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Ultraleicht Trekking

GR10 2017


Wanderfalter

Empfohlene Beiträge

Der HRP (Haute Randonnée Pyrénéenne), ein Wanderweg durch die Pyrenäen vom Atlantik zum Mittelmeer, scheint mir hier im Forum recht beliebt zu sein, seine beiden Geschwisterwege GR10 auf französischer und GR11 auf spanischer Seite dagegen fristen ein Nischendasein. Daher habe ich mich entschlossen, mal etwas über den GR10 zu schreiben. Wer an „echten“ Reiseberichten mit Beschreibungen der einzelnen Tagesabläufe interessiert ist, den muss ich leider enttäuschen.
Stattdessen schreibe ich zuerst etwas über den GR10 allgemein, dann über meinen Reiseverlauf und möchte schließlich 10 besondere Erlebnisse mit euch teilen.

 

Fakten zum GR10

Startpunkt: Hendaye
Ziel: Banyuls-sur-Mer
Tagesetappen: 55 (nach Cicerone)
Höhenmeter: 53.000 (nach Cicerone)
Kilometer: 954 (nach Cicerone)

 

Vorteile des GR10s

Zuerst einmal das vielleicht wichtigste Kriterium: Ich finde die Landschaft auf dem GR10 überwiegend sehr schön. Man wandert durch Wälder, beweidetes Gebirge, Hochgebirge, Nebelwälder, durch viele schöne Dörfer, von sehr feucht bis sehr trocken, von absolut flachen bis komplett steilen Etappen ist alles dabei. Außerdem sind die Start- und Endpunkte am Meer sehr schön.  Komplett unspektakuläre Passagen kommen auch vor, aber das ist bei der Länge des Weges wahrscheinlich unvermeidlich.

Der GR10 ist ein Rundum-Sorglos-Weg. Ich habe Leute getroffen, die ihn problemlos ohne Kartenmaterial/Navi(-app) gelaufen sind, denn fast alles ist gut beschildert. Man kommt öfters durch Ortschaften durch, braucht also kaum Nahrung mitzuschleppen. Ähnliches gilt für Wasser: Bis auf die letzten Etappen hätte mir eine 0,75l-Wasserflasche genügt. Wasseraufbereitungstabletten waren nicht nötig, wobei ich beim Thema Wasser recht schmerzfrei bin. Trotz des vielen Wassers hatte ich keine Probleme mit Mücken/den in unteren Lagen anzutreffenden Bremsen. Ich gehöre zu den Menschen, die unbeliebt bei Stechviechern sind und habe auch zerstochene Beine gesehen. In jedem Fall ist das Mückenproblem im Vergleich zu manchen Teilen Skandinaviens und Schottlands lächerlich gering.
Der Weg ist einfach zu laufen und man benötigt im Regelfall keine Alpinausrüstung wie Eisaxt und Steigeisen.

Gefühlt an jeder Ecke steht eine unbewirtschaftete Hütte und Campingplätze sind definitiv bezahlbar, wer also nicht gern wild campt, der braucht das mit etwas Planung nicht. Ich war 3x auf einem Campingplatz und habe einmal 4,90 € und einmal 8€  gezahlt. Dafür habe ich jeweils in einem warmen Raum übernachtet. Meine letzte Übernachtung in Banyuls war dann im eigenen Zelt für ca. 12€ etwas teurer. Bei allen Übernachtungen war unbegrenztes warmes Duschen etc. bereits inklusive.

Für Westeuropa empfinde ich den GR10 als günstig. Ich habe 84€ für den Hinweg per Zug gezahlt und ca. 140€ für die Heimreise. Vor Ort habe ich für Nahrung, Karten, Postkarten, Unterkunft etc. ca. 200€ ausgegeben. Mit weniger lokalen Spezialitäten (Käse! Wurst! Wein!) wäre es noch billiger gewesen. Alles zusammen, mit dem bereits in D. gekauften Kartenmaterial und Essen, komme ich auf ca. 15€ pro Tag. Selbst wenn man da noch Ausrüstungsverschleiß dazurechnet, finde ich das OK. Natürlich kann man aber auch sehr viel mehr ausgeben.

Wem der GR10 zu kurz ist ;-), der kann den Weg auf der spanischen Seite auf dem GR11 wieder zurücklaufen und kommt dann auf ganz grob 1700km.

