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Ultraleicht Trekking

Craftsman

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Reputationsaktivitäten

  1. Danke!
    Craftsman hat eine Reaktion von Andreas K. erhalten in Ein Rucksack mit Frontöffnung - Finale Version   
    Wieder ein Beweis dafür warum MYOG so geil ist. Einfach ein Traum diese Perfektion. Ich werde mich bei Gelegenheit auch mal an diesem Schnitt versuchen. Gefällt mir sehr gut. 
  2. Gefällt mir!
    Craftsman reagierte auf Andreas K. in Ein Rucksack mit Frontöffnung - Finale Version   
    In den letzten zwei Monaten sind nicht nur diverse Kocher, ein Windschutz und ein Quilt entstanden, sondern auch noch eine Variation des im Eingangsposts vorgestellten Rucksacks.
    Die Spezifikationen sind weitestgehend gleich geblieben, so dass ich nur ganz kurz die Detailänderungen beschreiben möchte:
    Die Schulterträger sind jetzt partiell gedoppelt, so dass die Polsterung, an empfindlichen Stellen aufliegend, 6-8mm statt 3mm beträgt. Die Kederschienen für die Brustgurtbefestigung sind zugunsten von Daisy Chains gewichen. Stattdessen wird der Brustgurt mittels Sternum Split Bars an den Daisy Chains befestigt. Der wasserabweisende Reißverschluss mit 3mm Schienenbreite wurde durch einen robusteren mit 5mm Breite ersetzt. Zudem befinden sich jetzt zwei Schieber auf der Schiene, so dass der Reißer nicht nur über die volle Länge, sondern auch nur teilweise an jedweder Position geöffnet werden kann. Die Außentaschen sind nun aus einem elastischen Netz. Dadurch liegen diese faltenfrei und eng am Rucksack an. Als Materialien für den Korpus wurden hierbei Diamond Ripstop Nylon mit 90g/m² und silikonisiertes Nylon mit 90g/m² gewählt. Das Gewicht dieses Modells beträgt 265g.  


















  3. Danke!
    Craftsman hat eine Reaktion von Andreas K. erhalten in Daunenquilt "Siebenschläfer"   
    Klasse Projekt und sehr sauber genäht. Hut ab. Habe einen Ähnlichen Schnitt für meinen Quilt mit 500g Daune verwendet. (Logischerweise höhere Kammern). 
  4. Gefällt mir!
    Craftsman reagierte auf Andreas K. in Daunenquilt "Siebenschläfer"   
    Zwei Jahre lang lagen die Materialien für einen Quilt zuhause in der Materialkiste, zwei Jahre stand der fertige Schnitt... Doch nach den Erfahrungen lange zurückliegender Projekte, Daunenhose und Daunensocken, war ich noch immer in meiner Begeisterung für die Verarbeitung der hierfür typischen Materialien gebremst. Zu groß war der Respekt vor der doch sehr aufwändigen Arbeit.
    Nachdem @Puffin aber seinen äußerst gelungenen selbstgenähten Quilt auf dem zurückliegenden MYOG Treffen zeigte, hat mich doch der Ehrgeiz gepackt, und ich habe mein lange ruhendes Projekt in Angriff genommen und erfolgreich zum Abschluss gebracht.
    Herausgekommen ist der „Siebenschläfer“, ein Dreijahreszeiten-Quilt den ich im Folgenden vorstellen möchte.
     
    Die Details:
    Flach ausgebreitet hat der Quilt die Maße 210x138/112cm. Er ist somit nutzbar bis zu einer Körpergröße von ca. 195cm. Mittels eines 75cm langen, teilbaren Reißverschlusses und eines Kordelzuges lässt sich das untere Drittel der Decke zu einer Fußbox schließen. Ausgeformt hat die Fußbox eine Länge von etwa 60cm. Der Kragen wird rückseitig durch eine Flachschnalle geschlossen und kann mit einem elastischen Kordelzug gerafft werden, so dass dieser eng am Hals anliegt. Zur Befestigung des Quilts an der Matte sind drei umlaufende elastische Bänder vorgesehen, auf denen die männlichen Teile der Flachschnallen - die mit dem Dreisteg - aufgefädelt sind. Dadurch lassen sich die Schnallen beliebig auf den Bändern justieren, haben aber einen festen Sitz, so dass diese nicht versehentlich verrutschen können. Außerdem legen sich die Schnallen flach an die Matte an, wodurch der Spalt zwischen Quilt und Matte, durch den Luft ziehen könnte, minimiert wird. Als Füllung habe ich 250g Gänsedaunen mit 850cuin gewählt. Diese sind in insgesamt 15 quer verlaufende Kammern in H-Konstruktion mit einer Breite von 15cm und einer Steghöhe von 3,6cm verteilt. Für die Kammern wurde 10% Überfüllung eingeplant, wodurch diese sich leicht aufplustern, so dass sich ein Loft von 5cm (einfach) ergibt. Als Material für Außenhülle und Kammerstege wurde Membrane10 von RSBTR mit 22g/m² gewählt. Ausgelegt ist der Quilt für einen Temperaturbereich von drei Jahreszeiten. Nach meinem Verständnis entspricht das dem Zeitraum von etwa April bis Oktober, also insgesamt sieben Monate. Daher auch die Namensgebung „Siebenschläfer“. Das Gewicht des Quilts beträgt 465g. Das der drei zugehörigen Befestigungsbänder gesamt 21g.  
    Der Quilt in Bildern:

























  5. Gefällt mir!
    Craftsman reagierte auf Trekkerling in Reiseplanung in Zeiten des Corona Virus...   
    OT: Auf jeden Fall! Das ist bei mir seit längerem auch schon der Plan, falls ich mal ein paar Wochen bzw. ein-zwei Monate am Stück frei haben sollte! Ich würde sowas wie den Maximiliansweg Lindau/Berchtesgaden an einen Schwarzwaldweg (Westweg war ich schon, eventuell daher Mittel- oder Ostweg) dranhängen. Allein das Stück von den Alpen zum Goldsteig ist für mich noch nicht ideal gelöst, @esha hat ja mal in ihrem Beitrag zum NordSüdTrail einen theoretischen Versuch einer Verbindung gemacht, der mich persönlich aber noch nicht so 100% überzeugt.
  6. Danke!
    Craftsman hat eine Reaktion von izaax erhalten in Rucksack gesucht/ Weitläufer Agilist oder Huckepacks Phönix   
    Kommt immer darauf an von welcher Material Stärke wir sprechen... Es gibt XPac auch in leichteren Varianten als DXG. Das würde ich auch im Hinblick auf die Robustheit bedenken. Die schwereren Varianten sind nicht weniger robust als DXG.
    Zudem könnten Nähte prinzipiell mit einem Passenden Tape abgeklebt werden. Damit würde so ein Pack auch vollständig wasserdicht... Außerdem spielt ja auch die Optik eine gewisse Rolle. Manchen gefällt das DXG Muster, anderen nicht. 
    Wenn der Preis keine Rolle Spielt würde ich DCF in der stärksten Variante nehmen. Gibt es aber auch in leichteren Versionen. DCF hat wenn man das so sagen kann das beste Stabilitäts/Gewichtsverhältnis. 
    Wenn es besonders leicht aber Preisgünstiger als DCF werden soll, habe ich in der Vergangenheit für meine Projekte XPac VX04 (eine der leichtesten Varianten, leichter als DXG) genommen. VX21 wie o.g. ist deutlich robuster (klar ist ja auch schwerer)
    Wenn ich ein Mittelding aus leicht, preiswert und mittel-robust will nehme ich DxG. 
    Unter dem Strich machst du mit keinem der Stoffe was falsch
    OT: Da ich selber nähe kann ich auch billigere Materialien wie Zeltboden, einfache Nylongewebe, Cordura, Robic, SilNylon etc. verwenden. Auch wenn das nicht annähernd so Robust wie DCF ist, reicht  das i.d.R auch völlig aus von der Robustheit her. Für den Preis eines DCF Packs kann ich viele aus Zeltboden etc. nähen. 
  7. Gefällt mir!
    Craftsman hat eine Reaktion von nats erhalten in Welche Nähmaschine?   
    Hab inzwischen ne uralte Pfaff 262 die mich 40€ gebraucht gekostet hat. Dazu kamen 10€ für WD40 um die Mechanik wieder leichtgängig zu machen und 3€ für neue Kondensatoren. Schnurrt wieder wie eine 1 wenn man keine angst vor der Mechanik und Elektrik hat geht das schon alles. Wenns out of the box funktionieren soll dann lieber beim Fachhandel/ Mechaniker kaufen. 
    Auch ohne IDT kann man sich helfen. Ich nutze einen Obertransportfuß. Habe bislang 2 Rucksäcke, 2 Tarps und diversen Kleinkram darauf genäht. 
  8. Gefällt mir!
    Craftsman hat eine Reaktion von effwee erhalten in NordSüdTrail   
    @Soulboy ein klasse Projekt, dass ich auf jeden Fall im Auge behalte... Teile davon bin ich schon gewandert. Wäre auch ein Trail, den ich gerne mal "im Ganzen" laufen würde. 
  9. Gefällt mir!
    Craftsman reagierte auf Soulboy in NordSüdTrail   
    Vielen Dank für die Verlinkung des Filmchens in diesem Forum. Ich habe nicht damit gerechnet, dass diese Geschichte so gut ankommt und aufgenommen wird. Ich hätte gedacht die meisten finden das eher spießig und langweilig in Deutschland einen so großen Fernwanderweg zu laufen. Ich freue mich wie Bolle auf dieses Abenteuer und bin gespannt wohin es führen wird.
    Fortuna und Altbier werde ich aber vermissen....

  10. Gefällt mir!
    Craftsman reagierte auf Crusher in NordSüdTrail   
    (Keine Ahnung, ob das hierhin passt... bei Bedarf verschieben)
    MEGA!
     
  11. Gefällt mir!
    Craftsman hat eine Reaktion von einar46 erhalten in Regenjacke - Mein 3.MYOG-Projekt   
    Ich zitiere mal Die Artikelbeschreibung der Hyper Air: 
    Allerdings wiegen die FroggToggs auch nur 30g mehr - und kosten einen Bruchteil.
     
    Dennoch: Schönes Projekt. Habe selbst auch schon an ein Regenjackenprojekt gedacht z.B. aus Silnylon bin aber noch nicht dazu gekommen. 
  12. Gefällt mir!
    Craftsman reagierte auf Mars in Ausflug auf den Westweg im Winter   
    Meine Assets drehen ins Plus, ich habe erst am Montag wieder einen Termin. Die Bahn braucht 3,5 Stunden nach Pforzheim.
    Auch sollte man nicht nur hier in diesem Forum ‘s Maul aufreissen und flapsige Sprüche klopfen, hin und wieder sollten auch echte Trails besucht und diese tatsächlich erwandert werden. Es besteht immerhin eine klitzekleine Chance, den ganzen Trail bis am Montag zu schaffen. 70 km wären dafür am Tag notwendig. Technisch gesehen ist es jedoch Winter. Wie sehr mich der Schnee bremsen wird, werden wir schnell herausfinden. 
    Ich hätte gerne neue Schuhe. In einem Laden werde ich geholfen - ich besuche die örtliche Vivo Barefoot Verkaufsstelle. Der Laden ist sogar parfümiert, die Verkäuferin nett. Sie empfiehlt mir den “Primus Trail Firm”, der “Trail Soft” nutze sich zu schnell ab. Natürlich erst, als ich ihr gesagt hatte, ich suche Trailrunner zum Wandern. Dieser Schuh scheint leider wie Blei im Regal zu liegen, eigentliche Trekking Schuhe in wasserdicht und gefüttert sind hingegen fast ausverkauft. 
    Es gibt Sportgeschäfte, die empfehlen ernsthaft, die Schuhe vor einer Marathondistanz vorsichtig einzutragen. Die Zeit zerrinnt mir zwischen den Fingern, sorry, ich werte halt die ersten 20 km als Eintragen.

