-
Gesamte Inhalte
216 -
Benutzer seit
-
Letzter Besuch
-
Tagessiege
9
Inhaltstyp
Profile
Forum
Galerie
Glossar
Magazin
Alle erstellten Inhalte von bri
-
Planung Teil 4 Jetzt muss ich euch entäuschen. Die Planung läuft noch, angedachter Termin für den 4. Teil ist Mai 2020. Mir fehlen noch das übersprungene Stück von Balerno bis Drymen (113 km) und das Ende von Inchnadamph bis Cape Wrath (89 km). Das passt doch wunderbar in einen Urlaub. Ab Juni mehr ....
-
Wieder ein paar Gedanken zu meiner Packliste des 3. Teils: Alles, was ich nicht erwähne, ist wie beim 2. Teil gelieben und hat sich wieder bewährt. Regenjacke (Decathlon) und Regenrock (Myog) Diesmal habe ich statt des Regencapes eine Regenjacke und einen Myog-Regenrock mitgehabt. Der Vergleich hinkt etwas, weil es wesentlich weniger geregnet hat als im September, aber es hat mir sehr gut gefallen. Den Rock habe ich vergessen anzuziehen, aber die Regenjacke ist praktischer als das Cape, weil die Arme trocken bleiben und sie nicht so weht. Da ich im Rucksack die Dinge, die nicht nass werden sollten, sowieso in Extra-Tüten habe, macht es auch nichts, wenn der Rucksack nass wird. Nur zum Anziehen muss man den Rucksack abnehmen. Dafür stört der Wind aber dabei auch nicht so. Es ist einfach weniger Gefummel. Solarpanel und Powerbank Die Kombination hat diesmal sehr gut geklappt. Ich hatte das Panel immer auf dem Rucksack und selbst bei Wolken und Regen (in den ersten Tagen) wurde die Powerbank soweit aufgeladen, dass ich über Nacht mein Handy aufladen konnte. Ich hatte die Powerbank vor dem Abflug in der Steckdose und dann erst zwei Wochen später vor dem Rückflug in Edinburgh wieder. Das Panel hat sogar geladen, wenn ich es an das Innenzelt unter den äußeren Stoff gelegt hatte. Schlafsack Cumulus 300 Nachdem ich fast jede Nacht an der Frostgrenze zugebracht und jedesmal irgendwann zwischendurch gefroren habe, bin ich jetzt entschlossen, den Schlafsack gegen einen dickeren Quilt auszutauschen. Thermo-Wanderhose Die hatte ich eigentlich nicht eingeplant, aber nach der Wettervorhersage kurz vor der Tour (Kälte und Regen für die nächsten zwei Wochen) in einem Anfall von Panik angezogen und meine Myog-Hose eingepackt. Und das war bei der Wetterlage gut. An den ersten Tagen habe ich sie getragen, an den letzten heißen Tagen habe ich meine dünne Myog-Hose angehabt. Zwei Hosen will ich eigentlich nicht mitnehmen, aber bei diesen Temperaturschwankungen war es richtig. Küche Ohne Küche geht gut. Plastikheringe Haben fast immer funktioniert. Nur an den Stellen, an denen sie durch Geröll mussten (am Fluss), waren die Alu-Heringe leichter zu versenken. Aber sie dürfen wieder mit. Flaschenhalter Mammut Add-on Bottle Holder Der hat mir gut gefallen, weil ich immer das Problem hatte, die Flasche zwar aus der Seitentasche heraus, aber nicht wieder hinein zu bekommen. Das ist ein Problem, wenn man allein unterwegs ist und der Flaschenhalter löst es.
-
Fazit des 3. Teils: In diesem Urlaub wusste ich ja schon ungefähr, was auf mich zukommt. Es hat mich allerdings erstaunt, mit wie wenig Essen ich auskommen kann. Das erleichtert für mich natürlich die zukünftige Planung und reduziert das Gewicht des Rucksacks. Bergaufgehen gehört immer noch nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, es fällt mir einfach schwer. Aber es hat sich immer gelohnt. OK, es gab ja auch keine Alternative. Noch langsamer als bei Steigungen bin ich allerdings auf den Offroad-Strecken gewesen. Der Kampf gegen den inneren Schweinehund ist leichter, wenn man nicht gleichzeitig vom Regen aufgeweicht wird. Es war wieder eine fantastische Zeit in einer grandiosen Landschaft.
-
16. - 19.05.2019 Ich habe mir für heute meinen Wecker auf 6 Uhr gestellt und erkenne überraschenderweise das Geräusch. Um Viertel vor acht stehe ich an der Bushaltestelle. Die Sonne versucht schon ihr Bestes, aber es ist noch windig und kühl. Dann hält ein Kleinbus, in dem Schüler sitzen, und der mich mitnimmt. Auf der Fahrt nach Ullapool werde ich unterhalten mit Songs wie "Country Road", etc., die durch den Bus schallen. Lustige Fahrt, bis die Teenies an der Schule den Bus verlassen. In Ullapool am Fährhafen steige ich aus, frühstücke ausgiebig und suche mir dann auf dem Campingplatz ein Plätzchen mit Blick aufs Wasser. Dort baue ich alles auf, dusche, wasche und trockne meine Klamotten, und mache mich dann wieder auf den Weg in den Ort, um eine Schiffstour zu machen. Frühstück ohne Kekse Der Rest des Urlaubs sei kurz zusammengefasst: Ich bleibe in Ullapool, genieße jeden Tag (!) leckeres Essen, sehe mir den Ort an, erkunde ausgiebig das Museum und versuche vergeblich, in ein ausverkauftes Konzert zu kommen. Am Freitag füllt sich der Campingplatz, so dass mein Zelt immer kleiner zu werden scheint. Mein Zeltplatz am Donnerstag Mein Zeltplatz am Samstag Eine kleine Anekdote vom letzten Tag: Am Sonntag will ich mit dem Bus nach Edinburgh fahren, weil am Montag mein Flug nach Hause geht. Beim Einpacken kann ich mein Equipment gleich auf Handgepäckgröße packen, weil ich es nicht mehr benötigen werde. Ich bin früh wach, und beginne nach und nach, die Dinge in meinem Zelt zu sortieren und in meinen Rucksack zu packen. Schließlich wische ich mein Zelt in aller Ruhe trocken, ziehe die Heringe heraus und putze sie gründlich, falte meine Wanderstöcke zusammen und verpacke alles möglichst platzsparend auch noch in meinem Rucksack bzw. in der Seitentasche. Dann setze ich den Rucksack auf und gehe Richtung Mülltonne, um den letzten Müll zu entsorgen. Dabei komme ich an drei großen Hauszelten vorbei, von denen zwei noch mit einer Plane verbunden sind. Insgesamt wohnen hier 5 Personen. 1 Zelt für Papa und Mama, ein Zelt für die beiden halbwüchsigen Kinder und das Extrazelt für die fitte Omi. Angereist sind sie mit zwei SUVs. Alle sind sehr nett, wir hatten an den Tagen vorher schon ein paar Worte gewechselt. Jetzt sitzen alle nebeneinander auf ihren Campingstühlen, schauen aufs Meer und müssen mich offensichtlich beim Einpacken beobachtet haben. Als ich grüßend an ihnen vorbeigehe, sagt die Omi: "We are very impressed with the size of your backpack!". Ich lächle sie an und antworte: "It's all I need." und fühle mich sehr frei und unabhängig.
-
15.05.2019, 11km In dieser Nacht schlafe ich das erste Mal ohne meine Daunenjacke und friere nicht. Morgens um halb sechs wache ich auf. Kein Raureif zu sehen. Die Morgendämmerung breitet sich am wolkenlosen Himmel aus, aber auf mein Zelt wirft der Berg noch seinen Schatten. Ich schlafe noch bis Viertel nach sieben weiter und warte dann darauf, dass die Sonne über dem Berg erscheint. Sie schafft es um kurz nach acht und sofort breitet sich eine wohlige Wärme aus. Ich habe heute nicht so viele Kilometer vor mir und lasse mir viel Zeit zum Aufbruch. Gegen halb zehn starte ich meine letzte Offroad-Strecke in diesem Urlaub. Es ist jetzt sehr warm, ich suche mir meinen Weg durch das holperige Grasland und lande irgendwie immer wieder auf dem falschen Hügel. An einem Fluss, den ich überqueren muss, treffe ich eine junge Frau, die dort gerade eine Pause macht. Wir winken uns von Ferne zu und ich erklimme den nächsten Hügel. Als ich um diesen Hügel herumgehe, habe ich einen wunderschönen Blick auf einen nahezu spiegelglatten See. Genau die richtige Stelle für eine Pause. Während ich an meinem Powerriegel knabbere, kommt die junge Frau um die Kurve und wir unterhalten uns etwas. Sie ist Deutsche und wohnt schon seit mehreren Jahren in Inverness. Sie zieht weiter in Richtung See und ich mache mich nach der Pause auch wieder auf meinen Weg bergauf. Kurz vor dem Pass treffe ich noch einen älteren Schotten, mit dem ich mich kurz unterhalte. Er sagt mir, dass in Inchnadamph keine Unterkunft mehr zu bekommen sei. Er wollte etwas buchen. Weder im Hotel noch im Hostel hätte er unterkommen können. Aber im Hotel bekäme man etwas zu essen. Ja, ein Bier natürlich auch. Das war mir wichtiger als ein Bett. Auf ein frisches Bier und leckeres Essen freue ich mich doch schon länger. Vom Pass aus fotografiere ich ein letztes Mal das Tal, aus dem ich gekommen bin und dann den Weg, der vor mir liegt. Blick zurück Blick vorwärts Der Aufstieg ist geschafft, vor dem Abstieg geht es ziemlich auf einer Höhe durch etwas matschiges Gelände, aus dem sich dann der River Traligill entwickelt. Ich mache erstmal eine Pause und freue mich, dass es für mich ab jetzt bergab geht. Und dann habe ich den ersten Blick auf den Loch Assynt. Ich muss mich noch etwas durch die Graslandschaft quälen, bevor ich den River Traligill erreiche, an dem ich den Rest meines heutigen Weges entlang wandern werde. Sowohl die deutsche junge Frau als auch den schottischen Wanderer sehe ich noch mehrmals. Wir winken uns zu. Man kennt sich. Schließlich haben wir schon ein paar Worte gewechselt. Auf dem Weg nach Inchnadamph komme ich zuerst am Hostel vorbei, in dem ich mir eine Cola gönne und zur Sicherheit meine Keksvorräte aufstocke. Gleich beim Eintreten werde ich darauf hingewiesen, dass kein Bett frei wäre, weil sie noch Schulklassen erwarten. Einkaufen darf ich. Ein Bett will ich ja gar nicht. Vor dem Hostel treffe ich drei Wanderer aus Österreich, mit denen ich ins Gespräch komme. Der junge Mann ist sehr an meinem leichten Equipment interessiert und wir unterhalten uns eine ganze Weile. Die eine der Frauen würde sich gerne noch weiter mit mir unterhalten, die andere signalisiert aber, dass sie jetzt endlich nach Ullapool möchte, wo der junge Mann kurz vorher nach vielen Versuchen ein B&B mit einem freien Zimmer gefunden hat. Die Jüngere kommt noch einmal angelaufen und lässt sich meine E-Mail-Adresse geben. Die drei setzen sich in ihren Mietwagen und brausen davon. Schade, ich habe nie eine E-Mail von ihr bekommen. Aber jetzt ist erstmal Zeit für ein vernünftiges Essen und ein Bier. Ich wandere also weiter zum Hotel und hätte es ahnen können: Auch hier bekomme ich heute weder etwas zu essen noch ein Bier. Geschlossene Gesellschaft. Ich frage noch nach Frühstück am nächsten Morgen. Nein, auch nicht. Rest der Woche ist geschlossen. Also gehe ich wieder zurück zum Hostel, wo ich nach WLAN und dem Busfahrplan fragen will. Auf dem Weg dorthin hält ein Stück vor mir auf der Hauptstraße ein Bus. Ich laufe über die Straße und winke, als er wieder anfährt. Egal wohin, aber weg hier. Der Bus hält tatsächlich wieder an und ich setze zum Sprint an. Die Busfahrer in Schottland sind einfach toll! Als ich neben dem Bus bin, öffnet der Fahrer die Tür. Neben dem Busfahrer steht eine Frau im Gang, die irgendwie nach Lehrerin aussieht (sorry an alle Lehrerinnen, die glauben, nicht nach Lehrerin auszusehen). Ich frage den Busfahrer, ob ich mitfahren könne, aber er sagt mir, dass er nur dort rechts zum Hostel abbiegen will, und fragt mich, ob mir das Auto gehören würde, dass im Weg steht. No, sorry. Ich gehe weiter zum Hostel, bekommen den WLAN-Zugang, darf den Busfahrplan fotografieren und setze mich dann vor die Tür, um zu planen, wie es jetzt weitergeht. Inzwischen ist der Bus um die Kurve gekommen, hält vor dem Hostel und spuckt eine Horde Kinder und Jugendliche aus, die sich fast ausnahmslos mit Rollkoffern über den Kies Richtung Hostel quälen. Nach einer kurzen Mitteilung nach Hause, dass hier und heute meine Wanderung endet, beschließe ich, morgen früh um acht den Bus nach Ullapool zu nehmen und mir heute in der Nähe der Bushaltestelle einen Übernachtungsplatz zu suchen. Ich finde einen fast ebenen Platz an einem Fluss in der Nähe der Straße. Ich höre zwar die Autos, möchte aber morgen früh den Bus nicht verpassen. Ich höre auch noch die Schulkinder, die offensichtlich Fußball spielen und dabei eine Menge lauten Spaß haben. Irgendwann wird es ruhiger und ich schlafe ein.
