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Ultraleicht Trekking

Arizona Trail Gear-Review


Mia im Zelt

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Hallo alle zusammen, 

mein Mann und ich haben unseren Thruhike auf dem Arizona Trail inzwischen erfolgreich beendet. Ein Bericht folgt demnächst. Hier schon mal ein Review über unsere benutzte Ausrüstung.

Hinweis: Ich habe darauf geachtet möglichst leichte Ausrüstung zu benutzen, mein Mann hingegen hat mehr auf Komfort geachtet und deshalb auch zu etwas schwereren Ausrüstungsgegenständen tendiert.

- Schlafsack: Western Mountaineering Apache MF (ich) bzw. Western Mountaineering Antelope MF (Mann)

Von den nächtlichen Temperaturen, die wir auf dem Trail erlebt haben, haben beide Schlafsäcke gut funktioniert und wir waren froh Schlafsäcke für - Temperaturen mitgebracht zu haben. Leider hatten wir kein Gerät mit, welches die Temperatur gemessen hat, daherhandelt es sich um Mutmaßungen und um Aussagen von anderen Wanderern, denen eine Temperaturmeßung möglich war. Generell hatte es nachts oftmals Minusgrade (gefrorenes Kondens oder Trinkwasser).  Hinter dem Saguaro NP hatten wir einen Mann getroffen, der in der Nähe gezeltet hat und -9.5 ° C gemessen hat. In der Nacht am Manning-Camp wars gefühlt noch kälter (und 1000m höher), wie viel genau wissen wir nicht. Schätzungsweise kälter als -10 Grad. Trotzdem haben uns die Schlafsäcke immer warm gehalten, auch wenn es bei mir in der kältesten Nacht am Manning-Camp 30 min gedauert hat, bis mir warm war. Was mich genervt hat war die Kapuze. Als Seitenschläfer sitzt diese bei mir generell nicht richtig. Deshalb mag ich am liebsten einen Schlafsack bzw. Quilt ohne Kapuze, aber da hatte ich keinen für den Temperaturbereich. Um das Problem zu umgehen habe ich den Reißverschluss nach unten getan und mal mehr, mal weniger hoch gezogen. Die Kapuze und alles was dort in der Nähe ist habe ich um mich gewickelt, damit kein Luftzug entsteht. So hat er für mich persönlich gut funktioniert. Wenn es kalt war habe ich eine Mütze aufgesetzt. Da mein Mann auch auf dem Rücken gut schlafen kann, hat ihn dies weniger gestört.

- Isomatte: Thermarest X-Therm regular mummy (ich) bzw. XL (er)

Angesichts der kalten Nachttemperaturen bin ich froh diese Matte mitgenommen zu haben und nicht die Xlite small. Kälte ist nie durchgekommen. Für mich hätte sie persönlich etwas kürzer und dafür im Hüftbereich breiter sein können. Trotz der relativen Dicke musste ich jede Nacht mehrfach die Seite wechseln, da irgendwann Hüfte und/oder Schultern  schmerzten. Da bin ich empfindlich. Mein Mann war mit seiner Matte vollkommen zufrieden. :smile:

- Zelt: Tarptent Double Rainbow

Das Zelt ließ sich immer schnell und leicht auf- und abbauen. Kondens entstand immer dann wenn es windstill und kalt war. Wenn eine oder beide Türe offen blieben, konnte dies manchmal verhindert werden. Vom Wetter her musste es nur selten Regen oder starkem Wind aushalten. Das hat aber immer gut funktioniert. In einer besonders windigen Nacht (meist war der nur tagsüber stark) habe ich eine Apside mit einem Trekkingstock (Spitze unten) verstärkt. Einziges Problem: Nach einem Sandsturm am Grand Canyon South Rim ließen sich die äußeren Reißverschlüsse nicht mehr komplett schließen. Hoffentlich lässt sich dies mit einer intensiven Reinigung lösen.

- Kleidung

Gestartet bin ich mit einer Kombi aus Shorts und Bluse aus 100% Leinen. Im Forum wurde ich davor gewarnt, dass Leinen aufgrund von Schweiz ständig nass und durch Schwitzsalzen rau werden würde. Beides ist nicht eingetreten. Das Tragegefühl war sehr angenehm und die Geruchsentwicklung selbst nach über 2 Wochen gering. Leidee trat ein ganz anderes Problem auf: Der Stoff hat sehr schnell Löcher entwickelt. Und zwar richtig viele.:-( Deshalb musste ich die Teile bereits in Kearny ersetzen. Im örtlichen Thrift-Store habe ich ein No-Name Shirt und eine kurze Laufhose erstanden. Die Laufhose gefiel mir sehr gut vom Tragegefühl, nur sie verfügt über keine Taschen. Das Shirt war ok, fühlte sich aber wärmer an als die Leinenbluse. 

