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Ultraleicht Trekking

Ziz

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Reputationsaktivitäten

  1. Witzig!
    Ziz hat eine Reaktion von Igor erhalten in Professionelle/ semiprofessionelle Outdoorfotografie beim UL Trekking   
    Einfache Lösung, wir beantragen beim großen Rat der ULer, Kameraequipment nicht zum Baseweight dazuzurechnen. Feddig.
  2. Gefällt mir!
    Ziz hat eine Reaktion von fatrat erhalten in UL Trinkflasche   
    Bin/War großer Platypusfan. Keine andere Faltflasche hat den Geschmack so wenig (in diesem Fall: gar nicht) verändert. Meine erste hielt so 1,5 Jahre bei täglicher Benutzung, die nächste nur noch 2 Monate. Dann gab sie an einer Knickstelle nach. Bin jetzt umgestiegen, aber nicht wirklich zufrieden. Als nächstes wird es dann wahrscheinlich doch wieder ein Platypus, am Ende produziere ich damit immer noch weit weniger Plastikmüll, wenn ich den öfters ersetzen muss, als mit dem täglichen Verpackungswahnsinn.
  3. Gefällt mir!
    Ziz hat eine Reaktion von Freestyler erhalten in Bivy - wasserdicht oder nicht?   
    Schönes Thema. Die Intention unseres Setups entspricht so ungefähr dem zweiten, "brittischen" Fall. Wir wollten an Gewässern möglichst gesetzestreu übernachten. Stealth camping ist kacke, wenn man das Boot erstmal 100m in den Wald zerren müsste.  Zelte sind an Flüssen zwar oft kein Problem  und Leute wie Steve Flusswanderer machen das ausschließlich, aber irgendwie hätte ich mich doch unwohl gefühlt. Das war die Geburtsstunde unserer Biwaksackidee. Unsere Säcke sind nicht sehr leicht und auch nicht sehr atmungsaktiv, aber robust und geräumig. Außerdem schlafen wir darin wirklich gut und sie haben Insektennetze.
    Für Wochenendtouren mit halbwegs vorhersehbarem Wetter Klasse, aber bei lange geplanten oder generell langen Touren, kann es immer einen Tag mit Schietwetter geben, wo man abwettern muss oder zumindest Abends mal trocken sitzen will. Außerdem pennen wir in unseren Säcken so gut, dass wir das ganze auch auf außerhalb des Wasserwanderns ausweiten wollten. Hier kam dann die Tarpidee ins Spiel. Wenn das Wetter richtig Klasse ist: Biwaksack mit Insektenschutz, bei leichtem Niesel (der in der Nacht aufkommt) Biwakdeckel druff, bei Niesel (schon am Abend) großflächig aufgespanntes Tarp und je pissiger es wird, desto mehr falten wir das Tarp zu einer Zeltform.
    Vieles davon ist Multiuse. Tarpstange ist entweder Paddel oder Treckingstock. Die Zeltleine kann man auch fürs Treideln nutzen. Da ich bisher noch wenig Erfahrungen mit Tarps bei stärkerem Wind habe, sind Schnur und Heringe auch nicht gerade UL. Unser ganzes Set aus Biwaksäcken, Tarp, Seilen und Heringen wiegt 2 kg.   Aber es ging uns bei der Anschaffung auch nicht ums Gewicht, sondern um Flexibilität. Wenn der Sternenhimmel lockt, will man unter freiem Himmel pennen – aber dabei bitte Matte und Schlafsack schonen und auch bestmöglich vor Krabbelzeug geschützt.
  4. Witzig!
    Ziz hat eine Reaktion von Fabian. erhalten in UL Trinkflasche   
    Bitte was?
    Dann kauf halt irgendein Markenwasser und lass das Etikett dran, damit jeder sieht, wie viel Geld du hast...
  5. Gefällt mir!
    Ziz hat eine Reaktion von poigfrr erhalten in UL Trinkflasche   
    Bin/War großer Platypusfan. Keine andere Faltflasche hat den Geschmack so wenig (in diesem Fall: gar nicht) verändert. Meine erste hielt so 1,5 Jahre bei täglicher Benutzung, die nächste nur noch 2 Monate. Dann gab sie an einer Knickstelle nach. Bin jetzt umgestiegen, aber nicht wirklich zufrieden. Als nächstes wird es dann wahrscheinlich doch wieder ein Platypus, am Ende produziere ich damit immer noch weit weniger Plastikmüll, wenn ich den öfters ersetzen muss, als mit dem täglichen Verpackungswahnsinn.
  6. Gefällt mir!
    Ziz reagierte auf martinfarrent in Das eigene Ultralight, Vernunft und Unvernunft   
    Es wird oft, manchmal auch etwas pseudo-tiefschürfend so getan, als ginge es nur um Ängste und die hehre Mission, sie zu überwinden. Vor Komfortverlust habe ich aber keine Angst... nur nicht unbedingt immer Lust drauf.  
    Außerdem natürlich: Nicht jede Angst ist böser Ballast! Manche Angst deckt sich auch unbedingt mit Minimalvernunft.
  7. Gefällt mir!
    Ziz reagierte auf hiker in Angst vor fremden Hunden auf Tour- was tun?   
    Ich mag Hunde. Dennoch bleibe ich stehen (defensives Verhalten) falls ich mir nicht sicher bin was der Hund so vorhat... 
    Wenn Du solche Angst hast hilft es Dir vielleicht Hunde 'kennenzulernen'. Kennst Du jemanden mit Hund, der Dich mitnimmt, der Dir zeigt, daß die meisten Hunde unterwegs ok und nett sind?
    Bei mir waren es Kühe. Ich bin mal von einer angefallen worden (absichtlich oder aus versehen weiß ich nicht - war trotzdem nicht lustig - ich dachte, sie trampelt mich tot). Danach hatte ich vor allen großen Tieren Angst.
    In den Alpen konnte ich auf einer Alm beim Melken dabei sein. Die Kühe waren nett und vor allem angebunden. Seitdem ist es ok.
     
     
  8. Witzig!
    Ziz hat eine Reaktion von Schwefelfell erhalten in Was motiviert euch ultraleicht unterwegs zu sein?   
    Also halten wir fest: Wir sind UL unterwegs, um gaffende Wanderer anzulocken und sie dann aufzuessen oder wie war das mit OT?
  9. Danke!
    Ziz reagierte auf Mountain_Dog in Trekking Lite Store (TLS) lässt negative Bewertungen entfernen   
    Ich finde man darf in so einem Fall nicht in die Falle tappen und versuchen alles zu relativieren. Ich meine dass einem Forumsteilnehmer wie questor der schon seit über 5 Jahren dabei ist, deutlich mehr Vertrauen von uns geschenkt werden sollte als einem Shop mit gemischten Referenzen. Ich finde es gut, dass er den Sachverhalt hier öffentlich macht.
  10. Gefällt mir!
    Ziz reagierte auf Mars in Nachhaltigkeit in der Ultralight-Philosophie   
    UL Jerks take dazu: https://www.ultralightjerk.com/post/opinion-human-and-animal-rights-violations-don-t-matter-if-the-gear-is-cheap-and-light
    Obwohl dieser Text sicherlich sarkastisch angedacht ist, legt er den Finger auf ganz viele Punkte - leider können nicht alle mal eben bei Katabatic anrufen, wenn der mitgebrachte Quilt zu kalt ist.
     
  11. Gefällt mir!
    Ziz reagierte auf bri in Scottish National Trail   
    Danke für's Mitlesen und die positiven Rückmeldungen.
    Über den WHW hatte ich zunächst auch nachgedacht. Er ist ja offensichtlich die typische Einsteigerdroge für Schottland. Als ich allerdings von 50.000 Wanderern pro Jahr gelesen hatte und grob überschlagen hatte, wieviele Menschen ich durchschnittlich pro Tag treffen würde, habe ich was anderes gesucht. Ich tendiere im Urlaub dazu, möglichst wenig Menschen zu treffen. Andere finden es toll, unterwegs andere Gleichgesinnte zu finden und eventuell sogar temopräre Mitwanderer.
    Wir haben (im Mai) ein Pärchen getroffen, dess den Southern Upland Way gewandert ist. Wir waren die ersten, die sie seit 3 Tagen gesehen hatten. Der Weg ist offensichtlich nicht sehr stark frequentiert.
    Man muss halt wissen, was man will und sich danach den entsprechenden Weg aussuchen. Schottland bietet für jede/n was. 
  12. Gefällt mir!
    Ziz reagierte auf sja in Ich bin dann mal weg ...   
    In sechs, sieben Stunden gehts zum Flughafen... Starte das Jahr mit Madeira Ost -> West.. :)) Bin wie immer ziiiiemlich aufgeregt  .

