Zum Inhalt springen
Ultraleicht Trekking

effwee

Members
  • Gesamte Inhalte

    515
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

  • Tagessiege

    25

Alle erstellten Inhalte von effwee

  1. Prolog... Den Rheinsteig komplettieren steht noch auf meiner Agenda.Bis St.Goarshausen kenne ich den Weg bereits über Section- und Dayhikes, somit ist das Minimalziel klar, weil ich aber Freund des Groß-Denkens bin, will ich natürlich – wenn ich schon dabei bin – das komplette Mittelrheintal mitnehmen, 243.5 km oder so. Und weil man ja bekanntlich an seinen Herausforderungen wächst und mögliches Scheitern sich immer auch an den Maximalzielen bemisst... blabal egal: ich habe dafür nur 5 einhalb Tage Zeit. Passt doch. Damit ist dem sportlichen Aspekt genüge getan, wer gibt sich aber damit schon zufrieden? Also steht noch auf der Agenda, quasi by the way, auszutesten wie sich das neuerworbene Zelt – ein Zpacks Duplex - so im Trailalltag schlägt; sowie meine vorläufige, beinah endgültige Packliste für den Israel National Trail den ich gemeinsam mit meiner Freundin ab dem 25.12. laufen werde. Somit bin ich freichlich auch so schwer wie seit beinah 2 Jahren nicht mehr unterwegs – 3845gr sagt das BW... mindestens 300gr über meinem persönlichen Wohlfühlgewicht. Aber so ist das im Herbst/ Winter. Mehr Speck um den Bauch, mehr BW aufm Rücken oder so ähnlich... Das Wetter war so gnädig mir ungefähr das zu präsentieren was der Norden Israels laut Wetterdaten bereithalten könnte - viel Regen, durchwachsen irgendwas zwischen 16 und 8 Grad und Nächte durch ausmal unter 4 Grad - , das hört sich nach perfekten Laborbedingungen an. Aber um ganz ehrlich zu sein, ich hätte fast jedes andere Wetter auch genommen. Aus unterschiedlichen – namentlich - beruflichen, familiären und sonst welchen Diesdas-Befindlichkeiten, habe ich meine Rheinsteigpläne von Anfang Oktober bereits auf Anfang November legen müssen und folglich kribbelte es langsam wieder in den Fußsohlen... Und noch ein by the way: Ich habe das Ganze mit einem Besuch bei meinem Cousin in Köln verbunden. Wir haben uns lange nicht gesehen. Es gab viel zu erzählen, viel zu trinken und die Nächte waren dementsprechend kurz – oder lang, je nach Standpunkt. Beste Startbedingungen. Los geht’s Ich wollte nachdem wir uns drei Jahre nicht gesehen hatten, nicht so unverschämt sein und das Wochenende am Sonntagmorgen bereits beenden und gen Bonn aufbrechen, somit stand erstmal lange Katerfrührstück mit meinem Cousin auf dem Plan – und ganz ehrlich(er): ich hab es überhaupt gar nicht in Erwägung gezogen. Fakt ist als ich um 15h in Bonn am Marktplatz loslaufe bin ich ziemlich müde, etwas verschallert und der Kopf ist nicht der leichteste. Zum Glück ist das Wetter so wie es. Grau. Und ein ziemlicher Wind pustet mir die Müdigkeit und den letzten Promille aus dem Schädel. Ziel für den heutigen Tag, damit das Unterfagen überhaupt klappt. Königswinter. Mindestens 20-25 Kilometer. Das heißt auch Nachtwandern. Ist sowieso die Zeitreserve – durchaus nach Einbruch der Dunkelheit mal weiterlaufen (erschwert zwar die Pennplatzsuche – Kilometer haben aber die oberste Priorität). Ambitioniert, aber packbar. Ergo in Bonn erst mal Rheinpromenade entlang, ein paar Fotos geknipst und langsames eingrooven. Durch die Stadtteile Limperich und Ramersdorf um schließlich scharf links abzubiegen und recht direkt in den Naturpark Siebengebirge reinzulaufen. Erste leichte Steigung. Und schon stehe ich im Wald. Sonntagnachmittagsstimmung im Naherholungsgebiet. Es ist voll. Ich laufe diese Klippen/ Abbruchkante oberhalb von Oberkassel entlang. Ganz nette Aussichten. Viele Hügel. Die muss ich wahrscheinlich alle rauf und runter. Ich freu mich drauf. Ein paar Fotos und genervte Eltern und quengelige Kinder auf Sonntagsausflug belächelt und weiter. Kloster Heisterbach erreiche ich bei Einbruch der Dunkelheit. Organisiere mir hier Wasser für die Nacht und laufe in der Dunkelheit weiter. Ich muss mich erstmal wieder dran gewöhnen – Gänsehaut jagt in Wellen über meinen Körper. Es fängt an zu regnen. Macht den Nachtlauf nicht angenehmer. Petersberg umlaufen. Es hört wieder auf zu regnen. Ich erreiche die L331, lärmig. Eine halbwegs trockene Bank. Abendessen? Irgendwie nicht. Ich laufe weiter bis zu einer Brücke mit der ich ebenjene Straße überquere, es regnet sich ein. Eine Hütte, die Brückenhütte. Also doch Abendessen. Im Feierabendverkehr. Ich bin Großstädter. Landflucht gelungen, denke ich mir und baue mein Kochsetup auf. Aber was ist das? Mein Feuerzeug ist leer... ! Küche kalt? Och nö. Ach ja und weil das Credo ist jedes Gram zählt: 1gr gespart, weil meine Backup-Matches bewusst zu Hause gelassen. Stupid light oder einfach nur stupid? Als ich schon beinah keinen Bock mehr habe, mit dem letzten Lebenshauch meines MiniBics bekomme ich eine Flamme. Yumyums schmecken warm schon besser. Es regnet sich während dessen ein. Hier werde ich keinen Regen aussitzen, vor allem es nicht drauf anlegen hier zu nächtigen. Die Hütte ist dreckig. Es ist laut. Und wirklich viel gelaufen bin ich auch nicht. Also: FroggToggs Hose an, Schirm raus, Daunenjacke an und los geht’s. Habe ich das mit der Gänsehaut schon erwähnt? Wird nicht besser als ich in den Wald leuchte und mich aufeinmal zwei metallisch schimmernde Augen anfunkeln – Huch. Ein Fuchs wahrscheinlich. Ich bekommen dennoch einen schrecken. Das Tier wahrscheinlich auch. Kurz unterhalb vom Geisberg finde ich eine Schutzhütte. Groß genug um drin zu pennen. Ich könnte auch mein Zelt aufschlagen. Ist Naturschutzgebiet und ich fühle mich besser dann in einer Hütte zu nächtigen – warum auch immer, für die nachtaktiven Tiere die ich durch meine Anwesenheit störe macht es keinen Unterschied (wahrscheinlich aber für die Rechtslage). Mit einem latent schlechten Gewissen bereite ich mein Nachtlager vor. Tja kein Groundsheet. Warum auch hab ja ein Zelt dabei. Und jetzt? Thermarest auf den blanken Boden zu risky. Klar: das wohl teuerste und schwerste Groundsheet der Welt. 610 gr und 614 US-Dollar + Shipping + Zoll + Steuern und Gebühren. Ich schlafe die Nacht nicht in meinem Zpacks, sondern auf meinem Zpacks. Und das nicht schlecht. Bewusstlos durchs Siebengebirge und Untere Mittelrheintal Am nächsten morgen werde ich mit der Dämmerung wach. Packe mein Zeug. Stelle fest, dass ein kleines Nagetier eine meiner Porridgebags angenagt hat. Guten Appetit.. Nextes Mal wieder alles sicherer verstauen. Ich muss mich wieder dran gewöhnen Wald heißt Nahrungskonkurrent*innen. Auf dem Geisberg gibt es eine Hütte mit einer grandiosen Aussicht. Ärgere ich mich, dass ich nicht weitergelaufen bin? Nicht wirklich. Ich bin so schlecht vorbereitet, ich hätte es eh nicht gewusst. Also dort frühstücke ich, es gibt eine ganz grandiose Aussicht, ein buntes Meer aus Wald, die Sonne bricht durch den bleigrauen Himmel und der Rhein funkelt silbern in seinem Tal... das wars aber auch schon gefühlt für mich an rheinromantischen Wallungen, ich laufe los. Ziemlich straight. Ziemliches pace. Auf dem Drachenfels näxter epischer Ausblick bunt bewaldete Hügel, zersiedeltes Tal, Rhein, schöner Himmel. Ein paar Fotos. Und Gucken. Weiter. Es ist 9.30. Erste Pause, also hinsetzten Essen und trinken gibt um ca. 12h am Auge Gottes. Ich bin seit 7.30h unterwegs. Eigentlich nichts ungewöhliches. Ich merke aber, dass ich fokusiert am durchrushen bin. Viel bekomme ich vom drumherum nicht mit. Es fängt an zu nieseln. Mir wird kalt. Jacke an und warten oder weiter? Letzteres. Ich erreiche Unkel. Wasserfall. Aha. Lese, naja überfliege, die Infotafel. Es geht wieder auf die Höhen. Achterbahn Rheinsteig. Orsberg, Kasbach, Ockefels nehme ich nicht wirklich wahr. Linz aber. Discounter. Hiker Hunger. Oh. Kontokarte fubktioniert nicht. Planung ist alles. Bargeld und Geld von meinen unterschiedlichsten Konten von A nach B verschieben, nebenbei so viel und so schnell wie möglich Essen in mich stopfen. Pinkes MiniBic im Kiosk gekauft weiter. Schöner Marktplatz und ein schreiendes Kind, das wohl keinen großen Bock auf Opa hat. Linz. Hoch auf den Kaiserberg. Aussicht. Nett. Dattenberg, Leubsdorf. Keine Ahnung. Auf den Höhen oberhalb Leubsdorfs geht die Sonne unter. Wunderschön. In Ariendorf sprech ich noch jemanden wegen Wasser an, sonst hätte ich diesen Ort auch gar nicht auf meiner inneren Landkarte gehabt. Es fängt anzuregen und es ist stockdunkel. In den Weinbergen oberhalb von Bad Hönnigen eine Hütte. Laut. Aber mit dem Lichtermeer Bad Hönningens und Bad Breisigs unter mir. Abendessen. Ich rekapituliere. Seit gestern 15h 68 km. Hybris? Hah! Wer bist du? Mir tut so einiges am Körper weh. Und ich bin im Westerwald. Bin ich eigentlich über die Ahr drüber oder gibt es keinen Fluss zwischen Siebengebirge und Westerwald... ich weiß es nicht. Nicht geographisch und weil ich es beim laufen nicht mitgeschnitten habe. Peinlich und symptomatisch. Oberhalb von Rheinbrohl eines meiner ersten wirklichen landschaftlichen Highlights. Direkt auf der Bruchkante von Westerwald zum Rhein hin auf einem schmalen Pfad mit Blick über die Eifelhöhen, der immer noch tiefstehenden Sonne über Hammerstein und einem majestätisch funkelnden Rhein. Hinab in das verwunschene Tal des Hammerstein Bachs und durch Hammerstein. Warum ich durch Rebstöcke neben der B42 laufen soll, ist mir schleierhaft. Ich mache es aber. Auf dem Ottersburg Weg Richtung Leutesdorf bekomme ich Roadmovie Assoziationen. Rebstöcke, Strommasten und das Tal das sich wieder Richtung Neuwieder Becken öffnet. Seelig esse ich meine zweite Sandwichhälfte von gestern... Um Leutesdorf macht der Rheinsteig, dass womit ich ihn verbinde. Auf Singeltrails durch Weinberge, mal steil, mal sanft, mal auf breiten Wirtschaftswegen. Aber durch viel Weinanbau mit grandiosen Aussichten ins Rheintal. Meine Glückseeligkeit hält bis zu den Vororten von Neuwied. Und ich weiß wieder, dass die ersten 140 Kilometer bis Lahnstein im Endeffekt durch die Naherholungszonen der rheinländischen Peripherie verlaufen. Das Tal zersiedelt und die Wegführung sichtlich bemüht es trotzdem so schön wie möglich zu machen. Auf den Höhen ober halb von Neuwied, auf den Streuobstwiesen und Ackern und Feldern find ichs dann auch wieder recht schön. Gefällig. Mich schaue auf die Karte und mir wird gewahr, dass ich das Neuwieder Becken in einem schier endlosen Bogen umlaufe. Zen und tief durchatmen. Ich erreiche Altwied an der Wied und mir mir fallen die ganzen Wortschöpfungen erst auf... ich fühle mich erhellt. Altwied könnte ich Wasser zapfen. Laumühle heißt, 2 km 2kg leichter. Tja Laumühle hat Montags und Dienstags Ruhetag. Kein Wasser. Weiter nach Renhgsdorf. Mich überkommt auf dem Weg dorthin die umglaubliche Lust auf was deftiges. Meine Trailsnacks sind ausschließlich süß. Ich lass mich in die Tristesse des Ortes saugen und lande schließlich bei einem mittelprächtigen Döner. Es fängt an wie aus Eimern zu gießen. Ich mache mich regenfest „Ist hart jetzt wieder raus zu gehen“ begeleiten mich die Worte des Gastronomen nach draußen „Ja ist es...“. Ich um laufe Rengsdorf und bestaune sein Freibad und seine Kläranlage um schlussendlich an einem Schild zustehen, dass mir als Alternative empfohlen hätte einfach beim Dönerladen grade aus weiter zu laufen... ich komme mir verarscht vor, denke mir aber, wahrscheinlich habe ich das Schild auf der Gegenseite nicht gesehen... Es dämmert, die Wolken hängen tief und machen Stimmung. Ich bin sehr nah an der Stadt dran, die Wildschweine kommen auch sehr nach an die Stadt ran. Am Stadtrand höre ich den geschäftigen Lärm kleinstädischen Feierabends und aus dem Wald die Wildschweine quiken. Es ist laut. Beides. Ich bin latent genervt. Der Trail verläuft tendenziell in steilerer Hanglage. Entweder lauf ich jetzt noch weiter und finde hoffentlich was oder – hier ist was flaches, in einer Senke. Die Straße in Hörweite, die Schweine auch, die Lichter der letzten Häuser im Blick... egal. Ich bin über 42 km gelaufen. ...und ich kann mein Zelt aufstellen. Let's go. Vor lauter Euphorie habe ich nicht so sauber gecheckt, ob der Untergrund wirklich gerade ist. Leichter Rechtsdrall – und dass in diesen politisch angespannten Zeiten. Mein Nacken tut weh als ich morgens aufstehe. 