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Ultraleicht Trekking

sknie

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Reputationsaktivitäten

  1. Danke!
    sknie hat eine Reaktion von wilbo erhalten in Wildoor.de - wohin soll die Reise gehen?   
    Hallo wilbo,
    also ich würde dir sofort einen Poncho in camo dcf abkaufen. 🙃
    Gruß Steffen
  2. Gefällt mir!
    sknie hat eine Reaktion von Globax erhalten in Sammelthread - myog kleine Basteleien   
    Kleine Bastelei am Sea to Summit Nano Mosquito Pyramid Net
    Ich bin nun seit März 2020 mit meinem Grace Tarp Solo in DCF von Mountenlaureldesigns unterwegs, da ich für mich festgestellt habe, dass ich meine Tarps meistens im A-Frame aufstelle. Für das Tarp habe ich noch eine Lösung bzgl. Mücken und Co. gesucht. Zuerst verwendete ich mein MYOG Bivy und das Bugbivy von Lixada. Dabei ist mir aufgefallen, dass mich diese Bivy-Lösungen auf Grund des geringen Platzangebots nerven. Ich hatte noch ein Sea to Summit Pyramid Net in meiner umfangreichen Ausrüstungs-Sammlung und so dachte ich mir dieses unter dem Tarp zu verwenden.
    Probleme waren, dass ich Erstens keine zusätzlichen Heringe oder selbst geschnitzte Heringe verwenden wollte und Zweitens mehr Kopf und Fußfreiheit unter dem Moskitonetz wollte.
    Ich habe diese zwei Probleme wie folgt gelöst:
    1. habe ich 3mm Gummikordel mittels Linelocs und kleinen Karabinern als Abspannsystem für die Schlaufen verwendet, um die Schlaufen des Netzes zu den Heringen zu verbinden. Meine Polycro-Bodenplane hatte ich schon vor langer Zeit mit Abspannschlaufen an den Ecken versehen, um das Verrutschen der Bodenplane zu vermeiden. Die Karabiner werden einfach in die Schlaufen des Netzes und der Schlaufen an der Bodenplane eingehackt und mittesl Linelocs und Gummikordel zu den Heringen abgespannt.
    2. habe ich am Netz im Kopf- und Fußbereich jeweils einen Abspanner angenäht, um das Netz zu den 2 Treckingstöcken hin zu liften.
    Hier Bilder zu meiner Lösung:
    Das 1. Bild zeigt die 4 Abspanner bestehend aus Karabiner, Lineloc und 3mm Gummikordel.
    Das 2. Bild zeigt die abgespannte Bodenplane unterm Tarp.
    Das 3. und 4. Bild zeigt einen Abspanner jeweils an der Bodenplane und am Hering.
    Das. 5. Bild zeigt das aufgehängte Netz.
    Die Bilder 6, 7 und 8 zeigen das aufgehängte Netz im Frontbereich, die ursprüngliche mittige Aufhängung und die Abspannung im Fussbereich.
    Bild 8 zeigt noch mal das eingehängte Netz.
    Bild 9 zeigt den Karabiner jetzt mit Bodenplane und Netz zusammen.
    Bild 10 zeigt den Eingangsbereich wenn man unter das Netz einsteigen will. Dazu wird einfach ein Karabiner im Frontbereich am Netz gelöst und wenn man unterm Tarp ist einfach wieder eingehängt.
    Fazit:
    Ich habe ausreichend Platz unterm Moskitonetz und der Raumbereich wird wesentlich besser ausgenutzt. Ich habe ausreichend Kopf- und Fußfreiheit zum Netz. Das Netz wird nicht unter die Bodenplane geschlagen. Es ist also möglich, dass sich kleine hinterlistige Krabbelviecher zwischen Netz und Bodenplane durchmogeln. In der Praxis wird sich zeigen wie oft das passiert. Man kann den Teil des Netzes der eigentlich unter die Bodenplane geschlagen wird von oben beschweren mit Schuhen, Wasserflaschen oder sonstiges Material was man so dabei hat oder in der Umgebung findet. Netz und Bodenplane verrutschen nicht mehr.
    Gewicht der Lösung:
    1. Bodenplane 49g
    2. Moskitonetz mit Abspannung 130g
    Bei der Abspannung lässt sich noch Gewicht einsparen wenn man dünnere Gummikordel verwendet. Ich habe halt die Materialien verwendet die ich noch so rumliegen hatte. Anstatt Karabiner habe ich auch Handschuhhaken ausprobiert. Diese waren mir aber zu fummelig. Die Gesamtlösung hat also ein Gewicht von 179g. Das Bugbivy von MLD wiegt 180g. Ist erstens aber teurer und hat zweitens nicht so viel Platz. Vom Gewicht her passt mir diese Lösung auch besser zum Gewicht des Tarps.
    Man kann das Moskitonetz auch solo aufstellen, entweder zwischen 2 Bäume aufgehangen oder unter dem am Boden fixierten Netz einen Regenschirm aufspannen.
     











  3. Gefällt mir!
    sknie reagierte auf effwee in hexatrek thru 2023   
    Woche Zwei. Schirmeck nach Thann

     
    Busfahrer drehen sich gelangweilt neugierig um, als wir den Wald verließen, drückten Kippen auf Picknicktischen aus, stießen ihre leeren Colaflaschen um. Die Luft war Abgaswarm, das sonore Brummen der Maschinen. Sie saßen in in ihren Bussen lasen Zeitung, dösten, warteten. Zwischen all den Reisebussen da und dort eine Schulklasse. Bereit zum Einsteigen, bereit loszulaufen. Eine andere Gruppe junger Menschen ist uns lachend und giggelnd den Weg entgegengekommen – Klassenfahrtstimmung.

    Wir sind gerade an der einzigen Gaskammer der NS-Vernichtungsmaschinerie auf französischem Boden vorbei – 89 Jüdinnen und Juden wurden hier ermordet, Menschenversuche wurden hier durchgeführt.
    Der Weg führt am „Gasthof“, dem Eingang des Lagers vorbei, einem ehemaligen Ausflugslokal. Hier vor fast 80 Jahren, der einzige erfolgreiche Fluchtversuch statt. Fünf Männer, hatten SS-Uniformen entwendet, Telefondrähte durchtrennt, ein Auto entwendet, am Tor perfekt salutiert und sich in den Wäldern mit Hilfe der Ressistance versteckt. Einer von ihnen wurde von den deutschen aufgespürt, gefoltert und ermordet.
    Gedrückt laufen wir neben den ehemaligen Lagergelände entlang. Schauten über das Gräberfeld gen Schirmek auf den Steinbruch im Tal. Roter Granit für das megalomanische Projekt Welthauostadt Germania, so wollte es Albert Speer, dachte ich. 23.000 Menschen starben hier.
     
    Der Weg hier hoch war gefällig – wir genossen noch die Aussicht vom Chateaux, der nächsten Burgruine aus – und liefen auf vermehrt Feldwegen und Forstpisten. Auf den offenen Hügeln, ist es schattenlos heiß. Auf der Besucher*innen-Toilette, der Gedenkstätte füllen wir Wasser nach.
    Der Rest des Tages ist nach diesem Vormittag recht gedämpft, wir beiden hängen viel den Eindrücken und Gedanken nach. Der Grüne Tunnel hilft dabei oder anders: der Wag war nicht sonderlich spektakulär.

    Ein Kloster bleibt ein Kloster auch wenn Odile die Schutzpatronin des Elassases ist Anstieg und die sogenannten Heidensteine sowie vermehrte Taschentuchreste am Wegesrand kündigten den Ort bereits vorher an. Unsere weltliche Bedürfnisse ließ sich der Ort mit seeligen 6.70 vergüten - Wasser und Limo - innere Einkehr, Aussicht über die Rheinebene und eine Toilette gabs gratis. Was unke ich häretisch. Die Aussicht war schön.
    -
    Der Weg zwischen beiden Orten war gefällig schön. Gut weglaufbar. Nichts besonderes, aber auch nicht langweilig, also passierte zwischen den beiden obigen Orten nicht viel. Ausser das wir ihn bestandig verloren, da App und Markierung nicht immer matchten oder umgekehrt. Passiert. Die Hiker-Contenance ghet mir jedoch zum Ende von Trailtagen verloren, als wir eine große Runde im Kreis liefen, war ich kurz davor App und den ganzen Trail zu verwünschen, zum Abschluss fluchten wir uns zum Abschluss des Tages einen semilegalen downhill singletrail herunter 200 Höhenmeter, weil die App das so wollte, der Club Vogiesien jedoch keine Absulotion in Form von Schildern gab um am Ende vor einem Biwakplatz zustehen, der keiner war und eine Quelle zu sehen, wo keine hätte sein sollen – das negativ-Mindset ärgert sich über 1.5l wasser und Mehrgewicht, der Rest freut sich über camel up, Gesicht und dreckiges Geschirrwaschen…

    Wir erreichen früh Barr, Kaffee und Süßes zum tunken. Auch hier: Pittoresk, Fachwerk, hutzelig und architektonisch manchmal abenteuerlich, Kopfsteinpflaster, Cafe Latte, Pain au Chocolat, Savoir Vivre. Weinberge um die Stadt, es riecht nach meiner Kindheit, schwefelige Spritzmittel, da holzige der Reben und der Stikker, das Teerige der mit Bitumen gstrichnenen in den Boden gerammten Enden, erdig, die umgepflügte Krume in den einen Parzellen, frisch gemähtes Gras in den anderen, Blütenduft und Insektensurren in den anderen. Erstes Hitzeflimmern über dem Asphalt. Nach 200km Wald mal was anderes.
    Chatenois ist das Ziel des heutigen Tages – weil es da einen Supermarkt gibt. Manchmal denke ich Thru-Hiking meint eigentlich nur das durchschreiten jener Räume, die zwischen Supermärkten und Essensgelegenheiten sind. Chantenois ist keine Augenweide, was wir im Supermarkt vorfinden hat oft sein MDH hinter sich – also gehen wir Bier trinken und entscheiden uns im Ort zu essen. Pizza? Keinen Bock, als vertendeln wir unsere Zeit bis 19h und gehen traditionell elsässisch Essen. Lecker wars – es sah aus wie aus einem 70er Jahre Kochbuch und bebildert köstlich jede vegane Aufklärungskampagne zur Farblosigkeit des Fleischkonsums – in der Tat, waren die einigen Farben, die wir auf dem Teller vorfanden „Kochfleischbeige“ „Bechamelbeige“ „Spätzlebeigegelb“ – eine flocke Petersilie hat sich auf beide Teller verirrt. Das Auge ist nicht immer mit und der schwere und defitigkeit tut dies keinen Abbruch, vielleicht bringt es die Mineralität, des Pinot Gris erst zur Geltung. Wir verzichten auf den Schnaps und wanken unserem Tagesziel – einem nicht näher bestimmten Schlafplatz ausserhalb – entgegen. Eine Quelle soll es geben, die war leider leer, also laufen wir mit leichten ein viertel liter insg. Für zwei den doch recht steilen Berg hinauf bis wir am Col Du Rotenberg einen Platz finden.
    Etwas dickschädelig – Bechamel und Wein pumpen durch den Kopf und die Beine, sowie eine leichte Dehydration – brechen wir auf gen Wasser. Tierpark 2km weg.
    500 Höhenmeter, die sich anfühlen wie… zuviel! Aufstieg zum Chateau Haut Koenigsbourg, der einzigen vollständig wiederaufgebauten Mittelalterburg im Elsass. Es ist Pfingsten und die Sonne scheint – Ausflugswetter. Wir Shortcutten die Autoserpentinen, Blech rollt beständig den Berg hoch. Oben. Aussicht und Ausflugsromatik. Stinkend und schwitzend klemmen wir uns dazwischen Cola und Bretzel. Der Schwarzwald eine dunkle Linie am Horizont. Die Rheinebene ein weisses Flirren.
    Thannkirchen Résistance Hotel, Sauftouristen, Leerstand, zwei Quellen für Camel Up. Und ein Fußbad. Weiter. Trois Chateaux ist ein Hieronymus Bosch Triptychon des Tagesausflugs. Drohnen sirren um die Bergfriede, Stimmengewirr, Kühlboxen, Boomboxen, aus allen Trampelpfaden quellen Ausflügler*innen, bisweilen auf allen Vieren. Kinder werden den Singeltrail hoch- und wieder runtergejagt, weinend, jauchzend, quengelnd. Nackte Männerbrüste und Highheels auf dem Ancle Crack Trail, es riecht nach Weichspüler und Sonnenmilch, Schweiß und Brotdose.

    Der Abstieg ist ein meanes Stück Schottertrail exponiert in der Sonne - wir kommen beide total durch in Ribeauville an. Hikertrashpicknick am Straßenrand. Szenarien durchspielen, Wasserplanen. Entscheidungen fällen: bis Königsstuhl. Wasser für 7Km und 700 hm.
    Aus Ribeauville trägt uns der Sound einer Tom Jones Coverband raus - oder Elvis, nachdem wie der Wind steht.

    Wir verschwinden wieder auf mytischen Singketrails zwischen Nadelgehölz, Blaubeeren, dicken Felsklötzen, dichten Moosplacken und Wurzelpfaden. Es ist ruhig. Wir machen Höhenmeter um Höhenmeter bis Königsstuhl einer Felsformation, die Aussieht wie ein Stuhl. Ob königlich weiß ich nicht. Kurz danach der Biwakplatz. Wir machen es uns gemütlich…

    Das Col du Calvaire am Lac Blanc kündigt sich bereits mit Sommerrodelbahn und Liftbetrieb an, dennoch ist es überwältigend: Auf den Schotterparkplatz werden Buggies mit schreienden Kinder und EBikes hin und her geschoben, Pickups mit Aufbau und Womos haben es sich gemütlich gemacht, Cabrios deutscher Edelkarossenhersteller dröhnen über den Pass, Motorräder sportlich schnell und laut, oder gemächlich und laut. Der Sessellift gibt Runde um Runde Menschen frei, die Pfade Hikende, Trailrunnende, Bikende. Wir lassen uns hier dennoch auf ein Kaltgetränk nieder und lassen uns von dem Troubel dezent überfordern.
    Es gibt Tage, die sind in der Aneinanderreihung der Orte und Ereignisse absurd – der heutige ist einer von diesen: Bevor wir den Touri-Hotspot Lac Blanc erreichen, waren wir eben noch auf dem Tete des Faux, die Ruinen einer deutschen Weltkriegsfestung beschaut, kontemplativ zwischen alten Stacheldrahtverhauen, über 100 Jahre alt und immer noch tödlich. Seilbahnen, Gefechtsstände, Wasserpumpen - Abstiege auf alten Militärstraßen. Friedhöfe. Friedhöfe auf beiden Seiten.
    Le Bonhomme hat sich Bebildert. Schwarzweiß zwischen 1914-18 an markanten Fluchtpunkten des Ortes. Damals vs heute... Wir liegen unter einer Birke nach den ersten 20 km des Tages. Und essen sehr viele Snacks. Hikerhunger.
    Der Weg hierher lies sich trotz aller Höhenmeter gut und schnell laufen. Der Wald mit mehr und mehr zu einem Wald-Kulturlandschaft-Mix mit weiten Aussichten, von einem alten deutschen Gefechtsstand aus dem ersten Weltkrieg sehen wir den Grand Ballon. Die erste Kühe stehen hinter uns. Die Szenerie ändert sich langsam in Richtung Haut Vogese.
    Wir verlassen, den bevölkerten Pass und laufen weiter – eigentlich wie immer, bis wir nicht mehr können oder wir etwas finden, wo wird dürfen. Diesmal mit der Einschränkung wir müssen weiter. Hier in dem Gebiet dürfen wir nicht sagt die App, die Schilder am Wegesrand auch – Naturschutzgebiet. Wasser gezapft und weiter geht’s...

    Die Hochebene des Gazon du Faing eine wogenedes Meer aus Besenheide und Blaubeeren, ein Nadelgehölze und Ebereschen, die dem Wind trotzen, der Blick in tief nach Lothringen. Schroffe Felsen fallen gen Westen ab. Die Sonne steht tief, der Wind pfeift – je später der Abend, desto einsamer die Trails. Wir genieszen die Hochheide und nehmen den latenten Erschöpfungs- und „Keine-Pennmöglichkeits“Stress wahr. Wir haben uns für 35+ km heute entschieden, und je länger der Tag, desto doofer finden wir die Idee. Laut App können wir jetzt unser Camp aufschlagen, wir stehen jedoch vor einem Schild das genau das Gegenteil gebietet. Also laufen wir weiter.

    3 km vor Col de la Schlucht und einem Schild, dass zumindest das biwakieren nicht verbietet, schlagen wir unser Zelt auf. 37Km heute.
    -
    Die Nacht buddel ich 6 Catholes. Durchfall. Holy Sh*t. Seit Ribeauville habe ich bereits Magengrummeln, jetzt grummelts eben nicht mehr, jetzt läuft es. Mit latzumentem Druck, flauem Magen zum Pass de la Schlucht.
    Diese Overtouristed Orte strahlen morgens, wenn ihre Hauptzielgruppe noch nicht da ist, eine mich irgendwie beruhigende Bedächtigkeit aus. Die WoMos stehen aufgereiht in der Ecke des Parkplatzes, wir trinken Kaffee und Cola in der offnenen Brasserie – Jägermeister um 10 Uhr morgens war mir dann doch etwas zu verwegen als therapeutische Maßnahme.

    Auf dem Weg zum Sentier des Roches verlaufen wir uns erst einmal, und auf dem Weg selber werden wir beständig von Tagesausflügler*innen überholt oder ausgebremst - Selfi vor dem oder jenen Felsen. Der Weg ist technisch, aus vielen Ritzen quillt Wasser und ist da und dort von der Vegetation überwuchert – anspruchsvoll zu laufen, macht aber Spass so lange die Aussicht da ist, als sie weg ist zehren uns die Konzetration auf den nächsten Schritt langsam aus. Zudem ist mir schlecht und vom ganzen Gescheiße ist mein Arsch wund. Genusswandern ist das gerade nicht.

    Der Sentier de Roches gibt uns frei. Wir haben auf Kaltgetränkpause auf der Alm Frankenthal spekuliert. Presslufthammer. Baustelle. Es ist sehr alpin aufeinmal aus. Die Gipfel um uns herum, felsig und Weiden, Kuhgebimmel, latent riecht es nach Gülle und Mahd. In der Ferme Auberge Schiessroth holen wir die Pause nach. Roigabrageldi und Käseplatte essen... Mein Magen sagt Ok, was mein Darm dazu sagen wird werde ich sehen. Ein paar Kilometer weiter buddel ich Cathole Nr 7 für den Tag... Läuft doch.

    Drei Seentour Schiessrothsee, Fischboedele und Altenweiher. Gar nicht so viele Kilometer, ein paar Höhenmeter - und Block- und Grobschottertrails, teilweise Bachbetten. Fies zu laufen. Der ganze Körper, die ganze Konzetration ist auf Balance ausgerichtet. Es ermüdet. Der Kilometer Mehrwert ist überschaubar. Am Altenweiher wieder rauf 350 Hm um die über 1000 wieder voll zumachen - Höhentraining für die Alpen.
    Aufstieg zum Rainskopf durch knorrige Rotbuchen Niederwälder, seit Jahrzehnten nicht mehr auf Stock gesetzt, dicke, mit Flechten und Moosen überzogene Stämme, schwarz verwittert.

    Wir haben wieder ein ähnliches Problem wie gestern: Schutzgebiete, Weiden oder Hanglagen verhindern einen früheren Stopp. Also laufen wir weiter und peilen, dass Abri du Neurodt an. Die letzten Meter tun weh. Als wir endlich ankommen stehen wir auf einem windgepeitschen Bergrücken. Wir machen Feuer in der Hütte, verkriechen uns in unsere Schläfsäcke und stopfen die Oropax ganz tief rein – der Wind dröhnt die ganze Nacht…

    Nacht war so lala, je nach dem wer aus der Reisegruppe gefragt wird. Kaffee und Motivationsansprachen, dass heute die Besteigung des Grand Ballon ansteht, naja...Motivierender war Tatsache das Versprechen, dass es auf dem Weg ein gutes halbes Dutzend Einkehrmöglichkeiten geben soll (okay, die meisten von ihnen in Markstein), also liefen wir los. Weidetrails und Gegenwind den Grand Ballon in Sichtweite. Markstein – wieder so ein overtouri-place, und diesmal hält er sein verprechen nicht: nichts hat auf. Wir vertrösten uns auf die Ferme Auberge unterwegs. Die hat auch zu. Also ohne Pain au Chocolat und Koffein Doping den Berg hoch.

