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Ultraleicht Trekking

Stue007

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  1. Gefällt mir!
    Stue007 reagierte auf DickGischt in Lupine Penta   
    Die Lupine Penta wiegt komplett 109g. Der Lampenkopf kommt auf 90g und das Stirnband auf 19g.
    Die Lampe lässt sich im Lademodus (z.B. Powerbank) als Stirnlampe nutzen. Falls gewünscht kann ich mal eine zum Testen mitnehmen und einen kleinen Bericht schreiben.
  2. Gefällt mir!
    Stue007 reagierte auf doman in Hot Tent mit Ofen - Gewicht 1 kg!   
    Das Thema Wärmezelt beschäftigt mich ja schon länger, aber bislang hat das Gewicht dieser Kombination bei knapp 2 Kilo gelegen und war damit für längere Wandertouren nicht optimal. Diesem Gewichts-Problem bin ich jetzt zuleibe gerückt und habe kurz vor Beginn der Wintersaison in eine neue Ausrüstung investiert.
    Das Zelt ist immer noch das DCF-Modell meiner Wintertour vor zwei Jahren, allerdings habe ich es mit einem Sockel von 20 cm versehen und damit das Volumen entscheidend vergrößert. Das hatte leider auch Konsequenzen für das Gewicht.

    Der Ofen ist eine Neuanschaffung, und zwar der Cub von Seek Outside. Ich besitze bereits einen größeren Ofen dieser Firma, und zwar das Modell Large. Der wiegt etwas über 1,3 kg - und ist damit nicht wirklich ultraleicht.

    Ganz anders der Neue. Der Cub ist kleiner und wiegt mit allem Zubehör nur noch die Hälfte! Das im Titel angekündigte Gesamtgewicht erreiche ich so zwar nicht ganz, da die Abweichung aber im einstelligen Grammbereich bleibt, bin ich damit doch einigermaßen zufrieden.

    Hier sieht man die Einzelteile ausgebreitet. Die mitgelieferte Tasche allerdings ist eine komplette Fehlkonstruktion: eine Einstecktasche ohne Verschluss - und das bei den vielen verlierbaren Kleinteilen.

    Ich habe die Tasche also aufgetrennt und eine neue konstruiert, mit Reißverschluss und einer weiteren inliegenden Reißverschlusstasche, in der sich die Rohrringe und die oberen Muttern befinden.

    So sieht der Ofen aufgebaut aus. Etwas knifflig ist die Erstmontage des Rohres, das gegen die Wickelrichtung in seine Form gebracht werden muss. Mit Hilfe einer Papprolle ist mir das ganz gut gelungen.

    Danach habe ich den Ofen ins Zelt eingebaut.

    Sentimentaler Gedanke: so schön blank wird er nie wieder sein...

    Mit dem ersten Anfeuern erhält das Titanblech seine typische violett-bräunliche Farbe. Und noch viel wichtiger: das Rohr wird in die neue Form gebracht und rollt sich aus eigenem Antrieb ab sofort immer längs statt quer.

    Um auszuprobieren, welche Hitze dem Öfchen zu entlocken ist, habe ich gut eingeheizt. Das Ergebnis ist phänomenal. Ich muss zwar häufiger nachlegen als beim Modell Large, aber die Wärmeentwicklung des Cubs reicht für dieses (und auch ein größeres) Zelt völlig aus.

    Das war natürlich auch ein Bewährungstest für die Hitzeschutzmanschette. Aber zu deren Material habe ich in den letzten Jahren genug Zutrauen gewonnen. Und ich weiß inzwischen auch, dass die Klebeverbindungen des DCF-Zeltes halten.

    Nach einer Stunde ist das neue Winterzelt-Tandem erprobt. Eine Veränderung werde ich aber noch vornehmen: der Ofen soll von seiner Mittelposition mehr an die rechte Seite rücken. Den bisherigen Durchgang klebe ich zu, versetze ihn mehr nach rechts und gewinne so Platz im Zelt. 
    Was haltet ihr von dieser Kombi - und: kennt jemand noch ein leichteres Ofen-Zelt-Gespann? 
     
  3. Danke!
    Stue007 reagierte auf doman in Wintertour in den Alpen mit UL-Ausrüstung (Teil 1 - Equipment)   
    Ich habe mir am letzten Wochenende einen lange gehegten Traum erfüllt und eine viertägige Tour durch die Alpen bis an die Baumgrenze unternommen, auf der ich mit Rucksack und Schneeschuhen völlig autark unterwegs war. Dieses Projekt möchte ich hier in mehreren Teilen vorstellen. Beginnen wir mit der 
    Ausrüstung 
    Mir war von vornherein klar, dass ich bei dem geplanten Unterfangen streng genommen nicht im UL-Gewichtsbereich würde bleiben können, aber mehr als 15 kg sollten es nicht sein - und wurden es auch nicht. Mitgenommen habe ich (in Leserichtung zeilenweise aufgeführt):

    Ein Sirui-Carbon-Stativ (knapp 1 kg), ein DIY-DCF (Cuben Fiber) Tarp für meine Cross Hammock Querhängematte (118 g), ein DIY-DCF Hot Tent, soweit ich sehe das erste seiner Art (269 g), einen Titanium Wood-Stove von Seek-Outside, mit Klappsäge, stabilem Messer für Batoning und anderem Feuerequipment (2 kg), einen DIY-DCF-Rucksack von 42 Litern mit äußeren Netztaschen an drei Seiten (299 g),
    einen gelben Sack mit Lebensmitteln, einen 2-Liter Titankochtopf zum Schnee schmelzen, darin befinden sich weitere Lebensmittel, ein oranger Sack mit DIY-Merino Unterwäsche lang und ein zusätzliches Paar Merino-Socken, eine Thermoskanne 0,5
    meine Lumix GH4-Kamera mit Olympus 12-40 2.8 Objektiv (1 kg), Go Pro 7 Black, einen dunkelgrünen Sack mit Kabeln,  Akkus und Stirnlampe, eine Daunenjacke von Arcteryx (300 g), eine Cross Hammock Standard in robustem Stoff (350 g), zwei kleine Säckchen mit Schnüren fürs Tarp und die Hängematte und anderem Krimskrams, einen 750 ml Titanbecher mit 100 ml Gaskartusche und Soto-Gasbrenner, einen DIY-Daunenschlafsack mit 750 g 850 Cuin Daunenfüllung (950 g),
    schwere Leki Makalu Stöcke (die aber auf 145 cm ausgezogen werden können), 2 Schneeteller
    eine Termarest Neo-Air X-Therm Max Large mit (blödem) Speed Valve, ein No-Name Gorilla-Pod Stativ für die Go Pro und meine MSR lightning Ascent Schneeschuhe (1,77 kg)
    Das Herzstück der Ausrüstung ist das DCF-Zelt mit Stove Jack für das Ofenrohr. In dem habe ich mich abends und morgens aufwärmen, Schnee schmelzen und Essen zubereiten können.

    Der aufgebaute Ofen mit den Töpfen. Wie ihr seht, habe ich keine Aufstellstange (und auch keine Heringe) mitgenommen, sondern mir immer einen Holzstab und Stöcke zum Abspannen gesucht.

    Der Rucksack hat von der Größe her gerade so gereicht, sogar die Schneeschuhe konnten außen für den An- und Abtransport noch angebracht werden.

    Geschlafen habe ich aus Komfortgründen nicht im Zelt, sondern immer in der Hängematte, das Tarp habe ich nur in einer Nacht aufgespannt.

    Und auf diese Weise konnte ich mit immer noch überschaubarem Gewicht bis an die Baumgrenze 4 Tage völlig unabhängig unterwegs sein. Am Leib getragen habe ich Kleidung aus Wolle und als äußerer Schicht eine DIY-Jacke und Hose aus Etaproof.

    Die Beschreibung der Tour selbst folgt demnächst!
    Siehe auch:
    Teil 2: Die Strecke hier. Teil 3: Die Erfahrungen hier.
  4. Danke!
    Stue007 hat eine Reaktion von HUCKEPACKS erhalten in HUCKEPACKS IST ONLINE .......YEEEES   
    Was für tolle Rucksäche, Gratulation und viel Erfolg für den Neustart!! 
  5. Gefällt mir!
    Stue007 reagierte auf ibex in Ultraleicht im Winter   
    Ich möchte mit ein paar Grundsätzen beginnen, gehe dann die Ausrüstung durch und schliesse mit ein paar weiteren Tipps ab.
    Geniesst dies hier geschriebene mit Vorsicht. Es stehen gewisse Dinge drin, die für mich stimmen, aber andere möglicherweise in unangenehme Situationen oder sogar Gefahr bringen. Ich bin ein ausgesprochener Warmschläfer. Als Referenz; ich komme bis -5 °C gut mit einem Quilt mit 220 g Daune  (860 in2) und 170 g Hülle klar (inkl. 220 g Daunenpulli, ein paar dünne Lagen am Oberkörper und lange Unterhosen mit 120 g und dünnen Wollsocken). Ich bin athletisch gebaut und habe eine dünne Speckschicht. Wenn ich auf langer Trekkingtour bin und dabei um 10 kg verliere, bin ich Kälte-empfindlicher. Muskulatur und Fett werden abgebaut und dies lässt mich schneller frieren.
    Beachtet dies wenn ihr tatsächlich alles hier durchlest.
     
    Ich probiere auch immer wieder neue Dinge aus und falle dabei immer wieder mal auf die Nase. Nur so lernt man richtig. Schlussendlich muss man rausgehen und selber für sich herausfinden.
     
    Trekking oder nicht Trekking
    Ich betreibe verschiedenste Aktivitäten im Winter, die alle geringfügig andere Ausrüstung benötigen. Wenn ich Ausrüstung beziehe oder selber herstelle, frag ich mich immer für was ich den Gegenstand alles gebrauchen kann und was anders sein muss, dass ein Transfer z.B. von SkiMo zum Fatbiken möglich ist. Denn dies kann innerhalb einer Tour stattfinden. Trekking ist hier einfacher, aber ich kann mich nicht alleine darauf beschränken, weil ich im Winter meist ausserhalb dieser Aktivität „Trekking“ (Mehrtätige Wanderung mit Zelt) bewege.
     
    Blutzirkulation
    Das A und O. Vermeide Druckstellen. Überall am Körper sind Druckstellen die Einladung für Erfrierungen (als Konsequenz). Wer lockere Schuhe trägt, lockere Socken, wird nicht nur länger warme Füsse haben, sie/er wird auch in einem Extremfall (verlorener Rucksack/Pulka, durchnässte Kleidung wegen Bruch durch’s Eis, Lawine etc.) länger ohne Gewebeschäden auskommen.
    Sorge für freie Bewegung. Weiche Schuhsolen. Elastische Kleidung und Bändel.
    Ich kann meine Daunenhandschuhe abschütteln, einhändig. Die Handschuhe sind am Körper gesichert, je nach Tour unterschiedlich, aber nicht durch Elastik um’s Handgelenk/Unterarm. Auch wenn dies nur locker sitzt, es vermindert Zirkulation.
     
    Wärmeemission
    Kopf, Fuss- und Handgelenke. Schütze diese. Ein guter Pulswärmer (super für DIY aus alten verschlissenen Faserpelzklamotten) kann dünne Handschuhe ersparen. Das gleiche gilt für die Füsse. Also gerne mal waden- oder kniehohe Socken benutzen.
    Wer meint er schwitzt zu viel, kann auch einen nicht zu unterschätzenden Teil der Wärme/Schwitzens mit der Mütze/Kapuze regulieren. Geht’s bergauf im kalten Wind, nutze diesen um nicht zu überhitzen. Geht’s bergab, nutze die Mütze/Kapuze um nicht auszukühlen.
    Wenn Kälte in die Füsse kriecht – Zehen und Fussgelenke überdehnen (es grüsst das „Ministry of silly walks“ ) für >5 min. Gliedmassen schwingen mit jedem zweiten Schritt. Nach weniger als einem km wird sich ein Unterschied bemerkbar machen. Dieser alte Trick funktioniert bei den Händen genau gleich.
     
     
    Packliste
    Jene, die meine Beiträge lesen, wissen dass ich nicht so ein Fan von Packlisten im Forum bin. Wenn jemand hier was von mir lernen will, muss er diesen (leider langen) Beitrag lesen.
     
    Fitness und Schwitzen
    Im Winter werde ich immer wieder zu Schwitzen und Fitnesszustand befragt. Viele glauben Fitter = weniger Schwitzen. Das hängt tatsächlich zusammen, wer aber ein bestimmtes Mass an Fitness hat wird merken, dass je fitter sie/er ist, desto stärker kann sie/er schwitzen. Ich schreibe hier kann, weil man mit mehr Fitness den Körper stärker erhitzen kann. Also gilt nur bedingt: wer unfit ist schwitzt mehr.
     
    Merino wird von vielen geliebt. Ich mags auch – für leichte Tourkost, nicht aber für anstrengende, mehrtägige Touren. Ich kann sehr stark schwitzen und trage lieber ein PES/PA/PP Gemisch. Diese Materialien nehmen weniger Feuchtigkeit auf als Merino, leiten diese schneller weiter an die nächste Schicht und trocknen schneller. Viele meiner Freunde sind ebenfalls, nach dem hiesigen Merino Hype vor wohl ca. 15 Jahren wieder bei Synthetik. Merino-Fans sagen mir auch, dass es egal ist, ob nasse Synthetik oder nasse Naturfaser – beides ist kalt. Das Argument mit dem Geruch ist für mich aus zwei Gründen haltlos: 1. nach mehreren Tagen stinken alle Kleidungsstücke in etwa gleich und 2. Das geruchsneutralste Kleidungsstück, dass ich je trug war ein Montbell Synthetik Shirt.
     