-
14.05.2019, 17km In der Nacht wird es so kalt, dass ich meine Strumpfhose unter die Merinohose ziehe und auch meine Daunenjacke wieder anziehe. Aber ich habe einen wirklich ebenen Platz erwischt und bin im Zelt nicht gerutscht. Um halb sechs wache ich auf und schaue aus dem Zelt. Alles ist mit Raureif überzogen und am wolkenlosen Himmel ist der Sonnenaufgang zu erahnen. Ich verkrieche mich wieder und schlafe bis sieben Uhr weiter. Dem Raureif hat die Sonne den Garaus gemacht. Meine ursprüngliche Streckenplanung hatte ich schon der Realität angepasst und jetzt nur noch 28 km vor mir, die ich auf zwei Tage aufteilen wollte. Ich habe also alle Zeit der Welt. Wie immer hatte ich mir zu lange Tagesstrecken vorgenommen, die ich nicht geschafft habe. Macht aber nichts. Lieber zu viel planen als zu wenig und dann nicht wissen, wie es weitergeht. Ich habe also viel Zeit, die Sonne scheint, der Himmel spannt ein wolkenloses blaues Dach - wozu sich beeilen? Ich trödel gemütlich rum und starte gegen halb zehn. Der Weg zieht sich weiter am River Oykel entlang. Offensichtlich ist das Ufer in einzelne Anglerbereiche eingeteilt. Ich sehe Schilder mit Nummerierungen, komme an mehreren der Anglerhütten vorbei und bewundere die Sturmsicherung der Tisch-Bank-Kombinationen, bei denen ein dicker Stein unter dem Tisch hängt. Den größeren Teil laufe ich auf einem Schotterweg, manchmal auf einem Wiesenpfad direkt am Fluss entlang. Ach ja, dieser Trail hat ja einen Namen. Ich verlasse den River Oykel, folge dem Schild und lande wieder auf einem Schotterweg, der mich durch einen Forst führt, bis ich Loch Ailsh erreiche. Dieses Wetter, dieser See, kein Mensch zu sehen. Ich beschließe, eine Pause zu machen und - vielleicht - schwimmen zu gehen. Erstmal schlage ich mich durch einen schmalen Streifen niedrigen Gebüschs und packe mich ans Ufer des Sees. Loch Ailsh Dann wage ich es, den Versuch zu unternehmen, Schwimmen zu gehen. Das Wasser ist ziemlich kalt, der Grund voller rollender Steine und es wird nur sehr allmählich tiefer. Bevor das Wasser so tief ist, dass ich mich reinstürzen könnte, beginne ich zu frieren. Also nur ordentlich mit Wasser bespritzen und dann ganz vorsichtig wieder zum Ufer zurücktasten. Trotzdem ist es ein herrliches Gefühl und ich lasse mich von der Sonne trocknen. Dann bleibe ich noch am Ufer liegen und döse etwas ein. Schließlich breche ich auf, wandere am See entlang und sehe Häuser, bei denen mir nichts anderes als "Schöner Wohnen" einfällt. Die müssen eine fantastische Aussicht haben. Hinter den Häusern, bei denen ich die einzigen drei Menschen heute sehe, wird der Weg schmaler und holpriger und zieht sich langsam den Berg hinauf, wieder am River Oykel entlang. Weg und Landschaft verändern sich langsam und es ist mal wieder grandios. Blick zurück Bevor der nächste Offroad-Teil beginnt, finde ich eine relativ ebene Fläche in der Nähe eines Bachlaufes und beschließe, dass dies mein Übernachtungsplatz für heute wird. Bei dem schönen Wetter genieße ich es noch, meine Wasservorräte aus dem Bach aufzufüllen, einiges zu waschen und in die Sonne zum Trocknen zu legen und mir in aller Ruhe eine halb zerfallen Steinmauer anzusehen, die offensichtlich mal einen runden Bereich eingegrenzt hatte. Wozu wohl?
-
13.05.2019, 21km Nach meinen Aufzeichnungen habe ich in dieser Nacht nicht gefroren. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber offensichtlich ist es so bemerkenswert, dass ich es aufgeschrieben habe. Mit Ausrufezeichen dahinter! Um vier Uhr weckt mich das Moorhuhn. Endlich! Ich wollte diese Töne schon lange aufnehmen. Als ich endlich mein Handy herausgeholt habe, hat das Moorhuhn keine Lust mehr. Ich dann auch nicht, lege mich wieder hin und schlafe bis sieben Uhr weiter. Ich erledige in aller Ruhe alles, wofür man Wasser in der Nähe benötigt. Die Sonne tut sich noch etwas schwer, durch die Wolkendecke zu kommen, aber sie bemüht sich redlich. Um neun Uhr breche ich auf. Ich genieße es nach dem gestrigen Tag, heute auf einem Schotterweg laufen zu können. Das wird sich auch den Tag über nicht ändern. Mein Weg führt am See entlang, am Ende sehe ich die Knockdamph Bothy. Ach ja, da wollte ich ja eigentlich übernachten. Vergessen. Egal. Weiter geht's. Nach einem letzten Blick auf den See wandere ich gemütlich weiter, wundere mich über Froschlaich und Kaulquappen in einer Pfütze mitten auf dem Weg und freue mich über die Schotterpiste unter meinen Füßen, die sich parallel zum Abhainn Poiblidh ohne nennenswerte Herausforderungen durch die grau-grüne Landschaft windet. Blick zurück Kaulquappen mitte auf dem Weg in einer Pfütze Langsam werden Weg und Landschaft grüner, es tauchen eingezäunte Wiesen und Steinwälle auf. Den Abhainn Poiblidh überquere ich über eine Brücke (!), und kurz danach auch den schäumenden Abhainn Dubhag. Gleich dahinter steht die nächste Bothy, The Schoolhouse. Und die schaue ich mir jetzt mal genauer an. Sie ist sehr hell und sauber und macht ihrem Namen alle Ehre. Blick zurück zur Bothy Die Landschaft sieht immer bewirtschafteter aus, die Bäume werden wieder dichter und höher. Jetzt nennt sich der Fluss, neben dem ich entlanglaufe, River Einig. An einer Brücke über einen namenlosen Bach steige ich zum Wasser hinab und finde ein schönes Stück Gras, das zu einer Pause einlädt. Ich liege im Schatten, beobachte ein Rotkehlchen und genieße den Tag. Rotkehlchen Schließlich breche ich auf. Mein nächstes Etappenziel ist The Oykel Bridge, wo ich nach meiner Internetrecherche eine Bar finde, in der ich auch meinen Futtersack etwas auffüllen kann. Weit ist es nicht mehr. River Einig Schließlich entdecke ich in der Ferne die markante Steinbrücke. Dort muss es sein. Und ich entdecke … … eine Telefonzelle. Ich glaub's ja nicht! Mitten in der Pampa. Ich mag sie einfach, diese Steinbrücken. Also noch ein Bild aus der Nähe und dann beginnt meine Geschichte mit The Oykel Bridge. The Oykel Bridge Ich nähere mich um kurz nach drei erwartungsvoll dem Hotel. Die Tür steht offen, aber ich folge dem Hinweisschild zur Bar um die Ecke. Es sitzen ein paar Personen auf dem Hof, teils unter Sonnenschirmen, teils auf Steinmauern. Ich setze mich zu einigen Motoradfahrern auf den letzten freien Platz unter einen Sonnenschirm. In der Sonne ist es zu warm. Ja - ich befinde mich noch in Schottland. Die anderen sind offenbar mit ihrer Pause fertig, bezahlen bei einer älteren, etwas langsamen Dame und verschwinden so nach und nach. Nachdem die Bedienung auch nach mehrmaligem Vorbeiwandern keine Anstalten macht, mich nach einer Bestellung zu fragen, spreche ich sie an und frage, ob ich etwas zu essen und zu trinken bekommen könne. "Die Bar macht um 5 Uhr auf." kommt die lapidare Antwort. Na klasse. Es ist heiß, ich bin durstig und habe mich darauf gefreut, mal etwas anderes als Wasser zu trinken. Außerdem ist nach meiner Planung The Oykel Bridge die sechste Station in diesem Urlaub, an der ich etwas essen und meine Vorräte auffüllen wollte. Die erste war eine Baustelle, an der zweiten bin ich vorbei gelaufen (OK, eigene Schuld), bei der dritten war niemand da, bei der vierten bekam ich endlich etwas. Die fünfte war nicht da und dieses ist jetzt die sechste und sie macht erst in zwei Stunden auf! Ich habe JETZT Durst und Hunger! Meine Kekse werden knapp! So lange halten zwei Packungen dann auch wieder nicht. Da mein Englisch nicht ausreicht, um das alles erklären zu können, atme ich nur tief durch und frage die Dame freundlich, ob ich wohl irgendetwas zu essen und zu trinken bekommen könnte. Sie überlegt, sieht ziemlich ratlos aus und ich helfe ihr auf die Sprünge. Ein Sandwich? Und eine kalte Cola vielleicht? Schließlich nickt sie. Ja, ein Sandwich mit Käse und Schinken würde wohl gehen. Großartig! Und eine Cola ginge wohl auch. Prima! Darüber würde ich mich sehr, sehr freuen. Sie schlurft um die nächste Hausecke und verschwindet. Kommt dann aber immerhin mit einer Dose eiskalter Cola wieder. Ja, ein Glas gibt es auch. Nach einiger Zeit bekomme ich einen Teller mit dem Sandwich. Hübsch dekoriert mit einer Tomaten- und einer Gurkenscheibe. Da die Cola inzwischen leer ist, bitte ich um eine weitere und bekomme sie auch. Dann verschwindet sie wieder hinter einer Hausecke und ich bleibe allein auf dem Hof. Handy aufladen ist auch nicht möglich, ich will die nette Dame nicht überfordern. Ist aber nicht so schlimm, weil meine Solarzellen momentan einen guten Job machen. Ca. eine Stunde später möchte ich bezahlen. Die Dame habe ich seit der letzten Cola nicht mehr gesehen. Ich rufe, zunächst etwas zögerlich, dann lauter. Niemand zu sehen. Dann gehe ich auf das Hotel zu, durch eine offene Tür, rufe, gehe weiter, rufe und habe irgendwann das Gefühl, dass ich im Erdgeschoss alles gesehen habe. Außer Menschen. Schließlich höre ich Geräusche aus der Küche. Ich gehe darauf zu und mache mich bemerkbar. Ein Mann kommt raus und sieht mich erstaunt an. Ich erkläre ihm, dass ich einfach nur bezahlen möchte. Anstatt zu kassieren, sagt er, ich solle nach der Bedienung rufen. Hätte ich gemacht, hat aber nichts genützt. Entnervt verdreht er die Augen und sagt mir, ich solle ihm folgen. Oh, es gibt doch noch Flure und Durchgänge, die ich noch nicht kenne! Schließlich erreichen wir wieder den Hof, er zeigt auf die Tür eines Nebengebäudes und weist mich an, dort zu klopfen. Ruhig etwas lauter, also besser sehr laut. Ich bedanke mich, folge der Anweisung mit Rufen und Klopfen, bis ich im Haus ein Schlurfen höre. Die Dame kommt an die Tür und meint, sie hätte mich nicht gehört, weil der Fernseher zu laut wäre. Geht dann aber los, um die Geldbörse zu holen. Ich bezahle für das Sandwich und die beiden Dosen Cola ohne weiteren Kommentar die geforderten 11 Pfund, schnappe mir meinen Rucksack und freue mich, mich über die wunderschöne Steinbrücke von diesem Ort entfernen zu dürfen. Übrigens - Kekse kann man strecken, wenn man jeweils nur einen halben isst! Blick zurück zu The Oykel Bridge Blick vorwärts Und jetzt gehe ich am River Oykel entlang, immer ziemlich auf einer Höhenlinie. Schließlich erreiche ich eine Hütte, die ich zuhause schon auf der Karte gesehen hatte. Die Idee war, in oder neben der Hütte übernachten zu können. Es stellt sich heraus, dass es sich um eine Anglerhütte handelt. Sie ist offen und ich schaue mich um. Zum Übernachten zu eng, einige Zeitschriften liegen herum, Stühle, ein Tisch und der Geruch - naja. Hier müssen einige Gegenstände intensiv mit Fisch in Berührung gekommen sein. Ich schließe die Hütte wieder gründlich. Der Platz daneben ist zwar einladend mit einer Bank und einem Tisch, der Boden ist aber sehr hart und es ist ziemlich windig. Deshalb beschließe ich, noch weiter am Fluss entlang zu gehen. Nach ca. 4 km finde ich eine Stelle, die etwas geschützt ist, nahe am Fluss liegt und relativ eben ist. Hier schlage ich mein Zelt auf, wasche noch einige Sachen durch und verbringe den Rest des Abends damit, die grandiose Aussicht bei wunderschönem Wetter zu genießen. Das Leben ist schön!
-
Ja, und ich habe lange überlegt, was die auf ihren Wald gesprüht haben. Und vor allem: WARUM?
