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Ultraleicht Trekking

Varangerhalbinsel und Kungsleden im Winter


Harakiri

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Hallo zusammen! 
Da sich die Tour ungewöhnlich in die Länge gezogen hat, gibt es ziemlich viel zu erzählen. Lange habe ich es aufgeschoben, mich an den Bericht zu setzen, doch weil ich es euch schuldig bin, veröffentliche ich ihn nun stückweise hier. Vorab könnt ihr bereits eine Testversion des Reisevideos sehen, die allerdings noch nicht ordentlich vertont ist. 
 

[Im Video sieht man nur den Teil aus Norwegen. Dass die Welt ein weiteres Video von der Strecke Abisko-Nikkaluokta braucht, bezweifele ich. Da ich meine Zweifel daran habe, kommt es nur, wenn ich in der Stimmung dazu bin.]



Teil 1: Anreise
Ach, wäre die Rückreise nur so einfach gewesen! Leider verlaufen die Geschichten, die das Leben schreibt, selten so gradlinig.

25. Februar 2020: Nachdem ich morgens die letzten Wegpunkte ins Navi eintrug, die letzten Karten ausdruckte und meine Sachen für den Flieger packte, ging es am Nachmittag im Auto Richtung Flughafen Düsseldorf. 
Erstaunt über mein Vorhaben entschied sich das Personal dazu, meinen Rucksack zum Sondergepäck zu verfrachten. Nachdem ich penibel kontrolliert wurde, machte ich mich mit der dicken EVA-Matte im Handgepäck auf zum Terminal. Sich durch das Gedränge wühlen zu müssen ging mir ordentlich auf die Nerven. Immerhin war das Gate leer. Ich war früh dran. Und der Flieger hatte Verspätung. So saß ich also mit Plastiktüten an den Füßen am Düsseldorfer Flughafen und schrieb gelangweilt den ersten Absatz im Tagebuch.

In Oslo angekommen hastete ich eilig durch den Flughafen, um noch rechtzeitig die Maschine nach Tromsø zu erreichen, Zum Glück war auch dieser Flieger spät dran und konnte erst gegen Mitternacht beladen werden. Leider wurde ich diesmal wie eine Sardine zwischen zwei großen, übel riechenden Männern eingequetscht, die während des Fluges fürchterlich schnarchten. Ich versuchte vergeblich, einzuschlafen und starrte stattdessen mit müden Augen auf die Sitzreihe vor mir, in der Hoffnung, der unrasierte Mann neben mir würde wenigstens seine überdimensionierte Daunenjacke ausziehen. Rückblickend ist es vielleicht doch ganz erfreulich gewesen, dass er die Jacke anließ. Schließlich hatte ich keine Nasenklammer im Handgepäck und wollte mir meine erste MYOG-Erfahrung für einen besseren Zeitpunkt aufheben!

Zu meiner Überraschung wurde die Meute, zu der ich mich in Tromsø gesellte, nicht aus dem Flughafen geworfen. In jede Ecke kuschelte sich irgendein Gast, der dazu verdonnert war, hier die Nacht zu verbringen. Unter einer Treppe lag eine größere Gruppe, die es sich neben ihren Ski gemütlich gemacht hatte. Ein Pariser Schlitten lag nahe der Gepäckannahme herum. Wach war kaum jemand. Sogar die Leute, die sich auf den Gepäckbändern ein Plätzchen gesucht haben, schienen Schlaf gefunden zu haben. Obwohl ich eine Matte dabei hatte, brauchte ich sehr lange dafür und wechselte mehrfach mein Plätzchen.


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Von Tromsø aus ging es dann in einem kleinen Flieger in den richtig hohen Norden. In der Maschine hätte man nicht einmal eine Schulklasse unterbringen können. Wir hatten freie Platzwahl. Ich guckte den ganzen Morgen lang aus dem Fenster und verfolgte mit den Augen die Sonne, die schüchtern am Horizont ihre Bahnen zog. Hinter Hammerfest wurde es dann richtig hell und beim Anflug von Berlevåg konnte ich bereits mein Ziel aus der Vogelperspektive betrachten. Die Insel war ein einziges weißes Schild, das sich erhaben aus dem von Eisschollen übersäten Beringmeer hervorhob.


