JanF Geschrieben 2. Oktober 2015 Geschrieben 2. Oktober 2015 Hallo, ich überlege gerade, ab dem 19. Oktober für 2 Wochen in die Lechtaler Alpen und ins Karwendelgebirge zu gehen. Ich will in den Winterräumen nächtigen, werde aber wahrscheinlich auch Zeltausrüstung dabeihaben, die aber vor allem auf niedrigeren Höhen zum Einsatz kommen wird.Ich gehe mal davon aus, dass ich mit Schnee rechnen muss. Aber wie viel? Lohnen sich da schon Grödel (Chainsen Light bei mir)? Oder habe ich eher mit leichter Überpuderung zu rechnen?Kann jemand ungefähr abschätzen, bis zu welcher Uhrzeit man noch wandern kann?Bei den beiden Fragen erwarte ich natürlich nur ungefähre Prognosen/Erfahrungswerte, dass die Schneesituation auch ganz anders sein kann als "normal", ist mir klar.War hier jemand schon auf der Parseierspitze und kann mir sagen, wie leichtsinnig ein Aufstieg bei Nässe und/oder leichtem Schnee wäre? Ähnliches beim Augsburger Höhenweg und bei der Birkkarspitze?Wenn jemand anderem noch was einfällt, was eine Tour um die Jahreszeit von einer im, sagen wir mal, August unterscheidet, immer her damit. Grüße Jan
Andreas K. Geschrieben 2. Oktober 2015 Geschrieben 2. Oktober 2015 Im Jahr 2006 war ich in der zweiten Oktoberhälfte auf der Birkkarspitze. Man muss dazu sagen, dass es ein sehr milder Oktober war. Deswegen hatte auch noch das Karwendelhaus auf knapp 1800 m geöffnet.Bis ca. 2000 m war der Weg komplett schneefrei. In Gipfelnähe stieg die Schneehöhe dann auf ca. 40 - 50 cm an. Der Gipfel selbst, oberhalb der Birkkarhütte, war komplett vereist.Der Aufstieg war auch ohne Steigeisen gut zu machen. Im Sulzschnee hatte man einen guten Tritt.Der Gipfelanstieg ab der Birkkarhütte war aber sehr heikel! Nach einer kurzen Kletterei über eine etwa 2,5 m Steilstufe ging es den komplett vereisten Weg zum Gipfel. Ich bin auch tatsächlich ausgerutscht, konnte mich aber an die Drahtseilversicherung klammern. Hier wären leichte Steigeisen gut gewesen!Der Weg ins Tal am nächsten Morgen war auch eher schwierig. Der Sulzschnee vom vorherigen Tag war fest gefroren und unsere Tritte vom Aufstieg waren vereist, so dass an normales Gehen nicht zu denken war. Wir sind dann eher auf den Hinterteilen hinuntergerutscht.Laut Hüttenwirt hatte es in dieser Nacht um die -10°C am Gipfel.Hier die Schneegrenze ab ca. 2000 m:Steiler Anstieg durch etwa 40 - 50 cm Schnee auf 2500 m:Weitgehend schneefreie Birkkarhütte auf 2640 m, rechts dahinter die Steilstufe die überwunden werden muss:Der vereiste Gipfel ( Der schwarze Punkt, oben mittig, das bin ich. Links darüber das Gipfelkreuz):An Deiner Stelle würde ich beim Hüttenwirt bzw. -wart die aktuelle Lage erfragen. JanF und Jan reagierten darauf 2 “Wer ans Ziel kommen will, kann mit der Postkutsche fahren, aber wer richtig reisen will, soll zu Fuß gehen." (Jean-Jacques Rousseau) Waldschneider auf Flickr
JanF Geschrieben 2. Oktober 2015 Autor Geschrieben 2. Oktober 2015 Hallo Andreas, danke schon mal für die Antwort.Das Karwendelhaus gibt an, voraussichtlich am 10. Oktober zuzumachen. Da ich erst in die Lechtaler Alpen wollte und dann ins Karwendel, gäbe es da also keine aktuellen Informationen mehr.Klingt ja aber eher nicht so gut für mich, wenn das ein sehr milder Oktober war. Die Wege in den Lechtaler Alpen liegen ja tendenziell auch eher noch höher, soweit ich weiß. Die Gipfel (Birkkarspitze und Parseierspitze) wären mir auch gar nicht so schrecklich wichtig, aber den Toni-Gaugg-Weg und den Augsburger Höhenweg würd ich mir schon gerne anschauen. Ließen sich aber auch umgehen.Ich würde nach deiner Antwort jetzt also eher Grödel einpacken.Wie siehts denn eigentlich mit der Lawinengefahr bei ca. 50 cm (neuerem) Schnee aus? Ist die schon so hoch, dass ich sie ernsthaft in Betracht ziehen muss? Auf Nichtgrashängen dürfte es da doch eigentlich keine Schicht geben, auf der eine andere abrutschen kann, oder?
