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Ultraleicht Trekking

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Geschrieben

Hi,

meine alten Wanderschuhe sind nach einigen Jahren Gebrauch leider hin und ich stehe vor der Entscheidung mir neue zu kaufen. Allerdings komme ich da gerade in einen leichten Konflikt.

Weil ausser einfachem wandern gehe ich gerne Klettern, unter anderem auch Klettersteige und -touren. Desweiteren ist für dieses Jahr meine erste Gletscherbegehung geplant, wofür ich Steigeisen oder etwas in der Art bräuchte. Ich habe jetzt das Gefühl, dass es hier nicht besonders gut wäre auf UL zu setzten, aber vielleicht ist das auch wieder meine durch die Industrie gebildete Meinung ;)

Deswegen wollte ich mal fragen ob hier jemand Erfahrung mit sowas hat?

Liebe Grüße,

Kai

Geschrieben

Moin,

persönliche Erfahrung - nein: wenn Hochtour (dh Gletscher), dann die superschweren voll "steigeisenfesten" Botten. Geht um festen Halt/Tritt und darum, nicht die Blutzirkulation abzuschnüren. Wobei der feste Tritt sich auch auf Gehen/Stehen auf den Vorderzacken beziehen muss, also: sehr feste Sohle. Wg Blutzirkulation brauchste nen entsprechend festen Vorderschuh. Ausserdem Isolation.

Ebenso wie Bergläufer aber in den letzten Jahren immer mehr zu sehen sind, die in ihren Trailrunners auch hochalpin unterwegs sind, triffste bei auch Gletschertouren immer mehr Alleingänger, die UL unterwegs sind. Auch Leute in Trailrunnern mit Leichtsteigeisen und 20-Liter Rucksack für ne mehrtägige Tour hab ich da schon getroffen. Jeweils irre schnell unterwegs weil jeweils trainierte Bergläufer und sehr (!) erfahren (und risikobereit). Und "UL" halt auch insofern, weil allein unterwegs und das ganze Gerödel nicht dabei ausser ganz vielleicht zwei Eisschrauben, Prusiks, Karabiner.

Da Du als Anfänger aber um Seil, Gurtzeugs usw. nicht drumrumkommst, "richtige" Steigeisen besonders im kombinierten Gelände mehr halten usw., ist UL eh eher relativ und beschränkt aufs zwei Tshirts-Prinzip, zwei paar Socken, leichte Jacke, gute Uwäsche, kein Softshell/Hardshell-Doppel und "nur das nötigste". Für die "richtigen" Steigeisen brauchste auch die "richtigen" Schuhe. Zur Not gehen auch die "Leichtbergstiefel", die die üblichen Verdächtigen in den letzten Jahren anbieten (leichtere Materialien und nicht so hoch), die als "Zustiegsschuhe" laufen. Kennste wahrscheinlich vom Klettern.

Wenn Du in Trailrunnern zum Eiskurs aufläufst oder beim Bergführer, denke ich, schickt der Dich weg:-)) (weiss ja nicht, was Du gletschermässig so vorhast).

gruesse, wr

Geschrieben

Hallo,

wie oben schon gesagt. für Steigeisen muss die Sohle des Schuhes einfach richtig starr sein, also kein Abrollen möglich. Ausserdem muss das Material des Sohlenrandes die Befestigung zulassen sonst franst/reißt das schnell aus. Das Gewicht ist da eher zweitrangig.

Also nur EIN Paar Schuhe für Hochtouren UND normales Wandern halte ich für nicht wirklich bequem. Wenn Du beim Wandern die harten festen Klötzer am Bein hast siehts immer son bißchen wie Gozilla aus. :lol: Naja, und entspanntes Wandern ist das (für mich) leider auch nicht.

Und bei aller Mehrfachnutzung, UL, Sparsamkeit, ... der Uhrmacher benutzt ja auch keinen Vorschlaghammer.

LGs,

Tappsi

Geschrieben

So was in die Richtung habe ich erwartet ;)

Wollte nur noch mal nachfragen.

Aber gibt es vielleicht einen leichten Schuh, mit dem man gut Wandern gehn, aber auch Klettersteige machen kann?