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Die kleine Dash 8-100 erreichte nur geringe Höhe zwischen den Stopps. Unter mir sah ich zwei dicke Wale, die nach Luft schnappten. Wenig später erreichten wir meinen Startort, Vardø. Der Flieger schlitterte über die eisige Landebahn und wir liefen in das kleine Häuschen, in dem auf vielleicht 50m² alles von Check-In bis Gepäckannahme erledigt wurde. Wir bekamen unser Gepäck direkt aus dem Bauch des Flugzeuges gebracht. Als letzte Person verließ ich das Gebäude und verstaute in der kleinen angebauten Laube, die als unbeheizten Verschlag für Raucher diente, mein Gepäck im Rucksack. Draußen wartete die Sonne auf mich. Ich schnallte die Spikes unter meine Stiefel und machte mich auf zum Unterseetunnel, den ich durchqueren musste, um in den Ort zu gelangen. Er war der älteste Tunnel seiner Art in Norwegen und etwa drei Kilometer lang.

Nachdem ich etwa einen Kilometer über die vereiste Straße schleppte, spannte ich meine orange Daunenjacke auf den Rucksack, um im nasskalten Tunnel gut sichtbar zu sein, und stapfte gemächlich in die Tiefe. Was anfangs noch wenig störend war, wurde mit zunehmender Tiefe immer unangenehmer. Ich erreichte den tiefsten Punkt des Tunnels und begann den Aufstieg.
Nach einigen Metern hielt neben mir ein alter Geländewagen an. Die alte Frau gestikulierte unmissverständlich und ich verfrachtete meinen Rucksack neben ihrem Hund, bevor ich auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Tommen (?) fuhr sprach nur Finnisch und Norwegisch. Sie setzte mich direkt am Dorfladen ab und verabschiedete sich von mir. 

Da ich keinen brauchbaren Brennstoff im Laden fand, zapfte ich etwa zwei Liter Benzin an der Tankstelle ab und füllte großzügig meine Brennstoffflaschen. Immerhin gab es eine Menge kalorienreiches Futter, mit dem ich meinen Rucksack vollstopfen konnte.


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Ich erkundete etwas den verschneiten Fischerort, besichtigte die Insel mit ihren Sehenswürdigkeiten und näherte mich erneut dem Tunnel. Diesmal durchschritt ich ihn komplett. Nun lag nur noch verschneite Tundra zwischen mir und meinem Ziel! Ich schnallte mir die Schneeschuhe unter die Füße und lief in Richtung meines ersten Wegpunktes. Die Sonne blendete. Alles war weiß, der Himmel war strahlend blau. Eine frische Brise fegte über die verschneite Landschaft. 

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Nach etwa 5km stelle ich mein Zelt auf, als ich das erste Hochplateau erreichte. Die Sonne blinzelte verlegen hinter den Schneefeldern. Ihre Strahlen wärmten kaum noch. So legte ich mich also am frühen Nachmittag hin. Nun konnte ich endlich den Schlaf nachholen, den ich in der vorherigen Nacht vermisste.
Trotz -10°C schlummerte ich wie ein Baby. Genauer gesagt wurde ich ständig wach und musste immer wieder dem Ruf der Natur folgen. Der Schlafsack war ziemlich warm und ich öffnete ihn ein Stück weit. Beim nächtlichen Blick aus dem Zelt staunte ich nicht schlecht. Grüne Lichter flackerten schwach am Himmel. Leider war die Aurora Borealis wenig fotogen. Trotzdem war das Schauspiel unvergesslich.

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Teil 2: Die ersten Tage auf der Halbinsel
Entgegen meiner Erwartungen war das Aufstehen gar nicht so unangenehm. Bei meinen vorherigen Touren ist es mir immer sehr schwer gefallen, bei Minustemperaturen aus dem Schlafsack zu kriechen und mich anzuziehen. Scheinbar liegt das an der vernünftigen Ausrüstung und daran, dass die erste Nacht mit -10°C recht warm war.

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Tagsüber wurde es dennoch nur wenig wärmer. Die Sonne zog in flachen Bahnen über das Firmament und spendete wenig Wärme. Mehr als -8°C wurden es nicht, trotz Sonnenschein. Schnell schwang das Wetter um und ein mächtiger Wind peitschte über das Hochplateau, auf dem ich mich nun befand. Die Sonne störte das wenig und der Himmel blieb vormittags klar. Gegen Mittag, als die Dämmerung einsetzte, kündigten sich schwere, schwarze Gewitterwolken an. 
Ich errichtete also einen Schneewall, um mich vor dem Unwetter zu schützen. Zum Glück zog das Gewitter vorbei. Die Nacht war ziemlich windig, wenn auch sternenklar. Auch diesmal flackerten grüne Lichter am Himmel. Um sie zu beobachten war mir aber viel zu kalt, zumindest ohne wärmenden Schlafsack.