-
12.05.2019, 9km Nach dem Aufwachen um sieben Uhr beginne ich den Tag ziemlich gemütlich und genieße den schönen Tagesanfang. Um viertel nach neun habe ich alles zusammen und suche erst mal den Weg, der sich gestern von mir getrennt hatte. Nachdem ich den Trampelpfad wiedergefunden habe, mache ich noch ein Foto von meiner Camp-Stelle. Irgendwo da links unten habe ich übernachtet Mein Pfad versteckt sich immer wieder vor mir oder verbündet sich mit Schaf- und Wildpfaden, so dass ich meist weglos den den Meall Dubh umrunde. Ich bin völlig fasziniert von der Weite, die sich vor mir erstreckt. Schließlich führt mich mein Weg - nein, der gewisslich nicht, aber die geplante Route - nach unten zum River Douchary. An ihm laufe ich entlang bis zu den Ruinen von Glen Douchary. Das Gras ist hier so schön kurz gefressen, dass ich erst einmal eine Pause mache. Pausenunterhaltung: Wolken gucken Gegen Ende der Pause sehe ich von Ferne zwei Wanderer, die sich den Weg bergab offensichtlich ebenso mühsam suchen müssen wie ich. Sie sind aber noch weit entfernt und ich will nicht warten. Also breche ich auf und folge für mehrere Stunden dem River Douchary, was durchaus die eine oder andere Herausforderung für mich mit sich bringt. Zunächst warten ein paar mühsam zu durchquerende "Stufen" auf mich, bei denen ich nie weiß, ob der Grund fest ist oder ob ich bis zum Knöchel einsacke. Nennt man diese Dinger Bogholes? Würde passen. Und dann mache ich einen grundlegenden Anfängerfehler. Meine Route zeigt mir eine durchgehende Linie, keine Punkte. Also gehe ich davon aus, dass ich einem Weg folgen muss. Off-Grid-Abschnitte sind als Punkte gekennzeichnet. Ich schaue aber nicht so genau hin, weil ich ja weiß, dass ich am Fluss entlang gehen muss. Ich quere einen Nebenfluss, folge dem Pfad am Fluss entlang und freue mich, den Weg des Wassers beobachten zu können. Der Fluss gräbt sich immer tiefer in die Landschaft und begeistert mich mit seinen Wasserfällen. Bei einem Sprung über eines der unzähligen schmalen, aber tiefen Rinnsale bricht das Heidebüschel, von dem ich mich abstoße, unter mir weg und ich liege mit dem Rücken nach unten in der Rinne. Das meiste fängt der Rucksack ab. Vor allem sorgt er dafür, dass ich nicht am Boden der Rinne liege, allerdings habe ich mir den Fuß verdreht. Mühsam rappel ich mich wieder hoch. Mein Knöchel ist etwas beleidigt, aber nicht ernsthaft verletzt. Den laufe ich wieder gesund. Mit etwas mehr Vorsicht gehe ich weiter. Und dann sehe ich auf der anderen Seite des Flusses die zwei Wanderer. Wir winken uns zu und ich bin völlig verunsichert. Wieso sind die auf der anderen Seite? Ich überprüfe meine Navigation und stelle fest, dass die Linie auf der anderen Seite des Flusses entlangläuft. Verflixt. Ich habe mal wieder einen Abzweig verpasst. Hier komme ich nicht über den Fluss, ich muss zurück, habe aber keine Lust, soweit zu gehen, bis der Fluss wieder mit dem Gelände auf einer Ebene ist. Also gehe ich nahe am Wasser entlang und suche eine Stelle, an der ich auf dieser Seite hinunter- und auf der anderen Seite wieder hinauf komme. Währenddessen denke ich darüber nach, dass ich gar nicht in die Rinne gefallen wäre, wenn ich den richtigen Weg genommen hätte. Hätte, hätte, Fahrradkette. Bald finde ich eine Möglichkeit, die Seite zu wechseln, klettere im fast trockenen Bett eines Nebenflusses hinunter, wate durchs Wasser und ziehe mich auf der anderen Seite an einer kleinen Birke wieder den Hang hinauf. Dann stapfe ich durch hohes Gras, um den Weg zu finden. Nach kurzer Zeit kommen mir die beiden Wanderer entgegen. Oh nein! DIE haben sich verlaufen? Wir kommen ins Gespräch und schauen uns gemeinsam die gedruckte (!) Karte an, die das Pärchen dabei hat. Der Trail läuft eindeutig auf der anderen Seite entlang. Auf der Karte ist er farbig markiert. Der Mann meint, auf dieser Seite sei es sehr anstrengend, kein Weg, hohes Gras und ob man noch mal über das Wasser kommt, sei fraglich, weil der Fluss ja immer breiter und tiefer wird. Und am Ende gibt es keine Brücke, das weiß er genau. Sie werden soweit zurückgehen, bis sie den Fluss überqueren können. Noch ein paar Nettigkeiten über das - zum Glück - extrem trockene Wetter und jeder geht seiner Wege. Ich überlege, schalte dann aber auf stur. Nein. Ich bin einmal zurückgegangen, nochmal nicht! Irgendwie komme ich schon über den Fluss. Ich stapfe durch das unebene Gelände und behalte immer das Ufer im Auge. Und schon nach kurzer Zeit sehe ich unterhalb eines Wasserfalls eine Möglichkeit zum Queren. Vorsichtig taste ich mich in einem trockenen Bachbett voller Geröll nach unten, überquere den Fluss, klettere auf der anderen Seite wieder hoch und grüße die beiden Wanderer, die gerade eine Etage höher mir an mir vorbeilaufen. 2. Querung Auf dem weiteren Weg ignoriere ich mein Handy und halte mich einfach in der Nähe des Flusses. Es ist wunderschön und es ist mir völlig egal, welcher der vielen Trampelpfade der richtige ist, solange ich den Fluss links von mir sehe. Wasserfall von oben Wasserfall von unten Mit der Zeit wird das Ufer zu steil und der Weg entfernt sich vom Fluss, führt an Hängen entlang und es tauchen auch wieder die ersten ernstzunehmenden Bäume auf. In einer längeren Pause nehme ich mir noch einmal mein Handy vor und versuche zu ergründen, was schief gelaufen ist. Dabei stelle ich fest, dass die Linie einfach zwei definierte Punkte, die das Programm orten kann, miteinander verbindet. Ohne Rücksicht auf den wirklichen Weg, den es nicht kennt und den es vielleicht auch gar nicht gibt. Das kann der Fluss natürlich nicht wissen und schlängelt sich lustig unter der Linie hin und her. OK. In Zukunft doch mehr der Intuition trauen. Um halb vier erreiche ich den Loch an Daimh, auf den ich mich bei diesem schönen Wetter schon gefreut habe. Ich gehe noch ein Stück an ihm entlang und beschließe dann, hier mein Zelt aufzubauen und den Wandertag zu beenden. Mein Fuß hat sich ganz gut benommen, ich merke kaum noch etwas von meinem Sturz und will ihn dafür auch belohnen. Gerade habe ich mir meinen Platz ausgesucht und meinen Rucksack abgestellt, da höre ich Stimmen von dem oberhalb laufenden Weg. Da ich nichts verstehen kann, gehe ich hinauf. Mir entgegen kommt ein Mann, den ich heute zum dritten Mal sehe. Damit hätte ich nicht gerechnet. Bei dem Tempo, dass das Wanderpärchen hatte, bin ich davon ausgegangen, dass sie schon mindestens 15 km weiter wären. Seine Frau bleibt auf dem Weg, wir unterhalten uns kurz und dann wandern die beiden weiter. Ich baue mein Zelt auf, richte mich ein und liege dann einfach nur da, schaue über den See und bin glücklich.
-
11.05.2019, 17km Nachts muss ich ab und zu meine Matte wieder hinschieben, weil das Zelt doch schräger steht, als ich gedacht hatte. Trotzdem habe ich sehr gut geschlafen und wache erst gegen 8 Uhr auf. Die Sonne steigt über die Berge und ich kann alles trocken einpacken. Was für ein schöner Tagesanfang. Gegen 10 Uhr mache ich mich an der ersten Anstieg des heutigen Tages, verlasse damit die landwirtschaftlich geprägten grünen Wiesen und Bäume und tauche wieder in die eher grau-braun gefärbte Heidelandschaft ein. Blick zurück auf meinen Zeltplatz vor dem Ried auf dieser Seite des Weges Mittags erreiche ich den Loch an Tiompain und laufe ein Stückchen an ihm entlang. Am Ende dieser Hochebene bin ich wieder vom Anblick ins nächste Tal fasziniert. Diese abgezirkelten quietschgrünen Weiden, die sich das Tal entlang ziehen und in so heftigem Kontrast zum wilden Durcheinander von Heide und Steinen stehen. Und am Horizont immer noch schneebedeckte Bergspitzen. Loch an Tiompain Welch ein Kontrast Der Abstieg ist zwar steil, aber der Weg allerliebst, bevor er wieder zum Schotterweg wird. Und dann der schattige Weg unter den alten Bäumen der Inverbroom Lodge, gesäumt von einem Meer von Glockenblumen. Einfach nur wunderschön. Nach einem Stück an der Straße entlang darf ich rechts auf einen Forstweg abbiegen. Ein Stück weiter weist mich ein Schild darauf hin, dass ich jetzt den Inverlael Forest betrete. Links im Busch entdecke ich zwei Zelte. Der Weg zieht sich sehr lange bergauf und wieder bestaune ich diesen langsamen Wechsel der Landschaft. Blick zurück Blick nach vorn Nachdem ich dieses Bild geschossen habe, laufe ich noch eine dreiviertel Stunde weiter und wundere mich dann, dass ich einen Bach überqueren soll. Soll ich gar nicht. Ich bin mal wieder so in Gedanken vor mich hingedrömelt, dass ich einen Abzweig verpasst habe. Das ist aber nicht schlimm, weil ich hier einfach querfeldein dahin gehen könnte, wohin ich gehöre. Allerdings habe ich für heute Abend eine Wasserstelle bestellt, die auf dem richtigen Weg nicht mehr zu erwarten ist. Und da hier das Wasser genau vor meiner Nase ist, der ebene Platz eine ruhige Nacht verspricht und ich schließlich Urlaub habe, beschließe ich, genau jetzt an dieser Stelle meinen Tag zu beenden. Ich nehme mir die Zeit, einiges zu waschen und ein Bild von meiner mobilen Einraumwohnung zu machen. Ja, das mit dem eigenen Schatten lerne ich noch. Dann noch ein bis drei Kekse zum Abendbrot und ab in den Sack. Heute war den ganzen Tag lang so warm, dass ich im T-Shirt mit dünner Windjacke unterwegs war.
-
10.05.2019, 18km Während der Nacht wache ich ab und zu auf, weil ich friere, obwohl nicht nur meine Füße, sondern auch alles andere eigentlich warm ist. Ich zuppel mir irgendetwas in den Rücken und schlafe wieder ein. Als ich um kurz vor sechs aufwache, habe ich nicht nur Eis auf dem Zelt, sondern auch innen drin. Ich werfe einen ersten Blick aus dem Zelt. Der frühe Morgen sieht so freundlich und viel versprechend aus, dass ich euch denselben Ausblick wie gestern Abend noch einmal zeigen muss. Nachdem ich mich mit dem vom abgewischten Eis feuchten Lappen gewaschen, ein kleines Frühstück zu mir genommen und schließlich alles gepackt habe, muss ich mich noch einmal umschauen, bevor ich mich auf den Weg mache. Da komme ich her Da will ich hin Meine Sachen sind noch nass vom gestrigen Tag, vom Einpacken des nassen Zeltes habe ich kalte Hände bekommen. Noch bevor ich den Weg erreiche, trete ich bis zum Knöchel in ein verstecktes Wasserloch. Völlig überflüssig. Ich bin doch schon wach! Ich kann mich an der Gegend nicht satt sehen, muss aber dann meinen schmalen Pfad achten, der sich am Berghang parallel zum Abhainn Loch na Nid entlang schlängelt. Meine Füße suchen sich zwischen Steinen, Wasser und Schlamm ihren Weg. Langsam weitet sich das Tal, der Weg wird schließlich wieder zu einer zweispurigen, halb eingewachsenen Schotterpiste und es sind einige Zuläufe zum Abhainn Loch na Nid zu queren. Insgesamt ist der Wasserstand aber extrem niedrig, so dass genügend Steine vorhanden sind, über die ich trockenen Fußes jeweils die andere Seite erreiche. Ich komme an eine wunderschöne Wiesenlandschaft mit alten knorrigen Bäumen. Das wäre auch ein schöner Platz zum Übernachten. Aber nicht um diese Tageszeit. Also geht's weiter. Ich gehe zwischen dem Stechginster hindurch und sehe eine Frau vom Fluss Richtung Weg kommen. Sie hat ihren rot eingepackten Rucksack gerade aufgesetzt und wir grüßen uns kurz von weitem. Als ich wieder zuhause bin, finde ich einen Reisebericht von Borderli im Nachbarforum und ich bin sicher, dass sie es gewesen ist. Kurz danach komme ich nach Achneigie mit einem ziemlich maroden Haus und einem wunderschönen Wasserfall. Da ich vom Haus keine Fotos gemacht habe, verweise ich hier mal auf den Reisebericht von Borderli, der sehr schön zu lesen ist. Am Wasserfall mache ich eine Pause und entdecke einen einsamen Ex-Herd, der mich traurig anschaut. Helfen kann ich ihm aber auch nicht. Ich mache eine Pause und kümmere mich endlich um das Körnchen, das ich schon seit morgens in meinem Schuh unter dem Fußballen spüre. Bis jetzt hatte ich keine Lust, meine zunächst noch nassen und kalten Schuhe wieder auszuziehen. Außerdem kann dort gar nichts drin sein, weil meine Schuhe sehr enge Gamaschen dran haben. Also habe ich beim Gehen versucht, das Korn in eine Lücke zwischen den Zehen zu schieben, war aber offensichtlich erfolglos. Ich ziehe Schuh und Strumpf aus, untersuche den Strumpf an der entsprechenden Stelle, danach ebenso den Schuh und finde - nichts. Mit Ausnahme der Blase unter meinem Fußballen. Ruckedigu Blut ist im Schuh. Arrrgh. Meine erste Scheuerblase. Und dann auch noch selbst schuld. Blöder geht's ja wohl nicht. Also grabe ich etwas tiefer im Rucksack, suche mir mein Blasenpflaster raus und klebe es auf die wunde Stelle. Strumpf rüber, Schuh an und jetzt wird's Zeit, weiterzugehen. Die wunde Stelle macht mir zum Glück keine Probleme und ich spüre auch kein störendes Korn mehr. Auf einem bequemen Schotterweg geht es weiter Richtung Shenavall Bothy und Loch na Sealga. Nach ca. 2 km komme ich bei der Bothy an und muss leider schon wieder eine Pause machen, weil es hier so schön ist. Ich schaue mich in der Bothy um und setze mich dann auf einen bequemen Steinring und genieße es einfach nur, genau jetzt genau hier zu sein. Erster Blick auf die Shenavall Bothy Dann atme ich noch einmal tief durch, weil jetzt wieder ein für meine Verhältnisse steiler Aufstieg kommt. In der folgenden Stunde beschäftige ich mich mit den nächsten 3 km und den ca. 285 Höhenmetern (lt. Komoot). Währen ich mir zwischen Steinbrocken und Matschstellen den Weg suche, schaue ich mich immer mal wieder um und lasse mich vom Ausblick faszinieren. Blick zurück zur Shenavall Bothy Mein Weg Blick zurück auf den Loch na Sealga Langsam wird der Weg wieder flacher Oben angekommen wird das Wetter wieder schöner, die Sonne scheint und es ist kein Wind zu spüren. Ich nutze die Gelegenheit, mein Zelt und mich in der Sonne auszubreiten und schlafe prompt mit dem Kopf auf dem Rucksack ein. Nach einer erholsamen halben Stunde bin ich wieder wach, packe mein inzwischen trockenes Zelt ein und trabe bestens gelaunt weiter. Irgendwann wird aus dem Trampelpfad wieder ein Schotterweg, der sich langsam ins Tal hinunterzieht. Bei dem inzwischen sehr warmen Wetter tut es gut, als die ersten Bäume auftauchen und ich zumindest teilweise im Schatten gehen kann. Ich sinniere darüber nach, dass ich nie gedacht hätte, in Schottland einmal Schatten zu suchen. Zu diesem Zeitpunkt ahne ich noch nicht, was in den nächsten Tagen auf mich zukommen wird. Im Moment freue ich mich einfach über Nicht-Regen und überlege, wie die seitlichen Hänge wohl während der Heideblüte aussehen mögen. Gegen sechs Uhr erreiche ich die Hauptstraße und laufe auf ihr in Richtung Dundonnell, biege nach ca. 1 km nach rechts ab, überquere den Dundonnell River und biege zwischen Häusern erneut rechts ab. Eigentlich hatte ich hier ein Hotel eingeplant, in dem ich essen wollte, aber da muss ich mich wohl versehen haben. Ich komme an keinem vorbei. Nicht so schlimm. Ich hab ja noch Kekse und Powerriegel. Da es demnächst wieder steil bergauf gehen wird und ich inzwischen die Erfahrung gemacht habe, dass es in höheren Bereichen kälter ist, suche ich mir abseits des Weges auf einer Weide eine etwas hinter Binsen versteckte Stelle und verschiebe den Aufstieg auf morgen. Mein Zelt muss ich noch einmal verrücken, damit der Kuhfladen nicht genau vor dem Eingang liegt. Mit den Gedanken an diesen wunderschönen sonnigen Tag mit sehr wenig Wind schlafe ich ein.