Andreas K. Geschrieben 2. Oktober 2015 Geschrieben 2. Oktober 2015 Vergiss den Toni-Gaugg-Weg im Oktober! Der Weg ist als Klettersteig ausgewiesen. Das ist der zwar nicht wirklich, aber man braucht schon Trittsicherheit und vor allem Kondition! Die reine Gehzeit von der Pleisenhütte bis zur Birkkarhütte beträgt 10 - 12 Std.Einen Bekannten von mir, man kann sagen ein echter Alpinist mit hervorragender Kondition, musste von dort Ende September 2007 mit dem Heli runtergeholt werden.Man muss dazu sagen, dass er einige Fehler gemacht hat (Mit wachsender Erfahrung wird man manchmal leichtsinnig...):Er ist erst nachmittags los, bei einsetzendem Regen, und wollte es bis zur Biwakschachtel zwischen Pleisenhütte und Birkkarhütte schaffen. Einige hundert Meter vom Biwak entfernt hat ihn dann doch die Dunkelheit eingeholt und er entschloss sich auf dem Grad zu biwakieren. Er hatte einen Biwaksack dabei, aber der hat sich unglücklicherweise als undicht erwiesen, so dass die Isolation und er in kurzer Zeit durchnässt waren. Zudem ging der Regen in Schnee über. Ihm blieb also nur noch die Option sich im Schein der Stirnlampe den Weg zur Biwakschachtel zu bahnen. Allerdings hatte er seine Lampe vor der Tour schon lange nicht mehr in Verwendung und hat diese bei Aufbruch auch nicht kontrolliert. Die Batterien waren ausgelaufen und die Lampe in dieser heiklen Lage nutzlos! Nur mit dem beleuchteten Display seines Handys hat er dann versucht den weiteren Weg zu finden. Was dann kam kann man sich vorstellen: er hat sich um ein paar Meter verstiegen, ist in steiles Gelände geraten, gestürzt und einige Meter den Hang hinabgerollt. Er hat den Sturz mit einigen Blessuren aber völlig entkräftet überlebt, dann hat er mit letzter Kraft, wie durch ein Wunder die Biwakschachtel, die nur ein paar Meter vom Ort seines Sturzes entfernt war, gefunden, und konnte von dort aus einen Notruf absetzen. Am nächsten Tag wurde er dann geborgen. “Wer ans Ziel kommen will, kann mit der Postkutsche fahren, aber wer richtig reisen will, soll zu Fuß gehen." (Jean-Jacques Rousseau) Waldschneider auf Flickr
Andreas K. Geschrieben 2. Oktober 2015 Geschrieben 2. Oktober 2015 Zum Thema Lawinensicherheit: Lawinen sind zu der Jahreszeit eher kein Thema. Dazu braucht es die Schneehöhe, den typischen Schichtaufbau von festem bzw. verharschten Schnee - darüber eine lockere Schicht Pulverschnee - dann eine schwere Schicht Nassschnee und dann noch eine gewisse Hangneigung.Das ist eher ein Problem des späten Winters bzw. des Frühjahrs. Grundsätzlich wären aber die Hänge des Karwendelhauptkamms lawinengefährdet. Für die Lechtaler Alpen kann ich nicht sprechen. Mit denen habe ich mich noch nicht auseinandergesetzt. Wenn der Wirt der Hütte nicht mehr erreichbar ist, frag den Wart. Die Kontaktdaten findest Du über den DAV. “Wer ans Ziel kommen will, kann mit der Postkutsche fahren, aber wer richtig reisen will, soll zu Fuß gehen." (Jean-Jacques Rousseau) Waldschneider auf Flickr
hbfire Geschrieben 4. Oktober 2015 Geschrieben 4. Oktober 2015 Auch den Augsburger Höhenweg halt ich im Oktober mit Schnee/Eis für mehr als grenzwertig. Ich bin den Augsburger Höhenweg nur im Sommer gegangen. Der Höhenweg ist schon bei normalen Bedingungen lang und konditionell anstrengend ausser am Augsburger Biwak gibt es keine andere gescheite Möglichkeit zu übernachten. Der Weg quert einige steile, schuttige Kare vorallem unterhalb der Eisenspitze. Diese Querungen stelle ich mir mit Schnee/Eis als sehr gefährlich vor. Vor einiger Zeit kam eine Bericht in Bergauf-bergab über den Höhenweg und auf folgender Seite sieht man den Weg in dem Kar sehr gut Link. HB_fire
JanF Geschrieben 4. Oktober 2015 Autor Geschrieben 4. Oktober 2015 Danke auch dir, Holger!Momentan ist mein Plan, das Ganze sowohl vorzuverlegen als auch zu verkürzen, also wahrscheinlich ab diesen Donnerstag für 7 Tage in den Lechtaler Alpen zu wandern. Das Wetter scheint bis dahin in Ordnung zu bleiben, Grödel werde ich aber mitnehmen.Den Augsburger Höhenweg wüde ich immer noch gerne gehen, durchaus mit der Option, im Biwak zu schlafen. Je nachdem, wie das Wetter am Vortag war, würde ich den Höhenweg aber auch umgehen.