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Am nächsten Morgen zeichnete sich ab, dass es länger windig sein sollte. Die Entscheidung, tagsüber im Zelt zu verharren, fiel mir nicht besonders schwer. Und das war eine ziemlich gute Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte.
Der Wind ließ im Laufe des Tages nicht nach. Im Gegenteil: Trotz des strahlenden Sonnenscheins peitschten schon bald stürmische Böen über die Hochebene. Bereits gegen Mittag war die Schneemauer praktisch abgeschliffen. In Vardø waren bis zu 90km/h Wind angesagt. Und ich befand mich 150m höher in baumloser, flacher Tundra.

Der Wetterbericht für den folgenden Tag sah deutlich besser aus. Trotzdem richtete ich mich auf einen weiteren Tag im Zelt ein. Genug Essen hatte ich definitiv. 





Tatsächlich wütete der Sturm die ganze Nacht durch. Es hörte sich so an, als würde eine Elefantenhorde über das Zelt rennen. Das Innenzelt wurde von den Winden herumgeschleudert und die Abdeckung der Apsis flatterte wie irre herum. Zwar stand das Außenzelt des Soulos wie eine Festung, dennoch fand ich aufgrund der Geräuschkulisse (und der Angst) nur wenig Schlaf. 

Am nächsten Morgen konnte ich endlich aufbrechen, obwohl noch immer eine steife Brise über die Tundra fegte. Das Lager war schnell vom Schnee befreit und nachdem ich das Zelt mit der Bürste eineiste, die Sachen verstaute und die Schneeschuhe anlegte, konnte ich endlich wieder einige Schritt vorwärts gehen. Auch heute strahlte die Sonne unbeschreiblich. 

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Als ich mich weiter dem Meer näherte, erblickte ich zwei Rentiere, die an einer schneebefreiten Stelle nach Flechten suchten.
Um den direktesten Weg nach Vadsø zu laufen, musste ich über den Strand gehen und die Küstenstraße überqueren. Dort fand ich an der Mündung eines kleinen Baches auch etwas flüssiges Trinkwasser. Da ich Brennstoff sparen wollte, deckte ich mich mit reichlich Flüssigkeit ein, bevor ich mich wieder Richtung Inland bewegte und mein Zelt in der traumhaften Dünenlandschaft unweit des Wassers errichtete. 

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Die Nacht war wieder sternenklar und der Wind hatte fast komplett nachgelassen. Gerade deshalb war es bitter kalt. Immerhin konnte ich gegen Mittag den Schlafsack für eine Stunde in die Sonne legen. Viel brachte es leider nicht. Im Fußbereich war er ziemlich nass, weil ich immer wieder gegen das Innenzelt im Fußbereich stieß. 

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vor 29 Minuten schrieb JanF:

@Harakiri: Könntest du noch mal die Packliste posten, mit der du am Ende tatsächlich losgezogen bist?

Und hättest du vielleicht einen (groben) Google-Earth-Track, mit dem man deine Route nachvollziehen kann?

Leider habe ich keine richtigen Daten, weil es meistens kein Netz gab und ich mit dem Handy nur fotografiert habe. Hier ist aber die rekonstruierte Route in Norwegen:

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https://lighterpack.com/r/zwr7f1
Das hier ist die finale Packliste bzw. die aktuelle Version, falls ich erneut losziehen würde. Das Gewicht müsste etwa mit dem übereinstimmen, was ich dabei hatte. Zwei oder drei Sachen wurden später noch ausgetauscht. Anfangs hatte ich nur etwas andere Dinge dabei, Schneeschuhe bspw.
(Die Ski sind nicht gewogen, da ich nichts größeres als eine Küchenwaage habe. UL-Luxusprobleme eben. :-()

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(Das Gewicht der Ausrüstung am Flughafen ohne Ski - hatte nur die leichteste Kleidung an und sogar die Stöcke waren im Rucksack. Allerdings waren zwei dicke EVA-Matten dabei und ein Schlafsack zuviel, deshalb ist es etwas schwerer als in der Packliste angegeben.)