-
09.05.2019, 19km Am nächsten Morgen habe ich gegen acht Uhr schon alles zusammengepackt. Eine größere Waschorgie im öffentlichen Sanitärbereich klappt leider nicht. Die Anlage ist zwar überraschend sauber, verfügt aber nicht über warmes Wasser. Der Händetrockner läuft einmal für ca. 20 Sekunden und macht danach keine Anstalten mehr, warme Luft zu pusten. Ich unterhalte mich noch kurz mit den beiden Mädels, die zusammen mit ihrem Hund im Nachbarzelt übernachtet haben und gehe dann erstmal auf die andere Seite des Ortes. Dort gibt es einen netten Coffee-Shop mit angeschlossenem Laden. Roll mit Bacon zusammen mit einem Riesen-Cappuccino und freiem WLAN sind ein wunderbarer Tagesanfang. Im Laden kaufe ich mir noch Futter für die nächsten Tage und ziehe gut gelaunt bei strahlendem Sonnenschein meinem heutigen Tagesziel entgegen. Als ich wieder am Hotel vorbei komme, amüsiere ich mich über die etwas ungewöhnliche Dekoration. Der Weg führt aus dem Ort heraus und dann am Abhainn Bruachaig entlang und ganz langsam mogelt sich der eine oder andere Höhenmeter unter meine Füße. Der Blick zurück zeigt mir den Creag Dhubh mit Sahnehäubchen, vor mir lassen sich in der Ferne weitere weiß bestäubte Bergspitzen erkennen. Das Sonnenlicht spielt mit dem Wasser, das Wasser mit den Steinen, vor mir schlängelt sich der Weg und ich darf den ganzen Tag einen Fuß vor den anderen setzen. Das Leben ist schön! Nach ca. 5 km überholt mich wieder der Osprey-Wanderer. Wir unterhalten uns natürlich über das Wetter, bevor er in dem ihm eigenen flotten Tempo von dannen zieht und ich wieder für kurze Zeit den grünen Regenüberzug vor mir habe. Sein Tagesziel ist die Shenavall Bothy. Meins eigentlich auch, aber irgendwie ist mir nach den Erfahrungen der letzten Tage klar, dass ich das vermutlich nicht schaffen werde. Zu viele Steigungen und zu viel Offroad. Auch egal. Mal sehen, wie weit ich komme. Der Weg verlässt den Abhainn Bruachaig und führt jetzt am Abhainn Gleann na Muice entlang bis zum gleichnamigen Loch. Die Querung des Flusses ist bei dem niedrigen Wasserstand, der überall vorherrscht, problemlos. Die durchziehenden Wolken sind sehr angenehm und halten mein Solarpanel nicht davon ab, schön blau zu leuchten und meine Powerbank aufzuladen. Der Weg ist schmal, aber gut zu gehen und hält sich nahezu auf einer Höhe bis zum Loch. Beim Zelt, das am See steht, ist niemand zu sehen. Vielleicht Munrobagger. Nach einer Pause an dieser wunderschönen Stelle traue ich mich an den nächsten - für mich - steilen Anstieg. Ich entdecke die Langsamkeit und komme gut voran. Auch hier erwischt mich wieder mit zunehmender Höhe ein eisiger Wind und es fängt sogar an zu schneien. Ich bekomme mit der Zeit eiskalte Hände und denke über verschiedene Arten von Handschuhen nach, die ich aber alle nicht dabeihabe. Dann verliert sich der Pfad wieder und ich muss mich darauf konzentrieren, die Richtung beizubehalten. Bevor die Sicht auf den See völlig verschwindet, mache ich immer mal wieder ein Foto in die Richtung, aus der ich gekommen bin. An denen kann man den Wetterwechsel sehr schön erkennen. Eine halbe Stunde später: Kurz vor der höchsten Stelle hört der Schneefall so plötzlich auf, wie er begonnen hat. Hier wird es auch langsam flacher und ich kann einfacher querfeldein gehen. Jetzt klettere ich zwischen zwei großen Felsen hindurch und mir stockt der Atem. Ich stehe am Rand einer wunderschönen Hochebene mit einer fantastischen Aussicht. Der Wind lässt auch nach, so dass ich mich erstmal hinsetze, eine Pause mache und versuche, so viel wie möglich von diesem Anblick in mich aufzunehmen. Dieser Ort ist irgendwie mystisch. Ich erwische mich dabei, dass ich einen Stein frage, ob ich auf ihm sitzen darf. Er hat nicht "nein" gesagt. Als ich aufstehe, bedanke ich mich bei ihm. Ich werde mir langsam unheimlich. Mir wird kalt und ich beschließe schweren Herzens, diesen Ort zu verlassen. Nach etwas Suchen finde ich den richtigen Pfad, der sich aber immer mal wieder vor mir versteckt. Und als er endlich deutlich und fest vor mir liegt, hat auch das herabfließende Wasser ihn gefunden. Während ich hin und herspringe, um den Matschstellen auszuweichen, fängt es wieder an zu regnen. Schließlich verläuft sich der Weg im Gras, das an dieser Stelle zur Sumpfpflanze mutiert ist. Also wieder nasse Füße kurz vorm Tagesabschluss. Als ich eine ebene Fläche an einem Fluss kurz vor dem Loch an Nid erreiche, beschließe ich, den Tag zu beenden. Der weitere vor mir liegende Weg scheint wieder an einem Berg entlang zu laufen und es ist nicht zu erwarten, dass ich dort noch so eine schöne ebene Fläche finden werde. Bis zur Bothy sind es noch 9 km und ich gebe mich nicht der Illusion hin, dass ich diese Strecke heute noch schaffen könnte. Der Regen fließt immer noch in Strömen, als würde er dafür bezahlt, und ich will genau jetzt und genau hier übernachten. Also baue ich mein Zelt auf, was sich als etwas schwierig erweist, weil unter dem Gras offensichtlich der vom Fluss abgelagerte Kies liegt. Schließlich steht es, ich räume es ein und als ich fertig bin, hört auch der Regen auf und es wird etwas freundlicher. Es ist kalt, es ist nass und der Ausblick von meinem Zelt aus ist fantastisch.
-
08.05.2019, 22km Nach einer ziemlich guten Nacht an diesem geschützten Ort frühstücke ich meine beiden letzten Kekse. Hatte ich schon geschrieben, dass meine Nahrungsvorräte nicht ganz der Planung entsprachen? Meine Sandwiches hatte ich an den ersten zwei Tagen verputzt und lebte seitdem von Keksen und Powerriegeln. Seltsamerweise habe ich nichts vermisst. Wenn mein Magen mir tagsüber signalisierte, dass es Zeit zum Auffüllen wäre, besänftigte ich ihn mit einem halben Powerriegel. Morgens ein paar Kekse und abends die andere Hälfte des Powerriegels und noch einen Keks zum Nachtisch. Aber heute würden ich bei Graig's Hostel meine Vorräte auffüllen können. Die Berge sind noch verborgen, die Wolken hängen tief, wirken aber nicht bedrohlich. Als ich gegen 9 Uhr die Weide überquere, um wieder auf die Straße zu gelangen, sehe ich dort einen quietschgrünen Osprey vorüberziehen. Wir rufen uns ein kurzes "Guten Morgen" zu, bevor er sich mit langen Schritten davon macht. Locker flockig marschiere ich den Schotterweg bergab, mal nahe am Allt a' Chaonais entlang, mal in einiger Entfernung des Flusses. An einigen Stellen sind alte Bäume zu Holz-Kunstwerken verwittert. Allmählich ändert sich die Vegetation, die ersten ernstzunehmenden Bäume tauchen auf und schließlich gelange ich in einen Wald. Hier stoße ich auf Waldarbeiten. Die Seilwinde, mit der drei gefällte Stämme gleichzeitig vom gegenüberliegenden Hang zum Verladeplatz gezogen werden, sind beeindruckend, aber auf dem Foto leider nicht zu erkennen. Deutlicher ist der Abstand des Klohäuschens zum aktuellen Arbeitsplatz der Waldarbeiter. Hieraus möge jeder selbst seine Schlüsse ziehen. Mobile Klohäuschen sind auch in Schottland blau Und dann fängt der Himmel an zu zaubern. So etwas habe ich noch nie gesehen. Vermutlich, weil uns in der norddeutschen Tiefebene einfach die passenden bewaldeten Hügel fehlen. Völlig verzaubert laufe ich weiter, bevor mich eine dreiviertel Stunde später dieses unsittliche Angebot trifft. Wer, bitte schön, stellt einem Wanderer mit nahezu leeren Essensvorräten mitten im Nirgendwo so etwas in den Weg? Ich ignoriere diese Zumutung und werde fünf Minuten später mit dem Anblick von Graig's Hostel belohnt. "OPEN ALL YEAR". Klasse. Aber leider nicht am 8. Mai 2019 um 11 Uhr! Ich gehe über das Grundstück, um das Haus herum und sehe - keine Menschenseele. Alle Türen zu. Ich setze mich auf eine Bank und denke nach. OK. 11 Uhr. Vermutlich sind alle, die die letzte Nacht hier verbracht haben, wieder unterwegs. Neue Gäste sind frühestens am Nachmittag zu erwarten. Wahrscheinlich ist gerade die beste Zeit, um einzukaufen. Ich bleibe noch 10 Minuten sitzen und ziehe dann weiter. Essen wird völlig überbewertet. Zumindest ist mein Rucksack jetzt nicht schwerer geworden. Ist doch was Positives. Ich gehe ein Stück an der Straße entlang und biege dann nach rechts auf den "Public Path to Torridon by the Coulin Pass", kurz "Old Pony Track" ab. Der Weg führt zunächst durch einen Wald und dann durch niedrigeren Bewuchs den Berg hinauf. Inzwischen zeigt sich die Sonne immer öfter und es wird sehr warm. Je höher ich komme, desto schöner wird die Aussicht auf den Loch Dùghaill. Nach ca. 1 km erreiche ich einen breiten, festen Schotterweg und es geht sanfter aufwärts. Mit zunehmender Höhe wird es wieder kälter und feuchter. Der jetzt beginnende Regen wird mich den Rest des Tages begleiten. In der Ferne kann ich bald schon Loch Coulin entdecken. Dann zieht sich der Weg sanft am Hügel wieder nach unten bis zum River Coulin, über den eine schöne, solide Steinbrücke führt. Weiter geht es am River Coulin entlang und irgendwann über eine weitere Brücke wieder auf die andere Seite. Laut Karte soll ich hinter ein paar verstreut liegenden Häusern einen Wald erreichen. Von diesem ist aber inzwischen ein großer Teil abgeholzt, die Reste ragen noch aus dem Boden und bieten irgendwie einen trostlosen Anblick. Ja, ich weiß - die Holzwirtschaft. Ist auch keine Kritik, sondern nur das, was ich beim Vorbeiwandern empfinde. Blick zurück Der Weg lässt sich so gut gehen, dass ich prompt einen Abzweig verpasse. Zum Zurückgehen habe ich auch dieses Mal keine Lust, so dass ich mich durch die Reste des geschlagenen Waldes kämpfen muss, um den richtigen Weg wiederzufinden. Blöde Idee. Irgendwann bin ich wieder am richtigen Weg. Warum ich diesen breiten Schotterweg übersehen habe, erschließt sich mir nicht. Die nächsten vier Kilometer verlaufen ereignislos über den einen Hügel, bis ich auf einen Querweg stoße. Da ich nicht sicher bin, ob ich links oder rechts abbiegen muss, schaue ich erstmal auf meine Karte und stelle fest, dass ich schon wieder einen Abzweig verpasst habe. Ich entscheide mich, nach rechts zu gehen, in der Hoffnung, dass die Karte sich irrt und ich wieder auf meinen Weg komme. Der Weg ist wunderschön von blühendem Ginster und kleinen Birken gesäumt. Und er endet zum Glück nicht wie auf der Karte eingezeichnet ist, sondern stößt auf den Pfad, auf dem ich eigentlich schon längst sein soll. Doch wehe, wenn Wünsche in Erfüllung gehen. Dieser Pfad hat es in sich. Ein Trampelpfad durch hohes Heidekraut und Matsch, mehrmals über einen namenlosen Bach rüber - oder doch nicht? Es ist nicht immer zu erkennen, wo der Pfad entlang geht. Mal gibt es mehrere oder auch mal gar keinen mehr. Der dichte Bewuchs sorgt dafür, dass ich jetzt nicht nur von oben nass werde, sondern von allen Seiten. Suchbild: Mein Weg. Irgendwie schlage ich mich durch und erreiche endlich ziemlich erschöpft Kinlochewe, gehe ins Restaurant des Hotels, setze mich an die Theke und bestelle mir erst mal ein schönes Bier. Es war mir bisher nicht bewusst, welche wunderbaren Gefühle das Wort "OPEN" in Verbindung mit einer offenen Tür in mir auslösen kann. Und auf einmal spricht mich ein Mann an, den ich nicht kenne. Ich schaue ihn fragend an und er erklärt mir, dass wir uns schon zum dritten Mal begegnen. Wie soll man auch darauf kommen, dass diese saubere Person zu dem grünen Osprey-Rücken gehört, den ich mehrmals und meist nur kurz von hinten gesehen hatte. Er hat sich ein Zimmer im Hotel genommen, schon geduscht und saubere Klamotten an. Hmm, Zimmer nehmen? Warm? Dusche? Klingt nicht schlecht, aber ich entscheide mich dagegen. Zu einem weiteren Gespräch kommt es nicht, weil sein Essen schon auf dem Tisch steht und ich erstmal mein Zelt aufstellen will. Gegenüber vom Hotel gibt es öffentliche Toiletten, Sitzgelegenheiten und ein kleines Stück Rasen. Dort baue ich mein Zelt auf, wasche mich und gehe dann wieder ins Restaurant. Ein zweites Bier, Hühnchen mit Haggis, Möhren, Kartoffelbrei, eine Extraportion Chips und vor allem die Heizung im Rücken wecken meine Lebensgeister wieder. Sehr lecker, sehr gemütlich, sehr glücklich. Gegen zehn Uhr krabbel ich mit der nötigen Bettschwere in mein Zelt, das inzwischen nicht mehr allein auf dem Platz steht. Hühnchen mit Haggis, Möhren, Kartoffelbrei