    Im Windschatten des Denkmals der „Blauen Teufel“ genieszen wir die Aussicht, wir beide sind beim Aufstieg beinah vom Trail gepustet worden. Schwarzwald, Rheinebene . Wir beide sind überrascht , wie sehr vom Rhein aus betrachtet der Grand Ballon in der ersten Reihe steht. Lothringen, weiter die Vogesen gen Süden runter und der Blick zurück auf das Hügelmeer der nördlich von uns liegenden Hochvogesen. Jetzt aber Kaffee. Hier oben gibt es sicherlich irgendein Touricafe. Ja, gibt es. Zwei. Wir entscheiden uns für dass, dass freies Wasser für Hiker und Biker bereitstellt und nicht mit dem Alpenblick wirbt – ist heute zu diesig.
    Wir wollen entsprechend unseres Rhythmus Thann für einen Pausentag ansteuern, einen Ganzen diesmal, immerhin ist Thann ungefähr Halbzeit der Grand-Est-Etappe des Hexatrek – im Idealfall kombiniert mit einem Nearotag davor… also haben wir heute Zeit. Wir versuchen weitere Ferme Auberges anzusteuern um essend Zeit zu vertendeln – aber alle haben heute zu. Bis auf, Freudenberg. Also die steuern wir an. Wir kriegen nix zu essen, warten ewig auf unser Getränk – Menschen werden vor uns bedient, die nach uns gekommen sind...jede Gastrokritik wäre für den heutigen Tag vernichtend ausgefallen. Wir lassen uns von der Auslage der Kühltheke überzeugen, dann machen wir mit Eurem Essen uns eben wo anders eine schönen, leckerern Abend… Roadwalk bis zum Hardtwaldwillerkopf – Trailsperrung. Eine von vielen Schlachtbänken des ersten Weltkriegs und jetzt Nationale Gedenkstätte. Über 15.000 Menschen sind hier begraben. Die Nekrophole sieht aus wie ein Hellboy-Filmset von Mike Mignola entworfen – ich muss grinsen. Es ist ein schiefes.

    Das Wasser, dass es hier geben soll gibt es nicht an der markierten Quelle, also gehen wir in den Museumsshop – Snackpause. Viel salziges. Es ist wieder heiß.
     
    [Wir laufen an der Auberge Ferme Molkenrain vorbei, gerade macht der Verkaufsthresen seine Klappe zu, letzte Gäste sitzen auf den Bänken in der Abendsonne - Cartapouille hatte den Laden in der ersten Folge seiner YT-Reihe zum Hexatrek beschrieben. Der Küchendunst wehte den Hang rauf und begleitete uns die letzten Höhenmeter des Tags nach oben.]

    In 2kommairgendwas km soll eine Schutzhütte sein, wir bleiben am Aussichtspunkt Bärenthal hängen.Viel schöner. Die diversen Thann’s im Tal, die Sonne geht langsam unter ein Felsvorsprung an dessen Seite eine knorrige Eiche seit wahrscheinlich ein paar Jahrzehnten spriest – die Vertreter*innen der Romatik hätten ihre helle Freude an diesem Kleinod gehabt. Wir essen Pastete und Fleischschencka mit Senf, sehen zu das die verbrannten Oberschenkel noch von der Abendsonne kross werden und prügeln irgendwie die Heringe in den steinigen Boden und geloben, dem Allmighty Universal Trail morgen ein Pain au Chocolat zu opfern, wenn wir die Heringe alle wieder aus dem Boden kriegen. Die Forstpolizei kommt vorbei, gucken grimming und neugireig, wir grüssen, sie fahren weiter... Der Rest des Abends ist Sonnenuntergang gucken...
    Thann. 5Km oder so. ist nicht spektakulär der Weg, wieder beflügelt von dem Verprechen auf Kaffee und zu Tunkendem sind sie schnell bewältigt. Ziel ist zu erst die Touriinfo. Die hat zu, also setzen wir uns in das aus der Zeit gefallene Cafe Gully et Fils für Kaffee und iwas zum tunken und zur Schlafplatzsuche.
    Emeline steht auf einmal vor uns - Hexatrek-Thruhikerin, wir kennen uns via Instagram. Und lernen uns jetzt gerade kennen. Zwei Stunden später, kommt noch Tanja vorbei - sie läuft 2500km nach Rom; Alain, auf dem Weg von Lüttich nach Nizza, sagen kurz Hallo....wir spotten andere Hiker, GR5, Hexatrek. Alle nicken sich wissend-grinsend zu. Happiest Trails, dearest trail community! Hikertown feelings...

    14h Hotel. Wir entlassen verwirrte Ameisen aus unseren Rucksäcken, waschen, lüften aus, und stellen mal wieder fest: wenn insgesamt 7.5ish Kilo Baseweight auf 17qm großflächig verteilt werden, ist es ganz schön viel Kram - oder ein Zimmer ist auf einmal sehr klein.
    16h Bier trinken mit allen: trailtails, trailtalk, plans and dreams. Vier Sprachen an einem Tisch, kreuz und quer, mashup, codemixing, hybrid. Wir verstehen uns, der Trail verbindet.

    Zeroday. Deluxe Frühstück im Hotel. - beste Käseauswahl ever. Gut 20! Verschiedene! Und nix davon war Scheibenkäse! Wir - okay, ich - planieren durch das Buffett. Hikertrashalike. Es ist absurd, was wir In den letzten 24h alles an Essen in uns geschoben haben.
    Gammeln, den Rest an Klamotten waschen, stretching, chillen, Planung...Unterhose, Schuhe sind schneller durch als gedacht, also nächster Decathlon? Pontarlier. Das sind über 200 Kilometer noch, ich begutachte die Löcher in der meiner Unterhose. Kann gut gehen - ich habe nur eine dabei, doof nur, dass die Shorts sich auch langsam in Löcher auflöst. Sehr luftig, sehr spicy - für alle die, die Mehr sehen wollen, meiner Mitreisenden gefällts. Wir checken, die ersten Alpensections, - Angstgegner und zugleich Highlight der Tour. Es soll noch viel Schnee liegen, manche Pässe noch nicht passierbar sein. Anosnsten das was an Zeros, so gemacht wird Resupply, dösen, Kaffee trinken, später Bier; rumhängen, Abendessen. Sachen packen. Geht wieder on trail!
     
    [...to be continued]
  4. Gefällt mir!
    sknie reagierte auf kleee in Thruhike Lykischer Weg, Türkei (März - April 2023)   
    Liebe Community,
    bis zu diesem Post sind noch einige Wochen vergangen. Aber gerne berichte ich... den Lykischen Weg habe ich voller Freude, Genuss, Abenteuer und besten sozialen Kontakten beendet!
    Anbei mein für Euch ergänztes Fazit aus meinem Reisetagebuch. Wenn ihr Fragen habt immer her damit, ich schreibe gerne eine kleine FAQ. Viel Spaß: 
     
    Mein Lykischer Weg: 28 Tage, 454 km Trail und damit im Schnitt 16,2 km pro Tag.
    (Anfangs weniger, zum Ende mehr, keine ganzen Ruhetage, dafür zahlreiche Pausen für Fotos/Videos/Tagebuch/Essen gehen/Post verschicken etc./Zeltaufbau bei Einbruch der Dunkelheit ca. 19/19.30 Uhr)
    16 km pro Tag klingt gemächlich aber uha, was für welche! Fast stetig bergauf, oder bergab, selten geradeaus. Weitestgehend über schmale Ziegenpfade, über Klippen, Felsen, Berge, durch Ruinen, Burgen, Schluchten, durch Nebelschwaden, Canyons und Bachläufe, entlang dem Strand am Meer, vorbei an Abhängen und Straßen. Meist über Geröll und lose Steine, über Waldboden, Wiesen, Sand und Wasser, durch Sonne, Regen und Hagel. Die längste Zeit in absoluter Ruhe und idyllischer Stille, aber auch durch tösenden Wind, entlang dem rauschenden Meer, plätschernder Bäche oder entlang wummernder Straßen. Mal untermalt mit Hundegebell, Hahnenkrikerikie, spannenden Gesprächen oder dem Ruf des Muezzins. 

    Eine Menge Tiere hatte ich auf dieser Reise gesehen: Unzählige Straßenhunde und Straßenkatzen, eine Wildkatze, wie ich glaube, dutzende Schildkröten an Land und Fluss, zig Eidechsen, zwei, drei Schlangen, einen Skorpion, wilde Pferde unendlich viele Ziegen und in den Dörfern neben den vielen kleffenden Hunden - Hühner, Gänse, Pfauen und Schafe. Wildschweine hatte ich sicher mehrmals gehört aber keine gesehen. 

    Auf dem Weg hatte ich Wandernde aus acht Ländern kennengelernt, mit großem Einfluss auf mein Erleben: aus dem Iran, aus Deutschland, Südafrika, der Türkei, Tschechien, Neuseeland, Israel und Russland. Auf einem Wanderweg Menschen kennenzulernen, die gerade das gleiche Abenteuer erleben, wie man selbst ist etwas ganz besonderes. Auf dem Trail zählt dabei so erleichternd wenig aus dem Alltag, dafür umso mehr, was sich im hier und jetzt abspielt. Die typischen Fragen sind: wann man gestartet sei und ob man den ganzen Weg laufe, welchen anderen Hikern man bereits begegnet sei, warum man den Weg laufe, wo man die letzte Nacht verbracht hat, an welchen Stationen man halt gemacht hat, wo besondere Herausforderungen liegen und was es so zu essen gibt. Auch Ausrüstung ist natürlich so ein Thema. Und wenn man sich sympathisch ist, fällt evtl. die Frage ob man vielleicht heute gemeinsam an einem Platz zelten mag. Die größte Verbundenheit besteht dabei natürlich bei den Thruhikern und bei denen wiederum bei denjenigen, die in die gleiche Richtung laufen. 

    In der Regel trifft man andere Wandernde irgendwo nochmal wieder oder überholt sich abwechselnd einige Male, tauscht sich aus oder verweilt zum Kaffee oder lagern. Am Ende hat man das Gefühl, dass sich irgendwie alle kennen. Der Trail fühlt sich dabei ein wenig an wie ein kleines Dorf, eine kleine Welt für sich, die sich in einem ganz speziellen, kleinen Zeitfenster abspielt. 

    28 Tage hieß für mich 19 Nächte im Zelt und 7 Nächte in Pensionen und Bungalows. Gezeltet wurde auf Hügeln, Grasterassen am Meer, einer Art Park, am Strand, auf Hochebenen, in einer verlassenen Hütte, am Berg oder an Ruinen. Meist „wild“ im Grünen aber auch auf Campingplätzen oder Flächen von Pensionen. Allein, mit wilden Hunden oder mit netten Menschen nach einer Runde am Feuer. 

    Dabei war es bis auf Ausnahmen eigentlich immer einfach einen geeigneten Platz zu finden. In der Regel kam ich mehrmals täglich an schönen Spots zum Wildcampen vorbei, wo ich am liebsten direkt mein Zelt aufgeschlagen hätte, wenn es nicht noch mitten am Tag gewesen wäre. Die Plätze strahlten dabei eine verträumte Freiheits- und Wanderromantik aus und luden zum Träumen ein. Dabei fühlte ich mich so gut wie immer völlig ungestört, abgelegen und abenteuerlich ab vom Schuss. Die Plätze lagen meist direkt am Weg, oft mit Spuren anderer Wandernder: Ebene Flächen, die von gröbsten Steinen und Geäst befreit sind und mit aus Steinen gebauten Feuerstellen. Erfreulicherweise so gut wie nie mit Müll, sodass man sich oft so fühlte als hätte man gerade ein kleines Geheimnis gefunden. Dabei hatte man eigentlich nie das Gefühl sich mit seinem Zelt verstecken zu müssen, geschweige denn etwas verbotenes zu tun. Eher im Gegenteil: Die Plätze luden vielmehr ein bei ihnen zu bleiben und man hatte das Gefühl, hier sei eh niemand. In der Tat - andere Wandernde, Spaziergänger*innen, Ranger, Jagende, Wildernde oder Anwohner*innen begegneten mir nach Anbruch der Dämmerung nicht. Selbst zwei Hunde, die mich einen Abend zunächst erbost und skeptisch vertreiben wollten, gewöhnten sich nach einer Weile an mich und mein Zelt und zogen weiter.

    Begleitet hatte mich mein geliebter Rucksack mit etwa 60 Gegenständen, mit ca. 5.2 kg Baseweight. Plus allem was man so auf der Reise verbraucht: Wasser, Essen, Sonnencreme, Brennstoff, Geld. Eine Art Fallschirm in die Freiheit, ins Abenteuer, der sich über die Jahre mit vielen Gedanken und Tüfteleien immer wieder weiterentwickelt hat, damit immer persönlicher geworden ist und das auch weiterhin tut. Dabei hatten alle Teile ihren Zweck und alle Überlegungen waren aufgegangen. An dieser Stelle: Herzlichen Dank an dieses tolle Forum! Ihr habt mich in vielen Belangen und Fragen weitergebracht! Ein paar Nächte waren gegen sechs/sieben Uhr morgens kühl, doch insgesamt würde ich die Reise genau wieder mit dem gleichen Equipment (siehe erster Post) antreten, was aber nicht heisst, dass ich meine Ausrüstung nicht trotzdem weiterentwickle und weiter Grammfuchserei betreibe. Jedenfalls war mein Cumulus Daunenquilt (Cumulus quilt 250 + Cocoon Seideninlet + Anziehsachen) völlig ausreichend. Die min Temperatur im Zelt war dabei (wenn mein Thermometer richtig geht) 7 Grad. Meine Hose (Fjällraven Carl Zip-Off Pro) trug ich meistens kurz, bis sie durch einen Sturz kaputt gegangen war. Dann trug ich meistens meine Boardshorts/Badehose oder kombinierte diese mit langer Unterwäsche (Liod Sukoi). Auch mit den Altra Line Peak 6 war ich auf dem Weg sehr zufrieden. Die Sorge, dass diese auf dem Weg zu "leicht" sein könnten oder zu schnell abnutzen waren unbegründet. Auch darüber, dass ich zwei Trekkingstöcke (Black Diamond distance carbon z) dabei hatte war ich oft glücklich... wobei es wahrscheinlich auch mit einem gegangen wäre. Ohne Polen zu laufen, davon würde ich abraten. Ich bin zwar mit zwei Thruhikern gelaufen, die ohne Polos unterwegs waren aber für mich gab es schon einige schwierigere/m.E. gefährlichere Passagen, wo mir die Polen Sicherheit gaben nicht abzurutschen. Natürlich halfen die Polen auch die unzähligen Berge hoch und halfen die Knie zu entlasten. Es war meine erste Tour mit Poles und bei der Bodenbeschaffenheit und dem auf und ab wurde ich nun immer wieder welche (oder zumindest einen - sowieso wegen Zeltaufbau) mitnehmen.
    Die Kosten waren überschaubar. Aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Situation der Türkei und dem hohen Euro Kurs (für Urlauber gefühlt gut, für die Einheimischen schlimm!) kostete alles gefühlt etwa die Hälfte wie in Deutschland. Einfache Pensionen/Bungalows lagen zwischen 20 und 40 EUR, meist mit Abendessen und Frühstück (Der Kurs lag bei etwa 1 EUR = ca. 20 Lira). Natürlich spreche ich von einfacheren Unterkünften, keinen Hotels. So war das Wasser oft nicht besonders warm, sonst war es aber völlig in Ordnung, ich sag mal für uns als Hiker. Und das Essen war super! Essen lag mit Getränk (Dose Cola = 1-1,5 EUR) meist bei 4-7 EUR. Dabei ist wichtig stets vorher zu fragen was es kosten wird. Hier hatte ich den Vorteil türkisch zu sprechen und die Türkei in dieser Hinsicht gut zu kennen.

    Das Wetter war auf meiner Seite. Geregnet hatte es nur an etwa drei von 28 Tagen plus ein, zwei Nächten. Einmal, es war auf dem Berg Tahtalı (höchster Punkt des Trails), hatte es zudem gehagelt, Schnee lag dagegen direkt auf dem Lykischen Weg nur an wenigen Stellen des Trails. Oben auf dem Gipfel des Berges -einem Zusatzabenteuer, abseits des Lykischen Weges- lag flächendeckend Schnee, doch dieses Extrakapitel hatte ich aufgrund der an diesem Tag schlechten Wetterverhältnisse nicht durchlebt. Insgesamt lief ich die allermeiste Zeit in kurzer Hose und T-Shirt. Auch Wind war bis auf Ausnahmen kein Thema: die Etappe am Strand/der Autobahn war arg windig, doch Abends lies sich trotzdem ein windgeschütztes Plätzchen finden. Mein nicht-freistehendes Zelt (Lanshan 1 Pro) hatte dabei allen Umständen sehr gut getrotzt! Zwei, drei Mal hatte ich viel Kondenswasser, was aber nur dazu führte, dass ich tagsüber mal mein Zelt in der Sonne trocknen musste, während ich frühstückte. 
    Zur Navigation nutzte ich die iOS App "Lycian Way". Hier reportierte ich eine Menge wilder Camping Spots, bewertete Wasserstellen und fügte Einkaufsgelegenheiten hinzu. Die App ist aus meiner Sicht an vielen Stellen verbesserungswürdig, insbesondere hinsichtlich der Übersichtlichkeit und Bedienbarkeit. Ich würde sie aber trotzdem weiterempfehlen und rate definitiv davon ab den Weg ohne App/GPS zu laufen! Ich muss schon gestehen, dass ich oft vom Weg abgekommen bin. Es gibt viele gute Markierungen, doch an vielen Stellen sind diese angeblichen und der Weg schlecht erkennbar. Die Steintürme helfen hier sehr, auch ich habe täglich bestimmt 5-10 errichtet. Doch ohne den "magischen Kompass" wäre es für mich sehr oft schwierig geworden. Ich bin aber auch nicht gut, was das Thema Orientierung angeht. Zudem muss ich davon abraten mal eben eine "Abkürzung" zu nehmen, wenn man vom Weg abgekommen ist. Hiermit habe ich immer und immer wieder unnötig viel Zeit verloren und bin auch ein paar mal in etwas gefährlichere Situationen gekommen, bis ich gelernt hatte: Einfach zurückgehen bis man zurück auf dem Trail ist!

    Für mich war die Reise der absolute Wahnsinn. Eine intensive Begegnung mit der Natur, der Türkei, mit tollen Menschen mit gleichen Interessen und natürlich mit mir selbst. Ein Spüren von Freiheit, der eigenen Selbstwirksamkeit und Unabhängigkeit aber auch der eigenen Kreativität, Stärken und eigenen Persönlichkeit. Zumeist mit einem Gefühl von innerer Ruhe und Zufriedenheit, einer Pause von allen Fragen, die sich „normalerweise“ so stellen. Aber natürlich gelegentlich auch mal mit ein paar komplexeren, auch mal schwierigeren Begegnungen der eigenen Gedankenwelt.

    Insgesamt wurden alle meine Erwartungen übertroffen. Der Weg war ein Traum, die Menschen nett und das Wetter genial! Die Jahreszeit (Mitte März bis Mitte April) war fürs Wandern perfekt, vor allem, da an fast allen Flüssen, Zisternen, Quellen und Hähnen Wasser zu finden war. Mit zahlreichen Wasserhähnen, Moscheen und kleinen Läden kam ich in der Regel damit durch meine drei Flaschen (insg. 2,2 Liter) aufzufüllen. Meinen zusätzlichen Wasserbeutel (Evernew 1,5L) hatte ich wenn ich mich recht erinnere nur einmal gebraucht. Zum Filtern hatte ich dazu meinen Sawyer-Filter stets auf eine der Flaschen geschraubt. Und auch alle anderen logistischen Dinge wie Nahrung, Brennstoff, WC, Duschen, Pensionen, Bungalows, Wildcamps waren trotz -oder vielleicht gerade wegen- der noch frühen Saison ausreichend zur richtigen Zeit am richtigen Ort. 