    Kommt gut nach 2020!
  13. Gefällt mir!
    Ziz reagierte auf bri in Scottish National Trail   
    Fazit des 3. Teils:

    In diesem Urlaub wusste ich ja schon ungefähr, was auf mich zukommt.

    Es hat mich allerdings erstaunt, mit wie wenig Essen ich auskommen kann. Das erleichtert für mich natürlich die zukünftige Planung und reduziert das Gewicht des Rucksacks.

    Bergaufgehen gehört immer noch nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, es fällt mir einfach schwer. Aber es hat sich immer gelohnt. OK, es gab ja auch keine Alternative. Noch langsamer als bei Steigungen bin ich allerdings auf den Offroad-Strecken gewesen.

    Der Kampf gegen den inneren Schweinehund ist leichter, wenn man nicht gleichzeitig vom Regen aufgeweicht wird.

    Es war wieder eine fantastische Zeit in einer grandiosen Landschaft.
  14. Gefällt mir!
    Ziz reagierte auf bri in Scottish National Trail   
    16. - 19.05.2019
    Ich habe mir für heute meinen Wecker auf 6 Uhr gestellt und erkenne überraschenderweise das Geräusch. Um Viertel vor acht stehe ich an der Bushaltestelle. Die Sonne versucht schon ihr Bestes, aber es ist noch windig und kühl. Dann hält ein Kleinbus, in dem Schüler sitzen, und der mich mitnimmt. Auf der Fahrt nach Ullapool werde ich unterhalten mit Songs wie "Country Road", etc., die durch den Bus schallen. Lustige Fahrt, bis die Teenies an der Schule den Bus verlassen.
    In Ullapool am Fährhafen steige ich aus, frühstücke ausgiebig und suche mir dann auf dem Campingplatz ein Plätzchen mit Blick aufs Wasser. Dort baue ich alles auf, dusche, wasche und trockne meine Klamotten, und mache mich dann wieder auf den Weg in den Ort, um eine Schiffstour zu machen.

    Frühstück ohne Kekse
    Der Rest des Urlaubs sei kurz zusammengefasst: Ich bleibe in Ullapool, genieße jeden Tag (!) leckeres Essen, sehe mir den Ort an, erkunde ausgiebig das Museum und versuche vergeblich, in ein ausverkauftes Konzert zu kommen. Am Freitag füllt sich der Campingplatz, so dass mein Zelt immer kleiner zu werden scheint.

    Mein Zeltplatz am Donnerstag

    Mein Zeltplatz am Samstag
    Eine kleine Anekdote vom letzten Tag: Am Sonntag will ich mit dem Bus nach Edinburgh fahren, weil am Montag mein Flug nach Hause geht. Beim Einpacken kann ich mein Equipment gleich auf Handgepäckgröße packen, weil ich es nicht mehr benötigen werde. Ich bin früh wach, und beginne nach und nach, die Dinge in meinem Zelt zu sortieren und in meinen Rucksack zu packen. Schließlich wische ich mein Zelt in aller Ruhe trocken, ziehe die Heringe heraus und putze sie gründlich, falte meine Wanderstöcke zusammen und verpacke alles möglichst platzsparend auch noch in meinem Rucksack bzw. in der Seitentasche. Dann setze ich den Rucksack auf und gehe Richtung Mülltonne, um den letzten Müll zu entsorgen.
    Dabei komme ich an drei großen Hauszelten vorbei, von denen zwei noch mit einer Plane verbunden sind. Insgesamt wohnen hier 5 Personen. 1 Zelt für Papa und Mama, ein Zelt für die beiden halbwüchsigen Kinder und das Extrazelt für die fitte Omi. Angereist sind sie mit zwei SUVs. Alle sind sehr nett, wir hatten an den Tagen vorher schon ein paar Worte gewechselt. Jetzt sitzen alle nebeneinander auf ihren Campingstühlen, schauen aufs Meer und müssen mich offensichtlich beim Einpacken beobachtet haben. Als ich grüßend an ihnen vorbeigehe, sagt die Omi: "We are very impressed with the size of your backpack!". Ich lächle sie an und antworte: "It's all I need." und fühle mich sehr frei und unabhängig.
  15. Gefällt mir!
    Ziz reagierte auf bri in Scottish National Trail   
    15.05.2019, 11km
    In dieser Nacht schlafe ich das erste Mal ohne meine Daunenjacke und friere nicht. Morgens um halb sechs wache ich auf. Kein Raureif zu sehen. Die Morgendämmerung breitet sich am wolkenlosen Himmel aus, aber auf mein Zelt wirft der Berg noch seinen Schatten.

    Ich schlafe noch bis Viertel nach sieben weiter und warte dann darauf, dass die Sonne über dem Berg erscheint. Sie schafft es um kurz nach acht und sofort breitet sich eine wohlige Wärme aus.

    Ich habe heute nicht so viele Kilometer vor mir und lasse mir viel Zeit zum Aufbruch. Gegen halb zehn starte ich meine letzte Offroad-Strecke in diesem Urlaub. Es ist jetzt sehr warm, ich suche mir meinen Weg durch das holperige Grasland und lande irgendwie immer wieder auf dem falschen Hügel.


    An einem Fluss, den ich überqueren muss, treffe ich eine junge Frau, die dort gerade eine Pause macht. Wir winken uns von Ferne zu und ich erklimme den nächsten Hügel. Als ich um diesen Hügel herumgehe, habe ich einen wunderschönen Blick auf einen nahezu spiegelglatten See. Genau die richtige Stelle für eine Pause.

    Während ich an meinem Powerriegel knabbere, kommt die junge Frau um die Kurve und wir unterhalten uns etwas. Sie ist Deutsche und wohnt schon seit mehreren Jahren in Inverness. Sie zieht weiter in Richtung See und ich mache mich nach der Pause auch wieder auf meinen Weg bergauf.
    Kurz vor dem Pass treffe ich noch einen älteren Schotten, mit dem ich mich kurz unterhalte. Er sagt mir, dass in Inchnadamph keine Unterkunft mehr zu bekommen sei. Er wollte etwas buchen. Weder im Hotel noch im Hostel hätte er unterkommen können. Aber im Hotel bekäme man etwas zu essen. Ja, ein Bier natürlich auch. Das war mir wichtiger als ein Bett. Auf ein frisches Bier und leckeres Essen freue ich mich doch schon länger.
    Vom Pass aus fotografiere ich ein letztes Mal das Tal, aus dem ich gekommen bin und dann den Weg, der vor mir liegt.

    Blick zurück

    Blick vorwärts
    Der Aufstieg ist geschafft, vor dem Abstieg geht es ziemlich auf einer Höhe durch etwas matschiges Gelände, aus dem sich dann der River Traligill entwickelt. Ich mache erstmal eine Pause und freue mich, dass es für mich ab jetzt bergab geht.


    Und dann habe ich den ersten Blick auf den Loch Assynt. Ich muss mich noch etwas durch die Graslandschaft quälen, bevor ich den River Traligill erreiche, an dem ich den Rest meines heutigen Weges entlang wandern werde. Sowohl die deutsche junge Frau als auch den schottischen Wanderer sehe ich noch mehrmals. Wir winken uns zu. Man kennt sich. Schließlich haben wir schon ein paar Worte gewechselt.





