. Ob ich die Etappe Vusanje - Thethi durch eine Übernachtung unterbreche weiß ich noch nicht. Meine Camp-Versuche waren alle irgendwie so anstrengend, gut zum Teil dem Wetter geschuldet, aber gerade bin ich etwas lustlos. Auch den Gipfel im Nachbartal habe ich gestrichen. Denn ich hätte heute Nacht dafür schon in Skala schlafen müssen oder ich müsste mir morgen früh ein Taxi nehmen. Da die heutige Tour irgendwie nicht so fluppte, was den Weg anging, mache ich mir für diesen Toljanka nicht mehr Hoffnung. Muss nicht sein, aber Entscheidungen sind ja häufig stimmungsabhängig. Ach was, ich habe doch auch Urlaub.

Rund um den Gipfel war es aber extrem schön!

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So 20.07.2019, Gusinje - Vusanje

Heute ist Entspannung angesagt. Die letzten beiden Tagen waren vor allem mental recht anstrengend. Die Tages-Tour im Grbaja-Tal auf den Toljanka ist gecancelled, da hätte ich mich früh morgens mit dem Taxi rüberbringen lassen müssen, denn sonst hätte ich die Tour an einem Tag nicht geschafft. Nach meinen gestrigen Erfahrungen ist mir das grad zu anstrengend. Traue auch der Beschreibung der Anforderungen auch nicht so ganz, aber wahrscheinlich will ich heute einfach nicht so viel. Ich gehe also einfach nur nach Vusanje via Ali-Pasha Quellen. Kurz vor Vusanje gibt es die Eku Katun Rosi, ein Guesthouse, eine Reihe kleiner Hüttchen mit Zeltwiese. Soll ganz gemütlich sein. Dort will ich den Nachmittag verbringen und vor dem Zelt abhängen.

Die Quellen sind schöner als erwartet, natürlich ein Ausflugsziel, aber für mich heute genau das richtige. Hübsch sprudelt es aus dem Boden.

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Hinter den Quellen soll es am Berg entlang gehen. Es gibt wieder 3 Pfade quasi nebeneinander. Der Intuitive führt in grobes Felsgestein, das kanns nicht sein, der nächste Pfad am Bach entlang, führt in die Brennesseln, letztendlich ist es der obere Weg, nah am Berg, der überhaupt nicht wirkt, als sei es ein Weg, seufz...

Der Weg nach Vusanje, bzw. die Katen Rosie ist dann tatsächlich sehr angenehm und entspannt und ich werde sehr freundlich empfangen. Als ich ankomme, spreche ich kurz mit einem sympathischen Österreicher, der mit seiner Freundin 2 Monate mit einem schönen Bulli durch Mazedonien, Montenegro, Albanien und die Türkei tingelt. Sie wollen Tagestouren machen, wirken ziemlich ambitioniert.

Ich baue bei brütender Hitze auf, naja erstmal bleibt es bei einem Vorhaben. Ein kleiner Hund (Welpe), findet, dass sich mein ausgebreitetes, so hübsch grünes Zelt ausgezeichnet als Spielwiese eignet, inkl der Sturmleinen... Grrr.. Kriege schon Angst, als er drüber latscht mit seinen kratzigen Pfoten, aber als er dann noch an der Spitze rumkauen will... kaum vom Zelt verscheucht, fängt er an, mit meinen restlichen Equipment rumzubalgen - und es womöglich zu zerbeißen, inklusive Fleece. Letzteres kann ich nur mit Mühe verhindern. Der Kampf um das Drybag hinterlässt leider schon Spuren im Gewebe, denn langsam werde ich auch aggressiv und zerre ganz schön an meinen Sachen. So niedlich er auch tut, bin genervt von dem Vieh und packe so schnell wie geht alles in den Rucksack, Zelt untern Arm, nix wie weg in den hinteren Teil der Wiese. War auch so blöd, zu versuchen, mein Heim neben seinem aufzubauen. Aber diese winzige scheinbar unbewohnte Hütte sah aus, wie das (ehemalige!) zu Hause eines ehemaligen Hasen oder so.

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Nachdem ich aufgebaut habe, ist es so heiss, dass ich es weder im noch vor dem Zelt aushalte. Gönne mir ein Kaltgetränk unter einem Sonnenschirm. Später ziehen Wolken auf und ich überlege, einen Spatziergang nach Vusanje zu machen und mir den Waserfall anzusehen.