    Zuletzt freue ich mich mein Medium zur Reflexion dieser Reise in meinem (privaten) Reisetagebuch (FindPenguins) gefunden zu haben, dass mir ebenfalls unheimlich Spaß gemacht hat.

    Danke Lykischer Weg! Das war großartig!
    (Fotos folgen)
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    sknie hat eine Reaktion von Lex erhalten in Harz vs. Eifelsteig   
    Der Harzer Hexenstieg ist in 3 Tagen zu bewältigen. Der Harz ist halt nur am Wochenende ordentlich voll mit Menschen. Unter der Woche ist da wesentlich weniger los. Auf dem Brocken erwartet dich am WE die absolute Wand aus Tagestouristen. 
     
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    sknie hat eine Reaktion von Wanderfalke erhalten in Harz vs. Eifelsteig   
    Der Harzer Hexenstieg ist in 3 Tagen zu bewältigen. Der Harz ist halt nur am Wochenende ordentlich voll mit Menschen. Unter der Woche ist da wesentlich weniger los. Auf dem Brocken erwartet dich am WE die absolute Wand aus Tagestouristen. 
     
  7. Witzig!
    sknie hat eine Reaktion von J_P erhalten in Harz vs. Eifelsteig   
    Der Harzer Hexenstieg ist in 3 Tagen zu bewältigen. Der Harz ist halt nur am Wochenende ordentlich voll mit Menschen. Unter der Woche ist da wesentlich weniger los. Auf dem Brocken erwartet dich am WE die absolute Wand aus Tagestouristen. 
     
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    sknie hat eine Reaktion von notenblog erhalten in Harz vs. Eifelsteig   
    Der Harzer Hexenstieg ist in 3 Tagen zu bewältigen. Der Harz ist halt nur am Wochenende ordentlich voll mit Menschen. Unter der Woche ist da wesentlich weniger los. Auf dem Brocken erwartet dich am WE die absolute Wand aus Tagestouristen. 
     
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    sknie reagierte auf HUCKEPACKS in HUCKEPACKS IST ONLINE .......YEEEES   
    Ich wünsche Euch allen ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr mit vielen tollen Reisen!

    Beste Grüße 
    HuPa
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    sknie reagierte auf Linkshaenderin in Israel National Trail (Shvil Israel) September - November 2022   
    Und schon mal zwei Fotos als Vorgeschmack auf einen Tourbericht.
    Sonnenaufgang über dem Karmelgebirge.

    Einer der zahlreichen fantastischen Ausblicke während der Mittagspause in der Wüste.

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    sknie reagierte auf Linkshaenderin in Israel National Trail (Shvil Israel) September - November 2022   
    Hallo! Vorgestern habe ich meinen Thru-hike des INT (in Israel nur Shvil (= Weg) genannt) in Eilat beendet und möchte, da mir das Forum eine so große Hilfe bei der Vorbereitung und auch während des Wanderns war, einen Tourbericht geben. Der folgt ausführlich und mit Fotos erst, wenn ich wieder daheim bin, davor gibt es erst einmal ein paar Zahlen und Fakten sowie Gear Review. Disclaimer: Es war meine erste Fernwanderung und auch mein erster Versuch, UL-Ideen umzusetzen. 

    Zeitraum: 23.09.-16.11.2022

    Laufrichtung: Nord - Süd (Kfar Giladi/Tel Hai - Eilat

    Distanz: 1016km, die ich gewandert bin. Der Trail selbst ist etwas länger, aber ich habe aus unterschiedlichen Gründen ein paar Kilometer übersprungen. Dazu mehr im ausführlichen Bericht.

    Höhenmeter: Laut FarOut 27.000, aber die dort hinterlegte Route ist in Teilen nicht aktuell.

    Navigation: Anfangs FarOut, schnell hauptsächlich die App Israel Trail benutzt, weil nur dort die ganzen Wasserquellen mit aktuellen Infos verzeichnet sind. Hervorragende Ressource, allerdings nicht geeignet, um eigene Touren zu planen oder custom points zu setzen. Die Israelis nutzen auch viel Amud Anan, darin sind die Höhenlinien fantastisch zu erkennen und alle anderen Wanderwege sind verzeichnet, es ist aber alles in hebräischen Buchstaben.

    Wetter: Die ersten zwei Wochen heiß, täglich ca. 33 Grad, an Spitzentagen auch 37°, sobald ich in die Nähe des Mittelmeeres gelangte nur noch 26-29°, in der Wüste ab Arad 24-26° Tagestemperatur. Nachts in wenigen Nächten auf schätzungsweise 14°, ansonsten eher 18°.

    Wandererfahrung vor dem Trail: Maximal einwöchige Wanderungen im deutschen Flachland.

    Wandertage und Nächte: 54 Tage auf dem Shvil, davon 6 zero-days, 3 nero-days + ein paar halbe Tage.
    16 Nächte bei trail angels (drinnen oder draußen), 3 Nächte in Hostels o.Ä., 34 Nächte wildgecampt oder in Nightcamps übernachtet.
    Erfahrung in drei Sätzen zusammengefasst: Der Trail war auch im Norden anspruchsvoller als erwartet, allerdings hatte ich keinerlei Motivationsprobleme und habe schnell gespürt, wie mein Körper sich anpasst und leistungsfähig wird. Wenn man SoBo geht, hat man genug Zeit, Anfängerfehler zu machen, Wasser- und resupply-Management zu lernen und fit zu werden für die Wüste. Insgesamt: Wunderschön, atemberaubend, sicher nicht mein letzter Fernwanderweg. 
    Gear Review

    Gestartet bin ich mit dieser Ausrüstung: Klick

    Nicht benötigt:
    Sonnenbrille (weggegeben, breitkrempiger Hut hat mir gereicht)
    Wasserfilter (am Anfang benutzt, dann gemerkt, dass es unnötig ist und ihn dann die ganze Tour unnütz herumgetragen)
    Handschuhe

    Dazugekauft:
    Armlinge
    Zweites Paar Injinji-Zehensocken
    Wasserblase (Ich hab meine gewissermaßen daheim vergessen, bzw dachte, ich brauche sie nicht)

    Ausgetauscht auf Tour:
    Einlegesohlen, weil die Dämpfung der Altras nach der Hälfte runter war (siehe unten)
    Isomatte (siehe unten) - aus den Resten der Alten habe ich ein Sitzkissen ausgeschnitten, das ich vermisst habe
    Schlafsack - Ich habe vor der Tour mit mir gehadert, ob ich nicht doch einen neuen kaufe, weil der Deuter viel zu schwer und viel zu voluminös ist, hab es aber aus Budgetgründen nicht gemacht. Hier auf der Tour war ich aber derart unzufrieden, dass ich mir in Jerusalem einen Big Agnes Schlafsack gekauft habe. Hätte ich in Deutschland sehr viel günstiger bekommen, aber was Besseres war nicht drin in der Reisekasse und jetzt habe ich zwei schwere Kufa-Schlafsäcke, aber immerhin hat der Big Agnes mich warmgehalten.
    Campschuhe - Bin mit DIY Huaraches gestartet, aber war genervt von dem ständigen Schnüren und hab sie mit simplen  Flipflops ersetzt

    Was ich das nächste Mal zusätzlich mitnehme:
    Nagelknipser - Schere des Victorinox führte nahezu zu Verstümmelungen, hab mir dann wo ich konnte einen Nagelknipser ausgeliehen
    Stoffbeutel - Bei den Zero-days in Städten bin ich dann immer mit Plastiktüte herumgelaufen, weil ich nichts anderes hatte. Sehr nervig.
    Größeres Salzgefäß
    Repariert:
    Schlauchschal (Löchlein genäht)
    Net-Inner (Zwei Löcher im Bath-tub und drei Löcher in Netz genäht nach nächtlichem Stachelschwein-Angriff auf mein Essen)
    Gaiters (Loch erfolglos zu nähen versucht, ist weiter gerissen und jetzt wahrscheinlich zu groß zum Nähen. Ich schaue daheim mal, ob ich einen Flicken draufnähen kann.)
    Schuhe (Löcher hinten an der Ferse, habe Schaumstoff-Lappen mit Panzertape draufgeklebt)
    Bewertung einzelner Items

    Gatewood Cape mit den Modifikationen von Stromfahrer + Net-inner von 3F UL Gear: Alles in all sehr zufrieden, allerdings habe ich nach wenigen Nächten auf dem Trail aufgehört, das Tarp mit aufzubauen und hab nur noch im Netzzelt geschlafen, außer in einer Regennacht und drei sehr windigen Nächten. Abwettern würde ich darin wirklich nicht wollen, da selbst mir zu klein, aber für den thru-hike war es ideal für mich. Ich glaube allerdings nicht, dass sich das Cape bei mir als Regenschutz zum Wandern eignet, da ich mit 1,60m darunter wie ein Schlossgespenst aussehe. Da ich keine Regentage hatte, konnte ich es allerdings nicht testen.

    Exped Airmat HL M in Kombination mit Friluft Canisp Faltmatte: Exped-Matte großartig, gerade in Kombination mit dem Schnozzel Pumpsack genial. D Friluft war nicht mehr dir Neuste zu Beginn der Tour und war bei der Hälfte so platt und voller Löcher, dass ich sie ausgetauscht habe gegen eine neue Falt-Eierkarton-Matte.

    Sierra Designs Flex Capacitor 40-60l: Sehr gute Entscheidung! Das Gewicht war in der Wüste konstant hoch (BW ca. 6,5kg + 4-6l Wasser + Essen für bis zu 6 Tagen), sodass ich über den für hohe Lasten ausgelegten Rucksack mehr als froh war. Ich mag die Robustheit, sodass ich auch bei Dornen und unsanftem Fallenlassen auf die Erde nicht besorgt sein musste, dass es ihm weh tut. Für mich trägt sich der Rucksack wunderbar, ab einem gewissen Gewicht  (schätzungsweise 13-14kg) zwar nicht mehr ernsthaft bequem, aber das liegt eher an meiner körperlichen Konstitution als am Rucksack. Bei meinem geringen Körpergewicht kann ich mit keinem Rucksack der Welt so viel (aka knapp 30% des Körpergewichts) bequem tragen. Bei allem darunter habe ich den Flex nie unangenehm gemerkt, er drückt nicht, ich hatte nie Schmerzen irgendwo, also für mich der ideale Rucksack.

    Altra Lone Peak 6: Ich bin zwiegespalten. Es war meine erste Erfahrung mit Trailrunnern. Einerseits hatte ich die ersten 400km keinerlei Beschwerden und lief wie auf Wolken (von meinen Achillessehnenbeschwerden abgesehen). Dann habe ich gemerkt, wie die Dämpfung deutlich nachgelassen hat und meine Füße schnell müde wurden. Da ich aber keine neuen Schuhe kaufen wollte, habe ich in Jerusalem neue Einlegesohlen gekauft, damit habe ich mir aber schlimme Blasen an den Fersen gelaufen. Nach ein paar Tagen habe ich wieder die alten Sohlen eingelegt und wieder mit müden Füßen gekämpft. Nach insgesamt einer Woche (in der nächsten größeren Stadt) habe ich nochmal neue Einlegesohlen gekauft, die mir diesmal gut gepasst haben. Es hat aber nochmal eine Woche gedauert, bis die Blasen endlich aufgingen und ich keine Schmerzen mehr beim Gehen hatte. Diese zwei Wochen waren wirklich schlimm, aber dafür können die Altras nichts, die haben mir die Blasen nicht zugefügt. Dennoch finde ich 400km bis zum Erliegen der Dämpfung deutlich zu wenig. Ich bin mit den neuen Sohlen dann noch bis zum Ende des Trails gegangen, jetzt ist auch das Profil runter und die Schuhe dürfen ins Nirvana ziehen. Mir ist bewusst, dass Trailrunner nicht für die Ewigkeit konzipiert sind, aber ich hatte mir mehr Kilometer versprochen. Ich bin auch nicht sicher, ob ich beim nächsten Mal wieder zu Altras greife. Zwar mochte ich das Laufgefühl und auf den Platz an den Zehen möchte ich nicht mehr verzichten, aber wenn mein nächster Thru-hike wieder ähnlich viel Gepäck erfordert wie der Shvil, werde ich wohl nicht nochmal zu zero-drop Schuhen greifen. Ich gehe zwar seit mehr als 10 Jahren den Großteil des Jahres barfuß (und damit meine ich nicht Minimalschuhe sondern richtig barfuß), aber bei so hoher Last haben meine Achillessehnen einfach zu kämpfen und ich habe gemerkt, wie der Drop von ein paar Millimetern einen großen Entlastungsunterschied gemacht hat. Für Touren mit weniger Last (weil mehr resupply möglich) fände ich Zero drop genial, aber die geringe Haltbarkeit hat mich jetzt schon etwas von Altras abgeschreckt. Andererseits würde eine geringere Traglast sicherlich auch die Haltbarkeit der Dämpfung erhöhen...
    Friluft Lindis Windjacke: Wird hier zurecht immer wieder als Budget-Tip empfohlen. Geniales Teil!
    Funkier Armlinge: Ich bin nur mit T-Shirt gestartet und habe in den ersten Wochen gemerkt, wie ich trotz Sonnencreme verbrenne und wie nervig Sonnencreme ist. Daher habe ich mir in einem Radsportgeschäft Armlinge für die Wüste gekauft und bin begeistert! UV-Schutz mit kühlendem Effekt. Ich finde sie sehr angenehm zu tragen, leider rutscht selbst XS ein kleines bisschen, sodass ich sie alle paar Kilometer hochziehen muss, aber das ist verkraftbar. Ich würde Armlinge auch jederzeit einem langärmligen UV-Shirt vorziehen, da ich T-Shirt + Armlinge vielfältiger einsetzbar finde.
    Socken: Mangels Ausprobierzeit bin ich mit zwei unterschiedlichen Varianten gestartet: Wrightsocks sowie Injinji-Zehensocken + Darn tough socks. Sehr schnell hat sich gezeigt, dass ich ohne Liner-Zehensocken Blasen bekomme, daher sind die Wright Socks meine Schlafsocken geworden und ich habe mir ein zweites Paar Zehensocken zum Wechseln gekauft.
    Sunnybag Leaf Mini: Da mir Zeit, Geduld und technisches Verständnis für eine DIY-Lösung wie im legendären Solarladegerät-Iterationsthread fehlen und die dortigen Links zu Produktempfehlungen allesamt ins Nichts führten, ist es bei mir das genannte Solarpanel geworden und ich war damit zufrieden. Es hat meine Powerbank in der Mittagspause weit genug aufgeladen, um mein Smartphone damit laden zu können. Da ich eine 10k Powerbank dabei hatte, hatte ich auch immer Reserven, wenn die Mittagspause mal kurz ausfiel. Auf dem Rucksack befestigen hat sich als sehr ineffektiv herausgestellt.
    Küche: Der Toaks 650 war manchmal grenzwertig klein, hat aber alles in allem für mich allein gereicht und ich konnte alles (außer die Kartusche) darin verstauen. Der Fire Maple 300T hat seinen Job getan, ich habe aber nicht genug Vergleichsmöglichkeiten, um etwas über Effizienz oder Lautstärke sagen zu können. Alufolie als Windschutz hat sich für mich nicht bewährt, da nicht haltbar genug und werde ich durch etwas anderes ersetzen auf der nächsten Tour. Ich brauchte deutlich mehr Salz als gedacht und habe regelmäßig bei Trail Angels aufgefüllt, da werde ich für längere Touren ein größeres Gefäß benötigen.
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    sknie reagierte auf bluesphemy in HRP Reisebericht: Die Pyrenäen auf Steroiden   
    Was: Die Haute Route Pyrenäen (Pocket Guide Version)
    Wann: 1. - 24. September 2020
    Gesamtzeit: 22 Tage und 22 Stunden (einschließlich einem Pausentag)
    Distanz: insgesamt: 816km / Tagesdurchschnitt: 35,6km / Tagesmaximum: 45,78km
    Aufstieg: insgesamt: 49.336m / Tagesdurchschnitt: 2.153m / Tagesmaximum: 2.880m
    Route: Karte mit Wegpunkten des HRP
    Photos: 77 Bilder
    Gear: Spoiler: Knapp 4,6kg inklusive einer spiegellosen Kamera mit Zoomobjektiv. Ausrüstungs-Review folgt im zweiten Beitrag hier drunter.
    Instagram: Ich poste hier noch weitere Fotos inklusive Information wie der Klimawandel die Pyrenäen beeinflusst.
    Strava: Meine täglich zurückgelegten Strecken inklusive schöner Campspots
    Wetterbedingungen: Die Tageshöchstwerte lagen zu Beginn bei etwa 23°C. Die Tagestiefstwerte gegen Ende lagen bei etwa 6°C. Die kältesten Nächte lagen bei etwa 2°C. Insgesamt sehr mild. Meistens sonnig. Einige Tage völlig neblig, besonders in höheren Lagen. Einige Ausreißer, die starke Winde und Regen mit sich brachten. Es hagelte einmal für ein paar Minuten. Zum Glück verpasste ich den ganzen Schnee, der ein paar Tage, nachdem ich am Ende meiner Reise bestimmte Abschnitte passiert hatte, zu fallen begann.
    Zusätzliche Informationen: Der HRP ist eine inoffizielle Route, die die Pyrenäen durchquert und sowohl in westlicher als auch in östlicher Richtung gewandert werden kann. Die Ausgangspunkte sind Hendaye, Frankreich (Atlantischer Ozean) und Banyuls-sur-Mer, Frankreich (Mittelmeer). Der HRP hat einige Abschnitte mit dem GR10, GR11 und GR12 gemeinsam. Es gibt einen Cicerone-Wanderführer. Ich habe mich für die Route des Pocket Guides von Paul "Whiteburn" Atkinson entschieden. Sein Führer beschreibt eine höher gelegene Route und überquert mehr Cols (Pässe). Für jeden schwierigen Abschnitt und Col hat er in der Regel eine Alternative bereit, die einfacher ist, mehr Täler durchquert und zusätzliche Verpflegungsmöglichkeiten ermöglicht. Diese Alternativen sollten auch bei schlechtem Wetter in Betracht gezogen werden. An dieser Stelle muss ich mich nochmal ganz herzlich bei Paul bedanken, der unglaublich viel Zeit und Wissen in seinen Guide gesteckt hat und für uns komplett kostenlos bereitstellt. Thanks Paul!
    Ich hatte mich dazu entschieden, die gesamte Route ohne jede Alternative zu gehen und auf den Höhen zu bleiben. Auf Pauls Website findet man GPX-Dateien für alle Abschnitte und PDFs für beide Richtungen mit detaillierten Routenbeschreibungen und Verpflegungsmöglichkeiten.
    Für die Navigation habe ich GAIA Premium verwendet. Ich habe alle französischen und spanischen IGN-Karten auf mein Handy heruntergeladen. Das stellte sich im Verlauf meiner Tour als problematisch heraus. Aber dazu mehr in Kapitel 3 meines Berichts.
    Mein Reisebericht ist nicht nach Tagen, sondern nach Abschnitten zwischen den Verpflegungsmöglichkeiten (Resupplies) gegliedert.
    Ihr könnt gerne jeden Abschnitt überspringen. Ich weiß, dass dieser Reisebericht viel zu lang ist, und ich denke, er ist eher als Erinnerung für mich gedacht. Aber vielleicht findet der eine oder andere meine Reise interessant genug, oder verwendet den Bericht als Referenz für eine eigene zukünftige Pyrenäenwanderung.
    Wenn ihr irgendwelche Kommentare oder Fragen habt, dann fragt mich. Ich gebe gerne Auskunft.
     
