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Ultraleicht Trekking

Schlaf Review -  Gryphon Gear Taurus VRB - 15 F und VRB Kapuze


Mars

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Nach dem Warmlaufen mit dem Gryphon Gear 20 F Quilt von letztem Wochenende gilt es nun ernst. Es sind sagenhafte minus 18 Grad C im Engadin angesagt. Nichts wie hin. Ich springe über meinen Schatten und verstaue meine TAR XTherm im Netzaussenfach meines Rucksacks. Auf dem Weg zum Bahnhof noch schnell beim Händler meines Nichtvertrauens vorbei - ich benötige eine längere Mütze. Natürlich haben die nur Schrott, also kaufe ich mir was mit einem Bommel oben dran, nun sehe ich aus wie ein Commander aus Schlumpfistan. Aus recyceltem Polyester, immerhin. 

Nach einer längeren Zugfahrt treffe ich abends so gegen 21:30 in Zuoz ein. Die suche nach einer Gaststätte gestaltet sich schwierig. Am Hang finde ich nichts, also runter und die Umgebung des Golfplatzes unsicher gemacht. Golf gespielt wird nun nicht mehr, es lärmen die Schneekanonen. Vielleicht wird dort im Winter Pferdepolo gespielt, es gibt Reithöfe in der Umgebung.

Nachdem ich eine geeignete Gaststätte gefunden habe, wird meine Dyneema-Villa aufgestellt, die Tarnung ist höchsten mittelgut. Ich verwende das Rotlicht auf kleinster Stufe und richte die Lampe stets nach unten. Ziel ist es, nicht gesehen zu werden. Ich bin nicht in einer Schutzzone, dies habe ich mehrfach überprüft. Es gibt Waldgebiete, die vom 20. Dezember bis im April nicht betreten werden dürfen. Mein Standort ist aber eher Golfplatz-Begleitgrün. 

Das Wasser kommt ebenso in den Schlasa wie die Powerbank und das Smartphone, in einem kleinen Dyneema-Sack. Das Smartphone liebt die Kälte nicht so sehr. Ich trage keine Socken und nur Thermowäsche - hauptsächlich, weil ich nicht an dem Dyneema im Innern des Schlasa kleben will. Ich versuchte dies zu Hause, es klebt wirklich. Dafür hält sich das Rascheln angenehm in Grenzen. Dyneema wird bei Kälte brettig. Es raschelt eigentlich nur bei Zimmertemperatur oder darüber. Natürlich ist alles ein wenig rutschig und ich habe wiedermal eine nur fast flache Stelle gefunden.

Der Boden ist eigentlich trocken, da unter einer mächtigen Tanne, allerdings Stellenweise trotzdem gefroren. Entsprechend schwierig gestaltet sich das Setzen der Heringe. Mein Zelt ist fast freistehend, das hilft. Ich habe immer noch keine Unterlage für die XTherm. Sie liegt also auf einer dünnen Dyneema-Schicht welche wiederum auf dem Zeltunterboden aus Nylon liegt. Dann geht es auch schon los. Ich schliesse den Schlafsack und versorge meinen Kopf in der Haube. Besonders warm habe ich nun grad nicht mehr. Das Alu-Dyneema arbeitet aber jetzt. Nach 10 Minuten habe ich warm. Es bleibt auch die ganze Nacht warm, trotz Aussentemperaturen von angeblich - 18 Grad C.

In der Nacht wird es im Innern des Schlasa feucht, was aber logischerweise zu erwarten war - eben wegen der Dampfsperre. Feucht wird auch die Aussenseite, vor allem in der Nähe meines Gesichts. Die Feuchtigkeit gefriert dann auch. Ich wische das Eis einfach mit der Hand weg. Der Taurus besitzt auch eine Art Wärmekragen, wobei dies kein herkömmlicher Wulst im Innern ist. Vielmehr wurde einfach das Verschlusssystem am Hals ca. 7 cm nach innen versetzt. Der Reisverschluss besitzt ebenfalls keine Abdeckleiste. Es wird einfach die Höhe des Lofts ausgenutzt, indem der Reisverschluss aussen angebracht wurde. Da der Schlafsack ca. 10 cm Loft hat, genügt dies vollkommen, es funktioniert perfekt. Da ich den Kopf ein wenig nach unten neige, ist die Atemrichtung direkt auf die Aussenseite des Taurus gerichtet. Die Haube verschliesse ich in der Nacht bis wirklich nur noch ein kleines Loch zum Atmen offen bleibt. Dennoch friert es mich an den Mund und die Nase, da ich keine Gesichtsmaske trage. Meine Wangen, Stirn, Ohren und Nacken bleiben aber stets warm.

