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Ultraleicht Trekking

UL Summit 2012- Da waren's nur noch drei....


heilaender

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Hallo liebe UL-Gemeinde!

Lange hat es gedauert, aber nun möchte ich euch meinen Trip Report zum UL-Summit 2012 vorstellen, der Anfang August in Slovenien stattgefunden hat.

Für alle Ungeduldigen: Fantastisch wars! Ich wollte gar nicht wirklich nach Hause, vermisse die Leute doch ganz schön und freue mich schon riesig auf das nächste Jahr.

Aber nun, für alle, die etwas mehr Zeit haben hier der ausführliche Bericht. Ich werde diesen in mehreren Teilen veröffentlichen, da ich einerseits viel zu viel vermutlich zu schreiben habe, aber auch nicht Zeit habe, einen großen Bericht zu verfassen.

Daher jetzt der erste Teil, der sich mit dem Vorbereitungen und dem ersten Tag befassen soll!

Im letzten Jahr hatte Hendrik von hikinginfinland.com (auch hier bekannt unter dem Namen "Skullmonkey") die tolle Idee Ultraleicht-Wanderer aus aller Welt an einem Ort zu versammeln und gemeinsam auf Wanderschaft zu gehen. So sollte man erstens neue Leute, die dasselbe Interesse teilen kennenlernen, als auch Erfahrungen, Tips und allerlei Wissen austauschen können.

Sofort hat mir die Idee gefallen und ich habe alles mögliche dafür getan zu diesem Treffen gehen zu können.

Ein Termin war auch schnell gefunden, doch wohin sollte es gehen? Europa wurde als erster Kontinent ausgewählt, doch jeder weiß, dass Europas Landschaften nicht abwechslungsreicher sein könnten. Vier Länder standen dabei zur Auswahl. So konnten die zukünftigen Teilnehmer wählen zwischen Lapland, Schottland, Island und Slovenien.

Für mich waren alle vier Neuland, allerdings war Slovenien für mich ein vollkommen leeres Blatt, sodass ich mir dafür entschied. Und tatsächlich! Die Community entschied sich für dieses Land als Austragungsort des ersten Summits.

Eingetragen hatten sich etwa 25 Mann für den Summit, zu guter letzt wurden es nur 10. Wie sich später herausstellen sollte, sicherlich gut so....7783571200_b7e725c7ab_c.jpg

Nach den üblichen Vorbereitungen machte ich mich schließlich am frühen Sonntagmorgen (um 03:00 Uhr um genau zu sein!) in Aachen auf den Weg um meinen Zug nach Villach zu kriegen. In Köln durfte ich Stunde warten; ab in den ICE nach München (das schreiende Baby, das mit seiner Mutter in Mannheim dazustieg und bis München blieb, konnte ich dank meiner mitgebrachten Ohropax sogar einigermaßen ausblenden). In München zwei Stunden warten auf den völlig überfüllten Anschlusszug nach Villach.

Erstaunlicherweise kam ich dort ohne jede Verspätung um 16:13 Uhr an, ein Wunder bei knapp 12h Zugfahrt...

In Villach wurde ich abgeholt von Philip, der in der Nähe wohnte und sich freundlicherweise dazu bereit erklärt hatte mein unnötiges Reisegepäck für die Woche aufzunehmen. Nach kurzem Aufenthalt bei ihm und seinen Eltern (vielen Dank nochmal für die leckeren Spaghetti!) machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Bahnhof wo ein Zug uns nach Lesce Bled in Slovenien führen würde.

Im Zug nach Ljubljana trifft man so manchen Weltenreisenden und Abenteurer, so auch hier, wo wir ein nettes Gespräch mit einem Mann führten, der doch tatsächlich für zwei Jahre in Tibet wohnte, weil er dort an seiner Diplomarbeit schrieb. Der gute Mann plante dort als Architekt eine Grundschule zu bauen, da er tibetische Architektur studiert hatte. Sachen gibt’s....

Um ca. 19 Uhr kamen wir schließlich in Lesce an. Uns begrüßte ein Bahnhof der eindeutig bessere (sozialistischere) Zeiten gesehen hatte. Musterarchitektur wie sie Tito sich gewünscht hätte (hatte?!?)...

Da erreichte uns auch schon die erste schlechte Nachricht des Abends: Unsere Mitfahrgelegenheit, die uns in Lesce abholen und mitnehmen sollte nach Bohinsjka Bistrica verspätete sich etwa um eine halbe Stunde, da ein gewisser Flug aus Finnland in Polen einem Sturm ausweichen musste^^

Naja, nicht weiter schlimm. In der Abendsonne machten wir es uns gemütlich und saßen die Zeit ab, bis Velimir mit seinem Auto erschien.

Velimir war ortsansässig und ohne ihn wäre diese ganze Woche nicht möglich gewesen. Er plante nicht nur unsere Route, versorgte uns mit Treibstoff, sondern hatte immer ein offenes Ohr und wichtige Informationen parat. Eine enorme Verantwortung, die nicht ohne ihre Spuren zu hinterlassen auf ihm lastete...

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Herzlichst begrüßt wurden wir von Velimir, Hendrik, Benjamin aus den USA, sowie Thomas aus Norwegen, mit denen wir die nächste Woche wandernd verbringen wollten. Die Rucksäcke verstaut, zu viert auf die Rückbank gequetscht („Wenn die Polizei kommt, muss sich einer von euch ducken!)

und ab zum Campingplatz, wo uns bereits Steven und Freundin Traci erwarteten.

Doch im Auto die nächste Hiobsbotschaft: Tatsuya und Jotaro aus Japan hatten ihren Anschlussflug in Paris verpasst und mussten eine weitere Nach dort verbringen, sodass wir leider nicht wie geplant starten konnten. Außerdem hatte Benjamin zu diesem Zeitpunkt weder Häringe, noch Trekkingstöcke oder seinen Proviant, da dieser auch in Paris zurückgeblieben war. Ging ja schonmal gut los.

Um 22 Uhr kamen wir schließlich an und nach kurzem Aufbau begaben wir uns noch für ein kurzes Bier zum gemeinsamen kennenlernen in die kleine Bar am Campingplatz.

Schnell wurde ein alternativer Plan gefunden. Anstatt wie geplant vom Campingplatz aufzusteigen zur Crna Prst Hütte und dem dort nach Westen verlaufenden Grat zu folgen um dann gegen Abend auf diesem zu zelten, entschlossen wir uns einen Teil des Grates als Tageswanderung mit leichtem Gepäck auf uns zu nehmen und noch eine weitere Nacht auf dem Campingplatz zu verbringen, um auf die beiden Teilnehmer aus Japan und Bens Gepäck zu warten.

Alle noch ziemlich erschöpft von unseren Anreisen, schliefen wir auch recht schnell ein.

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Am nächsten Tag wurden wir von einem bedeckten Himmel begrüßt, der zwar kein Regen versprach aber eine unangenehme, drückende Hitze, die umso stärker wurde, je mehr es gegen Mittag wurde.

Nach kurzem Einkauf im lokalen Supermarkt in dem wir uns mit Obst, Wurst, Käse, Tortillas und allerlei weiteren Leckereien versorgten machten wir uns auf zum Grat. Das Tempo war sofort sehr hoch und ich bereute recht schnell nicht mehr Zeit zum Training vorher gehabt zu haben. Besonders die Hitze, die um so stärker wurde je näher wir uns der tief hängenden Wolkendecke näherten, machte uns zu schaffen. Nach knapp anderthalb Stunden und etwa 800 Hm hielten wir die erste Rast an einer kleinen Berghütte auf einer gemütlichen Freifläche. Frischwasser aus der Pumpe, hochgeholt von der Kuhweide, wo hat man sowas sonst noch?

Gestärkt mit Tee, etwas Wurst, geräuchertem Käse und Brot machten wir uns anschließend auf die letzten 500 Höhenmeter zu überwinden. Nach kurzer Zeit verließen wir den dichten Mischwald und gelangten über den wunderschön wild verlaufenden Pfad über die Baumgrenze.