Bearbeitet von Harakiri
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@Harakiri Ist bis jetzt sehr unterhaltsam geschrieben, so dass es mich sogar ein wenig motiviert an meinem Russlandbericht weiter zu schreiben. Ma guckn ... Freue mich auf die Fortsetzung!
Was ich so im Video gesehen habe, hattest du doch gutes Wetter. Aber ja, ich weiß, man filmt/fotografiert ja in der Regel nur die kurzen schönen Momente. Wer will denn schon immer nur grau in grau sehen :grin: Bin schon gespannt, wo und warum du auf Ski umgestiegen bist. Sieht doch eigentlich ganz gut Schneeschuhen-tauglich aus. Da gibt es ganz andere Bedingungen ...

EDIT: Warum willst du die Ski austauschen, was ist daran schlecht?

Was hast du für eine EVA-Matte? 500g für 19mm erscheint mir sehr leicht. Scheint dem Foto nach auch nur 50cm breit zu sein?

Du trinkst nur 700ml tagsüber? Ist das nicht ein bisschen wenig?

Es ist und bleibt mir ein Rätsel, wie ihr alle mit der Arva Ultra klar kommt. Meine war ja schon nach dem ersten drauf Treten kaputt (also gleich am Anfang der Tour) :-( Wahrscheinlich bin ich etwas zu grob motorisch veranlagt. Das Blatt meiner aktuellen Schaufel, welches aus 2,5mm dickem hartanodisierten 6061-T6-Aluminium besteht, hat bereits fette Kerben drin, wie auch immer die entstanden sind.

Bearbeitet von mawi
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vor 12 Minuten schrieb mawi:

Was ich so im Video gesehen habe, hattest du doch gutes Wetter. Aber ja, ich weiß, man filmt/fotografiert ja in der Regel nur die kurzen schönen Momente. Wer will denn schon immer nur grau in grau sehen :grin: Bin schon gespannt, wo und warum du auf Ski umgestiegen bist. Sieht doch eigentlich ganz gut Schneeschuhen-tauglich aus. Da gibt es ganz andere Bedingungen ...

Ich habe ja erst ein Zehntel des Berichtes veröffentlicht! :-)
Das Wetter war wirklich verdammt schlecht. Haben auch einige andere Leute geschrieben, bspw. auf ODS.
Sonne ist natürlich schön und gut, aber der Wind war durchschnittlich bestimmt 15m/s stark. Es war meistens ziemlich warm und die Windrichtung hat sich ständig geändert. Ich hatte in den ~30 Tagen dort oben an etwa 10 Tagen Windstärke 7 oder mehr. Gerade einmal zwei oder drei Nächte waren knapp kälter als -20°C, was auch definitiv ein Zeichen für sehr schlechtes Wetter ist.

Auf der Varangerhalbinsel gab es an einem Tag einen offiziellen Orkan mit Windstärke 12, den ich zum Glück nicht im Zelt überstehen musste. An den Tagen davor gab es noch einen etwa drei Tage langen Sturm mit starkem Schneefall. Du kannst einfach mal auf yr nachschauen, wie das Wetter dort so im März war, und dir dann überlegen, wie es wohl auf der 400m hohen fast komplett flachen Hochebene aussieht, wenn in den geschützten Fischerdörfern an der Küsten schon an jedem vierten Tag eine Sturmwarnung ausgerufen wurde. Vom nördlichen Teil des Nationalparks habe ich übrigens gar nichts gesehen, da durchgängig Whiteout im Landesinneren herrschte.

Am vorletzten Tag, als ich von Singi Richtung Kebnekaise gefahren bin, war der Wind so stark, dass ich am Talboden eine halbe Stunde auf dem Boden liegen musste, weil ich nicht mehr stehen konnte... Viele Wegmarkierungen waren umgeknickt oder die Kreuze abgefallen. Eins ist vor meinen Augen abgeflogen, während kleine Steinchen von den umliegenden Bergflanken durch die Schaumstoffumrandung meiner Skibrille eingedrungen sind. Der Talboden war an den tiefsten Punkten weitgehend schneefrei und stark vereist, sodass man auf Ski kaum stehen konnte, ohne direkt von dem Rückenwind mitgerissen zu werden. Keine Ahnung wie windig es wirklich war, aber ich rechne bestimmt mit 150km/h im Talkessel, der extrem schmal war und genau in Windrichtung lag. In Singi waren es bereits 16-18m/s und die Hütte liegt ja recht geschützt. 

