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Ultraleicht Trekking

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Beliebte Inhalte

Anzeigen von Inhalten mit der höchsten Reputation auf 25.12.2019 in allen Bereichen

  1. bri

    Scottish National Trail

    Fazit des 2. Teils: Es war eine ereignisreiche, unheimlich emotionale Zeit. Es war mein erster Wanderurlaub komplett allein. Ich habe es so sehr genossen, dass ich manchmal fast ein schlechtes Gewissen hatte. Man liest oft so Sätze wie "Das Abenteuer beginnt am Ende der Komfortzone". Während ich diesen Bericht geschrieben habe, ging mir manchmal durch den Kopf, wieso dieser Urlaub für mich so großartig war. Nasse Füße, Pausen zusammengekauert unterm Regencape, keine Dusche, das Wetter zu schlecht, um wenigstens mal in Seen oder Flüssen zu baden, ein Sturm, der einem das nasse Zelt um die Ohren haut: Will ich das wirklich? Ist das Urlaub? Nee, das will ich natürlich nicht. Das habe ich auch nicht so geplant. Aber es hat sich so ergeben und ich bin damit klargekommen. Und das ist ein tolles Gefühl. Der Fokus liegt auf einer neuen Sichtweise auf Dinge, die ich mein Leben lang als selbstverständlich hingenommen habe: Sonne im Gesicht, auf einem Stuhl oder einer Bank sitzen, eine warme Dusche, abends mit trockenen Füßen schlafen gehen, morgens in trockene Strümpfe und Schuhe steigen… Ach, Ihr kennt das ja. Sucht Euch selbst was aus! Zusammenfassung meines Schottland-Urlaubs: - Erwarte nichts und rechne mit allem. - Beschäftige Dich erst mit einem Problem, wenn es genau vor Dir liegt. - Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Manchmal ist sie mit nassen Füßen verbunden. Schottland, wir sind noch nicht fertig miteinander. Ich komme wieder!
    10 Punkte
  2. bri

    Scottish National Trail

    06.05.2019, 16,5 km Um 6 Uhr bin ich hellwach. Kein Wunder nach 12 Stunden komatösem Schlaf. Beim Blick aus dem Zelt werde ich von einem freundlichen Himmel, schneebedeckten Bergspitzen und aus dem Wald aufsteigendem Nebel begrüßt. Was für ein Ausblick! Eine halbe Stunde später krabbelt die Sonne über die Berge und vergoldet die gegenüberliegenden Hügelkuppen. Nach der morgendlichen Routine bin ich gegen 8 Uhr startklar. Und es geht bergauf. Und bergauf. An den Hängen sehe ich Herden von Wild entlangziehen. Und immer wieder genieße ich den Blick zurück auf die weitgehend sonnenbeschienene Landschaft. Blick zurück Hatte ich schon erwähnt, dass es bergauf geht? Um kurz nach zehn bin ich offensichtlich am Ende des Tals, der Weg hält sich jetzt mehr auf einer Ebene. Und vor mir sehe ich imposante weiße Hügelspitzen. Und dann entdecke ich das Schild, das auf die Falls of Glomach hinweist. Ja, hier sind auch gute, ebene Übernachtungsstellen. Aber es ist wirklich sehr windig. Die Falls sind sehr beeindruckend, weil man zunächst den so schön harmlos aussehenden Zulauf und später den idyllisch sich windenden Ablauf sehen kann. Und dazwischen tobt das Wasser. Ich laufe etwas herum, mache eine Pause und suche dann den Einstieg in den weiteren Weg. Das ist nicht so einfach, weil es viele Trampelpfade gibt und der richtige nicht offensichtlich zu erkennen ist. Blick zurück auf die Falls of Glomach Tief eingeschnitten der Ablauf Noch einmal ein Blick zurück Der Weg, für den ich mich schließlich entscheide, führt am Berghang entlang und teilweise über nackten Fels, bei dem Klettern angesagt ist. Hatte ich Abenteuer bestellt? Vermutlich. Zumindest wird geliefert. Das Tal wird langsam weiter und der Weg schlängelt sich abwärts. An einer besonders schönen Stelle mache ich Pause, liege windgeschützt in der Sonne und würde am liebsten hierbleiben. Schweren Herzens raffe ich mich aber doch wieder auf und gehe weiter. Schließlich warten heute noch ein paar Bergauf-Strecken auf mich. Irgendwann überquere ich den River Elchaig, laufe am Loch na Leitreach entlang und habe noch einmal einen wunderschönen Blick auf das Tal, aus dem ich gekommen bin. Hinter diesen Bergen liegen die Falls of Glomach. Dort komme ich her. Entspannt am Loch na Leitreach entlang Am Ende des Sees wandern in aller Ruhe zwei Rehe / Dammwildkühe (?) über eine Weide. Ein Schotterweg, der mit der Zeit schmaler und ruppiger wird, führt mich an einem Flüsschen zwischen dem Faochaig und dem Aonach Buidhe hindurch, an der höchsten Stelle begrüßt mich ein Steinhaufen. Ich lege einen Stein dazu und weiß, dass es jetzt wieder abwärts geht. Ein Stück vor der Bothy Maol Bhuide suche ich mir ein schönes Fleckchen mit fließend Wasser und baue mein Zelt auf. Heute absolviere ich mein Abendprogramm in aller Ruhe. Nach ein paar Hagelschauern im Laufe des Tages scheint jetzt wieder die Sonne. Ich habe heute mit zwei Menschen gesprochen und drei von weitem gesehen. Das Leben ist schön!
    7 Punkte
  3. bri

    Scottish National Trail

    05.05.2019, 16 km Gegen 10 Uhr habe ich alles gepackt, mache ein Tages-Start-Foto und ziehe mit einem Sandwich im Magen los. OT: Zu diesem Zeitpunkt, an dem ich diese Erinnerungen aufschreibe und die Strecken mit ihren Höhenmetern ermittele, sind mir meine Aufzeichnungen etwas peinlich. Trotzdem werde ich so berichten, wie ich es damals empfunden habe. Das Wetter ist bedeckt, aber weitgehend trocken. Es geht auf einem Fußpfad bergauf und bergab. Die Bergauf-Strecken sind für mich sehr anstrengend. Flachlandheidjer ohne regelmäßigen Sport - das rächt sich jetzt. Schon mittags habe ich den Eindruck, dass ich mein geplantes Tagespensum nicht schaffen werde. Der Weg ist mühsam und ich komme nur langsam voran. Aber die Landschaft ist so schön. Ich genieße sie und die Einsamkeit, wenn ich nicht gerade mit mir und meiner Geschwindigkeit hadere. Blick zurück Blick vorwärts Schließlich geht der Weg in eine Schotterpiste über, auf der ich gut Zeit aufholen kann. Dort zwischen den Bergen bin ich herausgekommen Nach einem Stück Teerstraße biege ich rechts auf den Fußpfad Richtung Falls of Glomach ab. Der Weg führt bald durch einen schönen Wald, in dem ich neben einem Glockenblumenfeld einen Bach überquere. Der Platz ist so idyllisch, dass ich beschließe, hier eine Pause zu machen. Mein Pausenplatz Ich schaue nochmal auf die Karte und hege die Hoffnung, dass ich mein Tagesziel doch noch erreichen kann. Weiter geht es auf dem Pfad bergauf. Gegen halb sechs komme ich an einem geeigneten Übernachtungsplatz mit einer wunderschönen Aussicht vorbei. Laut Karte kann ich so einen ebenen Platz bis zu den Falls nicht mehr erwarten. Weitergehen oder dieses Geschenk annehmen? Fragen über Fragen. Auf der Strecke sind viele Wanderer unterwegs, die um diese Tageszeit bereits auf dem Rückweg von den Falls of Glomach sind. Von diesen bekomme ich die Information, dass es bei den Falls sehr windig und sehr kalt sei. Einer spricht von Schnee. Da die letzte Nacht schon sehr kalt war, beschließe ich, mir die letzten vier Kilometer für morgen aufzuheben und mein Zelt genau jetzt und genau hier aufzustellen. Nachdem ich mich häuslich eingerichtet habe, lege ich mich lang, um meinen Rücken zu entspannen und decke mich meinen Schlafsack locker über meine kalten Füße. Heute bin ich von Kopf bis Fuß trocken geblieben, aber kalt ist es trotzdem. Gegen 6 Uhr abends wache ich dann auf, weil ich am Oberkörper friere. Also pelle ich mich endlich aus meinen Tagesklamotten, ziehe meine warmen Merino-Nacht-Pullis an und bekomme prompt Schüttelfrost. Ich krabbel ganz tief in meinen Schlafsack, schaffe es nicht mehr, etwas zu essen, meine Hose zu wechseln oder Zähne zu putzen. Nicht mal meinen Gute-Nacht-Whisky habe ich getrunken.
    7 Punkte
  4. bri

    Scottish National Trail

    08.05.2019, 22km Nach einer ziemlich guten Nacht an diesem geschützten Ort frühstücke ich meine beiden letzten Kekse. Hatte ich schon geschrieben, dass meine Nahrungsvorräte nicht ganz der Planung entsprachen? Meine Sandwiches hatte ich an den ersten zwei Tagen verputzt und lebte seitdem von Keksen und Powerriegeln. Seltsamerweise habe ich nichts vermisst. Wenn mein Magen mir tagsüber signalisierte, dass es Zeit zum Auffüllen wäre, besänftigte ich ihn mit einem halben Powerriegel. Morgens ein paar Kekse und abends die andere Hälfte des Powerriegels und noch einen Keks zum Nachtisch. Aber heute würden ich bei Graig's Hostel meine Vorräte auffüllen können. Die Berge sind noch verborgen, die Wolken hängen tief, wirken aber nicht bedrohlich. Als ich gegen 9 Uhr die Weide überquere, um wieder auf die Straße zu gelangen, sehe ich dort einen quietschgrünen Osprey vorüberziehen. Wir rufen uns ein kurzes "Guten Morgen" zu, bevor er sich mit langen Schritten davon macht. Locker flockig marschiere ich den Schotterweg bergab, mal nahe am Allt a' Chaonais entlang, mal in einiger Entfernung des Flusses. An einigen Stellen sind alte Bäume zu Holz-Kunstwerken verwittert. Allmählich ändert sich die Vegetation, die ersten ernstzunehmenden Bäume tauchen auf und schließlich gelange ich in einen Wald. Hier stoße ich auf Waldarbeiten. Die Seilwinde, mit der drei gefällte Stämme gleichzeitig vom gegenüberliegenden Hang zum Verladeplatz gezogen werden, sind beeindruckend, aber auf dem Foto leider nicht zu erkennen. Deutlicher ist der Abstand des Klohäuschens zum aktuellen Arbeitsplatz der Waldarbeiter. Hieraus möge jeder selbst seine Schlüsse ziehen. Mobile Klohäuschen sind auch in Schottland blau Und dann fängt der Himmel an zu zaubern. So etwas habe ich noch nie gesehen. Vermutlich, weil uns in der norddeutschen Tiefebene einfach die passenden bewaldeten Hügel fehlen. Völlig verzaubert laufe ich weiter, bevor mich eine dreiviertel Stunde später dieses unsittliche Angebot trifft. Wer, bitte schön, stellt einem Wanderer mit nahezu leeren Essensvorräten mitten im Nirgendwo so etwas in den Weg? Ich ignoriere diese Zumutung und werde fünf Minuten später mit dem Anblick von Graig's Hostel belohnt. "OPEN ALL YEAR". Klasse. Aber leider nicht am 8. Mai 2019 um 11 Uhr! Ich gehe über das Grundstück, um das Haus herum und sehe - keine Menschenseele. Alle Türen zu. Ich setze mich auf eine Bank und denke nach. OK. 11 Uhr. Vermutlich sind alle, die die letzte Nacht hier verbracht haben, wieder unterwegs. Neue Gäste sind frühestens am Nachmittag zu erwarten. Wahrscheinlich ist gerade die beste Zeit, um einzukaufen. Ich bleibe noch 10 Minuten sitzen und ziehe dann weiter. Essen wird völlig überbewertet. Zumindest ist mein Rucksack jetzt nicht schwerer geworden. Ist doch was Positives. Ich gehe ein Stück an der Straße entlang und biege dann nach rechts auf den "Public Path to Torridon by the Coulin Pass", kurz "Old Pony Track" ab. Der Weg führt zunächst durch einen Wald und dann durch niedrigeren Bewuchs den Berg hinauf. Inzwischen zeigt sich die Sonne immer öfter und es wird sehr warm. Je höher ich komme, desto schöner wird die Aussicht auf den Loch Dùghaill. Nach ca. 1 km erreiche ich einen breiten, festen Schotterweg und es geht sanfter aufwärts. Mit zunehmender Höhe wird es wieder kälter und feuchter. Der jetzt beginnende Regen wird mich den Rest des Tages begleiten. In der Ferne kann ich bald schon Loch Coulin entdecken. Dann zieht sich der Weg sanft am Hügel wieder nach unten bis zum River Coulin, über den eine schöne, solide Steinbrücke führt. Weiter geht es am River Coulin entlang und irgendwann über eine weitere Brücke wieder auf die andere Seite. Laut Karte soll ich hinter ein paar verstreut liegenden Häusern einen Wald erreichen. Von diesem ist aber inzwischen ein großer Teil abgeholzt, die Reste ragen noch aus dem Boden und bieten irgendwie einen trostlosen Anblick. Ja, ich weiß - die Holzwirtschaft. Ist auch keine Kritik, sondern nur das, was ich beim Vorbeiwandern empfinde. Blick zurück Der Weg lässt sich so gut gehen, dass ich prompt einen Abzweig verpasse. Zum Zurückgehen habe ich auch dieses Mal keine Lust, so dass ich mich durch die Reste des geschlagenen Waldes kämpfen muss, um den richtigen Weg wiederzufinden. Blöde Idee. Irgendwann bin ich wieder am richtigen Weg. Warum ich diesen breiten Schotterweg übersehen habe, erschließt sich mir nicht. Die nächsten vier Kilometer verlaufen ereignislos über den einen Hügel, bis ich auf einen Querweg stoße. Da ich nicht sicher bin, ob ich links oder rechts abbiegen muss, schaue ich erstmal auf meine Karte und stelle fest, dass ich schon wieder einen Abzweig verpasst habe. Ich entscheide mich, nach rechts zu gehen, in der Hoffnung, dass die Karte sich irrt und ich wieder auf meinen Weg komme. Der Weg ist wunderschön von blühendem Ginster und kleinen Birken gesäumt. Und er endet zum Glück nicht wie auf der Karte eingezeichnet ist, sondern stößt auf den Pfad, auf dem ich eigentlich schon längst sein soll. Doch wehe, wenn Wünsche in Erfüllung gehen. Dieser Pfad hat es in sich. Ein Trampelpfad durch hohes Heidekraut und Matsch, mehrmals über einen namenlosen Bach rüber - oder doch nicht? Es ist nicht immer zu erkennen, wo der Pfad entlang geht. Mal gibt es mehrere oder auch mal gar keinen mehr. Der dichte Bewuchs sorgt dafür, dass ich jetzt nicht nur von oben nass werde, sondern von allen Seiten. Suchbild: Mein Weg. Irgendwie schlage ich mich durch und erreiche endlich ziemlich erschöpft Kinlochewe, gehe ins Restaurant des Hotels, setze mich an die Theke und bestelle mir erst mal ein schönes Bier. Es war mir bisher nicht bewusst, welche wunderbaren Gefühle das Wort "OPEN" in Verbindung mit einer offenen Tür in mir auslösen kann. Und auf einmal spricht mich ein Mann an, den ich nicht kenne. Ich schaue ihn fragend an und er erklärt mir, dass wir uns schon zum dritten Mal begegnen. Wie soll man auch darauf kommen, dass diese saubere Person zu dem grünen Osprey-Rücken gehört, den ich mehrmals und meist nur kurz von hinten gesehen hatte. Er hat sich ein Zimmer im Hotel genommen, schon geduscht und saubere Klamotten an. Hmm, Zimmer nehmen? Warm? Dusche? Klingt nicht schlecht, aber ich entscheide mich dagegen. Zu einem weiteren Gespräch kommt es nicht, weil sein Essen schon auf dem Tisch steht und ich erstmal mein Zelt aufstellen will. Gegenüber vom Hotel gibt es öffentliche Toiletten, Sitzgelegenheiten und ein kleines Stück Rasen. Dort baue ich mein Zelt auf, wasche mich und gehe dann wieder ins Restaurant. Ein zweites Bier, Hühnchen mit Haggis, Möhren, Kartoffelbrei, eine Extraportion Chips und vor allem die Heizung im Rücken wecken meine Lebensgeister wieder. Sehr lecker, sehr gemütlich, sehr glücklich. Gegen zehn Uhr krabbel ich mit der nötigen Bettschwere in mein Zelt, das inzwischen nicht mehr allein auf dem Platz steht. Hühnchen mit Haggis, Möhren, Kartoffelbrei
    6 Punkte
  5. bri