Erst jetzt wurde uns so recht die Dimension bewusst in der wir uns hier bewegten. Einfach eine tolle Landschaft, die mich in ihrer Schroffheit ein wenig an Mallorca erinnerte. Dazu trug auch sicherlich bei, dass durch die tief hängenden Wolken kaum ein Lüftchen wehte. So war es annähernd vollkommen still auf unserem Weg, was eine fast beklemmende Atmosphäre erzeugte.

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Je näher wir dem Grat kamen, umso dichter wurde auch der Nebel, der uns schließlich vollends auf 1800m Höhe einhüllte. Na toll, nichts mit Aussicht, oder dergleichen. Stattdessen eine rauhe Briese, die uns den Schweiß, den wir ausgestoßen hatten jetzt unangenehm auf der Haut spüren ließ. Also nur ein kurzes Gipfelfoto auf dem Crna Prst (übersetzt „schwarze Erde“, da im oberen Bereich ein ungewöhnlich schwarz verfärbter Bereich des Berges freilag) und dann ab in die Hütte, in der wir uns erneut mit Tee und ähnlichem stärkten.

Erstmal beraten, was denn nun unser weiteres Vorgehen sein würde. 1300Hm in knapp vier Stunden steckten uns jetzt doch etwas in den Knochen und drei von uns entschließen sich denselben Weg wieder abzusteigen und im Camp auf die anderen fünf zu warten.

Diese fünf, darunter Steven, Traci, Philipp, Hendrik und ich, spekulierten auf aufklarendes Wetter und wollten dem Grad etwa noch 12km bis knapp hinter den Gipfel des Rodica folgen und anschließend etwas querfeldein absteigen in Richtung Ribcev Laz, das direkt am Bohinjsko See liegt.

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Um etwa 15 Uhr trennten wir uns und wir fünf machten uns zügig auf den Weg, jetzt sehr viel exponierter dem Grat Richtung Rodica folgend. Die Luft war nun deutlich angenehmer und bereits nach kurzer Zeit hatten wir tatsächlich Glück und es klarte nun in nördlicher Richtung (in Richtung des Sees) nun genauso auf, wie es bereits im Süden aufgeklart war.

Bei schönster Aussicht uns nachmittäglicher, milder Sonne folgtem wir dem Kammweg, der ab jetzt nur noch geringfügige Höhenunterschiede überwand. Stattdessen mussten wir an einigen Stellen gut gesichert und nicht zu exponiert auch mal Hände beim wandern verwenden, was zumindest mir einen höllischen Spaß bereitete. So gefällt mir das!

Zwischendurch immer wieder kleinere Gipfel, die uns genügend Möglichkeiten zum Fotografieren und Genießen der tollen Aussicht gaben. Einziger Wermutstropfen war, dass das Triglav-Massiv zu diesem Zeitpunkt immernoch in dichte Wolken verhüllt war. Trotzdem konnten wir hier schonmal einen kleinen Vorgeschmack davon kriegen, was uns die nächsten Tage erwarten sollte.

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Nach etwa zweieinhalb Stunden erreichten wir auch schließlich den Gipfel des Rodica (1964m), der einen markanten Punkt auf dem Grat darstellte und für uns der höchste Punkt an diesem Tag werden sollte. Die Orientierung war zu diesem Zeitpunkt doch schon etwas schwieriger und nachdem Steven einen kurzen, scharf abfallenden Vorsprung ausgekundschaftet und diesen für uns als zu gefährlich eingestuft hatte, mussten wir nochmal einen kleinen Umweg nehmen, der uns aber über herrlich rollende Hügelketten führte, die vor grün nur so strotzten.

Hier war es auch, kur hinter dem Rodica, das uns wildes Edelweiß begrüsste. Toll anzusehen, insbesondere, wenn man, wie ich, es noch nie zuvor in „freier Wildbahn“ gesehen hatte.

Es war mittlerweile 18:30 Uhr, also waren wir knapp achteinhalb Stunden unterwegs und zumindest ich, merkte es zu diesem Zeitpunkt doch deutlich. Was half dagegen? Eine kleine Portion gerösteter Erdnüsse, die ich in weiser Vorraussicht noch eingepackt hatte, weckte wieder ungeahnte Kräfte und gemeinsam ging es an die insgesamt etwa 1400 Hm abstieg, die wir noch zu bewältigen hatten.

Unser ursprünglicher Plan war, in etwa hier Lager aufzuschlagen und zu übernachten und ich merkte schnell, dass dieses Ziel vermutlich etwas zu hoch gesteckt gewesen sein könnte.

Etwas querfeldein stiegen wir von einem kleinen Pass ab und nach kurzer Zeit erreichten wir eine alte, verlassene Alm. Blöderweise auch hier wieder kein Wasser zu finden. Dieses war nämlich etwas unbeachtet von uns allen schleichend weniger geworden und wir alle waren schon gehörig durstig als es wieder unterhalb der Baumgrenze weiterging. Auch machte uns die einbrechende Dunkelheit zu schaffen und wir legten nochmal alles rein, um noch einigermaßen heil im Tal anzukommen. Zu diesem Zeitpunkt machten sich dann Philipps Knie bemerkbar, der sichtlich Schmerzen hatte beim Abstieg. Er hatte erst vor kurzem Probleme gehabt und anscheinend war es leider nicht besser geworden. Mit etwas Gefluche und Zähnezusammenbeißen ging es dann aber doch noch weiter. Als nächstes verletzte sich auch noch Traci, als sie ausrutschte und mit ihrem Knöchel an einem Felsen anschlug. Sichtlich geschwollen machte sie notgedrungenerweise auch weiter.

Man merkte, dass die ganze Gruppe doch ganz schön erschöpft war, da zu diesem Zeitpunkt auch Hendrik das fotografieren einstellte und nur noch unten ankommen wollte ;-)

Kurz vor dem Talort dann endlich ein erlösendes Rauschen in der Ferne...könnte das fließend Wasser sein? Und tatsächlich! Ein schön reißender Gebirgsbach ergoß sich in Richtung Tal und wir konnten endlich wieder Wasser schöpfen und uns etwas abkühlen.

Nach nur einer weiteren halben Stunde erreichten wir dann schließlich Ribcev Laz. Hier erwarteten uns warme Pfannkuchen mit Nutella und Marmelade, sowie kühle Getränke, als auch Velimir, der sich dankenswerterweise dazu bereit erklärt hatte uns die weiteren 10km zurück zum Campingplatz zu ersparen.

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Als wir schließlich dort wieder ankamen, vollkommen erschöpft und sonnenverbrannt, wusste ich, dass der morgige Tag auch hart werden würde. In weiser Vorraussicht nahm ich noch zwei Ibuprofen gegen die einsetzenden Knieschmerzen. Dann eine weitere schlechte Nachricht: Meine selbstgekürzte Neo-Air war undicht! Wie konnte das denn sein? Ich hatte doch schon eine Nacht auf ihr in Slovenien und drei zu Hause zu Testzwecken verbracht!?

Schnell war die undichte Stelle gefunden. Wie sich herrausstellte war eine Stelle meiner selbstgemachten Versiegelung aufgegangen, ich schob es mal auf die schwüle Hitze die den Tag über im Tal und insbesondere unter meinem Tarp geherrscht haben musste.

Na toll...provisorisch mit Gorilla-Tape geflickt, aufgeblasen und dann doch daraufgelegt; das konnte ja noch was geben....

Ende des ersten Teiles, die anderen werden sukzessive veröffentlicht. Stay tuned!

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Und hier der nächste Teil, der sich mit dem zweiten Tag befasst!

Und wie erwartet: Um vier Uhr das harte Erwachen, meine NeoAir ist erneut flach....Mist. Also, von der Matte runter, wieder fünf, sechs Lungenzüge reingepustet und wiederdraufgelegt. Mental musste ich mich schonmal damit abfinden die Woche über auf hartem Boden zu pennen.

Um etwa halb acht wache ich auf. Sofort merke ich, dass die Ibu, die ich vorweißlich eingeworfen habe, ganz offentsichlich ihre Wirkung getan haben. Es tut zwar alles etwas weh und ist verhärtet, ist aber nichts, wo man nicht durchpowern könnte. Bin ja schließlich nicht zum Spaß hier :-)

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(Merke grade, dass ich die Zeitformen gewechselt habe, egal, weiter gehts im Präsens...)