Man kann den GR10 einsam und allein laufen. Man kann aber auch viele andere Leute treffen. Ich habe mich nicht an offiziellen Etappen gelaufen und habe es geschafft, auf einer Etappe keinem einzigen (!) Wanderer zu begegnen. Wer sich aber brav an die Etappen hält, morgens losläuft und sich nicht schneller als die meisten anderen bewegt, kann wunderbar in einem Pulk von Menschen wandern. Männer überwiegen zwar, aber es gibt auch etliche allein reisende Frauen – zumindest zu Beginn. Wer einen „Social Trail“ möchte, dem kann ich den GR10 definitiv empfehlen!
Menschen kommen aus der ganzen Welt, um den Weg zu laufen, selbst aus Wanderländern wie Kanada, Argentinien, Australien und den USA habe ich Wanderer getroffen. Mein Rekord in einer unbewirtschafteten Hütte (Refuge d‘ Aula) lag, wenn ich mich richtig erinnere, bei sechs Nationalitäten. Insgesamt habe ich Menschen aus mindestens 20 Ländern getroffen.
Mein Eindruck war auch, dass sich die Franzosen (vielleicht auch nur die Pyrenäenbewohner und Wanderer?) in den letzten zwei Jahrzehnten der englischen Sprache geöffnet haben. Bspw. rief mir ein Hirte auf Englisch von weitem zu, wie ich laufen müsse!

Und als letzten Bonus: Zeitgleich mit mir ist jemand den Weg gewandert, der einen deutschen Reiseführer schreiben wird. Wer den GR10 also nächstes Jahr läuft, kann sich auf aktuelle Informationen auf Deutsch freuen.


Kurzfassung meiner Wanderung

Ich gebe zu, auch ich hatte vor, den HRP zu laufen – und gab schon nach 6 Etappen, und damit vor den echten Bergetappen, auf. Hauptgrund dafür war die Navigation. Ich hatte auf Karten gesetzt, kam damit aber nicht klar. Der HRP ist nicht beschildert, er existiert teilweise nicht mal als sichtbarer Weg. Man läuft bspw. auf den ersten Etappen mehrfach einen Berg voller Kuhpfade hoch oder runter. Es regnete häufig und Nebel war ebenso mein steter Begleiter. Mein altes Nokia hat zwar eigentlich GPS und ich hatte selbstverständlich den HRP als Track auf dem Gerät (ohne Hintergrundkarte), aber leider brauchte das Handy oft über 10min bis zum Finden des Signals bzw. fand kein Signal. Da ich nicht mit häufiger Handynavigation gerechnet hatte, kam dann natürlich Stromknappheit hinzu. Ich kam deutlich langsamer voran als geplant. Dass ich auf den GR10 wechselte und nicht auf den GR11 lag hauptsächlich daran, dass meine Karten von @rudidercoole einen größeren Teil des GR10 abdeckten.
Es gibt verschiedene Varianten des GR10. Von Cauterets nach Luz-Saint-Sauveur bin ich die kurze Variante gelaufen, ansonsten habe ich die längeren Wege genommen.

Statistik:
•    33 Wandertage
•    3 Pausentage in der Nähe von Luchon, relativ in der Mitte der Strecke gelegen
•    ca. 898km offizielle Etappenkilometer plus mehr als 52km freiwillige und unfreiwillige Abstecher --> >950km gewandert
•    ca. 28,8 km/Tag im Schnitt
•    4,7-4,8kg Basisgewicht

 

Hier schon mal einige Fotos.

 

Plötzlich war der Nebel weg und ich sah dieses schöne Panorama.

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XXSUL unterwegs. Jemand aus dem Forum? ;-)

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Und ein UL-Baum: Wozu braucht man schon einen Stamm?

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Sumpfschwertlilien kannte ich bislang nur von flachen Sümpfen. Hier verwandeln sie den ganzen Berg in ein Blütenmeer.

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Seitlich angebracht wäre es viel leichter, den Wegweisern zu folgen. Der Trampelpfad könnte ein Kuhpfad sein. Wo geht der richtige Weg weiter?

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Zaubertrick der Natur: In wenigen Sekunden ist der Berg verschwunden.

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Ja, die meisten Zelte davon sind Decathlon-Wurfzelte. Sie können Wind erstaunlich gut ab und wenn sie hinten nicht an den Rucksack passen, muss man sie eben in der Hand den Berg hochtragen.

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Die Schlangen sind tödlich. Gut, dass ich kein Frosch bin.

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Aber auch sonstige Gefahren lauern...

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...wie z.B. Bären. Man bedenke: In jedem "Nein" steckt ein "Ja". Die Bärenansiedlung ist ein beliebtes Streitthema.

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Wer möchte nicht aus solchen Brunnen trinken?

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Kommen gleich Fabelwesen hinter den Bäumen hervor?

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So gut beschildert hätte ich gern den ganzen Weg. ;-)

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Habe ich schon erwähnt, dass Nebel mein steter Begleiter war?

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Im nächsten Beitrag folgen demnächst 10 besondere Erlebnisse.

Bearbeitet von Wanderfalter
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  • 3 Wochen später...

Ich hatte ja versprochen, 10 Erlebnisse von der Reise mit euch zu teilen. Hier sind schon mal die ersten fünf.