    Um sechs Uhr morgens sitze ich im Zug, schüchterne Schweizer Damen fragen, ob dies die zweite Klasse im ICE sei. Sieht halt schöner aus, als in den Schweizer Zügen die Erste. Mit den Beschwerden über die Deutsche Bahn könnte man ein separates Forum füllen, aber ich komme pünktlich in Pforzheim an. 
    In Pforzheim wandere ich durch die Stadt und komme an einem “Platz des 23. Februars” vorbei. 18’000 Tote, die Stadt sieht ziemlich gesichtslos aus, alles ist neuer. Kurzer Blick auf Wikipedia sagt, die Stadt sei eigentlich zu römischen Zeiten gegründet worden, aber im 1945 sei die Innenstadt dem Erdboden gleichgemacht worden. Krieg muss offenbar eine ganz tolle Sache sein. Ich habe die Memoiren von einem gewissen Winston Leonard Spencer-Churchill gelesen, dennoch deprimieren mich Städte wie eben Pforzheim oder Warschau.
    Der Grund, weshalb ich am Montag wieder in meiner Residenzstadt sein muss, ist übrigens pazifistischer Natur. Vor ein paar Jahren haben Freunde und ich die Beschaffung neuer Kampfjets in der Schweiz verhindert. Die tapfere Schweizer Luftwaffe besitzt derzeit keine “Erdkampffähigkeit”, d.h. sie können keinerlei Bomben abwerfen (und dies seit 1994). Sehr zum Bedauern unserer hohen Militärs, die Wiedererlangung dieser Fähigkeit steht hoch oben auf ihrer Wunschliste. Und neue Jets wollen sie auch schon wieder, wir halt nicht. 

    Nachdem ich die Stadt durchquert habe, stehe ich vor dem ersten Tor des Westwegs, der goldenen Pforte. Das Tor hat nur einen kleinen Fehler: Es führt nirgendwo hin, der eigentliche Westweg startet daneben. 
    Der Westweg wurde vom Schwarzwaldverein vor über 100 Jahren eingerichtet, Ortsgruppen unterhalten auch Hütten und ganze Türme entlang dem Weg. Leider hat der Schwarzwaldverein offenbar Angst vor dem Wolf und dadurch ausbleibenden Touristen. Nach meiner streng objektiven Erfahrung erscheinen die Touristen aber nicht trotzt dem Wolf, sondern wegen ihm. Natürlich geht es auch um Viehhaltung, es gibt sogenannte “Grinde”, d.h. beweidete Hochmore, die dauerhaft vor Verwaldung geschützt werden sollen. 
    Der Sturm Sabine hat ganze Arbeit geleistet, der Weg ist mit Tannenästen bedeckt, abgesehen davon aber vorerst nicht spektakulär. Mit herkömmlichen Trailrunnern könnte ich jetzt ziemlich schnell vorwärts gehen, meine Barfussschuhe verlangen aber nach einem wohl überlegten Schreiten. Der Vorderfussbereich ist mindestens so breit wie beim Altra Timp. Der Schuh ist schwerer als der Salomon Sense Ride. Dies liegt wohl vor allem an der Sohle. Die ist zwar dünn, hat aber etwas von einem Gummistiefel. Die Sohle ist auch superflexibel, man spürt jedes noch so kleines Ästchen auf dem Weg. 

    Immerhin ist die Innensohle perforiert.
    Legendäre Ultraleicht-Experten wie der Herr Stromfahrer empfehlen solche Innensohlen für einen schnellen Feuchtigkeitsabtransport, man steht so weniger im Wasser, falls der Schuh nass geworden sein sollte. Herr Stromfahrer nutzt derartige Sohlen eines Drittanbieters, es ist natürlich praktischer, wenn diese bereits mit den Schuhen geliefert werden. Ich trage darn tough Wollsocken, habe aber zwei Paar Sealskinz im Rucksack. 
    Meine Zeltstangen habe ich in einem Leki Beutel getarnt, leider verrät eine dicke Rolle mit der Matte meine wahren Absichten. Ausserdem trage ich engere Hosen. Diese sind mit Gore Windstopper ausgestattet und für kühleres Wetter ideal.
    Es dauert nicht lange und ein älterer Herr spricht mich an: “Sie wollen aber nicht nach Basel?”. Ich antworte “Doch”. “Haben sie ausklappbare Skier dabei für den Schnee?”. Nun ja, mit dem Winter ist es eben so eine Sache. Ich bin in der Lage, auf Webcams die Schneehöhe einzuschätzen. Angeblich war der Januar der wärmste seit Messbeginn. Die Temperaturen sprechen nicht für sehr viel Schnee, eher für viel Wasser infolge des Tauens des Schnees.

    Das Wetter ist nicht sehr angenehm, es regnet eigentlich immer. Ein offenes Dach bietet sich als Rastplatz an, es gibt sogar eine kleine Bibliothek darunter. Bald bedeckt eine dünne Schneeschicht den Weg. Ich treffe einen Mann, der fröhlich vor sich hin plaudert, er habe jetzt seine Scheune kontrollieren müssen, sein Schwager sei gerade in Australien, er sei auch bei der Feuerwehr, der Sturm und so weiter.
    An einem weiteren Rastplatz erklärt er mir, es sei geplant das Dach dieses Rastplatzes als Dach eines noch zu erstellenden Turmes zu verwenden. Es muss ein massiver Turm werden, das Dach ist riesig. In der Schweiz haben wir zwar keine so monströsen Dächer auf den Aussichtstürmen, dafür stehen diese halt seit Jahr und Tag. Besser den Spatz im Teller als den Schwan auf Grundeis oder so ähnlich.

    Das Wetter wird nicht besser, es zieht ungemein und es schneit.
    Durch die malerische Ortschaft Dobel hindurch erreiche ich wieder den Wald. Zur allgemeinen Erheiterung beginnt es zu hageln. Meine Hosen werden nass. Normalerweise trocknen sie nach einem Schauer schnell wieder, der Wind bläst jedoch den Regen dagegen. Es stürmt. Ein kleiner Aussichtspavilon kommt nun wie gerufen - es ist die Weithäuslehütte. Ich rüste auf mit Regenhosen und Sealskinzsocken. Von Aussicht kann keine Rede sein. Kaum laufe ich wieder los, geschieht ein kleines Wunder - es klart auf. 
    Meine Handschuhe sind nass. Um ein Haar wäre dies problematisch geworden. Zwar wärmen sie auch in nassem Zustand, aber ich muss sie regelmässig auswringen. Wasserdichte Handschuhe stehen zuoberst auf meiner persönlichen Wunschliste, jedoch aus ästhetischen Gründen keine Bauhandschuhe, wie sie von Herr Skurka vorgeschlagen und von Frau Dixie bereits erfolgreich getestet wurden.
    Schliesslich gehe ich weiter bis nach Kaltenbronn. Gaia GPS sagt, es seien 50 km, dies kann jedoch gar nicht sein. Gaia oder mein iPhone haben grosse Probleme, die Position zu bestimmen. In Kaltenbronn hüpft die Position wild umher und sammelt virtuelle Kilometer. Bis nach Forbach wären es 48 km, jedoch müsste dazu noch ein Hügel mehr überquert werden. Nächstes Mal nehme ich wieder den Garmin Mini mit, der sieht ohnehin richtig abenteuertriefend aus und darauf kommts ja wohl an. Er zeigt aber auch die gelaufenen Km oder Meilen vernünftig an.  
    Das Hotel Saarbacher ist ein gemütliches Haus. Am Nachbartisch geht es hoch zu, Einheimische haben sich zum Dorfklatsch zusammengefunden. Der Mitarbeiter der örtlichen Sparkasse war schon zum zweiten Mal im Vaterschaftsurlaub. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. “Das verstehen wir hier nicht” sagt eine Dame in meine Richtung. In der Schweiz haben Rechtskonservative das Referendum gegen die Gesetzesvorlage ergriffen, irgendwann wird es eine Volksabstimmung dazu geben.
    Dann ist Vodafone an der Reihe. Die wollen offenbar 680’000 Euro, um Kaltenbronn mit Glasfaser zu versorgen. Dann die Scheiss-EU, die Idee der Bonpflicht käme von dort. Es gibt wenig gefreutes, sie lassen sich auch über die Gäste des Hotels aus, was ich jedoch gut nachvollziehen kann.
    An den Wänden hängen kapitale Hirschgeweihe. Ein Förster erklärt, weshalb umgefallene Tannen mühsam von Hand gesägt werden müssen und diese nicht einfach mit dem Vollernter zusammengepackt werden können. Der Dreck verschleisse die Ketten. Diese würden nur noch dreimal neu geschliffen, dann wandern sie auf den Müll. Eine neue Kette koste 16 Euro, früher waren die teurer. 
    Die Ausstattung des Zimmers ist schon älter, ich mag es so aber viel besser, als wenn Hotels mit Ikea-Möbel ausgestattet werden, die mitten in der ersten Saison entsorgt werden müssen. Es ist unglaublich, an was man nach einem Tag im Regen alles denken muss: Sämtliche Kleider müssen irgendwo aufgehängt werden, in einem Hotel muss man jeweils alles elektronische laden. Am nächsten Tag sollte man fairerweise das Zimmer in einem akzeptablen Zustand hinterlassen usw.

    Am nächsten Tag geht es zunächst nach Forbach. Der Wald von Kaltenbronn nach Forbach ist wilder und alpiner als der bisherige. Der Wald hier ist wirklich sehr schön, ungefähr wie der Stazerwald in St. Moritz, nur viel weitläufiger. 
    Bald komme ich an einem massiven Turm vorbei. In der Hütte darunter sind Menschen. Sie sind mit dem Wagen hier hoch gefahren. Vielleicht handelt es sich um Mitglieder dieses Forums, welche die neusten Unterdruck-Schlafsäcke getestet haben, in dem Fall vielen Dank.

    Umgestürzter Hochsitz, wohl aufgrund einer Kommandoaktion der Hirschianischen Selbstverteidigungsarmee.
    Nach Forbach geht es ein wenig weit hinunter, dies hat den Nachteil, dass es auf der anderen Seite eben wieder hochgeht, ca. 700 Meter. Forbach ist die grösste Waldgemeinde der Region und ausserdem gibt es eine Holzbrücke, die im 1954 originalgetreu nach einem Bau aus dem 17. Jahrhundert neu errichtet wurde. 
    Nach Forbach steigt der Weg die ganze Zeit, bis zur badischen Höhe hinauf.

    Ungefähr der John Muir des Westwegs. 
    Der Weg ist schneebedeckt, hier hat es nun so viel Schnee, dass die Steine darunter nicht mehr sichtbar sind und unter dem Schnee hat es oftmals Pfützen. Schön ist anders, aber was will man machen. Ich wandere eigentlich den ganzen Tag im Schnee.

