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Ultraleicht Trekking

Defekten Tizip Superseal beim Packraft ersetzen


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Der neue Trockenanzug, den ich letzte Woche genäht habe, war gewissermaßen die Generalprobe für ein anderes Projekt, das ich schon seit Monaten widerwillig vor mir herschiebe: nämlich die Reparatur - das heißt der Austausch - des Tizip-Reißverschlusses an meinem Alpacka Gnu. 

Damit hat es eine längere Bewandtnis. Ich oute mich hier mal Packrafter der ersten Stunde, denn meine diesbezügliche Geschichte begann vor sechs Jahren, als hierzulande und auch hier vom Forum noch sehr wenige Leute (außer @Omorotschka) wussten, was das für ein Boot war. Damals war ein Packraft noch mehr oder weniger identisch mit einem Alpacka, und das gab es damals noch im Packrafting-Store zu kaufen. Als ich Wind davon bekam, dass Alpacka neuerdings auch ein Zweier-Boot mit Tizip-Reißverschluss anbot, war schlagartig mein Interesse geweckt. Im Frühjahr 2015 konnte ich schließlich ein solches Exemplar mein eigen nennen. Seither habe ich damit -zig Touren in ganz Europa unternommen und kann behaupten, dass das Gnu seither einer meiner Lieblings-Outdoor-Ausrüstungsgegenstände ist.

Aber schon bald gab es auch Probleme mit dem Reißverschluss, von denen ich hier eine Kurzfassung wiedergebe. Zunächst jedoch die gute Nachricht: Seit gestern verfügt das Boot über seinen vierten - diesmal selbst montierten - Reißverschluss und ich hoffe sehr, dass der diesmal länger als die 2 Jahre durchhält, die den bisherigen Exemplaren durchschnittlich an Lebenszeit vorbehalten waren. Bevor ich auf die Montage eingehe, lasse ich kurz die Stationen der Undichtigkeiten hier Revue passieren.

Bereits einen Monat nach Kauf begann der Sattel zu lecken, was auf ein schlampig eingebautes Ventil zurückzuführen ist. Er wurde nach Übersenden eines Videos sofort von Alpacka ersetzt. Im September 2015 stellte ich fest, dass auch der Hauptkörper des Bootes Luft lässt - und konnte relativ schnell den Reißverschluss als Verursacher ausmachen. Es waren aber nicht die Dichtungslippen, die dem Luftdruck nicht mehr standhielten, sondern das Trägermaterial des Tizip Superseals. Dazu muss man wissen, dass es zwei unterschiedliche Versionen dieses Reißverschlusses gibt, den Masterseal (bis 0,5 bar) und den Superseal (bis 0,7 bar). Während ersterer auf auf beiden Seiten TPU-beschichtet ist, weist das Spitzenmodell lediglich außen eine solche Beschichtung auf, während die Innenseite aussieht wie das textile Nylonmaterial eines ganz normalen Reißverschlusses. Ich habe damals etliche Emails mit der Alpacka-Chefin Sheri Tinguey gewechselt, die der Ansicht war, dass dieser Defekt auf eine grobe Fehlbehandlung meinerseits zurückzuführen sein muss.

Parallel dazu hatte ich aber auch Kontakt zu Tizip gesucht und bin dabei auf einen sehr verständnisvollen Vertreter gestoßen, der sich bereit erklärte, mein Boot persönlich auf eine zufällig gerade anstehende Reise zu Alpacka mitzunehmen und dort das Problem anzusprechen. Im Ergebnis der Besprechungen erklärte sich Tizip bereit, den Zipper zu ersetzen und Alpacka übernahm den Rückversand, sodass ich Anfang 2016 mit einem Boot mit neuem Reißverschluss in die Saison starten konnte.  Kurz darauf änderte Alpacka allerdings seine Geschäftsbedingungen. Während auf die Boote selbst nach wie vor drei Jahre Garantie gegeben wurden, bekamen die Kunden nur noch 2 Jahre Garantie auf den darin verbauten Tizip. Parallel dazu bot man einen Reparaturservice für die Reißverschlüsse an.

Auch der 2016er ließ nach anderthalb Jahren wieder Luft und Alpacka erklärte sich erneut bereit, auf Kulanz einen neuen Tizip einzubauen. Man habe jetzt das Problem erkannt und werde es in Zukunft vermeiden. Keine Ahnung was damit gemeint war. Was ich glaube: das Problem besteht darin, dass die Reißverschlüsse unter Hitzeeinwirkung verschweißt werden. Dadurch wird möglicherweise die beim Superseal nur einseitige Beschichtung beschädigt und das führt dann dazu, dass der Zipper spätestens nach 2 Jahren Luft durchlässt.

