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Ultraleicht Trekking

Wasserdichte Konstruktion von Ultra-/DCF-Rucksäcken mit Seam-Tape


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Moin zusammen!

Wenn wir uns das Ziel setzen, einen typischen UL-Rucksack aus Ultra/DCF mit Seam-Tape möglichst wasserdicht zu konstruieren, wie gehen wir am besten vor?

Hintergrund der Frage: Meiner Erfahrung nach lassen sich besonders dicke Nähte nicht so gut tapen. Zum Beispiel, wenn sich Front- und Side-Panels mit jeweiligen Taschen und Gurtbändern begegnen oder beim Einnähen der Schultergurte. In meine Recherche habe ich zwei Wege gefunden, diese Situationen zu umgehen – aber wenig Diskussion rundherum. Daher freue ich mich auf eure Meinung und Erfahrung!

Variante 1: Externe Naht

Der HMG Unbound hebt sich ab durch seine externen Nähte. Die Stoffe werden linksseitig vernäht und nach außen mit Einfassband geschützt und gestärkt. Die Innenseite kann mit Seam-Tape ganz einfach abgedichtet werden, egal wieviele weitere Lagen Stoff mit der externen Nahtzugabe vernäht werden.

Spricht etwas dagegen? Warum macht das sonst niemand? Warum zieht HMG dieses Konzept nicht im ganzen Rucksack durch?

Variante 2: Aufnähen statt Einnähen

Eine beliebtere Variante ist, Taschen, Schultergurte und dergleichen einfach von außen auf den Korpus aufzunähen. Damit werden nötige Nähte für Panels zum Einnähen dieser Features reduziert – und die Nähte sind mit Seam-Tape leicht abzudichten, da die Nähte allein und ohne weitere Stofflagen nach innen dringen. Besonders Zpacks scheint sich dieser Technik zu bedienen, zum Beispiel beim Arc Haul Ultra, wo selbst die Schultergurte und Frame-Befestigungen durch extern aufgenähtes Gurtband angebracht sind. Auch dieser Sealson wirkt mit dieser Methode sehr elegant und durchdacht. 

Das sieht grundsätzlich nicht so kompliziert aus. Auch hier: Warum machen das nicht alle und ermöglichen damit, ihre Rucksäcke einfacher abzudichten? Einen potenziellen Ultra-AtomPacks könnte ich mir auch mit dieser Konstruktion vorstellen.

Ich freue mich über eure Anregungen!

Ich habe im Forum keine ausführliche Diskussion zu diesem Thema gefunden. Falls es sie doch gibt, verlinkt mich gern!

Bearbeitet von dermuthige
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Nach weiterer Recherche habe ich das Gefühl, ich habe die ganze Zeit genäht, ohne mich vernünftig mit den Basics zu beschäftigen ...

Das Problem dicker Nähte, die sich innen nicht tapen lassen, da auch andere Stoffe wie Stretch von Taschen oder Gurtband von Schultergurten mit nach innen schauen, lässt sich wohl auch durch folgenden Weg beheben:

Variante 3: Flat-felled Seam:
zu Deutsch glaube ich "Kappnaht"?

In der Theorie eine gute Lösung: Die Innenseite lässt sich gut tapen, da keine anderen Stoffe nach innen dringen – die sind alle in der Naht versteckt. Doch wenn ich beispielsweise zwei Korpusstücke verbinde, denen beiden eine Tasche aufgenäht ist, müsste ich für die zweite Naht wieder durch eine der Taschen durchnähen und sie dadurch verkleinern. Immerhin wäre diese Variante bei Schultergurten geeignet, die ich während der zweiten Naht in die andere Richtung klappen kann.

