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Ultraleicht Trekking

East Coast Trail (ECT) Neufundland - Juni 2017


MarcG

Empfohlene Beiträge

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Thru Hike des East Coast Trail - 1. Juni - 12. Juni 2017

Offizielle Webseite: http://www.eastcoasttrail.com/
Umfassende Seite zum Thru Hiking: http://www.ectthruhike.com/
Packliste: https://lighterpack.com/r/6zvg23

Prolog

Der ECT liegt an der Ostküste von Neufundland auf der Halbinsel Avalon - und damit auf dem östlichsten Teil Nordamerikas (und auch Kanadas). Die offizielle Trail-Länge ist 312 Kilometer, aber vermutlich sind es ein paar mehr. Der Trail ist aufgeteilt in 26 "Paths" die meist zwischen den einzelnen Ortschaften und Gemeinden liegen. Man muss sich das so vorstellen, dass es verteilt über die Küste immer wieder kleine Siedlungen gibt und zwischen denen läuft dann die Strecke an der Küste entlang. Durchgängig verbunden ist der Trail also nicht, man läuft oft von einem Ende des Ortes zum anderen um wieder auf den nächsten Path zu gelangen. Manchmal sind das nur eine handvoll Meter, manchmal auch deutlich längere Strecken. So wandert man z.B. durch das Stadtzentrum der Provinzhauptstadt St. John's - mit mehr als 100.000 Einwohnern. Das ganze hat aber auch einen großen Vorteil: Man ist nie wirklich weit weg von der Zivilisation und Versorgungsmöglichkeiten - aber gleichzeitig ist der Trail auch sehr naturnah, weil die Buchten und Halbinseln eigentlich zivilisatorisch gar nicht erschlossen sind. Es gibt hier kaum Land- oder Forstwirtschaft - alles ist auf das Meer und Fischfang ausgerichtet. Der ECT ist relativ neu und viele der Strecken sind extra erst für den Trail angelegt und geschlagen worden. Begonnen wurde damit 1994 und die Strecke wird immernoch erweitert. Seit einigen Wochen ist er auch offiziell Teil des Trans-Canada Trails! 

Vorbereitung und Packliste

Es gibt eine sehr gute Seite mit Informationen zum Thru-Hiken und damit kann man an sich alles gut planen. Die längste Strecke zwischen Versorgungspunkten ist ungefähr 2-3 Tage und das lässt sich ja leicht bewältigen. Ich habe mit Temperaturen knapp über 0°C nachts und bis zu 20°C tagsüber gerechnet und es kann durchaus auch mal anhaltend regnen. Entsprechend wurde der Cumulus Quilt und die wärmere Luftmatratze eingepackt. Dazu Regenjacke, Windhose und Regenkilt für das miese Wetter. Trailrunner mit Goretex. Eine leichte Kufa-Jacke. Ich nahm das Tensegrity mit, bietet es doch mehr Raum als mein Tarptent (was leichter ist), aber dafür ist die Belüftung besser. 
Bevor es nach Neufundland ging, war ich noch eine Woche in Ontario wandern. Einerseits um die Ausrüstung nochmal zu testen, und um die Beine und Füße einzulaufen. Dabei merkte ich z.B. dass ich Kochen doch eher nervig finde und meine Kochkünste zusammen mit meinen seltsamen Essgewohnheiten nichts schmackhaftes produzieren. Ich entschloß mich daher die no-cook Variante zu gehen. Ich war auch so schlau meine neu gekaufte Kompaktkamera in einem See zu verlieren - was der Packliste auch wieder einige Gramm ersparte. Ich hatte auch noch eine Spiegelreflex mit in Kanada, aber die kanadische Post hatte mein Paket falsch ausgeliefert so dass mir das auch nicht zur Verfügung stand. So wurden alle Bilder mit dem Smartphone gemacht. :x Der Trip in Ontario lief an sich zwar gut, aber ich hatte mehr Fuß-Probleme als erwartet. Zum Glück legte sich das mit dem Eintreffen in Neufundland und die Füße waren jetzt auch schon abgehärtet. 

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Tag 0 - Portugal Cove - Brocks Pond (6 km)

Tag Null? Naja - ich bin direkt vom Flughafen mit dem Taxi an den Trailhead gefahren. Der Flughafen von St. John's liegt auf halber Strecke zwischen der Stadt und dem ersten Startort Portugal Cove und warum Zeit verschwenden? Da ich nicht koche, brauchte ich auch keinen Brennstoff nachkaufen und hatte den Proviant gleich dabei. 

Und so stand ich gegen 17:45 am Start. Viel mehr als ein paar Stunden waren nicht mehr drin, daher Tag 0. In Portugal Cove erwartet mich als erstes ein Eisberg in der örtlichen Bucht. Guter Anfang! 

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Der Trail beginnt hinter der Ortschaft. Es geht zunächst steil bergauf, zum Glück mit Treppenstufen. Ansonsten ist man hauptsächlich im Wald unterwegs. Es ist schön hier! Das Wetter ist auch angenehm und so macht es besonders viel Spaß. Erst recht natürlich weil man endlich nach all der Vorbereitung und Vorfreude unterwegs ist! Die Strecke geht viel auf und ab, teilweise ist es auch recht rauh. An einer Stelle bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich noch auf dem Trail bin, oder einfach nur einem Bachlauf folge. Ich komme an einer Möve vorbei, die regungslos - aber atmend - am Weg liegt. Immer wenn man weiter oben ist, hat man tolle Aussichten auf die Bucht und den Wald. 

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Das einzige was mir nicht so recht gefällt ist die Markierung des Trails. Irgendwie sehe ich da kein System - es gibt verschiedene Trail-Marker. Weiße Dreiecke, schwarz-weiße Stangen und große Schilder tauchen in unregelmäßigen Abständen mal auf. Aber von einer sinnvollen, durchgehenden Markierung kann keine Rede sein. Aber da es an sich auch nur einen Weg gibt, ist man irgendwie auch automatisch richtig. 

Die Trail-Informationen berichten von einem guten Zeltplatz nach ungefähr 5 Kilometern Trail. Und das stimmt. Ich nächtige am Brock's Pond, den ich nach ~2.5 Stunden erreiche. 

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Als das Zelt steht muss ich erstmal die ganze Ausrüstung neu sortieren. Immerhin ist das alles noch so gepackt wie ich es im Flugzeug hatte. Als ich fertig bin, fängt es etwas an zu Regnen und so verkrümmel ich mich in den Quilt und gehe Schlafen. 

Bearbeitet von MarcG
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Tag 1 - Brock's Pond bis Cripple Cove ~26km.

Die Nacht began mit Regen, dann kam Wind, dann wieder Regen, dann wieder Wind. Keine ideale, aber sicher auch nicht die schlechteste Abfolge. Im Zelt war es jedenfalls warm und gemütlich. Begrüßt werde ich von Nebel der über einer gewissen Seehöhe hängt, aber es ist nicht besonders kalt. So starte ich in Longsleeve und Windjacke. Morgens höhre ich ein komisches Pfeifen und denke zuerst - "kommt da jemand?" - aber es ist nur der Ruf eines Vogels, der sich - für mich - erstaunlich menschlich anhört. Das Geräusch sollte mich über die gesamte Länge begleiten. 