 

1. Die gute Fee

Eines frühen Abends, ich war schon etwas erschöpft, wanderte ich einen Berg hinunter auf dem Weg nach Sainte-Engrace. Ich hatte die letzten Stunden keine Menschen gesehen, da erschien mir ein junges Wesen in Sport-Bustier und Hotpants, das feengleich den Berg hochschwebte. OK, bleiben wir bei der Wahrheit, sie joggte. Die Steigung hätte ich nur wenige Meter ausgehalten. Also ich: stinkend, dreckig, unrasiert, und dann dieses Mädel. Unglaublicherweise gelang es mir, ein Gespräch mit ihr anzufangen. Sie war zu Besuch bei Freunden. Und sie fragte, ob sie ihre Freunde anrufen sollte, damit ich bei ihnen übernachten könnte. Jetzt denkt ihr natürlich alle, ich hätte sofort „ja“ gesagt, oder? Nun ja, ich hatte fest im Kopf, an diesem Tag noch ordentlich Strecke zu machen und plötzlich hörte ich mich sagen: „Danke, aber ich muss weiter“. Erst als sie weg war, schaute ich auf Karte und Uhr: Wirklich weit konnte ich gar nicht mehr kommen.

Also ging ich runter zu den ersten Häusern des Dorfs. Ich wartete. Und wartete. Hatte sie etwa einen anderen Weg genommen? Irgendwann beschloss ich die Dorfbewohner zu fragen. In den ersten Häusern traf ich auf Urlauber, die sich nicht auskannten, doch dann machte mir eine Frau die Tür auf, die wusste, wo ich hinmusste. Wenn ich sie bloß verstanden hätte. Meine Rettung kam mit sanften Joggingschritten. Und so joggte ich samt Rucksack 2km neben dem Mädel her zu ihren Freunden.

Wir kamen am Haus an und sofort fiel auf, dass die Bewohner keine „gewöhnlichen“ Dorfbewohner waren. Bienenkästen, improvisierte Gewächshäuser mit allerlei Gemüse. Hund, Schaf, Esel, Hühner und Katze liefen umher. Das Bewohnerpärchen war in das Haus gezogen, um dort statt mit viel Geld mit viel Naturverbundenheit zu leben. Nach einer kurzen Schwimmrunde im Bach nebenan wurde gekocht, gebacken und gegessen. Als Bonus bekam ich sogar noch meine Wäsche gewaschen. Es folgten interessante Gespräche bis lang in die Nacht, sodass ich am nächsten Tag erst gegen 12 Uhr los kam. Begleitet von drei Menschen, einem Esel, einem Hund und einem Schaf ging ich zurück zum GR10 und entschwand wieder in meine selbstgewählte Einsamkeit.

 

2. Die 2D-Pyramide

Wenn ich auf Wanderungen glaube, einen anderen ULer zu erkennen, werde ich neugierig und spreche ihn an. Schließlich hat es etwas Verbindendes, einer Minderheits-Glaubensgemeinschaft anzugehören ;-) Und so freute ich mich, als ich an einer schönen, aber exponierten Stelle am Pic d‘Arlas ein Cuben-Pyramidenzelt von Locus Gear sah. Ich baute meine eigene Pyramide in Sichtweite auf. Das Pyramiden-Pärchen zeigte mir zwar voll Stolz sein Zelt, schien aber nicht sonderlich an einem Gespräch interessiert. Erst machten sie einen Spaziergang, dann verschwanden sie ohne ein Wort mit mir zu reden in ihrem Zelt. Ja, ich war etwas enttäuscht, wollte aber auch nicht aufdringlich sein.

Der Abend war noch jung, ich hatte noch Zeit. Obwohl mein Zelt schon einen starken Wind gut überstanden hatte und ich volles Vertrauen in die Konstruktion hatte, brachte ich zum ersten Mal die Sturmabspannleinen an. Ich weiß eigentlich gar nicht warum, denn es war perfektes Wetter und absolut windstill.