5.22h Ich habe genug geschlafen. Ergo. Aufbrechen. Ich packe mein Zeug und wandere im morgentlichen Dunkel des Waldes. Mal was anderes. Nachdem es hell genug geworden ist, finde ich eine Hütte und mache mir Frühstück. Ich reiße stumpf Kilometer runter bis Sayn und seiner gleichnamigen Burg. Danach fehlt mir ein gutes Stück. Die Ausläufer Bendorfs deprimieren mich, Vallendar, Urbar und die restlichen Kilometer bis zur Festung Ehrenbreitstein sind Äcker und Frust. Matsch und Regen. Landschaftlich nicht der Reißer und ich bin hinter meinem Zeitplan etwas hinterher... so zwei Stunden. 138km- stimmungsbild: Um 13.30 bin ich auf der Festung bzw. der Aussichtsplattform. Selfie, Instastorie, einmal selber feiern. 138 km in 70 Stunden. Die Hybris bekommt kratzer. Und jetzt nochmal in der gleichen Zeit, die 105 km... klar... kann... gehen... Ich laufe runter in den zugehörigen koblenzer Stadtteil. Discounter. Freßflash! In kürzester Zeit schiebe ich soviel Essen in mich hinein wie geht – Genußwandern ist das nicht. Ich habe bisher im übrigen über ein halbes Kilo meiner Nuss-Schoko-heißer-Scheiß-Mischung gefuttert, die eigentlich bis nach Rüdesheim reichen sollte... Nja, es ist schon auch Megaanstrengend. Fakt ist, es ist 10 Stunden hell, wenn ich jeden Tag 40 Kilometer Plus machen will, dann sind 10h schon knapp bzw. nur mit einem hohen Tempo machbar. Weil im Dunkeeln bin ich automatisch langsamer. D.h. Ich verzichte weitestgehend auf Pausen und tja... der Rheinsteig ist nun mal auch viel auf und ab. Mit vollem Magen trotte ich den Rhein entlang. Durch das Bienhorntal geht’s langsam wieder auf die Höhen. Ich freue mich schon, weil das Mittelrheintal anfängt. Zwischen Wachecker Kopf und Wingertskopf laufe ich Hörweite der B49. Ich bin latent genervt. Wahrscheinlich aber eher, weil ich auch nicht so gut voran komme wie gedacht. Es zieht sich. Richtung Lichter Kopf wird’s schön und ruhiger. Ich schnalle nur, dass ich mich gar nicht um Wasser gekümmert habe. Planungsfehler. Also fange ich an Ausschau zu halten: Quellen, Pfützen, Enwässerungsgräben, Suhlen, Bäche, Teiche... niks. Es regnet und es gibt keine einzige Pfütze. Ixch lasse viele, viele wirklich schöne Pennspots links liegen, weil ich kein Wasser hab. Ich komme ober halb von Friedland an. Sehe einfach nur Hänge voller Traubeneiche und denke mir kein Wasser. Das ist doch scheiße. Ich setzte auf die Rupertsklamm. Ich laufe bis zur Ruppertsklammhütte fülle mir da Wasser ab und laufe dann zurück zu Uhuslay – weil ganz ehrlich, die Ruppertsklammhütte ist creepy. Die Hybris und das Obere Mittelrheintal Ich erwache kurz bevor es dämmert. Frühstücke, gucke ins Tal und sehe ein erstes rotes glühen des Sonnenaufgangs. Schön. Dennoch verweile ich nicht, sondern laufe wieder zur Ruppertsklamm. Es ist heute morgen empfindlich kalt. Bis zur Klamm bin ich noch nicht warmgelaufen. Die Klamm ist total schön. Schade, dass es noch so dunkel ist – okay muss ich eben mehr den Augenblick genießen als denn Fotos machen. Ich finde sie atemberaubend schön und wild. Versicherte Steige, direkt durchs Bachbett, matschige und nasse Füße garantiert. Ich laufe sie nochmal, da freue ich mich schon drauf (der Lahnwanderweg ist noch auf meiner Bucketlist). Ziemlich gefällig geht’s über die Höhen nach Braubach. Es ist Donnerstag, ich gehe seit vier Tagen vollspeed, aber die dauerhafte Anstrengung zollen ihren Tribut. Oberhalb von Braubach. Mach ich eine kurze Pause gucke auf die Marksburg und denke nicht schon wieder runter und wieder rauf... ich bin langsam erschöpft. Also runter. In Braubach – was ich ganz pittoresk finde – in der Obst- und Gemüsehändlung Mandarinen gekauft, in der Metzgerei zwei Kümmelbeißer. All das hat nicht mal bis zum ersten großen Anstieg geschafft, schon wars ins mir. Auf der Marksburg angekommen, Fotos, gucken. Pause. Luft ist raus. Wasser auffüllen. Die restliche Wurst aus den Zahnzwischenräumen flosken, Messenger-Videos an die Freundin, mit dem Kind chatten, ich merke ich schinde Zeit... ich raffe mich auf. Eine ganze Busladung chinesischer Tourist*innen ist gerade angekarrt worden. Ich gehe. Runter. Wohin sonst. Um unten im Ortsteil mit dem schönen Namen An der Alten Burg wieder hoch zu laufen. Aber wie... So wie ich dachte dass ganz ganz viel der ersten 140 Kilometer sind -und es doch einfach enttäuschend wenige waren: Singletrail oberhalb der Flusses durch alte verwilderte Weinberge, direkt an den Trockensteinmauern entlang und vor mir der Blick in das enge Tal des Rheins. Schön ist das. Herrlich ist das. Scheißeanstrengend ist das. Oben angekommen epische Aussichten und bis Osterspai geht’s in einem beständigen Wechsel in ruhige Seitentäler, meist in gelb leuchtender Traubeneiche und schroffen Schiefer. Oder in den Hängen oberhalb des Rheins entlang. Ich nähere mich dem Stück zwischen Osterspai und Filsen, welches ich persönlich vom draufgucken von der anderen Seite schon sehr schön finde. Kirschbäume. Der Blick auf Boppard ist auch nicht zu verachten. Ich bin auch wenn ich den Weg unabsichtlich abkürze und direkt durch die Obstwiesen laufe glücklich. Der Wind frischt auf und es fängt mal wieder an zu schauern. Und ab der Marienkapelle unterhalb des Filsener Lays laufe ich direkt an der Bruchkante direkt auf der Hangkrone zuerst durch knallgelbe Traubeneichen und später durch verbuschte und offene Flächen alter Kulturlandschaft, dazu Nieselregen und kleinere Schauer, böig auffrischender Wind der an mir zerrt, einem matschigen Schmierseifen-Singeltrail, bleigrauem Himmel und diesem grandiosen Tal unter mir... ich bin superhappy. Wind und Regen rissen auch den Himmel auf und so konnten sich die feindlichen Brüder, die Burgen Liebenstein und Sperrenberg von der Wilhelmshöhe aus betrachtet im besten Licht präsentieren. Natürlich musste ich dann wieder runter um auf der anderen Seite wieder hoch zu laufen. Hikers Fate. Ich verbummel etwas umschlüssig Zeit auf der Burg Liebenstein. Ich ziehe dann doch weiter. Haben mich ernsthaft Kuchen und Kaffee angelacht... oder nur die Ausrede nicht wieder zu müssen. Halb gar laufe ich weiter Richtung Lykershausen. Als ich aus dem Wald trete liegt breit und weit der Taunus vor mir. Ich bilde mir ein den Hochtaunus und sogar den Feldberg zu erkennen (ob das von hier überhaupt möglich ist... weiß ich gar nicht). Die Taunushöhen verschwimmen im dunkeln Dunst, ein bleischwerer Himmel liegt drüber, vom Hunsrück ist der Himmel aufgebrochen und das in einer Senke hinter Lykershausen liegende Parth wird gülden illuminiert. Links von mir bunt gelb, hellgrün leuchtende alte Buchenwälder mit feuchtschwarz glänzenden Stämmen, rechts von mir tiefbraune Ackerflächen, flankiert von gelb-grün-rot-orangen Laubwäldern Richtung Rheintal. Wohl einer der eindrücklichsten Erfahrungen auf dem Trail bisher. Ich betretet Lykershausen in der festen Absicht mir Wasser zu organisieren. Ich stinke, ich bin ziemlich vermatscht, vollbärtiger Hiker-Trash mit Daypack... ich muss bei einem etwaigen Klibgeln mit meinen inneren Werten überzeugen... Im Ortkern stehe ich aber vor einem Häuschen, an dem fett Kiosk steht, mit Blibg-Bling-Leuchtreklame sogar die verkündet dass offen ist. Problem gelöst. Ich klingel wie mir geheißen und vor mir steht ein beachtlich großer Typ mit großen weißen Rauschebart, gefühlt einem halben Kopf größer als ich – und ich bin schon 1.86 – einem Holzfällerhemd, das über einem großen Bauch gespannt in die schwarze Jeans gesteckt ist. Ich denke Seebär und deshalb kann ich nicht mehr sagen ob die Kapitänsmütze meiner Phantasie entspringt oder ob er sie real aufhatte und ich erst deshalb an einen Seebär denken musste. „Kann ich dir was Gutes tun. Komm rein. Hast Du Angst vor Hunden“ ehe ich es mich versehe, sitze ich im wohlig warmen Wohnzimmer, einer der Hunde leckt mir den Dreck vom Bein und ich werde von dem Herren ins Bilde gesetzt, was es mit dem Kiosk so auf sich hat, was die weiteren Pläne sind, wie sich das Dorf generell so entwickelt, was es alles in Ober-Kestert gibt und so weiter. Das Landei in mir jubiliert. Es gibt einfach Dinge auf dem Dorf die ändern sich nicht. Seine Frau kommt nach Hause „Du hast aber die Hitze“ kommentierte sie meine Anwesenheit in Laufshorts – ich sagte ja Hiker Trash und dann balanciert sie 30 Kg frisches Taunus-Weiderindfleisch aus eigener Schlachtung vom Bauern umme Ecke mit ihren Mann an drei Hunden vorbei. No risk, no fun. Ich wünsche den beiden allen Erfolg mit ihren Projekten mit dem Haus. Und gehe weiter. Ich sehe noch einen Regenbogen, gucke auf die Uhr, gucke auf meinen Shedule und denke mir: Die Hybris, die Hybris. 37Km heute. Gleich wird’s schon Dunkel. Ich will auch nicht mehr weiter ich kann nicht mehr, noch schlimmer ich hab keinen Lust mehr. Der Kopf will nicht mehr. Ich suche mir einen Platz finde bei dem Aussichtpunkt Hindenburghöhe was. Es ist noch hell. Fotoshooting mit dem Zelt. Essen und dann pennen. Ich habe – ganz darauf versessen aus meinem Model das beste rauszuholen, nicht beachtet ob ich das Zelt bezüglich Wind und so gut bestellt habe. So habe ich ein schön inszeniertes Zelt gehabt, die Nacht war aber ziemlich zugig. Ich habe mir eingebildet nicht gut geschlafen zu haben – stzimmt aber nicht... wie ein Baby und ziemlich viel. 11 Stunden. Bis kurz vor 7... (abendstimmung an der hindenburghöhe) Grande Finale der Lustlosigkeit Ich habe den Abend zuvor noch genutzt um zu planen wie es morgen weiter geht. Fakt ist ich muss um 16ish in Bingen sein, weil ich mit meiner Tochter zum Kaffee trinken verabredet bin. Realistisch ist also, ich sollte irgendwie gegen 14Uhr-ish in einen Zug nach Rüdesheim steigen. Schaff ich dass nach Kaub noch. 36 km in mas o menos 7 Stunden, kann gehen. Ich stehe auf, packe schnell und breche ohne Frühstück auf. Schnell durch Ober-Kestert. Und irgendwo zwischen Pulsbachklamm und dem Abstieg nach Wellmich merke ich so langsam das ich eigentlich keinen Bock mehr hab. Zumindest keinen Bock mehr hab mir den Stress zu geben mich nach St.Goarshausen noch schnell nach Kaub zu hetzen... Ich nehme auf den Höhen vor St. Goarshausen das Tempo raus und es fühlt sich alles sehr viel entspannter an. Ich tauche ein in das weiße Nichts des heutigen Nebels und je weiter ich vom Tal weg bin werde nicht nur ich, die Landschaft, sondern auch der Lärm des Tals verschluckt. Auf halber Strecke zwischen Wellmich und St.Goarshausen finde ich eine Hütte und frühstücke erstma lecker Twix-Porridge und einen Ingwer-Tee. Zwischenzeitlich schafft es die Sonne den Nebel langsam wegzuschmelzen und sowas ähnliches wie Weitsicht entsteht. Ich bummel weiter zum Rabenack-Steig und entscheide mich, da ich nun alle Zeit der Welt habe, noch eine Runde auf den Klettersteig zu machen... aufgeweichter Boden, nassglitischige Felsen und schmierige Tritte geben dem ganzen noch etwas mehr Würze. Ich male mir dennoch schon aus, was ich beim örtlichen Rewe mir alles für das Zweitfrühstück hole. Als ich auf dem Rabenack stehe, sehe ich unten einen meiner möglichen Züge wegfahren – na eine Stunde Zeit für den Abstieg und das Frühstück... für die zahlen-nerds: 198 km vom 3.11. 15h bis 8.11. 12h; bw 3845gr; 740gr nuss-schokomische, 300gr partyknabberbox, 700gr porrdige, 4x yumyum, 1x döner, 1 baguette, 6 brötchen,1x sesamkringel, 1x brezel, 4 tomaten, 2x banane, 2 mandarinen, 1 ltr. buttermilch, 200gr hummus, ca 400gr käse, 100gr schinken, 2x kümmelbeißer, 3x hafervoll, 6x diverse schokoriegel – alle angaben ohne gewähr
  2. koole idee
  3. frogg toggs brs ultralite stove insg. kommste mit 28dollarn ganz gut hin
  4. @PeeWee aktuell wird ab arad die wegführung verändert um einen ca 90km längeren abschnitt richtung totes meer ergo die tour verlängert sich um 2,3 tage aktuelle gpx‘ies findet du in der INT tapatalk gruppe... ich finde die gruppe eine informative goldgrube have fun
  5. nicee, ab wann bist du da... wir geben uns wahrscheinlich die klinke in die hand. ich reise am 3.2. wieder ab - nach dem kompletten INT sobo - ich habe also best of both worlds
  6. tar neoair xlite gekauft 2015 1x direkt nach irland geschickt (2019) 1x zur sammelstelle im fränkischen (2018) vorher e-mail kontakt, ein paar wochen später hatte ich jeweils eine neue matte. alles sehr unkompliziert u unbürokratisch.