    REISEBERICHT
    Kapitel 0: Hamburg - Hendaye
    Warte, beginnt der HRP nicht in Hendaye? Ja schon, aber einen Moment Geduld bitte. Das Abenteuer begann, bevor ich überhaupt am Startpunkt ankam. Ich wollte meinen CO2-Fußabdruck ein wenig reduzieren und entschied mich, von Hamburg aus mit dem Zug nach Hendaye zu fahren. Die ganze Reise hätte 14,5 Stunden dauern sollen, statt 5 Stunden mit dem Flugzeug und einer schnellen Busfahrt. Nun, die deutschen und französischen Bahngesellschaften hatten andere Pläne und beschlossen, dass ich stattdessen 30,5 Stunden brauchen würde.
    Ich hatte 30 Minuten in meinem Zug in Hamburg gewartet, bevor der Schaffner bekannt gab, dass der Zug einen Defekt hätte und mich nicht wie geplant mit Umsteigen in Karlsruhe nach Paris bringen würde. Guter Anfang... Ich hatte meine Reise nach Paris schnell umgebucht, musste aber meinen Zug von Paris nach Hendaye direkt in Paris umbuchen.
    So what, versuchen wir es mal. Da wusste ich noch nicht, dass auch der letzte Zug von Paris nach Hendaye bereits von den Franzosen gestrichen worden war.
    Der nächste Zug von Hamburg brachte mich mit Umsteigen in Mannheim zum Glück nach Paris. Während ich versuchte, die Metrostation zum nächsten Fernbahnhof zu finden, hielt ein Typ auf seinem Fahrrad abrupt an und fing an, auf Französisch mit mir zu reden und auf meinen Rücken zu zeigen. Als er merkte, dass ich kein Wort verstand, wechselte er erfreulicherweise auf Englisch. Er fragte mich, ob ich ein ultraleichter Backpacker sei, und zeigte mir seinen X-Pac-Rucksack auf seinem Rücken, den ein Freund von ihm genäht hatte. Ich hatte auch einen X-Pac-Rucksack dabei, den ich selber genäht hatte. Wir kamen schnell ins Gespräch, und ich sagte ihm, dass ich in Paris gestrandet wäre und noch keine Bleibe für die Nacht hätte. Er bot mir großzügig an, bei ihm und seiner Mutter zu bleiben, bei der er gerade zu Besuch war. Wir tauschten die Handynummern aus und beschlossen, uns später wieder zu treffen, da ich zuvor erst mein Ticket für den nächsten Morgen umbuchen musste.
    Wir drei verbrachten einen wunderbaren Abend beim Abendessen und sprachen über alle Dinge des Lebens. Danke dir Ulysse, dass du einen Fremden auf der Straße angesprochen hast. Ich weiß deine Freundschaft sehr zu schätzen und hoffe, dass wir bald zusammen wandern können! Wandern und Ultraleicht hat mir einmal mehr bewiesen, wie gut es Menschen verbindet.
    Der Rest der Reise verlief dann reibungslos, und ich kam am nächsten Tag um 12:30 Uhr in Hendaye an.
     
    Kapitel 1: Hendaye - Lescun - Tag 1-5
    Vor dem Start meiner Wanderung sprang ich natürlich kurz in den Atlantik. Das Wasser war lauwarm. Würde das Wasser drei Wochen später im Mittelmeer genauso angenehm sein? Ich war mir nicht sicher, ob ich das herausfinden würde... Nachdem ich mich auf meine Tour die Wochen zuvor sehr gefreut hatte, änderte sich zwei Tage vor der Abreise aus Hamburg etwas. Ich verspürte einen Stein in meiner Brust. Ich verlor jegliche Begeisterung. Ich wollte nicht mehr los. Dieses Gefühl würde in den ersten Tagen auf dem Weg nicht vergehen. Ich hatte dieses Problem noch nie zuvor auf einer meiner anderen mehrwöchigen Touren... 
    Mein Rucksack war zu Beginn viel zu schwer. Letztes Jahr schwebte mein Basisgewicht um die 3-Kilo-Marke, aber nachdem ich ein paar Luxusteile hinzugefügt hatte und mich schließlich auf eine richtige Kamera festgelegt hatte, war es mehr um die 4,5-Kilo-Marke. Das macht für mich jetzt keinen großen Unterschied. Aber ich hatte es mir mit dem Einkauf der Verpflegung für die ersten Tage wirklich verbockt. Leider bin ich etwas faul, wenn es darum geht, mein Essen für Reisen zu planen, also war ich No-Cook unterwegs. Ich ging am Abend vor meiner Abreise in den Supermarkt und schnappte mir einfach ein paar Sachen, auf die ich Lust hatte, anstatt mir meine g/Kcal-Essenslisten anzuschauen, die ich schon auf früheren Reisen genutzt hatte. Ich schnappte mir zwei viel zu schwere Gläser mit Erdnussbutter und Hummus. Was hatte ich mir nur dabei gedacht!? Glasgläser...
    Ich dachte, das Essen, das ich gekauft hatte, würde 3 Tage reichen... Es reichte 6.
    Okay, fangen wir an, zu gehen!
    Um 14 Uhr ging ich endlich los und ließ Hendaye ziemlich schnell hinter mir. Die ersten Anstiege ließen nicht lange auf sich warten. Sofort macht man einige steile Aufstiege auf Forststraßen und aus dem Nichts ging es durch dickes Gestrüpp. Die Vegetation im Baskenland ist sehr üppig und grün. Wasser war allerdings knapp, und meine 2-Liter-Kapazität war bei der Hitze ziemlich schnell erschöpft. Das erste Mal gelang es mir gegen 19 Uhr, Wasser aus einer Viehtränke zu finden. Ich warf zwei meiner Micropur-Tabletten rein und setzte den Aufstieg bis Larrun fort. Ich war nun bereits auf fast 1.000m über dem Meeresspiegel. Nach dem Abstieg südlich von Larrun fand ich eine schöne Wiese. Für meine Wanderung hatte ich mir eine Zeitbegrenzung auferlegt. Ich wollte nicht im Dunkeln wandern, was ich sonst manchmal tue. Ich wollte einfach nichts verpassen.
    Die Nacht war mild und klar. Ich entschied mich für ein Cowboy-Camp, ohne mein Zelt aufzustellen.  Eine Entscheidung, die ich recht schnell bereute, wegen all der Pferde mit ihren umgehängten Glocken, die um mich herum grasten. Jedes Mal, wenn ich eine Glocke näher kommen hörte, sprang ich auf und sah mich um. Ich hatte ziemlich Angst, zu Tode getrampelt zu werden. Das war nicht die einzige Nacht, in der mich diese Angst begleitete, aber die letzte Nacht, in der ich ohne Zelt unter freiem Himmel campte...
    Die nächsten beiden Tage verliefen mehr oder weniger gleich, wobei ich gelegentlich durch ein kleines Dorf mit alten steingemauerten Häusern kam. Ich traf einen holländischen Wanderer, Gun, der einen ÜLA-Catalyst (leichter Rucksack) trug und auf dem HRP bis Gavernie in drei Wochen laufen wollte. Er war ein wenig skeptisch, was den ultraleichten Ansatz anging. Ich teilte mein Problem, irgendwie nicht in den Trip reinzukommen und nicht in der richtigen Verfassung zu sein. Er kannte das Gefühl und sagte, ich solle noch ein paar Tage warten und dann hoffentlich meinen Groove finden. Ich war skeptisch, aber was war die Alternative? Die Logistik, um wieder nach Hause zu kommen, war komplizierter als weiter zu gehen. Aber ich glaube, der Hauptgrund, warum ich zu diesem Zeitpunkt weitermachte, war, dass ich meine Pläne, den HRP zu wandern, vielen Freunden und der Familie erzählt hatte... Ich konnte mich nicht geschlagen geben, zumal ich gut in Form war und von Anfang an 40km+ Tage zurücklegte.
    In unserem Gespräch verloren, machten wir einige Navigationsfehler, aber schließlich entdeckten wir einen guten flachen Platz zum Zelten für unsere Pyramidentarps (er hatte ein Duomid dabei). Ich freute mich über die Gesellschaft, und ich glaube, der Hauptgrund, warum ich Schwierigkeiten hatte, reinzukommen, war der Gedanke, drei Wochen lang dort draußen zu sein... allein. Versteht mich nicht falsch, ich habe mehr Wanderungen allein als mit Freunden unternommen, aber zu diesem Zeitpunkt wollte ich die schönen, lustigen und harten Momente mit anderen teilen, und ich wusste, dass die von mir geplante Wanderung ein Minimum an Begegnungen mit anderen haben würde. Diese Nacht war nur eine von zweien, in denen ich mit jemand anderem zeltete...
    Am nächsten Morgen verabschiedeten Gun und ich uns, und ich kämpfte mich weiter. Ja, es war ein Kampf in den ersten Tagen.
    Ich kam an mehr Glocken vorbei, als mir lieb war. Ich dachte immer wieder, das müsse der Soundtrack des Baskenlandes sein. Ha, wie falsch ich doch lag. Es war der Soundtrack der Pyrenäen: Die Glocken der vielen Schafe, Pferde und Kühe, die hohen Schreie der Hirten und das aggressive Bellen der Hütehunde! Ich bin mir nicht sicher, ob ich während meiner Reise mehr Hirten oder Wanderern begegnet bin.
    Trotz meines mentalen Zustands tagsüber, war ich ein sehr glücklicher Camper, als ich mich für meinen Zeltplatz für die Nacht entschied. Fünf Sterne! Ich saß da, schaute auf den Sonnenuntergang, überblickte die Gipfel des Baskenlandes... und lächelte. War es das, was ich brauchte, um in den Hike zu finden?
    Ich freute mich auf Tag 4. Jede Menge Anstiege und die Besteigung meines ersten kleinen Gipfels auf über 2000m stand auf meinem Plan. Aber der Pic d'Orhy würde mir nicht in den Schoß fallen. Zuerst musste ich einen ziemlich steilen Aufstieg in Angriff nehmen und einige Kämme hochklettern. Ich war erschöpft und während einer anstrengenden Passage, bei der ich eine Klippe hinunterblickte, traf ich auf ein deutsches Paar, das eine Tageswanderung machte und gerade vom Pic d'Orhy gekommen war. Es war ziemlich lustig, wie ich einfach ohne Pause losplapperte, sobald ich Leute traf, mit denen ich reden konnte. Sie waren super lieb, und nachdem ich ihnen von meinen Wanderplänen erzählt hatte, gaben sie mir alles Essen, was sie noch hatten. Am meisten schätzte ich den frischen Apfel. Danke Kati und Michi!
    Tag 5 war der Tag, an dem endlich alles zusammenkam und ich begann, meinen Groove zu finden. Nachdem ich zum Refugio Belagua hinabgestiegen war, aß ich schnell eine Tortilla (das erste, was ich nach dem Start in Hendaye gekauft habe).
    Der folgende Abschnitt wird mir immer in Erinnerung bleiben. Die Sonne brach durch die Blätter eines magischen Waldes, der sich zu einer mit Kiefern gesprenkelten Granitlandschaft öffnete. Es war einer der schönsten Anblicke, die ich bisher erleben durfte. Mein riesiges Grinsen wollte mein Gesicht einfach nicht mehr verlassen. Keine Chance. Als ich bei Col d'Anaye ankam und über meine Schulter sah, wusste ich, dass ich in diesem Moment nirgendwo anders sein wollte. Verrückt, wie die Schönheit der Natur deine Perspektive völlig verändern kann.
    Auf dem Abstieg nach Lescun benutzte ich meine 6. und letzte Micropur-Tablette der Reise. Es scheint, dass mein Selbstvertrauen in jeder Hinsicht während dieser entscheidenden Stunden gestiegen war.
    Nach einem kurzen Straßenmarsch kam ich in Lescun an.
     
    Kapitel 2: Lescun - Gavernie - Tag 5-9
    Lescun ist ein niedliches kleines Dorf mit einem kleinen Supermarkt, der eine eher begrenzte Auswahl hat. Ich habe mich schnell für die nächste Strecke nach Gavernie eingedeckt und bin noch einmal anderthalb Stunden weitergelaufen. Ich war nie wirklich sicher, wo ich in der folgenden Nacht zelten würde. Meine Wanderroute entwickelte sich gewöhnlich im Laufe des Tages, je nach dem Terrain und den zurückgelegten Kilometern. Im dicken Nebel, kam ich zu einer Hütte, die von einer Hirtin bewohnt wurde. Ich erschreckte sie zu Tode, als ich hineinschaute. Ich entschuldigte mich und fragte sie, ob es ihr etwas ausmachen würde, wenn ich auf der Wiese neben der Hütte zelte. Sie hatte nichts dagegen und ich war froh, als einige Minuten später ein anderer Hirte eintraf, der ihr hoffentlich jegliche Angst vor einem Verrückten nahm, der ungewöhnlich spät zum Zelten direkt neben ihr eintraf.
    Ich brach früh am Morgen auf und begab mich auf einen Tag, der von Wolken und Nebel beherrscht war. Es gelang mir kurz, für zehn Minuten über die Wolken zu kommen. Dies eröffnete mir den Blick auf Berggipfel, die sich durch eine plüschige weiße Wolkendecke bohrten. Es fühlte sich überhaupt nicht real an.
    Am Ibon de Estanés passierte ich einen ultraleichten Wanderer mit einem einfachen Hola. Ich glaube, er trug einen KS Liteskin-Rucksack. Ich ärgere mich immer noch darüber, dass ich mich ihm nicht richtig vorgestellt habe.
    Unten in Candanchu hatte ich mein erstes richtiges Town-Food. Eine eher durchschnittliche Pizza. Ich erwähne Candanchu nur, weil es eines der vielen verlassenen Wintersportdörfer ist, die im Sommer extrem abstoßend und deprimierend aussehen. Komisch, wenn man bedenkt, dass diese sterilen künstlichen Orte nur ein paar Monate im Jahr zum Leben erwachen. Und wenn man sieht, wie der Klimawandel sich nicht so schnell zu verlangsamen scheint, werden diese Dörfer in den kommenden Jahren sicherlich darunter leiden und sich vielleicht in permanente Geisterstädte verwandeln.
    Während des Essens habe ich von meinem Vater, einem Hobby-Meteorologen, die Wettervorhersage erfragt. Da er mich online über meinen Spot verfolgte, lieferte er mir immer sehr genaue Vorhersagen für die nächsten Tage. Ich war immer auf dem Laufenden und vertraute seiner Expertise. Wer braucht einen InReach, wenn man seinen eigenen persönlichen Wetterfrosch hat?
    Nach einigen Straßenspaziergängen kletterte ich wieder einmal in den vertrauten Nebel. Wegen der mangelnden Aussicht begann ich, die gelegentlichen Abfahrten hinunter zu joggen. Kein Grund zum Verweilen. Beim Versuch einzuschlafen, dachte ich nur daran, wie viele schöne Landschaften ich wegen des Nebels wohl verpasst hätte. Aber mal hat man Glück, mal Pech.
    Am folgenden Tag vollendete ich meine erste Woche auf dem HRP.
    Ich flog über den Trail bis zu diesem Punkt und wurde ein bisschen übermütig. Ich rechnete mir schon aus, dass ich, wenn ich mein momentanes Tempo hielte, wahrscheinlich in 18 Tagen fertig sein würde, statt in meinen grob prognostizierten 21 Tagen.
    Ich wusste nicht, dass die "echten" Pyrenäen gerade erst begonnen hatten.
    Und ich war definitiv nicht auf das vorbereitet, was der HRP an diesem Tag für mich bereit hielt.
    Auf dem Weg zum Col d'Arrious hatte ich eines meiner wenigen Gespräche mit einem Hirten. Es sind wirklich interessante Menschen und kommen aus allen Lebenslagen. Als ich oben auf dem Pass ankam, traf mich der Wind hart. Ich zog schnell meine Windjacke an und machte mich auf den Weg zum Refuge d'Arrémoulit, wo ich ein Serrano-Sandwich mit einem Omelett aß. Während ich die Aussicht auf den benachbarten See genoss, flog ein Habichtsadler 15 m über meinen Kopf hinweg. Ein seltener Anblick. Könnte es überhaupt noch viel besser werden? Ich bin mir nicht sicher, aber es konnte definitiv viel schlimmer werden... 
    Nach meiner Pause begann ich wieder an Höhe zu gewinnen und steuerte über den Col du Palas, nur um von einem riesigen Geröllfeld begrüßt zu werden. Denkt daran, dass es an diesem Punkt überhaupt keinen Weg mehr gab. Gelegentlich lagen ein paar Cairns (Steinmännchen) verstreut, was nicht wirklich half, einen klaren Weg zu definieren. Nachdem ich eine Weile hinuntergeklettert war, musste ich diese Felsbrocken nach Port du Lavedan wieder hinaufsteigen. Hier machte ich meinen ersten großen Fehler der Reise. Ich schaute mir nur grob die Richtung an und hatte GAIA nicht wirklich beobachtet. Aufgrund meines Navigationsfehlers verpasste ich den Pass um gut 10 m und kletterte einen kleinen Grat hinauf, den ich für den Pass hielt. Oben angekommen schaute ich auf die andere Seite hinüber, von der ich absteigen musste.
    "WHAT THE F*CK?! Was zum Teufel hat sich dieser Whiteburn-Typ gedacht, Leute über diesen Mist-Pfad zu schicken, ohne ihnen zu raten, Kletterausrüstung mitzubringen? Aber nein, wem schiebst du gerade die Schuld zu? Was habe ICH mir dabei gedacht, eine ausgedachte Route von einem Typen aus dem Internet zu folgen? JESUS. Was für ne Scheiße!" 
    Ich schaute zurück - ja, keine Chance, dass ich den Weg, den ich gekommen war, wieder hinuntergehen konnte. Nicht viel besser als das, was vor mir lag. Whiteburn hatte erwähnte, dass dieser Abschnitt drei große Cols mit zunehmenden technischen Schwierigkeiten bereithielt. Dies war nicht einer dieser drei, aber ich dachte, es sei der erste, und der Gedanke machte mir eine Heidenangst. Wie sollte ich die beiden anderen überleben, FALLS ich es lebend hierüber schaffte? Adrenalin schoss durch meinen Körper. Konzentriert wie noch nie zuvor bewegte ich meine Hände langsam auf einen leicht hervorstehenden Felsen zu, um irgendeinen Halt zu finden. Dann suchte ich nach einem anständigen Halt für meine Füße. Ich brauchte gut fünf Minuten, schweißgebadet, um den schwierigsten Teil der Strecke hinunterzugehen. Ich hatte nicht vor, so etwas in nächster Zeit wieder zu tun, dachte ich mir.
    Nun, das würde ich auf jeden Fall wieder tun müssen, wie sich später heraus stellte. Leute, überprüft eure Navigation dreimal, bevor ihr euch entscheidet, irgendeinen dummen, steilen Grat zu besteigen.
    Nicht lange nach dem schlimmsten Teil sah ich den Pass, den ich ein paar Meter zu meiner Rechten hätte nehmen sollen. Ich war beruhigt und wütend, weil ich einen Fehler gemacht hatte, der ziemlich unschön hätte enden können.
    Diese fünf Minuten hatten mein Energieniveau auf Null gebracht. Ich zitterte. An diesem Tag hatte ich meinen zweitkürzesten Wandertag der ganzen Reise.
    Nach ein paar Stunden gutem Schlaf war ich bereit, die drei technisch herausfordernden Cols dieses Abschnitts in Angriff zu nehmen: Col de Cambales, Col d'Arratille und Hourquette d'Oussoue. 
    Die Erfahrung vom Vortag stärkte mein Selbstvertrauen beträchtlich, was diese Pässe zu einem einfacheren Unterfangen als gedacht machte. Und so konnte ich die weiten Berglandschaften viel mehr genießen. Am frühen Nachmittag nahm ich meine übliche einstündige Pause und wusch mein Shirt und Socken. Nach dem letzten Col versuchte ich, so nahe wie möglich an Gavernie, meinen nächsten Re-supply Ort, heranzukommen. Am Ende schlief ich erstmals auf der Reise in einer Cabane. Sie war nicht mehr als eine einfache rechteckige Steinhütte. Komplett leer. Am nächsten Morgen stand ich früh auf und brach das Lager schnell ab, damit ich früh in Gavernie ankommen und dort nicht zu viel Zeit verlieren musste. Um 10 Uhr war ich da.
     
