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Tschechien: Stezka Českem, Etappe Šumava (Böhmerwald), 6 Tage (in 4-5 gut machbar)
Kemma antwortete auf Kemma's Thema in Reiseberichte
Tag 3 – Strážný bis Bučina Heute ist der „kurze Tag“. Auf die kalte Nacht folgt ein strahlend schöner Morgen. Der Weg führt auf freie Felder, Hochmoore – mein liebstes! Diese Bohlenwege… Kurz vor meinem Ziel durchquere ich die verschwunde Siedlung Knížecí pláně (Fürstenhut) – die gesamte Strecke entlang der Grenze ist voll mit verschwundenen Siedlungen, die vornehmlich von der Holzwirtschaft oder dem Steinbruch gelebt hatten. An vielen dieser Orte wird mittels Tafeln in Buchform vom Projekt „Historické album Šumavy“ in Texten und Bildern die Geschichte der Dörfer und ihrer vertriebenen deutschsprachigen Bewohner erzählt. In Knížecí pláně gibt es jedoch seit kurzem eine Gaststätte (auch Pension), die deftige böhmische Küche und (Geheimtipp: ) das meiner Meinung nach beste tschechische Bier aus der Mikrobrauerei „Březí koza“ (=schwangere Ziege, ein tpyisch tschechisches Wortspiel – der Ort der Brauerei heißt auch Březí. Außerdem bedeutet koza neben „Ziege“ auch „Brüste“, aber das führt im Rahmen dieses Berichts wohl zu weit. ) serviert. Da muss man doch pausieren. Gegen drei bin ich schon in Bučina, gut dass ich das Hotel gebucht habe. Das kleine Info-Zentrum hat sich auch schnell ausstudiert, also checke ich ein. Die Dame an der Rezeption schaut ein bisschen schief als ich sage, dass sie sofort die Sauna anschalten soll – aber so what. Vor dem Vergnügen kommt noch kurz die Arbeit – ich wasche meinen Satz Kleidung im Waschbecken und hänge ihn auf den Balkon. Die nächsten Stunde gedenke ich – wenn überhaupt bekleidet – im Bademantel zu verbringen. Ich relaxe den Frühabend also schwitzend und dampfend als einziger Gast im Wellnessbereich so dass ich trotz spätem Mittagessen wieder ein ordentliches Hüngerchen bekomme. Beim Blick aus dem Balkonfenster auf die Terrasse unten kommt aber doch etwas Wehmut auf: Ich sehe ich ein Mädchen mit großem Rucksack dort sitzen, mit ihrem Husky, und teilt mit ihm die Reste auf ihrem Teller. Sie steht auf, zieht weiter – in Richtung Biwakplatz, ganz sicher. Am Himmel zeichnet sich ein wunderschöner Sonnenuntergang ab. Jetzt würde ich auch gerne draußen schlafen. Aber gut, einmal Hotel – da muss ich wohl durch. -
Tschechien: Stezka Českem, Etappe Šumava (Böhmerwald), 6 Tage (in 4-5 gut machbar)
Kemma antwortete auf Kemma's Thema in Reiseberichte
Tag 2 – Nové Údolí bis Stražný Fahrt nach Nové Údolí (ja, schon wieder) – diesmal mit dem Zug (und Schienenersatzverkehr). Der fährt einen beschaulich von Budweis über Krumau an den Lipno-Stausee, und von dort über Nova Pec (ja, das kennen wir jetzt auch schon) nach Nové Údolí. Gegen 1 komme ich dort an, und marschiere los Richtung Westen, für die nächsten zwei Tage immer auf rot. Durch die typischen böhmischen Wälder, hier regnet es so viel dass das Moos schon die Wege erobert. Alles ist voller Pilze. Die Wege sind durch den vielen Regen und die Forstarbeiten aber reine Schlammlöcher, entweder durchwaten oder sich durch den Wald schlagen. Der Biwakplatz sieht auch aus wie eben erst plattgemacht. In den Ort Stražný möchte ich nicht gehen, das ist ein Grenzort der nur aus Casinos und Bordellen besteht. Der einzige Ort, der mir auf der Reise ein bisschen zu „fishy“ ist. Eigentlich gibt es dort einen sehr guten Imbiss (einer Forellenzucht); leider ist Dienstag und da hat die zu. Also lungere ich in der Nähe des Biwakplatzes rum bis es 18 Uhr ist – die