    Auf dem Weg nach Inchnadamph komme ich zuerst am Hostel vorbei, in dem ich mir eine Cola gönne und zur Sicherheit meine Keksvorräte aufstocke. Gleich beim Eintreten werde ich darauf hingewiesen, dass kein Bett frei wäre, weil sie noch Schulklassen erwarten. Einkaufen darf ich. Ein Bett will ich ja gar nicht.
    Vor dem Hostel treffe ich drei Wanderer aus Österreich, mit denen ich ins Gespräch komme. Der junge Mann ist sehr an meinem leichten Equipment interessiert und wir unterhalten uns eine ganze Weile. Die eine der Frauen würde sich gerne noch weiter mit mir unterhalten, die andere signalisiert aber, dass sie jetzt endlich nach Ullapool möchte, wo der junge Mann kurz vorher nach vielen Versuchen ein B&B mit einem freien Zimmer gefunden hat. Die Jüngere kommt noch einmal angelaufen und lässt sich meine E-Mail-Adresse geben. Die drei setzen sich in ihren Mietwagen und brausen davon. Schade, ich habe nie eine E-Mail von ihr bekommen.
    Aber jetzt ist erstmal Zeit für ein vernünftiges Essen und ein Bier. Ich wandere also weiter zum Hotel und hätte es ahnen können: Auch hier bekomme ich heute weder etwas zu essen noch ein Bier. Geschlossene Gesellschaft. Ich frage noch nach Frühstück am nächsten Morgen. Nein, auch nicht. Rest der Woche ist geschlossen.
    Also gehe ich wieder zurück zum Hostel, wo ich nach WLAN und dem Busfahrplan fragen will. Auf dem Weg dorthin hält ein Stück vor mir auf der Hauptstraße ein Bus. Ich laufe über die Straße und winke, als er wieder anfährt. Egal wohin, aber weg hier. Der Bus hält tatsächlich wieder an und ich setze zum Sprint an. Die Busfahrer in Schottland sind einfach toll! Als ich neben dem Bus bin, öffnet der Fahrer die Tür. Neben dem Busfahrer steht eine Frau im Gang, die irgendwie nach Lehrerin aussieht (sorry an alle Lehrerinnen, die glauben, nicht nach Lehrerin auszusehen). Ich frage den Busfahrer, ob ich mitfahren könne, aber er sagt mir, dass er nur dort rechts zum Hostel abbiegen will, und fragt mich, ob mir das Auto gehören würde, dass im Weg steht. No, sorry.
    Ich gehe weiter zum Hostel, bekommen den WLAN-Zugang, darf den Busfahrplan fotografieren und setze mich dann vor die Tür, um zu planen, wie es jetzt weitergeht.
    Inzwischen ist der Bus um die Kurve gekommen, hält vor dem Hostel und spuckt eine Horde Kinder und Jugendliche aus, die sich fast ausnahmslos mit Rollkoffern über den Kies Richtung Hostel quälen.
    Nach einer kurzen Mitteilung nach Hause, dass hier und heute meine Wanderung endet, beschließe ich, morgen früh um acht den Bus nach Ullapool zu nehmen und mir heute in der Nähe der Bushaltestelle einen Übernachtungsplatz zu suchen. Ich finde einen fast ebenen Platz an einem Fluss in der Nähe der Straße. Ich höre zwar die Autos, möchte aber morgen früh den Bus nicht verpassen. Ich höre auch noch die Schulkinder, die offensichtlich Fußball spielen und dabei eine Menge lauten Spaß haben. Irgendwann wird es ruhiger und ich schlafe ein.

  16. Gefällt mir!
    Ziz reagierte auf bri in Scottish National Trail   
    14.05.2019, 17km
    In der Nacht wird es so kalt, dass ich meine Strumpfhose unter die Merinohose ziehe und auch meine Daunenjacke wieder anziehe. Aber ich habe einen wirklich ebenen Platz erwischt und bin im Zelt nicht gerutscht. Um halb sechs wache ich auf und schaue aus dem Zelt. Alles ist mit Raureif überzogen und am wolkenlosen Himmel ist der Sonnenaufgang zu erahnen.


    Ich verkrieche mich wieder und schlafe bis sieben Uhr weiter. Dem Raureif hat die Sonne den Garaus gemacht.
    Meine ursprüngliche Streckenplanung hatte ich schon der Realität angepasst und jetzt nur noch 28 km vor mir, die ich auf zwei Tage aufteilen wollte. Ich habe also alle Zeit der Welt. Wie immer hatte ich mir zu lange Tagesstrecken vorgenommen, die ich nicht geschafft habe. Macht aber nichts. Lieber zu viel planen als zu wenig und dann nicht wissen, wie es weitergeht.
    Ich habe also viel Zeit, die Sonne scheint, der Himmel spannt ein wolkenloses blaues Dach - wozu sich beeilen? Ich trödel gemütlich rum und starte gegen halb zehn. Der Weg zieht sich weiter am River Oykel entlang. Offensichtlich ist das Ufer in einzelne Anglerbereiche eingeteilt. Ich sehe Schilder mit Nummerierungen, komme an mehreren der Anglerhütten vorbei und bewundere die Sturmsicherung der Tisch-Bank-Kombinationen, bei denen ein dicker Stein unter dem Tisch hängt.


    Den größeren Teil laufe ich auf einem Schotterweg, manchmal auf einem Wiesenpfad direkt am Fluss entlang.


    Ach ja, dieser Trail hat ja einen Namen.

    Ich verlasse den River Oykel, folge dem Schild und lande wieder auf einem Schotterweg, der mich durch einen Forst führt, bis ich Loch Ailsh erreiche. Dieses Wetter, dieser See, kein Mensch zu sehen. Ich beschließe, eine Pause zu machen und - vielleicht - schwimmen zu gehen. Erstmal schlage ich mich durch einen schmalen Streifen niedrigen Gebüschs und packe mich ans Ufer des Sees.


    Loch Ailsh
    Dann wage ich es, den Versuch zu unternehmen, Schwimmen zu gehen. Das Wasser ist ziemlich kalt, der Grund voller rollender Steine und es wird nur sehr allmählich tiefer. Bevor das Wasser so tief ist, dass ich mich reinstürzen könnte, beginne ich zu frieren. Also nur ordentlich mit Wasser bespritzen und dann ganz vorsichtig wieder zum Ufer zurücktasten. Trotzdem ist es ein herrliches Gefühl und ich lasse mich von der Sonne trocknen. Dann bleibe ich noch am Ufer liegen und döse etwas ein.
    Schließlich breche ich auf, wandere am See entlang und sehe Häuser, bei denen mir nichts anderes als "Schöner Wohnen" einfällt. Die müssen eine fantastische Aussicht haben.

    Hinter den Häusern, bei denen ich die einzigen drei Menschen heute sehe, wird der Weg schmaler und holpriger und zieht sich langsam den Berg hinauf, wieder am River Oykel entlang. Weg und Landschaft verändern sich langsam und es ist mal wieder grandios.



    Blick zurück


    Bevor der nächste Offroad-Teil beginnt, finde ich eine relativ ebene Fläche in der Nähe eines Bachlaufes und beschließe, dass dies mein Übernachtungsplatz für heute wird. Bei dem schönen Wetter genieße ich es noch, meine Wasservorräte aus dem Bach aufzufüllen, einiges zu waschen und in die Sonne zum Trocknen zu legen und mir in aller Ruhe eine halb zerfallen Steinmauer anzusehen, die offensichtlich mal einen runden Bereich eingegrenzt hatte. Wozu wohl?


  17. Gefällt mir!
    Ziz reagierte auf bri in Scottish National Trail   
    13.05.2019, 21km
    Nach meinen Aufzeichnungen habe ich in dieser Nacht nicht gefroren. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber offensichtlich ist es so bemerkenswert, dass ich es aufgeschrieben habe. Mit Ausrufezeichen dahinter! Um vier Uhr weckt mich das Moorhuhn. Endlich! Ich wollte diese Töne schon lange aufnehmen. Als ich endlich mein Handy herausgeholt habe, hat das Moorhuhn keine Lust mehr. Ich dann auch nicht, lege mich wieder hin und schlafe bis sieben Uhr weiter. Ich erledige in aller Ruhe alles, wofür man Wasser in der Nähe benötigt. Die Sonne tut sich noch etwas schwer, durch die Wolkendecke zu kommen, aber sie bemüht sich redlich. Um neun Uhr breche ich auf.