Leider sieht es bei Philipp ganz anders aus. Er sagt, dass er die Knie doch immernoch deutlich merkt und will sich die Schmerzen nicht weiter antun, insbesondere, wenn heute der vollgeladene Pack noch obendrauf käme. Für ihn ist nach nur einem Tag Schluss, was einerseits schade ist, andererseits sicherlich die richtige Entscheidung war. Hier, in Bohinjska, hat er noch die Möglichkeit relativ einfach mit den Öffentlichen zurück nach Hause zu kommen. Zwei, drei Tage später im Triglav-Massiv hätte das ganz anders ausgesehen.

Auch Traci muss dem gestrigen Tag Tribut zollen und kann nicht mehr weitermachen. Aus Solidarität bleibt verständlicherweise auch Steven im Basecamp.

So sind wir bereits am zweiten Tag unserer Reise nur noch fünf Leute; glücklicherweise tauchen da auch schon Jotaro und Tatsuya auf, die am vorherigen Abend noch einen Flug nach Ljubljana erwischt, die Nacht in einer Pension und morgens den Bus zu uns genommen haben. So steigert sich unsere Zahl zumindest wieder auf sieben Leute.

Nachdem wir noch schnell ein, zwei Gruppenfotos geschossen haben, trennen sich hier unsere Wege. Wir lassen Steven, Traci und Philip zurück und wir sieben machen uns auf den Weg Richtung Triglav-Massiv.

Entgegen unseres eigentlichen Plans wollten wir dem Tal weiter folgen und uns auf dem Weg einige schön gelegene Hochalmen anschauen. Einfach um der einsetzenden Hitze und der Langeweile vorzubeugen, entschließen wir uns den direkt hinter dem Campingplatz gelegenen Fluss zu durchqueren. Glücklicherweise bin ich groß genug, so bleibt alles wichtige trocken......

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Vor uns liegt das sich weit öffnende Tal, das wir auf einer gut ausgebauten Radwanderstrecke folgen. Der Nachteil: Es ist nicht sonderlich angenehm auf Asphalt zu gehen, der Vorteil: wir kriegen des öfteren die Gelegenheit uns im Schatten oder an kleineren Brunnen abzukühlen.

In dem kleinen Ort Stara Fuzina machen wir gegen Mittag eine kleine Rast im Schatten einer Kapelle. Tatsuya und ich springen bereitwillig in den kalten Fluss um uns etwas zu erfrischen. Die anderen sind da etwas zurückhaltender und tauchen nur ihre Tücher und Kappen ins kalte Nass.

Als wir im Schatten dasitzen, merke ich doch deutlich den gestrigen Tag und bin deswegen sehr froh, als die Gruppe sich dazu entschließt ein Taxi zu unserem eigentlichen Trailhead zu nehmen.

Der liegt nämlich knapp 12km und 800Hm weiter und würde uns einiges an Zeit und Kraft rauben; da wir aber noch eine ganze Woche im Hochgebirge vor uns haben, wollen wir unsere Kräfte sparen und wählen die schnelle, wenn auch etwas unehrliche Methode.

Velimir kann uns ein Taxi besorgen, auch wenn wir erfahren, dass wir kein Trinkgeld geben sollen, da: „this guy's an asshole, don't tip him.“ Gesagt, getan! Und nach 10min Fahrt sind wir bereits auf einem kleinen Parkplatz, hinter dem direkt ein Jägerweg anfängt, der uns höher den Berg hinauf bringen soll. Auf der Fahrt unterhält sich Velimir die ganze Zeit mit dem Taxifahrer und er erzählt uns später, dass der Typ etwas neugierig war und sich gefragt hat, wo wir sieben Leute mit unseren Rucksäcken noch unterwegs sind und wir übernachten wollen, etc. Velimir musste diesen Fragen teilweise ausweichend, teilweise lügend Antwort stehen. Man weiß ja nie, wer hier mit wem Kontakt hat....

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Immernoch bei schönstem Wetter geht es nun für uns den Berg hinauf zu unserer ersten Hochalm. Währenddessen können wir den Blick auf herrlich waldbedeckte Hügel (oder sind es schon Berge?), steile Klippen und verlassene Almen bewundern. Durch einen Kiefernwald steigen wir immer höher und nach kurzer Rast erreichen wir knapp über der Baumgrenze eine große Alm auf der sich mehrere Hütten befinden. Noch ist es recht voll mit anderen Wanderern und wir kommen ins Gespräch mit einem älteren Ehepaar, das erstaunlich gut Englisch sprechen kann. Die zwei waren im Nationalpark um Steinpilze zu sammeln (erzählt es niemanden!) und ihre Ausbeute ist recht ansehnlich, muss ich neidlos anerkennen.

Auf dieser Alm legen wir nun eine längere Pause ein, in der wir es uns vor einer kleinen Hütte gemütlich machen, die Füsse hochlegen, etwas essen und die Gelegenheit zum „socializing“ wie es Neudeutsch heißt nutzen.

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Gegen sechs Uhr abends sind wir die einzig noch Verbliebenen hier oben und nach einer kurzen gemeinsamen Fotosession machen wir uns auf zu unserem letzten Ziel für heute, einer weiteren Alm auf der wir übernachten wollen.

Nach nur etwa 45min kommen wir auch schon dort an und ich muss sagen, dass mich diese Kulisse als Schlafplatz erstmal völlig umhaut. Unser Lager schlagen wir auf einer kreisrunden, freien Fläche von etwa 300m Durchmesser auf, umgeben sind wir dabei an drei Seiten von Bergen die sich über uns auf knapp 2000m Höhe erstrecken, immernoch etwa 300Hm mehr, als wir im Moment liegen. Absolut beeindruckend, allerdings hat dies auch zur Folge, dass die Sonne sich schnell verzieht und in diesem Kessel wird es sehr schnell feucht und kalt. Kurz nachdem unser Lager aufgeschlagen ist, sehen wir zwei Personen von einem nahe gelegenen Pass heruntersteigen. Hoffentlich sind dies keine Ranger, die uns wieder vertreiben wollen...

Wie sich aber herrausstellt ist es ein schwules Pärchen auf dem Weg runter ins Tal, die uns freundlich begrüßen und mit Velimir ein wenig auf Slovenisch quatschen. Ich kann zwar nichts verstehen, allerdings dreht es sich wohl teilweise um Velimirs Solomid, da er einiges dazu erklärt und den beiden zeigt.

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Als wir dann noch beim Abendessen die Steinböcke hoch über uns Gröhlen hören und der (annähernde) Vollmond über uns aufgeht, ist die Idylle perfekt. Genau so habe ich mir das vorgestellt!

Die Fotografen unter uns schießen noch fleißig Fotos bei dieser tollen Kulisse und dem schönen Mondlicht und kurze Zeit später ziehen wir uns alle in unsere jeweiligen Behausungen zurück.

Schon jetzt ist deutlich die vom Temperaturgefälle herrührende Kondensation zu merken und ich versuche bestmöglich alles loftige unter meine schützende Bivydecke zu quetschen bevor ich zufrieden einschlafe. Ein toller Tag!

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Der nächste Teil folgt sobald wie möglich!

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Schöner Bericht mit feinen Bildern! Freu mich schon auf den nächsten Teil.

Ist das im letzten Bild ein Cuben-Beutel mit Lampe als Laterne? Funktioniert das, oder sollte das nur fürs Foto schön aussehen? :shock:

Interessant finde ich auch, wie viele von euch da mit pyramid-sheltern am wandern waren. Da scheint meine Solomid Bestellung ja eine gute Wahl gewesen zu sein.

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Tyvek Packsack...Müsste dann ja auch mit weißem Cuben gehen. Grandiose, wie einfache Idee! Das werd ich auch ausprobieren.

Jepp, das mit Locus Gear fällt mir auch auf. Hab ich erst mit geliebäugelt, aber:

Locus Gear ist dann doch relativ teuer. Außerdem hab ich ein reines Ein-Personen-Shelter mit minimalem Gewicht und kleinem Footprint gesucht.

Solomid: ca. 390g und 140€

Duomid: ca. 480g und 170€

Khufu: ca. 400g und 274€

(Jeweils ohne Versand und Zoll)

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Und hier der dritte Teil!

