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Ultraleicht Trekking

Ausflug auf den Westweg im Winter


Mars

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Meine Assets drehen ins Plus, ich habe erst am Montag wieder einen Termin. Die Bahn braucht 3,5 Stunden nach Pforzheim.

Auch sollte man nicht nur hier in diesem Forum ‘s Maul aufreissen und flapsige Sprüche klopfen, hin und wieder sollten auch echte Trails besucht und diese tatsächlich erwandert werden. Es besteht immerhin eine klitzekleine Chance, den ganzen Trail bis am Montag zu schaffen. 70 km wären dafür am Tag notwendig. Technisch gesehen ist es jedoch Winter. Wie sehr mich der Schnee bremsen wird, werden wir schnell herausfinden. 

Ich hätte gerne neue Schuhe. In einem Laden werde ich geholfen - ich besuche die örtliche Vivo Barefoot Verkaufsstelle. Der Laden ist sogar parfümiert, die Verkäuferin nett. Sie empfiehlt mir den “Primus Trail Firm”, der “Trail Soft” nutze sich zu schnell ab. Natürlich erst, als ich ihr gesagt hatte, ich suche Trailrunner zum Wandern. Dieser Schuh scheint leider wie Blei im Regal zu liegen, eigentliche Trekking Schuhe in wasserdicht und gefüttert sind hingegen fast ausverkauft. 

Es gibt Sportgeschäfte, die empfehlen ernsthaft, die Schuhe vor einer Marathondistanz vorsichtig einzutragen. Die Zeit zerrinnt mir zwischen den Fingern, sorry, ich werte halt die ersten 20 km als Eintragen.

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Um sechs Uhr morgens sitze ich im Zug, schüchterne Schweizer Damen fragen, ob dies die zweite Klasse im ICE sei. Sieht halt schöner aus, als in den Schweizer Zügen die Erste. Mit den Beschwerden über die Deutsche Bahn könnte man ein separates Forum füllen, aber ich komme pünktlich in Pforzheim an. 

In Pforzheim wandere ich durch die Stadt und komme an einem “Platz des 23. Februars” vorbei. 18’000 Tote, die Stadt sieht ziemlich gesichtslos aus, alles ist neuer. Kurzer Blick auf Wikipedia sagt, die Stadt sei eigentlich zu römischen Zeiten gegründet worden, aber im 1945 sei die Innenstadt dem Erdboden gleichgemacht worden. Krieg muss offenbar eine ganz tolle Sache sein. Ich habe die Memoiren von einem gewissen Winston Leonard Spencer-Churchill gelesen, dennoch deprimieren mich Städte wie eben Pforzheim oder Warschau.

Der Grund, weshalb ich am Montag wieder in meiner Residenzstadt sein muss, ist übrigens pazifistischer Natur. Vor ein paar Jahren haben Freunde und ich die Beschaffung neuer Kampfjets in der Schweiz verhindert. Die tapfere Schweizer Luftwaffe besitzt derzeit keine “Erdkampffähigkeit”, d.h. sie können keinerlei Bomben abwerfen (und dies seit 1994). Sehr zum Bedauern unserer hohen Militärs, die Wiedererlangung dieser Fähigkeit steht hoch oben auf ihrer Wunschliste. Und neue Jets wollen sie auch schon wieder, wir halt nicht. 

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Nachdem ich die Stadt durchquert habe, stehe ich vor dem ersten Tor des Westwegs, der goldenen Pforte. Das Tor hat nur einen kleinen Fehler: Es führt nirgendwo hin, der eigentliche Westweg startet daneben. 

Der Westweg wurde vom Schwarzwaldverein vor über 100 Jahren eingerichtet, Ortsgruppen unterhalten auch Hütten und ganze Türme entlang dem Weg. Leider hat der Schwarzwaldverein offenbar Angst vor dem Wolf und dadurch ausbleibenden Touristen. Nach meiner streng objektiven Erfahrung erscheinen die Touristen aber nicht trotzt dem Wolf, sondern wegen ihm. Natürlich geht es auch um Viehhaltung, es gibt sogenannte “Grinde”, d.h. beweidete Hochmore, die dauerhaft vor Verwaldung geschützt werden sollen. 