Der müsste dann nicht steigeisenfest sein ;)

Geschrieben

Zum Wandern und Klettersteige geht ein flexibler Schuh. Ist Geschmacksache ob Du nen Lederschuh mit klassischer Vibram-Profilsohle nimmst oder eher einen leichten Schuh, vielleicht mit GoreTex drinne. Ich stehe eher auf die klassische Variante. Bin schon mir beiden Varianten z.B. den Klettersteig zur Zugspitze rauf. Je nachdem obs eher sportlich oder mit Zeit und Family ablaufen soll. Bei schlechterem Wetter, vielleicht mit Schneematsch oder so nehme ich immer die klassischen festeren Schuhe. Aber eben keinen steifen Dinger.

Geschrieben

Mit "Zustiegsschuhen" (so hiessen die anfangs) hab ich sone Schuhe wie Hanwag Badile (440 statt >1000 Gramm...) bzw. Crack gemeint, die gehen auf jeden Fall zum Wandern und Klettern. Der Crack ist sogar steigeisenfest (Auflage hinten, Körbchen vorne) und sieht auch für Hochtouren ok aus. Aus Erfahrung kann ich dazu aber nichts sagen, weil ich noch nie "Zustiegsschuhe" gehabt habe, sondern sich bei mir halt diverse Paare für verschiedene Bereiche angesammelt haben. Son Schuh wie der Crack geht vielleicht sogar für alles: "Godzilla" ist zwar grundsätzlich richtig, aber ich bin zB sowohl im Sommer als auch im Winter auch schon wochenlang nur mit den richtig steigeisenfesten nur wandernd/schneeschuhwandernd unterwegs gewesen und fand das für mich unproblematisch. Als nervig hab ich nur in Erinnerung, drei Wochen rund um den Jostedalsbreen auch noch das ganze Eiszeug mitzuschleppen und dann an allen Zugängen immer am wolkenverhangenen Gletscher anzukommen:-))

Geschrieben

Was Klettersteige betrifft: bis Schwierigkeit D völlig problemlos mit Trailrunnern.

Lediglich bei diesen modernen Krachern (Mauerläufersteig ...) könnte es sich lohnen KLETTERSCHUHE anzuziehen (keine Bollermänner!). Aber ich bin mir ganz sicher - davon reden wir hier nicht.

Also nochmal: mit Trailrunnern garkein Thema.

schwer ist leicht was ... (O. Fischer)

Geschrieben

Moin,

zunächst einmal: "Ich habe jetzt das Gefühl, dass es hier nicht besonders gut wäre auf UL zu setzen, aber vielleicht ist das auch wieder meine durch die Industrie gebildete Meinung"

das ist falsch. UL existiert auch im Hochgebirge, lediglich die Gewichtsgrenze dessen, was als Minimum einsetzbar ist, liegt höher. Es gibt komplett steigeisenfeste Stiefel, die knapp 1500g auf die Waage bringen (womöglich auch noch leichter) und die "Nicht-UL"-Schuhe, die eher über 2kg auf die Waage bringen. Was Du da nimmst bleibt Dir überlassen und ist abhängig von der Nutzung.

Ich hab einmal leichte Treter probiert (La Sportiva Trango Extreme Evo) und diese innerhalb eines Jahres zerschlissen. Mein schweren Stiefel (Nepal Evo Extreme) dagegen halten jetzt bereits 4 Jahre und benötigen lediglich einmal pro Jahr eine neue Sohle.

Denkst Du dagegen in der "UL-Trekking"-Schiene, frei nach dem Motto: "die Industrie will dass ich mir ein extra schweres Paar Schuhe kaufe, aber ich brauch das nicht", dann sei gewarnt. Jeder mit etwas Verstand wird sich weigern, Dich auf eine ernsthaftere Tour mitzunehmen, wenn Du mit knöchelfreien Turnschuhen angetrabt kommst und dazu so etwas wie diese Kahtoola Leichteisen präsentierst.