    Schlafsystem
    Ich rechne immer den Daunen/Synthetikpulli/-Jacke zur Isolation des Schlafsackes/Quilts und letztere sind somit der zu erwartenden Tieftemperatur nicht gewachsen.
    Die Hüllen des Schlafsystems sind ebenso entscheidend wie die Füllung. Nicht immer ist die leichteste Hülle am geeignetsten. Ich habe ganz bewusst bei 3 Schlafsäcken (keine Quilts für mich ab ca. -10  bis -15 °C) eine Endurance Hülle, da ich viel und gerne ganz ohne Schutz im Winter biwakiere. Ich stelle meist Eisbildung auf den Innenseite der Aussenhülle fest – klar, dünnes RS Nylon  innen, dann Daune, dann Endurance Pertex aussen… das dürfte jedem Wintertrekker als logisch erscheinen. Dieser sagt dann meist auch, dann musst nen VBL verwenden! Naja, muss ich vielleicht ab einer bestimmten Tourlänge, aber 3-4 Nächte passen auch ohne. Der Schlafsack wird gegen Tourende schwerer, aber richtig nass wird die Daune meist erst Zuhause beim Trocknen.
    Und dann kommt das Wunderding ins Spiel. Hydrophobe Daune. Wunder!
    Die Wetterfeste Hülle hält Wärme geringfügig besser zurück als dünnstes 7 oder 15 D Nylon und dadurch kann an Daune gespart werden.
    Fazit: Falls die Tour 1-2 Nächte dauert, oder man gelegentlich die Möglichkeit zum Trocknen hat, kann ein Sack mit schützender Aussenhülle (z.B.: Pertex Endurance) sinnvoller sein, als einer mit leichterer, atmungsaktiverer Aussenhülle (7-20 D Nylon). Auf langer Tour nehme ich eher die atmungsaktivere Aussenhülle mit, da dann ein VBL im Einsatz ist. Ich schwöre auf einen VBL, den andere Tourpartner von mir nicht mögen. Ich rate hier einfach auszuprobieren. Einen Biwaksack braucht’s im Winter nicht. Schnee taut nicht auf einem Schlafsack/Quilt, auch nicht auf einen mit 200 g Daune. Ich hab’s schon ausprobiert. Was viele nicht glauben aber auch funktioniert ist auf dem Schlitten den Schlafsack trocknen.
     
    Ich schlafe jeweils immer (auf Trekkingtour im Winter) auf der NeoAir X-Lite, Grösse S, dann ergänzt mit einer 70 g EVA (bis ca. -10 °C), 170 g EVA (bis -30 °C) oder 300 g EVA (bis jenseits von Gut und Böse). Je nach Temperatur. Im Extremfall benutze ich nur noch EVA im Schnee. Extremfall -> Extrem kalt (wo 1400 g Daune auch für den Warmschläfer ausgenutzt werden und insgesamt 3 Matten mit Total 640 g EVA von Nöten sind) oder extrem leichtgewichtig. Die NeoAir ist für mich vorallem bequem. Die NeoAir X-Therm braucht bei zivilisationsfernen Touren ebenfalls eine EVA für Redundanz und kommt bei mir nicht in Frage.
     
    Biwaksack
    Lasst ihn zuhause. Im Ernst, ich benutze nur einen, wenn ich ohne Schlafsack raus gehe. Was ich hingegen als sinnvoll empfinde, ist wenn der Biwaksack (je nach Körpermasse natürlich) beim Kopf ca. 70 x 70 cm und bei den Füssen ca. 40 x 50 cm aufweist, fast komplett aus RS Nylon ist, einen Chikara Boden hat und im Firstbereich Moskitonetz – also eher ein Mini-Innenzelt ist. Am besten verschliessbares Moskitonetz. Das Mini-IZ (einige hier können es auch „micro winter inner tent“ oder „macro snow bivy“ nennen )  hält leichten Wind draussen und ist klein genug um ein wenig aufgewärmt zu werden. Ideal für Touren, wo man die Nacht in/unter der Baumgrenze verbringen kann, denn auch bei Sturm windet‘s im (lichten) Wald noch, aber nicht so stark, dass ein mit zwei Stöcken aufgehängtes Mini-Innenzelt kollabiert. In anderen Jahreszeiten in Mückenversuchten Gebieten hat man dann ein ebenso dienliches Teil, das einfach unter dem Tarp hängen kann. Gewichte, je nach verwendetem Stoff und Massen 210 – 250 g. Das Kondensproblem ist ungleich einem Biwaksack und eher mit einem regulären IZ vergleichbar (leise rieselt der gefrorene Kondens), der Wind zieht einem nicht die letzte Wärme aus den Händen, wenn man mit dem Kocher hantiert und man gewinnt ein paar wenige Grade isolation. Eine Verschiebung des Gefrierpunktes nach aussen (weg von Daune/Synthetik) besteht hier ebenfalls.
     
    Zelt
    Nehmt ein Mid. Oder ein Kuppel/Geodät (oder Tunnel wie Lightwave Arctic, wo das Gestänge in einen Spitzen Bogen zuläuft) wenn grosse Schneelasten zu erwarten sind. Mid’s einzige Schwachpunkte sind: 1. Schneelasten und 2. Nicht-Freistehend. Der zweite Punkt ist bei meinen Trekkingtouren vermutlich nur 1 mal von 20 Wintertouren ein (lösbares) Problem. Geht man richtig hoch hinaus (kein Trekking mehr) sind Mids kacke. Ich kann’s nicht anders sagen. Aber bleiben wir in typischem Trekking Gelände; Mids müssen meist eh abgebaut werden, wenn man das Zelt verlässt, da es oft mit Trekkingstöcken aufgestellt wird. Nimmt man aufgrund hohen Winde und Schneelasten eine starke Stange mit (und Stöcke nur zum Wandern), rate ich, dass Zelt beim Verlassen immer Abzubauen. Wenn starker Schneefall einsetzt, können Mid’s unbeaufsichtigt schnell überfordert sein. Zur Windstabilität von Pyramiden mit 4 und 6 Ecken habe ich schon genügend in diesem Forum geschrieben und es freut mich, dass andere darauf einstimmen – Gewicht/Raum/Windstabilität sind m.E. bei unübertroffen und selbst Stürme mit 160 km/h wurden überstanden mit nur sehr geringfügigem Schaden (der bei gleichen Windgeschwindigkeiten auch bei Kuppeln und Geodäten auftauchte).
     
    Ein Innenzelt für zwei kann durchaus nur um 380 g wiegen (ca. 180 und 170 cm grosse Bewohner) und bei wenig Wind für eine spürbare Temperaturdifferenz zwischen IZ und Aussen sorgen. Auch hier: leichtes DIY IZ gewinnt (Masse) gegenüber Bodenplane und Biwaksack.Ein IZ für die längere Wintertour kommt bei uns aber auf 525 g (für SL3).
     
    Snowflaps sind m.E. überbewertet. Ohne geht’s wunderbar.
     
    Heringe
    Ich benutze Alu-Schneeheringe. Verschiedene Bastlereien und Nylon-Schneeanker führten nur zurück zu (meist) MSR Blizzard. Bisher kam ich praktisch immer um Eisböden rum um fand eine geeignete Stelle für die Schneeheringe. Mit ein wenig Einfallsreichtum kann die Ausrüstung zum Abspanne benutzt werden. Sogar ein Handschuh. Als jemand der im Sommer-Halbjahr immer ein paar Heringe zu viel mitnimmt (das Mid steht und fällt mit der Qualität der Verankerung und oft variieren Böden sehr stark auf meinen Touren), komme ich interessanterweise gut klar mit nur einem Typ Hering im Winter.
     
     
    Tarps
    Das Thema Tarp im Winter ist für mich nicht relevant. Früher hatte ich bei Touren mit bestimmtem Charakter immer wieder mal eines dabei, aber es dann praktisch nie benutzt. Wenn das Wetter und die Lage ein Tarp erlauben, kann ich gleich ohne losgehen. Gehe ich auf längere Tour in den Wald mit einigen Ausflügen über der Baumgrenze (z.B. Pallas-Yllästunturi-Nationalpark) verzichte ich ganz auf das Tarp und nehme nur das Mini-IZ (bei bis ca. 5 tägigen Touren oftmals nicht einmal das). Bisher fand ich immer ein ruhiges Plätzchen im Wald, auch bei Sturm. Dann gibt’s ja auch notfalls Hütten. Wenn ich auf Tour gehe, wo ich meine Schutz zu gebrauchen, kommt gleich das Mid mit.
     
    Kocher
    Alkohol mag ich im Winter nicht. Das dauert mir einfach zu lange. Viel zu lange. Remote Gas (Alpkit) auf kürzeren Touren. Auf längeren Benzin (Whisperlite Universal). Falls mit Schlitten unterwegs, bleibt der Kocher immer mit der Pumpe verbunden. Berge + Winter ≠ Holz. Ich bin lieber über der Baumgrenze…
    Wer nun sagt, das Benzin zu schwer ist, soll doch mal bitte eine Rechnung mit Brennstoff und Setup für eine 14 tägige Wintertour ohne Hütten machen. Und bitte aus der Praxis, unrealistische Theorien gibt’s hier schon zu genüge. Ich kenne niemand, der bei zwei Wochen in -10 - -35 °C weniger als 3 L täglich schmilzt (inkl. Tricks).
     
     
    Kleidung
    Die vorletzte Tour sah Knöchel – Knietiefen Schnee (Alaska), -6 °C und Trailrunning Schuhe. Bei konstant -15 bis -25°C und Knie – Hüfttiefen Schnee ist das aber Quatsch. Trailrunners tagelang in Schneeschuhbindungen sind, auch wenn mit EVA die Riemen gepolstert werden, nicht bequem. Wer’s nicht glaubt soll mal 3 x 6-12 h Schneeschuhwandern gehen. Im Mittelgebirge, in den Voralpen – überall wo’s auf und ab geht, passt’s nicht. Der Trailrunner ist zu dünn, als dass Riemen zuverlässig gesichert werden können ohne den Fuss in einem Mass zu quetschen, dass Kälte schnell eindringt und Schmerzen einsetzen – wenn man aber nicht feste anzieht, rutscht in steilem Gelände der Schneeschuh.
    Es geht hier um Trekking, nicht um die 6-8 h Eintagestour (bevor Trailrunner-Schneeschuhläufer mit Gegenargumenten kommen). Also einen dickeren (muss nicht gefüttert sein, dass können dicke Socken erledigen, die wechselbar sind) Schuh, mit möglichst weicher Sohle. Ein erstaunliches Teil ist der Salomon S-Lab X Alp Carbon GTX. Zu Schuhen wie Sorrel etc. kann ich nicht’s sagen. Ich bin mehr mit Bikeschuhen und Skitourenschuhen auf mehrtägigen Touren im Winter. Mit Salewa und La Sportiva habe ich gute Erfahrungen bei den Bergschuhen, aber eben, die harte Sohle von Bergschuhen wirkt sich sehr negativ auf die Kälte an den Füssen aus aufgrund sehr geringer Mobilisation der Zehen.
    Leichte Daunenjacke:
     
     
    Leichte Daunenjacke: Ghost Whisperer mit hydrophober Daune (bis ca -5 °C in längeren Pausen)
    Dicke, aber leichte Daunenjacken: Montbell Mirage – unglaublich was die kann. Peter Hutchinson schmeisst auf Anfrage sicher auch HydroDown in die Kammern eines PHD Yukon Down Pullover. Auch ein super Kleidungsstück (Mirage und Yukon so gegen -15 °C in längeren Pausen)
     
    Dicke Expedtaugliche Daunenjacke:
    Montbell Permafrost (bis zu Temperaturen wo man schlicht einfach keine Pausen mehr macht…)
    Isohosen: manchmal obsolet, manchmal ganz praktisch. Bei mir kommen sie selten mit, meist wenn ich mit neulingen unterwegs bin und für sie Redundanz schaffen will. Hier braucht’s kein RV. Sonst ist ein RV extrem praktisch. Selbst mit warmen Schuhen, kann man den Schnitt der Hose so wählen, dass nur ein RV ab Kniehöhe nötig ist um über die Schuhe anzuziehen. 220 – 400 g Total für die Isohose reichen m.E. für alles. Also praktisch nur auf langer Tour. Dann aber auch ca. 95 g Booties.
     
     
    Ich bin ein grosser Fan von Polartec Windpro, wenn’s kalt genug für diesen Faserpelz ist.
    Von -10 bis -25 °C trage ich ein dünnes PES/PP kurzarm-shirt, darüber ähnliches lang-arm, einen dünnen Faserpelz (oft Mountain Equipment Eclipse mit Kapuze, manchmal ein Rab Another Layer [AL] Pulli) und darüber das geilste und wohl meist unterschätzte Kleidungsstück der Welt und Universum (mindestens! ).
     
    Rab Boreas
     
    Wer es nicht ausprobiert hat im Winter, Frühling und Herbst hat was verpasst. Für warme Klimate ist m.E. dieser Kleidungstyp nicht ideal. Aber für alles andere einfach perfekt. Ich verbringe manchmal Wochen darin, ununterbrochen.
    Manchmal trage ich nur dünne und einlagige Basisschicht am Oberkörper , dann aber ein Windpro Pulli drüber.
    An den Beinen trage ich eine membranfreie Softshell-Hose (Powershield) und bei -5 bis -25°C eine dreiviertellange Unterhose.
    Mit und auch ohne Wind.
    Am Oberkörper steuere ich dann ab 30 - 40 km/h Wind ein 7D Windsmock dazu (Tachyon), auf grosser Tour ein Smock aus Pertex Equilibrium (Rab).
     