Sonne scheint, ich kann mein Buch lesen und die Füße lüften. Ein Wanderer kommt, pausiert und zieht weiter. Heute Nacht bin ich alleine. Bis auf die Hirsche scheinbar, es hört sich an als würden sie jetzt direkt neben meinem Zelt röhren. Und Forstmaschinen fahren vorbei. Ich schlafe nur leicht, weil ich mich immer noch ein wenig unwohl in der Gegend fühle und immer wieder aufschrecke – und weil es echt saukalt ist. Am nächsten Morgen koche ich mir einen Kaffee. Bei dem Matsch brennt hier kein Wald. Bis ich realisiere, warum mein Kocher so seltsame Abdrücke auf dem Tisch macht – Reif überall – ist es zu spät, die Hose ist nass. Das Zelt bekomme ich eh nicht trocken, also packe ich ein und laufe weiter. -
Tschechien: Stezka Českem, Etappe Šumava (Böhmerwald), 6 Tage (in 4-5 gut machbar)
Kemma antwortete auf Kemma's Thema in Reiseberichte
Tag 1 – Nové Údolí bis Nová Pec Am nächsten Morgen kommt eine Parkrangerin vorbei und fragt kurz ob alles ok ist. Neben mir ist nur noch das Paar von gestern Abend da, ich bin wohl ein Langschläfer... Also mache ich mich endlich auch auf, als erstes auf den Tristolicnik (Dreisesselberg). Ich teile mir den Pfad mit einem kleinen Rinnsal das mir entgegenkommt. Trotz Versuchen nicht direkt reinzutappen sind die Schuhe natürlich nass. Der Weg ist steinig, mittelsteil. Die Landschaft wird karger; in Tschechien hatte man dem Borkenkäfer zugesehen und beschlossen dass sich das Problem irgendwann von selbst erledigt, daher gibt es auf vielen Landstrichen eine gute Aussicht... Oben angekommen gibt es Nebel, Nebel und Nebel. Und Wind. Und Steine. Im Wirtshaus (schon auf der deutschen Seite) futtere ich mich durch die Karte, ohne Frühstück wird man ziemlich hungrig nach so einer Bergerklimmung. Wasser kann ich wider Erwarten nicht auffüllen, es ist ausgewiesen als nicht trinkbar und stinkt unangenehm, da will ich auch nicht den Filter nehmen. Aber es gibt noch mehrere Quellen auf dem heutigen Weg. Danach geht es weiter in Richtung Plechý (Plöckenstein). Der Weg führt auf dem Bergkamm entlang und ist trotz Nebel eine absolute Offenbarung. Hier wohnen die Trolle. Am Dreiländereck gibt es noch mehr Nebel, viele Fotos. Ich muss immer dem roten Pfad folgen – wer schon mal in Tschechien gewandert ist wie idiotensicher und gut ausgebaut das dortige Wegnetz ist. Auf dem Gipfel des Plechý weht’s mich fast um, ich kann gerade noch ein Selfie schießen und ans Basislager senden. Dann geht es an den Abstieg. Ich habe beschlossen, dafür den Stezka Ceskem zu verlassen und den westlichen Weg um den See Plešné jezero zu nehmen, zum einen weil der als Naturlehrpfad ausgeschrieben ist, zum anderen geht ir der gelbe Weg zu steil bergab. Ich hab’s in den Knien. Ziel fúr heute ist eigentlich der Biwak-Platz hinter dem Plešné jezero, das soll sich aber dann doch spontan ändern... Beim Abstieg fängt es dann an zu regnen. Unten angekommen, sind es noch 2 km bis zum Biwakplatz, aber es regnet in Strömen. Da muss man durch, denk ich, und marschiere weiter. Irgendwas rinnt mir innen die Arme lang. Und sowieso... Glückwunsch. Die Jacke, die ich als „Regenjacke“ deklariert eingepackt habe, stellt sich als nicht wasserdicht heraus. Hm, ich hab die doch erst seit 12 Jahren (und noch nie die Imprägnierung erneuert...). K L U K. Am Biwakplatz zücke ich erst mal das Handy und studiere den Wetterbericht für den nächsten Tag – 9 Stunden Regen, fröhliche 15mm. Es ist 15 Uhr, in drei Stunden darf ich mein Zelt aufbauen. Der peinlichste Teil meines Berichts kommt jetzt: Ich beschließe dass das erst mal eine wertvolle Erfahrung war, rufe die Basisstation an und lasse mich in Nová Pec abholen. (ich hätte dort auch in den Zug steigen und nach Nove Udoli fahren können. Aber wenn schon aufgeben, dann richtig. ). Am nächsten Tag dann ein schneller Besuch bei Decathlon mit dem Erstehen einer neuen Regenjacke, kurzer Zwischenstopp im Büro, und nächsten Morgen gehts dann weiter mit dem offiziellen... -