Meine aktuelle Schlussfolgerung:

  • Variante 1: Externe Naht eignet sich, wenn man außen viele Ankerpunkte, zum Beispiel mit einer Daisy-Chain, anbringen möchte. Diese kann man auch nachträglich ergänzen, ohne Nähte zu öffnen oder neu abzudichten.
  • Variante 2: Aufnähen statt Einnähen eignet sich bei Nähten, die nicht allzu belastet werden, und punktet durch Leichtigkeit, da Nahtzugaben und Einfassbänder eingespart werden.
  • Variante 3: Flat-felled Seam scheint mir eine gute Lösung für das Einnähen von z.B. Schultergurten. 

Für zukünftige Projekte würde ich statt einer Methode daher alle drei in Erwägung ziehen und je nach Naht für eine andere Variante entscheiden.

Was meint ihr, bin ich auf der richtigen Spur? Wie macht ihr das? Habt ihr weitere Gedanken dazu?

 

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vor 2 Stunden schrieb dermuthige:

Wie macht ihr das? Habt ihr weitere Gedanken dazu?

Ich war bisher noch zu faul meine EPX200-Packs innen abzudichten. 100% wasserdicht wird glaube ich bei meiner Konstruktion schwierig, da ich innen auch noch Einschubtaschen für Tragegestell und Matte verbaut habe. Aber die großen Nähte der Panels habe ich als französische Naht ausgeführt und anschließend den Überstand flach aufgenäht. So wird das sowas ähnliches wie eine Kappnaht und sieht eigentlich relativ sauber aus. ich denke eigentlich dass man da durchaus drüber tapen kann, wobei ich mir Dichtmittel mitbestellt hatte und es damit machen wollte um eben auch etwas von dem Schmotz auf beiden Seiten der Nähte der Einschubtaschen draufschmieren zu können. Seitentaschen aufnähen habe ich bisher vermieden und auch versucht, die ganzen Gurte (Y-Strap, Lastkontrollriemen, Hüftgurt, Schultergurte) immer in eine Naht zu integrieren - ich glaube das ist schon stabiler als aufgenäht und es sieht auch ordentlich aus... Obs am Ende dicht wird? keine Ahnung sorry...

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Bei mir fließt auch immer ein bisschen das Aussehen in das Design. Also z.B. finde ich es deutlich ansprechender, wenn Gurtband nicht einfach so auf den Stoff genäht wurde, sondern das Ende in einer Naht verschwindet. Ebenso kann ich mit den Schulterträgern nichts anfangen, die über ein breites Gurtband mit dem Rucksackkörper verbunden sind.

Externe Nähte finde ich spannend, kann mir aber auch da vorstellen, dass ein kompletter Rucksack in dem Stil sehr gewöhnungsbedürftig wäre. Das soll die Idee nicht abwerten, sondern eher ein Erklärungsversuch sein, warum das nicht alle so machen 😄 

Wobei mir da einfällt, dass man statt Einfassen auch Rechts-Links (eher Links-Rechts 🤔) Nähte versuchen könnte. Hätte den Vorteil, dass Taschen und Bänder direkt in der Naht verschwinden könnten. Vielleicht sogar ein interessantes Design?

Das schöne am Selbermachen ist ja, dass du Dinge umsetzen kannst, für die ein kommerzieller Hersteller keine Zeit hat (oder anders: Wir als Kunden nicht den Preis zahlen möchten).

vor 2 Stunden schrieb dermuthige:

Variante 3: Flat-felled Seam scheint mir eine gute Lösung für das Einnähen von z.B. Schultergurten. 

Das kommt sicher sehr auf das Material und deine Nähmaschine an. Je mehr Lagen und je dicker der Stoff, desto breiter muss die Nahtzugabe ausfallen, damit du auch eine halbwegs Flache Naht bekommst. Als Idee: Wenn es dir nur um das spätere abdichten geht, kannst du vielleicht auch einfach absteppen, ohne umzuschlagen. Dann ist die Nahtzugabe auch flach auf dem Stoff, aber du sparst dir etwas in der Dicke.