Um etwa drei Uhr werde ich wieder wach und muss den NeoAir-Aufblas-Tanz tanzen, schlummere jedoch schnell wieder ein.

Dann um kurz vor fünf eine Schrecksekunde: Fängt es an zu regnen? Nein, dafür ist es zu dumpf und zu langsam. Stattdessen jagen zwei Hirsche, die ich so gerade noch erkennen kann, als ich mich umdrehe, in vollem Galopp durch unser Lager, mitten zwischen unseren Zelten durch!

Genauso schnell, wie die beiden aufgetaucht waren, sind sie auch schon wieder verschwunden und wir bleiben etwas verdutzt und doch tief beeindruckt von der Wildnis dieser Natur zurück.

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Bald darauf stehen auch schon die ersten von uns auf, um sich mit heißen Getränken und einer Kleinigkeit zu Essen aufzuwärmen. Die Kondensation hat ihren Höchsstand erreicht und ich habe das Gefühl als wäre alles klitschnass nur von der Luft her. Die Kälte zieht uns infolgedessen auch so richtig in die Knochen, obwohl es objektiv gesehen gar nicht so kalt ist mit annähernd 6°C.

Da wir uns hier in einem tiefen Kessel befinden, können wir den Nebel regelrecht auf uns herabsinken sehen und wir entschließen uns unsere nassen Sachen provisorisch einzupacken und die 220m zum Jezerski Preval-Pass aufzusteigen, um sie dort in der Sonne zu trocknen.

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Dort oben angekommen, erwartet uns ein Bilderbuchpanorama bei herrlichstem Wetter und die Morgensonne vertreibt schnell die Kälte aus unseren Knochen. Außerdem haben wir hier den ersten Blick auf den mächtigen Triglav, der sich im Gipfelbereich noch in Wolken hüllt.

Unser Plan ist es, heute seine Flanke zu besteigen bis etwa auf 2500m Höhe um dort in den Ruinen der alten italienischen Morbegna-Kaserne zu übernachten. Dies soll uns ermöglichen am nächsten Tag den Ansturm frühzeitig zu umgehen und als erste auf den Triglav zu steigen. Wie immer kommt aber alles anders...

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Hier auf diesem Pass eröffnet uns Thomas, dass er umkehren wird, da er sich seit gestern nicht wirklich wohl fühlt und es lieber nicht riskieren will noch weiter aufzusteigen. Anscheinend macht ihm die Höhe etwas zu schaffen, denn er spricht davon, keinen Appetit zu haben, nur schlecht schlafen zu können, sowie körperlich sehr abgeschlagen zu sein. Von hier aus will er denselben Weg zurücknehmen und sich eine Auszeit gönnen. Natürlich ist das schade, wieder einen unserer Gruppe zu verlieren, aber auch wieder sicherlich die richtige Entscheidung.

Nachdem wir alle noch zusammen ein Gruppenfoto gemacht haben, verlässt er uns auch schon, wieder den Pass hinabsteigend. Auch wir packen nun unsere Sachen zusammen, da sie einerseits durchgetrocknet sind, andererseits ernten wir auch schon misstrauische Blicke von einigen vorbeikommenden Wanderern.

Wir steigen vom Pass wieder hinab auf eine große Almfläche, gehen vorbei an idyllischen, verlassenen Almen, an Kuhherden, die sich schon von weitem mit ihrem Geläut ankündigen und machen eine weitere Rast an einer bewirtschafteten Hütte, an der wir etwas Käse und damit auch die Erlaubnis uns Wasser zu nehmen, kaufen.

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Der Himmel zieht sich nun etwas zu und es wird wieder spürbar schwüler, also nur eine kurze Rast und dann direkt weiter, wieder rauf zum eigentlichen Triglav Massiv. Auf ausgetrockneten Flussbetten, die so breit sind, dass ich hier lieber nicht im Frühling entlangwandern möchte, führt unser Weg wieder über die Baumgrenze hinaus. Deutlich steiler wird es auch, aber wir sind ja schließlich auch in den Alpen und nicht in Holland, also Zähne zusammenbeißen und durch!

Als wir schließlich an der Dolicu-Hütte ankommen, die ein beliebtes Basislager für die Besteigung des Triglav ist, ist es leider schon später Mittag und wir müssen überlegen, wie wir nun weiter vorgehen wollen.

Die Anstrengung steht einigen von uns doch deutlich ins Gesicht geschrieben und wir debattieren über die verschiedenen Möglichkeiten, die uns heute bleiben. Zu diesem Zeitpunkt scheint mir meine persönliche Besteigung des Triglav unmöglich, insbesondere da Hendrik und Tatsuya vorschlagen „mal eben“ den Triglav zu besteigen, soll heißen kurz hoch und wieder runter zur Hütte, wo die anderen warten würden. In meiner Verfassung sehe ich dazu keine Möglichkeit und sage ihnen von vorneherein, dass sie das dann ohne mich machen müssten.

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Auch unser Plan zu den Morbegna Ruinen aufzusteigen scheint nicht aufzugehen, da das Wetter sich etwas undurchsichtig verhält und wir nicht riskieren wollen dort oben bei Sturm eine unruhige Nacht zu verbringen.

Wie entscheiden wir uns also? Nach langem Hin und Her lassen wir den Triglav Triglav sein und kümmern uns lieber um ein gutes Nachtlager nicht allzuweit von hier. Doch wo findet man in dieser Mondlandschaft ein einigermaßen geeignetes Nachtlager?

Velimir schlägt das Hribarice-Hochplateau vor, dass sich auf etwa einem Quadratkilometer an der Südflanke des Kanjavec erstreckt und bei ca. 2300Hm liegt. Das hört sich nach einer einigermaßen vertäglichen Lösung an und gibt Hendrik und Tatsuya sogar noch die Möglichkeit den Kanjavec zu überschreiten, da ein Weg direkt hinter der Hütte beginnt. Während die beiden also den direkten Weg nehmen werden, wollen Ben, ich, Velimir und Jotaro den Weg außen um den Berg wählen. Auf der anderen Seite wollen wir uns wieder treffen.

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Also machen wir uns auf den Weg. Schon nach kurzer Zeit sind die beiden nur noch als kleine Punkte auf der Flanke des Berges zu sehen und ich bin mal wieder erstaunt über die Leistungsfähigkeit der beiden und erleichtert, dass ich nicht aus falschem Stolz gesagt habe, dass ich mitkomme. Dieses Tempo hätte ich nicht mitgehen können.

Während Jotaro und Velimir ein strammes Tempo vorlegen, müssen Ben und ich deutlich abreißen lassen, was dazu führt, dass wir die beiden an dem Pass, den wir besteigen müssen, aus den Augen verlieren.

Die Tatsache so „alleingelassen“ zu werden und der extrem steile Anstieg zum Pass, bei dem Ben fast hinten über kippt und sich so grade noch fangen kann, sorgt bei uns beiden für Unmut. Als wir oben ankommen, entlädt sich dieser unfairerweise auf Velimir, der schon so genug zu tragen hatte. Ein Streit bricht aus, bei dem ich schnell merke, dass ich überreagiert habe, doch alle Entschuldigungsversuche bringen jetzt auch nichts mehr. Velimir ist sichtbar angefressen und fühlt sich nicht genug gewürdigt für seine Leistung; ich wollte ihm jedoch diese keineswegs abstreiten, wollte ihm doch nur klar machen, dass wir dieses Tempo bzw. diese Anstrengung nicht mehr so mitmachen können und er das auch verstehen müsse. Irgendwie reden wir aneinander vorbei und als Tatsuya und Hendrik vom Kanjavec herabgestiegen kommen um uns zu treffen, ist die Stimmung sehr angespannt um nicht zu sagen zum zerreißen.

Wir einigen uns darauf schnell einen Lagerplatz auf dem Hochplateau zu finden, doch als wir über mögliche Alternativen reden, kündigt Velimir kurzerhand an, noch heute nach Hause zu gehen. Wir können ihn so grade noch vom hierbleiben überzeugen, doch die Stimmung ist auf dem absoluten Tiefpunkt. Wenigstens die Sonne brüht uns langsam aber sicher den Verstand aus dem Schädel. Von wegen undurchsichtiges Wetter...