Also habe ich die Sache jetzt selbst in die Hand genommen und auf jede Montage unter Hitze verzichtet. Zunächst wurde der alte Reißverschluss rausgeschnitten.

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Man sieht hier, dass Alpacka bei jeder der drei Reparaturen ein größeres Loch in den Bootskörper geschnitten hat und die Übergänge dann mit heiß aufgesiegeltem Reparaturband abgedichtet hat. Nachdem der alte Reißverschluss entfernt war, habe ich das Boot unter die Nähmaschine gewuchtet und nach etlichen Mühen und einer abgebrochenen Nadel tatsächlich eine (ziemlich holprige) Naht hinbekommen, die den neuen Zipper fest fixiert.

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Besonders das Nähen der Ecken war teilweise ein Gewaltakt.

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Anschließend habe ich die Naht und den Übergang des Zippers zum Boot mit Aquasure versiegelt. Dafür habe ich gar nicht mal so viel Kleber gebraucht. Die mit dem Trocki angebrochene Tube ist nach dem Bootszipper immer noch ein Drittel voll.

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Und jetzt kommt das Beste: Der Tizip ist dicht, auch wenn die Reparaturstelle alles andere als schön aussieht!

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Ich bin sehr gespannt wie lange er diesmal hält...

 

 

 

Bearbeitet von doman
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Klasse, Du motivierst mit Deinen ausfuehrlichen Anleitungen, auch an Sachen ranzugehen, bei denen man sich vorher evtl nicht sicher war, ob das nicht damit endet, dass das gekaufte Material 2 Jahre rum liegt und man es dann lieber laesst bzw machen laesst...

Und ich finde auch die Entscheidung prima, lieber zu vernaehen und dann zu dichten, bei einer Naht kann man klar sehen, ob sie (noch) haelt, Beschaedigungen hat, leicht auszubessern usw, es wird Dir niemals passieren, dass z.B. unterwegs auf einmal beim Oeffnen die Verschweissung auf geht.
Und die kuenstlerischen Naehte & Dichtung sind doch klasse, da findest Du auch bei einem PC-Treffen zwischen x Alpackas noch Deins leicht wieder raus 8-)

Genau das war von Anfang an mein Misstrauen gegenueber solchen Gepaeck-Reissverschluessen.
Wenn ich die Wahl gehabt haette, haette ich auch lieber meinen MRS Alligator Pro ohne den Reissverschluss genommen, aber der Alligator war halt keine Alternative, da es nur den Pro in XXL gibt.
z.B. mein neustes Spielzeug, den Alpacka Mule, hatte ich mir ohne Reissverschluss bestellt.

Bis jetzt (ca 2 Jahre mit rauherem Einsatz in WW) laesst der Reissverschluss des Alligator keine Luft, allerdings fristet er auch ein ruhiges Dasein, da ich ihn nicht benutze, waere mir zuviel Gehampel mit abends Luft ablassen, morgens wieder aufpumpen, soviel wiegt der Zeltkram nicht, dass das fuer den Schwerpunkt in Relation zum Koerpergewicht OT: (ok in dem Punkt habe ich evtl einen taktischen Vorteil gegenueber manchem Hemd im Wind :mrgreen:) eine Riesenrolle spielen wuerde.

Ich kann mich aber von frueher aus dem Segel und Motorradbereich daran erinnern, dass es mit Ortliebtaschen mit dem Reissverschluss haeufig Aerger gab. Eigentlich gab es nur 2 Optionen, haeufig einfetten, dass er leicht lief, dann gab es auch keine Defekte usw, Du hast Dir nur mit dem Fett das Zeug drin versaut, oder eben nicht so haeufig fetten, dann hattest Du halt Aerger.

