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Ultraleicht Trekking

[Sammelbericht] Hardangervidda


retox1

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Moin,

 

nachdem @einar46 sein Interesse an einer Unterhaltung über die Hardangervidda (HV) geäußert hatte, dachte ich mir, dass ich einfach mal hier einen Sammelbericht über meine Erfahrungen in der HV verfasse. Ich hoffe, dass das so Regelkonform ist. Es folgt eine Übersichtskarte mi den ungefähren Strecken, die ich in den letzten fünf Jahren gegangen bin. Ich kann mich nicht an alle Details erinnern, die erste, zweite und die letzte Tour werden die ausführlichsten sein. Ich schreibe das quasi alles aus der Erinnerung, habe nur sehr wenige Bilder, da ich kein Fotomensch bin.

 

 

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Die dargestellte Karte stammt von UT und ist von der Norwegischen Kartierungsbehörde erstellt worden. Diese hat und hält sämtliche Rechte an dem dargestellten Kartenmaterial.©Kartverket--

0. Prolog

Ich bin in einem klein Städchen im Norden von Deutschland in der Holsteinischen Schweiz aufgewachsen. Aufregende Natur gab es hier nicht. Während meiner letzte Schuljahre fing ich an, religiös Bear Grylls zu gucken (nicht verurteilen bitte). Vorher hatte ich mit Outdoor nichts viel am Hut (war 3 Jahre bei den Pfadfindern, aber das zähle ich mal nicht als Outdoor). Aber das, was ich da im Fernsehen sah, hat mich gepackt.

Los ging die Planung, nach der Schule 6 Monate Backpacking mit Wandern durch Rumänien. Für die Studienfahrt habe ich die gesamte Klasse überzeugt, nach Baad zu fahren und da mit Outward Bound eine Abenteuerwoche zu machen. Zu hause dann weiter gelesen und geguckt, wo ich hin will. Lange Rede kurzer Sinn: Habe es nicht gemacht, bin lieber zu Hause geblieben, perspektivlos und Videospielsüchtig.

Auf Druck meiner Eltern habe ich mir dann was gesucht, von dem ich dachte: Hey, vielleicht kommst du da ein bisschen raus und lernst Disziplin. Richtig gerraten, Bundeswehr. Luftwaffe, GA bei Nürnberg, danach Objektschutz (Luftwaffen infanterie). Ich war viel draußen aber nicht so, wie ich wollte.

2016 bin ich dann ausgestiegen und habe mich tatsächlich von meinem Computer losreißen können und mir endlich einen Traum erfüllt: Outdoor, Wander, Trekking, so wie ich es wollte. Habe viel geguckt und geplant und nach langem hin und her, wo es denn hin gehen soll, bin ich auf die HV gestoßen. Sie Bilder die ich sah, haben irgendwas in mir ausgelöst.

 

1. Erste Schritte - Baby Steps

Ich war nicht besonders mutig oder erfahren. Habe mir also online eine Karte der HV angeguckt und mir eine kleine Runde im Norden der HV rausgesucht. 40 km, ich dachte dass wären dann so 3-4 Tage, ist ja hügelig. Bin dann mit einem sackschweren Gregory Baltoro (ca. 20 kilo für 4 Tage wandern... und einem Kumpel los.

Wir sind in Ovre Eidfjord (OE) gestartet und haben uns erstmal einen Aufstieg von knapp 1000 hm am ersten Tag gegönnt. Ich möchte einmal anmerken, dass der höchste Berg meiner Heimat, auf dem ich vorher war, ca. 60 Meter über nN gelegen war. In Baad hatte ich zwar mal einen Berg bestiegen aber ohne Rucksack und ich konnte mich eh nicht dran erinnern. Vielleicht kennt ja einer die Straße im Valursdalen. Für alle anderen: 6km, 950hM, 18 Serpentinen. Und das mit unserer UH Ausrüstung. Mein Wanderkumpane hatte zwar ein bisschen mehr Erfahrung als ich (er war in NZ und ist da einiges gewandert) aber ich war durch meine Zeit beim Bund besser im Training. Was aber egal war, da wir beide komplett fertig waren. In gefühlt jeder Serpentine haben wir eine Pause gemacht, Rucksack ab, hinsetzen, leiden, Rucksack auf, mehr leiden, weiter gehen.