-
07.05.2019, 20,4 km Bei strahlendem Sonnenschein wache ich auf. Die Nacht war frostig und ich bin mehrmals aufgewacht, weil mir kalt war. Ich wische das Eis von den Innenseiten meines Zeltes, vernichte ein kleines Frühstück und packe in Ruhe meine Sachen. Um 20 nach 8 trabe ich glücklich bei strahlendem Sonnenschein los. Der Weg geht ganz leicht abwärts, verliert sich dann in der Nähe der Bothy und ich stapfe durch Ried und hohes Gras, bis ich am River Ling ankomme und diesen überquere. Dieser Weg löst sich bald auf. Links vom See geht's querfeldein. Vor dem Loch Cruoshie ist die Bothy Maol Bhuide zu erkennen. Dann geht es offroad über die Flanke des Bein Dronaig. Bergauf und immer wieder mit dem Navi die Richtung korrigieren. Der Blick auf den Loch Cruoshie begleitet mich. Ich brauche sehr viel Zeit, weil mir in hohem wilden Gras ein ständiges auf und ab abverlangt wird. Und dann liegen auch noch diese tief in den Boden geschnittenen Wasserläufe (?) im Weg, bei denen jeder Schritt gut überlegt werden muss und man heftige Schlangenlinien läuft. Gegen 11 Uhr habe ich es geschafft und treffe auf den angepeilten Zickzack-Weg, der mich abwärts Richtung Loch Calavie führt. In der Ferne sehe ich die Seenkette mit dem Lochan Gobhlach, Loch an Tachdaidh und An Gead Loch. Am Loch Calavie angekommen geht's zunächst über eine Brücke, um den Allt Loch Calavie zu überqueren. Man hat den Eindruck, als ob man eine Insel betritt. Der Weg führt direkt Ufer des Loch Calavie entlang. An dem kleinen Strand denke ich trotz des Sonnenscheins nur einen winzigen Moment über ein Bad nach, setze dann aber zügig meinen Weg fort. Am See entlang muss ich nahezu keine Höhenmeter überwinden und genieße den Ausblick, der jedem Werbekatalog für Schottland zur Ehre gereicht hätte. Nachdem ich das Ende des Sees erreicht habe, geht es mit einem moderaten Anstieg zwischen dem Beinn Drinaig und dem Sail Riabach hindurch, bevor ich in einiger Entfernung links die Bendronaig Lodge Bothy entdecke. Bei dieser Bothy wollte ich eigentlich schon gestern angekommen sein. Da es Mittagszeit ist - zu spät für gestern, zu früh für heute -, lasse ich sie links liegen, biege an der Brücke nach rechts ab und wandere langsam bergauf am Loch an Laoigh vorbei und dann in einiger Entfernung am Abhainn Bhearnas entlang. Der Schotterweg ist inzwischen wieder in einen schmalen Fußpfad übergegangen und ich habe einen schönen Blick über das Tal. In meinem Kopf fängt es wieder an zu rechnen. Vor diesen fünf Kilometern Aufstieg hatte ich Respekt, aber es geht besser als erwartet. Vielleicht schaffe ich es ja heute trotz meines Rückstands zum Plan noch bis Graig's Hostel. Ich träume und rechne so vor mich hin, als ich auf einmal aus nächster Nähe von hinten angesprochen werde. Zu Tode erschreckt springe ich vom Weg. Müssen Wanderer eigentlich vor dem Überholen klingeln? Ich weiß es nicht, ich überhole ja nie jemanden. Nach einem kurzen, netten Gespräch rennt der junge Mann mit seinem leuchtend grünen Osprey-Regenüberzug voraus. Ich sehe ihn noch mehrmals in der Ferne vor mir auftauchen und wieder hinter der nächsten Kurve verschwinden. Irgendwann ist der Weg zu Ende und vor mir liegen ein paar Kilometer Offroad-Strecke durch hohes Gras und über mehrere kleine Hügel. Auf der Suche nach dem einfachsten Weg verliere ich immer mehr meine Richtung, was dazu führt, dass ich mehr Hügel überwinden muss als eigentlich nötig. Dadurch verliere ich natürlich wieder unendlich Zeit und langsam auch die Motivation. Ich werde nie aus diesen Hügeln herauskommen! Hinter jedem taucht ein neuer auf. Blick zurück Und dann bricht auch noch ein Schneeschauer über mich herein. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nicht begriffen, dass Hagel- und Schneeschauer auf meiner Strecke meistens am höchsten Punkt auftreten und dass ich daraus schließen kann, dass es demnächst wieder bergab gehen wird. Und endlich finde ich wieder einen Pfad. Aber schneller bin ich dadurch auch nicht. Der Pfad ist steinig, nass und glitschig, so dass ich auf jeden Schritt achten muss. Inzwischen bin ich zehn Stunden unterwegs, es wird langsam Abend und ich will nur noch so weit wie möglich nach unten kommen, um dem eisigen Wind zu entgehen. Wie war das mit Graig's Hostel? Vergiss es! Nach einem ziemlich steilen Abstieg, aber immerhin auf einem Schotterweg, komme ich am Allt a´ Chaonais an und kann in der Ferne eine Straße erkennen. Klasse! Geschafft! Der Fluss hat auf der anderen Seite wunderschöne flache Grasflächen, die zum Übernachten einladen. Leider steht dort schon ein Hilleberg, dass am unteren Rand rundum mit Steinen beschwert ist. Oje, muss ich mir Gedanken über Sturm machen? Später. Ich vermute, dass in diesem Zelt u. a. ein Osprey liegt. Bevor ich mir aber über einen Übernachtungsplatz Gedanken mache, muss ich erstmal über den Fluss kommen. Dazu ist an dieser Stelle eine wunderbare Hilfe gebaut worden. Nein, keine Brücke, obwohl auf dem Schild diese Bezeichnung benutzt wird. OK, genug Bilder davon hatte ich gesehen. Auch mit Menschen mit Rucksäcken, die noch nicht im Wasser lagen. Es muss also funktionieren. Vorsichtig setze ich einen Fuß nach dem anderen auf das untere Seil und halte mich am oberen fest. Ich bin kurz über dem Wasser, als das Seil mit meinen Füßen nach vorne schwingt, mein Rucksack sich mit der Erdanziehungskraft gemein macht und ich fürchterlich ins Trudeln komme. Meine Gegenbewegungen, um das Seil für die Füße zu beruhigen, sind nicht zielführend und ich drohe, mit dem Rücken zuerst ins Wasser zu fallen. Nichts wie runter hier. Ich werfe mich Richtung Ufer, lande mit dem Hintern immerhin auf dem Gras, rappel mich hoch und springe erstmal zwei Schritte vom Wasser weg. Puh. Das sollte man vielleicht nicht unbedingt am Ende eines anstrengenden Tages zum ersten Mal ausprobieren. Ich jedenfalls nicht. Die Entscheidung für nasse Füße fällt mir jetzt leicht und ich furte einfach den Fluss. Da ich dem Hilleberg und seinem Bewohner die Ruhe gönne, laufe ich weiter, um mir einen entfernteren Schlafplatz zu suchen. Nachdem die Straße mich etwas vom Fluss weggeführt hat, biege ich nach ca. 20 Minuten auf eine Weide ab, in der Hoffnung, wieder an den Fluss zu kommen und auch so ein schönes Stück Wiese zu finden. Das klappt nicht ganz, aber ein ebenes, windgeschütztes Fleckchen oberhalb eines Wasserfalls bietet gerade ausreichend Platz für mein Zelt. Und dann spielt die Abendsonne noch einmal mit den Bergen und dem Himmel. Was für ein grandioser Tag!
-
06.05.2019, 16,5 km Um 6 Uhr bin ich hellwach. Kein Wunder nach 12 Stunden komatösem Schlaf. Beim Blick aus dem Zelt werde ich von einem freundlichen Himmel, schneebedeckten Bergspitzen und aus dem Wald aufsteigendem Nebel begrüßt. Was für ein Ausblick! Eine halbe Stunde später krabbelt die Sonne über die Berge und vergoldet die gegenüberliegenden Hügelkuppen. Nach der morgendlichen Routine bin ich gegen 8 Uhr startklar. Und es geht bergauf. Und bergauf. An den Hängen sehe ich Herden von Wild entlangziehen. Und immer wieder genieße ich den Blick zurück auf die weitgehend sonnenbeschienene Landschaft. Blick zurück Hatte ich schon erwähnt, dass es bergauf geht? Um kurz nach zehn bin ich offensichtlich am Ende des Tals, der Weg hält sich jetzt mehr auf einer Ebene. Und vor mir sehe ich imposante weiße Hügelspitzen. Und dann entdecke ich das Schild, das auf die Falls of Glomach hinweist. Ja, hier sind auch gute, ebene Übernachtungsstellen. Aber es ist wirklich sehr windig. Die Falls sind sehr beeindruckend, weil man zunächst den so schön harmlos aussehenden Zulauf und später den idyllisch sich windenden Ablauf sehen kann. Und dazwischen tobt das Wasser. Ich laufe etwas herum, mache eine Pause und suche dann den Einstieg in den weiteren Weg. Das ist nicht so einfach, weil es viele Trampelpfade gibt und der richtige nicht offensichtlich zu erkennen ist. Blick zurück auf die Falls of Glomach Tief eingeschnitten der Ablauf Noch einmal ein Blick zurück Der Weg, für den ich mich schließlich entscheide, führt am Berghang entlang und teilweise über nackten Fels, bei dem Klettern angesagt ist. Hatte ich Abenteuer bestellt? Vermutlich. Zumindest wird geliefert. Das Tal wird langsam weiter und der Weg schlängelt sich abwärts. An einer besonders schönen Stelle mache ich Pause, liege windgeschützt in der Sonne und würde am liebsten hierbleiben. Schweren Herzens raffe ich mich aber doch wieder auf und gehe weiter. Schließlich warten heute noch ein paar Bergauf-Strecken auf mich. Irgendwann überquere ich den River Elchaig, laufe am Loch na Leitreach entlang und habe noch einmal einen wunderschönen Blick auf das Tal, aus dem ich gekommen bin. Hinter diesen Bergen liegen die Falls of Glomach. Dort komme ich her. Entspannt am Loch na Leitreach entlang Am Ende des Sees wandern in aller Ruhe zwei Rehe / Dammwildkühe (?) über eine Weide. Ein Schotterweg, der mit der Zeit schmaler und ruppiger wird, führt mich an einem Flüsschen zwischen dem Faochaig und dem Aonach Buidhe hindurch, an der höchsten Stelle begrüßt mich ein Steinhaufen. Ich lege einen Stein dazu und weiß, dass es jetzt wieder abwärts geht. Ein Stück vor der Bothy Maol Bhuide suche ich mir ein schönes Fleckchen mit fließend Wasser und baue mein Zelt auf. Heute absolviere ich mein Abendprogramm in aller Ruhe. Nach ein paar Hagelschauern im Laufe des Tages scheint jetzt wieder die Sonne. Ich habe heute mit zwei Menschen gesprochen und drei von weitem gesehen. Das Leben ist schön!
