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Ultraleicht Trekking

Rucksackboot (Prototyp) aus PVC Plane


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Bevor ich mich in die Sommerpause verabschiede, hier noch schnell ein paar Fotos und Infos zu einem Rucksackboot das ich übers WE zusammengefroschelt habe. 

Mein Ziel war:
- einen neuen Klebstoff (Variotex GT-30) zu erproben
- ein einfachres Design als einen Alpacka Klon zu erproben. Im Prinzip ist das hier ein dreiteiliges Badeboot Design aus Bodenplatte, Deckenplatte und Wanne. Während des Baus hab ich dann gesehen das barbarix vor Jahren was ähnliches im Forum schon vorgestellt hat.

Diese Konstruktion lässt sich durch einziehen eines Zwischenbodens zu einem Selbstlenzer erweitern. Schaun wer mal ob ich soweit komme.

Seit ich ein diypackraft.com Packraft zusammengebügelt habe habe ich mich entschieden in Zukunft nur noch zu kleben. Weil es vernünftiges TPU zur Zeit aber nur aus Kanada gibt froschle ich mit PVC Plane, ist zwar nicht UL, aber das Material ist leicht verfügbar, kostet fast nichts und mit 3-4 kg ist ein Packi aus 500g/qm bis 650 g/qm plane uneingeschränkt bikerafting tauglich. Gibt auch 260 g/qm Plane als Zeltboden bei ESVO, leichteres Material kenne ich nicht.

PVC Plane kann mit folgenden Klebern geklebt werden:
- Quellschweisskleber/Diffusionskleber, das ist nichts anderes als um die 20% PVC Pulver in polaren Lösemitteln (THF, Ester, Ketone). Löst das PVC auf beiden Seiten und verschweisst das Material sozusagen kalt. Wenn richtig ausgeführt reisst höchstens das PVC von Gewebe ab, von Hand schaff ich das allerdings nicht. Der Nachteil ist der unangenehme Geruch und das langsame Abdunsten. Der Kleber klebt anfangs nicht, die zu verklebenden Stellen müssen also für eine Zeit fixiert werded. Hab mir damit einen Alpacka Klon gebaut, werde ich aber nicht wiederholen.
- Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Bostik PU 520 gemacht einem 2K PU Kontakt Kleber für Schlauchboote. Kann mit oder ohne Härter verwendet werden. Klebt PVC, PU oder TPU, ist hochflexibel. Kann auch zum Dichten verwendet werden, der Kleber ist allerdings relativ flüssig engestellt. Als Kontakt kleber ist für mich  auf einfache Anwendungen wie das Anbringen von D Ringen oder das Einkleben von Ventilen beschränkt. Wüsste nicht wie ich damit eine 5 m Nacht realisieren könnte.
- Und hier mein Favorit: Variotex verkauft einen 2K PU Kontaktkleber (Universalklebstoff GT-30), der thermoaktivierbar ist. Die beiden Seiten sind nach ablüften klebefrei. Nach kurzem Anwärmen mit Föhn oder Bügeleisen zieht der Kleber an, Das erlaubt ein sauberes, schnelles und sehr präzises Arbeiten. Der Kleber kann zwar auch ohne Härter verwendet werden, aber aufgrund der Kräfte die im Schlauchboot walten habe ich den nur mit Härter benutzt. Wer die Sicherheitsbestimmungen des Härters nicht beachtet ist selber schuld. 

Wie bin ich vorgegangen? 
Als erstes mit Hilfe der PAD Technologie (Paper Aided Design) in nächtelanger Arbeit einen 1:10 Prototypen erstellt.

Papiermodell.thumb.jpg.d1096fdeacf541c3b782ed809452b5ee.jpg
Sah gut aus, hab ich dann aus PVC Plane 1:1 ausgeschnitten und zusammengeklebt. Die Masse hab ich so gewählt dass ich alles auf dem Reststück Plane gepasst hat.
Die Verbindung der Bodenwanne zu den beiden Platten habe ich mit zahlreichen grosszügig ausgelegten "Seamstrips" (innen und aussen) realisiert. Die Aussennaht wollte ich aus Bequemlichkeit mit einer langen flachen Klebenaht realisieren. Da ich mir nicht sicher war ob das geht habe ich mir halber Wege einen Prüfkörber zusammengefroschelt und hart aufgpepumpt. Prüfung bestanden!