    Ich genieße es nach dem gestrigen Tag, heute auf einem Schotterweg laufen zu können. Das wird sich auch den Tag über nicht ändern. Mein Weg führt am See entlang, am Ende sehe ich die Knockdamph Bothy. Ach ja, da wollte ich ja eigentlich übernachten. Vergessen. Egal. Weiter geht's.

    Nach einem letzten Blick auf den See wandere ich gemütlich weiter, wundere mich über Froschlaich und Kaulquappen in einer Pfütze mitten auf dem Weg und freue mich über die Schotterpiste unter meinen Füßen, die sich parallel zum Abhainn Poiblidh ohne nennenswerte Herausforderungen durch die grau-grüne Landschaft windet.

    Blick zurück

    Kaulquappen mitte auf dem Weg in einer Pfütze

    Langsam werden Weg und Landschaft grüner, es tauchen eingezäunte Wiesen und Steinwälle auf.

    Den Abhainn Poiblidh überquere ich über eine Brücke (!), und kurz danach auch den schäumenden Abhainn Dubhag.

    Gleich dahinter steht die nächste Bothy, The Schoolhouse. Und die schaue ich mir jetzt mal genauer an. Sie ist sehr hell und sauber und macht ihrem Namen alle Ehre.



    Blick zurück zur Bothy
    Die Landschaft sieht immer bewirtschafteter aus, die Bäume werden wieder dichter und höher. Jetzt nennt sich der Fluss, neben dem ich entlanglaufe, River Einig. An einer Brücke über einen namenlosen Bach steige ich zum Wasser hinab und finde ein schönes Stück Gras, das zu einer Pause einlädt. Ich liege im Schatten, beobachte ein Rotkehlchen und genieße den Tag.



    Rotkehlchen
    Schließlich breche ich auf. Mein nächstes Etappenziel ist The Oykel Bridge, wo ich nach meiner Internetrecherche eine Bar finde, in der ich auch meinen Futtersack etwas auffüllen kann. Weit ist es nicht mehr.


    River Einig
    Schließlich entdecke ich in der Ferne die markante Steinbrücke. Dort muss es sein.

    Und ich entdecke …


    … eine Telefonzelle. Ich glaub's ja nicht! Mitten in der Pampa.
    Ich mag sie einfach, diese Steinbrücken. Also noch ein Bild aus der Nähe und dann beginnt meine Geschichte mit The Oykel Bridge.


    The Oykel Bridge
    Ich nähere mich um kurz nach drei erwartungsvoll dem Hotel. Die Tür steht offen, aber ich folge dem Hinweisschild zur Bar um die Ecke. Es sitzen ein paar Personen auf dem Hof, teils unter Sonnenschirmen, teils auf Steinmauern. Ich setze mich zu einigen Motoradfahrern auf den letzten freien Platz unter einen Sonnenschirm. In der Sonne ist es zu warm. Ja - ich befinde mich noch in Schottland. Die anderen sind offenbar mit ihrer Pause fertig, bezahlen bei einer älteren, etwas langsamen Dame und verschwinden so nach und nach. Nachdem die Bedienung auch nach mehrmaligem Vorbeiwandern keine Anstalten macht, mich nach einer Bestellung zu fragen, spreche ich sie an und frage, ob ich etwas zu essen und zu trinken bekommen könne. "Die Bar macht um 5 Uhr auf." kommt die lapidare Antwort.
    Na klasse. Es ist heiß, ich bin durstig und habe mich darauf gefreut, mal etwas anderes als Wasser zu trinken. Außerdem ist nach meiner Planung The Oykel Bridge die sechste Station in diesem Urlaub, an der ich etwas essen und meine Vorräte auffüllen wollte. Die erste war eine Baustelle, an der zweiten bin ich vorbei gelaufen (OK, eigene Schuld), bei der dritten war niemand da, bei der vierten bekam ich endlich etwas. Die fünfte war nicht da und dieses ist jetzt die sechste und sie macht erst in zwei Stunden auf! Ich habe JETZT Durst und Hunger! Meine Kekse werden knapp! So lange halten zwei Packungen dann auch wieder nicht.
    Da mein Englisch nicht ausreicht, um das alles erklären zu können, atme ich nur tief durch und frage die Dame freundlich, ob ich wohl irgendetwas zu essen und zu trinken bekommen könnte. Sie überlegt, sieht ziemlich ratlos aus und ich helfe ihr auf die Sprünge. Ein Sandwich? Und eine kalte Cola vielleicht? Schließlich nickt sie. Ja, ein Sandwich mit Käse und Schinken würde wohl gehen. Großartig! Und eine Cola ginge wohl auch. Prima! Darüber würde ich mich sehr, sehr freuen.
    Sie schlurft um die nächste Hausecke und verschwindet. Kommt dann aber immerhin mit einer Dose eiskalter Cola wieder. Ja, ein Glas gibt es auch. Nach einiger Zeit bekomme ich einen Teller mit dem Sandwich. Hübsch dekoriert mit einer Tomaten- und einer Gurkenscheibe. Da die Cola inzwischen leer ist, bitte ich um eine weitere und bekomme sie auch. Dann verschwindet sie wieder hinter einer Hausecke und ich bleibe allein auf dem Hof.
    Handy aufladen ist auch nicht möglich, ich will die nette Dame nicht überfordern. Ist aber nicht so schlimm, weil meine Solarzellen momentan einen guten Job machen. Ca. eine Stunde später möchte ich bezahlen. Die Dame habe ich seit der letzten Cola nicht mehr gesehen. Ich rufe, zunächst etwas zögerlich, dann lauter. Niemand zu sehen. Dann gehe ich auf das Hotel zu, durch eine offene Tür, rufe, gehe weiter, rufe und habe irgendwann das Gefühl, dass ich im Erdgeschoss alles gesehen habe. Außer Menschen. Schließlich höre ich Geräusche aus der Küche. Ich gehe darauf zu und mache mich bemerkbar. Ein Mann kommt raus und sieht mich erstaunt an. Ich erkläre ihm, dass ich einfach nur bezahlen möchte. Anstatt zu kassieren, sagt er, ich solle nach der Bedienung rufen. Hätte ich gemacht, hat aber nichts genützt. Entnervt verdreht er die Augen und sagt mir, ich solle ihm folgen. Oh, es gibt doch noch Flure und Durchgänge, die ich noch nicht kenne! Schließlich erreichen wir wieder den Hof, er zeigt auf die Tür eines Nebengebäudes und weist mich an, dort zu klopfen. Ruhig etwas lauter, also besser sehr laut. Ich bedanke mich, folge der Anweisung mit Rufen und Klopfen, bis ich im Haus ein Schlurfen höre. Die Dame kommt an die Tür und meint, sie hätte mich nicht gehört, weil der Fernseher zu laut wäre. Geht dann aber los, um die Geldbörse zu holen. Ich bezahle für das Sandwich und die beiden Dosen Cola ohne weiteren Kommentar die geforderten 11 Pfund, schnappe mir meinen Rucksack und freue mich, mich über die wunderschöne Steinbrücke von diesem Ort entfernen zu dürfen.
    Übrigens - Kekse kann man strecken, wenn man jeweils nur einen halben isst!

    Blick zurück zu The Oykel Bridge

    Blick vorwärts
    Und jetzt gehe ich am River Oykel entlang, immer ziemlich auf einer Höhenlinie. Schließlich erreiche ich eine Hütte, die ich zuhause schon auf der Karte gesehen hatte. Die Idee war, in oder neben der Hütte übernachten zu können. Es stellt sich heraus, dass es sich um eine Anglerhütte handelt. Sie ist offen und ich schaue mich um. Zum Übernachten zu eng, einige Zeitschriften liegen herum, Stühle, ein Tisch und der Geruch - naja. Hier müssen einige Gegenstände intensiv mit Fisch in Berührung gekommen sein. Ich schließe die Hütte wieder gründlich. Der Platz daneben ist zwar einladend mit einer Bank und einem Tisch, der Boden ist aber sehr hart und es ist ziemlich windig. Deshalb beschließe ich, noch weiter am Fluss entlang zu gehen.