    Scottish National Trail

    07.05.2019, 20,4 km Bei strahlendem Sonnenschein wache ich auf. Die Nacht war frostig und ich bin mehrmals aufgewacht, weil mir kalt war. Ich wische das Eis von den Innenseiten meines Zeltes, vernichte ein kleines Frühstück und packe in Ruhe meine Sachen. Um 20 nach 8 trabe ich glücklich bei strahlendem Sonnenschein los. Der Weg geht ganz leicht abwärts, verliert sich dann in der Nähe der Bothy und ich stapfe durch Ried und hohes Gras, bis ich am River Ling ankomme und diesen überquere. Dieser Weg löst sich bald auf. Links vom See geht's querfeldein. Vor dem Loch Cruoshie ist die Bothy Maol Bhuide zu erkennen. Dann geht es offroad über die Flanke des Bein Dronaig. Bergauf und immer wieder mit dem Navi die Richtung korrigieren. Der Blick auf den Loch Cruoshie begleitet mich. Ich brauche sehr viel Zeit, weil mir in hohem wilden Gras ein ständiges auf und ab abverlangt wird. Und dann liegen auch noch diese tief in den Boden geschnittenen Wasserläufe (?) im Weg, bei denen jeder Schritt gut überlegt werden muss und man heftige Schlangenlinien läuft. Gegen 11 Uhr habe ich es geschafft und treffe auf den angepeilten Zickzack-Weg, der mich abwärts Richtung Loch Calavie führt. In der Ferne sehe ich die Seenkette mit dem Lochan Gobhlach, Loch an Tachdaidh und An Gead Loch. Am Loch Calavie angekommen geht's zunächst über eine Brücke, um den Allt Loch Calavie zu überqueren. Man hat den Eindruck, als ob man eine Insel betritt. Der Weg führt direkt Ufer des Loch Calavie entlang. An dem kleinen Strand denke ich trotz des Sonnenscheins nur einen winzigen Moment über ein Bad nach, setze dann aber zügig meinen Weg fort. Am See entlang muss ich nahezu keine Höhenmeter überwinden und genieße den Ausblick, der jedem Werbekatalog für Schottland zur Ehre gereicht hätte. Nachdem ich das Ende des Sees erreicht habe, geht es mit einem moderaten Anstieg zwischen dem Beinn Drinaig und dem Sail Riabach hindurch, bevor ich in einiger Entfernung links die Bendronaig Lodge Bothy entdecke. Bei dieser Bothy wollte ich eigentlich schon gestern angekommen sein. Da es Mittagszeit ist - zu spät für gestern, zu früh für heute -, lasse ich sie links liegen, biege an der Brücke nach rechts ab und wandere langsam bergauf am Loch an Laoigh vorbei und dann in einiger Entfernung am Abhainn Bhearnas entlang. Der Schotterweg ist inzwischen wieder in einen schmalen Fußpfad übergegangen und ich habe einen schönen Blick über das Tal. In meinem Kopf fängt es wieder an zu rechnen. Vor diesen fünf Kilometern Aufstieg hatte ich Respekt, aber es geht besser als erwartet. Vielleicht schaffe ich es ja heute trotz meines Rückstands zum Plan noch bis Graig's Hostel. Ich träume und rechne so vor mich hin, als ich auf einmal aus nächster Nähe von hinten angesprochen werde. Zu Tode erschreckt springe ich vom Weg. Müssen Wanderer eigentlich vor dem Überholen klingeln? Ich weiß es nicht, ich überhole ja nie jemanden. Nach einem kurzen, netten Gespräch rennt der junge Mann mit seinem leuchtend grünen Osprey-Regenüberzug voraus. Ich sehe ihn noch mehrmals in der Ferne vor mir auftauchen und wieder hinter der nächsten Kurve verschwinden. Irgendwann ist der Weg zu Ende und vor mir liegen ein paar Kilometer Offroad-Strecke durch hohes Gras und über mehrere kleine Hügel. Auf der Suche nach dem einfachsten Weg verliere ich immer mehr meine Richtung, was dazu führt, dass ich mehr Hügel überwinden muss als eigentlich nötig. Dadurch verliere ich natürlich wieder unendlich Zeit und langsam auch die Motivation. Ich werde nie aus diesen Hügeln herauskommen! Hinter jedem taucht ein neuer auf. Blick zurück Und dann bricht auch noch ein Schneeschauer über mich herein. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nicht begriffen, dass Hagel- und Schneeschauer auf meiner Strecke meistens am höchsten Punkt auftreten und dass ich daraus schließen kann, dass es demnächst wieder bergab gehen wird. Und endlich finde ich wieder einen Pfad. Aber schneller bin ich dadurch auch nicht. Der Pfad ist steinig, nass und glitschig, so dass ich auf jeden Schritt achten muss. Inzwischen bin ich zehn Stunden unterwegs, es wird langsam Abend und ich will nur noch so weit wie möglich nach unten kommen, um dem eisigen Wind zu entgehen. Wie war das mit Graig's Hostel? Vergiss es! Nach einem ziemlich steilen Abstieg, aber immerhin auf einem Schotterweg, komme ich am Allt a´ Chaonais an und kann in der Ferne eine Straße erkennen. Klasse! Geschafft! Der Fluss hat auf der anderen Seite wunderschöne flache Grasflächen, die zum Übernachten einladen. Leider steht dort schon ein Hilleberg, dass am unteren Rand rundum mit Steinen beschwert ist. Oje, muss ich mir Gedanken über Sturm machen? Später. Ich vermute, dass in diesem Zelt u. a. ein Osprey liegt. Bevor ich mir aber über einen Übernachtungsplatz Gedanken mache, muss ich erstmal über den Fluss kommen. Dazu ist an dieser Stelle eine wunderbare Hilfe gebaut worden. Nein, keine Brücke, obwohl auf dem Schild diese Bezeichnung benutzt wird. OK, genug Bilder davon hatte ich gesehen. Auch mit Menschen mit Rucksäcken, die noch nicht im Wasser lagen. Es muss also funktionieren. Vorsichtig setze ich einen Fuß nach dem anderen auf das untere Seil und halte mich am oberen fest. Ich bin kurz über dem Wasser, als das Seil mit meinen Füßen nach vorne schwingt, mein Rucksack sich mit der Erdanziehungskraft gemein macht und ich fürchterlich ins Trudeln komme. Meine Gegenbewegungen, um das Seil für die Füße zu beruhigen, sind nicht zielführend und ich drohe, mit dem Rücken zuerst ins Wasser zu fallen. Nichts wie runter hier. Ich werfe mich Richtung Ufer, lande mit dem Hintern immerhin auf dem Gras, rappel mich hoch und springe erstmal zwei Schritte vom Wasser weg. Puh. Das sollte man vielleicht nicht unbedingt am Ende eines anstrengenden Tages zum ersten Mal ausprobieren. Ich jedenfalls nicht. Die Entscheidung für nasse Füße fällt mir jetzt leicht und ich furte einfach den Fluss. Da ich dem Hilleberg und seinem Bewohner die Ruhe gönne, laufe ich weiter, um mir einen entfernteren Schlafplatz zu suchen. Nachdem die Straße mich etwas vom Fluss weggeführt hat, biege ich nach ca. 20 Minuten auf eine Weide ab, in der Hoffnung, wieder an den Fluss zu kommen und auch so ein schönes Stück Wiese zu finden. Das klappt nicht ganz, aber ein ebenes, windgeschütztes Fleckchen oberhalb eines Wasserfalls bietet gerade ausreichend Platz für mein Zelt. Und dann spielt die Abendsonne noch einmal mit den Bergen und dem Himmel. Was für ein grandioser Tag!
    6 Punkte
  6. Ranger

    Dosen Cone

    Da man ja jetzt eher die Zeit hat Ideen umzusetzen, hab ich mich mal an meinen Dosen-Cone gemacht. Zuerst gabs nur die Idee im Kopf (schon länger) und dann machte ich mal ein Pappmuster. Nun hatte ich mir vier Dosen besorgt und es ging an den Zuschnitt. Die Stellen die dauerhaft verbunden bleiben hab ich noch mit einer Musterbeutelklammer gesichert. Was auch perfekt funktioniert, auch eben nur mit einer (es geht ja um UL ) Und so sieht das fertige Teil aus. Ja, nachdem ich mit dem Ergebnis super zufrieden bin werde ich ihn wohl noch in einer blanken/polierten Version bauen. Genaue Maße hier zu Posten würde glaube ich nicht so viel bringen da so etwas ja immer individuell angepasst sein muß. Aber vielleicht hilft es jemanden zu Inspiration Das ganze Teil wiegt 13g Jippie
    6 Punkte
  7. bri

    Scottish National Trail

    09.05.2019, 19km Am nächsten Morgen habe ich gegen acht Uhr schon alles zusammengepackt. Eine größere Waschorgie im öffentlichen Sanitärbereich klappt leider nicht. Die Anlage ist zwar überraschend sauber, verfügt aber nicht über warmes Wasser. Der Händetrockner läuft einmal für ca. 20 Sekunden und macht danach keine Anstalten mehr, warme Luft zu pusten. Ich unterhalte mich noch kurz mit den beiden Mädels, die zusammen mit ihrem Hund im Nachbarzelt übernachtet haben und gehe dann erstmal auf die andere Seite des Ortes. Dort gibt es einen netten Coffee-Shop mit angeschlossenem Laden. Roll mit Bacon zusammen mit einem Riesen-Cappuccino und freiem WLAN sind ein wunderbarer Tagesanfang. Im Laden kaufe ich mir noch Futter für die nächsten Tage und ziehe gut gelaunt bei strahlendem Sonnenschein meinem heutigen Tagesziel entgegen. Als ich wieder am Hotel vorbei komme, amüsiere ich mich über die etwas ungewöhnliche Dekoration. Der Weg führt aus dem Ort heraus und dann am Abhainn Bruachaig entlang und ganz langsam mogelt sich der eine oder andere Höhenmeter unter meine Füße. Der Blick zurück zeigt mir den Creag Dhubh mit Sahnehäubchen, vor mir lassen sich in der Ferne weitere weiß bestäubte Bergspitzen erkennen. Das Sonnenlicht spielt mit dem Wasser, das Wasser mit den Steinen, vor mir schlängelt sich der Weg und ich darf den ganzen Tag einen Fuß vor den anderen setzen. Das Leben ist schön! Nach ca. 5 km überholt mich wieder der Osprey-Wanderer. Wir unterhalten uns natürlich über das Wetter, bevor er in dem ihm eigenen flotten Tempo von dannen zieht und ich wieder für kurze Zeit den grünen Regenüberzug vor mir habe. Sein Tagesziel ist die Shenavall Bothy. Meins eigentlich auch, aber irgendwie ist mir nach den Erfahrungen der letzten Tage klar, dass ich das vermutlich nicht schaffen werde. Zu viele Steigungen und zu viel Offroad. Auch egal. Mal sehen, wie weit ich komme. Der Weg verlässt den Abhainn Bruachaig und führt jetzt am Abhainn Gleann na Muice entlang bis zum gleichnamigen Loch. Die Querung des Flusses ist bei dem niedrigen Wasserstand, der überall vorherrscht, problemlos. Die durchziehenden Wolken sind sehr angenehm und halten mein Solarpanel nicht davon ab, schön blau zu leuchten und meine Powerbank aufzuladen. Der Weg ist schmal, aber gut zu gehen und hält sich nahezu auf einer Höhe bis zum Loch. Beim Zelt, das am See steht, ist niemand zu sehen. Vielleicht Munrobagger. Nach einer Pause an dieser wunderschönen Stelle traue ich mich an den nächsten - für mich - steilen Anstieg. Ich entdecke die Langsamkeit und komme gut voran. Auch hier erwischt mich wieder mit zunehmender Höhe ein eisiger Wind und es fängt sogar an zu schneien. Ich bekomme mit der Zeit eiskalte Hände und denke über verschiedene Arten von Handschuhen nach, die ich aber alle nicht dabeihabe. Dann verliert sich der Pfad wieder und ich muss mich darauf konzentrieren, die Richtung beizubehalten. Bevor die Sicht auf den See völlig verschwindet, mache ich immer mal wieder ein Foto in die Richtung, aus der ich gekommen bin. An denen kann man den Wetterwechsel sehr schön erkennen. Eine halbe Stunde später: Kurz vor der höchsten Stelle hört der Schneefall so plötzlich auf, wie er begonnen hat. Hier wird es auch langsam flacher und ich kann einfacher querfeldein gehen. Jetzt klettere ich zwischen zwei großen Felsen hindurch und mir stockt der Atem. Ich stehe am Rand einer wunderschönen Hochebene mit einer fantastischen Aussicht. Der Wind lässt auch nach, so dass ich mich erstmal hinsetze, eine Pause mache und versuche, so viel wie möglich von diesem Anblick in mich aufzunehmen. Dieser Ort ist irgendwie mystisch. Ich erwische mich dabei, dass ich einen Stein frage, ob ich auf ihm sitzen darf. Er hat nicht "nein" gesagt. Als ich aufstehe, bedanke ich mich bei ihm. Ich werde mir langsam unheimlich. Mir wird kalt und ich beschließe schweren Herzens, diesen Ort zu verlassen. Nach etwas Suchen finde ich den richtigen Pfad, der sich aber immer mal wieder vor mir versteckt. Und als er endlich deutlich und fest vor mir liegt, hat auch das herabfließende Wasser ihn gefunden. Während ich hin und herspringe, um den Matschstellen auszuweichen, fängt es wieder an zu regnen. Schließlich verläuft sich der Weg im Gras, das an dieser Stelle zur Sumpfpflanze mutiert ist. Also wieder nasse Füße kurz vorm Tagesabschluss. Als ich eine ebene Fläche an einem Fluss kurz vor dem Loch an Nid erreiche, beschließe ich, den Tag zu beenden. Der weitere vor mir liegende Weg scheint wieder an einem Berg entlang zu laufen und es ist nicht zu erwarten, dass ich dort noch so eine schöne ebene Fläche finden werde. Bis zur Bothy sind es noch 9 km und ich gebe mich nicht der Illusion hin, dass ich diese Strecke heute noch schaffen könnte. Der Regen fließt immer noch in Strömen, als würde er dafür bezahlt, und ich will genau jetzt und genau hier übernachten. Also baue ich mein Zelt auf, was sich als etwas schwierig erweist, weil unter dem Gras offensichtlich der vom Fluss abgelagerte Kies liegt. Schließlich steht es, ich räume es ein und als ich fertig bin, hört auch der Regen auf und es wird etwas freundlicher. Es ist kalt, es ist nass und der Ausblick von meinem Zelt aus ist fantastisch.
    5 Punkte
  8. bri

    Scottish National Trail

    Scottish National Trail Part III 04.05.2019, 13 km Genau wie im September: Aufgeregtes Nicht-Einschlafen mit steigender Angst vorm Verschlafen, wie immer trotzdem rechtzeitig wach, Frühstück, nach Norderstedt zum gebuchten Park & Fly fahren, die mich zum Flughafen bringen und ab geht die Post. Der einzige Unterschied zum letzten Mal ist ein unfreundlicher Blitzer, in dessen Folge ich nach meinem Urlaub die Gemeinde Norderstedt mit 20 € subventionieren werde. Die Alu-Heringe gehen kommentarlos durch, nur mein schönes Jet-Feuerzeug wird mir abgenommen. Beim letzten Mal war es im Rucksack nicht aufgefallen, diesmal hatte ich es in der Hosentasche. Jedenfalls bis zur Security-Kontrolle in Hamburg. Die Planung mit der Platzreservierung klappt wie am Schnürchen. Nach der Landung stehe ich als erste auf, nehme meinen Rucksack aus dem Gepäckfach und mache den anderen Platz, indem ich mich schon mal in den schmalen Gang zum hinteren Ausgang stelle. Den beiden Jungs, die neben mir saßen und deren Gespräch über die geplante Tour auf Skye ich unweigerlich mitbekommen hatte, wünsche ich eine schöne Wanderung, woraufhin prompt die Frage kommt, was ich denn vorhätte. "14 Tage Highlands." Mit skeptischem Blick und Fingerzeig auf meinen Rucksack fragt der eine: "Aber das ist nicht das ganze Gepäck?" "Doch." "Respekt! Soweit bin ich noch nicht." "Kommt noch." Dann wird die Tür geöffnet und ich steige als erste aus, gehe als erste durch die Security, am Gepäckband vorbei, bin als erste am Geldautomaten und aus dem Flughafen raus. Boah ey. Was für ein Urlaubsanfang. Ich suche den Bus nach Glasgow, kaufe eine Fahrkarte und habe sogar noch Zeit, vor der Abfahrt mit dem Busfahrer eine zu rauchen. In Glasgow kaufe ich eine Fahrkarte zum Cluanie Inn, nachdem ich die Dame hinter dem Schalter davon überzeugt habe, dass in dem gewünschten Bus ab Target wieder Platz für mich ist und dass ich bis dorthin einen anderen Bus nehmen kann. In Target habe ich etwas Zeit, gönne mir einen Kaffee, den ich mit Blick auf den Loch Lomond genieße und suche dann die Bushaltestelle. Es ist kühl und windig und die Haltestelle bietet nur wenig Schutz. Target, Loch Lomond Endlich kommt der Bus und hat wie geplant Platz für mich. Bei einem längeren Stopp an einem Supermarkt kaufe ich mir zwei Sandwiches und eine Packung Kekse. Soll ich auch gleich Käse und Wurst und Brot…? Nee, das ist jetzt unpraktisch. Mein Rucksack ist unten im Bus und ich habe nur einen kleinen Beutel mit. Einkaufen werde ich in dem kleinen Laden beim Cluanie Inn. Dann kann ich das auch gleich alles richtig im Rucksack verpacken. Weiter geht's mit dem Bus. Schlaf- und Guckbedürfnis fechten einen harten Kampf in mir. Mal gewinnt das eine, mal das andere. Dann hält der Bus an und der Busfahrer sagt etwas zu mir. Ich schaue ihn fragend an und er wiederholt: "Cluanie Inn". Kurz vor halb vier. Perfekt. Ich steige aus, gehe um die nächste Kurve und erstarre. Vor mir - eine Baustelle. Das Hotel wird offensichtlich komplett renoviert (hoffentlich bauen sie genügend Steckdosen ein) und der kleine Laden auch. Keine Wurst, kein Käse, nur Zement und Dreck. Auf einem Schild steht etwas von Wiedereröffnung im Frühjahr 2019. OK. Mai ist wohl noch nicht Frühjahr. Ich schaue noch etwas auf die Berge, aus denen ich auf der letzten Tour gekommen bin und mache mich dann auf den Weg zum Einstieg in meine diesjährige Wanderung. Mein Einstieg Um vier Uhr starte ich Richtung Morvich. Es geht leicht bergauf, der Weg wird schmaler und graugrüne Hügel prägen die Umgebung. Ja, genau das wollte ich sehen. Es ist kalt, aber weitgehend trocken, nur ab und zu ein Regen- oder Hagelschauer. Allerdings macht sich so langsam der lange Tag bemerkbar und ich bin mir nicht sicher, ob ich heute wie geplant bis zur Bothy komme. Egal, dann suche ich mir eben vorher einen Platz. Andrerseits - schon am ersten Tag das gesteckte Ziel nicht zu erreichen … Hmmm. Ich hadere mit mir. Und dann sehe ich auf einmal am gegenüberliegenden Hang ein rotes Dach. Klasse. Da ist es. Das schaffe ich noch. Der Weg macht einen Rechtsschwenk, führt über eine Brücke, um dann wieder nach links zur Bothy abzubiegen. Muss ich diese Kurve gehen? Das müsste ich doch abkürzen können. OK, davor ist ein Fluss, aber er ist ja nicht der erste, den ich in Schottland auch ohne Brücke überwunden habe. Alle Wasserläufe sahen bis jetzt nach Niedrigwasser aus. Also probiere ich es und gehe direkt auf die Bothy zu. Ja, der Fluss ist furtbar, aber am Ufer läuft ein ca. 1,80 m hoher Wildzaun entlang, der an der unteren Kante im Gras eingewachsen ist. Ich laufe durch unwegsames Gelände am Zaun entlang Richtung Brücke und finden keine Möglichkeit, den Zaun zu überwinden. An der Stelle, an der der Zaun den Weg kreuzt, ist ein Tor. Die Strecke hätte ich einfacher haben können, wenn ich auf dem Weg geblieben wäre. Hinter dem Tor kann ich mit hochgekrempelten Hosen den Fluss furten. Nasse Füße? Egal. Ich bin ja gleich an der Bothy. Zunächst kommt aber noch einmal unwegsames Gelände, weil der Weg am Fluss endete. Ich überwinde tiefe trockene Wasserläufe, in die ich regelrecht hinein- und hinausklettern muss. Und die Bothy kann ich auch nicht mehr sehen. Mit Hilfe des Handy-Navis finde ich die richtige Richtung, bis ich wieder auf einem schmalen Schotterweg bin. Die Bothy versteckt sich immer noch vor mir. Aber dann sehe ich das rote Dach wieder. Leider ist das gar nicht die Bothy, sondern gut gepflegter Schuppen mit neuem Dach. Puh, wozu ein Zaun doch manchmal gut ist. Jetzt noch zweieinhalb Kilometer auf dem Pfad entlang. Ich setzte meine Füße nur noch mechanisch voreinander, konzentriere mich darauf, nicht über Unebenheiten zu stolpern und erreiche endlich kurz vor neun die Bothy. Drei Wanderer haben sich schon ausgebreitet. Ich habe nasse Füße, mir ist kalt und ich bin ziemlich erschöpft. Seit 20 Stunden bin ich jetzt unterwegs. Die Bothy ist düster und kalt. Die Herren haben kein Feuer angemacht. Ich unterhalte mich noch etwas mit ihnen und beschließe dann, im Zelt zu übernachten. Gegenüber finde ich einen Platz, baue das Zelt nicht sehr perfekt auf, was auch dem heftigen Wind geschuldet ist, der durch das Tal fährt. Bevor ich einschlafe, sehe ich noch eine Herde Wild in unmittelbarer Nähe vorbeiziehen. Die erste Nacht dieses Urlaubs ist rutschig und saukalt. Trotzdem schlafe ich bis 8 Uhr.
    5 Punkte
  9. bri