    Von Plastikbeutel als VBL in den Schuhen bin ich nicht begeistert. Ich vermisse dabei ein direktes Fussgefühl und oft verrutschen die Beutel und enden halb abgezogen. Ich greife hier auf Neoprensocken von Camaro (Ti-Linie) zurück. PP Socken darunter und grosse Wollsocken darüber. PP und Wollsocken sind als Ersatz dabei.
     
    Handschuhe variieren. Bei oben genannten Temperaturen einen ganz dünnen Handschuh und einen Softshell-mässigen oder sehr leichten Fäustling (vorallem Witterungsabhängig). Wenn’s Gelände zur Sache geht, den MH HydraPro. Ein genialer Handschuh. Wenn’s einfaches Trekking ist, ein puffiger Fäustling oder eben der Softshell Handschuh (Powershield).
     
    Buff und Fleecemütze sind dann oftmals im Rucksack, da das Eclipse für alles sorgt. Abends dann Buff und Fleecemütze unter dem Eclipse.
     
    Ersatzkleidung neben den bereits erwähnten Socken und Buff/Mütze, 180 – 200 g leichter Fleece, 80 g T-Shirt, Schlafsocken.

    Windschutz vs. Isolation. Anstatt die dicke warme Jacke einfach die dünne Windjacke/-gilet mitnehmen. Dicke Isolation braucht man nur in Pausen.

    Viele Kleidungsstücke aus dem Alpinbereich haben hoch angesetzte Reissverschlüsse (wegen dem Kletter-/Rucksackgurt) und können über diese Belüftet werden, muss also nicht immer „pit zip“ sein (bin selber seit nun mehr 10 Jahren pit zip frei)

    Carbon benutzen. Das ist in der Kälte viel angenehmer anzufassen – auch mit Handschuhen.
     
    Der Schnee, auch wenn pulvrig und trocken, kann an den Hosen zu kleben beginnen und vereisen bei vielen verschiedenen Bedingungen (Körperwärme an Hosenbeinen). Wer dann nach einem langen Tag mit vereister Hose ins Zelt kriecht, kriegt dann bald eine feuchte Überraschung. Ich empfehle für mehrtägige Touren und Schneeschuhwandern praktisch immer Gamaschen.
     
    Snowclaw hat mit einer Lawinenschaufel nicht viel gemeinsam. Oft sind Lawinenkegel beinhart. Ich habe in meinem Leben drei als unzerstörbar geltende Orthovox Schaufeln zerstört. Diese wurden ungefragt ersetzt und konnten trotz Bruch (immer oben am Blatt, wo man oft mit Kraft drauftreten muss) noch eingesetzt werden, aber wo eine solche Schaufel bricht, nützt eine Snowclaw nun zu wirklich gar nichts mehr. Einsatzzweck für Snowclaw: Hardangervidda, Padjelanta, Finnmarksvidda, Jura, Bathurst Island etc. Alles Gebiete in denen der erfahrene Wintertrekker auch bei ungünstigen Lawinenverhältnissen ohne Lawinenschaufel los kann (weil Ausweichmöglichkeiten). Anders wie in Gebieten wo man manchmal gute Verhältnisse hat beim Eintreten in ein Tal/Gebirgszug, diese sich aber ändern, während man dort Tourt und man nicht einfach so mal die höher gefährdeten Stellen umgehen kann, um wieder raus zu kommen. Da will man mehr dabei haben, als eine Snowclaw, die für den Lageraufbau gute Dienste leistet.
     
    Für die Skitour
    Bindung, Schuhe und Ski von Dynafit. Kurz und leicht. Der PDG ist toll zum Bergsteigen, der TLT6 etwas härter als der alte TLT5 und dabei mit einem geringfügig kleineren Einsatzgebiet, aber super wenn’s vorallem um’s Skifahren geht. Alpinski-Schuhe sind keine der genannten. TLT Speed Rad (ich glaube? Das wechselt häufig…) auf Cho Oyu, diese Kombination kann ich aber nicht für alle empfehlen, macht aber unglaublich viel mit. Der wohl beste Allrounder von Dynafit, guter Performer und dennoch gutmütig ist der Seven Summit (wieder… zum Glück). Mein Setup geht auch gut für mal einen (oder auch mehrere) Tag Distanz zu machen. Was im Sommer von Trekkingstöcken her passt, ist mir zu weich, knickfreudig für Skitouren. Der Verschluss ist Kacke, aber sonst mag ich die Exped Alpin Lite.
    Denkt daran, dass alte LVS ersetzt werden müssen. Wer – wie es immer bei Tourbeginn gemacht werden sollte – sich und seine Partner kontrolliert wird sicher schon bemerkt haben, dass gewisse alte Geräte auf neuen nicht mehr funktionieren -> Ersetzen! Wer praktisch nur alleine geht, soll in den Laden seines Vertrauens und dies kontrollieren lassen.
    Orthovox Badger ist wohl meine Lieblingsschaufel für alles. Bei sicheren Verhältnissen kommt manchmal eine gebeutelte Arva Ovo Light mit. Finger weg von Polycarbonat. Meine Sonde ist eine alte Carbonsonde mit goldenen Eloxalteilen. Hersteller…? Wohl Orthovox.
    Ein weiterer Tipp für Alpine Skitouren: Rotauf Lawinenboie. Je nach Tour trage ich den Kletterhelm (Camp) – aber da sind dann auch div. Kreationen von Steigeisen im Spiel und Pickel und wenn ich darauf eingehe kann ich gleich auch beginnen meine Seilwahl zum Winterbergsteigen zu erklären und dann Köpft ihr mich, weil ich nicht mehr über Trekking UL schreibe. Sorry Sakima. Ich stoppe hier
    BC-Skitouren auf Fischer E99 Crown Xlite und Alfa Polar. Achtung, der Polar ist wirklich sehr warm. Quest dürfte einen breiteren Temp-Bereich abdecken.
     
    Schneeschuhe
    Seit 11! Jahren auf MSR Lightning Ascent. Die gingen zum Einstand gleich mit auf eine Expedition im spätherbstlichen Himalaya – ich dachte, dass ich die Kaputt mache. Nun benutze ich sie immernoch…
     
     
    Navigation unterscheidet sich insofern, dass sie schwieriger wird und alles mit Handschuhen bedienbar sein sollte. GPS-Geräte (Garmin), aber auch Schlaufons (Galaxy S5 mini) packen die Kälte recht gut. Die Akku-Entladung der dünnen Smartphones scheint dem Display genügend Wärme zu geben, dass es auch bei tieferen Minusgrad funktioniert. Touchscreens der modernen GPS-Geräte (von Touchscreen-GPS habe ich nur Erfahrung mit dem EDGE 810) gehen mit Handschuhen gut und bei einigen Smartphones lässt sich die Empfindlichkeit so einstellen, dass selbst mit Handschuhen gearbeitet werden kann. (Das Display reagiert dann natürlich auch empfindlicher auf Regen und gewisse Dinge machen sich dann selbstständig, da Wasser eine hohe Leitfähigkeit hat, aber wir sind ja im Schnee )
     
    Bitte entschuldigt, dass ich keine Links eingesetzt habe. Es wäre nur unvollständig machbar gewesen.
     
    Ein letzter Tipp für sehr erfahrene Outdoorsportler:
    Ein erfahrener und fitter Outdoorsportler kann die Nahrung als Isolation sehen;
    Solange Energie zugeführt wird, kann diese in Bewegung umgewandelt werden.
    Das ist (je nach Gebiet sehr) riskant (Immobilisation), kann aber, wenn korrekt eingesetzt, zu ganz schönen Erlebnissen und hoher Effizienz (somit erfolgreiche Tour/Rennen) führen.
     
    So viel von mir aus der Praxis zum Thema Winter und Trekking.
     
    Edit: Habe ein paar Schreib-/Formatfehler korrigiert.
  6. Danke!
    Stue007 reagierte auf effwee in Rheinsteig-Section von Bonn nach St.Goarshausen 3.11.-8.11.   
    Prolog...
     
    Den Rheinsteig komplettieren steht noch auf meiner Agenda.Bis St.Goarshausen kenne ich den Weg bereits über Section- und Dayhikes, somit ist das Minimalziel klar, weil ich aber Freund des Groß-Denkens bin, will ich natürlich – wenn ich schon dabei bin – das komplette Mittelrheintal mitnehmen, 243.5 km oder so. Und weil man ja bekanntlich an seinen Herausforderungen wächst und mögliches Scheitern sich immer auch an den Maximalzielen bemisst... blabal egal: ich habe dafür nur 5 einhalb Tage Zeit. Passt doch.
    Damit ist dem sportlichen Aspekt genüge getan, wer gibt sich aber damit schon zufrieden? Also steht noch auf der Agenda, quasi by the way, auszutesten wie sich das neuerworbene Zelt – ein Zpacks Duplex - so im Trailalltag schlägt; sowie meine vorläufige, beinah endgültige Packliste für den Israel National Trail den ich gemeinsam mit meiner Freundin ab dem 25.12. laufen werde. Somit bin ich freichlich auch so schwer wie seit beinah 2 Jahren nicht mehr unterwegs – 3845gr sagt das BW... mindestens 300gr über meinem persönlichen Wohlfühlgewicht. Aber so ist das im Herbst/ Winter. Mehr Speck um den Bauch, mehr BW aufm Rücken oder so ähnlich...
    Das Wetter war so gnädig mir ungefähr das zu präsentieren was der Norden Israels laut Wetterdaten bereithalten könnte - viel Regen, durchwachsen irgendwas zwischen 16 und 8 Grad und Nächte durch ausmal unter 4 Grad - , das hört sich nach perfekten Laborbedingungen an. Aber um ganz ehrlich zu sein, ich hätte fast jedes andere Wetter auch genommen. Aus unterschiedlichen – namentlich - beruflichen, familiären und sonst welchen Diesdas-Befindlichkeiten, habe ich meine Rheinsteigpläne von Anfang Oktober bereits auf Anfang November legen müssen und folglich kribbelte es langsam wieder in den Fußsohlen...
    Und noch ein by the way: Ich habe das Ganze mit einem Besuch bei meinem Cousin in Köln verbunden. Wir haben uns lange nicht gesehen. Es gab viel zu erzählen, viel zu trinken und die Nächte waren dementsprechend kurz – oder lang, je nach Standpunkt.
    Beste Startbedingungen.
     
    Los geht’s
    Ich wollte nachdem wir uns drei Jahre nicht gesehen hatten, nicht so unverschämt sein und das Wochenende am Sonntagmorgen bereits beenden und gen Bonn aufbrechen, somit stand erstmal lange Katerfrührstück mit meinem Cousin auf dem Plan – und ganz ehrlich(er): ich hab es überhaupt gar nicht in Erwägung gezogen. Fakt ist als ich um 15h in Bonn am Marktplatz loslaufe bin ich ziemlich müde, etwas verschallert und der Kopf ist nicht der leichteste.
    Zum Glück ist das Wetter so wie es. Grau. Und ein ziemlicher Wind pustet mir die Müdigkeit und den letzten Promille aus dem Schädel. Ziel für den heutigen Tag, damit das Unterfagen überhaupt klappt. Königswinter. Mindestens 20-25 Kilometer. Das heißt auch Nachtwandern. Ist sowieso die Zeitreserve – durchaus nach Einbruch der Dunkelheit mal weiterlaufen (erschwert zwar die Pennplatzsuche – Kilometer haben aber die oberste Priorität). Ambitioniert, aber packbar.

    Ergo in Bonn erst mal Rheinpromenade entlang, ein paar Fotos geknipst und langsames eingrooven. Durch die Stadtteile Limperich und Ramersdorf um schließlich scharf links abzubiegen und recht direkt in den Naturpark Siebengebirge reinzulaufen. Erste leichte Steigung. Und schon stehe ich im Wald. Sonntagnachmittagsstimmung im Naherholungsgebiet. Es ist voll. Ich laufe diese Klippen/ Abbruchkante oberhalb von Oberkassel entlang. Ganz nette Aussichten. Viele Hügel. Die muss ich wahrscheinlich alle rauf und runter. Ich freu mich drauf. Ein paar Fotos und genervte Eltern und quengelige Kinder auf Sonntagsausflug belächelt und weiter.