    Die Strassen sind nun durch umgeknickte Bäume gesperrt, kurz nach der Talsperre hat sich ein Telefonkabel gelöst. Der Weg ist bisweilen sehr steinig, mein Ziel von 70 km kann ich vergessen. Wer schwache Bänder hat, benötigt hier massive Stabilitätsschuhe, sonst ist schnell Schluss mit lustig. Hin und wieder gibt es einige Abschnitte auf Naturstrassen. Ich komme in Sand vorbei, das Naturfreundehaus zuvor hat geschlossen. 
    Im Restaurant Sand bestelle ich mir ein fettes Schnitzel und ein Paulaner. Am Nebentisch eine Geburtstagsgesellschaft, alle deutlich angeheitert, sie saufen wie die Löcher. Ein Mann spricht mich an, woher ich komme, wohin ich gehe. Ich erkläre ihnen, ich könne überall übernachten, nur nicht auf Schnee. Wiederholt werde ich eingeladen, mit ihnen zu kommen, sie hätten eine Hütte in der Nähe, zu trinken gäbe es auch.
    Ein Mann steht auf und unterhält sich mit mir, es gäbe Wölfe hier, sein Schwager habe vor zwei Wochen einen Wolf mit fünf Welpen gesehen. Komisch, denke ich, andere sehen weisse Elefanten, wenn sie hinreichend getrunken haben. Erst vor ein paar Wochen hätten sie zwei Wanderer gefunden, die wohl im letzten Jahr erfroren sein müssen. Luchse habe er auch schon gesehen und gerade eben habe er den Auerhahn rufen gehört.
    Auch erzählt er wilde Dinge von der Bergwacht. “Wie entspannt muss man wohl sein, um aus der Schweiz in den Schwarzwald zu reisen und alleine so weit zu wandern” entfährt es einem andern. Immer wieder weisen sie auf die bald einbrechende Dunkelheit hin. Danke, aber es wurde auch gestern schon Dunkel, sehr wahrscheinlich auch morgen wieder. 
    Sorry liebe Leute, aber saufen kann ich auch zu Hause ausreichend, mein Mitbewohner hat immer ein paar edle Tropfen an Lager. Einer der munteren Truppe sagt tatsächlich immer wieder “Deutschland erwache” und er versucht, dies möglichst eindeutig zu betonen. Na dann Prost, es ist immer wieder schön zu sehen, was reichlich Alkohol mit erwachsenen Männern anstellt. Das mit dem Erwachen würde ich mir ernsthaft überlegen, am besten in nüchternem Zustand. In Pforzheim hat das letzte Erwachen gemäss Wikipedia den Tod von 31.4 % der Stadt-Bevölkerung herbeigeführt. Ein solches Erwachen mag ich niemandem wünschen. 

    Hier wäre eine sanfte Pinselrenovation nötig - wahrscheinlich geschlossenes Hotel in Sand. 
    Für mich geht es jetzt weiter auf die Hornisgrinde. Bis 1999 Sperrgebiet der französischen Luftwaffe, die Deutschen durften den Standort aber später im Rahmen der NATO mitnutzen. Die Windmühlen kann ich nur erahnen, ebenso den Mummelsee. Ein schickes Hotel haben die dort, ich muss aber weiter. Die Darmstädter Hütte hat abends um halb Elf schon zu, ich bin jedoch bald wieder im Nationalpark. In Ruhestein sind die Strassen spiegelglatt gefroren. Der weitere Weg ist nichts für schwache Nerven. Er besteht zu dieser Jahreszeit vor allem aus Tümpeln und umgeknickten Tannen.
    Mein Ziel ist ein Ort, der Ettlinger Hütte heisst. Vielleicht ist es wegen der Nacht, aber ich finde nur einen Wegweiser. Die Hütte gibt es zwar, sie liegt aber tief im Wald, wie mir Google Maps nachträglich sagt. Und dann wäre nicht mal sicher, dass die Hütte offen gewesen wäre.
    Gaia GPS meldet einen kleinen Holzverhau bei einer weiteren Hütte, schaue ich mir mal an. Leider ist er so klein, dass ich darin keinen Platz hätte. Ausserdem müsste ich das Holz umschichten, wozu ich nun wirklich keine Lust habe. 

    Aus legalen Erwägungen muss dieser Bericht nun ein wenig unklar werden.
    Kurz nach Forbach hatte ich eine ideale Hütte gesehen: Zweistöckig, das Schlafquartier oben und winddicht. Natürlich schwebt mir eine solche Hütte auch jetzt vor. Die Nacht ist kalt, mein Schlafsack wird für Temperaturen bis +5 Grad empfohlen. Am nächsten Morgen sehe ich auch eine kleine Plakette, Lagern und Übernachten eher nicht erwünscht.
    Dumm gelaufen. Der ökologische Mehrwert eines Kiesbodens in einer Hütte ist aber bestimmt nicht der Grund für das Bestehen eines Nationalparks. Der Park wurde im 2014 gegründet und erfreut sich mässiger Unterstützung durch die Bewohnenden der umliegenden Dörfer. Es ist wohl vor allem eine Marketing-Frage. Zum Wald Sorge getragen wurde schon vorher.  
    Ich stellte mein Zelt in einer Hütte auf. Niemand stört mich und ich bin sicher, dass ich niemand gestört habe. Weder schlurft ein missmutiger Hirsch vorbei, noch werde ich von aggressiven Auerhähnen aus dem Schlaf gerissen. Von der Kälte hingegen schon. Ich weiss, dass meine Ausrüstung nicht ideal ist. Vorsichtshalber habe ich viele Kleider dabei. Eine ausreichend dicke Matte wäre auch kein Blödsinn, meine vier mm dicke Schaumstoffmatte hält die Kälte nur dann ab, wenn ich sie vierfach zusammenfalte. Dann ist sie jedoch zu kurz. Ich bin zu faul, um aus dem Zelt zu steigen, meinen Rucksack zu leeren und ihn unter die Füsse zu klemmen. Immerhin habe ich am zweiten Tag 67 km zurückgelegt, fast ausnahmslos im Schnee und mit doch eher speziellen Schuhen.

    Sie bieten endlosen Grip, aber auf Natur- und festen Strassen muss man wirklich aufpassen. Sonst knallen die Schuhe auf dem Asphalt. Mit bequemem Rollen ist da nix, die Schuhe verhalten sich wie ein Brett. Ich habe keine Ahnung, wie sich das auf meine Knie auswirken wird - ich muss meine gesamte Lauftechnik umstellen. Meine Füsse reagieren und schwellen ziemlich an. Aber es ist gerade das Ziel dieser Schuhe, den gesamten Fuss zu aktivieren und nichts wegzudämpfen. Auf lange Sicht sollte sich das lohnen. Durch das endlose Wasser werden meine Füsse trotz Sealskinz Socken nass und dadurch folgen Blasen.  
    Das Schnürsystem der Schuhe ist wenig durchdacht. Die harten Schnürsenkel drücken auf mein Rist. Wenigstens rutsche ich in den Schuhen nicht umher, sonst wäre bald Feierabend gewesen. Das Gehen mit diesen Schuhen ist einfach anders als alles bisherige.

    Glücklicherweise gab es einen Weg weiter unten. 
    Dass Schnee liegt, ist Fluch und Segen zugleich. Natürlich rutscht man im Schnee, aber er dämpft eben auch. Dies hat wahrscheinlich meine Wanderung gerettet. Dennoch breche ich am folgenden Tag ab: Es ist zu viel Wasser in den Wegen und ich ertappe mich dabei, wie ich neben dem Weg gehe. Dies sollte man tunlichst vermeiden.
    Gerne lasse ich auch den Forstbetrieben den Vortritt, damit diese die umgestürzten Tannen beseitigen können. Ich werde bald zur Alexanderschanze zurückkehren und den Rest des Weges in Angriff nehmen. Von der Alexanderschanze gehe ich nach Freudenstadt.  
    Insgesamt hat mir der Schwarzwald sehr gut gefallen. Die Leute waren nett, die Landschaft ist grandios. Die Aussicht war wetterbedingt alles andere als grossartig, aber ich konnte die Vogesen ein paar Male sehen.

    Vom Schliffkopf aus sieht man gar unsere schönen Schweizer Alpen.
    Vom Jura aus sieht man immer wieder in den Schwarzwald und ich fragte mich seit ca. 30 Jahren wie es dort wohl aussehen würde. Nun habe ich einen ersten Eindruck davon. 
  13. Danke!
    Craftsman reagierte auf zeank in Packliste GR20   
    Du stellst da einen Zusammenhang her, wo es keinen gibt. Als ob ich dafür plädieren würde, was du mir hier unterstellst. Dass es das gibt, ist den allermeisten hier im Forum schmerzlichst bewusst und schön, dass wir dich da auf unserer Seite haben!
    Klar, wenn das möglich ist. Ging ja aber eingangs um die Frage, was wenn es ein paar Tage lang nicht möglich ist, das Tuch (in der Zivilisation) zu waschen. Dann wäscht man es eben im Bach. Ganz einfach. Das bedingt ja auch, dass man dann ziemlich weit weg ist von allem. Trifft auf den GR20 also höchstwahrscheinlich schon mal nicht zu.
    Generell gilt: Leave No Trace! Und das bedingt, dass man - so man muss - nach Möglichkeit Orte belastet, die ohnehin schon belastet sind. Toiletten nutzen wenn vorhanden, vorhandene Zeltplätze nutzen usw. usw.
    Trotzdem bleibt der Impact eines ausgewaschenen Lappens in einem Bach lächerlich gering. Mir wär es lieber, die Leute würden erstmal einsehen, dass man nicht mit einer Flasche Duschgel in den Sarek startet. Gerade heute erst wieder einen Thread gesehen, wo darüber diskutiert wird, welche Seife/Schampoo denn nun das beste wäre fürs Wandern und kein einziger, der mal drauf hinweisen würde, dass abbaubar oder nicht, das Zeug nix in der Natur zu suchen hat.
  14. Gefällt mir!
    Craftsman hat eine Reaktion von Miji erhalten in Packliste GR20   
    Ah gut, dann besser ganz aus der Liste rausnehmen. Viele Leute kennzeichnen So etwas, das sie noch kaufen müssen/wollen. 
    Bezieht sich auf die gesamte Kategorie. Beim Rucksack alleine gehen locker 600g. Meiner wiegt 280g (Selbstgenäht ahnlich diesem Hier). Nur so als grobe Orientierung was möglich ist. Ansonsten könnte man noch die recht schwere ISO Matte angehen. 
    geht auch bei rahmenlosen Packs aber klar - der Rucksack wird als letztes optimiert. 
    Kenne ich, Bin auch Brillenträger. Ggf eine Brille mit adaptiver Tönung in Betracht ziehen? 
    wie gesagt das ist der Punkt der insbesondere bei einer Gruppe durchaus 200g wiegen darf. Lieber die Drohne weglassen (hat durchaus das Potential Tier und Mensch auf die Palme zu bringen unabhängig von der Rechtslage) oder eine kleinere Powerbank nehmen, ... 
  15. Gefällt mir!
    Craftsman reagierte auf effwee in israel national trail dezember/januar   
    ...weiter gehts...
     