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Der Trail führt zunächst tiefer in den Wald hinein. Teilweise ist der Pfad schon sehr eng, bzw. zugewachsen. Einen längeren Abschnitt lang zwänge ich mich zwischen Nadelbäumen durch. Dank des Regens hat das irgendwas von Autowaschanlage. Die Wegbeschaffenheit bleibt rauh. Oft muss man wirklich aufpassen wo man hintritt. Was nicht einfacher wird, wenn einem die Bäume sogar die Sicht auf die eigenen Füße verwehren. Der Wald ist wirklich dicht gewachsen. Mal eben zur Seite abbiegen ist ohne Axt oder Machete kaum denkbar. Als es mal wieder eng wird und ich irgendwelche Steine hochsteige bin ich mir wirklich nicht mehr sicher, ob das hier überhaupt noch der Trail ist, ober ich längst zum Querfeldein übergegangen bin. Ein Blick auf den GPS Track verrät allerdings dass ich richtig bin. Das ist vielleicht das größte Problem hier: Die fast vollständig fehlende Markierung der Strecke. Ich meine das gar nicht mal so 100% zur Navigation - man kreuzt keine anderen Wege - kann also meist gar nicht soo richtig falsch sein. Aber an vielen Stellen ist der Weg so primitiv, dass man schon oft zwei oder dreimal nachdenkt welches denn nun die richtige Richtung ist. Und dann ganz vereinzelt gibt es dann doch Markierungen. Und die wirken dann irgendwie fehl plaziert und inkonsistent. Über der Baumgrenze ist es übrigens deutlich besser, die weiß-schwarzen Stäbe sind zahlreicher und besser sichtbar. 

Dann plötzlich ändert sich der Trail - in eine relativ frisch geschnittene Schneiße. Es ist deutlich breiter und man kann laufen ohne dauert an Bäumen zu streifen. Hat mir an der Stelle gut gefallen. Der enge Bewuchs lässt das aber fast wie einen Gang, einen Tunnel, wirken. Man fragt sich schon was passiert wenn einem hier ein Elch begegnet - ausweichen ist nicht drin. Elche hab ich zwar nicht gesehen, aber ihre Spuren und nicht zuletzt auch etliche Kothaufen.

Nach und nach gewinnt der Weg an Höhe, geht es doch über den Höhenzug der dem Path den Namen gibt - Piccos Ridge. Man kommt mehrfach über 200m Seehöhe. Die Steigung wärmt und es dauert nicht so lange bis ich mich der Windjacke entledige. Je höher ich komme umso weniger Sicht gibt es leider auch. Aussichten kann ich keine Anbieten und lasse die Viewpoints linke liegen. Mehrfach steigt und sinkt der Trail stark ab, es gibt ein paar Flußkreuzungen mit tiefen Einschnitten. Die haben es ganz schön in sich und man muss wirklich gut aufpassen wo man hintritt. Der Weg bleibt uneben und primitiv.  

So vergeht der Vormittag bis ich das Ende des ersten Pfades erreiche. Dort liegt die kleine Siedlung Bauline. Schnell ist sie durchquert. Die paar Leute im Hafen sind die einzigen Menschen die ich an dem Tag sehen sollte. Gesprochen habe ich mit niemandem. Auf der anderen Seite startet auch gleich der nächste Path. 

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Es geht so weiter wie zuvor, allerdings werden die Auf- und Abstiege immer steiler. Gerne nimmt der Weg auch die direkte Linie - also einfach geradewegs bergauf und bergab. Rauf ist das anstrengend und runter muss man wirklich gut aufpassen wohin man tritt. Selten habe ich meine Treckingstöcke so geliebt. An einigen Stellen sind sogar einfach Seile ausgelegt, damit man sich helfen kann. Aber ähnlich wie die Markierungen ist das nur Stückwerk. Für jede Stelle an der ein Seil Hilfe anbietet gibt es mehrere die man auf sich gestellt überwinden muss. Es erreicht noch nicht das Niveau von Klettern, aber für eine Wanderung ist es schon anspruchsvoll. Auch mehren sich die Stellen an denen es sehr feucht und matschig ist. Es gelingt mir zwar die längste Zeit die Füße trocken zu halten, aber irgendwann erwischt es einen dann doch. Ähnlich wie bei den Steigungen gibt es teilweise Bereiche in denen Holz ausgelegt ist, aber für jede Stelle gibt es andere die einfach nur unter Wasser stehen.

Im Frühjahr gab es einen starken Sturm auf der Insel, der etliche Bäume erwischt hat und nicht selten finden sich diese auf dem Weg wieder. Ich kann gar nicht sagen wie oft ich über, unter, drüber, drumherum laufen muss. Dazu kommt dass der Trail immer schwerer zu finden ist. Die offiziellen Markierungen bleiben spärlich, irgendjemand hat die Strecke manchmal mit bunten Bändern markiert, das hilft. Am Ende habe ich mich daran orientiert, dass da wo der offizielle Trail verläuft die Bäume mit der Säge gefällt wurden, es also glatte Baumstümpfe gibt. Das war das einzige was einigermaßen zuverlässig ist, neben dem GPS Track. Aber dauernd aufs Telefon schauen ist ja auch doof. 

 

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Bei aller Anstrengung gibt es auch positives zu berichten: Die Sonne kommt heraus! Endlich gibt es tolle Aussichten auf die Küste, die Bucht, die Höhenzüge. Bei einer Pause gibt sich so auch die Gelegenheit das Zelt zu trocknen. Dummerweise schaffe ich es meine Windhose aufzureißen - naja bei dem Wetter sind Shorts ja auch passender. Weiter nördlich wird das Terrain offener und man ist länger aus dem Wald heraus. Zusammen mit dem besseren Wetter gibt es endlich was zu sehen! 

Ich entscheide mich dazu um nordöstlichen Ende des Trails zu campen, da gibt es einen Seitenpfad herunter zur Küste mit ein paar Wiesen. Unten ist es allerdings auch sehr windig. Ich versuche zwar einen halbwegs geschützten Platz zu finden, muss aber irgendwo den Kompromiß zwischen einer flachen Stelle und Windschutz finden. Das Zelt hat schon kräftig geflattert, hielt aber. Ziemlich fertig gehe ich bei einem tollen Sonnenuntergang schlafen. 

 

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Tag 2 - Cripple Cove bis Herring Cove ~ 33 Km.

Die Nacht verlief ruhig - bis auf den ständigen Wind. Morgens ist allerdings der Nebel zurück und es fühlt sich deutlich kühler an. Der Wind ist immer noch da und treibt etwas Kondenzwasser/Sprühwasser auf das Zelt. Es ist total ungemütlich und kalt! Ich ziehe mich warm an mit der Jacke und Kilt. Zunächst muss ich von der Küste wieder zum Trail aufsteigen und der hat auch direkt dort eine weitere Steigung. Weiter oben ist der Wind nicht so stark, und im Wald dann gar kein Thema mehr. Immerhin ist mir so nicht mehr kalt! Die Wegbeschaffenheit bleibt allerdings bescheiden. An einer Stelle ist die Wegführung mal wieder völlig unklar und so laufe ich zunächst in die falsche Richtung. Naja laufen ist das falsche Wort - natürlich liegen genau hier diverse Bäume quer und es ist eine Mischung aus Klettern und ausweichen. Es gibt auch genug Spuren hier - ich bin also nicht der erste dem das passiert. Als es nicht mehr weiter geht kehr ich um und finde dann auch die Stelle an der man steil seitlich aufsteigen muss um auf dem Weg zu bleiben. Oben - und nur sichtbar wenn man eh schon dort steht - ist auch eine Markierung! Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Schließlich erreicht ich Cape St. Francis, das nördliche Ende des ECT und hier steht auch ein Leutturm. Das Wetter zeigt eindrucksvoll warum die früher auch mal so wichtig waren.

