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Ultraleicht Trekking

Harakiri

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Alle erstellten Inhalte von Harakiri

  1. Problem eines Schlafsacks mit sehr kurzem Reißverschluss (oder ganz ohne) ist, dass man mit dem Verwendungsbereich stark eingeschränkt ist. Man kann die Temperatur kaum regulieren und Hitze staut sich an. Zudem kommt man nicht so leicht herein. Mit Kleidung und viel bzw. wenig Kalorien am Abend kann man aber etwas Einfluss auf das Temperaturempfinden nehmen, zudem gibt es ja Inlets wie Vapour Barrier Liner, die in nasskalten Nächten etwas helfen können. Da scheinbar ein Wärmekragen bei dem verlinkten Modell fehlt, gibt es noch eine Möglichkeit weniger, kalte Luft in den Schlafsack zu lassen... Ich persönlich habe mir nur einen leichten Schlafsack ohne richtigen Zipper geholt, um ihn bei Wintertouren in den Hauptschlafsack zu packen. Die Temperaturangaben von PHD wirken realistisch für den durchschnittlichen Mann. Für den normalen Einsatz lohnt sich so ein Modell meiner Ansicht nach nicht, vor allem weil es leichtere und flexiblere Lösungen gibt: Quilts.
  2. Ich bin schon öfters wieder umgedreht, als mir in Unterkünften zu viel Trubel war - nachdem ich bereits drinnen war. Auch bei richtig schlechtem Wetter, Winden mit Sturmstärke usw... Wie das in den Alpen aussieht, will ich gar nicht wissen. Bei meiner Alpenüberquerung demnächst werde ich sicherlich keine Hütten anlaufen. Natürlich spart das auch Geld, aber zumindest in meinem Fall nehme ich das Reisen mittlerweile so ernst, dass das auch nicht mehr wichtig ist, obwohl ich nur wenig davon habe. Mich stört das touristische Herumgepolter dieser verwöhnten Flipflopträger einfach zu sehr. Das ist der gleiche Schlag Mensch, der mit Crocs auf die Zugspitze fährt und den Wanderern dort den Weg versperrt. Mein Lager wurde schon so oft entdeckt und nie gab es negative Resonanz. Nicht einmal, als ich krank für vier Tage in Kautokeino (Norwegen) im Stadtzentrum übernachtet habe, wo mich Hunderte gesehen haben. Ich habe schon so oft beim Radfahren versehentlich irgendwo auf Privatgrund geschlafen. Oft wird man dann hereingebeten oder auf ein Bier eingeladen. Wenn die Leute merken, dass man einigermaßen erfahren ist und Respekt vor der Natur hat, gehen sie einen auch nicht an. Ich wüsste nicht, warum das in den Alpen anders sein sollte. Die ganzen Horrorstorys werden wohl von der anderen Art Tourist kommen.
  3. Abus hat deutlich leichtere Faltschlösser im Angebot. Größer Vorteil von ihnen ist aber nicht das Gewicht, sondern die Position am Rahmen. Natürlich ist ein Bügelschloss noch etwas sicherer, aber dafür ist der Transport lästig und das Schloss weniger flexibel. Ist aber wahrscheinlich Ansichtssache. Jedenfalls kann ein Rad so nicht spontan geklaut werden, sondern nur von organisierten Dieben mit richtiger Ausrüstung. Ein sicheres Fahrradschloss ist sowohl bei längeren Bikepacking-Touren, als auch bei richtigen Radreisen Pflicht. Ob man das Geld von der Versicherung zurück bekommt, oder nicht, ist ziemlich irrelevant, wenn man irgendwo vor dem Supermarkt mit Rennradhose und Fahrradschuhen steht und den Daumen hoch halten muss...
  4. In den meisten Gegenden wäre das stupid light. Ich war bisher mit dem Rad in fast allen Ecken Deutschlands und habe bisher keine Region gefunden, in der kein enormes Diebstahlrisiko herrscht. Man gewinnt wahrscheinlich keinen Komfort damit. Zumal das echt stressig werden kann, wenn man in größeren Orten einkaufen geht oder sogar irgendwo über Nacht in einer Unterkunft bleiben will. Die Übernachtungen im Zelt sind nie das Problem, schließlich kann man das Rad einfach am Zelt anbinden. Ein leichtes Faltschloss tut es auch. Das muss gar nicht einmal so schwer sein, aber schützt ein Rad beim Supermarkt oder Café. Durch die Befestigung am Rahmen ist das Gewicht weniger dramatisch als bei anderen Gegenständen. Wobei bei Radreisen sowieso das Packmaß und nicht das Gewicht an erster Stelle steht. Die Minischlösser haben da definitiv einen Nachteil, weil sie nicht niedrig am Rahmen aufgehängt werden können.
  5. Weshalb wird Natur in Deutschland eigentlich immer durch die Abwesenheit von Menschen definiert? Menschen an sich sind im Naturraum ganz sicher kein Störfaktor. Wir gehören in die Natur und nirgendwo sonst hin. Das soll natürlich nicht heißen, dass die Natur nur uns gehört. Das tut sie nicht. Aber sie gehört auch uns als Spezies.
  6. OT: Das habe ich aus meiner Zeit dort aber ähnlich Erinnerung, zumindest in den warmen Monaten. Alles zwischen dem Marktplatz und dem Beginn der Anklamer Straße war abends mit Müllsäcken zugestellt, vor allem direkt hinter dem Markt. Teilweise waren das 20 oder 30 Müllsäcke auf einem Haufen... Bei uns haben sogar manchmal Leute ihren Müll in den Eingangsbereich des Hauses geworfen.
  7. Man braucht für viele Strecken nicht einmal Trailrunner. Letztes Jahr bin ich noch etwa 1000km mit Laufschuhen für Asphalt zum Nordkapp gelaufen, nachdem meine ursprünglichen Stiefel versagten. Auch bei Kälte und Nässe war das noch angenehmer als schwere Goretex-Stiefel. Letztere habe ich in Jokkmokk verschenkt und nie mehr vermisst. Mit dem Verschleiß hast du leider Recht. Nachdem ich am Nordkapp mit den Laufschuhen ankam, waren zwei Schichten der Sohle abgelaufen und die Schuhe hatten im Fußbereich einige Löcher. Zum Joggen taugen sie trotzdem auch noch heute. Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, wären die Dinger bereits nach 500km im Müll gelandet, aber letztendlich haben sie das letzte Stück auch noch mitgemacht und begleiten mich weiterhin. Ich laufe allerdings auch nur kurze Strecken auf Schotterwegen. Trailrunner sind natürlich besser zum Wandern geeignet. Das Gewicht ist schließlich nicht das einzige Kriterium. Trotzdem ist man sogar mit leichteren Schuhen als den handelsüblichen Laufschuhen noch lange nicht stupid light unterwegs! Da ist bestimmt noch reichlich Raum für Optimierungen.
