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Ultraleicht Trekking

Julia mit Hund

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Alle erstellten Inhalte von Julia mit Hund

  1. Manche Exemplare finde ich ein bisschen zu extrovertiert Aber meine ist total genügsam, 100% im Vertrauen und super unkompliziert. Könnte mir keinen besseren Begleiter wünschen! Da sind wir das erste Mal (?) einer Meinung! Ich glaub es gab so 2-3 solcher Hügel auf der Strecke. Hast du dich getraut, da zu nächtigen?
  2. Tag 7: 22. August, 27km, 790HM, Nörtel bis Diepoldsburg Ich verzichte aufs Frühstück und nehme eine frühe Verbindung, um wieder hoch zum Nörtel zu fahren. Ich hab eh noch einige Frühstücks-Tütchen übrig und vertrage meine eigene Nahrung besser als das Hotelfrühstück. Glutenfrei halt... Das mit den Bussen in die nächstgrößere Stadt klappt übrigens super. Irgendjemand fragte das und erleichtert die Unterkunftssuche ungemein, wenn man kein Zelt dabei hat. Heute ist die A8 dran zum Überqueren. Das ist ungefähr die Halbzeit, pi mal Daumen zumindest. Ich hatte mich darauf ein wenig gefreut, aber so richtig ein Hochgefühl stellt sich nicht ein. Ich finde es tagsüber oft langweilig und weiß immer noch nicht, wie ich das ändern kann. Ist es ein Mindset-Ding? Die anderen Aspekte habe ich ja schon in den vorherigen Tagesberichten angesprochen. Nach der Autobahn kommt man bald zur Boßler-Hütte. Ein paar Erwachsene und ziemlich fitte Kinder haben heute Dienst und ein Mädchen versorgt mich selbstbewusst mit Trinken - selbst einen Salat bekomme ich, obwohl sonst fast nix fertig ist, denn ist noch relativ früh am Tag. Ich setze mich mit einer großen Johannisbeerschorle an einen der Tische draußen und gucke mir die Ebene an. Wie schon am Tag vor dem Ruhetag kann ich mich nicht so recht aufraffen. Ich trödele förmlich den Albtrauf entlang. Bei Jahrhundertstein mache ich schon wieder Pause. Unter anderem sind 100 Schlagwörter des 20. Jahrhunderts in drei große Steintafeln eingraviert, eine davon seht ihr auf dem Bild. Umweltschutz, Gen, Wiedervereinigung. Das gefällt meinem hungrigen Gehirn: überlegen, ob das auch unter meinen Top 100 für das 20. Jahrhundert fallen würde und was fehlt. Was ihm nicht so gefällt: immer wieder ähnliche Aussichten. Wobei ich ehrlich sagen muss, dass ich mir heute - 5 Monate danach - die Bilder sehr gerne anschaue und mich gerne daran zurück erinnere. Deshalb ist es gerade auch total schön, den Bericht hier für euch zu schreiben. Worauf ich aber total - und das immer - stehe sind schöne Waldwege. Nach dem Boßler (wo übrigens eine Reihe von Flugzeugen verunglückten) geht es durch Kernzonen-Biosphären-Gebiet weiter. Bevor man weiter den Albtrauf laufen kann, gibt es ein paar Kilometer Zwischenspiel auf Asphalt. Ich meine, dass ich auf dem Ziegelhof Pause gemacht habe, weil es dort einen Automaten gab. Mit Saftschorle und Käsestücken! Ich bin mir ziemlich sicher und kann dass nur empfehlen: Demeter-Hof und richtig guter Käse. (Sonst war es die Ziegelhütte beim Randecker Maar). Danach geht's wieder in den Wald zur Ruine Reußenstein (die Ruine Windeck hatte ich übersprungen). Dankbar über einen weiteren Grund für eine Pause und für ein wenig Input besichtige ich sie natürlich. Man hat eine nette Aussicht der bekannten Art und kann ein paar Treppen hoch und runter steigen. Im weiteren Verlauf kann man eine kleine Höhle begehen. Unbedingt mit Taschenlampe oder Handylicht, um durch die tiefe Dunkelheit zum unteren Ausgang zu gelangen (mit Aussicht). Ich begegne einem Vater mit Sohn, der mich ermuntert, das zu probieren. Alleine hätte ich das vielleicht vorsichtshalber nicht gemacht. Ich bin den ganzen Tag schon nicht so richtig fit, aber als ich dann sehe, dass ich einen riesigen Bogen um Ochsenwang machen soll, sinkt mein Mut doch wieder. Ich habe eigentlich die Ruine Räuber oder die Ruine Teck als Übernachtung angepeilt, weil hier im Forum mal einer schrieb, dass es im hinteren Eck nen Platz gäbe. Aber ich bezweifele, dass ich es so weit noch schaffe. Aber dann ist der "Umweg" eigentlich das Highlight des Tages. Erst geht es einen Grasweg auf den Hügel hinauf (den Auchtert): Und dann schaut euch dies an: Und am Breitenstein ist - selbst wenn man den Albtrauf schon kennt - noch mal eine ganz besondere Sicht möglich. Und das finden wohl auch ganz viele andere, die ihre Picknickdecken ausgebreitet haben, um den Abend hier zu genießen: Ich traue mich leider nicht, hier mein Zelt aufzuschlagen und trotte mit müden Füßen weiter. Ich mag das gar nicht so gerne, wenn ich nicht genau weiß, wo ich bleiben soll. Und der Wald fühlt sich auch nicht gut an. Etwas bedrückend. Naja, zur Not laufe ich irgendwie bis Owen, da gibt es einen Pferdestall mit Wohnungen, die lassen mich bestimmt zelten. Aber als ich mit den Häusern von Diepoldsburg nähere, höre ich auf einmal lachende Kinder. Neugierig suche ich nach der Quelle und finde eine Art Landschulheim. Minutenlang überlege ich hin und her - es ist schon bald dunkel - dann gebe ich mir einen Ruck und klingele. Frage, ob ich wohl mein Zelt aufstellen kann. Die Besitzer sind freundlich und laden mich ein, über Nacht zu bleiben. Ich bin sehr erleichtert und stelle mein Zelt am Rand des Fußballfeldes unter Bäumen auf. Zufrieden sitze ich vor meinem Zelt, esse noch eine Kleinigkeit und schaue zu, wie die Sonne untergeht. Heilfroh, dass ich nicht im Wald hocke, wo ich mich doch immer ein wenig fürchte. PS: wie immer hab ich ein Bild vergessen einzufügen. Meine treue Begleiterin, die aufmerksam vor der Höhle wartet, bis ich endlich wieder auftauche:
  3. Tag 6: 21. August, 23km, 780HM, NFH Immenreute bis Nörtel (zwischen Gruibingen und Gammelhausen) Von diesem Tag habe ich gar keine Notizen gemacht. Aber ich weiß noch, dass ich erholt im NFH aufgewacht bin und extrem erstaunt war, dass meine Achillessehne überhaupt nicht mehr weh tat. Auch nicht später am Tag. Wir haben nur 23km vor uns, weil ich sozusagen vorgearbeitet habe. Zuerst geht es über Asphaltwege vom NFH los. Ich bin heute trödelig und hoffe ständig, dass irgendein Café offen hat. Die Kuchalb ist nur wenige KM entfernt, aber leider geschlossen. Am Hohenstein machen wir kurz Pause, um die Aussicht zu genießen, dann geht es nach Gingen runter. Es ist glaub ich nicht mal 12 Uhr und als ich ein schönes Gasthaus direkt auf der Route sehe, kehre ich spontan ein. Sie haben einen Biergarten hinten raus und ich bestelle mir ein Schnitzel mit Pommes, das auch wirklich gut gemacht ist. Kann ich empfehlen! Nach Gingen quäle ich mich ein wenig. Ich bin körperlich nicht ganz fit und fühle mich müde. Es geht leicht bergan, auf Asphalt, was ja, wie ihr inzwischen wisst, nicht positiv zu meinem Befinden beiträgt. Am Fränkel, meine ich, wird es kurz ganz hübsch, da hier Kiefern wachsen und es duftet und die Wege leicht sandig werden. Viele Tagestouristen haben unterm Fränkel geparkt und laufen hoch zu einem Gasthaus. Ich sehe auf dem Weg gar nicht so viele, aber die Bänke am Gasthaus sind hoppen proppen voll. Von oben geht es relativ zügig wieder runter, auf die Straße nach Schlat. Erst ein, zwei Kilometer weiter fängt es an, auch mal schön zu werden an diesem Tag. Zum Fuchseck hin und danach bis kurz vor die Gruibinger Straße ist heute das Highlight - immerhin ein paar Kilometer von 23, hihi. Am Fuchseck selber mache ich eine ausgiebige Rast. Hier ist es wirklich ganz fein: schön schattig, tolle Aussicht und das typische Albtrauf-Feeling. Was darf nicht fehlen? Klar, eine Tasse Espresso. Hier sitze ich eine ganze Weile, höre dem Gespräch der anderen Wanderer zu (nur 2, voll ist es hier nicht mehr) und hänge meinen Gedanken über diesen HW1 nach. Hund rastet natürlich auch: Irgendwann recherchiere ich dann die Verbindungen nach Göppingen - ihr erinnert euch, da wartet mein Care-Paket auf mich und mein erster Ruhetag? - und oh Schreck, die nächste Verbindung ist schon ziemlich bald. Also mache ich mich mit größerem Tempo als den ganzen Tag auf den Weg. Am Ende reicht es mir dann aber doch nicht. ich weiß nicht, ob die folgende Aussicht am Rottelstein war oder später: Ich bin heilfroh, als ich an der Straße stehe und auf den Bus warte. Ich bin den ganzen Tag nicht so richtig in Schwung gekommen, sieht man mal vom Versuch ab, den früheren Bus zu erwischen. Vielleicht brauche ich jetzt den Ruhetag. Und vor allem brauch ich das hier: Die Familie hatte genaue Angaben gemacht, zu welcher Eisdiele ich müsse. Die hatten sie nämlich vorgetestet, als sie mein Paket im Hotel abgegeben hatten. Ich glaube, es wäre mir fast egal gewesen. Dieser Nussbecher war sooo lecker, 6 Tage habe ich von so einem geträumt! Später schaue ich standesgemäß die nächste Folge vom NST von @Soulboy. Gott sei Dank kam die gerade raus. Es tut mir gut, seine Struggle und auch immer wieder seine riesige Motivation und Freude zu sehen - die Videos sind ja eh eine wahre Freude. Ich glaub, vom Ruhetag muss ich nicht viel erzählen: schlafen, essen, schlafen, essen. Gilt für uns alle beide: PS: das folgende Bild hatte ich gar nicht eingefügt, es ist nochmal eine Aussicht vom Fuchseck:
  4. Tag 5: 20. August, 33km, 1060HM, Lauterburg bis NFH Immenreute Der Morgen ist stressig! Es fehlten nämlich gestern abend Tütchen sowohl für meine Nahrung als auch fürs Hundefutter. Die benötige ich aber dringend, denn die Familie soll noch noch ein Paket in Göppingen hinterlegen, wo ich in 2 Tagen sein will. Wir frühstücken noch zusammen, dann gehen die Kinder Fernseh gucken und mein Mann fährt mich zurück nach Lauterburg. Warum machen wir das eigentlich mit dem Support? Für mich sicherlich nicht, aber für die Hündin. Letztes Jahr war es so, dass sie am Ende des Eifelsteigs struppig war und eine ganze Weile nicht mehr so richtig spazieren gehen wollte. Woraus ich zurück schloss, dass es am Ende dann doch einfach zu lang und zu viel war. Da meine Tour natürlich nicht auf ihre Kosten gehen soll, bekommt sie nach jeweils 4 Tagen einen Ruhetag, läuft dann einen weiteren Tag mit mir und dann haben wir zusammen einen Ruhetag. Außerdem sind die Tage eher um die 25km (dass mein Garmin mehr trackt wisst ihr alle, ne?). Los geht's - natürlich - wieder auf Asphalt. Die schweren Sachen wie Zelt und Schlafsack hab ich mit dem Hund bei der Familie gelassen. Es läuft sich leicht, klar. Bevor sich der Weg nach Heubach runter schlängelt, kann man auf dem Rosenstein allerhand über die frühere Nutzung dieses Hügels erfahren. ÜBerall