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Ultraleicht Trekking

cesarlittle

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  1. Hallo allseits, seit 2010 habe ich in jedem Sommer Nordfinnland bereist und möchte einfach mal zusammenfassen, was ich dort vorgefunden habe, man beim Planen bedenken sollte, ein paar Touren kurz vorstellen usw. Die Links zu den entsprechenden Infos im Netz, stelle ich unten zusammen. Mehrtagestouren in Finnland sind für die Finnen eine der häufigsten Arten Urlaub zu machen. Dennoch hat Finnland etwa die Fläche von Deutschland aber nur ca. 5,5 Mio. Einwohner. Die Region Lappland ist nur wenig kleiner als Bayern und Baden Würtemberg zusammen. Hier wohnen aber nicht einmal 200.000 Menschen. Entsprechend hat man viel Landschaft und wenig Menschen. Auf den markierten und gut beschriebenen Wanderwegen sind zu jeder Jahreszeit Wanderer unterwegs und in der Hochsaison kann es schon mal voll werden - aber meist nur für finnische Verhältnisse. Wer für sich alleine und abgeschieden wandern will, wird das vermutlich nur abseits der markierten Touren querfeldein tun können. Aber auch das ist bei vielen Finnen sehr beliebt. Alleine Wandern ist ebenfalls verbreitet. Als Mitteleuropäer ist man in den meisten Gebieten ein ganz klein wenig exotisch, aber gern gesehen. Orientierungsläufe sind beliebt, aber die Orientierung in den sanften Hügeln Lapplands ist mit Karte und Kompass meiner Ansicht nach schwieriger als z. B. in den Alpen. Auch wenn es an vielen Stellen empfohlen wird - auch hier von mir! - , ist es nicht unbedingt üblich, sich vor Mehrtagestouren ab- und nach Ende Verkehrswesen - es gibt reichlich Flughäfen, die mit Ausnahme von Rovaniemi aber nicht ganzjährig angeflogen. Es gibt ein gut ausgebautes Buslinien-Netz, das preiswert ist. Wichtig: Busse halten nur, wenn man sie mit ausgestrecktem Arm anwinkt. Umgekehrt darf man begründet hoffen, dass ein Bus auch außerhalb der Städte auf ein Winken hin abseits von Bushaltestellen anhält. An jedem Flughafen und in vielen größeren Ortschaften gibt es Autovermietungen. Im Winter kann man natürlich an allen Ecken Skidoos mieten. Im Sommer kann man vereinzelt auch Fahrräder leihen, diese jedoch meist nur stundenweise oder für wenige Tage. Die Straßen sind in gutem bis sehr gutem Zustand und das gilt auch für die vielen Nebenstrecken, die nicht asphaltiert sind. Tankstellen sind in den größeren Ortschaften (!) verbreitet und sollten genutzt werden. Die Kosten liegen etwas über denen in Deutschland. Die Zahlung mit EC-/Kreditkarte ist üblich. Wir haben durchaus mehr als einmal die Erfahrung gemacht, dass die nächste Einkauf-/Tankgelegenheit zwei Auto-Stunden und weiter entfernt ist. Das Jedermann-Recht - man kann fast überall sein Zelt aufschlagen und ein Lagerfeuer entzünden. Man sollte dabei reichlich Abstand zum Nachbarn halten (deutlich mehr als in Mitteleuropa üblich wäre) und soweit erkennbar natürlich den Besitzer des Landes um Erlaubnis bitten. Es gibt Schutzgebiete, in denen man das nicht darf, sondern die Wege nicht verlassen und Camping nur auf ausgezeichneten Flächen betreiben darf. Diese sind entsprechend markiert. Darüber hinaus gibt es im Sommer häufig die Gefahr von Waldbränden. Entsprechende Warnungen sollten regelmäßig abgerufen und auf jeden Fall die Verhaltensregeln beachtet werden! Unterkünfte - natürlich gibt es ein reichliches Angebot an Campingplätzen, Hütten und Hotels. Es lohnt sich durchaus auch in Google Maps sich die Unterkünfte eines Ortes anzeigen zu lassen, da trotz aller Technologieverliebtheit bei Weitem nicht alle Anbieter über das Internet buchbar sind. Campingplätze bieten normalerweise auch Hütten oft unterschiedlicher Ausstattungskategorien ein. Die meisten Unterkünfte scheinen relativ teuer zu sein. Jedoch muss man bedenken, dass die Lebenshaltungskosten in einer derart dünn besiedelten Region alleine aufgrund der Transportwege und -kosten deutlich höher sind als hier. Es gibt ein relativ dichtes Netz an Hütten entlang (und darüber hinaus) von Wanderwegen. Es gibt Tageshütten, die Wanderern eine geschützte Pause ermöglichen sollen. Es gibt Hütten, in denen man bis zu zwei Nächten kostenlos nächtigen kann oder solche, in denen man einen Schlafplatz in einer abschließbaren Hütte mieten kann. Darüber hinaus gibt es offene Grill-/Feuerstellen und alle sind mit Komposttoilette und einem Brennholzvorrat ausgestattet. Viele Hütten haben zusätzlich einen Gaskocher und oft sogar eine Grundausstattung an Geschirr und Töpfen. Die Hütten und Feuerstellen sind sauber und mit vorbereiteten