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Der Pfad endet hier auch. Es gibt eine Straße mit ein paar Häusern, aber wirklich bewohnt scheint es hier nicht zu sein. Ein Schild informiert darüber, dass es hier mal eine größere Siedlung gab, komplett mit Fischölfabrik (von der sieht man nur noch ein Beton Fundament), aber das ist alles Geschichte. Man läuft ein paar Meter die Straße entlang und links biegt dann der nächte Pfad ab. Aber ich entschließe mich stattdessen die Straße in den nächsten Ort zu laufen. Nicht weil ich auf Roadwalks stehe - da hatte ich in Ontario ein paar besonders unschöne - sondern weil ich nach dem letzten Pfad etwas entnervt bin. Durch die schwierigen Verhältnisse kam ich immer nur langsam voran. Im Schnitt 2 Kilometer pro Stunde. Bei dem Tempo kann ich meinen Zeitplan niemals einhalten. Aber ganz unabhängig davon finde ich den Gedanken toll einfach mal länger als drei Schritte hintereinander machen zu können ohne ständig darauf achten wohin man tritt. Ich weiß dass ich das schwierigste Terrain jetzt hinter mir haben sollte und es besser werden wird. Also ab auf die Straße und nach Pouch Cove. 

Der Ort sieht nett aus. Typische neufundländische Architektur mit kleinern Häusern. Vorbei an Kindergarten und Kirche. Ich wundere mich zunächst was das für komische Boxen vor den Häusern sind? Briefkästen? - nein Müllbehälter! Im Ort gibt es einen Convenience Store direkt auf dem Weg. Draußen stehen neben dem Eingang zwei große Trekking-Rucksäcke und zwei paar Stöcke. Wenn das mal keine anderen Hiker sind?! Kaum habe ich meinen Rucksack daneben plaziert kommen Ray und Armanda auch schon aus dem Laden. Beide sind einen Tag vor mir gestartet und sind sich auf dem Weg begegnet. Ray hat den ECT schon mehrfach absolviert. Armanda ist auf ihrem ersten Thruhike. Wir beschließen erst einmal zusammen weiter zu laufen. Nach einem kurzen Abstecher zum lokalen Postamt wo Armanda Futter deponiert hat geht es dann auf den nächsten Pfad. 

Die Szenerie ändert sich hier etwas. Man läuft oft deutlich näher an den Klippen entlang. Leider macht der Nebel die Fotogelegenheiten zunichte. Außerdem ist der Weg hier deutlich besser ausgebaut. Es gibt häufiger Boardwalks und Treppen! Aber keine Angst: Es droht keine Wanderautobahn. Auch wenn ein paar matschige Stellen überbaut sind, es bleiben noch genug andere. Und die Stufen sind oft mehr als uneben. Herunter gewöhne ich mir schnell an trotzdem die Stöcke zur Hilfe zu nehmen. Ich weiß nicht welche DIN-Norm hier gilt, aber sie wird offensichtlich nicht angewandt.

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Was der Streckenabschnitt reichlich bietet ist dafür Wasser. Es werden zahlreiche Flüße überquert, teilweise auf gut ausgebauten Brücken. Manchmal steigt man dazu auch auf Seehöhe ab. Der Pfad hat jedenfalls ausreichend Höhenmeter!

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Wir erreichen die nächste Siedlung, Flatrock. Es gibt hier unter anderem eine Grotte, die sogar vom Pabst besucht und gesegnet wurde. Ray grüßt eine Frau, die ihm wohl bei einem früheren Besuch während eines Orkans ausgeholfen hat. Wir machen eine Pause am Ortsende und es ist unerfreulich kühl. Auch wenn Ray und Armanda eher ultra-heavy unterwegs sind, so ist unser Tempo doch recht gut und es ist angenehm in Gesellschaft zu gehen. Gerade im Vergleich zur totalen Einsamkeit des Vortags. Der nächte Pfad läuft zuerst auf eine lange Halbinsel hinaus, hat aber weniger Steigung als zuvor. Das Wetter wird auch minimal besser, so dass man zumindest etwas Sicht auf die Küste hat. Ray erinnert sich an gute Zeltmöglichkeiten etwas weiter auf dem Weg und dort gibt es tatsächlich Wiesen. Wir campen mehr oder weniger direkt neben dem Trail und gehen dann auch schnell zu Bett. Es kommt leichter Regen.

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Tag 3 - Herring Cove - St. John's ~32 Kilometer

Wie erwartet bin ich der Frühaufsteher der Gruppe und mache ich als erstes auf den Weg. Diesmal sogar mit "richtigem" Frühstück. Ich hatte extra so Trinkpulver gekauft, und dann die Instant-Milch vergessen! Im Conveniencestore gab es welche und so kann ich endlich was von dem Zeug loswerden. Ich stelle mich zuerst noch extra doof bei Zeltabbau an und beschädige die einzige Zeltstange des Tensegrity! Naja, kann ich jetzt eh nix machen. Der Nebel ist immernoch da als ich aufbreche. Das frühe Aufstehen hat aber auch seine Vorteile: Ich finde einen 5$ Schein auf dem Weg nach Torbay! Das lohnt sich ja richtig! Torbay hat keinen großen Hafen, aber an einem Anleger gibt es einen großen Mural. Man kommt auch an etwas Strand vorbei. Sand gibt es keinen, aber man läuft auf den Steinen herum. Mal was anderes! 

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Man läuft diesmal nicht durchs Ortszentrum sondern nur am Rand vorbei bis zum nächsten Pfad. Dieser ist relativ flach und Küstennah. An einer Stelle warnt ein Schild vor schlechten Wegbedingungen, gefolgt von einem total flachen und einfachen Stück Weg. Ich wäre fast umgedreht um das Schild zu fotografieren! Man überquert diesmal auch einen größeren Fluß ohne Brücke. Am Ende dieses relativ kurzen Pfads liegt Middle Cove. Eine bekannte Bucht. Hier verlief mal das erste Trans-Atlantik-Telefonkabel und es gibt wohl einen Fisch der hier jährlich anlandet und in Mengen gefangen wird. Am Strand sind sogar Leute die da den Sonntag Morgen genießen. 

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Es folgt ein längerer Roadwalk. Vorbei unter anderem an einem Kriegsdenkmal. Das wird hier in Neufundland recht ernst genommen, es gibt durchaus mehrere davon. Mir kommt eine größere Gruppe Jugendlicher mit Rucksäcken entgegen. Ich vermute die haben die Nacht zuvor irgendwo draußen verbracht. Der nächte Pfad ist sehr gut ausgebaut! Hier muss ich fast wirklich an die Wanderautobahn denken. Aber er hat auch wieder größere Steigungen, ist sonst aber sehr schön. Wieder tut der Nebel seinen Teil, so daß ich die Sicht die die Höhe bietet leider wieder mal nicht nutzen kann.

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Zwischendurch filtere ich mal eine größere Menge Wasser, weil am nächsten Pfad lieber nix aufgenommen wird (Nähe Mülldeponie). Man passiert auch alte Bunker aus dem zweiten Weltkrieg sowie eine alte Radarstation. Dann ended der Pfad recht abrupt - hier kommt Privatbesitz und man muss einen Umweg laufen. Das kommt immer wieder mal vor, aber hier ist es wohl besonders ausgeprägt. So ist der folgende Roadwalk wieder etwas umfangreicher und führt zum Ocean Science Center nachdem es wieder bergauf geht. 

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Der letzte Pfad des Tages hat den Vorteil dass wieder einmal die Sonne einen kurzen Gastauftritt hat. Nicht so schön ist die Nähe zur Mülldeponie. An einigen Stellen hat der Wind doch eine ganze Menge Zeug auf den Trail geweht. Man läuft durch Papier und Plastiktüten usw. Unschön. Am Ende belohnt mich das Wetter allerdings mit diesem schönen Blick über St. John's. 

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Der Abstieg in die Stadt ist eher merkwürdig, weil der Berg komisch angelegt ist mit jede Menge Wegen. Dann geht es noch eine halbe Stunde durch die Straßen bis zum Ortszentrum wo ich mir ein Hotelzimmer gebucht habe.