  8. Zumindest in meinem Fall kann ich das exakt so unterschreiben. Gerade als Anfänger bin ich sehr froh, dass es einen fairen Gebrauchtmarkt in Deutschland gibt - sei es über Ebay Kleinanzeigen oder Internetforen. So bleiben gerade bei Fehlkäufen vielen von uns größere Verluste erspart. Bisher habe ich ausschließlich positive Erfahrungen mit den Verkäufern gesammelt. Wenn man Unsinn kauft, der den eigenen Bedürfnissen nicht entspricht, trägt eigentlich nicht der Verkäufer des Produktes die Verantwortung dafür. Anders wäre es natürlich, wenn der Verkäufer manipulativ agiert und dem Käufer einredet, dass ein unpassender Gegenstand seinen Bedürfnissen entsprechen würde. (Also in etwa das, was im Einzelhandel passiert.) Wenn der Verkäufer den Erfahrungsschatz besitzt und erkennt, dass der Interessent das Produkt eigentlich gar nicht benötigt, ist es natürlich löblich, wenn er ihn darauf hinweist. In den meisten Fällen ist es aber nicht fair, davon auszugehen, dass der Verkäufer überhaupt diese Einsicht hat. Wer bespricht schon den Kaufgrund einer gebrauchten Hose oder Isomatte im Detail per Privatnachricht? Ich persönlich halte es auch für angemessen, bei größeren Produkten mit dem Kaufinteressenten zu besprechen, ob der Gegenstand passend für seine Ziele ist. Beispiel: Gerade verkaufe ich ein teures, winterfestes Zelt. Ob man damit auch am Nürburgring campen kann? Natürlich. Ich hätte auf jeden Fall ein schlechtes Gewissen, wenn ich jemandem 500€ für ein Festivalzelt aus der Tasche ziehen würde. Man kann seinen Rausch auch prima in einem Decathlonzelt ausschlafen. Ist es meine Pflicht, einen unwissenden Käufer darauf hinzuweisen? Eigentlich nicht. Ich mache es aber, weil wir alle mehr oder weniger Teil einer kleinen Gemeinschaft sind, in der man sich kollegial verhalten sollte.
  9. Abend! Ich hätte noch ein paar Anregungen, vielleicht hilft es dir ja. Ich persönlich würde das Deo daheim lassen, wenn ich länger unterwegs bin. Man stinkt nach einigen Tagen so oder so. Der Kamm ist auch nicht unbedingt nötig, Labello schon gar nicht. Bist du dir echt sicher, dass du dein Wasser immer mit den Reinigungstabletten aufbereiten willst? Falls du das länger durchziehen solltest: Hut ab! Wenn du bei kurzen Touren auf einen Filter verzichten willst, kannst du ja mal versuchen, geschmacklich das Wasser etwas mit Brausetabletten aufzuwerten. Das wiegt ein paar Gramm, aber ist sehr platzsparend. Mache ich bei Radreisen jedenfalls so. Sollten die Tabletten nur für den Notfall gedacht sein, sind sie wahrscheinlich eine bessere Wahl als ein platzraubendes Filtersystem. Dann würde ich aber keinen ganzen Blister einpacken. Ist es nicht besser, ein kleines Schweizer Messer einzupacken, anstatt Opinel + Nagelfeile + Nagelknipser dabei zu haben? So oder so sollte definitiv einer der beiden zuletzt genannten Gegenstände rausfliegen, da sie den selben Zweck erfüllen. Eine kleine Schere hingegen kann ziemlich nützlich sein und dutzende Aufgaben bewältigen, während Nagelknipser bzw. Nagelfeile eigentlich beide nur die gleiche Sache können. Gerade bei Reparaturarbeiten und dem Zuschneiden von Tape stelle ich es mir ziemlich frustrierend vor, die Arbeit mit dem Opinel auszuführen. Brotaufstrich kann man auch ohne Probleme mit einem Löffel verschmieren (der aus Plastik übrigens am leichtesten ist). Vielleicht wäre es auch besser, anstatt der kleinen Taschenlampe eine leichte, billige Kopflampe wie bspw. von Nitecore einzupacken und das Stirnband auszutauschen. Das dürfte deutlich nützlicher und etwas leichter sein. Der Kulturbeutel könnte natürlich noch wesentlich leichter sein, wobei die Übersichtlichkeit schon ein bisschen Komfort bietet. Man könnte sich so ein Teil bestimmt leicht selbst nähen und damit eine Menge Gewicht sparen. Falls du bei dem Setup bleiben willst und es dir auf jedes Gramm ankommt: Schneide die Tablettenblister zu, verknote das Band der Lampe, um dir den Verschluss zu sparen und kürze die Nagelfeile. Damit spart man bestimmt fast 1g, ohne Nachteile davon zu haben.
  10. Ich habe ja erst ein Zehntel des Berichtes veröffentlicht! Das Wetter war wirklich verdammt schlecht. Haben auch einige andere Leute geschrieben, bspw. auf ODS. Sonne ist natürlich schön und gut, aber der Wind war durchschnittlich bestimmt 15m/s stark. Es war meistens ziemlich warm und die Windrichtung hat sich ständig geändert. Ich hatte in den ~30 Tagen dort oben an etwa 10 Tagen Windstärke 7 oder mehr. Gerade einmal zwei oder drei Nächte waren knapp kälter als -20°C, was auch definitiv ein Zeichen für sehr schlechtes Wetter ist. Auf der Varangerhalbinsel gab es an einem Tag einen offiziellen Orkan mit Windstärke 12, den ich zum Glück nicht im Zelt überstehen musste. An den Tagen davor gab es noch einen etwa drei Tage langen Sturm mit starkem Schneefall. Du kannst einfach mal auf yr nachschauen, wie das Wetter dort so im März war, und dir dann überlegen, wie es wohl auf der 400m hohen fast komplett flachen Hochebene aussieht, wenn in den geschützten Fischerdörfern an der Küsten schon an jedem vierten Tag eine Sturmwarnung ausgerufen wurde. Vom nördlichen Teil des Nationalparks habe ich übrigens gar nichts gesehen, da durchgängig Whiteout im Landesinneren herrschte. Am vorletzten Tag, als ich von Singi Richtung Kebnekaise gefahren bin, war der Wind so stark, dass ich am Talboden eine halbe Stunde auf dem Boden liegen musste, weil ich nicht mehr stehen konnte... Viele Wegmarkierungen waren umgeknickt oder die Kreuze abgefallen. Eins ist vor meinen Augen abgeflogen, während kleine Steinchen von den umliegenden Bergflanken durch die Schaumstoffumrandung meiner Skibrille eingedrungen sind. Der Talboden war an den tiefsten Punkten weitgehend schneefrei und stark vereist, sodass man auf Ski kaum stehen konnte, ohne direkt von dem Rückenwind mitgerissen zu werden. Keine Ahnung wie windig es wirklich war, aber ich rechne bestimmt mit 150km/h im Talkessel, der extrem schmal war und genau in Windrichtung lag. In Singi waren es bereits 16-18m/s und die Hütte liegt ja recht geschützt. Ein paar Tage zuvor war ich einen Tag in der Schutzhütte nördlich von Alesjaure gefangen, wo ich einen Tag abwettern musste und als ich die paar Kilometer am Tag darauf mit größter Mühe geschafft habe, hing ich in Alesjaure für zwei weitere Tage fest. Die Hüttenwirtin hat es an einem Abend nicht alleine zu ihrer Kabine geschafft, die keine 80m entfernt liegt, weil es zu stürmisch war und es praktisch keine Sicht gab. Wir mussten sie zu zweit zu ihrer Hütte begleiten. Wäre der erfahrene Schweizer nicht dabei gewesen, hätte ich auch Probleme dabei bekommen, zurück zur Stube zu finden, weil ich dummerweise ohne Skibrille herausgegangen bin. Und das waren wirklich keine 100m. Wenig später war ich am Tjäktjapass eingeschneit und konnte am nächsten Tag nicht abfahren, weil ich mit Ski bis zu den Knie eingesunken bin und somit nicht bremsen konnte. Daher musste ich in etwa drei Stunden einen Kilometer herunterlaufen, wobei ich fast bis zur Hüfte im Schnee stand. Zu dem ganzen Zeug werde ich noch einiges schreiben. Da ich den Tourenverlauf mit dem Tagebuch rekonstruiere, werde ich bestimmt noch mehr von diesen Situationen