Spänen zu hinterlassen. Jeder Nutzer soll in der Lage sein, schnell zu einem wärmenden Feuer zu kommen. Schließlich gibt es noch entlegenere, mietbare Hütten, teilweise auch von privaten Anbietern. Trinkwasser - alle Hütten, an denen ich bisher gewesen bin, hatten Zugang zu einem Brunnen, einem Fließgewässer oder einem See in (fast) Trinkwasserqualität. Es gibt nur sehr wenige Punkte in finnisch Lappland, an denen ich persönlich Oberflächenwasser (nein ich rede nicht von Pfützen!) nicht direkt trinken würde. Damit meine ich vor allem kleinere Gewässer in intensiv genutzten Skigebieten und sehr kleine, stehende Gewässer. Es kann durchaus sein, dass das Oberflächenwasser modrig schmeckt, denn Festland in Lappland ist entweder Fels, Sand oder Moor. Und von Letzterem gibt es in finnisch Lappland mit Abstand am meisten! Dennoch wird meist empfohlen, das Wasser abzukochen. Wanderwege - Es gibt ein breites Angebot an Tages-, Mehrtages- und Fernwanderwegen. Alle Wanderwege, die wir begangen haben, sind bestens markiert. Jedoch sollte man nie ohne Karte und Kompass (und die Fähigkeit sich damit zu orientieren) losziehen. Plötzliche Wetteränderungen (wie z. B. Nebel im Fjell) müssen immer miteingeplant werden. Wir haben das im Fjell auch einige Male erlebt. Die Beschaffenheit der Wege ist sehr unterschiedlich, aber oft ungewohnt anstrengend für die Gelenke. Viele Wege sind nur ein sehr schmaler Pfad, der oft kilometer lang über ein dichtes, aus dem Boden herauspräpiertes Wurzelnetz führen. Abschnitte über Felsen oder Geschiebe, durch Flussbetten usw. sind normal. Auch wenn finnisch Lappland flacher ist als die meisten Mittelgebirgsregionen Deutschlands, überraschen viele Wanderwege mit vielen steile Passagen oder über 800 Stufen langen Holztreppen. Robuste Gelenke und Schwindelfreiheit sind wirklich vorteilhaft! Alle Wanderwege, die wir bewandert haben, kreuzten immer auch Skidoo- und Skiwanderwege. Diesen sollte man nicht blindlings folgen. Denn sie führen einen sicher ins Moor! Finnische Karten unterscheiden aus gutem Grund zwischen Mooren, die gut per pedes auch im Sommer zu durchqueren sind und solchen, bei denen das nicht geht. Loipentrassen und Skidoo-Wege führen meiner Erfahrung nach immer - auch sehr unvermittelt und siedlungsnah - mitten in mehr als knietiefes Wasser, ohne dass dieses als Gewässer ausgezeichnet wäre. Willkommen im Moor. Selbst scheinbar solide gefrorener Grund im Oktober schützt auf solchen Wegen nicht vor nassen Füßen! Eine Auswahl der Wanderwege: Der Nordkalottentrail führt durch den äußersten Nordwesten Finnlands bei Kilpisjärvi und ist im Sommer nicht nur für finnische Verhältnisse voll. Der Ort an sich ist bereits eine Touristenmagnet. Dazu kommen, dass von dort aus sowohl der Halti, Finnlands höchster Berg, als auch das Dreiländereck zu Norwegen und Schweden auf gut markierten Wegen erwandert werden kann. Letzteres ist sehr beliebter Ausflugsort, der auch mit dem Boot erreicht werden kann. Der Aufstieg auf den Pieni Malla und den Saana sollte man sich dennoch nicht entgehen lassen. Es lohnt sich durchaus, das frühmorgens oder später am Abend zu tun. Die Bärenrunde (Karhunkierros) führt über ca. 80 km von Hautajärvi (bei Salla) nach Rukka (bei Kuusamo) und ist eine der beliebtesten und meist begangenen Touren im Land. Hier sind auch wenigstens im Sommer reichlich internationale Touristen unterwegs. Es gibt ein dichtes Hüttennetz, das aber in der Hochsaison nicht ausreicht, um jedem Wanderer einen überdachten Platz für die Nacht anzubieten. Ein Zelt empfiehlt sich daher dringend. Es gibt im nördlichen wie auch am südlichen Ende des Trails kürzere Tagestouren, die sehr schön, aber auch recht voll sind. Der Kevotrail liegt zwischen Utsjoki, Karigasniemi und Inari. Es gibt bei Utsjoki einen 2-Tagestrail im frei zugänglichen Bereich des Naturparks, der relativ ruhig ist. Der bekanntere Teil liegt im Süden des Naturparks und gehört zu weiten Teilen zum strengen Schutzgebiet. Ein beliebter Abzweig führt zum Kuivi. Ansonsten führen die rd. 65 km durch Taiga und Fjell durch und entlang von Flusstälern. Ein Highlight ist der Canyon des Kevojoki. Der (kostenpflichtige) Campingplatz am nördlichen Ende sollte bei Bedarfvunbedingt vorab reserviert werden. Die Campingplätze am Trail sind schön gelegen und sehr gut ausgestattet. Es gibt keine Brücken entlang des Trails, alle Flussquerungen sind an Furten mittels Halteseilen zu bewältigen. Das kann in regenreichen Jahren eine Herausforderung sein. Wir hatten Rollen und Karabiner für unser Gepäck dabei, was sich sehr bewährt hat. Der