Pruefkoerper.thumb.jpg.b92c566130270204fb3cae3b6c5ec44d.jpg
Als Ventile verwende ich auschliesslich die Oberteile von Pet Flaschen, eins zum Aufblasen, eins zum Luft ablassen. Boston Ventile sind
meiner Meinung unnötiges Gewicht :-)

Ergebnisse:
- Der Variotex Kleber ist der Hammer. Funktioniert wie beschrieben. Die Klebenähte sind wie verschweißt. 
Mein Fernziel ist ein Rucksackboot das konstruktiv Lecks minimiert. Deshalb habe ich die Seamstrips nicht von innen gedichtet um zu sehen ob der Kleber das reißt. Hat leider nicht ganz hin gehauen, die Randnaht scheint dicht zu sein, aber die Wanne produziert einen schönen Ring von kleinen Lecks, sowohl unten als oben. Das Boot ist durchaus verwendbar, so wie es ist, man muss halt regelmässig etwas Nachblasen. Mal sehen ob ich einen Weg finde die Lecks von außen zu dichten.
- Das Design ist für ein relativ steifes Material (500g/qm PPC plane) wie ich es hier verarbeitet habe nicht optimal geeignet da sich prägnante Falten ausbilden, besonders bei niederem Druck. Ob das irgendwelche Konsequenzen auf Leckageneigung oder Lebensdauer hat weiß ich nicht
- Durch voluminös ausgeführtes Heck und Bug braucht es etwas Zeit zum Aufblasen. Man hat dafür aber auch Auftrieb ohne Ende und genug Platz sein Fahrrad etc drauf zupacken.
- Fahreigenschaften: Fragt mich nach dem Sommer.
- Gewicht: 3,1 kg, Aufgeblasen: Länge  ca 230 cm, Breite ca 85 cm, Wanne 120x40cm. Flach: 268 x 114, Höhe des Wannensegmentes 22 cm, die zentralen Rohre habe somit einen Umfang von 33+22+33=88 cm, kann man sich leicht merken :-)
- Material: 20 Euro PVC Plane vom eBay. Kleber 500g GT-30, und etwas Härter
Hier noch ein Paar Bilder, weil es regnet aus dem Treppenhaus. VonOben.thumb.jpg.c91c0685b60b02c53ab36e357ca929ee.jpgSeitenansicht.thumb.jpg.e979c0aa2f27d26a5834367df9a06421.jpgVonUnten.thumb.jpg.382861b47dd1c3f9dce65c37e3b1cbc4.jpgDetail.thumb.jpg.4e992406372116751376a87ea318e0b9.jpgRoentgenbild.thumb.jpg.57c4e0ab3257f2b67f19473c653e2d87.jpg

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Danke für die Komplimente. Die Wanne ist 120 cm, mit nem Kissen drin sind es dann reale 110 cm. Könnte man vielleicht noch 10 cm verkleinern. Bug und Heck sind 70 cm lang  (flach gemessen), könnte man wahrscheinlich auf 50 cm reduzieren. Die Falten kommen dadurch dass das Material für PVC ein bisschen steif ist, man sieht das ja an dem Prüfkörper. Wenn man das Boot aus dünnerem oder flexiblerem Material bauen würde gäbs mehr kleine Falten. Kannst dir mal das Anfibio Nano SL zum Vergleich anschauen. Der Knick unten links auf der Vorderansicht kommt dadurch dass das Boot auf der Treppe steht und nicht superhart aufgeblasen wurde.

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Interessant! Ich hatte seinerzeit recht gute Erfahrungen mit Pattex transparent gemacht. Verarbeitung wie bei deinem Variotex  Universalkleber. Ob die auf Schälbelastung konstruierten Nähte halten wird interessant. Ich hab mal Spitzenbeutel für das Faltboot so gemacht. Da ist aber auch null Belastung drauf.

Wegen der Falten und der schälbelasteten Nähte: vielleicht könnte man das Teil ja als Vieleck wie die üblichen Packrafts kleben. Dann kann man eine scherbelastete Naht verwenden und außerdem hat man die Falten größtenteils los. An den Ecken kann man dann mit viel Hitze sicherlich was hingepfuscht dichtkriegen. 

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Interessante Technik mit dem Pattex. Muss ich mal mit dem Bostik PU kleber versuchen. Respekt für das Faltboot Projekt!

So ein Vieleck wie du beschreibst hab ich schon mal aus der gleichen weissen PVC Plane mit Quellschweisskleber gebaut. Der Bauprozess war komplett anders als mit dem kleinen Bügeleisen. War eine ziemliche Schweinerei mit dem Kleber zu arbeiten. Am Schluss hab ich mehr Zeit mit dem Abdichten als mit dem Bauen verbracht und breite schwarze "seamstrips" über die Misere geklebt. Trotzdem recht fotogen das Teil.  P5090171.thumb.JPG.ffc49b515d7be5a9ed114832f8e605af.JPG

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Am 9.6.2020 um 19:05 schrieb Christian Wagner:

Interessant! Ich hatte seinerzeit recht gute Erfahrungen mit Pattex transparent gemacht. Verarbeitung wie bei deinem Variotex  Universalkleber. Ob die auf Schälbelastung konstruierten Nähte halten wird interessant. Ich hab mal Spitzenbeutel für das Faltboot so gemacht. Da ist aber auch null Belastung drauf.