finden und beschreiben. Videomaterial vom Kungsleden kommt vielleicht auch noch, wobei ich das jetzt nicht besonders interessant finde. Schließlich ist die Tour in Schweden ziemlich 0815 gewesen und ein Videobericht würde keinen echten Mehrwert bieten, weil die Strecke bereits viel besser dokumentiert wurde. Tatsächlich war es gerade in Norwegen die meiste Zeit lang ziemlich schön, zumindest in der ersten Woche. Es war wirklich sehr sonnig, wobei es auch da schon recht windig war. In den richtig unschönen Momenten kann man gar nicht mehr das Handy rausholen, weil man nicht Handschuhe oder Handy verlieren will. Wobei es auch einen Tag gab, an dem es so kalt war, dass ich irgendwann nicht mehr fotografieren konnte, weil ich die rechte Hand nicht mehr gespürt habe. Da war es natürlich sehr schön draußen, nur eben recht eisig. Die Ski haben keine Stahlkanten, was vor allem bei Eis und Traversen ziemlich stört. Vielleicht wechsele ich auch auf die alte Bindung, damit ich mit Kabeln fahren kann. Kann ich gerade nicht nachmessen. Tatsächlich hatte ich teilweise zwei Matten mit, die jeweils 14mm dick sind. Das lag daran, dass ich dachte, dass ich ohne Luftmatratze schlafen kann. Im Winter schaffe ich das leider nicht. Morgens trinke ich einen Liter, bevor ich die Flasche auffülle. Über den Tag hinweg sind es dann die 700ml und am Abend gönne ich mir mindestens 1,5l Wasser bzw. etwas Suppe. Wahrscheinlich ist das etwas zu wenig. Allerdings waren auch anfangs die Tage sehr kurz, sodass man erst um 8 Uhr aufbricht und bereits um 14 oder 15 Uhr das Lager aufbaut. Wahrscheinlich ist das Problem, dass du draufgetreten bist. Ich habe das kein einziges Mal getan. Um große Schneeblöcke zu bekommen, habe ich halbkreisförmig die Schneedecke ca. 18cm tief durchgehend mit der Schaufel zerstochen und dann von unten das zusammenhängende Schneestück aufgehoben. Das wäre in 99% der Fälle sogar mit einer Kunststoffschaufel gegangen. Allerdings habe ich es auch immer vermieden, an eisigen Stellen zu zelten. Auch wenn die Ultra meiner Ansicht nach ziemlich lausig verarbeitet ist, bin ich extrem zufrieden damit. Der riesige Vorteil ist, dass man sie bequem einhändig benutzen kann. Mit einer Schaufel, die doppelt so viel wiegt und ein viel größeres Blatt hat, kann man bei längeren Arbeiten mit größeren Schneemengen nur beidhändig arbeiten. Mit einem deutlich größeren Zelt, bei dem man eine große Apsis ausheben muss und riesige Mauern errichtet, macht eine Schaufel mit einem großen Blatt schon mehr Sinn. Dann braucht man aber auch direkt viel größere Schneeheringe usw. Das Soulo bringt schon einige gewaltige Vorteile mit, die man mit einem Tunnel nicht hat. Man spart ja nicht nur die 800g vom Zelt, sondern auch noch 300g Schaufel, 150g Heringe usw. (Das diente nur als Anmerkung zum Thema Schneeschaufeln. Ich werde nicht erneut mit dem Zelt losziehen, an einem anderen Punkt mehr dazu.)
  11. Leider habe ich keine richtigen Daten, weil es meistens kein Netz gab und ich mit dem Handy nur fotografiert habe. Hier ist aber die rekonstruierte Route in Norwegen: https://lighterpack.com/r/zwr7f1 Das hier ist die finale Packliste bzw. die aktuelle Version, falls ich erneut losziehen würde. Das Gewicht müsste etwa mit dem übereinstimmen, was ich dabei hatte. Zwei oder drei Sachen wurden später noch ausgetauscht. Anfangs hatte ich nur etwas andere Dinge dabei, Schneeschuhe bspw. (Die Ski sind nicht gewogen, da ich nichts größeres als eine Küchenwaage habe. UL-Luxusprobleme eben. ) (Das Gewicht der Ausrüstung am Flughafen ohne Ski - hatte nur die leichteste Kleidung an und sogar die Stöcke waren im Rucksack. Allerdings waren zwei dicke EVA-Matten dabei und ein Schlafsack zuviel, deshalb ist es etwas schwerer als in der Packliste angegeben.)
  12. Teil 2: Die ersten Tage auf der Halbinsel Entgegen meiner Erwartungen war das Aufstehen gar nicht so unangenehm. Bei meinen vorherigen Touren ist es mir immer sehr schwer gefallen, bei Minustemperaturen aus dem Schlafsack zu kriechen und mich anzuziehen. Scheinbar liegt das an der vernünftigen Ausrüstung und daran, dass die erste Nacht mit -10°C recht warm war. Tagsüber wurde es dennoch nur wenig wärmer. Die Sonne zog in flachen Bahnen über das Firmament und spendete wenig Wärme. Mehr als -8°C wurden es nicht, trotz Sonnenschein. Schnell schwang das Wetter um und ein mächtiger Wind peitschte über das Hochplateau, auf dem ich mich nun befand. Die Sonne störte das wenig und der Himmel blieb vormittags klar. Gegen Mittag, als die Dämmerung einsetzte, kündigten sich schwere, schwarze Gewitterwolken an. Ich errichtete also einen Schneewall, um mich vor dem Unwetter zu schützen. Zum Glück zog das Gewitter vorbei. Die Nacht war ziemlich windig, wenn auch sternenklar. Auch diesmal flackerten grüne Lichter am Himmel. Um sie zu beobachten war mir aber viel zu kalt, zumindest ohne wärmenden Schlafsack. Am nächsten Morgen zeichnete sich ab, dass es länger windig sein sollte. Die Entscheidung, tagsüber im Zelt zu verharren, fiel mir nicht besonders schwer. Und das war eine ziemlich gute Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte. Der Wind ließ im Laufe des Tages nicht nach. Im Gegenteil: Trotz des strahlenden Sonnenscheins peitschten schon bald stürmische Böen über die Hochebene. Bereits gegen Mittag war die Schneemauer praktisch abgeschliffen. In Vardø waren bis zu 90km/h Wind angesagt. Und ich befand mich 150m höher in baumloser, flacher Tundra. Der Wetterbericht für den folgenden Tag sah deutlich besser aus. Trotzdem richtete ich mich auf einen weiteren Tag im Zelt ein. Genug Essen hatte ich definitiv. Tatsächlich wütete der Sturm die ganze Nacht durch. Es hörte sich so an, als würde eine Elefantenhorde über das Zelt rennen. Das Innenzelt wurde von den Winden herumgeschleudert und die Abdeckung der Apsis flatterte wie irre herum. Zwar stand das Außenzelt des Soulos wie eine Festung, dennoch fand ich aufgrund der Geräuschkulisse (und der Angst) nur wenig Schlaf. Am nächsten Morgen konnte ich endlich aufbrechen, obwohl noch immer eine steife Brise über die Tundra fegte. Das Lager war schnell vom Schnee befreit und nachdem ich das Zelt mit der Bürste eineiste, die Sachen verstaute und die Schneeschuhe anlegte, konnte ich endlich wieder einige Schritt vorwärts gehen. Auch heute strahlte die Sonne unbeschreiblich. Als ich mich weiter dem Meer näherte, erblickte ich zwei Rentiere, die an einer schneebefreiten Stelle nach Flechten suchten. Um den direktesten Weg nach Vadsø zu laufen, musste ich über den Strand gehen und die Küstenstraße überqueren. Dort fand ich an der Mündung eines kleinen Baches auch etwas flüssiges Trinkwasser. Da ich Brennstoff sparen wollte, deckte ich mich mit reichlich Flüssigkeit ein, bevor ich mich wieder Richtung Inland bewegte und mein Zelt in der traumhaften Dünenlandschaft unweit des Wassers errichtete. Die Nacht war wieder sternenklar und der Wind hatte fast komplett nachgelassen. Gerade deshalb war es bitter kalt. Immerhin konnte ich gegen Mittag den Schlafsack für eine Stunde in die Sonne legen. Viel brachte es leider nicht. Im Fußbereich war er ziemlich nass, weil ich immer wieder gegen das Innenzelt im Fußbereich stieß.