    Scottish National Trail

    11.05.2019, 17km Nachts muss ich ab und zu meine Matte wieder hinschieben, weil das Zelt doch schräger steht, als ich gedacht hatte. Trotzdem habe ich sehr gut geschlafen und wache erst gegen 8 Uhr auf. Die Sonne steigt über die Berge und ich kann alles trocken einpacken. Was für ein schöner Tagesanfang. Gegen 10 Uhr mache ich mich an der ersten Anstieg des heutigen Tages, verlasse damit die landwirtschaftlich geprägten grünen Wiesen und Bäume und tauche wieder in die eher grau-braun gefärbte Heidelandschaft ein. Blick zurück auf meinen Zeltplatz vor dem Ried auf dieser Seite des Weges Mittags erreiche ich den Loch an Tiompain und laufe ein Stückchen an ihm entlang. Am Ende dieser Hochebene bin ich wieder vom Anblick ins nächste Tal fasziniert. Diese abgezirkelten quietschgrünen Weiden, die sich das Tal entlang ziehen und in so heftigem Kontrast zum wilden Durcheinander von Heide und Steinen stehen. Und am Horizont immer noch schneebedeckte Bergspitzen. Loch an Tiompain Welch ein Kontrast Der Abstieg ist zwar steil, aber der Weg allerliebst, bevor er wieder zum Schotterweg wird. Und dann der schattige Weg unter den alten Bäumen der Inverbroom Lodge, gesäumt von einem Meer von Glockenblumen. Einfach nur wunderschön. Nach einem Stück an der Straße entlang darf ich rechts auf einen Forstweg abbiegen. Ein Stück weiter weist mich ein Schild darauf hin, dass ich jetzt den Inverlael Forest betrete. Links im Busch entdecke ich zwei Zelte. Der Weg zieht sich sehr lange bergauf und wieder bestaune ich diesen langsamen Wechsel der Landschaft. Blick zurück Blick nach vorn Nachdem ich dieses Bild geschossen habe, laufe ich noch eine dreiviertel Stunde weiter und wundere mich dann, dass ich einen Bach überqueren soll. Soll ich gar nicht. Ich bin mal wieder so in Gedanken vor mich hingedrömelt, dass ich einen Abzweig verpasst habe. Das ist aber nicht schlimm, weil ich hier einfach querfeldein dahin gehen könnte, wohin ich gehöre. Allerdings habe ich für heute Abend eine Wasserstelle bestellt, die auf dem richtigen Weg nicht mehr zu erwarten ist. Und da hier das Wasser genau vor meiner Nase ist, der ebene Platz eine ruhige Nacht verspricht und ich schließlich Urlaub habe, beschließe ich, genau jetzt an dieser Stelle meinen Tag zu beenden. Ich nehme mir die Zeit, einiges zu waschen und ein Bild von meiner mobilen Einraumwohnung zu machen. Ja, das mit dem eigenen Schatten lerne ich noch. Dann noch ein bis drei Kekse zum Abendbrot und ab in den Sack. Heute war den ganzen Tag lang so warm, dass ich im T-Shirt mit dünner Windjacke unterwegs war.
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  10. bri

    Scottish National Trail

    10.05.2019, 18km Während der Nacht wache ich ab und zu auf, weil ich friere, obwohl nicht nur meine Füße, sondern auch alles andere eigentlich warm ist. Ich zuppel mir irgendetwas in den Rücken und schlafe wieder ein. Als ich um kurz vor sechs aufwache, habe ich nicht nur Eis auf dem Zelt, sondern auch innen drin. Ich werfe einen ersten Blick aus dem Zelt. Der frühe Morgen sieht so freundlich und viel versprechend aus, dass ich euch denselben Ausblick wie gestern Abend noch einmal zeigen muss. Nachdem ich mich mit dem vom abgewischten Eis feuchten Lappen gewaschen, ein kleines Frühstück zu mir genommen und schließlich alles gepackt habe, muss ich mich noch einmal umschauen, bevor ich mich auf den Weg mache. Da komme ich her Da will ich hin Meine Sachen sind noch nass vom gestrigen Tag, vom Einpacken des nassen Zeltes habe ich kalte Hände bekommen. Noch bevor ich den Weg erreiche, trete ich bis zum Knöchel in ein verstecktes Wasserloch. Völlig überflüssig. Ich bin doch schon wach! Ich kann mich an der Gegend nicht satt sehen, muss aber dann meinen schmalen Pfad achten, der sich am Berghang parallel zum Abhainn Loch na Nid entlang schlängelt. Meine Füße suchen sich zwischen Steinen, Wasser und Schlamm ihren Weg. Langsam weitet sich das Tal, der Weg wird schließlich wieder zu einer zweispurigen, halb eingewachsenen Schotterpiste und es sind einige Zuläufe zum Abhainn Loch na Nid zu queren. Insgesamt ist der Wasserstand aber extrem niedrig, so dass genügend Steine vorhanden sind, über die ich trockenen Fußes jeweils die andere Seite erreiche. Ich komme an eine wunderschöne Wiesenlandschaft mit alten knorrigen Bäumen. Das wäre auch ein schöner Platz zum Übernachten. Aber nicht um diese Tageszeit. Also geht's weiter. Ich gehe zwischen dem Stechginster hindurch und sehe eine Frau vom Fluss Richtung Weg kommen. Sie hat ihren rot eingepackten Rucksack gerade aufgesetzt und wir grüßen uns kurz von weitem. Als ich wieder zuhause bin, finde ich einen Reisebericht von Borderli im Nachbarforum und ich bin sicher, dass sie es gewesen ist. Kurz danach komme ich nach Achneigie mit einem ziemlich maroden Haus und einem wunderschönen Wasserfall. Da ich vom Haus keine Fotos gemacht habe, verweise ich hier mal auf den Reisebericht von Borderli, der sehr schön zu lesen ist. Am Wasserfall mache ich eine Pause und entdecke einen einsamen Ex-Herd, der mich traurig anschaut. Helfen kann ich ihm aber auch nicht. Ich mache eine Pause und kümmere mich endlich um das Körnchen, das ich schon seit morgens in meinem Schuh unter dem Fußballen spüre. Bis jetzt hatte ich keine Lust, meine zunächst noch nassen und kalten Schuhe wieder auszuziehen. Außerdem kann dort gar nichts drin sein, weil meine Schuhe sehr enge Gamaschen dran haben. Also habe ich beim Gehen versucht, das Korn in eine Lücke zwischen den Zehen zu schieben, war aber offensichtlich erfolglos. Ich ziehe Schuh und Strumpf aus, untersuche den Strumpf an der entsprechenden Stelle, danach ebenso den Schuh und finde - nichts. Mit Ausnahme der Blase unter meinem Fußballen. Ruckedigu Blut ist im Schuh. Arrrgh. Meine erste Scheuerblase. Und dann auch noch selbst schuld. Blöder geht's ja wohl nicht. Also grabe ich etwas tiefer im Rucksack, suche mir mein Blasenpflaster raus und klebe es auf die wunde Stelle. Strumpf rüber, Schuh an und jetzt wird's Zeit, weiterzugehen. Die wunde Stelle macht mir zum Glück keine Probleme und ich spüre auch kein störendes Korn mehr. Auf einem bequemen Schotterweg geht es weiter Richtung Shenavall Bothy und Loch na Sealga. Nach ca. 2 km komme ich bei der Bothy an und muss leider schon wieder eine Pause machen, weil es hier so schön ist. Ich schaue mich in der Bothy um und setze mich dann auf einen bequemen Steinring und genieße es einfach nur, genau jetzt genau hier zu sein. Erster Blick auf die Shenavall Bothy Dann atme ich noch einmal tief durch, weil jetzt wieder ein für meine Verhältnisse steiler Aufstieg kommt. In der folgenden Stunde beschäftige ich mich mit den nächsten 3 km und den ca. 285 Höhenmetern (lt. Komoot). Währen ich mir zwischen Steinbrocken und Matschstellen den Weg suche, schaue ich mich immer mal wieder um und lasse mich vom Ausblick faszinieren. Blick zurück zur Shenavall Bothy Mein Weg Blick zurück auf den Loch na Sealga Langsam wird der Weg wieder flacher Oben angekommen wird das Wetter wieder schöner, die Sonne scheint und es ist kein Wind zu spüren. Ich nutze die Gelegenheit, mein Zelt und mich in der Sonne auszubreiten und schlafe prompt mit dem Kopf auf dem Rucksack ein. Nach einer erholsamen halben Stunde bin ich wieder wach, packe mein inzwischen trockenes Zelt ein und trabe bestens gelaunt weiter. Irgendwann wird aus dem Trampelpfad wieder ein Schotterweg, der sich langsam ins Tal hinunterzieht. Bei dem inzwischen sehr warmen Wetter tut es gut, als die ersten Bäume auftauchen und ich zumindest teilweise im Schatten gehen kann. Ich sinniere darüber nach, dass ich nie gedacht hätte, in Schottland einmal Schatten zu suchen. Zu diesem Zeitpunkt ahne ich noch nicht, was in den nächsten Tagen auf mich zukommen wird. Im Moment freue ich mich einfach über Nicht-Regen und überlege, wie die seitlichen Hänge wohl während der Heideblüte aussehen mögen. Gegen sechs Uhr erreiche ich die Hauptstraße und laufe auf ihr in Richtung Dundonnell, biege nach ca. 1 km nach rechts ab, überquere den Dundonnell River und biege zwischen Häusern erneut rechts ab. Eigentlich hatte ich hier ein Hotel eingeplant, in dem ich essen wollte, aber da muss ich mich wohl versehen haben. Ich komme an keinem vorbei. Nicht so schlimm. Ich hab ja noch Kekse und Powerriegel. Da es demnächst wieder steil bergauf gehen wird und ich inzwischen die Erfahrung gemacht habe, dass es in höheren Bereichen kälter ist, suche ich mir abseits des Weges auf einer Weide eine etwas hinter Binsen versteckte Stelle und verschiebe den Aufstieg auf morgen. Mein Zelt muss ich noch einmal verrücken, damit der Kuhfladen nicht genau vor dem Eingang liegt. Mit den Gedanken an diesen wunderschönen sonnigen Tag mit sehr wenig Wind schlafe ich ein.
    3 Punkte
  11. Mia im Zelt

    Vorstellungsthread

    Hallo zusammen, ich bin ebenfalls schon lange eine stille Mitleserin im Forum und habe mich nun entschieden mich anzumelden. 2019 habe ich überhaupt erst mit dem Zelt-Trekking angefangen und bereits konnte viel lernen. Eine meiner größten Sorgen war von Anfang an, dass der Rucksack zu schwer wird, da ich schon immer sehr schmerzempfindliche Schultern hatte. In einem normalen Schulrucksack taten mir bereits 2kg Inhalt weh. So richtig Ultraleicht ist meine Ausrüstung noch nicht. Ich möchte sie aber nach und nach noch leichter gestalten. Da ich in den Alpen in einem anspruchsvollem Gebiet unterwegs bin, ist mir Wärme und Wetterschutz sehr wichtig. Und da ich feststellen musste, dass Trekkingausrüstung generell sehr teuer ist (vor allem, wenn man alle Jahreszeiten in den Alpen abdecken will), spielt für mich auch der Preis eine wichtige Rolle. Immer wieder bewundere ich die MYOG-Ausrüstung. Doof, wenn man keine Nähmaschine daheim hat. Mein größter Traum ist eine Weltreise. Natürlich mit ganz vielen kürzeren und längeren Trekkings. Da muss bloß auch der AG zustimmen. Mal schauen, ob das klappt. Darauf verzichten möchte ich jedenfalls nicht! Schöne Feiertage Mia
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  12. bri

    Scottish National Trail

    Moin @schoguen, danke für das Lob. Du hast natürlich Recht, dass überflüssige Nahrungsmittel kein Müll sind. Ich habe auch lange darüber nachgedacht, was ich damit mache. Den beiden Mädels hatte ich das original verpackte Studentenfutter und das Reisgericht angeboten, aber sie wollten nicht. Dann habe ich duchaus überlegt, die Sachen in der Bothy zu lassen. Nüsse? Mäuse? Wie würde es nach ein paar Tagen aussehen? Und wenn es keinen Liebhaber findet, führt das dazu, dass die Leute, die sich um die Bothy kümmern, das entsorgen müssen. Und glaube mir, ich habe gutgemeinte Reste in Bothys gesehen, die sahen nicht mehr lecker aus. Meine Planung war einfach falsch. Das Risiko besteht, wenn man etwas zum ersten Mal macht. Und dann muss man auch mal mit schlechtem Gewissen Dinge tun, die man sonst nicht macht. LG bri
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  13. bri

    Scottish National Trail

    10.9.2018, 18 km Morgens wache ich bei Regen und Wind auf. Das weckt in mir nicht wirklich die Lust, aus meinem warmen Schlafsack zu krabbeln. Deshalb trödele ich erst mal rum und komme erst gegen halb elf los. Es ist sehr windig, aber der Regen hat netterweise aufgehört. Mein Zelt im Wind Nach einem Linksknick des Weges ist vom Wind kaum noch etwas zu spüren und sogar die Sonne lässt sich blicken. Die Strecke am Geldie Burn entlang ist toll zu gehen. Ein Trampelpfad schlängelt sich zwischen Heidesträuchern am Berg entlang durch ein enges Tal. Langsam wird das Tal breiter und gibt dem Fluss Platz, in wilden Kurven durch frisches Grün zu mäandern. Ab und zu muss ich kleine Aufgaben bewältigen, wenn Nebenflüsse aus dem Berg direkt über meinen Weg fließen. Meistens finde ich genügend Steine und kann ein Fußbad vermeiden. Meistens … Auf schmalem Pfad am Geldie Burn entlang Kleine Aufgaben, damit es nicht langweilig wird Meist problemlos lösbar In der Ferne kann man schon ahnen, dass Tal bald endet Das Tal wird breiter und der Weg nasser Das Gras wird grüner und der Fluss nutzt den Platz, den er bekommen kann. Am frühen Nachmittag ist die Sonne offensichtlich der Meinung, sie hätte mich jetzt lange genug begleitet und tritt wieder vornehm hinter den Wolken zurück. Mein Weg stimmt nicht mit den geladenen GPS-Daten überein. Der eigentliche Weg führt auf der anderen Seite des Flusses entlang. Es ist mir aber egal, die Richtung stimmt. Das führt allerdings dazu, dass ich den Geldie Burn in der Nähe der Geldie Lodge überqueren muss. Der Fluss ist etwas breiter als die, die bisher meinen Weg kreuzten. Hier muss ich einige Zeit suchen, bis ich mich für eine Möglichkeit entscheide. Ich nehme den langen Weg im Fluss entlang, weil ich hier möglichst lange auf Steinen in relativ flachem Wasser gehen kann. Am Ende muss ich dann doch noch ein Stück mit starker Strömung überwinden. Hochkonzentriert, sehr langsam und mit Hilfe meiner Wanderstöcke komme ich - zwar mit nassen Füßen - aber unfallfrei auf der anderen Seite an und bin ein bisschen stolz, diese hochgefährliche Hürde bewältigt zu haben. Also, äh - hochgefährlich im Verhältnis zu dem, was ich bisher in meinem Leben überwinden musste. Gegenüber geht mein Weg weiter Diesen "Steinweg" habe ich mir ausgesucht Wieder auf meinem Weg Leider setzen ab jetzt wieder Wind und Regen ein. Schräg von vorne peitscht es unangenehm ins Gesicht, so dass ich nur ab und zu den Kopf hebe und die Landschaft nicht so würdigen kann, wie sie es verdient hat. Langsam folge ich dem Weg bergauf. An einer Stelle ist der Blick auf die andere Talseite sehr interessant. Dort kommen der Geldie Burn und der River Feshie parallel den gegenüberliegenden Berg herab. Nahezu auf gleicher Höhe biegt der Geldie Burn nach links und der River Feshie nach rechts ab. Leider lassen das Wetter und meine klammen Finger kein Foto zu. Schließlich erreiche ich die Eidart Falls. Hier darf ich eine Brücke benutzen, um auf die andere Seite zu kommen. Längeres Stehenbleiben ist leider nicht drin, weil es erstens kalt und zweitens schon spät ist. So mache ich nur zwei Bilder und gehe schnell weiter, weil ich noch die Ruigh-aiteachain bothy erreichen will. River Feshie Die Brücke über die Eidart Falls Die Eidart Falls Ich eile weiter, aber der Weg zieht sich. Das ist wohl die Strafe für den späten Start heute Morgen. Durch das schlechte Wetter wird es früher dämmrig als erwartet. Ich schaue auf die Füße und gehe zügig voran. Der Pfad führt jetzt durch ein Birkenwäldchen und ist fast zugewachsen, was dazu führt, dass alles, was an mir noch trocken war, jetzt auch vor Nässe trieft. Naja, viel war es ja nicht. Auf einmal stehe ich vor einer Weggabelung. Ich kann mich nicht erinnern, diese auf der Karte gesehen zu haben. Intuitiv gehe ich nach links, nur um kurze Zeit später in einem steinigen Flussbett zu landen. Das Wasser fließt auf der anderen Seite entlang. Auf den Steinen kann ich keinen Weg erkennen. Auf gut Glück weitergehen? Und wenn es falsch ist? Bevor es ganz dunkel ist, muss ich noch die Bothy erreichen oder einen geeigneten Zeltplatz finden. Und viel Zeit ist nicht mehr. Zumindest nicht genug Zeit, um sich noch mal eben zu verlaufen. Ich hole das zusammengefaltete Papier mit dem aktuellen Kartenabschnitt aus der Jackentasche, kann es aber nicht auseinanderfalten, weil es völlig durchweicht ist. Also Handy an. Und jetzt mache ich eine neue Erfahrung: Meine Hände sind so nass und aufgeweicht, dass ich mein Handy nicht anbekomme. Es reagiert weder auf Fingerabdruck noch auf das Eintippen des Zahlencodes. Ich versuche, meine Hände trockener zu bekommen, indem ich sie an den am wenigsten feuchten Kleidungsstücken abwische, aber das Handy verweigert die Mitarbeit. Und die Zeit vergeht. Und es wird dunkler. Dann versuche ich, die nötigen Erkenntnisse aus meinem Garmin zu ziehen, auf das ich auch die GPS-Daten geladen hatte. Es verfügt aber nicht über eine Kartenanzeige. Mit den drei Linien, die es mir anzeigt, kann ich gar nichts anfangen. Da es mir zu riskant ist, jetzt noch weiter zu gehen, schaue ich mich nach einem geeigneten Platz für mein Zelt um und finde ihn in der Nähe am Rand eines Waldes. Das weiche Moos sieht sehr einladend aus, jedenfalls, soweit ich es noch erkennen kann. In dieser Nacht schlafe ich ziemlich gut.
    3 Punkte
  14. Signalraketen könnten sinnvoll sein, wenn man wirklich weit raus geht. Also Ihr sollt natürlich einpacken, was Ihr für richtig haltet. Ich war sehr viel wandern. 40 Jahre. 20 davon in Jugendgruppen. Kinder und Jugendliche wurschtelten nach kurzer Einweisung unbeaufsichtigt mit Fahrtenmessern, Klappmessern, Sägen und 600 g Beilen herum. Es wurde Einkriegezeck im Wald gespielt, die Kinder kokelten unbeaufsichtigt rum. Und natürlich ist auch mal ein neuer über ne Wurzel gestolpert. Es ist nichts passiert! Gar nichts! Zumindest nichts, wofür man Erste Hilfe Zeug gebraucht hätte. Ich schreib hier aber gern nochmal was dazu: Man spaltet kein Holz mit dem Taschenmesser. Man wandert nicht mit Händen in den Hosentaschen. Man leckt nicht am Messer, wenn jemand neben einem sitzt. Man quatscht nicht beim Schnitzen. Und fuchtelt nicht mit dem Messer rum. Man lässt Werkzeug auch nicht offen rumliegen. Man guckt, wohin man tritt. Man bricht kein Holz, dass dicker ist als ein Arm. Man zertritt kein Brennholz in Turnschuhen. Man überlegt, bevor man etwas tut, ob es gefährlich sein könnte. Beim geringsten Risiko unterlässt man es. Hält man sich an dieses Regelwerk, hat man gute Chancen, unverletzt zu bleiben.
    3 Punkte
  15. bri