sind archäologische Tafeln aufgestellt. Das ist super, denn ihr wisst ja inzwischen, dass ich Input brauche. Ich komme übrigens auch nicht aus einem gestressten Arbeitsalltag - wo Ruhe ja ganz willkommen wäre - sondern aus dem Familienurlaub, der sehr gemächlich ausklang. Minutenlang bin ich also in der Vergangenheit, in den Höhlen, auf den Wällen und in verschiedenen Epochen. Meine Fantasie läuft auf Hochtouren. Zwischendurch tun sich auch Ausblicke auf, die ich jetzt im Nachhinein als wahnsinnig typisch bezeichnen würde. Der typische Blick vom Albtrauf hinunter in die Ebene. Ich finde sie total schön. Und doch hab ich mir am Ende auch mal eine andere Sicht gewünscht. Kurz bevor es nach Heubach hinunter geht - dieses Mal MUSS das Café bitte auf sein und bitte, bitte guten Espresso bieten - kommt man noch zur Ruine Rosenstein. Es ist schön hier oben, bislang startet der Tag gut: interessantes am Wegesrand ist vertreten und eine schöne Umgebung. In Heubach bekomme ich tatsächlich einen Espresso am Marktplatz und dazu noch nen guten! Danach packt es mich ein wenig und ich laufe im Rekordtempo den Scheufelberg hoch. Das würde mich noch teuer zu stehen kommen, aber in dem Moment freue ich mich an meiner Kraft und der Leichtigkeit, mit der ich hier hochfliege. Oben geht es über Waldpfade federnd bis zum NFH Himmelreich. Keine Ahnung, ob der folgende Pfad auch hier oben war, aber da ich so viel geschimpft habe, sollt ihr ruhig ein weiteres Schön-Pfad-Bild bekommen: Das NFH Himmelreich hat übrigens geschlossen. An einem Samstag. Das ist schon krass. Ich mache eine schöne Pause in der Sonne und als ich etwas weiter mit 2 Männern quatsche, erzählen die, dass das schon das dritte Wochenende in Folge so wäre. Keiner macht die Dienste, auf die der Verein angewiesen ist. Es ist schwül, während ich meinen Snack esse und so richtig Hunger hatte ich auf der ganzen Tour noch nicht. Hikerhunger setzt eh erst später ein, oder? Die Schwüle hat nicht getäuscht: kurze Zeit später setzt ein ordentlicher Regen ein, passend zur öden Strecke. Kurz vor Weissenstein bleibt mir fast das Herz stehen: ein Hofhund springt aufgescheucht von meinen Wanderstöcken auf und rast auf mich zu. Mit meinen Stöcken halte ich ihn mir notdürftig vom Leib, während er versucht, mich zu beißen. Eine furchtbare Situation. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt die Besitzerin (in Wirklichkeit ist sie schnell da, sie weiß um die Gefahr) und nimmt den Hund an die Leine. Ich stehe unter Schock und breche in Tränen aus, nachdem ich in Sicherheit bin. Das Krasse ist, dass die Besitzerin sogar weiß, dass ihr Hund auf Stöcke aggressiv reagiert. Und als ich sie frage, ob was hätte passieren können, sagt sie: naja, als nächstes hätte er gebissen. Super. Und wohnt am HW1. Immerhin tröstet sie mich und versorgt mich mit 2 Flaschen Wasser, von denen ich 1 sofort leere. Also Leute: passt auf an der Lützelalb! Ab Weissenstein fängt für mich der HW1 eigentlich so richtig an. Wer nur einen Teil geht, sollte hier anfangen. Oberhalb von Weissenstein geht man meines Wissens das erste Mal am Trauf entlang und es ist sooo schön. Ich arbeite aktiv daran, nicht die Hundesituation im Kopf in Endlosschleife zu wiederholen. Das habe ich mal gelernt, es ist eine Art mentale Strategie, um nicht die Erinnerungen einzubrennen. Ich fokussiere auf die Sonne, die nach dem Regen rauskommt und den Dunst, der vom Boden aufsteigt. Zusammen ergeben sie eine fast magische Stimmung. Ich muss ganz langsam laufen, denn ich kriege gerade die Quittung vom Hochfliegen auf den Scheuelberg: meine Achilles-Sehne findet, es ist jetzt genug. Es ist auch ein langer Tag: ohne den Hund will ich schon noch mal wissen, ob ich 30+ schaffe. Sagen wir mal so: ja, aber gerade so. Schließlich kommt die Sonne vollends raus: Die restlichen 8 Kilometer sind wahnsinnig schön und wahnsinnig schmerzhaft. Ich mache Pausen an den Aussichten, aber meine Familie wartet auch schon auf mich. Sie haben das Paket abgegeben, möchten nun Hund und Ausrüstung bei mir lassen und sich auf dem Heimweg machen. Hier einer der Ausblicke: Schließlich humpele ich fast den Weg zum NFH hinein und lasse mich auf einen Stuhl fallen. Die Freiwilligen dieses Wochenendes essen auch gerade zu Abend und ich kann eine Portion Essen erstehen und darf ihren Salat alle machen. Es ist eine nette Runde, 3 kleine Kinder sind dabei und meine 2 etwas älteren. Was bin ich froh, dass ich heute nur noch die Treppe hoch muss! Ganz alleine schlafe ich oben im Matratzenlager, teile das Zimmer nur mit dem Marder. Die Sonne geht mit brennendem Himmel unter und ich bin etwas melancholisch, weil die Familie wieder weg ist. Sie haben mir noch einen Ingwershot da gelassen - vielleicht hilft es ja gegen die Entzündung in der Sehne. Aber das sehe ich morgen. PS: die Bilder, die ich nicht nutze, fügt das Forum am Ende immer eigenständig. Dann also noch eine kleine Zugabe:
  5. Vielleicht sind deswegen die großen USA Trails so beliebt. Die kleinen, immer wechselnden trail families treffen sich jeden Abend wieder und man hat immer ein gemeinsames Thema. Nur Bier gibt es wahrscheinlich nicht immer