Yep Wasserfall, Ausflugsziel, ganz nett, wieder ein Kaltgetränk.

Zurück. Dusche, Essen: Die Steinofen-Pizza aus den Ofen draußen könnte in Italien nicht besser sein. Ein local Bier dazu, Beschallung von junger moderner Singer/Songwriter-Mukke (von Anfang 20jährigen "aufgelegt", die das Gästehaus/die Zeltwiese managen) und noch ein Schwätzchen mit jungen Leuten, die in Albanien rumreisen. Fühlt sich gut an.

Wetterbericht sagt für morgen wieder „Gewitter“, aber nun weiß ich ja,  dass man es überlebt. Will trotzdem lieber bis Theth durchlaufen, wo wir die Tour starteten. Habe Lust auf Leute und will dann dort noch was machen. Lets see.

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Mo 21.07.2019, Vusanje - Theth

Heute lange Etappe, 1150 rauf, 1400 runter und außerdem habe ich vor Vusanje übernachtet, d.h. zu den 8:00h netto kommt noch eine halbe Stunde dazu... Trotzdem will ich bis Theth durchlaufen. Mir ist mehr nach Gesellschaft in einem netten Guesthouse.

Es wird schnell heiß nach dem Loslaufen, aber die Etappe ist gut markiert und auf dem breiten Schotterweg geht es bequem das Ropojana-Tal hoch. Es fängt gleich wunderschön an.. Ein kleiner Abstecher zum "blauen Auge" (Oko- Syni Skakavcit") muss sein, auch wenn ich mich dort nicht zu lange aufhalten sollte.

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Die Etappe ist wirklich von der ersten Minute an ein Augenschmaus... wenn ich mich nur nicht so sputen müsste. Die ersten ein oder zwei Stunden läuft eine tschechische (?) Gruppe mal vor, mal hinter mir. Kurz, bevor ich vom Schotterweg in den Wald abbiege, sehe ich sie zum letzten Mal. Dass  Männer schon mal ihren nackten Oberkörper zeigen müssen, hab ich schon mal gesehen, jetzt stehen aber die Frauen auch nur noch im BH da, naja warum nicht. Etwas schmunzelnd gehe ich in den Wald. Ob ich Ihnen nochmal begegne? Vermute nicht.

Nachdem sich der Wald lichtet komme ich zum "Schlangensee", ein vermeintlicher Gletschersee ohne Wasser. Man soll nicht über den "Grund" laufen, dabei sieht er so harmlos aus, bewachsen wie ein Fußballrasen. Hinter dem See sehe ich dann wieder die Grenzpyramide. Betrete wieder Albanien.

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Der Weg zum Pass (1710 m) ist traumhaft schön, immer wieder schönsten Bergkulissen. Ich sehe schon die Wölkchen aufziehen und möchte rechtzeitig oben sein. Es wird immer dunkler am Himmel. Zieht sich ganz schön, aber es ist wirklich unglaublich schön hier. Der Weg und permanent der Blick links und rechts auf die imposanten zackigen Berge. Vom Pass aus soll man den Arapi besteigen können und auch zu anderen Gipfeln gibt es Abzweigungen (Maja e Popluqes, Jezerca...).

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Nach dem Pass folgt ein steiler Abstieg auf einem gerölligen Weg. Ich muss mich gut konzentrieren, komme immer mal wieder ins Rutschen. Vom Pass bis Theth sollen es ca. 3h sein. Ich versuche mich vom Himmel nicht stressen zu lassen, bin jedoch um jeden Meter froh, den ich geschafft habe. Bei Regen ist das Ganze sicher noch eine schlimmere Rutschpartie.... Nach 1,5h dieser anstrengender Serpentinen komme ich langsam in etwas bewaldeteres Gebiet, und es fängt jetzt an zu donnern. Der Hommel wird immer düsterer, aber ich sehe auch, dass es von einer Seite heller wird. Vielleicht habe ich Glück und es zieht vorbei. Und Hauptsache ich habe den steilen, rutschigen Teil geschafft.

Irgendwann komme ich nach Theth. Es liegt in einem schattigen Kessel, die Sonne verschwindet sicher früh hinter den Bergen. Ich bin echt alle, will kein Zelt  mehr aufbauen... hoffe mal, das in dem von mir ausgesuchten Guesthouse noch ein erschwingliches Bett zu haben ist. Meine Booking.com Recherche hat häufig nur noch "relativ" teuere Zimmer ausgespuckt.