hbfire Geschrieben 5. Oktober 2015 Geschrieben 5. Oktober 2015 Dann wünsche ich Dir eine erfolgreiche Tour in den Lechtalern. Machst Du eine komplette Durchquerung ? Wir haben damals eine Durchquerung von Lech bis zur Fernpass gemacht. Bei mir ist vom 15.10. - 18.10. vorraussichtlich noch mal eine Tour in den Bergen geplant, vorgesehen sind die Pfunderer Berge oder Texelgruppe in den südlichen Alpen. Kommt aber ganz auf das Wetter bzw. die Schneeverhältnisse an, als Alternative wären dann die Ammergauer Alpen da diese doch niedriger sind. HB_fire
JanF Geschrieben 5. Oktober 2015 Autor Geschrieben 5. Oktober 2015 Ja, geplant ist eine Durchquerung, von der Rauzalpe nach Nassereith.Dir auch viel Spaß! Um die Texelgruppe (Meraner Höhenweg) bin ich im Juli gewandert.
Sakima Geschrieben 5. Oktober 2015 Geschrieben 5. Oktober 2015 Habe gerade eine kleine Rundtour im Karwendel mit mehreren Gipfeln, die höchsten waren das Sonnjoch 2457m und das Gamsjoch 2452m, gemacht. Man sieht schon, dass es mal vor kurzem geschneit haben muss, jedoch sind nur noch kleine Schneefetzten übrig, welche kein Hindernis darstellen. Beim Rundblick vom Gipfel waren die umliegenden Berge, auch die Höheren, bis auf kleinste Fetzten schneefrei. Deine Tour vorzuverlegen ist aber eine gute Idee, denn in drei Wochen kann viel passieren. Auf die länge der Tour, zu dieser Jahreszeit, würde ich die Chaisen Light unbedingt mitnehmen! Wünsche Dir ebenfalls eine eindrucksvolle Tour bei besten Bedingungen! JanF reagierte darauf 1 LG Peterhttp://www.lichtblicke.smugmug.com
hbfire Geschrieben 6. Oktober 2015 Geschrieben 6. Oktober 2015 Du kannst uns ja nach Deiner Rückkehr einen kleinen Erfahrungsbericht posten. HB_fire
JanF Geschrieben 13. Oktober 2015 Autor Geschrieben 13. Oktober 2015 Kurze (Edit: doch nicht so kurz) Rückmeldung: Ich hab das Ganze schon am Sonntag abgebrochen. Es gab recht viel Nebel und war nachts schon sehr frisch (eine Isomatte ist auch auch auf den Matratzen der Schlafräume eine gute Idee). Am ersten Tag bin ich von der Stuttgarter Hütte bis zur Ansbacher Hütte gelaufen, was zwar lang, aber unproblematisch war. Am zweiten Tag habe ich mich dann entschieden, nicht direkt zur Memminger Hütte zu gehen, sondern über den Augsburger Höhenweg zur Augsburger Hütte. Bis zum Parseierjoch war das auch unproblematisch, danach wurde es sehr vereist und teilweise verschneit, wobei ich mit dem Schnee deutlich besser klarkam als mit dem vereisten Geröll, das in teilweise sehr steilen Hängen ohne wirklichen "plattgetretenen" Weg lag. Hier habe ich die Grödel angehabt und war froh um sie. Letzten Endes war mir der Teil vom Parseierjoch bis zum Grinner Ferner ein Stück zu hart und ich war ziemlich angespannt. Geklappt hat es dennoch, aber noch mal würde ich es bei den Verhältnissen nicht machen.Am nächsten Tag wollte ich dann über die Patrolscharte zur Memminger Hütte. Während der Aufstieg an der Südseite trotz dichten Nebels unproblematisch war, konnte ich an der Stelle, wo der Weg auf die Nordseite geht, überhaupt nichts mehr erkennen. Vom Grat hatte ich vorher schon gesehen, dass der Nordhang generell sehr steil und verschneit ist. Da jetzt in irgendeine Nebelsuppe zu laufen, in der man keine 5 Meter weit gucken kann, war mir deutlich zu risikoreich, auch weil das Stück auf der Karte als seilversichert eingezeichnet ist. Als ich an der Abzweigung noch eine Zigarette rauchte und überlegte, was ich jetzt mache, geriet meine Hüfttasche