Die Reissverschluesse laeufen ja sehr schwer (im Vergleich zu normalen Spiral-Reissverschluessen), ich koennte mir nun evtl vorstellen, dass bei haeufigerem Oeffnen, genau im Uebergang zwischen dem Bereich, wo er bei Alpacka unter dem Bootsmaterial mit dem verschweisst ist (also das Bootsmaterial die Dichtung uebernimmt) und dem reinen Traegermaterial um den Reissverschluss, durch "Zugdehnung" beim Oeffnen des Reissverschlusses in der TPU-Beschichtung Undichtigkeiten entstehen.
Ich haette wahrscheinlich erstmal versucht, auf den Bereich eine Lage Aquasure und zusaetzlich evtl von innen (so wie Du es halt beim dem Trocki gemacht hast) aufzubringen und zu schauen, ob es dann nicht wieder dicht ist.
Aber durch viele Jahre Segelboot-Reps habe ich da vielleicht auch eine sehr optimistische Grundeinstellung "man kriegt alles dicht, fragt sich nur mit welchem Mittel und wie" :mrgreen:

Ich finde es klasse, dass Du die Anleitung so ausfuehrlich gepostest hastOT: , denn selbst wenn so ein Teil noch in einer Firmengarantie waere, wuerde ich wahrscheinlich bei einem in US gekauften Alpacka eher auf die ganze Rumsenderei und wenn man Pech hat, Aerger und evtl Abgaben beim Zoll (schimpft sich Mehrwert-Abgaben oder so aehnlich hatte ich schon mit Reps die aus der Schweiz zurueck kamen) verzichten und lieber die Reparatur selber durchfuehren.
Natuerlich nicht bei Anfibio/MRS-Booten die bei SUBK oder dem PC-Store gekauft sind, da isses ja easy, der komplette Ablauf findet in D statt und gibt ja eh durch das Gewaehrleistungsrecht ne klare rechtliche Grundlage.


btw steht inzwischen in den Alpacka-Garantiebedingungen, dass es auf den "Einbau-Bereich" bzw die von Alpacka durchgefuehrten Arbeiten beim Einbau des Reissverschlusses nur noch ein Jahr Garantie und auf den Zipper selber ueberhaupt keine Garantie gibt.

Nimmst Du eigentlich bei solchen Naehereien, die doch aufgrund des Materials die Feinmechanik der Nehmaschine staerker belasten, Deine "Normale" ?
OT: Ich habe es bis jetzt so gehalten, wenn wir z.B. 500g Mischgewebe fuer Daecher fuer TerraNonna verarbeitet haben, wovon dann schon mal 3 Schichten & Gurtband zusammen kamen, ich dafuer nicht meine "gute" Janome verschleissen wollte, sondern meine alte einfache Privileg...aber vielleicht war das ja uebervorsichtig... 

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vor 20 Minuten schrieb khyal:

Die Reissverschluesse laeufen ja sehr schwer (im Vergleich zu normalen Spiral-Reissverschluessen), ich koennte mir nun evtl vorstellen, dass bei haeufigerem Oeffnen, genau im Uebergang zwischen dem Bereich, wo er bei Alpacka unter dem Bootsmaterial mit dem verschweisst ist (also das Bootsmaterial die Dichtung uebernimmt) und dem reinen Traegermaterial um den Reissverschluss, durch "Zugdehnung" beim Oeffnen des Reissverschlusses in der TPU-Beschichtung Undichtigkeiten entstehen.

Danke für deine Rückmeldung! Was du oben geschrieben hast, glaube ich auch. Anfangs fand ich es immer toll, dass ich das Boot mit dem Aufreißen des Zippers in drei Sekunden ablassen kann (und finde das eigentlich immer noch). Inzwischen - und gleich gar mit dem neuen Reißverschluß - achte ich aber darauf, den Reißverschluss nur beim Beladen zu öffnen und ansonsten zu schonen. 

Die Reparaturversuche mit Aquasure habe ich schon ausgereizt, und inzwischen sind auch die Reißverschlußlippen nicht mehr dicht. Um den Austausch kam ich also nicht herum, es war nur die Frage, ob der wieder in Mancos stattfinden soll. Ich bereue meine Entscheidung nicht, obwohl ich mich über den Kundendienst von Alpacka eigentlich nicht beschweren kann.

vor 26 Minuten schrieb khyal:

Nimmst Du eigentlich bei solchen Naehereien, die doch aufgrund des Materials die Feinmechanik der Nehmaschine staerker belasten, Deine "Normale" ?

Ich nähe eigentlich alles - und folglich auch den Tizip - auf meiner Pfaff Performance 5.0, die sich seit 2016 wacker hält. Ich halte die Nähmaschine allerdings für ein Verschleißteil und rechne damit, dass sie in absehbarer Zeit ersetzt werden muss. Aber ich nähe ja auch mehr als die meisten anderen hier.

 

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