  6. Tag 4: 19. August, 22km, 620HM, Straße nach Aalen bis Lauterburg Als ich aufwache, hab ich wieder Kopfweh und mir ist übel. Wie gestern. Und so bin ich ganz froh, dass es im Hotel kein Frühstück gibt. Ich trödele vor mich hin, trinke einen Espresso und schiebe den Aufbruch in den Nieselregen vor mir her. Aber irgendwann finde ich tief in mir ein wenig Vorfreude aufs Wandern und packe zusammen. Ich schaffe es sogar noch, mir im nahe gelegenen ALDI einen Ingwershot zu holen - meine neueste Geheimwaffe gegen Kopfweh und Übelkeit - und sitze um 8:35h im Bus zurück an den HW1. Irgendjemand fragte ja, wie das mit Unterkünften ist (warst du das @RaulDuke?): ich fand das total unproblematisch: einfach an die nächste Landstraße laufen, Navi einschalten und Buslinie ablesen. Ganz oft kommt man in kürzester Zeit in eine größere Stadt (heute Aalen, aber es würden noch Göppingen folgen und ich glaub Bad Boll), das heißt unter 30 Minuten. Und in den größeren Orten gab es zumindest diesen August immer ne Unterkunft. Klar, wenn du direkt am Weg eine Unterkunft suchst... das ist nicht so einfach. Ich hab immer gesagt, die haben nur Mittwochs offen, wenn gleichzeitig auch Vollmond ist. Die werden eben oft von Freiwilligen betrieben, in Vereinsform, und so viele gibt es da nicht mehr, die sich für diese Dienste begeistern können. Also haben die meistens nur am Wochenende offen und da sind eben nicht nur die HW1 Thruhiker unterwegs. Aber zurück zu dem regnerischen Morgen. Als ich aus dem Bus aussteige und auf die andere Seite der Landstraße von gestern stapfe, breitet sich vor mir... ein schnurgerader geschotterter Weg mit bewirtschaftetem Wald links und rechts neben mir aus. So im Nachhinein ist das total mein Humor, aber an dem Morgen bin ich eher missmutig. Ich hole die Kopfhörer raus und mache mir einen Podcast an, denn irgendein Thema zum Durchdenken gibt es gerade keins. Und so geht die Zeit bis zum Kocherursprung schnell rum. Wie alle Quellen ist auch diese mystisch. Über dem Wasser liegt eine Schicht Nebel und ich bin allein. Obwohl die Schilder vor mikrobieller Belastung warnen, nehme ich mir eine Flasche Wasser mit, denn es ist sehr kalt. Also das Wasser ist kalt. Es schmeckt ganz hervorragend und ich kann keinerlei Beschwerden vermelden. In Unterkochen meldet sich der Hunger zurück und zum Frühstück gibt es die Reste vom Inder. Als ich vollends in den Ort laufe, bemerke ich, dass auch Markttag ist. Ich erstehe noch einen Apfel als Nachtisch und komme mit der Verkäuferin ins Gespräch über meine Wanderung. Die Hündin bekommt noch eine Banane geschickt und beschwingt gehen wir weiter. Vielleicht ist der HW1 doch nicht so blöd. Ich stelle mal die These auf, dass es eine Reihe von Faktoren gibt, die beeinflussen, ob einem ne Wanderung gefällt. Vielleicht so 4: Wegbeschaffenheit, Naturschönheit, Interessantes am Wegesrand, Austausch. Von denen muss mindestens einer erfüllt sein. Also gehen schnurgerade Forstwege SCHON - wenn die Natur drumherum schön ist. Sagte ja auch @MarcG schon. Forstwege und ich sag mal eine Fichtenschonung drum herum sind schon schwieriger, aber wenn es gleichzeitig das Nördlinger Ries zu verstehen gilt, dann geht das schon. Nach der steilen Esslinger Steige geht es auf einem schönen Pfad weiter. Der Wald ist weit und still und ich versöhne mich ein wenig mit dem HW1. Der Aussichtsturm Aalbäumle zeigt mir das ganze Ausmaß des Wetters. Das spielt lustigerweise übrigens gar keine Rolle mehr, seitdem ich eine vernünftige Regenausstattung habe. Ich trage einen MYOG Quilt, eine UL Regenjacke von Montbell und die Kapuze der Jacke ist über meine Cap gezogen. Damit bleibe ich ziemlich lange trocken. Nach der Aussicht geht es nach Süden, durch ein einsames Tal und dann hoch, hoch, hoch zur Volkmartshöhe. Unterwegs erfahre ich, dass der Campingplatz in Lauterburg wegen des Regens keine Gäste aufnimmt. Sie haben Angst, dass die Zeltflächen überfluten oder zumindest ziemlich pfützig werden. Da aus dem Nieselregen später noch ein heftiger stundenlanger Guss werden würde, war ich ziemlich froh, dass ich "leider" eine Unterkunft buchen musste. Da nämlich meine Familie heute Abend an den HW1 kommt, ist wildzelten keine Option. Auf der Volkmartshöhe bin ich ganz alleine, aber ich glaub, bei gutem Wetter ist hier die Hölle los. Vielleicht liegt's am Nebel, dem Nieselregen und der Ruhe, aber ich mag hier gerne Pause machen. Ich zieh das nasse Shirt aus, das Schlafshirt mit Fleece und Regenjacke an, und setze mich ins Trockene. Mehrere Schauer - Vorboten dessen, was noch kommen würde - gehen runter, aber ich sitze warm und trocken, trinke Espresso, chatte, schreib Tagebuch. Schließlich muss ich aber doch los, es sind noch 10km und irgendwann wird es einer ja doch kühl. Als es richtig zu pladdern anfängt, stelle ich mich noch im Wald unter - haha. Diese Taktik funktioniert eigentlich nur bei kurzen Schauern und bald ist klar: dieser würde länger dauern. Tat er auch: bis zum Ende der Tagesstrecke. Und so konnte ich leider kein Bild vom... schnurgeraden geschotterten Forstweg machen Aber heute ist das eh kein Problem: am Ende des Tages wartet meine Familie auf mich und ich freu mich total. PS: bisschen Schotter, bisschen Pfad. Ein Blick auf den Weg, ich glaub von der Volkmartshöhe kommend.