-
05.05.2019, 16 km Gegen 10 Uhr habe ich alles gepackt, mache ein Tages-Start-Foto und ziehe mit einem Sandwich im Magen los. OT: Zu diesem Zeitpunkt, an dem ich diese Erinnerungen aufschreibe und die Strecken mit ihren Höhenmetern ermittele, sind mir meine Aufzeichnungen etwas peinlich. Trotzdem werde ich so berichten, wie ich es damals empfunden habe. Das Wetter ist bedeckt, aber weitgehend trocken. Es geht auf einem Fußpfad bergauf und bergab. Die Bergauf-Strecken sind für mich sehr anstrengend. Flachlandheidjer ohne regelmäßigen Sport - das rächt sich jetzt. Schon mittags habe ich den Eindruck, dass ich mein geplantes Tagespensum nicht schaffen werde. Der Weg ist mühsam und ich komme nur langsam voran. Aber die Landschaft ist so schön. Ich genieße sie und die Einsamkeit, wenn ich nicht gerade mit mir und meiner Geschwindigkeit hadere. Blick zurück Blick vorwärts Schließlich geht der Weg in eine Schotterpiste über, auf der ich gut Zeit aufholen kann. Dort zwischen den Bergen bin ich herausgekommen Nach einem Stück Teerstraße biege ich rechts auf den Fußpfad Richtung Falls of Glomach ab. Der Weg führt bald durch einen schönen Wald, in dem ich neben einem Glockenblumenfeld einen Bach überquere. Der Platz ist so idyllisch, dass ich beschließe, hier eine Pause zu machen. Mein Pausenplatz Ich schaue nochmal auf die Karte und hege die Hoffnung, dass ich mein Tagesziel doch noch erreichen kann. Weiter geht es auf dem Pfad bergauf. Gegen halb sechs komme ich an einem geeigneten Übernachtungsplatz mit einer wunderschönen Aussicht vorbei. Laut Karte kann ich so einen ebenen Platz bis zu den Falls nicht mehr erwarten. Weitergehen oder dieses Geschenk annehmen? Fragen über Fragen. Auf der Strecke sind viele Wanderer unterwegs, die um diese Tageszeit bereits auf dem Rückweg von den Falls of Glomach sind. Von diesen bekomme ich die Information, dass es bei den Falls sehr windig und sehr kalt sei. Einer spricht von Schnee. Da die letzte Nacht schon sehr kalt war, beschließe ich, mir die letzten vier Kilometer für morgen aufzuheben und mein Zelt genau jetzt und genau hier aufzustellen. Nachdem ich mich häuslich eingerichtet habe, lege ich mich lang, um meinen Rücken zu entspannen und decke mich meinen Schlafsack locker über meine kalten Füße. Heute bin ich von Kopf bis Fuß trocken geblieben, aber kalt ist es trotzdem. Gegen 6 Uhr abends wache ich dann auf, weil ich am Oberkörper friere. Also pelle ich mich endlich aus meinen Tagesklamotten, ziehe meine warmen Merino-Nacht-Pullis an und bekomme prompt Schüttelfrost. Ich krabbel ganz tief in meinen Schlafsack, schaffe es nicht mehr, etwas zu essen, meine Hose zu wechseln oder Zähne zu putzen. Nicht mal meinen Gute-Nacht-Whisky habe ich getrunken.
-
Scottish National Trail Part III 04.05.2019, 13 km Genau wie im September: Aufgeregtes Nicht-Einschlafen mit steigender Angst vorm Verschlafen, wie immer trotzdem rechtzeitig wach, Frühstück, nach Norderstedt zum gebuchten Park & Fly fahren, die mich zum Flughafen bringen und ab geht die Post. Der einzige Unterschied zum letzten Mal ist ein unfreundlicher Blitzer, in dessen Folge ich nach meinem Urlaub die Gemeinde Norderstedt mit 20 € subventionieren werde. Die Alu-Heringe gehen kommentarlos durch, nur mein schönes Jet-Feuerzeug wird mir abgenommen. Beim letzten Mal war es im Rucksack nicht aufgefallen, diesmal hatte ich es in der Hosentasche. Jedenfalls bis zur Security-Kontrolle in Hamburg. Die Planung mit der Platzreservierung klappt wie am Schnürchen. Nach der Landung stehe ich als erste auf, nehme meinen Rucksack aus dem Gepäckfach und mache den anderen Platz, indem ich mich schon mal in den schmalen Gang zum hinteren Ausgang stelle. Den beiden Jungs, die neben mir saßen und deren Gespräch über die geplante Tour auf Skye ich unweigerlich mitbekommen hatte, wünsche ich eine schöne Wanderung, woraufhin prompt die Frage kommt, was ich denn vorhätte. "14 Tage Highlands." Mit skeptischem Blick und Fingerzeig auf meinen Rucksack fragt der eine: "Aber das ist nicht das ganze Gepäck?" "Doch." "Respekt! Soweit bin ich noch nicht." "Kommt noch." Dann wird die Tür geöffnet und ich steige als erste aus, gehe als erste durch die Security, am Gepäckband vorbei, bin als erste am Geldautomaten und aus dem Flughafen raus. Boah ey. Was für ein Urlaubsanfang. Ich suche den Bus nach Glasgow, kaufe eine Fahrkarte und habe sogar noch Zeit, vor der Abfahrt mit dem Busfahrer eine zu rauchen. In Glasgow kaufe ich eine Fahrkarte zum Cluanie Inn, nachdem ich die Dame hinter dem Schalter davon überzeugt habe, dass in dem gewünschten Bus ab Target wieder Platz für mich ist und dass ich bis dorthin einen anderen Bus nehmen kann. In Target habe ich etwas Zeit, gönne mir einen Kaffee, den ich mit Blick auf den Loch Lomond genieße und suche dann die Bushaltestelle. Es ist kühl und windig und die Haltestelle bietet nur wenig Schutz. Target, Loch Lomond Endlich kommt der Bus und hat wie geplant Platz für mich. Bei einem längeren Stopp an einem Supermarkt kaufe ich mir zwei Sandwiches und eine Packung Kekse. Soll ich auch gleich Käse und Wurst und Brot…? Nee, das ist jetzt unpraktisch. Mein Rucksack ist unten im Bus und ich habe nur einen kleinen Beutel mit. Einkaufen werde ich in dem kleinen Laden beim Cluanie Inn. Dann kann ich das auch gleich alles richtig im Rucksack verpacken. Weiter geht's mit dem Bus. Schlaf- und Guckbedürfnis fechten einen harten Kampf in mir. Mal gewinnt das eine, mal das andere. Dann hält der Bus an und der Busfahrer sagt etwas zu mir. Ich schaue ihn fragend an und er wiederholt: "Cluanie Inn". Kurz vor halb vier. Perfekt. Ich steige aus, gehe um die nächste Kurve und erstarre. Vor mir - eine Baustelle. Das Hotel wird offensichtlich komplett renoviert (hoffentlich bauen sie genügend Steckdosen ein) und der kleine Laden auch. Keine Wurst, kein Käse, nur Zement und Dreck. Auf einem Schild steht etwas von Wiedereröffnung im Frühjahr 2019. OK. Mai ist wohl noch nicht Frühjahr. Ich schaue noch etwas auf die Berge, aus denen ich auf der letzten Tour gekommen bin und mache mich dann auf den Weg zum Einstieg in meine diesjährige Wanderung. Mein Einstieg Um vier Uhr starte ich Richtung Morvich. Es geht leicht bergauf, der Weg wird schmaler und graugrüne Hügel prägen die Umgebung. Ja, genau das wollte ich sehen. Es ist kalt, aber weitgehend trocken, nur ab und zu ein Regen- oder Hagelschauer. Allerdings macht sich so langsam der lange Tag bemerkbar und ich bin mir nicht sicher, ob ich heute wie geplant bis zur Bothy komme. Egal, dann suche ich mir eben vorher einen Platz. Andrerseits - schon am ersten Tag das gesteckte Ziel nicht zu erreichen … Hmmm. Ich hadere mit mir. Und dann sehe ich auf einmal am gegenüberliegenden Hang ein rotes Dach. Klasse. Da ist es. Das schaffe ich noch. Der Weg macht einen Rechtsschwenk, führt über eine Brücke, um dann wieder nach links zur Bothy abzubiegen. Muss ich diese Kurve gehen? Das müsste ich doch abkürzen können. OK, davor ist ein Fluss, aber er ist ja nicht der erste, den ich in Schottland auch ohne Brücke überwunden habe. Alle Wasserläufe sahen bis jetzt nach Niedrigwasser aus. Also probiere ich es und gehe direkt auf die Bothy zu. Ja, der Fluss ist furtbar, aber am Ufer läuft ein ca. 1,80 m hoher Wildzaun entlang, der an der unteren Kante im Gras eingewachsen ist. Ich laufe durch unwegsames Gelände am Zaun entlang Richtung Brücke und finden keine Möglichkeit, den Zaun zu überwinden. An der Stelle, an der der Zaun den Weg kreuzt, ist ein Tor. Die Strecke hätte ich einfacher haben können, wenn ich auf dem Weg geblieben wäre. Hinter dem Tor kann ich mit hochgekrempelten Hosen den Fluss furten. Nasse Füße? Egal. Ich bin ja gleich an der Bothy. Zunächst kommt aber noch einmal unwegsames Gelände, weil der Weg am Fluss endete. Ich überwinde tiefe trockene Wasserläufe, in die ich regelrecht hinein- und hinausklettern muss. Und die Bothy kann ich auch nicht mehr sehen. Mit Hilfe des Handy-Navis finde ich die richtige Richtung, bis ich wieder auf einem schmalen Schotterweg bin. Die Bothy versteckt sich immer noch vor mir. Aber dann sehe ich das rote Dach wieder. Leider ist das gar nicht die Bothy, sondern gut gepflegter Schuppen mit neuem Dach. Puh, wozu ein Zaun doch manchmal gut ist. Jetzt noch zweieinhalb Kilometer auf dem Pfad entlang. Ich setzte meine Füße nur noch mechanisch voreinander, konzentriere mich darauf, nicht über Unebenheiten zu stolpern und erreiche endlich kurz vor neun die Bothy. Drei Wanderer haben sich schon ausgebreitet. Ich habe nasse Füße, mir ist kalt und ich bin ziemlich erschöpft. Seit 20 Stunden bin ich jetzt unterwegs. Die Bothy ist düster und kalt. Die Herren haben kein Feuer angemacht. Ich unterhalte mich noch etwas mit ihnen und beschließe dann, im Zelt zu übernachten. Gegenüber finde ich einen Platz, baue das Zelt nicht sehr perfekt auf, was auch dem heftigen Wind geschuldet ist, der durch das Tal fährt. Bevor ich einschlafe, sehe ich noch eine Herde Wild in unmittelbarer Nähe vorbeiziehen. Die erste Nacht dieses Urlaubs ist rutschig und saukalt. Trotzdem schlafe ich bis 8 Uhr.
-
Planung Teil 3 Den dritten Abschnitt will ich im kommenden Mai ablaufen. Diesmal ist es spannend, die Anreise zum Startpunkt Cluanie Inn zu planen. Oops, es gibt einen Bus, der vor dem Cluanie Inn hält? Wenn ich das im September gewusst hätte, hätte ich mir beim Ausstieg einige Sorgen weniger machen können. Ich kann also ziemlich zügig vom Flughafen bis zum Cluanie Inn kommen. Das Buchen der Strecke von zuhause aus verpaddel ich allerdings um einen Tag, so dass der Bus auf einer Teilstrecke schon ausgebucht ist. Ich finde aber noch Einzelstrecken, über die ich irgendwann im geplanten Bus zum Cluanie Inn landen kann. Das bedeutet jedoch mehr Umstiege und damit mehr Zeit. Also will ich so schnell wie möglich aus dem Flughafen raus und investiere noch in eine Platzreservierung. Letzte Reihe am Gang mit vorheriger Überprüfung des Flugzeugtyps auf Hintertür. Allerdings habe ich während auf der Tour nirgends lange genug Aufenthalt, um zu irgendeiner Post zu gehen und vorausgeschickte Heringe abzuholen. Im Cluanie Inn anrufen und fragen, ob ich ein Päckchen dorthin schicken kann? Ach, die waren schon mit einer freien Steckdose überfordert. Trotzdem will ich meinen Rucksack wieder als Handgepäck durchbekommen. Also poker ich, packe meine Heringe in den Rucksack, nehme aber zur Sicherheit noch welche aus Plastik mit. Und das Messer? Naja, dann ist es eben weg. Ein Messer werde ich wohl in Schottland kaufen können. Die Essensplanung reduziere ich massiv und nehme lediglich die von mir geliebten Powerriegel mit. Schokolade, Kekse, Käse, Wurst, etc. will ich mir auf der Tour nach Bedarf und Appetit kaufen. Meine Kilometerliste erstelle ich auch wieder, um nachsehen zu können, wann und wo ich Geschäfte zum Einkaufen habe. Die ausgedruckten Karten der Strecke reduziere ich darauf, dass ich nur noch die Abzweige abbilde. So passen acht Abzweige auf ein Blatt, was die Menge des Papiers wesentlich verringert. Und dann sind der Rucksack gepackt, das Auto vollgetankt und der Wecker gestellt. Auf geht's.