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Ein paar Tage zuvor war ich einen Tag in der Schutzhütte nördlich von Alesjaure gefangen, wo ich einen Tag abwettern musste und als ich die paar Kilometer am Tag darauf mit größter Mühe geschafft habe, hing ich in Alesjaure für zwei weitere Tage fest. Die Hüttenwirtin hat es an einem Abend nicht alleine zu ihrer Kabine geschafft, die keine 80m entfernt liegt, weil es zu stürmisch war und es praktisch keine Sicht gab. Wir mussten sie zu zweit zu ihrer Hütte begleiten. Wäre der erfahrene Schweizer nicht dabei gewesen, hätte ich auch Probleme dabei bekommen, zurück zur Stube zu finden, weil ich dummerweise ohne Skibrille herausgegangen bin. Und das waren wirklich keine 100m.
Wenig später war ich am Tjäktjapass eingeschneit und konnte am nächsten Tag nicht abfahren, weil ich mit Ski bis zu den Knie eingesunken bin und somit nicht bremsen konnte. Daher musste ich in etwa drei Stunden einen Kilometer herunterlaufen, wobei ich fast bis zur Hüfte im Schnee stand. 

Zu dem ganzen Zeug werde ich noch einiges schreiben. Da ich den Tourenverlauf mit dem Tagebuch rekonstruiere, werde ich bestimmt noch mehr von diesen Situationen finden und beschreiben.
Videomaterial vom Kungsleden kommt vielleicht auch noch, wobei ich das jetzt nicht besonders interessant finde. Schließlich ist die Tour in Schweden ziemlich 0815 gewesen und ein Videobericht würde keinen echten Mehrwert bieten, weil die Strecke bereits viel besser dokumentiert wurde. 

 

 

vor 47 Minuten schrieb mawi:

Aber ja, ich weiß, man filmt/fotografiert ja in der Regel nur die kurzen schönen Momente.

Tatsächlich war es gerade in Norwegen die meiste Zeit lang ziemlich schön, zumindest in der ersten Woche. Es war wirklich sehr sonnig, wobei es auch da schon recht windig war. In den richtig unschönen Momenten kann man gar nicht mehr das Handy rausholen, weil man nicht Handschuhe oder Handy verlieren will. Wobei es auch einen Tag gab, an dem es so kalt war, dass ich irgendwann nicht mehr fotografieren konnte, weil ich die rechte Hand nicht mehr gespürt habe. Da war es natürlich sehr schön draußen, nur eben recht eisig.
 

vor 49 Minuten schrieb mawi:

Warum willst du die Ski austauschen, was ist daran schlecht?

Die Ski haben keine Stahlkanten, was vor allem bei Eis und Traversen ziemlich stört. Vielleicht wechsele ich auch auf die alte Bindung, damit ich mit Kabeln fahren kann. 
 

vor 50 Minuten schrieb mawi:

Was hast du für eine EVA-Matte? 500g für 19mm erscheint mir sehr leicht. Scheint dem Foto nach auch nur 50cm breit zu sein?

Kann ich gerade nicht nachmessen. Tatsächlich hatte ich teilweise zwei Matten mit, die jeweils 14mm dick sind. Das lag daran, dass ich dachte, dass ich ohne Luftmatratze schlafen kann. Im Winter schaffe ich das leider nicht.
 

vor 52 Minuten schrieb mawi:

Du trinkst nur 700ml tagsüber? Ist das nicht ein bisschen wenig?

Morgens trinke ich einen Liter, bevor ich die Flasche auffülle. Über den Tag hinweg sind es dann die 700ml und am Abend gönne ich mir mindestens 1,5l Wasser bzw. etwas Suppe. Wahrscheinlich ist das etwas zu wenig. Allerdings waren auch anfangs die Tage sehr kurz, sodass man erst um 8 Uhr aufbricht und bereits um 14 oder 15 Uhr das Lager aufbaut.
 

vor 55 Minuten schrieb mawi:

Es ist und bleibt mir ein Rätsel, wie ihr alle mit der Arva Ultra klar kommt. Meine war ja schon nach dem ersten drauf Treten kaputt (also gleich am Anfang der Tour) :-( Wahrscheinlich bin ich etwas zu grob motorisch veranlagt. Das Blatt meiner aktuellen Schaufel, welches aus 2,5mm dickem hartanodisierten 6061-T6-Aluminium besteht, hat bereits fette Kerben drin, wie auch immer die entstanden sind.