Schuhe: Altra Olympus 4

Da meine Hokas und meine Salomon schon sehr in Mitleidenschaft gezogen waren, entschied ich mich dazu in den USA neue zu kaufen. Beim der Anprobe im Geschäft fand ich die Altras sehr bequem, insbesondere die breite Zehenbox. Auf dem Trail hat meine Begeisterung dann allerdings nach und nach stark abgenommen. Die Schuhe haben für meinen Geschmack zu wenig Dämpfung. Das größte Problem war allerdings, dass ich (und auch mein Mann mit den gleichen Schuhen) sehr viele Blasen bekommen habe. An beiden Fersen hatte ich locker 10 Stück.:eek: An den Zehen hatte ich auch genauso viele, meist waren die aber kleiner und weniger schmerzhaft. Insbesondere in den ersten 3 Wochen war es ganz schlimm, ab Kearny hat uns Vaseline gute Dienste geleistet. Ich vermute meine Füße sind generell anfällig für Blasen, aber bestimmt haben die Schuhe ihren Beitrag geleistet. Auch mit enger Schnürung hatte ich das Gefühl keinen guten Halt in den Schuhen zu haben. Nochmal kaufe ich sie garantiert nicht. Etwas positives gibt es noch: sie haben die kompletten 1260km gehalten. 

Socken: Darn Tough 1/4 und Injinji Zehensocken

Die Injinjis waren in den letzten Tagen unten am Vorderfuß löchrig, aber die Darn Tough sind in gutem Zustand. Vom Tragegefühl waren beide gut, nur gestunken haben sie... 
Eigentlich hatte ich die Hoffnung, die Injinjis würden Blasen an den Zehen verhindern. Hat leider nicht geklappt. Mir kamen sie mit den Socken aber weniger schmerzhaft vor und sie verheilten recht schnell wieder.

Mein Mann hatte zuerst Falke Socken (Sorte ?) und diese später gegen Darn Tough getauscht, welche ihm besser gefallen. 

Kocher: BRS 3000

Der Kocher leistet seit 2019 gute Dienste und hat uns auch diesmal nicht enttäuscht. 

Rucksack: Exped Lightning 60

Wir haben beide den gleichen Rucksack genutzt. Mein Mann war durchgängig zufrieden, nur eine weitere Außentasche hätte er sich manchmal gewünscht. 
Ich hatte ab Oracle an vielen Tagen massive Schulterschmerzen, entstanden durch Verspannungen. :-x Es war teilweise so schlimm, dass mein Mann mich alle 30min massieren musste. Ich habe dan mit der Einstellung der Rückenlänge gespielt und als ich diese länger stellte wurde es tatsächlich besser. Trotzdem waren die Schmerzen nicht weg, nur weniger. Erst als ich durch das anhören eines Podcasts vom Outdoor-Magazin eine Folge zum Thema anhörte, bekam ich einen entscheidenden Hinweis. Der Ausrüstungsexperte Frank Wacker berichtete, dass bei manchen die Schultern aufgrund von Veranlagung oder dem Bewegungsstil die Schultern mehr Bewegungsfreiheit benötigen. Daher stellte ich die Rückenlänge noch länger, sodass die Schulterträger die Schultern nicht mehr berühren und die Schmerzen waren daraufhin weg. 
Vom Volumen her war die Größe richtig, denn es hat auch Essen für 7 Tage reingepasst ohne das wir auf voluminöses Essen wie z.B. Chips verzichten mussten. Abnutzungserscheinungen sind kaum vorhanden. 

Sonnenschirm: Eberhard Göbel Swing Liteflex UV-Variante mit Gossamer Gear Befestigung am Schultergurt

Insbesondere in den Wüstenabschnitten waren wir beide sehr froh über den Schirm, denn sonst wäre Insbesondere für mich zu manchen Zeiten das wandern eine qual bzw. nicht möglich gewesen, weil es sehr heiß war. Unterm Schirm war es deutlich angenehmer. So richtig geholfen hat er, wenn man ihn schon früh (z.B. 9:30) aufspannt hat. Am späteren Nachmittag stand die Sonne oft schon zu tief. 

Die Befestigung mit am Schulterträger hat gut geklappt, war aber etwas fummelig, da ich dort schon Flaschenhalter angebracht hatte. Bei leichtem Gegenwind entstand ein unangenehmer Druck, welcher zu Schmerzen geführt hat. Bei mehr Wind konnte man den Schirm nicht nutzen, da der Wind zum umklappen geführt hat.

Wasserdesinfektion: DUO Trinkwasseraufbereitung mit Natriumchlorit

Hat wunderbar geklappt und kaum Zeit gekostet. Probleme nach dem Genuss des Wassers hatten wir nie. Ein weiterer Vorteil war für uns, dass es auch das Mundstück desinfiziert hat. Im Gegensatz zu Deutschland entstand kein komischer Geschmack, wenn wir die gleiche Flasche mehrere Wochen verwendet haben. Einziger Nachteil: Farbe und Geschmack vom Wasser werden nicht verändert. Das Wasser hat aber nur bei 2 Quellen unangenehm geschmeckt.