    Der Finger - Regen, Matsch und die Kälte
    Der zentrale Busbahnhof Tel Avivs ist ein Meisterwerk und Monster des Brutalismus von Ram Karmi, über 30 Jahre Bauzeit, bürokratischer Irrsinn aus sieben Etagen- ein dystopisches Raumschiff aus Beton und roten Kacheln das mitten in der Stadt gelandet ist und riesige Arme ins Viertel geschlagen hat. Es riecht nach Desinfektionsmittel und Urin. Neonlicht und Ramschwaren. Die klaren Linien kaschieren halbherzig den konfusen Aufbau. Wir waren bereits am Vortag zum Probeverlaufen da, somit wissen wir welcher der vielen Eingänge unserer ist, wo unser Bus abfährt und viel wichtiger, wie wir über das offene Gewirr von Etagen, Emporen, Treppen und Rolltreppen zu unserem Bus kommen.
    Wir erreichen den 845er nach Kirjat Schmona kurz vor Abfahrt und etwa drei Stunden später stehen dort bei Ankunft etwas verwirrt rum, finden eher zufällig unseren Bus zum Kibbutz Dan. Es regnet gerade nicht - entgegen der gesamten Fahrt, die immer wieder durchsetzt war von Nieselregen und Wolkenbrüchen - der Himmel sieht spektakulär aus, Wolken unterschiedlicher Farben und Formen haben sich Zusammengeschoben, wir kleben an der Fensterscheibe, die ersten Trailmarkierungen. Aufregung.

    Um 13h stehen wir am Trailhead. Recht spät, aber heute stehen nur kurze 13 Kilometer bis Metula zu einem Trail Angel an. Dan. Einer von vielen auf einer unglaublich langen Liste von Menschen, die in Bett, Dusche, Handyaufladen, manchmal was zu Essen, eine Waschmaschine für INT-hikende bereitstellen. Einfach so, wie es scheint. Whatsapp und meistens „i am glad to host you“ als Antwort bekommen. Bevor es los geht noch die obligatorischen ikonographischen Trailhead-Fotos, drei Mal tief durchatmen, zwei doofe Sprüche. Wir laufen los und es fängt leicht an zu regnen. Der Weg ist gefällig. Zunächst Obstplantagen, später Weiden. Der Golan verschwindet in Wolken, die Hügel des Süd-Libanon hängen in Wolkenfetzen... die Sonne bricht immer mal raus und taucht vor dem bleischweren Himmel alles in eine irrwitzige Szenerie. Drüber spannt sich ein Regenbogen auf.

    Wir stehen nach drei Kilometer vor der ersten Flussüberquerung. Nur, die Regenfälle der letzten Tage haben den Bach unpassierbar anschwellen lassen: Direkt mit knietiefem Einstieg und nach zweidrittel der Strecke einer Art Stufe im Bachbett, die es für meine 20 Zentimeter kürzere Freundin durchaus hüfttiefes durchwaten gehießen hätte, bei 10 Grad. Vielleicht erstmal eingrooven, bevor wir voll ins Abenteuer starten. Wir sind noch keine Stunde unterwegs... morgen vielleicht. Also begeben wir uns auf die Suche nach einer Stelle wo wir rüberkommen. Etwa eine Stunde später und nur wadentief und nur wenige Schritte breit - und sind wir auf der anderen Seite. Dafür wurde von meiner Mitwanderin der erste Schakal gesichtet.
    Am Nahal Snir Nationalpark gekommen stehen wir vor verschlossenen Türen. Der Trail geht durch den Park, dieser hat Öffnungszeiten und kostet Eintritt. Hm, außerhalb der Öffnungszeiten. Wir umlaufen also den Park. A. schlägt sich damit rum, dass ihre Schuhe voller Wasser sind, GTX ohne Drainage jeder Schritt quatscht...
    Richtung Mayan Baruch, die Berge vor uns hängen in bleigrauen Wolken, die dumpf Grollen. Genau in die Richtung wollen wir. Der Weg ist aus tiefrotem Matsch, der binnen Minuten unsere Füße zu tonnenschweren Wanderstiefeln verwandeln. Wir erreichen eine Straße, es fängt an zu regnen, wir sind kurz vor Metula... es fängt an zu schütten... klatschnass, ziemlich verdreckt geben ir die traurige Variante von Hikertrash ab.. Nichts destotrotz halten wir auf doof den Daumen raus. Es nimmt tatsächlich jemand mit. Und er will uns einfach zu unserem Trail Angel Dan fahren, statt uns an der entsprechenden Kreuzung rauszuwerfen. Wir gurken ersteinmal etwas in der Gegend herum, weil unser Schlafplatz, wie sich heraus stellt eine Schafsfarm ausserhalb von Metula ist, der Weg führt über abenteuerliche Feldwege, die teilweise überspült sind, wir jedes Mal unseren Fahrer daraufhinweisen, dass es völlig okay sei uns hier raus zulassen, da er uns schon einen riesen gefalen getan haben und wir jedes Mal ein ruhig lächelndes „It's Okay. Don't Worry“ zur Antwort bekommen. Wir kommen an, hinterlassen Dreck und nasse Sitze für die wir uns mit schlechtem Gewissen entschuldigen. „It's Okay. Don't Worry. It's just Water. Welcome to Israel“
    Dan heißt uns willkommen. Auf seinem Profilbild sieht er aus wie ein Hustler, jetzt mit schwarzen vermatschten Gummistiefel, zwei großen Eimern voller Futter und einer Knarre am Gurt, begeleitet von zwei großen weißen Hütehunden, sieht er aus wie Landwirt mit Knarre. Es irritiert uns, aber verunsichert uns nicht. Er zeigt uns unseren Schlafplatz, die Toilette macht uns Feuer in einem riesigen Kanonenofen. Die Katze Sunul – benannt, nach der Tankstelle auf der Dan sie fand, hüpft frech auf uns herum, wir legen unsere Füsse, Schuhe, Socken und unser Brot auf den Ofen. Wetterleuchten über dem Libanon, Schkale heulen, Schafe blöken... unsere erste Nachton trail.


    Die Nacht bricht ein Unwetter rein, es regnet zehn Stunden, es hämmert auf unser Dach, es donnert und unser Schlafcontainer wird immer wieder taghell erleuchtet. Am näxten morgen hängen die Wolken tief über den Bergen und den Obstbäumen. In Begleitung der beiden Hunde laufen wir zwei Kilometer zurück auf den Trail. Ob der morgendlichen Kälte hat sich unsere Morgenroutine auf das wesentliche Beschränkt: Kaffee, Tee, Zähneputzen, Taschenlampe verlieren (was aber erst am abend merke). In Kfar Giladi sind wir etwas warm gelaufen und holen uns ein kleines Frühstück und etwas frisches Obst. Da heute wieder möglicherweise Bachläufe überquert werden müssen und eingedenk dessen was die Nacht runter kam, haben wir uns für Nummer sicher entschieden und laufen näher oberhalb von Kyrjat Shmona um nicht wieder vor unpassierbaren Bachläufen zu stehen. Der Ausblick ins HaHula Tal war weit, verlor sich in tiefhängenden Wolken, der Golan blieb eine vage Ahnung und die Höhenzüge der Naftali Mountains verschwinden auch in den Wolken, eine Stunde später können wir keine 50 Meter weit sehen und es regnet. Der Himmel bricht wieder auf, verwunschen hängen Wolkenfetzen im Tal und am Golan fest. Kurz vor Ramon Naftali - unserem Etappenende- bekommen wir Sonne ab und etwas blauen Himmel. Es ist verrückt. Wir haben wieder unsere Matschboots an und quälen uns über den Trail.

    Den Wadi Quedesh skippen wir, der Trail und der versicherte Steig stehen halb unter Wasser und der Trail ist matschige Schmierseife. Wir umlaufen das Ganze auf der Straße - pretty roadwalk- , kommen in Ramot Naftali an, warten darauf dass unser Trail Angel Uri seinen Mittagsschlaf beendet hat und uns einsammelt. Baba Ganoush an der Bushaltestelle und leichtes frösteln.
    Uri, in seinen 60ern und einen feuernden Merkava als Whatsapp-Profilbild, wirkt jung, graumeliert und ein freundliches Gesicht strahlt eine weiche Ruhe aus. Er bringt uns in den dorfeigenen Schlafraum für shvil-hiker, der alte Kindergarten. Irgendwie ist Uri mit der Situation unzufrieden, die Heizung ist kaputt, der Raum ist kalt, aber wir sind super happy, es gibt eine heiße Dusche, eine kleine Küche, Schlafgelegenheiten... aber scheinbar stellt ihn unsere selbstgenügsame Zufriedenheit selber nicht zufrieden, zudem wir alle Angebote ob wir noch was bräuchten mit einem Lächeln verneinen: es ist trocken und es gibt eine heiße Dusche!

    „Okay. We have to do some thing drastic“ er nimmt uns kurz entschlossen mit zu sich nach Hause und läd uns noch zum Essen ein. Seine Tochter mit Kindern ist da, es ist Chanukka.
    Aber hallo ist Chanukka: ein Queensize-Bed, ein eigenes Zimmer, Heizung, Regendusche... wir sind hin und weg.
    Das Abendessen ist grandios, die Familie unglaublich herzlich und freundlich. Die Gespräche anregend. Der äußerste Norden Israels eingeklemmt zwischen Golan, dem Libanon nördlich des See Genezareth wird in Israel „der Finger“ genannt, Uri ist den shvil bereits vor Jahrzehnten selber gelaufen, kennen nun den Unterschied zwischen Kibbutz und Moschaw, wie die Familie es Chanukka und Waldorfpädagogik hält und vieles mehr.
    Wir rollen rundgefuttert ins Bett und sind bereits jetzt tiefbeeindruckt von der herzlichen Gastfreundschaft, die uns bereits von unterschiedlicher Seite angekündigt wurde.

    Über den Agamon Hula Aussichtspunkt kommen wir morgens wieder zurück auf den Trail. Das Tal ist ... wolkenverhangen. Es nieselt. Der Trail baut uns binnen kurzer Zeit Matsch-Highheels, die das Laufen erschweren. Dafür ein schöner Singletrail, leicht geschwungen den Hang entlang. Im Unterholz des Buschwerks kracht es immer wieder und dann sehen wird den Grund, eine ganze Rotte Wildschweine bricht in sicherer Entfernung hervor. Acht, neun, zehn Tiere zählen wir. Neuland für uns beide. Der Aufstieg auf den Keren Naftali ist erstaunlich anstrengend, der Wind bläst eisig, die Aussicht läd‘ nicht zum verweilen an, also wieder absteigen bzw. schliddern. So geht das die nexten Kilometer weiter- bis zum Wadi Dishon.


    In dem Tal durchqueren wir den Dishon fünf Mal, die Füße sind wenigstens nicht mehr matischig. Das Tal ist wunderschön, der Regen hat die Felsen schwarzgewaschen, Wolken hängen an den Hängen - wenn nicht Shabbat gewesen wäre: Myriaden von 4x4 Vehikeln bewegen sich auch durch das Tal.