Hetta Pallas Trail verläuft durch den ältesten Nationalpark Finnland und bietet reichlich Zugang zum sonst eher raren Fjell. Im Süden geht's am wirklich malerisch gelegenen Pallas Lapland Hotel los. Etwa 65 km nördlich erreicht man Hetta in der eisfreien Zeit mit einer telefonisch organisierbaren Bootsfahrt (2015: 8 Euro/Person/Fahrt). Es gibt mehrere Bootstaxen, die am Strand beworben werden. Es gibt ausreichend Hütten, da meist eine reservierbare Hütte neben einer offenen Hütte gelegen ist. Eine Reservierung im Sommer oder wenn man ohne Zelt losgehen will, ist durchaus empfehlenswert. Auch dieser Trail ist sehr beliebt. Wir haben auch internationale Touristen angetroffen. Entlang des Trails gibt es zahlreiche Varianten sowie alternative Ein- oder Ausstiegspunkte. Entlang des Lemmenjoki verläuft ein Trail (ca. 2 Tage one way) auf den Spuren der Goldsucher. Auf dem Fluss sind im Sommer reichlich Boote unterwegs, die sowohl Gruppen an einige Hot Spots des Goldsuchertums bringt, als auch als Bootstaxen fungieren. Aufgrund der vielen Tagestouristen hatten wir uns hier entschlossen, für einige Tage ein Mökki am Fluss zu beziehen und uns auf Tagestouren zu beschränken. Am Fluss entlang gibt es ausreichend Lagerplätze und tolle Ausblicke auf die Flusslandschaft. Einen empfehlenswerten Ausflug haben wir auf den Joenkielinen unternommen. An der Straße nach Levi gelegen ist die kurze Tour zum Freilichtmuseum von Sallivaara - ein lohnenswerter Exkurs in die Geschichte und Kultur der Sami! Ende Teil 1 .. Fortsetzung folgt! PS: Link-Sammlung: Digitale Wanderkarte: http://www.retkikartta.fi/?lang=en Die Forstbehörde (der alle Schutzgebiete angeschlossen/unterstellt sind): http://www.metsa.fi/web/en/outdoor-recreation Luonto.fi bietet sehr detaillierte Infos zu den diversen Schutzgebieten und deren Ausstattung z. B. für Wanderer: http://www.nationalparks.fi/ z. B. die Infos über die öffentlichen Hütten der Forstverwaltung: http://www.nationalparks.fi/en/huts Feste Unterkünfte findet man neben den gängigen Seiten (trivago etc) über die Seiten der Hotelketten (Laplandhotels, Scandia, Sokos etc.), die Seiten der Tourist Informationen (z. B. Levi.fi, visitfinland.com) oder auch privat http://www.nettimokki.com/ Ich kenne inzwischen wenigstens die nördlichen zwei Drittel finnisch Lapplands recht gut. Wer in dieser Region eine Unterkunft bestimmter Art sucht, kann mich gerne anschreiben und nach meinen Erfahrungen in der jeweiligen Region fragen.
  2. MYOG – Kirgistan als Herausforderung Die Reise nach Kirgistan fand im September/Oktober statt. Es ging einige Male bis über die 3000 m-Marke und einige Male haben wir genau dort auch genächtigt. Die Aussichten auf das Wetter während der Reise und damit die Anforderungen an die Ausrüstung waren also kurz: alles, was man auch im mitteleuropäischen Herbst antreffen kann, nur extremer. Als bekennende Frostbeule brauchte ich als erstes Mal ein Upgrade für mein Übernachtungsequipment: Mehr Isolation gen Boden und mehr Wärme im/um den Schlafsack. Bisherige Ausstattung: Wolfmat von Jack Wolfskin – bequem, zuverlässig seit 5 Jahren im Einsatz, aber auf kalten Böden (Temperaturen um die 0 °C) zu kalt für mich. Schlafsack Agunjak, für Frauen sollte es mit dem nicht kälter als -2°C werden – in der Theorie. Ergänzung Isomatte: Ich hatte lange eine zusätzliche, dünne Evazote-Matte favorisiert. Doch die würde am Ende Platz und Gewicht im ohnehin (für meinen Geschmack) zu vollen Rucksack (55 plus 10 Liter) kosten. Also bestellte ich mir Isolationsfolie und eine robusten, aber sehr leichten Zeltstoff. Ich schnitt die Folie auf 2 m x 0,75 m zu. Der Zeltstoff wurde auf die empfindliche Seite der Folie, den Rand der Folie umschließend genäht. Vorteil: sehr leicht, minimales Packmaß Nachteil raschelt und die Isolationsschicht der Folie reibt sich dennoch sehr leicht ab. Während der Zeltstoff gut wiederverwendbar ist, wird die Folie nicht mehr als zwei Reisen mitmachen. Ergänzung Decken-Schlafsack Die Überlegung, einen Expeditionsschlafsack für extremere Temperaturbereiche anzuschaffen habe ich schon der hohen Kosten wegen schnell verworfen. Also sah ich mich nach einem zusätzlichen Deckenschlafsack im Handel um, den ich sowohl als Decke draußen einsetzen konnte als auch ergänzend in oder um meinen bestehenden Schlafsack herum oder auch nur als zusätzliche Unterlage nutzen konnte. Die Deckenschlafsäcke im Angebot des Handels sind gewöhnlich sehr schwer, haben ein großes Packmaß und meist keine all zu guten Wärmewerte. Also kam das nicht in Frage. MYOG Deckenschlafsack: Ich sah mich