    Scottish National Trail

    16. - 19.05.2019 Ich habe mir für heute meinen Wecker auf 6 Uhr gestellt und erkenne überraschenderweise das Geräusch. Um Viertel vor acht stehe ich an der Bushaltestelle. Die Sonne versucht schon ihr Bestes, aber es ist noch windig und kühl. Dann hält ein Kleinbus, in dem Schüler sitzen, und der mich mitnimmt. Auf der Fahrt nach Ullapool werde ich unterhalten mit Songs wie "Country Road", etc., die durch den Bus schallen. Lustige Fahrt, bis die Teenies an der Schule den Bus verlassen. In Ullapool am Fährhafen steige ich aus, frühstücke ausgiebig und suche mir dann auf dem Campingplatz ein Plätzchen mit Blick aufs Wasser. Dort baue ich alles auf, dusche, wasche und trockne meine Klamotten, und mache mich dann wieder auf den Weg in den Ort, um eine Schiffstour zu machen. Frühstück ohne Kekse Der Rest des Urlaubs sei kurz zusammengefasst: Ich bleibe in Ullapool, genieße jeden Tag (!) leckeres Essen, sehe mir den Ort an, erkunde ausgiebig das Museum und versuche vergeblich, in ein ausverkauftes Konzert zu kommen. Am Freitag füllt sich der Campingplatz, so dass mein Zelt immer kleiner zu werden scheint. Mein Zeltplatz am Donnerstag Mein Zeltplatz am Samstag Eine kleine Anekdote vom letzten Tag: Am Sonntag will ich mit dem Bus nach Edinburgh fahren, weil am Montag mein Flug nach Hause geht. Beim Einpacken kann ich mein Equipment gleich auf Handgepäckgröße packen, weil ich es nicht mehr benötigen werde. Ich bin früh wach, und beginne nach und nach, die Dinge in meinem Zelt zu sortieren und in meinen Rucksack zu packen. Schließlich wische ich mein Zelt in aller Ruhe trocken, ziehe die Heringe heraus und putze sie gründlich, falte meine Wanderstöcke zusammen und verpacke alles möglichst platzsparend auch noch in meinem Rucksack bzw. in der Seitentasche. Dann setze ich den Rucksack auf und gehe Richtung Mülltonne, um den letzten Müll zu entsorgen. Dabei komme ich an drei großen Hauszelten vorbei, von denen zwei noch mit einer Plane verbunden sind. Insgesamt wohnen hier 5 Personen. 1 Zelt für Papa und Mama, ein Zelt für die beiden halbwüchsigen Kinder und das Extrazelt für die fitte Omi. Angereist sind sie mit zwei SUVs. Alle sind sehr nett, wir hatten an den Tagen vorher schon ein paar Worte gewechselt. Jetzt sitzen alle nebeneinander auf ihren Campingstühlen, schauen aufs Meer und müssen mich offensichtlich beim Einpacken beobachtet haben. Als ich grüßend an ihnen vorbeigehe, sagt die Omi: "We are very impressed with the size of your backpack!". Ich lächle sie an und antworte: "It's all I need." und fühle mich sehr frei und unabhängig.
    2 Punkte
  16. bri

    Scottish National Trail

    14.05.2019, 17km In der Nacht wird es so kalt, dass ich meine Strumpfhose unter die Merinohose ziehe und auch meine Daunenjacke wieder anziehe. Aber ich habe einen wirklich ebenen Platz erwischt und bin im Zelt nicht gerutscht. Um halb sechs wache ich auf und schaue aus dem Zelt. Alles ist mit Raureif überzogen und am wolkenlosen Himmel ist der Sonnenaufgang zu erahnen. Ich verkrieche mich wieder und schlafe bis sieben Uhr weiter. Dem Raureif hat die Sonne den Garaus gemacht. Meine ursprüngliche Streckenplanung hatte ich schon der Realität angepasst und jetzt nur noch 28 km vor mir, die ich auf zwei Tage aufteilen wollte. Ich habe also alle Zeit der Welt. Wie immer hatte ich mir zu lange Tagesstrecken vorgenommen, die ich nicht geschafft habe. Macht aber nichts. Lieber zu viel planen als zu wenig und dann nicht wissen, wie es weitergeht. Ich habe also viel Zeit, die Sonne scheint, der Himmel spannt ein wolkenloses blaues Dach - wozu sich beeilen? Ich trödel gemütlich rum und starte gegen halb zehn. Der Weg zieht sich weiter am River Oykel entlang. Offensichtlich ist das Ufer in einzelne Anglerbereiche eingeteilt. Ich sehe Schilder mit Nummerierungen, komme an mehreren der Anglerhütten vorbei und bewundere die Sturmsicherung der Tisch-Bank-Kombinationen, bei denen ein dicker Stein unter dem Tisch hängt. Den größeren Teil laufe ich auf einem Schotterweg, manchmal auf einem Wiesenpfad direkt am Fluss entlang. Ach ja, dieser Trail hat ja einen Namen. Ich verlasse den River Oykel, folge dem Schild und lande wieder auf einem Schotterweg, der mich durch einen Forst führt, bis ich Loch Ailsh erreiche. Dieses Wetter, dieser See, kein Mensch zu sehen. Ich beschließe, eine Pause zu machen und - vielleicht - schwimmen zu gehen. Erstmal schlage ich mich durch einen schmalen Streifen niedrigen Gebüschs und packe mich ans Ufer des Sees. Loch Ailsh Dann wage ich es, den Versuch zu unternehmen, Schwimmen zu gehen. Das Wasser ist ziemlich kalt, der Grund voller rollender Steine und es wird nur sehr allmählich tiefer. Bevor das Wasser so tief ist, dass ich mich reinstürzen könnte, beginne ich zu frieren. Also nur ordentlich mit Wasser bespritzen und dann ganz vorsichtig wieder zum Ufer zurücktasten. Trotzdem ist es ein herrliches Gefühl und ich lasse mich von der Sonne trocknen. Dann bleibe ich noch am Ufer liegen und döse etwas ein. Schließlich breche ich auf, wandere am See entlang und sehe Häuser, bei denen mir nichts anderes als "Schöner Wohnen" einfällt. Die müssen eine fantastische Aussicht haben. Hinter den Häusern, bei denen ich die einzigen drei Menschen heute sehe, wird der Weg schmaler und holpriger und zieht sich langsam den Berg hinauf, wieder am River Oykel entlang. Weg und Landschaft verändern sich langsam und es ist mal wieder grandios. Blick zurück Bevor der nächste Offroad-Teil beginnt, finde ich eine relativ ebene Fläche in der Nähe eines Bachlaufes und beschließe, dass dies mein Übernachtungsplatz für heute wird. Bei dem schönen Wetter genieße ich es noch, meine Wasservorräte aus dem Bach aufzufüllen, einiges zu waschen und in die Sonne zum Trocknen zu legen und mir in aller Ruhe eine halb zerfallen Steinmauer anzusehen, die offensichtlich mal einen runden Bereich eingegrenzt hatte. Wozu wohl?
    2 Punkte
  17. Ich hatte Mal unseren Bergwachtnotarzt gefragt was er denn bei Privattouren (lies: Tages- und Zweitagestouren) im Rucksack hat. Die Antwort war: "A Israeli- Bandage und a Wärmekissen." Ersteres ist IMHO optional, da ein normales Verbandspäckchen mit einem gefalteten Socken den gleichen Effekt hat, Es dauert halt nur minimal langsamer den Druckverband damit zusammen zu basteln. Das Wärmekissen ist aber ne feine Sache. Kommt man an einem Unterkühlten vorbei, packt man Ihm das Teil auf Brust/Bauch, schließt die Jacke darüber und nach einer halben Stunde kocht der Typ. Wäre Mal ne Überlegung ob das nicht mehr von uns mitnehmen sollten wenn wir schon Geld für ultraleichte Tagesrucksäcke (!!!!!) ausgeben. LG, Christian
    2 Punkte
  18. Ich habe gerade hier ein Inseltreffen im Juni 2020 gepostet. Die Location eignet sich super als Ausgangspunkt für Hybridtouren und sonst alles, was man so mit dem Packraft anstellen kann.
    2 Punkte
  19. bri

    Scottish National Trail

    Planung Teil 3 Den dritten Abschnitt will ich im kommenden Mai ablaufen. Diesmal ist es spannend, die Anreise zum Startpunkt Cluanie Inn zu planen. Oops, es gibt einen Bus, der vor dem Cluanie Inn hält? Wenn ich das im September gewusst hätte, hätte ich mir beim Ausstieg einige Sorgen weniger machen können. Ich kann also ziemlich zügig vom Flughafen bis zum Cluanie Inn kommen. Das Buchen der Strecke von zuhause aus verpaddel ich allerdings um einen Tag, so dass der Bus auf einer Teilstrecke schon ausgebucht ist. Ich finde aber noch Einzelstrecken, über die ich irgendwann im geplanten Bus zum Cluanie Inn landen kann. Das bedeutet jedoch mehr Umstiege und damit mehr Zeit. Also will ich so schnell wie möglich aus dem Flughafen raus und investiere noch in eine Platzreservierung. Letzte Reihe am Gang mit vorheriger Überprüfung des Flugzeugtyps auf Hintertür. Allerdings habe ich während auf der Tour nirgends lange genug Aufenthalt, um zu irgendeiner Post zu gehen und vorausgeschickte Heringe abzuholen. Im Cluanie Inn anrufen und fragen, ob ich ein Päckchen dorthin schicken kann? Ach, die waren schon mit einer freien Steckdose überfordert. Trotzdem will ich meinen Rucksack wieder als Handgepäck durchbekommen. Also poker ich, packe meine Heringe in den Rucksack, nehme aber zur Sicherheit noch welche aus Plastik mit. Und das Messer? Naja, dann ist es eben weg. Ein Messer werde ich wohl in Schottland kaufen können. Die Essensplanung reduziere ich massiv und nehme lediglich die von mir geliebten Powerriegel mit. Schokolade, Kekse, Käse, Wurst, etc. will ich mir auf der Tour nach Bedarf und Appetit kaufen. Meine Kilometerliste erstelle ich auch wieder, um nachsehen zu können, wann und wo ich Geschäfte zum Einkaufen habe. Die ausgedruckten Karten der Strecke reduziere ich darauf, dass ich nur noch die Abzweige abbilde. So passen acht Abzweige auf ein Blatt, was die Menge des Papiers wesentlich verringert. Und dann sind der Rucksack gepackt, das Auto vollgetankt und der Wecker gestellt. Auf geht's.
    2 Punkte
  20. Hier ein Foto. Sind Neodym aus einer Festplatte. Man wirft ja nix wech. gruss Konrad
    2 Punkte
  21. Ich habe die sehr dünne cumulus daunenhose seit ca. 8 Monaten. Effektiv im Einsatz hatten wir sie ca. 10-15 Mal. die Wärmeleistung bei dem geringen Gewicht ist beeindruckend. Beim Zelten auf 4000-5000 m Höhe in den Anden abends zum Kochen und Einschlafen im Schlafsack ein echter Luxus. Bei deutlichen Minusgraden ist einem im Freien wohlig warm und beim Einschlafen gibt es nicht mehr die zunächst kalten Beine und Füße. In Nepal in den Hütten hätten wir sie gerne bereits gehabt. Ich gebe jedoch zu bedenken, dass der sehr dünne Toray Stoff auch wirklich sehr fragil ist und man sich damit unter keinen Umständen auf Steine oder grobes Holz setzen sollte. Wir mussten eine der Hosen bereits flicken (type A patch). Die Komfort Temperatur des Schlafsacks kann man in Kombination mit einer Daunenjacke sicher um 5 grad erweitern. Lohnt sich der Kauf? Ich würde sagen nur bedingt, wenn man vor hat ausgedehnte Touren im wirklich trocken kalten Umfeld (Himalaya, Anden) zu machen. Für den Nasskalten Gebrauch um den Gefrierpunkt im europäischen Winter nehme ich lieber die Merino Unterwäsche. Weniger fragil, günstig und kann Nässe besser ab.
    2 Punkte
  22. bri

    Scottish National Trail

    18.9.2018, 7 km Als ich morgens aufwache, haben Sturm und Regen nachgelassen, aber zwischen den Bergen hängen die Wolken noch immer sehr tief. Ich wringe die nassen Sachen vom Vortag aus, ziehe sie dann wieder an, packe zusammen und laufe los. Mein Ziel ist der Cluanie Inn. Spannend wird es, von dort wegzukommen. Nach meiner Recherche gibt es dort keine öffentlichen Verkehrsmittel. Aber bis jetzt hat sich noch immer eine Lösung aufgetan. Irgendwann sehe ich den Loch Cluanie und eine halbe Stunde später auch den Cluanie Inn. Loch Cluanie Cluanie Inn Nach lockeren eineinhalb Stunden bergab auf Schotterweg komme ich beim Cluanie Inn an. Schon von weitem kann ich sehen, dass auf der Straße reger Verkehr ist. Vielleicht ist trampen die Lösung. Aber zuerst will ich zum Cluanie Inn, um mir ein schönes Frühstück zu gönnen. Vor der Tür steht unter dem Dachüberstand eine Bank, auf der ich mich erst einmal niederlasse, mein Regencape ausziehe, und versuche, mich etwas zivilisierter herzurichten. Ich bin immer noch froh, dass das Zelt in der Nacht nicht zusammengebrochen ist. Um Punkt 11 Uhr werden die Türen aufgeschlossen und ich gehe mit einigen anderen, die sich inzwischen vor dem Gasthaus gesammelt haben, hinein und bestelle mir einen heißen Cappuccino und ein leckeres Lachsbrötchen. Handy und Powerbank aufladen geht nicht. Mir wird mitgeteilt, dass leider keine Steckdose frei sei. In einem Hotel mit Gasthaus. Mit einem leeren Gastraum auf der anderen Seite des Flurs. Naja. Ich muss es nicht glauben, aber hinnehmen. Aber es hätte mich vor ein großes Problem gestellt, wenn ich nicht schon beschlossen hätte, hier auszusteigen. Nachdem ich satt bin, überrede ich ein deutsches Ehepaar, mich Richtung Inverness mitzunehmen. Sie wollen noch Sightseeing machen, was für mich auch sehr nett ist, weil ich auf diese Weise Orte noch einmal wiedersehe, an denen ich vorbeigelaufen bin. In Fort Augustus verabschiede ich mich von Ihnen. Ich will dort auf den Campingplatz. Aber erst mal endlich in die Bothy. Hier darf ich mein Handy aufladen und trinke ein Pint of Tennenth. Das tut gut! Dann gehe ich bei strahlendem Sonnenschein zum Campingplatz, einige mich mit den Kaninchen auf eine gerechte Platzverteilung, baue mein Zelt in strahlendem Sonnenschein auf einer wunderbar ebenen Fläche auf. Ohne Rucksack spaziere ich noch einmal den kurzen Weg ins Ortszentrum, kaufe etwas zum Abendbrot ein und verbringe eine wunderbare Nacht, zwar bei Regen, aber ohne Rutscherei!
    2 Punkte
  23. Von mir auch die allerbesten Weihnachtswünsche. So gut , dass du den langen harten weg geschafft hast und mit neuer Energie und Ideen zurück bist. Auf ein erfolgreicher Jahr 2020. PS Neben den schönen Packs im Shop gibt es noch allerhand cooles Zeug. Mateusz hat nämlich exklusiv die Bushbuddys. Einen der besten Kocher.
    2 Punkte
  24. bri