    Kloster Heisterbach erreiche ich bei Einbruch der Dunkelheit. Organisiere mir hier Wasser für die Nacht und laufe in der Dunkelheit weiter. Ich muss mich erstmal wieder dran gewöhnen – Gänsehaut jagt in Wellen über meinen Körper. Es fängt an zu regnen. Macht den Nachtlauf nicht angenehmer. Petersberg umlaufen. Es hört wieder auf zu regnen. Ich erreiche die L331, lärmig. Eine halbwegs trockene Bank. Abendessen? Irgendwie nicht. Ich laufe weiter bis zu einer Brücke mit der ich ebenjene Straße überquere, es regnet sich ein. Eine Hütte, die Brückenhütte. Also doch Abendessen. Im Feierabendverkehr. Ich bin Großstädter. Landflucht gelungen, denke ich mir und baue mein Kochsetup auf. Aber was ist das? Mein Feuerzeug ist leer... ! Küche kalt? Och nö. Ach ja und weil das Credo ist jedes Gram zählt: 1gr gespart, weil meine Backup-Matches bewusst zu Hause gelassen. Stupid light oder einfach nur stupid? Als ich schon beinah keinen Bock mehr habe, mit dem letzten Lebenshauch meines MiniBics bekomme ich eine Flamme. Yumyums schmecken warm schon besser.
    Es regnet sich während dessen ein. Hier werde ich keinen Regen aussitzen, vor allem es nicht drauf anlegen hier zu nächtigen. Die Hütte ist dreckig. Es ist laut. Und wirklich viel gelaufen bin ich auch nicht. Also: FroggToggs Hose an, Schirm raus, Daunenjacke an und los geht’s.
    Habe ich das mit der Gänsehaut schon erwähnt? Wird nicht besser als ich in den Wald leuchte und mich aufeinmal zwei metallisch schimmernde Augen anfunkeln – Huch. Ein Fuchs wahrscheinlich. Ich bekommen dennoch einen schrecken. Das Tier wahrscheinlich auch.
    Kurz unterhalb vom Geisberg finde ich eine Schutzhütte. Groß genug um drin zu pennen. Ich könnte auch mein Zelt aufschlagen. Ist Naturschutzgebiet und ich fühle mich besser dann in einer Hütte zu nächtigen – warum auch immer, für die nachtaktiven Tiere die ich durch meine Anwesenheit störe macht es keinen Unterschied (wahrscheinlich aber für die Rechtslage). Mit einem latent schlechten Gewissen bereite ich mein Nachtlager vor. Tja kein Groundsheet. Warum auch hab ja ein Zelt dabei. Und jetzt? Thermarest auf den blanken Boden zu risky. Klar: das wohl teuerste und schwerste Groundsheet der Welt. 610 gr und 614 US-Dollar + Shipping + Zoll + Steuern und Gebühren. Ich schlafe die Nacht nicht in meinem Zpacks, sondern auf meinem Zpacks. Und das nicht schlecht.
     
    Bewusstlos durchs Siebengebirge und Untere Mittelrheintal
    Am nächsten morgen werde ich mit der Dämmerung wach. Packe mein Zeug. Stelle fest, dass ein kleines Nagetier eine meiner Porridgebags angenagt hat. Guten Appetit.. Nextes Mal wieder alles sicherer verstauen. Ich muss mich wieder dran gewöhnen Wald heißt Nahrungskonkurrent*innen.

    Auf dem Geisberg gibt es eine Hütte mit einer grandiosen Aussicht. Ärgere ich mich, dass ich nicht weitergelaufen bin? Nicht wirklich. Ich bin so schlecht vorbereitet, ich hätte es eh nicht gewusst. Also dort frühstücke ich, es gibt eine ganz grandiose Aussicht, ein buntes Meer aus Wald, die Sonne bricht durch den bleigrauen Himmel und der Rhein funkelt silbern in seinem Tal... das wars aber auch schon gefühlt für mich an rheinromantischen Wallungen, ich laufe los. Ziemlich straight. Ziemliches pace.


    Auf dem Drachenfels näxter epischer Ausblick bunt bewaldete Hügel, zersiedeltes Tal, Rhein, schöner Himmel. Ein paar Fotos. Und Gucken. Weiter. Es ist 9.30.
    Erste Pause, also hinsetzten Essen und trinken gibt um ca. 12h am Auge Gottes. Ich bin seit 7.30h unterwegs. Eigentlich nichts ungewöhliches. Ich merke aber, dass ich fokusiert am durchrushen bin. Viel bekomme ich vom drumherum nicht mit. Es fängt an zu nieseln. Mir wird kalt. Jacke an und warten oder weiter? Letzteres.
    Ich erreiche Unkel. Wasserfall. Aha. Lese, naja überfliege, die Infotafel. Es geht wieder auf die Höhen. Achterbahn Rheinsteig. Orsberg, Kasbach, Ockefels nehme ich nicht wirklich wahr. Linz aber. Discounter. Hiker Hunger. Oh. Kontokarte fubktioniert nicht. Planung ist alles. Bargeld und Geld von meinen unterschiedlichsten Konten von A nach B verschieben, nebenbei so viel und so schnell wie möglich Essen in mich stopfen. Pinkes MiniBic im Kiosk gekauft weiter. Schöner Marktplatz und ein schreiendes Kind, das wohl keinen großen Bock auf Opa hat. Linz.
    Hoch auf den Kaiserberg. Aussicht. Nett. Dattenberg, Leubsdorf. Keine Ahnung. Auf den Höhen oberhalb Leubsdorfs geht die Sonne unter. Wunderschön.


    In Ariendorf sprech ich noch jemanden wegen Wasser an, sonst hätte ich diesen Ort auch gar nicht auf meiner inneren Landkarte gehabt. Es fängt anzuregen und es ist stockdunkel. In den Weinbergen oberhalb von Bad Hönnigen eine Hütte. Laut. Aber mit dem Lichtermeer Bad Hönningens und Bad Breisigs unter mir.

    Abendessen. Ich rekapituliere. Seit gestern 15h 68 km. Hybris? Hah! Wer bist du? Mir tut so einiges am Körper weh. Und ich bin im Westerwald. Bin ich eigentlich über die Ahr drüber oder gibt es keinen Fluss zwischen Siebengebirge und Westerwald... ich weiß es nicht. Nicht geographisch und weil ich es beim laufen nicht mitgeschnitten habe. Peinlich und symptomatisch.
            
    Oberhalb von Rheinbrohl eines meiner ersten wirklichen landschaftlichen Highlights. Direkt auf der Bruchkante von Westerwald zum Rhein hin auf einem schmalen Pfad mit Blick über die Eifelhöhen, der immer noch tiefstehenden Sonne über Hammerstein und einem majestätisch funkelnden Rhein. Hinab in das verwunschene Tal des Hammerstein Bachs und durch Hammerstein.
                Warum ich durch Rebstöcke neben der B42 laufen soll, ist mir schleierhaft. Ich mache es aber.
    Auf dem Ottersburg Weg Richtung Leutesdorf bekomme ich Roadmovie Assoziationen. Rebstöcke, Strommasten und das Tal das sich wieder Richtung Neuwieder Becken öffnet. Seelig esse ich meine zweite Sandwichhälfte von gestern...

    Um Leutesdorf macht der Rheinsteig, dass womit ich ihn verbinde. Auf Singeltrails durch Weinberge, mal steil, mal sanft, mal auf breiten Wirtschaftswegen. Aber durch viel Weinanbau mit grandiosen Aussichten ins Rheintal. Meine Glückseeligkeit hält bis zu den Vororten von Neuwied. Und ich weiß wieder, dass die ersten 140 Kilometer bis Lahnstein im Endeffekt durch die Naherholungszonen der rheinländischen Peripherie verlaufen. Das Tal zersiedelt und die Wegführung sichtlich bemüht es trotzdem so schön wie möglich zu machen.
    Auf den Höhen ober halb von Neuwied, auf den Streuobstwiesen und Ackern und Feldern find ichs dann auch wieder recht schön. Gefällig. Mich schaue auf die Karte und mir wird gewahr, dass ich das Neuwieder Becken in einem schier endlosen Bogen umlaufe. Zen und tief durchatmen.

    Ich erreiche Altwied an der Wied und mir mir fallen die ganzen Wortschöpfungen erst auf... ich fühle mich erhellt. Altwied könnte ich Wasser zapfen. Laumühle heißt, 2 km 2kg leichter. Tja Laumühle hat Montags und Dienstags Ruhetag. Kein Wasser.
    Weiter nach Renhgsdorf. Mich überkommt auf dem Weg dorthin die umglaubliche Lust auf was deftiges. Meine Trailsnacks sind ausschließlich süß. Ich lass mich in die Tristesse des Ortes saugen und lande schließlich bei einem mittelprächtigen Döner. Es fängt an wie aus Eimern zu gießen. Ich mache mich regenfest „Ist hart jetzt wieder raus zu gehen“ begeleiten mich die Worte des Gastronomen nach draußen „Ja ist es...“. Ich um laufe Rengsdorf und bestaune sein Freibad und seine Kläranlage um schlussendlich an einem Schild zustehen, dass mir als Alternative empfohlen hätte einfach beim Dönerladen grade aus weiter zu laufen... ich komme mir verarscht vor, denke mir aber, wahrscheinlich habe ich das Schild auf der Gegenseite nicht gesehen...
       
    Es dämmert, die Wolken hängen tief und machen Stimmung. Ich bin sehr nah an der Stadt dran, die Wildschweine kommen auch sehr nach an die Stadt ran. Am Stadtrand höre ich den geschäftigen Lärm kleinstädischen Feierabends und aus dem Wald die Wildschweine quiken. Es ist laut. Beides. Ich bin latent genervt. Der Trail verläuft tendenziell in steilerer Hanglage. Entweder lauf ich jetzt noch weiter und finde hoffentlich was oder – hier ist was flaches, in einer Senke. Die Straße in Hörweite, die Schweine auch, die Lichter der letzten Häuser im Blick... egal. Ich bin über 42 km gelaufen. ...und ich kann mein Zelt aufstellen. Let's go.
    Vor lauter Euphorie habe ich nicht so sauber gecheckt, ob der Untergrund wirklich gerade ist. Leichter Rechtsdrall – und dass in diesen politisch angespannten Zeiten.
    Mein Nacken tut weh als ich morgens aufstehe. 5.22h Ich habe genug geschlafen. Ergo. Aufbrechen. Ich packe mein Zeug und wandere im morgentlichen Dunkel des Waldes. Mal was anderes.
    Nachdem es hell genug geworden ist, finde ich eine Hütte und mache mir Frühstück. Ich reiße stumpf Kilometer runter bis Sayn und seiner gleichnamigen Burg. Danach fehlt mir ein gutes Stück. Die Ausläufer Bendorfs deprimieren mich, Vallendar, Urbar und die restlichen Kilometer bis zur Festung Ehrenbreitstein sind Äcker und Frust. Matsch und Regen. Landschaftlich nicht der Reißer und ich bin hinter meinem Zeitplan etwas hinterher... so zwei Stunden.
    138km- stimmungsbild:
    Um 13.30 bin ich auf der Festung bzw. der Aussichtsplattform. Selfie, Instastorie, einmal selber feiern. 138 km in 70 Stunden. Die Hybris bekommt kratzer. Und jetzt nochmal in der gleichen Zeit, die 105 km... klar... kann... gehen...
    Ich laufe runter in den zugehörigen koblenzer Stadtteil. Discounter. Freßflash! In kürzester Zeit schiebe ich soviel Essen in mich hinein wie geht – Genußwandern ist das nicht. Ich habe bisher im übrigen über ein halbes Kilo meiner Nuss-Schoko-heißer-Scheiß-Mischung gefuttert, die eigentlich bis nach Rüdesheim reichen sollte... Nja, es ist schon auch Megaanstrengend. Fakt ist, es ist 10 Stunden hell, wenn ich jeden Tag 40 Kilometer Plus machen will, dann sind 10h schon knapp bzw. nur mit einem hohen Tempo machbar. Weil im Dunkeeln bin ich automatisch langsamer. D.h. Ich verzichte weitestgehend auf Pausen und tja... der Rheinsteig ist nun mal auch viel auf und ab.
    Mit vollem Magen trotte ich den Rhein entlang. Durch das Bienhorntal geht’s langsam wieder auf die Höhen. Ich freue mich schon, weil das Mittelrheintal anfängt.

    Zwischen Wachecker Kopf und Wingertskopf laufe ich Hörweite der B49. Ich bin latent genervt. Wahrscheinlich aber eher, weil ich auch nicht so gut voran komme wie gedacht. Es zieht sich. Richtung Lichter Kopf wird’s schön und ruhiger. Ich schnalle nur, dass ich mich gar nicht um Wasser gekümmert habe. Planungsfehler. Also fange ich an Ausschau zu halten: Quellen, Pfützen, Enwässerungsgräben, Suhlen, Bäche, Teiche... niks. Es regnet und es gibt keine einzige Pfütze. Ixch lasse viele, viele wirklich schöne Pennspots links liegen, weil ich kein Wasser hab. Ich komme ober halb von Friedland an. Sehe einfach nur Hänge voller Traubeneiche und denke mir kein Wasser. Das ist doch scheiße. Ich setzte auf die Rupertsklamm. Ich laufe bis zur Ruppertsklammhütte fülle mir da Wasser ab und laufe dann zurück zu Uhuslay – weil ganz ehrlich, die Ruppertsklammhütte ist creepy.
     
    Die Hybris und das Obere Mittelrheintal
    Ich erwache kurz bevor es dämmert. Frühstücke, gucke ins Tal und sehe ein erstes rotes glühen des Sonnenaufgangs. Schön. Dennoch verweile ich nicht, sondern laufe wieder zur Ruppertsklamm. Es ist heute morgen empfindlich kalt. Bis zur Klamm bin ich noch nicht warmgelaufen.