    Nach ca. 4 km finde ich eine Stelle, die etwas geschützt ist, nahe am Fluss liegt und relativ eben ist. Hier schlage ich mein Zelt auf, wasche noch einige Sachen durch und verbringe den Rest des Abends damit, die grandiose Aussicht bei wunderschönem Wetter zu genießen. Das Leben ist schön!




  18. Gefällt mir!
    Ziz hat eine Reaktion von Schwefelfell erhalten in Scottish National Trail   
    Ich glaub, ich muss 2020 wieder nach Schottland.
  19. Gefällt mir!
    Ziz hat eine Reaktion von Schwefelfell erhalten in Scottish National Trail   
    Ich habe gerade die perfekte Signatur für dich gefunden.
    Schöner Bericht, Danke! Ich mag den steten Wechsel zwischen kurzweiligen Geschichten und Bildern.
  20. Witzig!
    Ziz hat eine Reaktion von momper erhalten in Scottish National Trail   
    Boar wie kitschig.
  21. Gefällt mir!
    Ziz reagierte auf bri in Scottish National Trail   
    08.05.2019, 22km
    Nach einer ziemlich guten Nacht an diesem geschützten Ort frühstücke ich meine beiden letzten Kekse. Hatte ich schon geschrieben, dass meine Nahrungsvorräte nicht ganz der Planung entsprachen? Meine Sandwiches hatte ich an den ersten zwei Tagen verputzt und lebte seitdem von Keksen und Powerriegeln. Seltsamerweise habe ich nichts vermisst. Wenn mein Magen mir tagsüber signalisierte, dass es Zeit zum Auffüllen wäre, besänftigte ich ihn mit einem halben Powerriegel. Morgens ein paar Kekse und abends die andere Hälfte des Powerriegels und noch einen Keks zum Nachtisch. Aber heute würden ich bei Graig's Hostel meine Vorräte auffüllen können.
    Die Berge sind noch verborgen, die Wolken hängen tief, wirken aber nicht bedrohlich.

    Als ich gegen 9 Uhr die Weide überquere, um wieder auf die Straße zu gelangen, sehe ich dort einen quietschgrünen Osprey vorüberziehen. Wir rufen uns ein kurzes "Guten Morgen" zu, bevor er sich mit langen Schritten davon macht. Locker flockig marschiere ich den Schotterweg bergab, mal nahe am  Allt a' Chaonais entlang, mal in einiger Entfernung des Flusses. An einigen Stellen sind alte Bäume zu Holz-Kunstwerken verwittert.




    Allmählich ändert sich die Vegetation, die ersten ernstzunehmenden Bäume tauchen auf und schließlich gelange ich in einen Wald. Hier stoße ich auf Waldarbeiten. Die Seilwinde, mit der drei gefällte Stämme gleichzeitig vom gegenüberliegenden Hang zum Verladeplatz gezogen werden, sind beeindruckend, aber auf dem Foto leider nicht zu erkennen. Deutlicher ist der Abstand des Klohäuschens zum aktuellen Arbeitsplatz der Waldarbeiter. Hieraus möge jeder selbst seine Schlüsse ziehen.



    Mobile Klohäuschen sind auch in Schottland blau
    Und dann fängt der Himmel an zu zaubern. So etwas habe ich noch nie gesehen. Vermutlich, weil uns in der norddeutschen Tiefebene einfach die passenden bewaldeten Hügel fehlen.



    Völlig verzaubert laufe ich weiter, bevor mich eine dreiviertel Stunde später dieses unsittliche Angebot trifft. Wer, bitte schön, stellt einem Wanderer mit nahezu leeren Essensvorräten mitten im Nirgendwo so etwas in den Weg?

    Ich ignoriere diese Zumutung und werde fünf Minuten später mit dem Anblick von Graig's Hostel belohnt.

    "OPEN ALL YEAR". Klasse. Aber leider nicht am 8. Mai 2019 um 11 Uhr! Ich gehe über das Grundstück, um das Haus herum und sehe - keine Menschenseele. Alle Türen zu. Ich setze mich auf eine Bank und denke nach. OK. 11 Uhr. Vermutlich sind alle, die die letzte Nacht hier verbracht haben, wieder unterwegs. Neue Gäste sind frühestens am Nachmittag zu erwarten. Wahrscheinlich ist gerade die beste Zeit, um einzukaufen. Ich bleibe noch 10 Minuten sitzen und ziehe dann weiter. Essen wird völlig überbewertet. Zumindest ist mein Rucksack jetzt nicht schwerer geworden. Ist doch was Positives.
    Ich gehe ein Stück an der Straße entlang und biege dann nach rechts auf den "Public Path to Torridon by the Coulin Pass", kurz "Old Pony Track" ab.



    Der Weg führt zunächst durch einen Wald und dann durch niedrigeren Bewuchs den Berg hinauf. Inzwischen zeigt sich die Sonne immer öfter und es wird sehr warm. Je höher ich komme, desto schöner wird die Aussicht auf den Loch Dùghaill.


    Nach ca. 1 km erreiche ich einen breiten, festen Schotterweg und es geht sanfter aufwärts. Mit zunehmender Höhe wird es wieder kälter und feuchter. Der jetzt beginnende Regen wird mich den Rest des Tages begleiten. In der Ferne kann ich bald schon Loch Coulin entdecken.

    Dann zieht sich der Weg sanft am Hügel wieder nach unten bis zum River Coulin, über den eine schöne, solide Steinbrücke führt.


    Weiter geht es am River Coulin entlang und irgendwann über eine weitere Brücke wieder auf die andere Seite. Laut Karte soll ich hinter ein paar verstreut liegenden Häusern einen Wald erreichen. Von diesem ist aber inzwischen ein großer Teil abgeholzt, die Reste ragen noch aus dem Boden und bieten irgendwie einen trostlosen Anblick. Ja, ich weiß - die Holzwirtschaft. Ist auch keine Kritik, sondern nur das, was ich beim Vorbeiwandern empfinde.



    Blick zurück
    Der Weg lässt sich so gut gehen, dass ich prompt einen Abzweig verpasse. Zum Zurückgehen habe ich auch dieses Mal keine Lust, so dass ich mich durch die Reste des geschlagenen Waldes kämpfen muss, um den richtigen Weg wiederzufinden. Blöde Idee. Irgendwann bin ich wieder am richtigen Weg. Warum ich diesen breiten Schotterweg übersehen habe, erschließt sich mir nicht.
    Die nächsten vier Kilometer verlaufen ereignislos über den einen Hügel, bis ich auf einen Querweg stoße. Da ich nicht sicher bin, ob ich links oder rechts abbiegen muss, schaue ich erstmal auf meine Karte und stelle fest, dass ich schon wieder einen Abzweig verpasst habe. Ich entscheide mich, nach rechts zu gehen, in der Hoffnung, dass die Karte sich irrt und ich wieder auf meinen Weg komme. Der Weg ist wunderschön von blühendem Ginster und kleinen Birken gesäumt. Und er endet zum Glück nicht wie auf der Karte eingezeichnet ist, sondern stößt auf den Pfad, auf dem ich eigentlich schon längst sein soll. Doch wehe, wenn Wünsche in Erfüllung gehen.
    Dieser Pfad hat es in sich. Ein Trampelpfad durch hohes Heidekraut und Matsch, mehrmals über einen namenlosen Bach rüber - oder doch nicht? Es ist nicht immer zu erkennen, wo der Pfad entlang geht. Mal gibt es mehrere oder auch mal gar keinen mehr. Der dichte Bewuchs sorgt dafür, dass ich jetzt nicht nur von oben nass werde, sondern von allen Seiten.

    Suchbild: Mein Weg.
    Irgendwie schlage ich mich durch und erreiche endlich ziemlich erschöpft Kinlochewe, gehe ins Restaurant des Hotels, setze mich an die Theke und bestelle mir erst mal ein schönes Bier.

