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Ultraleicht Trekking

[Radtour] Karlsruhe-Freiburg über Schwarzwald


raphrav

Empfohlene Beiträge

Hallo zusammen,

hier nun wie versprochen, ein paar Eindrücke von meiner letzten Tour, 2,5 Tage Schwarzwald, von Karlsruhe nach Freiburg.

Zuerst einmal: Genial war's! So konzentriert hat man selten schöne Aussichten, sportliche Herausforderungen, Erfolgserlebnisse oder auch einfach nur entspannte Momente. Wenn auch nicht für den Körper, für den Kopf waren es drei Tage Erholung pur. :) Dass alles weitere, perfektes Wetter, zuverlässige Technik, gute Beine, selbst die passende Rückfahrts-Zugverbindung super passten, setzte dem ganzen die Krone auf.

Die Route war: Karlsruhe - Ettlingen - Bad Herrenalb - Hohloh - Besenfeld - Freudenstadt - Zwieselberg - Schapbach - Wolfach - Haslach - Mühlenbach - Landwassereck - Höhenhäuser - Elzach - Waldkirch - Freiburg

Aber der Reihe nach:

Am Sonntagnachmittag ging es los: Erstmal einen Platten noch vorm Losfahren! :-o Keine Ahnung warum, aber gut, dass das Radl sich den Spaß noch zu Hause ausgedacht hat. So hatte ich es noch nicht beladen, noch die bequeme Standpumpe zur Verfügung und musste nicht gleich den Ersatzschlauch für unterwegs einsetzen (vorneweg: Sollte das einzige technische Problem bleiben. :))

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Dann also wirklich: Gepäck auf's Rad und Abfahrt! Über die ersten Kilometer gibt es nicht viel zu erzählen. Bis Ettlingen gemütlich durch's Rheintal rollen und dann den Graf-Rhena-Weg nach Bad Herrenalb hoch. Durchweg ein sanft ansteigender, ruhiger Karrenweg, schon waren die ersten 40km und 300HöMes gefressen. Dann ging es aber zur Sache: Plotzsägemühle, Zieflensberg und an das dortige Skiheim. Und schon auf gut 800Metern Höhe!

Nebenbei: Es gibt tatsächlich einen Grund, warum die Radwege dort NICHT auf den Wanderwegen liegen:

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So was macht nur ohne Gepäck wirklich Spaß und vernunftshalber habe ich dann auch teilweise geschoben. Also bei nächster Gelegenheit zurück auf den Radweg, den Schwarzwald-Höhenradweg (den ich nebenbei auch bis Freudenstadt weiter fuhr).

Anschließend ging es über die dortige Hochfläche weiter bis zum Hohloh, auf mittlerweile schon ca. 1000Metern.

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Die Gegend ist wunderschön und erinnert zeitweise mit den Sümpfen und lichten Nadelwäldern stark an das südliche Skandinavien.

Mittlerweile war auch schon sechs Uhr Abends und außerdem wollte ich so weit oben wie möglich übernachten. Also Lager an der Prinzenhütte. Dies allerdings war eher ungeschickt, denn dieses Lager teilte ich mir mit einer geschätzten Milliarde Mücken. Egal. Weiter wollte ich nicht mehr, das Lehrgeld musste ich halt bezahlen. Ich machte ein Feuer, in dessen Nähe man es aushielt und im Schlafsack war es dann auch kein Stress. Notiz an mich: Dieser Übernachtungsstil + moorige Gegend + kein Autan dabei = Doof.

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Am nächsten Morgen waren die Biester immer noch da, also brach ich eher zügig auf, Frühstück gab's dann kurz später, am Toten Mann:

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Die Gegend wandelte sich nun schleichend in Kulturland, ganz nett, aber doch halt recht langweilig. Gegen Mittag kam ich dann in FDS an. Dort eine Kleinigkeit essen, eine kurze Extrarunde durch die (schöne!) Innenstadt drehen und weiter ging's - Höhenmeter Kurbeln auf den Zwieselberg. Dort oben nochmals eine kurze Pause, und weiter auf dem Schwarzwaldradweg, immer weiter nach Süden. Allerdings ist dieser dort katastrophal ausgeschildert und so verlor ich ihn bald. Anstatt auf diesem in Wolfach anzukommen, landete ich bald in Schapbach im Wolftal. Auch recht, ich nahm dann den liebevoll und spektakulär gestalteten Wolftalweg nach Wolfach (und wechselte dort wieder auf den Radweg) und ganz ehrlich: Das lag zwar tiefer, war aber mindestens so schön.