Der Sturm Sabine hat ganze Arbeit geleistet, der Weg ist mit Tannenästen bedeckt, abgesehen davon aber vorerst nicht spektakulär. Mit herkömmlichen Trailrunnern könnte ich jetzt ziemlich schnell vorwärts gehen, meine Barfussschuhe verlangen aber nach einem wohl überlegten Schreiten. Der Vorderfussbereich ist mindestens so breit wie beim Altra Timp. Der Schuh ist schwerer als der Salomon Sense Ride. Dies liegt wohl vor allem an der Sohle. Die ist zwar dünn, hat aber etwas von einem Gummistiefel. Die Sohle ist auch superflexibel, man spürt jedes noch so kleines Ästchen auf dem Weg. 

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Immerhin ist die Innensohle perforiert.

Legendäre Ultraleicht-Experten wie der Herr Stromfahrer empfehlen solche Innensohlen für einen schnellen Feuchtigkeitsabtransport, man steht so weniger im Wasser, falls der Schuh nass geworden sein sollte. Herr Stromfahrer nutzt derartige Sohlen eines Drittanbieters, es ist natürlich praktischer, wenn diese bereits mit den Schuhen geliefert werden. Ich trage darn tough Wollsocken, habe aber zwei Paar Sealskinz im Rucksack. 

Meine Zeltstangen habe ich in einem Leki Beutel getarnt, leider verrät eine dicke Rolle mit der Matte meine wahren Absichten. Ausserdem trage ich engere Hosen. Diese sind mit Gore Windstopper ausgestattet und für kühleres Wetter ideal.

Es dauert nicht lange und ein älterer Herr spricht mich an: “Sie wollen aber nicht nach Basel?”. Ich antworte “Doch”. “Haben sie ausklappbare Skier dabei für den Schnee?”. Nun ja, mit dem Winter ist es eben so eine Sache. Ich bin in der Lage, auf Webcams die Schneehöhe einzuschätzen. Angeblich war der Januar der wärmste seit Messbeginn. Die Temperaturen sprechen nicht für sehr viel Schnee, eher für viel Wasser infolge des Tauens des Schnees.

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Das Wetter ist nicht sehr angenehm, es regnet eigentlich immer. Ein offenes Dach bietet sich als Rastplatz an, es gibt sogar eine kleine Bibliothek darunter. Bald bedeckt eine dünne Schneeschicht den Weg. Ich treffe einen Mann, der fröhlich vor sich hin plaudert, er habe jetzt seine Scheune kontrollieren müssen, sein Schwager sei gerade in Australien, er sei auch bei der Feuerwehr, der Sturm und so weiter.

An einem weiteren Rastplatz erklärt er mir, es sei geplant das Dach dieses Rastplatzes als Dach eines noch zu erstellenden Turmes zu verwenden. Es muss ein massiver Turm werden, das Dach ist riesig. In der Schweiz haben wir zwar keine so monströsen Dächer auf den Aussichtstürmen, dafür stehen diese halt seit Jahr und Tag. Besser den Spatz im Teller als den Schwan auf Grundeis oder so ähnlich.

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Das Wetter wird nicht besser, es zieht ungemein und es schneit.

Durch die malerische Ortschaft Dobel hindurch erreiche ich wieder den Wald. Zur allgemeinen Erheiterung beginnt es zu hageln. Meine Hosen werden nass. Normalerweise trocknen sie nach einem Schauer schnell wieder, der Wind bläst jedoch den Regen dagegen. Es stürmt. Ein kleiner Aussichtspavilon kommt nun wie gerufen - es ist die Weithäuslehütte. Ich rüste auf mit Regenhosen und Sealskinzsocken. Von Aussicht kann keine Rede sein. Kaum laufe ich wieder los, geschieht ein kleines Wunder - es klart auf. 

Meine Handschuhe sind nass. Um ein Haar wäre dies problematisch geworden. Zwar wärmen sie auch in nassem Zustand, aber ich muss sie regelmässig auswringen. Wasserdichte Handschuhe stehen zuoberst auf meiner persönlichen Wunschliste, jedoch aus ästhetischen Gründen keine Bauhandschuhe, wie sie von Herr Skurka vorgeschlagen und von Frau Dixie bereits erfolgreich getestet wurden.

Schliesslich gehe ich weiter bis nach Kaltenbronn. Gaia GPS sagt, es seien 50 km, dies kann jedoch gar nicht sein. Gaia oder mein iPhone haben grosse Probleme, die Position zu bestimmen. In Kaltenbronn hüpft die Position wild umher und sammelt virtuelle Kilometer. Bis nach Forbach wären es 48 km, jedoch müsste dazu noch ein Hügel mehr überquert werden. Nächstes Mal nehme ich wieder den Garmin Mini mit, der sieht ohnehin richtig abenteuertriefend aus und darauf kommts ja wohl an. Er zeigt aber auch die gelaufenen Km oder Meilen vernünftig an.  