nach einem leichten, aber sehr gut wärmenden Isolationsmaterial um. Da ich mich als Anfänger nicht gleich an Daunen wagen wollte, entschied ich mich für Prima Loft (200g/m2). Das ließ sich wirklich leicht verarbeiten und die Stütznähte habe ich mir bis heute gespart. (Funktioniert soweit gut, erschwert aber das Waschen des Schlafsacks). Prima Loft muss mit einem daunendichten Stoff verarbeitet werden. Ich entschied mich für Nylon Tafetta, daunendicht, soft, 20 den, 38 g/m2in schwarz. Der Stoff war günstig und ausreichend leicht. Einen noch dünneren Stoff hätte mir das Gefühl gegeben, nicht ausreichend wärmeisolierend sein zu können (unbesehen objektiver Eigenschaften). Als Reißverschluss bestellte ich mir einen günstigen, aber leider recht schweren Opti Spiralreißverschluß, 6 mm, 230 cm, 2 Schieber, 2 Griffe. Einen Griff habe ich abgenommen und den verbliebenen muss ich gelegentlich auch noch gegen einen leichteren tauschen. Meine Materialkosten lagen damit bei etwa 60 Euro. Verarbeitung Das Primaloft wird auf einer Folie geliefert. Das schien im ersten Moment eine Erleichterung zu sein. Aber beim Nähen rutschte die Folie anders als das Primaloft. Also: weg damit. Der Schnitt für den Deckenschlafsack war denkbar einfach: Ein Rechteck, also der Stoff gerade so wie er geliefert worden war. Herstellung: Den Stoff ausbreiten. Das Primaloft darauflegen und sich ausbreiten lassen. Dann die zweite Hälfte des Stoffs über das Loft schlagen und vorsichtig mit möglichst wenigen Nadeln fixieren. Dabei sind die künftigen Außenseiten des Nylons zunächst Innen. Dann habe ich beginnend an einer kurzen Seite zunächst diese und die angrenzende lange Seite genäht: Dabei habe ich darauf geachtet, das Prima Loft mit dem Stoff fest zu verbinden. Dann habe ich die Außenseite des Stoffs nach Außen und somit auch die Isolation auf Innenseite des Stoffs gewendet. Anschließend konnte ich den Stoff an der dritten Seite einschlagen und die fehlende Naht setzen. Die vierte Seite war ja durch das Einschlagen des Primalofts in den Stoff schon geschlossen. Ich brauchte nun nur noch den Reißverschluss einnähen. Ich habe den Reißverschluss etwas nach Innen versetzt eingenäht, um eine wenigstens grob abdichtende Wulst über dem Reißverschluss und damit mehr Wärme im Schlafsack zu erzielen. Es gab ein echtes Problem: Das Tafetta Nylon ist superglatt. Es nimmt wirklich binnen weniger Sekunden die Körperwärme an und fühlt sich somit wirklich super schnell angenehm warm auf der Haut an. Beim Nähen jedoch ist die Glätte des Materials schlicht die Hölle. Es rutscht unter der Maschine in 2. oder 3. Schicht immer wieder unbemerkt in die Naht. Da der Stoff ja daunendicht bleiben muss, hat man kaum Möglichkeiten, Nähte wieder aufzutrennen und zu korrigieren. Man muss also sehr langsam vorgehen und immer wieder kontrollieren, ob nicht beim Transport des Stoffs über die Maschine sich keine weiteren Schichten Stoff „eingeschlichen“ haben. Das Ergebnis ist ein warmer, vielseitig einsetzbarer Deckenschlafsack, der vielleicht keinen Schönheitspreis gewinnt. Aber super schnell wärmt. Zum Verpacken habe ich mir Kompressionssäcke von Nordisk (45 x 24 cm) bestellt. Während der Reise konnte ich bequem beide Schlafsäcke gemeinsam in einem der Kompressionssäcke transportieren und so den zusätzlichen anderweitig nutzen. Ich habe den Schlafsack eigentlich in jeder Nacht eingesetzt und sei es als Unterlage im Zelt. Im Einsatz Die Exkursion begann im Hochland nahe Bischkek, wo die Nachttemperaturen nahe 0 °C fielen. Als ich mich am ersten Abend in den Schlafsack kuschelte, die Folienmatte unter der Wolfmat und den Deckenschlafsack über meinen Ajungilak gezogen, kondensierte der Atem im Zelt. Der Deckenschlafsack passte wunderbar um den anderen herum und binnen Minuten war mir warm und ich konnte gut schlafen, owbohl ich aufgrund von Übermüdung sehr gefroren hatte. Die nächste Nacht war ein gutes Stück wärmer und so diente der Deckenschlafsack nach einer kurzen Aufwärmphase nur noch als zusätzliches Liegepolster. Die Nächte auf dem Söng Köl verbrachten wir in Jurten einer seminomadischen Familie. Es handelt sich dabei um eine sehr weitläufige Hochweide auf über 3000 m ü NN gelegen. Hier bläst fast immer ein heftiger und während unseres Aufenthalts durchweg eisiger Wind. Sonne, Schneeschauer und Regen wechselten sich teilweise im Minutentakt ab und die Nächte waren frostig. Das Holzgestell der Jurten wird einfach auf den Boden gestellt und mit Filz überdeckt. Der Boden wird mit einigen Lagen Filzteppichen ausgelegt, die es angenehm weich und ausreichend