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In Wolfach kam ich also im Kinzigtal raus und freute mich auf ein paar ebene Kilometer an der Kinzig entlang. Aber Pustekuchen: Dank heftigen Gegenwindes war das eine üble Kurbelei bis Haslach. In Haslach bog ich nach Mühlenbach ab und fuhr dort in das Büchernbachtal. Mittlerweile war auch schon wieder Abend und eigentlich wollte ich so langsam eine Übernachtungsstelle suchen. Dies war aber gar nicht so einfach. Das Tal ist wunderschön (so richtig Klischee-Kitsch-Schwarzwaldromantik mit Kühen auf steilen Bergwiesen, Bergbauernhöfen mit den typischen Steildächern sowie Geranienkästen am Fenster usw.), und das wissen auch sowohl Touristen wie Anwohner: De facto gab es außer Ferienwohnungen nichts und alles war steil, in Sichtweite von irgendwelchen Häusern oder beides. Obwohl komplett erschöpft fuhr ich das Tal immer weiter hinauf, bis ich fast ganz oben (auf über 500Metern) eine geeignete Stelle fand und auch die Erlaubnis des Besitzers bekam, dort zu campen. Doch es lohnte sich: Die Stelle lag auf einem Sattel inmitten des Tales, sodass man perfekte Rundumsicht sowie Abends bis halb zehn und morgens ab sechs Sonne hatte. Dazu noch frisches Trinkwasser vom Hof untendran (wenn auch nochmal 50HöMes extra) und auch sonst perfekte Bedingungen zum Zelten. Alles passte! :)

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Nach einer angenehmen Übernachtung mit schönem Frühstück packte ich also wieder meine Sachen und fuhr das Tal noch ganz nach oben und kam in Landwassereck an. Dort musste ich den Radweg verlassen (der geht weiter in Richtung Villingen) und so wären es nur noch 35km nach Freiburg gewesen, nur bergab und auf Landstraßen - mir zu wenig. :D Also wechselte ich dort auf den Zweitälersteig und fuhr diesen in Richtung Waldkirch.

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Das stellte sich aber als heftig heraus, denn die Route war sehr traillastig, verblockt und schmal (wenn auch nicht besonders steil) - perfekt für ein unbeladenes, modernes MTB, aber in meinem Fall einfach kein wirklicher Spaß. Also bog ich in Höhenhäuser auf die Landstraße ab, lehrte auf der Abfahrt nach Elzach den Autos das Fürchten (Kunststück, höhö, mit beladenem Radl auf ner Serpentinenstraße) und fuhr ganz entspannt den Elztalweg bis Waldkirch. Von dort waren es dann noch weitere etwa 15km entspannt bis Freiburg, wo ich dann etwa um halb drei Mittags ankam,... :)

Die Bilanz: Mit allem drum und dran, kleinen Verfahrern, kleinen ungenannten Extraschlenkern usw. waren das knappe 200km, unzählige Höhenmeter (ich kann nur schätzen, ein Nachpuzzeln der Route mit Navigationssoftware ergibt knapp 4200HöMes, aber da fehlen dann die kleinen Abstecher) und das ganze mit einem überraschend hohen Geländeanteil. Theoretisch wäre es auch in zwei Tagen drin gewesen, aber das wäre glaub nur stressig geworden oder ich hätte direkter fahren müssen. Von der Fitness: Gestern hat es mir dann wirklich gereicht, aber heute geht's mir wieder überraschend gut. Also: Perfektes Pensum, weniger hätte nicht sein müssen, mehr hätte nicht sein dürfen.

Zur Ausrüstung: Ihr seht es den Bildern ja selbst an - so richtig UL war es dann doch nicht. Allerdings habe ich einerseits bewusst dagegen "verstoßen", indem ich z.B. halt auch ein Taschenbuch dabei hatte (was ich auch genossen habe, in der Abendsonne noch ein paar Seiten lesen zu können), andererseits bin ich mir aber auch sicher, dass ich vor einem halben Jahr noch mit garantiert 10kg mehr unterwegs gewesen wäre (Alleine die Verbesserungen bei Zelt und Schlafsack brachten schon 4,5kg), sowie durch das hier überhaupt erst einen Plan bekommen habe, wie ich Dinge anstelle (z.B. bei sinnvollem Gewicht warmes Essen zu haben).

Und ich habe auf der Tour einiges gelernt: Sonnencreme z.B. ist ein schlechter Punkt zum Sparen (auch wenn sich der Sonnenbrand in Grenzen hält), oder auch, dass es bei guter Wettervorhersage wirklich kein BW-T-Shirt zum Schlafen braucht, denn das aus Merinowolle ist nach dem Auswaschen auch wieder sofort trocken und genauso angenehm auf der Haut. Oder dass Müsli+Milchpulver morgens bei (relativer) Kälte deutlich bekömmlicher wird, wenn man es einfach mit warmem Wasser aufgießt. Oder dass ich mir entweder wirklich Kaffee abgewöhnen oder welchen mitnehmen muss, das Kopfweh war unnötig.

Tja. Am liebsten würde ich morgen schon wieder los. Aber ist halt erst mal nicht drin, die Uni ruft wieder. Aber ich finde sicher noch die eine oder andere Gelegenheit! :)

Viele Grüße,

Raph

PS: Ist doch n Roman geworden, aber ich lass es jetzt mal so. Und die Bildqualität ist auch nichts besonderes, aber aus Gewichtsgründen musste halt das Handy als Foto herhalten...

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Heya,

Danke! :)

...endlich mal wieder ein gutes altes MTB.