  7. funktioniert nicht so wirklich, nach meiner erfahrung. zudem der verschleiß unglaublich hoch sein kann. ich meiner experimentierphase habe ich für einen erweiterten weekender eine rettungsdecke verschlissen... dh. unglaublich viel verscheiß=müll ich würde eher auf die leichten alu-isomatten für autofenster zurückgreifen und auf torso-size kürzen. robuster und bringt wirklich was, meiner erfahrung nach. viel spass beim rumfrickeln
  8. heimlich still und leise (für mich zumindest) hat extremtextil eine dependance in einem x-berger hinterhof eröffent uuuund ich war bei meinem jetzigen berlin aufenthalt da!!!! schöner laden und super netter service. erstanden habe ich nur kordel, elastisch und und unelastisch, mit dfc core 2mm und 1.5mm beides male 25meter. ich bin happy!! also keine vorfreude, sondern freude! OT: just für yr info: der ganze kleinkram (kordeln, garn, schnallen usw.) ist immer vorrätig und identisch mit dem angebot des online versandhandels. Für den Stoff gilt, nicht alles, was im Online-Shop ist, gibt es in Berlin (zu wenig Lagerplatz), aber gerade für Reste- und Schnäppchen-Jäger*innen könnte der Store interessant sein, weil es dort auch reduzierte Stoffe gibt, die nicht im Netz sind (und umgekehrt, aber auch) - wisst ihr bescheid (weil sharing is caring ) aber das hier: ansonsten freue ich mich mit @hiquing auf je ein duplex in spuce green das wir uns jeweils gönnen... jucheeee! schönen sonntag noch
  9. ich nehme die verschiedenen alternativen die die verpackungsindustrie anbietet, in denen eh schon lebensmittel waren (ob das nun im sinne der vor 2 jahren geführten diskussion ist...) quetschi, frutchmus (alles so 90ml) oder "säfte" (caprisonne) 330ml, oder aus dem asialaden (500ml) - schwierig zu befüllen und das was drin ist schwierig zu konsumieren, aber irgendwas zwischen 5 ung 19gr schwer - my persönlicher topppick und irre stabil. letzteres habe ich 2600km durch europa getragen und ist noch heile ... ersteres ist schon seit 2 jahren mein stanni fuel container - ergo irre robust ich finde die nalgene way zu schwer - aber ich bin ja auch nur so'n UL-Nerd all best*f
  10. @Wild ja hat usb- und micro- usb ein/ausgang... das laden des pb bei gleichzeitiger ladung des mobiles ist jedoch ziemlich unbefriedigend, weil dauer sehr lange. wenn ich über nacht keine steckdose hatte. dann habe ich mich entscheiden müssen welches ich lade -zu der diskussion gibt es einen recht ausführlichen thread hier im forum (frag mich nicht wo... aber vielleicht hat ja jmd ne idee ) big up *f
  11. ich bin mit der 10000er fastCharge von celluarline sehr zurfrieden. 164.7gr + mini usb kabel, 4gr irgendwas 35 eus... *lg*f
  12. ich bin für den von dir beschrieben bereich mit 400er cumulus lite line (2016er modell) tar xlite reg smd gwc + heringe diverse groundsheetvarianten: 44er, 55ertyvek, polycro unterwegs der liteline ist mit 760gr okay leicht, hat für mich genug reserven nach unten. ist ab sommer nacht total blöde... seil viel zu heisz. bis 5grad nachts würde ich 250er oder 350er quilt nehmen. der 250er hat nach unten erfahrungsgemäß keine reserven... ich nenne es frieren, die anderen abenteuer. das musst du mit deinem komfort- u sichheitsbedürnis aushandeln mit der tar komme ich bis -5 klar ohne unterlage. geht halt kaputt, foam nicht. die zlite ist erstaunlich bequem. hab die aber temperaturmäszig nach unten noch nicht ausgetestet. würde aber sagen das die den temp. bereich incl reserven abdeckt (der rest ist diesbezüglich, das was @zeank sagt ) gwc mit inner ist flex. ich hab nie n inner gehabt, habe aber auch keinen deal mit naechtlichen besuchen (meistens zumindest...) ich bin lange viele kilometer, damit gelaufen war sowas wie mein einstiegs ul-setup
  13. ich hatte alles an was dabei hatte + noch rettungsdecke- just to let u know. und nachts frieren ist ja was sehr subjektives. das mit dem polycro fin ich auch abgefahren aber ist nach der tour schon ein ganz schöner flickenteppich. ob ich nicht gegen ein druchstichstichereres 55er tyvek tauschen sollte bei solchen touren überlege ich noch. ja. nextes mal tarp mit beak oder bivi. ist in der setuplösung subopti. mit dem nass werden ging aber... einen original micha90
  14. kurz epilogisches...: So ein Thru-Hike ist ja keine Robinsonade... ich möchte mich bei all jenen bedanken die hier in der Vorbereitung mit Rat, Tat, Equipment und Zuspruch zur Seite standen. Dank an alle hier die support on trail angeboten haben... und natürlich an all jene, die sich haben mitnehmen lassen und mit Kommentaren, Zuspruch, Nachfragen und ihrer Ungeduld mich bei der Stange gehalten haben dieses Monster von Reisebericht zu schreiben (mein Txt-doc ist 55 Seiten lang)... für die packlisten nerds hier noch mal alles was ich dabei hatte - viel spass damit. lg*f
  15. ...last days... Tag 86 Ich bekomme ein großes und leckeres Frühstück. Und statt uns beide etwas zurecht zu stammeln in den jeweiligen die Sprachen, die wir beide nicht können, drücken wir uns beide herzlich und ich bekomme einen dicken Schmatz von ihr. Sie begleitet mich noch raus, guckt in den Himmel und sagt „Heute kein Regen“. Ich schätze in ihrem Kopf sind 70 Jahre oder auch mehr Jahre Wetterdaten eingespeichert. - und siehe sie sollte recht behalten. Es geht steil los. 500 Hm hoch auf das Sogli Bianchi, einen Hochplateau. Wolkenfetzen und Nebel, Gämse, Schützengräben. Ich bin im Hinterland der Pasubio-Front. Ich laufe durch eine Landschaft die mit Kratern, so scheint es mir übersät ist. Ob es alte Geschützstellungen sind, Unterstände oder die Einschlagskrater von Artillerie möchte ich gar nicht wissen. Es ist beklemmend. Heute sollen mich den ganzen Tag die Spuren des 1.Weltkriegs begleiten. Ich umlaufe den Monte Buso und stehe recht bald auf der Alpe Pozze eindrucksvoll flankiert von dem Col Santo und dem Col Santino. Das Dortige Rifugio lasse ich recht liegen und laufe weiter Richtung Dente Italiano und Denta Austriaco- schmunzel noch über die Namen und Frage mich ob es swas wie der Preußische und der Lippische Vermerstot ist, Grenze zwischen zwei Bergen und die einen reklamieren, den einen und die anderen den anderen für sich – so ähnlich ist es als ich dann ober auf einer Festung in den Berg gehauen stehe, die sich schon sich langsam bereits durch mehr und mehr in den Fels gehauene Unterstände, Schützengräben und erstaublich viele Wege und Straßen ankündigt. Zwischen beiden verlief die Frontlinie zwischen 1916 und 18 und war ein Schlachthaus für italienische und österreich-ungarische Truppen, die in einem zermürbenden Stellungs- und Minenkrieg um jeden Zentimeter Boden ragen und nicht mehr gewannen als volle Särge. Oben auf den Mahn- und Infotafeln kleben Aufkleber deutschnationaler Südtiroler, die allen zeigen wollen, dass sie erstens den völkerrechtlichen Status-Quo seit 1919 nicht verstehen und zweitens, dass es eben jener Nationalismus war der den Berg zu Festung und Schlachthaus gemacht hat... ich bin wütend auf die Unbelehrbarkeit mancher Zeitgenossen. Nebel legt sich beim Abstieg passend wie ein Leichentuch über beiden Berggipfel. Über einen rückwärtigen Versorgungsweg komme ich zur Porte della Passubio, dem ehemaligen Befehlsstand der italienischen Truppen. Gleichzeitig ein ehemaliges Militärlager in den Steilhang gehauen und gebaut- davon ist nichts mehr da, aber die Bilder sehen abgefahren aus. Ich trinke hier kurz was, mache Pause und fülle meine Wasservorräte auf. Ich laufe über die so genannte Heldenstraße runter zum Pass Pian della Fugazze. Im Nebel sieht die Straße ziemlich beeindruckend aus, wie sie in den rohen Fels gehauen, sich entlang steil abfallender Berghänge schlängelt. In der Form wie sie jetzt existiert, ist sie jedoch nicht, dass Ergebnis militärischer Überlegungen- da war sie nur ein kleiner Pfad. Im Auftrag der italienischen Fascisten wurde der Pfad zu einer Straße ausgebaut und in den Felsen die Namen, all jener italienischen Soldaten eingelassen, die an diesem Frontabschnitt eine so genannte Heldenmedallie oder sowas bekommen haben, die Straße wurde von den Faschisten für ihre Gedenkumzüge gebraucht... Wandern im Postfaschismus. Der Weg hat einige Short Cuts so mäander ich nicht den Weg komplett herunter, sondern ruiniere mir für heute meine Knie in steilen Abstiegen. Unten angekommen mache ich eine kurze Pause. Checke die Karte. Was wieder hoch? Nee, hab ich keinen Bock, ich kann auf dem Friedensweg die Höhenmeter entspannt umlaufen, dafür bin ich mehr Kilometer unterwegs. Das ist es mir wert. Und statt über den den Salletta Nordouvest Pass zu laufen, umlaufe ich den Monte Cornetto über eine schöne Alm. Eigentlich ist es hier total schön und es ist schon spät genug am Tag, als dass es möglich wäre nach einem Schlafplatz ausschau zu halten, ich habe aber kein Wasser und finde auch keins. Ich ärgere mich etwas und laufe weiter Richtung Rifugio Campogrosso. Dort angekommen, hadere ich nocheinmal mit mir ob ich nicht einfach weiter laufen soll, diesmal mit Wasser und schon was finde. Ich entscheide mich dagegen. Ich habe mich so langsam an den Luxus des Bettes gewöhnt. Und da ich meine Geldprobleme durch ein paar Transfers erledigt haben – was kostet die Welt und es ist eine deiner letzten Nächte auf Trail... Hauptsache ich mach noch eine draußen. Das sollte schon noch sein. Ich checke den Wetterbericht. Es soll morgen den ganzen Tag regnen und zwar so richtig. Na toll. Also auf jeden ein Bett. = trockene Nacht. Irgendwie meint es das Wetter auf den letzten Metern nicht ganz so gut mit mir. Ich trinke ein Bier und stelle fest, dass es in dem Rifugion nur noch 4 weitere Gäste gib und ich auf meiner Etage ganz alleine bin. Hallo Overlook Hotel. Tag 87 Das Wetter legte genau so los wie es die Wettervorhersage vorhersagte. Ich sitze mit drei Däninnen am Frühstückstisch und wir fragen uns was das vor dem Fenster mit unseren Tagesplänen macht. Hagelkörner und krasse Donnerschläge die einfach nicht aufhören, führt bei den dreien dazu, dass sie sich wohl in ihren Mietwagen setzen und weiter Richtung Süden fahren – da ist heute und morgen kein Regen. Bei mir macht sich Frust und Akzeptanz breit: Forced Zero im Endspurt. Wir gucken schon seit Anderthalb Stunden aus dem Fenster. Es wird nicht besser. Regen ist das eine, Gewitter um über zwei Pässe und einen Gipfel auf 2000 und 2300Metern gehen... ich habe, gerade in den Bergen viel Blödsinn gemacht, aber das ist... naja. Ich und die drei gucken weiter aus dem Fenster und essen Nutellabrötchen. Plötzlich ein Schlag. Das Licht geht kurz aus. Wir erschrecken uns und machen direkt Witze. Vielleicht bekommen wir jetzt ganz viel Eis, weil die Tiefkühltruhe nicht mehr geht, das Licht geht an, aber mein Wlan ist weg. Hm. Okay. Ich frage nochmal nach. In den Router ist der Blitz gefahren. Ich ahne blödes. Ne Kartenzahlung geht auch nicht mehr. Ich habe für eine etwaige zweite Nacht gar kein Geld mehr. Ich bin am Campogrosso mit meinem letzten Fuffi eingelaufen. Wir Diskutieren in einer wilden Mischung aus italienisch, englisch und spanisch wie das irgendwie gehen könnte,wenn ich denn eine zweite Nacht machen müsste, wie das mit dem Regen ist und so weiter... Ende vom Lied, ich bekommen meine barbezahlte Nacht wieder damit ich wieder liquide bin und ich soll den Betrag – egal für eine oder dann zwei Nächte per Rechnung überweisen. Ich bekomme die Bankverbindung und 30 Eus in die Hand gedrückt. Saukool. Und dann stolper ich über mein deutsch-sein: sie wollen, meinen Perso nicht als Sicherheit kopiert, keine Rechnungsnummer usw. niks- ich soll einfach 30 Euro überweisen, wenn ich die Möglichkeit dazu habe... klar warum auch mal einfach es mit Vertrauen probieren... manchmal kanns so einfach sein. Der Himmel bricht gegen 10Uhr auf, ich gucke raus. Ich finde es sind genug blaue Flecken und die Wolken sind hell genug um zumindest zu nächsten Hütte rennen zu können. Bocchetta die Fondi, als der nexte Pass, soll ja gar nicht soweit weg sein und von da aus ists auch nicht weit bis zur nexten Hütte. Ich renne los. 700Hm, fieses Geröll, steiler Anstieg und wieder gucken mir Gämse dabei zu – diesmal ist es das erstmal, dass ich sie vorher höre bevor ich sie sehe, die Tage zuvor war es so wie in schlechten Mystery-Horror-Filme, irgendwann stehen diese bleichen Mädchen in weißen Nacht Hemden da und kaum hat man sich weggedreht stehen sie genau da wo man hinschaut... ich bin zu viel durch Nebel gelaufen und zuviel alleine... auf jeden Fall höre ich leichte Steinabgänge -eigentlich auch nichts das ich im Aufstieg im Geröllfeld hören möchte, anyway. Ich sehe Gämse und es ist das erstmal, dass sie nicht wie eine plötzliche