nivi Geschrieben 7. Oktober 2019 Geschrieben 7. Oktober 2019 (bearbeitet) Hallo! Ich bin gerade dabei, ein Schnittmuster für ein einfaches Kuppelzelt mit zwei Gestängebögen zu erstellen. Worüber ich mir allerdings noch nicht im Klaren bin: Brauche ich wohl an den Nähten, wo später die Gestängekanäle aufgenäht werden, einen Catenary Cut? Dort nähe ich zwei Stoffstücke diagonal zu Webung zusammen. Das Problem dabei ist ja, dass die Kanten ansich schon "nach außen" gekrümmt sind. Mache ich dann diese Krümmung etwas flacher? Eine zweite Idee war, aufgrund der Dehnung einfach etwas längere Gestänge einzuplanen. Grober Entwurf: Auch interessant: Welche Form nehmen Gestängebögen nach dem Biegen an? Ich vermute mal, es handelt sich auch dabei um eine Kettenlinie. Links ein Modell mit Kreisbögen für das Gestänge, rechts aufgebaut und gemessen (Frontalansicht): Bearbeitet 7. Oktober 2019 von nivi
ULgeher Geschrieben 7. Oktober 2019 Geschrieben 7. Oktober 2019 Das Gestänge wird wohl die Form einer Kettenlinie annehmen. Allerdings ist das Gestänge ja zwangsgeführt, so dass Du auch andere Formen bilden kannst. Die Kettenlinie ist aber auch dazu da, Spannung in die Flächen zu bringen (also die Flächen zwischen den Stangen). Ich würde deshalb ev. eine kleine Kettenlinie vorsehen, so dass der Stoff in der Mitte zwischen den Stangen genügend Spannung erhält. Ich habe keine Erfahrung im Kuppelzeltbau, könnte mir aber vorstellen, dass das viel wichtiger ist als der erste Punkt.
Christian Wagner Geschrieben 7. Oktober 2019 Geschrieben 7. Oktober 2019 vor 4 Stunden schrieb nivi: Ich bin gerade dabei, ein Schnittmuster für ein einfaches Kuppelzelt mit zwei Gestängebögen zu erstellen. Worüber ich mir allerdings noch nicht im Klaren bin: Brauche ich wohl an den Nähten, wo später die Gestängekanäle aufgenäht werden, einen Catenary Cut? Dort nähe ich zwei Stoffstücke diagonal zu Webung zusammen. Das Problem dabei ist ja, dass die Kanten ansich schon "nach außen" gekrümmt sind. Eine Kettenlinie beschreibt die Kurve einer Kette die zwischen zwei Punkten aufgehängt ist. Ein Gestängebogen (in einem durchgehenden Gestängekanal oder einfach von innen dagegengeklemmt) unterstützt das Gewebe auf der ganzen Linie. Da hängt auf der Naht nix durch. Wahrscheinlich (?) meinst du dass sich an der Naht ja der Stoff unter Belastung dehnt. Das ist in der Tat der Fall. Mir als Hobbyschneider war das unmöglich so etwas vorauszuberechnen weshalb ich das Gestänge zu lange gekauft und immer erst ganz zum Schluss fertig abgelängt habe. Man hat bei der Elastizität von Silnylon übrigens einiges an Spielraum und es empfiehlt sich IMHO eines der Enden einstellbar zu machen (siehe Hilleberg). Solltest du das Gestänge nicht mit einem durchgehenden Kanal, sondern z. B. mit Hacken oder einer Zickzackleine befestigen, dann brauchst du evtl. zwischen den Aufhängepunkten doch kleine Minikettenlinien (Ich hatte die bei meiner gelben Kuppel damals einfach frei Schnauze gefreestyled). vor 4 Stunden schrieb nivi: Auch interessant: Welche Form nehmen Gestängebögen nach dem Biegen an? Ich vermute mal, es handelt sich auch dabei um eine Kettenlinie. kurz gesagt: Nö. Ich weis aber auch nicht welche Kurve die Gestänge in natura beschreiben. Gedankenexperiment: Nimm einen langen Gestängebogen und biege beide Enden so weit, dass sie aneinander stoßen. Eine Kettenlinie ist das nicht! Letztendlich ist es egal, wie ULgeher schon geschrieben hat. Die Gestängebogen werden durch die Form