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Ultraleicht Trekking

Linkshaenderin

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Alle erstellten Inhalte von Linkshaenderin

  1. Ich bin auch bei langen, weiten Hosen gelandet. Meine (gibt es auch als Herrenmodell) sind ziemlich schwer (349g inklusive Gürtel, wobei man den definitiv durch was leichteres ersetzen könnte), dafür haben sie sich auch über Wochen hinweg täglich bei 30+° in der Wüste gut angefühlt. Klebrige Beine kenne ich tatsächlich gar nicht.
  2. Danke für den liebevollen, wunderschönen Bericht. So geht es mir auch immer wieder, obwohl mein Abenteuer auf dem Shvil Israel schon über ein Jahr her ist. Und trotzdem fühlt es sich an, als sei ich nicht richtig darüber hinweg, dass es vorbei ist.
  3. Das dachte ich auch, als ich mir Altras gekauft habe. Ich bin seit über zehn Jahren Dreiviertel des Jahres barfuß unterwegs überall im Alltag (und damit meine ich ganz schuhlos, nicht Minimalschuhe) und dachte, dass mein Körpee deshalb Nullsprengung gewöhnt ist. Nicht bedacht hatte ich dabei aber das Extragewicht bei einer längeren Wanderung, das mein Körper nicht gewohnt ist. Daher hatte ich mit den Altras dann starke Achillessehnenprobleme auf Tour. Bitte mit bedenken bei deinem Trainingszustand.
  4. Als Frau habe ich nicht wirklich die Möglichkeit, im Zelt zu pinkeln, daher schäle ich mich aus dem Schlafsack. Ich versuche aber, das von Wanderschaf erwähnte Herumwälzen und Aufschieben zu vermeiden (mache ich auch zu Hause). Wenn ich muss, dann muss ich. Und ich finde es eigentlich auch ganz schön, Mond, Sterne und Nachtluft zu schnuppern.
  5. Jein, das ist die Kurzversion davon, die lange Version (eine vierteilige Miniserie), in der ich auch meinen Auftritt habe, gibt es hier: Link
  6. OT: Gibt es denn einen Reisebericht für uns?
  7. Ich habe den Ultra Adventure Hat von Sunday Afternoons. In Größe S wiegt er 71g. Keine Modeschönheit, aber er hat mir auch in der Wüste gute Dienste geleistet und war nie zu heiß auf dem Kopf. Mit Netz habe ich ihn nicht getragen, sollte aber machbar sein.
  8. Mir fehlt in der Liste etwas, das Schlafsack & Co im Rucksack trocken hält, ich habe nur einen Wetbag für die Elektronik gesehen. Und Hygieneartikel a la Zahnbürste, Seife, tragbares Bidet (oder was du sonst bevorzugst) usw.
  9. Das kann ich so tatsächlich nicht unterschreiben. Ich habe vor meiner zweimonatigen Fernwanderung in Israel einige Sport-BHs anprobiert und habe mich dann - wegen dem besten Komfort - für einen aus Kunstfaser entschieden (93% Polyamid, 7% Elasthan, 60g in Größe S). Ich glaube, es war das Kleidungsstück das am allerwenigsten gestunken hat auf der Reise. Ich hatte den Eindruck, dass da gar nicht wirklich etwas dran ist, was einen Geruch aufnehmen könnte und das obwohl ich geschwitzt habe wie verrückt und ihn höchstens einmal die Woche waschen konnte. Also, falls du nichts aus Merino findest, was dir taugt, kann KuFa vielleicht ja doch was sein.
  10. Ich hatte in Israel über Wochen hinweg jede Nacht Wildschweine um mein (Netz-)Zelt herum und die Angst hat sich nach der zweiten Nacht gelegt. Wildschweine attackieren keine schlafenden Menschen und auch für mein Essen hat sich noch keins interessiert. Wenn sie sich einem nachts nichtsahnend nähern und man sich als Mensch zu erkennen gibt (z.B. durch Hüsteln oder Räuspern), rennen sie ganz erschreckt weg. Also keine Angst, Wildschwein haben mehr Angst vor dir als du vor ihnen.
  11. Ich bin den Israel National Trail mit Altras Lone Peak 6 gegangen und hatte leider nach ca. 450km bereits das Gefühl, dass die Dämpfung ziemlich hinüber ist, habe es aber bis zum Ende des Trails mit neu gekauften Einlegesohlen geschafft, dann war auch das Profil weg. Es kommt natürlich maßgeblich auf die Wege und auch das Gewicht an, meine Wege waren sehr hart und steinig, auf weicheren Wegen hält die Dämpfung sicherlich länger.
  12. Hallo @Lugovoi! Ich bin definitiv nicht die beste Ansprechpartnerin für eine Wüstendurchquerung ohne Caches, da gibt es aber (dir sicher bekannte) Quellen dazu, die hilfreicher sind. Ich kann aber gerne meine Erfahrungen weitergeben, allerdings für Nord-Süd-Richtung; den Denkaufwand für die Gegenrichtung kannst du ruhig selber machen. Hier mal meine Wüstenetappen mit Infos zu Wasser: Ein Bokek - Mishor Amiaz Campground (23,5km) -> Wasser gecachet Mishor Amiaz Campground - Peres River (Kreuzung mit Rd. 25) (19,5km) -> ehrlich gesagt würde ich, wenn ich es nochmal machen würde, hier ggf. das Risiko eingehen und Wasser "schnorren". D.h., an der Straße warten, bis Autos anhalten - was sie in Israel sehr zuverlässig tun, wenn sie Wanderer sehen - und nach Wasser fragen. Israelis sind sehr freigiebig, was das betrifft und ungemein hilfsbereit. Ob man das mit sich vereinbaren kann, andere "anzuschnorren", muss man mit sich selbst ausmachen. Die darauffolgende Etappe bis zum Nahal Akrabim Nightcamp (am Rande des Small Crater) ist aber so anstrengend und herausfordernd, dass ich während dieser auf keinen Fall Wasser für zwei Tage tragen würde Peres River - Nahal Akrabim Campground (28,4km, aber nur, weil ich wegen gesperrtem Trail aufgrund eines Steinschlags einen Umweg gehen musste) -> Wassertank Nahal Akrabim Nightcamp - Oron (21km) -> Wasser und Steckdosen vorhanden, aber man sollte während des Ladens auf seine Geräte aufpassen, weil es direkt neben der Fabrik ist, wo ständig Leute Pause machen. Oron - Mador Nightcamp (20,4km) -> das war das Nightcamp, wo ich eine Wasserflasche des dort gecacheten zurückgelassen habe, da die nächste Etappe bis Midreshet Ben Gurion kurz und ohne nennenswerte Höhenmeter ist. Ich würde allerdings davon abraten, sie mit der Etappe vom Vortag am Big Crater entlang zu kombinieren, da sie technisch sehr anspruchsvoll ist Mador Nightcamp - Midreshet Ben Gurion (22,3km) -> Trail Angel Midreshet Ben Gurion - Hava Stream Nightcamp (27km) -> Wasser gecachet Hava Stream - Mitzpe Ramon (27km) -> Trail Angel Mitzpe Ramon - Gvanim Nightcamp (26,8km) -> Öffentliche Wasserquelle etwa drei Kilometer vor dem Nightcamp Gvanim Nightcamp - Gev Holit (18,5km) -> Wasser gecachet Gev Holit - Sapir (20,3km) -> Trail Angel Sapir - Nahal Barak (31,6km) -> Wassertank Nahal Barak - Zihor Junction (31,7km) -> Wasserhahn (Hier habe ich dann den Abschnitt bis Neot Smadar durch Trampen übersprungen) Neot Smadar - Shaharut Nightcamp (22,2km) -> Wasserhahn Shaharut Nightcamp - Mangan Stream Nightcamp (27km) -> Wasser habe ich etwa 10km vorher dem Nightcamp im dazwischenliegenden Nightcamp, dessen Namen ich gerade nicht parat habe, aufgefüllt und am nächsten Tag waren es dann (wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht) nur etwa 4km bis zum Eingang des Timna Parks, wo ich Wasser für den Tag aufgefüllt habe. Man kann auch dort übernachten, dort war mir aber zu viel Zivilisation, deshalb habe ich im Mangan Nightcamp übernachtet. Allerdings kann man beim Nightcamp am Timna Park seine Geräte aufladen Mangan Stream Nightcamp - Rehem Stream (17km) -> Wassertank Rehem Stream - Yehoram Nightcamp (23,2km) -> Wassertank Yehoram Nightcamp - Eilat (13km) Zur Schwierigkeit der einzelnen Etappen habe ich ja schon mal was hier im Faden geschrieben. Meines Erachtens ist (immer SoBo gedacht, also bei dir umgekehrt) die letzte Etappe vor Eilat und der Teil zwischen Peres River Nightcamp und Mador Nightcamp wirklich schwer. Ich würde in der Planung berücksichtigen, in diesen Teilen wirklich nicht zu viel Wasser zu schleppen. Auch ist das Verkürzen dieser Etappen nur bedingt möglich, bei sehr großer körperlicher Fitness und wenn man bereit ist, mitunter im Dunklen zu wandern (wobei du im März natürlich den Vorteil längerer Tage hast, als ich sie im November hatte). Den Rest der Wüste kann man auf jeden Fall komprimieren und effizienter gestalten. Da du deine Reise NoBo planst, gehe ich davon aus, dass du ziemlich fit bist, da kommst du sicherlich mit wesentlich weniger Caches aus als ich. Ich finde auch die Frage schwierig, was ich anders machen würde hinsichtlich der Caches, da ich vermutlich die Etappen anders gestalten würde, wenn ich heute nochmal losziehen würde. Hinsichtlich Essensversorgung ist der Abschnitt zwischen Midreshet Ben Gurion und Ein Bokek der längste ohne Resupply. Ich habe dafür 6 Tage gebraucht und empfand die Last (zusammen mit den 5-6 Liter Wasser, die ich täglich getragen habe) als zu viel. Verkürzen könnte man das lediglich, indem man vom Peres River Nightcamp, das ja an der Road 25 liegt, in die Zivilisation trampt (nach Dimona bietet sich an), und dort einkauft. Dabei verliert man aber sicherlich einen halben Tag, also so richtig praktikabel ist es nicht, aber eine andere Möglichkeit gibt es meines Wissens nicht. Den Rest fand ich nicht so problematisch in Sachen Versorgung. In Midreshet Ben Gurion, Mitzpe Ramon, Sapir und Be'er Ora konnte man mit kleinen Abstechern vom Weg einkaufen, dazu habe ich noch einen Ruhetag bei Paran eingelegt und dort Nachschub besorgt. Thema Wind: Es windet schon oft nachts, aber sicherlich nicht wie in den Bergen. Das zugigste Nightcamp ist - das ist allen Israelis bekannt - das kurz vor/nach Eilat, also das erste bzw. letzte. Es ist auch relativ weit oben und trotz der Windschutz-Steinkreise hat es sehr gewindet. Insgesamt war es aber nicht so tragisch; ich habe fast ausschließlich ohne mein Gatewood Cape nur im Net-Inner gezeltet, d.h. der Wind hat mich nicht am Schlafen gehindert (außer in der genannten Ausnahme, dort habe ich es aber auch nicht geschafft, das Tarp aufzubauen, so schlimm war der Wind). Wie sensibel du gegenüber Wind bist, kann ich aber natürlich nicht beurteilen. So viel erstmal, ich hoffe, ich konnte irgendwie weiterhelfen. Wie immer gilt: Hike your own hike. Außerdem, pro-tip: Immer die INT-App zur Wasserplanung konsultieren, weil dort in den Kommentaren zeitnah berichtet wird, wenn mal eine Wasserquelle ausfällt.
  13. Ich bin gerade auf dem Sprung, daher hab ich in die Packliste nicht reingeschaut und kenne auch Tschechien als Wanderland nicht, aber ich wollte zum Thema Zeitplanung was einwerfen: Ich bin mit etwas weniger Wandererfahrung Ende letzten Jahres einen vergleichbar langen Trail mit vergleichbar vielen Höhenmetern gegangen und war insgesamt 54 Tage unterwegs inklusive 9 Ruhetage. Das heißt, deine Zeitplanung erscheint mir großzügig und ich kann mir vorstellen, dass dein Schnitt am Ende bei mehr als 20km liegen wird. Keine Ahnung, ob das jetzt hilfreich war, just my two cents, weil ich bei der Planung auch extrem unsicher war, wir viel Strecke bei meiner geringen Trainiertheit realistisch ist.
  14. Ich weiß, dass der Rucksack hier im Forum keine mega große Resonanz hat, aber für deine Anforderungen könnte auch der Sierra Designs Flax Capacitor was sein, denke ich. Nicht UL, aber hat ein vernünftiges Tragesystem, mit dem man auch höhere Lasten prima tragen kann und ich finde ihm äußerst bequem. Aber eine Netzaußentasche gibt es nicht, die habe ich mir aber einfach selbst mit Karabinern bei Bedarf an den Rucksack dran gehängt, wenn ich was Nasses zum Trocknen oder was zum Lüften hatte.
  15. Hallo Hans, ich habe schon in anderen Threads gelesen, dass du den INT wanderst dieses Jahr. Ich hoffe, du hast eine ebenso gute Zeit wie ich. Beim Schlafsystem kann man nicht einfach sagen, ob etwas nötig ist oder nicht. Ich würde davon abraten, eine Luftmatte ohne Schaummatte als Unterlage zu nehmen, denn ich habe zu viele Shvilistim getroffen, deren Luftmatratze Löcher bekommen hat. Andersherum jedoch, so wie du es fragst, kann man es natürlich machen. Ich habe Menschen getroffen, die nur auf einer dünnen Isomatte geschlafen haben, für mich wäre das jedoch nichts. Die Böden in Israel sind sehr hart und sehr steinig und noch dazu hat gefühlt alles, was wächst, Dornen oder Stacheln. Wirklich eben war es zudem selten, auch in den Nightcamps, wo man sozusagen keine freie Platzwahl hat. Ich persönlich hätte es daher keine zwei Monate mit so wenig Schlafkomfort ausgehalten, aber da du offenbar härter im nehmen bist, spricht da nichts dagegen. ;)
  16. Ich bin auch fasziniert, wie gut sich mein SuperNatural-T-Shirt (Merino-Kufa-Gemisch) auf dem Israel National Trail gemacht hat. Es war für zwei Monate mein einziges T-Shirt, zu 95% der Zeit ohne weitere Schicht getragen und trotzdem keinerlei Abnutzungsspuren vom Rucksack. Ich empfand es als schnell trocknend und der Geruch hielt sich auch in Grenzen. Lediglich weiße Salz-Schweißflecken haben sich recht schnell gebildet, aber das ist bei so viel schwitzen auch kaum vermeidbar.
  17. Ich habe einen Big Agnes Husted 20F° (Kunstfaser) und die angegebene Komforttemperatur von -1° kann man nur als Märchen bezeichnen. Ich friere zwar schnell und bin klein und leicht, aber mir wird darin selbst bei 10° mit einigen Schichten Kleidung kalt. Ich wäre daher auch gelinde gesagt vorsichtig mit den Temperaturangaben.
  18. Ich war mit dem Sunnybag Leaf Mini vor kurzem für zwei Monate auf dem Israel National Trail und habe dort schnell aufgehört, das Panel während des Wanderns laden zu wollen - und das selbst bei Sonnenschein. Es hat bei mir einfach nicht gut funktioniert, dafür in den Pausen umso besser. Und wenn du eh planst, nur 10km pro Tag zu wandern, hast du ja jede Menge Zeit am Tag, es optimal auszurichten.