  7. Aaah, hast du dich endlich entschieden? Ich hab deinen Thread verfolgt und hatte gehofft, du fliegst in die Türkei - den Lykischen Weg hatte ich nämlich auch auf dem Radar. Viel Spaß!
  8. Aye, aye! Du hast mich ja erst dazu gebracht und ich find's jetzt richtig gut, mir das von der Seele zu schreiben. Im Nachhinein kann ich dem Struggle auch was abgewinnen, hihi. Type-2-Fun oder so heißt das doch?
  9. Ich glaub das auch, dass da unbewusst ganz schön aussortiert wird. Schließlich hat man da ja seinen Urlaub verbracht (bis auf ein paar wenige, die das beruflich machen). Und ganz sicher hab ich mich vom Marketing und den Berichten verführen lassen Und was machen wir nun mit der Erkenntnis?
  10. Total! Ich stimme dir 100% zu. Später gibt es ja auf dem HW1 auch wunderschöne Stellen (Albtrauf zB), aber es ist tendentiell gleichförmig, immer ähnliche Aussichten. Und eben oft lange geradeaus.
  11. Krass, dass die Wege beide laut Statistik so viele befestigte Wege + Asphalt haben. Aber gerade bei "naturbelassen" ist der HW1 ja deutlich vorne. Danke für die Zahlen! Ich glaube, was bei mir eine riesige Rolle gespielt hat, war die Flutkatastrophe. Ich bin den Eifelsteig gelaufen, da war die grade eine gute Woche her. Das, was ich gesehen habe, hat mich stundenlang beschäftigt. Ich musste Flüsse durchqueren, die keine Brücken mehr hatten. Ich bin über Brücken gegangen, die fast zerstört waren. Ich habe Menschen getröstet, ihnen zugehört und die Gastronomie und Hotellerie genutzt, die nicht betroffen waren und dringend Gäste brauchten. Meine Hündin hat meistens die Kontakte hergestellt und mit ihrer freundlichen Art alle möglichen Leute berührt. Nichts von dem hatte ich auf dem HW1. Der Rückschluss ist übrigens nicht, dass ich jetzt Katastrophen-Wanderungen machen muss. Aber vielleicht muss ich ehrlich genug mit mir sein. Anerkennen, dass ich Input und Impulse brauche und eben nicht jemand bin, der es gut tut, wenn die Reize reduziert sind und sie stundenlang laufend in der Natur zur Ruhe kommen soll. Ich hab mich später versucht, dazu zu zwingen, aber es hat nicht funktioniert. Als ich den HW1 begonnen hab, hatte ich auch gerade 2 Wochen Urlaub mit der Familie gemacht und war erholt und eigentlich bereit für Neues. Vielleicht ist das die wichtigste Erkenntnis: dass (für mich) das Timing entscheidend ist und eine Wanderung direkt nach einer stressigen Arbeitsphase am besten ist. Oder die Wanderung völlig neue Aspekte mit sich bringen sollte, zB in einem fremden Land verläuft. Danke für deine Antwort, sie hat mich echt weiter gebracht!