Wahrscheinlich ist das Problem, dass du draufgetreten bist. Ich habe das kein einziges Mal getan. Um große Schneeblöcke zu bekommen, habe ich halbkreisförmig die Schneedecke ca. 18cm tief durchgehend mit der Schaufel zerstochen und dann von unten das zusammenhängende Schneestück aufgehoben. Das wäre in 99% der Fälle sogar mit einer Kunststoffschaufel gegangen. Allerdings habe ich es auch immer vermieden, an eisigen Stellen zu zelten.

Auch wenn die Ultra meiner Ansicht nach ziemlich lausig verarbeitet ist, bin ich extrem zufrieden damit. Der riesige Vorteil ist, dass man sie bequem einhändig benutzen kann. Mit einer Schaufel, die doppelt so viel wiegt und ein viel größeres Blatt hat, kann man bei längeren Arbeiten mit größeren Schneemengen nur beidhändig arbeiten. 
Mit einem deutlich größeren Zelt, bei dem man eine große Apsis ausheben muss und riesige Mauern errichtet, macht eine Schaufel mit einem großen Blatt schon mehr Sinn. Dann braucht man aber auch direkt viel größere Schneeheringe usw. Das Soulo bringt schon einige gewaltige Vorteile mit, die man mit einem Tunnel nicht hat. Man spart ja nicht nur die 800g vom Zelt, sondern auch noch 300g Schaufel, 150g Heringe usw.
(Das diente nur als Anmerkung zum Thema Schneeschaufeln. Ich werde nicht erneut mit dem Zelt losziehen, an einem anderen Punkt mehr dazu.)

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vor 47 Minuten schrieb Harakiri:

Wahrscheinlich ist das Problem, dass du draufgetreten bist.

Das Problem ist eher, wie schon mal wo anders geschrieben, dass ich es nicht in meinen Kopf bekomme, dass man eine Schaufel mit Samthandschuhen anfassen und nur ganz vorsichtig damit umgehen muss/darf. Für mich ist ne Schaufel ein Arbeitsgerät :D Da habe ich als Jugendlicher zu viel auf dem Bau und im Garten arbeiten müssen. Wenn ich eine Schaufel in den Händen habe, da trete ich ohne nachzudenken mit aller kraft drauf. Zudem finde ich auch den Stil zu kurz. Bin ja nicht mehr der jüngste, selbst die aktuelle Schaufel mit ihren max. 81cm ist mir zu kurz (das gebeugte Arbeiten geht mir auf den Rücken).
Bin nur halt überrascht, dass ihr damit so gut klar kommt (kenne ja mind. vier weitere Ultra-Nutzer). Find ich aber super, wenn sie für euch funktioniert.

Ich war Ende Januar in Norwegen und da war auch schon schlechtes Wetter. Bin dann aufgrund des schlechten Wetters beinah nicht nach Finnland zum zweiten Teil des Urlaubs gekommen, habe aber am Ende noch einen tollkühnen Fahrer gefunden, der mich mitgenommen hatte. Ich hatte selten so'n Schiss in einem Auto, ich dacht' wir sterben ...

vor 1 Stunde schrieb Harakiri:

Die Ski haben keine Stahlkanten, was vor allem bei Eis und Traversen ziemlich stört. Vielleicht wechsele ich auch auf die alte Bindung, damit ich mit Kabeln fahren kann.

Aber ein Bindungswechsel löst ja nicht das Problem der fehlenden Kante? Oki, ich greife schon zu viel vor. Halte mich zurück und warte geduldig auf die Fortsetzung!

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OT:

Ich durfte mit der Arva Ultra nun auch meine erste Schneehöhle (gut, war eher ein Schneesarg) schaufeln und kann mich nicht beklagen. Da draufzutreten käme mir aber auch nicht in den Sinn, Blöcke für Schneemauern kriege ich auch so gut ausgehoben.

Ziemlich mieses Wetter übrigens auch Mitte März im Sarek, scheint ja ne ungemütliche Saison gewesen zu sein.

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  • 3 Wochen später...

Teil 3: Entlang am Meer Richtung Vadsø

Nach der Nacht in den Dünen ging es wieder ins Inland, wenn auch nur für ein kurzes Stück. Ziel war Skallelv, ein kleiner Ort, der direkt auf dem Weg lag. Dafür musste ich zuerst wieder in die Hochebene aufsteigen. 