Eine spannende Frage wäre auch: Spart das Abdichten mit Tape und den damit verbundenen Designänderungen wirklich Gewicht oder ist der Müllbeutel nicht eigentlich leichter? 🫣 (Gewicht sparen muss natürlich nicht unbedingt das Ziel sein)

 

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Geschrieben (bearbeitet)

Ich danke euch für die Antworten! 

Ob man den Rucksack wirklich dicht bekommt oder ob ein Liner nicht viel unkomplizierter ist – das sind berechtigte Fragen, die ich mir auch stelle. Aber ich find die konzeptuelle Herausforderung der wasserdichten Konstruktion einfach spannend :lol:

vor 59 Minuten schrieb mochilero:

100% wasserdicht wird glaube ich bei meiner Konstruktion schwierig, da ich innen auch noch Einschubtaschen für Tragegestell und Matte verbaut habe.

Einschubtaschen zählen für mich wie nach innen ragende Gurtbänder oder Stretch-Stoffen zu den Punkten, weshalb Tapen bei solchen "klassischen" Konstruktionen schwierig ist. Bei meinem letzten Rucksack hatte ich für meine Frame-Stays zwei kleine Gurtband-Hülsen gefertigt. Während die meisten Nähte dicht waren, ist hier das Wasser eingetreten. Für solche Zwecke finde ich daher die externen Nähte interessant. Bei einem U-Frame vielleicht nicht so gut umsetzbar, weil die Schultergurte einer Einschubtasche in die Quere kämen – aber für reine vertikale Stäbe denke ich machbar. 

vor 59 Minuten schrieb mochilero:

versucht, die ganzen Gurte (Y-Strap, Lastkontrollriemen, Hüftgurt, Schultergurte) immer in eine Naht zu integrieren - ich glaube das ist schon stabiler als aufgenäht und es sieht auch ordentlich aus...

Ich stimme dir vollkommen zu: Bloßes Aufnähen wird für solche Belastungsansprüche nicht ausreichen. Auf die Kappnaht – oder französische Naht – hat mich diesbezüglich Zpacks gebracht: Bei einigen ihrer Rucksack sieht man Innenbilder und da ist innen nichts vom Schultergurt zu sehen. Die Enden verschwinden komplett in der Naht, sind mindestens zwei Mal vernäht – und die Innenseite kann getaped werden.

Was die Front-/Seitentaschen angeht: Auch hier kann bei entsprechender Füllung einiger Zug auf die Naht kommen. Da finde ich die Lösung von Sealson spannend. Sie nehmen ein Stück Stoff für Vorderseite und Seiten, genauso für die Taschen. Die Trennung zwischen den Taschen wird "aufgenäht" – mit Gurtband. Die Naht geht also insgesamt durch drei Schichten Stoff. Das dürfte ihr wieder etwas mehr Stärke geben, bzw. die einzelnen Stoffschichten entlasten.

vor 35 Minuten schrieb nivi:

Bei mir fließt auch immer ein bisschen das Aussehen in das Design. Also z.B. finde ich es deutlich ansprechender, wenn Gurtband nicht einfach so auf den Stoff genäht wurde, sondern das Ende in einer Naht verschwindet.

Sehe ich genauso, die Ästhetik spielt mit! Den erwähnten Sealson-Rucksack finde ich hier wieder schlau gelöst: Das Gurtband verschwindet oben in einer neuen Naht. Allerdings wirkt es, als würde die Naht fast nur dafür existieren. In diesem Fall leidet im Ausgleich also das Gewicht und die Konstruktion wird nochmal aufwendiger. 

vor 35 Minuten schrieb nivi:

Wobei mir da einfällt, dass man statt Einfassen auch Rechts-Links (eher Links-Rechts 🤔) Nähte versuchen könnte. Hätte den Vorteil, dass Taschen und Bänder direkt in der Naht verschwinden könnten. Vielleicht sogar ein interessantes Design?

Das hab ich noch nicht ganz verstanden: Wie meinst du das? 

vor 35 Minuten schrieb nivi:

Das kommt sicher sehr auf das Material und deine Nähmaschine an. Je mehr Lagen und je dicker der Stoff, desto breiter muss die Nahtzugabe ausfallen, damit du auch eine halbwegs Flache Naht bekommst.