    Ungefähr auf der Hälfte des Wadis wird eben jener durch eine Straße unterbrochen, statt dem Flussverlauf weiter zu folgen, umlaufen wir den weiteren Teil des Trails, unsere Füße sind nass und eiskalt und riesige Matschklumpen hängen an unseren Füssen. Also laufen wir auf der 886 Richtung Alma, unterwegs sammeln uns einen handvoll Quadfahrer auf und schmeißen uns an der Rihanyia-Kreuzung raus und wir laufen weiter zur 899 und hoffen da wieder auf den Trail zu kommen... der ist nur eingezäunt. Also weiter an der Strasse entlang. Wir finden wieder Zugang und binnen Minuten haben wir wieder dicke Matschplacken an den Sohlen -tendenziell genervt schlurfen wir zurück auf die Strasse... Nach zwei weiteren Kilometern haben wir keinen Bock mehr und halten den Daumen raus. Ein dicker und sehr sauberer Jeep mit vier Stangen Camels mit libanesischen Steuerbanderolen, zwei Fußballschals und einem schweren Moschusgeruch sammelt uns ein und mit Händen und weniger den Füssen, dafür mit google maps und translate schaffen wir verständlich zu machen was uns hilft: Tziv‘on Junction. Passt. Da stehen wir. Es ist drei Uhr irgendwas und unsere Trail Angel im Kibbutz haben erst ab 19h Zeit. Uri hat uns empfohlen, wenn wir eh in der Ecke sind nach Gush Halav zu gehen- ein arabisch-christliches Dorf, es sei schön weihnachtlich geschmückt und die Geschäfte und Gastronomien haben geöffnet – vor ersterem sind wir geflohen, Letzteres! Es ist mega kalt. Wir laufen ein Stück die Straße entlang, weil der Blick auf den Mt. Meron - dem höchsten Berg des Trails- ziemlich beeindruckend ist in der tiefstehenden Sonne...- dann haben wir keinen Bock mehr und hängen den Daumen raus. In Gush Halav füllen wir unsere Vorräte auf, trinken Tee im warmen, warten und planen den nexten Tag - immer mit beiden Augen kritisch auf die Wettervorhersage: „rain“ und „unseasonably cold“ sind die beiden Stichwörter die uns seit unserem loslaufen begleiten - und to be honest: bis zu unserem letzten Tag on trail (und in israel) begleiten sollen. Nahal Meron soll bei schlechtem Wetter tricky sein, sagt das www, sagt insta... wir basteln einen Plan B. So gehen 18 brechen wir auf - roadwalk im Dunkeln nach Tzvi’on. Wir sind keine Viertelstunde unterwegs, da fährt ein Auto an uns vorbei, verlangsamt, fährt weiter und fährt auf einen Schotterparkplatz in Sichtweite und der Fahrer steigt aus uns fängt an Dinge von der Rückbank in den Kofferraum zu räumen... for no reason- es ist dunkel, es nieselt, es ist saukalt- natürlich for a reason: wir! Wir je näher wir uns dem Auto nähern umso mehr ziehen wir in Erwägung, dass wirklich wir gemeint sind... wir machen immer noch ungläubige Witze bis ein älterer freundlicher Herr uns höflich bittet einzusteigen. Wieder diese israelische Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft- wir stehen schon wieder sprachlos vor ihr und sind begeistert.
    Unsere Trail Angels sind ein junges Paar, sie ist den Shvil - wie die Israelis ihren INT nennen, hebräisch für Weg im übrigen- von Dan nach Arad gelaufen, damals, als sie noch jung und ungebunden war, sagt sie mit einem Lächeln. Sie arbeitet als Sozialarbeiterin mit traumatisierten Jugendlichen in Gush Halav und er erforscht wie Futtermittel für Fische aus Müll durch Proteinsythese hergestellt werden kann (-oder so ähnlich) es gab viel zu erzählen und zu erfahren. Dazu gab es Pizza und Salat. Warum sie Trail Angles seien? Die haben dieses große Haus, aber nur ein Kind bisher und viel Platz - also warum nicht, man erlernt viele neue Menschen und Geschichten kennen. Chapeau! Das kleine Kind der beiden wollte mich zum Gute Nacht sagen noch schnell umarmen „laila tov“, der Hund schlief auf den Füssen meiner Freundin... Trail Angel System we are in love!

    Als ob wir eine Familie wären knubbelten wir uns alle morgens gemeinsam in den japanischen Familienkombi. Avithay hatte uns angeboten uns zum Trail zu fahren - von Tzvi’on aus vielleicht ein, zwei Kilometer. Die Sonne scheint, es ist saukalt, der Himmel leuchtet klar. Der Gipfel des Mount Meron hebt sich als klare Linie ab - da gehts jetzt hoch. 1208 Meter. Durch das sanft geschwungene Tal Nahal Tzvi’on geht es durch dichtes Buschwerk langsam aufwärts, aus Buschwerk wird Wald und der Pfad zieht sich langsam auf den Gipfel des Berges - zumindest jenes Teils der für Nicht-Armeeangehörige zugänglich war. Immer wieder öffneten sich Blicke auf die Dalton Höhenzüge, die dem Mount Meron nordöstlich Vorgelagert sind. Der Himmel verspricht keinen Regen, doch er kann scheinbar nicht anders: Sonnenschein und kleinere Nieselschauer begleiten unseren aufstieg. Oben angekommen teilen wir uns das kleine Gipfelplateau vor dem Militärstützpunkt mit mindestens zwei australischen Busgruppen: wir bekommen Props für unsere Wanderung. Auf dem Weg zu den Aussichtspunkten auf der südöstlichen Flanke bekommen wir zum ersten Mal seit langem - gefühlt das erste Mal seit wir auf dem Trail sind - Sonne ab, gierig strecken wir unsere Nasen der Wärme entgegen.

    Der wahnsinnige Ausblick Mount Bar Yohai und Mount Hila an deren sanft abfallenden Hängen Wolkenschlieren von der Sonne in einen silbernen Schleier verwandelt werden, das überzeugt auch die israelische Schulklasse mit der wir uns den Aussichtspunkt teilen. Selfie-Time.

    Wir rutschen, schlittern, glitschen über diverse Matschformen langsam absteigend Richtung Meron. Mal versinken wir bis die Soße sich zumindest durch mein Mesh drückt, Mal kriegen wir wieder fette Placken unter die Sohlen - alles zehrt an Tempo und vor allem an den Nerven, Sehnen und Bänder. Über einen breiten Grat steigen wir ab an den Stadtrand von Meron, wir rutschen über glattpolierten Fels... mal was anderes. Unten angekommen stehen wir am Einstieg in den Nahal Amud. Es sieht hier harmlos aus, dennoch: wir skippen. Eine andere Shvil-Thruhikering, die ob des Wetters von Sobo auf Nobo geswitcht hat, und Avithay , sowie der Wetterbericht rieten uns das Tal zu meiden- zu slippery, zu gefährlich an den versicherten Stellen. Also stehen wir an dieser Kreuzung. Verarzten eine mögliche aufkommende Blase an A.s Fuß, schauen noch einmal sehnsüchtig in das Tal und laufen dann die Straße entlang. Wir versuchen trampenderweise zur Kadarim Junction zu kommen, das Tal des Amud lässt sich nur recht großräumig umlaufen -nach unseren Informationen - das versuchen wir. Recht bald hält ein Ungetüm von einem Pick Up Truck neben uns und läd uns ein. Mit der bewährten Kombination aus ein bisschen englisch, Händen, wenig Füssen, google Maps und translate kommen wir an die nexte Kreuzung. Das Problem ist nun, das wir an einer vierspurigen Straße mit baulich getrennten Mittelstreifen stehen... 7km vor Kadarim Junction wo wir vermuten, wir können wieder auf den Trail kommen. Eine verzweifelte schlechte Laune macht sich breit. Wir waren die meiste Zeit damit beschäftigt entweder über Matschpisten zu rutschen mit fetten Placken an den Schuhen oder um wetterbedingte Unpassierbare Stellen zu navigieren. Das schlägt aufs Gemüt. Und so stehen wir an dieser autobahnähnlichen Straße an einer Bushaltestelle (die uns ironischerweise unserem Ziel nicht näher bringen kann), es ist kalt und wir verlieren wertvolle Zeit. Tapfer stehen wir am Strassenrand, A. hält den Daumen raus, ich tanze etwas gegen die schlechte Laune und zwecks Erhöhung der Mitnahmechancen, neben vielen irritierten Gesichtern ernten wir viele Lacher und thumbs up - nur es hält niemand. Zwei Minuten bevor unsere selbstgesetzte Deadline abläuft hält eine Frau und zeigt uns das nexte Problem unserer Planungsidee auf ... Kadarim Junction ist wirklich sowas wie ein Autobahn-Dreieck und als wir draufzufahren denke ich mir das wird nix. Unsere Fahrerin überlegt auch fieberhaft wo sie uns am besten absetzen kann, damit wir unsere Ziel Migdal am See Genezareth erreichen können. Sie schmeißt uns an der North Nahal Tsalmon Junction raus, so können wir über einen sieben Kilometer Roadwalk auf der 807 nach Migdal.

    Wahrscheinlich das beste was wir aus dem Tag machen können. Wir steigen aus und es direkt wärmer.Der Himmel ist blau und die Sonne scheint. Wir sind unzufrieden mit dem roadwalk, wir haben nur einen schmalen Randstreifen und viele LKWs rollen eng an uns vorbei, so suchen nach Alternativen. Wir finden ein paar Feldwege. Nach wenigen hundert Metern kehren wir wieder auf die Straße zurück. Die Matschplacken waren gefühlt die größten, der ganzen letzten Tage.

    Der Vorteil der ganzen hitchhikerei ist, das wir superfrüh in Migdal sind. Wir haben erst ab 16h einen Platz bei einem Trail Angel. Also gehen wir vorher eine Falafel essen, wir hängen in der Sonne rum, genieszen die Wärme, planen den nächsten Tag. Es geht hoch auf den Mount Arbel, hier steht eine exponierte Kletterei an, sagt die Recherche. Was sie wirklich bedeutet und wie sie aussieht bekommen wir nicht heraus. Wir basteln B Pläne falls die Stellen nicht gangbar sind. Als wir damit genug Zeit damit verbracht haben, konnten wir uns los machen zu Richtung Trail Angel.
    Wir sind etwas verwirrt als wir dort ankommen: Unser Trail Angel ist nicht da und niemand der Anwesenden weiß das wir heute kommen... Toll! Der Nachbar, der sich nun um unseren Schlafplatz kümmert aka er bekommt erst einmal heraus wo sie sich überhaupt aufhält, aber zunächst versorgt er uns mit Tee und Knabberkram. Etwa eine dreiviertel Stunde später ist alles klar: Stav ist selber auf dem Shvil unterwegs, hat zwar uns per whatsapp ins Bild gesetzt, hat sich aber nicht um eine etwaige Schlüsselübergabe gekümmert... wir hatten schon Schiß um unseren Schlafplatz. Als wir endlich in einem etwas muffigen und kaltem Raum oder einer Zeitkapsel 70er Jahre Einrichtungssünden stehen, ist das Bett sicher. Mehr auch nicht. A. hat sich irgendeinen stechenden Schmerz in die Ferse gelaufen. Die Klimaanlage funktioniert nicht und der Wetterbericht sagt für morgen starke Regenfälle voraus. Es ist der vierte Tag und wir hängen schon jetzt dem Zeitplan hinterher. Hühnerbrühe und Ibuprofen, eine lauwarme Dusche und ein kuscheliger Schlafsack. A.‘s Laune ist im Keller. Die Brühe hilft...

    Wir stehen früh auf heute steht ein anstrengender Anstieg bevor... 400hm um am ende 80 Meter über NN zu stehen. Der Morgen ist kalt und klar. Die Sonne scheint. Wir laufen Richtung Hamam durch Grapefruit-Plantagen und klauben Fallobst vom Boden auf. Snack-Pause ist gesichert. Auf der Höhe Hamams schieben sich die Berge immer weiter zusammen. Wir wollen Richtung Mt. Arbel und stehen vor einem Schild das der Trail geschlossen sei - welcher? Hier laufen drei, vier durch. Pfff. Auf dem Schild steht ne Telefonnummer. Anrufen. Bandansage auf hebräisch. Ratlosigkeit. Dennoch probieren? Blick auf die Karte. Immer noch ratlos. Vielleicht nochmal anrufen? Bürozeiten ab 8 Uhr. Eine Horde Hunde tackelt sich noch durch das Telefonat. Aufregung und Multitasking. Am Ende sind wir schlauer: Der INT-Aufstieg ist geschlossen, wir können aber den grünen Trail durch den Wadi Arbel nehmen und oben wieder auf den Trail.