Der Ort zieht sich weit hin, ich muss ganz durch und sehe viele, viele Wandertouristen. Da es kein Schild mit dem Namen des Gästehauses gibt, das ich suche, zeige ich einem Großväterchen einen Zettel mit dem Namen und zaubere ein strahlendes Lächeln in sein Gesicht, ich bin an den richtigen geraten. Der liebenswerte alte Mann redet freundlich auf albanisch auf mich ein und nimmt mich mit ins Haus. Scheint so, als hätte ich das umtouristischste Gästehaus in Theth gefunden. Sein Sohn, Anfang 40, muss übersetzen. Das Bett mit Abendessen, Frühstück und Lunch soll 20 Euro kosten, und er entschuldigt sich noch halb dafür, er meint, ich sei schließlich allein. Völlig in Ordnung sage ich. Er zeigt mir das Zimmer, ist ok, stehen halt mehrere Betten drin. Bin aber der einzige Gast. Hm, das war nicht ganz der Plan, wollte doch etwas Gesellschaft heute, aber der Mann ist echt so ein Netter und ich kann keinen Schritt mehr tun. Die kalte Dusche tut richtig gut heute Abend.

Abendessen: Der übliche Sopska Salat mi Käse (habe ich schon erwähnt, den albanischen Feta kriege ich nicht runter, auch wenn er 200% bio und Home Made ist, schmeckt manchmal so speziell wie meine Socken riechen… Dann stellt er mir noch eine Brühe mit einem undefiniertbaren Fleischklops drin, hin. Einen Teller Joghurt und einen Teller Melone. Eine Flasche selbstgemachten süßen Rotwein und einen Raki. Den kann ich gebrauchen.

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Der alte Mann setzt sich zu mir und hält mir die beiden 4 Monate alte Kätzchen fern, die es auf mein Essen abgesehen hat. Leider spricht er nur albanisch. Aber so ein bisschen mit Händen und Füßen geht schon.

Dann setzt sich der Sohn zu mir. Wir plaudern ein wenig auf englisch, als erstes fragt er in allen Details nach meinem Familienstand (er selbst ist verheiratet und hat zwei Kinder). Dann versuche ich etwas über das Land und die Geschichte zu erfahren. Er hat ja noch die Zeit unter dem kommunistischen Diktator Enver Hoxha miterlebt. Das Gespräch wird immer politischer und sehr schräg, um es mal vorsichtig auszudrücken. 

Ich habe noch zwei weitere Tage hier in Theth „übrig“ und auch wenn mir die beiden lange in Erinnerung bleiben werden, will ich morgen doch was anderes suchen. Ist mir dann doch zu exklusiv, um länger zu bleiben.

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Di 23.07.2019 Theth

Das Frühstück gestaltet sich ähnlich wie das Abendessen. Serviert werden eine große Dose Margarine, ein für mich nicht ganz klar zu definierender süßer Brotaufstrich in einem großen Plastikschraubglas (Marmelade?), dazu Brot, den hier üblichen Mokka und ein Becher Milch. Dann kommt noch das obligatorische Rührei, dieser unbeschreibliche Käse und eine Kanne leckeren Bergkräuter Tee. Den überaus leckeren Tee gibt es hier überall. Die zwei kleinen Kätzchen von gestern Abend wuseln wieder um den Tisch. Trotz vielfachem Verscheuchens, ergattert sich eine die Milch. Ich hätte sie eh nicht gemocht, aber die Gastgeber wirken ganz beschämt, dass sie mir nur ein halbes Glas neue Milch bringen können, weil sie nicht mehr haben.

Kurz nach dem Frühstück mache ich mich auf. Herzliche Verabschiedung von den beiden Männern und ich hab ein ziemlich schlechtes Gewissen, weil ich mir ne andere Bleibe suchen will in Theth... aber hab alles gegeben. Brauch für die nächsten Tage was anderes, so nett der alte Mann auch war und die Begegnung werde ich so schnell nicht vergessen.