    Die Klamm ist total schön. Schade, dass es noch so dunkel ist – okay muss ich eben mehr den Augenblick genießen als denn Fotos machen. Ich finde sie atemberaubend schön und wild. Versicherte Steige, direkt durchs Bachbett, matschige und nasse Füße garantiert. Ich laufe sie nochmal, da freue ich mich schon drauf (der Lahnwanderweg ist noch auf meiner Bucketlist).
    Ziemlich gefällig geht’s über die Höhen nach Braubach. Es ist Donnerstag, ich gehe seit vier Tagen vollspeed, aber die dauerhafte Anstrengung zollen ihren Tribut. Oberhalb von Braubach. Mach ich eine kurze Pause gucke auf die Marksburg und denke nicht schon wieder runter und wieder rauf... ich bin langsam erschöpft. Also runter. In Braubach – was ich ganz pittoresk finde – in der Obst- und Gemüsehändlung Mandarinen gekauft, in der Metzgerei zwei Kümmelbeißer. All das hat nicht mal bis zum ersten großen Anstieg geschafft, schon wars ins mir.
    Auf der Marksburg angekommen, Fotos, gucken. Pause. Luft ist raus. Wasser auffüllen. Die restliche Wurst aus den Zahnzwischenräumen flosken, Messenger-Videos an die Freundin, mit dem Kind chatten, ich merke ich schinde Zeit... ich raffe mich auf. Eine ganze Busladung chinesischer Tourist*innen ist gerade angekarrt worden. Ich gehe. Runter. Wohin sonst. Um unten im Ortsteil mit dem schönen Namen An der Alten Burg wieder hoch zu laufen.

    Aber wie... So wie ich dachte dass ganz ganz viel der ersten 140 Kilometer sind -und es doch einfach enttäuschend wenige waren: Singletrail oberhalb der Flusses durch alte verwilderte Weinberge, direkt an den Trockensteinmauern entlang und vor mir der Blick in das enge Tal des Rheins. Schön ist das. Herrlich ist das. Scheißeanstrengend ist das.

    Oben angekommen epische Aussichten und bis Osterspai geht’s in einem beständigen Wechsel in ruhige Seitentäler, meist in gelb leuchtender Traubeneiche und schroffen Schiefer. Oder in den Hängen oberhalb des Rheins entlang. Ich nähere mich dem Stück zwischen Osterspai und Filsen, welches ich persönlich vom draufgucken von der anderen Seite schon sehr schön finde. Kirschbäume. Der Blick auf Boppard ist auch nicht zu verachten. Ich bin auch wenn ich den Weg unabsichtlich abkürze und direkt durch die Obstwiesen laufe glücklich.

    Der Wind frischt auf und es fängt mal wieder an zu schauern. Und ab der Marienkapelle unterhalb des Filsener Lays laufe ich direkt an der Bruchkante direkt auf der Hangkrone zuerst durch knallgelbe Traubeneichen und später durch verbuschte und offene Flächen alter Kulturlandschaft, dazu Nieselregen und kleinere Schauer, böig auffrischender Wind der an mir zerrt, einem matschigen Schmierseifen-Singeltrail, bleigrauem Himmel und diesem grandiosen Tal unter mir... ich bin superhappy.

    Wind und Regen rissen auch den Himmel auf und so konnten sich die feindlichen Brüder, die Burgen Liebenstein und Sperrenberg von der Wilhelmshöhe aus betrachtet im besten Licht präsentieren.

    Natürlich musste ich dann wieder runter um auf der anderen Seite wieder hoch zu laufen. Hikers Fate. Ich verbummel etwas umschlüssig Zeit auf der Burg Liebenstein. Ich ziehe dann doch weiter. Haben mich ernsthaft Kuchen und Kaffee angelacht... oder nur die Ausrede nicht wieder zu müssen. Halb gar laufe ich weiter Richtung Lykershausen. Als ich aus dem Wald trete liegt breit und weit der Taunus vor mir. Ich bilde mir ein den Hochtaunus und sogar den Feldberg zu erkennen (ob das von hier überhaupt möglich ist... weiß ich gar nicht). Die Taunushöhen verschwimmen im dunkeln Dunst, ein bleischwerer Himmel liegt drüber, vom Hunsrück ist der Himmel aufgebrochen und das in einer Senke hinter Lykershausen liegende Parth wird gülden illuminiert. Links von mir bunt gelb, hellgrün leuchtende alte Buchenwälder mit feuchtschwarz glänzenden Stämmen, rechts von mir tiefbraune Ackerflächen, flankiert von gelb-grün-rot-orangen Laubwäldern Richtung Rheintal. Wohl einer der eindrücklichsten Erfahrungen auf dem Trail bisher.
    Ich betretet Lykershausen in der festen Absicht mir Wasser zu organisieren. Ich stinke, ich bin ziemlich vermatscht, vollbärtiger Hiker-Trash mit Daypack... ich muss bei einem etwaigen Klibgeln mit meinen inneren Werten überzeugen... Im Ortkern stehe ich aber vor einem Häuschen, an dem fett Kiosk steht, mit Blibg-Bling-Leuchtreklame sogar die verkündet dass offen ist. Problem gelöst. Ich klingel wie mir geheißen und vor mir steht ein beachtlich großer Typ mit großen weißen Rauschebart, gefühlt einem halben Kopf größer als ich – und ich bin schon 1.86 – einem Holzfällerhemd, das über einem großen Bauch gespannt in die schwarze Jeans gesteckt ist. Ich denke Seebär und deshalb kann ich nicht mehr sagen ob die Kapitänsmütze meiner Phantasie entspringt oder ob er sie real aufhatte und ich erst deshalb an einen Seebär denken musste. „Kann ich dir was Gutes tun. Komm rein. Hast Du Angst vor Hunden“ ehe ich es mich versehe, sitze ich im wohlig warmen Wohnzimmer, einer der Hunde leckt mir den Dreck vom Bein und ich werde von dem Herren ins Bilde gesetzt, was es mit dem Kiosk so auf sich hat, was die weiteren Pläne sind, wie sich das Dorf generell so entwickelt, was es alles in Ober-Kestert gibt und so weiter. Das Landei in mir jubiliert. Es gibt einfach Dinge auf dem Dorf die ändern sich nicht. Seine Frau kommt nach Hause „Du hast aber die Hitze“ kommentierte sie meine Anwesenheit in Laufshorts – ich sagte ja Hiker Trash und dann balanciert sie 30 Kg frisches Taunus-Weiderindfleisch aus eigener Schlachtung vom Bauern umme Ecke mit ihren Mann an drei Hunden vorbei. No risk, no fun. Ich wünsche den beiden allen Erfolg mit ihren Projekten mit dem Haus. Und gehe weiter.
    Ich sehe noch einen Regenbogen, gucke auf die Uhr, gucke auf meinen Shedule und denke mir: Die Hybris, die Hybris. 37Km heute. Gleich wird’s schon Dunkel. Ich will auch nicht mehr weiter ich kann nicht mehr, noch schlimmer ich hab keinen Lust mehr. Der Kopf will nicht mehr. Ich suche mir einen Platz finde bei dem Aussichtpunkt Hindenburghöhe was. Es ist noch hell. Fotoshooting mit dem Zelt. Essen und dann pennen.

    Ich habe – ganz darauf versessen aus meinem Model das beste rauszuholen, nicht beachtet ob ich das Zelt bezüglich Wind und so gut bestellt habe. So habe ich ein schön inszeniertes Zelt gehabt, die Nacht war aber ziemlich zugig. Ich habe mir eingebildet nicht gut geschlafen zu haben – stzimmt aber nicht... wie ein Baby und ziemlich viel. 11 Stunden. Bis kurz vor 7...
    (abendstimmung an der hindenburghöhe)
     
    Grande Finale der Lustlosigkeit
    Ich habe den Abend zuvor noch genutzt um zu planen wie es morgen weiter geht. Fakt ist ich muss um 16ish in Bingen sein, weil ich mit meiner Tochter zum Kaffee trinken verabredet bin. Realistisch ist also, ich sollte irgendwie gegen 14Uhr-ish in einen Zug nach Rüdesheim steigen. Schaff ich dass nach Kaub noch. 36 km in mas o menos 7 Stunden, kann gehen.

    Ich stehe auf, packe schnell und breche ohne Frühstück auf. Schnell durch Ober-Kestert. Und irgendwo zwischen Pulsbachklamm und dem Abstieg nach Wellmich merke ich so langsam das ich eigentlich keinen Bock mehr hab. Zumindest keinen Bock mehr hab mir den Stress zu geben mich nach St.Goarshausen noch schnell nach Kaub zu hetzen... Ich nehme auf den Höhen vor St. Goarshausen das Tempo raus und es fühlt sich alles sehr viel entspannter an. Ich tauche ein in das weiße Nichts des heutigen Nebels und je weiter ich vom Tal weg bin werde nicht nur ich, die Landschaft, sondern auch der Lärm des Tals verschluckt.

    Auf halber Strecke zwischen Wellmich und St.Goarshausen finde ich eine Hütte und frühstücke erstma lecker Twix-Porridge und einen Ingwer-Tee. Zwischenzeitlich schafft es die Sonne den Nebel langsam wegzuschmelzen und sowas ähnliches wie Weitsicht entsteht. Ich bummel weiter zum Rabenack-Steig und entscheide mich, da ich nun alle Zeit der Welt habe, noch eine Runde auf den Klettersteig zu machen... aufgeweichter Boden, nassglitischige Felsen und schmierige Tritte geben dem ganzen noch etwas mehr Würze. Ich male mir dennoch schon aus, was ich beim örtlichen Rewe mir alles für das Zweitfrühstück hole. Als ich auf dem Rabenack stehe, sehe ich unten einen meiner möglichen Züge wegfahren – na eine Stunde Zeit für den Abstieg und das Frühstück...
     
     
    für die zahlen-nerds:
    198 km vom 3.11. 15h bis 8.11. 12h; bw 3845gr; 740gr nuss-schokomische, 300gr partyknabberbox, 700gr porrdige, 4x yumyum, 1x döner, 1 baguette, 6 brötchen,1x sesamkringel, 1x brezel, 4 tomaten, 2x banane, 2 mandarinen, 1 ltr. buttermilch, 200gr hummus, ca 400gr käse, 100gr schinken, 2x kümmelbeißer, 3x hafervoll, 6x diverse schokoriegel – alle angaben ohne gewähr
     
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    Stue007 reagierte auf berghutze in 2 Tipps für den GR221   
    Zum GR221 findet man glaube ich alle Informationen, die man benötigt, sehr gut aufbereitet im Internet. Da ich einigermaßen ordentlich Spanisch spreche, bin ich auf dem Weg allerdings auch mit Einheimischen ins Gespräch gekommen, die mich auf zwei tolle Übernachtungsmöglichkeiten hingewiesen haben:
    Nach Sóller geht der GR221 durch den Barranc de Biniaraix nach oben. Wenn man bereit ist, etwa 30 bis 40 min. zusätzlichen Weg (~2 km und 200 hm) in Kauf zu nehmen, kann man einen Abstecher auf den Els Cornadors machen (das rechte Horn auf dem ersten Foto) und dort in einer Schutzhütte übernachten. Von dort hat man eine tolle Aussicht und die Schutzhütte ist (derzeit) in einem sehr guten Zustand. Hütte und Weg sind in der OpenAndroMaps-Karte eingezeichnet. Kurz bevor man das Ende des gepflasterten Wegs erreicht, vor einer Linkskurve, etwa bei Höhenmeter 700 geht ein ausgeschilderter Pfad nach rechts ab. Der Weg ist zum Teil markiert und gut zu finden, er ist einfach zu gehen und nicht besonders ausgesetzt o.ä. Wasser kann man auf dem Weg nach oben im Barranc de Biniaraix mitnehmen, am nächsten Tag habe ich dann wieder Wasser am Font des Noguer abgezapft (kein Trinkwasser, muss man behandeln). Davor hätte es auch schon Wasser gegeben, das war mir aber nicht so sympathisch.
      Jeder, der nach Pollenca kommt, dürfte dort den Hügel mit dem markanten Turm sehen (vgl. das zweite Foto). Das ist der Puig Maria und der Turm gehört zu einem ehemaligen Kloster. Man braucht etwa 30 bis 40 min. nach oben. Dort gibt es 12 einfache Zimmer mit Dusche/WC auf dem Gang, in denen man ziemlich günstig übernachten kann (wir haben glaube ich für ein Doppelzimmer 25 EUR gezahlt - weiß aber nicht, ob das ein Sonderpreis war, war mit einem Mallorquiner dort, der Gott und die Welt kennt). Man kann dort oben Essen und Getränke kaufen, man kann sich aber auch sein Essen mitbringen und in dem tollen alten Refektorium essen. Man hat von dort eine ganz wunderbare Rundumsicht auf Port de Pollenca, Alcúdia, Can Picafort und natürlich auch die Berge, von denen man gekommen ist (das dritte Foto zeigt die Aussicht aus unserem Zimmer). Buchen kann man allerdings glaube ich nur telefonisch.


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    Stue007 reagierte auf Trekkerling in HUCKEPACKS IST ONLINE .......YEEEES   
    Kurz ein bißchen UL-Gear-P*rn vom Trail (wenn es das Mobilfunk Netz schafft)
    Phoenix Lite und TT Notch Li. Ein hübsches Paar...
    Der Rucksack lässt üeberhaupt keine Wünsche offen!       
  9. Danke!
    Stue007 reagierte auf Carsten010 in HUCKEPACKS IST ONLINE .......YEEEES   
    Thema Ablauföffnung
    Ich bin vor kurzem mit einem UL-Rucksack aus Xpac VX21 ca. 2,5 Stunden bei strömendem Regen im Kleinwalsertal gewesen. Ich hatte keinen Packliner und das Wasser stand im Rucksack und hat meinen AsTucas Quilt nass gemacht.
    Ich war erstaunt wieviel Wasser in den Sack gekommen war, vor allem weil ich auch noch mit Schirm gelaufen bin.
    Der Kufa-Quilt ist ganz OK mit der Feuchtigkeit klargekommen, aber ich habe mir trotzdem einen Ablauf für die Zukunft gewünscht.
    Schön, dass der Phoenix Lite einen hat
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    Stue007 reagierte auf PeeWee in HUCKEPACKS IST ONLINE .......YEEEES   
    Jo, es ist ein für und wieder. Habe es selber noch nicht lang genug ausprobieren können um es genau zu beurteilen zu können. Wenns mir nicht gefällt kommt halt nen cuben patch drauf   (Ich hatte bis jetzt aber auch extrem Glück z.B. nur 5 Regentage auf meinem  gesamten CDT thru).