Das Hotel Saarbacher ist ein gemütliches Haus. Am Nachbartisch geht es hoch zu, Einheimische haben sich zum Dorfklatsch zusammengefunden. Der Mitarbeiter der örtlichen Sparkasse war schon zum zweiten Mal im Vaterschaftsurlaub. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. “Das verstehen wir hier nicht” sagt eine Dame in meine Richtung. In der Schweiz haben Rechtskonservative das Referendum gegen die Gesetzesvorlage ergriffen, irgendwann wird es eine Volksabstimmung dazu geben.

Dann ist Vodafone an der Reihe. Die wollen offenbar 680’000 Euro, um Kaltenbronn mit Glasfaser zu versorgen. Dann die Scheiss-EU, die Idee der Bonpflicht käme von dort. Es gibt wenig gefreutes, sie lassen sich auch über die Gäste des Hotels aus, was ich jedoch gut nachvollziehen kann.

An den Wänden hängen kapitale Hirschgeweihe. Ein Förster erklärt, weshalb umgefallene Tannen mühsam von Hand gesägt werden müssen und diese nicht einfach mit dem Vollernter zusammengepackt werden können. Der Dreck verschleisse die Ketten. Diese würden nur noch dreimal neu geschliffen, dann wandern sie auf den Müll. Eine neue Kette koste 16 Euro, früher waren die teurer. 

Die Ausstattung des Zimmers ist schon älter, ich mag es so aber viel besser, als wenn Hotels mit Ikea-Möbel ausgestattet werden, die mitten in der ersten Saison entsorgt werden müssen. Es ist unglaublich, an was man nach einem Tag im Regen alles denken muss: Sämtliche Kleider müssen irgendwo aufgehängt werden, in einem Hotel muss man jeweils alles elektronische laden. Am nächsten Tag sollte man fairerweise das Zimmer in einem akzeptablen Zustand hinterlassen usw.

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Am nächsten Tag geht es zunächst nach Forbach. Der Wald von Kaltenbronn nach Forbach ist wilder und alpiner als der bisherige. Der Wald hier ist wirklich sehr schön, ungefähr wie der Stazerwald in St. Moritz, nur viel weitläufiger. 

Bald komme ich an einem massiven Turm vorbei. In der Hütte darunter sind Menschen. Sie sind mit dem Wagen hier hoch gefahren. Vielleicht handelt es sich um Mitglieder dieses Forums, welche die neusten Unterdruck-Schlafsäcke getestet haben, in dem Fall vielen Dank.

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Umgestürzter Hochsitz, wohl aufgrund einer Kommandoaktion der Hirschianischen Selbstverteidigungsarmee.

Nach Forbach geht es ein wenig weit hinunter, dies hat den Nachteil, dass es auf der anderen Seite eben wieder hochgeht, ca. 700 Meter. Forbach ist die grösste Waldgemeinde der Region und ausserdem gibt es eine Holzbrücke, die im 1954 originalgetreu nach einem Bau aus dem 17. Jahrhundert neu errichtet wurde. 

Nach Forbach steigt der Weg die ganze Zeit, bis zur badischen Höhe hinauf.

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Ungefähr der John Muir des Westwegs. 

Der Weg ist schneebedeckt, hier hat es nun so viel Schnee, dass die Steine darunter nicht mehr sichtbar sind und unter dem Schnee hat es oftmals Pfützen. Schön ist anders, aber was will man machen. Ich wandere eigentlich den ganzen Tag im Schnee.

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Die Strassen sind nun durch umgeknickte Bäume gesperrt, kurz nach der Talsperre hat sich ein Telefonkabel gelöst. Der Weg ist bisweilen sehr steinig, mein Ziel von 70 km kann ich vergessen. Wer schwache Bänder hat, benötigt hier massive Stabilitätsschuhe, sonst ist schnell Schluss mit lustig. Hin und wieder gibt es einige Abschnitte auf Naturstrassen. Ich komme in Sand vorbei, das Naturfreundehaus zuvor hat geschlossen. 