Irgendwann nachts fing der Wind an stark zu wehen. Das Zelt flatterte laut und an Schlafen war nicht zu denken. Auf einmal war der Titanhering (5,3g) am Eingang gezogen. Andere Titanheringe, die ich an den mittleren Abspannpunkten gesetzt hatte, waren locker, was das Flattern verstärkte. Genau kann ich den Hergang nicht rekonstruieren, jedenfalls zeigte meine Pyramide mir, dass sie nicht der Tradition folgend aus Stein, sondern aus Silnylon gemacht war und einen 2D-Aerodynamik-Modus eingebaut hatte: Sie wehte um, befreite sich von den meisten Heringen und wurde nach wenigen Sekunden nur noch von den Sturmabspannleinen gehalten. Damit wurde der Zeltinhalt voll vom Wind erfasst und ich musste gleichzeitig die wenigen im Zelt herumliegenden Gegenstände festhalten, aus dem Schlafsack kriechen, diesen ebenfalls festhalten und versuchen, alles irgendwie im Rucksack zu verstauen. Es ist mir nicht gelungen. Die Unterlegfolie und die Evazotematte waren plötzlich weg und nur Augenblicke später klebte die Folie in der Ferne am Fels. Die schwarze Evazote dagegen war trotz Mondschein gut getarnt, weshalb der Wind sie mir erfolgreich stehlen konnte. Glücklicherweise gab es in direkter Nähe einen Skilift mit offenstehendem Häuschen daneben, in das ich flüchten konnte. Trotzdem war ich sehr froh, dass es nur windete und nicht regnete! Der Cuben-Mann kam und bot mir Hilfe an, aber ich lehnte ab, ging davon aus, dass die Matte schon zu weit weggeweht sein würde, denn ich hatte den steinigen Hang abgesucht. Die festgewehte Folie eroberte ich dagegen erfolgreich zurück.

Mir gelang es dann tatsächlich auf dem Fußboden der Hütte zu schlafen – während die Bewohner des Cubenzeltes, wie auch die eines Decathlon Quickhiker Ultralight nebenan noch eine weitgehend schlaflose Nacht verbrachten, obwohl ihre Zelte hielten. Irgendwann kam dann noch die Cuben-Frau und brachte mir meine Matte zurück – sie hatte sie in nicht allzu großer Entfernung außerhalb der Hauptwindrichtung gefunden!

Was war am Zelt passiert? Ein Abspannpunkt war ausgerissen (schätzungsweise hatte ich die Nahtenden nicht ausreichend verriegelt), Nähte waren aufgegangen etc. Mehr dazu im Faden zum Zelt.

Am Morgen, noch lange vor Sonnenaufgang, kamen die anderen Wanderer zum Kaffeekochen und Frühstücken zu mir in die Hütte. Da ich auf Tour weder frühstücke, noch Kaffee trinke, lehnte ich das Angebot eines Kaffees ab und war nach einem netten Gespräch und der Warnung vor einem starken Gewitter am Abend schnell wieder unterwegs. Etwas weiter traf ich dann die nächsten Wanderer vor ihrem Zelt an, die mich ebenfalls vor einem Gewitter warnten – das in den nächsten Stunden kommen würde. Ich musste zwar über die Aussage der Frau schmunzeln, die meinte „Schau doch, es ist jetzt schon alles dunkel, das Gewitter kommt bald!“. Die Sonne war immer noch nicht voll aufgegangen, kein Wunder, dass es dunkel war. Aber dennoch beeilte ich mich umso mehr, dem Weg folgend den Berg wieder runter zu kommen. In der Nähe war eine Hütte eingezeichnet, bis hierhin wollte ich es vor dem Gewitter schaffen. Schon fing es an zu tröpfeln. Und so rannte ich mit den Erlebnissen der letzten Nacht im Kopf den Berg herunter, zur Hütte hin. Dort angekommen meinte der Hüttenbewohner, es würde so schnell kein Gewitter geben und ob es abends gewittern würde sei ebenfalls fraglich. Ich war dankbar. Nicht nur, dass es so schnell kein Gewitter geben würde, sondern auch, dass mein Körper das überstürzte Bergab-Joggen ohne Umknicken oder sonstige Gelenkprobleme mitgemacht hatte. Erleichtert und halbwegs entspannt ging ich weiter.

Das Vertrauensverhältnis zwischen mir und meinem Zelt aber war erst einmal zerstört und ich brauchte nicht nur eine Weile zum Nähen, sondern auch etliche Nächte Zeit, wieder mehr Vertrauen zu fassen.

 

3. Die Tour de France

Die Tour de France hat zwar nichts mit Wandern zu tun, aber das Zuschauen war ein eindrucksvolles Erlebnis auf der Pause während meiner Wanderung für mich. Schon am Tag vor der Etappe wurde fleißig die Straße bepinselt und besprüht, Flaggen wurden aufgehängt und der Straßenrand war voller Wohnmobile und Autos, in und um die herum geschlafen wurde.
Dann kam der Tourtag. Manche Menschen waren verkleidet, die Stimmung war ausgelassen.

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Schätzungsweise über 100 Motivwagen und sonstige Autos der Sponsorenfirmen rollten mit Musik die Straße entlang. Auf den Wagen standen attraktive Mädels, manche tanzten und viele warfen Werbegeschenke in die Zuschauermenge. Ich sah erwachsene Menschen gierig im Wettstreit mit anderen nach Billig-Werbegeschenken jagen, als wären sie am Verhungern und die Geschenke die rettende Nahrung. OK, neben vielen Schlüsselbändern und anderen mehr oder weniger benötigten Kleinigkeiten waren auch Nahrungsmittel dabei, aber trotzdem. Nach den Motivwagen kamen Autos mit Fahrrädern auf dem Dach vorbeigefahren. Zwischendurch fuhren immer wieder Polizeimotorräder.