Oben angekommen setzte ich mich auf meinen Rucksack, füllte Wasser in den Deckel der Thermoskanne und genoss den Blick auf's Meer, das weit unter mir unerbittlich Eisschollen an den gefrorenen Strand spülte. Die Sonne strahlte und ich blickte mich um. Neben mir standen zwei Steinmännchen, welche die Anhöhe markieren sollten. Die Schneedecke war von Eis durchsetzt und wurde an vielen Stellen von Steinen durchbrochen. Und von irgendetwas sonderbarem in der Ferne. 
Ich stand also auf, meine Schneeschaufel in der Hand, und lief zu dem Ding, was wie ein Ast aus dem Schnee ragte. Schnell erkannte ich den Ausläufer eines Geweihs. Rentiergeweihe hatte ich schon öfters gefunden, eigentlich nichts besonderes. Eins im Schnee zu finden ist trotzdem sonderbar, so unwahrscheinlich wie das ist. 
Ich entschied mich also dazu, es freizulegen und schaufelte den Schnee zur Seite. Schnell wurde mir klar, dass ich das Geweih nicht einfach so aus dem Eis ziehen konnte. Irgendwie beschlich mich die Sorge, dass der Rest des Rentiers unter dem Firn vergraben war. Dennoch grub ich weiter. Am Ende hielt ich ein riesiges, sauber abgeworfenes Geweih in den Händen. Die mächtigen Schaufeln waren praktisch unversehrt und geruchsneutral, sodass ich das Geweih kurzerhand an den Rucksack schnallte. 

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Als es Zeit wurde, von der Hochebene abzusteigen, und erneut die Küste zu streifen, passierte ich die ersten kritischen Stellen. Einige der Flüsse wurden von mächtigen, meterhohen Wechten gesäumt, die sie in unpassierbare Schluchten verwandelten. Nur nach langer Suche konnte ich eine seichte Stelle finden, an der ich absteigen konnte und das Gewässer überquerte. 

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Kurz vor dem verträumten Skallelv traf ich auf einen Jäger, der auf Ski unterwegs war und seinen Hund für die Jagd auf Schneehühner ausbildete. Wir plauderten eine Weile, während der Hund wie irre durch die Tundra preschte und immer wieder einzelne kleine, weiße Vögel verschreckte, die in alle möglichen Richtungen losflatterten. Mir war vorher gar nicht bewusst, dass die Tiere in der Nähe waren! Wie auch die Rebhühnern, die ich zu Hunderten im Inland Schwedens sah, verrieten sich diese Vögel ausschließlich durch ihr sonderbares Verhalten. Würde ihnen ihr Instinkt nicht in der Quere stehen, hätten weder wir, noch der Hund auch nur den Hauch einer Chance gehabt, die weißen Vögel im Schnee zu erkennen.

Skallev, das an einem mächtigen Strom lag, war größtenteils von begehbarem Eis eingeschlossen, das auf das Meer reichte. Ich verzichtete allerdings gerne auf die Erfahrung, größere Strecken über das Meer zu laufen und erkundete stattdessen das verschlafene Fischerdorf. Einige Schneehasen hoppelten über die Garten am Meer, während Kinder am Hang rodelten und einige Jugendliche auf ihren Scootern durch die Schneebedeckten Straßen düsten.

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Nachdem ich den Ort verließ, ging es wieder ins Inland. Dabei richtete ich mich an einer Wetterstation, die bereits seit zwei Tagen am Horizont sichtbar war. Als ich an einer windgeschützten Stelle einige Bäume anpeilte, staunte ich nicht schlecht und stellte ohne zu zögern das Zelt auf. Vorher hatte ich lediglich kleine, gedrungene Sträucher ausmachen können. Die Tatsache, dass hier ein drei Meter hoher Baum stehen konnte, beruhigte mich. Der Standort musste außergewöhnlich gut geeignet sein. Und so endete der erste Märztag des Jahres in meinem Zelt, das ich an den Baum knotete. Es sollte stürmen und dieser Zeltplatz kam mir mehr als gelegen, obwohl ich noch mehr Strecke hätte machen können.