    Es war mir bisher nicht bewusst, welche wunderbaren Gefühle das Wort "OPEN" in Verbindung mit einer offenen Tür in mir auslösen kann.
    Und auf einmal spricht mich ein Mann an, den ich nicht kenne. Ich schaue ihn fragend an und er erklärt mir, dass wir uns schon zum dritten Mal begegnen. Wie soll man auch darauf kommen, dass diese saubere Person zu dem grünen Osprey-Rücken gehört, den ich mehrmals und meist nur kurz von hinten gesehen hatte. Er hat sich ein Zimmer im Hotel genommen, schon geduscht und saubere Klamotten an. Hmm, Zimmer nehmen? Warm? Dusche? Klingt nicht schlecht, aber ich entscheide mich dagegen. Zu einem weiteren Gespräch kommt es nicht, weil sein Essen schon auf dem Tisch steht und ich erstmal mein Zelt aufstellen will.
    Gegenüber vom Hotel gibt es öffentliche Toiletten, Sitzgelegenheiten und ein kleines Stück Rasen. Dort baue ich mein Zelt auf, wasche mich und gehe dann wieder ins Restaurant.

    Ein zweites Bier, Hühnchen mit Haggis, Möhren, Kartoffelbrei, eine Extraportion Chips und vor allem die Heizung im Rücken wecken meine Lebensgeister wieder. Sehr lecker, sehr gemütlich, sehr glücklich. Gegen zehn Uhr krabbel ich mit der nötigen Bettschwere in mein Zelt, das inzwischen nicht mehr allein auf dem Platz steht.

    Hühnchen mit Haggis, Möhren, Kartoffelbrei
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    Ziz reagierte auf bri in Scottish National Trail   
    07.05.2019, 20,4 km
    Bei strahlendem Sonnenschein wache ich auf. Die Nacht war frostig und ich bin mehrmals aufgewacht, weil mir kalt war. Ich wische das Eis von den Innenseiten meines Zeltes, vernichte ein kleines Frühstück und packe in Ruhe meine Sachen.



    Um 20 nach 8 trabe ich glücklich bei strahlendem Sonnenschein los. Der Weg geht ganz leicht abwärts, verliert sich dann in der Nähe der Bothy und ich stapfe durch Ried und hohes Gras, bis ich am River Ling ankomme und diesen überquere.

    Dieser Weg löst sich bald auf. Links vom See geht's querfeldein. Vor dem Loch Cruoshie ist die Bothy Maol Bhuide zu erkennen.
    Dann geht es offroad über die Flanke des Bein Dronaig. Bergauf und immer wieder mit dem Navi die Richtung korrigieren. Der Blick auf den Loch Cruoshie begleitet mich.



    Ich brauche sehr viel Zeit, weil mir in hohem wilden Gras ein ständiges auf und ab abverlangt wird. Und dann liegen auch noch diese tief in den Boden geschnittenen Wasserläufe (?) im Weg, bei denen jeder Schritt gut überlegt werden muss und man heftige Schlangenlinien läuft.


    Gegen 11 Uhr habe ich es geschafft und treffe auf den angepeilten Zickzack-Weg, der mich abwärts Richtung Loch Calavie führt. In der Ferne sehe ich die Seenkette mit dem Lochan Gobhlach, Loch an Tachdaidh und An Gead Loch.

    Am Loch Calavie angekommen geht's zunächst über eine Brücke, um den Allt Loch Calavie zu überqueren. Man hat den Eindruck, als ob man eine Insel betritt. Der Weg führt direkt Ufer des Loch Calavie entlang. An dem kleinen Strand denke ich trotz des Sonnenscheins nur einen winzigen Moment über ein Bad nach, setze dann aber zügig meinen Weg fort.


    Am See entlang muss ich nahezu keine Höhenmeter überwinden und genieße den Ausblick, der jedem Werbekatalog für Schottland zur Ehre gereicht hätte.

    Nachdem ich das Ende des Sees erreicht habe, geht es mit einem moderaten Anstieg zwischen dem Beinn Drinaig und dem Sail Riabach hindurch, bevor ich in einiger Entfernung links die Bendronaig Lodge Bothy entdecke. Bei dieser Bothy wollte ich eigentlich schon gestern angekommen sein. Da es Mittagszeit ist - zu spät für gestern, zu früh für heute -, lasse ich sie links liegen, biege an der Brücke nach rechts ab und wandere langsam bergauf am Loch an Laoigh vorbei und dann in einiger Entfernung am Abhainn Bhearnas entlang. Der Schotterweg ist inzwischen wieder in einen schmalen Fußpfad übergegangen und ich habe einen schönen Blick über das Tal.



    In meinem Kopf fängt es wieder an zu rechnen. Vor diesen fünf Kilometern Aufstieg hatte ich Respekt, aber es geht besser als erwartet. Vielleicht schaffe ich es ja heute trotz meines Rückstands zum Plan noch bis Graig's Hostel. Ich träume und rechne so vor mich hin, als ich auf einmal aus nächster Nähe von hinten angesprochen werde. Zu Tode erschreckt springe ich vom Weg. Müssen Wanderer eigentlich vor dem Überholen klingeln? Ich weiß es nicht, ich überhole ja nie jemanden. Nach einem kurzen, netten Gespräch rennt der junge Mann mit seinem leuchtend grünen Osprey-Regenüberzug voraus. Ich sehe ihn noch mehrmals in der Ferne vor mir auftauchen und wieder hinter der nächsten Kurve verschwinden.
    Irgendwann ist der Weg zu Ende und vor mir liegen ein paar Kilometer Offroad-Strecke durch hohes Gras und über mehrere kleine Hügel. Auf der Suche nach dem einfachsten Weg verliere ich immer mehr meine Richtung, was dazu führt, dass ich mehr Hügel überwinden muss als eigentlich nötig. Dadurch verliere ich natürlich wieder unendlich Zeit und langsam auch die Motivation. Ich werde nie aus diesen Hügeln herauskommen! Hinter jedem taucht ein neuer auf.

    Blick zurück
    Und dann bricht auch noch ein Schneeschauer über mich herein. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nicht begriffen, dass Hagel- und Schneeschauer auf meiner Strecke meistens am höchsten Punkt auftreten und dass ich daraus schließen kann, dass es demnächst wieder bergab gehen wird.  Und endlich finde ich wieder einen Pfad. Aber schneller bin ich dadurch auch nicht. Der Pfad ist steinig, nass und glitschig, so dass ich auf jeden Schritt achten muss. Inzwischen bin ich zehn Stunden unterwegs, es wird langsam Abend und ich will nur noch so weit wie möglich nach unten kommen, um dem eisigen Wind zu entgehen. Wie war das mit Graig's Hostel? Vergiss es!


    Nach einem ziemlich steilen Abstieg, aber immerhin auf einem Schotterweg, komme ich am Allt a´ Chaonais an und kann in der Ferne eine Straße erkennen. Klasse! Geschafft! Der Fluss hat auf der anderen Seite wunderschöne flache Grasflächen, die zum Übernachten einladen. Leider steht dort schon ein Hilleberg, dass am unteren Rand rundum mit Steinen beschwert ist. Oje, muss ich mir Gedanken über Sturm machen? Später. Ich vermute, dass in diesem Zelt u. a. ein Osprey liegt.
    Bevor ich mir aber über einen Übernachtungsplatz Gedanken mache, muss ich erstmal über den Fluss kommen. Dazu ist an dieser Stelle eine wunderbare Hilfe gebaut worden. Nein, keine Brücke, obwohl auf dem Schild diese Bezeichnung benutzt wird.