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Nach gefühlten Ewigkeiten kamen dann tatsächlich auch die ersten Radsportler, ebenfalls oft begleitet von einem Auto oder Motorrad.

Ihr ahnt es. Ich hatte viele Fahrradfahrer erwartet, stattdessen empfand ich die Tour de France als einen großen karnevalsartigen Auto- und Motorradkorso mit einigen darin verirrten Radlern, die möglichst schnell fuhren, um wieder aus dem Irrsinn rauszukommen.

 

4. Der Hase und der Igel

Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich den jungen Mann am Tag vorher schon gesehen hatte, jedenfalls unterhielt ich mich das erste Mal auf dem Campingplatz in Saint-Lizier mit ihm. Er wirkte ausgeglichen-entspannt auf mich. Kein Wunder, könnte man jetzt sagen, denn er hatte auf der Wanderung ein überaus hübsches Mädel kennen gelernt. Aber wahrscheinlich hatte er sie einfach mit seiner schon vorher sympathischen Art für sich gewonnen. Soviel am Rande.

Am nächsten Morgen lief ich los und dachte, ich würde ihn, genau wie die meisten anderen Wanderer, nicht wiedersehen. Doch dann saß ich am Spätnachmittag vor dem Lebensmittelgeschäft in Aulus-les-Bains und füllte mein IFSS  auf, als er langsam zum Laden geschlendert kam und mich freundlich anlächelte. Wir unterhielten uns etwas. Er war mit seiner Partnerin zwei Stunden später losgelaufen. Ich dagegen war vielleicht seit einer halben Stunde dort, womit sie anderthalb Stunden schneller gewesen waren als ich, ein Mysterium, wenn ich seine langsamen, entspannten Schritte sah. Nun gut, er würde im Ort campen, ich dagegen machte noch einige Höhenmeter und nahm die letzte Möglichkeit zum Zelten, bevor es endgültig zu steil wurde.

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Und wieder dachte ich mir, ich würde ihn nicht wiedersehen. Doch kurz vor Siguer (oder Goulier?) stand er mit seiner Begleiterin neben den bereits aufgebauten Zelten, unterhielt sich mit einem Einheimischen und lächelte mir wohlwollend zu. Ich musste grinsen, fühlte mich aber dennoch wie der Hase in „der Hase und der Igel“. Er gab mir noch den Tipp, im Dorf gäbe es kostenlose warme Duschen und einen kostenlosen Schlafsaal. Natürlich ging ich an den Duschen vorbei, hatte ja erst vor kurzem warm geduscht.

Seitdem erwartete ich überall sein Erscheinen. Und ich musste mir öfters vorstellen, wie ich völlig erschöpft am Strand von Banyuls ankommen würde und er mich dort mit einem warmen Lächeln begrüßen würde.

 

5. Das große Zittern

Ich bin ein See-Schwimm-Süchtiger. Wenn es einen See gibt, möchte ich sofort mal kurz reinhüpfen. So auch am Étang d'Izourt, wo ich abends ankam, meine Sachen in der unbewirtschafteten Hütte ablegte und schnell mal runter an den See ging. Schon beim Wäschewaschen wurde mir kalt, aber ich stieg trotzdem in den See. Schönes Panorama, klares, für einen Bergsee relativ warmes Wasser, alles super. Schnell fünfzig Züge am Ufer entlang hin, dann wieder zurück. Beim aus dem Wasser Kommen wunderte ich mich über Gleichgewichtsprobleme, fror aber nicht wirklich schlimm und sagte noch den am See zeltenden Jugendlichen, so kalt sei es doch gar nicht.

Dann kam es. Auf dem Weg zurück (barfuß und nur in Unterhose), wurde mir extrem kalt, die Arme und besonders Hände wurden taub und ich versuchte renn-torkelnd, möglichst schnell die 100m zur Hütte zu kommen. Es dauerte dann eine Weile, bis ich meine warme Kleidung an und den Schafsack ausgebreitet hatte. Schließlich lag ich „mit einem ganz besonderen Körperempfinden“ im Schlafsack. Es änderte sich nichts. Also aß ich meine Abendration Essen. Es änderte sich nichts. Ich machte Liegestützten und andere körperliche Übungen. Es änderte sich immer noch nichts. Ich aß fast den gesamten Vorrat an Keksen und Riegeln und ganz langsam wurde mir über die nächsten Stunden (!) wieder warm, wobei eine starke Erschöpfung blieb und ich gefühlte Ewigkeiten brauchte, bis ich mich aufraffen konnte, die Tür zu schließen. Ich schlief sehr lang und kam am nächsten Tag erst gegen 10 Uhr los.