    Scottish National Trail

    14.9.2018, 19 km Nach einer rutschigen Nacht in meinem doch etwas schräg stehenden Zelt, aber ohne schießwütige Störungen, wache ich auf und koche mir endlich mal wieder Müsli und Kaffee. Aber nach dem halben Müsli bin ich satt und bekommen nichts mehr runter. Dafür schmeckt mir der heiße Kaffee umso besser. Ich krame in meiner Vorratstüte und gönne mir dann noch ein Stückchen getrocknetes Steak. Das wenigstens schmeckt mir richtig gut. Und es ist kein Wind! Ich baue das Zelt ab und starte gegen 10 Uhr die heutige Strecke. Zunächst geht es noch für einige Kilometer weiter auf Asphaltstraße. Es regnet nicht, ab und zu kann ich Sonnenschein genießen. Ich brauche nicht zu sehr auf den Weg zu achten und habe mal wieder Zeit, mir die wunderschöne Landschaft anzusehen, die hinter jeder Kurve anders aussieht. Ich bin entspannt und glücklich. Nach circa 4 km kann ich erkennen, dass die Teerstraße in einen Schotterweg übergeht. Juhuu! Kurz davor dann eine Brücke und ein Schild, dass der Weg gesperrt ist. Für Autos und Pferde. Alles gut. Ich mache kurz ein Foto und gehe weiter. Ich versuche, einen Bachlauf, der hinter der Brücke die Straße überquert, im Gras zu umgehen, was mir nicht trockenen Fußes gelingt. Kurz danach stehe ich vor einer Straßensperre. Moment! Stand auf dem Schild nicht auch etwas von pedestrians? Ich schaute auf mein Foto, kann den Text nicht genau erkennen und interpretierte ihn so, dass auch der Weg auch für Fußgänger und Biker gesperrt ist. Also zurück. Um den Bachlauf durchs Gras, platsch, über die Brücke, während ich mit den Schotten hadere. Das können die doch nicht machen! Mich 14 km lang auf einer Teerstraße laufen lassen und dann den Weg sperren. Ich gehe nicht zurück! Never ever. Also das Schild noch einmal ganz genau lesen. Falsch gelesen! Fußgänger und Biker können durch. Also zurück, noch mal über die Brücke und der dritte Versuch, den Bachlauf zu umgehen. Platsch. Und dann gehe ich auf dem Schotterweg schnurstracks in die Berge. Zu Beginn sehe ich links noch ein Gehöft. Der Weg zieht sich langsam, aber stetig den Berg hinauf. Ich genieße das immer noch angenehme Wetter. Mein Cape brauche ich noch nicht. Einziger Meckerpunkt wäre, dass parallel zum Weg, mal links, mal rechts, Überlandleitungen verlaufen. Aber unterirdisch verlegen ist hier wohl keine Option. Während einer Pause stelle ich fest, dass ich kurz vor den Serpentinen über den Pass bin. Inzwischen ist es windig geworden und ich ziehe mein Cape als Windschutz an. Vor den Serpentinen habe ich Respekt. Als norddeutsche Flachlandsquaw habe ich das Bergaufgehen nicht mit dem Laufen gelernt. Also eigentlich gar nicht. Ich kann nicht einschätzen, wie viel Kraft mich der Pass kosten würde. Also atme ich noch einmal tief durch und gehe los. Immer einen Fuß vor den anderen, kleine langsame Schritte und immer mal wieder ein Blick zurück in das Tal, aus dem ich gekommen bin. Zwei Biker kommen mir entgegen, kurz grüßend, ohne den Blick zu heben. Hochkonzentriert die komplette Breite des Weges nutzend, lavieren sie langsam zwischen den Steinen hindurch und über die mit Felssteinen eingefassten Rinnen, die in unregelmäßigen Abständen quer über den Weg verlaufen. Respektvoll staune ich ihnen hinterher. Das wäre ja nichts für mich. Hier die felsigen Querrinnen zu erkennen Langsam wird es nebliger. Die Feuchtigkeit kommt wohl eher von den Wolken als vom Regen. Ich bin froh, mein Cape schon angezogen zu haben. Blick zurück Da geht's rüber Und auf einmal bin ich oben. Das ging ja besser als gedacht. Ich gehe noch ein Stück weiter und sehe ein Gebäude, in dessen Windschatten ich Pause mache. Zwei weitere Biker, die ich dort treffe, bestätigen mir, dass der Weg bis Fort Augustus frei ist. Sie sind von dort gekommen. Ich habe einen wunderschönen Blick in das Tal, aus dem ich gekommen bin. Und auf der anderen Seite in das Tal, in das ich gehen werde. Das wird sich später als Irrtum herausstellen, aber das weiß ich noch nicht. Und der Blick ist einfach traumhaft. Etwa eine halbe Stunde später sind beide Täler verschwunden. Ich stelle hier mal die Bilder untereinander. Die Fotos habe ich jeweils von fast derselben Stelle aus aufgenommen. Blick zurück um 14:26 Uhr Derselbe Blick zurück um 14:52 Uhr Blick vorwärts auf das nächste Tal um 14:26 Uhr Derselbe Blick um 14:52 Uhr Nach der Pause geht es erst einmal vier Kilometer flott bergab und ich kann auch bald wieder etwas weiter sehen. Da irgendwo will ich hin Jetzt bin ich dem Irgendwo schon ein ganzes Stück näher gekommen Und langsam rückt die nächste Bothy näher. Vielleicht ist sie leer? Vielleicht kann ich ein warmes Feuer machen? Der Traum schleicht sich wieder an. Ich schaue noch mal auf meine Karte. Kurz vor der Bothy sind zwei Flussquerungen eingezeichnet. Nein! Ich gehe nicht wieder kurz vor der Bothy durchs Wasser und hole mir nasse Füße und Strümpfe! Dann ziehe ich Schuhe und Strümpfe aus und gehe in mein Strandlatschen durch! So! Weiter zieht sich der Weg bei schönstem Sonnenschein nach unten, über eine Brücke, um einen Hügel, weiter nach unten. Bei diesem Wetter muss man einfach glücklich sein Immer wieder rauschende Wasserspiele Die Sonne malt auf den Bergen Immer wieder läuft Wasser über die Straße, lässt sich aber auf ein, zwei Steinen bequem überqueren. Na, dieser ist aber jetzt etwas breiter. Und keine nutzbaren Steine in Sicht. Hilft nichts. Ohne nachzudenken krempel ich meine Hose hoch und gehe einfach durch. Wolltest du nicht…? Quatsch! Kein Getüddel so kurz vorm Ziel. Kurz danach eine zweite Furt. Durch da! Der Weg zieht sich die nächsten Hügel hinauf und um ihn herum. Hier müsste ich doch die Bothy sehen. Nichts. Also Karte und Handy raus und nachsehen. Die Bothy liegt circa 2 km hinter mir. Zurück? Noch mal durchs Wasser? Und morgen wieder? Nee! So schön kann die Bothy gar nicht sein. Ich entscheide mich, auch in dieser Nacht im Zelt zu schlafen und beginne, nach einem geeigneten Platz Ausschau zu halten. Kurz danach sehe ich eine vermeintlich ebene Fläche auf einem kleinen Hügel. Während ich den Platz noch begutachte, hält ein seltsames Gefährt mit acht dicken Reifen und zwei netten Schotten auf dem Weg und es beginnt der übliche Dialog nach dem woher und wohin. Sie bieten mir an, mich zur Bothy zu fahren. Ich gehe aber nicht davon aus, dass sie mich morgen früh auch wieder abholen und an diese Stelle zurückbringen. Und da sind ja immer noch die zwei Furten und das ganze Stück bergauf, das ich gerade hinter mir habe. Nö, ich zelte lieber! Nicht alles, was sie mir erzählen, verstehe ich, aber immerhin so viel, dass ich in der Nähe der Straße bleiben soll. Habe ich sowieso vor. Später, als ich schon im Zelt liege und die Berge im Sonnenuntergang bestaunte, kommen sie noch einmal vorbei. Ein kurzer Gruß mit der Hand, ein zugerufenes "Good night!". Alles OK. Der Blick in die Berge ist atemberaubend. Zwischen den Hügeln ziehen die Wolken hindurch, nehmen langsam eine rötliche Färbung an, es regnet mal nicht wie sonst jeden Abend und ich bin genau da, wo ich in diesem Moment sein will. Blick aus dem Zelt Und dann schließt sich doch wieder eine nächtliche Rutschpartie auf meiner Matte an.
    2 Punkte
  25. bri

    Scottish National Trail

    15.5.2018, 14 km Morgens wache ich um Viertel nach sechs auf. Der Tag verspricht schön zu werden. Dann schlafe ich noch einmal ein und werde gegen 8 Uhr bei Sonnenschein und Wärme endgültig wach. Nach einem kleinen Frühstück kann ich mein Zelt trocken abbauen und wandere nach Comrie. Dort gibt es nur ein einziges offenes Café, in dem ich aber ein gutes Frühstück bekomme und auch mein Handy aufladen kann. Das dauert leider lange, ich halte mich an meine Glas Milch fest und habe schon ein schlechtes Gewissen, weil ich den Platz blockiere. Auch das Gesicht der netten Dame hinter dem Tresen wird langsam etwas mürrisch. Als ich ihr erkläre, dass ich nach Aberfeldy laufen will und mein Handy zum Navigieren benötige, wird sie wieder freundlicher und empfiehlt mir, in Comrie zu bleiben. Wenn in Comrie gutes Wetter ist, sei es in Aberfeldy schlecht und umgekehrt. Draußen strahlt die Sonne vom Himmel. Das Risiko mit dem Wetter muss ich jetzt mal eingehen. Als mein Handy endlich voll genug ist, suche ich noch ergebnislos einen Supermarkt im Ort. Nette Läden, aber kein Supermarkt. Also nur Käse und Twix für unterwegs. Um halb zwölf komme ich dann endlich los und verlaufe mich am Ortsausgang erst mal. Das fängt ja gut an. Der richtige Weg erweist sich dann als schöner Pfad durch den Wald. Schließlich wieder ein Stück Straße und dann Schotterweg. Und schon geht es wieder bergauf. Ich habe das Gefühl, den ganzen Tag bergauf zu gehen. Brücke über den River Lednock Mein rechter Fuß zickt seit Comrie bei jedem Schritt rum. Aber noch ist es kein wirklicher Schmerz, eher ein unangenehmes Gefühl. Ich denke zunächst, es sei psychosomatisch. Der Versuch, dem Bergauf-Gehen zu entkommen oder ähnliches, und gehe davon aus, dass sich das Problem erledigen wird, wenn der Fuß merkt, dass es kein Zurück gibt. Aber der ist beleidigt und nervt bis zum Ende der Tour. Dabei ist dies doch die Strecke, auf die ich mich am meisten gefreut habe. Den Dryloch Burn, der quer über den Weg läuft, muss ich durchqueren, die nassen Füße laufe ich auf den nächsten Kilometern bergauf wieder trocken. Furt durch den Dryloch Burn Blick zurück Das Tal, an dessen Seite der Weg entlangführt, ist unglaublich. Ich sehe keinen Menschen, nur Moorhühner. In einer Pause sitze ich am Wegrand, höre den Moorhühnern zu und lache mich schlapp. Auf der gegenüberliegenden Seite wehren sich noch einige Schneefelder erfolgreich gegen die Sonne. Schotterweg und die ersten Schneeflecken Der Weg zum Pass Ist das Kunst oder liegt das nur so rum? Immer wieder der Blick zurück Schneefelder auf der gegenüberliegenden Seite Auf dem Pass löst sich der Trampelpfad auf und es geht weglos weiter. Zwischen Heide und sumpfigen Flächen sucht sich wohl jeder seinen eigenen Weg. So bekomme ich kurz vor Quartiersuche doch noch nasse Füße. Zu diesem Zeitpunkt halte ich das noch für eine Ausnahme. Der Weg verliert sich Das Tal hinter dem Pass: Hinter dem Pass finde ich gegen halb sieben eine wunderschöne weiche Fläche. Nass ist es hier überall, aber der Platz liegt etwas windgeschützt. Der Himmel zieht langsam zu, aber es kommt noch kein Regen. Während des Zeltaufbaus kreisen über mir Habichte. Nach der windigen Erfahrung der letzten Nacht spanne ich das Zelt tief ab. Dadurch flattert es zwar etwas, aber es kommt kein Wind rein. Mit dem Wasser aus dem nahen Bach kann ich einiges durchwaschen, bevor ich mich dann in meinen Schlafsack mümmel und noch zwei Falken am Himmel beobachte.
    2 Punkte
  26. bri

    Scottish National Trail

    13.5.2018, 28 km Morgens wandern S. und ich zunächst gemeinsam bei wunderschönem Wetter nach Aberfoyle. Das geht relativ gut. Durch verwunschene Wälder nach Aberfoyle S. findet dort ein B&B, während ich die Zeit nutze, um mein Zelt auf einem großen Holztisch zum Trocknen auszubreiten. Dann essen wir noch gemeinsam, bevor ich mich etwas wehmütig auf meine erste Allein-Strecke in Schottland aufmache. Nachdem ich am Ende des Ortes die Straße verlassen habe, geht der Weg bergauf. Ein abwechslungsreicher Fußpfad zieht sich über den sanften Hügel. Auf dem Weg von Aberfoyle nach Callander: Es ist sehr matschig und ich muss aufpassen, nicht auszurutschen. Aber es macht auch mächtig Spaß! Loch Venachar Noch bin ich von jedem einzelnen Wasserfall beeindruckt. Bis hierher hätte ich gar nicht zelten dürfen, weil ich mir keine Erlaubnis geholt hatte. Kurz vor sechs Uhr bin ich in Callander, suche aber eine halbe Stunde nach einer Möglichkeit, während des Essens mein Handy aufzuladen. Bei den meisten Restaurants sind durch die Fenster sonntäglich gekleidete Menschen zu sehen, die sich zum Essen treffen. In dieser Umgebung fühle ich mich mit meinen matschigen Schuhen etwas deplatziert. Andere schließen um 18 Uhr ihr Geschäft und sind gerade beim Einräumen. Schließlich finde ich noch ein nettes Café, bei dem ich draußen sitzen, aber trotzdem drinnen mein Handy aufladen kann. So komme ich dort erst um kurz vor sieben wieder los. Oldtimer in Callander Ich will auf jeden Fall noch einen Teil des vor mir liegenden steilen Aufstiegs schaffen. Und dann mache ich die Erfahrung, dass so ein Aufstieg nur ganz oder gar nicht geht, weil alles dazwischen schräg ist. Vor allem, wenn der Weg auch noch durch einen Wald führt. Also immer weiter. Nach einer guten Stunde bin ich oben angekommen, ziemlich kaputt, aber glücklich, dass ich am nächsten Morgen nicht mit bergauf gehen beginnen muss. Und dann drehe ich mich um, sehe über das Tal und bin nur noch begeistert. Der Platz für das Zelt ist nicht optimal, aber die Aussicht genial. Ein letztes Bergauf für heute Oben angekommen, geniale Aussicht:
    2 Punkte
  27. bri

    Scottish National Trail

    Scottish National Trail Part I 6.5.2018, 17 km Gegen 13:00 Uhr starten S. und ich in Kirk Yetholm bei wunderschönem sonnigem Wetter. Wir genießen die Sonne, den Weg und die Vorstellung, dass wir jetzt fast zwei Wochen lang einfach immer weiter gehen können. Nach ca. 2 km habe ich das Gefühl, dass mein Hintern etwas kühl wird. Mit einem Griff stelle ich fest, dass er nicht nur kühl, sondern auch nass ist. Ebenso wie der untere Teil des Rucksacks. Und das bei schönstem Sonnenschein? Sehr seltsam. Wir suchen uns einen Platz, ich nehme den Rucksack runter, mache ihn auf und suche. Meine grüne Faltflasche hat ein ganz kleines Loch an der Schweißnaht im Boden. Das Wasser tropft langsam, aber stetig heraus, läuft durch den Rucksack und tropft mir auf den Hintern. OK. Ist wohl nicht so klug, Wasser mit Kohlensäure in Faltflaschen zu füllen. So schnell nach dem Start schon die erste Lektion gelernt. Aus meiner zweiten Faltflasche trinke ich erstmal etwas ab und bei jeder Pause schüttele ich Kohlensäure raus. Warum ich die kaputte Faltflasche noch mindestens fünf Tage mit mir rumschleppe, bis ich sie wegschmeiße, entzieht sich meiner Kenntnis und wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben. Kurz danach erreichen wir die ersten sanften Hügel. Bei schönstem Wetter haben wir eine wunderschöne Aussicht. Die ersten sanften Hügel S. hat nach ca. 9 km bei Old Quarry, wo wir das Kale Water furten müssen, keine Lust, die Sandalen von ganz unten aus dem Rucksack zu holen. Barfuß geht auch nicht. Der Beton, über den das Wasser läuft, ist zu glitschig. Also zieht sie Strümpfe und Bandage aus, steigt barfuß in die Wanderschuhe und läuft durchs Wasser. Das ist keine gute Idee, denn ihre Wanderschuhe sind aus Gore-Tex. Wasserdicht. Sowohl rein als auch raus. Sie muss dann doch ihre Sandalen rausholen und in ihnen weiterlaufen, bis ihre Stiefel innen wieder trocken sind. Das erste Mal nasse Füße Irgendwann geht es dann etwas steiler bergauf (Hust). Ich muss ganz schön keuchen, weil ich die Bergauf-Strecken völlig falsch angehe. Woher soll ich als Eingeborene der norddeutschen Tiefebene das auch wissen? Es braucht ein paar anstrengende Tage, bis ich kapiere, was S. mir empfiehlt. Nicht losstürmen, um schnellstens so viel Berg wie möglich zu schaffen, sondern mit kleinen kurzen Schritten langsam, aber stetig bergauf gehen. Das wird mein Mantra für bergaufgehen: Kleiii-ne kurrr-ze laaang-saaaa-me Schrit-te. Nach ca. 11 km trinken wir in Morebattle einen Kaffee und schlagen ein paar Kilometer hinter dem Ort auf einer wunderschönen Anhöhe um circa 20 Uhr unser erstes Zeltlager auf.
    2 Punkte
  28. bri

    Scottish National Trail

    Planung Teil 4 Jetzt muss ich euch entäuschen. Die Planung läuft noch, angedachter Termin für den 4. Teil ist Mai 2020. Mir fehlen noch das übersprungene Stück von Balerno bis Drymen (113 km) und das Ende von Inchnadamph bis Cape Wrath (89 km). Das passt doch wunderbar in einen Urlaub. Ab Juni mehr ....
    1 Punkt
  29. Schwefelfell

    Scottish National Trail

    Vielen Dank für den ausführlichen Bericht und die tollen Bilder! Das macht Lust auf Schottland.
    1 Punkt
  30. bri

    Scottish National Trail

    Fazit des 3. Teils: In diesem Urlaub wusste ich ja schon ungefähr, was auf mich zukommt. Es hat mich allerdings erstaunt, mit wie wenig Essen ich auskommen kann. Das erleichtert für mich natürlich die zukünftige Planung und reduziert das Gewicht des Rucksacks. Bergaufgehen gehört immer noch nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, es fällt mir einfach schwer. Aber es hat sich immer gelohnt. OK, es gab ja auch keine Alternative. Noch langsamer als bei Steigungen bin ich allerdings auf den Offroad-Strecken gewesen. Der Kampf gegen den inneren Schweinehund ist leichter, wenn man nicht gleichzeitig vom Regen aufgeweicht wird. Es war wieder eine fantastische Zeit in einer grandiosen Landschaft.
    1 Punkt
  31. bri

    Scottish National Trail

    15.05.2019, 11km In dieser Nacht schlafe ich das erste Mal ohne meine Daunenjacke und friere nicht. Morgens um halb sechs wache ich auf. Kein Raureif zu sehen. Die Morgendämmerung breitet sich am wolkenlosen Himmel aus, aber auf mein Zelt wirft der Berg noch seinen Schatten. Ich schlafe noch bis Viertel nach sieben weiter und warte dann darauf, dass die Sonne über dem Berg erscheint. Sie schafft es um kurz nach acht und sofort breitet sich eine wohlige Wärme aus. Ich habe heute nicht so viele Kilometer vor mir und lasse mir viel Zeit zum Aufbruch. Gegen halb zehn starte ich meine letzte Offroad-Strecke in diesem Urlaub. Es ist jetzt sehr warm, ich suche mir meinen Weg durch das holperige Grasland und lande irgendwie immer wieder auf dem falschen Hügel. An einem Fluss, den ich überqueren muss, treffe ich eine junge Frau, die dort gerade eine Pause macht. Wir winken uns von Ferne zu und ich erklimme den nächsten Hügel. Als ich um diesen Hügel herumgehe, habe ich einen wunderschönen Blick auf einen nahezu spiegelglatten See. Genau die richtige Stelle für eine Pause. Während ich an meinem Powerriegel knabbere, kommt die junge Frau um die Kurve und wir unterhalten uns etwas. Sie ist Deutsche und wohnt schon seit mehreren Jahren in Inverness. Sie zieht weiter in Richtung See und ich mache mich nach der Pause auch wieder auf meinen Weg bergauf. Kurz vor dem Pass treffe ich noch einen älteren Schotten, mit dem ich mich kurz unterhalte. Er sagt mir, dass in Inchnadamph keine Unterkunft mehr zu bekommen sei. Er wollte etwas buchen. Weder im Hotel noch im Hostel hätte er unterkommen können. Aber im Hotel bekäme man etwas zu essen. Ja, ein Bier natürlich auch. Das war mir wichtiger als ein Bett. Auf ein frisches Bier und leckeres Essen freue ich mich doch schon länger. Vom Pass aus fotografiere ich ein letztes Mal das Tal, aus dem ich gekommen bin und dann den Weg, der vor mir liegt. Blick zurück Blick vorwärts Der Aufstieg ist geschafft, vor dem Abstieg geht es ziemlich auf einer Höhe durch etwas matschiges Gelände, aus dem sich dann der River Traligill entwickelt. Ich mache erstmal eine Pause und freue mich, dass es für mich ab jetzt bergab geht. Und dann habe ich den ersten Blick auf den Loch Assynt. Ich muss mich noch etwas durch die Graslandschaft quälen, bevor ich den River Traligill erreiche, an dem ich den Rest meines heutigen Weges entlang wandern werde. Sowohl die deutsche junge Frau als auch den schottischen Wanderer sehe ich noch mehrmals. Wir winken uns zu. Man kennt sich. Schließlich haben wir schon ein paar Worte gewechselt. Auf dem Weg nach Inchnadamph komme ich zuerst am Hostel vorbei, in dem ich mir eine Cola gönne und zur Sicherheit meine Keksvorräte aufstocke. Gleich beim Eintreten werde ich darauf hingewiesen, dass kein Bett frei wäre, weil sie noch Schulklassen erwarten. Einkaufen darf ich. Ein Bett will ich ja gar nicht. Vor dem Hostel treffe ich drei Wanderer aus Österreich, mit denen ich ins Gespräch komme. Der junge Mann ist sehr an meinem leichten Equipment interessiert und wir unterhalten uns eine ganze Weile. Die eine der Frauen würde sich gerne noch weiter mit mir unterhalten, die andere signalisiert aber, dass sie jetzt endlich nach Ullapool möchte, wo der junge Mann kurz vorher nach vielen Versuchen ein B&B mit einem freien Zimmer gefunden hat. Die Jüngere kommt noch einmal angelaufen und lässt sich meine E-Mail-Adresse geben. Die drei setzen sich in ihren Mietwagen und brausen davon. Schade, ich habe nie eine E-Mail von ihr bekommen. Aber jetzt ist erstmal Zeit für ein vernünftiges Essen und ein Bier. Ich wandere also weiter zum Hotel und hätte es ahnen können: Auch hier bekomme ich heute weder etwas zu essen noch ein Bier. Geschlossene Gesellschaft. Ich frage noch nach Frühstück am nächsten Morgen. Nein, auch nicht. Rest der Woche ist geschlossen. Also gehe ich wieder zurück zum Hostel, wo ich nach WLAN und dem Busfahrplan fragen will. Auf dem Weg dorthin hält ein Stück vor mir auf der Hauptstraße ein Bus. Ich laufe über die Straße und winke, als er wieder anfährt. Egal wohin, aber weg hier. Der Bus hält tatsächlich wieder an und ich setze zum Sprint an. Die Busfahrer in Schottland sind einfach toll! Als ich neben dem Bus bin, öffnet der Fahrer die Tür. Neben dem Busfahrer steht eine Frau im Gang, die irgendwie nach Lehrerin aussieht (sorry an alle Lehrerinnen, die glauben, nicht nach Lehrerin auszusehen). Ich frage den Busfahrer, ob ich mitfahren könne, aber er sagt mir, dass er nur dort rechts zum Hostel abbiegen will, und fragt mich, ob mir das Auto gehören würde, dass im Weg steht. No, sorry. Ich gehe weiter zum Hostel, bekommen den WLAN-Zugang, darf den Busfahrplan fotografieren und setze mich dann vor die Tür, um zu planen, wie es jetzt weitergeht. Inzwischen ist der Bus um die Kurve gekommen, hält vor dem Hostel und spuckt eine Horde Kinder und Jugendliche aus, die sich fast ausnahmslos mit Rollkoffern über den Kies Richtung Hostel quälen. Nach einer kurzen Mitteilung nach Hause, dass hier und heute meine Wanderung endet, beschließe ich, morgen früh um acht den Bus nach Ullapool zu nehmen und mir heute in der Nähe der Bushaltestelle einen Übernachtungsplatz zu suchen. Ich finde einen fast ebenen Platz an einem Fluss in der Nähe der Straße. Ich höre zwar die Autos, möchte aber morgen früh den Bus nicht verpassen. Ich höre auch noch die Schulkinder, die offensichtlich Fußball spielen und dabei eine Menge lauten Spaß haben. Irgendwann wird es ruhiger und ich schlafe ein.
    1 Punkt
  32. bri