    Kapitel 3: Gavernie - Bernasque - Tag 9-12
    Gavernie ist ein Bergdorf, das als Dreh- und Angelpunkt für viele Wanderrouten in der Gegend dient. Es hat einen kleinen Outdoor-Laden, in dem man auf jeden Fall einen Rucksack oder Schuhe bekommen kann, falls man Probleme mit seiner Ausrüstung hat.
    Ich ging direkt zu einem Restaurant. Ich musste schließlich meine Powerbank wieder aufladen. Das allein würde wahrscheinlich schon drei Stunden dauern. Mit einer schnellen 30-minütigen Ladung während meiner Pizzapause in Candanchu hatte die Powerbank 8 Tage überstanden.
    Ich kam mit zwei Wanderern ins Gespräch, die neben mir am Tisch saßen. Sie hatten die Cicerone-Strecke des HRP 33 Tage zuvor vom Mittelmeer aus gestartet. Soweit ich es beurteilen konnte, entspricht die Cicerone-Strecke eher den Alternativvorschlägen, die Whiteburn für die Pocket Guide-Version vorschlägt.
    Nachdem ich ein paar Postkarten geschrieben und mich in dem kleinen Supermarkt mit Lebensmitteln eingedeckt hatte, aß ich ein großes Steak mit Pommes Frites und Spiegelei.
    Um 14 Uhr verließ ich Gavernie mit neuer Energie. Nach dem steilen Abstieg über die Hourquette d'Alans wird das Tal von einem schönen Bach begleitet, der in den Stausee Lac de Gloriettes mündet. Viele der türkisfarbenen Seen in den Pyrenäen sind eigentlich Stauseen bzw. dienen der Erzeugung von Wasserkraft. Das nimmt manchmal etwas von der Magie des Wassers.
    Direkt um Gloriettes herum begann ein Nieselregen. Der Nebel von den Tagen zuvor war wieder da.  Kennt ihr das, wenn man den Moment verpasst, in dem man seine Regenjacke hätte anziehen sollen, aber stattdessen hofft, dass es aufhört zu regnen? Ja, diesen Moment hatte ich verpasst.
    Völlig durchnässt schaute ich auf meine Karte, um mögliche Campingplätze für die Nacht auszumachen. Ich entschied mich für eine Hütte, die ich gegen Sonnenuntergang erreichen sollte.
    Schade nur, dass sie gerade renoviert wurde und verriegelt war. Zum Glück sah ich die Cabane des Aires eine halbe Stunde vor mir auf meiner Route. Ich nahm etwas Tempo auf und ging weiter. Ich würde meine Entscheidung in den kommenden Stunden auf vielerlei Weise bereuen. Ich hätte einfach mein Zelt aufschlagen sollen...
    So wanderte ich etwas über 2000m weiter. Und der Nebel wurde immer dichter, so dass ich nur noch 5m um mich herum sehen konnte. Kombiniert man das mit meist grasbewachsenen Pfaden, dann hat man einen Navigationsalbtraum vor sich. Ich schaute auf GAIA nonstop und kam immer noch vom Kurs ab. Es wurde ziemlich kalt. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig zur Hütte, bevor es dunkel wurde.
    Erschöpft setzte ich meine Stirnlampe auf, um mir die kleine Steinhütte anzusehen. Etwas bewegte sich im Dunkeln. Ich bewegte meinen Kopf wieder dorthin, wo ich glaubte, etwas gesehen zu haben.
    "OH COME ON! ECHT JETZT!?"
    Eine verdammte Maus. Ich wollte mich gerade wirklich nicht mit diesen kleinen Mistviechern rumplagen. Ich habe das kleine Ding nach draußen gescheucht. Da die Stahltür der Hütte sich nicht schließen ließ, baute ich eine Barriere aus Holzpaletten und der Nose eines Snowboards (wie zum Teufel kam das da hin?). Der Schlafbereich befand sich im hinteren Teil des Raumes und glücklicherweise einen halben Meter erhöht. Ich richtete mich für die Nacht ein, legte mein Essen direkt neben mich und ließ den Rest meiner Ausrüstung auf dem Tisch liegen. Nachdem ich in meinen Quilt (offener Schlafsack) gekrochen war, scannte ich die Hütte wieder nach unerwünschten Nagetieren ab. F*CK! Die Maus hatte eine(n) Freund(in) mitgebracht... Ich gab sofort  auf. Ich hatte keine Chance, sie draußen zu halten, und die Nacht wurde noch schlimmer.
    Als ich mein Handy an meiner Powerbank aufladen wollte, passierte nichts. Ich steckte mein Handy ein paar Mal raus und ein. Nichts. Ich benutzte ein Mikro-USB-Kabel mit einem Lightning-Adapter. Nachdem ich das Kabel an meiner Stirnlampe getestet hatte, war der Grund offensichtlich. Ich habe Zubehör von Drittanbietern für das iPhone noch nie vertraut. Warum habe ich dieses kleine Stück Scheiße überhaupt mitgenommen?
    Mein Telefon war auf 7% und ich hatte keine Möglichkeit es aufzuladen. Wie sollte ich aus diesem dichten Nebel heraus navigieren? Ich hatte nur eine Wahl: früh aufstehen und den Berg hinunter zu einer 6 km entfernten Auberge gehen und hoffen, dass jemand bereit war, mir sein Kabel zu verkaufen. Dazu brauchte ich entweder ein Telefon für die Navigation oder einen klaren Himmel. Ich wusste die allgemeine Richtung, aber es gab so viele Windungen und Seen, die mich von meinem Ziel trennten, dass ich mich wahrscheinlich ziemlich schnell verirren würde, vor allem ohne visuelle Orientierung. Ich glaube, physische Karten wären im Moment gar keine so schlechte Idee gewesen.
    Die Nacht war offensichtlich schrecklich. Ich war nervös, hoffend, dass mein Telefon bis zum nächsten Morgen überleben würde. Und die beiden Mäuse hatten die ganze Nacht lang einen ernsten häuslichen Streit. Ich verfolgte sie mit meiner Stirnlampe durch die ganze Hütte. Während der Reise verbrauchte ich den größten Teil meiner Stirnlampenbatterie für die Suche nach Mäusen. Glücklicherweise hielten sie sich von meinem Essen fern.
    Nachdem ich kaum geschlafen hatte, wachte ich am nächsten Morgen bei unveränderten Wetterbedingungen auf. F*ck. Da ich zu ängstlich war, meinen Akku während der Nacht zu checken, entsperrte ich mein Handy. 4%. YES! Vielleicht schaffte ich es doch noch. Ich brauchte ja nur 40 Minuten bis zu der Straße, die zur Auberge führt. Ich packte so schnell wie möglich meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg und betete, dass ich keine weiteren Navigationsprobleme bekäme und, noch wichtiger, eine freundliche Seele träfe, die bereit war, sich von ihrem Ladekabel zu trennen.
    Ich verlor die Route einige Male, schaffte es aber schließlich, mit nur 1% auf die Straße zu kommen.
    Als ich auf dem Parkplatz der Auberge ankam, sah ich ein junges Paar, das sich für eine Tageswanderung fertig machte. Ich erzählte ihnen von meinem Dilemma und meinen Wanderplänen. Ich sah wahrscheinlich ziemlich erbärmlich aus. Aber zum Glück hatten sie ein Ersatzkabel. Sie waren jedoch nicht bereit, dafür Geld zu nehmen. Puuuuh, war ich erleichtert. Ich wanderte mit ihnen den Weg, den ich gekommen war, hinauf und fing an zu plappern, so wie ich es immer auf dieser Reise tat, sobald ich Gesellschaft hatte.
    Dieses iPhone-Adapter-Debakel hätte mich ein oder zwei Tage kosten können. Es hat mir genug Angst gemacht, so dass ich wahrscheinlich für den Rest meines Lebens immer separate Markenkabel mitnehmen werde.
    Obwohl mir das neue Kabel dringend benötigte mentale Energie gegeben hatte, nahm mir der nächste Anstieg auf den Col de la Sede die Energie direkt wieder aus den Beinen. Für mich war dies wahrscheinlich der anstrengendste Aufstieg der ganzen Reise. Kein Pfad, nur 60-70% Grad Grashang zur Überwindung von 400 Höhenmetern.
    Rückblickend war dies wahrscheinlich der körperlich schwierigste Tag für mich. Auf der Passhöhe musste ich einige steile Geröllfelder überqueren, die mich mit jedem Schritt nach unten rutschen ließen. Und der scharfe Fels wartete nur darauf, mir die Knöchel aufzuschneiden. Danach wurde es für ein paar Kilometer etwas weniger technisch herausfordernd, aber die Anstiege hörten nicht auf.
    Am Lacs de Barroude musste ich eine Entscheidung treffen: nehme ich die Alternative hinunter nach Parzán für einen leichten Teilabschnitt auf dem GR11, oder wandere ich weitere 10 km Richtung Osten mit insgesamt 900 m Aufstieg und 1050 m Abstieg auf einem technisch schwierigen Bergkamm. Ich war völlig erschöpft, und es war bereits 16 Uhr. Gleichzeitig wollte ich diese wohl schönste und schwierigste Route unbedingt zurücklegen. Drei Snickers später fing ich trotzdem an, den Kamm hinaufzuklettern. Manchmal bin ich einfach etwas zu dickköpfig. Zum ersten Mal an diesem Tag lief ich nicht in völligem Nebel. Die Wolken verunsicherten mich trotzdem. Ich wollte nicht von einem Blitzgewitter überrascht werden, da es keinen einfachen oder schnellen Weg vom Bergrücken herab gab. Auf halbem Weg begann ich Donner zu hören. Ich konnte ihn aber nicht lokalisieren und sah auch keine Blitze. Ich ging schneller so weit es das Terrain zuließ, während ich einen Grat auf und ab kletterte. Für die Nacht hoffte ich, den grünen Fleck auf meiner Karte zu erreichen, der den Höhenlinien zufolge ziemlich flach aussah. Ich musste einfach nur ankommen. Die Gratwanderung wurde mit dem Fortschreiten immer herausfordender, aber die Wolken blieben zahm. Ich bewegte mich vom Grat nach Norden und kam zu meinem geplanten Zeltplatz.
    Meine Entscheidung hatte sich ausgezahlt. Fünf Sterne! Mein Lieblingscampingplatz des Trails mit einem grandiosen Blick auf das Herz der Pyrenäen. Es war die erste und einzige Nacht, die auch völlig still war. Keine Glocken, keine Mäuse, kein gar nichts. Ich schlief wie ein Baby.
    Aber nicht einmal guter Schlaf konnte meine Energie nach den Ereignissen von Tag 10 zuvor und dem sehr steilen und herausfordernden Wandern abseits des Weges wiederherstellen. Und Tag 11 hatte noch mehr davon für mich zu bieten. 
    Als ich den Port d'Ourdissétou auf einem der seltenen gepflegten Wanderwege des Tages hinaufkletterte, merkte ich, dass ich das nicht mehr lange durchhalten konnte. Ich brauchte eine richtige Pause. Ich beschloss, bei meinem nächsten Resupply in Bernasque einen Pausentag einzulegen. Das war allerdings noch anderthalb Tage entfernt. Zum Glück war die zweite Hälfte des Tages etwas leichter, bis zu einem späten Aufstieg nach Port d'Aygues Tortes und dem Abstieg zur Cabane Prat Caseneuve. Nach meinem letzten, eher unangenehmen Cabane-Erlebnis wollte ich eigentlich alle weiteren vermeiden. Aber Prat Caseneuve war eine sehr gute Hütte mit einem zweiten Stockwerk und richtigen Matratzen. Meine Angst vor Bettwanzen ließ mich jedoch auf dem Boden schlafen, zur großen Verwirrung des Franzosen, mit dem ich die Cabane in dieser Nacht teilte. Mir wurde langsam klar, dass der Abschnitt Gavernie-Bernasque wahrscheinlich der härteste des gesamten HRP war.
    Am nächsten Morgen standen wir um 6 Uhr auf, und ich machte mich bei Tagesanbruch auf den Weg. Drinnen zu schlafen, um früh aufzustehen, war die richtige Wahl, da ich einen sehr harten Tag vor mir hatte. Ich wollte zwei der höchsten und technisch anspruchsvollsten Pässe des HRP in Angriff nehmen: Col des Gourgs Blancs und Col Inférieur de Litérole. Beide knapp unter 3000 m. Ich hatte von anderen Wanderern und in Online-Foren Horrorgeschichten über Litérole gehört. Besonders beim Abstieg über die Ostseite, den ich machen musste. Ich konnte es mir aber nicht vorstellen. Der Mist, den ich bis zu diesem Zeitpunkt schon gemacht hatte, war meiner Meinung nach schwer zu übertreffen.
    Es war ein sehr schöner Tag, und nachdem ich an einem weiteren Stausee vorbeigekommen war, kletterte ich den Col des Gourgs Blancs hinauf. Durch riesige Felsblöcke zu navigieren, verstreuten Cairns zu folgen und Geröll hinaufzuklettern war zur Gewohnheit geworden. Ich cruiste durch eine der härtesten Routen, die die Pyrenäen zu bieten haben. Auf dem Weg hinunter, konnte ich Lac du Portillon sehen, einen weiteren Stausee. Ich machte eine 45-minütige Mittagspause am Refúge du Portillon und unterhielt mich mit einigen Einheimischen über Barfuß-Ultramarathon-Training und Traum-Rennen. Die Sonne wärmte meine Wangen. Auf zum Col Inférieur de Litérole!
    Der Aufstieg war steil, und ich traf eine Fehlentscheidung, als ich die Schneefelder umging, indem ich weiter auf steiles Geröll stieg. Jeder Schritt, den ich machte, löste einen Felsrutsch aus. Ich versuchte, so schnell wie möglich nach unten zu kommen. Das war nicht gerade einfach. Ich ging am Rande des Schneefelds weiter. Der letzte Aufstieg auf den Litérole war recht einfach. Als ich auf der anderen Seite hinunterblickte, verstand ich, worüber alle gesprochen hatten. Oooooof war das steil. Sowas brachte mich aber nicht mehr aus der Fassung. Der HRP hatte mich recht selbstsicher gemacht. Ich fand den Weg nach unten auf einer schnellen Schnee-Rutschpartie in ein Geröllfeld. Was folgte, war das längste Boulderhopping-Abenteuer meines Lebens. Super anstrengend, aber Spaß pur. Ich machte mich auf den Weg ins Remuñe-Tal. Dort schoss ich mein Lieblingsfoto der ganzen Reise. Nach einem langen Abstieg gelangte ich auf die Straße, die mich nach Bernasque bringen sollte. Ich bat zwei Spanier aus Barcelona um eine Fahrt. Mit Masken und desinfizierten Händen machten wir uns auf den Weg ins Tal.
     
    Intermezzo: Pausentag in Bernasque - Tag 13
    Bernasque ist ein malerisches Dorf im Herzen der spanischen Pyrenäen. Sein Dorfzentrum besteht aus schönen Steinbauten und einer großen Auswahl an Hotels und Restaurants. Zwei Outdoor-Geschäfte, die alles bieten, was das Herz begehrt, machen Bernasque zu einem voll ausgestatteten Anlaufpunkt für Berg-Touristen.
    Nachdem ich mich von meinem Ride verabschiedet hatte, machte ich mich auf den Weg zu einem Ein-Sterne-Hotel. Mitte September ist das Ende der Sommersaison für den Pyrenäen-Tourismus. Das war der letzte offene Tag meines Hotels, und so wurde für meine zweite Nacht ein anderes, wenige Minuten entferntes Hotel organisiert. Ich musste Lebensmittel für die nächste Strecke nach Arinsal einkaufen, da mein Pausentag an einem Sonntag sein würde und ich am Montag früh aufbrechen wollte.
    Ich sah zum ersten Mal auf meiner Reise Nachrichten. Verrückt, wie sich die Dinge in so kurzer Zeit wieder ändern können. Als ich nach Hendaye fuhr, waren die Covid-Zahlen seit einigen Monaten konstant niedrig. Aber in Frankreich und Spanien explodierten die Zahlen wieder. Über 10.000 Neuinfektionen pro Tag allein in Frankreich. Ich fand das Verhalten der Franzosen und Spanier jedoch viel verantwortlicher als das der Deutschen. Jeder trug in der Öffentlichkeit eine Maske. In Deutschland demonstrierten die Menschen in Massen gegen die Covid-Maßnahmen der Regierung. Ohne Masken und Abstandsregeln...
    Ich hatte ein großes Abendessen und ging schlafen. Ich freute mich auf meinen Pausentag. Null Kilometer würde mir sicher gut tun. Einen Tag vor meiner Ankunft in Bernasque bekam ich leichte Schmerzen im rechten äußeren Knie, immer dann, wenn ich längere Zeit auf schwierigem Gelände abstieg. Es waren neue Knieschmerzen für mich, so dass ich Schwierigkeiten hatte, deren Ursache zu ermitteln. Ich nutzte den Tag, um mich ein wenig mehr zu dehnen und KT-Tape anzuwenden. Während der ersten Hälfte meiner Reise rollte ich meine Füße konsequent aus und machte die Viranasa-Pose, die meiner Meinung nach ein großer Faktor dafür war, dass ich weitgehend schmerzfrei blieb.
    Neben dem Aufflackern der Schmerzen meines Knies, musste ich mich auch noch um meine Trailrunner (Topo Ultraventure) sorgen. Bereits Tage zuvor, nach 200 km hatte ich meine Schuhe das erste Mal inspiziert und gesehen, dass sich die Virbram-Sohle an der rechten Ferse halb gelöst hatte. Jetzt, nach 400km, hing die Sohle nur noch an einem Gummistück und an der linken Ferse war mittlerweile das gleiche passiert. In einem Souvenirladen fand ich Schuhkleber und klebte die beiden Sohlen wieder an. Die Lauffläche war generell schon ziemlich glatt gelaufen, und an der Stelle, wo meine großen Zehen auf die Fußballen trafen, bildeten sich zwei Löcher. Ich plagte mich bis zum Ende meiner Tour mit den defekten Schuhen herum. Es wäre so einfach gewesen: ich hätte einfach ein neues Paar Trailrunner aus dem riesigen Angebot der beiden Outdoor-Läden im Ort auswählen sollen.
    Der Rest des Tages bestand aus essen, in der Sonne liegen, essen, schlafen, essen, usw... 
    Der letzte Bus der Saison fuhr an diesem Sonntag wieder zum Trail. Da ich aber am nächsten Morgen um 6.30 Uhr los wollte und nicht auf einen Tramper warten wollte, musste ich einen 25-Euro-Shuttle zurück zur Route buchen.
     