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Wir richten unser Lager etwas vom Weg ab auf dem Plateau ein und schweigend sucht sich jeder sein Plätzchen. Drei von uns entschließen sich bei dem Wetter nur zu biwakieren, Jotaro, ich und Velimir wollen es versuchen unsere Shelter aufzubauen.

Velimir und ich wollen uns gemeinsam in meinen Silshelter zwängen und nach einigem rumprobieren und rumbasteln kriegen wir doch einen einigermaßen sauberen Pitch hin, der von dünnen Heringen und Steinankern hochgehalten wird. (Auch hier wird wieder einmal deutlich, wie wichtig Skills sind, denn ohne die richtigen Knoten hätten wir das niemals so hinbekommen. Also hier nochmal danke an Carsten, dafür, dass du mir diesen Prusik mit der Schlaufe letztes Jahr gezeigt hast, der hat hier sehr geholfen!)

Auch Jotaro stellt sein Cuben-Khufu bildgewaltig und vorbildlich auf und die Stimmung scheint sich zumindest wieder ein wenig zu beruhigen.

Als wir dann auch noch alle etwas in den Magen kriegen und uns eine Herde Steinböcke, bestehend aus etwa 30 Tieren, kurz darauf eine kleine Visite 30m von unserem Lager abstattet, sieht die Welt doch schon wieder ganz anders aus.

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Leider tröstet das nicht über den Fakt hinweg, dass uns eine ungemütliche Nacht auf 2300m Höhe mit Steinboden und bedrohlichen Gletscherspalten bevorsteht. Auch hier oben macht sich wieder das Temperaturgefällte bemerkbar; wir merken bereits deutlich die Kondensation in der Luft.

Um etwa neun Uhr legen wir uns alle in unsere Quilts/Schlafsäcke und versuchen etwas die Augen zu schließen....

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Das war der dritte Teil, bald kommt der Nächste!

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Und hier Teil vier, der direkt haarig beginnt!

Ich schlafe tatsächlich verhältnismäßig gut und wache nur kurz auf, wenn Velimir sich umdreht, oder die NeoAir mal wieder aufgeblasen werden muss (grummel....)

Doch dann um drei Uhr werde ich richtig wach, als Velimir mich wachrüttelt. Als ich nachfrage, was los ist, sagt er mir, dass es ihm nicht gut gehe und er unbedingt absteigen müsse.

Als ich ihn mir genauer anschaue, weiß ich auch warum. Zitternd am ganzen Leib liegt er in einem Quilt, welches man noch kaum als solches bezeichnen kann, da und friert fürchterlich. Die Feuchtigkeit hat langsam aber sicher seinem GoLite Ultra den Gar ausgemacht und nun hat er nur eine Hülle mit nassen Klumpen auf ihm liegen. Ein weiterer Grund stets einen Bivy zu benutzen....

Als ich ihn Frage, ob er sich nicht noch einen Schokoriegel reinpfeifen möchte, um wenigstens etwas Energie zu kriegen, sagt er mir außerdem, dass ihm schlecht sei und er tierische Kopfschmerzen habe. Für mich deutete alles auf Dehydration, Unterzuckerung und eine leichte Höhenkrankheit hin.

Also schnell runter mit ihm! Gemeinsam packen wir unsere Sachen, räumen den Shelter weg und machen uns bereit in der Nacht die steinerne Gletscherfläche zu durchqueren und abzusteigen.

Als er im Begriff ist seinen Quilt in den Rucksack zu stopfen, kann ich grade noch davon abhalten. Wenn er den jetzt noch schön komprimiert und nass transportiert hätte, hätte er den Loft im nächsten Jahr vielleicht zurückgewonnen.

Ich biete ihm an den Quilt für ihn mit meiner Körperwärme zu trocknen, da er ganz offensichtlich keinerlei eigene Wärme mehr produziert, und stopfe ihn unter mein Windshirt.

Kurzer Rundgang, ob nichts vergessen wurde, dann melden wir uns bei der Gruppe ab, besprechen einen ungefähren Treffpunkt für morgen und machen uns im Schein der eLites auf den Weg.

Zum Glück ist sternenklare Nacht und fast Vollmond, was die Navigation durch dieses Meer aus Löchern und Felsen etwas leichter macht. Ich bleibe trotzdem mal vorsichtshalber in Velimirs Nähe.

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Kurz bevor wir dann auf den Weg bergab treffen eine Schrecksekunde, als das Licht von Velimir plötzlich weg ist! Ist er gestürzt? Zusammengebrochen? Irgendwas anderes? Kurz bevor ich rufe, geht sein Licht wieder an und er hat einiges an Abstand gewonnen. Anscheinend kommt er jetzt etwas schneller vorran, allerdings hat mich der Schrecken 5 Jahre meines Lebens gekostet....

Als wir schließlich auf den Weg treffen und nun gemeinsam recht schnell Höhenmeter verlieren, redet er immer wieder davon, dass wir nicht zu weit absteigen dürfen, damit die anderen nicht so weit runter müssen, bevor sie wieder aufsteigen müssen und so weiter. Ich kann ihm immer nur wieder vorbeten, dass er sich darum jetzt keine Gedanken machen und weiter auf den Weg achten soll. Das geht einige Male so und schließlich finden wir knapp 400m tiefer einen einigermaßen ansprechenden Grasflecken auf einem Felsvorsprung, bei dem wir uns entschließen uns hinzulegen. Ist zwar nicht das Ritz, aber soll für heute reichen.

Als wir uns einrichten, legt Velimir seine Matte hin, ich gebe ihm sein Quilt zurück, das wenigstens ein bisschen trockener erscheint, gebe ihm etwas zu trinken und meine Bivydecke, da sein Quilt die sicher besser gebrauchen kann, als meines. Und zack, schon ist er auch im Reich der Träume; eine gute Idee abzusteigen....

Ich selber mache es mir daneben bequem, liege noch etwas wach und denke darüber nach, was gerade passiert ist und bin dankbar, dass wir so gutes Wetter hatten; das hätte auch ganz anders ausgehen können. Kurz danach penne ich auch ein.

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Zwei Stunden später werde ich etwas unsanft vom einsetzenden Morgenwind geweckt und habe nun dasselbe Problem wie Velimir zuvor: Mein Loft ist quasi nonexistent. Mir ist nun auch saukalt und gemeinsam machen wir uns schnell auf den Weg wieder bergan um der Sonne und unseren Freunden etwas entgegenzukommen.

Velimir geht es deutlich besser und er legt ein enormes Tempo an den Start. Ich bin etwas angefressen wie wenig die Nacht ihn anscheinend mitgenommen hat und mit welcher Leichtigkeit er sich nun fortbewegt. Ich brauche eigentlich meinen Schlaf und den Mangel merke ich nun deutlich in jedem Knochen.

Als wir dann jedoch in der Sonne ankommen, unsere Sachen trocknen und unsere Gliedmaßen wärmen können, ist alles doch schon wieder besser. Ein warmer Tee und ein kleines Frühstück macht das warten auf unsere Gruppe dann noch ganz gemütlich.

Die lassen sich auch kurze Zeit später schon von weitem sehen und gemeinsam winken wir sie zu uns heran. Gemeinsam gilt es nun wieder das Vorgehen für den heutigen Tag zu besprechen. Achja, richtig, der Tag fängt ja erst jetzt an, warum kommt es mir dann so vor, als ob ich schon einen hinter mir hätte....?

Wieder ist diese latente Spannung in unserer Gruppe zu merken, als wir uns auf einen Plan einigen müssen und ich bin froh als wir endlich einen Konsens finden. Da der gestrige Tag ein anstrengender war, wollen wir es heute leichter angehen lassen und entschließen uns nur bis zum zweiten der sieben Seen des „Sieben-Seen-Tales“ abzusteigen, anschließend umzukehren und zur Zasavska Hütte weiterzugehen. Von hier soll uns der Weg endgültig herunterbringen zu einer kleinen Alm, auf der wir eine weitere Nacht verbringen wollen, bevor wir dann nach Trenta absteigen.

Also, auf geht’s! Allerdings müssen wir erstmal alle Wasser fassen, da uns die Nacht in der Mondlandschaft dort oben alles Wasser gekostet hat. Glücklicherweise findet sich ein kleiner Gletschersee in der Nähe, aus dem wir mit Hilfe der Filter von Jotaro und Tatsuya etwas Wasser entnehmen. Frisch versorgt mit Wasser und ausgeruht geht es nun querfeldein über Kalksteinrinnen und Grasflecken in Richtung Veliko-See.