Wie in der Vorstellung schon erwähnt wohne ich in Süd-Tschechien. Daher habe ich mir als Einstieg die Böhmerwald-Sektion des Stezka Českem, des Rundwanderwegs um die gesamte Tschechische Republik ausgesucht. Der Abschnitt ist vermutlich der schönste der ganzen Route, und da direkt an der deutschen Grenze für manche hier vielleicht auch interessant gerade für die nächsten Wochen wo der Herbst am schönsten ist. Da ich überhaupt keine Erfahrungen hatte wie weit ich am Tag laufen kann, habe ich mir erst mal nur Strecken bis ca. 20 km pro Tag festgelegt. Das passt auch gut, weil die Biwak-Plätze im Böhmerwald ungefähr diesen Abstand haben. Man kann auf dieser Strecke jede Nacht auf einem offiziellen Biwak-Platz verbringen, bis auf den ersten Abschnitt gibt es aber auch jedes Mal eine Hotel-Alternative (siehe später). Da eine der Strecken jedoch nur 17 km lang war und der Abschnitt im Nirgendwo endete (und man die Biwakplätze erst nach 18 Uhr aufsuchen darf), habe ich mir für diesen Tag das Hotel rausgesucht, um den Nachmittag in der Sauna zu verbringen - perfekter Cut direkt in der Mitte der Wanderung, ich konnte Socken und T-Shirt (und mich) waschen, Powerbank laden und (was gar nicht nötig war, aber das weiß man ja ohne Erfahrung nicht) entspannen. Da ich mir nicht zugetraut habe, am Anfang mit dem „hohen“ Berg zu beginnen, bin ich Tag 1 in umgekehrter Reihenfolge gelaufen (und nach Hause gefahren, bin einen Tag ins Büro gegangen) und dann am nächsten Tag bei Nové Údolí wieder eingestiegen. Man kann aber korrekterweise in Nová Pec / am Biwakplatz Plešné jezero starten und dann alles am Stück durchgehen. Tag 0: Anfahrt mit dem Auto an die deutsche Grenze (ja, auch aus Tschechien kommend – nach Nové Údolí darf man nicht mit dem Auto) auf den Parkplatz Haidmühle – nach mehreren Jahren Erstkontakt mit dem deutschen Digitalisierungskonzept: Der Parkplatz ist gebührenpflichtig, 5€ pro Tag; der Automat nimmt nur Münzen (zwar Euro und Kronen, aber 10 € in Münzgeld habe ich zufällig nicht dabei). Man kann auch mit der App Parkster zahlen, aber: Auf dem Handy kann man (sowohl Android als auch iphone) keinen Account anlegen, gibt nur Fehlermeldung. Also: Einsatzzentrale Basislager angerufen (=Freund auf dem Sofa); über den Browser kann man sich dann doch bei Parkster anmelden und somit die Gebühr zahlen. Erste Hürde geschafft, ich parke legal. Vom Parkplatz schlappt man 1 km über die Grenze nach Nové Údolí (dortin kann man auch mit dem Regionalzug fahren, siehe Tag „2“). Der Imbiss-Wagen hat noch auf, ich brauche aber nichts. Ein Brunnen führt frisches Wasser, hab ich aber auch alles dabei, daher marschiere ich schnurstracks auf den ersten „Nouzové nocoviště“ (=Not-Nachtplatz / Biwakplatz) zu. Zwei kleine Zelte stehen schon, ich stelle meines dazu. Auf dem Schild steht „Feuer verboten“, auch Gaskocher. Also Cracker zum Abendessen. Ein Paar kommt noch an und baut auf, also vier Zelte. Die Nacht ist ganz schön frisch; 6° waren zwar angekündigt für die Gegend, aber wir sind schon auf 800m Höhe, und es ist klarer als erwartet. In der Nähe hört man Hirsche röhren (ich kannte das Geräusch nicht und hatte zunächst seltsame Kühe vermutet...).
