Ich war auch schon mehrere Wochen am Stück als Frau alleine auf Weitwanderwegen unterwegs und meine Erfahrungen decken sich mit denen von @German Tourist. Nur einmal habs ich mich kurz unwohl gefühlt, das hat sich aber glücklicherweise schnell als gänzlich unbegründet herausgestellt.
Eine kritische Bemerkung will ich mir zu dem Artikel über Wild trotzdem erlauben, ist hoffentlich nur teilweise OT: Ein ganz wichtiger Aspekt, um sich als Frau in einer Community sicher zu fühlen, ist dass einem geglaubt wird, wenn man von sexueller Gewalt berichtet. Passieren kann das leider überall, auch wenn man auf dem Trail unter vergleichsweise Fremden vermutlich tatsächlich sicherer ist als im familiären Umfeld. Wild ist autobiografisch. Ich wäre also sehr vorsichtig mit der Aussage, die Schilderungen (und dieser Aspekt ist zwischen Buch und Film nicht so unterschiedlich) wären unrealistisch. Das vermittelt Menschen, die vielleicht wirklich in der Wandercommunity Gewalt erleben, den Eindruck, dass sie vielleicht nicht darüber berichten sollten, weil ihnen im Zweifelsfall dann nicht geglaubt wird, weil das nicht zu unserem Bild der Community passt. Wenn nicht darüber geredet wird, kommen leider mehr Leute mit solch einem Verhalten durch und machen das Wandern für alle unsicherer. Man kann leicht in die Falle tappen, einer Frau, die über ihre eigenen Erfahrungen berichtet vorzuwerfen, sie würde die Community schlechtreden. Tatsächlich ist das Schweigen über solche Vorfälle viel schädlicher.
Manche Frauen erleben ihr Leben lang keine sexualisierte Gewalt, andere mehrfach. Dass sich das individuelle Sicherheitsempfinden da unterscheidet, ist ganz natürlich. Aber ehe man die Schilderung einer anderen als unrealistisch oder fiktiv abtut, sollte man schon mehr Anhaltspunkte haben als nur die eigenen Erfahrungen, die nicht verallgemeinerbar sind.