Ich gehe zu einer Unterkunft, von der einer der Holländer, den ich beim Reinlaufen gestern Abend wiedergetroffen habe, mir erzählt hat (vor allem das gute Essen lockt mich an). Ich vermute schon, dass es voll ist, aber man kann ja mal fragen. Als ich ankomme, wartet noch ein supernetter Kosovare, der in Helsinki lebt, auf eine Antwort der gleichen Art. Er übersetzt für mich, denn die Chefin spricht nur Albanisch. Man trifft immer mal wieder auf Menschen, die nur albanisch sprechen, aber es ist immer irgendwer in der Nähe, der oder die übersetzen kann. Meistens die Kinder.

Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis die ältere Frau aus ihren Unterlagen (Mix aus Smartphone und Notitzbuch), herausfinden kann, dass alles voll ist. Keine Ahnung, was die beiden zwischendurch noch alles reden. Eigentlich ist doch die Frage einfach zu beantworten.

Sie bietet an, irgendwo ganz in der Nähe für uns anzurufen, dort können wir schlafen und bei ihr Essen. Ich willige ein. Die Unterkunft stellt sich als nagelneues Haus heraus mit Top Badezimmer, Top-Bett und Top-Balkon mit Blick in die Berge. So ein bissl Luxus kann man sich ja am Ende auch mal gönnen, nach der Anstrengung.

Eigentlich wollte ich noch Tageswanderungen hier machen, aber die Tour gestern und die kurze Nacht stecken mir dermaßen in den Knochen. Die ausgesuchte Tour soll wieder 1000 HM rauf und runter haben, Hatte ich erst nicht ganz im Blick, hab nur auf die Zeit (5h) geschaut. Ich gebe meinem inneren Impuls nach und mache heute einen faulen Tag, gehe ein Stück von der Etappe, aber hänge auch auf dem Balkon ab und mache ein Mittagsschläfchen. Irgendwie mag ich lieber von A nach B gehen, als solche Tageswanderungen, merke ich wieder.

Zum Sundowner gehe ich in das zentrale Café in dem Theth-City. Die Assoziation, dass es hier ein bissl wirkt, wie in einem Western, hatte ich bei der Ankunft schon vor 10 Tagen. Staubige Straßen, Häuser verstreut, Berge rundherum. Pferde kommen auch hin und wieder vorbei. Nur Cowboys gibt es nicht. Naja ganz so wie im Western ist es nicht, trotzdem musste ich aus irgendeinem Grund daran denken.

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Dann feines Abendessen auf einer Terrasse in dem Guesthouse bei der älteren Dame mit tollem Blick auf die Berge. Ich treffe den netten Kosovo-Finnen wieder und wir plaudern ein wenig darüber, wie wir den Tag verbracht haben. Er ist mit ein paar Freunden unterwegs, sie hatten gestern dieselbe Etappe gemacht wie ich, müssen die morgen aber wieder zurücklaufen.

Bearbeitet von sja
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Mi 24.07.2019 Theth

Ich frühstücke mit den StudentInnen, die ich gestern Abend beim Essen kennengelernt habe, ein Österreicher Pärchen und eine Kanadierin auf Europa-Tour. Alle wollen nach Valbona heute. Ich werde wohl zum Wasserfall gehen, vielleicht noch weiter zum Syri i kalter (wieder ein „blaues Auge“).

Bis zum Wasserfall gehts ganz gemütlich. Die Kombination der beiden Touren ist allerdings nicht so ne gute Idee. Man muss zum Syri i Kalter sehr, sehr lange am Fluss entlang gehen.

Auf dem Weg durch Das Tal,  durch die trockenen Bachbetten brutzelt die Sonne extrem und es zieht sich ewig in die Länge Freue mich, als ich endlich eine Bar sehe und was kaltes zu trinken kriege. Mir reichts für heute.

Der Rückweg geht schneller, auf dem Weg fotografiere ich noch ein paar der etwas morschen oder speziellen Brücken.

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Als ich am Abend in Theth reinlaufe, sehe ich Schafe auf dem Weg nach Hause den Fluss queren und den abendlichen Kuh-nach-Hause-Abtrieb.