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@icefreak ich wohne in Budweis; daher ist mein to-go natürlich erst mal der Šumava - am liebsten das Zentrum irgendwo zwischen Stožec und Srní. Hochmoore, kleine Berge, Wälder, alles voll mit Wasser, Moos, Pilze, Elfenhütten - ich bekomme immer ein bisschen einen Kloß im Hals wenn ich daran denke. Mein Inbegriff von Waldeinsamkeit... Mit der Gegend um Lipno konnte ich mich noch nicht so anfreunden, werde ich aber diesen Winter noch ein bisschen genauer erkunden. Ich bin auch gerne in der Novohradské-Gegend unterwegs weil ich die Einsamkeit dort liebe. Und der Himmel ist irgendwie immer so weit... Ich traue mich noch nicht direkt im Nationalpark (zumindest in einem so streng reglementierten und auch frequentierten) frei zu übernachten, aber es gibt gerade im Šumava ein tolles Netz an Behelfs-Camps, wo man sein Zelt für die Nacht aufschlagen darf. Die sind keine 20 km auseinander, also perfekt für meine Einsteiger-Touren. Třebon hat mich nicht so abgeholt, zu viel Rummel Aber wie sich die Landschaft nach Süden hin verändert, finde ich schon spannend. Felsenstädte reizen mich auch immer wieder, ich war aber bis jetzt nur ein bisschen in Český ráj, Adršpach und der Děčiner Gegend. Viele schöne Gebirgsgegenden fehlen mir noch ganz, sowohl im Norden als auch die wilden, unbekannten im Osten. Genau deshalb der Stezka Českem (den Nord-Teil möchte ich unbedingt machen, Süden eher weniger; erstens kenne ich da das meiste schon, und zweitens graut mir davor durch ganz Mähren zu latschen... - habe ich von einem Urlaub dort als eher langweilig in Erinnerung bis auf kleine Highlights, z.B. Dyje-Tal oder der Karst südlich von Brno). Und der Nord-Trail geht bis über die (tschechischen) Beskyden, an die habe ich auch irgendwie letztes Jahr ein bisschen mein Herz verloren als ich nichtsahnend mein Auto dort gekauft habe. Wohnst du auch in Tschechien, oder "nah dran"?
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Hallo! Ich bin seeeehr knapp vor vierzig, wohne seit drei Jahren als Expat in Tschechien und möchte meine Entsendung nächstes Jahr mit dem Stezka Českem, einem Rundwanderweg entlang der tschechischen Grenze, beschließen. Die Wanderleidenschaft habe ich erst wirklich hier durch die sagenhaft schöne und relativ menschenleere Natur entdeckt. Ich habe die vorherigen Jahre eher Carcamping betrieben um an die schönen und einsamen Orte der Welt zu kommen, Fahrzeuge selber ausgebaut und an meine persönlichen Bedürfnisse angepasst, und bin schon dabei immer kleiner und reduzierter geworden – zum einen weil ich das technisch machbare ausreizen will, zum anderen weil es mich irgendwie erdet. Mein letztes Projekt war ein alter Kleinwagen unter 1000€, den ich zum autarken Minicamper für zwei Personen ausgebaut habe und mit dem ich mit Partner einen Monat off-road durch den Balkan getourt bin. Dass ich jetzt wandern und vor allem weit wandern kann, liegt erst an der Erkenntnis, dass ich dabei keine 20kg auf dem Rücken schleppen muss. Als Frau muss ich gestehen, dass ich solo nachts gerne ein Zelt um mich herum habe. Bei der Recherche bin ich erst auf den Trichter gekommen, dass es da ja eine ganze Bewegung gibt. Spontan bin ich mit ein wenig zusammengekauftem und -geliehenem Gear dann mal sechs Tage durch einen unserer Nationalparks gelaufen, und bis auf ein bisschen Frost an der Nase hat das schon ausgesprochen gut geklappt. Ich bin also frisch im Thema und werde vermutlich irgendwo an der Grenze leicht zu UL hängenbleiben, was hoffentlich auch erlaubt ist.