Erscheinung sind. Ansonsten taxiere ich skeptisch Himmel. Ich habe Glück. Der Weg ist mean, ich mache viele Schritte zwei, drei Mal weil ich im kleinen Geröll wieder talwärts rutsche. Teilweise muss gekraxelt werden und ausgesetzt ist es auch. Die Ausblicke sind dafür unbeschreiblich. Kaum bin ich oben sehe mich mich im Fadenkreuz von Schießscharten. Der ganze Grat zwischen Cima Mosca und Cima Centrale ist eine in den Berg gehauene Frontlinie. Ich krabbel in ein paar Unterstände und merke, das mein ganzer Aufstieg, aber der stelabfallenden Flanke des Cima Centrale im Kreuzfeuer hätte liegen können. Es deprimiert mich. Es ist mein letzter Pass...oder? Kartencheck. Unklar. Ich laufe nicht die Flanke des Monte Mosca entlang – ausgesetzter Klettersteig. Ich finde einen besseren Weg zum Bocchetta Mosca. Hier stelle ich fest, ich muss gar nicht auf den Cima Carega, der E5 führt von hier aus runter zum Rifugio Scalorbi. Ich gönne mir am Bocchetta Mosca eine Pause um mich zu verabschieden. Ab jetzt geht’s nur noch bergab... naja so ungefähr, höher wird’s nicht mehr. Ich bin etwas über 2000Meter und Gucke durch das beeindruckeenden Vajo dei Colori richtung Pasubio... wunderschön und sehr traurig. Mit dem Abstieg ist das alpine vorbei. Ironischerweise, wo ich es doch noch vor ein paar Tagen verflucht habe, betrauer ich es hier... das geht so lange gut, bis eine Gruppe Pfadis sich zu mir gesellt. Es ist laut und wuselig, Ich sitze am perfekten Selfi- und Fotospot. Ich blende es aus, es ist schwer. Ich versuche mich auf mich zu konzentrieren, den Moment als wertvollen festzuhalten, der Trauer ihren Raum zu lassen – als Country Roads auf Gitarre angestimmt wird muss ich gehen... die Klänge begleiten mich noch und hallen in mir nach... take me to the place were i belong... . ..tja nach über 2500 Kilometern und fast drei Monaten on trail ist die Antwort were i belong nicht ganz so einfach. Ich spüre Druck auf der Brust. Im Rifugio hole ich mir einen Zuckerdrink und schaue nochmal nach meiner Trauer... sie ist dumpf und sitzt mir schwer auf der Brust. Heulen wäre gut. Kann ich aber nicht. Ich zucke mit den Schultern und über mich in kooler Gleichgültigkeit und laufe los und steige über die die Alpe di Campobrun ab. Der Himmel zieht zu, dicke Wolken brauen sich über mir zusammen, es fängt an zu grollen. Der Himmel verdichtet meine Stimmung. Ich fühle mich richtig elend. Scheiße Post Trail-Depression schon auf dem Trail. Es ist ziemlich dunkel, die Felsen sind schwarz und nass, die Wolken drängen in das enge Tal, die ganze Szenerie ist beklemmend. Mein Mindset und das Wetter ergänzen sich. In der Talsohle desVal di Rivolto angekommen kommt es richtig runter. Untem im Tal, kein Wind. Regenschirmzeit. Ich packe den Schirm auf Spanne ihn auf und habe ihn in zwei Teilen in der Hand. Hm. Tage wie diese... Ach das ist doch Scheiße. Habe ich erwähnt das ich gerade auf einem ziemlich öden Parkplatz unterhalb des Rifugio Boschetto rumirre und mal wieder den Trail nicht finde...? Ist doch alles scheiße... Also halte ich meinen Schirm, an dem kleinen Ende das mir noch bleibt und habe wenig später einsicht, ziehe mir meinen Poncho an, setzte mich unter einen Baum und warte bis es aufhört oder weniger wird. Als es weniger wird laufe ich weiter und weiter diese Straße entlang bis mir irgendwann gewahr wird, das hört nicht auf, ich soll hier Straße durch ein dunkles, enges Tal laufen, bei Regenschauern, auf meinen letzten 50m Kilometern. Gib mir Prozac oder MDMA... Pfff... oder beides... naja Schokolade ist auch ganz gut...und Fingerübungen mit Trekking-Poles machen und Partisanen-Denkmäler angucken... und es ist ein öder Roadwalk. Ich komme in Giazza an und finde meinen Weg nicht mehr, es gibt keine Markierungen mehr. Toll. Der Himmel öffnet sich und es kommt nochmal richtig runter. Toll. Ich setze mich in die Bushaltstelle an der Umgehungstraße und versuche mit schlechtem Netz heruaszufinden wo mein Weg ist, meine Karte hilft mir nicth weiter und mit den Trailmarkierungen, die da sind kann ich auch nix anfangen. Der Wind trägt den Fissel und Spritzwasser in der Bushaltestelle... Aaaargh... es ist mein fucking vorletzter Tag! Das ist doch ätzend. Ich gucke meinem Handy beim laden und meinem Akku beim entladen zu... irgendwann ist es mir zu doof. Es gibt doch in Giazza ne Pizzaria, da setze ich mich rein, ne Steckdose krieg ich mir erstammelt und bekomme zur nOt auch raus obs ne Pesnion oder sowas hier gibt... ich laufe Downtown. In der Dorfmitte angekommen ist mein kläglicher Rest Inet komplett weg, die Pizzaria ist zu, aber es gibt eine Kneipe – okay, saufen hilft immer bei Frust. Also, vorsichtig herantasten, kleines Bier und Wlan erfragen. Komoot sagt, ich bin direkt auf dem Trail. Ich bin inner Kneipe!. Ich ahne, ich gehe vor die Tür und stehe vor einem fetten E5-Schild. Wo kommst du denn auf einmal her? Geilo! Egal. Bier in zwei Schlucken in mich gekippt, es regnet nicht mehr viel, ergo ich kann los. Es ist schon etwas später- so halb 5, die Lichtverhältnisse sehen eher nach halb 9 aus. Habe ich gesagt es geht nur noch runter – Blödsinn. Giazza ist auf 800irgendwas Metern und ich geh wieder hoch auf über 1400 Meter... ich laufe durch einen dunklen Wald mit vielen Marienbildern- ich finds ziemlich creepy. Nach anderthalb Stunden stehe ich auf einer Hochalm. Der Himmel bricht über der Po-Ebene auf und illuminert Kühe gülden und tauscht unter dem bleigrauen Himmel die ganze Szenerie unwirklich. Ich bin selig. Und komme mir sehr manisch vor. Naja ich bin es ja auch. Passt schon. Maniac Hiker. Ich laufe über sehr viele Weiden. So langsam steht Schlafplatzsuche auf dem Programm. Nur ich habe kein Wasser und alles ist Weide. Ich komme an einer kleinen Ortschaft vorbei einer Art Weiler, wahrscheinlich heißt Contranda auf italienisch sowas ähnliches- also ich stehe im Contranda Merlin und frage die einzige Person auf der Straße – eine junge Frau oder ein Teeni, vielleicht im alter meiner Tochter ob sie mir meine Bladder auffüllen kann, sie tut es und verschwindet im Haus, derweil kommt ein älterer Herr und fragt mich ob ich hilfe brauche – ich verneine und erkläre, dass ich nach Wasser gefragt habe und es von der jungen Frau bekomme, er versteht und ich bin stolz auf mich und mein gooogle-translate-5er-schüler-in-zwei-romaischen-sprachen-hybrid-gefrickel, dass irgendwie italienisch ähnelt. Mit Wasser kann ich mich auf die Suche nach einem Plätzchen für mich und mein Tarp machen. Es dauert eine Weile, ich umlaufe noch das Val Marisa, streife den Ortsausgang von Maregge, es ist bereits nach 20 Uhr... und werde schließlich in einem Waldstück einer Weide fündig. Ich räume die Fladen aus dem Weg. Nervenkitzel gibt’s noch, weil jemand mit dem Auto über die Weide fährt. Ich hoffe inständig nicht mit einem Bauern verhandeln zu müssen, dass das was da mache seine Eigentumsrechte verletzt und ich dennoch total harmlos bin und... egal die Fahrgeräusche entfernen sich. Kommen schon keine Kühe und einen doch recht frischen Kuhfladen habe ich im fahlen Abendlicht übersehen, dass merke ich als ich reingreife... nightynight. Tag 88 Was ist das...?! Durch mein Bett fährt ein Auto, Ohropax hin oder her... ich stehe senkrecht in meinem Tarp. Genau der gleiche verbeulte Fiat Panda wie gestern fährt in Gegenrichtung über die Weide... Den Kickstart nutze ich, packe mein Gerödel schnell zusammen um 7Uhr bin ich mit Frühstück in der Hand on trail. Lauf über Weiden und einige Contrandas. Um 9 Uhr bin ich in Erbezzo. Laut meinem Plan 28 Kilometer left to go. Entspannt. Ich bin so gegen 3,4 in Verona. Espresso. Limonata. Espresso. Süsses Teilchen. Los geht’s! 28 Km. Karacho. Ich verlasse Erbezzo über einen langezogenen Bergrücken Richtung Maselli und Manar. Rechts von mir funkelt die südliche Spitze des Lago di Garda in der Sonne, die zersiedelte Po-Ebene verliert sich im Dunst des Horizonts. Road Walk hin oder her. Eine riesen Woge puren Glücks umspült all meine Synapsen und ich schwebe meinem Ziel entgegen – so glaube ich das... Ich bleibe bis Portello auf diesem Bergrücken, der sanft Richtung Po-Ebene abfällt. Ich werde dann recht unvermittelt noch ins Vajo del Marciora geschickt. Tropen? Und stehe dann vor dem Ponte di Veja. Okay. Klar, wenn ich schon mal hier hin... 21km left to go. Aber so geil ist's hier jezze auch nicht. - Könnte aber auch daran liegen, dass ich heute höhere Ziele habe. Richtung Giare. Roadwalk, es zieht sich etwas. Ich habe aber noch gute Laune. In Giare sind die Trailmarkierungen weg. Kenn ich, ich will und werde mich nicht dran gewöhnen. Im Ortskern versuche ich mehrere Abzweigungen die alle sehr unbefriedigend sind und mich vor allem Zeit und Nerven kosten,. Zuckerwasser im dortigen Alimentari und die frage wo denn der E5 sei. Die Besitzerin weiß es nicht, sie fragt aber die Nachbarin. Also stehen wir in der Ortsmitte, gestikulieren viel mit Händen und Füßen, viel italienisch, etwas englisch und noch mehr Kopfnicken und -schütteln bis ich verstanden hab wo ich lang soll. Ich lauf wieder Auf die Umgehungsstraße und entdecke die Trailmarkierung tatsächlich, sie hat sich hinter einem Stromkasten versteckt. Roadwalks bis zum Croce dello Scioppo und dann – noch mehr Roadwalks. Auf einer kleineren Straße. Saline 15km left und es ist 13.15h. Ich habe drei Stunden für 13km gebraucht, das passt nur halb in mein Selbstbild – waren ja auch Pausen und Verlaufen mit drin – es zieht sich... 40 Minuten später steh ich an einem Wegweiser der saht dass es noch 3.55h bis Verona sind. Boah... echt jetzt? In Montechio sind es laut meinem Plan noch 8km. Es ist um 15h und brüllend heiß. Ich bin der einzige auf der Straße, sitze im Schatten und esse Chips. Ich komme mir bescheuert vor, bei der Hitze zu wandern und vermessen ob meiner Überheblichkeit zu glauben jetzt schon da zu sein... Erdung. Trotzdem schmuzel ich. Als ich vor dem Schild Verona in 3.55h stand, fing ich an Tempo zu machen – weil Challenge Accepted Diesdas... und überhole dabei einen Fahrradfahrer. Check! Ich raffe mich auf. Endspurt...again und immer noch. Pff und puh. Meine Gelenke sind von vielen Kilometern Straße und miesen Schotterwegen ziemlich ausgeleiert... Geht schon, 2, maximal drei Stunden... passt. Ich werde in ein Tal geführt, den Progno Borago. Tropische Waschküche, Abgefahrene Felsen, nice. Ich soll durch das Bachbett bis zur nexten Leiter und wieder aus dem Tal raus. Si claro. Moment, der Weg führt mich wieder runter in die Talsohle. Ich stehe wieder in dem Bachbett, ziemlich beeindruckend. Und jetzt. Die Trailmarks sagen weiter durch das Bachbett. Wahrscheinlich hätte mich das an fast jedem Punkt meiner Tour gefreut. Nur jetzt nicht. Es gibt keine Weg. Für meine Knöchel ist, das schierer Horror. Ich fluche, ich verwünsche, ich verdamme... irgendwann schreie ich den verf*ten Trail was er sich für eine Scheiße erlaube, einfach nur so kacke zu sein. Ich habe über über 30km in den Knöcheln... ich will nicht mehr... wahrscheinlich ist der Trail sogar ziemlich schön... ich sehs heute nicht. Ich mache drei Kreuze, als ich aus dem Bachbett raus bin. Kurz vor Avesa, check ich n Camping an, weil sowas wie Bozen passiert mir nicht nochma. Check. Geht. Um viertel vor 5 bin ich in Aveso. Google Maps sagt 3,8km bis zu meinem selbstgesteckten Trailhead: Ponte di Castelvecchio. Ich packe mir wieder Musik auf die Ohren. Hardcore-Playlist. Gehen den Frsut von eben und treibend genug für die letzten Kilometer. Ich erreiche Verona und als ich an der Adige ankomme, merke ich das ich mit jedem Schritt aufgewühlter werde. Playlist wechseln. Millencolin -geht immer, seit 1997. Ab der Ponte Catena laufe ich am Fluss entlang und weiß immer noch nicht, was mich genau erwartet... gleich ist mein Thru-hike vorbei... ...ich stehe an der Brücke und kann es nicht fassen. Es ist eine fassungslose, rastlose Freude, beschwingt, gelöst, überschwenglich – und ungläubig. Ungläubig, dass es vorbei ist, ungläubig das ich es geschafft habe, ungläubig, dass alle Tage, alle Kilometer zu diesem Punkt geführt haben. Ich laufe, ich sitze, ich hüpfe vor der Brücke. Ich Weiß nicht genau was... - ich habe Durst. Bei einem Kisok kaufe ich mir Wasser und ein Bier. Ich trinke und ich merke wie die Anspannung abfällt und fange an Rotz und Wasser zu heulen, die nächsten 15 Minuten. Dann war aber auch gut... ne wars nicht. Aber ich glaube ich hätte auf unbestimmte Zeit nicht aufgehört und ich kann nicht in dem Moment, an diesem einen Punkt von mir selber erwarten, dass er Katharsis und alles, der Trail wird und muss nachwirken, aber nicht hier. Ich packe meinen Kram und gehe Einkaufen...