Der Wetterbericht sollte Recht behalten. Zwar war der Wind in dem windgeschützten Kessel, in dem mein Nachtlager stand, schwach, aber die Wolken ließen bereits erahnen, wie schlecht die Sichtverhältnisse sein sollten. Ich überlegte, den Tag abzuwettern, aber entschied mich dagegen und klebte mir die Gesichtsmaske an das Gesicht. So stieg ich also das letzte Stück auf.
Oben angekommen war schnell klar, dass es nicht sicher war, weiterzulaufen. Die Sichtweite betrug keine 10 Meter. So stand das Zelt schon gegen Mittag. Immerhin war es nicht zu windig, um das Lager zu errichten. Leider war die Schneedecke hier zu dünn, um die Apsis richtig auszuheben. Da die Windrichtung wechseln sollte und kaum Schnee vorhanden war, verzichtete ich auf eine aufwändige Schneemauer - ein Fehler, wie sich bald herausstellen sollte. 

 

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Tag 4: Unangenehme Überraschung kurz vor Vadsø

Natürlich hat es sich gerächt, keine Schneemauer zu errichten. Als ich gegen Mitternacht wach wurde, staunte ich nicht schlecht. Ein gewaltiger Wulst aus Schnee drückte gegen das Innenzelt. Ich drückte ihn zur Seite. Die Apsis mit dem Rucksack war zugeschneit worden. 

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Frustriert legte ich die Schneeschaufel frei und grub den Rucksack aus, um zu prüfen, ob Schnee in die Schuhe gelangt war. Entwarnung. Wirklich schlimm war das also nicht, nur nervig. Später sollte ich erfahren, woran das lag: Unter dem Zelt verläuft eine dünne Schnur. Die hatte ich zuvor beim ausbuddeln der Apsis versehentlich mit der Schneeschaufel durchtrennt. Weil es so ein unscheinbares Ding war, dachte ich mir nichts weiter. Musste wohl ästhetischer Natur sein. Das Zelt stand ja auch ohne. Nur dient sie dazu, dass die Zeltwände bündig am Boden abschließen und nicht nach oben gezogen werden. Immerhin hatte ich in der Nacht eine tolle Belüftung und eine riesige Apsis... :-)

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Nachdem ich mich am morgen gesammelt hatte, entschloss ich mich dazu, Strecke zu machen. Das Wetter war so blendend wie am Vortag. Ich klebte mir also wieder die Maske mit Leukoplast ans Gesicht. Ich zog mir die Daunenhose unter die Skihose und trug unter der Shelljacke die dünne Daunenjacke. Draußen waren es ca. -15°C, Wind kam von 1 Uhr mit mindestens 15m/s Stärke. Das Zelt abzubauen war schon ein Kunststück bei dem Wetter. Immerhin war die Gewindigkeit sehr konstant und es gab keine wirklichen Windspitzen. (Kleiner Zwischenstand: Bisher taucht das Wort "Wind" 24 mal im Reisebericht auf. :cry:)

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Anfangs ging es über einige wunderschöne Seen, über die eine kleine Scooterstrecke verlief. Die Schneequalität war hier echt toll und das Laufen machte Spaß, unter der Maske und mit der dicken Kleidung war es relativ ungefährlich. Später erreichte ich eine weniger exponierte Ebene. Hier lagen einige samische Hütten entlang der Seen verstreut. Je besser das Wetter wurde, desto fluffiger wurde mein Untergrund. Ich stellte mein Lager inmitten der verlassenen Siedlung auf und dichtete das Zelt gut ab. Was ein anstrengender Tag.

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Am nächsten Tag zeigte sich die Insel von ihrer besten Seite. Obwohl das Futter knapp war, machte das Wandern heute wirklich viel Spaß. Es schien durchweg die Sonne. Der mächtige Westwind des Vortages war zu einer frischen Brise abgeflaut. Ich überquerte einen großen, langen See und einen kleinen Birkenhain. Vor mir lag nun der Sendemast, den ich mehrere Tage lang gesehen hatte. Ich entschied mich dazu, die Anhöhe zu besteigen. Darunter befand sich Vadsø, der größte Ort der Insel. Endlich Futter!

Im Städchen angekommen plünderte ich den Supermarkt und kämpfte mich zum Strand durch. Diese Nacht wollte ich in einem kleinen Apartment verbringen. Keine schlechte Idee, wie sich herausstellen sollte. Der Preis war verdammt fair! Die Vermieter waren offensichtlich neu im Geschäft. Ich hatte die Etage komplett für mich.

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Nach einem kurzen Plausch mit der Besitzerin ging es in den Sportladen. Auf vier Rädern. Mir wurde tatsächlich noch angeboten, mich in die Stadt mitzunehmen! Im Laden angekommen schilderte sie die Situation und handelte mir einen dicken Rabatt für die neuen Ski aus. :shock:

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