Wir haben dann, als wir oben waren, eine ziemlich abgefahrene Landschaft vorgefunden. Hochmoore im Nebel, tosende Gebirgsbäche, Geröllfelder soweit das Auge reichte. Auf Trampelpfaden und Behelfsbrücken durchquerten wir das Buadalen. Wir machten sogar einen Abstecher (oder auch: wir bogen falsch ab) und hatten plötzlich einen genialen Ausblick auf den Valursfossen. 

Wir überquerten die Veig und schlugen völlig erschöpft um ca. 16 Uhr und nach (für uns damals unglaublichen) 12 km und 1370 hm das Zelt im Schatten des Harahaugane auf. Im Zelt erzählten unterhielten wir uns über den Aufstieg. Bei jedem Auto, dass von hinten kam, dachte jeder von uns still und heimlich: "Hey, wollen wir da fragen, ob die uns mitnehmen können?" Aber keine wollte es sagen, zum einen, um nicht der schwächere zu sein, zum anderen, da es gefühlt ein Ritus war, diesen Aufsteig zu Fuß zu machen. Wir glaubten, wären die HV nicht wert, wenn sie nicht zu Fuß erklimmen könnten.

Am nächsten Tag bestiegen wir den Nonhaug und genossen erneut den Ausblick über die karge Landschaft. Anschließend machten wir erste Off-Trail Erfahrungen, da wir den Weg nicht fanden. Durch Gestrüpp und Moor ging es durch Vedal und das Gummarsteinsfjellet hinauf. Von dort hatten wir einen atemberaubenden Blick über die Svello-Ebene und hinab auf OE. Kurz hinter Fivlingen schlugen wir das Zelt auf einer Bergkuppe auf. Die Stimmung war eigentlich gut, aber auch gedrückt, da wir in wenigen Stunden zurück am Auto sein würden. 

In den folgenden Tagen unternahmen wir Verletzungsbedingt nur einige Daytrips, auf die ich hier nicht weiter eingehen werde.

 

2. Die erste Herrausforderung: 100km

Nachdem ich die erste Tour also überstanden hatte, ging es direkt mit der Planung für das Folgejahr los. Studiumsbedingt war ich diesmal an den Juli gebunden, hatte also knapp 365 Tage Zeit, mein Vorhaben zu planen. Während der ersten Tour hatte ich den Ferne den selbsternannten "Nippelberg" (Harteigen) entdeckt und irgendwie hatte der etwas magisches. Er sah so fremd aus in der Landschaft der HV. Erwürdig ragte er empor. Überall schienen doe Wolken tief zu hängen, nur nicht um ihn herrum. Egal, wann wir nach ihm sahen, immer stand er da, mächtig, ruhig und mystisch. Ich schweife ab.

 

Also, Tour 2 ging dann los. Start war diesmal in Odda. Das Auto lies ich (erste Solotour) auf meinem Lieblingscampingplatz in OE (soll keine Werbung sein, aber Myklatun ist ein sehr netter, wenn auch spartanischer, Campingplatz). Mit dem Bus fuhr ich nach Odda. Ich hatte erst überlegt, die HV in Tyssedalen zu betreten, entschied mich aber wegen der Trolltunga (wegen der Menschen) dagegen. Der Aufstieg in Odda war mörderisch. Ich hatte zwar im vergangenen Jahr viel trainiert, aber eben nur im norddeutschen Flachland. Mein Rucksack war immer noch der Baltoro, wog immer noch gute 20 Kilo. Ultralight war mir ein Fremdwort.Hardangervidda.thumb.png.dd4e58ad4b939505f91e4b177c3e0dde.png

Das Stück bis Mosdalsbu war relativ Ereignislos. Ich war vom Aufsteig zu kaputt, um die Landschaft richtig zu genießen. Nach der Mittagspause am See (mit einem kalten Bad bis zu den Knien oder der Hüfte) ging es dann weiter. Das Wetter war unfassbar gut, die Sonne brannte. Ich trug damals noch einen Hut. Bushcrafting-mäßig. Hatte auch genug Sonnencreme für 3 Wochen Mallorca dabei. Eine große Flasche LSF 30 und eine nicht ganz so große LSF 50 für mein Gesicht. Wenn ich mich so daran erinnere... aiaiai.