Wenn ich mich auf die Seite drehe, muss der Schlasa oben einfach gut verschlossen sein, sonst zieht es rein. Das Zusammenspiel von Haube und Schlasa funktioniert aber gut und hält dicht. 

Als Kopfkissen nutze ich einen grösseren Dyneema Sack. Der ist gefüllt mit Wanderkleidung, am Morgen ist die Feuchtigkeit darin gefroren und ich kann diese wie Schnee ausschütteln. Ebenso verfahre ich mit der Feuchtigkeit im Innern meines Schlasa. Einfach den Schlasa drehen, fünf Minuten warten, dann Reif abwischen. Nun verstehe ich die Bedeutung von Gefriertrocknen besser. Abgeräumt ist schnell. In einer Flasche habe ich ein wenig Wasser stehen gelassen. Es wird zwei Tage lang nie mehr auftauen. Auch muss ich zeitweise on the Rocks trinken, da das Wasser tagsüber immer wieder einfriert. Bei diesen Temperaturen würde jedoch auch ein Blader im Innern des Rucksacks wenig bringen, da der Schlauch einfrieren würde, zumindest ohne Neopren Isolierung. Wasserfilter habe ich gleich zuhause gelassen, ich nehme Wasser aus einem Bergbach. 

Wiederum trage ich meine etwas sonderbaren Handschuhe. Ich versuche nun, die Überzüge zu verwenden, da solche integriert sind. Es sind also herkömmliche Fingerhandschuhe mit angebauten Nylon-Faustüberzügen (Peak-Mission von Patagonia). Es funktioniert tatsächlich. Nur wenn die Überzüge in der dafür vorgesehenen Tasche am Handgelenk verstaut werden, sind die Handschuhe ein wenig feucht. Dafür kann man damit ein Smartphone bedienen. Das ist sehr wichtig. 

Ich wandere von Zuoz nach Zernez und dann in Richtung Nationalpark. Die nächste Gaststätte ist in der Höhe, aber wiederum ausserhalb von jeglichem Schutzgebiet. Allerdings im Freien und nicht im Wald. Es ist sogenannte Nachjagd. Den ganzen Tag sah ich junge Männer und Frauen mit Jagdflinten. Einmal platzte ich fast in eine Besprechung rein, ein gutes dutzend Jäger stand zusammen. Plötzlich stören mich meine orangen Aussentaschen am Rucksack nicht mehr so sehr. Die Jäger liegen auch am Boden und manchmal knallt es. Jäger in Graubünden verwenden übrigens speziell grosskalibrige Flinten, weil sie ja auch kapitale Hirsche umlegen müssen. Ich beobachte ein Wiesel.  

Abends ist es sogar warm. So warm, dass ich bequem im oben offenen Schlasa liegen kann. Das Zelt hatte ich schon um 16:21 aufgestellt. Keine fixe Kapuze, weniger Probleme. Die Reflektion des Alu funktioniert. Diesmal trage ich wiederum Sealskinz-Socken, aber nur aus Komfortgründen. Obwohl es viel wärmer ist, sind die Temperaturen wohl immer noch unter Null. Ich schlafe wohlig warm, fast zu warm. Morgens um halb 3 bin ich hellwach, schaffe es dennoch wieder einzuschlafen. Morgens um sieben höre ich Motorengeräusche. Aufgrund des Fahrstils kann es sich jedoch nicht um Einheimische handeln, eher um Ferienhausbesitzer aus tieferen Lagen.

Innert 10 Minuten habe ich gepackt und bin weg. Selbst wenn ein Spezialkommando der Forstpolizei aufkreuzen würde, müssten sie zunächst den Wald durchkämmen. Dann also ein wenig Nationalpark. Alles ist verboten, erstmals in der Schweiz sehe ich strategisch angeordnete Baumstämme. Diese liegen wie zufällig an flachen Stellen, um kampieren zu verunmöglichen. Beim Anblick des Waldes in Nationalpark treffen mich fast die Emotionen. So sieht es auf dem PCT aus. Nur sind die Bäume dort 200 Jahre alt. Und während Wochen, jeden Tag. Hier in der Schweiz dauert eine Durchquerung lediglich ein paar Stunden, schon stehe ich auf dem Ofenpass. Dann eine Skipiste hinunter nach Tschierv ins Val Müstair.