Für Klettersteige reichen Approach-Schuhe oder flexible Trekking- bzw. Wanderschuhe aus. Willst Du ins Eis kommt es darauf an, was Du Dir unter Eis vorstellst. Für flache Gletschertouren reichen stabilere Trekkingstiefel in Kombi mit leichten Eisen aus, geht es ins steilere Regionen sind voll steigeisenfeste Stiefel in Kombi mit den starren Steigeisen schlichtweg Pflicht. Wenn es Dir in 40-50° Eis die Sohle durchbiegt und das Eisen den Hang runter segelt ist entweder die Tour beendet oder Du hast schwerwiegendere Probleme (Absturz).

Geschrieben

Nachtrag:

da ich weder Lust habe, zu viel zu schleppen noch mit unterdimensioniertem Material irgendwo einzusteigen habe ich z.B. zwei paar Steigeisen für mich. Grivel Airtech für flache Touren und Charlet Moser M10 für die bissigeren Sachen.

Geschrieben

Ein Nepal Extreme nach einem Jahr besohlen zu müssen zeigt doch nur, dass man damit zuviel gewandert ist?...

Bei mir bricht nach 2 Jahren jeweils die vordere Steigeisenkante (Nepal Extreme), womit der ganze Schuh eh ruiniert ist. Nun benutze ich weniger vollautomatische Eisen :(

@Kyorugi

Ich empfehle Dir einen Trango Guide - halbautomatisch (also Steigeisenfest - für Kipphebelbindung hinten und Riemen vorne), flexibler Schaft, leicht und sehr vielseitig. Von üblen Treks über Klettersteige zu Gletschertouren und Kombirouten (Hochalpin) im Sommer-Halbjahr liegt damit alles drin.

Dass Du mit diesem Schuh in den einzelnen Sparten Abstriche machen musst ist Dir ja bewusst, aber Du liegst damit (im erwähnten) nirgends falsch.

Etwas interessantes hat auch Kayland:

Kayland Mountaineering MXT GTX, wobei ich von den neueren Modellen auch schlechtes betreffend Langlebigkeit gehört habe.

Vollleder ist m.E. grundsätzlich die besser Wahl (ausser im Winter), GTX ist jedoch nicht nötig. Wenn Leder gut gepflegt, werden auch Deine Füsse so behandelt.

Der Crack scheint auch in dieses Schema zu passen. Probieren geht über studieren.

Ein Schuh für ein Einsatzgebiet ist fern vom UL-Gedanke ;) aber die Industrie wird sich freuen. An Deiner Stelle würde ich eher (zuerst) für ein "Alleskönner" tendieren und wenn Du besser im Bild bist, was Dir gefällt, weisst Du auch besser was Du genau benötigst.

Geschrieben
Ein Nepal Extreme nach einem Jahr besohlen zu müssen zeigt doch nur, dass man damit zuviel gewandert ist?...

Bei mir bricht nach 2 Jahren jeweils die vordere Steigeisenkante (Nepal Extreme), womit der ganze Schuh eh ruiniert ist. Nun benutze ich weniger vollautomatische Eisen :(

Die Vorderkante meines Evos ist nun auch runter, nun kommen eben Körbcheneisen drauf und für Touren mit Kipphebeleisenzwang die Plastiktreter mit. Dass aber bei einem Schuh nach einem Jahr die Sohle runter ist finde ich nicht aussergewöhnlich, wenn man regelmässig unterwegs ist. Ich glaub ich hab jetzt auf den steigeisenfesten Schuhen bis jetzt etwa 10 Sohlen (und drei Paar Schuhe) verschlissen.

Geschrieben
Dani 8-) ?

sorry, war gerade zwei wochen im vinschgau in den wanderferien mit meinen neuen all-round-wanderschuhen palladium oxford low.

@kyorugi

für alles ausser steil-eis (front-zacken-technik) und klettereien über UIAA II-III gehen eigentlich auch trail-runner, vorausgesetzt man passt die steigeisen den flexiblen schuhen an, was z.b. bei den kahtoola steigeisen der fall ist, welche statt eines starren geschmiedeten stegs einen flexiblen federstahl-steg besitzen.

für einfache flache gletscher-querungen ohne spalten dürften auch grödel wie z.b. die kahtoola microspikes vollkommen reichen.

ob du damit aber bei deinem bergführer viel freude erwecken wirst, würde ich bezweifeln, sind diese doch meist sehr stark den traditionen verhaftet.