Die Landschaft vos Mosdalsbus bis Tyssevasbu (klingt nach einer Etappe, waren aber für mich damals zwei ganze Tage) war extrem abwechslungsreich. Gut, sind auch 25 oder 30 km, da kann man das eigentlich erwarten. Aber es war alles dabei. Geröllfelder mit Brocken so groß wie Autos (ich erinnere mich noch gut ans Hüpfen), morastige Wiesen, zwei lange Staudämme mit riesigen Stauseen und zu meiner linken immer das Ringdalsvatnet, wie ein Ruhepool. Ich hatte mir die Strecke so ausgesucht weil ich dachte, dass ich mich nicht verlaufen kann, wenn es immer am Wasser langgeht. Auf dem Abschnitt von der Trolltunga (ich sah sie mir kurz an...) bis zur Tyssevasbu hatte ich zum ersten mal das Gefühl, auf dem Mond zu sein. Spitze Steine, karge Landschaften. Weit und breit nichts Grünes mehr. Bäche wurden auf Schneebrücken gequert, einmal schmiss ich meinen Rucksack über den Fluss, wollte hinterher, Schneebrücke brach ein. Musste 30 min Flussabwärts um eine neue Stelle zum queren zu finden, 30 Minuten zu meinem Rucksack. Das war toll. 

Von Tyssevasbu bis Torehytten (wieder zwei Tage...) war es eher eintönig um ehrlich zu sein. Zwei Flüssen wurden gefurtet, sonst wear da nicht viel. Kurz vor Torehytten dann zwei große Schwarzsanddünen (denke ich mal) und... ich war ganz nah am Harteigen. Dem Berg meiner Träume. War nice. 

Von den letzten Kilometern ist mir vorallem das Gröndalen sowie der Absteig nach Hedlo im Gedächtnis geblieben, diese beiden Orte sind unfassbar magisch und fast schon familienfreundlich von der Erreichbarkeit. Wenn ich jemanden von der HV überzeugen müsste, dann mit einer Wanderung von Torehytten bis Hedlo. Bis zum heutigen Zeitpunk für mich der landschaftlich schönste Abschnitt.

3. Hardangervidda Thru-Hike (S-N)

(Platzhalter)

4. Hardangervidda Thru-Hike (O-W)

5. Ein Spaziergang in der Hardangervidda

(Platzhalter)

 

 

Bearbeitet von SouthWest
Karte Urheberrecht
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Habe mal die zweite Tour hinzugefügt. Ich kann mich nicht an alles erinnern und die Touren drei und vier werden eher kurz ausfallen. Wenn jemand Fragen zu Streckenabschnitten oder so hat, dann her damit. Ich kann mittlerweile auch ziemlich realistische Einschätzungen treffen, wie lange man von A nach B braucht, da ich sowohl UH als auch UL unterwegs war. Die nächsten Touren werden auch alle UL, Tour 5 war mit sub 5kg BW ;)

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vor 4 Stunden schrieb einar46:

Ich habe ein paar Fragen:

  • Hast Du Dich auf markierten Wegen bewegt oder warst Du "Cross Country" unterwegs?
  • Kann man sich in den Hütten verpflegen (DNT-Schlüssel) oder muss man das ganze Essen für eine Tour mitschleppen?

 

Habe etwa 80-90% ontrail gemacht, wenig Off. Meiner Erfahrung nach sind gerade die weniger kräftig auf den Karten dargestellten Wege oft offtrail Vorallem im Osten und stellenweise im westen. Der Süden ist eher ausgetreten, ebenso der Hauptweg Süd-Nord und die Wege um ihn Rum.

 

Verpflegung kann man sich in den dnt Hütten kaufen. Ist idr alles da, weiß nicht, wie es end-off oder Out-off season ist, dafür gibt es sicher andere Experten. Habe einmal auf ner Hütte übernachtet und mir 3 Hütten angeguckt, immer Juni/Juli immer war alles da

Bearbeitet von retox1
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3. Hardangervidda Thru-Hike (S-N)

Im Juli 2018 machte ich mich dann auf den Weg nach Roldal und began mit meinem ersten "Thru-Hike". Ich hatte diesmal keinen harten Aufsteig am ersten Tag uns konnte deshalb deutlich frischer und kraftvoller mit meiner Tour beginnen.

Das erste Stück einer langen Wanderung ist immer das Schönste. Von Middalsbu bis Litlos war wirklich richtig schön. Immer an einem kleinen Fluss entlang, bestes Wanderwetter (kühl, bewölkt, klare Sicht) und links sowie rechts tolle Gebirgslandschaften. 

Ab Litlos dann wieder den Harteigen fest im Blick und dannach auf großteils bekannten Wegen. Habe nicht viel mehr von dieser Tour zu berichten muss ich sagen...

Bearbeitet von SouthWest
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