    Der grüne Trail ist anclecracking sehr geröllig, immer wieder matischig und der Bach führt Wasser und muss mehrfach überquert werden- ach was solls nach den Tagen und heute ist es auch mal warm. Der Weg ist schön. Die Felswände des Nitay fallen steil und leuchtend rot in der Morgensonne ins Tal, auf der anderen Seite nicht minder imposant ragen die Flanken des Mount Arbel in die Höhe, immer wieder gezeichnet durch Höhlen und ähnliche Zeugnisse menschlicher Besiedlung, die es in die True-Crime-Love-Story der Bibel geschafft haben, wandern im Heiligen Land, inklusive einer Gruppe Amerikaner, die den Jesus Trail laufen und uns vorwarnen, dass weiter oben noch eine steile Kletterei ansteht und das auch oben der Trail gesperrt ist. Bei ersterem bin ich immer geneigt nur so halb zuzuhören, wein sowas sehr subjektiv ist und zweiteres verwundert uns, aber das werden wir ja oben sehn und eigentlich betrifft es uns nicht, weil der weg von unten ja schon gesperrt ist.

    Das gekraxel ist in der Tat steil und anstregend, der Matsch und vor allem matschig getretenen Griffe und Tritte durch die Jesus Trail Wandergruppe verleihen dem Ganzen etwas Würze, machen es aber nicht gefährlicher. Oben angekommen sind wir klatschnass geschwitzt. Auf einer schnurgraden Strasse laufen wir Richtung Nationalpark Mount Arbel und bekommen hier gesagt wir kommen nicht rein wenn wir den Shvil laufen wollen, denn der sei gesperrt. Häh? Wie kommen wir jetzt nach Tiberias? Keine Ahnung, aber der Weg ist gesperrt. Schon klar. Aber umlaufen geht. Wir blicken auf einen roten Matschtrail eingeklemmt zwischen Stacheldraht begrenztem Nationalpark und sanft geschwungenen satt grünen Felder. Wir erahnen hinter den Hügeln im Süden und Osten den See Genezareth und Tiberias, nach wenigen Schritten haben wir fette Matschplacken an den Schuhen, die das laufen zur Hölle machen. Vor einem Wasserreservoir auf einem Felsen von dem wir einen Blick auf den See erhaschen können essen wir unser Fallobst- eine saftige Pink-Grapefruit, A. Achillessehne ist überhaupt nicht begeistert, meine Laune ist nach fünf Tagen kaum vorankommen, ständigen Umwegen und Matschttrails ziemlich weichgespült - der Wetterbericht hat für den heutigen Tag wieder Regen mit Gewitter vorhergesagt... noch sieht es gut aus. Wir laufen los und ein Schakal kreuzt unseren Weg, den wir weiter um den Park improvisieren. Wir kommen leidlich gut voran. Genervt vor allem. tAn jedem Stein, den wir sahen streiften wir unsere Schuhe wohlwissend der Unsinnigkeit des Unterfangens fühlen wir uns in einer ewigen Don Quichotterie oder dem Camus‘schen Sisyphus - nur als glückliche Menschen konnten wir uns nicht vorstellen als wir den Hügel hinabschritten.

    (trailmarkeirung lost in matsch)
    Als wir hinter dem Friedhof wieder versuchen auf den Trail zukommen gelang uns dies bis zu jenem Zeitpunkt als A. den Blick vom Matsch des Weges und unseren Füssen gen Tiberias richtete und sagte „Komische Wegführung... Wir gucken, die ganze Zeit drauf, aber wir kommen Tiberias nicht näher...“ in dem Moment machte es Klick. Navi raus... Ja wir haben den Weg gefunden aber nicht den Abzweig in die richtige Richtung, wir laufen zurück auf dem INT zum Mount Arbel. Ach du scheiße! Die Stimmung ist unversehens im Eimer. Ich verfluche diesen Tag und diesen Trail - und weil ich schon dabei bin, alle anderen Tage davor auch. der Frust der letzten Tage entläd sich. A. dreht sich einfach um und sagt „Ich lauf schon mal vor, Du holst mich ja eh ein“... Ich fruste etwas vor mich und mache mich dann los. Den gleichen Matschweg nochmal laufen fühlt sich ironischerweise nicht so schlimm an, wie beim ersten Mal.
    Wir finden den verpassten Einstieg und checken zwei Mal gegen ob wir richtig sind. Wir umlaufen Kfar Hitim. A. Sehne brüllt, sie läuft merklich langsamer und ihr Gesichtsausdruck spricht Bände. Wir beratschlagen nach kurzem Blick auf die Karte und den Wetterbericht, dass wir heute mir bis Tiberias laufen uns spontan einen Trail Angel oder eine Unterkunft organisieren, Sehne schonen. Soweit der Plan. Im Nordosten zieht bleigrau eine Wolkenwand auf die sich erstaunlich schnell nähert. In etwa zwei Kilometer kommt eine Tanke mit Grocery Store, die wir ansteuern wollen... wir sind gerade dazu gekommen uns Süssigkeiten, Softdrinks und salziges Frustfutter auszusuchen und es uns an dem
    Tisch unterm Vordach gemütlich zu machen als der Himmel sich grollend öffnete. Wir stecken die Köpfe zusammen und lassen den Zucker in unseren Synapsen arbeiten...

    Eine Stunde später saßen wir in einem Bus nach Tel Aviv und sind der festen Überzeugung, dass das was wir vorhaben ob aller äußeren Umstände das vernünftigste ist was wir machen können. Wir fahren nach Tel Aviv und am nächsten Morgen weiter nach Jerusalem machen dort zwei Tage Pause und Schonung, das Wetter soll ab dort auch etwas besser sei und steigen bei Jerusalem wieder in den Trail ein. Wenn wir gut druch kommen können wir später wieder zurück nach Tiberias oder so und wenn nicht eben nicht. Über dem Meer geht die Sonne unter und wir stehen im Stau der Tel Aviver Vororte...
     
    ...to be continued...
     
  16. Danke!
    Craftsman hat eine Reaktion von timooo erhalten in Tarp selber nähen.   
    "Am besten" ist schwer zu sagen ... Mal ein paar Stoffe, die ich schon in den Fingern hatte: 
    55g/qm SilNylon von ExTex - preislich attraktiv, Gewicht okay aber nicht federleicht
    36g/qm Silnylon von ExTex - etwas leichter als das 55er, dehnt sich sowohl mit als auch ohne Nässe relativ stark. Nicht mein Fall. 
    CubenFiber aka DyneemaCompositeFabric (DCF) teuer, null Dehnung (hilft beim aufstellen) je nach stärke mit das leichteste am Markt erhältliche. Für ein Tarp keine schlechte Wahl. 18g/qm oder 26g/qm
    SilPoly von Dutchware Gear Im Gegensatz zum Silpoly von RSBTR etwas reißfester. Auch hier keine Nässedehnung und vom Gewicht her mit 38g/qm zwischen den ExTex SilNylon
    7D SilNylon von Rockywoods Fabric Mit das leichteste SilNylon am Markt. Dafür seeehr dünn. Hat sich als überraschend robust erwiesen, für die geringe Materialstärke. An Cuben kommt es in dieser Hinsicht natürlich längst nicht heran. Bei Aliexpress gibt es ein ähnlich leichtes 10D Stöffchen. 
    Für Zwei Personen als A-Frame und mit Innenzelt würde ich vermutlich 3m x 2,6m als Tarpgröße anvisieren, vielleicht auch 3x3m . 
    Beim Verarbeiten hilft ein Obertransportfuß für die Nähmaschine. 
     
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    Craftsman hat eine Reaktion von poigfrr erhalten in Neues von der Rucksackfront   
    Nachdem ich in der Zwischenzeit Gelegenheit hatte verschiedene Rucksäcke zu nähen und zu testen, bin ich nun bei diesem Modell angelangt.
    Wer aufmerksam hinschaut wird erkennen, dass dieser Pack Merkmale von verschiedenen bekannten Vertretern des UL - Rucksack Genres aufgreift.
    Hier kurz die Eckdaten zusammengefasst:
    Das Packvolumen beträgt circa 35 bis 40 Liter, und bietet damit genug Platz um auch einen dickeren Quilt lose zu packen
      Zusätzliche Features sind die beiden Schultergurttaschen für Brille, Kamera, Snacks oder vor allem Müll (mein primärer Verwendungszweck) und eine Bodentasche aus elastischem Lycra Stoff, in die der Essensvorrat für den Tag gepackt werden kann - oder andere Dinge, die schnell griffbereit sein sollen - z.B. eine Windhose
      Auf einen Hüftgurt wird aufgrund der geringen Last, für die er konzipiert ist, verzichtet.
      Zur Versteifung werden entweder ein paar Teile Z-Lite, eine Neo Air oder ne kleine ProLite als Rückenpanel genutzt, oder der Burrito angewandt
      Der Deckel lässt sich über einen Roll-Top Verschluss verschließen. Dieser ist einfach in der Handhabung und erlaubt zudem das Fixieren von Gegenständen (z.B. ISO Matte, Jacke, …) ‚On-Top‘
      Die Schultergurte sind am Halsansatz mit doppeltem 3D Mesh gepolstert aber ansonsten dünn und ohne extra Schaumstoff-Kern - Der Rucksack ist für geringe Lasten konzipiert (max. 10kg)
      Die Seitentaschen fassen jeweils bis zu 2 Smartwater Flaschen (1L)
      Alle Kordelzüge sind austauschbar (Frontnetz, Seitentaschen)
      Der Brustgurt lässt sich auf 3 Stufen verstellen
      Als Material kommt X-Pac VX03 zum Einsatz
      Die Rückenlänge ist mit 47 cm eher kürzer, aber für einen hüftgurtlosen Pack für meinen Geschmack genau richtig.
      Das Gewicht beträgt 340g   
    Da ich mehrere Rucksäcke genäht habe, für mich aber nicht so viele brauche sind zwei Rucksäcke dieses Typs zu haben. Bei Interesse gerne PN an mich.
     