Ich verstehe, dass die Nahtzugabe größer sein muss, um dickere Schichten zu umhüllen. Aber wie führt das zu flacheren Nähten? Aber zumindest in meinem Fall: Mein schönes Näh-Moped kommt durch einige Schichten durch :D

vor 35 Minuten schrieb nivi:

Als Idee: Wenn es dir nur um das spätere abdichten geht, kannst du vielleicht auch einfach absteppen, ohne umzuschlagen. Dann ist die Nahtzugabe auch flach auf dem Stoff, aber du sparst dir etwas in der Dicke.

Absolut: So habe ich meine Nähte bisher genäht. Ich hatte aber Schwierigkeiten, wenn ich in der Naht weitere (undichte) Stoffe oder Gurtbänder hatte, die somit nach innen ragen und das Abdichten schwieriger machen. Aber wo du es ansprichst und ich erneut drüber nachdenke, könnte es ausreichen, wenn die Nahtzugabe des Hauptstoffs einfach etwas größer als der anderen Komponenten wäre. 

vor 35 Minuten schrieb nivi:

Das schöne am Selbermachen ist ja, dass du Dinge umsetzen kannst, für die ein kommerzieller Hersteller keine Zeit hat (oder anders: Wir als Kunden nicht den Preis zahlen möchten).

Absolut. Und da meine Bestellung von ExTex einige Tage später als erwartet eintrifft ... habe ich genug Zeit, mir über die Konstruktion Gedanken zu machen und zu diskutieren :D 

Bearbeitet von dermuthige
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vor 59 Minuten schrieb dermuthige:

Das hab ich noch nicht ganz verstanden: Wie meinst du das?

Ok, Zeit für Paint 😄

Bei einer Rechts-Links/Französicher Naht näht man ja zunächst links auf links. Rot = Naht, Grün = Rucksackstoff, Blau = Taschenstoff
franz_naht1.png.978c29a7b192a225023caa5ffb7261e4.png

Danach wird der Stoff beidseitig umgeschlagen und rechts auf rechts vernäht, damit die Stoffkante versteckt ist. Wenn du das ganze umdrehst, also erst rechts auf rechts, dann links auf links nähst, ist der Teil, der übersteht außen und Taschen/Gurtbänder können in diese Nahtzugabe eingefasst sein, z.B. so:franz_naht2.png.dc0d35d011aa15d680fb56a324870fef.png

Das war mein Gedankengang. Aber ob das gut aussieht? 😄

vor 59 Minuten schrieb dermuthige:

Aber wie führt das zu flacheren Nähten?

Ich dachte daran, nur den einen Stoff länger zu machen und den restlichen dicken Teil in der Mitte enden zu lassen:

naht_lang.png.abf98d645ee3be462c5ea3c1752c25f3.png

Statt bei 1 die Naht bei 2 setzen. Wenn ich mir das so anschaue, macht das aber irgendwie nicht so viel Sinn, weil man dann vielleicht schon zwei Tapestreifen (pro Naht einen) bräuchte 😕 Umso besser, wenn du eine Nähmaschine hast, die das händeln kann 😄

vor 59 Minuten schrieb dermuthige:

... habe ich genug Zeit, mir über die Konstruktion Gedanken zu machen und zu diskutieren :D 

Das macht ja auch mit am meisten Spaß!

Bearbeitet von nivi
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vor 36 Minuten schrieb nivi:

franz_naht2.png.dc0d35d011aa15d680fb56a324870fef.png

Sehr spannend – gut erklärt! Die abstehende Klappe wäre ja wie bei der externen Naht, nur dass man hier kein Einfassband benötigt und Gurtbänder/Taschen direkt in die erste Naht integrieren kann, statt sie im zweiten Schritt anzunähen. Ich lass mir das durch den Kopf gehen :)

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