  19. Hallo Lolaine, ich freue mich, dass du meinen Bericht nützlich findest. Da ich so viele Jahre vom Shvil geträumt habe, habe ich in der Zeit alle deutschsprachigen Bücher, die es über ihn gibt, gelesen, allerdings lange vor der konkreten Vorbereitungszeit. Beim Vorbereiten war mir primär das Preface des Guidebooks, das im INT Forum immer wieder geupdatet wird, die größte Hilfe. Es beinhaltet sehr viele Infos, über das Klima, Gasnachkaufmöglichkeiten, usw. Nicht alles davon hat sich als hundertprozentig korrekt herausgestellt, aber es war eine große Hilfe. Ich habe auch zahlreiche Blogs gelesen, die über den Shvil schreiben, aber kann nicht genau sagen, welche Infos ich davon verwertet habe. Primär dienten mir die Packlisten als Inspiration, denke ich. Um die Etappen in der Wüste zu planen, habe ich auch das sogenannte "Rote Buch" herangezogen, den englischsprachigen Guide mit viel Kartenmaterial und Beschreibungen der Tagesetappen. Damit und mithilfe der INT App (die absolut unverzichtbar ist auf dem Trail!) habe ich mir dann meine Etappen überlegt und Wassercaches bestellt. Ich hatte das Rote Buch übrigens nicht dabei aus Gewichtsgründen und habe es auch nicht vermisst. Es galt lange Zeit als INT-Bibel, aber das war, bevor es im Internet so viel Material gab und auch vor der App, die einem alle Wasserquellen anzeigt. Daher würde ich nicht sagen, dass man das Geld dafür ausgeben muss, es sei denn, man möchte als Backup physisches Kartenmaterial mitnehmen. (Halte ich aber persönlich für nicht nötig, da der Shvil besonders in der Wüste sehr gut markiert ist. Im Norden gab es manchmal Zweifel über die richtige Routenführung, aber wenn einem dort das Handy abschmiert, ist man jederzeit schnell in der Zivilisation und kann Ersatz besorgen. Wie viel ich insgesamt ausgegeben habe, weiß ich ehrlich gesagt nicht, da ich bewusst kein Ausgabenbuch geführt habe in der Zeit. Ich könnte es mir natürlich ausrechnen anhand meines Kontoauszuges, will es aber nicht wissen. Ich hielte so eine Gesamtsumme auch nicht für sehr aussagekräftig, kommt es doch sehr auf die individuellen Bedürfnisse an. Im Shvil-Forum heißt es, man solle mit etwa 15-20 Dollar pro Tag für Essen rechnen und ich denke, wenn man sich immer Mal was gönnt, haut das hin. Wenn man fast ausschließlich von Hiker-Nahrung lebt, braucht man weniger. Man könnte auch sehr günstig essen, wenn man bereit ist, mehr zu tragen, denn Obst und Gemüse kostet sehr wenig in Israel. Falafel in einem Imbiss kosten etwa 6-9€, ein Hauptgericht in einem Restaurant schätzungsweise 18-30€. Meine Übernachtungen in Hostels oder Ähnliches haben zwischen 30-45€ pro Nacht gekostet, das waren Mehrbettzimmer bzw. einmal ein Campingplatz. Theoretisch könnte man aber auch immer bei Trail angels übernachten, es gibt wirklich so viele. Wofür ich mehr Geld ausgegeben habe, als gedacht, waren für Drogerieartikel. Ich habe einige Packungen Blasenpflaster gekauft, die pro Stück etwa 14€ gekostet haben, also habe ich, vermutlich, an die 100€ allein dafür ausgegeben. Ich hatte auch die Notwendigkeit, einige Ausrüstungsartikel zu kaufen, sodass auch dafür schätzungsweise 300€ ausgegeben wurden + zwei Mal 40€ für Einlegesohlen. Das sind Ausgaben, die man definitiv vermeiden kann. Dazu kam noch eine Auslandskrankenversicherung, die Israel haben wollte für die Einreise, die auch COVID-Behandlungen einschließt, das waren für meine zwei Monate etwa 90€. Also, zusammengefasst: Jetzt hast du ein paar Anhaltspunkte, but calculate yourself. edit: Ein Thema habe ich vergessen: ÖPNV. Ist sehr günstig in Israel. Für Tickets in der Stadt bzw. auch zwischen Städten bis zu 30km habe ich nicht mehr als 3€ bezahlt. Von Tel Aviv mit dem Bus in den Norden zum Trail head waren es (wenn ich mich recht erinnere) etwa 6€. Das teuerste war das Busticket von Eilat nach Haifa, also einmal durchs gesamte Land, am Vortag gekauft (im Gegensatz zu allen anderen Verbindungen, Zug wie Bus, muss man Bustickets von und nach Eilat vorab reservieren/kaufen, warum, weiß ich nicht), waren 18€. Kurzum: Man reist mit den Öffis sehr günstig durch Israel.
  20. In der App vom INT sind ein paar eingetragen, aber die einzig zuverlässige Quelle von Trail Angels ist diese Website. Es ist die einzige, die kontinuierlich upgedatet wird und gibt sehr detailliert an, was die jeweiligen Trail Angels anbieten (z.B. pick up/drop off vom/zum Trail). Das Foto mit dem Seil ist nach unten fotografiert, nachdem ich am Seil raufgeklettert bin. Das war allerdings nicht allzu schwierig, nur ein bisschen eng mit dem Rucksack, aber den hätte man zur Not auch absetzen und hinaufheben (bzw. nobo runterwerfen) können. Die Leiter, die ich nicht fotografiert habe, hat mir mehr zitternde Knie beschwert. Dass sie richtig freischwingend war, wäre übertrieben zu sagen, denn im Boden unten war sie fest verankert, aber zwischen der Bodenbefestigung und der Befestigung am oberen Ende war sie stellenweise nicht fixiert, da aus dem Fels herausgerissen, sodass es über einige Meter hinweg "schwingend" war. Ein Überhang kann dabei nicht entstehen, denke ich, aber es ist auf jeden Fall beängstigend mit schwerem Rucksack und ich bin froh, nicht habe hinaufklettern zu müssen. Die Länge der Leiter würde ich auf 10m schätzen. Da der Shvil aber recht gut gepflegt wird, kann ich mir gut vorstellen, dass die Sache bis zur nächsten Saison repariert wurde. Im letzten Abschnitt vor Eilat gab es auch so eine Stelle, wo die Leiter aus dem Fels herausgebrochen war, daneben war aber ein stabile Leiter angebracht worden.