  12. Weiter geht's. Mir sind schon ein paar Sachen aufgefallen, die beigetragen haben dazu, dass ich mich so schwer getan hab: das (zu hohe) Tagespensum gleich zu Beginn, die Langeweile, und damit zusammenhängend der geringe Austausch mit anderen Menschen. Und natürlich die Streckenführung. Tag 3: 18. August, 28km, 600HM, Kurz vor Mönchsdeggingen bis an die Straße nach Aalen Ich habe schlimme Kopfweh als ich aufwache. Yeah, läuft gerade. Der Regen in der Nacht hat uns eine Pfütze beschert, die ich auf schlechtes Abspannen zurück führe. Mein Quilt ist feucht geworden, weil ich wegen der Hündin quer im Zelt liege, aber nur ein kleines bisschen. Soweit so gut. Außerdem ist es wie immer magisch, früh morgens draußen den ersten Espresso zu trinken. Ich empfehle sehr den Pulverespresso von Naturata, der ist richtig nah dran an einem richtigen Espresso. Als erstes geht es nach Bopfingen. Ich mache im Kopf eine Liste, was ich alles brauche. Als ich dann am Städtchen-Rand stehe, entscheide ich mich doch um, denn mir taten gestern die Füße arg weh und ich will nicht noch 3km extra machen. Stattdessen geht es die ersten Höhenmeter hoch auf den Sandberg und ich sehe auf der anderen Seite von Bopfingen den Ipf. Diese runde Erhöhung gilt als Tor zur Alb und ich schöpfe Hoffnung, dass es dann ab jetzt besser wird. Oben angekommen erinnere ich mich an einen Bericht hier im Forum, dass der Egles-Platz super wäre. Auch zum Übernachten. Ich kann nur zustimmen! Ein richtig schöner Platz mit ein paar Ecken, in denen man sicher ein Zelt aufstellen könnte. Die Hündin und ich frühstücken in Ruhe und die nassen Zelt-Teile trocknen im Wind. Die Sonne kommt auch kurz mal raus. Von diesem Tag erinnere ich unglaublich viel Schotterwege und ein ständiges Geradeaus. Meine Motivation ist auf einem Tiefpunkt, notiere ich. Eine Weile laufe ich mit einem anderen Pärchen, die eine Menge Weitwanderwege in 10-Tages-Portionen wandern. Sie sind genauso enttäuscht bisher wie ich. Immerhin gibt es just zu dieser Unterhaltung auch mal für ein paar Kilometer (3 glaube ich) einen Pfad. Immerhin bin ich nicht alleine mit meiner Einschätzung. An der Kapfenburg trennen wir uns wieder. Ich setze mich auf eine Bank und beame mich kurz raus aus dieser Wanderung, indem ich mit meiner Tochter telefoniere. Espresso dazu, das hilft auch oft. Die Hündin legt sich ab und wartet geduldig, bis ich mich wieder gesammelt habe. Abbrechen ist irgendwie keine Option, weder heute noch später. Weil ich nur diese 2 Wochen habe und ziemlich zäh bin. Außerdem bin ich eine Optimistin: was wenn ich abbreche und dann wäre der Weg schöner geworden? Und ich hab glaube ich auch OCD - obsessive completion disorder. Es befriedigt mich ungemein, so eine Strecke zu beenden. Trotzdem: ich muss was tun. Ich erinnere mich an @German Tourist, die gesagt hat: wenn's nicht gut läuft, nimm nen Hotel. Also buche ich kurz entschlossen ein Hotel in Aalen, mit Sauna. Es ist der Monat des 9€ Tickets und meine Navi-App sucht mir total komfortabel die Busverbindung raus. Einfacher geht's nicht. Ich bin bereit, weiter zu laufen, die Hündin sowieso. Der Rest des Tages ist wegetechnisch eine Qual, zumindest für mich. Es gibt hier im Forum ja auch Schwärmer. Aber mal ehrlich: zwischen der Kapfenburg und der Straße nach Aalen, die über Himmlingen geht? Diese 15km? Ich weiß nicht. An der A7 treffe ich 2 Männer mit Hund und frage, ob's bis Aalen besser wird. Aber die schauen sich nur vielsagend an und schütteln den Kopf. Ah well. An das Hotel denken, die Sauna und was ich essen werde. Irgendwann werden auch diese Kilometer vorbei sein. Auch die Hündin trottet nur noch. Aber die stört sich eher an der Hitze als an den langweiligen Wegen ;-) An der Landstraße geht es dann ganz schnell: innerhalb von 3 Minuten kommt der Bus und ruckzuck bin ich in Aalen. Das Hotel, das ich gebucht habe, hat ausgerechnet heute Eröffnungstag und hat kaum Gäste. Dafür ist alles neu und sauber. Während die Hündin Schlaf nachholt, genieße ich die Sauna in vollen Zügen. Außer mir ist noch Miljan dort, der erst trainiert und dann sauniert. Ich gefalle ihm, er bietet mir eine Schusswaffe an für die Momente, in denen ich mich im Wald unsicher fühle. Er hat welche und ich hatte ihm erzählt, dass ich doch auch immer mal wieder Angst hab. Da ich nicht einschlage, lädt er mich auf nen Getränk ein, sobald ich vom Essen zurück bin (indisch ist es übrigens geworden, es ist so viel, dass es noch fürs Frühstück auf der Wanderung am nächsten Tag reicht). Miljan ist eine krasse Mischung aus Security und Gottesglaube und moderner Wirtschaft. Wir unterhalten uns über ziemlich spannende Themen, bis ich zu müde bin. Genau das, was ich gebraucht habe. Ich gehe alleine schlafen. PS: die Egerquelle war aber wirklich schön:
  13. Wegen Forstweg und Resupply: Ein 25kg Hund kann etwa 4 Tage Trockenfutter selber tragen, ohne dass man an die Daumenregel: max 1/4 des Körpergewichts des Hundes auch nur ran kommt. Musste aber langsam ran trainieren.