  16. Tag 83 Ich laufe am Camping los. Es hat die Nacht nicht geregnet, in dem Moment wo ich den Platz verlassen fängt es an zu regnen. Ich laufe zurück nach Centrale und beginne meine Aufstieg Richtung... hoch. Ich folge stumpf der Beschilderung E5a... es ist steil und irgendwie finde ich es ganz schön viele Höhenmeter und irgendwie stimmt keine Name auf den Ausschilderungen mit denen auf meiner Karte überein. Am Agroturismo Malga Straiolo geht mir ein Licht auf: Ich befinde mich auf der alpinen Variante des E5 – aha das „a“ neben dem E5. Meine Karte sagt Passo Polpen. Ich finde ein Schild mit Passo Polpen drauf und dem Folge ich Richtung Palù. Die Verwirrung ist schnell vergessen.Die Aussicht ist... atemberaubend. Passo Polpen ist wild und windig. Ich finde es total schön. Der Abstieg ist vieler umgestürzter Bäume etwas abenteuerlich. In Palú schlage ich mich mit Markierungsproblemen herum: mal sind sie Weg, mal stimmen sie nicht mit meiner Karte überein, mal sind Wege gesperrt wegen umgestürzter Bäume. Dazu kommt, dass die Schilder nur in Fersentalerisch sind (meine Karte ist hingegen auf deutsch und italienisch), was die Verwirrung für mich komplett macht... vor allem weil ich erst später kapieren dass ich in einer der deutschen/bairischen Sprachinseln im Trentino unterwegs bin. Aber erstmal in einem der MiniCoops alles für ein Frühstück einkaufen. Es soll weiter gehen Richtung Lago Erdemolo. Der Aufstieg ist schnell erledigt und der See ist wunderschön. Ich halte mich nicht weiter auf und mache mich weiter zum Passo di Lago, blicke immer wieder zurück und finde es einfach nur schön. Irgendwie alpin und sehr viel kleinräumlicher, erschlägt es mich nicht so wie die Alpen – ich muss unwillkürlich an die Tramuntana denken. Auf dem Pass könnte ich noch einen Aufstieg auf den Pizzo Alto machen, ich sehen ein halbes Dutzend Hiker auf dem Gipfel- ach nö... Ich laufe weiter auf einem grandiosen Grat Richtung Passo del Portela. Hier treffe ich Franziska von Oper Legere – eine Kleinkünstlerin, denke ich ans Känguru. Wir haben einen wunderbaren, sehr lustigen, sehr kurzweiligen und dennoch sehr vertrauten Abstieg miteinander. Sie hat sich nach einem Anstrengenden Sommer freigenommen. Ihr Mann fährt mehr oder minder parallel den E5 mit dem Womo, er hats mit den Knien, außerdem ist das ihr hike, sie für sich alleine... Wir ignorieren Verbotsschilder: „Wir haben dass gar nicht gesehen“ sagt sie „Ich kann gar kein italienisch“ entgegne ich, wir haben viel Spass. Großartige Frau. Kurz vor La Bassa trennen sich unsere Wege. Weiter geht’s zum Agrituriso Malga Masi, Ich gönne mit Kastanientorte und Softdrink. Eine Hikerin, die ich mich zwischen Passo di Lago und Passo del Portela angequatscht hat, treffe ich hier wieder, sie spricht zufällig deutsch und läd mich auf einen Schnaps ein. Alleine trinken macht keinen Spass. Sie läuft Bozen-Levico, ich naja... andere deutsche Touris hören mit und wir schnacken über Wandern Diesdas. Auf geht’s Richtung Levico. Gowinda, so heißt sie, will da auch hin, wir haben das gleiche Tempo, passt also. Wir laufen bis Vecchiolo Vetirolo, reden über alles mögliche. Auf den Höhen oberhalb von Levico haben die Herbststürme besonders gewütet, ganze Bergflanken sind rasiert. Der Shortcut runter ins Tal ist noch nicht geräumt, wir versuchen es dennoch, es hat aber keinen Zweck, wir finden uns auf der SP 11 in einem ewigen Roadwalk runter ins Tal. Nach geraumer Zeit finden wir das doof und hängen den Daumen raus. Schnell wierden wir mitgenommen. Gowinda spricht leidlich italienisch, es reicht für smalltalk mit dem Fahrer. Der schmeißt uns Dowwntown raus, ich vergesse meine Wasserflasche in seinem Auto, das merke ich aber erst im Supermarkt. Im Supermarkt merke ich auch dass ich pleite bin, meine Bankkarte funktioniert nicht mehr... Ich habe noch eine Ersatzkarte dabei, auf der ich noch Geld habe (nur so halb pleite), ich muss mich aber ärgerlicherweise, darum kümmern Gelder von meinen ganzen Konten und was ich noch in Ffm unterm Kopfkissen habe auf mein Reisekonto transferiert wird und kich darum kümmern, dass Menschen die mir eigentlich schon längst hätten Geld überweisen müssen, endlich f**ckin Geld überweisen. Ach komm, zwei große Bier. Wir machen uns auf die Suche nach einem Campingplatz und landen auf dem Camping Lago Levico. Kein Platz mehr frei, wir werden auf den Caravan Stellplätzen geparkt und zahlen dafür noch 27 Eus. Krass. Zwei Niederländer*innen neben uns haben 50 Tacken für zwei Motorräder, sich selbst und ein Zelt bezahlt. Noch krasser. Ich trink Bier, sie kifft. Ich esse, sie geht schwimmen. Ich mache Insta, sie telefoniert mit ihrem Boyfriend. Wir haben einen guten Abend. Tag 84 Wir und unsere Klamotten sind die klatschnass kondensiert. Frühstücken und das Zeug in der Sonne einigermaßen trocken bekommen. Dann improvisieren wir uns aus Levico raus irgendwie nach San Guiliana. Und mal wieder stehen wir vor einer Trailmarkierung die sagt, der Weg ist gesperrt. Und nun? Wenn das Inet schlecht ist, hilft auch das Inet nicht. Also versuchen wir es so. Im Aufstieg merken wir, dass wir nur auf gerader und im Abstieg den gleichen Laufrhythmus haben. Wir haben es gestern bereits besprochen, wie wir in einem solchen Fall verfahren. Hier trennen sich unsere Wege. Ich steige an der Flanke des Monte Naspo durch ein wunderschönes Bachtal hinaus. Immerwieder wunderbare Ausblicke zurück nach Levico. Der Aufstieg ist knackig. Als ich am Baita Cangi ankomme bin ich klatschnass, stehe im Wald und weiß nicht ganz so genau wie es weiter geht. Geradeaus. Zumindest sind die Bäume in diese Richtung mit rot-weißen Markierungen versehen. Naja. Das nächste Schild zeigt keinen E5 mehr an, dafür den E7 und den Sentiero della Pace, den Friedensweg. Ab hier fängt erstma mein kleines E5-Wegsuche-Drama an, was mich die nächsten Kilometer, oder besser die nächste anderthalb Tage begleiten wird... Ich hangel ich freestyle den Tag so durch. Eine wilde Mischung, aus Straßenschildern, Komoot, Googlemaps, Wegmarkierungen (eher dem Friedensweg, weil E5-Markierungen gibt es nicht) Immer wieder sind Wege wegen umgekippten Bäumen nicht oder nur sehr schwer passierbar, ich laufe viel Straße und viel Strecke ohne eine Ahnung ob das so passt -manche nennen es Abenteuer, ich nenne es upfuck!... Ich strande am späteren Nachmittag in Chiesa am Lago di Lavarone. Hier soll wieder ein Weg sein. Ich warte bis der Supermarkt aufmacht und gönne mir viel und nur den geilsten Scheiß. Ich stopfe, das was nicht in den Rucksack passt in mich. Heute bin ich nur am essen. Frust? Egal... . Heute bin ich verfressen. Rund und futtergepimpt laufe ich frohen Mutes den ersten Markierungen nach, bis ich wieder vor ungekippten Bäumen, umgerissenen Schilder an Kreuzungen stehe...aaaarrrgh... Carbonare ist der nexte Ort von dem meine Karte sagt hier könnte ich fündig werden. Also an der Straße entlang. Unterwegs kommt der Camping Neve e Sole. Sieht Nice aus. Hier bleib ich und möchte mit Steckdose und hoffentlich leidlich gutem Netz versuchen mir einen Weg zusammen zu basteln. Tag 85 Wirklich erfolgreich bin ich mit schlechtem E-Netz nicht gewesen. Aber es gibt geiles Frühstück, die Sonne scheint. Ich habe ausgeschlafen. Neuer Tag neues Glück. Erstmal Roadwalk mit Aussicht Richtung Carbonare. Hier finde ich den – Heureka E5! - laufe dem Schildern folgend den Verlauf des Astico nach, komme an eine Kreuzung wo der Wegweiser auf dem Boden liegt. Hm, rechts oder links. Letzters. Nach einer halben Stunde stehe ich wieder am Ausgangspunkt. Ich bin im Kreis gelaufen. Also da wo, das Schild auf dem Boden liegt rechts. Ich mäander so um E5 und Friedensweg und bewege irgendwie vorwärts und lande pünktlich zum 11Uhr Gewitter in der Festung Cherle. Urbexer*innen und Freund*innen des Zombi-Apocalypse-Movie-Genres geht das Herz auf. Ich finde des gruselig. Als ich mich mit meinen unsinnigen pop-kulturell geframed und aufgeladenen Ängsten arrangiert habe, finde ich es einfach nur beklemmend. Ich sitze in dem Eingang der Festung, die ziemlich zerbombt ist, es donnergrollt und ich sitze in dem Ding irgendwie fest. Und das ist noch nichtmal Krieg. Die Festung Cherle ist eine jener Festungen im k.u.k.-Festungsystem, die im I.WK auch wirklich von der italienischen Artillerie getroffen wurde. An den Grundmauern des ehemaligen Militärhospitals stehe ich mal wieder vor einem Weg, den ich nicht passieren soll. Ich tue es trotzdem. Es geht. Trotzdem sind irgendwann wieder die E5 Markierungen weg. *Seufz, *Augenroll... also wieder auf den Friedensweg. Ich soll irgendwie zum Passo Coe und auf den Monte Maggio. Zur Not freestyle und fluchend und stur. Recht bald stehe ich stur bushwackend in einem Steilhang, fluchend mit Handykompass und Google Maps und orientiere mich Richtung Rifugio Stella d' Italia. Ich habe irgendwann gemerkt dass das nicht der richtige Weg war, war aber zu stolz um umzukehren, deshalb der Steilhang und den natürlich auf allen vieren... (ganz ehrlich jezze muss ich herzlich drüber lachen, aber das war mir dato wirklich sehr ernst ) Am Rifugio angekommen, juche. Auf Breiten Wegen durch exponiertes Gelände. Es Donnert. Der Himmel ist bleigrau. Und ob es nun regnen oder gewittern soll, weiß ich nicht und dieses Wetter auch nicht. Mir gefällt nur nicht, dass ich eben kurz unterhalb einer Bergflanke laufe und ich somit das höchste neben ein paar Skiliften bin... Passo Coe. Es regnet – mal wieder. Ich mache unter dem Vordach einer Kapelle Pause. Und ärgere mich, dass es noch nicht gewittert hat. Ich soll hoch auf den Monte Maggio und dann über den Grat rüber zum Monte Boccoletta alles so um die 1800 Meter hoch. Und Gewitter in den Höhen und auf einem Grat. Na was soll ich sagen Hashtag Turnschuhalpinist. Ich warte bis es weniger regnet. Kurz blitzt die Sonne auf. Ich checke Wetter. Uneindeutig, jede meiner Wetterapps sagt was anderes und was am Himmel abgeht kann ich auch nur so halb einschätzen. Am Passo Coe gibt ein Refugio. Hm. Aber die Sonne macht mir Mut. Ich wage den Aufstieg. Ancle Crack, sturmfrisierte Berghänge, Himmel bleigrau, Nebelfetzen, Wolken jagen über den Himmel, Sonne, Schwül. Allles zieht plötzlich zu, der Wind frischt auf, kaum Sicht und Nieselregen. Ich stehe auf dem Monte Maggio und guess what... der Weg rüber zum Monte Boccoletta ist gesperrt, Es hat mich ja sonst nicht gestört, aber hier oben, bei kaum Sicht, unterrhalb eines Grats, schmaler Weg und teilweise leicht ausgesetzt, macht es mir doch nicht das beste Gefühl mich über die Wegsperrung hinwegzusetzen. Aber ich habe Zeit- und Kraftreserven um zur Not umzukehren- es ist erst 16h. Für alle die das jetzt für Hybris halten oder leichtsinnig oder schlicht wahnsinnig-wir reden nach den Bildern nochmal... …der Grat zwischen Monte Maggio bis die 200hm Abstig vom Monte Boccoletta