-
Und wieder ein paar Gedanken zu meiner Packliste: Rucksack Hyberg Attila Cuben Den hatte ich im Sommer - auch hier im Forum - gebraucht gekauft. Ich mag ihn, er trägt sich für mich gut. Allerdings hätten meiner Meinung nach die Nähte halten müssen. Ich hatte maximal 10 bis 11 kg drin. Es ist sehr unangenehm, wenn man unterwegs nicht sicher sein kann, ob die Schultergurte halten. Ich habe ihn an Hyberg geschickt. Sie haben es in Ordnung gebracht. Isomatte EXPED Synmat HL M Noch bevor ich im Sommer wusste, was mit meiner NeoAir Xtherm geschehen würde, ist mir die EXPED hier im Forum zugelaufen. Einfach supergut. Für mich sehr bequem. es macht für mich keinen Unterschied, ob ich auf Querkammern (NeoAir) oder auf Längskammern (EXPED) schlafe. Das Rutschproblem auf unebenen Flächen muss ich noch lösen. Schlafsack Cumulus 300 Nachdem ich ihn in diesem Urlaub jeden Abend sorgsam aufgeschüttelt habe, sind wir besser miteinander klargekommen. Mit den entsprechenden Schlafklamotten ist er für mich für Schottland ausreichend. Danke für die Schüttelanweisung, @Andreas K.. Trailrunner Salomon XA Enduro Running Unisex Laufschuhe Die Nachfolger meiner Merrells. Etwas schwerer, aber auch mit dem Gamascheneinsatz. Zuerst kamen sie mir durch die hochgezogenen Plastikstreifen etwas zu steif vor und ich war mir nicht sicher, ob sie richtig für mich sind. Nach dem Einlaufen zuhause habe ich aber beschlossen, sie mitzunehmen. Und ich bin sehr zufrieden mit ihnen. Die Schnürung ist sehr praktisch, wenn man klamme, kalte Finger hat und die Feinmotorik zu wünschen lässt. Sie haben mit meinen Füßen zusammen einen Superjob gemacht. Wanderhose Myogg Nach der schmerzhaften Erfahrung im Mai und dem Frust, dass mir meine schöne bequeme Schöffel nicht mehr passt, beschloss ich im Sommer, mir eine Hose zu nähen. Wobei mir mehrere Forumseinträge Mut gemacht haben. Also habe ich bei Extremtextil günstigen Stoff zum Üben bestellt, ein Schnittmuster dazu, das ich nicht verwendet habe, und hatte eine Woche keine Zeit, Unsinn zu machen, weil ich mit Nähen beschäftigt war. Auf alles, was schwierig war, habe ich verzichtet, also kein Knopf, keinen Reißverschluss, einfach oben ein Bündchen mit breitem Gummiband darin. Da der Stoff elastisch ist, war das kein Problem beim Anziehen. Auf das Bein habe ich mir noch eine Tasche für das Handy genäht. Das finde ich beid er Schöffel ziemlich genial. Am Tag, bevor es losging, war ich noch am Überlegen, ob es klug ist, mit der ersten selbstgenähten Hose als einzige loszuziehen. Aber irgendwie gab es keine Alternative. Die Decathlon-Hose wollte ich nicht noch einmal und die Schöffel war immer noch nicht weiter geworden. Und was soll ich sagen? Ich habe mich mehrmals am Tag über diese bequeme Hose gefreut. Jedes Mal, wenn ich sie hoch- oder runterziehen musste, war ich froh, mich nicht mit Knopf und Reißverschluss rumplagen zu müssen. Wie gesagt: Kalte, klamme Hände und die Feinmotorik … Der Stoff trocknet schnell, so dass ich teilweise die Hose beim Furten gar nicht hochgekrempelt habe. Lediglich die Handytasche hat nicht so funktioniert wie geplant. Der Stoff ist so leicht, dass das Handy mit der Zeit die Hose runterzieht. Aber für klein zusammengefaltete Kartenabschnitte und das Tempotaschentuch funktioniert die Tasche gut - solange es nicht regnet. Über kleine und große handwerkliche Mängel habe ich großzügig hinweggesehen, die Funktion wurde nicht beeinträchtigt. Nylonstrumpfhose Bei starkem Gegenwind war der Stoff meiner Wanderhose manchmal zu dünn, so dass es unangenehm kalt am Unterleib war. An diesen Tagen habe ich einfach die Nylonstrumpfhose untergezogen. Trägt nicht auf, hat kaum Gewicht, trocknet schnell und wärmt erstaunlicherweise ausreichend. Hat sich einen Stammplatz in meiner Packliste verdient. Merino-Shirts Das kurzärmlige T-Shirt hatte ich tagsüber an, nachts durfte es mit in den Schlafsack, weil es meist nur leicht feucht war. War sehr angenehm zu tragen, aber am Ende des Urlaubs von den Schultergurten nahezu zerfetzt und ist jetzt im T-Shirt-Himmel. Ein langärmliges mit Rollkragen von Odlo hatte ich nachts an. Das war schön warm, besonders der lange Rollkragen hat mir gut gefallen. Hat leider auch schon Löcher, ich werde es aber zum Schlafen noch weiter benutzen. Regencape (3F UL GEAR) Tja. Ist ein Cape für Schottland geeignet? Ja und nein. Es weht natürlich und kostet dadurch sicherlich zusätzlich Kraft. Vorne hatte ich die Seiten zusammengeschlagen und die Ringe und Haken, die an den Seiten sind, miteinander verbunden. Dadurch wehte es vorne nicht hoch und ich konnte sehen, wohin ich trat. Praktisch finde ich auch, dass es über den Rucksack geht und kein Wasser am Rücken herunterläuft. Allerdings kann man, wenn man z. B. das Zelt aufbaut, nur entweder sich selbst oder den Rucksack schützen. Leichter als Regenhose und Regenjacke ist es auch. Also, eigentlich nicht schlecht, aber man muss einige Nachteile in Kauf nehmen. Ich denke seit dem Urlaub über die eierlegende Wollmilchsau nach, bin aber noch zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen. Buff Ja, immer wieder. Den habe ich tagsüber immer getragen. Wenn es sehr windig war, doppelt gelegt. Er sitzt schön eng und verrutscht nicht. Küche Der Kocher Stormin Stove mit Cone und dem Toaks Topf sind einfach zu handhaben. Allerdings habe ich festgestellt, dass ich kaum koche und viel weniger esse, als vermutet. Dadurch habe ich natürlich viel zu viel Essen und Spiritus zu lange mitgeschleppt. Die beiden werden auch weiterhin meine mobile Küche bleiben, aber ich werde vor Touren überlegen, ob ich sie mitnehme. Wasseraufbereiter Katadyn BeeFree Damit komme ich gut klar. Besonders gefällt mir daran, dass ich nach dem Wasserschöpfen sofort trinken kann. Ich kann ihn auch in leerem Zustand unter meinen Hüftgurt klemmen und unterwegs schnell aus einem Bach trinken. Meine Trinkflaschen bekomme ich zwar aus den Seitenfächern des Rucksacks heraus, aber nicht wieder hinein, ohne den Rucksack abzunehmen. Feuerzeug In diesem Jahr habe ich ein Feuerzeug mit Jetflamme benutzt. Etwas schwerer als die Bics, aber sehr praktisch, wenn man es beim Anzünden nach unten halten muss, z. B. um den Kocher anzuzünden, und natürlich bei Wind. Rettungsfolie Habe ich in der Sturmnacht über mich gelegt, um etwas mehr Schutz gegen Nässe und Wind zu haben. Würde ich auch immer wieder mitnehmen. Powerbank und Solarpanel Ist sicher eine gute Idee, wenn man nicht mehrere Tage im Regencape rumläuft. Hier muss ich für die nächste Tour nochmal intensiv nachdenken. Eine Lösung zum Aufladen brauche ich auf jeden Fall. GARMIN InReach SE+ 2017 Wenn man auf Strecken unterwegs ist, auf denen man mehrere Tage keinen Menschen sieht, gibt es Sicherheit für den Notfall. Zuhause hat man dann auch präzise Angaben über die Stellen, von denen man OK-Messages abgesetzt hat, bei mir waren das de Übernachtungsplätze. Leider kann ich keine Mehrfachfunktion feststellen, z. B. für die Navigation. Haben wir das falsche Gerät gekauft? Kopfnetz und Hut Habe ich nicht einmal benötigt. Lag sicher an der Jahreszeit und am Wetter. Würde ich mir auch beim nächsten Mal genau überlegen, ob ich es mitnehme.
-
Danke. Gute Idee. Hab ich gleich mal eingesetzt.
-
Fazit des 2. Teils: Es war eine ereignisreiche, unheimlich emotionale Zeit. Es war mein erster Wanderurlaub komplett allein. Ich habe es so sehr genossen, dass ich manchmal fast ein schlechtes Gewissen hatte. Man liest oft so Sätze wie "Das Abenteuer beginnt am Ende der Komfortzone". Während ich diesen Bericht geschrieben habe, ging mir manchmal durch den Kopf, wieso dieser Urlaub für mich so großartig war. Nasse Füße, Pausen zusammengekauert unterm Regencape, keine Dusche, das Wetter zu schlecht, um wenigstens mal in Seen oder Flüssen zu baden, ein Sturm, der einem das nasse Zelt um die Ohren haut: Will ich das wirklich? Ist das Urlaub? Nee, das will ich natürlich nicht. Das habe ich auch nicht so geplant. Aber es hat sich so ergeben und ich bin damit klargekommen. Und das ist ein tolles Gefühl. Der Fokus liegt auf einer neuen Sichtweise auf Dinge, die ich mein Leben lang als selbstverständlich hingenommen habe: Sonne im Gesicht, auf einem Stuhl oder einer Bank sitzen, eine warme Dusche, abends mit trockenen Füßen schlafen gehen, morgens in trockene Strümpfe und Schuhe steigen… Ach, Ihr kennt das ja. Sucht Euch selbst was aus! Zusammenfassung meines Schottland-Urlaubs: - Erwarte nichts und rechne mit allem. - Beschäftige Dich erst mit einem Problem, wenn es genau vor Dir liegt. - Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Manchmal ist sie mit nassen Füßen verbunden. Schottland, wir sind noch nicht fertig miteinander. Ich komme wieder!
-
19. - 23.9.2018 Der Rest des Urlaubs hat nichts mehr mit dem Trail zu tun, deshalb nur in aller Kürze: Den nächsten Tag bleibe ich auch noch auf dem Campingplatz, den ich wirklich wärmstens empfehlen kann. Die Leute sind sehr nett und die Sanitäranlagen warm und supersauber. Dann fahre ich mit dem Bus bei strahlendem Sonnenschein nach Inverness und miete mich für die restlichen Tage im Hostel direkt an der Fußgängerzone ein. Auch sehr zu empfehlen. Den Rest des Tages lasse ich mich durch Inverness trieben, am nächsten Tag besichtige ich die Destillerie Glen Ord (nicht zu empfehlen) und am Samstag die Destillerie Tomatin (sehr zu empfehlen). Am Sonntag bringt mich die Bahn zurück nach Edinburgh (Busfahrt wäre billiger und nicht viel länger gewesen) und von dort geht's mit dem Flieger zurück nach Hamburg.
-
18.9.2018, 7 km Als ich morgens aufwache, haben Sturm und Regen nachgelassen, aber zwischen den Bergen hängen die Wolken noch immer sehr tief. Ich wringe die nassen Sachen vom Vortag aus, ziehe sie dann wieder an, packe zusammen und laufe los. Mein Ziel ist der Cluanie Inn. Spannend wird es, von dort wegzukommen. Nach meiner Recherche gibt es dort keine öffentlichen Verkehrsmittel. Aber bis jetzt hat sich noch immer eine Lösung aufgetan. Irgendwann sehe ich den Loch Cluanie und eine halbe Stunde später auch den Cluanie Inn. Loch Cluanie Cluanie Inn Nach lockeren eineinhalb Stunden bergab auf Schotterweg komme ich beim Cluanie Inn an. Schon von weitem kann ich sehen, dass auf der Straße reger Verkehr ist. Vielleicht ist trampen die Lösung. Aber zuerst will ich zum Cluanie Inn, um mir ein schönes Frühstück zu gönnen. Vor der Tür steht unter dem Dachüberstand eine Bank, auf der ich mich erst einmal niederlasse, mein Regencape ausziehe, und versuche, mich etwas zivilisierter herzurichten. Ich bin immer noch froh, dass das Zelt in der Nacht nicht zusammengebrochen ist. Um Punkt 11 Uhr werden die Türen aufgeschlossen und ich gehe mit einigen anderen, die sich inzwischen vor dem Gasthaus gesammelt haben, hinein und bestelle mir einen heißen Cappuccino und ein leckeres Lachsbrötchen. Handy und Powerbank aufladen geht nicht. Mir wird mitgeteilt, dass leider keine Steckdose frei sei. In einem Hotel mit Gasthaus. Mit einem leeren Gastraum auf der anderen Seite des Flurs. Naja. Ich muss es nicht glauben, aber hinnehmen. Aber es hätte mich vor ein großes Problem gestellt, wenn ich nicht schon beschlossen hätte, hier auszusteigen. Nachdem ich satt bin, überrede ich ein deutsches Ehepaar, mich Richtung Inverness mitzunehmen. Sie wollen noch Sightseeing machen, was für mich auch sehr nett ist, weil ich auf diese Weise Orte noch einmal wiedersehe, an denen ich vorbeigelaufen bin. In Fort Augustus verabschiede ich mich von Ihnen. Ich will dort auf den Campingplatz. Aber erst mal endlich in die Bothy. Hier darf ich mein Handy aufladen und trinke ein Pint of Tennenth. Das tut gut! Dann gehe ich bei strahlendem Sonnenschein zum Campingplatz, einige mich mit den Kaninchen auf eine gerechte Platzverteilung, baue mein Zelt in strahlendem Sonnenschein auf einer wunderbar ebenen Fläche auf. Ohne Rucksack spaziere ich noch einmal den kurzen Weg ins Ortszentrum, kaufe etwas zum Abendbrot ein und verbringe eine wunderbare Nacht, zwar bei Regen, aber ohne Rutscherei!