  13. Hallo zusammen! Da sich die Tour ungewöhnlich in die Länge gezogen hat, gibt es ziemlich viel zu erzählen. Lange habe ich es aufgeschoben, mich an den Bericht zu setzen, doch weil ich es euch schuldig bin, veröffentliche ich ihn nun stückweise hier. Vorab könnt ihr bereits eine Testversion des Reisevideos sehen, die allerdings noch nicht ordentlich vertont ist. [Im Video sieht man nur den Teil aus Norwegen. Dass die Welt ein weiteres Video von der Strecke Abisko-Nikkaluokta braucht, bezweifele ich. Da ich meine Zweifel daran habe, kommt es nur, wenn ich in der Stimmung dazu bin.] Teil 1: Anreise Ach, wäre die Rückreise nur so einfach gewesen! Leider verlaufen die Geschichten, die das Leben schreibt, selten so gradlinig. 25. Februar 2020: Nachdem ich morgens die letzten Wegpunkte ins Navi eintrug, die letzten Karten ausdruckte und meine Sachen für den Flieger packte, ging es am Nachmittag im Auto Richtung Flughafen Düsseldorf. Erstaunt über mein Vorhaben entschied sich das Personal dazu, meinen Rucksack zum Sondergepäck zu verfrachten. Nachdem ich penibel kontrolliert wurde, machte ich mich mit der dicken EVA-Matte im Handgepäck auf zum Terminal. Sich durch das Gedränge wühlen zu müssen ging mir ordentlich auf die Nerven. Immerhin war das Gate leer. Ich war früh dran. Und der Flieger hatte Verspätung. So saß ich also mit Plastiktüten an den Füßen am Düsseldorfer Flughafen und schrieb gelangweilt den ersten Absatz im Tagebuch. In Oslo angekommen hastete ich eilig durch den Flughafen, um noch rechtzeitig die Maschine nach Tromsø zu erreichen, Zum Glück war auch dieser Flieger spät dran und konnte erst gegen Mitternacht beladen werden. Leider wurde ich diesmal wie eine Sardine zwischen zwei großen, übel riechenden Männern eingequetscht, die während des Fluges fürchterlich schnarchten. Ich versuchte vergeblich, einzuschlafen und starrte stattdessen mit müden Augen auf die Sitzreihe vor mir, in der Hoffnung, der unrasierte Mann neben mir würde wenigstens seine überdimensionierte Daunenjacke ausziehen. Rückblickend ist es vielleicht doch ganz erfreulich gewesen, dass er die Jacke anließ. Schließlich hatte ich keine Nasenklammer im Handgepäck und wollte mir meine erste MYOG-Erfahrung für einen besseren Zeitpunkt aufheben! Zu meiner Überraschung wurde die Meute, zu der ich mich in Tromsø gesellte, nicht aus dem Flughafen geworfen. In jede Ecke kuschelte sich irgendein Gast, der dazu verdonnert war, hier die Nacht zu verbringen. Unter einer Treppe lag eine größere Gruppe, die es sich neben ihren Ski gemütlich gemacht hatte. Ein Pariser Schlitten lag nahe der Gepäckannahme herum. Wach war kaum jemand. Sogar die Leute, die sich auf den Gepäckbändern ein Plätzchen gesucht haben, schienen Schlaf gefunden zu haben. Obwohl ich eine Matte dabei hatte, brauchte ich sehr lange dafür und wechselte mehrfach mein Plätzchen. Von Tromsø aus ging es dann in einem kleinen Flieger in den richtig hohen Norden. In der Maschine hätte man nicht einmal eine Schulklasse unterbringen können. Wir hatten freie Platzwahl. Ich guckte den ganzen Morgen lang aus dem Fenster und verfolgte mit den Augen die Sonne, die schüchtern am Horizont ihre Bahnen zog. Hinter Hammerfest wurde es dann richtig hell und beim Anflug von Berlevåg konnte ich bereits mein Ziel aus der Vogelperspektive betrachten. Die Insel war ein einziges weißes Schild, das sich erhaben aus dem von Eisschollen übersäten Beringmeer hervorhob. Die kleine Dash 8-100 erreichte nur geringe Höhe zwischen den Stopps. Unter mir sah ich zwei dicke Wale, die nach Luft schnappten. Wenig später erreichten wir meinen Startort, Vardø. Der Flieger schlitterte über die eisige Landebahn und wir liefen in das kleine Häuschen, in dem auf vielleicht 50m² alles von Check-In bis Gepäckannahme erledigt wurde. Wir bekamen unser Gepäck direkt aus dem Bauch des Flugzeuges gebracht. Als letzte Person verließ ich das Gebäude und verstaute in der kleinen angebauten Laube, die als unbeheizten Verschlag für Raucher diente, mein Gepäck im Rucksack. Draußen wartete die Sonne auf mich. Ich schnallte die Spikes unter meine Stiefel und machte mich auf zum Unterseetunnel, den ich durchqueren musste, um in den Ort zu gelangen. Er war der älteste Tunnel seiner Art in Norwegen und etwa drei Kilometer lang. Nachdem ich etwa einen Kilometer über die vereiste Straße schleppte, spannte ich meine orange Daunenjacke auf den Rucksack, um im nasskalten Tunnel gut sichtbar zu sein, und stapfte gemächlich in die Tiefe. Was anfangs noch wenig störend war, wurde mit zunehmender Tiefe immer unangenehmer. Ich erreichte den tiefsten Punkt des Tunnels und begann den Aufstieg. Nach einigen Metern hielt neben mir ein alter Geländewagen an. Die alte Frau gestikulierte unmissverständlich und ich verfrachtete meinen Rucksack neben ihrem Hund, bevor ich auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Tommen (?) fuhr sprach nur Finnisch und Norwegisch. Sie setzte mich direkt am Dorfladen ab und verabschiedete sich von mir. Da ich keinen brauchbaren Brennstoff im Laden fand, zapfte ich etwa zwei Liter Benzin an der Tankstelle ab und füllte großzügig meine Brennstoffflaschen. Immerhin gab es eine Menge kalorienreiches Futter, mit dem ich meinen Rucksack vollstopfen konnte. Ich erkundete etwas den verschneiten Fischerort, besichtigte die Insel mit ihren Sehenswürdigkeiten und näherte mich erneut dem Tunnel. Diesmal durchschritt ich ihn komplett. Nun lag nur noch verschneite Tundra zwischen mir und meinem Ziel! Ich schnallte mir die Schneeschuhe unter die Füße und lief in Richtung meines ersten Wegpunktes. Die Sonne blendete. Alles war weiß, der Himmel war strahlend blau. Eine frische Brise fegte über die verschneite Landschaft. Nach etwa 5km stelle ich mein Zelt auf, als ich das erste Hochplateau erreichte. Die Sonne blinzelte verlegen hinter den Schneefeldern. Ihre Strahlen wärmten kaum noch. So legte ich mich also am frühen Nachmittag hin. Nun konnte ich endlich den Schlaf nachholen, den ich in der vorherigen Nacht vermisste. Trotz -10°C schlummerte ich wie ein Baby. Genauer gesagt wurde ich ständig wach und musste immer wieder dem Ruf der Natur folgen. Der Schlafsack war ziemlich warm und ich öffnete ihn ein Stück weit. Beim nächtlichen Blick aus dem Zelt staunte ich nicht schlecht. Grüne Lichter flackerten schwach am Himmel. Leider war die Aurora Borealis wenig fotogen. Trotzdem war das Schauspiel unvergesslich.