    Hier ein paar vergleich Fotos zum  HMG Southwest 2400, beide Packs in L. Beim Packen direkt gemerkt wieviel angenehmer der Rolltop vom Phoenix ist.
     


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    Stue007 reagierte auf Trekkerling in HUCKEPACKS IST ONLINE .......YEEEES   
    Kurzes hyperventiliertes Unboxing. Jetzt, wo sich meine Finger wieder genug beruhigt haben, dass ich Tippen kann.
    Allererstes Fazit: geiler Rucksack! Die Verarbeitung wie gewohnt bei LaBu (jetzt ja HuPa), also ohne irgendeinen Tadel. Alle Nähte perfekt, kein abstehendes Fädelchen. Erster Trageeindruck perfekt. Die Tour morgen kann kommen. Danke, Mateusz!



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    Stue007 reagierte auf roli in HUCKEPACKS IST ONLINE .......YEEEES   
    +1 für die integrierten Meshtaschen
    +1 für "Rucksäcke kommen mir zu billig vor" (speziell die DCF Varianten)
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    Stue007 reagierte auf HUCKEPACKS in HUCKEPACKS IST ONLINE .......YEEEES   
    Ich weiß Matthias. Ich kann auch sehr gut nachvollziehen, warum die Taschen so gemocht werden. Einer meiner Mitarbeiter will auch nicht ohne losziehen. Mal schauen was die Zukunft bringt. Happy trails!
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    Stue007 reagierte auf HUCKEPACKS in HUCKEPACKS IST ONLINE .......YEEEES   
    Hmm … eigentlich entspricht der PHOENIX doch genau diesem Lastenheft
    Kommt nächste Jahr.
    Ich stimme Andreas da voll zu. Es macht imho schon Sinn den Clip in Höhe der Schultergurte anzubringen. Wenn er weiter unten sitzt besteht die Gefahr, dass man den Pack zuweit zusammenzieht, er die Form eine Banane annimmt und der Rückenbereich sich konvex krümmt. Dann stimmt die ganze Geometrie nicht mehr und der Pack könnte gar untragbar werden. Wenn so wenig Volumen genutzt wird ist es besser ihn seitlich zu komprimieren oder einen Pack zu wählen, der vom Volumen besser passt.
     
    Da sprecht ihr ein heikles Thema an. Diejenigen von euch, die die kaufmännischen Zusammenhänge einschätzen können haben völlig Recht, dass die Preise eigentlich viel zu niedrig sind. Aber es gibt ja auch Leute, die ihr mageres Netto am Ende des Monats betrachten und dann erscheinen die Preise in einem ganz anderen Licht. Es kommt auch noch darauf an, in welche Relation man sie stellt. z.B. HMG zu HuPa oder  3f zu HuPa.
    Aktuell sind die Preise hart kalkuliert und es wird sich in Zukunft zeigen, ob wir aufgrund betrieblicher Abläufe, der Skills der Mitarbeiter … nachjustieren müssen.
    Lastkontrollriemen wären möglich gewesen. Ist halt immer eine Abwägung zwischen Ausstattung, Gewicht, Actionrange, Aufwand … Und zum nem Rolltop passen LKR nicht wirklich gut, zumal der Pack so ausgelegt ist, dass er zumeist bis zu Höhe der Schultergurte bepackt ist. Deswegen ist es ja auch ein Extension Collar. Gutes Packen hilft auch weiter und macht LKR überflüssig. z.B. Consumables als Tagesrationen verpackt unten rein. Schwere Gear an den Rücken. Leichte nach außen (Hebel mal Masse) und zuletzt den Quilt/Schlafsack in nem großen Liner rein. Der Pack ist immer sauber gepackt, es ist genug Platz zum Loften da und das geringe Volumengewicht im oberen Bereich macht LKR überflüssig. Hinzu kommt, dass man in den Pausen das Teil schnell mal rausholt und trocknet. Morgens wird ja zumeist feucht eingepackt und wenn der Quilt ganz unten drin ist, zieht man ihn nie raus.
    LKR machen imho auch nur wirklich Sinn, wenn man einen relativ steifen Rückenbereich hat, der über die Schultergurte hinausgeht. Nur dann können LKR ihrer Funktion  auch nachkommen. Ohne Steifigkeit wird das ganze Geraffel einfach nur nach vorne gezogen und es ist nicht viel gewonnen. (p.s. der huckePACK hat natürlich nach wie vor LKR )
    Soviel an dieser Stelle von mir. Pakete, Bestellungen, Kunden, Buchhaltung … bedürfen nun meiner Aufmerksamkeit
     
    Liebe Grüße,
    Mateusz
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    Stue007 reagierte auf Painhunter in HUCKEPACKS IST ONLINE .......YEEEES   
    Die Packs sind leider Porno!
    Aktuell für mich nichts dabei, 25L zu wenig für den Winter und 50L...alta..da pass ich ja selber rein...
    Ich brauche ca 35L mit 10kg Grenze....aber da kommt SICHER etwas...dann schlage ich definitiv zu, allein schon wegen dieser Geschichte MUSS ich so nen Rucksack haben...
  16. Danke!
    Stue007 reagierte auf Out in Schlaf-Setup bis -5?   
    nach meiner Erfahrung ist das wichtigste Element eines Winterschlafsetups die ISO-Matte, gefolgt vom Schlafsack und danach dem Zelt.
    Eine Wintermatte sollte mindestens einen R-Wert von 4-5 aufweisen. Rechne mit mindestens 500g für die Matte, round about 1000g für den Schlasa. Damit kannst Du ggf. -5 realisieren.
     
     Gruß 
     
    Out 
  17. Danke!
    Stue007 hat eine Reaktion von sja erhalten in [AL, MNE] Peaks of the Balkans Trail 2019   
    Auch von mir vielen Dank, super Bericht!! 
  18. Danke!
    Stue007 reagierte auf sja in [AL, MNE] Peaks of the Balkans Trail 2019   
    Mi 24.07.2019 Theth
    Ich frühstücke mit den StudentInnen, die ich gestern Abend beim Essen kennengelernt habe, ein Österreicher Pärchen und eine Kanadierin auf Europa-Tour. Alle wollen nach Valbona heute. Ich werde wohl zum Wasserfall gehen, vielleicht noch weiter zum Syri i kalter (wieder ein „blaues Auge“).
    Bis zum Wasserfall gehts ganz gemütlich. Die Kombination der beiden Touren ist allerdings nicht so ne gute Idee. Man muss zum Syri i Kalter sehr, sehr lange am Fluss entlang gehen.
    Auf dem Weg durch Das Tal,  durch die trockenen Bachbetten brutzelt die Sonne extrem und es zieht sich ewig in die Länge Freue mich, als ich endlich eine Bar sehe und was kaltes zu trinken kriege. Mir reichts für heute.
    Der Rückweg geht schneller, auf dem Weg fotografiere ich noch ein paar der etwas morschen oder speziellen Brücken.





    Als ich am Abend in Theth reinlaufe, sehe ich Schafe auf dem Weg nach Hause den Fluss queren und den abendlichen Kuh-nach-Hause-Abtrieb.

     
     
    Do 25.07.2019 Theth - Shkodra

    Die Heimreise steht langsam an. Heut fahre ich mit dem Mini-Bus wieder nach Shkodra. Eigentlich nicht viel Programm, aber die Fahrt wird wieder zu einem kleinen Ereignis. Ich werde pünktlich um 12h abgeholt, denke, dass wir noch das ein oder andere Gästehaus abklappern und dann straight nach Shkodra fahren. Nix da. Erst mal werden noch 2 oder 3 Leute abgeladen, ok, dann werden aber erstmal noch Waren oder was auch immer ausgeliefert. Fühle mich wie in einer modernen Postkutsche: Brot, Tomaten, Gasflasche wird hier und da verteilt. Und vor allem mit JEDEM, wirklich JEDEM, dem der Fahrer begegnet, wird ein Schwätzchen gehalten (natürlich mehr Männer als Frauen). So zieht sich das ewig hin. Irgendwann sammelt er noch ein paar Leute ein (unter anderem nimmt er auch ältere Einheimische für ein paar hundert Meter mit) und insgesamt tuckern wir 1h durch den kleinen Ort, ehe wir ihn verlassen. Ich werde schier wahnsinnig, weiß ich doch, dass wir noch ne echt anstrengende Fahrt über extrem schlechte Serpentinen-Straßen über die Berge vor uns haben. Auch als er den Ort verlassen hat, quatscht er wieder mit jedem albanischen Autofahrer, der uns entgegen kommt. Eigentlich aber ganz nett, mit der Zeit wird mir klar, dass das hier eben so ist, und diese Gelassenheit ist natürlich auch superschön. Mein Flieger geht eh erst morgen und in Shkodra hab ich eh nix mehr weiter vor. 
     
    Fr 26.07.2019
    Die Nacht habe ich wieder in meinem Lieblingshotel Kaduka verbracht, das ich schon von der Anreise kenne. Am Vorabend hatte ich noch nach dem Bus nach Podgorica gefragt, die nette Frau wusste aber von meinem angepeilten 7h-Bus nichts (hatte ich aus dem Internet), in ihrem Fahrplan gibts nur einen um 10h. Ich fliege erst am Nachmittag, aber sicher ist sicher. Will schon versuchen, den um 7h zu kriegen. Bekomme statt Frühstück das gleiche Lunchpaket wie am ersten Tag und los geht s zur Bushaltestelle.
    Nach ersten Unsicherheiten, wo ich warten soll (ich bin scheinbar die einzige Person), kommt ein Mann auf mich zu und sagt mir, der Bus würde um 7:30h fahren, er zeigt mir wo ich warten soll. Während ich warte, kriege ich von irgend nem Typ eine Angebot für eine Fahrt nach Podgorica, lehne aber ab.
    Um kurz vor 8h ruft der Typ, der mir die Haltestelle gezeigt hat, „seinen Kollegen“ an, wie er sagt. Er vermittelt mir, der Mini-Bus käme in 10min. 15min später kommt tatsächlich ein Mini-Bus. Zwar ne andere Firma, wie ich dachte, aber egal. Ist voller Leute und fährt nach Podgorica. 1min später kommt ein noch kleinerer Mini-Bus, sitzen auch Leute drin, sieht aber nicht so offiziell aus. Der Fahrer von Mini-Bus 1 sagt mir, ich solle dort mitfahren, warum auch immer. Kommt mir etwas seltsam vor, aber da ja da auch Leute drin sitzen, mache ich das einfach mal. Muss etwas weniger für das Ticket bezahlen, aber immerhin bekomme ich eins, das beruhigt mich etwas. Ein seltsamer Mann, der etwas alkoholisiert duftet, macht mir seltsame Zeichen und Gesten, keine Ahnung was er meint. Habe ich nun einen super Deal gemacht? Hm, der gute Mann wird die ganze Zeit neben mir vorne sitzen... Der Bus ist voll.
    Dann streitet sich unser Fahrer erstmal ne halbe Stunde mit nem anderen Busfahrer, um 8:30h gehts dann los. Gut, dass ich es nicht eilig habe, 15min später wird ein Hotel angesteuert. Ich denke, da wird vielleicht noch jemand abgeholt, warum auch immer…, aber nein, hier wird erstmal eingekehrt und ein Café getrunken. Okay. Ich latsche den Insassen meines Mini-Mini-Busses einfach hinterher und setze mich mit an denselben Tisch, da stellt sich heraus, dass fast alle aus dem Mini-Mini-Bus eine Familie sind, (der Typ neben mir jedoch nicht). Sie fahren eine Woche ans Meer (der Bus fährt anscheinend weiter ans Meer). Die 3-Generationen-Familie, in die ich mich ausversehen eingezeckt habe, ist supernett, total entspannt drauf und ich werde sofort auf den Café eingeladen..
     Es gibt auf der eigentlich 2-stündigen Fahrt noch die ein oder andere weitere Pause, insbesondere natürlich am Grenzübergang, hier wechselt auch der Fahrer und um 10:20h kommen wir in Podgorica an. Eigentlich will ich da noch ein wenig rumlaufen, aber so richtig weiß ich nicht wohin und es ist hier auch sehr heiß. Ich esse noch ne Kleinigkeit und fahre dann relativ bald zum Flughafen. Der Flug zurück nach Deutschland - alles relativ unproblematisch, wieder über Warschau.
     