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Auch das Wetter spielt wieder mit und dank der noch tief stehenden Sonne, können wir teilweise im Schatten des Zelnarica wandern und die unglaubliche Landschaft genießen. Immer wieder kommen wir auch an Murmeltierbauten vorbei; leider lässt sich keiner der seltenen Nager für einen Schnappschuss blicken.

Mit Händen und Füssen bewegen wir uns von Stein zu Stein und nutzen so die natürlichen Brücken, die über Jahrtausende vom Gletscher erschaffen wurden. Ein tolles Erlebnis!

Irgendwann kommen wir an einer schönen Stelle an, die uns ein tolles Panorama über den See und das dahinterliegende Tal gibt. Hier werden wieder fleißig Fotos geschossen und wir baden noch einmal ausgiebig in der Sonne bevor wir uns auf den Weg zurück zur Hütte machen.

Da wir auf dem Hinweg querfeldein abgekürzt hatten, ist dieser Rückweg neu für uns und führt uns durch einen Wald aus Felsblöcken und -brocken. Dass hier noch keine Boulderer rumturnen....

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Nach anderthalb weiteren Stunden erreichen wir die Hütte, die sich genau auf der anderen Seite des Kanjavec befindet und eine tolle Aussicht auf österreichische, italienische und slovenische Berge bietet. Als alle angekommen sind, eröffnet uns Velimir völlig überraschend, dass er uns hier verlassen werde und nicht weiter mit uns Richtung Trenta absteigen werde, was einen Weg von etwa 4h Stunden bedeuten würde.

Stattdessen wählt er denselben Weg, den wir gekommen sind um nach Bohinjska Bistrica zurückzukommen, was ihn deutlich länger und weiter wandern lässt. Naja, jedem das seine...

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Also sind wir nur noch zu fünft unterwegs. Wow, was für ein Hardcore-Event, der UL Summit! 50% Versagensquote, Alaska Wilderness Classic sieh dich vor! :D

Wir verbliebenen nehmen noch eine Kleinigkeit zu essen ein, klönen noch ein wenig bei der tollen Kulisse und gehen dann doch weiter, um unseren nächsten Lagerplatz aufzusuchen. Der Weg ist hier nicht mehr lang, wenn auch steil und die Knie merken es nun doch deutlich. Insbesondere Jotaro, der schon vor dem Summit über Knieprobleme klagte, hat nun etwas zu kämpfen, was er aber ohne zu meckern durchzieht.

Wir kommen schließlich an einer Jägerhütte an und fragen uns, ob dies die von uns ausgesuchte Alm ist, oder wir noch weiter müssen. Da wir früh genug angekommen sind und genügend Zeit haben, machen sich Hendrik und ich noch ohne Packs schnell auf den Weg, um die besagte Alm zu finden, kehren aber nach 20min wieder um, da uns der Weg dann doch zu weit erscheint. Weit kann sie eigentlich nicht sein....egal, wir bleiben jetzt an der Jägerhütte, in deren Nähe wir einfach nur biwakieren wollen, das Wetter erlaubt das (mal wieder!).

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Die nächsten Stunden verbringen wir mit Geartalk, und Gear Porn, einfachem Entspannen und genießen der uns umgebenden Landschaft. Kurz vor der Dämmerung eröffnet uns dann Tatsuya, dass er auch absteigen werde nach Trenta, um zum Campingplatz zu kommen, da er sich etwas krank fühle. Da er und Jotaro nach dem Summit noch für eine Woche Italien unsicher machen wollen, möchte er sich hier nicht noch erkälten. Jotaro geht mit ihm mit und gemeinsam steigen sie noch nach Trenta ab, wo sie lange nach Einbruch der Dunkelheit auch erscheinen, wie wir später erfahren.

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Tjoa, da waren nur noch drei übrig....Hendrik, Ben und ich. Unsere kleine Truppe verbringt also eine letzte gemütliche Nacht in der Wildnis, aber nicht bevor wir uns noch den Rest von Hendriks Kakao-Schnapps Gebräu reingepfiffen haben, der zumindest mir mit der dritten Tasse immer besser schmeckte ;-)

Da wir beim Abendessen von Mäusen Gesellschaft hatten, hängen wir unser Essen lieber präventiv an einen Balken und richten unsere Bivys nach Einbruch der Dunkelheit ein. Kurz danach schlafe ich auch schon weg....

Morgen folgt dann der nächste Teil!

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Wow, klasse Bilder und eine super Gegend.

Und dein Bericht ist echt spannend zu lesen, Marius.

Ich bin mir aber noch nicht ganz sicher, was ich vom Verlauf der Tour halten soll.

Jetzt nicht falsch verstehen, so eine internationale Truppe ist super super schwer einzuschätzen, wenn man sich vorher nicht kennt.

Allerdings ist Slowenien härter, als sich wohl viele vorgestellt haben...

Hoffentlich ist am Ende Alles gut ;)

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@heilaender

was mir nicht ganz klar ist, wie ihr das mit der navigation gemacht habt, da ihr euch ja immer mal wieder aufgeteilt habt, hatte jeder eine landkarte dabei, oder seid ihr nach GPS gelaufen, oder wart ihr vorallem auf markierten wegen unterwegs, wobei du ja auch was von querfeldein schreibst?

***

alles in allem ein wunderschöne gegend und wohl eine riesenleistung aber, wie mir scheint, leider geradezu ein paradebeispiel dafür, wie man eine gruppen-tour nicht machen sollte.

ich schreibe hier ab aus "Alpines Rettungswesen" des SAC

Alpine Gefahren

Subjektive Gefahren (Selbstverschulden des Menschen)

- Selbstüberschätzung

- Fehldispositionen

- mangelnde Vorbereitung

- mangelnde Ausbildung

- mangelnde Ausrüstung

- ungeeignete körperliche Verfassung

- Gruppendynamik

.

.

.

Tourenvorbereitung

- Zeitplan aufstellen

- Tourenziel und Route den eigenen Fähigkeiten und denen der Teilnehmer anpassen

zum glück hattet ihr gutes wetter, sonst hätte das auch bös ins auge gehen können.

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Wirklich ein höchst spannender, unterhaltsamer, und auch lehrsamer Beitrag.

Im Nachhinein wird mir nochmal deutlich, dass wir 5 auf Finnlandtour wirklich ausgesprochen gut vorbereitet waren und unterwegs harmoniert haben. Man kann die Schwierigkeiten unserer Tour auf keinen Fall mit der der euren vergleichen. Dennoch ... aber der Commander kann das vermutlich am besten vergleichen ... :D

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Großartig, Marius - absolut großartig! Finde es auch toll das Du so ehrlich alles wiedergibst. Freue mich auf die nächsten Teile =)

Danke schön! Warum sollte ich hier auch irgendwelche Ammenmärchen erzählen?

Wow, klasse Bilder und eine super Gegend.

Und dein Bericht ist echt spannend zu lesen, Marius.

Ich bin mir aber noch nicht ganz sicher, was ich vom Verlauf der Tour halten soll.

Jetzt nicht falsch verstehen, so eine internationale Truppe ist super super schwer einzuschätzen, wenn man sich vorher nicht kennt.

Allerdings ist Slowenien härter, als sich wohl viele vorgestellt haben...

Hoffentlich ist am Ende Alles gut ;)

Auch hier nochmal danke, danke! Ich denke aber, dass das ein wenig härter rüberkommt, als es tatsächlich war. Wir sind uns genau einmal auf den Geist gegangen, ansonsten herrschte wirklich nur gute Laune!

Das mit Slovenien stimmt in der Hinsicht, dass ich nicht gedacht hätte, dass es soooo anstrengend wird. Aber es sind nunmal die Alpen, damit hätte ich auch rechnen können...

@heilaender

was mir nicht ganz klar ist, wie ihr das mit der navigation gemacht habt, da ihr euch ja immer mal wieder aufgeteilt habt, hatte jeder eine landkarte dabei, oder seid ihr nach GPS gelaufen, oder wart ihr vorallem auf markierten wegen unterwegs, wobei du ja auch was von querfeldein schreibst?