    Scottish National Trail

    Ja, und ich habe lange überlegt, was die auf ihren Wald gesprüht haben. Und vor allem: WARUM?
    1 Punkt
  33. Ziz

    Scottish National Trail

    Ich glaub, ich muss 2020 wieder nach Schottland.
    1 Punkt
  34. bri

    Scottish National Trail

    Und wieder ein paar Gedanken zu meiner Packliste: Rucksack Hyberg Attila Cuben Den hatte ich im Sommer - auch hier im Forum - gebraucht gekauft. Ich mag ihn, er trägt sich für mich gut. Allerdings hätten meiner Meinung nach die Nähte halten müssen. Ich hatte maximal 10 bis 11 kg drin. Es ist sehr unangenehm, wenn man unterwegs nicht sicher sein kann, ob die Schultergurte halten. Ich habe ihn an Hyberg geschickt. Sie haben es in Ordnung gebracht. Isomatte EXPED Synmat HL M Noch bevor ich im Sommer wusste, was mit meiner NeoAir Xtherm geschehen würde, ist mir die EXPED hier im Forum zugelaufen. Einfach supergut. Für mich sehr bequem. es macht für mich keinen Unterschied, ob ich auf Querkammern (NeoAir) oder auf Längskammern (EXPED) schlafe. Das Rutschproblem auf unebenen Flächen muss ich noch lösen. Schlafsack Cumulus 300 Nachdem ich ihn in diesem Urlaub jeden Abend sorgsam aufgeschüttelt habe, sind wir besser miteinander klargekommen. Mit den entsprechenden Schlafklamotten ist er für mich für Schottland ausreichend. Danke für die Schüttelanweisung, @Andreas K.. Trailrunner Salomon XA Enduro Running Unisex Laufschuhe Die Nachfolger meiner Merrells. Etwas schwerer, aber auch mit dem Gamascheneinsatz. Zuerst kamen sie mir durch die hochgezogenen Plastikstreifen etwas zu steif vor und ich war mir nicht sicher, ob sie richtig für mich sind. Nach dem Einlaufen zuhause habe ich aber beschlossen, sie mitzunehmen. Und ich bin sehr zufrieden mit ihnen. Die Schnürung ist sehr praktisch, wenn man klamme, kalte Finger hat und die Feinmotorik zu wünschen lässt. Sie haben mit meinen Füßen zusammen einen Superjob gemacht. Wanderhose Myogg Nach der schmerzhaften Erfahrung im Mai und dem Frust, dass mir meine schöne bequeme Schöffel nicht mehr passt, beschloss ich im Sommer, mir eine Hose zu nähen. Wobei mir mehrere Forumseinträge Mut gemacht haben. Also habe ich bei Extremtextil günstigen Stoff zum Üben bestellt, ein Schnittmuster dazu, das ich nicht verwendet habe, und hatte eine Woche keine Zeit, Unsinn zu machen, weil ich mit Nähen beschäftigt war. Auf alles, was schwierig war, habe ich verzichtet, also kein Knopf, keinen Reißverschluss, einfach oben ein Bündchen mit breitem Gummiband darin. Da der Stoff elastisch ist, war das kein Problem beim Anziehen. Auf das Bein habe ich mir noch eine Tasche für das Handy genäht. Das finde ich beid er Schöffel ziemlich genial. Am Tag, bevor es losging, war ich noch am Überlegen, ob es klug ist, mit der ersten selbstgenähten Hose als einzige loszuziehen. Aber irgendwie gab es keine Alternative. Die Decathlon-Hose wollte ich nicht noch einmal und die Schöffel war immer noch nicht weiter geworden. Und was soll ich sagen? Ich habe mich mehrmals am Tag über diese bequeme Hose gefreut. Jedes Mal, wenn ich sie hoch- oder runterziehen musste, war ich froh, mich nicht mit Knopf und Reißverschluss rumplagen zu müssen. Wie gesagt: Kalte, klamme Hände und die Feinmotorik … Der Stoff trocknet schnell, so dass ich teilweise die Hose beim Furten gar nicht hochgekrempelt habe. Lediglich die Handytasche hat nicht so funktioniert wie geplant. Der Stoff ist so leicht, dass das Handy mit der Zeit die Hose runterzieht. Aber für klein zusammengefaltete Kartenabschnitte und das Tempotaschentuch funktioniert die Tasche gut - solange es nicht regnet. Über kleine und große handwerkliche Mängel habe ich großzügig hinweggesehen, die Funktion wurde nicht beeinträchtigt. Nylonstrumpfhose Bei starkem Gegenwind war der Stoff meiner Wanderhose manchmal zu dünn, so dass es unangenehm kalt am Unterleib war. An diesen Tagen habe ich einfach die Nylonstrumpfhose untergezogen. Trägt nicht auf, hat kaum Gewicht, trocknet schnell und wärmt erstaunlicherweise ausreichend. Hat sich einen Stammplatz in meiner Packliste verdient. Merino-Shirts Das kurzärmlige T-Shirt hatte ich tagsüber an, nachts durfte es mit in den Schlafsack, weil es meist nur leicht feucht war. War sehr angenehm zu tragen, aber am Ende des Urlaubs von den Schultergurten nahezu zerfetzt und ist jetzt im T-Shirt-Himmel. Ein langärmliges mit Rollkragen von Odlo hatte ich nachts an. Das war schön warm, besonders der lange Rollkragen hat mir gut gefallen. Hat leider auch schon Löcher, ich werde es aber zum Schlafen noch weiter benutzen. Regencape (3F UL GEAR) Tja. Ist ein Cape für Schottland geeignet? Ja und nein. Es weht natürlich und kostet dadurch sicherlich zusätzlich Kraft. Vorne hatte ich die Seiten zusammengeschlagen und die Ringe und Haken, die an den Seiten sind, miteinander verbunden. Dadurch wehte es vorne nicht hoch und ich konnte sehen, wohin ich trat. Praktisch finde ich auch, dass es über den Rucksack geht und kein Wasser am Rücken herunterläuft. Allerdings kann man, wenn man z. B. das Zelt aufbaut, nur entweder sich selbst oder den Rucksack schützen. Leichter als Regenhose und Regenjacke ist es auch. Also, eigentlich nicht schlecht, aber man muss einige Nachteile in Kauf nehmen. Ich denke seit dem Urlaub über die eierlegende Wollmilchsau nach, bin aber noch zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen. Buff Ja, immer wieder. Den habe ich tagsüber immer getragen. Wenn es sehr windig war, doppelt gelegt. Er sitzt schön eng und verrutscht nicht. Küche Der Kocher Stormin Stove mit Cone und dem Toaks Topf sind einfach zu handhaben. Allerdings habe ich festgestellt, dass ich kaum koche und viel weniger esse, als vermutet. Dadurch habe ich natürlich viel zu viel Essen und Spiritus zu lange mitgeschleppt. Die beiden werden auch weiterhin meine mobile Küche bleiben, aber ich werde vor Touren überlegen, ob ich sie mitnehme. Wasseraufbereiter Katadyn BeeFree Damit komme ich gut klar. Besonders gefällt mir daran, dass ich nach dem Wasserschöpfen sofort trinken kann. Ich kann ihn auch in leerem Zustand unter meinen Hüftgurt klemmen und unterwegs schnell aus einem Bach trinken. Meine Trinkflaschen bekomme ich zwar aus den Seitenfächern des Rucksacks heraus, aber nicht wieder hinein, ohne den Rucksack abzunehmen. Feuerzeug In diesem Jahr habe ich ein Feuerzeug mit Jetflamme benutzt. Etwas schwerer als die Bics, aber sehr praktisch, wenn man es beim Anzünden nach unten halten muss, z. B. um den Kocher anzuzünden, und natürlich bei Wind. Rettungsfolie Habe ich in der Sturmnacht über mich gelegt, um etwas mehr Schutz gegen Nässe und Wind zu haben. Würde ich auch immer wieder mitnehmen. Powerbank und Solarpanel Ist sicher eine gute Idee, wenn man nicht mehrere Tage im Regencape rumläuft. Hier muss ich für die nächste Tour nochmal intensiv nachdenken. Eine Lösung zum Aufladen brauche ich auf jeden Fall. GARMIN InReach SE+ 2017 Wenn man auf Strecken unterwegs ist, auf denen man mehrere Tage keinen Menschen sieht, gibt es Sicherheit für den Notfall. Zuhause hat man dann auch präzise Angaben über die Stellen, von denen man OK-Messages abgesetzt hat, bei mir waren das de Übernachtungsplätze. Leider kann ich keine Mehrfachfunktion feststellen, z. B. für die Navigation. Haben wir das falsche Gerät gekauft? Kopfnetz und Hut Habe ich nicht einmal benötigt. Lag sicher an der Jahreszeit und am Wetter. Würde ich mir auch beim nächsten Mal genau überlegen, ob ich es mitnehme.
    1 Punkt
  35. bri

    Scottish National Trail

    17.9.2018, 11 km In dieser Nacht habe ich tatsächlich einigermaßen eben geschlafen. Am Morgen stehe ich in einer Regenpause auf und packe alles zusammen. Dann gehe ich noch ein Stück an der Straße entlang, bevor rechts der Fußpfad Richtung Cluanie ausgeschildert ist. Ein Schild warnt vor dem Weg und weist darauf hin, dass man die richtige Kleidung tragen soll. Neun Meilen bis Cluanie. Na, die richtige Kleidung habe ich doch an. Und andere habe ich sowieso nicht dabei. Also los. Es geht auf einem schmalen, holprigen Weg immer bergan. Ich muss bei jedem Schritt aufpassen, wohin ich trete. Steinig, schmal, manchmal zwischen Heidebüschen verborgen. Blick zurück. Am dunklen Berg kann man die schwarzen Forstwege erkennen, die der Landschaft ein vernarbtes Aussehen geben. Mein "Weg" Der Ausdruck "Wasserweg" bekommt eine völlig neue Bedeutung Regen? Wolken? Egal. Nass ist es. Und dann fängt es wieder an zu regnen. Und hört nicht wieder auf. Inzwischen kann ich meinen Weg gut erkennen, weil mir das Wasser auf ihm entgegenkommt. Also quäle ich mich weiter bergauf. Da die Füße sowieso schon nass sind, gehe ich einfach im Wasserlauf entlang und versuche schon lange nicht mehr, dem Wasser auszuweichen. Die Pausen verbringe ich zusammengekauert unterm Regencape versteckt, eng an meinem Rucksack gekuschelt. Noch ist wenigstens kein Wind. So komme ich endlich nach viel zu langer Zeit über die Kuppe. Von Wolken umgeben, kann ich nur erahnen, dass sich vor mir ein grandioses Tal ausbreitet. Jetzt geht es wieder bergab und ich habe die Hoffnung, dass ich etwas Zeit aufholen kann. Von wegen. Der Weg bergab unterscheidet sich von dem bisherigen lediglich dadurch, dass das Wasser und ich jetzt dieselbe Richtung haben - meistens. Ich bin viel zu langsam, es regnet immer noch und hier oben ist es auch noch windig. Irgendwann kann ich wenigstens wieder die Umgegend erkennen. Ein langes weites Tal, durch den sich ein Fluss schlängelte. Ich ahne noch nicht, dass ich mit diesem Fluss noch meinen Spaß haben werde. Aus den Bergen rauschen die Wasserfälle herab. Immer wieder muss ich die daraus entstehenden Flüsse queren. Manchmal reichen zwei, drei große Schritte über Steine, manchmal muss ich furten. Das Wasser ist nicht wirklich kalt. Oder meine Füße haben schon jegliches Kälteempfinden ad acta gelegt. Es regnet immer noch. Das, was ich sehen kann, lässt mich vermuten, dass ich an einem atemberaubenden Platz bin. Und dann stehe ich auf einmal vor einem dieser Flüsse, die aus den Bergen kommen und sehe auf den ersten Blick keine Möglichkeit, auf die andere Seite zu gelangen. Die Strömung ist an der Stelle, an der keine Steine mehr sind, zu stark. Der Pfad verliert sich im Gras, so dass ich ziemlich unsicher bin, wo ich weitergehen soll. Also muss mein Handy mir mal wieder den Weg weisen. Hey! Ich soll gar nicht über diesen Fluss! Ich soll nach rechts abbiegen und den breiten Fluss queren. Na toll! Also stehe ich an der Flussmündung und bin so schlau wie vorher. Zurück ist keine Option. Also lösungsorientiert denken. Unterhalb der Mündung fließt mehr Wasser als oberhalb. Kurz vor der Mündung scheint der einfließende Fluss einen Steinwall aufgeschwemmt zu haben. Das sieht flacher aus. Um an die Stelle zu kommen, muss ich aber doch erstmal den Nebenfluss überqueren. Also Augen auf und durch. Da die Hose sowieso schon komplett nass ist, krempele ich sie gar nicht mehr hoch. Mit meinen Stöcken vorsichtig tastend, immer drei von vier Stützen (2 Füße und 2 Stöcke) fest auf dem Grund, schiebe ich mich vorsichtig erst durch den kleinen, dann durch den breiten Fluss. Das Wasser reicht nur bis zu den Knien. Na, geht doch! Jetzt weitergehen, damit das meiste Wasser aus Schuhen, Strümpfen und Hose wieder rausläuft. Nach der Furt windet sich der Weg auf leichter Höhe parallel zum Fluss, immer noch gemeinsam genutzt von mir und dem Wasser, das mir jetzt zur Abwechslung mal wieder entgegenkommt. Zwischen zwei großen Steinen, die mich etwas vor dem Wind schützen, mache ich noch mal eine Pause. Ein Kontrollblick auf das Handy zeigt mir, dass ich circa 10 m vorher rechts abbiegen sollte, um den nächsten Berg hinauf zu steigen. Also los. Irgendwann muss es ja auch wieder mal abwärts gehen. Blick zurück Blick vorwärts Als ich fast oben bin, darf ich noch einen von mir vorher so bewunderten Wasserfall furten. Blick zurück ins Tal Dann zieht sich der Pfad mit etwas auf und ab nahezu auf einer Höhe entlang. Ich bin wieder in den Wolken und es ist sehr windig geworden. Auf meiner Karte finde ich an dieser Stelle den Vermerk "Zeltplatz suchen". Der Weg bis hierher war also eigentlich für gestern geplant. Ich sehe mich um und muss lachen. Kein Stück ebene Fläche, alles voll im Wind und der Boden tendiert von komplett nass zu noch nasser. Na, das wäre ja eine schöne Zeltplatzsucherei geworden. Also weiter. Dass ich mein Tagesziel heute nicht mehr erreichen würde, ist mir inzwischen klar. Und dass ich deshalb morgen Cluanie Inn als Ausstiegspunkt nehmen muss, ebenso. Laut Karte werden die restlichen geplanten 80 km in etwa das Gelände haben, durch das ich heute gegangen bin. Ich kann die Strecke nur schaffen, wenn ich die verlorene Zeit wieder aufhole. Die Wahrscheinlichkeit, dass das klappt, tendiert nach dem heutigen Tag gegen Null. Außerdem sind die Akkus meines Handys und meiner Powerbank fast leer, so dass ich sie im Cluanie Inn erstmal aufladen müsste, was auch wieder Zeit kostet. Nachdem ich die Entscheidung für den morgigen Ausstieg gefällt habe, ist der Druck raus, aber das Wetter wird davon auch nicht besser. Dann endlich sehe ich nach einer Kurve in der Ferne eine steinerne Brücke. Diese Brücke bedeutet mindestens Schotterstraße. Bis dahin ist es noch ein ganzes Stück, aber es geht nur noch bergab. Etwas weiter rechts kann ich durch Regen und Wolken den Loch Loyne sehen. Eine Straße in der Ferne Blick auf den Loch Loyne (rechts im Dunst) Leider werden Wind und Regen immer heftiger und ich bin inzwischen durchnässt, erschöpft und ziemlich demoralisiert. An der Straße angekommen, die sich wirklich als Schotterweg herausstellt, habe ich noch gute 6km bis zum Cluanie Inn vor mir. Die nächste Zeit verbringe ich mit der Überlegung, ob ich wohl im Cluanie Inn ein Zimmer bekommen würde. Ich meine mich aber zu erinnern, dass die Preise dort ziemlich heftig sind, obwohl meine diesbezügliche Schmerzgrenze mit jedem Schritt weiter sinkt. Falls es dort aber kein Zimmer für mich gibt, werde ich vor dem Problem stehen, im Dunkeln einen Platz zum Übernachten suchen zu müssen. Ich entscheide mich für den Spatz in der Hand und beginne, eine Stelle für mein Zelt zu suchen. Das erweist sich mal wieder als schwierig. Neben der Straße ist circa 1/2 m Randstreifen und dann fängt das Bog an. Gerne hätte ich einen windgeschützten Platz, aber die Stellen im Windschatten von größeren Steinen oder Felsen lassen nässetechnisch nichts Gutes ahnen. Also weiter und weiter und weiter. Irgendwann kommt eine Brücke, vor der links etwas mehr Platz neben dem Weg ist. Mein Platz! Ich lassen meinen Rucksack vom Rücken rutschen und sage zu ihm: "Tut mir leid, Kumpel. Einer von uns muss jetzt ohne Regencape auskommen. Und ich bin es nicht!". Und dann versuche ich, mein Zelt aufzustellen. Es regnet wie blöd, es stürmt und ich bekomme die Heringe nicht in den Boden, weil die Straße unter dem Gras zu weit in den Randbereich geschottert war. Keine Chance! Also ziehe ich mit dem Zelt auf die rechte Seite hinter der Brücke, wo es ein breiteres, mit Heide bewachsenes Stück gibt, das etwas höher liegt. Dort kann ich endlich mein Zelt aufstellen. Nicht optimal, die Seiten liegen auf den Heidebüschen und in der Mitte ist eine Vertiefung. Egal, ich will nur noch rein. Alles ist nass. Selbst der Rucksack ist inzwischen innen nass. Ich ziehe mich um, gönne mir zum Aufwärmen zwei Whiskies, krabbele in den klammen Schlafsack und will nur noch schlafen. Und dann geht es richtig los. Bis in den frühen Morgen Sturm und prasselnder Regen. Die Abspannungen an den Seiten des Zeltes muss ich circa alle halbe Stunde nachziehen. Dazu muss ich zum Glück nur rechts und links durch die Türen des Innenzeltes greifen. Ich bekomme keine trockenen Hände, alles ist nass oder klamm. In meiner Zeltbodenvertiefung sammelt sich Wasser, ich werfe ein Tuch dazu, das das Wasser aufsaugen soll. Aber es gibt mehr Wasser als Tuch. Das Fußteil meines Schlafsacks fühlt sich auch inzwischen ziemlich schwer an und ich versuche zu verhindern, dass er beim Umdrehen in die Wasserpfütze hängt. Vermutlich völlig überflüssige Liebesmüh. Circa um 2 Uhr nachts hilft nichts mehr. Das Zelt hat nicht mehr genug Spannung, es schlägt zu weit nach innen und ich kann nicht ausweichen. Ich muss raus und alle Heringe prüfen, beziehungsweise nachsetzen und die Abspannleinen strammziehen. Dabei leere ich gleich noch den kleinen See in meinem Zelt aus. Meinen 650ml-Topf kann ich zweimal komplett füllen. Danach verstecke ich mich wieder in meinem klammen Schlafsack. Seltsamerweise ist mir nicht kalt, es ist nur unangenehm. Und irgendwann schlafe ich dann wieder ein.
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  36. bri