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Tag 3/4 St. John's bis Freshwater Bay ~ 12km

Was macht man in der Großstadt? Geht ins Hotel, wäscht alle seine Sachen, Essen. Und natürlich genießt man das Gefühl auf einer schönen Matratze zu liegen. Neben einem hängt das Zelt zum trocknen und der Quilt und überhaupt. Abends fängt es mal wieder an zu regnen. 

Und der Regen ist auch noch am nächsten Tag noch umtriebig. Ich nutze alle Zeit um die Sachen zu trocknen und warte bis zum Checkout. Ich hab die Zeltstange mit Klebeband geflickt und die Beine meiner kaputten Windpants abgeschnitten. Ich hatte etwas extra Leine mitgenommen um die Stromfahrer Modifikation des Tensegrity zu testen. Jetzt nutze ich die Leine um die Beinlinge zu fixieren. 

Direkt um die Ecke ist das örtliche Outdoor-Geschäft. Es ist tatsächlich gut sortiert! Dort treffe ich auch Armanda und Ray wieder. Die beiden sind sich noch nicht sicher ob sie im Regen losziehen wollen, oder noch in der Stadt bleiben. So wirklich sicher bin ich mir noch nicht. Zuerst mache ich mich aber auf den Weg zum Supermarkt. Idealerweise wäre ich da gestern vorbei gegangen, das hab ich aber versäumt und so muss ich in die andere Richtung. Der Markt ist groß, es gibt alles. Ich kaufe ausreichend Zeug, der Rucksack wird deutlich schwerer. Auf dem Rückweg gibt es noch ein warmes Mittagessen. Im Restaurant bastel ich auch aus etwas Shockcord und zwei Tankas (im Shop gekauft) eine bessere Version der Beinling-Befestigung. Das hat auch den Rest des Hikes gehalten!

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Man muss um den Hafen herum laufen. Das ist nicht so schön. Erst recht nicht bei dem Scheißwetter. Es geht wieder bergauf. Und alles ist naß. Das ist heute der dominierende Eindruck! Oft wirkt es als laufe man einen Bach hinauf. Die ausgetretenen Pfade sind gerne mal ein paar Zentimeter tiefer als der Rest und entsprechend voll Wasser. Dazu Nebel und Wind. Weiter oben ist es nicht mehr so stark bewalded, und so spürt man den Wind schon richtig. Mit ist nicht kalt, aber ich bin auch dick eingepackt. Beinlinge, Regenkilt, Jacke und Regenjacke! An sich ist die Gegend schön und meine Laune gar nicht mal so schlecht. Der Regen an sich lässt auch etwas nach, der Wind bleibt aber. Es geht hauptsächlich über Steine und durch Büsche. Leider sieht man wieder mal zu wenig. Plötzlich stehe ich vor einem Waldweg. Nein, das muss falsch sein. Der Blick aufs GPS bestätigt es aber. Also umdrehen und zurück. Das ist besonders ärgerlich weil ich grade durch einen besonders naßen und umständlichen Abschnitt durch war. Da war auch ein Steg, normalerweise ist das immer ein gutes Zeichen dass man noch auf dem Trail ist. Beim Versuch zurückzulaufen komme ich aber nur noch weiter vom Trail ab. Ich stehe vor einem See, der nicht auf der Karte ist. Na toll. Schließlich geht es querfeldein, bis ich knöcheltief im Wasser stehe. Na toll. Bislang waren die Füße doch einigermaßen trocken geblieben! An der Stelle wo ich falsch lief waren sogar Markierungen. Aber mal wieder so angebracht dass man sie nicht sieht, erst recht nicht wenn man wegen des Sturm den Kopf tief hängt. Das ganze versaut mir die Laune. Es geht auf der anderen Seite des Berges wieder herunter und ich erreiche eine große Bucht. Es gibt hier einige Grasflächen und ist relativ windgeschützt. Ich beschließe hier zu campen. In der Bucht ist auch ein großer Eisberg. 

Ich finde eine Stelle etwas weiter hinten fürs Zelt. Meine Tape-Reperatur ist aber natürlich sinnfrei, weil die Zeltstange so zu dick wird und nicht mehr passt. Dann halt ohne. Zelt steht auch so noch, verliert nur etwas Spannung im oberen Teil. Schnell noch Sachen zum trocknen aufgehangen und dann war ich sehr früh im Bett. 

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Tag 5 Freshwater Bay - Miners Point Campsite ~ 35km

Ich wache gegen 6 auf, es dauert aber dann aber bis 7:15Uhr um mich auf den Weg zu machen. Irgendwie brauche ich morgens zu lange! Vielleicht ist es auch einfach der Versuch möglichst lange damit zu warten die nassen Socken anzuziehen und dann in die nassen Schuhe zu steigen. Obwohl der Regen am frühen Abend gestoppt hat, ist über nacht nichts getrocknet. Immerhin: Es ist zwar bewölkt, aber dafür der erste Morgen ohne Nebel! Der Eisberg in der Bucht ist deutlich kleiner geworden, die Eisschollen am Strand komplett verschwunden. Als erstes steht die Querung des Dammes an, da wurde mit dicken Steinen ein gut gehbarer Weg gelegt. Man muss allerdings den Fluß queren. Da war ich dann doch froh fürs Goretex, das war hilfreich.

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Es folgt ein Abschnitt wo man zwar im Wald, aber meist an der Steilküste entlang läuft. Endlich sieht man auch mal wieder was davon. Einmal bin ich relativ weit oben, aber der Wind drückt die Gischt bis hier hoch. Fast als würde es hier regnen! Ich sehe einen Containerfrachter auslaufen, der tags zuvor im Hafen lag. Zurück sieht man immer das Fort über St. John's. Gestern hätte man bestimmt eine tolle Aussicht gehabt!

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Am Ende des Pfades quert man kurz eine kleine Siedlung wo mich ein Hund energisch anbellt. Dann beginnt direkt der nächste Pfad. Es geht bergauf und man merkt dass hier die Vegetation abnimmt. Sträucher statt Bäumen. Gräßer statt Sträuchern. Oben merkt man den Wind. Am Ende dieser Landzunge weht es schon ganz fürchterlich. Es gibt sogar runde Steinburgen die dort errichtet wurden. Mit Feuerstellen drin. Scheint hier häufiger mal windig zu sein? Jedenfalls gibt das dann auch die Sicht frei auf Cape Spear! Cape Spear ist der östlichste Teil Kanadas und ganz Nordamerikas. Es gibt einen Leuchtturm und das ganze ist Nationalpark. Kurz vor dem Trailhead ist noch ein Denkmal für auf See verschollene. Leider kann man nicht zur östlichesten Stelle gehen, da wird die Besucherplattform gerade neu gemacht. Ich habe keine Lust zu bezahlen und so gehe ich auch nicht in den Leuchtturm. Dafür nutze ich die Gelegenheit die örtlichen Toiletten zu benutzen. Und dann den dortigen Fön für meine Handschuhe. 

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Es ist nicht kalt, aber der Wind ist spürbar. Der Trail geht nun lange über offenes Gelände. Relativ flach und mit wenig Höhenmetern. Dafür gibt es weite Ausblicke. Über Land, Küste, Meer. Gefällt mir sehr gut. Man kommt auch schön voran. Voraus sieht man die Küstenlinie und irgendwann wird die Aussicht auf die nächste Bucht frei. Eisberge! Ein toller Moment!

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Am südlichen Ende der Ebene wird es deutlich feuchter, das ganze Wasser läuft hier ab. An der Küste sehe ich einen Adler. Der wird von einer wilden Möve immer wieder belästigt und sucht dann das Weite. Die letzen Kilometer des Trails sind dann wieder umständlicher. Es geht wieder auf und nieder und ist waldig. Man gelangt so nach Petty Harbor, einem kleinen Fischereihafen. 