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Do 25.07.2019 Theth - Shkodra

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Die Heimreise steht langsam an. Heut fahre ich mit dem Mini-Bus wieder nach Shkodra. Eigentlich nicht viel Programm, aber die Fahrt wird wieder zu einem kleinen Ereignis. Ich werde pünktlich um 12h abgeholt, denke, dass wir noch das ein oder andere Gästehaus abklappern und dann straight nach Shkodra fahren. Nix da. Erst mal werden noch 2 oder 3 Leute abgeladen, ok, dann werden aber erstmal noch Waren oder was auch immer ausgeliefert. Fühle mich wie in einer modernen Postkutsche: Brot, Tomaten, Gasflasche wird hier und da verteilt. Und vor allem mit JEDEM, wirklich JEDEM, dem der Fahrer begegnet, wird ein Schwätzchen gehalten (natürlich mehr Männer als Frauen). So zieht sich das ewig hin. Irgendwann sammelt er noch ein paar Leute ein (unter anderem nimmt er auch ältere Einheimische für ein paar hundert Meter mit) und insgesamt tuckern wir 1h durch den kleinen Ort, ehe wir ihn verlassen. Ich werde schier wahnsinnig, weiß ich doch, dass wir noch ne echt anstrengende Fahrt über extrem schlechte Serpentinen-Straßen über die Berge vor uns haben. Auch als er den Ort verlassen hat, quatscht er wieder mit jedem albanischen Autofahrer, der uns entgegen kommt. Eigentlich aber ganz nett, mit der Zeit wird mir klar, dass das hier eben so ist, und diese Gelassenheit ist natürlich auch superschön. Mein Flieger geht eh erst morgen und in Shkodra hab ich eh nix mehr weiter vor. 

 

Fr 26.07.2019

Die Nacht habe ich wieder in meinem Lieblingshotel Kaduka verbracht, das ich schon von der Anreise kenne. Am Vorabend hatte ich noch nach dem Bus nach Podgorica gefragt, die nette Frau wusste aber von meinem angepeilten 7h-Bus nichts (hatte ich aus dem Internet), in ihrem Fahrplan gibts nur einen um 10h. Ich fliege erst am Nachmittag, aber sicher ist sicher. Will schon versuchen, den um 7h zu kriegen. Bekomme statt Frühstück das gleiche Lunchpaket wie am ersten Tag und los geht s zur Bushaltestelle.

Nach ersten Unsicherheiten, wo ich warten soll (ich bin scheinbar die einzige Person), kommt ein Mann auf mich zu und sagt mir, der Bus würde um 7:30h fahren, er zeigt mir wo ich warten soll. Während ich warte, kriege ich von irgend nem Typ eine Angebot für eine Fahrt nach Podgorica, lehne aber ab.

Um kurz vor 8h ruft der Typ, der mir die Haltestelle gezeigt hat, „seinen Kollegen“ an, wie er sagt. Er vermittelt mir, der Mini-Bus käme in 10min. 15min später kommt tatsächlich ein Mini-Bus. Zwar ne andere Firma, wie ich dachte, aber egal. Ist voller Leute und fährt nach Podgorica. 1min später kommt ein noch kleinerer Mini-Bus, sitzen auch Leute drin, sieht aber nicht so offiziell aus. Der Fahrer von Mini-Bus 1 sagt mir, ich solle dort mitfahren, warum auch immer. Kommt mir etwas seltsam vor, aber da ja da auch Leute drin sitzen, mache ich das einfach mal. Muss etwas weniger für das Ticket bezahlen, aber immerhin bekomme ich eins, das beruhigt mich etwas. Ein seltsamer Mann, der etwas alkoholisiert duftet, macht mir seltsame Zeichen und Gesten, keine Ahnung was er meint. Habe ich nun einen super Deal gemacht? Hm, der gute Mann wird die ganze Zeit neben mir vorne sitzen... Der Bus ist voll.

Dann streitet sich unser Fahrer erstmal ne halbe Stunde mit nem anderen Busfahrer, um 8:30h gehts dann los. Gut, dass ich es nicht eilig habe, 15min später wird ein Hotel angesteuert. Ich denke, da wird vielleicht noch jemand abgeholt, warum auch immer…, aber nein, hier wird erstmal eingekehrt und ein Café getrunken. Okay. Ich latsche den Insassen meines Mini-Mini-Busses einfach hinterher und setze mich mit an denselben Tisch, da stellt sich heraus, dass fast alle aus dem Mini-Mini-Bus eine Familie sind, (der Typ neben mir jedoch nicht). Sie fahren eine Woche ans Meer (der Bus fährt anscheinend weiter ans Meer). Die 3-Generationen-Familie, in die ich mich ausversehen eingezeckt habe, ist supernett, total entspannt drauf und ich werde sofort auf den Café eingeladen..
 Es gibt auf der eigentlich 2-stündigen Fahrt noch die ein oder andere weitere Pause, insbesondere natürlich am Grenzübergang, hier wechselt auch der Fahrer und um 10:20h kommen wir in Podgorica an. Eigentlich will ich da noch ein wenig rumlaufen, aber so richtig weiß ich nicht wohin und es ist hier auch sehr heiß. Ich esse noch ne Kleinigkeit und fahre dann relativ bald zum Flughafen. Der Flug zurück nach Deutschland - alles relativ unproblematisch, wieder über Warschau.