***

kleines detail am rande: nach der "erfindung" der steigeisen wurden diese von den bergführern der westalpen noch sehr lange zeit als spielzeug belächelt und abgeleht, obwohl sie in den ostalpen schon lange ihre stärken bewiesen hatten. (Quelle SAC-Heft "die Alpen")

... und tschüss.

Geschrieben

für alles ausser steil-eis (front-zacken-technik) und klettereien über UIAA II-III gehen eigentlich auch trail-runner, vorausgesetzt man passt die steigeisen den flexiblen schuhen an, was z.b. bei den kahtoola steigeisen der fall ist

Vorsicht mit der Aussage. Auch auserhalb von "Steileis" und Anstiegen mit Frontzackenmethode im Allgemeinen habe ich da zumindet ernste Bedenken bei den Kahtoola-Eisen. Die Zacken (sorry, eher Spikes) sind dermassen kurz, dass ich bezweifel, dass sie in allen Fällen wirklich Halt bieten. Ich würde mir mit solchen Dingern und Turnschuhen an den Füssen ernsthaft überlegen, ob ich ein gefrorenes 30° Firnfeld wirklich queren würden, und das ist eher Normalität in den Bergen als eine Ausnahme.

Für jemanden, der selbst Probleme mit ausgesetzten Stellen hat gibts Du ziemlich verwegene Tipps für Fels (II und darüber) und Eis.

Alex

Geschrieben

Vielen Dank für die Antworten soweit.

Ich muss sagen bei dem Gedanken in Turnschuhe über einen Gletscher zu spazieren fühle ich mich doch auch etwas komisch. Ich wollte aber mal eine Idee davon bekommen ob es alternativen gibt.

Hat denn jemand Erfahrung mit so Steigeisen die Komplett zum schnüren sind?

OT: Und ich muss sagen, der Mauerläufersteig klingt nicht schlecht ;)

Aber Kletterschuhe habe ich...

Geschrieben

Ja klar.

Der Vorteil liegt darin, dass man sie an so ziemlich jedem Schuh befestigen kann. Die Nachteile sind, dass die Schnürung die Blutzirkulation abwürgt und man u.U. kalte Füsse bekommt, und dass eine solche weiche Konstruktion nur bedingt für steile Angelegenheiten taugt. Einer Seilschaft in der gleichen Wand wie wir ist bei 45° Eis gleich reihenweise das Eisen runtergerutscht, da sich die Schuhe verbogen haben.

Fazit: für die meisten einfacheren Standardrouten in den Alpen tauglich und ideal, um ohne Mehraufwand an neuen Stiefeln mal einen Blick in die Eisregion werfen zu können. Später kommt man aber um die dicken Treter schlichtweg nicht herum.

Aber wenn schon solche Eisen, dann bitte mit ordentlichen Zähnen und keinen Microspikes wie die Kathoola. Ein Anfänger ist im Eis schon genug beschäftigt, da muss man nicht noch als Krönung ihm Eisen an die Füsse binden, die weniger Halt als die Standardeisen geben.

Geschrieben
...

Hat denn jemand Erfahrung mit so Steigeisen die Komplett zum schnüren sind?

NB: die kahtoolas sind eigentlich nicht zum schnüren, sondern haben vorne ein körbchen und hinten neben dem gurt einen bügel, welcher über den sohlenrand drückt und den schuh so festhält.

rein zum schnüren kenne ich nur grödel z.b. von grivel. die sind sehr unangenehm zu tragen, da man die gurte sehr satt anziehen muss, damit die eisen halten, dadurch ist es leider unvermeidbar, dass die gurte einschneiden und schnell schmerzen verursachen.

oder mit anderen worten, es ist wie immer bei (U)-leicht: einzelne komponenten rauspicken geht nicht. es ist das gesamt-konzept, das zählt.

... und tschüss.

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