irgendwie ins Rollen, wurde immer schneller und war bald nicht mehr zu sehen. Eine Suche endete an einer steilen Klippe und der Rückaufstieg auf dem rutschigen und steilen Schutt wurde durch abbrechende Haltegriffe erschwert. Der Verlust der Tasche erschien mir zwar ärgerlich (ich verliere zu oft Dinge auf Touren), aber für den weiteren Verlauf der Tour nicht relevant. Ich entschied mich, erst mal zurück zur Hütte zu gehen und auf besseres Wetter am nächsten Tag zu hoffen.Während des Abstiegs fiel mir ein, dass meine Taschenlampe in der Hüfttasche war. Die Hüttenaufenthalte in den verbliebenen 3 Nächten wären ohne Lampe sehr nervig gewesen. Zudem hatte ich von einer kommenden Schlechtwetterphase gehört, was zusammen mit der generellen Nebligkeit der letzten Tage meine Hoffnung auf bessere Sichtverhältnisse am nächsten Tag eher gering werden ließ. Ich habe dann die Gelegenheit genutzt und bin mit zwei Allgäuerinnen abgestiegen, die mich mit dem Auto bis nach Kempten mitgenommen haben, von wo mich der Nachtzug zurück nach NRW kutschierte.Damit ist die Durchquerung der Lechtaler Alpen auf nächstes Jahr verschoben. Generell lässt sich die in drei Tagen gut bewerkstelligen und wird wahrscheinlich dann mit einer Karwendeldurchquerung verbunden.Im Nachhinein wäre es klüger gewesen, von der Ansbacher Hütte direkt zur Memminger zu laufen, also niedriger zu bleiben, dann wäre das unproblematisch gewesen. Auf der anderen Seite war es aber auch interessant, den Augsburger Höhenweg bei den Verhältnissen zu gehen, und ihn auszulassen, hätte mich gewurmt und ebenfalls eine Rückkehr in die Lechtaler Alpen nächstes Jahr nach sich gezogen.
hbfire Geschrieben 13. Oktober 2015 Geschrieben 13. Oktober 2015 Danke für Deinen Bericht von Deiner Tour auch wenn diese nicht ganz so verlaufen ist wie geplant. Ich denke Du hattest trotzdem ein eindrückliche und einmalige Bergtour erlebt. Das Wegstück nach dem Roland-Ritter-Biwak bzw. der Parseier Scharte war auch damals bei uns das anspruchvollste Stück. Vorallem ist es teilweise stark steinschlag gefährdet, steil in losem Geröll ohne wirklichen Weg (die Seilversicherungen waren ab und zu nur von Größeren nutzbar). Der Weg von der Ansbacher bis zur Memminger Hütte bin ich auch schon gegangen und ist auf jedenfall einfacher, der Nachteil dabei ist das man von der Grießlscharte erst 800 hm ins Parseier Tal absteigt um auf der anderen Seite 600hm wieder zur Memminger Hütte aufzusteigen. HB_fire
JanF Geschrieben 14. Oktober 2015 Autor Geschrieben 14. Oktober 2015 Ja, toll war die Tour allemal. Da der Nebel an den ersten beiden Tagen im Tal war und erst abends nach oben stieg, ergaben sich tolle Blicke auf die Gipfel, die aus dem Nebelmeer herausragten. Dazu habe ich meine ersten Gämse in freier Wildbahn gesehen.Bei der Steinschlaggefahr gebe ich dir absolut recht! Ein Helm ist hier jedenfalls nicht völlig abwegig, besonders wenn man nicht allein unterwegs ist.Die Seilversicherungen waren bei mir teilweise schon fest im Schnee eingefroren.Eine abgegangene Lawine habe ich übrigens auch gesehen, dürfte aber auf einem Gletscher gewesen sein und lag nicht auf dem Weg.
Empfohlene Beiträge
Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren
Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können
Benutzerkonto erstellen
Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!
Neues Benutzerkonto erstellenAnmelden
Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.
Jetzt anmelden