***

alles in allem ein wunderschöne gegend und wohl eine riesenleistung aber, wie mir scheint, leider geradezu ein paradebeispiel dafür, wie man eine gruppen-tour nicht machen sollte.

zum glück hattet ihr gutes wetter, sonst hätte das auch bös ins auge gehen können.

Ja, wir hatten alle eine eigene Karte mit. Ich zumindest würde nicht darauf verzichten wollen in alpinem Gelände, man weiß ja nie, ob man sich mal trennen muss (ob gewollt oder ungewollt...). Immer wenn wir uns aufgeteilt haben, war es gut durchgesprochen und jeder wusste, wo sich jeder finden kann; das fand ich immer sehr vorbildlich gelöst, muss man ja auch mal lobend erwähnen.

Und querfeldein sind wir auch nur ein-, zweimal in Sichtweite des Weges um etwas abzukürzen und auf dem Kalkstein herumzuturnen :D

Ich finde, dass es nicht wirklich ein Paradebeispiel ist. Klar, es ist vieles nicht so gelaufen, wie wir es uns gewünscht haben und wir hatten auch viel Glück mit dem Wetter, aber dennoch hat jeder von uns die Leistung erbringen können, die notwendig war. Ich hab es jedenfalls nicht als gefährlich, oder waghalsig empfunden, da jeder auch ehrlich gesagt hat, wenn er nicht mehr konnte und nicht aus falschem Stolz dann weiter oben zusammengeklappt wäre.

Wirklich ein höchst spannender, unterhaltsamer, und auch lehrsamer Beitrag.

Im Nachhinein wird mir nochmal deutlich, dass wir 5 auf Finnlandtour wirklich ausgesprochen gut vorbereitet waren und unterwegs harmoniert haben. Man kann die Schwierigkeiten unserer Tour auf keinen Fall mit der der euren vergleichen. Dennoch ... aber der Commander kann das vermutlich am besten vergleichen ... :D

Danke dir für dein Lob, Hofi! Auch hier sei nochmal erwähnt, dass wir uns nur einmal gezofft haben, dazwischen haben wir wirklich sehr gut funktioniert. Ich finde aber auch, das gehörte dazu (nicht dass ich es daraufanlegte :D ) und war für mich Teil der Gesamterfahrung. Deswegen versuche ich hier auch so ehrlich zu sein und es nicht irgendwie zu verschönigen. Ist eine Tour ohne Stress automatisch besser? Weiß ich nicht, aber eine Tour mit Stress ist für mich keineswegs ein Desaster :lol: (Außer natürlich man kommt zu nichts mehr und jeder verweigert jegliche Kommunikation....)

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Und hier, wie versprochen der nächste Teil!

Früh morgens wache ich als erster auf. Auf diesem herrlich weichen Gras habe ich eine fantastische Nacht verbracht, in der weder mitbekemmen habe wie Hendrik aufgestanden ist, um ein paar Fotos zu schießen, noch, wie meine NeoAir erneut den Geist aufgegeben hat.

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Kurz danach wachen auch schon die anderen beiden auf und wir räumen schnell alles beiseite und hängen unsere Bivys und Quilte in der Morgensonne zum trocknen auf.

Nach einem kurzen Frühstück (endlich wird der Essenssack spürbar leerer!) packen wir auch schon alles zusammen und machen uns auf den Weg runter ins Tal nach Trenta. Hinab geht es nun endgültig unter der Baumgrenze weiter und wir kommen in einen dichten Laubwald, der uns mit verwinkelten Wegen und einer angenehm frischen Luft begrüßt.

Wasser war zum Glück bei diesem Abstieg nicht unser Problem, da neben der Jägerhütte ein kleines Regenwasserreservoir lag, aus dem wir uns dank Jotaros Filter bedienen konnten. So machen wir uns in gemütlichem Tempo bergab und nutzen jede Gelegenheit um ausgiebig Fotos und kleinere Filme schießen zu können. An einem Bergbach, der unseren Weg kreuzt, machen wir eine längere Rast und jeder von uns schießt gefühlte 300 Fotos, bevor wir weiterziehen.

Gegen frühen Mittag sind wir immernoch nicht angekommen und uns wird langsam bewusst, dass Jotaro und Tatsuya deutlich nach Einbruch der Dunkelheit unten angekommen sein müssen. Als wir schließlich so weit unten sind, dass wir wieder Handyempfang haben, bestätigt sich auch, dass die beiden nicht wie abgemacht zu unserem eigentlich vorgesehenen Campingplatz gezogen sind, sondern zu dem, der näher am talabwärts führenden Weg liegt. Seis drum, wir verabreden uns mit den beiden am Nachmittag auf dem anderen Campingplatz und steigen weiter ab.

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Als wir schließlich auf der Landstraße ankommen, begrüßt uns das Trentatal zwar mit schönstem Wetter, aber infolgedessen auch mit Motorenlärm von allerlei Motorrad- und Campingtouristen. Ein krasser Gegensatz zu der erholsamen Stille, die uns die letzten Tage in den Bergen verfolgt hat und mir fällt es schwer mich wieder daran zu gewöhnen. Auch ist die Temperatur hier unten in diesem Kessel deutlich höher und bei mir kommt keine Freude auf bei dem Gedanken jetzt nochmal 5km der Landstraße bis zum Campingplatz zu folgen.

Aber alles Nölen und Meckern hilft jetzt auch nicht, der Gedanke an eine Dusche treibt mich vorran. Wir folgen also der Landstraße, die uns zunächst durch den kleinen Ort (nach meiner Definition mehr eine Ansammlung von Häusern) Trenta und anschließend in zwei, drei Serpentinen wieder etwas hoch zum Campingplatz führt. Auf dem Weg dorthin wollen wir eine vermeintliche Abkürzung durch ein kleines Waldstück finden, die wesentlich angenehmer neben dem Fluss Soca verlaufen soll, allerdings finden wir diese nicht so recht und wollen lieber keine unnötigen Umwege machen. So bleibt uns also doch nur die Landstraße.

Als wir schließlich am Campingplatz ankommen sind wir gelinde gesagt doch herb enttäuscht. Ein winziger, aber rappelvoller Platz, auf dem nur vereinzelt Grasflächen zu sehen sind und auf dem die Zeltplätze direkt neben der Toilette liegen. Das hatten wir uns etwas anders vorgestellt. Also fragen wir nach bei Tatsuya und Jotaro wie deren Campingplatz aussieht und als wir die Antwort kriegen, dass sie mit dem vollkommen zufrieden seien, machen wir uns wieder auf den Weg zurück, dieselben 5km noch einmal in Angriff nehmend. Wenigstens können wir endlich etwas Müll loswerden ohne den es sich zumindest gefühlt wesentlich leichter wandert. Als Ultraleicht-Wanderer geht es uns nunmal gegen den Strich etwas zu tragen was keinerlei Nutzen hat :D

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Aber anstatt wieder die Landstraße zu nehmen, biegen wir auf gut Glück kurz hinter dem Campingplatz auf einen kleinen Pfad ein, der vielleicht zurück Richtung Trenta verläuft. Und tatsächlich; der Pfad führt uns zwar durch mehr An- und Abstiege als die Landstraße, ist dafür aber deutlich angenehmer am Ufer des Soca im Schatten gelegen und wir sind um einiges schneller wieder an der Stelle, an der wir vorhin vorsichtshalber nicht abbiegen wollten.

Kurze Zeit später treffen wir auch schon auf Jotaro und Tatsuya am anderen Campingplatz, der doch deutlich angenehmer ist. Die Wiesen sind noch nicht völlig ausgetreten und wir dürfen unser Lager beliebig wählen. Auch der Preis ist völlig in Ordnung und mit 13€ für einen Studenten für zwei Nächte noch voll im Rahmen wie ich finde.

Nachdem wir drei unsere Shelter aufgebaut haben, genießen wir die erste Dusche nach so langer Zeit. Da ich direkt meine Klamotten für die demnächst anstehende Fahrt mitwaschen wollte, stelle ich mich einfach so unter die Dusche, um mich dann meiner Klamotten zu entledigen.