Im Restaurant Sand bestelle ich mir ein fettes Schnitzel und ein Paulaner. Am Nebentisch eine Geburtstagsgesellschaft, alle deutlich angeheitert, sie saufen wie die Löcher. Ein Mann spricht mich an, woher ich komme, wohin ich gehe. Ich erkläre ihnen, ich könne überall übernachten, nur nicht auf Schnee. Wiederholt werde ich eingeladen, mit ihnen zu kommen, sie hätten eine Hütte in der Nähe, zu trinken gäbe es auch.

Ein Mann steht auf und unterhält sich mit mir, es gäbe Wölfe hier, sein Schwager habe vor zwei Wochen einen Wolf mit fünf Welpen gesehen. Komisch, denke ich, andere sehen weisse Elefanten, wenn sie hinreichend getrunken haben. Erst vor ein paar Wochen hätten sie zwei Wanderer gefunden, die wohl im letzten Jahr erfroren sein müssen. Luchse habe er auch schon gesehen und gerade eben habe er den Auerhahn rufen gehört.

Auch erzählt er wilde Dinge von der Bergwacht. “Wie entspannt muss man wohl sein, um aus der Schweiz in den Schwarzwald zu reisen und alleine so weit zu wandern” entfährt es einem andern. Immer wieder weisen sie auf die bald einbrechende Dunkelheit hin. Danke, aber es wurde auch gestern schon Dunkel, sehr wahrscheinlich auch morgen wieder. 

Sorry liebe Leute, aber saufen kann ich auch zu Hause ausreichend, mein Mitbewohner hat immer ein paar edle Tropfen an Lager. Einer der munteren Truppe sagt tatsächlich immer wieder “Deutschland erwache” und er versucht, dies möglichst eindeutig zu betonen. Na dann Prost, es ist immer wieder schön zu sehen, was reichlich Alkohol mit erwachsenen Männern anstellt. Das mit dem Erwachen würde ich mir ernsthaft überlegen, am besten in nüchternem Zustand. In Pforzheim hat das letzte Erwachen gemäss Wikipedia den Tod von 31.4 % der Stadt-Bevölkerung herbeigeführt. Ein solches Erwachen mag ich niemandem wünschen. 

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Hier wäre eine sanfte Pinselrenovation nötig - wahrscheinlich geschlossenes Hotel in Sand. 

Für mich geht es jetzt weiter auf die Hornisgrinde. Bis 1999 Sperrgebiet der französischen Luftwaffe, die Deutschen durften den Standort aber später im Rahmen der NATO mitnutzen. Die Windmühlen kann ich nur erahnen, ebenso den Mummelsee. Ein schickes Hotel haben die dort, ich muss aber weiter. Die Darmstädter Hütte hat abends um halb Elf schon zu, ich bin jedoch bald wieder im Nationalpark. In Ruhestein sind die Strassen spiegelglatt gefroren. Der weitere Weg ist nichts für schwache Nerven. Er besteht zu dieser Jahreszeit vor allem aus Tümpeln und umgeknickten Tannen.

Mein Ziel ist ein Ort, der Ettlinger Hütte heisst. Vielleicht ist es wegen der Nacht, aber ich finde nur einen Wegweiser. Die Hütte gibt es zwar, sie liegt aber tief im Wald, wie mir Google Maps nachträglich sagt. Und dann wäre nicht mal sicher, dass die Hütte offen gewesen wäre.

Gaia GPS meldet einen kleinen Holzverhau bei einer weiteren Hütte, schaue ich mir mal an. Leider ist er so klein, dass ich darin keinen Platz hätte. Ausserdem müsste ich das Holz umschichten, wozu ich nun wirklich keine Lust habe. 

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Aus legalen Erwägungen muss dieser Bericht nun ein wenig unklar werden.

Kurz nach Forbach hatte ich eine ideale Hütte gesehen: Zweistöckig, das Schlafquartier oben und winddicht. Natürlich schwebt mir eine solche Hütte auch jetzt vor. Die Nacht ist kalt, mein Schlafsack wird für Temperaturen bis +5 Grad empfohlen. Am nächsten Morgen sehe ich auch eine kleine Plakette, Lagern und Übernachten eher nicht erwünscht.

Dumm gelaufen. Der ökologische Mehrwert eines Kiesbodens in einer Hütte ist aber bestimmt nicht der Grund für das Bestehen eines Nationalparks. Der Park wurde im 2014 gegründet und erfreut sich mässiger Unterstützung durch die Bewohnenden der umliegenden Dörfer. Es ist wohl vor allem eine Marketing-Frage. Zum Wald Sorge getragen wurde schon vorher.  