Lampe: Petzl E-Lite

Mit der Lampe waren wir beide unzufrieden. Wir haben sie nur für die nächtliche Orientierung im und am Zelt sowie zum Lesen gebracht. Dazu war sie ausreichend. Das Problem war die Beschaffung von den kleinen CR2032 Batterien, die oftmals gar nicht oder nur sehr hochpreisig verfügbar waren. Teilweise hat ein paar 9$ gekostet! Und es kam uns so vor, als würden diese auch noch weniger lange halten als die günstigsten aus Deutschland. In Zukunft möchten wir eine wiederaufladbare Kopflampe benutzen. Aufgrund der Hitze die in manchen Regionen herrscht, finde ich Nighthiking interessant. Dazu ist aber eine hellere Lampe nötig. 

 

Wenn ihr Fragen habt, immer her damit :)

LG Mia im Zelt

Bearbeitet von Mia im Zelt
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Hi Mia,

zunächst herzlichen Glückwunsch zum Thruhike.

Zur Stirnlampe: Ich benutze schon sehr lange keine Ausrüstung mehr mit Primärbatterien. Mit meiner Petzl Actik Core bin ich schon viele Jahre sehr zufrieden. Sie ist etwas schwerer, hat aber einen langlebigen Lithium-Ionen Akku mit praxistauglicher Kapazität. Anschluss ist USB-micro und im Notfall kann man auch schnell mal normale Batterien einlegen (noch nie gebraucht). Die schwächste Stufe ist im Zelt gut, die mittlere zum Wandern und die höchste brauche ich nur selten kurzzeitig, um in der Ferne etwas "spezielles" zu erkennen.

Deine Wasserdesinfektion interessiert mich auch. Wenn Du da zum praktischen Umgang noch was schreiben könntest, wäre toll.

Viele Grüße,

Marcus

Bearbeitet von HikeInLaponia
Ergänzung Wasserdesinfektion
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vor 18 Stunden schrieb Mia im Zelt:

Einziges Problem: Nach einem Sandsturm am Grand Canyon South Rim ließen sich die äußeren Reißverschlüsse nicht mehr komplett schließen. Hoffentlich lässt sich dies mit einer intensiven Reinigung lösen.

Von Gear Aid gibt es Zipper Cleaner and Lubricant. Den habe ich zwar selbst noch nicht verwendet, aber mit allen anderen Produkten von Gear Aid war ich bisher sehr zufrieden. Vielleicht hat ja auch jemand konkrete Erfahrungen?

Viele Grüße!

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Gerne beantworte ich zu der DUO Trinkwasseraufbereitung eure Fragen:

Wir haben als Mischgefäß die jeweiligen Deckel von den Flaschen und den Platypusbeuteln verwendet. Nach dem vermischen von beiden Komponenten haben wir 60 Sekunden gewartet und die gelbe Mischung dann ins Wasser gekippt. Ggf. haben wir die Deckel von mit etwas Wasser gefüllt und dieses auch in die Flasche gekippt. Nach 30 min haben wir das Wasser getrunken. 

 

@HikeInLaponia Ich möchte auch auf eine Lampe mit aufladbarem Akku umsteigen. Für Einsätze, wo sie nicht fürs wandern im dunkeln gebraucht wird, denke ich an die Petzl Bindi. Für andere ist eine solche wie von dir benutzte Lampe bestimmt besser.

@berghutze Danke für den Tipp! Hab gerade gesehen, dass es dies auch bei extremtextil gibt. Da wollte ich ohnehin noch bestellen weil ich einen Regenliner für unsere Rucksäcke nähen möchte.

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  • 9 Monate später...

Klar. Es handelt sich um diese zwei Fläschen.

Pro Liter Wasser muss man je 1 Tropfen von beiden Flaschen miteinander mischen. Dann eine Minute warten und ins Wasser kippen. Nach 30min ist das Wassee trinkbar. Gewicht lag im vollen Zustand bei 80g. Wird nach und nach weniger. 

Geschmacklich merkt man das Chlordioxid übrigens nicht. Dazu ist die verwendete Menge zu gering. 

Wir fanden die Anwendung sehr einfach. 

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  • 1 Monat später...

Mmmmh...

epa.gov sagt 5 Minuten.

Chlorine dioxide. Using in vitro excystation as an indicator of viability, Finch et al. (1995) found
chlorine dioxide inactivation of G. muris cysts was much more effective than free chlorine at 25o C and at pH 9.
In contrast to findings with chlorine, chlorine dioxide effectiveness increases at higher pH values. At 25o C, the
Ct value for chlorine dioxide ranged from 4.9-6.9 at pH 5 and a Ct of 1.7-3.0 at pH 9. In a pilot-scale study of
G. muris inactivation, a Ct value of 12 was reported for 99.9% inactivation at pH 8 and 8o C; viability was
determined by animal infectivity and in vitro excystation with similar results for each (Finch et al., 1995).

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Am 19.2.2023 um 23:17 schrieb waldradler:

Hi Mia, danke für die Gearreview! Könntest Du noch etwas mehr zu der DUO Trinkwasserdesinfektion sagen? Das erscheint ja viel praktischer als das ganze Gefiltere, aber man liest kaum etwas darüber? Und wie verhält es sich mit dem Gewicht? 

oder immer wieder gerne, weil sehr ausführlich, hier weitere informationen

 

 

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