     

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    Craftsman reagierte auf TappsiTörtel in SMD - Schlechte Qualität und Made in Bangladesh?   
    Naja, hatte mir vor ca. nem Jahr ein GWC gönnen wollen wegen den vielen guten Stimmen dazu, war aber entsetzt das die Nähte sehr "lockere" Einfachnähte waren und schon bei recht leichtem Zug ins Nylon einschnitten, bei einem Testaufbau habe ich mich dann schon nicht mehr getraut richtig abzuspannen ... habs direkt anstandslos zurück geschickt.
    Einfache Nähte an belasteten abgespannten Bereichen ist einfach ein NoGo ... dann mach ich lieber eine etwas krumme doppelte MYOG-Kappnaht selbst, die hält, auch wenn optisch nicht immer vom feinsten 
    Solch krumme Nähte sind aber dann bei professioneller Produktion auch wieder nicht akzeptabel, schon gar nicht bei den "teureren" Firmen, ein professioneller Näher mit entsprechend passendem Equipment sollte das ja wohl gerade hinkriegen, der hat ja nicht ne 40 Jahre alte Haushalts-Nähmaschine auf dem Küchentisch stehen so wie ich !
  19. Danke!
    Craftsman hat eine Reaktion von martinfarrent erhalten in GoPro - Stativalternativen   
    Schon mal den Ultrapod von Pedco angeschaut. Kannst du auch am Trekkingstock befestigen (oder am Paddel)
  20. Gefällt mir!
    Craftsman reagierte auf hmpf in MYOG Nähkoffer - nützliches Zubehör und Werkzeug   
    Je besser die Werkzeuge, desto besser das Ergebnis, daher soll hier eine kleine Sammlung von Hilfsmitteln für MYOG Projekte an der Nähmaschine entstehen.
    1           Planung
    1.1         Software zum Erstellen eigener Schnittmuster
    Zwar habe ich 13 Jahre lang Mathe-Unterricht genossen aber dennoch gehören Algebra und Geometrie nicht zu meinen Stärken. Deswegen bin ich auch Geisteswissenschaftler :D. Zum Glück gibt es Software, mit der man dieses Defizit ausgleichen kann.
    Leider kann ich für die Erstellung von Schnittmustern nur kostenpflichtige Software empfehlen, weil ich mit anderen Programmen keine Erfahrung habe und diese auf den Rechner im Digilab der Bibliothek verfügbar sind.
    Zunächst ist da SketchUp von Google. Dieses Programm ist übersichtlich und bietet sich für den Einstieg an. Es lassen sich einfache geometrische Formen einfügen, Längen und Winkel bestimmen. Es ist für MYOG Projekte mit geraden Linien vollkommen ausreichend und die erstellten Modelle lassen sich auch maßstabsgetreu ausdrucken.
    Wesentlich komplexer und daher auch mit mehr Möglichkeiten ausgestattet ist Rhino 3D. Auf dieses Programm hat mich @Andreas K. gebracht und bin ich nachhaltig beeindruckt. Es erfordert m.E. eine intensivere Einarbeitung, dafür lassen sich aber auf professionelle Ergebnisse erzielen.
    1.2         Software zum Skalieren von Vorlagen
    Für viele Projekte liegen Anleitungen mitsamt Schnittmuster vor, die man getrost übernehmen kann. Der große Vorteil hierbei ist, dass bereits alles durchdacht ist und Denkfehler und Schwierigkeiten dokumentiert sind. Weiterhin hat man mit Glück jemanden zum Ansprechen bei Problemen mit der Umsetzung.
    Gerade bei Kleidung und Schlafsystemen gibt es unterschiedliche Größen und es lohnt sich die Vorlage zu vergrößern oder zu verkleinern. Ein hilfreiches kostenfreies Programm dazu ist Poste Razor Link zu Chip. Hiermit lassen sich Bilder in beliebiger Größe ausdrucken und eine Vorlage auf mehrere Blätter verteilen, die im Anschluss nur noch zusammengeklebt und beschnitten werden müssen.
    1.3         Papiermodelle und Schnittvorlagen
    Nicht immer gelingt es, von einem Bild auf dem platten Bildschirm auf das fertige Projekt in 3D zu schließen. Gerade, wenn nur ein Schnittmuster vorliegt lohnt es sich Papiermodelle im Maßstab von 1:10 anzufertigen. Auf die Idee bin ich durch den Blog von @HAL23562 (Link zu plünnenkreuzer) gekommen.
    Ist der Schnitt dann optimiert bietet es sich an, eine Schablone herzustellen. Zum einen lässt sich schwieriges Material wie dünnes, silikonisiertes Nylon wesentlich besser schneiden und zum anderen geht die Herstellung eines zweiten Modells schneller.
    Wenn die Projekte etwas größer sind, wird dementsprechend mehr Pappe benötigt (falls man nicht wie @Southern Flyer alte Seekarten oder wie @wilbo 150 x 5000 cm Backpapier am Start hat). Anfangs habe ich aus runtergerockten Umzugskartons eine Patch-Work Pappe zusammengebastelt. Inzwischen gehe ich aber zum Fahrradladen um die Ecke, der hat immer riesige Versand Kartons parat und ist froh, wenn er nicht immer die Altpapiertonne stopfen muss. Alternativ war ich auch schon mal beim Möbel-Laden an den Containern und hatte ebenfalls eine riesige Auswahl.
    2           Abmessung und Anzeichnen
    2.1         Gerade Linien
    Damit die Linien auch wirklich gerade werden lohnt sich ein Besuch im Baumarkt, um folgendes zu kaufen:
    Trapez-Kartätsche: wird eigentlich zum Verputzen benutzt und hat eine abgeflache Kante, an der man wunderbar den Stift, den Rollschneider und den Heißschneider entlangführen kann. Ich selbst habe eine 2m lange aus Alu von Obi für 25€ und würde beim nächsten mal auch 2,50m kaufen, da gerade die Schnittkanten bei Tarps so lang sein können.
    Kreuzlinien-Laser: Am Anfang ein Strich und am Ende, dann den Laser angelegt und die Linie nachgezeichnet, das wars. Super praktisch. Kostenpunkt sind 10-25 €. Gibt es manchmal auch beim Discounter.
    Winkel: Alternativ zum Laser gibt es im Baumarkt auch zahlreiche Winkel, in verschiedenen Größen und Materialien, von denen sollte auch einer in den Einkaufswagen
    Neben dem unerlässlichen Zollstock komnmen weitere Messwerkzeuge hinzu: Messschieber (nützlich, um die Nähbreite abzumessen), Geo-Dreieck, 360Grad Winkelmaß (hab ich eigentlich noch nie gebraucht) , extra breiter Messschieber (damit lässt sich gut die Nahtzugabe einzeichen). 
    2.2         Kurven
    Erneut gebührt der Dank @HAL23562 der eine einfache Methode zur Anfertigung von catenary cuts veröffentlicht hat (Link zu plünnenkreuzer). Voraussetzung dafür ist eine vorhandene originalgetreue Schablone. Dazu werden noch Bleischnur, eine Wasserwaage und ein paar Pinnwand – Nadeln benötigt.
    2.3         Anzeichnen
    Für das Anzeichnen selbst sind auch verschiedene Hilfsmittel nötig, da nicht überall die Universal Schneiderkreide (Stichwort für den Onlineshop: Schneiderkreidestift oder Kreidestift, Kosten: 3- 5 €) deutlich zu sehen ist. Gerade bei beschichteten Stoffen muss man nur einmal darüberwischen(wie es bspw. @doman bei der Anfertigung seines Kältebrücken freien Schlafsacks passiert ist) und schon ist nichts mehr zu sehen.
    Für kurze Linien hat sich beim mir ein Stück Seife bewährt, was mit dem Messer angespitzt auch sehr fein malt. Leider ist der Abrieb sehr hoch und die Seife wird schnell unpräzise.
    Wenn die Striche hinterher eh in der Naht verborgen sind, geht auch ein schmaler Edding, der hat bisher auf jeder Beschichtung gehalten.
    Für unbeschichtete Stoffe habe ich in verschiedenen Farben Magic Marker (Kosten: 2 -5 € pro Stück), dessen Füllung an der Luft oxidiert und damit nach einiger Zeit verschwindet. Daher sind diese nicht dafür geeignet, wenn auf die Anzeichnung nicht unmittelbar der Zuschnitt folgt. 
    Für meinen letzten Rucksack habe ich Cordura und Nylon mit PU Beschichtung verwendet, hierbei haben sich Buntstifte aus dem Grundschul-Etui absolut bewährt. 

    Damit der Stoff beim Anzeichen nicht verrutscht, sollte er beschwert werden. Dazu eignet sich alles Mögliche: Reissäcke, Dosen, Kissen, Einmachgläser, Unterlegscheiben M6 (Tipp von @ThomasK), 10 Kg Gewichte vom Flohmarkt (wie @wilbo sie verwendet).
    3           Zuschnitt
    Eine der nervigsten Eigenschafften von dünnem Nylon ist das Ausfransen der Ränder (Hier sieht man, was bei unversiegelten Nähten passieren kann). Gerade, wenn der Stoff noch mehrfach verschoben oder nach dem Zuschnitt noch gelagert wird, lösen sich die Ränder auf und die Schnittkante ist nicht mehr einheitlich gerade. Der Versuch mit dem Feuerzeug, die Kanten zu versiegeln ist bei mir stets gescheitert. Wesentlich besser lässt sich mit einem einfachen Lötkolben arbeiten (gibt es auch oft im Discounter oder massenhaft auf Ebaykleinanzeigen: 10-15 €). Einfach an der Trapezkartätsche entlanggeführt ist die Kante gerade und versiegelt.

     
    Präziser und professioneller aber auch teurer ist ein Heißschneider (70-90 €) mit spezieller  (20 - 30 €) Schneidespitze. Damit lässt sich auch Gurtband sehr gut versiegeln. Damit die Spitze nicht wegen der Unterlage abstumpft und die Hitze verlustfreier übertragen wird, empfiehlt sich ein spezieller Schneidefuß, der entweder für 30 Euro erworben oder mit einem U-Profil aus dem Baumarkt für 5 Euro nachgebaut werden kann (Der Dank geht für dieses Idee geht an @doman von crosshammock.com).

     
    Sofern ohne Schneidefuß gearbeitet wird, sollte eine möglichst flache Ebene untergelegt werden. Bei mir sind es einfach zwei Laminatteile vom Sperrmüll. Von @kra kam aber auch noch der Tipp Linoleum-Bodenbelag vom Bodenleger aus dem Restelager zu besorgen.
    Eine weitere Alternative, die @khyal im Nähkoffer hat (aber hauptsächlich Seile damit schneidet), ist eine Lötpistole mit entsprechender Seilschneidespitze. Dieses Set liegt im Preisbereich von 20-30€ und bietet gegenüber dem einfachen Lötkolben den Vorteil, Hitze auf Knopfdruck zu liefern und ergonomisch besser in der Hand zu liegen. (Ein klassischer Brennpeter wird quasi wie ein Stift geführt)
    Für alle anderen Stoffe lohnt sich die Anschaffung einer ordentlichen Schneider-Schere  (> 20€) und eines Rollschneiders (15 -25 €)Gerade mit dem Rollschneider lassen sich Rundungen besser schneiden. Das ist zumindest mein Empfinden. Was besser geeignet ist, hängt eigentlich nur von den Skills und den Vorlieben ab. Damit die Rollschneider-Klinge scharf und das Parkett makellos bleibt, bietet sich eine Schneidematte an (ab 20 €), sonst macht das Schneiden keinen Spaß. Es sollte eine Matte mit mehrere Schichten sein, diese schont die Klinge und die Nerven.

    4           Nähen
    4.1         Fixierung
    Nachdem nun alle Teile natürlich fein säuberlich zugeschnitten sind, kommt die nächste Herausforderung: das eigentliche Nähen. Doch bevor die Nadel den Stoff durchlöchern darf müssen die einzelnen Teile aufeinander fixiert werden.
    Stecknadeln und Wonder Clips: Über lange Zeit haben sich Stecknadeln zum Abstecken bewährt. Sie sind günstig und universal und wenn sie exakt im 90 Grad Winkel zur Naht stecken,  lässt sich auch direkt darüber nähen (auch wenn ich das nicht empfehle, da die Nähmaschine Nadel dadurch Schaden nimmt). Ein gewichtiger Nachteil ist, dass die Nadeln weitere Löcher verursachen und den Stoff unnötig schwächen, deshalb gibt es als Alternative sogenannte Wonder Clips. Mit ihnen lässt sich alles, was am Rand liegt mühelos fixieren ohne den Stoff zu beschädigt. Stecknadeln und Clips sollten in ausreichender Stückzahl vorhanden sein, für einen Quilt habe ich bspw. 50 Clips (15 €) benötigt, damit auch ja nichts verrutscht.