  14. Obwohl ich ein großer Fan von Decathlon bin und die Hälfte meiner Ausrüstung von dort ist, würde ich dir von dem Rucksack abraten. Decathlon hat eine Menge tolle Produkte, aber die Rucksäcke sind meistens fragil und gleichzeitig unnötig schwer. In meinen 30er von Decathlon (minimal anderes Modell) passt mein 15 Zoll großes Ultrabook gerade so mit Tasche hinein, wenn man es ins Innenfach packt. Der verlinkte Rucksack müsste sogar noch etwas mehr Stauraum durch die etwas breitere Form bieten. Die Getränketaschen sind vernünftig für normal große Trinkflaschen. Wahrscheinlich ist es aber klüger, auf Ebay Kleinanzeigen nach einem gebrauchten, hochwertigen Tagesrucksack zu suchen. Dort findest du ohne Probleme für weniger als 30€ einen gebrauchtes Modell, das dich ein Leben lang begleiten kann und sich für Tagestouren besser eignet.
  15. Ich hatte diesen Liner noch nie in der Hand, aber würde wetten, dass es wärmer ist, wenn man einen Daunenschlafsack des gleichen Gewichtes in den Hauptschlafsack packt. Wobei das natürlich nicht nur Vorteile hat, Waschen und Packmaß zB. Noch einmal zur Foliendebatte: Die Therm-A-Rest NeoAir Xlite und Xtherm sind in den Kammern ebenfalls mit wärmereflektierender Folie ausgestattet. Gerüchte besagen, dass das der Grund des Raschelns wäre.
  16. Harakiri

    Schnäppchen

    OT: Kann ich so unterschreiben. Ich bin super zufrieden mit dem Oberteil. Die Shirts aus 100% Merinowolle tragen sich finde ich weniger angenehm. Danke jedenfalls für den Link! Habe schon lange darauf gewartet, davon mal ein paar mehr zu bestellen.
  17. @Christian WagnerMein Temperaturempfinden ist normal bzw. kann ich auch gut schlafen, wenn es mal etwas kälter als im Komfortbereich ist. Ich habe im Schlafsack immer eine Merinounterhose, eine lange Merinounterhose, Merinosocken und ein langärmliges Merinoshirt an. Die Sachen sind immer gleich, wobei ich manchmal zwischen zwei unterschiedlichen Merinoshirts wechsele, von denen das eine minimal wärmer ist. In einigen Nächten trage ich auch ein zusätzliches Paar Socken. Jedenfalls wird meine Erfahrung nicht durch die Wahl der Kleidung verzerrt sein, weil ich das immer trage. Tatsächlich habe ich einen Daunenschlafsack, der minimal schwerer als der beschichtete Beutel von Rab ist. Die Daunenqualität ist nicht viel schlechter, aber er hält bestimmt "5-10 Grad weniger warm". Ich habe ihn sogar in einen der beiden Hütten getestet und er war den Temperaturen definitiv nicht gewachsen. Die Tatsache, dass es drinnen war, ist dem Schlafsack relativ egal. Bei der Luftfeuchtigkeit dürfte das keinen Unterschied machen. Andere Faktoren gibt es ja nicht, soweit ich weiß. Zumindest nicht beim Vergleich zum Zelt. Schließlich sind solche Hütten schon recht groß, zu groß jedenfalls um sie mit dem Körper allein wirklich aufzuwärmen. Da das Eis in der Schutzhütte nicht geschmolzen ist, muss es drinnen recht kühl gewesen sein. Ich schätze, dass es in beiden Nächten ca. -5°C im Inneren waren - draußen hingegen unter -10°C, wahrscheinlich mehr. Außendem hat es gestürmt, drinnen war natürlich kein Luftzug. Im Zelt ist aber auch kein nennenswerter Luftzug und es ist ebensfalls 5-10 Grad wärmer im Innenzelt, da man ein Zelt im Gegensatz zu einer geräumigen Hütte gut mit dem Körper beheizen kann. Du kannst mir einfach glauben, dass die Technik funktioniert. Probier doch einfach mal aus, zehn Minuten unter einer Rettungsdecke im Zimmer zu liegen. Oder leg dich mal in einen beschichteten Notbiwaksack rein. Im medizinischen Bereich verwendet man die Technologie ja nicht aus Marketinggründen. Natürlich kann es auch sein, dass der Unterschied zwischen 800er- und 900er-Daune gigantisch ist. Denke ich aber nicht. Wenn ein vergleichbar warmer Schlafsack von Western Mountaineering >50g mehr wiegt, wird die Beschichtung schon ein wichtiger Faktor sein. Je dicker der Schlafsack, desto geringer wird dieser Faktor gewichtet sein. Beim Mythic Ultra 360 muss ja schon deutlich mehr Temperatur mit Daune "kompensiert" werden. Auf der Seite von Rab wird das ja auch beschrieben. Ein Unternehmen wie Rab würde wohl kaum seinen Ruf mit schlechten Produkten ruinieren, vor allem nicht in dem Preissegment. Der Schlafsack ist wohl wärmer als Modelle von Western Mountaineering, die ungefähr 400g wiegen. Ohne direkten Vergleich ist das aber nur Spekulation. Da der Schlafsack von Rab noch deutlich teurer als die WM-Modelle ist, habe ich auch keinen Grund, mir jemals einen zum Vergleich zu kaufen. Und ich will ihn auch gar nicht vergleichen. Bei dem Gewicht von 400g ist nur ein hochwertiges Quilt noch wärmer. (Das kann ich allerdings nicht problemlos in einen zweiten Schlafsack packen.)
  18. Du willst nicht wirklich behaupten, dass normalerweise 180g 900+ cuin 90/10 Gänsedaunen bei deutlichen Minustemperaturen angemessen sind, oder? (Guck dir mal an, was Western Mountaineering für eine Daunenmenge verwendet, um Schlafsäcke bspw. bei 0°C warm zu halten.)
  19. Das stimmt so nicht. Ich habe einen Rab Mythic Ultra 180 (Gewicht 400g), der tatsächlich noch unter den angegebenen 5°C Komforttemperatur warm hält. Auf dem Kungsleden habe ich vor ein paar Wochen damit noch in zwei unbeheizten Schutzhütten geschlafen (mit VBL+Notbiwaksack), beide Nächte deutlich unter Null innerhalb der Behausung. Dass das so gut funktioniert hat, wird wohl nicht an den läppischen 180g Daunenfüllung liegen. (https://rab.equipment/eu-de/mythic-ultra-180-sleeping-bag) Den VBL von Cocoon. Leider hat sich ziemlich schnell die Beschichtung gelöst und nach zwei oder drei Wochen Benutzung ist er im Fußraum komplett aufgerissen. Danach habe ich darüber einen beschichteten Notbiwaksack gezogen, damit keine Feuchtigkeit in den Schlafsack dringt. Der VBL war dann nur noch ein normaler hauchdünner Liner. Die meiste Zeit lang habe ich also beides gleichzeitig benutzt. OT: Bei einer meiner Touren gab es mal einen ungewöhnlichen Kälteeinbruch im Frühjahr in Lappland und ich musste jedes Stück Textil am Körper tragen, was ich zur Hand hatte, um nicht auszukühlen. Trotzdem war mir bitter kalt. Das Aufstehen hat dann über zwei Stunden lang gedauert, weil die Kleidung durchtränkt war und es nichts Trockenes mehr zur Hand hatte. Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, trockene Kleidung am Morgen anzuziehen, wäre das Aufstehen viel schneller gegangen. Gerade Daunenjacken (und Hosen) mit intaktem Loft sind praktisch sofort warm. Im VBL würde ich sie niemals tragen. Ohne jetzt die genauen Hintergründe deiner Art im Winter zu schlafen zu kennen: Macht es nicht mehr Sinn, die Kleidung auf deinen Körper über den VBL zu legen und die Füße einzuhüllen? Das ist nicht ganz so warm, aber die Daunensachen sind morgens bereits aufgewärmt und man kann ohne Probleme aufstehen, sogar wenn die Nacht etwas zu kalt war. Man kann auch einfach eine Daunenjacke im Fußbereich über den VBL ziehen usw.