der Stoffbahnen in Form gebracht. Wenn die Zwangsform nicht zu weit von der natürlichen Kurve entfernt ist, so sollte es keine Probleme geben. Bei meiner Zeltformel für Kuppelzelte habe ich eine Parabel angenommen. Die für Tunnelzelte hat eine Kettenlinie. Beide Kurven funktionieren in der Praxis bei den üblichen Zeltmaßen. vor 2 Stunden schrieb ULgeher: Die Kettenlinie ist aber auch dazu da, Spannung in die Flächen zu bringen (also die Flächen zwischen den Stangen). Ich würde deshalb ev. eine kleine Kettenlinie vorsehen, so dass der Stoff in der Mitte zwischen den Stangen genügend Spannung erhält. Die Spannung in die Fläche erhält man indem man die Gestänge gut in die Kanäle presst. Dadurch dehnt sich die Naht darunter und es es kommt Zug auf die Stoffbahn. Wie man die Kettenlinie da "vorsehen" will ist mir nicht klar. Kannst du das etwas ausführen? Ansonsten bei weiteren Fragen zu Kuppelzelten, immer her damit. LG, Christian wilbo reagierte darauf 1
ULgeher Geschrieben 8. Oktober 2019 Geschrieben 8. Oktober 2019 vor 10 Stunden schrieb Christian Wagner: Die Spannung in die Fläche erhält man indem man die Gestänge gut in die Kanäle presst. Dadurch dehnt sich die Naht darunter und es es kommt Zug auf die Stoffbahn. Wie man die Kettenlinie da "vorsehen" will ist mir nicht klar. Kannst du das etwas ausführen? Meine Überlegung war, dass in der Mitte der Zug seitwärts am grössten ist, und deshalb dort die Stoffbahn am stärksten gedehnt wird. Die Abweichung zwischen spannungslosem und aufgebautem Zustand dürfte inetwa eine Kettenlinie ergeben. Aber Du hast natürlich recht: Man kann wohl jede einigermassen kontinuierlich gekrümmte Form annehmen, die "Kettenlinie" (oder was es dann genau ist) betrifft dann nur die Abweichung davon unter Spannung.
Trekkerling Geschrieben 8. Oktober 2019 Geschrieben 8. Oktober 2019 Hallo Nivi, es wurde ja schon viel Richtiges von den Kollegen oben gesagt, aber noch einmal kurz zur Erläuterung: Tatsächlich strebt man bei Gestängebögen von Kuppelzelten eine Art von Kettenlinie an. Genauer: eine Katenoide (gute Erklärung dazu in Wikipedia, verlinken klappt bei mir hier am Telefon nicht richtig). Die genaue Form der Kettenlinie ist aber belastungsabhängig. Ist ja auch klar, wenn man z. B. im Drittelspunkt der Bögen ein schweres Innenzelt einhängt, verformt sich der Bogen anders als bei einem reinen Überzelt. Aus Sicht des Tragerksplaners willst du nämlich möglichst wenig Biegung im Gestänge und möglichst nur Druck haben, das ist aber vom Lastfall zu Lastfall verschieden (Wind! Verschiedene Abspannnungen! Mal ne Lampe im Zelt aufgehängt etc...) und daher immer eine Näherung. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich glaube nicht, dass du die Form des Bogens ideal hinbekommen wirst, mit der Kettenlinie liegst du aber schon mal nicht schlecht.
nivi Geschrieben 10. Oktober 2019 Autor Geschrieben 10. Oktober 2019 (bearbeitet) Danke für die Antworten! Ich habe im Internet die mathematische Beschreibung eines solchen Gestängebogens gefunden, was länger gedauert hat, als die Maße vom realen Modell abzunehmen Wen es interessiert: Link. Für die Praxis habe ich mir überlegt, die Gestängekanäle erst nachträglich auf die Kappnaht zu setzen, sodass ich den Schnitt zunächst als "Überwurf-Außenzelt" testen kann. So könnte ich im Zweifelsfall noch etwas Stoff wegnehmen, um das Zelt straffer zu bekommen. Bearbeitet 10. Oktober 2019 von nivi
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