waren genau wegen des Wetters, dass Schönste was ich auf der ganzen Tour gesehen habe und sicherlich eines der tollsten und intensivsten Erlebnisse überhaupt – als dann noch ein Steinadler zum greifen nah eine Kurve über meinem Kopf flog und ich Gämse auf dem Weg sah... episch. Und schlussendlich war es unterhalb des Monte Boccoletta ein umgestürzter Baum auf einem ausgesetzten Wegstück wo es aber unter den Ästen einen völlig gefahrlosen Weg drunterher gab. Was soll ich sagen – Glückskind. Beim Abstieg leg ich mich dennoch auf die Fresse... ich muss einen umgestürzten Baum umlaufen, der Untergrund ist erdig, matschig und als mein Profil sich einmal mit Matsch volgepackt hat, nutzt es mir die zwei Schritte runter nix. Wir auf Schierseife ziehts mit den Fuß weg, der Rest des Körpers folgt den Gesetzen der Schwerkraft. Der Boden ist matschig und weich- Also tut kaum weh, ist nur ne riesen Sauerei und natürlich der Schreck. Der Rest des Weges zum Passo Borcola ist gefällig, knie-aua. Unten angekommen ist die Frage was nun? Es ist halb 6. Es geht jetzt wieder 700hm hoch und erst dann wird’s wieder eben und es gibt eine Chance auf einen Tarpkompartiblen Platz. Oder geh' ich Refugio. Ich präpariere mich mit google-translate mit ein paar italienisch Floskeln zum Thema Schlafplatz, Abendessen und Freundlichkeit jenseits von mille grazie. Achtung Werbung! Wenn irgendwer E5 läuft und am Malga Borcola vorbei kommt, da kann genächtigt werden und eine Riesenpackung Wertschätzung und unglaublich kaum in Worte zufassende, mich ob meiner eigenen Sprachlosigkeit beschämende, herzliche Gastfreundschaft auch. Ich hätte heulen können war das schön. Aber heulen hätte ich auch schon oben auf dem Grat... naja... anyway. Wenn ihr vorbei kommt. Geht hin. Wunderschön. Zum ankommen bekomme ich Obst aus dem Garten, ein Buch über den I.WK in die Hand, weil es das einzige ist in dem deutsche Wörter stehen. Die Wirtin erzählt anderen Gästen auf italienisch was ich mache, weil irgendwie konnte ich ihr das sagen. Ich bekomme eine riesen Portion zu essen. Ein anderer Gast schenkt mir eine Karte des Passubio, ganz neu, noch eingeschweißt. Ojee. Es ist so schön. Ich trinke noch einen Grappa und gucke der Sonne beim Untergehen zu...
  17. Tag 82 Ich will früh los, es soll heute um die Mittagszeit Gewitter geben. Frühstück sollte es um 7h geben um 7.15 ist noch nicht ausgebaut. Ich entscheide mich gegen Frühstücken und laufe los. Ich will das Rifugio Potzmauer vorher erreichen, mir wurde auf der Verpeilhütte gesagt, dass die total toll sein soll... es heute regnen, zu einer tollen Hütte mit familiärer Atmo und da bleiben, sounds good finde ich. Also etwas Tempo, es stehen heute auch noch Höhenmeter an und Gewitter und Höhe vertragen sich für mich nicht so gut. Auf geht’s Trudener Horn. Durch viel Wald und Nebel geht’s hoch auf 1700meter. Oben angekommen eine wunderbare Aussicht auf den Corno Nero und den Corno Bianco, Wolken hängen im Tal, es nieselt etwas und es ist ziemlich kalt. Hier keine Frühstückspause. Zu kalt. Ich laufe bis nach Gfrill. Ich bin warmgelaufen, finde eine Bank und frühstücke. Als ich den Ort gerade verlassen habe fängt es anzuregnen – es ist 10.30h. Na toll. Nicht so wild wie sich herausstellt, im Wald kommt auf mir kaum ein Tropfen an, nur wenn der Wind böig auffrischt. Ich muss durch einige bauchnabelhohen Graspassagen, Waldlichtungen im Steilhang. Ich bin nach der ersten nass bis auf die Unterhose... irgendwann nehme ich den Schirm und trage ihn aufgespannt vor mir her, ich bilde mir ein dass es hilft. Ich laufe oberhalb von Salurn im Etschtal Ich komme am Rifugio an. Niemand da. Ich frage ob des angekündigten Gewitters ob es kommt, wie es mit dem Regen aussieht und ob ich ggf. die Nacht bleiben könnte. Ich bekomme gesagt, dass die Hütte heute Nachmittag geschlossen wird, weil nichts los ist. Hm. Sie bieten mir aber an, dass ich trotzdem über Nacht bleiben könne. Ich bekomme eine Kammer gezeigt mit seperaten Eingang und wo ich den Schlüssel verstecken soll wenn ich gehe. Wenn ich möchte, weil es ja kein Abendessen gibt, kann ich auch noch etwas Brot und Wurst haben. Sweet. Ich trinke einen Kaffee und frage mich was ich machen soll. Es wird nicht gewittern, aber irgendwie immer son bisschen Regnen, aber die Nacht vielleicht nicht. Auf der als familiär gepriesenen Hütte- was sie wirklich ist – wäre ich aber alleine die Nacht. Mein Gefühl chargiert zwischen sexy und leicht gruselig. Und die Hüttenwirtin meint ich könnte ohne Probleme bis zur Hütte am Lago Santo oder gar bis Cembra noch laufen und mir da ein Zimmer suchen... hm. Ich packe mein Zeug zusammen und entscheide mich dann doch für das weiter laufen. Kurz vor dem Rifugio Lago Santo treffe ich zwei Hamburger*innen, er ist in Bregenz losgelaufen, sie ist in Bozen zu ihm gestoßen, beiden wollen heute nach Cembra und weiter nach Levico in den nexten Tagen. Wir schnacken bis Cembra nett miteinander und lenken uns von dem ancle crackin' Abstieg auf glitischigen Steinen ab. In Cembra angekommen trennen sich unsere Wege und ich bin etwas hin und hergerissen, was ich nun tue. Ich bin nun ganz offiziell im Trentino. Ich laufe durch Faver und Weinreben über den Avisio nach Segonzano -inklusive der Höhenmeter und der Freude als Kind des Mittelrheintals wiedermal Weinreben zu sehen, vor allem wenn sowas leckeres wie Grappa daraus hergestellt wird. Ausserdem habe ich noch das Schild Piramidi di Segonzano entdeckt und bin sehr gespannnt was das ist... Abgefahrenen Erosionsformationen. Ich laufe weiter durch Wälder und Wälder die nicht mehr sind – ganze Ecken sind von Stürmen rausgehauen worden. Meine Untermieterin – eine Mailänderin, die vor der politischen Situation in Italien nach Frankfurt geflohen ist – erzählt mir ein paar Tage später im Chat, dass im Trentino 2018 fürchterliche Herbststürme gewütet haben. Die Aufräumarbeiten laufen noch immer. Es ist krass und es wird noch krasser die nächsten Tage. Ich komme in Centrale an. Orientiere mich kurz. Aha da geht’s weiter, da ist ein Camping Platz... ich entscheide mich für den Campingplatz und laufe Richtung Lago Piazze. Ich bin 40 km und ein bisschen gelaufen. Es ist 18 Uhr irgendwas, also Feierabend für heute – und zum Camping sind ja auch noch ma 2 km... Am Camping wird mir gesagt, daas sie noch ein Platz frei haben – jawollo. Ich sehe mich und mein Tarp schon zwischen den ganzen Dauercampenden 22 Euro. Ich könnte aber auch ein Zimmer haben, kostet genau so viel. Es soll heute Nacht regenen. Klar nehm ich das Zimmer. Ich soll morgen zahlen, die Rezeption macht aber erst um 8h auf, ist mir zu spät und ich verhandel nach. Ihc kann am gleichen Abend zahlen. Zwanni auf die Hand, keine Rechnung. Auf der anderen Seeseite gibt’s ne Bar. Feierabendbier und was Essen. Gibts nicht, dafür zwei Ichnusa und Chips, ziemlich hinüber packe ich mich ins Bett nachdem ich meine ganzen Kekse gegessen habe. Ca. 180 Kilometer left to go
  18. Tag 81 Ich ziehe die Oropax raus und es ist laut. Sehr laut. Diese Dinger können was und haben sehr erfolgreich die Brenner-Autobahn ausgesperrt. Ich habe erstaunlich gut geschlafen. Trotz schwül warm und klammfeuchte in die ich aufwache. Ich frühstücke im Dröhnen der Autobahn und nachdem ich mein nasses Zeug gepackt habe, mache ich mich los Richtung Talstation Kohlerbahn. Ich habe Glück, es gibt eine Steckdose und ein Bad und noch 5 Minuten bis zur Abfahrt. Gesicht waschen Handy laden. Los geht’s. Mit zwei großen Milchkannen fahre ich hoch. Oben angekommen Steckdose, Zähneputzen, Umpacken. Kohlern ist Laid Back. Ich komme mir wie einen anderen Film vor. Heimatfilm. Es ist deutlich kühler, die Aussicht ist herrlich. Es ist ruhig und fast menschenleer. Kontrastprogramm. Irgendwo summt Heintje. Durch das Wolfstal geht’s auf breiten Waldwegen zum Moor Totes Moos und ab dort vornehmlich auf Straßen nach Deutschnoven. Irgendwie schwarzwaldig siehts aus – mit karstig gezackten Dolomiten im Hintergrund. Irgendwo zwischen Throwback und Selbstklischeeisierung. In Deutschenoven angekommen noch vor der langen Siesta des dortigen Coop. Einkaufen. Sandwich. Obst. Zuckerdrink. Und auf die nächste Mauer und alles rein geschoben, was nicht mitgetragehn werden soll und kann – viel buon apettito und guten Appetit, nicken und lächeln. Schön und zugleich ein reminder an mein white privilege (das kommt davon wenn vor dem Reisebericht schreiben rassismuskritische Seminare vorbereitet werden...) Ich darf sitzen bleiben. Fühle mich wohl und gönne mir noch einen Kaffee in einer alten Konditorei, deren Interior ich direkt ausgebaut und damit in Kreuzkölln n fancy KaffeeKuchenIrgendwas aufgemacht hätte... Ich laufe weiter zum Kloster Maria Weissenstein – von dem Fransziska von Oper Legere, die ich ein paar Tage später Treffe, sagt, dass ist wie im Stephen Kings Overlook Hotel zu nächtigen... mindestens genauso gruselig und absolut nicht empfehlenswert – aber das steht dato gar nicht zur Debatte, es ist früher Nachmittag. Erstmal ein grandioser Ausblick auf die Dolomiten – glaube ich und den Monte Bianco. Auf dem riesigen Parkplatz verliere ich mich etwas und den Trail, finde ihn aber nachdem ich durch die überproportionierte Anlage irre. Bletterbachschlucht ist nicht mehr weit. Aber ob der Trail wirklich durch, an ihr vorbei geht, ist mir immer noch noch nicht ganz klar. Aber es geht in die Richtung.Ich komme am Infocenter Bletterbachschlucht an. Geilo es geht doch wirklich durch. Es gibt ja irgendwie keine Zufälle, als ich 2015 das letzte Mal in Meran war bin ich an einem meiner letzten Tage über den hiesigen Geopark gestolpert und dachte, geil will ich hin, hat damals nicht geklappt, aber hey kommt Zeit kommt Rat. Und nun, vier Jahre später stehe ich hier. Wer hätte das gedacht. Ich nicht. Aber schön. Ich muss mir einen Helm leihen, als E5er bekomme ich den für umme, weil E5er müssen nun mal durch die Schlucht. Ganz Hiker-Gewandt frage ich noch einmal die Wettersicherheit ab, ein wenig um aufzuschneiden, zum anderen, es ist derbe schwül und Quellwolken quellen so vor sich hin – der Blick in den Himmel ist manchmal zuverlässiger als die Wetter-App, vor allem wenn Berge im Spiel sind (aber möglicherweise ist das auch Hybris). Nach den Formalia und ein paar sexy Helmselfies für zu Hause (ich verschone Euch, und wen das nicht abschreckt, der bekommt sie höchstens per PN, das gebietet meine Selbstachtung) und dann stehe ich in der Schlucht. Ich möchte gar nicht erst versuchen, das gesehene in Worte zufassen, ich kann aber sagen was es mit mir gemacht hat: Eine freudige Erregung und tiefe Ehrfurcht überkommen mich, Gänsehaut rast über den Körper und irgendwo neben meinem Solarplexus wird es sehr warm und breitet sich kribbeln aus – ich weiß nicht wie oft ich einfach nur sowas wie „boah“ „wow“ „unglaublich“ und „wie geil ist das denn?