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Tag 5 Fortsetzung

Petty Harbor sieht ganz nett aus. Hat fast etwas romantisches mit dem Hafenbecken und der Lage in dieser Bucht. Ich kaufe eine Cola und Chips im Convenience Store und mache Pause. Dessen Auswahl ist zwar klein, aber dafür ist die Toilette 1A! Ich habe mir aber vorgenommen etwas am Kilometern zu schaffen heute, war doch der Vortag so mau. Also weiter. Durch den Ort, am nächsten Mural vorbei und dann bergauf auf der anderen Seite. Oben angekommen eröffnet sich ein weiter Ausblick über die vor mir liegende Ebene. Ich habe die Bucht ja umrundet und so sehe ich nun die Eisberge vom Vormittag von der anderen Seite. Das Wetter spielt auch mit: Es klart auf und wird sonnig. Allerdings bleibt es frisch. Der Wind macht die Wirkung der Sonne hinfällig. Ich trage sogar die Berghaus Jacke, weil es im Windshirt zu frisch ist. (allerdings die kältere Seite der Wendejacke) Tatsächlich sind hier einige andere Wanderer unterwegs. Allerdings eher auf dem Rückweg nach Petty Harbor. Ich hingegen mache mich auf den Weg nach Süden. 

Was folgt ist eines der schönsten Stücke Trail. Weite Ebene, Sonne, Wind, Grässer, Flüße, Steine, Farben. Eine tolle Wanderung! Und so spät am Nachmittag bin ich auch wieder ganz allein. Man hat gute Sicht auf die vor mir liegende Küstenlinie - das hat schon was! Ich lasse mal die Bilder für sich sprechen:

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Ich habe mir eine der fest installierten Campsites ausgeguckt. Die East Coast Trail Association hat ein paar extra eingerichtete Campingstellen. Und die erste liegt circa 12 Kilometer hinter Petty Harbor. Das ist schon was an Distanz. Zumal der Trail nach der Ebene wieder mehr Steigungen und Gefälle bekommt. Oft in Form von steileren Einschnitten und Furchen die von Wasserläufen geschnitten wurden. Es geht schon merklich auf und ab! Aber in der Summe deutlich nach oben. Das Terrain wird deutlich schwieriger. Und die Tatsache dass ich jetzt schon 11/12 Stunden unterwegs bin hilft nicht dabei. Leider sind die Kilometerangaben nie so ganz verläßlich. Und sie weichen auch oft von meinem GPS ab. Das kann natürlich mehrere Gründe haben, bzw. nichts ist so richtig präzise. Leider heißt das auch, dass ich nicht so genau weiß wie lange es noch dauern wird. Ich will aber ankommen bevor es zu dunkel wird! Also durchhalten. 

Nach dem Berg geht es wieder runter bis auf Seehöhe und dann nochmal kurz hoch und da ist das Schild: Campsite da lang! Yay! Ich folge dem Pfad und bin erstaunt! Da sind andere Menschen! Und so erschrecke ich zwei junge Damen aus Quebec, die nicht damit gerechnet hatten hier noch jemanden zu sehen! Sie sind in St. John's gestartet und hiken auch hier entlang. Sie haben eine der Campsites belegt, ich gehe erst einmal hoch zur anderen. Schon merkwürdig: Die Stelle die als Campplatz ausgewiesen ist taugt gar nix. Ist weder flach noch eben noch sonstwas. Ich baue trotzdem das Zelt auf. Auch wenn ich am Ende eine große Wurzel unter einem Drittel des Zeltes habe, das meinen Platz doch einschränkt. Ich ziehe mich um, plaudere noch etwas mit den beiden und dann gehts ins Bett. 

Die Nacht ist kalt. Ich nutze die beiden improvisierten Beinling-Schnüre um den Comforter zu schließen (Multi-use!!!) aber muss doch irgendwann die Jacke anziehen. Wind und Regen lassen mich aber in Ruhe. 

 

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Tag 6 - Miners Point - Big Cove ~ 30km

Nachdem es abends relativ spät wurde nehme ich mir etwas mehr Zeit am nächsten Morgen und verlasse die Campsite erst nach 8. Immernoch vor den beiden Kanadierinnen. Ich nutze noch eine Besonderheit des Platzes: Die Freiluft Toilette. Man sitzt dort wie auf einem Thron! Mit etwas Blick sogar!

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Den ganzen Tag über kann sich das Wetter nicht so richtig entscheiden. Ich gehe genau an der Grenze zwischen Sonne und Nebel. Das wechselt immer und immer wieder. In der Sonne ist es spürbar warm. Unter der Nebelschicht spürbar kühl. Der Trail bleibt anstrengend. Viele kurze Steigungen auf und nieder. Es gibt viele tiefe Einschnitte die den Weg vorgeben. Es gibt auch viel Wasser. Zwischendurch steigt man auch wieder zum Ufer ab. Ich treffe zwei andere Thru-Hiker die mir aus der anderen Richtung entgegen kommen. Sie sind recht langsam unterwegs, mit riesigen Rucksäcken. Eine Dame aus Finnland und ein Kerl aus Vancouver? Sie berichten es gäbe mehr Tiere und weniger Menschen je weiter man nach Süden kommt. Soll mir recht sein! 

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Nach einigen Kilometern kommt die Attraktion des Tages: The Spout. Eine Art Geysir, allerdings von den Wellen angetrieben.

Es sind noch ~ 10 Kilometer bis zum Trailhead und es ist anstrengend. Es geht zwischendurch hoch an der Steilküste entlang. Wie gesagt: Der Nebel begleitet mich und stört meine Bilder mal wieder.

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Am Ende der Landzunge steht wieder ein Leuchtturm. Hier ist die Kennzeichnung des Trails mal wieder ganz "hervorragend" ich muss wirklich auf den GPS Track schauen um zu sehen wo es lang geht. Der Weg macht eine scharfe Kurve, über Steine (also auch nix zu sehen) und es gibt 0 Kennzeichnung. Manchmal frustriert das einen wirklich. 

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Ich komme nach Bay Bulls. Es geht erst nördlich der Bucht an der Straße lang bis in den "Ortskern", dann weiter zur Hauptstraße zum Supermarkt. Vorräte auffrischen. Bester Deal: 6 Croissants für 4$ (2,70€). Die ersten beiden werden noch im Laden gegessen, der Rest wurde Abendessen, Frühstück und nochmal Frühstück iirc. 
Dann geht es südlich der Bucht entlang auf den nächsten Pfad. Der ist recht unspektakulär im Wald, geht dann mehr an die Küste. Ich finde eine Wiese nur ein paar Meter vom Trail entfernt und schlage da mein Camp auf. Die Nacht wird ruhig. 

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Tag 7 Big Cove - Roaring Cove Campsite ~39km

Morgens bin ich um 7 wieder unterwegs. Zuerst ist es noch bewölkt, aber im Laufe des Morgens wird das Wetter immer freundlicher, und es dauert nicht lange bis ich in strahlendem Sonnenschein wandere. Als ich mal wieder das Ende der Landzunge umrunde gibt sich der Blick nach Süden frei. Hier gibt es eine Inselkette die ein Vogel-Naturschutzgebiet ist. Außerdem sehe ich die Küste die ich den Rest des Tages abwandern werde. 

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Es folgt der erste längere Roadwalk des Tages. Man passiert ein paar Aussichtspunkte mit Hinweisen zu dem Naturpark. Besonders die Puffins scheinen hier zu brüten. Gesehen hab ich glaub ich aber keinen. Auch wenn ich nicht wirklich Kontakt zu den Einheimischen habe, so scheinen sie aber doch freundlich zu sein:

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Ab der Hauptstraße gibt es einen kleinen Laden wo ich etwas kaltes zu trinken und ein zweites Frühstück erwerbe, das ich dann im Sonnenschein mit Blick auf die Bucht verzehre. Der Verkäufer erkennt mich als Wanderer und meint er würde den Trail auch machen - allerdings als Dayhikes. Ich breche zum nächsten Pfad auf, leider scheitert der Versuch unterwegs irgendwo gratis Internet zu ergattern. Tausend Netzwerke, aber alle gesichert. 