    Kapitel 4: Bernasque - Arinsal - Tag 14-17
    Am nächsten Morgen kam ich etwas vor 7 Uhr morgens wieder am Trail an. Der Sonnenaufgang ließ noch auf sich warten. Ich musste wohl doch noch ein paar Minuten im Dunkeln wandern. Nach 6 km erreichte ich die Hälfte der Stecke des HRP.
    Der Tag verging wie im Flug über einen der höchsten Pässe der Route, den Col de Mulleres. Für den Rest des Tages standen eine Menge Abstiege, Anstiege und türkisfarbene Seen auf dem Programm. Gegen 16 Uhr begann ich jedoch wieder mein rechtes Knie zu spüren. Aus dem leichten Schmerz wurde bald ein starker. F*CK... Ich war froh, wieder wandern zu können, über die Pfade zu grooven, die Aussicht zu geniessen, und nun das?
    Ich war allerdings nicht wirklich überrascht. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, da ich ja jeden Tag zwischen 4000-6000m hoch und runter lief.
    Der Schmerz ließ nicht nach. Vielleicht hatte ich das KT-Tape mit zu viel Stretch aufgebracht? Ich entfernte es. Es wurde minimal besser, aber vielleicht bildete ich es mir nur ein.
    Ich ging meinen letzten Aufstieg des Tages hoch, sehr nervös, dass mein Knie meine Wanderung beenden könnte. Auf halber Höhe traf ich einen deutschen Wanderer namens Andreas. Ein fitter und erfahrener Hiker. Er hatte den HRP (Cicerone-Version) begonnen, wechselte aber nach einigen Tagen zum GR11, als er anfing, sich mit dem Gelände und den Pässen, die er durchwandern musste, unwohl zu fühlen. Ich verstand ihn vollkommen. Wir tauschten ein bisschen Essen aus und zelteten zusammen. Das war das zweite und letzte Mal, dass ich mit einer anderen Person campte. Vor dem Schlafengehen nahm ich mir etwas mehr Zeit als sonst, um mich zu dehnen.
    Am Morgen waren die Schmerzen verschwunden. Aber all die kleinen Wehwehchen, die ich auf dieser Reise gehabt hatte, waren nach einer erholsamen Nacht verschwunden. Ich hatte noch kein Vertrauen in mein schmerzfreies Knie.
    Und nach einer halben Stunde kamen die Schmerzen wieder mit voller Stärke zurück.
    Panik traf mich mit voller Wucht. Der Schmerz und meine Angst, nicht mehr weitermachen zu können, stresste mich. Und ich hatte keine Ahnung, was zum Teufel mit meinem Knie los war.
    Als ich nach Salardu hinunterging, rief ich meinen Vater an. Ich ließ meiner Frustration freien Lauf und bat ihn, meine Symptome für mich nachzusehen, da ich keine Internetverbindung bekam. Er begann mir eine Diagnose vorzulesen, die die Ursache meiner Schmerzen zu sein schien. Probleme mit dem IT-Band. Ich hatte nur davon gehört. Also gut, Papa, wie kann ich es beheben? Ich kann jetzt nicht aufhören. Auf keinen Fall.
    Er hat versucht, mir einige Google-Fotos und ein Youtube-Video zu erklären, dass er sich nebenbei ansah. Ich wurde gerade am Telefon gecrewt. Nachdem er mich etwas aufgemuntert hatte, bekam ich meine übliche Wettervorhersage. Danke, Papa!
    In Salardu setzte ich mich in den Schatten und begann, meinen Oberschenkel mit meinem Trekkingstock brutal auszurollen. Das hielt ich fünf Minuten lang durch. Danach stand ich auf und machte vorsichtig einige Schritte.
    Zauberei! Der Schmerz hatte deutlich nachgelassen. Okay, schauen wir mal, wie lange das anhält, dachte ich.
    Ich nahm mein Tempo wieder auf und legte einen 1000m Anstieg in einer Zeitspanne von zwei Stunden über 10km zurück. Meinem Knie ging es okay. Nicht gut, aber in Ordnung. Kurz vor Sonnenuntergang schlug ich mein Lager an einem See auf. Keine Minute später begann es zu regnen. Die ersten Tropfen Regen in den Pyrenäen prasselten auf mein Zelt. Nach 15 Tagen.
    Mit meinen neuen Tricks, die mir am Telefon beigebracht wurden, hielt ich meine Knieschmerzen in Schach, so dass sie mich nicht mehr störten. Gelegentlich musste ich jedoch auf einem langen Abstieg anhalten und zusätzliche Arbeit mit meinem Trekkingstock leisten. Am 16. Tag passierte ich den größten Wasserfall auf meinem Weg. Was für ein Anblick!
    Ich ärgere mich immer noch, dass ich an diesem Tag einen Zeltplatz links liegen ließ, der unter den Top 3 gewesen wäre. Ich hatte gehofft, dass am nächsten See noch ein besserer Platz wäre. Das war leider nicht der Fall. Aber trotzdem schön.
    Als ich mir GAIA vor dem Schlafengehen ansah, wusste ich, dass ich am nächsten Morgen einen längeren Abstieg machen musste. Darauf freute ich mich nie. Vor allem wegen meiner Knieprobleme nicht.
    Ich hatte für Tag 17 nur ein Ziel. Ich musste rechtzeitig in Arinsal sein, um mich neu zu versorgen und meine Großmutter in Brasilien zu ihrem Geburtstag anzurufen.
    Der Tag war geprägt von vielen Höhenmetern und ständigem Tagträumen über Essen. Der Hiker-Hunger hatte nach einer Woche eingesetzt, und der Tagtraum vom Lebensmitteleinkauf war zu meiner Hauptbeschäftigung geworden.
    Gegen 17 Uhr und einigen schönen Ausblicken später erreichte ich Arinsal in Andorra.
     
    Kapitel 5: Arinsal - Bolquere - Tag 17-20
    Andorra ist ein kleines Land zwischen Frankreich und Spanien mit einer winzigen Bevölkerung von 77.000 Einwohnern. Auf dem Weg nach Arinsal kam ich an zu 95% geschlossenen Hotels vorbei. Im Supermarkt kaufte ich so viel Verpflegung für zweieinhalb Tage ein, dass ich meine Bottom-Pocket bis zum Rand vollstopfen musste. Einer meiner Lebensmittel-Tagträume war ein Baguette, gefüllt mit Käse, geräucherter Wurst und etwas Grünzeug. Aber zuerst rief ich meine Großmutter auf WhatsApp an. Was ich allerdings nicht wusste war, dass Andorra nicht Teil des EU-Roaming-Abkommens ist.
    Fünfzehn Minuten später hatte ich eine glückliche Großmutter und eine zusätzliche Telefonrechnung von 60€. Autsch. Macht nichts. Selbst wenn ich das gewusst hätte, hätte ich sie angerufen.
    Als ich Arinsal verließ, kam ich am Stadtrand mit einem vollwertigen Baguette im Bauch an. Ich wusste bisher nicht, dass ich in der Lage war, etwas so Deftiges in so kurzer Zeit zu essen.
    Ich kam recht zufrieden im Lager an und genoss eine Limo und einen Joghurt, welche ich zusätzlich eingepackt hatte.
    Tag 18 war ein Tag zum Vergessen und mein kürzester voller Tag auf dem HRP. Um 12 Uhr nachmittags verwandelte sich ein leichter Nieselregen langsam in Regen, bis ich durch einen richtigen Sturm wanderte. Regen macht mir nichts aus. Ich kann den ganzen Tag lang "Singing in the Rain" singen. Aber wenn man zu viel Wind hinzufügt, ändert sich meine Stimmung recht schnell. Um 16 Uhr hatte ich genug von den Stürmen herumgeschleudert zu werden. Ich machte Schluss, sobald ich das Refugio de Coms de Jan sah: eine kleine Schutzhütte mit Kamin. Ich war der einzige dort. Nachdem ich etwas gegessen und versucht hatte, meine Kleider zu trocknen, vergrub ich mich in meinem Quilt. Keine fünf Minuten später hörte ich ein Rascheln auf dem Tisch, auf dem ich meine ganze Ausrüstung und mein Essen liegen gelassen hatte. Ich war in höchster Alarmbereitschaft und erwartete meine Lieblingsmitbewohner. Ich schaltete meine Stirnlampe ein. Zum Glück war es nur ein(e) Mitbewohner(in). Aber diese Maus war eine Klettermaus und hatte keine Schwierigkeiten, den Tisch oder die Hochbetten zu besteigen. Ich scheuchte das Tier weg, nahm mein Essen und stellte es direkt neben mich. Meine Mülltüte hängte ich auf der anderen Seite des Zimmers auf. Das hielt den kleinen Scheißer nicht davon ab, meinen Müll zu durchwühlen. Zumindest hielt er sich von mir und meinem Essen fern. Meine Stirnlampe hatte an diesem Abend ihren zweiten Hauptauftritt.
    Mit dunklen Ringen um die Augen ging ich am nächsten Morgen wieder hinaus in den Sturm. Ich war an diesem Tag nicht sehr glücklich und schaffte es um 12 Uhr zum Refugi de Juclar, einer Hütte, die von einer süßen vierköpfigen Familie bewirtschaftet wird. Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich damit, mich am Ofen aufzuwärmen, Tee zu trinken, eine reichhaltige Bolognese und Suppe zu essen. Ich überlegte, ob ich für die Nacht bleiben sollte, da der Sturm noch nicht vorbei war. Mein Vater hatte mir aber gesagt, dass der Sturm um 14 Uhr verschwinden würde. Und natürlich tat er das auch.
    Keine fünf Minuten unterwegs, stürzte ich auf einige Felsen, brach mir einen Fingernagel in zwei Hälften und fügte zu den vielen Narben an meinen Beinen, die ich von der Reise mitgenommen hatte, einige neue hinzu. Ich wanderte nun viel vorsichtiger als in der ersten Hälfte meiner Reise. Aber ich kämpfte einen aussichtslosen Kampf gegen das nicht vorhandene Profil meiner Trailrunner.
    Ich legte einige Pflaster an und machte mich auf den Weg nach l'Hospitalet près l'Andorre. Dort gibt es einen kleinen Laden für Nachschub im Sommer. Ich war allerdings zu spät in der Saison auf der Durchreise. Der Laden war geschlossen. Das riesige Kraftwerk dort macht es nicht gerade zu einem attraktiven Ort, an dem man Zeit verbringen will. Ich kletterte aus l'Hospitalet heraus und sah bereits einen Lagerplatz auf der Ostseite des Étang des Bésines. Leider war er bereits von drei Wanderern besetzt. Das war noch nie zuvor passiert. Ich wollte die Gruppe aber nicht stören und campte ein paar hundert Meter weiter oben am Weg. Ich kam nun dem Ende meiner Reise immer näher, und eine Sache, die ich am meisten genoss, war, nicht zu wissen, wie weit ich es jeden Tag schaffen würde, oder wo mein nächster Lagerplatz sein würde. Das trug einfach zu meinem Abenteuer bei.
    In der Nacht hatte es wieder geregnet, aber der Morgen war klar. Ich bestieg an diesem Tag meinen letzten großen Berg, den Puig Carlit (ca. 3000m), und plante meinen letzten großen Resupply in Bolquere. Obwohl es Sonntag war, teilte mir Google mit, dass der Supermarkt geöffnet sei. Ich hoffte, dass das richtig war.
    Der Aufstieg zum Carlit ist eigentlich recht gemäßigt, vorbei an vielen natürlichen alpinen Seen. Ich hatte ein gutes Gespräch auf Portugiesisch mit einem erfahrenen Trailrunner, der gerade vom Carlit herunterkam. Als ich näher an den Pass herankam, bemerkte ich, dass die Zahl der Menschen ziemlich schnell zunahm. Der letzte 300m Anstieg war gefühlt vertikal. Definitiv der steilste Anstieg auf Geröll des gesamten HRP. Glücklicherweise hatte es ja in der Nacht zuvor geregnet, so dass der feine Schutt etwas verklumpter und leichter zu erklimmen war, ohne bei jedem Schritt nach unten zu rutschen. Oben, schon kurz vor dem Gipfel, wurde ich von einem Lärmgetümmel aus Schritten, Gelächter und Geschrei getroffen. Oh Gott, wo bin ich da hinaufgeklettert? Der Gipfel von Carlit war ein touristischer Hotspot. Ich war neugierig genug, um zu sehen, was es mit dem Getümmel auf sich hatte und kletterte ein paar Meter weiter nach oben. Mindestens 30 Leute standen Schlange, um ein Gipfelfoto zu machen. Ich merkte, dass all diese Leute ein bisschen zu viel für mich waren. Ich hatte vergessen, wie man mit so vielen Leuten zusammen sein kann.
    Ich machte mich schnell auf den Weg, die Ostseite des Carlit hinunterzugehen und verstand, warum es eine so beliebte Tageswanderung war. Unter mir eröffnete sich eine unglaubliche Aussicht: türkisfarbene Seen, beleuchtet von Sonnenlichtflecken, die die Wolken durchbohrten. Der Abstieg hinunter nach Bolquere war allerdings brutal. Mein Knie fing ziemlich stark an zu schmerzen. Ich nahm die zweite von den drei Ibuprofens der Reise. Ich hasste es, mir diese kleine Pille in den Mund zu stecken. Obwohl ich bei Wanderungen immer Vitamin-I dabei habe, hatte ich das letzte Mal vor 13 Jahren eine dieser Pillen genommen. Es fühlte sich wie Schummeln an, aber es machte das letzte Stück des Abstiegs definitiv angenehmer.
    Auf dem Weg nach Bolquere fragte ich zwei Wanderer, ob der Supermarkt geöffnet sei oder nicht. Er war geöffnet! Puh...
     
    Kapitel 6: Bolquere - Arles-sur-Tech - Tag 20-22
    Der Casino-Supermarkt in Bolquere war der größte, den ich auf der ganzen Strecke passiert hatte, und ich deckte mich mit allem ein, was mein Hunger begehrte. Für die letzten Kilometer des Tages machte ich mir eine weitere große Baguette-Kombination mit einem ganzen Camembert, 300g Lachs und Gurke. Dieses Mal versuchte ich, mich ein wenig zu beherrschen.
    Ich schlug mein Lager an der ersten flachen Stelle auf, die ich beim Aufstieg durch einen Wald finden konnte.
    In der Vorfreude auf Tag 21 brach ich das Lager schnell ab. Der Tag sollte hauptsächlich aus Kammwanderungen und dem Erklimmen von Gipfeln bestehen. Ich kam am Col de Núria an, wo die Gratwanderung in Richtung Osten beginnen sollte. Leider zogen sofort Wolken auf und blockierten jede mögliche Aussicht. Nebel und Regen waren meine Konstante für den Rest des Tages. Ich hatte mir vorgenommen, meinen ersten und letzten 50km Tag der Reise zu bewältigen. Da ich den Moment wieder verpasst hatte, meine Regenjacke rechtzeitig anzuziehen, und zu faul war, meine Isolierschicht zu benutzen, wurde mir schnell kalt. Meine Hände hatten vor einer Weile jegliche Beweglichkeit verloren. Einige Minuten lang prasselte sogar Hagel auf mich nieder. Um 16.00 Uhr, um die 40km-Marke, beschloss ich, mich im Refuge de Mariailles aufzuwärmen. Die nette Dame, die das Refuge bewirtschaftet, bereitete mir ein reichhaltiges Mittagessen zu, das aus Reis, Gemüse und Fleischklößchen bestand. Ich fing an, mich mit zwei Frauen, Brita und Lola, zu unterhalten, die sich beim Wandern auf dem GR10 kennen gelernt hatten und die zusammen die Reise beenden wollten. Zu uns gesellte sich Jean-Marie, ein Franzose, der den HRP vor einigen Tagen vom Mittelmeer aus begonnen hatte. Etwas zu spät in der Saison, um ehrlich zu sein. Die Pyrenäen wurden einige Tage später bereits von einigen Schneestürmen bis runter auf  2000m Höhe heimgesucht. Ich genoss die Gesellschaft, und nach drei Stunden konnte ich meine Hände wieder spüren. Die Gemütlichkeit und die guten Gespräche lockten mich zu einem Verbleib, und ich beschloss, die Nacht dort zu verbringen. Auf diese Weise konnte ich jeden Aspekt des Wanderlebens in den Pyrenäen mindestens einmal erleben.
    Leider ist kein Bett so gut wie dein eigenes Zelt. Ich wachte um 0.30 Uhr auf, wälzte mich bis 5 Uhr morgens hin und her und schlief schließlich doch noch zwei Stunden lang ein, bevor ich um 7 Uhr aufstand. Ich hatte massive Kopfschmerzen. Aber der Trail wartete auf mich!
    An diesem Tag erwartete mich der östlichste Gipfel der Pyrenäen, der Pic du Canigou. Um meine Reise mit Stil abzurunden und auch als kleines Augenzwinkern zu meinen frühen Bemühungen am 7. Tag, verpasste ich die letzte Abbiegung vor dem Gipfel und begann, einen viel zu steilen Grat zu erklimmen. Ich behielt aber die Ruhe, nachdem mich der HRP bereits zu so viel verrückten Wirrungen gezwungen hatte. Dieser Navigationsfehler war jedoch definitiv schlimmer als die Passverfehlung von Tag 7. Nachdem ich meinen Fehler bemerkt hatte, machte ich einige Kilian-Jornet-Klettereien, über die ich lieber nicht nachdenken möchte, und suchte nach einem Weg, um wieder auf den Pfad zu kommen. Ich hatte den Gipfel um 20 m verpasst, aber ich hatte keine Lust, den Weg wieder hochzugehen und den Canigou von der anderen Seite zu erklimmen. Schließlich bekam ich den Ausblick, auf den ich so lange gewartet hatte. Durch die Wolken bekam ich meinen ersten Blick auf das Mittelmeer. Ich war kurz davor, etwas zu erreichen, dass ich vor zwei Wochen nicht wirklich für möglich gehalten hatte.
    Beim Abstieg vom Canigou tauchte ich in ein Meer aus Wolken ein. Arles-sur-Tech war immer noch 2300 negative Höhenmeter entfernt. Die Wolken weinten noch nicht, als ich in Arles-sur-Tech ankam...
     