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    16.9.2018, 20 km Im Matsch baue ich ganz vorsichtig mein Zelt ab, verstaue alles im und am Rucksack und komme gegen halb zehn los. Mein Fuß muckt noch etwas rum, ich will nichts riskieren und nehme noch eine Tüte Iboprofen. Nach einem kurzen Beginn auf einem schönen Waldweg folgt Schotterweg auf Schotterweg. Es geht einige Zeit durch Wald oder an gerodeten Katastrophen vorbei. Irgendwann ist ein Gatter quer über den Weg. Daneben ein Schild mit dem Text "The beast is back". Als weitere Erklärung lese ich, dass sich in dem eingezäunten Bereich Highland Rinder befinden, die u. a. auch einen natürlichen Nutzen für das Gebiet haben. Ich gehe durch das Tor und dann weiter auf dem Schotterweg. Einige Zeit später sehe ich sie dann. Eine Herde mitten auf dem Weg. Die beeindruckenden Hörner lassen mich einen Moment zögern. Nach kurzer Überlegung komme ich zu dem Schluss, dass man sie nicht auf einem Wanderweg frei laufen lassen würde, wenn sie gefährlich wären. Also atme ich einmal tief durch und gehe mitten zwischen ihnen hindurch. Ihr gesamtes Temperament reicht immerhin soweit, dass sie mir mit den Augen folgen und dafür sogar den Kopf etwas bewegen. Ich mache dann noch zwei Bilder, würde an den letzten auch gerne näher herangehen, um ein besseres Foto zu machen, will ihre Gutmütigkeit aber jetzt auch nicht ausnutzen. Kurz danach verlasse ich durch ein Tor das eingezäunte Gelände, wandere weiter und habe am höchsten Punkt dieses Abschnitts endlich mal wieder einen schönen Ausblick, diesmal über den Loch Garry. Als ich im nächsten Wald eine Pause mache, komme ich mit einem Wanderer ins Gespräch. Der Fast-Kölner kommt aus der Richtung, in die ich gehe, und erzählt mir, dass er nach der heftigen Nacht im Bog umgekehrt ist. Die heftige Nacht kann ich nachvollziehen, ich habe denselben Regen abbekommen. Mit einem skeptischen Blick auf meine Trailrunner meint er noch, er hoffe, dass das Wasser inzwischen soweit abgeflossen ist, dass ich gut durch die matschigen Wege und vor allem durch den Fluss, an dem die Brücke abgebaut sei, komme. Ähem. Ich weiß nicht genau, welche er meint, beschließe aber, Probleme zu lösen, wenn ich sie vor der Nase habe. Dann setzen wir unsere Wege - in entgegengesetzte Richtungen - fort. Hinter Greenfield biege ich nach links ab und gehe einen ganz frisch geschotterten Weg bergauf. Die Ränder sind vom Wegebau noch völlig kahl. Neben dem Weg blicke ich auf gerodete Flächen. Straßenbau-Feeling. Nicht schön. Idylle geht anders. Hinter der nächsten Farm macht mir eine ziemlich neue Brücke das Überqueren des Greenfield Burn einfach. Kurze Zeit später kann ich aber nicht genau erkennen, welcher der vielen Trampelpfade meiner ist und muss meine Karte zu Rate ziehen. O.K., da geht's lang. Der schmale Pfad zwischen Gras und Heidebüschen hat in der letzten Nacht offensichtlich auch einige Wassermassen abbekommen. Er arbeitet noch daran, sie wieder loszuwerden. Also stapfe ich durch Matsch und Wasser den nächsten Hügel hinauf. Ich war ja gewarnt, aber so schlimm ist es jetzt auch nicht. Nur etwas anstrengend. Nach ca. 2 km komme ich an einen Fluss mit einem Wehr. Und davor liegt - eine abgebaute Brücke. Aha. Ich schaue mir den Fluss an und stelle fest: Der ist an dieser Stelle nicht zu überqueren. Oberhalb des Wehrs auch nicht. Also erstmal hinsetzen und nachdenken. Das also meinte der Kölner. Zurück gehe ich nicht! Im Notfall muss ich so lange flussaufwärts wandern, bis ich rüberkomme. Eigentlich muss ich sparsam mit meinem Handy-Akku sein, aber jetzt hole ich es doch raus, um einen Überblick über meine Position und die Umgebung zu bekommen. Und dann stelle ich fest, dass ich gar nicht an dieser Stelle sein soll. Ich habe mich bei den unübersichtlichen Pfaden vertan und bin einem falschen gefolgt. Na super. Aber etwa 100m flussaufwärts gibt es einen Weg, über den ich in einem Bogen genau dahin komme, wo ich heute sowieso landen wollte. Besser als umkehren. Also schlage ich mich durch Heide und Sumpf bis zu dem Weg. Überraschung! Ein zweispuriger Schotterweg, der den Fluss mit einer gut ausgebauten Brücke überquert. Aber da will ich ja gar nicht hin. Ich schlage die andere Richtung ein, laufe meinem ursprünglichen Ziel entgegen und ärgere mich etwas über mich selbst, dass ich durch die Aktion einen Teil meines Zeitpuffers wieder verliere. Den Rest des Tages mache ich nur noch ein Foto. Erstens will ich Akku sparen, zum anderen sehe ich nichts, was es in meinen Augen wert ist, fotografiert zu werden. Der Weg zieht sich mühsam und langweilig durch Forstabbaugebiete. Der Ausdruck "vernarbte Hügel" geht mir immer wieder durch den Kopf. Und irgendwann regnet es wieder. Weder Regen noch Weg scheinen ein Ende zu nehmen. Ziemlich fertig erreiche ich irgendwann wieder meine Route, gehe noch circa 2 km an der Straße entlang und baue etwas abseits im Regen mein Zelt auf. Schade, eigentlich wollte ich heute noch etwas weiter gekommen sein. Vor der Reststrecke habe ich etwas Respekt. Aus einem nahen Bach fülle ich noch meine Wasservorräte auf. Dann krabbele ich in meinen Schlafsack und lobe meine Füße ausgiebig, besonders den rechten, der heute nicht mehr rumgezickt hat.
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  37. bri

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    15.9.2018, 28 km Nachts hat es geregnet, aber morgens sieht es freundlich aus. Ich beginne langsam den Tag und verlasse gegen 9 Uhr meinen Zeltplatz. Es geht wieder abwärts, es weht kein Wind und ist trocken. Ich komme flott vorwärts. Blick auf Loch Ness und Fort Augustus Ein paar Kilometer vor Fort August sehe ich hinter einer Wegbiegung auf einmal ein quietschrosa Schlösschen auf einem quietschgrünen Rasen. Ich bleibe verblüfft stehen und überlege, was von den Dingen, die ich heute schon gegessen und getrunken habe, schlecht gewesen sein könnte. Nichts! Das rosa Ding steht einfach da. Und sie züchten Wild und Highland Rinder. Kurz vor Fort Augustus Kurz nach 11 Uhr bin ich am Ortseingang von Ford Augustus. Im Ort will ich etwas essen, mein Rucksackgewicht reduzieren und einige wenige Vorräte kaufen, die ich dann auch essen mag. Noch vor dem Ortszentrum lädt ein Aussichtsplatz mit Steinbänken und leerem Mülleimer zum Rucksack aufräumen ein. Tschüss Müsli! Mit viel Planung liebevoll abgewogen und eingepackt, aber ich krieg dich nicht runter. Und vor meinen Füßen liegt er: der Campingplatz von Ford Augustus. Eine riesige, wirklich ebene Fläche für Zelte. Wunderschöner grüner kurzer Rasen. Drumherum Stellflächen für Caravans und kleine Blockhäuser. Leider bin ich zur völlig falschen Tageszeit hier. Also gehe ich weiter. Mitten im Ort, an der Brücke sehe ich sie: Die Bothy. Ein Bild von Steak mit Pie schiebt sich vor mein inneres Auge! Jetzt habe ich meine Bothy. Nicht zum Schlafen, aber zum Essen! Muss ich erwähnen, dass sie geschlossen ist? Das Sandwich mit Lachs zwei Häuser weiter ist auch sehr lecker. Und dann kommt der lange Weg am Kanal entlang. Schotter, fast eben. Flott zu gehen. Auf dem Wasser seltsame Menschen, die mir auf Stehpaddelbrettern entgegenkommen. Die letzten sehe ich noch eineinhalb Stunden später. Die Techniken sind unterschiedlich. Die meisten stehen, manche liegen auf dem Bauch oder knieen und paddeln mit den Händen. Leider mache ich kein Bild von ihnen. Hier wird gerade ein Schiff geschleust Es folgt ein langer Waldweg am Loch Oich entlang, teilweise auf einem alten Bahndamm direkt am See. Kein Wind, kein Regen. Ein schöner Tag. Allerdings tut mir schon seit Ford Augustus mein rechter Fuß weh. Es dauert mehrere Kilometer, bis ich auf die Idee komme, dass ich vermutlich den Schuh zu fest geschnürt habe. Also lockere ich die Schuhbänder, aber der Fuß hat seine Macke weg. Grillplatz Auf dem alten Bahndamm entlang Schließlich komme ich an einem kleinen Bahnhof an. Die Länge der Schienen beträgt etwa 200 m. Aber die ganze Anlage, inklusive Bahnhofschild ist sehr liebevoll hergerichtet. Das Café lasse ich rechts liegen und gehe weiter zur Laggan Swing Bridge in Invergarry. Direkt hinter der Brücke nutze ich den Rastplatz am Loch Oich für eine Pause und genieße den Blick über den See. Der Einstieg in den Weg, der mich auf der anderen Seite des Sees bergauf führen soll, hat sich so gut versteckt, dass nicht einmal meine Apps helfen. Ich stehe laut GPS genau an dem Punkt, an dem der Weg beginnen soll. In der Richtung liegt vor mir ein völlig verwilderter, mit Farn überwucherter Hang. Ich suche etwas hin und her, finde aber keinen Einstieg. OK. Der Weg scheint zugewachsen zu sein. Kein Hindernis für mich. Ich klettere also auf die ersten Felsen und schlage mich dann durch den hüfthohen Farn. Das ist nicht so einfach, weil ich meine Füße nicht sehen kann und der Boden sehr uneben ist. Aber irgendwann muss es ja mal besser werden. Nach ein paar Minuten habe ich etwas Höhe gewonnen und kann mich umsehen. Da, ca. 100 m vor mir liegt eine zweispurige Schotterpiste, da muss ich hin. Ich stelle fest, dass es am einfachsten ist, wieder zurück zu gehen, dann ein Stück an der Straße entlang und den von dort aus gut sichtbaren Einstieg zu nehmen. Jetzt geht es auf einem Waldweg wieder stetig bergauf. Durch die Bäume kann ich nicht sehr weit sehen, ab und zu erhasche ich einen Blick auf den Loch Oich. Es fängt leicht an zu nieseln, aber der Wald schützt vor dem Wind und ich komme gut vorwärts. An der höchsten Stelle finde ich eine ebene Fläche mit den Resten eines Lagerfeuers. Von dort habe ich mal wieder etwas Aussicht und mache eine Pause. Es wäre ein schöner Platz zum Übernachten, aber ich will heute so viel Strecke wie möglich schaffen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich meinen Tagesschnitt halten kann und möchte mir etwas Puffer erlaufen. Außerdem habe ich heute kaum Höhenmeter gemacht und fühle mich noch fit genug zum Weiterlaufen. Also raffe ich mich auf und wandere den Weg weiter, der sich jetzt bergab schlängelt. Eigentlich habe ich vor, kurz vorm Waldende einen Platz zu suchen, aber dort ist nichts zu finden. Also weiter. Als der Schotterweg an einer Straße endet, ist auf dieser nach rechts ein Hostel ausgeschildert. Das ist aber leider nicht meine Richtung, deshalb ignoriere ich es. Jaaaa, auf der ersten Tour darf man auch mal dumme Fehler machen. Ich folge also der Straße und halte Ausschau nach einem ebenen Platz. Keine Rutscherei heute. Nach einiger Zeit sehe ich rechts einen Abzweig. Der sieht nicht unbedingt einladend aus. Es ist ein unbewachsener, von Baumaschinen frei geschobener Weg. In einer Kurve ist eine größere Fläche, die aber immerhin eben aussieht. Ich beschließe, dort zu übernachten, räume ein paar Steine weg und baue mein Zelt auf. Beim Probeliegen bin ich ganz zufrieden, es kommt mir wirklich ziemlich eben vor. Mein Fuß tut immer noch etwas weh und ich schlucke zum ersten Mal auf einer Tour eine Tüte Schmerzmittel. Nachts fängt es leider heftig an zu regnen und der rotbraune Schmodder spült unter das Zelt. So sind mein Zelt und die Unterlage morgens nicht nur nass, sondern auch ziemlich dreckig!
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  38. Sind hier vielleicht Infos zu finden: https://hiking.waymarkedtrails.org/
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  39. bri

    Scottish National Trail

    Scottish National Trail Part II 8.9.2018, 16 km Morgens um 6:20 Uhr geht der Flug von Hamburg nach Edinburgh. D. h. um 2 Uhr aufstehen, um 3 Uhr losfahren. Ich habe so eine Angst, zu verschlafen, dass ich gefühlte Stunden lang gar nicht einschlafen kann. Und währenddessen noch mehr Angst bekomme, zu verschlafen. Es geht aber alles gut, ich verschlafe nicht. Frühstücken geht überraschenderweise zu dieser Zeit auch schon. Und ein ordentlicher Kaffee muss sein. Kurz nach 3 Uhr fahre ich los. Park & Fly bringt mich zum Flughafen, keine Diskussionen an der Security über meinen Rucksack, den ich als Handgepäck mitnehme. Der Flieger startet pünktlich. Es klappt bis jetzt alles. Um 7:45 Uhr Ortszeit stehe ich in Edinburgh vor dem Flughafen. Das Restgeld aus dem letzten Urlaub reicht gerade für die Busfahrt zum Bahnhof. Am Automaten hole ich mir erst einmal Geld und suche dann die Post, um mein Päckchen mit dem Messer und den Heringen abzuholen. Die Post öffnet erst um 9 Uhr, also gönne ich mir erstmal ein zweites Frühstück. Panini mit Thunfisch hatte ich morgens um halb neun auch noch nicht. Geht aber. Mein Päckchen liegt wirklich bei der Post, was das Zelt aufstellen in den nächsten Tagen wesentlich vereinfachen wird. Fahrkarte nach Pitlochry gekauft. Klappt. Umsteigen in Sterling. Klappt. Mann Mann, das ist ein Urlaubsbeginn! Kurz bevor der Zug in Pitlochry einfährt, ziehe ich den Rucksack zwischen den Sitzen heraus und prompt reißt der Henkel. Dadurch ist leider die Naht, mit der der eine Schultergurt festgenäht ist, nicht mehr vollständig. Klasse! Das schon auf der Hinfahrt. Ankunft in Pitlochry In Pitlochry kaufe ich Spiritus für meinen Kocher, die Mitarbeiterin und ich finden eine 500ml-Flasche im Regal. Warum habe ich eigentlich meine leere, gründlich gelüftete und schön beschriftete 300 ml Flasche von zu Hause mitgenommen? Weil es so ein Spaß macht, leere Flaschen durch Schottland zu schleppen. In Pitlochry ist an diesem Samstag eine Menge los. Im Ortszentrum sind Musiker und alle möglichen Stände. Einer gefällt mir besonders gut. An ihm wird eine Umfrage durchgeführt, an der alle teilnehmen können. Ich liebe sie, die Schotten! Ich suche lange nch einem vernünftigen Supermarkt, finde aber keinen. Um 13 Uhr komme ich dann endlich aus Pitlochry raus. Leider habe ich immer noch keine Wasservorräte und auch zusätzliches Essen fehlt mir noch. Naja, ist der Rucksack wenigstens etwas leichter. Kurz hinter dem Ort führt der Weg an einem See vorbei, an dem man Boote mieten kann. Ein idyllisches Plätzchen Das Schönste ist der kleine Imbiss am Bootssteg. Hier kann ich endlich meine Wasserflaschen kaufen. Hust. 1£ für 500 ml Wasser. Na gut. Ich lege lächelnd 2£ auf den Tresen und mache den Flaschen klar, dass ich für den Preis von ihnen ein langes Durchhaltevermögen erwarte. Jetzt geht es auf einem wunderschönen Waldpfad am River Tummel langsam bergauf, dann am River Gerry bis Kilicrankie. Immer mal wieder kann ich durch die Bäume einen Blick auf Seen werfen. Oder sind nur breitere Flussstellen? Auf jeden Fall ist dort einiges los. Ein Samstag bei schönem Wetter zieht die Familien in dieses offensichtliche Naherholungsgebiet. Die Leute sind aber weit weg, mir begegnen nur wenige Spaziergänger. Ich sehe meinen ersten Wasserfall durch das Laub der Bäume. Ein schöner Weg zum Warmlaufen See oder breiter Fluss? Schmaler Waldpfad bei schönem Wetter Mein erster Wasserfall auf dieser Tour Auf einmal höre ich einen gellenden Schrei. Was war das? Mein Hirn läuft zu Höchsttouren auf, kann mir aber trotzdem keine Erklärung liefern. Sollte ich irgendeine Gefahr auf meinem geplanten Weg übersehen haben? Sicherlich. Aber hier schon? Nach zwei weiteren Kurven löst sich das Rätsel, als ich eine Frau an einem langen Seil von einer hohen Brücke baumeln sehe. Nein - nicht so! Sie hatte Gurte um und wurde gerade wieder hochgezogen. Puh. Sowas wie Bungee Jumping. Also nur selbstgemachte Leiden. Der Weg führt kurze Zeit später an einer weiteren Brücke vorbei, von der aus ich die "Springer-Brücke" noch einmal sehen kann. Die ist ganz schön hoch. Naja, wer's braucht … Auch eine Art von Freizeitvergnügen Von der Brücke springen die runter. Ich glaube, sogar freiwillig! Der River Garry zur anderen Seite Ich gehe weiter am River Garry entlang. Auf einmal taucht rechts neben dem Weg eine sehr hohe gemauerte Steinwand auf. Dann Lücke und dann noch eine. Sehr hoch über mir sind sie mit Bögen verbunden. Etwas später lese ich auf einem Schild, dass es sich um ein Eisenbahn-Viadukt von 1863 handelt. Aber lest selbst. Der Weg führt jetzt weiter aufwärts und ich kann die Brücke in einer Kurve noch einmal von oben sehen. Und darüber erkenne ich dann auch die Straße. Killiecrankie hat nur ein paar Häuser aufzuweisen und ich bin schnell wieder aus dem Ort draußen. Zur Abwechslung geht es jetzt mal auf der anderen Seite am River Garry entlang, allerdings auf einer Teerstraße. Ich habe den Eindruck, dass der Fluss hinter jeder Biegung anders aussieht und bin fasziniert. Auch die alten Brücken haben es mir angetan. Kurz vor Blair Atholl wechsele ich wieder auf die andere Seite des Flusses. In Blair Atholl finde ich noch einen ganz kleinen Laden, in dem ich die noch fehlende Schokolade und zwei Reisgerichte einkaufe. Am Ende des Ortes komme ich an einem Campingplatz vorbei und überlege, ob ich dort schlafen soll. Aber ich habe mich doch so auf die "Wildnis" gefreut. Da werde ich doch nicht gleich die erste Nacht auf einem Campingplatz verbringen. Außerdem will ich heute noch ein Stück weiterkommen. Also biege ich hinter dem Campingplatz auf einen weichen Tannennadelweg ab. Der Campingplatz kommt mir sehr groß vor, ich gehe sehr lange zwischen seinem Zaun auf der linken Seite und dem River Tilt auf der rechten Seite entlang. Irgendwann ist der Campingplatz zu Ende und wird von Wald abgelöst. Der Weg führt merklich in die Höhe und ein Schild warnt mich vor steilen Stellen. Da ich weder Kind noch Hund bin und auch von keinem Fahrrad absteigen muss, fühle ich mich nicht angesprochen und gehe einfach weiter. Irgendwann komme ich dann wieder auf eine Asphaltstraße. Inzwischen bin ich ziemlich erschöpft. Schließlich bin ich inklusive Anfahrt von zuhause seit mehr als 16 Stunden unterwegs und habe seit Pitlochry schon ca. 16 km erwandert. Mein neuer Rucksack macht mir auch noch etwas Schwierigkeiten. Er sucht meine Hüfte. Da kann ich ihm auch nicht helfen, ich suche sie schon seit Jahren. Und das Gewicht bin ich auch noch nicht wieder gewohnt. Den nicht mehr ganz festen Schultergurt versuche ich zu schonen, was dazu führt, dass ich den Rucksack von der anderen Seite als gewohnt auf und absetzen muss. Macht die Sache auch nicht einfacher. In einer Ausbuchtung am Weg finde ich einen ebenen Platz und beschließe, hier meine erste Nacht zu verbringen. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut, mein ganzes Gerödel sortiert und eine OK-Nachricht nach Hause geschickt habe, falle ich sofort in einen kurzen Schlummer. Ich muss mich mühsam aufraffen, mich zu waschen und Zähne zu putzen. Zur Belohnung gibt's jetzt noch einen Whisky, der eine wohlige Wärme bis in die Füße schickt. Diesen Tag habe ich mit trockenen Schuhen und Strümpfen beendet. Ich weiß aber noch nicht, dass das bemerkenswert ist.
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  40. bri