-
17.9.2018, 11 km In dieser Nacht habe ich tatsächlich einigermaßen eben geschlafen. Am Morgen stehe ich in einer Regenpause auf und packe alles zusammen. Dann gehe ich noch ein Stück an der Straße entlang, bevor rechts der Fußpfad Richtung Cluanie ausgeschildert ist. Ein Schild warnt vor dem Weg und weist darauf hin, dass man die richtige Kleidung tragen soll. Neun Meilen bis Cluanie. Na, die richtige Kleidung habe ich doch an. Und andere habe ich sowieso nicht dabei. Also los. Es geht auf einem schmalen, holprigen Weg immer bergan. Ich muss bei jedem Schritt aufpassen, wohin ich trete. Steinig, schmal, manchmal zwischen Heidebüschen verborgen. Blick zurück. Am dunklen Berg kann man die schwarzen Forstwege erkennen, die der Landschaft ein vernarbtes Aussehen geben. Mein "Weg" Der Ausdruck "Wasserweg" bekommt eine völlig neue Bedeutung Regen? Wolken? Egal. Nass ist es. Und dann fängt es wieder an zu regnen. Und hört nicht wieder auf. Inzwischen kann ich meinen Weg gut erkennen, weil mir das Wasser auf ihm entgegenkommt. Also quäle ich mich weiter bergauf. Da die Füße sowieso schon nass sind, gehe ich einfach im Wasserlauf entlang und versuche schon lange nicht mehr, dem Wasser auszuweichen. Die Pausen verbringe ich zusammengekauert unterm Regencape versteckt, eng an meinem Rucksack gekuschelt. Noch ist wenigstens kein Wind. So komme ich endlich nach viel zu langer Zeit über die Kuppe. Von Wolken umgeben, kann ich nur erahnen, dass sich vor mir ein grandioses Tal ausbreitet. Jetzt geht es wieder bergab und ich habe die Hoffnung, dass ich etwas Zeit aufholen kann. Von wegen. Der Weg bergab unterscheidet sich von dem bisherigen lediglich dadurch, dass das Wasser und ich jetzt dieselbe Richtung haben - meistens. Ich bin viel zu langsam, es regnet immer noch und hier oben ist es auch noch windig. Irgendwann kann ich wenigstens wieder die Umgegend erkennen. Ein langes weites Tal, durch den sich ein Fluss schlängelte. Ich ahne noch nicht, dass ich mit diesem Fluss noch meinen Spaß haben werde. Aus den Bergen rauschen die Wasserfälle herab. Immer wieder muss ich die daraus entstehenden Flüsse queren. Manchmal reichen zwei, drei große Schritte über Steine, manchmal muss ich furten. Das Wasser ist nicht wirklich kalt. Oder meine Füße haben schon jegliches Kälteempfinden ad acta gelegt. Es regnet immer noch. Das, was ich sehen kann, lässt mich vermuten, dass ich an einem atemberaubenden Platz bin. Und dann stehe ich auf einmal vor einem dieser Flüsse, die aus den Bergen kommen und sehe auf den ersten Blick keine Möglichkeit, auf die andere Seite zu gelangen. Die Strömung ist an der Stelle, an der keine Steine mehr sind, zu stark. Der Pfad verliert sich im Gras, so dass ich ziemlich unsicher bin, wo ich weitergehen soll. Also muss mein Handy mir mal wieder den Weg weisen. Hey! Ich soll gar nicht über diesen Fluss! Ich soll nach rechts abbiegen und den breiten Fluss queren. Na toll! Also stehe ich an der Flussmündung und bin so schlau wie vorher. Zurück ist keine Option. Also lösungsorientiert denken. Unterhalb der Mündung fließt mehr Wasser als oberhalb. Kurz vor der Mündung scheint der einfließende Fluss einen Steinwall aufgeschwemmt zu haben. Das sieht flacher aus. Um an die Stelle zu kommen, muss ich aber doch erstmal den Nebenfluss überqueren. Also Augen auf und durch. Da die Hose sowieso schon komplett nass ist, krempele ich sie gar nicht mehr hoch. Mit meinen Stöcken vorsichtig tastend, immer drei von vier Stützen (2 Füße und 2 Stöcke) fest auf dem Grund, schiebe ich mich vorsichtig erst durch den kleinen, dann durch den breiten Fluss. Das Wasser reicht nur bis zu den Knien. Na, geht doch! Jetzt weitergehen, damit das meiste Wasser aus Schuhen, Strümpfen und Hose wieder rausläuft. Nach der Furt windet sich der Weg auf leichter Höhe parallel zum Fluss, immer noch gemeinsam genutzt von mir und dem Wasser, das mir jetzt zur Abwechslung mal wieder entgegenkommt. Zwischen zwei großen Steinen, die mich etwas vor dem Wind schützen, mache ich noch mal eine Pause. Ein Kontrollblick auf das Handy zeigt mir, dass ich circa 10 m vorher rechts abbiegen sollte, um den nächsten Berg hinauf zu steigen. Also los. Irgendwann muss es ja auch wieder mal abwärts gehen. Blick zurück Blick vorwärts Als ich fast oben bin, darf ich noch einen von mir vorher so bewunderten Wasserfall furten. Blick zurück ins Tal Dann zieht sich der Pfad mit etwas auf und ab nahezu auf einer Höhe entlang. Ich bin wieder in den Wolken und es ist sehr windig geworden. Auf meiner Karte finde ich an dieser Stelle den Vermerk "Zeltplatz suchen". Der Weg bis hierher war also eigentlich für gestern geplant. Ich sehe mich um und muss lachen. Kein Stück ebene Fläche, alles voll im Wind und der Boden tendiert von komplett nass zu noch nasser. Na, das wäre ja eine schöne Zeltplatzsucherei geworden. Also weiter. Dass ich mein Tagesziel heute nicht mehr erreichen würde, ist mir inzwischen klar. Und dass ich deshalb morgen Cluanie Inn als Ausstiegspunkt nehmen muss, ebenso. Laut Karte werden die restlichen geplanten 80 km in etwa das Gelände haben, durch das ich heute gegangen bin. Ich kann die Strecke nur schaffen, wenn ich die verlorene Zeit wieder aufhole. Die Wahrscheinlichkeit, dass das klappt, tendiert nach dem heutigen Tag gegen Null. Außerdem sind die Akkus meines Handys und meiner Powerbank fast leer, so dass ich sie im Cluanie Inn erstmal aufladen müsste, was auch wieder Zeit kostet. Nachdem ich die Entscheidung für den morgigen Ausstieg gefällt habe, ist der Druck raus, aber das Wetter wird davon auch nicht besser. Dann endlich sehe ich nach einer Kurve in der Ferne eine steinerne Brücke. Diese Brücke bedeutet mindestens Schotterstraße. Bis dahin ist es noch ein ganzes Stück, aber es geht nur noch bergab. Etwas weiter rechts kann ich durch Regen und Wolken den Loch Loyne sehen. Eine Straße in der Ferne Blick auf den Loch Loyne (rechts im Dunst) Leider werden Wind und Regen immer heftiger und ich bin inzwischen durchnässt, erschöpft und ziemlich demoralisiert. An der Straße angekommen, die sich wirklich als Schotterweg herausstellt, habe ich noch gute 6km bis zum Cluanie Inn vor mir. Die nächste Zeit verbringe ich mit der Überlegung, ob ich wohl im Cluanie Inn ein Zimmer bekommen würde. Ich meine mich aber zu erinnern, dass die Preise dort ziemlich heftig sind, obwohl meine diesbezügliche Schmerzgrenze mit jedem Schritt weiter sinkt. Falls es dort aber kein Zimmer für mich gibt, werde ich vor dem Problem stehen, im Dunkeln einen Platz zum Übernachten suchen zu müssen. Ich entscheide mich für den Spatz in der Hand und beginne, eine Stelle für mein Zelt zu suchen. Das erweist sich mal wieder als schwierig. Neben der Straße ist circa 1/2 m Randstreifen und dann fängt das Bog an. Gerne hätte ich einen windgeschützten Platz, aber die Stellen im Windschatten von größeren Steinen oder Felsen lassen nässetechnisch nichts Gutes ahnen. Also weiter und weiter und weiter. Irgendwann kommt eine Brücke, vor der links etwas mehr Platz neben dem Weg ist. Mein Platz! Ich lassen meinen Rucksack vom Rücken rutschen und sage zu ihm: "Tut mir leid, Kumpel. Einer von uns muss jetzt ohne Regencape auskommen. Und ich bin es nicht!". Und dann versuche ich, mein Zelt aufzustellen. Es regnet wie blöd, es stürmt und ich bekomme die Heringe nicht in den Boden, weil die Straße unter dem Gras zu weit in den Randbereich geschottert war. Keine Chance! Also ziehe ich mit dem Zelt auf die rechte Seite hinter der Brücke, wo es ein breiteres, mit Heide bewachsenes Stück gibt, das etwas höher liegt. Dort kann ich endlich mein Zelt aufstellen. Nicht optimal, die Seiten liegen auf den Heidebüschen und in der Mitte ist eine Vertiefung. Egal, ich will nur noch rein. Alles ist nass. Selbst der Rucksack ist inzwischen innen nass. Ich ziehe mich um, gönne mir zum Aufwärmen zwei Whiskies, krabbele in den klammen Schlafsack und will nur noch schlafen. Und dann geht es richtig los. Bis in den frühen Morgen Sturm und prasselnder Regen. Die Abspannungen an den Seiten des Zeltes muss ich circa alle halbe Stunde nachziehen. Dazu muss ich zum Glück nur rechts und links durch die Türen des Innenzeltes greifen. Ich bekomme keine trockenen Hände, alles ist nass oder klamm. In meiner Zeltbodenvertiefung sammelt sich Wasser, ich werfe ein Tuch dazu, das das Wasser aufsaugen soll. Aber es gibt mehr Wasser als Tuch. Das Fußteil meines Schlafsacks fühlt sich auch inzwischen ziemlich schwer an und ich versuche zu verhindern, dass er beim Umdrehen in die Wasserpfütze hängt. Vermutlich völlig überflüssige Liebesmüh. Circa um 2 Uhr nachts hilft nichts mehr. Das Zelt hat nicht mehr genug Spannung, es schlägt zu weit nach innen und ich kann nicht ausweichen. Ich muss raus und alle Heringe prüfen, beziehungsweise nachsetzen und die Abspannleinen strammziehen. Dabei leere ich gleich noch den kleinen See in meinem Zelt aus. Meinen 650ml-Topf kann ich zweimal komplett füllen. Danach verstecke ich mich wieder in meinem klammen Schlafsack. Seltsamerweise ist mir nicht kalt, es ist nur unangenehm. Und irgendwann schlafe ich dann wieder ein.
-
16.9.2018, 20 km Im Matsch baue ich ganz vorsichtig mein Zelt ab, verstaue alles im und am Rucksack und komme gegen halb zehn los. Mein Fuß muckt noch etwas rum, ich will nichts riskieren und nehme noch eine Tüte Iboprofen. Nach einem kurzen Beginn auf einem schönen Waldweg folgt Schotterweg auf Schotterweg. Es geht einige Zeit durch Wald oder an gerodeten Katastrophen vorbei. Irgendwann ist ein Gatter quer über den Weg. Daneben ein Schild mit dem Text "The beast is back". Als weitere Erklärung lese ich, dass sich in dem eingezäunten Bereich Highland Rinder befinden, die u. a. auch einen natürlichen Nutzen für das Gebiet haben. Ich gehe durch das Tor und dann weiter auf dem Schotterweg. Einige Zeit später sehe ich sie dann. Eine Herde mitten auf dem Weg. Die beeindruckenden Hörner lassen mich einen Moment zögern. Nach kurzer Überlegung komme ich zu dem Schluss, dass man sie nicht auf einem Wanderweg frei laufen lassen würde, wenn sie gefährlich wären. Also atme ich einmal tief durch und gehe mitten zwischen ihnen hindurch. Ihr gesamtes Temperament reicht immerhin soweit, dass sie mir mit den Augen folgen und dafür sogar den Kopf etwas bewegen. Ich mache dann noch zwei Bilder, würde an den letzten auch gerne näher herangehen, um ein besseres Foto zu machen, will ihre Gutmütigkeit aber jetzt auch nicht ausnutzen. Kurz danach verlasse ich durch ein Tor das eingezäunte Gelände, wandere weiter und habe am höchsten Punkt dieses Abschnitts endlich mal wieder einen schönen Ausblick, diesmal über den Loch Garry. Als ich im nächsten Wald eine Pause mache, komme ich mit einem Wanderer ins Gespräch. Der Fast-Kölner kommt aus der Richtung, in die ich gehe, und erzählt mir, dass er nach der heftigen Nacht im Bog umgekehrt ist. Die heftige Nacht kann ich nachvollziehen, ich habe denselben Regen abbekommen. Mit einem skeptischen Blick auf meine Trailrunner meint er noch, er hoffe, dass das Wasser inzwischen soweit abgeflossen ist, dass ich gut durch die matschigen Wege und vor allem durch den Fluss, an dem die Brücke abgebaut sei, komme. Ähem. Ich weiß nicht genau, welche er meint, beschließe aber, Probleme zu lösen, wenn ich sie vor der Nase habe. Dann setzen wir unsere Wege - in entgegengesetzte Richtungen - fort. Hinter Greenfield biege ich nach links ab und gehe einen ganz frisch geschotterten Weg bergauf. Die Ränder sind vom Wegebau noch völlig kahl. Neben dem Weg blicke ich auf gerodete Flächen. Straßenbau-Feeling. Nicht schön. Idylle geht anders. Hinter der nächsten Farm macht mir eine ziemlich neue Brücke das Überqueren des Greenfield Burn einfach. Kurze Zeit später kann ich aber nicht genau erkennen, welcher der vielen Trampelpfade meiner ist und muss meine Karte zu Rate ziehen. O.K., da geht's lang. Der schmale Pfad zwischen Gras und Heidebüschen hat in der letzten Nacht offensichtlich auch einige Wassermassen abbekommen. Er arbeitet noch daran, sie wieder loszuwerden. Also stapfe ich durch Matsch und Wasser den nächsten Hügel hinauf. Ich war ja gewarnt, aber so schlimm ist es jetzt auch nicht. Nur etwas anstrengend. Nach ca. 2 km komme ich an einen Fluss mit einem Wehr. Und davor liegt - eine abgebaute Brücke. Aha. Ich schaue mir den Fluss an und stelle fest: Der ist an dieser Stelle nicht zu überqueren. Oberhalb des Wehrs auch nicht. Also erstmal hinsetzen und nachdenken. Das also meinte der Kölner. Zurück gehe ich nicht! Im Notfall muss ich so lange flussaufwärts wandern, bis ich rüberkomme. Eigentlich muss ich sparsam mit meinem Handy-Akku sein, aber jetzt hole ich es doch raus, um einen Überblick über meine Position und die Umgebung zu bekommen. Und dann stelle ich fest, dass ich gar nicht an dieser Stelle sein soll. Ich habe mich bei den unübersichtlichen Pfaden vertan und bin einem falschen gefolgt. Na super. Aber etwa 100m flussaufwärts gibt es einen Weg, über den ich in einem Bogen genau dahin komme, wo ich heute sowieso landen wollte. Besser als umkehren. Also schlage ich mich durch Heide und Sumpf bis zu dem Weg. Überraschung! Ein zweispuriger Schotterweg, der den Fluss mit einer gut ausgebauten Brücke überquert. Aber da will ich ja gar nicht hin. Ich schlage die andere Richtung ein, laufe meinem ursprünglichen Ziel entgegen und ärgere mich etwas über mich selbst, dass ich durch die Aktion einen Teil meines Zeitpuffers wieder verliere. Den Rest des Tages mache ich nur noch ein Foto. Erstens will ich Akku sparen, zum anderen sehe ich nichts, was es in meinen Augen wert ist, fotografiert zu werden. Der Weg zieht sich mühsam und langweilig durch Forstabbaugebiete. Der Ausdruck "vernarbte Hügel" geht mir immer wieder durch den Kopf. Und irgendwann regnet es wieder. Weder Regen noch Weg scheinen ein Ende zu nehmen. Ziemlich fertig erreiche ich irgendwann wieder meine Route, gehe noch circa 2 km an der Straße entlang und baue etwas abseits im Regen mein Zelt auf. Schade, eigentlich wollte ich heute noch etwas weiter gekommen sein. Vor der Reststrecke habe ich etwas Respekt. Aus einem nahen Bach fülle ich noch meine Wasservorräte auf. Dann krabbele ich in meinen Schlafsack und lobe meine Füße ausgiebig, besonders den rechten, der heute nicht mehr rumgezickt hat.