  20. Äh, das erklär mal näher, bitte. Inwiefern erhöht der Beutel an der Unterseite die Temperatur? Ist bei deinem ein Wärmepad drin? Liegt vermutlich an der wärmereflektierenden Beschichtung. Es gibt ja mittlerweile auch Schlafsäcke, die darauf zurückgreifen. Bei Matten und Notbiwaksäcken, Rettungsdecken usw. ist es schon lange Gang und Gebe. Mein Rab Mythic Ultra 180 hat zum Beispiel eine Titanbeschichtung und hält mit seinen 400g Gewicht tatsächlich auch noch bei 5 Grad sehr warm. Habe auch schon gemütliche Nächte bei deutlichen Minustemperaturen damit erlebt, wenn man noch VBL und Rettungsdecke darin trägt. Vermutlich hat das aber auch damit zutun, dass man einen Daunensack an der Rückseite platt liegt und wenn er jede Nacht nass wird, die Daunen dabei immer weiter komprimiert werden, Kältebrücken entstehen usw. Äh, das verstehe ich genauso wenig Wegen dem Wärmepad? Die aufgewärmte Luft im VBL steht und dringt nicht durch den Reißverschluss des Schlafsacks nach draußen. Gilt natürlich nur, wenn man ihn am Hals/Gesicht etwas lockert, herunterzieht und direkt an der Brust eng zuzieht. Dann bleibt es am Körper durch die noch warme Luft im VBL warm und man kann ohne Probleme mit offenem Schlafsack für ein paar Minuten sitzen oä. Richtig aufstehen geht natürlich nicht, da habe ich mich dumm ausgedrückt. Was ich wohl eher meinte: Das Anziehen der Jacke, wenn man aufstehen will, geht deutlich angenehmer. Man kann sie nämlich einfach über den VBL ziehen, der sich noch am Körper befindet, und friert deshalb nicht in der anfangs noch kühlen Jacke, weil der VBL am Torso noch Luft auf Körpertemperatur enthält. Ist die Jacke dann warm, lässt man die Luft entweichen (also nicht in die Jacke) und kann entweder länger mit dem am Bauch zugeschnürten VBL sitzen oder sich direkt weiter anziehen. Man kann sich damit auch mal kurz für ein paar Minuten in den Schlafsack legen, wenn es richtig kalt sein sollte, um sich aufzuwärmen. Du wirst das bestimmt schon auf deinen Touren gemacht haben und ich drücke mich nur schlecht aus.
  21. Eigentlich ist der Sinn der VBLs nicht, die Komforttemperatur des Schlafsacks zu erhöhen. Das schreiben vermutlich einige Hersteller, weil man damit besser diese Nischenprodukte vertreiben kann, aber wie der Name schon verrät, geht es um etwas ganz anderes: Mit so einem Liner wird der Schlafsack nicht durch Körperflüssigkeiten von innen nass. Natürlich ist es ein netter Nebeneffekt, dass man so einen leichteren Schlafsack mitnehmen kann. Ich persönlich finde deinen Cumulus aber stark unterdimensioniert für Nächte unter Null. Es kann ja schnell auch mal kälter werden und der Schlafsack dürfte ohnehin nach einigen Übernachtungen weniger warm halten - sogar mit VBL. Die Luft ist oft ziemlich feucht und im Zelt kommt noch Kondenswasser dazu, das man leicht unbewusst mit dem Schlafsack abstreift. Auch atmen viele Leute (trotz VBL) in ihren Schlafsack ein. Mit einem VBL kann man den Schlafsack ohne große Sorgen überdimensionieren. Schließlich schwitzt man ihn nicht voll. So kann man problemlos einen Schlafsack, der für Temperaturen um die -30°C ausgelegt ist, auch in Nächten verwenden, in denen es nur -5°C sind. (Im Norden Skandinaviens ist es nicht unüblich, dass man bei längeren Touren alles von 0 Grad bis -35 Grad erlebt, wenn man den Kungsleden oä. per Ski wandert. In den Alpen ist die Temperaturspanne auch riesig - vor allem bei den gefühlten Temperaturen wegen Sonneneinstrahlung und co.) Bei -3°C mag es vielleicht ohne gehen. Natürlich. Vielleicht ist es sogar besser. Tagsüber sind die Temperaturen positiv und ein nasser Schlafsack ist kein Problem. Bei Tagestouren ist ein VBL sowieso Unsinn und nur als Notfallbiwak zu gebrauchen. Wenn man einen Liner will, muss der ja nicht dampfdicht sein. Schließlich kann der Schlafsack einfach getrocknet werden, entweder daheim, auf der Hütte oder in der Sonne. Wenn man tagsüber aber nicht die Möglichkeit hat, einfach seine Sachen zu trocknen, weil das Wetter zu rau und kalt ist oder man keine Strukturen um sich hat, lohnt sich ein VBL meiner Erfahrung nach enorm. Man muss sich einige Zeit lang damit abfinden, dass es etwas unangehm ist. Nachdem der Körper das Schlafen darin gewohnt ist, schläft man darin wie ein Baby. Als am Ende meiner letzten Wintertour mein VBL kaputt ging und ein riesiges Loch im Fußbereich hatte, verbrachte ich ein paar Nächte ohne ihn und bereits nach der ersten Nacht ist der Loft des Daunensacks merklich eingebrochen. Und nicht einmal diese erste Nacht ohne VBL war angenehm. Ein VBL hat den Vorteil, dass man damit gut Wärme im Schlafsack behält und diesen nicht nach jedem Aufstehen wieder aufheizen muss. Zudem gibt so ein Beutel vor allem von unten am Rücken einen starken Temperaturboost. Eine weitere nette Sache an VBLs: Der eigentliche Schlafsack ist praktisch wie neu, bleibt komplett geruchsneutral und muss auch nach längeren Touren nicht gewaschen werden. Schließlich landen die ganzen Salze und so weiter nicht in der Daune, sondern im VBL. Der wiederum stinkt bestialisch nach ein paar Wochen. Das ist nur meine Meinung dazu! Es gibt auch Leute, die lange Touren ohne VBL unternehmen. Ich persönlich mag VBLs sehr. Ist nicht an mich gerichtet und ein wenig an der Frage vorbei, aber ich schreibe trotzdem kurz etwas dazu: Über verschiedenste VBL-Modelle wird berichtet, dass mit der Zeit die Beschichtung durch die ganzen Stoffe, die wir so ausdünsten, kaputt gehen. Die Erfahrung habe ich auch gemacht. Zur Not kann man relativ viel kleben, Leukoplast-Tape reicht dafür aus. (Notbiwaksäcke bekommen leicht Löcher, aber können so trotzdem wochenlang als VBL missbraucht werden.) Man hat im VBL keine Wasserfütze. Man kann die Dinger einfach direkt in die Packung stopfen. Sollte viel Flüssigkeit drinnen sein, kann man entweder am Abend danach den VBL auf links drehen und das gefrorene Wasser abbürsten oder es mit dem Ärmel abstreifen, wenn es noch immer flüssig ist. So oder so ist der VBL allerhöchstens feucht, wirklich nass nicht. Ich persönlich hatte nie Schäden am Notbiwaksack durch Eiskristalle, aber immer wieder durch Zehen, Finger und so weiter, die sich durch das Material bohren.
  22. (Vielleicht wäre eine Ausgangssperre gar nicht so schlecht, wenn man betrachtet, wohin sich das soziale Klima bewegt. Dann schlagen sich die Leute wenigstens nicht die Köpfe ein.) Absurd ist finde ich, dass sich meine sozialen Interaktionen durch die Krise vervielfacht haben. Aus einer Trekkingtour in einem abgelegenen Nationalpark ohne irgendwelche Berührungspunkte mit der Zivilisation ist jetzt eine abenteuerliche Rückreise per Anhalter, Bus, Zug, Flugzeug und vielleicht sogar noch Fähre geworden, die sich über Wochen durch ganz Skandinavien und Deutschland zieht. Und das alles, um die Kurve flach zu halten. Welch eine Ironie.