 

Fazit:

Es war eine tolle Tour und ich will auf jeden Fall nochmal den Rest der Runde nachholen. Wer etwas ambitionierter ist, kann bestimmt noch den ein oder anderen Peak mit einbauen. Aber auch so, fand ich die Etappen sehr abwechslungsreich. Man kann die Tour komplett ohne Zelt machen, aber selbst wer ein Zelt mitnehmen will, dem empfehle ich trotzdem hin und wieder bei den Leuten zu übernachten, insbesondere in Ceremi oder Doberdol. Den Leuten kommt was zu Gute und es ist schön, näher mitzukriegen, wie sie so leben.

Bearbeitet von sja
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Danke, schöner Bericht.

Klingt nach bereits ziemlich ausgetretenen Pfaden - überall guesthouses, voll mit internationals, bars am Wegesrand etc. sind für mich eigentlich eher Warnzeichen. Wie sah es denn auf den Strecken aus? Bin immer nicht so scharf darauf, ständig Leuten mit dem üblichen Smalltalk zu begegnen...

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vor 53 Minuten schrieb questor:

Klingt nach bereits ziemlich ausgetretenen Pfaden - überall guesthouses, voll mit internationals, bars am Wegesrand etc. sind für mich eigentlich eher Warnzeichen. Wie sah es denn auf den Strecken aus? Bin immer nicht so scharf darauf, ständig Leuten mit dem üblichen Smalltalk zu begegnen...

Die Etappe Theth - Valbona würde ich, wie du oben schreibst als "voll mit internationals" etc. beschreiben. Da wars extrem busy, man hatte das Gefühl, das steht in den Reiseführern, als das Ding, was man machen muss. Auch Theth bestand fast nur aus Guesthouses, da waren mir auch zu viele Touris auf der Straße bzw. in den Gästehäusern.

Bei den anderen, abgelegeneren Orten (Ceremi, Doberdol, Babino Polje) wär mir das jetzt nicht so negativ aufgefallen. Gerade in Ceremi und Doberdol sind es eher noch ein oder zwei Holzhütten, die noch dazu gebaut wurden, was aber nicht wirklich auffällt. Hier übernachtet dann eine Handvoll Leute (in Ceremi auch ne kleine Gruppe, in Babino Pole gabs paar mehr, weil es weniger Unterkünfte gab), die eben den Trail gehen. Plav ist eh ein kleines Städtchen. Aber die Wahrnehmung/Schmerzgrenze ist da bei jedem anders....

Was die Wege (bis auf Theth - Valbona) betrifft, erinnere ich, Vusanje - Theth habe ich am Anfang das Grüppchen und ein Pärchen getroffen, dann irgendwann niemanden mehr, auf dem Weg über den Visitor (war aber auch abseits vom offiziellen Trail) glaub niemanden, ansonsten mal ne Hand voll über den Tag verteilt, oder auch mal ein kleines Grüppchen. Also ich fands ruhig, aber auch das kann für dich natürlich schon anders sein ;-) .

Die "Bars" sind eher Holzhütten mit Bänken davor, wo aber eigentlich fast nie Gäste waren  (Bild vom 14.7.).

 

@ZbuloDiscoverAlbania hatte davon geschrieben, dass es auch (noch weniger begangene?) Alternativen gibt...

Zitat

Mittlerweile gibt es auch einige noch wenig besuchte Alternativen zum Peaks of the Balkans, z.B. den High Scardus Trail der inklusive Korab den höchsten Gipfel von Albanien und Mazedonien beinhaltet, im Süden lockt das Zagoria-Tal und der Mysterious South (Geheimnisvoller Süden). Ich habe dazu auch mal eine Übersicht auf Quora geschrieben.

 

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