warm machen. Zwischen Wänden und Boden ist aufgrund der Bodenunebenheiten aber immer ein Spalt, durch den der eisige Wind in die Jurte weht und mich an Kopf und Schultern frieren ließ. Abhilfe schaffte in dem Fall die Folienmatte, die entlang der Wand aufgestellt, unten umgeklappt und mit Kleidung u. ä. stabilisiert, den Zug abstellte. Auf dem Weg ins Fergana-Becken wurde es nachts im Camp wieder wärmer und der Deckenschlafsack zum Polster. Die Folienmatte lag in dieser Nacht neben meiner Wolfmat. Die nächsten Nächte verbrachten wir in einem Gasthaus, also auf dem Boden eines Wohnhauses in Djallal Abad. Hier war es so warm, dass das Deckenschlafsack alleine gut ausreichend war. Die Nacht des Härtetests meiner Ausrüstung stand an. Die Anreise zum nächsten Lagerplatz zog sich bis weit in die Dunkelheit. Es schüttete wie aus Eimern und als ich endlich meinen Rucksack erreichte, war dieser durchgeweicht – trotz Regenhülle. Erfreulicherweise waren nur ein paar Kleidungsstücke feucht geworden. Zelt usw. waren noch trocken. Das Zelt, übrigens ein Hubba Hubba NX, das ich alleine bewohnte, ließ sich auch in finsterer Nacht trotz Regen und Wind und mit Hilfe einer sehr unerfahrenen zweiten Person binnen weniger Minuten im Matsch aufbauen. Es war dabei alles trocken geblieben, so dass ich meine Kleidung über Nacht im Zelt sogar getrocknet bekam. Die Mietzelte des Organisators hielten der Nacht lange nicht so gut stand. Der Aufbau meines Zelts verzögerte sich nach der Ankunft noch eine Stunde, die ich im kalten Bus saß, bevor ich beginnen konnte. Ich war echt durch gefroren, als ich im Zelt ankam. Nichts konnte mich noch dazu bewegen, das Zelt noch einmal zu verlassen, nicht an diesem Abend. Also mussten alle Schichten ran. Die Temperaturen dürften des Nachts so auf etwa + 5 °C gesunken sein. Am nächsten Tag stiegen sie nicht weit über 10 °C und der Regen setzte sich fort. Angesichts des massiven Regens flüchteten wir nicht nur in den nächsten Nächten in ein Gasthaus. Wir konnten nur noch eine Nacht wie geplant zelten. Diese verbrachten wir an einem Lager am Tien Shan Highway, in einer Zone, die der Trockensteppe zugerechnet wird. Es war warm und die Sonne schien, als wir aus dem Bus stiegen. Bis die Zelte aufgeschlagen waren, verdeckten Wolken den Himmel vollflächig und als wir im Fluss baden gingen, begann es zu regnen. Aber die Nacht war warm. Sehr warm. Viel zu warm. Sicher nicht weniger als 20 °C. Der Regen und das nächtliche Gewitter brachten keine Abkühlung. Dummerweise war ich viel zu müde, mich aus dem Schlafsack zu schälen. Standard-Ausrüstung für meine Trekking-Reisen Handtücher, Spültücher usw. aus Evolon 80 Mikrofilament Vlies Freudenberg, Meterware Ultraleicht, ultrasaugstark, nach dem ersten Waschen angenehm weich, bei 90 °C waschbar und kann ohne jegliches Nähen direkt nach dem Zuschneiden genutzt werden. Ergo habe ich z. B. ein ultraleichtes, aber luxuriös großes 1,5 x 2,0 m langes Badetuch oft mit on Tour. Wenn es leichter werden soll, kommt der kleine Bruder zum Einsatz, der ist noch 1 x 1,5 m groß (immer noch sehr groß!). Tücher für Geschirr und zum Spülen sind entsprechend kleiner zugeschnitten. Die Tücher sind leicht auswachbar, trocknen schnell und können so auch mal zum Reinigen des nassen Zelts eingesetzt werden. Beutel (Handtücher, Unterwäsche usw.), Kulturrolle und Kleiderrolle: Material: Ripstop Fallschirmseide, 100% Nylon, 40g/qm, eine flache Alustange, Einfassband, ein Reißverschluss. Reißfest, leicht, leider nicht ganz so leicht zu verarbeiten, weil sehr glatt. Gewichtersparnis der Kulturrolle ca. 200 g im Vergleich zu eine herkömmlichen z. B. von Vaude. Aus der Fallschirmseide habe ich übrigens auch ein Kissen genäht und mit Microperlen gefüllt. Großes Packmaß, ca. 150g Gewicht, aber ultrabequem, billig und allergiker-geeignet. Waschnüsse Auf meinen Touren durch Lappland und bei Hüttentouren in den Alpen haben sich Waschnüsse eigentlich als „on Tour“ Waschmittel für Wäsche und Geschirr sehr bewährt. Da wir auf der Tour durch Kirgistan keine Möglichkeit hatten, die Kleidung mit warmem Wasser zu waschen, bin ich dort dann auf meine normale Seife ausgewichen. Die Waschnüsse habe ihre Tenside im kalten Wasser einfach nicht hergeben wollen. Zum Spülen meines Alutopfs nach dem Kochen auf dem Lagerfeuer aber, sind sie nach wie vor unverzichtbar. Der Essensreste und besonders der Ruß geht besser ab (um den nicht im Rucksack zu verteilen), als mit allem, was wir sonst probiert haben. Erste Hilfe-Set Das Auswärtige Amt rät dazu, bei Reisen nach Kirgistan das erste Hilfe-Set um