  23. Nachdem ich jetzt schon mit der Varangerhalbinsel fertig bin, könnte ich viele Geschichten erzählen. Ein ausführlicher Bericht in Textform wird folgen, wenn ich daheim bin. Auch werde ich reichlich Videomaterial liefern, damit das überhaupt in irgendeiner Form Glaubwürdigkeit behält. Hier in „absoluter Kurzfassung” einige Dinge, die ich loswerden will. Da ich nur am Handy bin, ist die Struktur leider ziemlich chaotisch: - Habe mir kurz nach dem letzten Update Ski zugelegt und einiges an Equipment nach Deutschland geschickt. Teurer Spaß, aber bis auf die Rücksendung der Daunenfäustlinge bereue ich nichts! Die hätte ich jetzt doch gerne wieder. Immerhin haben meine Eltern jetzt endlich ein großes Rentiergeweih, nachdem ich die Dinger im Sommer immer an irgendwelchen Touristenattraktionen hinterlassen habe, weil sie zu schwer waren. Die Robens-Faltmatte ist auch auf dem Heimweg, habe mir stattdessen eine weitere EVA-Matte gekauft, weil das Volumen davon nicht merklich größer ist, aber die Isolationsleistung die der Faltmatte um ein Vielfaches übertrifft und man Schnee besser von ihr abbürsten kann. Werde mir wahrscheinlich noch eine aufblasbare Matte kaufen, weil Schnee tatsächlich ziemlich unbequem als Untergrund ist. Auch wenn 2x 14mm EVA + aufblasbare Isomatte Overkill ist, werde ich das wohl so machen. Mit den Backcountry Ski und passenden Stiefeln von Fischer bin ich super zufrieden! Wobei die Ski leider keine Stahlkanten haben, was einige unangenehme Nachteile mit sich bringt. Das war im Budget nicht drinnen. Ski mit Wachs in der Steigzone sind einfach genial, wenn die Schneebedingungen passen. Leider ist das nicht immer der Fall und bei richtig eisiger Oberfläche lohnt sich sogar Laufen mehr. Wenn ich mit Pulka unterwegs wäre, würde ich Schneeschuhe UND Ski mitbringen. Bei Touren, die in der Hocharktis stattfinden, ist das Gang und Gebe - nicht ohne Grund. Wenn man die Wahl zwischen Ski oder Schneeschuhen hat, sind Ski aber deutlich angenehmer. Nur gestaltet sich die Routenplanung damit viel schwieriger. Man kann mit Schneeschuhen absurde Steigungen bewältigen und unter Umständen Abstiege wagen, die man auf Ski mit NNN-BC-Bindung nicht einmal mehr seitwärts begehen kann. Außerdem macht es irre Spaß, mit Schneeschuhen durch Tiefschnee zu waten, was mit Ski eher so lala ist. Mit der Idee, dass man mit Schneeschuhen flexibler ist, lag ich nicht falsch, aber die Vorteile der Ski habe ich verdrängt und mir nur ihre Nachteile vor Augen geführt - Der VBL von Cocoon ist leider ein totaler Flop. Die Beschichtung innen löste sich bereits nach etwa 10 Nächten ab. Leider kann ich erst später Fotos liefern, da ich bei der Uploadbeschränkung höchstens ein Bild einbetten kann. Werde ihn dennoch behalten, weil er noch teilweise seinen Zweck erfüllt und ihn mit einem Notbiwaksack, den ich darüberziehe, unterstützen - Im Zelt gibt es ein arges Kondensproblem, an dem besonders das Fußende des dicken Daunensackes leidet. Trotzdem habe ich den zweiten, dünneren Schlafsack von Aegismax bisher nur zweimal benutzt und das einmal davon aus Komfortgründen. Obwohl das Zelt tatsächlich zu klein ist (Schlafsack streift am Fußende den Kondensschnee bzw. Wassertropfen vom Innenzelt ab), bin ich nachwievor davon begeistert. Ich wage mal zu behaupten, dass das Hilleberg Soulo korrekt aufgebaut nicht von Stürmen zerstört werden kann, Phänomene wie Piteraq und co. mal ausgenommen. Mit tief vergrabenen Deadmen braucht es eigentlich gar keinen Schneewall, nur verbessert das die Geräuschkulisse enorm - Die Sachen von Decathlon sind über alle Zweifel erhaben. Sicherlich wird dort auch viel Schrott vertrieben, aber in meinem Fall ist wirklich jedes Teil von dort ein Highlight. Die Merinounterwäsche, die Softshellhose, die zwei Daunenjacken, die Schuhe, der Winterschlafsack, usw. Lediglich die Gesichtsmaske könnte etwas besser passen, aber ihren Zweck erfüllt sie, wenn ich sie ans Gesicht tape. Die Trek 100, die ja so langsam ihre Anhänger in UL-Kreisen findet, ist nicht halb so toll wie die Daunenjacke von Simond (auch Decathlon). Diese wiegt lediglich 80g mehr, aber isoliert deutlich besser und ist toll verarbeitet. Schöner sieht sie auch noch aus, nur ist die Kapuze etwas groß, damit Kletterhelme darunter passen. Und das sage ich als zufriedener Besitzer beider Modelle - Ohne Ohrstöpsel unterwegs zu sein ist in der Arktis ein Fehler! Kein Gegenstand bietet so viel Komfort während der Nacht für das Gewicht - Hatte den Plan, die Strecke von Vadsø nach Båtsfjord an einem Stück zu laufen, was jedoch gescheitert ist. Unten dazu mehr - Habe den westlichen Teil des Varangerhalvøya-Nationalparks reichlich erkunden können, ohne dabei viel zu sehen. An den meisten Tagen war die Sicht zu schlecht, um auch nur den Horizont ausmachen zu können. Das, was ich sehen durfte, war atemberaubend schön - Bin aktuell in einer Unterkunft in Vadsø, in der ich beim Skikauf bzw. vor dem Aufbruch ins Landesinnere bereits übernachtet habe - An meiner Uni wurden die Semesterferien stark verlängert. Es wäre also noch gut möglich, länger hier oben zu bleiben. Wenn ich mich erholt genug fühle, werde ich von hier aus per Anhalter den Norden Skandinaviens weiter erkunden und ein paar Reisebekanntschaften aus Schweden bzw. Finnland besuchen. Das ist auch der Grund, weshalb ich die Fäustlinge vermisse. Sie sind der einzige Gegenstand, der mir bspw. für eine Tour um Abisko herum fehlen würde. Ob Merinoliner und Skihandschuhe für die tiefen Minustemperaturen ausreichen, weiß ich nicht. Von den Temperaturen hier (+1°C bis -20°C) habe ich genug, das ist mir tendenziell zu warm. Gerade die Nächte nahe des Gefrierpunktes sind eine Qual und deshalb steht für mich eine Finnmarkdurchquerung nicht mehr zur Debatte. Lieber würde ich einen geführten, gemütlichen Weg gehen, auf dem nicht so unglaublich viel schiefgehen kann. Die tieferen Temperaturen der Skanden gepaart mit dem besseren Wetter sind viel einladender, obwohl ich mich gut mit den Winden hier oben arrangiert habe Und ein erstes Fazit kann ich auch bereits ziehen: Minimalistische und günstige Ausrüstung funktioniert auch in der Arktis super. Wenn man mit 15kg im Rucksack wochenlang durch die Tundra stampft, fühlt man sich wie ein hocherfahrener Tourengänger, obwohl man noch ein Neuling ist. Das Wissen, dass die meisten Leute hier oben mit +20kg mehr Ausrüstung unterwegs sind und das bei kürzeren Strecken, ist ziemlich amüsant. Es erinnert ziemlich an die Leute, die mit 25kg auf dem Rücken durch die deutschen Wälder stampfen. Auch wenn diese Wanderer