  14. Ich freu mich, dass ein paar mitlesen wollen! Es kann gut sein, dass ich sogar ein paar deiner Videos gesehen hab @rentoo! Ich frag mich auch, ob es vom Mindset abhängt, wie man eine Wanderung findet. Aber das wird sich hoffentlich beim Schreiben herauskristallisieren. Tag 2: 17. August, 28km, 750HM, Kurz vor Mönchsdeggingen bis kurz vor Bopfingen Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber die erste Nach draußen hat nie ne hohe Schlafqualität. Ich bin viel wach gewesen und nicht wirklich erholt. Während ich den ersten Espresso trinke, kommt ein Reh und steht 5m neben meinem Zelt, auf einer kleinen Anhöhe. Es ist noch früh morgens, ich will unterwegs sein, bevor hier jemand spazieren geht. Wir schauen uns eine ganze Weile an, es merkt, dass ich nicht wach und völlig ruhig bin, glaub ich. Die Hündin ist keine Jägerin und meldet auch keine Tiere, sondern liegt nur ruhig neben mir. Um 7h stehen wir wieder auf dem Weg und laufen den kleinen Rest nach Mönchsdeggingen. Ich freu mich auf ein bisschen Kultur dort, als ich das Kloster von oben im Morgenlicht sehen kann. Aber als wir dort ankommen, ist die Kirche verschlossen und das Gelände verlassen. Zwei andere Menschen mit Rucksäcken kommen und gehen wieder. Auch sie finden nichts zum Verweilen und Anschauen. Mir fällt auf, dass ich auf der ganzen Wanderung sehr wenig andere wandernde Menschen getroffen habe. Am nächsten Tag würde ich noch ein Pärchen treffen und dann am Ende noch 2 junge Menschen, die ihn in die andere Richtung laufen. Das war zwar auf dem Eifelsteig letztes Jahr sehr ähnlich, aber klar, da war ja auch gerade die Flut und es hagelte Stornierungen. Nur: dort kam ich ständig mit Menschen ins Gespräch, so dass ich oft Abends noch ganz viele KM vom Tag übrig hatte. Hier ist das anders. Die obigen Menschen mit Rucksack grüßen nicht mal zurück. Aber als sie weg sind, kann ich wenigstens den Wasserhahn des Friedhofs nutzen und den Schweiß des gestrigen Tages abspülen und vernünftig Zähne putzen. Der Krater, den ich gestern kennen gelernt habe, heißt übrigens Nördlinger Ries wie @Steintanz schon ganz richtig kommentiert hat. Unweit des Klosters läuft eine Etappe des Wanderwegs lang, der es umrundet. Über 100km ist der glaube ich lang und mir wird klar, dass der Durchmesser so um die 30km betragen muss (100 geteilt durch pi). Jetzt kriege ich auch noch mal richtig Information über die Entstehung... und jetzt wo ich die Dimensionen klar hab, kann ich es endlich sehen: eine riesige Delle! Gestern hätte ich lange suchen können, da war ich noch zu weit weg. Nach einem Frühstück mit Aussicht geht es weiter. Viel Wald steht heute an, und ich fange an, die Kilometer zu zählen. Kein gutes Zeichen. Nachdem ich die Sache mit dem Ries durchdacht und verarbeitet habe, ist mir wieder langweilig. Bei km 10 lege ich mich einfach in den Wald und gönne mir ein paar online Rätsel (wordl.at - kann ich wärmstens empfehlen). Eine weitere schöne Pause bietet sich bei einer der Quellen an, die der HW1 zu bieten hat. Diese hier ist fast magisch. Das haben die Menschen damals glaube ich auch schon gespürt - auch weil Wasser überlebenswichtig ist - und haben eine Statue hier errichtet. Irgendwann zwischen KM 10 und 15 merke ich die ungewohnte Bewegung und die kurze Nacht und die Füße werden schwer. Macht nichts, es liegen ja laut meiner Karte noch zwei Cafés auf dem Weg. Aber was soll ich sagen: beide sind geschlossen, meine Karte ist schon älter. Das zweite Café ist schon seit 4 Jahren geschlossen wie ich von seinem Besitzer erfahre. Ich hatte mich auf die leicht verrrosteten Stühle zwischen das Laub, das nicht weg gefegt wurde, gesetzt und mir selber einen Espresso gekocht. Er war auf der anderen Seite des Hauses und wir kamen ins Gespräch. Von den paar Wanderern kann er nicht leben, sagt er. Nach 44 Jahren musste er schließen. Tja, auch ich hab bislang kaum welche gesehen, auch Tageswanderer sind da nicht viele. Ich motiviere mich also mit dem nächsten Ort: Schweindorf. Aber wie soll's anders sein: das einzige Restaurant hat Mittwochs geschlossen und es wäre eh ein Umweg gewesen, für den ich keine Kraft hab. Im Nachhinein denke ich, ich hätte mich einfach nicht so an diesen 25 km pro Tag festhalten sollen, denn die letzten Kilometer tun mir wirklich weh. Und es gibt nichts zum Motivieren, schaut selbst: Als dann noch meine Familie anruft, um irgendeine Information von mir zu bekommen, wünsche ich mich sehr nach Hause und frag mich, warum ich hier so viele Kilometer durch Landschaft laufe, die ich im besten Fall nur OK finde. Ich schaffe es nicht nach Bopfingen und schlafe wieder draußen. Der lang ersehnte Regen weckt mich in der Nacht und ich bin froh, hier draußen zu sein, wo ich ihn spüren und riechen kann. Und hören. Beruhigt und irgendwie nicht mehr so allein schlafe ich wieder ein. Hier vielleicht eine kurze Info zu meinem Schlafsetup: Nemo Hornet Elite 2 - 1085g inkl Packsack Isomatte Thermarest Neoair Xlite Women - 340g Quilt 350M mit Kompressionssack - 611g Polycro Unterlegfolie - 57g Kopfkissen - 77g