Spritzen, Kanülen und was man sonst noch zur Erstversorgung im Krankenhaus brauchen könnte, zu ergänzen, da man nicht davon ausgehen kann, dass „einmal“-Materialien dort auch wirklich nur einmal gebraucht oder ausreichen steriliisert werden. Dem Redakteur dieser Seite sei Dank für diesen Hinweis! Ich organisierte mir vor Abreise also neben Sekundenkleber, Pflastern, Verbänden usw. Spritzen, Kanülen und zwei Sets Nadeln mit anhängendem Faden und hoffte, nichts davon zu brauchen. Ich benötigte sie auch nicht. Aber ... Es war der Abend, an dem es schüttete wie aus Eimern und an dem wir unser Lager erst mit vielen Stunden Verspätung erreichten. Unser Tourenleiter stieg aus dem Bus, nur um wenige Minuten später, sich die Stirn halten und schwankten wieder herein zu klettern. Der Fahrer hatte ihn in der Dunkelheit nicht gesehen (hätte ihn auch nicht sehen können) und die Fahrertür geöffnet, gerade als der Tourenleiter davor stand. Nun zierte eine Platzwunde seine rechte Augenbraue. Aber wir hatten ja eine ehemalige Krankenschwester und einige Vet-Med-Studies an Bord ... und mein erste Hilfe-Set ergänzt durch eine sehr helle Stirnlampe. Die angehenden Vet-Meds waren alle erst im zweiten Semester. Aber eine von ihnen hatte gerade den Nähkurs absolviert. Wir improvisierten also einen OP in der ersten Bankreihe im Bus, organisierten die hellste Stirnlampe samt Träger als Lichtquelle und arrangierten diese neben Schwester und Vet-Med vor dem Patienten, der darauf bestand, die Wunde nähen zu lassen. Kleber hätte es gewiss auch getan, denn so groß/tief war die Wunde nun doch nicht. Wirklich. Egal. Es sollte genäht werden. In der zweiten Reihe wurde die Sterilisationseinheit eingerichtet. Im Eingang des Buses wurde ein Türsteher platziert, der dafür sorgte, dass keiner auf dem Busdach herumsprang, um abzuladen, während drinnen genäht wurde. Die Schwester reinigte die Wunde und forderte die Materialien an, während die Vet-Med ihre erste Naht am lebenden Zweibeiner setzte! Alleine um sicher zu gehen, dass jedem in den nächsten Tagen das Kunstwerk unseres Teamworks sofort ins Auge sprang, bestand am Ende die Schwester darauf, mit einem ordentlich Druckverband aus einer dicken Mullbinde, die Wunde abzudecken. Durchfall-Erkrankungen, Reisekrankheit und Übelkeit on Tour Unsere Tourenleitung begegnete all solchen Befindlich- und Übelkeiten mit dem reichlichen Einsatz von Aktivkohle. Angesichts des Zustands der Straßen und der vorherrschenden Neugier an Garküchen und Obstständen, traf es – allen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz – doch einen großen Teil der Gruppe während der Reise. Erfreulicherweise gab es nur einen etwas heftigeren Fall. Ich sollte an der Stelle vielleicht erwähnen, dass ich chronisch krank bin und zusätzliche Medikamente nicht einfach so nehmen kann. Schon gar nicht Aktivkohle, die die Wirksamkeit meiner anderen Medikamente beeinträchtigen würde. Durchfall und Erbrechen auf der anderen Seite sollte ich aus den gleichen Gründen vermeiden: ich bin eben auf meine Medies und deren regelmäßige Einnahme und Wirkung angewiesen. Unterwegs erinnerte ich mich an den Tipp einer Kollegin von ihren Reisen auf den Balkan: Wenn der Magen wirklich leer ist, eine ordentliche Portion Cola, danach Salzstangen. Hält der Körper über mehr als ein bis zwei Tage nichts bei sich, ein Antibiotikum einsetzen. Sind Magen und Darm erst einmal leer, erledigt die Phosphorsäure in der Cola so einige Übeltäter. Gleichzeitig versorgen Zucker (Cola) und Kohlenhydrate sowie Salz (der Salzstangen) den Körper mit Energie und wenigstens z. T. mit Mineralstoffen. Das ständige Schaukeln hatte meinem Magen auch irgendwann zugesetzt. Nicht schlimm. Aber ausreichend, um freiwillig auf zwei Mahlzeiten zu verzichten. Dummerweise gibt es in Kirgistan keine Salzstangen! Cola schon. An jeder Ecke. In rauen Mengen und meist in Auswahl. Aber Salziges? Mit etwas Glück fand man hier und da Salzcrcker (Tuc), nur nicht, als mein Magen sie gebraucht hätte. Aber was es gab, waren Bananen. Energie. Mineralstoffe. Gelten als „stopfend“. Bananen. Es war einen Versuch wert. Und es funktionierte bestens. Ich ersetzte zwei Mahlzeiten durch je eine Banane und trank an beiden Tagen etwa 1 Liter Cola und schon ging es bergauf. Auch andere Mitreisende versuchten sich an der Mischung und erzielten gleich gute Ergebnisse. Im Großen und Ganzen war ich mit meiner Ausrüstung sehr zufrieden, obwohl die Witterung vor Ort doch erheblich extremer als erwartet gewesen war . Daher werde ich bei weiteren Touren nicht auf eine Softshellhose verzichten.