    OK, genug Bilder davon hatte ich gesehen. Auch mit Menschen mit Rucksäcken, die noch nicht im Wasser lagen. Es muss also funktionieren. Vorsichtig setze ich einen Fuß nach dem anderen auf das untere Seil und halte mich am oberen fest. Ich bin kurz über dem Wasser, als das Seil mit meinen Füßen nach vorne schwingt, mein Rucksack sich mit der Erdanziehungskraft gemein macht und ich fürchterlich ins Trudeln komme. Meine Gegenbewegungen, um das Seil für die Füße zu beruhigen, sind nicht zielführend und ich drohe, mit dem Rücken zuerst ins Wasser zu fallen. Nichts wie runter hier. Ich werfe mich Richtung Ufer, lande mit dem Hintern immerhin auf dem Gras, rappel mich hoch und springe erstmal zwei Schritte vom Wasser weg. Puh. Das sollte man vielleicht nicht unbedingt am Ende eines anstrengenden Tages zum ersten Mal ausprobieren. Ich jedenfalls nicht. Die Entscheidung für nasse Füße fällt mir jetzt leicht und ich furte einfach den Fluss.
    Da ich dem Hilleberg und seinem Bewohner die Ruhe gönne, laufe ich weiter, um mir einen entfernteren Schlafplatz zu suchen. Nachdem die Straße mich etwas vom Fluss weggeführt hat, biege ich nach ca. 20 Minuten auf eine Weide ab, in der Hoffnung, wieder an den Fluss zu kommen und auch so ein schönes Stück Wiese zu finden. Das klappt nicht ganz, aber ein ebenes, windgeschütztes Fleckchen oberhalb eines Wasserfalls bietet gerade ausreichend Platz für mein Zelt. Und dann spielt die Abendsonne noch einmal mit den Bergen und dem Himmel. Was für ein grandioser Tag!


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    Ziz reagierte auf bri in Scottish National Trail   
    06.05.2019, 16,5 km
    Um 6 Uhr bin ich hellwach. Kein Wunder nach 12 Stunden komatösem Schlaf. Beim Blick aus dem Zelt werde ich von einem freundlichen Himmel, schneebedeckten Bergspitzen und aus dem Wald aufsteigendem Nebel begrüßt. Was für ein Ausblick!

    Eine halbe Stunde später krabbelt die Sonne über die Berge und vergoldet die gegenüberliegenden Hügelkuppen.

    Nach der morgendlichen Routine bin ich gegen 8 Uhr startklar. Und es geht bergauf. Und bergauf. An den Hängen sehe ich Herden von Wild entlangziehen. Und immer wieder genieße ich den Blick zurück auf die weitgehend sonnenbeschienene Landschaft.


    Blick zurück
    Hatte ich schon erwähnt, dass es bergauf geht? Um kurz nach zehn bin ich offensichtlich am Ende des Tals, der Weg hält sich jetzt mehr auf einer Ebene. Und vor mir sehe ich imposante weiße Hügelspitzen. Und dann entdecke ich das Schild, das auf die Falls of Glomach hinweist.


    Ja, hier sind auch gute, ebene Übernachtungsstellen. Aber es ist wirklich sehr windig. Die Falls sind sehr beeindruckend, weil man zunächst den so schön harmlos aussehenden Zulauf und später den idyllisch sich windenden Ablauf sehen kann. Und dazwischen tobt das Wasser.

    Ich laufe etwas herum, mache eine Pause und suche dann den Einstieg in den weiteren Weg. Das ist nicht so einfach, weil es viele Trampelpfade gibt und der richtige nicht offensichtlich zu erkennen ist.

    Blick zurück auf die Falls of Glomach

    Tief eingeschnitten der Ablauf

    Noch einmal ein Blick zurück
    Der Weg, für den ich mich schließlich entscheide, führt am Berghang entlang und teilweise über nackten Fels, bei dem Klettern angesagt ist. Hatte ich Abenteuer bestellt? Vermutlich. Zumindest wird geliefert.



    Das Tal wird langsam weiter und der Weg schlängelt sich abwärts. An einer besonders schönen Stelle mache ich Pause, liege windgeschützt in der Sonne und würde am liebsten hierbleiben. Schweren Herzens raffe ich mich aber doch wieder auf und gehe weiter. Schließlich warten heute noch ein paar Bergauf-Strecken auf mich. Irgendwann überquere ich den River Elchaig, laufe am Loch na Leitreach entlang und habe noch einmal einen wunderschönen Blick auf das Tal, aus dem ich gekommen bin.

    Hinter diesen Bergen liegen die Falls of Glomach. Dort komme ich her.

    Entspannt am Loch na Leitreach entlang
    Am Ende des Sees wandern in aller Ruhe zwei Rehe / Dammwildkühe (?) über eine Weide.

    Ein Schotterweg, der mit der Zeit schmaler und ruppiger wird, führt mich an einem Flüsschen zwischen dem Faochaig und dem Aonach Buidhe hindurch, an der höchsten Stelle begrüßt mich ein Steinhaufen. Ich lege einen Stein dazu und weiß, dass es jetzt wieder abwärts geht.




    Ein Stück vor der Bothy Maol Bhuide suche ich mir ein schönes Fleckchen mit fließend Wasser und baue mein Zelt auf. Heute absolviere ich mein Abendprogramm in aller Ruhe. Nach ein paar Hagelschauern im Laufe des Tages scheint jetzt wieder die Sonne. Ich habe heute mit zwei Menschen gesprochen und drei von weitem gesehen. Das Leben ist schön!

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    Ziz reagierte auf bri in Scottish National Trail   
    05.05.2019, 16 km
    Gegen 10 Uhr habe ich alles gepackt, mache ein Tages-Start-Foto und ziehe mit einem Sandwich im Magen los.

    OT: Zu diesem Zeitpunkt, an dem ich diese Erinnerungen aufschreibe und die Strecken mit ihren Höhenmetern ermittele, sind mir meine Aufzeichnungen etwas peinlich. Trotzdem werde ich so berichten, wie ich es damals empfunden habe.
    Das Wetter ist bedeckt, aber weitgehend trocken. Es geht auf einem Fußpfad bergauf und bergab. Die Bergauf-Strecken sind für mich sehr anstrengend. Flachlandheidjer ohne regelmäßigen Sport - das rächt sich jetzt. Schon mittags habe ich den Eindruck, dass ich mein geplantes Tagespensum nicht schaffen werde. Der Weg ist mühsam und ich komme nur langsam voran. Aber die Landschaft ist so schön. Ich genieße sie und die Einsamkeit, wenn ich nicht gerade mit mir und meiner Geschwindigkeit hadere.

    Blick zurück

    Blick vorwärts




    Schließlich geht der Weg in eine Schotterpiste über, auf der ich gut Zeit aufholen kann.

    Dort zwischen den Bergen bin ich herausgekommen

    Nach einem Stück Teerstraße biege ich rechts auf den Fußpfad Richtung Falls of Glomach ab. Der Weg führt bald durch einen schönen Wald, in dem ich neben einem Glockenblumenfeld einen Bach überquere. Der Platz ist so idyllisch, dass ich beschließe, hier eine Pause zu machen.




    Mein Pausenplatz
    Ich schaue nochmal auf die Karte und hege die Hoffnung, dass ich mein Tagesziel doch noch erreichen kann. Weiter geht es auf dem Pfad bergauf. Gegen halb sechs komme ich an einem geeigneten Übernachtungsplatz mit einer wunderschönen Aussicht vorbei. Laut Karte kann ich so einen ebenen Platz bis zu den Falls nicht mehr erwarten. Weitergehen oder dieses Geschenk annehmen? Fragen über Fragen. Auf der Strecke sind viele Wanderer unterwegs, die um diese Tageszeit bereits auf dem Rückweg von den Falls of Glomach sind. Von diesen bekomme ich die Information, dass es bei den Falls sehr windig und sehr kalt sei. Einer spricht von Schnee. Da die letzte Nacht schon sehr kalt war, beschließe ich, mir die letzten vier Kilometer für morgen aufzuheben und mein Zelt genau jetzt und genau hier aufzustellen.