  21. Fragen und Antworten rund um den Shvil Ist der Israel National Trails für Anfänger:innen geeignet? Als ich hier als Einsteigerin in die UL-Thematik einen Thread eröffnete und von meinem Vorhaben schrieb, meldete sich Wanderlegende @German Tourist zu Wort und riet mir davon ab, als Person mit so wenig Wandererfahrung den Trail zu gehen. Ich verstehe, woher dieser Rat kommt, aber würde ihn anderen Interessierten nicht in dieser Deutlichkeit geben. Beim Wandern von Nord nach Süd hat man viele Vorteile, die sogenannte Anfängertrails auch bieten: n den ersten Wochen hat man täglich (mehrfach) Wasser, regelmäßige Resupply-Möglichkeiten, nicht nur an Essen, sondern auch wenn man in einen Outdoor-Shop muss/will und was Gasnachschub betrifft. Es ist zivilisationsnah, man könnte, wenn man das will, jeden Tag bei trail angels übernachten oder auch in B&Bs. Auch im Norden hat der Trail ein paar herausfordernde Passagen, aber im Wesentlichen kann man auch als untrainierter Mensch, der ich zu Beginn war, bei einer gewissen Grundfitness den Weg gut meistern und dabei in Form kommen. Der Planungsaufwand ist bis Arad äußerst gering, ich habe immer nur bis zum nächsten Supermarkt (also maximal 3 Tage) vorausgedacht, trail angels in der Regel am Vortag kontaktiert und bin damit gut gefahren. Ich habe diese Flexibilität und Spontanität geliebt. In meinen ersten Wochen auf dem Trail in zivilisationsnaher Gegend habe ich all die Fehler machen können, die ich machen musste - Missmanagement, was Wasser und Essen betrifft, am Kocher verbrannt, Ausrüstung optimiert... Wenn man dann den Härten der Wüste begegnet, hat man schon etwa 600km hinter sich und ist im Flow. Für die Wüste braucht es definitiv einen gut sitzenden Rucksack, der auch höhere Lasten bequem tragen kann. Natürlich ist auch mehr Planung nötig für den Wüstenteil, da man entweder Wasser cachen oder sehr gut planen muss, wann man woher Wasser bezieht. Ich habe für 5 Wassercaches bezahlt und fand es damit gut machbar. In der Wüste habe ich den Teil zwischen Ein Bokek und Nahal Mador Nightcamp sowie zwischen Shkoret Nightcamp und Eilat als wirklich schwer empfunden, der ganze Teil dazwischen war meiner Ansicht entspannt. Wenn man sich darauf im Vorhinein mental vorbereitet, kann man das aber auch als willensstarke Anfängerin bewältigen. (Ganz generell würde ich sogar sagen: Wenn selbst ich als untrainierte Kartoffel es geschafft habe, können das auch die meisten anderen.) Würde ich den Shvil nochmal gehen, würde ich allerdings irgendwie versuchen, organisiert zu bekommen, diesen genannten Anschnitt nicht mit Essen für 6 Tagen zu gehen, sondern irgendwie dazwischen Essen aufzutreiben und sei es, 20km vom Shvil weg nach Dimona zu trampen. Aber ich weise nochmal ausdrücklich darauf hin, was auch überall sonst zu lesen ist: NoBo, also ein Start im Süden, ist keinesfalls anfängergeeignet! Ist es teuer, den INT zu wandern? Ich würde sagen, ja. Israel ist ein teures Land; das einzige, was ich als billig empfunden habe ist Datenvolumen, öffentliche Verkehrsmittel und Obst&Gemüse. Essen ist teuer, Unterkünfte sind teuer, alle Art von Hygieneartikel sind teuer (eine Packung Compeed Blasenpflaster mit 6 Stück Inhalt sind etwa 14€), Campingartikel sind abartig teuer... Was ich hingegen nicht als übermäßig teuer empfunden habe, ist der water caching service. Der, den ich gewählt habe (Yanir Yagel von Negevtrails) nimmt pro Liter 11 Schekel, was ich angesichts der Garantie, die er gibt, super finde. Ich hatte 4×6 und 1x4 Liter (nur eine gerade Anzahl ist möglich), habe also 308 Schekel (etwa 86 Euro) bezahlt, was ich für die damit gewonnene Erleichterung mehr als fair finde. Einmal waren die 6 Liter viel zu viel, sodass ich eine geschlossene Zwei-Liter-Flasche für nachfolgende Wanderer dagelassen habe, das ließe sich mit besserer Planung vermeiden. Wie viel ist los auf dem Trail, wie viele thru-hiker trifft man? Ich habe zusammengezählt, an die ich mich erinnern kann, 11 Gespanne (Einzelpersonen, Gruppen oder Paar) getroffen, bestehend aus 17 Individuen, die auf einem Thru-hike unterwegs waren. Einer hat abgebrochen nach zwei Wochen. Dazu noch 4 Menschen, die für mindestens einen Monat auf dem Shvil unterwegs waren. Kurz vor Eilat sind mir zwei Mal Shvilistim NoBo entgegengekommen. Von den Wandernden habe ich von einer Handvoll weiterer Shvilistim gehört, aber alles in allem waren es nicht viele. Das liegt aber wohl auch daran, dass ich zeitig in der Saison unterwegs war, bei mehreren trail angels war ich die erste in dieser Saison; die meisten Israelis starten erst in Richtung Mitte Oktober. In der Hochsaison kann es dann, wenn zu den Shvilistim noch Tageswanderer oder Pfadfindergruppen o.Ä. kommen, auch mal eng in den Nightcamps in der Wüste werden, habe ich gehört; das ist mir nie passiert. Trotzdem war ich nicht einsam auf dem Trail; man ist einigen Shvilistim immer wieder begegnet, dazu kamen auch nette Begegnungen mit Tages- oder Wochenendswanderern. An vielen Tagen bin ich aber auch keinen Wanderern begegnet. Alles in allem im Vergleich zu den populären Trails definitiv ein ruhigerer Trail, aber keinesfalls einsam. Wie ist die Netzabdeckung in der Wüste? Ein Thema, über das ich mir völlig zu Unrecht vorher den Kopf zerbrochen habe. Mit dem Anbieter Pelephone hatte ich an jedem Tag mindestens zwei Mal eine Internetverbindung, immer dann nämlich, wenn man auf einem Berg oder irgendeiner Anhöhe war. Wie ist die Camping-Situation? In Israel ist Wildcampen außerhalb von nature reserves und national parks gestattet. Innerhalb der Naturschutzgebiete gibt es ausgewiesene Nightcamps, an denen nördlich der Wüste auch überall ein Wasserhahn war, (in der Wüste erst ab Paran). Ich habe es im Norden vermieden, dort zu übernachten, da viele dieser Orte Treffpunkte für Jugendliche sind, die spätnachts kommen, den ganzen Campingplatz mit Autoscheinwerfern ausleuchten und laut Musik abspielen. Zudem waren viele auch dreckig und voll Müll. Ich habe daher die Unbequemlichkeit, nicht bei einer Wasserquelle in Kauf genommen und mir immer genug Wasser für die Nacht mitgenommen und dann in der Natur geschlafen. Es hat auch mein persönliches Sicherheitsempfinden erhöht, nicht irgendwo zu schlafen, wo man mich leicht sehen kann. An den Campsites gibt es immer Feuerstellen und die wanderbegeisterten Israelis kommen dort manchmal auch einfach nur für ein kleines BBQ hin. In der Wüste gibt es in den Nightcamps auch Feuerstellen, dazu kniehohe Steinmauern, die in großen Halbkreisen stehen und den Wind abhalten sollen, hier sieht man sie von Ferne: So hoch sind sie: Im nördlichen Teil der Wüste sind die Mauern viel instabiler und aus schlicht gestapelten, teils wackeligen Steinen bestehend. Ab dem Nahal Barak Nightcamp, ab dem es auch die Wassertanks gibt, waren die Mauern wie in den Bildern stabil und oftmals gab es auch Komposttoiletten. Warum gibt es hier so stark negative Berichte über den Shvil? Als ich meinen Vorbereitungsthread eröffnet habe vor einem Jahr, hat @Mars einen ausführlichen Beitrag (klick) geschrieben mit Tipps und Hinweisen basiert auf seiner Wanderung, zu der es auch einen Thread gibt. Und auch irgendwo anders hier im Forum habe ich gelesen, dass der Norden ziemlich langweilig und öde gewesen sei und nur die Wüste spektakulär war. Ich habe mir die Kommentare ziemlich zu Herzen genommen und habe eine anstrengende Durststrecke bis zur Wüste erwartet, aber so war es überhaupt nicht! Auch im Norden gab es wunderschöne und atemberaubende Landschaften, immer wieder single trail und spannende Wege. Ja, an den Campsites war Müll und an Dorfrändern auch, manchmal auch ziemlich viel (besonders um Nazareth herum, dem mMn hässlichsten Teil des Trails), aber dazwischen kaum bis gar nicht. Mars scheint einen komplett zugemüllten Trail erlebt zu haben, das war bei mir nicht der Fall. Auch meine Erfahrungen mit Dornen war wesentlich weniger tragisch, zugewuchert war der Weg nur einmal. Ich vermute aber stark, dass das mit der Jahreszeit zusammenhängt. An einigen Wegen konnte ich sehen, dass sie frisch freigeschnitten worden waren und ich vermute, dass man am Ende des Winters ein ganz anderes Bild sieht. Weder brauchte ich eine LKW-Plane als Unterlage (hatte ein ganz normales Tyvek Groundsheet, das ein einziges Löchlein bekommen hat, welches ich mit Panzertape geflickt habe), noch habe ich die stichfesten Handschuhe, die ich wegen seines Rats mitgenommen habe, ein einziges Mal angezogen. Ich brauchte keinen Baustellen-Gehörschutz, aber ja, an den Wochenenden hatte ich im Norden fast immer Oropax drinn, weil man von irgendwoher selbst beim Wildcampen Musik hörte. An den offiziellen Campsites schlief man, laut anderen Shvilistim, deswegen oft schlecht. Das ist ein Problem, wenn man darauf angewiesen ist, dort zu übernachten, aber mit minimal Flexibilität kann man das in der Regel vermeiden. Das Wasser zu filtern habe ich auch ganz schnell sein lassen, weil es in allen Wassertanks und Rastplatz-Wasserhähnen Trinkqualität hatte. Zusammengefasst finde ich es wirklich schade, dass er so eine unangenehme Zeit auf dem Trail hatte und frage mich, woran es liegt, dass unsere Berichte so unterschiedlich aufgefallen sind. Ist es sicher, allein als Frau den Shvil zu wandern? Ja. Ich habe mich immer sicher gefühlt und hatte keinerlei schlechte Erlebnisse. Das ist natürlich anekdotische Evidenz, aber ich wurde auch nur zwei Mal von Israelis auf Sicherheitsbedenken angesprochen (und da handelte es sich im Grunde um als Sorge um mich getarnte Araberfeindlichkeit), alle anderen fanden es zwar teils bewundernswert, dass ich allein unterwegs bin, aber nicht, weil sie es als unsicher einstufen. Ihnen wäre es allein einfach zu langweilig und tatsächlich beobachtet man Israelis fast ausschließlich in Gesellschaft wandern. Das einzige, was mir in meinem Sicherheitsinteresse wichtig war, war ein geschützter Schlafplatz, der von keinem Weg einsehbar ist und dass niemand mich dabei beobachtet, wie ich mein Lager aufschlage.