Der nächste Pfad trägt den Namen "Beaches Path" und das trifft es ganz gut! Man läuft meist viel näher am Ufer entlang, zwar immernoch im Wald, aber meist mit Sicht aufs Meer. Es ist relativ flach hier und man kommt gut voran. Das Wetter ist angenehm, sonnig und warm, aber nicht zu heiß. Man sieht einige andere Leute hier, bei den Bedingungen ja auch kein Wunder!

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Der Roadwalk zum nächsten Pfad ist relativ kurz, leider wieder kein Wlan abzustauben. Der Pfad hier ist ähnlich flach und küstennah. Wenn auch nicht mehr ganz so flach. Nach wie vor kommt man sehr schnell vorwärts. Auf einmal bleibe ich irgendwo hängen und schwups fliege ich auf die Fresse! Naja nicht wirklich aufs Gesicht, wird doch mein Oberschenkel von einem Ast/Baumstumpf vorher in Empfang genommen. Ich muss über den Einstieg eines dieser Boardwalks gestolpert sein. Die Haut ist leicht aufgeschabt, aber halb so wild. Ich verstehe das Zeichen und mache kurz danach eine Pause. Dank der Sonne kann ich auch endlich meine Schuhe zu Ende trocknen. Ein Blick aufs Telefon zeigt: Ich hab schon 20 Kilometer hinter mir, und es ist grade mal 13:30 Uhr! 

Nach einer halben Stunde geht es weiter, mit etwas Ibuprofen für den Oberschenkel, der im weiteren kein Problem mehr war. Vor dem nächsten Trailhead gibt es mal wieder gute Aussichten auf die direkt vorgelagerten kleinen Inseln. Ich denke mir noch so: Das ist doch bestimmt super zur Viehhaltung! Einfach die Viecher auf die Insel und alleine lassen. Und was sag ich? Ich komme am kleinen Hafen vorbei und da sind sie tatsächlich gerade dabei Schafe auf kleine Boote zu verladen. Den Schafen scheint das gar nicht zu gefallen, aber sie haben keine andere Wahl!

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Es folgt einer der längeren und ungewöhnlicheren Roadwalks. Man läuft zunächt eine kaum passierbare Schotterstraße in die nächste Siedlung, und dann lange an der Straße entlang. Das ist hier auch die einzige Straße. Ich passiere ein Cafe, lasse es aber links liegen. Es geht an einem See vorbei, der wohl auch als Ausflugsziel benutzt wird. Ganz am Ende kommt auf einmal eine Steigung und eine weitere Schotterstraße. Und der Berg hat es ganz schön in sich! Und das nach mehreren Kilometern Straße! Das hatte schon was von Skipiste hochlaufen.

Das nächste Stück Pfad ist sehr kurz und relativ gut ausgebaut. Teilweise als Schotterpiste. Find ich gar nicht so toll, gefällt meinen Füßen nicht. Jetzt habe ich ja auch schon 30 Kilometer hinter mir. Am Schluß kommt man zum LaManche Village, einer aufgegebenen Siedlung. Hier gibt es nicht nur eine große Hängebrücke, man sieht auch die Überreste diverser Häuser, wo die Fundamente noch stehen. Ich muss mich entscheiden wie ich weitermachen möchte. Ich kann hier zelten, Platz wäre auch jeden Fall. Es gibt auch einen State Park ungefähr 2 Kilometer von hier. Ein offizieller Zeltplatz mit Dusche? Oder ich kann weiter wandern... Es ist ja auch grade mal 17 Uhr... Ich pausiere und überschlage meine Optionen.

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Ich entscheide mich fürs weiterlaufen. Es gibt wieder so einen ECTA (East Coast Trail Association) Zeltplatz, 8 Kilometer weiter. Das ist ambitioniert, aber sollte doch zu machen sein. Ich war den ganzen Tag gut unterwegs, warum jetzt aufhören? Der nächste Weg beginnt nahtlos hier. Es bleibt nicht so flach wie zuvor, ganz im Gegenteil, es geht auf und ab im Wald. Runter zur Küste, wieder in den Wald und immer so weiter. Man quert einige Flüsse, es gibt offenes Gelände und dann wieder Wald. Die Strecke ist fordernd, aber sehr schön. Ich bin einerseits schon recht fertig, aber gleichzeitig auch richtig gut im Flow, weiter, immer weiter. Auf den ganzen Pfaden seit mittags habe ich Leute gesehen, hier nun niemanden mehr. Sie Sonne sinkt immer weiter, ich laufe fast nur noch im Schatten. Auf der Karte kann ich ungefähr erahnen wo ich hin muss. Hier noch um die Bucht, dann quer über die Landzunge und dann nach dem nächsten Fluß... Ich erreiche den Campingplatz gegen 20 Uhr. Ein 13 Stunden Tag!

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Hier gibt es Zelt-Plattformen. Hmm, mal sehen wie ich das Tensegrity da hinstellen kann. Es gibt ja die Idee vom Stromfahrer, die Stöcke einfach senkrecht direkt außem am Zelt einzusetzen. Das passt gut zwischen die Bretter. Hält!

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Tag 8 Roaring Cove - Long Will Campsite ~ 25km.

Die Nacht war deutlich wärmer! Vielleicht sogar zweistellig? Morgens werde ich daher auch erstmalig von einer Horde Fliegen belästigt. Bisher hatte ich noch gar keinen Ärger mit Viecher, aber die hier sind schon nervig. So laufe ich über den Campingplatz während ich mir die Zähne putze. Es gibt auch wieder eine Toilette, leider nicht mit so schönem Ausblick wie die letzte. 

Von Anfang an ist es sehr warm heute. Die Sonne brennt, natürlich bin ich wieder im Wald, so betrifft es mich nicht zu stark. Man merkt aber deutlich dass das Wetter in den Sommer umgeschaltet hat. Nach ungefähr einer Stunde erreiche ich die erste Siedlung, wo man nur kurz ums Hafenbecken läuft bis es weiter geht. Hier ist auch eine lustige Bank angebracht. Auf den Wegen ist mal wieder kein Mensch zu sehen. Die Mischung aus Hitze und dem Trail macht mir schon zu schaffen. Ein Termometer hab ich nicht, aber gerade in der Sonne ohne Wind sind sicher 25°C. Als ich am Ende des Pfades an die Straße komme, setze ich mich erst einmal hin und brauche eine Pause. Nach dem langen Tag gestern fällt alles besonders schwer. Ich fühle mich schmutzig und schwitzig und merke wie der Bart wächst. 

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Der anschließende Road Walk ist entsprechend auch nicht so wahnsinnig toll. Von der Szenerie geht er sogar, man hat einen guten Blick auf die Bucht und ist geht sogar durch etwas Wald. In Cape Broyle angekommen sieht man wie gerade ein Trupp Touristen von einer Paddel Tour kommt. Eher ungeplant laufe ich an einem Restaurant vorbei. Ich fühle mich zwar schlapp, aber Hunger war an sich kein Problem. Doch dann sehe ich das Schild "Free Wifi" und das bringt mich dazu doch hinein zu gehen. Ich hatte jetzt ein paar Tage kein Signal mehr und fühle mich etwas abgeschnitten vom Rest der Welt. Vielleicht wäre ein Wetterbericht ganz nett? Und auch dem Rest der Welt zeigen dass es mich noch gibt. Und ganz ehrlich: Je mehr Pause umso besser heute! Ich esse eine sehr leckere Portion Pommes, dazu gleich mehrere Colas. Die Bedienung weißt mich sogar extra drauf hin dass das keine free refills sind! Egal, kalter Zucker ist genau das was ich brauche! Ich kann sogar meine Powerbank etwas laden. Länger als nötig verweile ich hier. Nach dem Restaurant ist es nicht weit bis zur Tankstelle, wo auch eine Art Supermarkt ist. Das Angebot ist überschaubar, aber ich brauche auch nur etwas für eine Nacht. 