Ich stellte mein Zelt in einer Hütte auf. Niemand stört mich und ich bin sicher, dass ich niemand gestört habe. Weder schlurft ein missmutiger Hirsch vorbei, noch werde ich von aggressiven Auerhähnen aus dem Schlaf gerissen. Von der Kälte hingegen schon. Ich weiss, dass meine Ausrüstung nicht ideal ist. Vorsichtshalber habe ich viele Kleider dabei. Eine ausreichend dicke Matte wäre auch kein Blödsinn, meine vier mm dicke Schaumstoffmatte hält die Kälte nur dann ab, wenn ich sie vierfach zusammenfalte. Dann ist sie jedoch zu kurz. Ich bin zu faul, um aus dem Zelt zu steigen, meinen Rucksack zu leeren und ihn unter die Füsse zu klemmen. Immerhin habe ich am zweiten Tag 67 km zurückgelegt, fast ausnahmslos im Schnee und mit doch eher speziellen Schuhen.

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Sie bieten endlosen Grip, aber auf Natur- und festen Strassen muss man wirklich aufpassen. Sonst knallen die Schuhe auf dem Asphalt. Mit bequemem Rollen ist da nix, die Schuhe verhalten sich wie ein Brett. Ich habe keine Ahnung, wie sich das auf meine Knie auswirken wird - ich muss meine gesamte Lauftechnik umstellen. Meine Füsse reagieren und schwellen ziemlich an. Aber es ist gerade das Ziel dieser Schuhe, den gesamten Fuss zu aktivieren und nichts wegzudämpfen. Auf lange Sicht sollte sich das lohnen. Durch das endlose Wasser werden meine Füsse trotz Sealskinz Socken nass und dadurch folgen Blasen.  

Das Schnürsystem der Schuhe ist wenig durchdacht. Die harten Schnürsenkel drücken auf mein Rist. Wenigstens rutsche ich in den Schuhen nicht umher, sonst wäre bald Feierabend gewesen. Das Gehen mit diesen Schuhen ist einfach anders als alles bisherige.

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Glücklicherweise gab es einen Weg weiter unten. 

Dass Schnee liegt, ist Fluch und Segen zugleich. Natürlich rutscht man im Schnee, aber er dämpft eben auch. Dies hat wahrscheinlich meine Wanderung gerettet. Dennoch breche ich am folgenden Tag ab: Es ist zu viel Wasser in den Wegen und ich ertappe mich dabei, wie ich neben dem Weg gehe. Dies sollte man tunlichst vermeiden.

Gerne lasse ich auch den Forstbetrieben den Vortritt, damit diese die umgestürzten Tannen beseitigen können. Ich werde bald zur Alexanderschanze zurückkehren und den Rest des Weges in Angriff nehmen. Von der Alexanderschanze gehe ich nach Freudenstadt.  

Insgesamt hat mir der Schwarzwald sehr gut gefallen. Die Leute waren nett, die Landschaft ist grandios. Die Aussicht war wetterbedingt alles andere als grossartig, aber ich konnte die Vogesen ein paar Male sehen.

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Vom Schliffkopf aus sieht man gar unsere schönen Schweizer Alpen.

Vom Jura aus sieht man immer wieder in den Schwarzwald und ich fragte mich seit ca. 30 Jahren wie es dort wohl aussehen würde. Nun habe ich einen ersten Eindruck davon. 

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Toller Bericht, amüsante Anekdoten. Hätte den Eidgenossen gar nicht einen solchen Humor zugetraut. ,-)

Mega Leistung, innerhalb eines Tages nach Kaltenbronn?! Dafür warst du dann sofort wieder auf Temperatur, nachdem du aus Kaltenbronn aufgestiegen bist zum Hohloh, oder?

Ich möchte dieses Jahr in Forbach weiter gen Süden laufen.

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vor 3 Stunden schrieb Joe_McEntire:

Toller Bericht, amüsante Anekdoten. Hätte den Eidgenossen gar nicht einen solchen Humor zugetraut. ,-)[...] 

Die Aufklärung über den Begriff Eidgenosse hat mir Mars letztens schon verabreicht :mrgreen:

Aber ein schöner und vor allem origineller Bericht. (Die ignorierte zweistöckige Hütte bei Forbach kann ich übrigens nur empfehlen, leider haben dies auch schon die schwarzwälder Mäuse mitbekommen, ein weit größere Gefahr als der pöse, pöse Wolf....) 

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