Lohnt sich dieser Schlafsack? Ich würde meinen ja. Gegenüber anderen ist er viel leichter. Nun bestelle ich mir mal einen 0 F Schlafsack, auch von Gryphon Gear (allerdings ohne Dyneema). Andere Hersteller mögen offenbar ihren Kunden kein Dyneema als Schicht direkt auf der Haut zumuten. Es ist wirklich nicht unangenehm zum Schlafen und eben sehr warm. Das ideale UL Tool um auch bei heftigeren Minus Temperaturen angenehm schlafen zu können.

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Wenn ich das richtig verstehe besteht die Innen seite des Schlasas aus alubedampftem Dynema, ist also dicht, es kann von innen keine Feuchtigkeit in die Daune rein ... wäre es dann nicht konsequent auch die Außenseite mit einem dichtem Stoff auszurüsten, der braucht dann ja nicht atmunsaktiv sein, ist ja nix von innen was durch will ?

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Moin!
Vielen Dank für den Testbericht.

Einige Fragen ergeben sich für mich.

vor 13 Stunden schrieb Mars:

Es bleibt auch die ganze Nacht warm, trotz Aussentemperaturen von angeblich - 18 Grad C.

Selber Vorort gemessen oder kommen die Daten von einer Wetter-app?

vor 13 Stunden schrieb Mars:

Der Taurus besitzt auch eine Art Wärmekragen, wobei dies kein herkömmlicher Wulst im Innern ist. Vielmehr wurde einfach das Verschlusssystem am Hals ca. 7 cm nach innen versetzt.

Dazu würden mich Detailfotos interessieren.

Meine Erfahrungen bei Temperaturen um die Minus 15, gehen da in eine andere Richtung. ;)
Ich war immer froh über einen zusätzlichen Wärmekragen der die warme Luft innen hält.

vor 13 Stunden schrieb Mars:

Ich schliesse den Schlafsack und versorge meinen Kopf in der Haube.

Dichtet die Daunen Haube ersatzweise den Halsbereich so gut mit ab?

vor 13 Stunden schrieb Mars:

Der Reisverschluss besitzt ebenfalls keine Abdeckleiste. Es wird einfach die Höhe des Lofts ausgenutzt, indem der Reisverschluss aussen angebracht wurde. Da der Schlafsack ca. 10 cm Loft hat, genügt dies vollkommen, es funktioniert perfekt.

Erstaunlich, bei mir kriecht stramme Kälte um die einfache Abdeckleiste herum ...
Auch hier würden mich Fotos sehr interessieren. (Schlafsack auf links gedreht)

VG. -wilbo-

Bearbeitet von wilbo
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vor 10 Stunden schrieb wilbo:

Selber Vorort gemessen oder kommen die Daten von einer Wetter-app?

- Kommen aus der Wetter-App des staatlichen Fernsehens (SRF)

Dazu würden mich Detailfotos interessieren.

Meine Erfahrungen bei Temperaturen um die Minus 15, gehen da in eine andere Richtung. ;)
Ich war immer froh über einen zusätzlichen Wärmekragen der die warme Luft innen hält.

- Das wäre sicher besser, bedingt aber eine kompliziertere Konstruktion. 

Dichtet die Daunen Haube ersatzweise den Halsbereich so gut mit ab?

- Ich kriegte es tatsächlich dicht, im Sinne von Überlappung. Diese beträgt stellenweise 10 - 15 cm. Ein Foto der Haube gibt es hier. Leider ist der Hals Bereich schwer erkennbar, aber alles schwarze verschwindet im Schlasa. Die Öffnung über dem Gesicht lässt sich auf Zwei Euro-Müzen Grösse zusammenziehen. Alles Schwarze Nylon ist 20 D. 

Erstaunlich, bei mir kriecht stramme Kälte um die einfache Abdeckleiste herum ...
Auch hier würden mich Fotos sehr interessieren. (Schlafsack auf links gedreht)

VG. -wilbo-

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Reisverschluss: Der ganze schwarze Teil ist ca. 10 cm hoch (entspricht zugleich der Loft-Höhe) und kommt auf den Boden (alu/silber DCF) zu liegen. Hat den Vorteil, dass keine Leiste abknicken oder sich auf die falsche Seite legen kann - oder zu dünn ist. 

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Details Verschluss oben: Die Komprimierung geht nicht bis zum äusseren Rand. 

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Kragenkonstruktion.

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