“ brabbel und schier überwältigt bin... Ich hüpfe das Bachbett hinauf bis zur ersten Kaskade, in der Hoffnung den ausgeschilderten Wasserfall so nahe zu kommen dass mich die Unvernunft in Versuchung führt einen Abstecher in seine Richtung zu machen. Ist mit einer halben Stunde dann doch zu weit, ich tänzel wieder zurück durch das Bachbett und folge wieder der offiziellen Wegmarkierung, ergo raus aus dem Canyon. Ich bin naiv genug zu glauben, dass ich wieder runtergeführt werde und als bald wieder unten in der Talsohle zu stehen – Fehlanzeige. Ich komme mir etwas verarscht vor. Ich hadere kurz ob ich umkehren und durch den Canyon laufen soll... ich entscheide mich dagegen – das Nächte mal. Der Weg bis nach Radein ist ein gefälliger Waldweg. Ich komme in Radein an gebe meinen Helm ab und frage mich und die Mitarbeiterin des Geoparks, wann es denn runterkommt? Sie sagt gleich. Etwas unschlüssig laufe ich nach einem Blick in meine Karte und dem auschecken etwaiger Unterkunfts- und Aussitzmöglichkeiten weiter. Bis gleich sind fünf Minuten. Ich habe mich trotz auffrischender Böen in den Poncho gekämpft und laufe bis zur Watzalm als es dann richtig runter kommt. Ich stelle mich unter, kraule eine dicke Katze und warte. Es klart etwas auf und ich laufe weiter. Ich komme nicht sonderlich weit... bis ungefähr Unterradein... da kommt es dann so runter als ob eine Dusche angstellt worden wäre. Ich flüchte mich in den Gasthof Schwarzbach... Drei Stunden, drei Bier, eine halbe Platte Melone und Schinken, einem Gespräch mit einem Bozener Zöllner vom dem ich nur die Hälfte verstanden habe und der Feststellung das es in Unterradein keine Schlafmöglichkeit gibt, mache ich mich los nach Kaltenbrunn, weil soviel habe ich verstanden, in Kaltenbrunn gibt es ein Hotel... ich nutze eine Art Regenpause – es nieselt nur – und laufe schnell nach Kaltenbrunn, sind nur zwei, drei Kilometer. Angekommen. Hotel direkt am Platz. Kein Zimmer frei. Es ist mittlerweile nach 19h. Echt jetzt? Fuck! Ich frage ob es noch was im Ort gibt. Nein, in Trudena. Nochma drei, vier Kilometer. Frust. Frustverschiebung: Erstmal eines meiner Sandwiches aus Deutschnoven auspacken. Essen. Im Kreis laufen. Fluchen. Ratlos sein. Okay hilft nix. Richtung Trudena. Vielleicht, finde ich ja auf dem Weg auch was im Wald. Kaum habe ich den Wald betreten ein Schild: Naturschutzgebiet! Es gibt solche Tage. Mein innerer Mentaltrainer Darth Vader sagt „Use your hate“ und ich mache mehr Tempo. Es ist schon recht dunkel, grauer Himmel und Wald... Ich erreiche recht schnell Trudena. Am Orteingang befindet sich direkt ein Hotel Garni, ich stehe davor und bin unentschlossen. Das kostet sicherlich. Ich mache zwei Anläufe mir ne kleine Pension zu suchen, habe aber keinen Bock mehr durch den Regen zu laufen. Es ist kalt, es ist 20Uhr irgendwas... Okay ich gehe rein gefasst auf eine teure Nacht. 30 Eus. Say What?! Wie kool ist das denn. Dennoch muss ich für meine Psychohygiene mein Leid klagen. Die Hotelbesitzerin sagt: heiße Dusche und ein Warmes Bett. Recht hat sie.
  19. montane allez micro hoodie 180gr(gr. m) powerstrech fleece als uvp etwas teurer, ich hab ihn fürn fuffi geschossen. und bin sehr zufrieden. (aktuell bei sport shoes für 42 eus irgendwas, vielleicht ja auch in deiner größe ) lg*f
  20. right... finde ich auch
  21. gestern auf dem rheinburgenweg von biebernheim nach boppard... die schilder sagten 25km, mein schrittzähler 23km und die tourenplaner app 29km... aber was sind schon zahlen ob der wunderbaren landschaft die schon schlegel vor über 200 Jahren als wildesten und schönsten teil des mittelrheintals pries. nicht ganz zu unrecht, wie mir scheint. aber macht euch selber ein bild... und weil ich normalerweise viel txt dazu präsentiere kommt zum abschluss noch was: es wird ja häufig geunkt, das der rheinsteig sehr viel toller als der rheinburgenweg sei. mag sogar stimmen, es gibt abschnitte die wirklich langweilig und öde sind (aus oberwesel raus zum beispiel), aber ganz ehrlich: das war bisher die schönste wanderwegsetappe, die ich im mittelrheintal gelaufen bin (und ich bin da schon viel gelaufen). zugegeben zwischen bad salzig und boppard hat sie geschwächelt, aber das hat das gesamtbild nicht geschmälert. zudem es in boppard lekka weißwein-schörlsche gab viel single trails, verwunschene seitentäler, verwilderte weinberge, schroffe felswände, weite hunsrückhöhen. unglaubliche fernsichten in der taunus. Der wahnsinnshimmel und die herbstlichen Tupfer im Wald haben das gesamtbild zu einem fest werden lassen.
  22. danke zuvorderst. ich habe zu einzelnen tagen notizen, jeder tag hat ein paar zeilen txt auf insta, es gibt über 4500 fotos als gedankenstützen, dazu gucke ich noch in die karte bzw. recheriere topo- und geographische infos raus (weil die hab ich mir wirklich fast gar nicht gemerkt) und ich habe zumindest mittelfristig ein recht gutes gedächtnis... aus dem allem zusammen ergibt sich erstaunlich viel txt lg*f
  23. danke schön fürs mitnehmen und die tollen fotos die hornisgrinde sieht ja im herbst richtig toll aus und der belchen erst - nicee... @Kay witzig ich hab genau das gleiche gedacht
  24. Tag 78 Buona Notte war schon so gegen halb 12 vorbei. Die Luft war meiner Matte fast vollständig entwichen... ich habe es zwei, drei mal mit nachpusten probiert, also ob das irgendwas bringen würde bei einem Loch... also blieb mir nix anderes übrig als mich damit zu arrangieren. Hab die matte doppelt gefaltet, Rettungsdecke zwischedrin, gegen das Auskühlen und versuchen zu schlafen: Am nexten morgen werde ich mit drei Erkenntnissen wach: Ich habe geschlafen, schlecht, aber ich habe geschlafen! Es wundert mich, aber gut. Torsosized Matten sind doch nicht so schlimm und unbequem wie ich dachte (auch und selbst wenn die Torsosized Matte eigentlich Makulatur war und drittens und am wahrscheinlich wichtigsten: Ich habe die Schnauze voll von Luma's! Es nervt! Es kotzt mich an! Zumindest bis zum Ende der Tour... oder bis nach Bozen... naja heute hole ich mir eine neue. Egal wie, egal wo. Ich frühstücke. Ich bin sehr müde... Ich habe vielleicht geschlafen, aber eben schlecht. Ich laufe los. Zunächst runter Richtung Passer. Singeltrail, die Sonne steht noch recht tief und alles wirkt frisch. Recht schnell stellt sich heraus, dass das schon der schöne Teil des Weges war. Rabenstein ist nicht wirklich schön, Landstraße. Ich werde über weitere Landstraßen direkt wieder an die Passer gefühlt– Bremsen fressen mich. Aus und ärgerlich. Der Weg an der Passer bis Moos ist nicht schön. Feldweg, breit und von Büschen gesäumt. Die Passer... naja. Bremsen. Baustellen um die Passer irgendwie noch ein bisschen mehr einzupferchen oder zu managen, damit Meran trockene Füße behält. Liegt es mir oder am Weg? Ermüdend ist die Frage und sie ändert nichts an meinem Zustand. Ich bin motzig und der Weg ist nicht sonderlich prickelnd. In Moos – laufe ich durch ein Wildgehege mit Steinböcken – selbst einen gefangenen bekomme ich nicht zu Gesicht. Die Steinböcke und Ich, das wird wohl niks mehr... Laut meiner Karte – zumindest interpretiere ich sie so- sind es ab Moos nur noch 300Kilometer bis Verona. Heute ist so einer dieser Tage wo mich das nahende Ende des Trails nicht mit Trauer, sondern mit Sehnsucht das es bald geschehen möge erfüllt. Im Ortskern entdecke ich einen kleinen Supermarkt. Fettes Sandwich mit Speck und Gurke dazu eiskalter Softdrink mit Zucker. 300 left to go. Ich mache mich auf die Suche nach einem netten Picknick-Spot. Finde nicht so richtig einen und nehme die erst beste Bank. Menschen strömen an mir vorbei, alle mit dem gleichen Ziel: Dem Passer-Wanderweg zwischen Moos und St.Leonard. Schön soll der sein, wurde mir bereits auf der Gletscherstube gesagt, ich solle den nehmen, statt des E5. Warum auch nicht. Also sitze ich auf der Bank schiebe mir mein Sandwich rein und schaue all jenen zu, die ich später überholen werde. Manche fragen mich ob, dies der Weg zum Passer-Wanderweg sei, manchen kann ich helfen, weil mein deutsch hinreichend dafür ist, anderen nicht, weil ich es bisher versäumt habe italienisch zu lernen... Der Weg ist tatsächlich schön gemacht. Spektakulär hat sich die Passer ihr enge Tal gegraben. Die Wege sind teilweise freischwebend wirkende Stahlkonstruktionen im Fels verankert 10,20 Meter über dem wilden Fluss. Viele Menschen. Es ist schönes Wetter. Viele Menschen. Egal. Ich bin müde, motzig, es ist heiß, es zieht sich... ich habe heute keine wirkliche Lust. Das Passertal schleicht sich so langsam aus, aus dem wilden Bach im engen Tal, wird ein gefälliger Bergfluss. Kurz vor St. Leonard stelle ich mich mal kurz rein, Kinder sind an der gleichen Stelle, werfen Sand und Steine ins Wasser. Ich kann mich nach 5 Minuten nicht entscheiden, wen ich anstrengender finde, die Eltern oder die Kinder. Nach weiteren 5 Minuten weiß ich es: die Eltern. Ich denke noch einmal drüber nach nicht doch in den lukrativeren Bereich des Eltern-Coachings zu wechseln... Einmal Kopf ins Wasser. Eltern vergessen. Los laufen. St. Leonard is calling. In St. Leonnard angekommen. Sportläden wg Iso-Matte auschecken. Es gibt nur ein Geschäft und das hat keine Z-Lite... Also gut – Danke, weil ich hatte es klammheimlich gehofft... Ach Mann, jetzt muss ich heute extra nach Meran und.... kool! Neroday in Meran. Ich mag Meran. Ich weiß nicht wie oft ich Meran war, halbes Dutzend Mal vielleicht... ich steige in den Bus. Heute kein Wandern mehr. In Meran angekommen – finde ich im Sportler eine Z-Lite. Überlege, nach dem ich gesehen hab das mein einer Socke ein Loch hat – ein Darn Toughs!!! Ob ich mir noch Socken holen soll und belasse es dabei. Ich checke auf dem Camping-Platz ein. Gehe im italienischen Supermarkt frisches Obst und Gemüse einkaufen. Versuche die Matte wegzuschicken – Post zu. Versuche eine Apero in der trashig-legendären Bar Erika zubekommen – macht gerade zu. Pfff... ich hole mir ein Bier am Lädchen gegenüber und setzte ich auf die Bank neben der Steckdose und lade einmal Powerbank und Handy durch, trinke Bier und habe ein irgendwie anstregendes Gespräch mit meiner Banknachbarin über Fernwandern und die Unfreiheit es eben nicht zu tun. Hab ich schon erwähnt, dass ich vornehmlich zwei Kategorien Reaktionen erfahren habe, die einen fanden es ausnahmslos kool, toll, wahnsinnig, inspirierend, spannend und die anderen waren jene Jammer-Deutschen, die auch würden wenn sie denn könnten – Kinder, Job, kaputte Hüfte dies das... immer irgendwas. Am Ende kam bei den meisten dann doch Angst vor dem Loslassen bei raus. Sie gehört zu der Riege letzter... es gibt solche Tage. Tag 79 Es war heiß die Nacht. Ich wringe meinen Quilt aus und probiere noch einmal mein Glück bei der Post. Sie hat auf. Ich muss eine Nummer ziehen, dass bekomme ich aber erst gesagt nach dem ich schon am Counter stehe, also wieder zurück. Nummer ziehen. Warten. Päckchen International können nur aufgegeben werden, wenn ich einen eigenen Karton mitbringe. Aha. Echt? Also nochmal in die Innenstadt. Papeterie. Großer Briefumschlag geht auch sagt die zuvorkommende und verständnisvolle Verkäuferin – und sogleich denke ich wir sind Teil der verschworenen Gemeinschaft der Leidenden unter dem formal-bürokratischen Mief von staatebetrieblich organisierten Postapparaten und wir schlagen dem System jetzt ein Schnippchen, weil oho, mit dem Briefumschlag wird nämlich billiger. Voller subversiven Tatendrang ziehe ich meine neue Nummer. Warte. Naja. Immer noch 13 Euro irgendwas Porto. Aber bis ich das rausbekommen habe, hat es dann doch ein bisschen gedauert, weil der Postangestellte, so einsilbige in seinen Schnauzer murmelte, dass ich jeden Einwortsatz von ihm dreimal nachfragen musste, bis ich verstanden habe was er von mir will... Irgendwann schaffe ich es dann doch mal zur Busstation und fahre zurück nach St. Leonard. Es ist 12 Uhr als ich loslaufe. Ich schiebe mir noch ein großes Eis rein, eiskalte Cola. Hirzener Hütte ist Minimalziel heute. Es soll Gewittern. Dass sollte es schon gestern. Hat es nicht und das was sich über der Texelgruppe auftürmt sieht bedrohlich aus. Es ist drückend. Es ist brütend heiß. Dicke Luft. Camel Up und los geht’s. Bis zum Pfeiftal Hof geht’s nett auf einem gefälligen Höhenweg oberhalb von Flön bis nach St. Martin. Ausblick auf die Textegruppe. Schön. Ab dann wird’s knackig. 