  22. 7. Abschnitt: Die Wüste Teil 3 - Paran - Eilat (152km) Der letzte Abschnitt meiner Wanderung ist angebrochen. Es sind nur noch 6 Tagesetappen, bis ich am Roten Meer eintreffe. Es erfüllt mich jetzt schon mit Euphorie, daran zu denken, da ich nun merke, dass es tatsächlich realistisch ist. Es dauert eine Weile, bis ich jemanden finde, der mich als Anhalterin mitnimmt und die ca. 30km zurück zum Trail bringt. Der Trail selbst ist über weite Strecken unspektakulär, lediglich ein Abstieg ist etwas abenteuerlich. Nicht im Bild ist eine Hängeleiter, die streckenweise freischwingend, weil die Befestigung aus dem Stein gerissen war. Ohne schweren Rucksack mag das eine nette Kletterei sein, mit ca. 15kg auf dem Rücken zitterte ich ganz schön, als ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Als ich mich umdrehe, sitzt dort ein Shvilist und schaut zu mir herüber. Als ich näherkomme, fragt er: "Bist du Linkshaenderin aus Deutschland?". Im Gegensatz zu ihm habe ich noch nicht von ihm gehört, er kennt mich von Mihael, einem Shvilist, dem ich zweimal auf dem Trail begegnet bin und mit dem sich meine neue Bekanntschaft vor einer Weile zusammengetan hat. "Ich hab gehört, du bist richtig krass unterwegs und läufst richtig schnell!", sagt er mir. Habe er von Mihael gehört, der das wiederum von Shvilistim gehört hat, die ich nicht mal getroffen habe. Amüsant und ein wenig unangenehm, wie dieser Trailklatsch funktioniert. Wir wandern die restlichen 10km zum Nightcamp gemeinsam, ich lasse mir ein paar Sätze auf Hebräisch beibringen und er übt im Gegenzug unermüdlich: "Ich komme aus Israel" auf Deutsch zu sagen. Im Nightcamp treffen wir Mihael, der sich sichtlich freut, mich wiederzusehen. Auf unseren kurzen Begegnungen auf dem Trail hatten wir kaum Gelegenheit, uns kennenzulernen, sodass wir die Zeit bei unseren jeweiligen Abendessen dazu nutzen, uns auszutauschen. Später knüpft Mihael Kontakt mit einer riesigen Gruppe Israelis, die auf der anderen Seite des Nightcamps um ein Lagerfeuer sitzen und teilt uns, nachdem er zurückkommt, mit, dass wir in ein bis zwei Stunden gern zum Abendessen rüberkommen könnten. Aber eine Stunde später liege ich bereits im Zelt. Tage auf dem Trail enden früh. Ich habe beschlossen, die nächste Etappe von etwa 30km zu überspringen, da sie die ganze Zeit schnurgerade an einer Straße entlangführt. Grund dafür ist, dass ein weiträumiges Gebiet als Militärübungszone gesperrt ist, sodass der Trail nicht durch interessantere Gebiete führen kann. Als meine beiden Mitcamper davon erfahren, ziehen sie mich auf, ob ich so feige sei, den Abschnitt zu überspringen, aber ich sage, es liege eher an der begrenzten Zeit. "Wenn ich mich entscheiden kann, entweder einen Tag voll Langeweile an einer Straße entlangzulaufen, ohne etwas Spannendes zu sehen, oder stattdessen nach Ende des Trails einen kostbaren zusätzlichen Tag zu haben, den ich mit etwas Schönem verbringen kann, dann wähle ich Zweiteres." Dafür haben die beiden Verständnis und so gehen wir am nächsten Tag getrennte Wege. Als ich an einem perfekten Spot fürs Trampen stehe und auf die gähnend leere Straße schaue, auf der kilometerweit kein Auto zu sehen ist, merke ich, dass es keine sonderlich schlaue Idee war, an einem Shabbat trampen zu wollen. Aber nach weniger als einer halben Stunde werde ich mitgenommen. Es stellt sich heraus, dass ich bei einem Mitarbeiter des Save-and-Rescue-Teams der High Negev im Auto sitze, also meines ersten Wüstenabschnittes mit dem Small & Big Crater, auf dem ich so verzweifelt bin. Ich frage ihn, wie häufig sie dort Menschen retten und er sagt, 80 pro Jahr. Natürlich nicht alles Shvilistim, so sagt er, hauptsächlich Tageswanderer und BMX-Fahrer. Der Weg ist unspektakulär, aber angenehm an diesem Wandertag. Ich will gerade von meiner Mittagspause aufbrechen, als plötzlich Simon und Leah vor mir auftauchen. Ich bin völlig aus dem Häuschen, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Wir tauschen Trailgeschichten aus, lachen und reflektieren über das nahende Ende unserer Reise, doch viel zu schnell müssen wir uns wieder verabschieden. Ich bleibe in dem Nightcamp, in dem wir angekommen sind, sie wollen noch 16km bis zum Nächsten wandern, was ich angesichts der Uhrzeit (15 Uhr jetzt, 16:30 geht die Sonne unter) sportlich finde. Aber ich freue mich auch, wieder allein in der Wüste zu sein, waren doch in den letzten Nightcamps immer Menschen gewesen. Der nächste Tag führt mich bis fast an den Rand des Timna Parks, des Abschnitts, über den mir alle Leute in den letzten Tagen, die ich getroffen habe, gesagt habe, dass er der schönste sei. Ich merke, dass ich es mittlerweile sehr schwer finde, wirklich das Hier und Jetzt zu genießen, wo das Ende in so greifbare Nähe gerückt ist. Es wird immer mehr zu einem Hinarbeiten auf das Ziel als einem Weg, der selbst das Ziel ist. An diesem drittletzten Abend in der Wüste kann ich zum ersten Mal wirklich in die Sterne schauen. In der ganzen Zeit bisher war der Mond zu hell, erst jetzt geht er spät genug auf. Und so liege ich auf meinem Rucksack vor meinem Zelt, genieße die Sterne, genieße die Stille, als ich etwas an meinem Hals krabbeln fühle. Reflexartig fasse ich hin, um es zu verscheuchen und spüre ein Tier, das größer ist als erwartet, dann ein Stich, dann ist es weg. Bis ich meine Lampe gefunden habe, ist das Tier außer Reichweite, aber mir ist klar, dass mich gerade ein Skorpion gestochen hat. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll, ob ich überhaupt etwas tun muss, frage vergebens das Internet und rufe dann meine Gastgeberin aus Jerusalem an, die für eine Umweltorganisation arbeitet und sich auskennen sollte. Sie fragt ganz sachlich, wo ich mich genau befinde, ob Menschen um mich herum sind, wann ich gestochen wurde und wie ich mich jetzt fühle. Ich lerne, dass man bei einem giftigen Skorpion innerhalb der ersten Stunde nach Stich Symptome spürt und dann ins Krankenhaus gehen sollte. Sie gibt mir die Telefonnummer eines Freundes, der nur wenige Kilometer von meinem Nightcamp entfernt wohnt, setzt ihn über die Situation in Kenntnis und schärft mir ein, ihn sofort anzurufen, wenn ich irgendetwas merke. Sie ruft nach einer Stunde noch einmal an, aber bis auf den Schmerz an der Einstichstelle geht es mir gut. Nur mit dem Sterneschauen hat es sich für heute erledigt. Als ich aufwache, bin ich erstaunt, dass ich nichts mehr vom Stich spüre. Genau so wenig spektakulär wie am Ende der Skorpionstich ist auch die heutige Tagesetappe durch den Timna Park. Ein einziges Mal gibt es einen schönen Ausblick, ansonsten sind es langweilige dirt roads. Am Nachmittag kaufe ich Verpflegung