  3. Hei Leichtmetall, lieben Dank für deine Hinweise. Ich werde meinen Text gerne überarbeiten/ergänzen. Ich habe tatsächlich einiges für die Reise an Material gebastelt und getestet, was dem Forum entsprechend hervorgehoben werden sollte und noch nicht erwähnt ist. Vieles davon hat sich bezahlt gemacht, wie mein selbstgenähter zusätzlicher Decken-Schlafsack und eine UL Isomatte aus Folie und Zeltstoff. Auch wenn ich tatsächlich anfangs das Gefühl einer Pauschalreise hatte, hat sich am Ende Trekkingerfahrung und gut ausgewähltes, leichtes, schnellpackbares Gepäck sehr bewährt und mich vor nassen Klamotten und Nächten in leckenden Zelten bewahrt. Der Beitrag kommt. Versprochen. Meinst du, ich sollte ihn hier anfügen oder eher im MYOG-Bereich anbringen? LG Katja
  4. Lieben Dank für dein Interesse. Ja. Die Tour, an der ich im letzten Jahr teilgenommen habe, wurde in Kooperation mit einigen deutschen Wissenschaftlern organisiert. In diesem Jahr ist es etwas anders. An der Organisation der Touren auf dem Plakat sind ausschließlich Wissenschaftler aus Kirgistan beteiligt. Sie habe eine Gast-Geologin aus Jena (Russin), die sie begleiten wird. Aber die Einnahmen bleiben alle samt im Land, was für mich ein entscheidender Grund war, die Gruppe bei ihrer Arbeit zu unterstützen. (Ich habe auch keinerlei Vorteile aus der Bewerbung der Touren!) Die Tour ist etwas exklusiver und gleichzeitig billiger geworden. Für den Flug sollte man ca. 500 Euro veranschlagen. Die Gruppen werden deutlich kleiner sein, als die über 30 Leute, mit denen ich unterwegs war. Es gibt ein tolles Küchenteam, das landestypisch und echt lecker kocht. Bei Gelegenheit werde ich noch etwas mehr über den zweiten Teil der Reise berichten, der hier etwas kurz gekommen ist.
  5. Durch das wilde Kirgistan Kirgistan ist ein kleines, vielen unbekanntes Land in Mittelasien, eine ehemalige Sowjetrepublik, die höchstens am Rande unserer Wahrnehmung existiert. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Kirgisen ein Nomadenvolk, das von den Mächtigen der Welt ignoriert in den Hochgebirgslagen v. a. des Tien Shan und Pamir lebte. Dann suchte der Zar einen Weg, den wachsenden Einfluss der Briten in Asien einzudämmen und Vieles änderte sich. Im Herbst 2014 nahm ich an einer Exkursion in das Land an der Seidenstraße teil. Ein unscheinbarer Flyer lud letzten Sommer noch kurzfristig zur Teilnahme ein. Der Preis war gut, ich hatte Zeit, und ich wollte schon immer mal nach Kirgistan. Also auf ins Abenteuer. Das Abenteuer der Rundreise begann mit dem ersten Sonnenaufgang, der die schneebedeckten Gipfel des Tien Shan hinter dem Panorama Bishkeks auftauchen ließ. Wir bezogen unser Lager und legten gleich los. Ein Beitrag zur Landeskunde zum warmen Frühstück und dann auf zu einer Geologischen Station, die um die 2000 m ü NN hoch gelegen einen ersten tieferen Blick in das Reich des Schneeleoparden gewährte. Anschließend besuchten wir noch einige Standorte, an denen der Bewässerungslandbau aus landwirtschaftlicher, bodengeographischer und historischer Sicht beleuchtet wurde. Das nähere Kennenlernen der Gruppe nach dem Abendessen musste bei mir ausfallen. Nachdem die vorherige Nacht für die Anreise schlaflos vorüber gegangen war, fiel ich nun nur noch in meinen Schlafsack. Bereits am nächsten Tag führte uns die Straße tiefer in die wildbunte Welt des Tien Shan hinein. Wir fuhren gen Osten und Kochkor, einer kleineren Stadt nicht weit vom Issyk Kul See. Hier besuchten wir eine Filzmanufaktur, in der die Frauen der betreibenden Familien für das Einkommen sorgen und das traditionelle Handwerk, ohne das die Jurten der Nomaden undenkbar wären, aufrechterhalten. Die Landschaft wurde wilder, trockner und die Straße verlief weiter parallel zum Panorama des Tien Shan südlich von uns. Hinter Kochkor verließ unser Truck bald die asphaltierte Straße, kämpfte sich eine steile, enge und löchrige Piste in vielen Serpentinen nach oben. Unter uns reduzierten sich die Beton-Ruinen sowjetischer Plan-Landwirtschaft zu entfernten Impressionen einer anderen Welt. Die steilen Gipfel waren noch fern, die Luft aber schon dünn, als wir eine Herde Yaks erreichten. Ein perfektes Schauspiel auf 2400 m im eiskalten Wind: Zwei Jungbullen lieferten sich einen Kampf, ein prächtiger Bulle suhlte sich genüsslich in einer Staubkuhle, eine Kuh säugte ihr Kalb. Unser Weg führte uns weiter nach oben. Bei etwa 3200 m passierten wir die Passhöhe und konnten kurz darauf den ersten Blick auf den Söng Köl-See (ca. 3000 m ü NN) im gleißenden Gegenlicht des späten Nachmittags werfen. Regenbeladene Wolken hingen tief über dem See, der umgeben von der gelblichen, sich schier ins Unendliche ziehenden Ebene, noch immer viele Kilometer von uns entfernt vor uns lag. Nein, einen Wetterbericht gäbe es hier nicht, erklärte unsere Dolmetscherin. Das mache hier auch keinen Sinn. In 10 Minuten könne sich das Wetter unvorhersehbar von wunderschön auf Schneesturm verändern. Wir sollten noch sehen, wie recht sie damit hatte. In einer kleinen Mulde zwischen antiken Saken-Kurganen, leeren Wodka-Flaschen und den verlandeten Bewässerungskanälen aus der Sowjetzeit entdeckte ich ein kleines, etwas gerupft wirkendes Edelweiß. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich sah mich genauer um und fand mehr Edelweiß. Ich erfuhr später, dass die Hochebene des Sönbg Köl die einzige Region des Landes ist, in denen Edelweiß wächst. Gegensätze, wie der eben beschriebene, haben mich die gesamte Reise über wie auch noch lange danach beschäftigt. Sie übten einen besonderen Reiz aus, sind lebendige Denkmale der Geschichte und oft im gleichen Moment Symbole der Zerbrechlichkeit dieser unglaublich schönen Landschaft, die mal seltsam vertraut und nur wenige Kilometer weiter exotisch fremd wirkt. Am Abend bezogen wir unser Lager für die nächsten beiden Nächte, die Jurten einer im seminomadischen Hirten-Familie. Die Lebensgrundlage stellte eine Herde von ca. 200 Schafen sowie einigen Pferden, einem Esel und vielleicht noch einer Hand voll Kühe dar. Die Milch der Stuten wurde zu einem äußerst schmackhaften Käse verarbeitet, der im steten Wind der Hochebene trocknete. Die Jurten bestehen auch heute noch aus einem Weidengestell, auf dem, wie auch auf dem Boden reichlich Filz und Teppiche liegen. Alles ist Handarbeit, ein Unikat. Die Tür ist immer nach Osten gerichtet, damit unter dem Türschlitz die aufgehende Sonne den Morgen anzeigt. Das Herzstück ist das Tündük, das hölzerne Doppel-Kreuz am höchsten Punkt, dessen Symbolik bis heute von so großer Bedeutung für die Kirgisen ist, dass es ihre Flagge ziert. Es war kalt und der Wind wehte beständig stark, doch zwischen Schauern, in denen man die Hand vor Augen kaum zu sehen vermochte, Schneefall und Sonnenschein fand sich ein Zeitfenster. Ohne Wege und Pfade wanderten wir die grasigen Hänge (bis auf ca. 3500 m) der Moldorberge am südlichen Rand der Hochebene hinauf. Von oben konnte man am Horizont unser Lager noch als kleine Punkte erkennen. Über uns kreisten Geier, Adler und Falken, während unter unseren Füßen Gras und winzige, aber sehr hübsche Blümchen gegen Wind und Wetter ihr Dasein erkämpften. Das Schönste aber war der Morgen nach dem Schneesturm. Ich stand lang vor dem Rest der Gruppe aus und zog mit der Kamera los zum westlichen Seeufer. Hinter mir graste der Esel mit Reif in der Mähne, Pferdeherden zogen jenseits des Sees entlang. In der eisigen Luft beobachtete ich am Seeufer Möwen, winzige Strandläufer und Rostgänse. Im Hintergrund des Sees tauchte die aufgehende Sonne die von Neuschnee überzuckerten Berge in ein rosafarbenes, unwirkliches Licht. Der Morgen war unbeschreiblich schön - und beißend kalt. In den nächsten Tagen reisten wir weiter nach Südwesten, über Djallal Abad und Özgün wieder etwas weiter nach Norden in die in den Ferganabergen liegenden, natürlichen Walnusswälder bei Arslanbob. Ausgangsort für uns war das Dorf Gümkana, das auf ca. 1200 bis 1500 m in den Wäldern und engen Schluchten malerisch eingebettet liegt. Per Pferd und pedes hatten wir einige Tage Gelegenheit, diese Wiege unserer Obstbäume zu erkunden. Wo immer der Wald den Blick freigibt, schaut man auf ein alpines Panorama schroffer Felsen und schneebedeckter Gipfel. Die parkartigen Wälder aus urigen, bis zu 350jährige Walnussbäumen, durchzogen von Wildobst (Apfel, Birne, Pflaume) sind eine eigene Welt und ein sehr einzigartiges Wanderparadies, dass ein Kultur- und Naturerlebnis miteinander verbindet. In der Erntezeit ist es Lebens- und Handelsraum der Walnüsse sammelenden Familien, ein gutes Einkommen, dass sich kaum eine Familie leisten kann, nicht auszuschöpfen. Der Wald ist dann auch Weide ihres Viehs, ihr Garten, ihr Supermarkt und Treffpunkt sozialen Miteinanders. Über den legendären Tien Shan Highway führte uns die letzte Etappe nach Bischkek zurück. Alleine diese Etappe führt durch so gegensätzliche Landschaften obwohl allesamt Hochgebirge: rote Halbwüsten, grau-gelbliche Steppen, alpine, schneebedeckte Pässe und Taiga-Birkenauwälder. Kirgistan vereint nomadische Tradition, ethnologische Vielfalt, endlose Gastfreundschaft und große Armut in einem alpinistischen Paradies aus meist unerschlossenen, jedoch keineswegs unberührten, geradezu gegensätzlichen Wander-, Ski- und Kletterwelten und jederzeit mehr als eine Reise wert. Eine Auswahl meiner Fotos gibt’s hier: https://www.flickr.com/photos/53701391@N05/
  6. Hallo allseits, mein Name ist Katja und ich bin gern in der Natur unterwegs. Meist sind das nur am WE mal ein paar Stunden, aber im Sommer sollte es dann schon mal eine Tour in den Alpen oder Lappland sein. Ich komme aus dem mittelhessischen und bin dort in der Uni beschäftigt. UL ist für mich vor allem ein Thema, weil meine Gelenke ein echtes und einschränkendes Problem sind, dass unaufhaltsam schlimmer werden wird. Folglich ist alles, was ich an Gepäck auf Touren jenseits des Daypacks nicht tragen muss, ein doppelter Gewinn. Neben der Optimierung meines Rucksack-Gewichts und dem Austausch über Touren, befasse ich mich mit der Unterwegs-Verpflegung. Sorry, aber der Tüten-Fraß aus den Outdoorshops ist keine Option! Schon gar nicht, wenn man wie ich im Sommer wandert, der in den von mir bevorzugten Regionen mit jeder Menge Leckereien am Wegesrand aufwartet. - Mehr dazu später an geeigneter Stelle. Ich freue mich auf mehr Kontakt. LG Katja
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