600 Höhenmeter zur Pfandleralm. Erstmal über Almen. Kein Baum. Kein Schatten. Heiß. Drückend Heiß. Gewitterschwül. Wald. Immer noch steil. Schatten. Schwül. Ist doch scheiße. An der Pfandleralm entscheide ich mich eben nicht noch einmal Wasser zu holen. Warum eigentlich? Keine Ahnung. Vielleicht weil ich einfach stumpf weiter laufe. Es soll noch ünbers Joch an der Riffelspitze und dann ziemlich entspannt auf so ca. 1900Metern unterhalb des Prantchkogel zur Mahdalm... wahrscheinlich hab ich es Wasserversorgungsmäßig auf die leichte Schulter genommen. Ich laufe also weiter und stelle schnell fest – Quellen, wie die Tage zuvor gibt’s nicht. Kein Wasser und es kommt noch etwas dicker. Der Weg wird umgeleitet, hinterm Fartleistal braut sich auch was gewitteriges Zusammen, und es folgt ein ziemlich brutaler Aufstieg ohne Wasser und durch steile Serpentinen auf das Joch – mir kommen wandernde entgegen, die sagen zu anstregend und mit einem Schluck Wasser schaffst du das nicht, eine andere Wanderin rät mir ab mit 0,2l Wasser den Weg zu gehen. Es sei zu anstrengend und zu gefährlich... ach ja? Denke ich mir trotzig und laufe los Richtung Joch. Es ist steil, der Weg ist eng und voller Gras, ich finde ein paar Heidelbeeren. Und fluche mich langsam dehydrierend den Berg hoch. Oben angekommen treffe ich zwei Hiker. Ich habe sie schon am Rettenbachgletscher gesehen. Sie geben mir etwas Wasser, sie wollen auch zur Hirzner Hütte. Sie sind um 10h in St. Leonard los, ich um 12h. Jetzt ist es 14h. „Du Tier!“ sagt der eine. Ich zucke mit den Schultern. Traillegs. Es ist ihre erste Mehrtageswanderung. Ich finde die beiden irgendwie süß mit ihrer Mischung aus Naivität, Enthusiasmus und Ehrfurcht vor dem E5, gleichzeitig tun sie jedoch so unglaublich abgeklärt. Wir verabschieden uns, nachdem ich mich noch einmal fürs Wasser bedankt habe. Der Weg bis zur Mahdalm gefällt mir. Höhenwegmäßig. Schöne Aussicht. Schmal. Manchmal etwas ausgesetzt. Auf der Mahdalm gönne ich mir eine Buttermilch mit Erdbeer, Minze und Ingwer -hörte sich auf dem Papier geiler an, als es dann schmeckte und hätte ich gewusst, dass ich n 5er dafür hinlegen muss, hätte ich mir eher für das gleiche Geld ein isotonisches Sportgetränk gegönnt. Egal. Camel-Up an der hauseigenen Quelle, Aussicht genießen, sinnieren... komme ich heute vor dem Gewitter noch über das Joch am Hirzer? … und dann... es soll gewittern, die nexten Hütten sind bei Meran 2000, dass geht heute und vor allem vor dem Gewitter überhaupt nicht. Also trotte ich los Richtung Hirzer Hütte. Bin so gegen irgendwas nach 16h da. Gucke mit einem isotonischen Sportgetränk auf den Hirzer und sinniere wieder. Letzter höchster Punkt, alles was danach kommt ist nur noch flacher. Noch einmal hoch auf fast 2700 Meter. Ob meines sinnierens kommen ich mit einer Wandergruppe ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass alle drei schon zusammen, den E5 vor über 20 Jahren gelaufen sind. Geballte Trailkompetenz die drei. Wir unterhalten uns länger. Einer von den dreien ist direkt wieder Feuer und Flamme und würde direkt mit nach Verona laufen- Sweet. Wir essen gemeinsam zu abend. Lecker Tiroler Bauerntris. Es ist 18.30h es hat immer noch nicht Gewittert und ich komme mir etwas verarscht vor. Ich gammel oben mit Bett rum und werde werde von einigen Schlägen aus meinen Gedanken gerissen … es kommt so dermaßen runter, murmelgroße Hagelkörner prasseln aufs Dach. Dann doch alles Richtig gemacht. Zwei junge Leute kommen rein. Sie haben es so grade eben noch geschafft vom Joch runter zukommen, wir unterhalten uns wer was so macht „Geile Sau!“ sagt er, als ich erzähle was ich so mache. Heute ists tierisch. Die beiden gehen noch was Essen ich gehen schlafen. Ich bin sehr müde. Tag 80 Ich habe gut geschlafen. Keine schnarchende Person, zumindest nicht so laut, dass es mich durch meine Ohropax gestört hätte. Ich frühstücke mit den beiden von gestern Abend ausgiebig. Es ist ein schöner Schnack mit den beiden, er ist aus Jenesien, pendelt aber zwischen Bozen und Meran, sie ist aus Hannover. Sie will noch ein bisschen weiter Richtung Norden – vielleicht auf dem E5, er steigt in St- Leonard wieder aus, er muss nach Meran auf den Hund seines Freundes aufpassen. Ich muss mich richtig zwingen mein Frühstück zu beenden und aufzubrechen – ich hätte einfach ewig da sitzen können, schnacken, essen, schnacken... WG-Frühstück bis in den Nachmittag oder so. Wir umarmen uns zum Abschied. Es tut gut. (Falscher Weg- Trotzdem schöner Blick) (Richtiger Weg: Auch sehr schön) Also los! Es gibt zwei Wege, einer Richtung Obere Scharte einer irgendwo anders hin. Ich nehme letzteren – warum auch immer. Ich merks nach 10 Minuten und kehre wieder um. Pfff. Der Aufsteig ist schön. Manchmal etwas steil, manchmal etwas aufgesetzt und versichert, aber angenehm zu laufen. Klar 700 Höhenmeter. Oben angekommen. Panorama! Wunderschöne Aussicht. Fast bis nach Meran... Kurze Pause. Mein letzter höchster Punkt. Ab jetzt wird’s flacher... denke ich mir so... Abstieg auf dem Gebirgsjägersteig. Unten angekommen, vertreibe ich eine Schafsherde vom Weg. Es fühlt sich biblisch an... ich schreite voran und die Schafe teilen sich wie das Rote Meer... warum ich ausgerechnet diese Analogie im Kopf habe weiß ich nicht... ich schmunzel mir einen zurecht „Produktion gesellschaftlichen Unbewußten“ - na danke. Ich laufe Richtung Kratzberger See und fluche ob der Wege. Ich hatte, warum auch immer gehofft, dass es etwas gefälliger ist und ich mehr Tempo machen kann – ich will heute noch bis Bozen, 35km und noch n paar Höhenmeter... nicht viele, mehr im Abstieg als im Aufstieg... trotzdem. Ich habe das Gefühl nicht so richtig oder nur sehr zäh vom Fleck zu kommen... Am Kratzbergsee mache ich Pause, halte die Füsse ins Wasser. Die Welt sieht schon besser aus. Es ist voll hier. Ist nicht mehr weit bis Meran 2000. Hab ich eigentlich, wenn ich die Meraner Hütte erreicht habe, offiziell die Alpen überquert? Ich laufe weiter bis zur Meraner Hütte. Ich find's jezze nicht mega-interesant, aber ich bin schon blöderes gelaufen. Ich glaube ich bin nur irritiert ob der ganzen Menschen... was ja auch nichst wirklich neues ist. Ich mache mich über das Tschöggele-Plateau schnell Richtung Kreuzjoch. Hochplateau, Alm, exponiert und Gewitterwolken türmen sich mal wieder auf... na toll. Ich mache etwas Tempo, hier oben möchte ich nicht von einem Gewitter eingeholt werden. Krass ist aber, das die Ganze Landschaft sich einmal komplett gewandelt hat. Faszinierend. Ebenso faszinierend, ist dass alle anderen Wandernden und Bikenden sich für das Wetter gar nicht zu interessieren scheinen, aus den Gesprächsfetzen, schließe ich zumindest das Regen/ Gewitter für die weiteren Tagesplanungen irgendwie keine größere Rolle spielen. Bin ich paranoid oder sind die anderen nur doof. Ich einige mich auf beides. Ab 2, halb 3 wird Donnergrummeln, und Rumpeln zu meinem ständigen Begleiter, die Brentagruppe verliert sich im bleigrauen Regenschleier und links von mir türmen sich über den Dolomiten die Quellwolken beachtlich auf, hinter mir ist bleigrau. Der Almwirt bei Rabenbühl meinte heute Nachmittag gibt’s nichts, erst heut abend, aber das wird dann schlimm. Okay, bis Bozen ists save. Ah was, in Bozen passiert niks. Schön. Und schon wieder ändert sich die Landschaft einmal komplett- es sieht ein bisschen aus wie Ranchland. Holzzäune. Ein paar nadelgölze auf satten Wiesen. Pferde, Rinder. Ponderosa. Kurz vor Jenesien holt mich das Gewitter ein und mit den ersten dicken Tropfen erreiche ich die Seilbahn. Ich gondel runter nach Bozen, steige in den Bus nach Downtown. Habe ich mit dem erreichen von Bozen nochmalig die Alpen überquert? Aperol Spritz, Pizza, Party und ein Bett. Frohen Muten auf zur Jugendherberge. Hostel gibt’s keins. Die nette junge Frau am Counter sagtm bis aufs letzte Bett ausgebucht. Oh. Aber vielleicht, da und dort. Ich laufe hin. Auch ausgebucht. Hm. Ich gucke im Netz nach. Finde nichts, zumindest nichts in dem Preisbereich,d er mir zusagt. Klapper einieg Hotels am Bahnhof ab. Nix. Doppelzimmer für 144 Eus. Ach nee, danke. Und nun? Ist doch scheiße. Es regnet immer mal wieder, es ist kaltschwül. Ok. Pizza. Bier. Problemlösung. Labberige Fettpizza, nicht so geil, aber irgendwie schon. Im Supermarkt gehe ich noch etwas Frustshoppen, hilft immer. Bin ich schlauer geworden, wo und wie ich meine Nacht verbringe. Nein. Was machen? Loslaufen. Aus Bozen raus und Richtung Stadtrand und dem Bozener Hausberg dem Kohlern... nicht weil ich damit wirklich viel mir erwarte. Ich weiß nur nicht genau was ich sonst machen soll. An der Talstation, direkt neben der Brennerautobahn finde ich auch keine Pennmöglichkeiten, also laufe ich einfach mal den Berg hoch Richtung Kohlern, warum genau weiß ich nicht. Ach ja, weil mir eh nichts besseres einfällt. Die Hänge sind steil, die Weinberge eingezäunt, die A7 ist laut – alles sehr einladend. Ich finde ein Dead End mit gradem Weg, etwas zu gewuchtert, aber passgenau für ein Tarp, nicht einsichtig von der Strasse und gerade als ich aufgebaut habe fängt es an zu regnen. Ohropax rein. Grandiose Tage sehen anders aus. Es ist trocken, es ist nicht ganz so laut, es ist grade. Ich habe einen Schlafplatz... Am Ende ist alles gut.
×
×
  • Neu erstellen...