    Letztes Kapitel: Arles-sur-Tech - Banyuls-sur-Mer - Tag 22-24
    Arles-sur-Tech hat eine Konditorei, die für einen Keks/Kuchen namens Rousquille berühmt ist. Leider war sie geschlossen, als ich dort ankam. So kaufte ich einfach im lokalen Spar ein. Als ich aus dem Supermarkt kam, fing es an zu gießen. Es war warm, also zog ich nur meine Regenjacke an. Da es immer noch gegen 17 Uhr war, ging ich weiter. Meine einzige andere Möglichkeit wäre gewesen, auf dem örtliche Campingplatz zu übernachten. Leider klettert man aus Arles-sur-Tech heraus durch einen Wald, ohne einen geeigneten Platz zu finden, sein Zelt aufzuschlagen. Der Regen hatte den Weg in einen Bach verwandelt. Meine Füße waren sofort nass. Wenige Minuten später war ich völlig durchnässt. Ich hatte Glück, dass ich vor dem Wind geschützt war und dass mich die Anstrengung, bergauf zu gehen, warm hielt. Es war allerdings kurz vor Sonnenuntergang, und es war kein Zeltplatz in Sicht. Ein paar schreckliche Stellen später fand ich einen flachen grünen Fleck. Ich warf meinen Rucksack ab und holte mein Zelt heraus. In dem Moment, als ich versuchte, meine Heringe in den Boden zu schieben, wusste ich, dass es wirklich nur ein grüner Fleck war. Scheiße! Ich sammelte die wenigen Steine ein, die ich finden konnte, und versuchte, mein Zelt aufzustellen und mit den Steinen zu sichern. Jeglicher Wind hätte mein Zelt zum Einsturz gebracht. Ich zog meine durchnässten Klamotten aus und sprang in meinen Quilt.
    Ein paar Minuten später hörte der Regen auf. Mein Platz war so gut geschützt, dass mich der Wind in der Nacht nicht störte.
    Ich beschloss, auf die Morgensonne zu warten und stellte meinen Wecker auf 8 Uhr. Auf diese Weise vermied ich es, zu lange in nasser Kleidung zu wandern.
    Um ehrlich zu sein, haben mich die letzten zweieinhalb Tage der Tour zu Tode gelangweilt. Einfach ein völliger Antiklimax. Ich war von den hohen Pyrenäen verwöhnt worden. Die subtropischen Wälder des Mittelmeers konnten da nicht mithalten.
    Ich rief meinen Vater zu seinem Geburtstag an und trocknete mein Zelt.
    Le Perthus war der letzte mögliche Nachschub auf der Route. Ich kaufte eine Limonade und machte einen neuen Freund. Ein streunender Hund hatte mich bemerkt oder besser gesagt, die Wurst in meiner Bottom-Pocket gerochen und begann, mir aus der Stadt zu folgen. Ich musste einer Straße ziemlich lang folgen. Dabei gab es ein paar knappe Situationen für meinen kleinen Kumpel. Ein paar Autofahrer zeigten mit ihrem Finger auf ihre Schläfe. Sie dachten wahrscheinlich, der Hund gehörte mir. Als ich die Wurst rausholte und ihm keinen Bissen gab, verlor er jedoch jegliches Interesse. Er war mir 4km lang gefolgt.
    Meine letzte Nacht auf dem HRP war eine dieser seltenen Nächte ohne morgendliches Kondenswasser auf dem Zelt.
    Ich beschloss, etwas früher als gewöhnlich aufzustehen, um meinen letzten Sonnenaufgang auf dem Trail zu erleben. Die Wolken versuchten, den roten Lichtball zu verdecken. Die Sonne fand trotzdem noch einen Weg. Ich war fast fertig.
    Beim letzten Abstieg machte mein Knie nochmal richtig Alarm. Ich humpelte nach Banyuls ein. Es spielte keine Rolle mehr. Ich hatte es geschafft.
    Kühles Salzwasser umgab meine Füße. Mir wurde klar, was ich gerade getan hatte. 22 Tage und 22 Stunden durchquerte ich Gipfel und Täler vom Atlantik bis zum Mittelmeer.
    Mein Verstand war nicht in der Lage, mehr als das Offensichtliche zu verarbeiten. Ich war angekommen, und das war genug für den Moment.
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    sknie reagierte auf bluesphemy in HRP Reisebericht: Die Pyrenäen auf Steroiden   
    AUSRÜSTUNGS-BEWERTUNG:
     
    mata 27l Rucksack-Prototyp Nr.12
    Ich habe in den letzten Monaten das Design für meinen Frameless-Rucksack weiter verfeinert, um ein Produkt zu haben, das ich auf den Markt bringen würde. Dieser Prototyp verfügt über eine kleinere vordere Netztasche (in die immer noch mein Zelt, das Innenzelt, ein Groundsheet, Heringe und bei Bedarf einige kleinere Dinge passen). Unter der Vordertasche gibt es einen Platz für ein CCF-Schlafpad. Es ist ein schönes Design, solange man nicht durch dickes Gestrüpp muss oder enge Felsen längs krackselt. Bei der nächsten Version werde ich diesen zusätzlichen Platz allerdings wieder weglassen.
    Am besten gefällt mir die Aquaguard-Reißverschlussöffnung oben. Ich finde, Roll-Tops sind zu umständlich und brauchen viel zu lange, um auf das Hauptfach zuzugreifen. Ich finde Cinch-Verschlüsse besser als Roll-Tops, aber der obere Reißverschluss ist meiner Meinung nach beiden überlegen. Ich bin mit dieser Designauswahl sehr zufrieden.
    Der Rucksack hat auch eine vernünftige Bodentasche. Was ich damit meine, ist, dass es sich nicht nur um ein Netz handelt, das auf den Boden des Rucksacks aufgenäht wird. Es umfasst noch ein bisschen die Seite, so dass die Sachen immer sicher bleiben. Im Grunde wie Pa'lante das macht (und meiner Meinung die einzig richtige Art, eine solche Tasche mit seitlichem Eingriff zu machen).
    Ich habe meine Träger speziell so entworfen, dass sie Frauen gut passen. Sie waren auch für mich extrem bequem und sollten Männern genauso gut passen. Ich habe vordere Schultergurt-Netztaschen weggelassen, obwohl ich mal ein Tutorial für Schulternetztaschen erstellt habe, was häufiger von r/myog verwendet wird. Ultraleicht ist in gewisser Weise eine Erweiterung von Minimalismus, und ich habe mich wieder etwas von dem Accessibility-Trend abgewandt, der im Moment fahrt aufnimmt. Wenn man wirklich darüber nachdenkt, braucht man nicht die Hälfte von dem, was die Leute in ihre Schultergurte stopfen. Ich habe die Schultertaschen auf dem HRP nie vermisst und bevorzuge die Modularität von sauberen Trägern. Ich arbeite an zwei abnehmbaren Schultertaschen, die sich gut in die Riemen integrieren lassen und bei Bedarf vielseitig einsetzbar sein sollten.
    Insgesamt war ich mit dem Rucksack sehr zufrieden. Ich nehme jetzt noch einige weitere Optimierungen vor, die ich dann an Tester verschicken werde. Danach sollte der Rucksack fertig sein.
     
    Locus Gear Khufu + Inner
    Ich habe das Khufu nun schon seit einigen Jahren. Das Khufu ist meiner Meinung nach das beste Pyramiden-Zelt was es auf dem Markt gibt. Die Qualität ist überragend. Ich denke, das einzige andere Tarp, das ich jemals in Betracht ziehen würde, ist das Yama Cirriform Min.
    Dazu habe ich noch eine neues  Custom Innenzelt, das ich auf dieser Reise endlich ausprobieren konnte. Es hat einen umgedrehten T-Reißverschluss und einen winddichten Stoff, der halb von unten nach oben reicht. Das winddichte Gewebe verhindert, dass Wind eindringt. Den T-Reißverschluss verwende ich jedoch nicht wirklich viel. Ich bin mit dem Kauf insgesamt sehr zufrieden.
     
    Nunatak ArcUL 25°F/-4°C
    Ich habe meinen Cumulus Comforter M400 verkauft, weil mir der Decken-Stil nicht gefiel, ich habe die Fußbox sowieso immer geschlossen und konnte die Zugluft nicht immer fernhalten. Der Nunatak ist auf einem ganz anderen Level.
    Was Nunatak von allen anderen Quilt-Herstellern unterscheidet, ist das ETC-System. Ich kann mir einen Quilt ohne ETC nicht mehr vorstellen. ETC ist für mich Grund genug, mich immer für einen Nunatak-Daunenquilt zu entscheiden. Es war eine Offenbarung. Was sind nochmal kalte Luftzüge? 
    Ich habe mich für den wasserdichten 7D-Stoff für den Fußbereich und die Draft Collar entschieden und meine Fußbox overstuffed. Die wasserdichte Option ist super, da man sich einfach keine Sorgen machen muss, dass man gegen sein feuchtes Zelt kommt. Anstatt HyperDry-Daunen zu wählen (wie bei meinem Cumulus), habe ich die unbehandelten Daunen behalten. Ich sehe wirklich keinen Sinn von HyperDry. Man sollte nicht in eine Situation kommen, in der HyperDry notwendig ist, und wenn man irgendwo wandert, wo es so verdammt feucht ist, daß die Luft allein alles durchnäßt, sollte man wahrscheinlich einen APEX-Quilt mitnehmen.
     
    Timmermade Waterbear SUL APEX Balaclava
    Wo warst du mein ganzes Wanderleben?! Ich bin jetzt mit meiner Ausrüstung an einem Punkt angelangt, an dem ich mich in das meiste davon verliebt habe, so dass es schwierig ist, meine Lieblingsstücke einzuordnen. Der Waterbear ist aber auf jeden Fall unter den Top 3. Ich kann beim Schlafen ein kaltes Gesicht nicht ertragen, und wenn man es mit einem Buff oder Balaclava bedeckt, fällt es mir schwer zu atmen. Hier kommt der Waterbear ins Spiel. Er hält meinen ganzen Kopf warm, und der atmungsaktive APEX-Cinchkanal schließt sich vollständig, übt aber keinen Druck auf mein Gesicht aus oder erschwert das Atmen. In Kombination mit dem Nunatak-Quilt habe ich noch nie in meinem Leben besser geschlafen. Wenn es eine perfekte Schlafcombo gibt, dann ist es diese. Der Waterbear eignet sich auch hervorragend als isolierende Mütze, die man beim Wandern oder im Camp tragen kann. Besonders seit ich mein Bekleidungssystem verändert habe und alle Kleidungsstücke, außer der Regenjacke, kapuzenlos sind.
     
    Sarek 5mm CCF + Nemo-Switchback (6 Panels)
    In den letzten Jahren habe ich ausschließlich aufblasbare Matratzen verwendet. Ich habe nie durchgehend gut auf einer von ihnen geschlafen. Also habe ich diese CCF-Kombination ausprobiert, und es hat sich ausgezahlt. Ich habe jede Nacht wie ein Baby geschlafen und mir war nie kalt. Ich legte das Sarek-Pad über mein Switchback, was mir einen R-Wert von 3,2 gibt. Ich werde noch sehen müssen, wie tief ich in der Zukunft die Combo pushen kann. Tagsüber ist das Sarek innen als Frame und das Switchback außen als Sitzpolster für Pausen.
     
    Montbell Wind Jacke + Hose
    Großartige Stücke. Die Windjacke wurde viel benutzt und war tagsüber meist ausreichend. Die Hose trug ich gelegentlich am Morgen und vielleicht zweimal bei sehr windigen Pässen. Ich glaube nicht, dass man mehr als das für seine Beine braucht. Mein Groundsheet funktionierte gut genug als Regenschutz.
     
    Timmermade atmungsaktive SUL 2,5oz APEX-Jacke
    Dies war das Stück, das ich am meisten ausprobieren wollte. Im Frühsommer wandte ich mich an Dan wegen eines Systems, das ich für den kompletten Three-Season-Einsatz benutzen kann. Wir besprachen die offensichtliche Wahl eines Alpha-Direct-Fleece+Puffy. Aber mir gefiel, die SUL APEX-Jacke, die er bereits anbot. Das innere Netz machte für mich absolut Sinn, und die Möglichkeit, es über den Rucksack zu ziehen, war ein Bonus. APEX übertrifft Fleece auch in Bezug auf Wärme/Gewicht. Aber der Jacke fehlte einfach das letzte bisschen Atmungsaktivität. Dan schlug vor, Monolite als Außenmaterial auszuprobieren. Ich war mit dem Stoff vertraut, da ich auch welches habe für verschiedene Projekte, und bin schnell an Bord gesprungen. Die Theorie der Jacke war, dass man zuerst ein Windshirt zur Baselayer hinzufügen sollte, wenn es kalt genug wird, würde man die APEX-Jacke überziehen. Die Jacke würde es ermöglichen, bei niedrigeren Temperaturen aktiv zu sein als ein Fleece. Für das Camp zog man einfach ein Windshirt oder eine Regenjacke über die Jacke, wenn es windig war.
    Unsere Theorie hat sich als richtig erwiesen. Normalerweise würde ich morgens mit einem Windshirt beginnen und die Jacke für die ersten Minuten über den Rucksack ziehen, bis ich mich aufgewärmt hatte. In der letzten Stunde des Tages, wenn es abkühlte, fügte ich die Jacke gelegentlich zu meinem Windshirt hinzu. Ich habe die Jacke bisher nur bis 2°C benutzt, so dass ich noch nicht sagen kann, wie tief ich sie für den aktiven und stationären Gebrauch pushen kann, aber mir war auf dieser Reise nie kalt, außer wenn ich durchnässt war und nichts über mein Windhemd gezogen hatte. 
    Es würde mich nicht überraschen, wenn diese Jacke in Zukunft zu einem festen Bestandteil von UL-Kits wird. Mit Dan lässt es sich sehr gut arbeiten. Er hat noch einige interessante neue Stoffe und Isolationsmaterialien, die er gerade testet. Aufregende Zeiten!
     
    Frogg Toggs UL2 (Frauen)
    Ich nahm eine Frauenjacke in Größe L (ich bin in so ziemlich allem ein M für Männer), weil ich die rosa Farbe lustig fand. Nun, sie war an den Ärmeln und der Taille etwas zu kurz. Aber im Allgemeinen funktionierte die Jacke ganz gut, solange ich sie auch anzog. Ich habe gerade eine Frogg Toggs XXL für Männer gekauft, ums mal austesten. Mir gefällt, dass es meine Shorts abdeckt und die Ärmel nicht zu lang sind. Es sieht lächerlich aus, sollte aber sehr interessant sein, wenn es so funktioniert, wie ich es mir wünsche (kein Bedarf für einen Regenrock).
     
    SPOT Gen3
    Ich liebe dieses Ding. Das war die erste Reise mit einem GPS-Gerät und es funktionierte so, wie ich es wollte. Das Beste am SPOT ist, dass ich mich während der gesamten Reise alle 10 Minuten tracken konnte und die Batterie immer noch nicht leer ist. Ein InReach hätte alle 2-3 Tage aufgeladen werden müssen, nein Danke...
    Meine Freunde und meine Familie hatten Spaß daran, mich online zu verfolgen, und ich fühlte mich einfach etwas sicherer, allein in den Bergen. Die "Okay"-Nachrichten, die ich an ein paar enge Freunde und meine Eltern geschickt habe, gaben ihnen zusätzlich ein viel besseres Gefühl.
     
    Olympus EM-5 Mark III + 12-40mm 2,8 PRO Objektiv
    Ich denke, viele Fotos sprechen für sich selbst, aber ich bin einfach froh, dass es mir gelungen ist mich für eine Kamera zu entscheiden. Ich hatte es die letzten 3 Jahre vor mir eine zu kaufen und konnte mich einfach nicht entscheiden. Und Fotos mit dem Handy zu machen, ist einfach eine Katastrophe. Es macht einfach keinen Spaß. Auch die Wasserdichtigkeit der Kamerakombo ist großartig. Ich würde sie bei Nieselregen und leichtem Regen immer draußen lassen. In Zukunft sollte ich sie aber bei Starkregen in den Rucksack packen. Das habe ich auf dieser Reise nicht getan, und am vorletzten Tag hatte das Objektiv im Inneren etwas Kondenswasser, das im Laufe des Tages trocknete. Mit dieser Kombination bin ich sehr zufrieden. Ich werde vielleicht in Zukunft noch andere Objektive ausprobieren, aber das 12-40mm ist ausgezeichnet.
     
    Peak Design Capture Clip
    Was für ein schreckliches Ding. Die Schrauben gruben sich in den Schaumstoff meiner Schultergurte oder in meine Brust, und der Druck, den der Clip verursachte, war manchmal ziemlich schmerzhaft. Ich hätte das Ding wahrscheinlich ausprobieren sollen, bevor ich es auf meine Reise mitnahm. Vielleicht war auch einfach meine Kamera zu schwer? Aber die Qualität des Clips war auch ziemlich mies. Nach der Hälfte der Strecke ging der Clip von selbst ständig in den gesperrten Modus über. Danach war es ätzend, meine Kamera in den Clip hinein- und herauszubekommen. Ich packte das Teil in meinen Rucksack und bewahrte meine Kamera einfach in einer der Seitentaschen meines Rucksacks auf. Nie wieder.
     
    Lightning-Adapter
    Wenn ihr den Bericht gelesen habt, wisst ihr was jetzt kommt. Haltet euch fern von iPhone-Adaptern von Drittanbietern. Im Ernst. Diese Dinger hören nach einer Weile einfach auf zu funktionieren. Das ist mit jedem iPhone-Accessoire passiert, das ich bisher benutzt habe. Nie wieder.
     
    Topo Ultraventure
    In den letzten drei Jahren trug ich hauptsächlich Altra. Ich mag null Sprengung und brauche leider die breite Footbox. Ich hatte nie wirklich größere Qualitätsprobleme mit den Dingern auf Wanderungen, aber sie sind auch nicht gerade super. Ich habe im Laufe der Jahre viele verschiedene Modelle verwendet. Ich wollte etwas anderes für den HRP ausprobieren und habe mich für einen Topo mit 5mm Sprengung entschieden. Sie passen besser am Mittelfuß und Ferse. Ich habe die ersten paar hundert Kilometer wirklich genossen. Aber die Sohlen begannen nach 200 km abzureißen, und nach ein paar Mal wieder rankleben waren sie nach 600 km komplett abgerissen. Die Sohle war nach 400 km abgenutzt. Also ja, das ist meiner Meinung nach ein mieser Qualitätsschuh. Nach 350km begannen sich auf beiden Schuhen zwei große Löcher zu bilden und eines mutierte zu einem kompletten Riss an der Seite. Nie wieder. Ich probiere jetzt den La Sportiva Jackal aus. Der Zehenraum ist gerade so breit genug. Allerdings hat er eine Sprengung von 7 mm. Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn es 4-5 mm gewesen wären, aber ich hoffe wirklich, dass dieser Schuh funktioniert.
     
    Patagonia Strider Pro 5“ Shorts
    Ich benutze die Shorts seit 4 Jahren und habe 3 Paare, durch die ich während der Woche zum Laufen rotiere. Sie sind wirklich perfekt. Sie sind super leicht und halten mein Telefon, SAK und einige kleinere Hygieneartikel. Ich habe nie das Gefühl, dass etwas sie herunterzieht. Wenn sie das Design in Zukunft nicht vermasseln, werde ich nie etwas anderes kaufen.
     
    Patagonia Capilene Cool Daily Shirt
    Ich benutze immer ein Buff, so dass ein Kapuzenpullover für mich unnötig ist. Das Shirt war sehr bequem und hielt mich während der Aufstiege kühl genug. Es blieb auch ziemlich lange geruchsfrei. Ich habe jedoch ein großes Problem mit allen synthetischen Wandershirts, egal welchen Rucksack ich trage. Ich bekomme an den ersten beiden Tagen jeder Wanderung Pickel auf den Schultern, die sich entzünden und die ersten vier Tage lang schmerzen, bis sie endlich heilen. Wie es scheint, werde ich wieder Merino-Shirts mit weniger UPF tragen müssen
     
    Wenn ihr weitere Fragen zu meinem Kit habt, fragt gerne los!
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    sknie hat eine Reaktion von fatrat erhalten in Erfahrungsberichte Six Moon Designs Deschutes Plus   
    Also ohne Innenzelt, Bugbivy oder Biwaksack musst du mit der Möglichkeit rechnen, dass du dir eine oder auch mehr Zecken einfängst. Ich bin ausschließlich Tarp-Camper und verwende keinen Biwaksack mehr sondern lediglich mein Groundsheet in Verbindung mit einem Mückennetz (Sea To Summit Nano Mosquito Pyramid Net). Wenn ich zu faul bin das Mückennetz aufzustellen (und das bin ich meistens), dann wickle ich mich einfach in das Mückennetz über mein Quilt ein. Bis jetzt habe ich mir damit (seit letztem Sommer) noch keine Zecke eingefangen, auch auf einer Laubschicht nicht. Ich bin aber auch "relativ" uninteressant für Zecken, vor allem die kleinen Zecken sterben nach einem Stich bei mir einfach ab. Keine Ahnung warum das so ist. Ich bin geimpft gegen Zecken will aber niemanden empfehlen ohne entsprechendem Schutz draußen zu übernachten. Ich schlafe aber auch immer in langen Klamotten (Windjacke und Windhose) und stopfe mir die Jacke in die Hose und die Hose in die Socken. Manchmal benutze ich aber auch nur ein Kopfnetz, vor allem wenn es Nachts noch kalt ist. Mein Körper liegt unterm Bivy und ich habe mein Bascape auf und meinen Buff überm Gesicht. So hat mich eine Mücke bis jetzt noch nicht gestochen. Zecken können aber durch den kleinsten Spalt kommen.
    Eine Erfahrung die ich allerdings machen musste ist, dass man ohne Innenzelt oder Bivy den Ameisen näher ist.
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    sknie reagierte auf Antonia2020 in MYOG Isolationssocken mit Apex-Füllung   
    Vielleicht hat jemand Interesse? Ich habe mir kürzlich aus Resten ein paar Iso-Socken genäht. Sie waren noch nicht im Einsatz, da die geplante Tour kürzlich wegen Corona ausgefallen ist. Aber ich freue mich auf warme Füße irgendwann mal draußen.
    Genutzt habe ich diese Anleitung: MYOG Goose Down Sleep Socks und für Kunstfaser einfach so abgewandelt, dass ich vor dem Zusammennähen auf den Innenstoff an den Kanten Apex aufgesteppt hab (auseinandergezogenenes 200er, dürfte also in etwa 100er Apex entsprechen, auch wenn es dann doch relativ unregelmäßig war).
    Mit der Anleitung und dem Video dazu hat es gut geklappt. Mir hat der Schnitt gefallen, weil man jeweils nur ein Schnittteil nutzt, das man 4x zuschneidet (2 Socken und dann jeweils innen und außen). Der Knick für das Sprunggelenk entsteht durch Abnäher. Falls jemand die Socken auch nähen will und nicht selbst das Schnittmuster beim Nachkonstruieren von inch in cm übertragen möchte: Unten ist ein bemaßtes Foto dazu.
    Die Socken wiegen zusammen 80 Gramm, der Stoff hatte 20 den / 40 g pro QM. Es geht also sicher noch leichter mit leichterem Stoff und vielleicht Apex 67. Bitte nicht wundern über die Farbigkeit bei den Fotos unten, ich musste meine Stoffreste zusammennähen. Eigentlich hätte alles eine Farbe / nur ein einziges Stoffteil.
     