    Klebe– Stift, wenn’s mal rutschig wird: Bei glatten, rutschigen Stoffen hilft es sie vor oder beim Abstecken zusätzlich mit einem Klebestift zu fixieren. Dadurch können beide Stofflagen nicht so einfach gegeneinander verrutschen und die Maschine hat es leichter mit dem Transport. Etwas aufwendiger, dafür genauer hat auch @ULgeher einen Tramplite Klon angefertigt und eine bebilderte Anleitung geliefert.
    Vielfach wird bei der Buffle-Herstellung eines Daunenquilts Maler-Klebeband verwendet, um die Moskitonetz Streifen auf Position zu halten. Beispiele dazu:
    03.2016 Karo Step von @Raeuberin, 02.2018 Querkammern von @bergziege, 01.2018 Karo Step von @Southern Flyer,  06.2019 Karo Step @Jonathan,  11.2019 Schlafsack mit Querkammern von @doman Deshalb sollte auch Maler Klebeband in keinem MYOG-Nähkoffer fehlen.
    4.2         Maschine
    Nadel und Garn: Die richtige Kombination von Nadel, Faden, Stoff und Maschine ist essentiell und eine Wissenschaft für sich. Daher soll an dieser Stelle kein Ratgeber für die richtige Auswahl stehen, sondern nur auf die in diesem Forum geläufigsten Garne eingegangen werden. Als Nadeln wird stets die Microtex Variante (ab 4€ für ein 5er Paket)empfohlen (wie hier von @micha90 in seiner grandiosen Anleitung für einen Kunstfaser Quilt), da diese mit ihrer dünnen Spitze dem Stoff am wenigstens schaden.

     
    Und als Garn gibt es die Wahl zwischen einem Polyester Garn von Alterfil  (4€) und einem Polyester Garn mit Baumwollkern, beim Hersteller Rasant bekannt unter dem Namen Corespun. Dieses empfiehlt der Profi Waldschneider @Andreas K. in seinen zahlrreichen, detaillierten Anleitungen zur Rucksackherstellung, weil bei Nässe der Kern aufquillt und die Nahtlöcher abdichtet.
    Die Anleitungen von @Andreas K. in chronologischer Reihenfolge: 
    08.15 Ein Rucksack mit Rollverschluss,  12.2015 Ein robuster Rucksack für Wintertouren, 07.2016 und noch ein Rucksack, 07.2016 Und noch ein Rucksack... UPDATE, 09.2016 Ein Rucksack mit Frontöffnung, 01.2018 Ein robuster großvolumiger Rucksack für Wintertouren, 01.2018 Ein Rucksack mit Frontöffnung - Finale Version Wenn man mehrere Garne zur Auswahl hat und diese sortieren will, kann man einfach wie @ThomasK (Link zum Beitrag) und @ALF (Link zum Beitrag) Nägel auf ein Brett schlagen und die Spulen daraufstecken. @doman empfiehlt, das Garn nicht offen zu lagern, um Verschmutzungen, die die Funktion einschränken zu vermeiden. 
    Einfädler und Fadenschere: um den Faden durch das Nadelöhr zu führen braucht es eine ruhige Hand oder eine Einfädel-Hilfe. Einige Maschinen haben solch ein Teil integriert, ansonsten gibt es Nadeleinfädler, die man im Multiuse auch zum Zeckenentfernen nutzen kann, falls man mal eine Nähmaschine samt Zubehör mit auf Tour nimmt :D.
    Eine scharfe Fadenschere macht richtig Spaß, am Anfang habe ich entweder den integrierten Faden Abschneider oder eine Nagelschere benutzt. Seitdem ich eine Fadenschere habe, freue ich mich auf jedes Nahtende. Wichtig ist dabei, entweder eine mit ab montierbaren Klingen zum Schärfen zu kaufen oder mehrere parat zu haben. Eine stumpfe Schere macht weder beim Stoff, noch beim Faden Spaß. (Die weiße Schere war schnell stumpf und quietscht, die schwarze hält schon länger und lässt sich schleifen) 

    Nahtauftrenner: Ebenfalls unerlässlich ist ein Nahtauftrenner, am besten gleich mehrere, denn ein stumpfer Trenner richtet mehr Schaden an, als er behebt.

    Nähfüße: Grundsätzlich lässt sich alles mit dem Universalfuß der Nähmaschine bewerkstelligen. Welcher Fuß eine sinnvolle Ergänzung ist und arbeitserleichternd wirkt ist abhängig von der Maschine und vom Fuß selber. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit dem Kapper für meine Pfaff 90 gemacht (Hier ein Video zur Funktion von Bernina). Immer wieder kommt die die Frage auf (wie jüngst in diesem Thread) ob ein Obertransportfuß sinnvoll ist. Dies ist eine gute Lösung, wenn kein Geld für eine teurere Maschine mit nativen Obertransport ausgegeben werden soll. Allerdings ist es auch umständlicher damit zu arbeiten, weil er laut rattert, das Sichtfeld auf die fertige Naht versperrt und nur vorwärts nähen kann.

    Stichplatte: Für richtig dünne Stoffe (10D abwärts) kann sich auch eine Geradstichplatte für die Nähmaschine lohnen. Das Loch in der Platte ist genau auf den Geradstich angepasst und der Stoff wird nicht mehr in das Unterfadengehäuße hineingezogen. Leider gibt es diese nicht für jedes Modell, deswegen verweise ich erneut auf die Quilt Anleitung von @micha90, wo jene Platte empfohlen wird.
    Anschiebetisch: Bei langen Nähten, wie sie beim Tarp-, Rucksack- und Quiltbau des Öfteren vorkommen sollen, ist Anschiebetisch sehr nervenschonend. Hierzu benötigt es eigentlich nur eine Stichsäge und ein rechteckiges, ebenes Stück Holz vom Sperrmüll und irgendwas als Füße.


    Weiteres Zubehör für die Maschine: Wenn die Naht exakt werden soll kann man auch einen Seitenanschlag zur Hilfe nehmen, an dem die Stoffkante gleichmäßig entlanggeführt wird. Bei meiner Maschine ist ein Anschlag zum anschrauben mit dabei, es gibt aber auch magnetische Hilfen, die sich auf mechanischen (keine computergesteuerten) Maschinen befestigen lassen.
     
    Reinigung und Wartung: Mit der Zeit sammeln sich allerhand Flusen und Fadenreste an und verstopfen die Mechanik der Maschine, daher sollte sie regelmäßig mit einem Pinsel gereinigt werden. Dazu schraube ich mit einem passenden Schraubendreher oder einer passenden Geldmünze die Stichplatte ab und pinsele alles weg, wo ich rankomme, danach puste ich mit einem Blasebalg, der früher der Objektivreinigung diente hinterher (das mit der Druckluft ist allerdings ein umstrittenes Thema und wird oft abgeraten).
    Bei mechanischen Maschinen darf alle paar Nähstunden ein Tropfen Nähmaschinen Öl nicht fehlen.

    Einige Stoffe lassen sich auch komplett Kleben, dazu wird dann noch ein Tapetenroller oder eine Andrückrolle, sowie ein Spatel zum Verteilen des Klebers benötigt. Tipps zum Kleben von silikonisierten Stoffen finden sich hier im Forum und bei Plünnenkreuzer, für Dyneema gibt es hier im Forum auch einen Thread.
    Welche der gezeigten Helferlein findet ihr überflüssig und was fehlt noch in meinem Nähkoffer? 
  21. Danke!
    Craftsman hat eine Reaktion von ThomasK erhalten in Obertransportfuss- ist er sein Geld wert?   
    @AndreasK hat das schon ganz gut zusammen gefasst. Ich habe auch einen und gerade für dünnes flutschiges Material ist er Gold wert. Verschleiß habe ich bislang nicht wirklich feststellen können. 150€ ist wohl der Preis weil Bernina draufsteht. Meiner ist NoName tut seinen Job aber genauso bezahlt hab ich glaube ich 30€ oder so. 
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    Craftsman hat eine Reaktion von masui_ erhalten in leichter Tarp-Poncho gesucht   
    Gemeint ist wohl einer dieser hier. SilNylon oder Silpoly gibts dort z.B. 
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    Craftsman hat eine Reaktion von ekorn erhalten in [Erledigt][Biete] Verschiedenes: Flat Tarp, DIY Pack, 266er APEX Quilt, Cumulus WindyWendy   
    Quilt ist weg
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    Craftsman reagierte auf paddelpaul in [Erledigt][Biete] MYOG Kram, APEX Reste (versch. Stärken)   
    Hast ne PN (Apex)
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    Craftsman hat eine Reaktion von Miguel_Wo erhalten in [Erledigt][Biete] Verschiedenes: Flat Tarp, DIY Pack, 266er APEX Quilt, Cumulus WindyWendy   
    Um Platz für neue Projekte zu machen sind ein paar Dinge übrig… Vielleicht ist ja was für euch dabei. Als Anhaltspunkt ob euch das Zeug passen könnte - ich bin 194cm groß und eher schlank.
     
    Flat Tarp
    Maße: ~1,5*3m
    Material: SilNylon 55g/qm
    Gewicht: ca. 260g.
    Farbe: Grün
    Abspannpunkte an allen Ecken und Kanten —> 12Stück. Verstärkungen aus gleichem Material aufgeklebt.
    Zustand: Sehr gut - auf ein paar kürzeren Trips im Einsatz.
    Spannleinen sind nicht dabei. Da hat ja jeder seine eigenen Vorlieben… Und ich keine Passenden zur Hand
    Preis: 40€ inklusive Versand

     
    DIY Pack - Rolltop Style
    Volumen: ca. 45Liter
    Material: XPac VX03
    Rückenlänge ~50cm - Da kein Hüftgurt existiert ist dieser Wert weniger bedeutsam.
    Gewicht: ca. 350g
    Ich würde 10kg als Komfortgrenze sehen. 
    Features: Frontmesh Tasche, Shoulder Strap Tasche, Boden-Netztasche, Seitentasche. Austauschbare Kordelzüge. Gurthaken-Top Kompressionsriemen, Befestigung für Stöcke oder Trekkingschirm.
    Kein Hüftgurt
    Zustand: Neuwertig - Abgesehen von ein paar Proben ungetragen - ich hab zu viele Packs
    Preis: 130€ inklusive Versand

     
    DIY 266er APEX Quilt
    Temperaturrating: -6°C
    Gewicht: ca. 900g
    Länge: 2,05m
    Maße Schulterbereich: 135cm
    Style: geschlossene Fußbox
    Befestigung: Elastic Clips
    Zustand: Sehr gut - war unter 10 Nächte im Einsatz und ist perfekt für die ungemütlichen nass-kalten Bedingungen. Inzwischen haben sich auch mehr als genug Quilts angesammelt. Er darf deshalb gehen.
    Preis: 100€ inklusive Versand

    Windjacke Cumulus „WindyWendy“
    Gewicht: ca 55g
    Größe L
    Zustand: gut - Etiketten entfernt - bewähter Begleiter - wird aber inzwischen nicht mehr benutzt. Darf deshalb einem neuen Besitzer dienen.
    Preis: 45€ inkl. Versand

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