    Nachdem ich mich häuslich eingerichtet habe, lege ich mich lang, um meinen Rücken zu entspannen und decke mich meinen Schlafsack locker über meine kalten Füße. Heute bin ich von Kopf bis Fuß trocken geblieben, aber kalt ist es trotzdem. Gegen 6 Uhr abends wache ich dann auf, weil ich am Oberkörper friere. Also pelle ich mich endlich aus meinen Tagesklamotten, ziehe meine warmen Merino-Nacht-Pullis an und bekomme prompt Schüttelfrost. Ich krabbel ganz tief in meinen Schlafsack, schaffe es nicht mehr, etwas zu essen, meine Hose zu wechseln oder Zähne zu putzen. Nicht mal meinen Gute-Nacht-Whisky habe ich getrunken.
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    Ziz reagierte auf bri in Scottish National Trail   
    Scottish National Trail Part III
    04.05.2019, 13 km
    Genau wie im September: Aufgeregtes Nicht-Einschlafen mit steigender Angst vorm Verschlafen, wie immer trotzdem rechtzeitig wach, Frühstück, nach Norderstedt zum gebuchten Park & Fly fahren, die mich zum Flughafen bringen und ab geht die Post. Der einzige Unterschied zum letzten Mal ist ein unfreundlicher Blitzer, in dessen Folge ich nach meinem Urlaub die Gemeinde Norderstedt mit 20 € subventionieren werde.
    Die Alu-Heringe gehen kommentarlos durch, nur mein schönes Jet-Feuerzeug wird mir abgenommen. Beim letzten Mal war es im Rucksack nicht aufgefallen, diesmal hatte ich es in der Hosentasche. Jedenfalls bis zur Security-Kontrolle in Hamburg.
    Die Planung mit der Platzreservierung klappt wie am Schnürchen. Nach der Landung stehe ich als erste auf, nehme meinen Rucksack aus dem Gepäckfach und mache den anderen Platz, indem ich mich schon mal in den schmalen Gang zum hinteren Ausgang stelle. Den beiden Jungs, die neben mir saßen und deren Gespräch über die geplante Tour auf Skye ich unweigerlich mitbekommen hatte, wünsche ich eine schöne Wanderung, woraufhin prompt die Frage kommt, was ich denn vorhätte.
    "14 Tage Highlands."
    Mit skeptischem Blick und Fingerzeig auf meinen Rucksack fragt der eine: "Aber das ist nicht das ganze Gepäck?"
    "Doch."
    "Respekt! Soweit bin ich noch nicht."
    "Kommt noch."
    Dann wird die Tür geöffnet und ich steige als erste aus, gehe als erste durch die Security, am Gepäckband vorbei, bin als erste am Geldautomaten und aus dem Flughafen raus. Boah ey. Was für ein Urlaubsanfang. Ich suche den Bus nach Glasgow, kaufe eine Fahrkarte und habe sogar noch Zeit, vor der Abfahrt mit dem Busfahrer eine zu rauchen.

    In Glasgow kaufe ich eine Fahrkarte zum Cluanie Inn, nachdem ich die Dame hinter dem Schalter davon überzeugt habe, dass in dem gewünschten Bus ab Target wieder Platz für mich ist und dass ich bis dorthin einen anderen Bus nehmen kann. In Target habe ich etwas Zeit, gönne mir einen Kaffee, den ich mit Blick auf den Loch Lomond genieße und suche dann die Bushaltestelle. Es ist kühl und windig und die Haltestelle bietet nur wenig Schutz.

    Target, Loch Lomond
    Endlich kommt der Bus und hat wie geplant Platz für mich. Bei einem längeren Stopp an einem Supermarkt kaufe ich mir zwei Sandwiches und eine Packung Kekse. Soll ich auch gleich Käse und Wurst und Brot…? Nee, das ist jetzt unpraktisch. Mein Rucksack ist unten im Bus und ich habe nur einen kleinen Beutel mit. Einkaufen werde ich in dem kleinen Laden beim Cluanie Inn. Dann kann ich das auch gleich alles richtig im Rucksack verpacken.
    Weiter geht's mit dem Bus. Schlaf- und Guckbedürfnis fechten einen harten Kampf in mir. Mal gewinnt das eine, mal das andere. Dann hält der Bus an und der Busfahrer sagt etwas zu mir. Ich schaue ihn fragend an und er wiederholt: "Cluanie Inn". Kurz vor halb vier. Perfekt. Ich steige aus, gehe um die nächste Kurve und erstarre. Vor mir - eine Baustelle. Das Hotel wird offensichtlich komplett renoviert (hoffentlich bauen sie genügend Steckdosen ein) und der kleine Laden auch. Keine Wurst, kein Käse, nur Zement und Dreck. Auf einem Schild steht etwas von Wiedereröffnung im Frühjahr 2019. OK. Mai ist wohl noch nicht Frühjahr.
    Ich schaue noch etwas auf die Berge, aus denen ich auf der letzten Tour gekommen bin und mache mich dann auf den Weg zum Einstieg in meine diesjährige Wanderung.



    Mein Einstieg
    Um vier Uhr starte ich Richtung Morvich. Es geht leicht bergauf, der Weg wird schmaler und graugrüne Hügel prägen die Umgebung. Ja, genau das wollte ich sehen. Es ist kalt, aber weitgehend trocken, nur ab und zu ein Regen- oder Hagelschauer. Allerdings macht sich so langsam der lange Tag bemerkbar und ich bin mir nicht sicher, ob ich heute wie geplant bis zur Bothy komme. Egal, dann suche ich mir eben vorher einen Platz. Andrerseits - schon am ersten Tag das gesteckte Ziel nicht zu erreichen … Hmmm. Ich hadere mit mir.
    Und dann sehe ich auf einmal am gegenüberliegenden Hang ein rotes Dach. Klasse. Da ist es. Das schaffe ich noch. Der Weg macht einen Rechtsschwenk, führt über eine Brücke, um dann wieder nach links zur Bothy abzubiegen. Muss ich diese Kurve gehen? Das müsste ich doch abkürzen können. OK, davor ist ein Fluss, aber er ist ja nicht der erste, den ich in Schottland auch ohne Brücke überwunden habe. Alle Wasserläufe sahen bis jetzt nach Niedrigwasser aus. Also probiere ich es und gehe direkt auf die Bothy zu. Ja, der Fluss ist furtbar, aber am Ufer läuft ein ca. 1,80 m hoher Wildzaun entlang, der an der unteren Kante im Gras eingewachsen ist. Ich laufe durch unwegsames Gelände am Zaun entlang Richtung Brücke und finden keine Möglichkeit, den Zaun zu überwinden. An der Stelle, an der der Zaun den Weg kreuzt, ist ein Tor. Die Strecke hätte ich einfacher haben können, wenn ich auf dem Weg geblieben wäre. Hinter dem Tor kann ich mit hochgekrempelten Hosen den Fluss furten. Nasse Füße? Egal. Ich bin ja gleich an der Bothy. Zunächst kommt aber noch einmal unwegsames Gelände, weil der Weg am Fluss endete. Ich überwinde tiefe trockene Wasserläufe, in die ich regelrecht hinein- und hinausklettern muss. Und die Bothy kann ich auch nicht mehr sehen. Mit Hilfe des Handy-Navis finde ich die richtige Richtung, bis ich wieder auf einem schmalen Schotterweg bin. Die Bothy versteckt sich immer noch vor mir. Aber dann sehe ich das rote Dach wieder. Leider ist das gar nicht die Bothy, sondern gut gepflegter Schuppen mit neuem Dach. Puh, wozu ein Zaun doch manchmal gut ist. Jetzt noch zweieinhalb Kilometer auf dem Pfad entlang. Ich setzte meine Füße nur noch mechanisch voreinander, konzentriere mich darauf, nicht über Unebenheiten zu stolpern und erreiche endlich kurz vor neun die Bothy.

    Drei Wanderer haben sich schon ausgebreitet. Ich habe nasse Füße, mir ist kalt und ich bin ziemlich erschöpft. Seit 20 Stunden bin ich jetzt unterwegs. Die Bothy ist düster und kalt. Die Herren haben kein Feuer angemacht. Ich unterhalte mich noch etwas mit ihnen und beschließe dann, im Zelt zu übernachten. Gegenüber finde ich einen Platz, baue das Zelt nicht sehr perfekt auf, was auch dem heftigen Wind geschuldet ist, der durch das Tal fährt. Bevor ich einschlafe, sehe ich noch eine Herde Wild in unmittelbarer Nähe vorbeiziehen. Die erste Nacht dieses Urlaubs ist rutschig und saukalt. Trotzdem schlafe ich bis 8 Uhr.

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