    Fazit:
    Es war eine tolle Tour und ich will auf jeden Fall nochmal den Rest der Runde nachholen. Wer etwas ambitionierter ist, kann bestimmt noch den ein oder anderen Peak mit einbauen. Aber auch so, fand ich die Etappen sehr abwechslungsreich. Man kann die Tour komplett ohne Zelt machen, aber selbst wer ein Zelt mitnehmen will, dem empfehle ich trotzdem hin und wieder bei den Leuten zu übernachten, insbesondere in Ceremi oder Doberdol. Den Leuten kommt was zu Gute und es ist schön, näher mitzukriegen, wie sie so leben.
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    So 20.07.2019, Gusinje - Vusanje
    Heute ist Entspannung angesagt. Die letzten beiden Tagen waren vor allem mental recht anstrengend. Die Tages-Tour im Grbaja-Tal auf den Toljanka ist gecancelled, da hätte ich mich früh morgens mit dem Taxi rüberbringen lassen müssen, denn sonst hätte ich die Tour an einem Tag nicht geschafft. Nach meinen gestrigen Erfahrungen ist mir das grad zu anstrengend. Traue auch der Beschreibung der Anforderungen auch nicht so ganz, aber wahrscheinlich will ich heute einfach nicht so viel. Ich gehe also einfach nur nach Vusanje via Ali-Pasha Quellen. Kurz vor Vusanje gibt es die Eku Katun Rosi, ein Guesthouse, eine Reihe kleiner Hüttchen mit Zeltwiese. Soll ganz gemütlich sein. Dort will ich den Nachmittag verbringen und vor dem Zelt abhängen.
    Die Quellen sind schöner als erwartet, natürlich ein Ausflugsziel, aber für mich heute genau das richtige. Hübsch sprudelt es aus dem Boden.


    Hinter den Quellen soll es am Berg entlang gehen. Es gibt wieder 3 Pfade quasi nebeneinander. Der Intuitive führt in grobes Felsgestein, das kanns nicht sein, der nächste Pfad am Bach entlang, führt in die Brennesseln, letztendlich ist es der obere Weg, nah am Berg, der überhaupt nicht wirkt, als sei es ein Weg, seufz...
    Der Weg nach Vusanje, bzw. die Katen Rosie ist dann tatsächlich sehr angenehm und entspannt und ich werde sehr freundlich empfangen. Als ich ankomme, spreche ich kurz mit einem sympathischen Österreicher, der mit seiner Freundin 2 Monate mit einem schönen Bulli durch Mazedonien, Montenegro, Albanien und die Türkei tingelt. Sie wollen Tagestouren machen, wirken ziemlich ambitioniert.
    Ich baue bei brütender Hitze auf, naja erstmal bleibt es bei einem Vorhaben. Ein kleiner Hund (Welpe), findet, dass sich mein ausgebreitetes, so hübsch grünes Zelt ausgezeichnet als Spielwiese eignet, inkl der Sturmleinen... Grrr.. Kriege schon Angst, als er drüber latscht mit seinen kratzigen Pfoten, aber als er dann noch an der Spitze rumkauen will... kaum vom Zelt verscheucht, fängt er an, mit meinen restlichen Equipment rumzubalgen - und es womöglich zu zerbeißen, inklusive Fleece. Letzteres kann ich nur mit Mühe verhindern. Der Kampf um das Drybag hinterlässt leider schon Spuren im Gewebe, denn langsam werde ich auch aggressiv und zerre ganz schön an meinen Sachen. So niedlich er auch tut, bin genervt von dem Vieh und packe so schnell wie geht alles in den Rucksack, Zelt untern Arm, nix wie weg in den hinteren Teil der Wiese. War auch so blöd, zu versuchen, mein Heim neben seinem aufzubauen. Aber diese winzige scheinbar unbewohnte Hütte sah aus, wie das (ehemalige!) zu Hause eines ehemaligen Hasen oder so.

    Nachdem ich aufgebaut habe, ist es so heiss, dass ich es weder im noch vor dem Zelt aushalte. Gönne mir ein Kaltgetränk unter einem Sonnenschirm. Später ziehen Wolken auf und ich überlege, einen Spatziergang nach Vusanje zu machen und mir den Waserfall anzusehen.
    Yep Wasserfall, Ausflugsziel, ganz nett, wieder ein Kaltgetränk.
    Zurück. Dusche, Essen: Die Steinofen-Pizza aus den Ofen draußen könnte in Italien nicht besser sein. Ein local Bier dazu, Beschallung von junger moderner Singer/Songwriter-Mukke (von Anfang 20jährigen "aufgelegt", die das Gästehaus/die Zeltwiese managen) und noch ein Schwätzchen mit jungen Leuten, die in Albanien rumreisen. Fühlt sich gut an.
    Wetterbericht sagt für morgen wieder „Gewitter“, aber nun weiß ich ja,  dass man es überlebt. Will trotzdem lieber bis Theth durchlaufen, wo wir die Tour starteten. Habe Lust auf Leute und will dann dort noch was machen. Lets see.
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    Sa 19.07.2019 Visitor - Gusinje
    Sonnenaufgang, nice. Schuhe noch nass, nicht nice. Mücken leider auch noch vor den Zelt, also erstmal alles von innen managen. Frühstücken, Sachen sortieren. Dinge zum Trocknen rauslegen (dafür RV--Schlitz vorsichtig öffnen). Irgendwann packen.
    Aufstieg zu meinem ersten Gipfel (wenn man von irgendwelchen Seilbahnfahrten aus der Kindheit absieht): erst mal alles klippo, blauer Himmel, recht warm. Anstieg klappt relativ problemlos. Gipfel ist großartig (mein erster, sagte ich schon, ok), dann folgt eine Kammwanderung. 





    Nicht markiert, Orientierung einfach (laut Rother), naja nicht für mich. Wobei, im Nachhinein kann es eigentlich nur problemlos sein, denn am Kamm entlang... Hm, komme immer wieder vom Weg ab. Würde sagen Weg gibts meistens, oft nicht? Stehe teilweise ziemlich blöd im Hang, wenn es plötzlich heikel wird oder ich nicht mehr weiter komme, weiß ich, ich bin falsch und gehe zurück. Naja egal. Dann Abstieg an einem steilen Wiesenhang, wieder weglos. Ich soll auf irgend einen anderen Weg absteigen, den man unten sehen soll, naja geht so. So geht das heute den ganzen Tag.
    Später soll ein Abstieg durch den Wald folgen. Es liegen jede Menge umgestürzter Bäume am Wegesrand. Ich vermute, dass der Weg nicht mehr begehbar ist. Ich suche gar nicht lange (Fehler?), ich nehme stattdessen einfach die breite Piste, die auch nach unten führt. Laut Karte kann man damit den steilen Abstieg umgehen. Doch so einfach ist es nicht. Ich muss irgendwann links abbiegen und auch hier muss ich suchen, nach etwas hin und hier bin ich auf Spur, nur leider verflüchtigt sich dieser Weg an einem Bach schon wieder und ich stapfe ziemlich fies durch das Unterholz. Ich muss immer wieder zurück, da mir Brennnesseln im Weg stehen. Irgendwann nach längerer Zeit treffe ich wieder auf den Trail und geh wieder über eine Wiese, überquere den Bach und komme endlich wieder auf einen vernünftigen Weg. Es zieht sich noch ganz schön lang, bis ich in Gusinje bin. Mücken gibt es heute übrigens überall im Wald, auf den Wiesen auch andere fiese Stech-Insekten, einfach überall. Ziemlich müde treffe ich im Hotel Rosie in Gusinje ein. Angeblich gibt es nur noch ein vier Bettzimmer und ich soll statt 15 Euro 30 bezahlen. Wir einigen uns auf 25 und ich nehme das Zimmer, ich kann einfach nicht mehr weiter. Nach Skala im Grbaja-Tal, wie der ursprüngliche Plan war, schon gar nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Hotel so voll ist, aber was soll's. Es hat einen gewissen osteuropäischen Charme, ganz witzig. Personal supernett. 


    Oben angekommen geht's erst mal unter die Dusche und Klamotten waschen und trocknen alles stinkt erbärmlich. Dann noch ein kurzer Einkauf im Supermarkt unten und Abendessen im Restaurant bzw. auf dem Balkon des Hotels natürlich wieder mit Blick auf die Berge. Pläne habe ich nur grob für morgen, ich glaube ich gönne mir einen Pausentag d.h. ich gehe ein paar Kilometer über die Ali-Pasha-Quellen weiter ins Nachbardorf Vusanje dort soll es ein sympathisches Gästehaus mit einer schönen Campingwiese geben dann lass ich es mir morgen gut gehen. Ob ich die Etappe Vusanje - Thethi durch eine Übernachtung unterbreche weiß ich noch nicht. Meine Camp-Versuche waren alle irgendwie so anstrengend, gut zum Teil dem Wetter geschuldet, aber gerade bin ich etwas lustlos. Auch den Gipfel im Nachbartal habe ich gestrichen. Denn ich hätte heute Nacht dafür schon in Skala schlafen müssen oder ich müsste mir morgen früh ein Taxi nehmen. Da die heutige Tour irgendwie nicht so fluppte, was den Weg anging, mache ich mir für diesen Toljanka nicht mehr Hoffnung. Muss nicht sein, aber Entscheidungen sind ja häufig stimmungsabhängig. Ach was, ich habe doch auch Urlaub.
    Rund um den Gipfel war es aber extrem schön!
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    Fr 19.07.2019, Plav - Visitor
    Als ich heute aufwache, ist alles in tiefen Nebel gehüllt. Davon war nicht die Rede. Mein Plan ist heute eigentlich, wieder nicht die reguläre Etappe von Plav nach Vusanje zu gehen (man läuft wohl zu Anfang lange Piste, später soll es aber sehr schön sein), sondern in 2 Tagen eine Variante über einen Gipfel, den Visitor (2220m), weiter nördlich. 1560m rauf, 1590m runter. Man braucht angeblich 8:30h, da ich eh immer langsamer bin könnte ich sie gemütlich auf 2 Tage aufteilen und am 2. Tag noch weiter ins Grbaja-Tal bis Skala gehen. Dort kann man eine wohl sehr schöne Tagestour auf den Toljanka machen. Habe insofern heute nur 3:30h netto laut Rother, dann gibt es ne Zeltmöglichkeit unterhalb des Anstiegs. Das müsste auch bei nicht so dollem Wetter machbar sein. Kann ja noch etwas abwarten, wie sich das Wetter entwickelt. Am nächsten Tag (Gipfel) sind Wetteraussichten wie sie sein sollen. Und tatsächlich, es klärt auf.
    Als ich gegen 10 Uhr aufbreche, scheint die Sonne und der Nebel verzieht sich. Diese Tour ist nicht besonders gut markiert und ich verfranze mich - insbesondere, als eine Felswand umgangen werden soll. Die Wiese, die ich überqueren soll, ist dermaßen zugewachsen, spätestens als unüberwindbare Brenesseln vor mir auftauchen, gebe ich auf und gehe zurück. Hätte ich vielleicht anders gehen sollen? Laut Markierung eher geradeaus? Aber auch da geht es nicht mehr weiter. Nach längerem hin und her, gebe ich auf und gehe ich mit Hilfe meines GPS quer durch einen steilen Wald und umgehe diese Wiese... Ziemlich mühsam, aber es klappt. Kostet viel Zeit und Kraft. Später komme ich jedoch durch ein wunderschönes kleines Hochtal. Es wirkt wie ein angelegter Park. So üppig das Grün.

    Ich soll nicht den Bach queren, sondern zum Ende der Wiese gehen. Wieder weglos durch die Macchia... Der nicht leicht zu findende Einstieg durch den anschließenden Wald gelingt mir, aber wieder nicht ohne Kratzer. Ich steige an und als ich mich kurz vor der Quelle befinde, an der ich meine Wasservorräte auffüllen will, grummelt es zum ersten Mal. Ich bleibe im Wald und versuche das Gewitter etwas abzuwarten, erstmal ist es aber mehr ein schlimmer Regen. Es fängt immer mal wieder an zu regnen, aber ich gehe weiter und sehe irgendwann die Ankündigung des Visitors.

    Auch regnet es, als ich auf meiner Campwiese unterhalb des Visitors  stehe. Ich baue im Regen auf, Hauptsache endlich ein Dach über dem Kopf. Die Füße stehen mittlerweile in Pfüzen. Als ich im Zelt bin - unnötigerweise tummeln sich auch noch Mückenschwärme vor dem Zelt, geht's richtig los. Es wächst sich zu einem schönen Gewitter aus. Der Rege prasselt wie sonst was auf mein armes Lunar, das Regen bisher noch nicht kannte. Und ich sowieso noch ziemlich unerfahren im zelten in freier Wildbahn und noch dazu bei Gewitter... Wer mich kennt, weiß, dass das immer meine größte Sorge war... Gewitter, oh nein. Also jetzt die Feuertaufe, naja Feuer lieber nicht… Irgendwann merke ich, dass von oben ein leichter nebelartiger ganz feiner Sprühregen in meinem Zelt für Feuchtigkeit sorgt und meinen Quilt ganz zart benetzt. Ich habe wirklich jede Naht abgedichtet, hätte ich hier noch von innen abdichten sollen? Oder handelt es sich um versprühtes Kondenswasser durch das Regengetrommele? Hoffentlich dauert das Schauspiel nicht zu lang, weiß nicht, was mir mehr Angst macht, vom Blitz getroffen zu werden und als Häufchen Asche auf der Wiese übrig zu bleiben oder dass mein Quilt im Laufe der Nacht zum Klumpen wird und ich erfriere. Nachdem ich Donner und Blitz überlebt habe, versuche ich einzuschlafen, um von dem Feuchtigkeit versprühenden Drama nicht zu viel mitzubekommen. Klappt aber nicht ganz. Der Quilt ist Gottseidank nur ganz leicht feucht an der Oberfläche. Alles noch ok. Erst als Stille eingekehrt, schlafe ich ein.
    Als ich nachts aufwache, sehe ich den Vollmond über dem Lunar und freue mich über die klare Nacht genauer gesagt, Sonne am Morgen. Der Plan geht auf.