Seit diesem Erlebnis achte ich beim Schwimen in Bergseen mehr auf meinen körperlichen Zustand.

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6. Die warmen Quellen

Warum nach Island fliegen, wenn es auch in Frankreich warme Quellen gibt? Schon lange hatte ich mich auf die warmen Quellen in der Nähe von Mérens les Vals gefreut. Ich war mal wieder vollkommen erschöpft und brauchte dringend eine Mittagspause, doch ich schleppte mich durch Mérens les Vals hindurch, den Berg hinauf. Es war heiß und ich hatte noch einen langen Weg vor mir. Endlich erreichte mich ein leicht schwefliger Geruch und im Halbschatten des lichten Waldes tauchten am Wegesrand drei natürliche Becken auf. Schnell war ich bis auf die Unterhose ausgezogen und entspannte mich im warmen Wasser. Es tat genauso gut, wie ich es mir vorgestellt hatte. Schnell verging eine Stunde.

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Doch als ich nach meiner Natur-Badekur im wunderbar wohltuend warmen Wasser wieder weiterwandern wollte, war ich vollkommen kraftlos. Ins Dorf umkehren war aber keine Option. So schleppte ich mich langsam und an jedem Himbeerbusch Pause machend weiter. Der Wald hatte aufgehört und es wurde steinig und steil. Hier war an einen Zeltaufbau nicht zu denken, ja sogar eine Liegefläche zum Übernachten ohne Zelt zu finden könnte schwierig werden.

Indessen kam meine Kraft langsam zurück. Und auf mir vollkommen schleierhafte Weise erreichte ich erstaunlich schnell die Refuge de Bésines, in dessen Nähe ich geplant hatte zu zelten. Doch auch das Schlafen neben der Herberge hätte mich Geld gekostet! So zog ich noch etwas weiter und fand einen viel schöneren Zeltplatz.

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Als krönender Abschluss des Tages konnte ich eine wunderbare Abendstimmung genießen, die in eine sternklare und windstille Nacht überging.


7. Der Schnellwanderer

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Vom Estany de la Pradella kommend benutzte ich gerade eine milchige Plastikflasche (Kenner wissen Bescheid), als ich das sehr schnelle Klackern von Trekkingstöcken hörte und auch bald einen Wanderer mit großem Decathlon-Rucksack und leichten Wanderstiefeln sah. Obwohl ich einige Wanderer traf, die schneller liefen als ich, wurde ich nur sehr selten überholt. Das war kein Wunder, da ich aufgrund „eigener“ Etappen verhältnismäßig wenige GR10-Wanderer traf. Mir hätte es gefallen, einen schnellen Wanderer zu treffen und mich an diesen anzuhängen. Jetzt hätte meine Gelegenheit gekommen sein können. Ich wartete aufgrund meines Feuchte-Flecks am Popo bis der Wanderer vorbei war und versuchte dann krampfhaft, ihn wieder einzuholen.

Glücklicherweise musste er irgendwann zum Trinken den Rucksack absetzen, um die Flasche aus dem Hauptfach des Rucksacks zu holen. Meine Chance. Ich sprach ihn an. Es war sein 16. Tag, wir waren auf der 46. Etappe und er wollte die 55 Etappen an 18-19 Tagen laufen! Zuerst antwortete er auf die Frage, warum er so schnell lief, er habe Familie und Probleme, länger alleine Urlaub zu machen. Worum es ihm wirklich ging, so fand ich heraus, war aber etwas anderes. Wandern würde ihm keinen Spaß machen, sondern die Herausforderung. Und so folgte ich ihm die ca. 4km nach Bolquère, wobei wir bergab teils joggten. Sein Rucksack, so sagte er mir, würde 12kg wiegen, keine Ahnung, ob das inkl. allem gemeint war. Ich ließ ihn meinen Rucksack (zu diesem Zeitpunkt unter 6kg) hochheben, aber besonders interessiert an leichterem/effizienteren Gepäck schien er mir nicht zu sein. Normalerweise wäre ich zum Supermarkt gegangen, der aber ein Umweg bedeutet hätte, und so folgte ich ihm in eine Epicerie, wobei Epicerie vom Kiosk zum kleinen Supermarkt alles sein kann.

Während der letzten Stunden hatte ich mir genau überlegt, was ich essen würde und mich darauf gefreut. Jetzt stopfe ich alles von der Hektik getrieben in mich hinein, mir wurde kurz etwas übel und ich ärgerte mich, sinnlos ohne Genuss gegessen zu haben. Denn weiter würde ich dem schnellen Wanderer sowieso nicht folgen können, ich brauchte eine Pause.