    Hinweis zum Schnittmuster: Die lange Kante unten liegt im Stoffbruch.
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    sknie reagierte auf Capere in 227g - Das DCF Zelt, dass das Plex Solo hätte sein können...   
    Endlich ist es soweit und ich fand etwas Zeit nach Erfahrungen im Feld mein Design dezent zu optimieren und euch nun hier zur Verfügung zu stellen! 


    Sowohl diese Dateien, als auch weitere Schnittmuster und Anleitungen plane ich der Community vollständig kostenlos zur Verfügung zu stellen.
    Alles was ich dafür erwarte: Eine Erwähnung mit entsprechender, fairer Verlinkung zu meinen Beiträgen und vielleicht auch das ein oder andere Bild der eigenen Werke. 
     

    Tent Design Final (Sized Up) - incl. Pattern.skp
    Tent Design Final (Sized Up) - incl. Pattern.skb
    Falls jemand gern etwas für die Arbeit zurückgeben möchte bzw. auch Anreiz für weitere Projekte geben will, würde ich euch bitten in meinem Namen über den Ärzte der Welt e.V. etwas Gutes für humanitäre Zwecke zu tun! Klick mich!
    OT: Der Ärzte Der Welt e.V. ist eine vertrauenswürdige Spendenorganisation, bei der >90% der Spenden auch wirklich am Ziel ankommen. Auch die aktuelle Krisensituation in der Ukraine wird von ÄdW unterstützt! @Mod-Team ich hoffe diese "Werbung" ist in Ordnung.
  17. Witzig!
    sknie reagierte auf Jones in Musik die euch auf den Wanderungen begleitet   
    "hey hey wickie, hey wikie hey, sie segelt mit DCÄÄÄÄF."
  18. Witzig!
    sknie reagierte auf sillywalks in Musik die euch auf den Wanderungen begleitet   
    Wickie und die starken Männer
    https://www.youtube.com/watch?v=ZsZEhr6k1MY
     
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    sknie reagierte auf Capere in 227g - Das DCF Zelt, dass das Plex Solo hätte sein können...   
    Nachdem meine anderen Zelte ja ein voller Erfolg waren, hatte ich schon länger Pläne eine "massivere" Version meines XUL Zeltes anzufertigen - also 18g/.51oz DCF (anstelle des uberlighten 12g/.34oz) als Außen- und das 34g/1oz (anstelle 18g/.51oz) als Bodenmaterial.

    --> Nicht weil die XUL Version irgendwelche Probleme gehabt hätte (es performt soweit genial!), sondern weil ich einfach noch eine Version mit etwas Sicherheitsreserve haben wollte.
    Ziel: Ein extrem leichtes (<250g), voll geschlossenes und mückendichtes Zelt, das sich mit 6 Heringen und einem 120cm Trekkingstock aufstellen lässt.
     
    Passend bin ich dabei auf das schöne Programm Sketchup gestoßen und habe mich ehrlich gesagt direkt ein paar Tage darin verlogen, bis ich endlich ein Design hatte, mit dem ich zufrieden war:

    Es ist grundsätzlich wieder ein Hexamid-Stil, weil dies m.M.n. einfach die effizienteste Form in Bezug auf Materialnutzung (nur 4m² sind nötig!) zu sein scheint und ich die super einfache Nutzung dieser Art Shelter mag. Ich habe es dahingehend so klein wie möglich (nix für >1,80m...) und etwas asymetrisch im Fußbereich (dort schmaler) gemacht.
    Im Gegensatz zu meinen vorherigen Designs (basierend auf der Reddit Zeichung) habe ich den gesamten Fit auf die DCF Rollenbreite von 137cm neu angepasst, wodurch ich mit weniger/kürzerer Naht für die Verbindung der Teile auskam. Obendrein habe ich einen leichten Cat Cut integriert, da ich doch ein paar der "floppy" Bereiche meines Zeltes verbesserungswürdig fand.
     
    Über die letzten Wochen habe ich das Ganze fertiggestellt, wobei 0.5oz NoSeeUm mesh in Kombi mit YKK 3C Zipper zum Einsatz kam. Die Schnüre sind 1.3mm Dyneema mit einem einzelnen Micro String Lock von AX auf der Spitze und Fixlängen an den Außenecken.
    Wie gewohnt habe ich nur die äußerste Naht als Verbindung des Perimeter Meshs genäht - alles andere wurde zu 100% getaped, um jedweden Micro-Damage am DCF zu verhindern. (Also auch wieder Moskitonetz auf einen DCF-Streifen genäht und dann erst ans Fly geklebt).
    Eine Idee, die ich im Trek-Lite Forum bekam: Die Guyout Points ohne eine einzige Naht herstellen - nur mit DCF und Tape + der Mini Kordelführung von ExTex:

    Das Gesamtgewicht *Trommelwirbel*: 227.2g!
    (Mit 12g DCF außen und 18g DCF Boden wären es wohl ~52g weniger)
    Beinahe die Hälfte des Plex Solo von Zpacks und bedeutend kleineres Packmaß:

    Das Zelt nutzt zudem wieder Neodymium Magnete für die Türen, einen verstellbaren Bungee für die lange Seite des Bathtub Bodens und einen kleinen Haken an der Spitze für Lampen etc.
    Aber genug geschrieben - Zeit für richtige Bilder!












    Wie man sehen kann: Es gibt wieder nur eine frontale Abspannschnur, die einen beweglichen Prusikknoten mit Doppelhaken für die Türen nutzt - deutlich angenehmer, als die zwei Schnüre bei den ZPacks Zelten m.M.n...
      Quote Reply
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    sknie reagierte auf Toni in 200km Westweg im Winter: Von Pforzheim nach Titisee   
    Hallo zusammen,
    ich habe Anfang des Jahres eine sehr schöne Wintertour auf dem Westweg gemacht und wollte meine Eindrücke und Erfahrungen mit euch teilen. Auf den Weg gekommen bin ich u.A. aufgrund der vielen positiven Berichte hier und auf anderen Seiten. Ich habe die Tour zu dieser Jahreszeit sehr genossen und kann sie nur weiterempfehlen.
    Start: 02.01. vormittags Pforzheim
    Ende: 07.01. morgens Titisee
    Wetter: Eine bunt gemischte Tüte sorgte für eine sehr abwechslungsreiche Tour.
    13C (max.) / -10C (min.) Sonne an Tag 2 in Forbach starker Regen und Wind an Tag 3 ab Mummelsee 10-15cm Neuschnee an Tag 4 ab Wilhelmshöhe Übernachtungsorte: 
    Tag 1/km 32: Schweizerkopfhütte (schöne Aussicht, aber dementsprechend windig – wäre besser zur nächsten Hütte gegangen) Tag 2/km 71: Unterstmatt, Gasthaus Große Tanne (netter Gasthof, hatte ein Doppelzimmer für mich allein, recht teuer mit ca. 50€/Übernachtung) Tag 3/km 111: Haaghütte auf der Littweger Höhe (eine wahre Oase nach einem langen Tag mit Dauerregen und Wind bei 5C – es gibt einen Ofen, Holz und Schlafpritschen) Tag 4/km 152 Im Wald ein paar km nach dem Karlstein Tag 5/km 191 Im Wald nach der Weißtannenhöhe Resupply: Forbach (Netto), Hausach (dm)
    Gastronomie:
    Falafel in Forbach (unfreundlich, aber hatte als Einziger auf) heiße Getränke im Berghotel Mummelsee und dem Hotel Zuflucht (treffend benannt an einem kalten und nassen Tag) Gasthaus zur Blume in Hausach (hier gibt es ein richtig gutes veganes Hauptgericht!) Naturfreundehaus am Brend (freundlicher Service. Als Veganer*in kann man immerhin auf Salat und Pommes zurückgreifen) Ressourcen zur Planung: 
    Die offizielle und sehr informative Westweg-Broschüre Interaktive Karte des Nord-Süd-Trails (super hilfreich zur Planung) GPX mit Schutzhütten und Wasserquellen von @Soulboy (eine riesige Hilfe unterwegs, danke!) D-Wanderer (war ebenfalls im Winter unterwegs) Fazit:
    Ich hatte zu Jahresbeginn sechs Tage Zeit und habe einige Wochen vorher angefangen, nach einer passenden Route zu suchen. Dabei kam die fixe Idee auf, den Westweg mal im Winter zu versuchen. Recht schnell wurde ich aufgrund der möglichen Schneemenge und niedrigen Temperaturen nervös und habe schon angefangen, Schneeschuhe, Cross-Country-Ski und Möglichkeiten zum Upgrade meines Schlafsystems zu suchen. Letztlich bin ich mit der Einstellung gegangen: Ich genieße die Zeit unterwegs und gehe weiter, solange die Bedingungen es zulassen – mit einem genauen Blick auf dem Wetterbericht und dem Wissen, wo ich den Weg notfalls verlassen kann. Ich hatte bis auf 'wasserdichte' Socken und einer zusätzlichen Schaumstoffmatte in Oberkörperlänge meine übliche 3-Season-Ausrüstung dabei. Diese Einstellung hat für mich sehr gut funktioniert. Dabei ist mir bewusst, dass ich durchaus Glück mit dem Wetter hatte: Bis Tag 4 war der Weg schneefrei. Als Neuschnee fiel, war Feiertag in Baden-Württemberg und viele Tagesausflügler haben die Wege für mich vorgetreten.
    Belohnt wurde ich mit wunderbarer Natur, einer abwechslungsreichen Strecke und schönen Begegnungen. Tatsächlich habe ich auch im Winter fünf andere Fernwander*innen getroffen! Das sind mehr, als ich auf allen meinen anderen Touren auf deutschen Fernwanderwegen begegnet bin.
    Ein Wort zur Gastronomie: Wie ich unterwegs in mehreren Gesprächen erlebt habe, leiden Hotels und Restaurants schwer unter der Pandemie und einer schneearmen Wintersaison. Falls ihr also demnächst auf dem Westweg unterwegs seid, kann ich nur empfehlen, fleißig einzukehren und sie so zu unterstützen.
    Ein großes Danke auch an den Schwarzwaldverein für den tollen Weg und die unzähligen schönen Hütten! Man spürt, dass dieser Weg mit Liebe gepflegt wird. Ich nehme viele einzigartige Momente von dieser Tour mit.
    Fotos

    The Hiking Life.

    Kopf einziehen, Hochebenen umgehen!

    Westweg => Westbach.

    Zuflucht nach einem langen, nassen, kalten Tag: Die beheizbare Haaghütte auf der Littweger Höhe. 

    Neuschnee an der Wilhelmshöhe.

    Nachmittagssonne bei der Kalten Herberge.

    Magisch: Nachtanbruch bei St. Märgen.
  21. Danke!
    sknie reagierte auf HUCKEPACKS in Beste Weihnachtswünsche an Alle...   
    Auch auch wir wünschen Euch allen ein frohes Fest, einen guten Rutsch und viele tolle Touren im nächsten Jahr!

  22. Danke!
    sknie reagierte auf ChristianS in Leichtes "Inner" für Halbpyramidentarps   
    Hallo @heff07,
    hier wie versprochen zwei Scrrenshots der Konstruktion mit Abmessungen:


     
  23. Danke!
    sknie reagierte auf LJMiller in Erfahrungsbericht CLDT- Croatian long distance trail - 475km Rijeka - Omis   
    Erfahrungsbericht/Guide CLDT- Croatian long distance trail - 475km Rijeka - Omis
     
    Meine Vorerfahrung besteht aus 2018 PCT(2100km), 2019 Kungsleden(200km), 2021 Westweg+Teil HW5 (350km) + kleine Touren.
    Vorinformationen:
    Zeitraum (geplant): 03.09 bis 30.09 Zeitraum (gemacht): 4 Zeros, 17 Wandertage Kilometer: 475 km, ~19.000 hm, ~23 km/Tag, ~1000 hm/Tag Navigation: CLDT Guthooks (Atlas), OsmAnd Via Adriatica GPS, Via Dinarica Trail (white) Outdooractive Guthooks Daten o   Start: Kilometer 1375 (nahe Rijeka)
    o   Ende: Kilometer 1850 (Omis)
    Sections: Rijeka (5d)-> Zengg/Senj (2,5d)-> Karlobag (6,5d)-> Knin (3,5d)-> Omis Wir waren zu dritt. Eine Person ohne Erfahrung und eine weiter mit etwas Erfahrung Der CLDT war für mich mit Abstand der schwierigste Trail und ich würde ihn aktuell nicht weiterempfehlen, selbst für erfahrene Weitwanderer, außer man sucht ein einsames Abenteuer, bushwhacking und roadwalks. Die Schwierigkeit kumuliert sich hauptsächlich aus den folgenden Faktoren:
    Navigation. Der erst zwei Jahre alte Trail ist in vielen Fällen eine Linie auf dem GPS. Ja, es gibt teilweise „Markierungen“ (Roter Kreis mit weißem Punkt) and Felsen und Bäumen, die Trails fühlen sich jedoch so an, als würde man der erste sein, der sich diesen Monaten durchschlägt. Vor allem im ersten Abschnitt, sowie im Abschnitt Karlobag ->Knin. Die erschwerte Navigation führt zu extrem langen Laufzeiten, sowie einem ständigen suchen des Weges mit GPS. In den Nationalparks Nord und Süd Velebit ist die Navigation deutlich einfacher. Der Hauptteil des Trails besteht aus Dirtroad, etwas Asphalt, Trail und dann nenn ich es mal „Offtrail“. Die Trails an sich gehen oft steiler auf losem oder festem Stein und direkterem Weg. Dazu muss man aber sagen, dass wir auch die Tages Höhenmeter unterschätzt haben.   Wasser. Nachschub bekommt man durch Brunnen. Wenn man sich nur auf geschlossene, gepflegte Brunnen verlässt, sollte man je nach Laufdistanz und Verbrauch mit ca. 6,5 – 7,5L Kapazität rechnen und abständen von 20-35 km. Es gibt öfter offene Brunnen, dort sind jedoch oft lebende Insekten, wie auch tote Tiere (z.b. Mäuse/Vögel) drin. Tiere (nervig). Hütehunde, Streuner/Grundstückshunde, Kettenhunde, Wölfe, Bären, Mäuse, Schlangen, Skorpione. o   Hunde: Hütehunde (so große Hunde hab ich noch nie zuvor gesehen) sollten unbedingt umgangen werden. Die meisten aggressiveren Streuner konnte man mit Stein aufheben vertreiben. Ich empfehle „normalen“ Grundstückshunden eine defensive Haltung einzunehmen, die sind oft sehr lieb und freundlich aber auch auf der Suche nach Abenteuer. Wenn man diese also nett begrüßt, folgend sie einem. Ein Hund haben wir nach 25km bei der Polizeistation abgegeben, ein andere hat der Besitzer zufällig nach 1,5 Tagen entdeckt und wieder eingesammelt.
    o   Wölfe und Bären: Wir haben nur die Exkremente von Wölfen entdeckt, sonst keine Spuren. Sie sind aber auf jeden Fall vorhanden. Bären waren deutlich präsenter als erwartet, und wir haben regelmäßig Spuren und Kot entdeckt. Essen haben wir nachts deshalb immer aufgehängt.
    o   Mäuse sind immer präsent, vor allem in den Hütten. Dort hingen derzeit im Nordvelebit Warnhinweise über Hanta Viren. Dort war es dann weniger entspannt und erhöhte Hygiene erforderlich.
    o   Schlangen haben wir eine Hornviper, sowie eine undefinierte Schlange gesehen. Beide saßen auf Brusthöhe in Sträuchern. Das macht vor allem keinen Spaß, wenn man sich durchs Gestrüpp kämpfen muss. Ein Skorpion wurde beim Versuch das innen Zelt zu erklimmen verscheucht.
    Der Bora, kroatischer Wind. Abends ist es meist windstill, jedoch zieht es nachts ziemlich heftig an und man sollte sich immer einen Windgeschützten campspot suchen, wenn man denn einen im steinigen Boden findet. Tagsüber windet es vorallem auf den hohen Bergen ab ~1300. Am stärksten waren die Winde nach Knin durch das Dinara Gebirge. Klima. Wie zu erwarten war es tagsüber sehr heiß und nachts kälter. Durch den Wind und meistens eine Höhe von 800 – 1000m war es jedoch in der Nacht deutlich kälter als erwartet. Ich schätze im Durchschnitt 4-10 Grad. Einsamkeit. In dem kompletten Zeitraum haben wir mit einem kroatischen Wanderer für 10 km den Weg geteilt. Ansonsten haben wir noch eine 3er Gruppe, sowie zwei weiter deutsche in den Nationalparks getroffen. Diese sind jedoch in die andere Richtung gewandert. Ansonsten hat man sich von den Lokals nicht sehr willkommen gefühlt. Fehleindruck. Die Facebookseite des CLDTs, sowie die noch größere Via Adriatica Facebookgruppe, sowie weitere diverse Internetseiten suggerieren einen beliebten, ausgebauten Trail mit enormen Supportnetzwerk. Am meisten Information habe ich von einer anderen deutschen Wanderin bekommen. Die Trailangels bestanden aus einer 30 Personen Gruppe, die zwar „aktiv“ ist, jedoch uns nicht wirklich weiterhelfen konnte. Minenfelder. Uns wurde gesagt, dass im Abschnitt Karlobag -> Knin sogenannte „mine suspicious areas“ sind. Markierungen, Schilder oder ähnliches haben wir dort nicht gesehen. Zur Entspannung hat die Information nicht beigetragen. Minenfelder hatten wir dann im Abschnitt Knin -> Karlobag am zweiten Tag. Dort waren rechts und links vom Weg mehr schlecht als recht Schilder aufgestellt. Hier sollte man den Weg logischerweise nicht verlassen. Wie nach dem Text wohl zu erwarten hat mir der Trail nicht sehr gut gefallen. Erlebnisse, die mir das Weitwandern Wert machen sind größtenteils ausgeblieben. Die Aussichten aufs Meer, sowie die Sonnenuntergänge waren natürlich atemberaubend, genauso wie verschiedenen andere Erlebnisse natürlich auch großartig waren. Jedoch haben für mich die negativen Faktoren, die mich gestresst haben, deutlich überwogen. Vielleicht fällt es anderen Wandern ja etwas leichter. Über weitere Fragen freue ich mich. Falls jemand anderes schon Teile des CLDTs gewandert ist, freu ich mich über seine/ihre Meinung.
    LG LJMiller
    (Bilder hab ich irgendwie nicht hinbekommen hochzuladen)
     



    IMG_3951.heic IMG_3915.heic
  24. Danke!
    sknie hat eine Reaktion von Cephalotus erhalten in Alternative zu MSR Mesh House 2?   
    Also mir fällt da spontan das "Mesh House" von Paria Outdoors ein. Nennt sich bei Paria Outdoor "Breeze Mesh Tent" und hat einen 30D Silnylon Boden. Wiegt 680g inkl. Leinen und 4 Heringen. Ist allerdings momentan nicht verfügbar.
  25. Gefällt mir!
    sknie reagierte auf Omma in Dyneema färben   
    Ich mag es gemütlich und trocken und heisse nicht umsonst Omma. Bin 68, habe eine künstliche Hüfte und ein Teil der Lunge fehlt (Krebs). Ich werde mit dem Silnylon Aussenzelt in Mitteleuropa wandern und nächstes Jahr auf dem Kalottenleden (Teilabschnitt) das Dyneema Aussenzelt mitnehmen.
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