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    Do 18.07.2019, Babino Pole - Plav
    Heute also nicht die reguläre Etappe über den Bergsee Hridsko. Dieser wurde der Legende nach von den Göttern erschaffen, damit die Waldelfen geschützt vor den Blicken der Männer baden können. Das hat aber wohl nicht ganz hingehauen und schwups haben sie die schönen Berge verflucht. Und weiter sagt die Legende, ein Bad im kristallklaren Wasser verleihe Glück, Schönheit und Liebe. Ok, je länger ich hier meine Erinnerungen und Bilder durchforste, desto mehr stelle ich fest, wie schön das alles war und dass ich nochmal wiederkommen und den Kosovo nachholen will. Bei der Gelegenheit kann ich dann auch nochmal am See vorbeischauen und hineinhüpfen.
    Nach Plav geht es  also teilweise ein bissl der Straße entlang und wir lassen uns von dem ein oder anderen Traktor zustinken.  Kurz bevor wir in den Wald gehen, um noch ein Stückchen "reguläre" Etappe zu gehen, will ein Typ am Strassenrand nen Euro Eintrittsgeld für den Nationalpark. Wir kriegen auch schön ein Ticket, ich wundere mich jedoch etwas, dass sich die Warterei am Straßenrand lohnt, denn die wenigsten Wanderer werden über die Straße hier vorbeikommen. Als wir in Plav eintreffen und weil es eh auf dem Weg liegt, machen wir gleich einen Stopp bei der "Border Police", nicht zu verwechseln mit der normalen Polizeistation, um da unseren Permit für den Grenzübertritt über die grüne Grenze vorzuzeigen. Ja man muss vorher Permits für die Grenzübertritt beantragen. Wir haben das über die Agentur Zbulu.org  gemacht. Kostet pro Pernit kleines Geld, funktioniert extrem unproblematisch. Außerdem hatte ich gelesen, dass man die 15 Euro, (Montenegro will dieses Geld als einziges Land extra haben who knows why) sonst vor Ort am nächsten Morgen bei der Bank einzahlen muss. Diesen Heckmeck will man nicht. So war alles vorher erledigt. Außerdem habe ich die "offiziellen Formulare" irgendwie nicht gecheckt. In der Regel will keiner die Permits sehen, aber naja, bleibt jedem selbst überlassen. Die Border Police war jedenfalls extrem freundlich und händigen mir ein Dokument auf montenegrisch mit Stempel und Unterschrift aus, nettes Souvenir. Meine Mit-Wandererin meinte wahrgenommen zu haben, dass die Polizisten sowas nicht jeden Tag machen. Tja, vielleicht. Wir erkunden noch ein wenig das Städtchen, heute ist es richtig heiß geworden. Plav ist ein Hiker-Knotenpunkt. In diesem Städtchen starten viele, steigen ein oder kommen durch. Viele- naja im Gegensatz zu den vorherigen Tagen fallen sie mit den Klamotten halt etwas auf.
    Nachdem ich S. zum Bus gebracht habe, Hans von gestern Abend fährt auch nach Podgorica, checke ich im Lake View ein. Das Gästehaus liegt am Ortsausgang und hat eine Campingwiese direkt am See. Zum ersten Mal stelle ich mein Zelt auf und freue mich, denn es ist jetzt rech warm, gewittert etwas, bleibt aber trocken. Ich verbringe den Abend mit den Dresdnern, die gegenüber eingecheckt haben und gehe viel zu spät in mein shelter.

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    Mi, 17.07.2019  Doberdol - Babino Polje
    In Doberdol wird in der Sonne gefrühstückt, zwar in den Quilt eingemummelt, aber ab heute geht's wettertechnisch bergauf.
    Es werden Gerüchte verbreitet, dass auf dem Pass ein alter Typ mit Axt ("the evil") rumlungert, der Wegegeld will (überqueren wir mal wieder eine Grenze?), dazu noch ein paar Hütehund...? Hm :/.


    Aber erstmal 400m die wunderschönen, aber steilen Wiesenhänge hoch auf den Grenzkamm und dann der ersten Pass auf 2228m. Oben kein "evil" der uns Geld abnehmen will, hatte schon den 5-Euro-Schein bereit gesteckt... Vom Kamm aus kann wieder was bestiegen werden, der Trekufir, 2365m, hier treffen die 3 Ländergrenzen aufeinander. Das mit den Grenzen ist aber auch ständig Thema hier...
    Von nun an geht es auf montenegrischer Seite über tolle baumlose Landschaft über einen wunderschönen Höhenweg.
    Nach dem Roshkodoli-Pass (2248m) - wir sind kurz im Kosovo - soll es eigentlich wieder auf den Grenzkamm gehen und über einen Verbindungsweg nach Montenegro zum Zedlo Zavoj, einem Kreuzungspunkt verschiednerer Bergpfade. Wir verpassen aber die Abzweigung und steigen einer anderen Gruppe hinterher eine steile Wiese ab. Schnell merken wir, das runter nicht korrekt ist. Puh, den Hang wieder hoch. Die Rother-Beschreibung hilft nicht wirklich gut, aber mit Hilfe des GPS finden wir den Verbindungsweg zur 7. Etappe nach Bobino Polje.
    Mit diesem Verbindungsweg kürzen wir also den Rundweg ab, lassen den Kosovo aus.




     

    Dort angekommen, gehen wir am Fluss entlang, zum schönen Triangl Woodhouse. Diese ist zum ersten Mal nach unserer Ankunft ausgebucht, wir haben Glück, dass wir vor dem anderen Pärchen ankommen, es gibt aber noch Ausweichquartiere. Erste heiße Dusche seit Tagen und wieder Strom.
    Das Abendessen ist sehr nett. Wir sitzen zusammen mit mehreren Holländern. Ein Alleinreisender Mann, Hans und eine lustige Familie mit Kindern im Pubertätsalter. Es war eine sehr gesellige, schöne Runde.
    Es steht aber noch die Entscheidung aus, wie wir den nächsten Tag verbringen würden. Die Etappe soll recht lang sein, 7:30h und meine Freundin muss den Bus nach Podgorica um 17:00h kriegen. Der Flieger geht am darauffolgenden Morgen. Eigentlich ist es unrealistisch, das entspannt zu schaffen, zumal die langen Abstiege bei ihr zu Knieproblemen führten. Wir entscheiden uns, den kürzeren Weg untenrum zu nehmen. 
     
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    Di, 16.07.2019 Ceremi - Doberdol
    Heute gehts in das großartige Trogtal Doberdol auf 1797m, das schönste Etappenziel, wie ich finde, da so schön abgelegen. Es geht 1290m rauf, 680m runter, 6h sind veranschlagt.
    Wir sind wieder die letzten beim Frühstück, in der Nacht hatte es ordentlich geregnet. Auf einem Tisch im Freien liegen selbstgebackenes Brot, Feta, hartgekochte Eier, Tomaten und Gurken, die typischen Zutaten für ein Lunchpaket hier, man kann man sich selbst bedienen.
    Die Wanderung führt uns bald auf einen kleinen Pass 1633m), das sollte aber nicht der einzige Anstieg an diesem Tag sein. Es geht weiter durch Wald und auf den Höhenwege.
    Wir kommen an der Hirtensiedlung Balqin vorbei und eine junge Frau mit Kind bietet uns Kaffee und Tee in ihrer Hütte an. Sie spricht kaum ein Wort englisch, strahlt uns aber die ganze Zeit an. Mit Händen und Füßen kommunizieren wird trotzdem ein wenig. Bei 13 Grad tagsüber - es ist der kälteste Tag der eh schon eher kühlen ersten Woche, tut ein bisschen Wärme am Ofen gut... Die Hütte ist sehr einfach und klein. Es passen gerade 3 Betten und ein Herd zum Kochen rein. Aber die Hirten sind nur ein paar Monate im Jahr hier oben. Man hat uns auch angeboten, dass wir hier schlafen könnten und frage mich, ob das dann in einer anderen Hütte gewesen wäre?


    Der Kaffee (Mokka) gibt ein wenig Schub, wir gehen weiter. Bis Doberdol geht es auf und ab. Wir laufen in voller Montur, da es nicht viel wärmer wird und auch gut windig ist.
    Ich bin ziemlich begeistert, von dem Hochtal, den saftigen grünen Wiesen und natürlich gibt's hier auch jede Menge Tiere. 

    Als wir ankommen, läuft uns die Tochter des gewünschten Guesthouse Leonard entgegen, wie tüchtig und praktisch für uns. Später nehmen wir wahr, dass das junge, coole Mädel, vielleicht 14 oder 15 Jahre, den Service hier voll im Griff hat. Ihr Vater hat unglaublich große Hände. Sowas habbich noch nie gesehen... Auch sie ist hier wohl nur in den Sommermonaten oben, wenn Ferien sind. Wir bekommen eine schöne Hütte, die Dusche verspricht heiß zu werden (es wird analog mit Feuer geheizt), und es gibt einen Ess-/Aufenthaltsraum ebenfalls mit Feuer geheizt, juhu.


    Zwischen den Brettern dieser Hütte, kann man zwar den Finger durchstecken, genauso wie im "Bad", aber egal. Wir setzen uns dicht vor den Ofen. Ich mache leider wieder den Fehler, dass ich erst am nächsten Morgen duschen will, abends nur Katzenwäsche - und morgens gibts natürlich wieder kein warmes Wasser mehr, um das mal vorneweg zu nehmen. Es wird natürlich nur am Abend Duschwasser geheitzt, logo. Also bei 5 Grad quasi draussen duschen, die kälteste Dusche meines Lebens. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich lieber drauf verzichtet...
    Tja und dann soll es noch ein weiteres Ereignis an dem Tag geben: Das Schlachten eines Lammes...

    Ein Berliner Pärchen, das mit Guide und Packpferd unterwegs ist, will das wohl mal erleben, so richtig verstehe ich nicht, wieso und weshalb. Das Lamm soll es jedenfalls zum Abendessen geben. Wer davon isst, muss 10 Euro extra für das Tier bezahlen. Ich schaue zu, allerdings nur so lange, bis der Kopf ab is, was relativ fix geht. Dann habe ich genug. Rettungsversuche waren erfolglos.  . Später wird es wenigstens noch ein wenig heller an Himmel. Die Nacht wird trotzdem kalt.

     
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    Mo, 15.07.2019, Valbona - Ceremi   Weiter gehts heute statt mit der regulären 2. Etappe  mit einer Variante über den Prosllopit-Pass (2027 m). Wir überqueren damit den Hauptkamm des Prokletije. 1300m up, 1040 down, 6:45 - 7h soll es dauern. Man kann vom Pass den Zla Kolata besteigen, wir lassen das aber aus. Mit 2534 m ist er die höchste Erhebung Montenegros, gilt aber nicht als höchster Berg des Landes, weil sich der Großteil des Massivs in Albanien befindet... Wir werden noch über einen weiteren Pass kommen, dem Qafa e Borit (1659 m), und dazwischen befinden wir uns kurz auf montenegrischem Terrain.   Hatte ich eigentlich erwähnt, dass wir in Shkodra City gestern bei Sonnenaufgang von einem krähenden Hahn geweckt wurden? Heute kein Hahn, dafür rumpeln aber die Mädels vom Nachbarzimmer in aller Frühe.

    Zum Wachwerden gibt es eine eiskalte Dusche, Frühstück, 9h Aufbruch. Die Etappe ist großartig, wow... Lange Zeit ging es oberhalb der Baumgrenze über steinige Wiesen. Der Abstieg ist jedoch ziemlich anstrengend und lang, man muss sich echt konzentrieren, es gibt ziemlich steile  Stufen für ein paar Schritte. Ich gebe zu, bei solchen exquisiten Stellen, werde ich zur Bergschnecke. Gottseidank schnell vorbei.

    Irgendwann kommen wir zu einer Hirtensiedlung. Hühner mit Küken, Hahn, Pferde, Kühe mit äußert hübschen Kälbchen laufen alle fröhlich in der Abendsonne durcheinander. Ich hoffe, den Abend ebenfalls vor einer Hütte in der Sonne verbringen zu können.

    Wir steigen weiter ab und queren Wasserläufe, an einem Bach ist der Weg nicht eindeutig. Wir gehen nach Markierung leider den unattraktiveren Weg (Schlammpiste), wie es sich später rausstellt. Der Rother-Track wäre besser gewesen. Wir kommen an. Zwar nach netto 8:45h statt 7h, aber was solls.

    Wir kriegen ein zauberhaftes Hüttchen in unserem Zielort, Ceremi. Das Guesthouse Kujtim Gocaj's besteht aus lauter solchen  unterschiedlichen Hexenhäuschen. Wir sehen ein paar Wanderer an einem zentralen Platz zwischen den Häuschen draußen sitzen. Bier kann man sich einfach selbst aus dem Wassereimer nehmen. Die Dresdner, die wir gestern Abend kennenlernten sind da, eine lustige, kleine englische Wandertruppe und ein Berliner, der leider heute auf dem Weg nach Doberdol (nächste Etappe) umgeknickt und sich mit dem Pferd wieder zurück hat bringen lassen müssen.

    Abendessen wird gemeinsam in der entsprechend dafür gedachten Hütte eingenommen und da es wieder ordentlich kalt ist, gehen wir früh in unser Schlafgemach. Die Oberschenkel brennen, es war aber ein wunderschöner Tag.                 Unsere Unterkunft in Ceremi:
       
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