Der nächste Trail hat irgenwie keinen richtigen Trailhead. Die Markierungsstangen beginnen einfach untem am Strand. Dann geht es viel durch den Wald. Wie erwähnt gab es im Frühjahr einen starken Sturm und hier hat es ganz besonders viele Bäume erwischt. Ständig muss ich über/unter/neben umgefallenen Bäumen laufen. Teilweise liegen gleich ganze Abschnitte begraben. Und mehrere Male führt auch kein Weg dran vorbei und es bleibt einem nix übrig als aufwendig zu klettern. Das erfodert schon Geschick. Dazu geht die Wegführung mal wieder auf und nieder, runter und rauf. Vielleicht klingt es hier so, als würde ich mich dauernd beschweren wenn es Steigungen gibt, aber man muss es vielleicht gesehen haben. Ich erinnere mich daran dass es z.B. einmal runter geht, dann nach rechts, dann wieder rauf. Bis man fast wieder da rauskommt wo man war. Und nein, an der Stelle war auch nichts was man umsteuern musste. Ich bin ja ohnehin nicht mehr der fitteste, so wirkt das doppelt demotivierend. Irgendwie schaffe ich es auch das GPS abzuschalten. So kann ich gar nicht sagen wie weit es noch ist. Ich erreicht dann doch erschöpft die Campsite. Wieder gibt es Plattformen. Pünktlich zu meinem Eintreffen beginnt auch ein starker Wind zu wehen. Ich suche mir die Plattform die meiner Meinung nach am besten davor geschützt ist. Heute ist der Zeltaufbau schwieriger. Ich tu mein bestes alles fest zu bekommen. Diverse Steine müssen helfen dass die Heringe auch halten und ich habe zum Glück noch etwas extra-Leine um das Heck zu fixieren. 

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Die Nacht wird stürmisch, dann kommt auch Regen dazu. Aber der Wind ist das größere Problem. Zu meinem Erstaunen hält alles, sogar die Heringe auf der Plattform. Gemütlich war die Nacht ehrlich gesagt nicht. Die Böhen waren schon spürbar, und das obwohl ich schon etwas Schutz durch Bäume und einen Hügel hatte.

 

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Tag 9 Long Will - Ferryland ~21km

Es pustet und bläst und windet die ganze Nacht und den ganzen Morgen. Ich drehe mich mehrfach um in der Hoffnung es könnte ja doch besser werden. Bislang ist das Wetter ja irgendwie immer freundlicher geworden im Laufe des Tages. Ich warte vergeblich bis Mutter Natur mir keine Wahl mehr lässt. Aber zuerst habe ich alles zusammengepackt und bin quasi startbereit als ich das Zelt erstmals verlasse. Außerdem habe ich keine Lust auf den Pfad, habe ich ihn am Tag zuvor doch verflucht. 

Doch nachdem ich mich auf den Weg gemacht habe wurde alles besser. Der Wind hält die Fliegen ab. Die Wegführung wird besser: Es gibt tatsächlich flache Stellen wo nicht zwanghaft der Küste gefolgt wird und man gut gehen kann. Ich bin angenehm überrascht! Weiter oben lässt auch der Wind nach. Sobald es offener wird spürt man ihn aber doch. Das Windshirt ist ziemlich essentiell. Plötzlich tut sich eine große Wiese auf. Das gabs so auf dem Trail auch noch nicht. Und da steht eine weiße Bank. Ich finde das völlig absurd, weil es an sich 0 Infrastruktur hier gibt. Schutzhütten? Bänke? Fehlanzeige. Gibt es auf dem ganzen Trail nicht. Und hier steht diese Bank! 

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Der Trail wird feuchter je weiter ich komme. Auch hier sind wieder mehr gefällte Bäume. An einer Stelle ist das sogar als Schild verewigt? Dummerweise erwischt es mich irgendwann beim Versuch eine überschwemmte Stelle auf Steinen zu überqueren. Und schwups sitze ich Wasser/Matsch. Yay! Nix passiert, nur naß und schmutzig. Ich fluche mehr als einmal!

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Der Weg führt über einen Berg und dann auf der anderen Seite zur Küste. Anscheinend hat es hier gebrannt, alles ist abgestorben. Dafür mit grandioser Aussicht auf einen großen Eisberg. Überhaupt: Die Landschaft hier hat schon was! Die Sonne bricht auch wieder durch! Der Wind bleibt aber erhalten! Das bessert meine Laune etwas. 

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Am Ende des Trails geht es zunächst über Schotter, später über asphaltierte Straßen weiter zum Highway. Ich treffe doch einige Menschen die hier zu Fuß unterwegs sind. Mit einigen komme ich sogar ins Gespräch! Viele fragen wie es um den Trail steht. Man kommt nicht umhin den Sturm zu besprechen und sie sagen der hätte etwas weiter auch ein Haus erwischt: 

Je näher ich dem Highway komme umso spürbarer ist der Wind wieder. Stellenweise muss ich mich schon kräftig nach vorne lehnen um nicht umzufallen. Spaß macht da nicht so wirklich. Es geht etwas an der Hauptstraße entlang bevor es etwas ganz neues gibt: Einen Pfad der parallel zum Highway verläuft. Ist mir recht! Besser als Roadwalking! Man bleibt an Wald und Küste, bis man an den Sportanlagen der Schule vorbei kommt. Der Trail will den Highway kreuzen, aber ich entscheide mich der Straße zu folgen. So sehe ich vielleicht was von Ferryland. Ich merke auch dass ich nicht mehr unbedingt weiterlaufen muss. Es stand vorher ein Schild für ein B&B da, das wird mein nächstes Ziel. Es ist weiter als erwartet, aber liegt direkt an der Straße. Ich klingel und werde sehr freundlich von Maxine begrüßt. Sie hat noch ein freies Zimmer! Nehme ich! Ich bin dreckig und muss aus dem Wind raus! Gestern und heute haben mir doch gut zugesetzt! 

Ich dusche heiß und fange an meine Sachen von Hand zu waschen. Dann mache ich einen Abstecher in den lokalen Supermarkt bevor ich zurück gehe und die restliche Kleidung wasche. Im Bad wird die Heizung wieder voll aufgedreht und ich nutze das Wlan um ET mäßig nach Hause zu telefonieren. Viel später als sonst gehe ich schlafen. 

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Tag 10 Ferryland - Chance Bay ~25km

Vor mir liegen noch ungefähr 60 Kilometer. Leider liegt genau in der Mitte eine Siedlung, so war eine gleichmäßige Aufteilung nicht sinnvoll. Ich entschließe mich daher heute nur 25 Kilometer zu machen und den Rest am Tag danach. Das erlaubt mir auch den Morgen ruhig anzugehen. Ich starte mit einer warmen Dusche und gehe dann zum Frühstück. Ist ja ein Bed & Breakfast! Selbstgemachter Toast, Eier, Pfannkuchen - kann man schonmal machen! Dazu nette Unterhaltung mit den anderen Gästen und Gastgebern. Ich kann das nur empfehlen!

