Ganz vielen Dank für den tollen Reisebericht! Ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung.
Meine Freundin und ich waren Anfang Juni auf der Via Apsyrtides unterwegs, und zwar von der Stadt Cres bis zur Stadt Mali Lošinj. Insgesamt waren wir sehr begeistert von der Tour! Wobei es teilweise schon sehr heiss war und es bei manchen Etappen fast gar keinen Schatten gibt (Geröllhalden, Macchia).
Das Wasser muss immer mitgetragen werden. Abgesehen von den Ortschaften, die man durchquert, haben wir nur eine einzige brauchbare Wasserquelle unterwegs gefunden. Das war ein Hydrant, an dem ein Wasserhahn angeschlossen war. Von Ende Juni bis August würde ich persönlich diese Tour nicht machen wollen.
Auf eine Sache wollen wir jedoch besonders hinweisen (bitte entschuldigt, wenn das ein Spoiler ist, aber wir wollen andere warnen): Etappe 9 von Ćunski nach Mali Lošinj ist unglaublich extrem und eine ziemliche Zumutung. Von Ćunski geht es zunächst auf einem sehr bequemen Weg runter zur Küste. Von dort sind es vielleicht gerade mal so 5-6 km bis zum Campingplatz kurz vor Mali Lošinj. Obwohl unsere Vorräte nahezu aufgebraucht waren, und unser Gepäck dementsprechend leicht war, ist unsere Laufgeschwindigkeit ab der Küste auf 1 bis 1,5 km/h gesunken. Denn es gibt zwar viele Wegmarkierungen, ein Weg im eigentlichen Sinne ist aber nicht existent und die ganze Küste ist unglaublich schroff. Es gibt Abschnitte mit messerscharfen, senkrecht stehenden Felsplatten. Hier zwei Fotos vom "Weg" (auf beiden Fotos sieht man die Wegmarkierung):
Hier noch ein Foto das einem Gesamteindruck vermittelt:
Der ganze Karst ist total verwittert. Das ist eine unglaubliche Belastung für Muskeln und Gelenke. Zwar ist der Fels schön griffig, aber eben auch sehr scharfkantig. Falls man hier stürzen sollte, erwarte ich schlimme Verletzungen. Ich gehe sehr gerne abseits der Wege in sehr unwegsamen Gelände und bin auch öfters in den Alpen unterwegs. Auch auf dieser Tour haben wir übrigens stellenweise von dem Wanderweg abgewichen und sind querfeldein oder an der Küste entlang, was super funktioniert hat. Aber diese Etappe 9 hat mir persönlich gar keinen Spaß gemacht und ich habe es als sehr ermüdend empfunden.
Hinzu kommt noch, dass noch nicht einmal die Büsche und Sträucher entlang des "Weges" zurückgeschnitten sind. An einer Stelle musste ich auf allen vieren weiter kriechen. Meine Evazote-Isomatte, die ich oben auf den Rucksack gebunden hatte, wurde auf dieser Etappe ziemlich zerfetzt. Auf den ganzen anderen Etappen war das nicht der Fall.
Wir haben dann in der Bucht vor dem Berg Tovar uns entschieden abzubrechen und uns auf die andere Seite der Halbinsel zur Straße durchzuschlagen. Dabei gab es eine weitere Überraschung: der Berg Tovar ist durch Hinweisschilder als vermint und mit Lebensgefahr gekennzeichnet! Der zugehörige Zaun war nur stellenweise zu sehen und wir haben einfach auf unsere Intuition vertraut, dass wir uns ausserhalb des Minengebiets befinden. Es war die absolut richtige Entscheidung, den Rest der Etappe entlang der viel befahrenen Straße zu laufen. Hier ein Foto von dem Ort direkt an der Küste, wo wir den Wanderweg verlassen haben:
Ich würde jedem empfehlen, Etappe 9 komplett entlang der Straße zu laufen. Eine andere Möglichkeit gibt es leider nicht. Ich bin sehr gespannt, was scissorsmountain noch dazu schreiben wird.
Von dieser einen Etappe abgesehen waren wir aber wie gesagt von der Via Apsyrtides hellauf begeistert!