Wegen der Falten und der schälbelasteten Nähte: vielleicht könnte man das Teil ja als Vieleck wie die üblichen Packrafts kleben. Dann kann man eine scherbelastete Naht verwenden und außerdem hat man die Falten größtenteils los. An den Ecken kann man dann mit viel Hitze sicherlich was hingepfuscht dichtkriegen. 

Hab noch etwas nachgelesen und nachgedacht.

Bei dem Variotex ohne Härter handelt es sich  um ein 1K system dh die Isocyanat Komponente liegt in blockierter Form vor und erhitzen (45-80 Grad genügen) setzt das Isocyanat frei und es polymerisiert den Kleber. Bei der 2K Verarbeitung wird mehr Härter verarbeitet und die resultierende Verbindung wird erheblich stärker. Mit der Heissluftpistole hab ich die 2K Nähte nicht mehr aufgekriegt.

Der Pattex härtet physikalisch (durch Abdunsten der Lösemittel). Da keine Vernetzung stattfindet lässt sich die Naht durch Energiezufuhr reversibel verschmelzen und wieder öffnen.  Ich würde erwarten dass der Pattex  noch unreagierte -OH Gruppen enthält so dass man den durch Härter Gabe ertüchtigen kann.

 

 

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Also bezgl. der Chemie kann ich nix sagen. Das Pattex hat jedenfalls so gut geklebt dass man es mit Gewalt nicht mehr separieren konnte. Eher hatte sich das PVC vom Gewebe gelöst. Mit Hitze habe ich es auch nicht mehr auseinander bekommen. Eher wird das PVC weich. Ich hatte aber nur eine einfache Heißluftpistole. Kann sein dass der Kleber bei höheren Temperaturen schmilzt.

LG, Christian

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vor 5 Stunden schrieb Christian Wagner:

Also bezgl. der Chemie kann ich nix sagen. Das Pattex hat jedenfalls so gut geklebt dass man es mit Gewalt nicht mehr separieren konnte. Eher hatte sich das PVC vom Gewebe gelöst. Mit Hitze habe ich es auch nicht mehr auseinander bekommen. Eher wird das PVC weich. Ich hatte aber nur eine einfache Heißluftpistole. Kann sein dass der Kleber bei höheren Temperaturen schmilzt.

LG, Christian

Du hast natürlich recht, das mit dem wiederablösen hatte ich bei instant-trout-company gelesen: http://www.instant-trout-company.de/Eigenbau eines Faltbootes 7.html und in der gleichen Faltboot Synapse abgelegt :-) 

 

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vor 4 Stunden schrieb Herr Froschler:

Du hast natürlich recht, das mit dem wiederablösen hatte ich bei instant-trout-company gelesen: http://www.instant-trout-company.de/Eigenbau eines Faltbootes 7.html und in der gleichen Faltboot Synapse abgelegt :-) 

Na da muß ich Jens Mal fragen wie er das damals wieder auseinander bekommen hat. :D

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  • 1 Monat später...

Ich mach das so ähnlich wie hier beschrieben https://www.diypackraft.com/forums/topic/valve-hack/ , als Kleber nehm ich Bostik PU 520 und das PVC wird dann auch geklebt. Bin gerade auf Reisen, kann ja nächste Woche noch Photos oder eine Skizze posten.

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Hier noch zwei Photos von einem Flaschenventil das ich von einem Fehlschlag recycled habe. Abweichend von der diypackraft Anleitung klebe ich normalerweise den Flaschenhals mit reichlich Bostik PU 520 plus Härter in ein Sandwich aus zwei Scheiben und der Packrafthülle. Danach verklebe ich die Scheiben flächig mit dem Kleber du jour. Wenn man ein ansprechendes Ergebnis erzielen will muss man halt die obere Scheibe mit Kreppband abkleben. Ist einfacher die Sandwiches wie auf diypackraft beschieben vorzubereiten und dann von innen mit der Hülle zu verbinden. Die Flaschenhälse sägt man am besten mit einer kleinen Allzwecksäge ab. Beim Dremeln schmilzt das Plastik und man hat dann Mehrarbeit um den Hals wieder flach zu schleifen. Um die Löcher präzise auszuschneiden braucht man eine SCHARFE Schere.

Valve01.JPG

Valve02.JPG

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