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    18.5.2018, 5 km Mein letzter Wandertag in diesem Urlaub bricht an. Erstes Aufwachen um halb sechs. Durch diffuse Wolken lässt sich wieder die Sonne erahnen. Danke! Wie immer schlafe ich noch einmal ein und wache um acht Uhr auf. Es ist warm im Zelt. Da kein Wasser für Kaffee da ist, gönne ich mir nur ein kurzes Frühstück und breche um viertel nach neun auf. Etwa eine Stunde wandere ich langsam aufwärts auf dem gut ausgeschilderten Weg. Es ist ein schmaler Fußpfad, teilweise führt er durch enge Stechginsterhecken. Und immer wieder kann ich die wundervolle Aussicht auf das ganze Tal mit Aberfeldy genießen. Blick zurück ins Tal von Aberfeldy An der höchsten Stelle habe ich dann nicht den ersehnten Blick auf das nächste Tal, sondern ein Wald. Der Weg durch den Wald ist schön, aber ohne Weitsicht. Gefallene Riesen, die Ballen haben mehr als 3m Durchmesser Im Wald, aber ohne Weitsicht Da ich nicht mit Handy navigiere, fällt mir auch nicht auf, dass der ausgeschilderte Weg nicht am See vorbeiführt. Es geht rapide bergab, meistens auf einem schmalen Fußpfad. Und immer noch erwarte ich den See. Auf einmal sehe ich Pitlochry vor mir. Viel zu früh. Und ungewaschen! Also mache ich erstmal Pause, überlege und esse meinen letzten Keks. Dann beschließe ich, weiterzugehen. Nach meinen Erfahrungen der letzten Tage ergibt sich immer irgendwie eine Lösung. Pitlochry in Sicht Hinter der hübschen Fußgängerbrücke über den River Tumel sehe ich eine große Wiese, die sich als Sport- und Freizeitplatz herausstellt. Am River Tumel stehen Angler. Na, da ist mein Problem doch schon gelöst. Ich wasche einige Sachen mit dem Wasser aus dem Fluss, gehe dann zum Sportplatz hoch und suche mir gegen halb elf einen abgelegenen Platz auf der Wiese. Dort breite ich mein Zelt und meine gewaschenen Klamotten zum Trocknen aus, koche mir einen Kaffee, entsorge meine löcherigen Socken und meinen Müll und liege dann einfach in der Sonne und relaxe. Mit meiner Familie, die noch S. abholen wollte und nicht wusste, wann sie in Pitlochry sein würde, hatte ich abgemacht, dass sie sich Zeit lassen sollten. Vor 14 Uhr wäre ich auf keinen Fall in Pitlochry. Also habe ich Zeit ohne Ende. Gegen zwei Uhr packe ich langsam meine Sachen zusammen und trödele in den Ort. Von dort rufe ich meine Schwester an, um ihr zu sagen, dass ich in Pitlochry wäre und einen Treffpunkt abzumachen. Sie sind auch schon im Ort und sitzen auf der Terrasse eines Restaurants. Später beim Bier stellt sich heraus, dass sie auch schon seit halb elf hier sind und auf mich gewartet haben. Lustig. Aber keiner hat gelitten. Angekommen und Ende Teil 1.
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  41. bri

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    16.5.2018, 22 km Um halb sechs wache ich zum ersten Mal auf und sehe die Sonne vielversprechend über den Berg kriechen. Bis 8 Uhr schlafe ich weiter, koche mir zum Frühstück Kaffee und ein Reisgericht und packe dann in aller Ruhe ein. Der Kaffee wird fertig! Gegen 10 Uhr starte ich, zunächst weglos bergab. Der River Almond ist zu breit und zu tief, so dass ich zunächst keine Möglichkeit sehe, rüberzukommen. Also mache ich mich auf den Weg zur Brücke, die ca. 2 km entfernt, aber in der falschen Richtung liegt. Dann finde ich doch noch eine Stelle, an der ich den Fluss mit Hilfe von Steinen überqueren kann. Auf der anderen Seite erwarten mich 10 km Schotterstraße immer am River Almond entlang. Immer wieder Wasserfälle Ein Steinkreis oder ein Schafgehege? Ein cairn zur Erinnerung an die Gefallenen des 1. Weltkrieges Zwischen ein paar Häusern biege ich links ab, quer über einen Hof und folge dahinter einer weiteren Schotterstraße, jetzt wieder bergauf. Da rechts geht's durch. Schaut euch den Himmel an: Alles echt! Nichts nachbearbeitet. Am Ende der Schotterstraße muss ich auf einen Trampelpfad wechseln, um zwischen den beiden Bergen hindurch zu gehen. Diese Stelle ist etwas verwirrend, weil kein Unterschied zwischen dem gesuchten Pfad und diversen Schafpfaden erkennbar ist. Also wähle ich erstmal die grobe Richtung, um dann festzustellen, dass der Pfad natürlich der falsche ist. Nach etwas Suchen finde ich ca. 50m über mir den richtigen Weg. Ein wunderschöner schmaler Pfad durch die Berge. Grandiose Einsamkeit. Falken, Moorhühner, Hasen und ich. Auf solchen Wegen macht es einfach nur Spaß Am See Lochan a'Mhuilin endet der Pfad auf einer Straße, auf der ich bis zum Loch Freuchie laufe. Loch Freuchie Auf der Straße am See entlang fahren einige Autos, so dass ich nicht traurig bin, nach ca. 3 km wieder abbiegen zu dürfen. Hinter einigen Häusern finde ich etwa um halb sechs ein Plätzchen zum Übernachten. Das ist gut, weil mein Fuß schon wieder seinen Unwillen kundtut und es ab jetzt erst mal wieder aufwärts geht. Neben mir fließt der River Quaich entlang, was mir aber leider nichts nützt, weil er komplett eingezäunt ist. Also benutze ich gezwungenermaßen das Wasser aus einem kleinen Rinnsal, das im Gras kaum auszumachen ist. Ich probiere es und stelle fest, dass der Verkäufer im Berliner Outdoorladen recht hatte: Brackwasser schmeckt auch nach dem Filtern noch nach Brackwasser. Ich hoffe, dass er mit seiner Aussage: "Aber gefiltert schadet es nicht'." ebenso recht behält. Hat er übrigens. Nichts passiert. Den ganzen Tag hatte ich wunderschönes Wetter mit mal mehr mal weniger Wind. Jetzt ziehen ein paar dicke Wolken auf. Hoffentlich hält das Wetter bis Freitag.
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  42. bri

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    12.5.2018, 7 km Nach einem wunderbaren Frühstück mit allem Drum und Dran laufen wir zum Bahnhof Wester Hails und fahren von dort mit Bahn und Bus über Glasgow nach Drymen. Das klappt ziemlich gut, gegen Mittag kommen wir an. Durch diesen Ort führt auch der WHW. Wir sehen schon beim Aussteigen mehr Wanderer auf einem Haufen als an allen bisherigen Tagen insgesamt. Zunächst gehen wir in einen Pub und essen dort etwas. Ich kaufe noch etwas in dem kleinen Spar gegenüber ein, der ein bemerkenswertes Sortiment hat. Neben den zu erwartenden Dingen wie Lebensmittel und Getränken steht dort ein ganzes Regal voll mit Erste-Hilfe-Dingen, in einer Nische gibt es Zelte, Trekkingstöcke, Regencapes und Schlafsäcke und das Beste: Papiertaschentücher im 2er-Pack. Ein Paradebeispiel dafür, dass die Nachfrage das Angebot diktiert. Nachmittags brechen wir dann auf den Rob Roy Way auf. Wir gehen ziemlich langsam, weil S. massive Probleme mit ihrem Fuß hat. Nach ca. 7 km geht nichts mehr und wir suchen nach einem Platz für unsere Zelte. Einzige Möglichkeit ist eine ziemlich holperige Fläche mit hohen Grasbüscheln neben einem Parkplatz. Als wir gerade unsere Zelte ausbreiten, kommt eine Frau mit einem PKW angefahren und rät uns davon ab, hier zu übernachten. Soweit wir sie verstehen, würde gleich ein Bus kommen und im Laufe der Nacht würden Kinder oder Jugendliche von einem Nachtmarsch ankommen. Wir machen ihr klar, dass wir nicht mehr weitergehen können und sie bietet uns an, uns zu einer bessere Übernachtungsstelle an unserer Route zu fahren. Wir sind einverstanden, packen unsere Zelte wieder ein und werden ca. 3km weit gefahren, wo eine Fläche mit schönem kurzem Gras neben dem Corrie Aquädukt auf uns wartet. Es ist etwas schräg, aber wesentlich ebener und schöner als unser ursprünglicher Platz. Der Corrie Aquädukt Zeltplatz mit Weitsicht Ein schöner Platz
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  43. bri

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    11.5.2018, 25 km (ohne Bus!) Nach einer kalten Nacht wandern wir an diesem Morgen zunächst bis West Linton. Das Café am Ortseingang sieht sehr gemütlich aus, ist aber leider noch geschlossen. Also durchstreifen wir den Ort nach einer Alternative, werden aber nicht fündig. Schauen wir doch mal, ob das Café am Ortseingang inzwischen offen ist. Und dieser Weg zurück zum "Olde Toll Tea House" lohnt sich. Winzig und urgemütlich. Ein netter Wirt und ein leckeres Frühstück belohnen uns für unsere Geduld. Mit vollen Mägen und Akkus wandern wir wieder aus dem Ort hinaus. Es geht eine ganze Zeit auf einer Teerstraße entlang, bevor wir bei Carlops auf einen Schotterweg abbiegen. Und dann wird der Weg schmal und abwechslungsreich, bis wir schließlich kurz vor Balerno wieder auf eine Teerstraße kommen. In den letzten Tagen hat sich der Fuß von S. schmerzhaft bemerkbar gemacht. Und unsere tatsächlichen Tageskilometer sind nicht geeignet, unser Ziel Pitlochry in der vorgegebenen Zeit zu erreichen. Uns war vorher klar, dass diese Zielsetzung ziemlich ambitioniert war. Wir wollen aber unbedingt noch die Highlands sehen und deshalb beschließen wir, uns in Balerno eine Unterkunft zu suchen, am nächsten Tag die Strecke von Balerno bis Drymen mit Bahn und Bus abzukürzen und von Drymen aus weiterzulaufen. Die Strecke zwischen Edinburgh und Glasgow finden wir nicht so spannend wie die Highlands, so dass wir gerne darauf verzichten. S. will ab Drymen noch einen Tag mitgehen und dann wegen ihrer Fußprobleme aussteigen. In Balerno finden wir keine einzige Unterkunft. Uns wird ein Restaurant mit Zimmern empfohlen, das ein paar Kilometer entfernt liegt, aber mit dem Bus zu erreichen ist. Dort angekommen, stellen wir fest, dass es ausgebucht ist, aber ein netter Kellner fängt an rumzutelefonieren, bis er ein B&B gefunden hat. Also nehmen wir den nächsten Bus und fahren noch ein paar Kilometer weiter in Richtung Edinburgh. Nach etwas Sucherei finden wir die Unterkunft, werden von David nett begrüßt und bekommen zwei kuschelige Zimmer. Abendbrot hat er nicht für uns, aber zwei Flaschen Bier gibt er uns gerne.
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  44. bri

    Scottish National Trail

    10.5.2018, 25 km Morgens schlendern wir nach einem ausgiebigen Frühstück noch einmal durch den Ort, kaufen etwas ein und folgen dann einem ausgeschilderten Fußweg nach Peebles. Unsere eigentliche Route führt auf der anderen Seite des Flusses entlang, aber wir müssten die drei Kilometer zurücklaufen, um über den Fluss zu kommen. Der Weg, dem wir stattdessen folgen, ist auf einer alten Bahnlinie angelegt und gut zu gehen. Mehrere Hinweisschilder weisen auf besondere Stellen aus der Zeit des Bahnverkehrs hin. Erinnerung an Robert Burns Schild mit Erklärungen zur alten Bahnstrecke Hinter Peebles geht es dann wieder über Wiesen und auf Fußpfaden weiter. Interessante Beschilderung. Etwas später sind wir in einem Tal, in dem bei 360°-Drehung kein Haus zu sehen ist. Toll! Das Wetter ist auch wieder besser geworden und so macht das Laufen richtig Spaß. Irgendwann geht diese schöne einsame Gegend wieder in bewohnte Gebiete über und der Weg in Schotter- und Teerstraße. Um halb acht ziehen bedrohliche Wolken am Horizont auf. Da wir keine Lust haben, unsere Zelte im Nassen aufzubauen, sputen wir uns und finden am Rande einer nicht eingezäunten Weide in der Nähe von Halmyre Mains einen akzeptablen Platz für unsere Zelte. Bedrohlicher oder hoffnungsvoller Himmel?
    1 Punkt
  45. bri

    Scottish National Trail

    9.5.2018, 20 km An diesem windigen und regnerischen Tag laufen wir meist mit dem Kopf nach unten. Es geht über kahle Hügel, die keinen Schutz bieten. Es geht wieder aufwärts Von weiten schon sehen wir „The Three Brethren“ ganz oben auf dem Hügel und hoffen, dort im Windschatten eine Pause machen zu können. Weit gefehlt. Runde Bauwerke haben keinen Windschatten. Also machen wir nur ein paar Fotos, ziehen die Kapuze wieder tief ins Gesicht und laufen abwärts. The Three Brethren Blick von den Three Brethren aus: In Tranquair treffen wir die Entscheidung, dass wir nicht geradeaus auf unserer Route weiterlaufen, um einen Platz zum Übernachten zu suchen, sondern nach rechts abbiegen und uns im ca. 3 km entfernten Innerleithen eine Unterkunft suchen, um uns einmal richtig aufzuwärmen. Wir landen im Tranquair Arms Hotel, genießen eine schöne heiße Dusche und waschen unsere Sachen. Es kostet mich etwas Überwindung, mit meiner langen Merino-Schlafhose und den Badeschuhen ins hoteleigene Restaurant zu gehen. Aber der Hunger ist stärker. Also husche ich durch die Bar, schiebe mich an den ersten erreichbaren Tisch im Restaurant und dann lassen wir es uns erstmal gut gehen. Die Whiskyauswahl in der Bar ist auch nicht zu verachten. Lecker!
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  46. Fl0

    Vorstellungsthread

    Hallo zusammen, ich bin schon einige Monate stiller Mitleser und habe mich jetzt auch mal angemeldet. Mein Name ist Florian, bin Mitte zwanzig und mich hats momentan in den Süden verschlagen. Ursprünglich komme ich aus dem flachen Münsterland. Ich habe dieses Jahr mit dem Camino Portugues meine erste längere Tour gemacht. Habe zwar vorher schon versucht möglichst leicht zu packen, bin aber durch die Erfahrung (unter anderem auch kniebedingt) motiviert worden mich mehr mit ultraleichter Ausrüstung zu beschäftigen und dann natürlich auf das Forum gestoßen. Für nächstes Jahr habe ich den Westweg möglichst ohne Unterkünfte und vielleicht einen längeren Jakobsweg im Auge! Schöne Feiertage!
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  47. Ich teste gerade das Lanshan pro 2 mal aus. Starker Wind und jetzt auch Regen. Bisher ist es sehr wohnlich...mal schauen was die Nacht noch so bringt
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  48. War mit einem Freund am letzten Septemberwochenende für 4 Tage im Sellrain unterwegs. Vom Wetter her hatten wir alles dabei Regen, Schnee, Sonne, Nebel/Wolken,........ 1. Tag: Praxmar - Winnebachjoch - Winnebachseehütte 2. Tag: Winnebachseehütte - Zwieselbachjoch - Schweinfürter Hütte 3.Tag: Schweinfurter Hütte - Gleirschjöchl - Haidenspitze 2975m - Pforzheimer Hütte 4. Tag: Pforzheimer Hütte - Zischgeles 3004m - Praxmar
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  49. Gerade zurück nach 5 abwechslungsreichen Tagen: Zuerst Wanderung in den Bergen um Jena https://www.saalehorizontale.de mit wilden Tieren einer Übernachtung mitten in einer Kuhherde... in einer interessanten location Packraft-Paddeltour auf der Saale und zum Schluss Touren durch die Sächsische Schweiz Wetter: Sonne, Sturm, Windstille, Bodenfrost und Regen in vielen Varianten Stimmung: trotzdem super
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  50. An der Stenkusten und auf der Insel Furillen, Gotland. Heute geht es leider schon wieder heim. LG, Tippelino
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