Und so zog er alleine weiter - als lebender Beweis, dass Rucksackgewicht nicht alles ist…


8. Die Beerensträucher

Das größte Mysterium für mich auf meiner Wanderung – bitte lacht mich nicht aus – waren die vollen Himbeer- und Brombeersträucher. In den unteren Regionen des Weges wachsen gute Himbeeren und an manchen Sträuchern gegen Ende des Weges die leckersten Brombeeren, an die ich mich erinnern kann, je gegessen zu haben. Ich liebte diese Beeren! Dennoch hingen fast alle Sträucher voll, einmal ragte sogar ein Ast voller reifer Brombeeren in Kopfhöhe über den Weg. Bei den kleinen und nicht unbedingt saftigen Blaubeeren kann ich es verstehen, warum sie nicht gegessen werden, bei den anderen Beeren nicht. Selbst in Dorfnähe war nichts abgeerntet, keine Oma erntete die Beeren und verkaufte die daraus hergestellte Marmelade/Kuchen an die Touristen.

Alle von mir dazu befragten Wanderer meinten, sie würden ebenfalls Beeren essen. Das passt aber nicht zu an den Sträuchern verrottenden Beeren, dem Fehlen von Trampelpfaden um die Hecken herum. Fallen den meisten Wanderern die Beeren nicht auf? Ist es der Wunsch, möglichst schnell am Etappenziel anzukommen?

Einmal pflückte ich Himbeeren, als andere Wanderer vorbeikamen. Sie sagten irgendwas auf Französisch, von dem ich nur „Himbeeren“ verstand, ich sagte, sie seien lecker und bald standen wir zu viert in den Himbeerhecken. Ein anderes Mal pflückte ich Brombeeren, wieder kamen andere Wanderer vorbei. Da fragte mich eine Frau doch tatsächlich, ob ich genug zu essen hätte, oder welches bräuchte! Mir fehlten fast die Worte.


9. Die Frage aller Fragen

Egal, ob die Leute den GR10 möglichst schnell durchwandern wollten oder die meiste Zeit auf dem Campingplatz verbrachten und pro Tag höchstens eine Etappe nahmen: Fast immer, wenn mir ein GR10-Komplett-Wanderer begegnete, fragte er mich 1. nach der Nationalität, 2. nach der Wanderart (vollständiger/nicht vollständiger Weg) 3. meinem Starttermin. Letzteres ist mir ein Rätsel, warum. Ist das Wanderer Smalltalk, wenn Wettergespräche als Smalltalk-Thema ausfallen, weil sie nicht seicht, sondern (teils) sicherheitsrelevant sind? Merken sich die Fragesteller die Starttermine der einzelnen anderen Wanderer und gleichen sie mit den anderen befragten ab, um zu schauen, ob man gemeinsame Wanderbekanntschaften hat? Aber die Frage, ob ich eine bestimmte Person kenne, die am gleichen Tag losgelaufen ist, bekam ich nie zu hören.

Zuerst bin ich den HRP gelaufen und habe dann noch mal drei Tage Pause gemacht. Viele andere haben ebenfalls Pause gemacht. Sei es, weil sie in der Mitte des Weges von der Familie besucht wurden oder sie Fußprobleme bekamen und erst nach Tagen und mit anderen Schuhen weiterlaufen konnten. Und dann gibt es verschieden lange Varianten des Weges. Aufgrund des Startdatums die Schnelligkeit eines Wanderers zu folgern ist für mich wie Kaffeesatzlesen. Und was hat man davon zu wisse, wie schnell der Gegenüber ist?

Ich habe (fast) immer brav mein Startdatum genannt, HRP und Pause verschwiegen und habe den Wanderern dann die für mich spannenderen Fragen gestellt. Wie war der Sturm vorgestern für dich? Was hat dich dazu bewogen, den GR10 zu laufen? Warum GR10 und nicht GR11/HRP? Würdest du noch mal loslaufen? Wie schaffst du es, so lange freizubekommen? Isst du Beeren am Wegesrand? ;-) Was war dein eindrucksvollstes Erlebnis bislang? Ich bin mir sicher, dass es dem Gegenüber auch mehr Spaß macht, nicht roboterhaft die bereits zigmal beantwortete Frage schon wieder zu beantworten. Und es kann richtig spannend werden, wirklich etwas über die Mitwanderer zu erfahren.

 

10. Die Rückreise

Vor der Reise wusste ich nicht, wann (und ob) ich am Zielort Banyuls ankommen würde. Ich hatte mir also kein Rückreiseticket gekauft und wollte das in Banyuls erledigen. Das geht da auch - aber nur per Smartphone. Und mein Nokia E52 galt zwar früher mal als internetfähig und „smart“, aber die Zeiten ändern sich. Die Odyssee begann. Überall fragte ich nach einem Internetcafé „mit Computern“ – bekam aber immer nur Orte mit Wifi genannt.