für die letzten beiden Etappen und mache mich auf den Weg zu meinem Nightcamp, das sehr schön gelegen ist. Es ist die dritte Nacht allein in Folge und ich ahne, es wird auch die letzte dieser Art sein. Morgen, in dem Nightcamp nahe Eilat, werden sicherlich Tagesausflügler unterwegs sein. Also verabschiede ich mich innerlich bereits von dem Shvil und verbringe einen letzten, in die Stille der Wüste eingehüllten Abend, Nacht und Morgen. Es wird mir fehlen, das allein Draußenschlafen, das weiß ich jetzt schon. So bin ich also gedanklich schon überhaupt nicht mehr bei der Sache, als ich am nächsten Morgen loslaufe und merke daher erst nach 2,5km, dass ich in die falsche Richtung gelaufen bin. Verärgert gehe ich zurück und folge dem Shvil einen milden Anstieg hinauf. Die gedämpfte Laune wegen meines Abstechers ist schon verpufft, als mir zwei Österreichern entgegenkommen. Eine von ihnen ist den Shvil vor 4 Jahren gelaufen, hat dabei ihre jetzige Frau kennengelernt und ist nach Israel gezogen. Jetzt besucht sie ein österreichischer Freund und zusammen sind sie ein paar Etappen auf dem Shvil unterwegs. Wir trinken Kaffee zusammen, geduldig hören sie meine Wandergeschichten und Reflexionsgedanken über das nahende Ende meiner Reise an. Nach meiner Mittagspause bin ich schon wieder 2,5km unterwegs, als mir auffällt, dass ich mein Solarpanel bei meinem Mittagspausenplatz vergessen habe. Sowohl etwas liegen zu lassen als auch in die falsche Richtung zu gehen sind mir auf dem Shvil noch nie passiert und nun beides an einem Tag. Das Panel finde ich glücklicherweise wieder, aber ich bin ziemlich sauer auf mich selbst, als ich mich wieder auf den Weg mache, oder eher hetze. Denn mir ist klar, dass ich es durch die 10 Extrakilometer keinesfalls vor Sonnenuntergang ins Nightcamp schaffen werde. Der Trail zieht sich und wird zunehmend anspruchsvoll. Ich bin erschöpft, schon ohne diese zusätzlichen Kilometer wäre es ein anstrengender Tag gewesen, aber so ist es für mich wirklich grenzwertig. Ich hetze und hoffe und als die Sonne untergeht, klettere ich mich durch ein Wadi hindurch. Es wird immer dämmriger und mir wird klar, dass wenn ich nicht bald aus diesem Wadi herauskomme, ich hier übernachten muss, weil der Weg zu gefährlich ist, um ihn im Dunklen nur mit meiner Kopflampe zu gehen. Aber ein Prüfen meines Wasservorrates beruhigt mich, denn er ist ausreichend gefüllt, um damit durch die Nacht zu kommen. Gerade so schaffe ich es aus dem Wadi heraus und lege die letzten Kilometer bis zum Nightcamp auf einer dirt road im fast schon Dunklen zurück. Das war knapp, denke ich mir, 15 Minuten später und du hättest es nicht mehr geschafft. Im Nightcamp ist eine Gruppe Jugendlicher am Lärmen und Feiern. Ich bin froh, meine letzte Nacht allein auf dem Shvil gestern zelebriert zu haben, sodass mich das nicht allzu sehr stört. Es ist die windigste Nacht auf dem Trail, der Zeltaufbau ist mehr als schwierig, aber ich kann Eilat und Akaba 700 Höhenmeter unter mir am Roten Meer sehen und ich habe mit 33,2km einen neuen Wanderrekord aufgestellt. Die letzte Etappe bis Eilat sind nur 13km, aber sei sehr anspruchsvoll, so heißt es. Als ich loslaufe, bin ich erstmal fasziniert davon, so nah an der ägyptischen Grenze zu sein: Schnell weiß ich, warum die Etappe diesen Ruf hat, denn es ist wirklich nicht ohne; ich bin froh, sie nicht als Aufstieg bewältigen zu müssen. Aber die Schönheit! Manche Felsformationen kommen mir wie von einem anderen Planeten vor! Ich bin fasziniert und Und dann das Meer! Ich kann das Rote Meer sehen und es kommt immer näher! Und dann bin ich da. Am südlichen Punkt des Shvils. Ich habs geschafft! Gut 1000km bin ich gewandert, durch Hitze und Berge und Wüste und jetzt bin ich da. Ich bin unglaublich stolz auf mich. Und als sei das noch nicht genug, erwartet mich für den Abend noch eine Überraschung: Ein trail angel, den ich gefragt hatte, ob ich bei ihm in Eilat übernachten kann, hat das abgelehnt, weil er arbeiten müsse, aber meinte, ich könne gern zu seiner Arbeitsstelle im Hotel zum Abendessen vorbeikommen. Als ich dort ankomme, stelle ich fest, dass ich mit dem evening manager eines 5*-All-inclusive-Hotels zum Abendessen verabredet bin und mich am Buffet frei heraus bedienen darf. Nach knapp 8 Wochen auf dem Trail ist das völlig überfordernd und absolut genial. Den nächsten Tag verbringe ich entspannt in Eilat, genieße das Gefühl, es geschafft zu haben, gehe in ein Museum und schnorcheln und am Abend bin ich mit Simon und Leah verabredet. Sie sind einen Tag vor mir in Eilat angekommen und freuen sich genau so sehr wie ich, noch ein letztes Mal zusammen zu Abend zu essen. Wir holen uns Falafel, setzen uns in einen Park und essen die Falafel, gegrilltes Gemüse, Pita, Avocado und zum Nachtisch eine Pomelow. Dazu gibt es die letzten Trailgeschichten und Gedanken darüber, wie es uns jetzt geht, was der Trail mit uns gemacht hat und wie es weitergeht. Die beiden ein letztes Mal getroffen zu haben, hat die Reise für mich abgerundet und geholfen, mich vom Shvil zu verabschieden. Nichtsdestotrotz weine ich ein paar Tränen der Freude und des Abschiedes, als ich am nächsten Morgen im Bus von Eilat nach Haifa sitze. Ich bin so glücklich über all die Erlebnisse, die ich sammeln durfte, all die Begegnungen, die Großzügigkeiten, aber ich bin auch traurig, dass es vorbei ist. 8 Jahre lang habe ich vom Shvil geträumt; es fällt nicht leicht, davon loszulassen. Aber all die Geschichten, all die kleinen Begebenheiten, die man nicht in so einen Reisebericht packen kann, die haben den Shvil mit Leben gefüllt. Wie ich an einem Nachmittag, als ich mit zwei Israelis wandere, gefragt werde, ob ich nicht mal ein deutsches Wanderlied singen könne und sie mir nach meiner Gesangseinlage von "Das Wandern ist des Müllers Lust" hebräische Wanderlieder beibringen. Wie mir ein Nussverkäufer in der Jerusalemer Altstadt in einem sehr ausgeglichenen Gespräch die in seinen Augen Essenz des Islam erklärt. Das tägliche Beobachten der Ameisen. Wie ich das erste Mal einen Granatapfel direkt vom Baum esse, den mir ein trail angel geschenkt hat. Und übrigens: Nachdem ich noch zwei Tage in Haifa verbracht habe, habe ich die Frau besucht, die mir am Strand des Mittelmeeres ihre Telefonnummer gab und sagte, ich könne sie gern besuchen, falls ich nach dem Shvil noch ein paar Tage Zeit habe. So schließt sich der Kreis und so ernstgemeint sind diese gastfreundlichen Angebote. Das war meine Reise auf dem Shvil. Wenn ich demnächst noch etwas Zeit finde, schreibe ich nochmal eine Zusammenfassung und gehe auf ein paar Punkte ein, die @Mars in seinem Trailbericht hervorgehoben hat.