  15. Ich hab @RaulDuke versprochen, dass ich im Winter, wenn die Abende lang werden, über den HW1 schreibe. Über meinen HW1, den ich diesen Sommer gelaufen bin. Und ich muss auch für mich schreiben, denn die Wanderung war nicht so, wie ich sie mir vorgestellt habe und schon gar nicht so, wie die Wanderung im Sommer zuvor, auf dem Eifelsteig. Warnung: ich fand vieles auf der Wanderung nicht schön. Darüber werde ich auch schreiben, denn ich will wissen, was ich für 2023 daraus lernen kann. Oder ob ich die Wanderstöcke aufgebe und mir ein anderes Hobby suche. Wer das nicht lesen mag, möge einfach weiterziehen. Tag 1: 16. August, 25km, 440HM, Donauwörth bis kurz vor Mönchsdeggingen Wie immer sitze ich aufgeregt im Zug. Stunden-, nein, tagelanges Packen liegt hinter mir und wegen des 9€ Tickets ist alles voll und verspätet. Heiß ist es auch. Aber das soll sich die nächsten Tage etwas regulieren. Besorgt schaue ich auf meine Hündin, die die Hitze gar nicht mag. Wegen ihr plane ich dieses Jahr nicht 30+ km am Tag, sondern "nur" 25. Und sie wird extra Ruhetage bekommen. Ich überlege kurz, ob ich mir Donauwörth noch anschaue, aber es ist schon 11h wegen der Verspätung und ich will endlich los. Ich finde die Starttafel, hole nochmal tief Luft und dann laufe ich los auf dem HW1, immer dem roten Dreieck nach. Ich liebe diesen Moment, wo es losgeht, auf ne lange Tour. Am Anfang geht es noch schön, wenn auch etwas langweilig auf Schotter an der Wörnitz entlang. Die Hitze drückt heftig und bald geht es mehrere Kilometer durch platte Landschaft über Asphaltwege und Straßen. Schon bevor ich bei km 10 bin, steht fest, dass ich meinen Rucksack viel zu schwer finde. Dabei hab ich ein Basisgewicht von etwas über 4kg und jetzt mit Essen und Trinken locker unter 10kg. Tjaja, da hat wohl jemand nicht allzu viel mit schwerem Rucksack trainiert, sondern immer nur große Hunderunden gemacht. Das rächt sich jetzt - wird sich aber in den nächsten Tagen geben. Nach Wörnitzstein geht es - ich zähle die Meter - in den Wald. Ich weiß noch, wie erleichtert ich war, der Hitze ein wenig zu entgehen. Im Wald ist es auszuhalten, aber ich hadere mit der Realität des HW1. Ich hatte mir kleine Wege vorgestellt und laufe immer noch über Schotter. Keine Ahnung, wie es zu so einer Diskrepanz kommen konnte, aber das wird mich noch etliche Tage begleiten. Daran hat der Weg ganz sicher keine Schuld. Ich glaub eher, dass ich mir da was zusammen geträumt habe, ohne zu bedenken, dass das auch eine Kulturlandschaft ist hier, und der Wald eben bewirtschaftet. Ich halte mich daran fest, dass bei KM 16 oder 17 die Harburg kommt. Und mein Eiskaffee! Die Harburg kostet Eintritt, selbst wenn man nur in das dortige Café möchte, aber ich brauche den jetzt so dringend (den Eiskaffee), dass ich die Karte sofort löse. Immerhin erfahre ich auf der Burg, dass hier mal ein Asteroid eingeschlagen ist und ein riesiger Krater entstanden ist. Das finde ich spannend und stelle mir diese Zeit vor und versuche Bilder im Kopf zu malen, wie der Asteroid hier einschlug und was das für die Tiere und Natur bedeutet hat. Bis 1970 wusste man nicht mal davon - dann wurden seltene Quarzformen gefunden, die den entscheidenden Hinweis gaben. Als wir weitergehen, ist es immer noch heiß. Von der Burg Harburg aus geht auf den Bockberg hoch. Natürlich auf Schotter. Ich füge mich und denke an den Asteroiden, scanne die Landschaft ab, ob ich die riesige Delle sehen kann. Das lenkt ab, bis wir auf dem Bockberg sind. Der ist nämlich mein Höhepunkt des Tages, weil ich spätsommerlich verbrannte Erde mit Heide wirklich sehr mag. Danach geht es nur noch durch Wald. Ich sag mal nicht, wie der Weg beschaffen war Ich hatte gehofft, dass ich an der Hütte irgendwo mein Zelt aufschlagen kann, aber es ist Ruhetag und ich traue mich nicht, ohne gefragt zu haben. Wenig später wird aber klar, dass ich es auch nicht mehr bis nach Mönchsdeggingen schaffe. Ich werde also gleich die erste Nacht im Gebüsch mein Zelt aufschlagen müssen. Schnell ist ein guter Platz gefunden, zum Glück ist hier kein Naturschutzgebiet. Erleichtert hänge ich das nasse Shirt zum Trocknen auf, weiche ein Abendessen ein, gebe das andere der Hündin und strecke müde die Beine aus.
  16. Spannend! Ich habe mir die ganze Zeit überlegt, wie es damals ausgesehen haben muss. Der Berg, um den man wandert, ist ja quasi durch den Neckar entstanden. Ob da jemand gelebt hat. Wie die Zwischenschritte aussahen. Warum es nicht anders war. Auf dem langen Forstweg habe ich Bilder gemacht und mit meinem Kind ausgetauscht.
  17. Oh je, beim Ith Hils Weg fehlt auch noch ein Tag und der HW 1 ist nicht mal angefangen… den hier hatte ich aber tatsächlich vergessen!!
  18. Albnordrandweg? Sind 370km (persönlich mit GPS gemessen, inkl aller Umwege), hat viel Wald, immer mal wieder Orte, paar Ruinen und Burgen und sicherlich schönstes Herbstlaub. Eine Höhle ist dabei und mehrere Flussquellen. 500 bis 1100 Höhenmeter am Tag. Der Albtrauf ist toll und bietet große Aussichten. Die ersten Tage sind noch nicht so toll, aber dann schon. Mir war es manchmal zu viel derselben Schönheit oder es war einfach der falsche Zeitpunkt, aber für dich passt es vielleicht. Beschaulich, Wald, Hügel.
  19. Ah, alle mit U vorne dran sind für den Uplandsteig und alle mit D für den Diemelsteig. So langsam steige ich durch.
  20. @Taswell21 oh genial! Aber du läufst ja nicht den Diemelsteig? Der wäre ja nur 63km. Was ich wissen will : welcher Trekkingplatz ist wo und wieviel km haben die Etappen dann? Gaia klingt gut - was ist das denn?
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