In der Tourist-Information schickte man mich schließlich in einen Buchladen, wo ein alter, lauter PC mit Windows XP und veraltetem Firefox auf mich wartete. Gerät und Internet waren so langsam, dass es mir in einer halben Stunde nicht gelang, einen Flug von Perpignan aus (nur knapp über 100€ für den Flug am gleichen Tag!) oder eine Busverbindung zu buchen. Ich scheiterte an immer neuen Fehlermeldungen. Die dritte Viertelstunde brach an. Ich wollte aufgrund der Fehler nur für eine halbe Stunde zahlen. Doch der Ladeninhaber sah das anders. Weil im Laufe der lautstarken Auseinandersetzung auch die Dreiviertelstunde überschritten wurde und es natürlich keine Software gab, die die Zeit am PC maß, knöpfte er mir schließlich 6€ für die volle Stunde ab. Ich rief bei Freunden an und hoffte, dass mir jemand online ein Ticket buchen würde. Aber keiner war erreichbar.

So fuhr ich mit dem Bus nach Perpignan, wo ich tatsächlich ein Internetcafé fand. Hier saß ein HRP-Wanderer, der vor mir den Buchladen in Banyuls besucht und angesichts des alten Rechners sofort die Flucht ergriffen hatte. Der Flughafen in Perpignan ist klein, an dem Tag ging kein Flug für mich. Akzeptable Busverbindungen fand ich auch keine, weshalb ich mir für den nächsten Tag einen Flug von Toulouse aus über Hamburg nach Düsseldorf buchte, mit 123€ mehr als 100€ billiger als die billigste Zugverbindung.

Ich übernachtete auf dem Flughafen. Nach einem Gatewechsel ohne Lautsprecherdurchsage kam schließlich der Kapitän aus dem Flugzeug und gab bekannt, einer Stewardess sei übel. Die Frau fiel aus. Aufgrund gesetzlicher Regularien mussten 50 Fluggäste zurückbleiben. Das Gepäck wurde wieder ausgeladen. Obwohl es hieß, der Computer würde entscheiden, wer mitdürfe, begann ein stundenlanges Geschacher um die verbliebenen Plätze. Mitfliegen durfte ich dann aufgrund meines Anschlussfluges – was komplett unlogisch war, denn den würde ich sowieso nun verpassen.

In Hamburg hetzte ich mit den anderen Passagieren, die Anschlussflüge brauchten, zwischen Gepäckausgabe, zwei Sperrgepäckausgabe-Schaltern, dem Schalter für vermisstes Gepäck, dem Ticketschalter und dem Check-In-Schalter hin und her: Niemand wusste, wo unser Gepäck war. Jemand sagte, aufgrund des verpassten Anschlussfluges hätte unser Gepäck nicht automatisch weitergeleitet werden können, daher: Abholung am Sperrgepäck-Schalter. Die Bediensteten dort hörten uns gar nicht zu, sondern schoben die Verantwortung auf uns: „Wenn Sie zu blöd sind, Ihren Koffer vom Band zu holen...“ Die Zeit wurde knapp. Ich stellte ich mich zum zweiten Mal beim Schalter für verlorenes Gepäck an. Beim ersten Mal hatte die Dame gemeint, ich solle erst mal in Düsseldorf schauen. Jetzt beharrte ich darauf, den Rucksack als verloren zu melden.

Zum Glück hatte der Ersatzflug nach Düsseldorf dann auch Verspätung. Ich erwischte ihn knapp. Wie erwartet: kein Gepäck in Düsseldorf. Ich tauschte Telefonnummern mit einer Familie aus, die das gleiche Problem hatte, und zog dann ohne Rucksack los. Die anderen warteten über eine Stunde am Schalter – und erhielten dann einen Zettel mit Link, über den sie den Verlust melden sollten.

Ich wartete in der Zeit auf den Zug. Einen hatte ich knapp verpasst, der nächste musste wegen technischer Probleme halten. Es hieß: umsteigen. Dann noch mal in Köln umsteigen. Es war Mitternacht geworden. Die nächste S-Bahn ging gefühlt in einer Ewigkeit. Doch diesmal hatte ich endlich Glück: Ich traf jemanden, der sich ein Taxi in meine Richtung nahm, und ich durfte kostenlos mit. Endlich geschafft!

Epilog: Nach einer Woche kam mein Rucksack nach. Und da es in der EU für verspätete Flüge ein Recht auf Entschädigung gibt, habe ich einen darauf spezialisierten Dienstleister (Euclaim) erfolgreich damit beauftragt, eine solche einzutreiben. Und für die 183,06€ muss ich sagen, hat sich der ganze Stress dann fast gelohnt... Fazit: Auch wenn die Rückreise anstrengend war und natürlich nicht immer alles geklappt hat - mir hat der GR10 insgesamt gut gefallen. Ich überlege schon, wie ich es schaffe, nächstes Jahr den GR11 oder den mittleren Teil des HRPs zu laufen.

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Bearbeitet von Wanderfalter
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