Alt an dem Rad sind mittlerweile aber fast nur noch Rahmen und Gabel. Ich hatte vor kurzem einen Achsbruch am Hinterrad, bekam keine kompatiblen Ersatzteile mehr und merkte dann erst, wie sehr ich an dem Radl hänge - die Folge war, dass die "Reparatur" in einen Quasi-Neuaufbau (kompletter Antrieb, LRS, Sattel, Lenker) ausartete. :)

Und noch mal muss ich dich enttäuschen: Meine eigentlich erste Wahl ist ein Grand Canyon, das hat nur bei viel Gepäck ohne eine Trägeraufnahme keinen Wert...

Grüße,

Raph

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Danke für den Bericht und die Impressionen aus teilweise bekannten, teilweise unbekannten Ecken :)

Das Büchernbachtal merke ich mir, das kenne ich noch nicht. Google kannte es vor deinem Bericht übrigens auch nicht! :shock:

Vom Landwasserecke hättest du auch ein recht schönes Stück Westweg nach Süden tingeln können. Blindsee, Donauquelle, etc. Kennste schon?

P.S.: Ja, Milchpulver braucht warmes Wasser. Habe ich irgendwann mal auch lernen müssen :D Zweige meistens einen kleinen Schluck vom morgendlichen Schwarzteewasser ab.

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Heya,

danke für die Rückmeldungen! :)

Klar hätte ich ab Landwassereck weiter fahren können, aber dann wäre ich nicht mehr ohne weiteres bzw. ohne viele zusätzliche HöMes nach FR runter gekommen.

Die Gegend kenne ich aber auch bereits, schon alleine wegen Verwandtschaft.

Der Zweitälersteig, ich rede gerade von den Etappen 4 und 5, würde wie gesagt unter normalen MTB-Bedingungen prima gehen und wäre garantiert genial (steht jetzt auch auf der "Unbedingt-Fahren-Liste"), nur halt eben nicht so wie ich es versuchte. Dass die Etappen 1 bis 3 eher nicht so entspannt sind und keinen Wert haben, war mir auch im Voraus oder nach kurzem Lesen der Beschreibung klar.

Tja, ich hab das Müsliproblem eher pragmatisch/impulsiv gelöst und einfach meinen Tee reingekippt... ^^

Grüße,

Raph

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  • 1 Jahr später...

Hallo Raph,

ich möchte deine Tour KA-Freudenstadt nachfahren, mit dem Trekkingrad, samt Gepäck natürlich.

Als erste Etappe habe ich mir die 80 km von KA über Bad Herrenlab-Seewald-Freudenstadt ausgedacht ...

Sorgen macht mir der Anstieg hinter Bad Herrenalb von 400 auf 900m, wie sind da die "Schotterwege" (laut Radtourenplaner B.W.), kann man das noch fahren oder muss man km-lang schieben ?  Oder ist das nur für MTB-Fahrer geeignet ?

Und geht es dann auf der Höhe einigermaßen rollend weiter bis Freudenstadt ?

Vielen Dank für eine Antwort

Dieter aus Erlensee

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Und noch mal muss ich dich enttäuschen: Meine eigentlich erste Wahl ist ein Grand Canyon, das hat nur bei viel Gepäck ohne eine Trägeraufnahme keinen Wert...

 

Canyon ist eine gute Wahl, Grüße von meinen beiden Canyons:

 

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So sehe ich vor den 80 Tageskilometern aus

 

 

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Hier findest Du eine Menge Bikepacking Setups:

 

https://www.outdoorseiten.net/forum/showthread.php/70215-Show-me-your-Bikepackingsetup

 

mfg

cane

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Oder dass Müsli+Milchpulver morgens bei (relativer) Kälte deutlich bekömmlicher wird, wenn man es einfach mit warmem Wasser aufgießt. Oder dass ich mir entweder wirklich Kaffee abgewöhnen oder welchen mitnehmen muss, das Kopfweh war unnötig.

 

 

 

P.S.: Ja, Milchpulver braucht warmes Wasser. Habe ich irgendwann mal auch lernen müssen :D Zweige meistens einen kleinen Schluck vom morgendlichen Schwarzteewasser ab.

 

Guten Morgen,

 

@ raphrav, danke für den schönen Reisebericht!

 

Habe einen Tip, wie man Milchpulver doch kalt & bekömmlich hinbekommt:

ABENDS eine kleine PET-Flasche (z.Bsp. die Smoothiefläschchen aus dem Aldi) mit ca. 200ml Wasser füllen, 5 gehäufte Teelöffel (Bio)-Vollmilchpulver draufkippen (oder ca. 30gr), durchschütteln und über Nacht stehen lassen. Am nächsten Morgen noch einmal durchschütteln und voila, kalte Milch ist da!.

Hab ich gestern Abend angesetzt und kann die Milch heute morgen kalt & ohne Klümpchen genießen. Schmeckt sehr gut!

Ich denke, wenn man das öfter macht, braucht man auch nicht mehr abzumessen, sondern kriegt die Mischung frei Schnauze hin!

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