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Als ich Ferryland verlasse kommt vor dem Trail wieder so ein Denkmal für einen verschollenen Seefahrer bevor der Weg beginnt. Es gibt wieder viel Wald und Küste, aber der Trail schafft es genau die passende Mischung aus einfach und anstregend zu finden. Außerdem führen die Steigungen wirklich zu Aussichtspunkten und so bin ich ganz zufrieden. Das Wetter ist wieder sonnig und der Wind ist nicht so schlimm wie tags zuvor. In der zweiten Hälfte sind dann allerdings wieder sehr viele umgefallene Bäume zu überklettern. 

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Der erste Roadwalk führt mich am Hafen von Aquaforte vorbei der extrem weit landeinwärts reicht. Dort started der nächste Pfad, der sehr kurz ist und eigentlich nur um eine große Flußmündung führt, bevor auf der anderen Seite nahtlos der nächste Pfad beginnt. Warum das alles so komisch aufgeteilt ist? 

Zunächst ist das Gelände offen, dann geht es mehr in den Wald und hier ist erfreulich dass die Steigungen oft sehr graduell angelegt sind. Ich treffe zwei andere Hiker, die mir entgegen kommen. Sie sind zuerst von Norden nach Süden gewandert, haben dann eine Mitfahrgelegenheit ans südliche Trailende genutzt und wandern nun wieder Richtung Norden. Sie warnen mich "Wenn Du Anti-Insekten Mittel dabei hast, nutz es!" Sie haben Recht. Wenn kein Wind weht, kommen wieder diese Fliegen heraus. Sie sind lästig, aber gehen grade noch. Trotzdem schmiere ich mir etwas Deet auf die Haut. Obwohl an sich alles okay ist, fühle ich mich heute nicht so 100% wohl. Ich bin müde! Das muss von dem dekadenten Frühstück und der heißen Dusche kommen. Wie schnell man doch verweichlicht! 

Das Highlight des Tages kommt am späten Nachmittag: Der Berry Head Arch!

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Es geht weiter an der Küste entlang bis ich zu der Stelle komme wo ich campen wollte. Die Beschreibung spricht von etwas Wiese, leider ist die Stelle nicht so richtig eben. Und auch feuchter als erwartet. Egal, viele Alternativen gibt es eh nicht. Die Wettervorhersage sagte es solle etwas Regen kommen. Und so fallen ein paar Tropfen während ich das Zelt aufstelle. Kein Grund zur Unruhe. 

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Ich versuche mein bestes mit dem unebenen Untergrund fertig zu werden, bequem sieht anders aus. Trotzdem falle ich irgendwann in den Schlaf. Doch dann wird das Wetter nachts immer schlimmer, bis ich mitten in einem Gewitter bin. Blitz, Donner, Wind. Irgendwann haut es einen der vorderen Heringe heraus und das Vordach flattert im Wind. Ich kann aber durch die Frontöffnung klettern und den Hering wieder befestigen. In dem Bereich war ja es zum Glück trocken geblieben. Das Gewitter zieht weiter und ich versuche es wieder mit Schlafen. Erholsam war das nicht. 

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Tag 11 Chance Bay - Cappahayden ~ 39km

Ich habe mir extra den Wecker früh gestellt, damit ich am letzten Tag ausreichend Zeit für den Rest der Strecke habe. Dass die Nacht nicht gut war hilft dieses Mal beim Aufstehen. Immerhin ist der Sonnenaufgang ansehnlich und das Wetter klart schon wieder auf.

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Der Rest des Pfades ist eher flach und er bietet ganz gute Aussichten:

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Ich komme wieder in die nächste Siedlung. Port Kirwan. Es ist noch früh, so ist nicht wirklich viel los. Der Weg ist relativ lang, immer an der Küste entlang. Man kommt wieder kurz an den Highway und hier gibt es eine Tankstelle. Ich kaufe mir wieder was zu trinken, einen Snack und setze mich draußen in die Sonne, wo ich auch den Quilt etwas trocknen lasse. Ich muss ihn allerdings gut festhalten, denn es gibt doch wieder etwas Wind. 
Es ist Montag, ich versuche die Gesellschaft anzurufen, die einen Shuttle Service zurück nach St. John's bietet. Ich hatte es schon vorher versucht, aber am Wochenende geht da keiner ans Telefon. Zum Glück erreiche ich jemand und kann den Transport zurück am folgenden Tag organisieren! Das klappt also! Sehr gut. 
Es geht weiter zuerst am Hafen vorbei, dann über eine Schotterpiste zu einer anderen Straße und wieder an einem Ortsteil vorbei bis man zum nächsten Trailhead kommt. Immerhin ist die Sicht während des Roadwalk nicht so schlecht.

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Randys ECT Thruhike Sheet warnt vor dem nächsten Pfad, er könne sehr anstrengend und feucht sein. Zuerst kann ich das aber gar nicht bestätigen. Es sind eher breite Waldwege und man sieht dass hier eine Nutzung des Waldes stattfindet. Es erinnert mehr an Europa als jeder andere Trail. Mittags setze ich mich auf einer offenen Fläche in die Sonne, packe Zelt und Quilt aus und trockne sie. Ich denke mir wie blöd das nun aussehen würde wenn jemand vorbei kommt. Es kommt natürlich niemand. Man passiert ein modernes Lighthouse bei dem sich bestimmt gut zelten ließe. Der zweite Teil des Pfades ist zwar etwas feuchter, aber so schlimm wie beschrieben "Even after a dry spell, this muddy path can be a death march." ist es wirklich nicht!

Vor dem nächsten Ort - Renews - kommt eine weite offene Fläche, so daß man schon lange vorher die Häuser sieht. Es bleibt windig und so sieht man wenig Leute auf der Straße. Der Roadwalk ist leider wieder relativ lang, denn zu der Bucht mit dem Hafen kommt noch das weite Mündungsdelta eines Flußes. Da muss man auch erst einmal dran vorbei. Es gibt einen Laden mit Cafe, aber so sehr ich auch ne Pause und was kaltes zu trinken möchte - ich gehe weiter. Ich muss den Trail ja heute schaffen! Sonne, Wind, langer Tag - das setzt mir wieder zu. Ich hatte morgens extra eine Cola gekauft um abends das Ende zu feiern. Ich fange aber schon nachmittags an Sie zu trinken. Ich brauche den Zucker und die Aufmunterung. 

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Ich komme zum letzten Trailhead! Ein Pfad noch! Der hat es aber leider ziemlich in sich. Es geht wüst auf und ab, nie viel, aber dafür ständig. Der Pfad ist teilweise völlig zugewachsen und vor allem: Matsch! Es ist eine einzige Schlammschlacht. Natürlich nimmt der Trail den einzigen Berg hier voll mit, auch wenn man 0 Aussicht hat. So dankbar ich für die Boardwalks bin - 20 Meter Bretter in mitten von 200 Metern Matsch und Wasser helfen nicht wirklich. Angeblich ist der Pfad "Demoralisierend". Ich bin einfach nur verärgert! Das treibt mich an. Von trockenen Füßen kann ich mich schnell verabschieden.

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Der Abschnitt an der Küste entlang ist zugegeben sehr schön, aber der Wegzustand.... Nach einem kurzen Abschnitt am Highway geht es moderater weiter. Vor Cappahayden kommt man aus dem Wald und läuft über Wiesen bis in den Ort und den Trailhead. Kurz nach halb 8 abends habe ich es geschafft! Der East Coast Trail ist bezwungen!

Es gibt keine Infrastruktur hier. Und das Shuttle fährt erst morgen früh. Damit ich nicht mitten im Ort das Zelt aufschlagen muss, laufe ich ein paar Meter weiter nach Süden wo ich windgeschützt übernachten kann. Der nächste Morgen ist auch wieder freundlich. Ganz im Gegenteil zu dem Hund der von der anderen Straßenseite die ganze Zeit bellt während ich am Highway auf den Rücktransport warte.

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