manchmal ziemlich erfahren sind, entgeht ihnen eine ganze Welt an Möglichkeiten und im Endeffekt haben die Tourengänger, die 50kg-Pulkas über den Kungsleden ziehen, mehr Nachteile als Vorteile davon. Natürlich fühlt man sich dann mächtig sicher, nur ist man es nicht. Ich würde sogar behaupten, dass man sich mit den Gepäckmengen eher in Gefahr bringt. Den Rucksack schätze ich unter anderem, weil ich mich damit im Notfall einfach fallen lassen kann, wenn vor mir eine Wechte liegt, die Geschwindigkeit zu hoch ist, usw... Ein zweites Fazit geht auch schon: Ich habe bisher unfassbar viel über Wintertouren und Extremsituationen gelernt. Auf den vielbegangenen Standardrouten wäre das ganz sicher nicht der Fall gewesen. @moritzSo außergewöhnlich war der Sturm leider nicht, nur der starke Schneefall war eine Schwierigkeit. Mein Zelt wurde nahezu komplett eingeschneit und das trotz einer zwei Meter hohen Schneemauer. An die Stürme habe ich mich schon lange gewöhnt, auch wenn es wohl nie angenehm sein wird, der Geräuschkulisse teilweise über Stunden lauschen zu dürfen. Manchmal klingt es so, als würde man von einer Elefantenherde überrannt werden. In anderen Nächten sind die Böen wie Peitschenhiebe und die Haube des Zeltes, die vom Wind herumgeschleudert wird, erzeugt Laute die mit Schüssen in weiter Entfernung vergleichbar sind. Als kleine Anekdote: Letzte Nacht habe ich sehr nah an einer Schlucht geschlafen, die scheinbar in Windrichtung lag. Die Böen, die durch den Canyon gefegt sind, hätten jeden Menschen direkt an die eisigen Felswände gepresst. Obwohl ich ein gutes Stück entfernt war, haben mich die Geräusche aus diesem Abgrund zum Zittern gebracht. Das ging weit über Orkanböen hinaus. An meinem Zeltplatz waren es höchstens 16m/s im Schnitt, dort unten wohl doppelt bis dreifach soviel. Jetzt mehr zu dem eigentlichen Kommentar: An dem Tag des Sturmes aus dem Artikel ist mir etwas weitaus unangenehmeres passiert, der Blizzard war nebensächlich in dem Moment: Ich bin in einem Fluss im Eis eingebrochen und stand knietief im Flussbett. Mein Herz ist mir in dem Moment in die Hose gerutscht. So eine Panik hatte ich noch nie zuvor. Durch viel Glück habe ich es geschafft, den Ski rechtzeitig aus dem Wasser zu ziehen. Ich habe mich auf eine Insel retten können und bin nach langer Überlegung (auf ziemlich wackligen Beinen mit Tränen in den Augen) an einer anderen Stelle wieder an die ursprüngliche Uferseite gegangen. Zum Glück hielt das Eis dort stand. Das Wasser ist gefroren, bevor es tief in meine Kleidung eingedrungen ist, und konnte somit in stundenlanger Arbeit abgebürstet werden. An dem Abend habe ich mir gesagt, dass ich einen Notruf mit dem Garmin InReach Explorer+ absetze, wenn mein Essen ausgeht. Zu dem Zeitpunkt dachte ich, dass ich den angekündigten Sturm über mehrere Tage abwettern müsste. Mehr Tränen sind geflossen. Hätte sich der Ski verkantet oder wäre ich umgekippt, wäre es das mit mir gewesen. Zu dem Zeitpunkt, also am späten Mittag, lag die Windgeschwindigkeit bereits jenseits von 15m/s und von Sichtweiten will ich gar nicht reden, Whiteout eben. Das ist auch der Grund gewesen, weshalb ich eine so ungünstige Stelle für die Furt gewählt hatte. Oder war sie gar nicht ungünstig? Wahrscheinlich war es ziemlich gut, dass ich dort im Eis eingebrochen bin und nicht an einer tieferen Stelle des Stromes. Der Øvre Flintelva, auf dessen Flussbett ich stand, ist einer der drei großen Flüsse, die im Jakobselv enden, dem größten Strom der Insel. Wäre ich im Hauptbett des Flusses eingebrochen, wäre ich jetzt mindestens ein Bein ärmer. Die Situation im Inland der Insel ist absurd, das Wetter verlangt einem wirklich alles ab. Bisher habe ich hier fünf vollwertige Stürme im Zelt absitzen müssen. Windstärke 7 oder mehr hatte ich an mindestens 50% der Tage. Morgen Abend kommt ein weiterer starker Sturm, den ich erstmals nicht im Zelt abwettern werde. Mir gelang es, die Strecke vom Fluss bis zurück nach Vadsø in zwei Lauftagen zu bewältigen. Mit praktisch keiner Nahrung mehr im Rucksack. Um den Fluss zu erreichen, habe ich zuvor 6 oder 7 Tage gebraucht. Es ist unglaublich, zu was man fähig ist, wenn man in derartige Situationen gerät. An dem einen Tag habe ich den Rucksack gar nicht abgesetzt und bin von 7 Uhr morgens bis 17 Uhr abends in einem Stück durchgelaufen. Auf die Situation werde ich aber noch genauer eingehen, hier am Handy gestaltet sich das zu aufwendig!
  24. So langsam verstehe ich, weshalb es so gut wie keine Berichte zur Varangerhalbinsel im Winter gibt. Der heutige Whiteout ging nahtlos in ein Schneegestöber mit Böen aus unterschiedlichen Richtungen über. Zum Glück hält sich der leichte Sturm (noch) in Grenzen. Trotzdem ist er mächtig genug, um kiloweise Schnee an mein Innenzelt zu fegen. Gestern traf ich einen Norweger, der seinen Hund für die Jagd auf Schneehühner trainierte. Er schwärmte von dem Wetter und sagte, dass es normal sei, hier nur 50% der Tage vorwärts zu kommen. Demnach ist meine Bilanz soweit ganz gut, da ich bislang nur drei Tage verloren habe. Die durchschnittliche Windstärke von etwas über 10m/s liegt ja gar nicht so weit unter der Grenze von dem, was man mit normaler Winterausrüstung überhaupt noch einen ganzen Tag lang meistern kann. Generell muss man hier extrem vorsichtig agieren und wohl sehr konservativ planen, weil hier fast überall der Schnee zum eingraben fehlt. Heute bin ich beim Ausheben der Apsis ziemlich schnell auf Moos und Gestrüpp gestoßen. Das hinterlässt ein ziemlich ungutes Gefühl. Wäre die Zivilisation nicht so nahe, könnte es hier schnell ziemlich böse enden, wenn das Zelt nicht früh genug steht. Trotzdem wurde mein bisheriger Eindruck von der Insel davon kein bisschen betrübt. Die Landschaft hier ist einfach phänomenal. Mit Gebirge ist das gar nicht vergleichbar. Die Hochebenen erinnern eher an eine deutlich mildere Form des grönlandisches Eisschildes oder der Antarktis. Als Wintertourneuling würde ich glatt mal die Behauptung aufstellen, dass man hier für einen Bruchteil des Geldes eine ganz ähnliche Erfahrung geboten bekommt, ohne jede Nacht um sein Leben bangen zu müssen.
  25. Geht leider nicht, weil ich das Wasser nicht zum sieden bringe. Ich mache es nur so warm, dass es nicht direkt in den nächsten Stunden gefriert. Sonst wäre mir die Gefahr des Auslaufens aber auch zu groß. Die alte Thermoskanne ist nicht komplett dicht. Übermorgen komme ich in Vadsø an. Dort gibt es zwei Sportläden. Irgendwie wird man das Problem schon lösen können.
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