  23. 6. Abschnitt: Die Wüste Teil 2 - Midreshet Ben Gurion - nördlich von Paran (155,2km) Als ich frühmorgens aus Midreshet Ben Gurion aufbreche, bin ich voller Motivation und auch meine Wanderfreude ist zurückgekehrt. Es sind nur zwei Tage bis zum nächsten Resupply, daher ist mein Rucksack angenehm leicht und das erste Mal seit zwei Wochen habe ich keine Schmerzen beim Wandern, weil die Blasen an meinen Füßen aufgegangen sind. An diesem Tag sehe ich erstaunlich viel Grün, da ich eine Weile einem Rinnsal folge. Die Mittagspause verbringe ich vor unglaublicher Kulisse, ich bin glücklich, wieder in der Wüste unterwegs zu sein, frage mich aber, wie es weitergehen wird, nachdem ich in 5 Tagen in Sapir ankomme. Danach sind es 5 Tage ohne Resupply und ich weiß, dass ich nicht noch einmal so viel Essen tragen kann, zumindest nicht, wenn man noch 5 Liter Wasser mit sich herumschleppt. Das schaffe ich einfach nicht. Aber damit kann ich mich zu einem späteren Zeitpunkt beschäftigen. Nachdem Abstieg stehe ich auf einmal in einer Oase. Man kann sie auf dem obigen Foto leicht erahnen, aber plötzlich mitten in der Wüste in einem Palmenwald zu stehen, fühlt sich surreal an. Inmitten der Bäume treffe ich ein paar Israelis, die dort rasten und mir, während sie mir Pistazien anbieten, die üblichen Fragen stellen. Sie laden mich ein, zum Mittagessen zu bleiben, aber ich habe schon gegessen (kein Hinderungsgrund) und habe am Nachmittag noch einige Kilometer vor mir. Als ich am Abend im Nightcamp ankomme, stelle ich beglückt fest, dass ich allein bin. Da ich die Nächte in meinem ersten Wüsten-Drittel immer in Rufweite von Simon und Leah verbracht habe, freue ich mich, meine erste Nacht allein in der Wüste zu verbringen. Am nächsten Tag notiere ich in mein Tagebuch: "In den frühen Morgenstunden ist die Wüste am schönsten. Vom Einsetzen der Morgendämmerung bis kurz nach Sonnenaufgang ist das hier der schönste, friedlichste und stillste Ort der Welt." Derart beflügelt führt mich der Shvil an diesem Tag zunächst oberhalb eines Wadis entlang, dann durch es hindurch und am Ende kletternd wieder hinaus. Die Nacht verbringe ich in Mitzpe Ramon, einer Siedlung direkt am Rand des Ramon Craters (des größten Kraters der Negev) bei einem wortkargen trail angel. Am Morgen steige ich nach einem Besuch im Supermarkt in den Krater hinab. Auf dem Weg durch den Krater gibt es jeweils zwei Auf- und Abstiege, von deren Gipfeln man jeweils bis zum sich weiter entfernenden Mitzpe Ramon schauen kann. Bei einem der Aufstiege kommt mir eine Reisegruppe entgegen, die sich vorsichtig den Berg hinunter tastet. Der tourist guide, der vorneweg geht, spricht mich an und stellt sich als Schweizer mit einer Gruppe voller deutscher Touristen heraus. Während er mir interessierte Fragen stellt, stauen sich hinter ihm im Gänsemarsch die Absteigenden, die mein Vorhaben ganz unglaublich finden. Ich fühle mich ein bisschen wie ein Tier im Zoo und bin froh, als ich mich nach einer Verabschiedung an ihnen vorbei zwängen kann. Da das mein erster thru-hike ist, ist es noch ein neues Gefühl für mich, wie fremd man sich gegenüber Tagesausflüglern fühlen kann. Die letzten Kilometer bis zum Nightcamp lege ich im Licht der untergehenden Sonne zurück. Als ich eintreffe und beginne, mein Zelt aufzubauen, sehe ich auf einer nahen Hügelkuppe einen Jeep stehen, jemanden aussteigen, wieder einsteigen und auf mich zufahren. Als er ankommt und sich herausstellt, dass ich kein Hebräisch und er kein Englisch spricht, ruft der Soldat in Uniform einen Freund an, der seine Frage für mich übersetzt. Ob ich heute eine junge Frau in Militärkleidung gesehen habe. Nein, sage ich, ich habe heute niemanden in Uniform gesehen. Sie sei seit ein paar Stunden verschwunden, beim Wandern, erfahre ich, aber ich kann leider nicht weiterhelfen. Während ich mein Lager herrichte, meine Schuhe repariere, koche, esse und abwasche, sehe und höre ich den Jeep immer wieder ein paar hundert Meter irgendwohin fahren, hupen, rufen, lautstark telefonieren und weiterfahren. Obwohl ich die Vermisste nicht kenne, wird mir beim Gedanken an sie bange. Vielleicht ist sie gestürzt und liegt verletzt irgendwo. Ich habe die Tücken der Wüste ein wenig kennen gelernt und weiß, dass das auch ohne Selbstüberschätzung leicht passieren kann. Der Trail ist zu schwierig und das Geröll zu rutschig als dass man es auch mit der größten Umsicht verhindern kann, dass etwas passiert. Es ist schon dunkel geworden, als der Jeep wieder neben mir hält und ich durch den übersetzenden Freund am Telefon gefragt werde, ob ich möglicherweise bei der Suche nach der Vermissten helfen könne. Ich bin skeptisch, stelle eine Menge fragen und erfahre unter anderem, dass sie am frühen Nachmittag von hier losgelaufen und seitdem verschwunden ist. Die Polizei und die anderen Soldatinnen und Soldaten ihrer Einheit sind auch involviert. Als ich einen Blick auf den verzweifelten Fahrer werfe, beschließe ich, mitzufahren. Ich kann nicht wirklich helfen, denke ich, aber mir wird gesagt, dass vier Augen besser sehen als zwei und das stimmt wohl. Insgesamt sind wir eineinhalb Stunden zusammen unterwegs, während der Fahrer fast die ganze Zeit mit diversen Menschen telefoniert. Irgendwann erfahre ich, dass er unter anderem mit der vermissten Soldatin spricht. Ich bin sehr erleichtert. Sie lebt, sie ist unverletzt, kann reden und hat sogar Mobilfunkempfang! Doch deshalb will sie sich jetzt im Dunklen auch nicht mehr fortbewegen, aus Angst, den Empfang zu verlieren. Ich verstehe nicht ganz, warum sie keine GPS-Koordinaten senden kann, aber die Sprachbarriere verhindert, dass ich mehr Details von meinem Begleiter erfahre. Um die Geschichte abzukürzen: Sie wurde schließlich von einem anderen Kameraden ihrer Einheit gefunden und zu einer Art Militärbasis gebracht, wo wir sie dann auch treffen. Sie steigt zu uns ins Auto und ist dabei, als ich zur Campsite zurückgefahren werde. Sie spricht Englisch, daher versuche ich, herauszubekommen, wie sie verlorengegangen ist, aber so richtig verstehe ich es nicht. Offenbar ist sie mehrere Stunden in die falsche Richtung gegangen, wurde dann von der Dunkelheit eingeholt und ist in Panik geraten. Sie, aber besonders der Fahrer, danken mir immer wieder überschwänglich, obwohl ich genau genommen keine Hilfe war. "Die gesamten Israel Defense Forces danken dir", hält er mir als Googleübersetzung auf dem Telefon entgegen. Bei meinem Nightcamp angekommen, bedanken sie sich ein letztes Mal, dann fährt der Jeep davon und ich versuche, zu verstehen, was gerade passiert ist. Am nächsten Morgen führt mich der Shvil auf eine Bergkette, auf die ich am Vorabend zugelaufen bin und mir gedacht hatte, wie cool es wäre, dort oben zu wandern. Und tatsächlich ist die Aussicht großartig! Dieser und der nächste Tag sind gefüllt mit der Freude am Wandern, spektakulären Ausblicken und der Erhabenheit der Wüste. Sie fasziniert mich und manchmal könnte ich jubeln vor Begeisterung und Dankbarkeit, von dieser atemberaubenden Schönheit umgeben zu sein. Dazu ist der Trail