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In der Nachmittagssonne werden die Sachen auch schnell wieder trocken und nach einem kurzen, wenn auch späten, Mittagsschläfchen machen wir uns gemeinsam auf den Weg in ein kleines, nahegelegendes Restaurant, wo wir es uns mit Bier und örtlichen Spezialitäten gut gehen lassen. Kurz darauf wollen wir noch das kleine örtliche Naturparkzentrum auskundschaften und besuchen das darin ansässige Museum. Auf mehr Interesse stößt dann allerdings die direkt davor liegende Bar, die uns abermals mit kühlem Bier versorgt. So tiefenentspannt fällt uns dann auch nicht mehr der Weg zurück zum Campingplatz schwer und wir lassen den Abend mit gemütlichem Beisammensitzen und Verbrauchen der letzten Proviante ausklingen. Zufrieden sinken wir wieder bei einer sternenklaren Nacht in unsere Betten.

Morgen folgt der letzte Teil des Berichtes, also bis dann!

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... Ich finde, dass es nicht wirklich ein Paradebeispiel ist. Klar, es ist vieles nicht so gelaufen, wie wir es uns gewünscht haben und wir hatten auch viel Glück mit dem Wetter, aber dennoch hat jeder von uns die Leistung erbringen können, die notwendig war ...

ich bin da wohl etwas altmodisch und mit gewissen unmodernen, vom ausgeprägten individuallismus noch nicht so ganz erfassten, wertvorstellungen belastet, aber wenn von einer 10er gruppe am schluss noch 3 übrig sind, dann wäre das für mich ganz sicher keine glanztat.

man ist eine schicksalsgemeinschaft und geht gemeinsam auf den berg und kommt auch gemeinsam wieder runter. der schwächste bestimmt das tempo.

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Deshalb treffen wir uns "nur" am Edersee... :D

Da fällt der ein oder andere nur durch übermäßigen Genuss von alkoholischen Getränken oder Thüringer Würstchen aus!!!

:lol:

ja, ich beginne die logik hinter den gear-porn-plus-sich-auf-einem-caming-platz-den-bauch-vollschlagen-treffen zu verstehen. :mrgreen:

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Deshalb treffen wir uns "nur" am Edersee... :D

Da fällt der ein oder andere nur durch übermäßigen Genuss von alkoholischen Getränken oder Thüringer Würstchen aus!!!

:lol:

ja, ich beginne die logik hinter den gear-porn-plus-sich-auf-einem-caming-platz-den-bauch-vollschlagen-treffen zu verstehen. :mrgreen:

Das freut mich!

:geek:

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übrigens, nicht dass man mich falsch versteht, ich finde den bericht sehr lesenswert, interessant und äusserst lehrreich. die offene und ehrliche art gefällt mir sehr.

***

@ flaschons

was aber noch lange nicht heisst, dass ich deshalb sehr erpicht wäre, an solchen anlässen teilzunehmen, da ist der UL-summit schon viel mehr auf meiner linie. mit den nötigen änderungen eben.

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Und hier der letzte Teil meines Berichtes!

Auch am nächsten Tag begrüßt uns die Sonne, ich kann immernoch nicht fassen, was wir für ein Glück mit dem Wetter hatten und ärgere mich, dass ich überhaupt meine Regenjacke mitgenommen habe.

Tja, was nun? Es ist der letzte Tag und obwohl wir alle etwas erschöpft sind, stößt die Idee heute nur im Lager herumzulungern auf keine große Resonanz. Also wollen wir dem Soca Wanderweg, den wir drei gestern unwissentlich verfolgt haben, weiter flussaufwärts bis zur Quelle folgen. Alles in allem eine kleine, gemütliche Tageswanderung und wir lassen das meiste Gepäck hier. Sogar Trinkflaschen lassen wir im Camp und nehmen nur Becher bzw. unsere Hände als solche mit, da der Fluss laut Velimirs Auskunft trinkbares Wasser führt. Ich für meinen Teil baue mir aus einem Stück Dyneema einen Trageriemen für meine Laufbursche Hüfttasche und nehme nur noch meine Kupilka mit.

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Also folgen wir dem Weg erneut an der Stelle von gestern vorbei, weiter hinauf Richtung Quelle. Leider ist der Weg doch deutlich überrannt und je mehr wir flussaufwärts wandern, um so voller wird es. Als wir schließlich nach einer reichlich hässlichen Stelle, die uns für eine halbe Stunde aufwärts auf einem asphaltierten Zubringer bergauf führt, an die kurz vor der Quelle gelegenen Hütte kommen um uns dort zu stärken, ist es mit der Ruhe vollkommen vorbei. Touristen aus aller Herren Länder umgeben uns und ich fühle mich wieder einmal vollkommen deplatziert, wenn man bedenkt wie wir die letzten Tage verbracht haben.

Kurz darauf machen wir uns auf den Weg zur Quelle, der nochmal deutlich steiler und schwieriger den Berg aufwärts führt. Mit Drahtseil gesichert geht es auf einer kleinen Felskante dann letztendlich zur eigentlichen Quelle, die zwar sehr schön blau schimmert, ansonsten aber reichlich unspektakulär daherkommt.

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Auf dem Rückweg zum Campingplatz wollen wir noch in den botanischen Garten, der auf unserem Weg liegt und sich speziell mit der alpinen Flora befasst. Allerdings stellt sich heraus, dass die meisten der Blumen mittlerweile schon verblüht sind und wir können meistens nur noch Gräser und dergleichen bewundern. Erneut wenig spektakulär.

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Das tut der Stimmung aber keinen Abbruch und wir schlendern gemütlich zurück zum Restaurant am Campingplatz um da erneut zu essen. Ich muss mich leider noch um die reichlich komplizierte Heimreise von mir kümmern, was mir keinerlei Spaß bereitet, weil es mich daran erinnert, dass die unausweichliche Abreise kurz bevor steht. Ich will noch nicht heim aus diesem herrlichen Land, von diesem tollen Wetter und meinen neuen Freunden, schlussendlich hilft aber alles nichts und ich finde herraus, dass mein Bus um sechs Uhr morgens vom Campingplatz aus abfährt.

Als wir zum Lager zurückkehren, muss es dann doch noch einen von uns erwischen. Ben hat sich irgendwo im Laufe des Tages eine Lebensmittelvergiftung zugezogen und verbringt leider den Rest des verbliebenen Abends und der Nacht damit sich ordentlich auszureiern. Das musste natürlich nochmal sein...

Ich gehe schließlich etwas früher schlafen, diesmal nur im Bivy, weil es das Wetter erneut erlaubt und so morgens das Zusammenpacken etwas schneller geht.

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Am nächsten Morgen geht viel zu früh der Wecker und widerwillig packe ich zusammen. Als ich mich auf den Weg zum Bus mache, leisten mir die anderen noch in der Morgenkälte Gesellschaft und winken mir zum Abschied, was für mich eine tolle Geste war und mich richtig gefreut hat. Nach insgesamt 19 Stunden Fahrt komme ich mit reichlich Verspätung (dank der DB) zu Hause in Aachen an und falle total erschöpft ins weiche Bett.

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So richtig fassen, was da jetzt genau abgelaufen ist und wie toll es letztendlich, trotz aller Schwierigkeiten, Umwege, Planänderungen, Konflikte und Verletzungen, dann war, kann ich eigentlich bis jetzt immernoch nicht. Und auch nach dem Verfassen dieses Berichtes, der mir die ganzen Ereignisse nochmal ins Gedächtnis gerufen hat, bleibe ich zurück ohne einen wirklichen Abschluss dafür finden zu können.

Vielleicht ist es der Wunsch, nicht wirklich einen Schlussstrich unter diese tolle Wanderung ziehen zu können, damit immer ein bisschen was davon hängen bleibt, oder auch einfach nur der sprichwörtliche, bleibende Eindruck, der geblieben ist. Ich jedenfalls hatte eine fantastische Zeit und ich möchte Velimir, Hendrik, Tatsuya, Benjamin, Steven, Traci, Philipp, Thomas und Jotaro für ihre Teilnahme danken; dafür dass ich euch kennenlernen und mit euch wandern durfte, dass ihr mich ertragen habt und wir gemeinsam alles durchstanden haben, was wir angegangen sind.

Vielen Dank und bis zum nächsten Jahr!

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