angenehm zu gehen, ein ganz anderes Level als die ersten 5 Tage in der Wüste, die so technisch schwierig und auslaugend waren, dass sie mich an den Rand meiner Belastungsgrenze gebracht haben. Hier gibt es zwar auch steile Passagen, aber die Wege sind leichter. Jedes Mal, wenn ich nach einem längeren Anstieg den Gipfel erreiche, werde ich von intensiven Glücksgefühlen durchflutet, wenn sich plötzlich die Wüste vor mir ausbreitet, die wieder anders aussieht als vor dem Berg. Ich kann ihre Schönheit nicht in Worte fassen, nicht beschreiben, sie haut mich immer wieder um, nicht weniger intensiv als auf dem letzten Gipfel. Daher ist für mich mittlerweile klar: Aufgeben ist nicht. Nach Sapir sind es 5 Tagesetappen bis zum nächsten Resupply und ich beschließe, nach dem ersten dieser Tage einen Ruhetag einzulegen, da das Nightcamp nah an einer Straße liegt, von wo ich in die Zivilisation gelangen kann. Am darauffolgenden Tag werde ich mit Essen für 4 Tage, die ich definitiv tragen kann, zum Trail zurücktrampen. Als ich am frühen Nachmittag in Sapir eintreffe, will ich mich gerade zum Supermarkt aufmachen, als mir das Internet sagt, dass dieser am Dienstag schon um 13:30 Uhr schließt. Schlecht gelaunt mache ich mich auf den Weg zu meinem trail angel für diese Nacht, denn ich habe kein Essen mehr für den Abend übrig und der geschlossene Supermarkt bedeutet auch, dass ich morgen warten muss, bis 8 Uhr der Supermarkt aufmacht. Mit meinem trail angel gibt es leider Verständigungsschwierigkeiten, aber es kommt noch ein anderer Shvilist an, den ich in den letzten beiden Tagen mehrfach getroffen habe. Er kann als Übersetzer fungieren und ist nebenbei ein interessanter Gesprächspartner für mich, da er gerade eine 3-jährige Thoraschule abgeschlossen hat und nächsten Monat den Militärdienst beginnen wird. Der letzte Tag vor meinem Ruhetag führt mich für meinen Geschmack viel zu spät zurück auf den Shvil, sodass ich mich den ganzen Tag recht gestresst fühle, die gut 30km bis Sonnenuntergang zu schaffen. Allerdings gibt es nicht viel, was ich durch das Gehetze verpassen kann, denn der Weg ist eintönig und unspektakulär. Nur die letzten Kilometer, die mich auf die jordanische Grenze zuführen, gefallen mir. Als ich schon längst aufgegessen habe taucht in der Dunkelheit auf einmal eine Gruppe von 5 Wanderern auf und beginnt, ihre Zelte direkt neben meinem aufzubauen. Erst bin ich genervt davon, dann stellen sie sich aber als sehr angenehme Zeitgenossen heraus. Den Abend verbringen wir mit viel Humor, Keksen, Tee und interessanten Gesprächen. Sie wandern den Shvil abschnittsweise, immer dann, wenn sie ein Wochenende Zeit haben, allerdings hat einer von ihnen neue, uneingelaufene Wanderstiefel an und sich an diesem ersten Tragetag, der gut 30km lang war, furchtbare Blasen gelaufen. Daher werden sie morgen nicht wie geplant noch eine Etappe laufen, sondern nach Tel Aviv zurückkehren. Als ich am Morgen zusammenpacke, sind sie dementsprechend noch in Schlafkleidung. Ich unterhalte mich mit einem Ranger, der gerade dabei ist, den Wassertank des Nightcamps aufzufüllen und der mir eine Mitfahrgelegenheit zur nächsten Ortschaft anbietet, wohin ich ohnehin wollte, um einzukaufen. Nach dem ausgiebigen Supermarktbesuch nehme ich einen Bus in eine andere Ortschaft, um dort an meinem Ruhetag schön ins Restaurant zu gehen. Aber als ich dort ankomme, muss ich feststellen, dass es auf unbestimmte Zeit geschlossen ist. Die einzige andere Essmöglichkeit im Ort ist ein Imbiss am Kibbutz-Eingang. Ich gehe hin und frage - da ich die Speisekarte nicht lesen kann - was sie für vegetarisches Essen anbieten. "Nichts", sagt man mir, "nur Fleischgerichte" - "Was ist mit Pommes?", frage ich. "Haben wir nicht. Normalerweise schon, aber nicht heute." Sie schlägt mir vor, nach Tzukim zu fahren, dort habe es zahlreiche Restaurants mit vegetarischen Optionen, aber ich habe keine Lust, wieder in die entgegengesetzte Richtung meiner Unterkunft für diese Nacht zu fahren, also setze ich mich frustriert auf eine Bank am Kibbutz-Ausgang und denke nach. Ich hatte mich so auf richtiges Essen gefreut, ich habe Hunger und möchte einfach ausruhen. Da hält ein Auto neben mir an, der Fahrer fragt mich, ob er mich mit nach Sapir nehmen soll, er gehe dort schwimmen und dort starte doch der Trail? Ich bedanke mich, sage, ich mache heute einen Ruhetag. "Ah, super, das heißt, du hast alles, was du brauchst?" "Ja, an sich schon. Ich hab nur Hunger." "Hunger? Warum gehst du dann nicht zu dem Imbiss dort drüben, nur 50 Meter weg?" "Dort war ich schon, man hat mir gesagt, sie haben kein vegetarisches Essen." "Kein vegetarisches Essen? Klar haben sie das! Hummus! Shakshuka! Salat! Pommes!" "Aber mir hat man gesagt, sie hätten kein vegetarisches Essen. Und Pommes sind aus." "Nun, du kannst auch zu mir nach Hause gehen, ich habe vorhin gerade einen Topf Reis aufgesetzt, meine Frau ist Zuhause, du kannst einfach hingehen." "Hm, ich weiß nicht..." Er beginnt, mir den Weg zu seinem Haus zu beschreiben, insistiert, dass aber auch der Imbiss auf jeden Fall vegetarisches Essen habe. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, bin zu gefangen in meiner Frustration. "Are you about to cry now?", fragt er plötzlich. "Ja, ich fürchte schon", sage ich, denn tatsächlich bin ich den Tränen nahe. "Komm, steig in mein Auto, ich fahre dich jetzt nach Hause." Also fährt er mich zu sich nach Hause, stellt mich seiner Frau vor, sagt, ich solle mir einfach was zu Essen kochen und nehmen, was ich will, er gehe jetzt schwimmen. Und dann bin ich mit seiner bezaubernden Frau in der Küche, sie macht mir einen Salat, ich esse und bin unglaublich gerührt. Nachdem mein Held vom Schwimmen zurückkommt fahren er und seine Frau mich zu meiner Unterkunft für die Nacht, sodass ich nicht laufen muss. Bevor ich aussteige, bedanke ich mich. "Danke dir, dass du hungrig warst. So konnte ich heute etwas Gutes tun", sagt er, fragt, ob ich alles habe, was ich brauche, er könne mir auch Geld geben, ich verneine, ich habe alles, was ich brauche. "Oh, that's a Bob Dylan Song!", sagt er. "She's got everything she needs, she's an artist, she don't look back..." Ich verspreche, mir das Lied anzuhören und schließe die Tür. Meine Unterkunft für diese Nacht ist die sogenannte Antilope Ranch, eine Art weitläufiges Wildgehege, in dem viele verschiedene Antilopenarten, Zebras und andere Tiere friedlich leben dürfen. Als ich ankomme, mir mein Platz zum Zelten gezeigt wird und sie dann erfährt, dass ich morgen früh vor Sonnenaufgang aufbreche, sagt sie, sie werde mir die Tiere zeigen, auch wenn der Wildgehege-Teil eigentlich schon zu habe. Also fährt sie mit mir durch das Gelände (zu Fuß ist nicht gestattet, um die Tiere nicht zu stören), erklärt mir die verschiedenen Antilopenarten und wie viele der Tiere früher in Zoos gelebt haben und hier nun ein besseres Leben haben. Dann bringt sie mich zum Zeltplatz zurück und ich bin überwältigt von all der Güte und Herzlichkeit, die ich heute erlebt habe.
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